Zukunftsperspektiven des Walliser Tourismus - Jubiläumsschrift zum 70. Geburtstag von Wallis Tourismus - RW ...
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Zukunftsperspektiven des Walliser Tourismus Jubiläumsschrift zum 70. Geburtstag von Wallis Tourismus Gottlieb Duttweiler Institut, 2007
Impressum Unabhängiges Thesenpapier des Gottlieb Duttweiler Instituts im Auftrag von Wallis Tourismus, der Dachorganisation des Walliser Tourismus. Autoren: Katja Girschik, Karin Frick, David Bosshart Redaktion: Alain Egli Rüschlikon Mai 2007 Bildkonzeption, Layout, Produktion:Wallis Tourismus. 2
Vorwort Vorwort Feste soll man feiern, wie sie fallen! Die Dachorganisation können. Klar jedoch, dass wir uns mit diesen für den Walliser Tourismus feiert heuer seinen 70. Veränderungen befassen müssen! Technologische Anpass- Geburtstag. Früher bekannt als Walliser Verkehrsverband, ungen überhäufen sich in immer rasanterem Rhythmus. seit 1996 umbenannt in Wallis Tourismus, wird sich unsere Schneller, besser, billiger gilt nicht nur für die Dachorganisation mit Bestimmtheit auch weiterhin mit Informations- und Kommunikationstechnologie, sie tref- Veränderungen zu befassen haben. Sicherlich sei an einem fen auch auf unsere Mobilität und die Verkehrsmittel zu. runden Geburtstag auch der eine oder andere Wirtschaftspolitische Ereignisse verändern die emotionelle (wehmütige) Rückblick erlaubt. Als Interessenvertreter Reisekarte in steter Regelmässigkeit. Kaum ein Wirt- einer der wichtigsten Branchen unseres wunderschönen schaftszweig reagiert so sensibel auf solche Veränderungen Kantons gehören die Sensoren unserer Organisation aber wie der Tourismus. Welche Bedeutung haben die neuen in die Zukunft gestreckt. Grund genug das Gottlieb Megatrends von morgen für unsere touristischen Duttweiler Institut zu beauftragen, uns mögliche Szena- Leistungsträger, das Wallis und seine Bevölkerung? Dies zu rien aufzuzeigen, in welche Richtung sich der Walliser erörtern gilt es in der nachfolgenden Studie. Bei dieser Tourismus in Zukunft bewegen könnte. Die vorliegende Gelegenheit möchten wir es nicht unterlassen, der Loterie Studie befasst sich mit den globalen Megatrends, die auch Romande unseren Dank auszusprechen und ebenfalls zu am Wallis nicht spurlos vorbei gehen werden. Soziale ihrem Geburtstag zu gratulieren. Zum Anlass ihres 70. Veränderungen finden statt und werden sich sehr stark auf Geburtstages hat sie sich bereit erklärt die Kosten für das den Tourismus von morgen auswirken. Immer mehr ältere vorliegende Werk zu übernehmen. Herzlichen Dank und Menschen, längere Arbeitszeiten und die zunehmende viel Glück zum Geburtstag. Orientierung an immateriellen Werten zeichnen sich heute schon ab. Klimaerwärmung ist Tatsache geworden. Urs Zenhäusern, Direktor Wallis Tourismus Offen steht, wie lange sie dauern wird und wie hoch die künftigen Durchschnittstemperaturen ansteigen werden. Unklar und kontrovers noch die Meinung, wie wir mit unserem Verhalten diesen Prozess wesentlich beeinflussen 3
Mehr als Mehr Matterhorn als Matterhorn und Raclette und Raclette Thesen und Perspektiven zur Zukunft des Tourismus’ im Kanton Wallis 7 Einleitung 9 Mächtigste Treiber und Trends 9 Sozioökonomische Veränderungen 11 Technologische Veränderungen 12 Wirtschaftspolitische Veränderungen 13 Klimatische Veränderungen 19 Szenarien als Orientierungspunkte 19 Szenario 1: «Death Valais» 22 Szenario 2:Wallis der Nischen 26 Szenario 3:Wallis Inc. 31 Szenario 4: Eco-Valley Wallis 39 Fazit und Empfehlungen : Das Wallis und die Walliser 43 Anhang 5
Einleitung Einleitung Die Kunden werden immer unberechenbarer, das Klima Methode auch, die Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Grundlagen dieses Papiers sind Fachliteratur, Desk- Politik und Technologie sind zunehmend dynami- Research und qualitative Interviews mit Experten, die in scher, und der Markt für Ferien und Reisen steht in Absprache mit Wallis Tourismus ausgewählt und im März einem rasanten Wandel. Davon ist auch der Kanton Wallis 2007 befragt wurden. Ihre Antworten fliessen in Trend- betroffen. überblick und Szenarien ein. Alle Erkenntnisse wurden Der Dachverband Wallis Tourismus wagt aus Anlass seines mit GDI-Trendanalysen zu einer Gesamtschau zusam- 70-Jahre-Jubiläums einen Blick nach vorne. Die vorlie- mengeführt und weiterentwickelt. genden Überlegungen zur Zukunft des Tourismus’ im Kanton Wallis sollen der Branche neue Perspektiven und Strategien aufzeigen: Wie sehen die Trends und Ent- wicklungen der kommenden 15 Jahre aus? Wohin führt der gegenwärtig eingeschlagene Weg ? Wo bestehen Entwicklungsmöglichkeiten? Wie müssen die strategi- schen Weichen gestellt werden? Welche Bedürfnisse und Wünsche haben die Gäste von morgen? Vier gänzlich verschiedene Szenarien zeigen strategische Handlungsoptionen. Als Basis dient eine Analyse des Walliser Ferienmarkt von heute: Was verändert sich, wel- ches sind die treibenden Faktoren? Ziel ist, eine konstruk- tive Diskussion über zukunftsgerichtete Strategien zu initiieren. Damit richtet sich diese «Versuchsbohrung in die Zukunft» nicht nur an die Leistungserbringer des Tourismus’ im Wallis, sondern an die gesamte Bevölkerung des Kantons. 7
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Mächtigste Treiber Mächtigste Treiber und Trends und Trends Die Zukunft des Walliser Tourismus’ wird von einer nierten zu. Diese Zielgruppe hat überdurchschnittlich viel Vielzahl unterschiedlicher, nicht selten gar gegenläufiger Geld und Zeit – die wichtigsten Güter potenter Faktoren beeinflusst. Hier die relevantesten: Nachfrager. Und die vermögender Alten sind hedonistisch geprägt: Sie reisen gerne und viel, sind vielseitig inter- Sozioökonomische Veränderungen essiert, essen gerne gut, begeistern sich für ausgesuchte Weine, möchten geistreich unterhalten werden und Die Arbeitszeit nimmt zu mögen sich bewegen, aber nicht überanstrengen. Die Erwerbstätigen der westlichen Welt werden wieder Gesundheit und körperliches Wohlbefinden stehen für sie mehr und länger arbeiten müssen. Die Freizeit nimmt ab, im Zentrum. die Reisen werden kürzer, näher gelegene Destinationen attraktiver. Da auch die Arbeit auf Abruf zunimmt, werden Die neue Familie Ferien kurzfristiger und spontaner geplant, die grossen Die klassische Familie mit Mutter,Vater und zwei Kindern Sommerferien, den traditionellen Skiurlaub gibt es nicht ist schon lange nicht mehr die vorherrschende mehr. Für gestresste Arbeitsnomaden werden die Ferien zu Familienform. Die Patchwork-Family umfasst ganze einer wichtigen Regenerationsphase:Von einer reizüber- «Familiennetze» mit Kindern, Eltern, Grosseltern,Tanten, sättigten Generation als Zeit des Rückzugs und der geschiedenen Ehepartnern und gleichgeschlechtlichen Selbstbestimmung eingesetzt, um die knapper werdende Lebenspartnern. Der Begriff der Familie muss neu Freizeit gezielt zur Befriedigung grundlegender Bedürf- definiert werden, denn es gibt nicht mehr nur junge nisse zu nutzen – von der Gesundheitspflege bis zur Familien. So kann eine 45-Jährige mit ihrem Säugling, Partnersuche. ihrer 80-jährigen Mutter und deren 65-jährigen zweiten Ehemann in die Ferien fahren. Diese Familien haben Die Menschen werden älter unterschiedlichste Bedürfnisse, die alle innerhalb der glei- Die Menschen leben immer länger. 2020 wird ein Drittel chen Destination befriedigt werden sollen – und sie der europäischen Bevölkerung über 50 Jahre alt sein, aber wollen vom Familientarif profitieren. auch in Japan oder Australien nimmt die Zahl der Pensio- 9
Champex-Lac 10
Feminisierung des Reisens Werte – was gut ist und gut tut. Und so will man auch in Frauen werden im Tourismus zu einem wichtigen den Ferien kein weiteres Spektakel erleben, sondern Kundensegment. Immer öfter entscheiden sie sich für Erfahrungen machen: Kontakt mit realen Menschen, statt einen Lebensweg ohne Familie, die ununterbrochene mit uniform geschulten Dienstleistungserbringern; das Erwerbstätigkeit gibt ihnen die ökonomische Möglichkeit Lokale, Regionale, Spezifische erfahren. zum Reisen – vermehrt allein oder mit anderen Frauen. Frauen wollen sich auf Reisen wohl fühlen: Technologische Veränderungen Wellness, Beauty, Fashion, Design, Kultur, Bildung, soziale Kontakte, auch Partnersuche, sind Services, die Immer leistungsfähigere Informationstechnologien sie ansprechen. Frauen sind zudem die treibenden Kräfte Verbreitung, Verfügbarkeit und Leistungsvermögen von der Lohas (Lifestyle of Health and Sustainability), die Informations- und Kommunikationstechnologien wach- ihren Lebensstil nach gesundheitsbewussten und ökologi- sen weiter. Dadurch informieren sich Kunden immer schen Kriterien ausrichten. Für sie müssen auch Ferien schneller, besser und billiger über Reiseangebote und ethisch und ökologisch korrekt und verantwortbar ihre Qualität. So zeigen interaktive Landkarten, wie das sein. Die Hälfte aller verheirateten Frauen über 65 sind nächste Urlaubsziel aussieht und welche Angebote es dort Witwen. gibt. Online-Bewertungssysteme und Blogs ermöglichen es, eine Destination, ein Hotel, ein Restaurant schon Immaterielle Werte vor Reiseantritt auf Herz und Nieren zu prüfen. Je älter die zwischen 1946-1964 geborenen Babyboomer Qualitätsabfälle werden unerbittlich abgestraft ; die werden, desto weniger hängt ihr Glück von materiellen Freundlichkeit und Servicebereitschaft des Personals aber Werten ab.Vielmehr strebt diese «Generation Gold» nach auch sofort einer potentiellen Weltöffentlichkeit zur persönlichen Erfahrungen und spannenden sozialen Kenntnis gebracht. Übersetzungsassistenten stehen rund Beziehungen. Einen hohen Stellenwert haben bei ihnen um die Uhr zur Verfügung, und GPS-Tracking führt die intakte Familien, Gemeinschaften, Vertrauen, Moral und Gäste selbst in die entlegendsten Gegenden. Religion. Die Neuen Alten suchen vermehrt substantielle 11
Renaissance der Eisenbahn St. Gallen sollen nach Eröffnung dieses Astes der Immer restriktivere Sicherheitsbestimmungen machen Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) jährlich bis Fliegen zur Tortur und verhelfen der Eisenbahn zu einem zu 400 000 zusätzliche Feriengäste ins Wallis reisen – eine Comeback. Auch Umweltbedrohung, Rohstoffknappheit Zunahme von zehn bis zwanzig Prozent. Dadurch wird und Dauerstau auf den Verkehrsachsen lassen das Reisen mit Mehrumsätzen von rund 60 Mio. Franken und mit der Eisenbahn wieder attraktiv erscheinen, im konti- gegen tausend zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Touris- nentalen Verkehr gehört die Zukunft dem Zug – zum musbranche gerechnet. Vorteil der Schweiz, die eines der weltbesten öffentlichen Verkehrsnetze hat : pünktlich, sauber und mit spek- Wirtschaftspolitische Veränderungen takulären Streckenführungen, die schon an sich einen hohen touristischen Wert aufweisen – man denke nur an Der Osten gewinnt an Bedeutung den Glacierexpress zwischen Zermatt und St. Moritz. Die asiatischen Märkte boomen. Reichtum und Macht Kunden sehen das Reisen und vor allem die Mobilität im verschieben sich zunehmend nach Osten. In Indien und Zeichen der «total costs»: die steigende Sensibilisierung China entsteht eine schnell wachsende Mittelklasse, die verlangt nach durchgängiger Transparenz. Was sind die reisen will und sich dies auch leisten kann. Laut Schät- wirklichen Kosten, die beim Reisen anfallen? zungen der WTO sollen im Jahr 2020 rund 100 Millionen Chinesen pro Jahr Urlaub im Ausland verbringen. Bessere Erreichbarkeit dank Lötschbergtunnel Wenn die Schweiz das verkehrstechnische Herz Europas Die politischen Unsicherheiten nehmen zu ist, dann stellt das Wallis eine seiner Herzklappen dar. Die politischen Unsicherheiten nehmen weltweit zu und Mit der Eröffnung des Lötschbergbasistunnels im behindern interkontinentale Reisen. Die Schweiz, das Dezember 2007 verbessert sich die Erreichbarkeit des Wallis, mit schon heute hohem Anteil inländischer und Wallis per Eisenbahn zudem markant; Oberwallis und grenznaher Gäste, kann zusätzlich profitieren. Aber auch Mittelwallis profitieren von signifikanten Reisezeit- Gäste aus Asien reisen vermehrt in die Schweiz, weil sie verkürzungen. Gemäss einer Studie der Universität ihre Sicherheit und Stabilität schätzen. 12
Liberalisierung und Privatisierung gehen weiter die Schneegrenze bis ins Jahr 2050 um bis zu 350 Die wirtschaftliche Integration Europas schreitet voran. Höhenmeter ansteigt.1 Die Schweiz gerät vermehrt unter Druck, sich den gesetz- Gleichzeitig werden die Schneemengen aufgrund der lichen Rahmenbedingungen der EU anzupassen. Der erwarteten Zunahme der Winterniederschläge in Staat zieht sich zunehmend aus den öffentlichen Lagen über 2000 Metern zunehmen. Dies kann für Bereichen zurück, Liberalisierung und Privatisierung Skipisten und andere touristische Infrastruktur zur gehen weiter. Strukturerhaltende Massnahmen und Bedrohung durch Lawinen führen. Überdies steigt mit Subventionen finden immer weniger Unterstützung und auftauendem Permafrost und Rückzug der Gletscher die werden abgebaut; Eigeninitiative und Pioniergeist werden Gefahr von Bergstürzen und Erdrutschen; Verkehrswege hingegen belohnt. sind gefährdet, Tourismusorte schwerer erreichbar, Wander-, Bergtour- und Kletterrouten von Steinschlag Klimatische Veränderungen bedroht. Überhaupt treten Extremereignisse durch die Veränderung Allgemeine Entwicklung des Niederschlagsregimes häufiger auf: Hitzewellen, Die globale Erwärmung hat gravierende Auswirkungen Trockenheit oder heftige Niederschläge gefolgt von auf das Klima in der Schweiz, reagieren doch gerade Hochwassern. Längerfristig verschwinden kleinere die sensiblen Zonen der Alpen stark auf Störungen Gletscher, das Landschaftsbild verliert an Attraktivität, des ökologischen Gleichgewichts. Auch in den Bergen Flora und Fauna verändern sich in nicht absehbarem wird es im Sommer generell heisser und trockener, Ausmass. im Winter wärmer und nässer. So geht das Beratende Neben allen Risiken bietet die Klimaerwärmung für den Organ für Fragen der Klimaänderungen (OcCC) in alpinen Tourismus auch Chancen. Insgesamt sind die der Schweiz bis zum Jahr 2050 von einer Erwärmung zahlreichen und vielfältigen Folgen die Klimaveränderung um rund zwei Grad Celsius in Herbst, Winter und für den Walliser Tourismus der wohl wichtigste Frühjahr aus sowie um knapp drei Grad Celsius Einflussfaktor, weshalb ihren Auswirkungen hier etwas im Sommer. Die Experten erwarten darum, dass mehr Platz eingeräumt wird. 1 Der Unsicherheitsbereich liegt bei 1 bis 5 Grad Celsius. 13
Wintersport nur noch in grossen Höhen der Alpen. Immerhin dürfte die Wintersaison aber schon Auch der Walliser Winter wird weniger schneesicher. bei einem geringen Temperaturanstieg wesentlich kürzer Schon heute sehen sich die Betreiber von Skigebieten mit ausfallen. einer kürzeren Saison und einem Anstieg der Schnee- grenzen konfrontiert. Langfristig werden nur die grossen, Schneesport wird noch kapitalintensiver finanzkräftigen Destinationen mit Skigebieten über 1800 Je weniger Schneefall, desto grösser die künstlich zu Metern überleben. Mittelgrosse Skiorte in mittleren beschneiende Fläche – mit steigendem Aufwand an Lagen (1500-1600 Meter über Meer) sind demgegen- Technik und Kapital. Denn Wasserknappheit, hohe Luft- über die grossen Verlierer der Klimaerwärmung, weil sie temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit und andere für die Erneuerung ihrer Infrastruktur keine Investoren klimabedingte Veränderungen setzen der Beschneiung finden. physikalische Schranken. Weitere Kosten verursachen als- Berechnungen der OECD sagen voraus, dass viele dann veränderte Pistenverläufe, Gletscher-Abdeckungen, europäische Skiorte wegen des klimabedingten Schnee- Beschneiungsanlagen, Speicherseen oder neue Permafrost- mangels werden schliessen müssen: in Deutschland nahezu Verankerungen – wobei das Wallis mit seinen hohen Ber- alle, in Österreich immerhin 70 Prozent. Die schwei- gen von solchen kostspieligen Fundamentssanierungen bei zerischen Skigebiete hingegen gelten dank ihrer Masten und Bergbahnstationen besonders betroffen ist. Höhenlage als weniger gefährdet: Nur gerade ein Zehntel So wird der Klimawandel beachtliche Investitionen ver- der schneesicheren Skiregionen wäre bei einem langen, allein um den Umsatz zu halten. Experten zufolge Temperaturanstieg um ein Grad Celsius gefährdet, beim sollten die Wintersportorte noch etwa die Dauer eines Extremfall einer viergrädigen Erwärmung wären es die Investitionszyklus’ Zeit haben – also ca. 25 Jahre –, um sich Hälfte aller Gebiete. Im Wallis wiederum müssten nur auf die klimatischen Veränderungen einzustellen. zehn der heute 49 Orte aufgegeben werden, weshalb gilt: Das Wallis bliebe dank seiner neun über 3000 Metern über Schneesport wird exklusiv Meer reichenden Skiregionen selbst bei einer starken Mit steigender Schneegrenze werden Skiorte unter 1700 Klimaerwärmung eines der schneesichersten Skigebiete Metern aufgegeben, sind Bergbahnen in höhere Lagen 14
Herbststimmung im Val Ferret 15
doch oft zu teuer. Diese Gebiete müssen sich neu orien- profitiert der Immobiliensektor. Die im Zuge der tieren, Skifahren wird aus dem Angebot gestrichen. Die Globalisierung und Deregulierung voranschreitende Nachfrage der SchneesportlerInnen verlagert sich dadurch Reichtumsverlagerung führt zur radikalen Ökono- auf einige wenige hochgelegene, schneesichere Locations, misierung der Natur.Vermögende Private sammeln (nicht die ihr Angebot hochpreisig verkaufen können – Skiferien nur) immer mehr Kunst, sondern auch immer mehr sind wieder ein Zeichen sozialer Distinktion, und der Natur. Welchen Wert haben Investitionen in unberührte Winterzauber, in einer tief verschneiten Landschaft Ski zu Natur? Was ist der Besitz von schneesicheren Bergen, fahren, Skitouren zu machen oder zu wandern, wird zum Gletscher, Flüsse und Wälder Wert?2 Nachdem in den exklusiven Erlebnis. letzten Jahrzehnten vermehrt Schlösser, Kirchen, Regier- Als Massensport hingegen wird der Schneesport länger- ungsgebäude und historische Bauten privatisiert und fristig an Bedeutung verlieren. Schon heute trifft Vico umgenutzt wurden, stellt sich die noch viel radikalere Torrianis Hit «Alles fährt Ski» (1963) auf die multikul- Frage, was die Privatisierung der Natur für Folgen haben turelle Bevölkerung der Schweiz nicht mehr zu. Bald ler- könnte. Es steht ausser Zweifel, dass irrationales nen Kinder gar nicht mehr Skifahren, weil sich in der Investorenpotenzial vorhanden ist. nahen Umgebung keine Gelegenheit dazu bietet. Alternative Kurse – z.B. im Klettern – ersetzen das tradi- Sommertourismus tionelle Skilager für Schulkinder. Heute hängt der Erfolg der meisten Tourismusorte im Wallis von der Wintersaison ab, vor allem die Bergbahnen Goldige Zeiten für die Immobilienbranche sind entscheidend darauf angewiesen. Mit den zu Die zunehmende Exklusivität des Wintersports lässt die erwartenden klimatischen Veränderungen wird der Nachfrage nach Ferienwohnungen in schneesicheren Sommertourismus an Bedeutung gewinnen. Denn die Destinationen steigen. Das führt zu mehr Zweitwohnung- Klimaerwärmung bringt eine neue Kategorie von en, wenn die gesetzliche Regulierung gelockert werden. Sommertouristen hervor : Menschen, die zuvor mit ihrer Oder aber die Übernachtungspreise steigen wegen der Familie nach Italien ans Meer gefahren sind, die Hitze am steigende Zahlungsbereitschaft der Kunden. In jedem Fall Strand nun aber nicht mehr ertragen. Sobald es in den 2 Die bekanntesten Investoren sind etwa Ted Turner oder Douglas Tompkins. 16
Städten, den oberitalienischen und den niederrheinischen Ebenen brütend heiss ist, wird die traditionelle Fahrt in die Sommerfrische wieder aktuell. Während die unsicheren Witterungsverhältnisse in den Bergen heute ein Nachteil für alpine Aktivitäten sind, führt die Klimaveränderung zu stabilen Schönwetterlagen und verlängert den Bergsommer mit seinen angenehmen Temperaturen bis in den Spätherbst. 17
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Szenarien Szenarien als als Orientierungspunkte Orientierungspunkte Wie weiter, welche Optionen bestehen, und was, wenn bei sind – so das erste Szenario und auch der gegenwärtig man gar nichts ändert? Die nachfolgenden Szenarien eingeschlagene Weg. Die regionale Vogelstrauss-Politik zeigen vier mögliche Hauptstränge von Entwicklungen wird begleitet von einer Abschottung der Schweiz, was das auf – als bewusst überzeichnete Fiktion, die zum frucht- Land zu einem isolierten, regulierten Markt mit wenig baren Nachdenken und Diskutieren anregen soll. Binnenwettbewerb verkommen lässt. Das Angebot orien- tiert sich allein an der inländischen Nachfrage, und die Szenario 1: «Death Valais » Strukturen sind intransparent : Wer von welchen Subventionen und Fördermassnahmen profitiert ist unklar, Kernidee : Das Wallis blockiert sich politisch, verpasst ebenso wie die verfügbaren Mittel am effizientesten Entwicklungen, wird zweitklassig und verliert dadurch eingesetzt werden könnten. Profil, Gäste und schliesslich Arbeitsplätze. Der Kanton gerät in eine Zerreissprobe. Bremsklotz Föderalismus Die grossen Entwicklungen der kommenden 15 Jahre Gemeindegrenzen bestimmt das Denken, jede Kommune werden überregional, national, ja sogar international sein. hält sich für die Welt. So wird der Föderalismus, eine wich- Die Abhängigkeiten nehmen zu und es gibt kein tige und international oft kopierte Errungenschaft der po- Ausserhalb mehr. Alle Stufen der touristischen Wert- litischen Schweiz, im Wallis zum Bremsklotz. Die Akteure schöpfungskette – Reisemittler, Veranstalter, Transport- orientieren sich am politisch Machbaren statt am sozial und Gastgewerbe – unterliegen einem steigenden globalen und wirtschaftlich Wünschbaren und Möglichen. Der Wil- Konkurrenzdruck. Sie reagieren darauf mit Expansions- le zur Veränderung ist gering, die Abwehrreflexe sind stark. und Konzentrationsstrategien, die zunehmend mit inter- Auch die Tourismusbranche hält an ihren traditionell nationalen Investitionen, Fusionen und Kooperationen gewachsenen, kleinteiligen Strukturen fest. Die Ent- umgesetzt werden. scheidungsträger sind einzig ihren Partikularinteressen Die Walliser verkennen diese Bewegungen, verlieren den verpflichtet und können sich auf keine gemeinsamen Anschluss, weil die überheblichen Akteure nicht merken, Ziele einigen. Ein politischer oder gesellschaftlicher dass die goldenen Zeiten des alpinen Tourismus längst vor- Konsens über gemeinsame Strategien fehlt gänzlich. 19
Was folgt, ist die totale Regulierung. Verschiedene gasse. Nur die grossen und finanzstarken Destinationen Interessengruppen erreichen, dass ihre Anliegen in wie Zermatt, Saas-Fee, Crans-Montana, Leukerbad und Gesetzen und Verordnungen festgeschrieben werden. Die Verbier können in der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur des gesamte Branche ist gelähmt, die Kräfte total zersplittert, Wallis noch überleben und sich im höherpreisigen Luxus- jeder kämpft ums eigene Überleben. Vernetzte Angebote Segment behaupten. gibt es kaum, jeder Kurverein, jedes Hotel, jede Bergbahn Die Gäste bemerken das Ausbleiben der Investitionen erst versucht, das eigene Angebot zu verkaufen; Alleingänge kaum, doch mit der Zeit veraltet die Infrastruktur sind alltäglich, Orte verschulden sich und gehen Konkurs. unübersehbar. Innovationen werden so spät übernommen, dass die Kunden nicht mehr dafür zu bezahlen bereit sind. Tödlicher Kostendruck Die Standards sinken auf «genügend», ein Angebot im Alle Destinationen wollen alles anbieten, wodurch sie für zweitklassigen Mittelfeld wird zur Regel. Kunden auf der die Gäste kaum mehr unterscheidbar sind. Das Wallis als Suche nach einem guten Preis-Leistungsverhältnis reisen Ganzes verliert an Profil. Neid dominiert, weil man nur nach Österreich, wo sie sich billigere Bergferien mit noch darauf schaut, was der andere macht. Für die Kunden einem besseren Angebot gönnen. sind hohe Such- und Informationskosten die Folge, weshalb sie sich klarer positionierten Destinationen mit Niedergang eines Me-too-Anbieters integrierten Services zuwenden. Der internationale Wettbewerb im Tourismus verschärft Die staatliche Subventionierung zweitklassiger Destina- sich. Das Image des sauberen, qualitativ hoch stehenden tionen provoziert politischen Widerstand. Der Zwang zum Ferienlandes Schweiz verblasst, ihr Ansehen fällt zurück. Sparen wächst, der Tourismus reagiert mit verschärften Die Schweiz verliert seinen Status als DAS Land für erst- Kostenkontrollen, Personalkosten werden gedrückt, klassigen, alpinen Tourismus. Investitionen verschoben. Dann folgen Preiserhöhungen Das Wallis wird zum Me-too-Anbieter mit verbauten und Leistungsabbau, die Betriebe orientieren sich primär Berghängen, veralteten Seilbahnen und herutergekomme- an den Kosten. Die ganze Tourismusbranche ist in einem nen Hotels. Die Gletscher haben sich zurückgezogen, Nullsummenspiel blockiert, befindet sich in einer Sack- Schnee findet sich nur noch in hohen Lagen, die 20
Weinstock in Salgesch in der Region Sierre-Anniviers 21
Landschaft verliert an Attraktivität. Felsstürze, Murgänge ● Abstieg in die Mittelmässigkeit. und Überschwemmungen nehmen zu, weil sich niemand ● Sinkende Margen, weil das mittelmässige Angebot nur um die Konsequenzen der Klimaerwärmung schert. noch über den Preis vermarktet werden kann. Erste Destinationen und Bergbahnen müssen Konkurs ● Das Wallis ist unterbewertet und wird nach dem anmelden. Arbeitsplätze gehen verloren, die Walliser Vorbild von Andermatt sukzessive von internationalen Seitentäler leeren sich. Die Bevölkerung drängt zur Indu- Beteiligungsgesellschaften aufgekauft. strie im Rhonetal oder pendelt nach Bern und Zürich zur Arbeit. Die Differenzen zwischen Ober- und Unterwallis Szenario 2: Wallis der Nischen verstärken sich weiter. Der wirtschaftliche Niedergang von grossen Regionen stellt den Kanton vor eine politische Kernidee: Das Wallis macht seine Vielfalt zum und soziale Zerreissprobe. Verkaufsargument, unzählige kleine Anbieter bewirtschaften unzählige Nischen. Dank einem « Death Valais » gemeinsamen Internetauftritt kann jeder Ort seine Einzigartigkeit effizient vermarkten. Chancen «Typisch Wallis – einfach anders» lautet der Slogan von ●Wenige Konflikte, da kaum Eingriffe ins «Business as Wallis Tourismus. Nicht von ungefähr : Die Walliserinnen Usual». und Walliser sind markant und eigenwillig, Individualisten, ●Vergangenheitsorientierte Entwicklung vermittelt das die sich in kein Schema pressen lassen wollen. Die his- Gefühl von Stabilität. torisch gewachsene Struktur spiegelt sich in der fragmen- ●Keine Gefahr, auf den falschen Trend zu setzen. tierten Ferienregion: Jede Gemeinde hat ihren eigenen Kur- oder Verkehrsverein, der seit langer Zeit mit seinem Risiken Hausberg und kleinstem Marketingbudget autonom für ●Der konjunkturelle Aufschwung zementiert den Status ein paar wenige Kunden einen «eigenen» Tourismus Quo und Selbstzufriedenheit. Strukturelle Anpass- entwickelt; jeder kämpft für sich. Da wahren selbst ungen werden verschlafen, der Anschluss wird verpasst. Fachleute den Überblick nur mit Mühe. 22
Das zweite Szenario macht das Heterogene und Verquere Auf diesem Internet-Auftritt präsentieren selbstver- zur einzigartigen Stärke. Seine vielen unabhängigen ständlich alle Verkehrsvereine und Hotels ihre Angebote, Anbieter heben den Walliser Tourismus deutlich vom doch die Eintrittsschwellen in den Tourismus liegen viel globalisierten, uniformierten Massentourismus ab. Um die tiefer: Künstler und Bergführerinnen präsentieren sich als Vielfalt aber zum erfolgreichen Unterscheidungsmerkmal Independents einem breiten Publikum. Jede Familie mit zu machen, muss sie in ein verständliches Angebot über- einem ungenutzten Zimmer kann original Walliser Bed & setzt werden. Deshalb werden die Marketing-Anstren- Breakfast anbieten. gungen aller Tourismusorganisationen zusammengefasst Solche Klein- und Kleinsthotels profilieren sich, indem sie und von einer professionell geführten Vermarktungsagen- den Gästen ein zweites Zuhause bieten: in Ruhe lesen, tur überregional koordiniert. Weil sich sämtliche einfach mal sein und geniessen, die schöne Umgebung Leistungsträger und Destinationen beteiligen, reicht das erkunden. Gerade Familienbetriebe können durch eine Budget für eine professionelle und wirksame Vermarktung persönliche Beziehung zum Gast lukrative Nischen des Wallis. – So viel Kooperation ist für das Überleben als besetzen – wenn sie am Markt genügend professionell auf- Region nötig. treten. In der Nische des Luxussegments etablieren sich im ganzen Wallis «Boutique Hotels» mit 25 bis 35 exklusiv Nischenplayer eingerichteten Zimmern, familiärem Rahmen und per- Dörfer, Hotels und jegliche Art von Kleinstunternehmer sönlichem Service. können als unabhängige Nischenanbieter bestehen. Damit In der wachsenden Vielfalt der Nischenangebote verliert sie in der immensen Vielfalt der Angebote gefunden wer- der klassische Wintersport zunehmend an Bedeutung. Die den, erhält jeder auf einer gemeinsamen Web-Plattform Masse fährt nicht mehr Ski, sondern geht ihren höchst Platz zur Selbstdarstellung. So werden die Kunden für ihre unterschiedlichen, speziellen und ausgefallenen Freizeit- Suche nach diesen Nischenplayern mit einem einmaligen, interessen nach. Durch die neue Angebotsvielfalt wird das qualitativ hoch stehenden Angebot belohnt. Interaktive Sommer- wie auch das Winterprogramm abwechslungs- Tools helfen zudem, Entdeckungen zu bewerten und reicher und damit auch unabhängiger von klimatischen weiter zu empfehlen. Veränderungen. 23
Kulinaria als Image-Träger sirup, feine gebrannte Wasser wie Abricotine und Wil- Auch im Walliser Weinbau verhindert die Kleinteiligkeit liamine. Diese Produkte sind nur begrenzt verfügbar, eine Vermarktung im grossen Stil. Die historisch bedingt saisonal oder lokal – genau die Ursprünglichkeit, die die enge Parzellierung der Rebberge erlaubt es nicht, Gäste suchen. Indem die Landwirtschaft die biologische eine grosse Nachfrage zu befriedigen.Als Nischenanbieter Vielfalt zu erhalten hilft, findet sie eine aussichtsreiche hingegen können diese Betriebe ihre Produkte über Nische – und schafft in der Kombination mit dem Touris- die gemeinsame Kommunikationsplattform an Liebhaber mus Authentizität als nachhaltigen Mehrwert. verkaufen und so das Wallis als kulinarisch interessante Das gilt auch für die Gaststätten des Nischen-Wallis’: Destination positionieren helfen. Hierzu eignet sich Neben Gault-Millau-Restaurants umfasst das Angebot Wein besonders gut, vereinigen sich in diesem emo- auch kleinere Lokale, die alte Gerichte neu interpretieren tionalen Produkt doch verschiedene Themen: Kultur, und die Gäste zu kulinarischen Entdeckungsreisen ein- Geschichte, Geselligkeit, Natur, Landschaft, Klima, soziale laden. Alle Restaurants bieten qualitativ hoch stehende, Distinktion. Die Walliser Weine werden an einmaliger regionale Genüsse an, die auch ökologische und ästheti- Höhenlage und an atemberaubend steilen Hanglagen sche Ansprüche befriedigen – nicht nur im obersten angepflanzt. Die daraus entstehende Landschaft ist ein- Preissegment. drücklich – genau wie die Varietät der angepflanzten Rebsorten. Die neuen Luxus-Nischen Doch nicht nur seine Weine festigen den Ruf des Wallis’ Auch die grossen Destinationen mit hohem als lukullische Destination, die Region produziert zahl- Bekanntheitswert wie Zermatt, Saas-Fee, Leuker- reiche weitere Spezialitäten. Natürlich behalten Raclette bad, Crans-Montana und Verbier sind im globalen und Fondue ihren Stellenwert als geselliges Essenserlebnis Massstab Nischenplayer. Diese Hotspots können ihre par excellence. Daneben hat das Wallis aber noch viel mehr Spitzenposition im alpinen Tourismus mit der an lokalen Produkten zu bieten: saftige Aprikosen, frische Fokussierung auf hochwertige Angebote weiter ausbauen. Erdbeeren, kostbaren Munder Safran, aromatischen Auch unterhalb der traditionellen exklusiven Premium- Alpkäse, Walliser Trockenfleisch, Roggenbrot, Holunder- und Superpremium-Angebote öffnen sich neue Luxus- 24
Nischen. Denn auch Leute mit mittleren und tieferen Chancen und Risiken eines Wallis’ der Nischen Einkommen suchen Mehrwert und fragen vermehrt hochwertige Produkte und Erlebnisse nach. Sie wollen Chancen sich wenigstens in den Ferien die Luxusträume er- ●Nischenanbieter werden gefördert und unterstützt, füllen, die sie sich im Alltag nicht leisten können. Die ihre Eigenart zu pflegen und weiter zu entwickeln, da- bekannten Top-Destinationen differenzieren ihre Luxus- durch nimmt insgesamt die Unverwechselbarkeit des angebote aus; die einen öffnen sich nach unten mit «Klasse Wallis zu. für die Masse» und die anderen entwickeln sich nach oben ●Die bestehenden Hotspots können ihre Position als weiter mit Ultrapremium-Angeboten für die Superreich- Anbieter von neuen Luxus-Nischen ausbauen während en. Für den Erfolg entscheidend ist, dass alle diese auch andere Anbieter aus dem Wallis davon profitieren Produkte nach dem Prinzip der Knappheit angeboten können. werden. ●Die Vielfalt der unabhängigen Anbieter zieht Individual- Reisende und Connaisseurs an, die das Besondere Niche-Appeal als Verkaufsargument suchen und abseits der grossen Holiday Hubs Ferien Das Wallis positioniert sich als Ort der Nischenanbieter machen wollen. mit allen Abstufungen, von Hochtouren bis zum beque- ●Dank ihrer Internet-Präsenz können die Nischen- men Rollstuhlwanderweg, vom Übernachten in der ein- anbieter besser gefunden werden, sie können ihre fachen Berghütte bis zum Ultraluxus-Boutique-Hotel. Qualität besser entwickeln. Die Nischen müssen konsequent gepflegt und weiterent- ●Nischenangebote können Gäste emotional stärker wickelt werden, nur so wächst der Niche-Appeal. Jeder binden und profitieren überdurchschnittlich von Mund- Anbieter, der unabhängig und einzigartig sein will, muss zu-Mund-Propaganda. seine Einzigartigkeit klar definieren und weiterentwickeln ●Die Kommunikation, die Vermarktung und die – egal ob Hotel oder Produzent von Walliser Roggenbrot. Qualitätskontrolle der Nischenangebote werden von den Unabhängigkeit und Heterogenität werden zum schlagen- Konsumenten vorgenommen. den Verkaufsargument. 25
Risiken Vermarktungsgesellschaft Wallis Inc. Lokale oder regio- ●Die Vielfalt der Nischen überfordert die Leistungs- nale Tourismusorganisationen gibt es nicht mehr, denn die anbieter. kritische Masse auf dem globalen Tourismusmarkt kann ●Die Vielfalt überfordert unerfahrene Touristen und nur mittels Grösse erreicht werden. Das Wallis will wirkt beliebig. als Global Player mitspielen. Das Wallis setzt daher ●Gemeinsamkeiten gehen unter in der Vielfalt. vollständig auf den Preis als Verkaufsargument. Einige wenige international tätige Anbieter entwickeln Proto- Szenario 3: Wallis Inc. typen von Ferienwelten, die sie weltweit vermarkten – eine Massenproduktion von Feriendestinationen; im Kernidee : Preis- und Margendruck zwingen zur Stan- globalen Konkurrenzkampf sind Synergien über- dardisierung, eine professionelle internationale Ver- lebenswichtig. marktungsgesellschaft bewirtschaftet das Wallis effizient für den Massentourismus, die Rendite steht Ferienwelten und Hot Spots im Zentrum. In der Schweiz entstehen drei Ferienwelten, Economies Oberwallis, Unterwallis, Kantons- und Gemeindegrenzen, of scale und scope sollen die hohen Schweizer Arbeits- das alles interessiert den globalen Tourismusmarkt und Bodenkosten ausgleichen: Zürich und Agglomera- nicht. Der internationale Kunde will Schweizer Berge tion, Graubünden und Wallis sind die Schweizer Ferien- sehen – und das kann er auch in der Innerschweiz oder welten. Innerhalb dieser Regionen findet eine örtliche im Bündnerland, wenn er im Wallis nicht die gewün- Verdichtung von verschiedenen Attraktionen statt: Shop- schte Dienstleistung bekommt. Die geografische oder ping, Museen, Wasserparks, Gourmetrestaurants, Wellness kulturelle Dimension der Destination ist völlig irrelevant, werden auf einige wenige Hot Spots konzentriert. da beliebig austauschbar. Die internationale Kundschaft Auch im Wallis kaufen Beteiligungsgesellschaften die interessiert sich nur für Preis und Leistung. attraktivsten Orte auf. Der globale Tourismus funktio- Dieser Preisdruck führt im dritten Szenario zu einem niert nur auf der Basis von 24/7/365, Nebensaisons gibt Zusammenschluss aller Walliser Destinationen zur es nicht. Geschlossene Hotels, Restaurants oder Läden 26
Leukerbad - Morgenstimmung im Aussenbad der Lindner Alpentherme 27
werden von den Gästen nicht akzeptiert. Weil Wallis Inc. Hybride Hotels erhöhen die Vielfalt. So wachsen Gasthöfe ihre alpinen Ferien-Resorts nach Renditekriterien führt, mit Kliniken, Schulen und Museen zusammen; gibt sie unprofitable Destinationen auf. Ferienclubs verfügen über Handwerksstätten und Gross-Hotels nach dem Benchmark von globalen temporäre Arbeitsplätze. Diese künstlich geschaffenen Destinationen werden zu vertikal integrierten Dienstleis- Ferienwelten können flexibel auf die Anforderungen tungszentren, welche die Gäste vor Ort rundum betreuen. einer Klientel reagieren, die stetig Neues sucht und unter- Alle Zusatzangebote und Aktivitäten wie Skiabonne- halten sein will.Attraktive Kombinationen von Aktivitäten mente, Ausflüge oder Autoverleih werden über das Hotel sollen die Gäste bei Laune halten: Shoppen in Genf, organisiert und gebucht. Ein professioneller 24-Stunden- Berge sehen in Zermatt, Skifahren in Verbier, Well- Kinderhütedienst ist selbstverständlich, auch im Sommer. nessen in Leukerbad, ein Weingut besuchen im Rhone- tal. Diese Art des Reisens benötigt als Drehscheibe Holiday Hubs und Hybride Hotels eine solide Hotelinfrastruktur im Rhonetal, von wo sich Diese alpinen Ferienwelten bauen eine optimale die Ausflugsziele in den Tälern in Tages-Trips errei- Dienstleistungskette auf, die massgenau auf die Bedürfnisse chen lassen. der Gäste zugeschnitten ist. Die Kunden wollen Bequem- Das massentaugliche Angebot spricht auch das lichkeit und persönliche Betreuung, sich um nichts Kundensegment der Teen- und Twenagers an: Junge kümmern müssen, umsorgt werden, wie im Hotel Mama. Rucksack-Touristen reisen mit immer grösserem Die Holiday Hubs unterscheiden sich primär in der Budget, Spass, Sport und Nachtleben stehen dabei im Exklusivität (Preis) und im Angebotsmix. Im Fokus stehen Mittelpunkt. Die Berge sind prädestiniert für Sportarten Beauty, Sport und Kultur. Der Fokus liegt auf Angeboten wie Mountainbiken, Canyoning, River-Rafting, Para- und Aktivitäten, die Indoor oder innerhalb der Ressorts gliding, Deltasegeln oder Fallschirmspringen. Sportliche durchgeführt werden können – denn schlechtes Wetter Grossanlässe ziehen – neben dem medialen Interesse – stört den reibungslosen Betrieb. Zudem machen zusätzliche Gäste an. Und die Städte im Rhonetal bieten Ferienanlagen unter einem Dach unabhängig von poten- ein attraktives, abwechslungsreiches Nightlife an. Grosse tiell negativen Auswirkungen der Klimaveränderung. internationale Hersteller, Händler und Dienstleister von 28
global operierenden Marken garantieren mit Sponsoring- Ausbildung des Tourismuspersonals ist ebenso standardi- verträgen einen kontinuierlichen Income-Stream, bestim- siert wie die Walliser Tracht, die von allen Tourismus- men aber auch die Entwicklung mit. angestellten als Uniform getragen wird. Walliser Kultur und Tradition werden als Folklore zur Schau gestellt. Die Grenzen des Wachstums Allerdings lässt sich die Produktivität im Tourismus nicht Internationalisierung grenzenlos steigern, da touristische Güter und Dienstleis- Beim Ausbau der Übernachtungskapazitäten wird zwar tungen von jahreszeitlichen Rhythmen sowie ökologis- wie üblich mit den bekannten Stararchitekten gebaut (wie chen und sozialen Kreisläufen abhängig sind. z.B. Jean Nouvel, Renzo Piano, Norman Foster, Herzog & Unterschiedliche Winter- und Sommer-Angebote verur- DeMeuron, Frank Gehry), doch in erster Linie zählt die sachen hohe Fixkosten, zudem kann der Tourismus als Rentabilität. Der Immobilienmarkt wird vollständig liber- standortgebundene Branche nicht einfach Teile der alisiert, die Baureserven ausgeschöpft. Der Bestand an Wertschöpfungskette in Billiglohnländer auslagern. Zweitwohnungen nimmt im ganzen Wallis stark zu. Die Umso mehr müssen die wenigen Bereiche, bei denen sich Hotel- und Ferienwohnungskomplexe absorbieren grosse Grössenvorteile erzielen lassen, konsequent ausgenutzt Naturflächen, die ursprünglichen Dorfbilder verändern werden: Die Hotel- und Restaurationsinfrastruktur wird sich. massiv ausgebaut und auf Massenabfertigung getrimmt. Wer im Wallis das Urchige und Authentische sucht, bleibt Die verschiedenen hotelinternen Systeme werden nun weg. Im Gegenzug freut sich eine internationale zunehmend integriert, Abrechnungs- und Buchungssys- Gästeschar über die Angebote der Wallis Inc.: leistungs- teme mit Kundendaten zusammengeführt, was ein präzi- fähige Hotellerie und Gastronomie, die auf ihre Bedürf- seres Marketing erlaubt. Routineabläufe wie Check-in und nisse und Wünsche ausgerichtet sind. So bieten die Check-out werden automatisiert, computergestützt, teil- Restaurants standardisierte internationale und nationale weise auch Web-basiert abgewickelt: Die Gäste erledigen Menüs an, zubereitet von internationalen Küchenteams. das Check-in-Prozedere schon zu Hause am Computer, Catering-Unternehmen versorgen kleinere Hotels was Zeit und Personal an der Reception spart. Die mit indischen und chinesischen Gerichten. Denn die 29
Ringkuhkampf 30
asiatischen Gäste können und wollen kein Raclette und ● Erfolgreiche Konzepte können leicht multipliziert, Fondue essen – es sei denn einmal als Selbstversuch. Prozesse verschlankt, die Effizienz der Abläufe und die Die Tourismusangestellten verständigen sich ebenso Auslastung der Betriebe gesteigert werden. fliessend auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch ● Durchgehender einheitlicher Auftritt von der wie auf Russisch und Chinesisch. Die Vielsprachigkeit als Werbekommunikation bis zum Personal. bekanntes Schweizer Charakteristikum wird zum wichti- ● Spektakuläre Architektur (Museen, Hotels, Berghäuser, gen Differenzierungsmerkmal im fast ausschliesslich Sportanlagen, Einkaufszentren) setzt Akzente und zieht englischsprachigen globalen Tourismus. Gäste in Scharen an. Zur Positionierung in der globalisierten Reisewelt ● Das Wallis wird zur führenden Europa-Natur- schliesst sich das Wallis an bekannte internationale und Erlebniswelt : der ultimative Abenteuer-Park, das Mekka nationale Destinationen an: als Naturpark von Genf und der Outdoor-Sportler. Zürich sowie als Erholungsgebiet für Grossstädte wie Paris und Mailand. Die Kleinräumigkeit der Schweiz und ihre Risiken guten Verkehrsverbindungen werden so zum Wett- ●Verlust der Identität und Unverwechselbarkeit. bewerbsvorteil. ●Raubbau : Übernutzung der natürlichen Ressourcen. ●Preisdruck nimmt zu, da andere Differenzierungsmerk- Chancen und Risiken der Wallis Inc. male fehlen. Chancen Szenario 4: Eco-Valley Wallis ●Professionalisierung aller touristischen Angebote. ●Infrastruktur, Services, Ausbildung usw. kommen aus Kernidee : Das Wallis unterwirft sich den weltweit einer Hand, können billiger beschafft und flexibler strengsten Umweltschutzregeln, setzt auf Nachhaltig- eingesetzt werden. keit und Exklusivität, wird radikal « grün » – eine ●Qualitätsstandards lassen sich einfacher einhalten und Green Destination. kontrollieren. Der englische Poet Lord Byron stilisierte die Alpen zum 31
Ort von persönlicher Herausforderung und Abenteuer, (sehenswerte Reiseroute), Besucherzentren, Restaurants der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau be- und Hotellerie. Der grösste Teil des Parks aber schrieb sie als heilbringenden Ort für Leib und Seele. wird konsequent von der Zivilisation abgeschirmt, um Das zeigt: Fürs schnelle Kennenlernen eignen sich die Fauna und Flora zu schützen und als Brache zu Berge schlecht.Viel besser passen sie zu Leuten, die lokale renaturieren – Radical Nature, mit stark beschränktem, Traditionen, Kultur und Landschaften erfahren und streng reglementiertem Zutritt.Wer in die Berge fährt, will erleben möchten. Solche Gäste entwickeln zum Ort, zur keine Menschenmassen antreffen. Zugang zu diesem ein- Landschaft, zu den Menschen individuelle Beziehungen, maligen Flecken Erde gibt’s denn auch nur gegen hohes die sie immer wieder zurückkommen lassen. Eintrittsgeld, das ultimative Natur-Erlebnis ist Luxus für Darauf baut das Wallis in diesem vierten Szenario auf. Vermögende. Wer sich alles kaufen kann und schon alles Wo sich das Leben der Menschen zunehmend in gesehen hat, sucht nach spirituellen, immateriellen Asphaltwüsten abspielt, wird die unberührte Natur sel- Erfahrungen. tener, wertvoller und darum zum sorgfältig geschützten Gleichzeitig werden die Jagdreviere zusammengelegt und Gut. Mit seiner einmaligen Bergkulisse und der grössten als grosse Zonen privater Wildnisse an einige Wenige ver- Anzahl an 4000er-Gipfeln auf schweizerischem Boden pachtet. Hier ist auch die Jagd auf Hochwild, Bären oder positioniert sich das Wallis als erste Green Destination – Luchse möglich. Gäste aus arabischen Ländern oder aus Eco-Valley Wallis. Der gesamte Tourismus wird konse- Russland sind bereit, für solche Aktivitäten viel Geld quent auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit aus- auszugeben. gerichtet, damit die Gäste ihre Sehnsucht nach Natur in Für seine Gäste aus dem Fernen Osten wiederum knüpft den Ferien auf ökologisch korrekte Weise befriedigen das Wallis an die asiatische Tradition der heiligen Berge an, können. um dem schnelllebigen Sight-Seeing-Tourismus eine langsamere, nachhaltigere Alternative zu bieten. So gelingt Radical Nature für die Happy Few es, auch in Asien und Übersee eine treue Stammkund- Dazu werden verschiedene Naturparks eingerichtet. In schaft zu gewinnen. einem öffentlichen Bereich verfügen sie über Scenic Drive 32
Strengste Normen und die gesamte Infrastruktur werden zeitgemäss inter- Schon heute ist die Schweiz bekannt für ihre rigorosen pretiert und erneuert, passen sich nahtlos in die Natur ein, Umweltschutz-Vorschriften. In den Alpen hat Nach- verfügen in der Haustechnik aber dennoch über die haltigkeit zudem besonders Tradition, denn die neuesten Technologien. Denn nachhaltiger Tourismus Ressourcen waren immer knapp, Leben war immer hart. bedeutet nicht gezwungenermassen Verzicht, sondern Auch steht die Tourismusbranche in Bezug auf die Reduce to the Max. Gäste, die den «Lohas» pflegen, Verminderung von klimaverändernden Emissionen wollen Komfort und Genuss – aber mit einem gutem besonders in der Pflicht. Das Wallis nimmt diese Fäden auf Gewissen. und wird als Eco-Valley zur Vorreiterin, die Umwelt- freundlichkeit wird zum wettbewerbsrelevanten Asset. Revolutionäre Verkehrskonzepte – silence is sexy Bettmeralp, Grächen, Riederalp, Saas-Fee, Zermatt und Ökologisches Bauen für so genannte Lohas andere sind vorangegangen, jetzt folgt der Rest der (= Lifestyle of Health and Sustainability) Region: Das Wallis wird autofrei und bietet CO2-emis- Statt auf energieintensive Zweitwohnungen setzt das sionsneutrale Ferien in der Stille der Alpen. Der nötige Wallis auf Null-Energie-Hotels. Strenge Auflagen verhin- Werkverkehr wird mit Hybridautos erledigt. Die dern ungebremstes Bauen, Hotels und Ferienwohnungs- öffentlichen Verkehrsmittel werden massiv ausgebaut, ein siedlungen müssen verschärften Standards genügen. Walliser Naturpass berechtigt zu ihrer freien Benützung Politische Lenkungsmassnahmen wie Nutzungsquoten samt Bergbahnen. und Baukontingente lassen innovative Mischformen von Eine geschlossene Transportkette bringt die Gäste von Erst-, Zweitwohnungen und Hotels entstehen, die allen grossen Städten Europas sowie den umliegenden Auslastung und mit ihr die Wertschöpfung steigen. Flughäfen komfortabel ins Wallis. Um den Gepäcktrans- Eine innovative Architektur nimmt Rücksicht auf die port kümmert sich dabei an Stelle des Gastes die Bahn, die Rauheit der Landschaft, unterstreicht die Einmaligkeit alle Koffer an der Haustüre abholt und verfrachtet – eine eines Ortes und wertet ihn auf. Die baulichen Zeugen der Erleichterung insbesondere für ältere Gäste und Familien, Vergangenheit des Wallis werden bewahrt, alle Gebäude gerade in der materialintensiven Wintersaison. 33
Nur Natur beim Wintersport Feriengegend auch durch den Magen erfahren. Jetzt haben Als Green Destination verzichtet das Wallis auf eine kün- sie Zeit mit Freunden an einem grossen Tisch zu sitzen, stliche Beschneiung der Skipisten – sie würde unglaub- Neues kennen zu lernen, liebevoll zubereitetes Essen und würdig wirken. Schneesport gibt es nur noch, wo die Wein zu geniessen, zu diskutieren, zu leben: zu «tafeln», Natur ihn erlaubt; getreu dem Slogan «Natural Skiing». wie ein kaum mehr bekanntes Wort treffend lautet. Ja,auch Das Angebot umfasst umweltfreundliche, emissionsarme selbst am Herd zu stehen, ist jetzt gefragt. Unter profes- Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren. sioneller Anleitung werden die Zutaten vor dem Kochen gesammelt, erjagt und vorbereitet. Durch diese Mit-Arbeit Good Life erhält das Essen seinen alten Stellenwert zurück, der Das Konzept eines umweltverträglichen und nachhaltigen gemeinsam erarbeitete Genuss wird zum unvergesslichen Tourismus’ beinhaltet die enge Zusammenarbeit mit Hochgenuss. Was selbst gejagt, erlegt, zubereitet und ge- lokalen landwirtschaftlichen Produzenten. Dadurch ist meinsam gegessen wird, heisst «Memory Food». Das ist das Eco-Valley Wallis nicht nur Erholungsgebiet für Essen, das für die Beteiligten nicht nur eine hohe Erlebnis- Stadtmenschen, sondern auch Erwerbsraum der ansässigen qualität hat, sondern auch einen nachhaltigen Erinner- Bevölkerung. Das Wallis wird zur Feriendestination des ungswert behält, der mit intensiven Glücksgefühlen ver- Good Life: gutes Essen, auserlesenen Wein, Wellness und bunden ist. Bewegung verbunden mit einem ausgesuchten Kulturangebot – Ferien als Inseln des Genusses und Alpine Wellness Bewusst seins. Dies bei weitestgehender Berücksichtigung Der Kurtourismus unserer Vorväter erlebt derzeit eine von Saisonalität. Renaissance mit neuer Ausrichtung. Der Trend geht hin zu einem selbstverantwortlichen, präventiven und ganz- Tafeln heitlichem Verständnis von Körper, Geist und Seele. Hier Die traditionelle Walliser Küche bietet Gelegenheit, das kann sich das Wallis als Gegenwelt zum hektischen gesunde und gesellige Essen als Kulturtechnik wieder zu 24-Stunden Alltag positionieren: als Ort der Ruhe und pflegen und zu geniessen. Denn die Gäste wollen ihre Kontemplation. Schweige-, Schlaf- oder Fastenwochen 34
Winterlandschaft im Lötschental 35
verschaffen den gestressten Menschen eine Auszeit, der auf «Natur» und nachhaltige Entwicklung. So ist eine Körper findet seinen natürlichen Rhythmus, regeneriert klare Wertsteigerung möglich. sich. «Alpine Wellness» heisst dieses umfassende Konzept ● «Grün» ist gut, sympathisch und schafft Aufmerksamkeit. von Luft, Höhenlage, Licht, Kultur und Ernährung, mit Das Wallis wird zum globalen Showcase für nachhalti- dem das Wallis seine Einzigartigkeit verstärkt. gen Tourismus und ökologische Ferien. ● Das Wallis wird zur Attraktion und zum Pilger- oder Das Beste von heute und gestern Natur-Heil-Ort für «grüne Touristen». Die regionalen Traditionen des Wallis werden aktiv ge- ● Die Lebensqualität nimmt für Touristen und Einwohner pflegt. Es soll kein Reservat errichtet werden, denn es ist überdurchschnittlich zu. nicht nur die Natur, die das Wallis unverwechselbar macht, ● Touristen, die ökologisch Ferien machen wollen, blei- es sind vor allem auch die Menschen. Die Einzigartigkeit ben länger und sind bereit, für ökologische Produkte und einer Destination hängt nicht vom Angebot ab oder von Dienstleistungen mehr zu zahlen. Sie streben eine den Preisen oder von der verrückten Architektur eines ganzheitliche Regeneration an. Hotels oder Museums. Es geht um das Verschmelzen von ● Die Konzentration auf die Natur, das Ursprüngliche, Modernität und Tradition. Das Wallis wird nicht zur Naturgewachsene und Lokale garantiert langfristig Gegenwelt der modernen Welt, sondern viel beachteten Unverwechselbarkeit und kann nicht kopiert werden. Destination, die in Einklang mit der Natur im 21. Jahr- ● Eine nachhaltige Infrastruktur braucht smartere Techno- hundert lebt. Eco-Valley Wallis ist die Green Destination, logien: Neue Umwelttechnologien werden zuerst im welche das Beste von gestern und heute für die Welt von Wallis eingesetzt ; Bergbahnen, Hotels nehmen an morgen konserviert und kultiviert. Pilotprojekten für neue Umwelttechnologie teil und das Wallis entwickelt sich zum Ökotechnologie-Führer. Chancen und Risiken des Eco-Valley Wallis Risiken Chancen ●Strenge Umweltvorschriften verlangsamen Verfahren ●Klare Positionierung durch konsequente Ausrichtung und vertreiben innovative Unternehmen. 36
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