CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
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Impressum Impressum TUMcampus Das Magazin der TU München für Studierende, Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag viermal pro Jahr. Auflage 11 000 Herausgeber: Der Präsident der TU München Redaktion: Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich) Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle Kettembeil Gabriele Sterflinger, M.A. TU München, Corporate Communications Center © Andreas Heddergott 80290 München Telefon (089) 289-22766 redaktion@zv.tum.de www.tum.de/ccc/tumcampus Gestaltung: Karla Hey Herstellung/Druck: Joh. Walch GmbH & Co, 86179 Augsburg Zweifellos ein Star war der Elektroflitzer MUTE auf der Gedruckt auf chlorfreiem Papier diesjährigen Internationalen Automobil-Austellung (IAA) in Frankfurt. Der strahlend weiße Elektro-Kleinwagen © Copyright by TU München. Alle Rechte vorbehalten. des TUM-Wissenschaftszentrums Elektromobilität zog Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mit Fotografen und Kameraleute bei der Pressekonferenz in der Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Meinung seinen Bann. Für all diejenigen, die nicht auf der IAA wa- der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manu- ren: Einblicke in die technischen Details des Prototypen skripte und Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen. und Ausblicke in die Zukunft des jungen Fahrzeugs er- halten Sie ab Seite 6. Redaktionsschluss für Heft 1/12: 28. November 2 TUMcampus 4/11
Editorial B eginnen wir mit der besten Nachricht: Die Ingeni- eur- und Naturwissenschaften stehen beim akade- mischen Nachwuchs wieder hoch im Kurs. Die junge Generation hat erkannt, dass ihre Talente gebraucht werden, um den großen gesellschaftlichen Herausforde- rungen aktiv zu begegnen. Die Zukunftsfragen des Jahr- hunderts hat die TUM zu ihrer Leitstrategie gemacht: Gesundheit & Ernährung • Energie, Klima, Umwelt • Na- türliche Rohstoffe • Mobilität • Kommunikation & Infor- mation • Infrastruktur. Als Universität in einer führenden Techniknation sind wir in besonderer Weise gefordert, exzellente Fachkräfte auszubilden, die ihr Metier beherr- © Andreas Heddergott schen, in interdisziplinären Teams zu arbeiten gelernt haben und für den internationalen Wettbewerb des Wis- sens und Könnens wetterfest sind. Ich begrüße namens der TUM-Familie unsere jungen, 2010 begrüßte TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann neuen Mitglieder – über 11 000 Erstsemester, die sich die neuen Studierenden mit einer Feier im Freien. ein anspruchsvolles Studium zutrauen. Wer mit dem Ta- lent auch Fleiß, Ausdauer und ein Quantum Glück mit- begegnen, deren Blick nicht auf schiere Studienziele bringt, wird es bei uns aushalten können: Soeben hat verengt ist. Die TUM hat ein exzellentes Professorenkol- uns das so genannte Shanghai-Ranking*) den 1. Rang- legium und eine engagierte Mitarbeiterschaft. Sie alle platz unter den deutschen Universitäten zugewiesen. stehen mitten im Leben und haben gelernt, mit Schwie- Das bedeutet Platz 47 weltweit. Wir brauchen Sie, liebe rigkeiten umzugehen und Hürden zu überwinden. Sie al- Kommilitoninnen und Kommilitonen, um in der interna- le wissen (oft von sich selbst), dass noch kein Meister tionalen Champions League weiter aufzusteigen – 46 vom Himmel gefallen ist. Eine nicht bestandene Klausur sind noch vor uns! Ja, das ist unser gemeinsamer An- ist kein Grund zur Verzweiflung. spruch. Es ist wie im Leistungssport: Wer aufhört, bes- ser werden zu wollen, hat schon verloren, ehe er antritt. Ihr Studienbeginn trifft sich mit der Sondersituation des Da sind wir uns also einig. »Doppelten Abiturjahrgangs«. Das bedeutet für uns alle einen besonderen Einsatz, hier und dort auch Mut zur Bedeutet das nun: Lernen und Studieren ohne Punkt Improvisation: So gut wir uns auf den Ansturm der Ta- und Komma? Ganz gewiss nicht, denn wir wollen Sie lente vorbereitet haben, so kann es zu Engpässen kom- nicht mit Faktenwissen abfüllen, sondern Ihre Kreativität men. Umso mehr ist Ihre aktive Mitgestaltung gefragt, fördern, zur »Schärfung des Urteils« beitragen (Come- zumal die Qualität eines Hochschulstudiums zwar we- nius) und Ihnen Raum zur Entwicklung der Persönlich- sentlich vom Lehrpersonal abhängt, aber auch von Ihrer keit geben. Legen Sie also Ihre Begabungen und Inte- Studierdynamik. ressen jenseits des Studienfachs nicht ad acta, sondern bleiben Sie ihnen und sich treu. Musik, Literatur, Sport, Ich wünsche den »Neuen«, dass sie sich rasch in die die Bildenden Künste, Religion, soziales Engagement – TUM-Familie integrieren und dass sich ihre Erwartungen für alles finden Sie an Ihrer Alma Mater ein gemein- an das Studium erfüllen. Die TUM ist für Sie da. Die Um- schaftsbildendes Forum. kehrung dieses Satzes gilt, weil erst dann eine akade- mische Gemeinschaft entsteht. Alles Gute für den neu- Bei aller Leistungsbereitschaft, die wir Ihnen selbstver- en Lebensabschnitt! ständlich abverlangen, werden Sie aber nicht allein ge- lassen, wenn es einmal nicht weiterzugehen scheint. Tragen Sie also auch Ihre Sorgen an uns heran! Sie wer- den in Ihrem Studienumfeld auf allen Ebenen Menschen *) Academic Ranking of World Universities, ARWU 2011 Wolfgang A. Herrmann (s. Seite 28) Präsident TUMcampus 4/11 3
Inhalt Spezial 6 MUTE, der effiziente City-Flitzer Forschen 6 11 Jagd auf dynamische Eiweiße 12 Roboter werden selbst-bewusst 13 Schüler können auch komplexe Themen eigenständig erlernen 14 Sportwissenschaftler betreuen Kinder im Verein Mobil gegen Grippe 15 Intelligente Energiewandlung 16 Spricht mit dir – AviCoS ersetzt das Handbuch im Auto Politik 12 17 Exzellenzinitiative 2012 – 2017 19 Ernst Otto Fischer-Lehrpreis und Freisemester für Lehre 22 Neue Vizepräsidenten: Regine Keller und Hans Pongratz 23 Neu im Hochschulrat 24 Hannelore Gabor neu im Kuratorium 25 Konvent: Arbeit in Ressorts 26 Gut in Fahrt: TUM Universitätsstiftung feierte 1. Geburtstag 28 Shanghai-Ranking: TUM beste deutsche Uni Neue Studiengänge Cartography 29 Urbanistik – Landschaft und Stadt 30 Humboldt-Professor nimmt Ruf an 28 Wissenschaft und Wirtschaft 31 Die Gründungsbotschafter der TUM 32 Made by TUM, Folge 5: Der Solaris®-Schirm 33 Fair schenken Start-up für »Soziales Unternehmertum« TUM innen 31 34 Galileo in Garching Die »Neue Mitte« kommt 36 TUM vergibt Höchstzahl an Deutschlandstipendien TUM-Professoren führen das neue Fraunhofer-AISEC 37 TUM investiert in Qualität der Lehre 38 Nobelpreisträger im Gespräch 39 Zum Wohl von Patienten und Mitarbeitern Klinikum erhält Zertifikat 40 Neuer Leiter für die Experimentelle Unfallchirurgie Neu geboren, bestens versorgt 41 Kooperation mit Medizinischen Fakultäten in Russland und Weißrussland 42 Wo Maschinen Denken lernen Ein Lehrstuhl wird 50 43 TUM Mentoring – Erfahrungsaustausch zwischen Generationen Step Inside – Von einer Idee zur Erfolgsstory 34 4 TUMcampus 4/11
Inhalt TUM innen 44 Im Tandem lernt man mehr als Sprechen 45 Der Club für Analytiker 46 Hochkarätiges Programm für die Besten Die Bayerische EliteAkademie 47 Nanostrukturen ohne Grenzen Krebs-Diagnosemittel aus Garching 48 Für Sie notiert 49 Neu berufen Oskar J. Haidn, Hans-Jakob Kaltenbach, Heiko Lickert 50 Annette Noschka-Roos, Claudia Peus, Wolfgang W. Weisser 37 Campusleben 51 Einmal im Leben Als Gast bei den Nobelpreisträgern Zum Ausgleich Magerrasen Biotope auf dem Campus Garching 52 Deutsch-amerikanische Ideenwerkstatt 53 Energiegeladener Besuch 54 Medizinstudium einmal anders: Praxistag bei der Feuerwehr 10 Jahre TUM-Kindergarten 55 Forstliche Fürsprecherin TUM-Studentin ist Bayerische Waldprinzessin 56 TUM-Potentials meet Professionals 51 57 wasser-werke TUM-Adventsmatinee 58 Neue Bücher 60 Sommer auf dem Campus Auszeichnungen 62 Neue Preise in der Chemie 63 Preise und Ehrungen 53 Menschen 70 Ökonomie mit Spirit TUM-Ordinaria Isabell M. Welpe 71 Bayerisches Kraftwerk Edmund Stoiber zum Siebzigsten 72 Wer, was, wo? 74 Ruhestand Jörg Eberspächer, Bernd-Robert Höhn 75 Notker Rösch 76 in memoriam Trauer um Rudolf Mößbauer 78 TUM intern Standards 2 Impressum 76 3 Editorial 80 Termine 82 Spiel mit Fragen Zohar Yosibash 83 Vorschau TUMcampus 1/12 TUMcampus 4/11 5
MUTE, der effiziente City-Flitzer Frankfurt, Internationale Automobilausstellung. Halle 4, Stand C 23. 13. September 2011, 15.15 Uhr. Weltpremiere: Die TUM präsentiert MUTE. TUMcampus 4/11 7
Spezial D as Elektrofahrzeug MUTE ist das erste für die Allgemeinheit sichtbare Ergebnis der Forschungs- zeug trotzdem ein gutes Kurvenver- halten zu geben, wurde über die Auslegung von Federung, Dämp- programmatik TUM•Energy: Auf der fung und Kinematik der Achse die Internationalen Automobilausstel- Querdynamik optimiert. Ergebnis: lung (IAA) zeigt MUTE (»der Leise«) Im Juli 2011 absolvierte der MUTE- die Antwort der TUM auf die kom- Erlkönig den doppelten Spurwech- menden Herausforderungen der in- sel (ISO Lane Change) besser als dividuellen Mobilität. MUTE ist ein mancher herkömmliche Mittelklas- rein elektrisch betriebenes, energie- se-PKW. effizientes Fahrzeug, das alle Anfor- Stabiler Fahrzeugrahmen aus Aluminium derungen an ein vollwertiges Auto Neben dem sportlichen Fahrwerk erfüllt. Mit MUTE beweisen die 21 sorgt das aktive »Torque Vecto- am Projekt beteiligten Einrichtun- ring«-Differenzial für hohe Kurven- gen, dass ein massentaugliches stabilität und ausgezeichnete Fahr- Elektrofahrzeug in seinen Gesamt- leistungen: Eine kleine Elektroma- kosten sogar so günstig sein kann wie ein vergleichbares Gefährt mit Verbrennungsmotor. MUTE ist gleichzeitig der öf- Mit MUTE haben die Forscher der fentliche Start der Munich TUM einen agilen, sportlichen Zwei- School of Engineering, die sich sitzer für den Straßen-Regionalver- in der Forschung fokussiert dem kehr geschaffen, mit Platz für zwei Zukunftsthema »Energy – Green Optimierte Sicherheit und Übersicht durch Augpunkt-Fix- Personen und Gepäck. Der für die Technologies« widmet und be- Auslegung Zulassung in der Klasse L7E auf 20 sonders qualifizierte Ingenieurs- PS (15 kW) abgeregelte Elektromo- studierende forschungsnah und tor beschleunigt das leichte Fahr- interdisziplinär ausbildet. zeug auf 120 km/h. Die Zulassung in der L-Klasse, in der sich auch Mo- torräder oder Quads finden, spart Kosten bei Versicherung und Steu- schine im Differenzial, die sowohl er. als Elektromotor wie auch als Gene- rator betrieben werden kann, verteilt Der Lithium-Ionen-Akku ist auf eine die Kraft ideal auf die beiden Hinter- garantierte Mindestreichweite von räder. Wann immer möglich, wird 100 Kilometern ausgelegt. Bei Be- beim Bremsen der Elektromotor als darf erlaubt eine Zink-Luft-Batterie Generator geschaltet und die ent- Interieur mit zurückgesetzter Instrumententafel als »Range-Extender« – eine Art stehende Energie wieder in die Bat- »Reserve-Batterie« – die Reichweite terie eingespeist. Insbesondere auszudehnen. Man braucht also beim Bremsen in Kurven lässt sich keine Angst zu haben, buchstäblich auf diese Weise doppelt so viel auf der Strecke zu bleiben. Aller- Energie zurückgewinnen wie ohne dings muss dieser »Einmal-Strom- Torque Vectoring. Gleichzeitig wird speicher«, der für nochmals 50 Kilo- das Auto durch die günstige Vertei- meter reicht, anschließend wieder- lung der Antriebs- und Bremskräfte aufbereitet werden. sehr viel agiler und sicherer. Positiv für die Reichweite schlagen Das in Weiß gehaltene MUTE-De- auch die auffällig schmalen Leicht- sign vermittelt ein sportliches, laufreifen zu Buche, die den Rollwi- selbstbewusstes Erscheinungsbild. Länge 3,55 m, Breite 1,55 m, Höhe 1,31 m derstand minimieren. Um dem Fahr- Die Ausstattung erfüllt alle wesent- 8 TUMcampus 4/11
Spezial lichen Anforderungen an ein moder- An MUTE beteiligte nes Fahrzeug: Ein elektronisches TUM-Einrichtungen Stabilitätsprogramm, stabile Fahr- gastzelle und Crash-Elemente aus Die Lehrstühle für kohlefaserverstärktem Kunststoff verleihen MUTE einen hohen Si- Aerodynamik und Strömungs- cherheitsstandard. Auch im Hinblick mechanik auf Ergonomie und Komfort stellt (Prof. Nikolaus Adams) das Konzept alle bisherigen Ent- Bauklimatik und Haustechnik wicklungen in der Zulassungsklasse Aerodynamik: cW-Wert 0,28; Stirnfläche 1,56 m2 (Prof. Gerhard Hausladen) L7E in den Schatten. Betriebswirtschaftslehre – Dienstleis- tungs- und Technologiemarketing Entscheidend für die hohe Effizienz (Prof. Florian v. Wangenheim) des MUTE ist sein geringes Ge- Carbon-Composites wicht. Ein stabiler Rahmen aus Alu- (Prof. Klaus Drechsler) minium und eine Karosserie aus Elektrische Energiespeichertechnik kohlefaserverstärktem Kunststoff (Prof. Andreas Jossen) erlauben ein Leergewicht von nur Energiewirtschaft und Anwendungs- 500 Kilogramm, Batterien inclusive. technik »Für ein Elektrofahrzeug ist ein ge- (Prof. Thomas Hamacher) ringes Gewicht essenziell«, sagt Ergonomie Prof. Markus Lienkamp, Ordinarius Prof. Klaus Bengler für Fahrzeugtechnik. »Mehr Gewicht Hauptakku bestehend aus elf unabhängigen Modulen Entrepreneurial Finance erfordert mehr Akkuleistung für die (Prof. Ann Kristin Achleitner) gleiche Reichweite und verursacht Fahrzeugtechnik damit höhere Kosten. Mehr Gewicht (Prof. Markus Lienkamp) heißt auch weniger Dynamik bei Hochspannungs- und Anlagentechnik gleicher Leistung. Wir wollen aber (Prof. Josef Kindersberger) ein Auto, das bezahlbar ist und Industrial Design Spaß macht beim Fahren.« (Prof. Fritz Frenkler) Integrierte Systeme MUTE ist ein komplett neu entwi- (Prof. Walter Stechele) ckeltes Fahrzeug. Jedes Teil ist auf Leichtbau drei Zielgrößen optimiert: Effizienz, (Prof. Horst Baier) niedrige Gesamtkosten und Sicher- Maschinenelemente heit. In umfangreichen Vorstudien (Prof. Bernd-Robert Höhn) ermittelten die TUM-Wissenschaft- Produktentwicklung ler, wie der Mobilitätsbedarf zukünf- (Prof. Udo Lindemann) tig aussieht, welche Kundenanfor- Schnelle Ladezeit: Drei Stunden an einer 230-Volt-Steckdose Technische Elektrochemie derungen kaufentscheidend sind (Prof. Hubert Gasteiger) und wie sich diese kostengünstig Thermodynamik und gewichtsparend erfüllen lassen. (Prof. Thomas Sattelmayer) So wurden unter anderem alle terti- Wirtschaftsinformatik ären Bedienungselemente, etwa (Prof. Helmut Krcmar) Navigation oder Infotainment, auf Forschungsgruppe Energieinformatik einem zentralen Touchpad in der (Dr. Martin Sachenbacher) Mittelkonsole zusammengefasst. Fachgebiet Energiewandlungstechnik Zusätzlich kann der Touchpad- (Prof. Hans-Georg Herzog) Rechner als mobile Empfangssta- Fachgebiet Anwendungen der tion für serverbasierte Mehrwert- virtuellen Produktentwicklung Dienste fungieren – jederzeit ist per (Prof. Kristina Shea) Smartphone der aktuelle Ladezu- Platz für zwei Personen und zwei Gepäckstücke TUMcampus 4/11 9
Spezial stand abrufbar. Während der Fahrt kann so, abhängig von der aktuellen Verkehrslage, nicht nur die kürzeste Medienecho: oder schnellste, sondern auch die energieeffizienteste Route berechnet werden. »Der Antrieb des Autos hat sich als Metapher in sei- nem Design niedergeschlagen: Vorn bilden die Entwickelt haben das Konzept MUTE mehr als 200 Be- Scheinwerfer mit einem Band dazwischen ein Mi- schäftigte und Studierende von 21 Einrichtungen der nuszeichen, hinten entsteht aus Heckfenster und TUM, die im Wissenschaftszentrum Elektromobilität von Rückleuchten ein Plus – die beiden Pole einer Bat- TUM•Energy zusammengeschlossen sind. Das Energy- terie.« Netzwerk bündelt die in mehr als 100 Lehrstühlen an acht Fakultäten vorhandenen langjährigen Forschungs- »Anders als in herkömmlichen Autos soll jeder Mu- aktivitäten zu Themen der Elektromobilität zu einem tefahrer den Kopf an der gleichen Stelle haben. Da- Kompetenzzentrum mit internationaler Strahlkraft. Es für werden Sitzflächen, Lenkrad und Pedale ent- stellt Versuchsinfrastruktur, zentrale Prüfstände und sprechend verstellt. Der Vorteil ist zum Beispiel, dass die Sichtverhältnisse und die Airbags genau geplant werden können.« Süddeutsche Zeitung, 13. September 2011 Fahrzeugdaten zu MUTE »Der Traum hat wohlgerundete Formen, eine herr- Fahrzeugbreite 1,52 m lich weiß schimmernde Haut – und heißt MUTE.« Fahrzeuglänge 3,55 m Fahrzeughöhe 1,30 m »Umgekehrt gelesen steht das Wort für Elektromo- Radstand 2,10 m bilität an der Technischen Universität München. Spurweite vorn 1,35 m Und wenn es nach den Tüftlern aus Garching geht, Spurweite hinten 1,40 m steckt in den vier Buchstaben die mobile Zukunft.« Masse fahrbereit 500 kg Zuladung 200 kg Münchner Merkur, 13. September 2011 Motorleistung 15 kW Akku-Kapazität 10 kWh »Ein Projekt, das zeigen soll, dass Elektromobilität Beschleunigung (0-60 km/h) 6,8 s in absehbarer Zukunft Spaß machen und er- Höchstgeschwindigkeit 120 km/h schwinglich sein kann. Oder: ein Elektrofahrzeug für Mindestreichweite 100 km Jedermann.« Auto Bild, 8. September 2011 »Große Kompromisse müssen MUTE-Fahrer auf ih- Möglichkeiten zum Aufbau gemeinsamer Prototypen zur ren alltäglichen Fahrten trotzdem nicht befürchten: Verfügung und ist Andockstelle für nationale und inter- Zwei Personen und zwei große Gepäckstücke pas- nationale Kooperationen mit Forschungsstellen in In- sen entspannt in das Auto. Damit entspricht das dustrie und Wissenschaft. Der Aufbau des MUTE-Proto- Fahrzeug der heutigen Kleinwagenklasse bei den typen wurde aus hochschuleigenen Mitteln und durch Verbrennungsmotoren.« die Bayerische Forschungsstiftung finanziert; Projekt- partner sind die Firmen C-CON, Gerg RPT und IAV. Der Deutsche Welle, 6. September 2011 Fahrzeugaufbau wurde von der Firma R&R KFZ durch- geführt. Das geistige Eigentum am Gesamtkonzept liegt »Doch der entscheidende Vorteil, mit dem der Mute bei der TUM. Insgesamt wird das Projekt von mehr als glänzt, ist die schnelle Ladezeit. Schon nach drei 30 Industriepartnern unterstützt. Stunden an einer 230-Volt-Steckdose soll der Heck- triebler wieder komplett aufgeladen sein.« Andreas Battenberg ZEIT ONLINE, 15. September 2011 10 TUMcampus 4/11
Forschen Jagd auf dynamische Eiweiße Der Lehrstuhl für Proteomik und Bio- analytik der TUM hat drei neue Electrospray-Massenspektrometer im Gesamtwert von rund 2,5 Millio- nen Euro in Betrieb genommen. Die Geräte sind das Herzstück des geplanten TUM-weiten Technologie- zentrums für Massenspektrometrie. Auf Initiative von Prof. Bernhard Küster, Ordinarius für © Marcus Schild Proteomik und Bioanalytik, schlossen sich 21 Gruppen aus den TUM-Fakultäten Wissenschaftszentrum Wei- henstephan, Chemie und Medizin zusammen. Ihnen ge- lang es, mit Hilfe von DFG, Land Bayern und TUM, die Bei der Arbeit an einem der drei neuen Massenspektrometer: Electrospray-Massenspektrometer der neuesten Gene- Doktorandin Fiona Pachl (vorn) und Dr. Simone Lemeer. © Marcus Schild ration für die biowissenschaftliche und medizinische Grundlagenforschung anzuschaffen. »Das Spannende an dieser Technik ist ihre universelle Einsatzfähigkeit. Wir können damit Grundlagen- und Anwendungsfor- stoffe entsorgen. Daraus können wir dann neue Ideen für schung in praktisch allen Bereichen der Flora und Fau- die Entwicklung von zielgerichteten Medikamenten ent- Durch haarfeine na sowie der Medizin betreiben«, freut sich Bernhard wickeln«, erklärt Prof. Michael Groll, TUM-Ordinarius für Kapillaren werden komplexe Protein- Küster über die neuen Möglichkeiten. Biochemie, und Dr. Florian Bassermann vom Klinikum gemische getrennt, rechts der Isar ergänzt: »Trotz aller Fortschritte der letz- bevor sie in der Basis der fächerübergreifenden Initiative ist die Proteo- ten Jahrzehnte in der Medizin verstehen wir immer noch Plexiglaskammer durch Elektrospray- mik, die Erforschung aller in einer Zelle vorhandenen viel zu wenig über die individuellen Ursachen und Ver- Ionisierung in das Proteine. Interessant für Lebenswissenschaftler aller läufe von Krebserkrankungen. Durch die neuen Geräte Gerät gelangen und Fachrichtungen ist diese Gesamtheit, das Proteom, können wir diesen Fragen jetzt systematischer und sequenziert wer- den. wegen seiner Dynamik: Es verändert sich im Lauf eines schneller nachgehen, als dies vormals möglich war.« Lebens, ja sogar eines Tages ständig in seiner qualitati- ven wie quantitativen Zusammensetzung. Mit den neu- Dieser interdisziplinäre Gedanke soll in Zukunft nicht auf en hochsensitiven Massenspektrometern kommen die die TUM allein beschränkt bleiben – das geplante Tech- Forscher solchen Veränderungen auf die Spur. nologiezentrum für Massenspektrometrie soll forschen- den Einrichtungen aus ganz Bayern offenstehen. »Mit Die Massenspektrometrie hat sich in den letzten Jahren den neuen Geräten haben wir das apparative Herzstück zu der Basistechnologie für die Erforschung komplexer für das geplante Zentrum gelegt. Wir erwarten wissen- biologischer Systeme auf Proteinebene entwickelt. schaftliche Strahlkraft für ganz Deutschland und wollen »Heute können nicht nur tausende Eiweißstoffe gleich- uns auch international als bedeutender Standort eta- zeitig erfasst werden, die neuen Geräte könnten sogar blieren. Das Zentrum wird Forscher verschiedener Dis- einen im Bodensee aufgelösten Würfelzucker noch er- ziplinen zusammenführen. Gemeinsam kann dann noch kennen«, schwärmt Küster. Von dieser effektiven Protein- mehr als bisher erreicht werden«, prognostiziert Bern- analytik profitieren jetzt verschiedene Forschungspro- hard Küster. jekte der TUM: »Die Messmethoden erlauben uns besser zu verstehen, wie menschliche Zellen schädliche Eiweiß- Andreas Battenberg TUMcampus 4/11 11
Forschen Die Rückseite flächig gelegter Module © Andreas Heddergott der Sehsinn eingeschränkt, denn Objekte können ver- deckt werden«, erklärt Dipl.-Ing. Philip Mittendorfer, der am Lehrstuhl für Kognitive Systeme der TUM die Kunst- haut mitentwickelt. Basis der neuen Roboterhülle ist eine kleine Platine. Auf dem gut fünf Quadratzentimeter großen, sechseckigen Plättchen sitzen vier Infrarotsensoren, die alles registrieren, was weniger als einen Zentimeter entfernt ist. Hinzu kom- © Andreas Heddergott men sechs Temperatursensoren und ein Beschleunigungs- sensor. Der erlaubt der Maschine, die Bewegungen ihrer einzelnen Glieder genau zu registrieren und damit auch zu lernen, welche Körperteile sie gerade selbst bewegt. 31 sechseckige Sensormodule sind über den Körper des Roboters Bio- Roboter werden selbst-bewusst loid verteilt. Ähnlich wie die menschli- Roboter werden bald keine gefühllosen, kalten Ma- Viele Plättchen aneinander gesteckt ergeben eine wa- che Haut messen schinen mehr sein, sondern Wärme oder ein sanf- benartige Fläche, die den Roboter vollständig überzie- sie Temperatur, Berührung und tes Streicheln spüren können: Forscher des Exzel- hen wird. Damit die Maschine etwas spürt, müssen die Vibrationen. lenzclusters »Cognition for Technical Systems« (Co- Signale der Sensoren in einem Zentralrechner verarbeitet TeSys) entwickeln an der TUM eine sensible Haut werden. Dazu leitet jedes Sensormodul nicht nur eigene, für die »Maschinen mit Köpfchen«. sondern als Knotenpunkt auch Daten anderer Sensor- elemente durch. Das geschieht automatisch und sorgt Die Haut ist ein Kommunikationswunder: Ihre Nerven dafür, dass Signale alternative Wege nehmen können, vermitteln Temperatur, Druck und Vibrationen – vom wenn einmal eine Verbindung kaputtgehen sollte. feinsten Lufthauch bis zum Schmerz. Zugleich grenzt die Haut den Körper von der Umwelt ab und unterscheidet Noch ist erst ein kleines Stück Kunsthaut fertig. 15 Sen- zwischen »selbst« und »fremd«. Einen ähnlichen Zweck soren, mindestens einer auf jedem Segment eines lan- hat die Kunsthaut für Roboter: Sie wird dem Roboter gen Roboterarms, zeigen jedoch, dass das Prinzip be- wichtige taktile Informationen liefern und so seine »Sin- reits funktioniert: Schon ein leichtes Tätscheln oder Pus- nesorgane« ergänzen – Kameraaugen, Infrarotscanner ten lassen den Arm reagieren. »Wir werden einen Proto- und Greifhände. Wie bei der menschlichen Haut könnte typen generieren, der völlig mit diesen Sensoren um- zum Beispiel die Art der Berührung den Roboter – wenn schlossen ist und ganz neu mit seiner Umwelt interagie- er etwa an einen Gegenstand gestoßen ist – spontan zu- ren kann«, kündet Ordinarius Prof. Gordon Cheng an. rückweichen oder ihn mit seinen Kameraaugen erst ein- mal nach der Ursache der Berührung forschen lassen. Zukunftsweisend am Konzept sind jedoch nicht allein die Sinnesleistungen, sondern auch die Option, dass Robo- Ein solches Verhalten ist besonders wichtig, wenn Ro- ter es einmal mit einer der ureigensten menschlichen Fä- boter als Helfer des Menschen in Umgebungen unter- higkeiten aufnehmen könnten: eine Vorstellung von sich wegs sind, die sich ständig verändern – für einen Robo- selbst zu gewinnen. ter ist das bereits eine normale Wohnung. »Im Gegen- satz zu den taktilen Informationen, die die Haut liefert, ist Markus Bernards 12 TUMcampus 4/11
Forschen Schüler können auch komplexe Themen eigenständig erlernen Selbstständiges Lernen gilt seit Jahren als Zauber- formel für erfolgreichen Unterricht. Erforscht wurde diese Annahme bislang jedoch wenig. Mathematik- didaktiker der TUM haben nun gezeigt, dass sich Schüler Lösungsstrategien auch für komplexe Re- chenaufgaben selbst erarbeiten können. Schwä- chere Schüler schnitten dabei ebenso gut ab wie begabte. © Christine Sturz Um herauszufinden, ob sich Kinder die Kompetenz zum Lösen schwieriger Matheaufgaben selbst aneignen kön- nen, haben Mathematikdidaktiker der TUM rund 1 600 Gymnasiasten der Jahrgangsstufe acht in verschiede- nen Bundesländern unter die Lupe genommen. Nach ei- Material fanden die Jugendlichen dazu Erklärungen und Die TU München hat 2009 mit der TUM School of Beispiele für Lösungsmöglichkeiten. Sie arbeiteten Education die erste deutsche Fakultät für Lehrerbil- paarweise zusammen, die Lehrer hielten sich in dieser dung und Bildungsforschung gegründet. Sie organi- Zeit zurück, standen aber für Nachfragen bereit. siert fächerübergreifend das Studium aller Lehr- amtskandidaten der TUM, wodurch die fachwissen- Nachdem die TUM-Forscher vor und nach der Unter- schaftlichen und die didaktisch-pädagogischen Tei- richtseinheit die Kompetenzen der Schüler getestet hat- le des Studiums systematischer aufeinander abge- ten, war klar: Die Achtklässler haben einen deutlichen stimmt werden. Die Studierenden werden bereits ab Lernfortschritt erreicht. »Sie haben gelernt, Mathematik dem ersten Semester mit Praktika an die Unterricht- besser zu nutzen«, sagte Studienleiterin Prof. Kristina spraxis herangeführt. Die Forschungserkenntnisse Reiss, Ordinaria für Didatik der Mathematik der TUM. der Bildungswissenschaftler und Fachdidaktiker Das Wissen konnten sie auch in einem weiteren Test fließen unmittelbar in das Lehreramtsstudium und drei Monate später noch abrufen. über Lehrerfortbildungen in den Schulunterricht ein. Über ein Kooperationsnetz mit zahlreichen Schulen Die vom BMBF finanzierte Studie, an der auch Psycho- weckt die TUM School of Education bei Jugend- logen um Prof. Reinhard Pekrun von der LMU beteiligt lichen das Interesse für mathematisch-naturwissen- waren, zeigte, dass sich Schüler auch sehr komplexe schaftliche Studienfächer. Themen mit ihrem individuellen Tempo eigenständig an- eignen können – auch schwächere Schüler. Studienlei- terin Reiss: »Obwohl sie oft propagiert werden, sind län- gere Phasen selbstregulierten Lernens in den Schulen ner thematischen Einführung durch die Lehrer bekamen noch nicht alltäglich. Sie sind aber eine wichtige Option die Schüler ein Arbeitspaket mit geometrischen Aufga- für die Lehrer, denn wechselnde Unterrichtsformen hal- ben, die sie auf dem Papier und am Computer während ten den Unterricht lebendig.« vier Schulstunden lösen sollten. Dabei handelte es sich um offen gestellte Fragen zu realen Begebenheiten. Im Klaus Becker TUMcampus 4/11 13
Forschen Die TUM startet ein Projekt zur medizini- schen und sportwissenschaftlichen Begleitung von Kindern im Vereinssport. Mobil gegen Grippe Sportwissenschaftler Mit 330 000 Euro fördert das BMBF im Rahmen der Hightech- betreuen Kinder im Verein Strategie der Bundesregierung das Projekt »Dezentrales Diagnos- tiksystem zur schnellen Erfassung viraler oder bakterieller Erreger respiratorischer Erkrankungen« (ResCheck) der Biosensor-Arbeits- © pmphoto/Fotolia gruppe um Prof. Peter B. Luppa vom Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie der TUM. Mit ResCheck sollen die Ursachen Sportmediziner der TUM und die Spielvereinigung und Hüfte. Damit soll nicht nur die in- von Atemwegsinfekten – die respi- Unterhaching e. V. haben ein Gemeinschaftsprojekt dividuelle körperliche Leistungsfä- ratorischen Erreger – analysiert gestartet, um Vereinssport für alle Kinder präventiv higkeit erhöht, sondern auch Sport- werden. An dem BMBF-Verbund- optimal gestalten zu können. Die Kinder sollen sport- verletzungen vorgebeugt werden. projekt arbeiten Unternehmen, die medizinisch begleitet werden, damit etwa motorische Geräte für die In-vitro-Diagnostik Defizite gezielt ausgeglichen werden können. Die körperliche Ertüchtigung reicht entwickeln, mit virologischen und dem Verbund aus Universität und labormedizinischen Instituten zu- Kinder, macht Sport! So lautet übereinstimmend der Rat- Verein jedoch nicht aus. Thorsten sammen. Gemeinsam will man ein schlag von Ärzten, Krankenkassen und Gesundheitspoli- Schulz: »Wir verfolgen einen ganz- mobil einsetzbares Gerät konstru- tikern an eine Jugend, die ihre Zeit zunehmend mit Fast heitlichen Ansatz, indem wir uns ieren, das es niedergelassenen Food und Videospielen verbringt. Sportvereine gelten als auch dafür interessieren, wie sich die Ärzten in der Praxis erlaubt, Erre- probates Gegenmittel: Gemeinsam mit Gleichaltrigen ha- Kinder ernähren. Außerdem möchten ger grippaler Infekte zu diagnosti- ben die Jüngsten Spaß, lernen Sozialverhalten und beu- wir die Eltern informieren und in un- zieren. Sie können Abstrichproben gen Gesundheitsgefahren durch Übergewicht und Bewe- ser Projekt mit einbeziehen.« Die Kin- sofort analysieren und so schon gungsmangel vor. Doch wie gehen die Vereine mit einem der sollen lernen, gesundheitsbe- erste Therapiemaßnahmen einlei- Nachwuchs um, der weniger sportlich und auch eventuell wusst mit ihrem Körper umzugehen, ten, während sich der Patient noch korpulenter ist? Traditionelle Vereine sind überfordert, auch über die Vereinsmitgliedschaft in der Praxis aufhält. meint Dr. Thorsten Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter hinaus. Zugleich soll die Forschung am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der TUM, denn »vie- profitieren. Die TUM-Wissenschaftler Peter B. Luppa und seine Mitar- le Kinder bringen nicht nur motorische Defizite mit, son- wollen ein Konzept entwickeln, wie beiter werden ihre Expertise vor dern leiden zuweilen auch an unerkannten Erkrankungen auch Sportmuffel in Vereine gelockt allem bei der Entwicklung der du- des Herzkreislaufsystems oder des Stoffwechsels.« und dort optimal betreut werden alen Funktionalität des Geräts ein- können. Sie wollen herausfinden, wie bringen: Mit dem System können Zusammen mit der Spielvereinigung Unterhaching, die sie die sportmedizinische Diagnostik zum einen molekularbiologische neben dem Spitzensport auch Breitensport anbietet, ha- bei Kindern verbessern können, und Tests auf der Grundlage isother- ben TUM-Forscher ein Projekt zur sportwissenschaft- sie werden ihr Projekt aus sportpädi- mer Amplifikationsverfahren und lichen Begleitung des Vereins gestartet. Zunächst werden atrischer Sicht evaluieren: Sind Kin- zum anderen Tests auf bekannter Kinder und Jugendliche auf ihre Gesundheit, motorischen der in Sportvereinen tatsächlich ge- immunologischer Basis mit Test- Fähigkeiten und körperliche Leistung untersucht. Zeigen sünder als andere? Der wissen- streifen (»Lateral Flow Tests«) sich Defizite, werden neben Fußball und Co. gezielte schaftliche Nachweis auf diese Fra- durchgeführt werden. Übungsprogramme angeboten, zum Beispiel ein speziel- ge steht noch aus. ■ les Kräftigungstraining zur Stabilisation von Bein, Rumpf Markus Bernards 14 TUMcampus 4/11
Forschen Durch prädiktive Regelungen kön- nen solche lei- stungselektroni- schen Multilevel- Umwandler präzise und effizient Span- nungen und Ströme einstellen. Intelligente Energiewandlung Da die weitläufigste Form für Nutzung und Trans- erst durch deutlich komplexere Algorithmen ausgenutzt port von Energie mittlerweile elektrischer Strom ist, werden. Moderne Digitalrechner bieten mit ihrer hohen gilt es, hier besonders behutsam auf die Effizienz Rechenleistung die Grundlagen zur Lösung dieses Pro- zu achten und neue Möglichkeiten zur Energie- blems: prädiktive Regelungsverfahren. Das komplexe wandlung bereitzustellen. TUM-Wissenschaftler Schaltnetzwerk wird mitsamt Netz, Motor oder Genera- entwickeln sogenannte prädiktive Regelungsverfah- tor mathematisch modelliert. Mit einem Optimierungs- ren, mit denen bestehende Systeme verbessert und verfahren werden dann die bestmöglichen Schaltmuster neue Technologien ermöglicht werden. über einen gewissen Zeitraum vorhergesagt. Kern eines prädiktiven Regelungsverfahrens ist die Formulierung Der Umstieg auf erneuerbare Primärenergie stellt die einer sogenannten Kostenfunktion, in der die Ingenieure Elektrotechnik vor neue Herausforderungen. Die Stabi- ganz einfach definieren, was ihnen wichtig ist und was lität der Versorgungsnetze wird in Frage gestellt, Ver- sie minimiert sehen wollen, etwa Energieverluste, Ab- braucher müssen intelligent agieren, Effizienz ist sowohl weichungen von Referenzen oder Geräusche. bei der Bereitstellung als auch beim Verbrauch ein im- mer wichtigeres Kriterium. Bestehen Versorgungs- und Die neue Technik wird zum Beispiel in Gleichspan- Verbrauchersysteme heute noch aus starr verschalteten nungs-Übertragungen in den Niederlanden und Südafri- Transformatoren und Elektromaschinen, so werden die- ka zur Versorgung entlegener Verbraucher angewandt. se zunehmend durch leistungselektronische Umwandler In Deutschland kommt die Technik bei Offshore-Wind- ersetzt und ergänzt. Durch diese Systeme, die präzise parks zum Einsatz, um die Energie von der See zum Spannungen und Ströme einstellen können, ergeben Land zu bringen. sich neue Eingriffsmöglichkeiten sowie Freiheitsgrade zur Effizienzsteigerung. Die TUM ist in diesem modernen Forschungsbereich in mehrere international ausgerichtete Projekte eingebun- Die Hardware der leistungselektronischen Umwandler den. Ausdruck dafür war der im Oktober 2011 vom besteht aus einem Schaltungsnetz überdimensional IEEE gesponsorte Workshop »Predictive Control in großer Transistoren. Der entscheidende Punkt, der die Electrical Drives and Power Electronics – PRECEDE«, wesentliche und so wichtige Flexibilität bringt, ist jedoch den der Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme und die Software. Je komplexer das Schaltungsnetz dieser Leistungselektronik erstmalig an der TUM veranstaltete. Transistoren ist, umso mehr Möglichkeiten ergeben sich hinsichtlich der Anwendung. Allerdings können diese Jean-François Stumper TUMcampus 4/11 15
Forschen Eine weitere Möglichkeit – neben der Sprache –, mit dem AviCoS in Kontakt zu treten, ist der Touch& Tell-Modus: Kennt der Fahrer ein spezielles Bedienelement am Arma- turenbrett nicht, berührt er es, und der Avatar gibt ihm dazu Hinter- grundinformationen. »Dadurch kann spielerisch und schnell das Wissen über Bedienelemente im Fahrzeug vermittelt werden. Das kann gerade in einem unbekannten Fahrzeug sehr hilfreich sein«, sagt Prof. Hel- mut Krcmar, Ordinarius für Wirt- schaftsinformatik der TUM. AviCoS ist auch während der Fahrt nutzbar. Um den Fahrer nicht vom Verkehr abzulenken, werden mit steigender Geschwindigkeit zu- nächst die Animationen und dann alle grafischen Ausgaben automa- tisch abgeschaltet. Die sprachba- sierte Kommunikation mit dem Ava- Großer Vorteil: Im tar steht dagegen immer zur Verfü- Vergleich zum Nachschlagen im Spricht mit dir – AviCoS ersetzt gung und wird in Zukunft ausge- baut. Das System soll die Befind- das Handbuch im Auto Handbuch finden Autofahrer Informa- lichkeit des Fahrers erkennen und tionen mit AviCoS sich entsprechend anpassen. Be- schneller und ziel- merkt AviCoS anhand des Tonfalls sicherer. und des Sprechrhythmus, dass der Aufblinkende Warnleuchten oder unbekannte Bedien- Fahrer in der aktuellen Fahrsituation überfordert und elemente können einen Autofahrer beunruhigen. Mit deshalb gestresst ist, reduziert das System schrittweise dem »Avatar-based Virtual Co-driver System« (AviCoS) den Umfang der multimodalen Ausgabe, zeigt beispiels- werden Autofahrer künftig direkt informiert und das um- weise im ersten Schritt keine Animationen mehr an. ständliche Nachschlagen im Benutzerhandbuch entfällt. Durch die Berührung der Bedienelemente und über eine natürlichsprachliche Schnittstelle reagiert das System: Ein virtueller Assistent, der Avatar, gibt spezifische In- AViCoS wurde in einem dreijährigen Forschungs- formationen rund um das Fahrzeug, unterstützt von Bil- projekt am INI.TUM entwickelt. Dieses Kompetenz- dern und Videos. Entwickelt haben das System der zentrum der TUM mit Sitz in Ingolstadt steht in en- TUM-Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und die Audi ger Kooperation mit der Audi AG, um Wissenschaft AG. und Wirtschaft stärker zu verknüpfen. Der Avatar wird in der serienmäßig verfügbaren Bild- schirmanzeige des Audi Multimedia Interface darge- stellt. Die virtuelle Figur versteht vollständige Sätze. Mit Weitere Systeme im Auto wie das Navigationsgerät kön- Hilfe künstlicher Intelligenz interpretiert AviCoS die Fra- nen ebenfalls einbezogen werden, indem es frühzeitiger ge des Autoinsassen und kann gleichzeitig eine Antwort und häufiger auf die Fahrtrichtung hinweist. formulieren. Zusätzlich werden Bilder und Videos einge- blendet. Der Avatar deutet während der Erklärung je- Andreas Battenberg weils auf die relevanten Stellen im Bild. 16 TUMcampus 4/11
Politik Exzellenzinitiative 2012 – 2017 Am 29. August 2011 war es soweit: Die Neu- und Fortsetzungsanträge der TUM zur zweiten Programmphase der Exzellenzinitiative 2012– 2017 lagen fertig auf dem Tisch. Verpackt in großen Kartons, wurden sie fristgerecht der DFG und dem Wissenschaftsrat vorgelegt. Die TUM hat teils Neuanträge, teils Anträge auf Weiter- förderung zu allen drei Förderlinien gestellt – Graduier- tenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nach- wuchses, Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenfor- schung und das Zukunftskonzept zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung. Nicht nur inhaltlich machten die umfang- reichen Anträge eine Menge Arbeit, Neu beantragt wurde die Graduiertenschule »Risk & Se- auch die gesamte Logistik erforderte curity« (RISE); Sprecherin ist Prof. Claudia Klüppelberg, Ordinaria für Ma- von den zahlreichen Helfern vollen Ein- thematische Statistik. Im Rahmen von RISE soll ein international sichtbares, satz: Von Graduiertenschule und Cluster gingen 25 englische Exemplare und je interdisziplinäres Zentrum aufgebaut und zu einer ersten Adresse der Dok- eine CD an die DFG, das Zukunftskon- torandenausbildung und der nachhaltigen Forschung auf dem Gebiet »Risi- zept wurde 50-mal auf Deutsch und ko« in Europa gemacht werden. 50-mal auf Englisch, plus je eine CD, an den Wissenschaftsrat in Köln geliefert. Für die International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) hat die TUM die Weiterförderung beantragt; Sprecher ist Prof. Ernst Rank, Fotos: Christian Ostermeier Ordinarius für Computation in Engineering. ➔ TUMcampus 4/11 17
Politik In der Förderlinie Exzellenzcluster hofft die TUM, ihren Neuantrag durchzu- Das Gesamtkonzept soll durch neue Entwicklungslinien bringen, den Cluster »Electromobility beyond 2020«. Das interdisziplinäre zu einer nachhaltig zukunftsfähigen Modernisierung der Projekt entstand unter Federführung von Prof. Hubert Gasteiger; der Ordi- Universität erweitert werden. In der ersten Förderphase narius für Technische Elektrochemie ist auch Sprecher des Clusters. Das hat das Zukunftskonzept die wissenschaftsgetriebene Forschungskonzept geht weit über die heute bekannten Ansätze hinaus, vor Reformpolitik der TUM dynamisiert und starke Effekte in allem bei den elektrischen Speichertechnologien. Angesichts knapper wer- der Hochschulgemeinschaft ausgelöst. So wuchsen das dender fossiler Energiequellen wird sich die Fahrzeug-Mobilität langfristig Bewusstsein für Wettbewerb und die unternehmerische Grundeinstimmung, die Gender&Diversity-Politik wurde progressiv angegangen. Das TUM Institute for Advan- ced Study (IAS) setzte als Herzstück des Konzepts internationale Maßstäbe für wissenschaftliche Exzel- lenz. Aus dieser Transformationsdynamik soll nun in ei- ner langfristig angelegten Strategie eine technische Uni- versität entstehen, die den internationalen Talentpool umfassend nutzt und sich in der Forschung an den gro- ßen Herausforderungen der Gesellschaft orientiert. In der zweiten Programmphase soll das durchgängige Karrieresystem TUM TENURE TRACK unter Schaffung von 100 neuen Nachwuchsprofessuren einen Paradig- menwechsel im deutschen Berufungssystem einleiten. Die Munich School of Engineering (MSE) wird auf die Eli- © Andreas Heddergott teausbildung in den Ingenieurwissenschaften, in der Forschung auf die Zukunftsthemen Energie und Grüne Technologien fokussiert. Mit dem neuen Munich Center for Technology in Society erschließen sich die Natur-, Ingenieur- und Lebenswissenschaften den gesell- Schwerpunkt des Exzellenzclusters »Electromobility beyond 2020« ist die Speiche- schaftsbezogenen Horizont ihrer Lehr- und Forschungs- rung der elektrischen Energie in den Fahrzeugen. Am Institut für Werkzeugmaschi- agenda. Das neue Anna Boyksen Diversity Research nen und Betriebswissenschaften (iwb) der TUM wurde ein neues Forschungszentrum Center verankert die Gender- und Diversity-Forschung aufgebaut, in dem Prozesse zur Herstellung von Batteriezellen erprobt und umge- setzt werden. inmitten der Technikwissenschaften. Ein neuartiges Kooperationsmodell mit der Max-Planck-Gesellschaft integriert exzellente Nachwuchstalente als Universitäts- nur mit elektrischen Antrieben und Nutzung regenerativer Energie aufrecht- mitglieder in Forschung und Lehre. Mit einem Bündel erhalten lassen. Dieser Entwicklung trägt der Cluster Rechnung. Die TUM- flankierender Maßnahmen festigt die TUM ihre Basis für Wissenschaftler wollen ihre Expertise nutzen, um avantgardistische Ansät- den Wandel zu einer Universität, die aus einer starken ze und Ziele der Elektromobilität von morgen voranzutreiben. Flankierende regionalen und nationalen Verankerung heraus im inter- Maßnahmen sind das neuartige Fahrzeugkonzept MUTE, das auf der Inter- nationalen Wettbewerb hochrangig mithalten kann. Ziel nationalen Automobil-Ausstellung (IAA) im September 2011 in Frankfurt prä- ist eine Hochschulverfassung mit maximaler strukturel- sentiert wurde (s. Seite 6 ff.), und das Projekt »Electromobility for Mega-Ci- ler und finanzieller Handlungsfähigkeit im internationa- ties« (TUM•CREATE) in Singapur. len Spitzenwettbewerb. Fortgesetzt werden sollen die beiden erfolgreichen Exzellenzcluster aus der Soweit die TUM-Anträge in Kürze. Bis Mitte März 2012 ersten Förderphase, deren Sprecher TUM-Professoren sind: Origin and Struc- werden sämtliche Anträge begutachtet und am 15. Juni ture of the Universe – (UNIVERSE, Prof. Stefan Paul), und Cognition for Tech- wird die Entscheidung bekannt gegeben. Ist die TUM nical Systems (CoTeSys, Prof. Martin Buss). Gleiches gilt für die Forschungs- erfolgreich, beginnt die Förderung und Weiterförderung cluster mit Sprecherschaft bei der LMU, an denen die TUM maßgeblich be- der TUM-Projekte am 1. November 2012. teiligt ist – teilweise mit 40 Prozent der Principal Investigators: Nano Initiative Munich (NIM), Munich Center for Advanced Photonics (MAP), Center for In- ■ tegrated Protein Science (CIPSM) und der Neuantrag Systems Neurology (SyNergy). Mit ihrem Zukunftskonzept »TUM.The Entrepreneurial University.« will die TUM auf den Erfolgen der ersten Förderphase 2006-2011 aufbauen. 18 TUMcampus 4/11
Politik Ernst Otto Fischer-Lehrpreis und Freisemester für Lehre Um die Bedeutung von guter Lehre an der TUM stärker hervorzuheben und zu fördern, wurden zwei neue Lehrpreise eingerichtet: der Ernst Otto Fischer-Lehrpreis und das Freisemester für Lehre. Beide Preise bieten den Dozentinnen und Dozenten der TUM die Möglichkeit, neue Lehrkon- zepte zu entwickeln und umzusetzen. Finanziert werden die beiden neuen Preise aus Mitteln des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichneten Projekts »TUM: Lehre im Fokus«. Be- reits die erste Ausschreibungsrunde fand große Reso- nanz – die Studierenden der TUM können sich auf zahl- reiche innovative Projekte und Lehrveranstaltungen freuen. Die nächste Runde startet im Frühjahr 2012. Ernst Otto Fischer-Lehrpreis Er wird von der TUM und den Fakultäten an promovier- te wissenschaftliche Mitarbeiter vergeben. Verbunden damit ist die Möglichkeit, das Lehrprojekt eigenständig Vanessa Krummeck Michael Ritter umzusetzen. Die Preisträger erhalten dazu den notwen- digen Freiraum sowie jeweils bis zu 4 000 Euro. Die er- sten Preisträger und ihre prämierten Projekte: Dr. Vanessa Krummeck und Dr. Michael Ritter wollen Mathematik in Tiefe und (trotzdem) allgemein verständ- lich, lebendig und für Schüler erlebbar machen – mit ei- nem vielseitigen, flexiblen und wiederverwendbaren Schüler-Aktionsmodul, das im Seminar »TEAMS Diskre- te Mathematik - Fachwissen verständlich machen« von Studierenden entwickelt wird. Christina Scharnagl Um der Heterogenität der Erwartungen an die Inhalte und die zu erwerbenden Kenntnisse der Studierenden aus den elf Fachrichtungen am Wissenschaftszentrum Weihenstephan besser gerecht zu werden, konzipiert Dr. Christina Scharnagl ein physikalisches Praktikum von Studierenden für Studierende: Ein Team von Stu- dierenden gestaltet einen neuen anwendungsbezoge- nen Versuch für ihre Kommilitonen im Praktikum des ge- meinsamen Grundstudiums. Dr. Roxana Codita entwickelt ein Lehrkonzept für das Fach »Corporate Sustainability« mit dem Ziel, Studie- Roxana Codita TUMcampus 4/11 19
Politik renden des Bachelor-Studiengangs TUM-BWL die ganzheitliche Betrachtung des betriebswirtschaftlichen Handelns nach Nachhaltigkeitsprinzipien zu vermitteln. Klassische Präsenzlehre und Fallstudien werden dabei durch Elemente des eLearnings ergänzt. Dr. Christoph Rapp bietet ein »Offenes Hydromecha- nik-Labor« an, in dem sich Studierende praktisch mit der Strömungsmechanik befassen können, um die kom- plexen Zusammenhänge besser zu verstehen. Begleitet Christoph Rapp von Tutoren, können sie eigene Ideen einbringen und vorkonzipierte Experimente durchführen, auswerten und mit der Theorie vergleichen. Michael Zwick Dipl.-Ing. Waleska Defne Leifeld entwickelt als Koope- rationsmodell mit der Filmhochschule München ein Mo- dul, das den Entwurfsprozess für Studierende der Ar- chitektur durch filmische Gestaltungsmittel erweitert und bereichert. Waleska Defne Leifeld Mit ihrem Projekt Raum – Prozess – Ressourcen möch- te Dipl.-Ing. Korinna Thielen ihre Studierenden zum Selbststudium städtebaulicher Zusammenhänge insbe- sondere im Bereich Ressourcenverbrauch anregen. Da- zu entwickelt sie eine »Toolbox«, die verschiedene Ma- terialien und Instrumente bereithält. Stefan Weigel Dr. Maik Maurer wurde für seine Lehridee prämiert, Studierenden in Vorlesungs-Kleingruppen und Übungs- einheiten individuell relevante Methoden und Strategien zum richtigen Umgang mit Komplexität zu vermitteln. Die Praxisaufgaben entwickelt er gemeinsam mit Unter- nehmen. Korinna Thielen Dr. Michael Zwick implementiert ein »InstantFeed- back«-System, über das die Studierenden während der Vorlesung live und anonym Kontakt zum Dozenten auf- nehmen, Fragen stellen und Rückmeldung zur Vorle- sung geben können. Ein Wettbewerbs-Modus ermög- licht die Auswertung von Kurz-Aufgaben direkt während der Vorlesung. Michael Schermann Auch Dr. Stefan Weigel trägt mit dem »student respon- se system« dazu bei, dass die Dozenten stets am »Puls der Studierenden« bleiben und aktivierendes Lehren auch in großen Veranstaltungen möglich ist. Im Rahmen seines Pilotprojekts wird die Verwendung des Systems evaluiert und bei positiver Resonanz für eine breite Nut- Maik Maurer zung vorbereitet. In einem »White-collar hacking contest« lässt Dr. Mi- chael Schermann Studierende in Teams als »Wirt- 20 TUMcampus 4/11
Politik schaftskriminelle« und »Detektive« gegeneinander an- Freisemester für Lehre treten. Beide Gruppen lernen dabei, betriebswirtschaft- liche Vorgänge und deren Abbildung in betriebswirt- Es schafft Wissenschaftlern Freiraum, um kre- schaftlichen Informationssystemen zu verstehen und zu ative Lehrkonzepte zu verwirklichen. Das gestalten. Lehrangebot wird während dieser Zeit nicht geschmälert, sondern über Lehraufträge gesi- Das Konzept von Dr. Tobias Neckel und Dr. Florian chert. Dafür setzt die TUM Gelder aus dem Rupp ergänzt einen studentenzentrierten Seminar- und Wettbewerb »Exzellente Lehre« der Kultusmi- Workshop-Teil durch qualitätssichernde Elemente. In- nisterkonferenz und des Stifterverbands für haltlich werden zufällig gestörte Differenzialgleichungen die Deutsche Wissenschaft ein. Für die ersten interdisziplinär behandelt und auf Probleme der Hoch- Freisemester wurden zwei Konzepte ausge- haus-Stabilisierung unter Erdbeben angewendet. wählt, die die Lehre an der TUM nachhaltig verbessern und zugleich Strahlkraft über die Dr. Wolfgang Blank bietet mit dem Kurs »Allgemeine Universität hinaus entfalten: Wolfgang Blank Ärztliche Untersuchungstechniken« angehenden Ärzten die Möglichkeit, in kleinen Gruppen zu je drei Studieren- Prof. Klaus Diepold, Ordinarius für Datenver- den Untersuchungstechniken einzuüben oder ihr Wis- arbeitung, wird Lehrveranstaltungen vorberei- sen und ihre Fähigkeiten als Tutoren dieser Kleingrup- ten, in der die Studierenden in Teams Fach- pen nachhaltig zu vertiefen. wissen selbst erarbeiten und gleichzeitig Fä- higkeiten für den Beruf lernen, etwa Teamar- Eine hoch organisierte, hoch konzentriert durchgeführte beit und Präsentationstechnik. In den Semina- Lernaktivität, die auf die Verbesserung der eigenen Leis- ren zur digitalen Bildverarbeitung werden die tung abzielt, wird als »Deliberate Practice bezeichnet«. angehenden Elektro- und Informationstechni- Dieses Konzept führt Prof. Lena Lämmle in der Metho- ker beispielsweise 3D-Filme produzieren oder denlehre ein, um dadurch die Lern- und Aufmerksam- Software für deren Herstellung entwickeln. keitsleistung und das Engagement der Studierenden zu Schon Bachelorstudierende werden vor reale steigern. Probleme gestellt, für die es keine Musterlö- Lena Lämmle sung gibt. Die Arbeit im Team soll für das Be- Das von Dr. Edda Fiebig entworfene praxisorientierte rufsleben wichtige Kompetenzen wie Kommu- Seminar »Interkulturalität erlebt und vorgelebt« will an- nikationsfähigkeit stärken. In seinem Freise- gehende Lehrkräfte über den Weg eines theoriebasier- mester will Diepold vor allem ein begleitendes ten und reflektierten Zugangs zur Unterrichtspraxis auf Handbuch schreiben und Software-Werkzeu- kulturheterogene, multilinguale Schülergruppen vorbe- ge für die Lehrveranstaltungen entwickeln. reiten. ➔ Edda Fiebig Klaus Diepold Tobias Neckel Florian Rupp TUMcampus 4/11 21
Politik Ein Lesebuch der Linearen Algebra für Lehramtsstudierende werden Prof. Kristina Reiss, Ordinaria für Didaktik der Mathematik, und Prof. Jürgen Richter-Gebert, Ordinarius für Geometrie und Visualisierung, in ihrem Frei- semester verfassen. Damit wollen sie den Alltagsbezug von Mathematik ver- deutlichen und so schon Erstsemester auf die Vermittlung mathematischen Fachwissens in der Schule vorbereiten. Denn das Fachwissen, das die Stu- dierenden an der Universität lernen, müssen sie später in ganz anderer Form lehren. Das Buch soll sowohl zur Vertiefung der Vorlesung dienen als auch die Grundlage für eigenständige Arbeit in einem Seminar bieten. Vorle- sungsinhalte werden mit dem entsprechenden Schulstoff verbunden, histo- rische Bezüge dargestellt und Beispiele für die Bedeutung von Mathematik im Alltag gegeben. Das Buch ist auf die gymnasiale Lehramtsausbildung an der TUM abgestimmt, hat aber auch das Potenzial, in anderen Lehramts- Kristina Reiss Jürgen Richter-Gebert studiengängen und an anderen Universitäten genutzt zu werden. ■ Neue Vizepräsidenten: Dipl.-Inf. Hans Pongratz trat die Nachfolge von Dr. Kai Wülbern an, der als Kanzler an die Hochschule für angewandte Wissenschaften München (FH) Regine Keller gewechselt ist. Pongratz arbeitete als Technischer Consultant bei Hewlett- Packard und als selbstständiger IT-Entwickler. Der 32-jährige Informatiker und Hans Pongratz ist seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter der TUM. Er war am Aufbau der E-Learning-Plattform, einer neuen IT-Infrastruktur und des Campus-Ma- nagement-Systems beteiligt. Pongratz engagierte sich schon während sei- nes Studiums in der Hochschulpolitik, unter anderem als Vorsitzender des Der Hochschulrat der TUM hat zwei neue Vizepräsiden- Fachschaftenrats. Derzeit vertritt er die wissenschaftlichen Mitarbeiter im ten gewählt, beide kennen die TUM bereits aus ihrem Hochschulrat der TUM. Studium: Prof. Regine Keller, Dekanin der Architekturfa- Klaus Becker kultät, übernahm zum 1. Oktober 2011 das Ressort Stu- dium und Lehre. Dipl.-Inf. Hans Pongratz, Leiter des Campus-Management-Teams, trat sein neues Amt als CIO, also als Leiter der Informationstechnologie, an. Das Hochschulpräsidium besteht aus dem Präsidenten, dem Kanzler und vier Vizepräsidenten. Regine Keller folgte auf den Mathematiker Prof. Peter Gritzmann. Die 48-Jährige hat seit 2005 den Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum inne, war Studiendekanin der Studienfakultät Landschaftsar- chitektur Landschaftsplanung und seit 2009 Dekanin. Sie studierte Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft und arbeitete an mehreren Theatern. Nach einer an- schließenden Lehre im Garten- und Landschaftsbau studierte sie Landespflege an der TUM. 1998 gründete Regine Keller Hans Pongratz sie ihr Büro keller landschaftsarchitekten, heute Keller & Damm Landschaftsarchitekten Stadtplaner. Sie forscht zu urbanen Landschaften und Infrastruktururbanismus. 22 TUMcampus 4/11
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