CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM

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CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
campus
                    Das Magazin der TU München   4| 2011

Spezial:
City-Flitzer MUTE

TUM innen:
Neue Mitte Garching
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
Impressum

                                                                            Impressum

                                                                            TUMcampus
                                                                            Das Magazin der TU München für Studierende,
                                                                            Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag viermal
                                                                            pro Jahr. Auflage 11 000

                                                                            Herausgeber: Der Präsident der TU München

                                                                            Redaktion: Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich)
                                                                            Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle Kettembeil
                                                                            Gabriele Sterflinger, M.A.
                                                                            TU München, Corporate Communications Center
            © Andreas Heddergott

                                                                            80290 München
                                                                            Telefon (089) 289-22766
                                                                            redaktion@zv.tum.de
                                                                            www.tum.de/ccc/tumcampus

                                                                            Gestaltung: Karla Hey

                                                                            Herstellung/Druck:
                                                                            Joh. Walch GmbH & Co, 86179 Augsburg
               Zweifellos ein Star war der Elektroflitzer MUTE auf der      Gedruckt auf chlorfreiem Papier
               diesjährigen Internationalen Automobil-Austellung (IAA)
               in Frankfurt. Der strahlend weiße Elektro-Kleinwagen         © Copyright by TU München. Alle Rechte vorbehalten.
               des TUM-Wissenschaftszentrums Elektromobilität zog           Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mit
               Fotografen und Kameraleute bei der Pressekonferenz in        der Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Meinung
               seinen Bann. Für all diejenigen, die nicht auf der IAA wa-   der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manu-
               ren: Einblicke in die technischen Details des Prototypen     skripte und Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen.
               und Ausblicke in die Zukunft des jungen Fahrzeugs er-
               halten Sie ab Seite 6.                                       Redaktionsschluss für Heft 1/12: 28. November

2              TUMcampus 4/11
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
Editorial

B     eginnen wir mit der besten Nachricht: Die Ingeni-
      eur- und Naturwissenschaften stehen beim akade-
mischen Nachwuchs wieder hoch im Kurs. Die junge
Generation hat erkannt, dass ihre Talente gebraucht
werden, um den großen gesellschaftlichen Herausforde-
rungen aktiv zu begegnen. Die Zukunftsfragen des Jahr-
hunderts hat die TUM zu ihrer Leitstrategie gemacht:
Gesundheit & Ernährung • Energie, Klima, Umwelt • Na-
türliche Rohstoffe • Mobilität • Kommunikation & Infor-
mation • Infrastruktur. Als Universität in einer führenden
Techniknation sind wir in besonderer Weise gefordert,
exzellente Fachkräfte auszubilden, die ihr Metier beherr-

                                                                                                                                     © Andreas Heddergott
schen, in interdisziplinären Teams zu arbeiten gelernt
haben und für den internationalen Wettbewerb des Wis-
sens und Könnens wetterfest sind.

Ich begrüße namens der TUM-Familie unsere jungen,
                                                             2010 begrüßte TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann
neuen Mitglieder – über 11 000 Erstsemester, die sich
                                                             die neuen Studierenden mit einer Feier im Freien.
ein anspruchsvolles Studium zutrauen. Wer mit dem Ta-
lent auch Fleiß, Ausdauer und ein Quantum Glück mit-         begegnen, deren Blick nicht auf schiere Studienziele
bringt, wird es bei uns aushalten können: Soeben hat         verengt ist. Die TUM hat ein exzellentes Professorenkol-
uns das so genannte Shanghai-Ranking*) den 1. Rang-          legium und eine engagierte Mitarbeiterschaft. Sie alle
platz unter den deutschen Universitäten zugewiesen.          stehen mitten im Leben und haben gelernt, mit Schwie-
Das bedeutet Platz 47 weltweit. Wir brauchen Sie, liebe      rigkeiten umzugehen und Hürden zu überwinden. Sie al-
Kommilitoninnen und Kommilitonen, um in der interna-         le wissen (oft von sich selbst), dass noch kein Meister
tionalen Champions League weiter aufzusteigen – 46           vom Himmel gefallen ist. Eine nicht bestandene Klausur
sind noch vor uns! Ja, das ist unser gemeinsamer An-         ist kein Grund zur Verzweiflung.
spruch. Es ist wie im Leistungssport: Wer aufhört, bes-
ser werden zu wollen, hat schon verloren, ehe er antritt.    Ihr Studienbeginn trifft sich mit der Sondersituation des
Da sind wir uns also einig.                                  »Doppelten Abiturjahrgangs«. Das bedeutet für uns alle
                                                             einen besonderen Einsatz, hier und dort auch Mut zur
Bedeutet das nun: Lernen und Studieren ohne Punkt            Improvisation: So gut wir uns auf den Ansturm der Ta-
und Komma? Ganz gewiss nicht, denn wir wollen Sie            lente vorbereitet haben, so kann es zu Engpässen kom-
nicht mit Faktenwissen abfüllen, sondern Ihre Kreativität    men. Umso mehr ist Ihre aktive Mitgestaltung gefragt,
fördern, zur »Schärfung des Urteils« beitragen (Come-        zumal die Qualität eines Hochschulstudiums zwar we-
nius) und Ihnen Raum zur Entwicklung der Persönlich-         sentlich vom Lehrpersonal abhängt, aber auch von Ihrer
keit geben. Legen Sie also Ihre Begabungen und Inte-         Studierdynamik.
ressen jenseits des Studienfachs nicht ad acta, sondern
bleiben Sie ihnen und sich treu. Musik, Literatur, Sport,    Ich wünsche den »Neuen«, dass sie sich rasch in die
die Bildenden Künste, Religion, soziales Engagement –        TUM-Familie integrieren und dass sich ihre Erwartungen
für alles finden Sie an Ihrer Alma Mater ein gemein-         an das Studium erfüllen. Die TUM ist für Sie da. Die Um-
schaftsbildendes Forum.                                      kehrung dieses Satzes gilt, weil erst dann eine akade-
                                                             mische Gemeinschaft entsteht. Alles Gute für den neu-
Bei aller Leistungsbereitschaft, die wir Ihnen selbstver-    en Lebensabschnitt!
ständlich abverlangen, werden Sie aber nicht allein ge-
lassen, wenn es einmal nicht weiterzugehen scheint.
Tragen Sie also auch Ihre Sorgen an uns heran! Sie wer-
den in Ihrem Studienumfeld auf allen Ebenen Menschen

*) Academic Ranking of World Universities, ARWU 2011         Wolfgang A. Herrmann
(s. Seite 28)                                                Präsident

                                                                                                       TUMcampus 4/11            3
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
Inhalt

Spezial

    6     MUTE, der effiziente City-Flitzer

Forschen
                                                                                         6
11        Jagd auf dynamische Eiweiße
12        Roboter werden selbst-bewusst
13        Schüler können auch komplexe Themen eigenständig erlernen
14        Sportwissenschaftler betreuen Kinder im Verein
          Mobil gegen Grippe
15        Intelligente Energiewandlung
16        Spricht mit dir – AviCoS ersetzt das Handbuch im Auto

Politik
                                                                                         12
17        Exzellenzinitiative 2012 – 2017
19        Ernst Otto Fischer-Lehrpreis und Freisemester für Lehre
22        Neue Vizepräsidenten: Regine Keller und Hans Pongratz
23        Neu im Hochschulrat
24        Hannelore Gabor neu im Kuratorium
25        Konvent: Arbeit in Ressorts
26        Gut in Fahrt: TUM Universitätsstiftung feierte 1. Geburtstag
28        Shanghai-Ranking: TUM beste deutsche Uni
          Neue Studiengänge           Cartography
29                                    Urbanistik – Landschaft und Stadt
30        Humboldt-Professor nimmt Ruf an
                                                                                         28

Wissenschaft und Wirtschaft
31        Die Gründungsbotschafter der TUM
32        Made by TUM, Folge 5: Der Solaris®-Schirm
33        Fair schenken            Start-up für »Soziales Unternehmertum«

TUM innen
                                                                                         31
34        Galileo in Garching         Die »Neue Mitte« kommt
36        TUM vergibt Höchstzahl an Deutschlandstipendien
          TUM-Professoren führen das neue Fraunhofer-AISEC
37        TUM investiert in Qualität der Lehre
38        Nobelpreisträger im Gespräch
39        Zum Wohl von Patienten und Mitarbeitern           Klinikum erhält Zertifikat
40        Neuer Leiter für die Experimentelle Unfallchirurgie
          Neu geboren, bestens versorgt
41        Kooperation mit Medizinischen Fakultäten in Russland und Weißrussland
42        Wo Maschinen Denken lernen                        Ein Lehrstuhl wird 50
43        TUM Mentoring – Erfahrungsaustausch zwischen Generationen
          Step Inside – Von einer Idee zur Erfolgsstory                                  34

4                    TUMcampus 4/11
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
Inhalt

TUM innen
44    Im Tandem lernt man mehr als Sprechen
45    Der Club für Analytiker
46    Hochkarätiges Programm für die Besten       Die Bayerische EliteAkademie
47    Nanostrukturen ohne Grenzen
      Krebs-Diagnosemittel aus Garching
48    Für Sie notiert
49    Neu berufen       Oskar J. Haidn, Hans-Jakob Kaltenbach, Heiko Lickert
50                      Annette Noschka-Roos, Claudia Peus, Wolfgang W. Weisser                             37

Campusleben
51    Einmal im Leben               Als Gast bei den Nobelpreisträgern
      Zum Ausgleich Magerrasen      Biotope auf dem Campus Garching
52    Deutsch-amerikanische Ideenwerkstatt
53    Energiegeladener Besuch
54    Medizinstudium einmal anders: Praxistag bei der Feuerwehr
      10 Jahre TUM-Kindergarten
55    Forstliche Fürsprecherin     TUM-Studentin ist Bayerische Waldprinzessin
56    TUM-Potentials meet Professionals                                                                     51
57    wasser-werke
      TUM-Adventsmatinee
58    Neue Bücher
60    Sommer auf dem Campus

Auszeichnungen
62    Neue Preise in der Chemie
63    Preise und Ehrungen

                                                                                                            53
Menschen
70    Ökonomie mit Spirit          TUM-Ordinaria Isabell M. Welpe
71    Bayerisches Kraftwerk        Edmund Stoiber zum Siebzigsten
72    Wer, was, wo?
74    Ruhestand        Jörg Eberspächer, Bernd-Robert Höhn
75                     Notker Rösch
76    in memoriam      Trauer um Rudolf Mößbauer
78    TUM intern

Standards
 2   Impressum                                                                                              76
 3   Editorial
80   Termine
82   Spiel mit Fragen Zohar Yosibash
83   Vorschau TUMcampus 1/12

                                                                                  TUMcampus 4/11        5
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Spezial
© Andreas Heddergott

                       6         TUMcampus 4/11
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
MUTE,
der effiziente City-Flitzer
                Frankfurt, Internationale Automobilausstellung.
            Halle 4, Stand C 23. 13. September 2011, 15.15 Uhr.
                      Weltpremiere: Die TUM präsentiert MUTE.

                                TUMcampus 4/11                7
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Spezial

                                                          D     as Elektrofahrzeug MUTE ist
                                                                das erste für die Allgemeinheit
                                                          sichtbare Ergebnis der Forschungs-
                                                                                                  zeug trotzdem ein gutes Kurvenver-
                                                                                                  halten zu geben, wurde über die
                                                                                                  Auslegung von Federung, Dämp-
                                                          programmatik TUM•Energy: Auf der        fung und Kinematik der Achse die
                                                          Internationalen Automobilausstel-       Querdynamik optimiert. Ergebnis:
                                                          lung (IAA) zeigt MUTE (»der Leise«)     Im Juli 2011 absolvierte der MUTE-
                                                          die Antwort der TUM auf die kom-        Erlkönig den doppelten Spurwech-
                                                          menden Herausforderungen der in-        sel (ISO Lane Change) besser als
                                                          dividuellen Mobilität. MUTE ist ein     mancher herkömmliche Mittelklas-
                                                          rein elektrisch betriebenes, energie-   se-PKW.
                                                          effizientes Fahrzeug, das alle Anfor-
Stabiler Fahrzeugrahmen aus Aluminium
                                                          derungen an ein vollwertiges Auto       Neben dem sportlichen Fahrwerk
                                                          erfüllt. Mit MUTE beweisen die 21       sorgt das aktive »Torque Vecto-
                                                          am Projekt beteiligten Einrichtun-      ring«-Differenzial für hohe Kurven-
                                                          gen, dass ein massentaugliches          stabilität und ausgezeichnete Fahr-
                                                          Elektrofahrzeug in seinen Gesamt-       leistungen: Eine kleine Elektroma-
                                                          kosten sogar so günstig sein kann
                                                          wie ein vergleichbares Gefährt mit
                                                          Verbrennungsmotor.
                                                                                                    MUTE ist gleichzeitig der öf-
                                                          Mit MUTE haben die Forscher der           fentliche Start der Munich
                                                          TUM einen agilen, sportlichen Zwei-       School of Engineering, die sich
                                                          sitzer für den Straßen-Regionalver-       in der Forschung fokussiert dem
                                                          kehr geschaffen, mit Platz für zwei       Zukunftsthema »Energy – Green
Optimierte Sicherheit und Übersicht durch Augpunkt-Fix-   Personen und Gepäck. Der für die          Technologies« widmet und be-
Auslegung                                                 Zulassung in der Klasse L7E auf 20        sonders qualifizierte Ingenieurs-
                                                          PS (15 kW) abgeregelte Elektromo-         studierende forschungsnah und
                                                          tor beschleunigt das leichte Fahr-        interdisziplinär ausbildet.
                                                          zeug auf 120 km/h. Die Zulassung in
                                                          der L-Klasse, in der sich auch Mo-
                                                          torräder oder Quads finden, spart
                                                          Kosten bei Versicherung und Steu-       schine im Differenzial, die sowohl
                                                          er.                                     als Elektromotor wie auch als Gene-
                                                                                                  rator betrieben werden kann, verteilt
                                                          Der Lithium-Ionen-Akku ist auf eine     die Kraft ideal auf die beiden Hinter-
                                                          garantierte Mindestreichweite von       räder. Wann immer möglich, wird
                                                          100 Kilometern ausgelegt. Bei Be-       beim Bremsen der Elektromotor als
                                                          darf erlaubt eine Zink-Luft-Batterie    Generator geschaltet und die ent-
Interieur mit zurückgesetzter Instrumententafel           als »Range-Extender« – eine Art         stehende Energie wieder in die Bat-
                                                          »Reserve-Batterie« – die Reichweite     terie eingespeist. Insbesondere
                                                          auszudehnen. Man braucht also           beim Bremsen in Kurven lässt sich
                                                          keine Angst zu haben, buchstäblich      auf diese Weise doppelt so viel
                                                          auf der Strecke zu bleiben. Aller-      Energie zurückgewinnen wie ohne
                                                          dings muss dieser »Einmal-Strom-        Torque Vectoring. Gleichzeitig wird
                                                          speicher«, der für nochmals 50 Kilo-    das Auto durch die günstige Vertei-
                                                          meter reicht, anschließend wieder-      lung der Antriebs- und Bremskräfte
                                                          aufbereitet werden.                     sehr viel agiler und sicherer.

                                                          Positiv für die Reichweite schlagen     Das in Weiß gehaltene MUTE-De-
                                                          auch die auffällig schmalen Leicht-     sign vermittelt ein sportliches,
                                                          laufreifen zu Buche, die den Rollwi-    selbstbewusstes Erscheinungsbild.
Länge 3,55 m, Breite 1,55 m, Höhe 1,31 m                  derstand minimieren. Um dem Fahr-       Die Ausstattung erfüllt alle wesent-

8                     TUMcampus 4/11
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
Spezial

                                         lichen Anforderungen an ein moder-
An MUTE beteiligte                       nes Fahrzeug: Ein elektronisches
TUM-Einrichtungen                        Stabilitätsprogramm, stabile Fahr-
                                         gastzelle und Crash-Elemente aus
Die Lehrstühle für                       kohlefaserverstärktem Kunststoff
                                         verleihen MUTE einen hohen Si-
Aerodynamik und Strömungs-               cherheitsstandard. Auch im Hinblick
mechanik                                 auf Ergonomie und Komfort stellt
(Prof. Nikolaus Adams)                   das Konzept alle bisherigen Ent-
Bauklimatik und Haustechnik              wicklungen in der Zulassungsklasse      Aerodynamik: cW-Wert 0,28; Stirnfläche 1,56 m2
(Prof. Gerhard Hausladen)                L7E in den Schatten.
Betriebswirtschaftslehre – Dienstleis-
tungs- und Technologiemarketing          Entscheidend für die hohe Effizienz
(Prof. Florian v. Wangenheim)            des MUTE ist sein geringes Ge-
Carbon-Composites                        wicht. Ein stabiler Rahmen aus Alu-
(Prof. Klaus Drechsler)                  minium und eine Karosserie aus
Elektrische Energiespeichertechnik       kohlefaserverstärktem Kunststoff
(Prof. Andreas Jossen)                   erlauben ein Leergewicht von nur
Energiewirtschaft und Anwendungs-        500 Kilogramm, Batterien inclusive.
technik                                  »Für ein Elektrofahrzeug ist ein ge-
(Prof. Thomas Hamacher)                  ringes Gewicht essenziell«, sagt
Ergonomie                                Prof. Markus Lienkamp, Ordinarius
Prof. Klaus Bengler                      für Fahrzeugtechnik. »Mehr Gewicht
                                                                                 Hauptakku bestehend aus elf unabhängigen Modulen
Entrepreneurial Finance                  erfordert mehr Akkuleistung für die
(Prof. Ann Kristin Achleitner)           gleiche Reichweite und verursacht
Fahrzeugtechnik                          damit höhere Kosten. Mehr Gewicht
(Prof. Markus Lienkamp)                  heißt auch weniger Dynamik bei
Hochspannungs- und Anlagentechnik        gleicher Leistung. Wir wollen aber
(Prof. Josef Kindersberger)              ein Auto, das bezahlbar ist und
Industrial Design                        Spaß macht beim Fahren.«
(Prof. Fritz Frenkler)
Integrierte Systeme                      MUTE ist ein komplett neu entwi-
(Prof. Walter Stechele)                  ckeltes Fahrzeug. Jedes Teil ist auf
Leichtbau                                drei Zielgrößen optimiert: Effizienz,
(Prof. Horst Baier)                      niedrige Gesamtkosten und Sicher-
Maschinenelemente                        heit. In umfangreichen Vorstudien
(Prof. Bernd-Robert Höhn)                ermittelten die TUM-Wissenschaft-
Produktentwicklung                       ler, wie der Mobilitätsbedarf zukünf-
(Prof. Udo Lindemann)                    tig aussieht, welche Kundenanfor-       Schnelle Ladezeit: Drei Stunden an einer 230-Volt-Steckdose
Technische Elektrochemie                 derungen kaufentscheidend sind
(Prof. Hubert Gasteiger)                 und wie sich diese kostengünstig
Thermodynamik                            und gewichtsparend erfüllen lassen.
(Prof. Thomas Sattelmayer)               So wurden unter anderem alle terti-
Wirtschaftsinformatik                    ären Bedienungselemente, etwa
(Prof. Helmut Krcmar)                    Navigation oder Infotainment, auf
Forschungsgruppe Energieinformatik       einem zentralen Touchpad in der
(Dr. Martin Sachenbacher)                Mittelkonsole zusammengefasst.
Fachgebiet Energiewandlungstechnik       Zusätzlich kann der Touchpad-
(Prof. Hans-Georg Herzog)                Rechner als mobile Empfangssta-
Fachgebiet Anwendungen der               tion für serverbasierte Mehrwert-
virtuellen Produktentwicklung            Dienste fungieren – jederzeit ist per
(Prof. Kristina Shea)                    Smartphone der aktuelle Ladezu-         Platz für zwei Personen und zwei Gepäckstücke

                                                                                                        TUMcampus 4/11                         9
CAMPUS - CITY-FLITZER MUTE SPEZIAL: MYTUM
Spezial

          stand abrufbar. Während der Fahrt kann so, abhängig
          von der aktuellen Verkehrslage, nicht nur die kürzeste    Medienecho:
          oder schnellste, sondern auch die energieeffizienteste
          Route berechnet werden.                                   »Der Antrieb des Autos hat sich als Metapher in sei-
                                                                    nem Design niedergeschlagen: Vorn bilden die
          Entwickelt haben das Konzept MUTE mehr als 200 Be-        Scheinwerfer mit einem Band dazwischen ein Mi-
          schäftigte und Studierende von 21 Einrichtungen der       nuszeichen, hinten entsteht aus Heckfenster und
          TUM, die im Wissenschaftszentrum Elektromobilität von     Rückleuchten ein Plus – die beiden Pole einer Bat-
          TUM•Energy zusammengeschlossen sind. Das Energy-          terie.«
          Netzwerk bündelt die in mehr als 100 Lehrstühlen an
          acht Fakultäten vorhandenen langjährigen Forschungs-      »Anders als in herkömmlichen Autos soll jeder Mu-
          aktivitäten zu Themen der Elektromobilität zu einem       tefahrer den Kopf an der gleichen Stelle haben. Da-
          Kompetenzzentrum mit internationaler Strahlkraft. Es      für werden Sitzflächen, Lenkrad und Pedale ent-
          stellt Versuchsinfrastruktur, zentrale Prüfstände und     sprechend verstellt. Der Vorteil ist zum Beispiel,
                                                                    dass die Sichtverhältnisse und die Airbags genau
                                                                    geplant werden können.«

                                                                           Süddeutsche Zeitung, 13. September 2011
             Fahrzeugdaten zu MUTE
                                                                    »Der Traum hat wohlgerundete Formen, eine herr-
             Fahrzeugbreite                       1,52 m            lich weiß schimmernde Haut – und heißt MUTE.«
             Fahrzeuglänge                        3,55 m
             Fahrzeughöhe                         1,30 m            »Umgekehrt gelesen steht das Wort für Elektromo-
             Radstand                             2,10 m            bilität an der Technischen Universität München.
             Spurweite vorn                       1,35 m            Und wenn es nach den Tüftlern aus Garching geht,
             Spurweite hinten                     1,40 m            steckt in den vier Buchstaben die mobile Zukunft.«
             Masse fahrbereit                     500 kg
             Zuladung                             200 kg                       Münchner Merkur, 13. September 2011
             Motorleistung                          15 kW
             Akku-Kapazität                         10 kWh          »Ein Projekt, das zeigen soll, dass Elektromobilität
             Beschleunigung (0-60 km/h)            6,8 s            in absehbarer Zukunft Spaß machen und er-
             Höchstgeschwindigkeit                120 km/h          schwinglich sein kann. Oder: ein Elektrofahrzeug für
             Mindestreichweite                     100 km           Jedermann.«

                                                                                         Auto Bild, 8. September 2011

                                                                    »Große Kompromisse müssen MUTE-Fahrer auf ih-
          Möglichkeiten zum Aufbau gemeinsamer Prototypen zur       ren alltäglichen Fahrten trotzdem nicht befürchten:
          Verfügung und ist Andockstelle für nationale und inter-   Zwei Personen und zwei große Gepäckstücke pas-
          nationale Kooperationen mit Forschungsstellen in In-      sen entspannt in das Auto. Damit entspricht das
          dustrie und Wissenschaft. Der Aufbau des MUTE-Proto-      Fahrzeug der heutigen Kleinwagenklasse bei den
          typen wurde aus hochschuleigenen Mitteln und durch        Verbrennungsmotoren.«
          die Bayerische Forschungsstiftung finanziert; Projekt-
          partner sind die Firmen C-CON, Gerg RPT und IAV. Der                     Deutsche Welle, 6. September 2011
          Fahrzeugaufbau wurde von der Firma R&R KFZ durch-
          geführt. Das geistige Eigentum am Gesamtkonzept liegt     »Doch der entscheidende Vorteil, mit dem der Mute
          bei der TUM. Insgesamt wird das Projekt von mehr als      glänzt, ist die schnelle Ladezeit. Schon nach drei
          30 Industriepartnern unterstützt.                         Stunden an einer 230-Volt-Steckdose soll der Heck-
                                                                    triebler wieder komplett aufgeladen sein.«
                                             Andreas Battenberg
                                                                                   ZEIT ONLINE, 15. September 2011

10        TUMcampus 4/11
Forschen

Jagd auf dynamische
Eiweiße
Der Lehrstuhl für Proteomik und Bio-
analytik der TUM hat drei neue
Electrospray-Massenspektrometer
im Gesamtwert von rund 2,5 Millio-
nen Euro in Betrieb genommen.
Die Geräte sind das Herzstück des
geplanten TUM-weiten Technologie-
zentrums für Massenspektrometrie.
Auf Initiative von Prof. Bernhard Küster, Ordinarius für
                                                            © Marcus Schild

Proteomik und Bioanalytik, schlossen sich 21 Gruppen
aus den TUM-Fakultäten Wissenschaftszentrum Wei-
henstephan, Chemie und Medizin zusammen. Ihnen ge-
lang es, mit Hilfe von DFG, Land Bayern und TUM, die        Bei der Arbeit an einem der drei neuen Massenspektrometer:
Electrospray-Massenspektrometer der neuesten Gene-          Doktorandin Fiona Pachl (vorn) und Dr. Simone Lemeer.

                                                                                                                           © Marcus Schild
ration für die biowissenschaftliche und medizinische
Grundlagenforschung anzuschaffen. »Das Spannende
an dieser Technik ist ihre universelle Einsatzfähigkeit.
Wir können damit Grundlagen- und Anwendungsfor-             stoffe entsorgen. Daraus können wir dann neue Ideen für
schung in praktisch allen Bereichen der Flora und Fau-      die Entwicklung von zielgerichteten Medikamenten ent-          Durch haarfeine
na sowie der Medizin betreiben«, freut sich Bernhard        wickeln«, erklärt Prof. Michael Groll, TUM-Ordinarius für      Kapillaren werden
                                                                                                                           komplexe Protein-
Küster über die neuen Möglichkeiten.                        Biochemie, und Dr. Florian Bassermann vom Klinikum             gemische getrennt,
                                                            rechts der Isar ergänzt: »Trotz aller Fortschritte der letz-   bevor sie in der
Basis der fächerübergreifenden Initiative ist die Proteo-   ten Jahrzehnte in der Medizin verstehen wir immer noch         Plexiglaskammer
                                                                                                                           durch Elektrospray-
mik, die Erforschung aller in einer Zelle vorhandenen       viel zu wenig über die individuellen Ursachen und Ver-         Ionisierung in das
Proteine. Interessant für Lebenswissenschaftler aller       läufe von Krebserkrankungen. Durch die neuen Geräte            Gerät gelangen und
Fachrichtungen ist diese Gesamtheit, das Proteom,           können wir diesen Fragen jetzt systematischer und              sequenziert wer-
                                                                                                                           den.
wegen seiner Dynamik: Es verändert sich im Lauf eines       schneller nachgehen, als dies vormals möglich war.«
Lebens, ja sogar eines Tages ständig in seiner qualitati-
ven wie quantitativen Zusammensetzung. Mit den neu-         Dieser interdisziplinäre Gedanke soll in Zukunft nicht auf
en hochsensitiven Massenspektrometern kommen die            die TUM allein beschränkt bleiben – das geplante Tech-
Forscher solchen Veränderungen auf die Spur.                nologiezentrum für Massenspektrometrie soll forschen-
                                                            den Einrichtungen aus ganz Bayern offenstehen. »Mit
Die Massenspektrometrie hat sich in den letzten Jahren      den neuen Geräten haben wir das apparative Herzstück
zu der Basistechnologie für die Erforschung komplexer       für das geplante Zentrum gelegt. Wir erwarten wissen-
biologischer Systeme auf Proteinebene entwickelt.           schaftliche Strahlkraft für ganz Deutschland und wollen
»Heute können nicht nur tausende Eiweißstoffe gleich-       uns auch international als bedeutender Standort eta-
zeitig erfasst werden, die neuen Geräte könnten sogar       blieren. Das Zentrum wird Forscher verschiedener Dis-
einen im Bodensee aufgelösten Würfelzucker noch er-         ziplinen zusammenführen. Gemeinsam kann dann noch
kennen«, schwärmt Küster. Von dieser effektiven Protein-    mehr als bisher erreicht werden«, prognostiziert Bern-
analytik profitieren jetzt verschiedene Forschungspro-      hard Küster.
jekte der TUM: »Die Messmethoden erlauben uns besser
zu verstehen, wie menschliche Zellen schädliche Eiweiß-                                           Andreas Battenberg

                                                                                                        TUMcampus 4/11                       11
Forschen

                                                                                                                                                 Die Rückseite flächig
                                                                                                                                                 gelegter Module

                                                                                                                          © Andreas Heddergott
                                                                                         der Sehsinn eingeschränkt, denn Objekte können ver-
                                                                                         deckt werden«, erklärt Dipl.-Ing. Philip Mittendorfer, der
                                                                                         am Lehrstuhl für Kognitive Systeme der TUM die Kunst-
                                                                                         haut mitentwickelt.

                                                                                         Basis der neuen Roboterhülle ist eine kleine Platine. Auf
                                                                                         dem gut fünf Quadratzentimeter großen, sechseckigen
                                                                                         Plättchen sitzen vier Infrarotsensoren, die alles registrieren,
                                                                                         was weniger als einen Zentimeter entfernt ist. Hinzu kom-
© Andreas Heddergott

                                                                                         men sechs Temperatursensoren und ein Beschleunigungs-
                                                                                         sensor. Der erlaubt der Maschine, die Bewegungen ihrer
                                                                                         einzelnen Glieder genau zu registrieren und damit auch
                                                                                         zu lernen, welche Körperteile sie gerade selbst bewegt.

31 sechseckige
Sensormodule sind
über den Körper
des Roboters Bio-
                         Roboter werden selbst-bewusst
loid verteilt. Ähnlich
wie die menschli-        Roboter werden bald keine gefühllosen, kalten Ma-               Viele Plättchen aneinander gesteckt ergeben eine wa-
che Haut messen
                         schinen mehr sein, sondern Wärme oder ein sanf-                 benartige Fläche, die den Roboter vollständig überzie-
sie Temperatur,
Berührung und            tes Streicheln spüren können: Forscher des Exzel-               hen wird. Damit die Maschine etwas spürt, müssen die
Vibrationen.             lenzclusters »Cognition for Technical Systems« (Co-             Signale der Sensoren in einem Zentralrechner verarbeitet
                         TeSys) entwickeln an der TUM eine sensible Haut                 werden. Dazu leitet jedes Sensormodul nicht nur eigene,
                         für die »Maschinen mit Köpfchen«.                               sondern als Knotenpunkt auch Daten anderer Sensor-
                                                                                         elemente durch. Das geschieht automatisch und sorgt
                         Die Haut ist ein Kommunikationswunder: Ihre Nerven              dafür, dass Signale alternative Wege nehmen können,
                         vermitteln Temperatur, Druck und Vibrationen – vom              wenn einmal eine Verbindung kaputtgehen sollte.
                         feinsten Lufthauch bis zum Schmerz. Zugleich grenzt die
                         Haut den Körper von der Umwelt ab und unterscheidet             Noch ist erst ein kleines Stück Kunsthaut fertig. 15 Sen-
                         zwischen »selbst« und »fremd«. Einen ähnlichen Zweck            soren, mindestens einer auf jedem Segment eines lan-
                         hat die Kunsthaut für Roboter: Sie wird dem Roboter             gen Roboterarms, zeigen jedoch, dass das Prinzip be-
                         wichtige taktile Informationen liefern und so seine »Sin-       reits funktioniert: Schon ein leichtes Tätscheln oder Pus-
                         nesorgane« ergänzen – Kameraaugen, Infrarotscanner              ten lassen den Arm reagieren. »Wir werden einen Proto-
                         und Greifhände. Wie bei der menschlichen Haut könnte            typen generieren, der völlig mit diesen Sensoren um-
                         zum Beispiel die Art der Berührung den Roboter – wenn           schlossen ist und ganz neu mit seiner Umwelt interagie-
                         er etwa an einen Gegenstand gestoßen ist – spontan zu-          ren kann«, kündet Ordinarius Prof. Gordon Cheng an.
                         rückweichen oder ihn mit seinen Kameraaugen erst ein-
                         mal nach der Ursache der Berührung forschen lassen.             Zukunftsweisend am Konzept sind jedoch nicht allein die
                                                                                         Sinnesleistungen, sondern auch die Option, dass Robo-
                         Ein solches Verhalten ist besonders wichtig, wenn Ro-           ter es einmal mit einer der ureigensten menschlichen Fä-
                         boter als Helfer des Menschen in Umgebungen unter-              higkeiten aufnehmen könnten: eine Vorstellung von sich
                         wegs sind, die sich ständig verändern – für einen Robo-         selbst zu gewinnen.
                         ter ist das bereits eine normale Wohnung. »Im Gegen-
                         satz zu den taktilen Informationen, die die Haut liefert, ist                                                                 Markus Bernards

12                       TUMcampus 4/11
Forschen

Schüler können auch
komplexe Themen
eigenständig erlernen
Selbstständiges Lernen gilt seit Jahren als Zauber-
formel für erfolgreichen Unterricht. Erforscht wurde
diese Annahme bislang jedoch wenig. Mathematik-
didaktiker der TUM haben nun gezeigt, dass sich
Schüler Lösungsstrategien auch für komplexe Re-
chenaufgaben selbst erarbeiten können. Schwä-
chere Schüler schnitten dabei ebenso gut ab wie
begabte.

                                                                                                                            © Christine Sturz
Um herauszufinden, ob sich Kinder die Kompetenz zum
Lösen schwieriger Matheaufgaben selbst aneignen kön-
nen, haben Mathematikdidaktiker der TUM rund 1 600
Gymnasiasten der Jahrgangsstufe acht in verschiede-
nen Bundesländern unter die Lupe genommen. Nach ei-

                                                          Material fanden die Jugendlichen dazu Erklärungen und
 Die TU München hat 2009 mit der TUM School of            Beispiele für Lösungsmöglichkeiten. Sie arbeiteten
 Education die erste deutsche Fakultät für Lehrerbil-     paarweise zusammen, die Lehrer hielten sich in dieser
 dung und Bildungsforschung gegründet. Sie organi-        Zeit zurück, standen aber für Nachfragen bereit.
 siert fächerübergreifend das Studium aller Lehr-
 amtskandidaten der TUM, wodurch die fachwissen-          Nachdem die TUM-Forscher vor und nach der Unter-
 schaftlichen und die didaktisch-pädagogischen Tei-       richtseinheit die Kompetenzen der Schüler getestet hat-
 le des Studiums systematischer aufeinander abge-         ten, war klar: Die Achtklässler haben einen deutlichen
 stimmt werden. Die Studierenden werden bereits ab        Lernfortschritt erreicht. »Sie haben gelernt, Mathematik
 dem ersten Semester mit Praktika an die Unterricht-      besser zu nutzen«, sagte Studienleiterin Prof. Kristina
 spraxis herangeführt. Die Forschungserkenntnisse         Reiss, Ordinaria für Didatik der Mathematik der TUM.
 der Bildungswissenschaftler und Fachdidaktiker           Das Wissen konnten sie auch in einem weiteren Test
 fließen unmittelbar in das Lehreramtsstudium und         drei Monate später noch abrufen.
 über Lehrerfortbildungen in den Schulunterricht ein.
 Über ein Kooperationsnetz mit zahlreichen Schulen        Die vom BMBF finanzierte Studie, an der auch Psycho-
 weckt die TUM School of Education bei Jugend-            logen um Prof. Reinhard Pekrun von der LMU beteiligt
 lichen das Interesse für mathematisch-naturwissen-       waren, zeigte, dass sich Schüler auch sehr komplexe
 schaftliche Studienfächer.                               Themen mit ihrem individuellen Tempo eigenständig an-
                                                          eignen können – auch schwächere Schüler. Studienlei-
                                                          terin Reiss: »Obwohl sie oft propagiert werden, sind län-
                                                          gere Phasen selbstregulierten Lernens in den Schulen
ner thematischen Einführung durch die Lehrer bekamen      noch nicht alltäglich. Sie sind aber eine wichtige Option
die Schüler ein Arbeitspaket mit geometrischen Aufga-     für die Lehrer, denn wechselnde Unterrichtsformen hal-
ben, die sie auf dem Papier und am Computer während       ten den Unterricht lebendig.«
vier Schulstunden lösen sollten. Dabei handelte es sich
um offen gestellte Fragen zu realen Begebenheiten. Im                                                Klaus Becker

                                                                                                    TUMcampus 4/11                  13
Forschen

                                                                                                                    Die TUM startet ein Projekt zur medizini-
                                                                                                                    schen und sportwissenschaftlichen
                                                                                                                    Begleitung von Kindern im Vereinssport.

                                                                                                                       Mobil gegen Grippe

     Sportwissenschaftler                                                                                              Mit 330 000 Euro fördert das
                                                                                                                       BMBF im Rahmen der Hightech-
     betreuen Kinder im Verein                                                                                         Strategie der Bundesregierung
                                                                                                                       das Projekt »Dezentrales Diagnos-
                                                                                                                       tiksystem zur schnellen Erfassung
                                                                                                                       viraler oder bakterieller Erreger
                                                                                                                       respiratorischer Erkrankungen«
                                                                                                                       (ResCheck) der Biosensor-Arbeits-

                                                                                                © pmphoto/Fotolia
                                                                                                                       gruppe um Prof. Peter B. Luppa
                                                                                                                       vom Institut für Klinische Chemie
                                                                                                                       und Pathobiochemie der TUM.

                                                                                                                       Mit ResCheck sollen die Ursachen
Sportmediziner der TUM und die Spielvereinigung             und Hüfte. Damit soll nicht nur die in-                    von Atemwegsinfekten – die respi-
Unterhaching e. V. haben ein Gemeinschaftsprojekt           dividuelle körperliche Leistungsfä-                        ratorischen Erreger – analysiert
gestartet, um Vereinssport für alle Kinder präventiv        higkeit erhöht, sondern auch Sport-                        werden. An dem BMBF-Verbund-
optimal gestalten zu können. Die Kinder sollen sport-       verletzungen vorgebeugt werden.                            projekt arbeiten Unternehmen, die
medizinisch begleitet werden, damit etwa motorische                                                                    Geräte für die In-vitro-Diagnostik
Defizite gezielt ausgeglichen werden können.                Die körperliche Ertüchtigung reicht                        entwickeln, mit virologischen und
                                                            dem Verbund aus Universität und                            labormedizinischen Instituten zu-
Kinder, macht Sport! So lautet übereinstimmend der Rat-     Verein jedoch nicht aus. Thorsten                          sammen. Gemeinsam will man ein
schlag von Ärzten, Krankenkassen und Gesundheitspoli-       Schulz: »Wir verfolgen einen ganz-                         mobil einsetzbares Gerät konstru-
tikern an eine Jugend, die ihre Zeit zunehmend mit Fast     heitlichen Ansatz, indem wir uns                           ieren, das es niedergelassenen
Food und Videospielen verbringt. Sportvereine gelten als    auch dafür interessieren, wie sich die                     Ärzten in der Praxis erlaubt, Erre-
probates Gegenmittel: Gemeinsam mit Gleichaltrigen ha-      Kinder ernähren. Außerdem möchten                          ger grippaler Infekte zu diagnosti-
ben die Jüngsten Spaß, lernen Sozialverhalten und beu-      wir die Eltern informieren und in un-                      zieren. Sie können Abstrichproben
gen Gesundheitsgefahren durch Übergewicht und Bewe-         ser Projekt mit einbeziehen.« Die Kin-                     sofort analysieren und so schon
gungsmangel vor. Doch wie gehen die Vereine mit einem       der sollen lernen, gesundheitsbe-                          erste Therapiemaßnahmen einlei-
Nachwuchs um, der weniger sportlich und auch eventuell      wusst mit ihrem Körper umzugehen,                          ten, während sich der Patient noch
korpulenter ist? Traditionelle Vereine sind überfordert,    auch über die Vereinsmitgliedschaft                        in der Praxis aufhält.
meint Dr. Thorsten Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter   hinaus. Zugleich soll die Forschung
am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der TUM, denn »vie-   profitieren. Die TUM-Wissenschaftler                       Peter B. Luppa und seine Mitar-
le Kinder bringen nicht nur motorische Defizite mit, son-   wollen ein Konzept entwickeln, wie                         beiter werden ihre Expertise vor
dern leiden zuweilen auch an unerkannten Erkrankungen       auch Sportmuffel in Vereine gelockt                        allem bei der Entwicklung der du-
des Herzkreislaufsystems oder des Stoffwechsels.«           und dort optimal betreut werden                            alen Funktionalität des Geräts ein-
                                                            können. Sie wollen herausfinden, wie                       bringen: Mit dem System können
Zusammen mit der Spielvereinigung Unterhaching, die         sie die sportmedizinische Diagnostik                       zum einen molekularbiologische
neben dem Spitzensport auch Breitensport anbietet, ha-      bei Kindern verbessern können, und                         Tests auf der Grundlage isother-
ben TUM-Forscher ein Projekt zur sportwissenschaft-         sie werden ihr Projekt aus sportpädi-                      mer Amplifikationsverfahren und
lichen Begleitung des Vereins gestartet. Zunächst werden    atrischer Sicht evaluieren: Sind Kin-                      zum anderen Tests auf bekannter
Kinder und Jugendliche auf ihre Gesundheit, motorischen     der in Sportvereinen tatsächlich ge-                       immunologischer Basis mit Test-
Fähigkeiten und körperliche Leistung untersucht. Zeigen     sünder als andere? Der wissen-                             streifen (»Lateral Flow Tests«)
sich Defizite, werden neben Fußball und Co. gezielte        schaftliche Nachweis auf diese Fra-                        durchgeführt werden.
Übungsprogramme angeboten, zum Beispiel ein speziel-        ge steht noch aus.                                                                              ■
les Kräftigungstraining zur Stabilisation von Bein, Rumpf                       Markus Bernards

14                  TUMcampus 4/11
Forschen

                                                                                                                        Durch prädiktive
                                                                                                                        Regelungen kön-
                                                                                                                        nen solche lei-
                                                                                                                        stungselektroni-
                                                                                                                        schen Multilevel-
                                                                                                                        Umwandler präzise
                                                                                                                        und effizient Span-
                                                                                                                        nungen und Ströme
                                                                                                                        einstellen.

Intelligente Energiewandlung
Da die weitläufigste Form für Nutzung und Trans-              erst durch deutlich komplexere Algorithmen ausgenutzt
port von Energie mittlerweile elektrischer Strom ist,         werden. Moderne Digitalrechner bieten mit ihrer hohen
gilt es, hier besonders behutsam auf die Effizienz            Rechenleistung die Grundlagen zur Lösung dieses Pro-
zu achten und neue Möglichkeiten zur Energie-                 blems: prädiktive Regelungsverfahren. Das komplexe
wandlung bereitzustellen. TUM-Wissenschaftler                 Schaltnetzwerk wird mitsamt Netz, Motor oder Genera-
entwickeln sogenannte prädiktive Regelungsverfah-             tor mathematisch modelliert. Mit einem Optimierungs-
ren, mit denen bestehende Systeme verbessert und              verfahren werden dann die bestmöglichen Schaltmuster
neue Technologien ermöglicht werden.                          über einen gewissen Zeitraum vorhergesagt. Kern eines
                                                              prädiktiven Regelungsverfahrens ist die Formulierung
Der Umstieg auf erneuerbare Primärenergie stellt die          einer sogenannten Kostenfunktion, in der die Ingenieure
Elektrotechnik vor neue Herausforderungen. Die Stabi-         ganz einfach definieren, was ihnen wichtig ist und was
lität der Versorgungsnetze wird in Frage gestellt, Ver-       sie minimiert sehen wollen, etwa Energieverluste, Ab-
braucher müssen intelligent agieren, Effizienz ist sowohl     weichungen von Referenzen oder Geräusche.
bei der Bereitstellung als auch beim Verbrauch ein im-
mer wichtigeres Kriterium. Bestehen Versorgungs- und          Die neue Technik wird zum Beispiel in Gleichspan-
Verbrauchersysteme heute noch aus starr verschalteten         nungs-Übertragungen in den Niederlanden und Südafri-
Transformatoren und Elektromaschinen, so werden die-          ka zur Versorgung entlegener Verbraucher angewandt.
se zunehmend durch leistungselektronische Umwandler           In Deutschland kommt die Technik bei Offshore-Wind-
ersetzt und ergänzt. Durch diese Systeme, die präzise         parks zum Einsatz, um die Energie von der See zum
Spannungen und Ströme einstellen können, ergeben              Land zu bringen.
sich neue Eingriffsmöglichkeiten sowie Freiheitsgrade
zur Effizienzsteigerung.                                      Die TUM ist in diesem modernen Forschungsbereich in
                                                              mehrere international ausgerichtete Projekte eingebun-
Die Hardware der leistungselektronischen Umwandler            den. Ausdruck dafür war der im Oktober 2011 vom
besteht aus einem Schaltungsnetz überdimensional              IEEE gesponsorte Workshop »Predictive Control in
großer Transistoren. Der entscheidende Punkt, der die         Electrical Drives and Power Electronics – PRECEDE«,
wesentliche und so wichtige Flexibilität bringt, ist jedoch   den der Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme und
die Software. Je komplexer das Schaltungsnetz dieser          Leistungselektronik erstmalig an der TUM veranstaltete.
Transistoren ist, umso mehr Möglichkeiten ergeben sich
hinsichtlich der Anwendung. Allerdings können diese                                          Jean-François Stumper

                                                                                                       TUMcampus 4/11                   15
Forschen

                                                                                                        Eine weitere Möglichkeit – neben
                                                                                                        der Sprache –, mit dem AviCoS in
                                                                                                        Kontakt zu treten, ist der Touch&
                                                                                                        Tell-Modus: Kennt der Fahrer ein
                                                                                                        spezielles Bedienelement am Arma-
                                                                                                        turenbrett nicht, berührt er es, und
                                                                                                        der Avatar gibt ihm dazu Hinter-
                                                                                                        grundinformationen. »Dadurch kann
                                                                                                        spielerisch und schnell das Wissen
                                                                                                        über Bedienelemente im Fahrzeug
                                                                                                        vermittelt werden. Das kann gerade
                                                                                                        in einem unbekannten Fahrzeug
                                                                                                        sehr hilfreich sein«, sagt Prof. Hel-
                                                                                                        mut Krcmar, Ordinarius für Wirt-
                                                                                                        schaftsinformatik der TUM.

                                                                                                         AviCoS ist auch während der Fahrt
                                                                                                         nutzbar. Um den Fahrer nicht vom
                                                                                                         Verkehr abzulenken, werden mit
                                                                                                         steigender Geschwindigkeit zu-
                                                                                                         nächst die Animationen und dann
                                                                                                         alle grafischen Ausgaben automa-
                                                                                                         tisch abgeschaltet. Die sprachba-
                                                                                                         sierte Kommunikation mit dem Ava-
Großer Vorteil: Im                                                                                       tar steht dagegen immer zur Verfü-
Vergleich zum
Nachschlagen im       Spricht mit dir – AviCoS ersetzt                                                   gung und wird in Zukunft ausge-
                                                                                                         baut. Das System soll die Befind-
                      das Handbuch im Auto
Handbuch finden
Autofahrer Informa-                                                                                      lichkeit des Fahrers erkennen und
tionen mit AviCoS                                                                                        sich entsprechend anpassen. Be-
schneller und ziel-                                                                                      merkt AviCoS anhand des Tonfalls
sicherer.
                                                                                                         und des Sprechrhythmus, dass der
                      Aufblinkende Warnleuchten oder unbekannte Bedien-              Fahrer in der aktuellen Fahrsituation überfordert und
                      elemente können einen Autofahrer beunruhigen. Mit              deshalb gestresst ist, reduziert das System schrittweise
                      dem »Avatar-based Virtual Co-driver System« (AviCoS)           den Umfang der multimodalen Ausgabe, zeigt beispiels-
                      werden Autofahrer künftig direkt informiert und das um-        weise im ersten Schritt keine Animationen mehr an.
                      ständliche Nachschlagen im Benutzerhandbuch entfällt.
                      Durch die Berührung der Bedienelemente und über eine
                      natürlichsprachliche Schnittstelle reagiert das System:
                      Ein virtueller Assistent, der Avatar, gibt spezifische In-       AViCoS wurde in einem dreijährigen Forschungs-
                      formationen rund um das Fahrzeug, unterstützt von Bil-           projekt am INI.TUM entwickelt. Dieses Kompetenz-
                      dern und Videos. Entwickelt haben das System der                 zentrum der TUM mit Sitz in Ingolstadt steht in en-
                      TUM-Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und die Audi             ger Kooperation mit der Audi AG, um Wissenschaft
                      AG.                                                              und Wirtschaft stärker zu verknüpfen.

                      Der Avatar wird in der serienmäßig verfügbaren Bild-
                      schirmanzeige des Audi Multimedia Interface darge-
                      stellt. Die virtuelle Figur versteht vollständige Sätze. Mit   Weitere Systeme im Auto wie das Navigationsgerät kön-
                      Hilfe künstlicher Intelligenz interpretiert AviCoS die Fra-    nen ebenfalls einbezogen werden, indem es frühzeitiger
                      ge des Autoinsassen und kann gleichzeitig eine Antwort         und häufiger auf die Fahrtrichtung hinweist.
                      formulieren. Zusätzlich werden Bilder und Videos einge-
                      blendet. Der Avatar deutet während der Erklärung je-                                              Andreas Battenberg
                      weils auf die relevanten Stellen im Bild.

16                    TUMcampus 4/11
Politik

Exzellenzinitiative 2012 – 2017
         Am 29. August 2011 war es soweit: Die Neu-
        und Fortsetzungsanträge der TUM zur zweiten
         Programmphase der Exzellenzinitiative 2012–
          2017 lagen fertig auf dem Tisch. Verpackt in
      großen Kartons, wurden sie fristgerecht der DFG
                 und dem Wissenschaftsrat vorgelegt.

                        Die TUM hat teils Neuanträge, teils Anträge auf Weiter-
                        förderung zu allen drei Förderlinien gestellt – Graduier-
                        tenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nach-
                        wuchses, Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenfor-
                        schung und das Zukunftskonzept zum projektbezogenen
                        Ausbau der universitären Spitzenforschung.
                                                                                     Nicht nur inhaltlich machten die umfang-
                                                                                     reichen Anträge eine Menge Arbeit,
                          Neu beantragt wurde die Graduiertenschule »Risk & Se-      auch die gesamte Logistik erforderte
      curity« (RISE); Sprecherin ist Prof. Claudia Klüppelberg, Ordinaria für Ma-    von den zahlreichen Helfern vollen Ein-
      thematische Statistik. Im Rahmen von RISE soll ein international sichtbares,   satz: Von Graduiertenschule und Cluster
                                                                                     gingen 25 englische Exemplare und je
      interdisziplinäres Zentrum aufgebaut und zu einer ersten Adresse der Dok-      eine CD an die DFG, das Zukunftskon-
      torandenausbildung und der nachhaltigen Forschung auf dem Gebiet »Risi-        zept wurde 50-mal auf Deutsch und
      ko« in Europa gemacht werden.                                                  50-mal auf Englisch, plus je eine CD, an
                                                                                     den Wissenschaftsrat in Köln geliefert.

      Für die International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE)
      hat die TUM die Weiterförderung beantragt; Sprecher ist Prof. Ernst Rank,      Fotos: Christian Ostermeier
      Ordinarius für Computation in Engineering.                            ➔

                                                                                       TUMcampus 4/11                     17
Politik

                       In der Förderlinie Exzellenzcluster hofft die TUM, ihren Neuantrag durchzu-           Das Gesamtkonzept soll durch neue Entwicklungslinien
                       bringen, den Cluster »Electromobility beyond 2020«. Das interdisziplinäre             zu einer nachhaltig zukunftsfähigen Modernisierung der
                       Projekt entstand unter Federführung von Prof. Hubert Gasteiger; der Ordi-             Universität erweitert werden. In der ersten Förderphase
                       narius für Technische Elektrochemie ist auch Sprecher des Clusters. Das               hat das Zukunftskonzept die wissenschaftsgetriebene
                       Forschungskonzept geht weit über die heute bekannten Ansätze hinaus, vor              Reformpolitik der TUM dynamisiert und starke Effekte in
                       allem bei den elektrischen Speichertechnologien. Angesichts knapper wer-              der Hochschulgemeinschaft ausgelöst. So wuchsen das
                       dender fossiler Energiequellen wird sich die Fahrzeug-Mobilität langfristig           Bewusstsein für Wettbewerb und die unternehmerische
                                                                                                             Grundeinstimmung, die Gender&Diversity-Politik wurde
                                                                                                             progressiv angegangen. Das TUM Institute for Advan-
                                                                                                             ced Study (IAS) setzte als Herzstück des Konzepts
                                                                                                             internationale Maßstäbe für wissenschaftliche Exzel-
                                                                                                             lenz. Aus dieser Transformationsdynamik soll nun in ei-
                                                                                                             ner langfristig angelegten Strategie eine technische Uni-
                                                                                                             versität entstehen, die den internationalen Talentpool
                                                                                                             umfassend nutzt und sich in der Forschung an den gro-
                                                                                                             ßen Herausforderungen der Gesellschaft orientiert.

                                                                                                             In der zweiten Programmphase soll das durchgängige
                                                                                                             Karrieresystem TUM TENURE TRACK unter Schaffung
                                                                                                             von 100 neuen Nachwuchsprofessuren einen Paradig-
                                                                                                             menwechsel im deutschen Berufungssystem einleiten.
                                                                                                             Die Munich School of Engineering (MSE) wird auf die Eli-
© Andreas Heddergott

                                                                                                             teausbildung in den Ingenieurwissenschaften, in der
                                                                                                             Forschung auf die Zukunftsthemen Energie und Grüne
                                                                                                             Technologien fokussiert. Mit dem neuen Munich Center
                                                                                                             for Technology in Society erschließen sich die Natur-,
                                                                                                             Ingenieur- und Lebenswissenschaften den gesell-
                       Schwerpunkt des Exzellenzclusters »Electromobility beyond 2020« ist die Speiche-      schaftsbezogenen Horizont ihrer Lehr- und Forschungs-
                       rung der elektrischen Energie in den Fahrzeugen. Am Institut für Werkzeugmaschi-      agenda. Das neue Anna Boyksen Diversity Research
                       nen und Betriebswissenschaften (iwb) der TUM wurde ein neues Forschungszentrum        Center verankert die Gender- und Diversity-Forschung
                       aufgebaut, in dem Prozesse zur Herstellung von Batteriezellen erprobt und umge-
                       setzt werden.                                                                         inmitten der Technikwissenschaften. Ein neuartiges
                                                                                                             Kooperationsmodell mit der Max-Planck-Gesellschaft
                                                                                                             integriert exzellente Nachwuchstalente als Universitäts-
                       nur mit elektrischen Antrieben und Nutzung regenerativer Energie aufrecht-            mitglieder in Forschung und Lehre. Mit einem Bündel
                       erhalten lassen. Dieser Entwicklung trägt der Cluster Rechnung. Die TUM-              flankierender Maßnahmen festigt die TUM ihre Basis für
                       Wissenschaftler wollen ihre Expertise nutzen, um avantgardistische Ansät-             den Wandel zu einer Universität, die aus einer starken
                       ze und Ziele der Elektromobilität von morgen voranzutreiben. Flankierende             regionalen und nationalen Verankerung heraus im inter-
                       Maßnahmen sind das neuartige Fahrzeugkonzept MUTE, das auf der Inter-                 nationalen Wettbewerb hochrangig mithalten kann. Ziel
                       nationalen Automobil-Ausstellung (IAA) im September 2011 in Frankfurt prä-            ist eine Hochschulverfassung mit maximaler strukturel-
                       sentiert wurde (s. Seite 6 ff.), und das Projekt »Electromobility for Mega-Ci-        ler und finanzieller Handlungsfähigkeit im internationa-
                       ties« (TUM•CREATE) in Singapur.                                                       len Spitzenwettbewerb.

                       Fortgesetzt werden sollen die beiden erfolgreichen Exzellenzcluster aus der           Soweit die TUM-Anträge in Kürze. Bis Mitte März 2012
                       ersten Förderphase, deren Sprecher TUM-Professoren sind: Origin and Struc-            werden sämtliche Anträge begutachtet und am 15. Juni
                       ture of the Universe – (UNIVERSE, Prof. Stefan Paul), und Cognition for Tech-         wird die Entscheidung bekannt gegeben. Ist die TUM
                       nical Systems (CoTeSys, Prof. Martin Buss). Gleiches gilt für die Forschungs-         erfolgreich, beginnt die Förderung und Weiterförderung
                       cluster mit Sprecherschaft bei der LMU, an denen die TUM maßgeblich be-               der TUM-Projekte am 1. November 2012.
                       teiligt ist – teilweise mit 40 Prozent der Principal Investigators: Nano Initiative
                       Munich (NIM), Munich Center for Advanced Photonics (MAP), Center for In-                                                                    ■
                       tegrated Protein Science (CIPSM) und der Neuantrag Systems Neurology
                       (SyNergy). Mit ihrem Zukunftskonzept »TUM.The Entrepreneurial University.«
                       will die TUM auf den Erfolgen der ersten Förderphase 2006-2011 aufbauen.

                       18                   TUMcampus 4/11
Politik

Ernst Otto Fischer-Lehrpreis
und Freisemester für Lehre
Um die Bedeutung von guter Lehre an der TUM stärker hervorzuheben
und zu fördern, wurden zwei neue Lehrpreise eingerichtet: der Ernst Otto
Fischer-Lehrpreis und das Freisemester für Lehre. Beide Preise bieten
den Dozentinnen und Dozenten der TUM die Möglichkeit, neue Lehrkon-
zepte zu entwickeln und umzusetzen.
Finanziert werden die beiden neuen Preise aus Mitteln
des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
ausgezeichneten Projekts »TUM: Lehre im Fokus«. Be-
reits die erste Ausschreibungsrunde fand große Reso-
nanz – die Studierenden der TUM können sich auf zahl-
reiche innovative Projekte und Lehrveranstaltungen
freuen. Die nächste Runde startet im Frühjahr 2012.

Ernst Otto Fischer-Lehrpreis
Er wird von der TUM und den Fakultäten an promovier-
te wissenschaftliche Mitarbeiter vergeben. Verbunden
damit ist die Möglichkeit, das Lehrprojekt eigenständig
                                                           Vanessa Krummeck      Michael Ritter
umzusetzen. Die Preisträger erhalten dazu den notwen-
digen Freiraum sowie jeweils bis zu 4 000 Euro. Die er-
sten Preisträger und ihre prämierten Projekte:

Dr. Vanessa Krummeck und Dr. Michael Ritter wollen
Mathematik in Tiefe und (trotzdem) allgemein verständ-
lich, lebendig und für Schüler erlebbar machen – mit ei-
nem vielseitigen, flexiblen und wiederverwendbaren
Schüler-Aktionsmodul, das im Seminar »TEAMS Diskre-
te Mathematik - Fachwissen verständlich machen« von
Studierenden entwickelt wird.
                                                           Christina Scharnagl
Um der Heterogenität der Erwartungen an die Inhalte
und die zu erwerbenden Kenntnisse der Studierenden
aus den elf Fachrichtungen am Wissenschaftszentrum
Weihenstephan besser gerecht zu werden, konzipiert
Dr. Christina Scharnagl ein physikalisches Praktikum
von Studierenden für Studierende: Ein Team von Stu-
dierenden gestaltet einen neuen anwendungsbezoge-
nen Versuch für ihre Kommilitonen im Praktikum des ge-
meinsamen Grundstudiums.

Dr. Roxana Codita entwickelt ein Lehrkonzept für das
Fach »Corporate Sustainability« mit dem Ziel, Studie-      Roxana Codita

                                                                                                  TUMcampus 4/11        19
Politik

                                                      renden des Bachelor-Studiengangs TUM-BWL die
                                                      ganzheitliche Betrachtung des betriebswirtschaftlichen
                                                      Handelns nach Nachhaltigkeitsprinzipien zu vermitteln.
                                                      Klassische Präsenzlehre und Fallstudien werden dabei
                                                      durch Elemente des eLearnings ergänzt.

                                                      Dr. Christoph Rapp bietet ein »Offenes Hydromecha-
                                                      nik-Labor« an, in dem sich Studierende praktisch mit
                                                      der Strömungsmechanik befassen können, um die kom-
                                                      plexen Zusammenhänge besser zu verstehen. Begleitet
          Christoph Rapp                              von Tutoren, können sie eigene Ideen einbringen und
                                                      vorkonzipierte Experimente durchführen, auswerten und
                                                      mit der Theorie vergleichen.
                                  Michael Zwick

                                                      Dipl.-Ing. Waleska Defne Leifeld entwickelt als Koope-
                                                      rationsmodell mit der Filmhochschule München ein Mo-
                                                      dul, das den Entwurfsprozess für Studierende der Ar-
                                                      chitektur durch filmische Gestaltungsmittel erweitert
                                                      und bereichert.

          Waleska Defne Leifeld                       Mit ihrem Projekt Raum – Prozess – Ressourcen möch-
                                                      te Dipl.-Ing. Korinna Thielen ihre Studierenden zum
                                                      Selbststudium städtebaulicher Zusammenhänge insbe-
                                                      sondere im Bereich Ressourcenverbrauch anregen. Da-
                                                      zu entwickelt sie eine »Toolbox«, die verschiedene Ma-
                                                      terialien und Instrumente bereithält.

                                  Stefan Weigel
                                                      Dr. Maik Maurer wurde für seine Lehridee prämiert,
                                                      Studierenden in Vorlesungs-Kleingruppen und Übungs-
                                                      einheiten individuell relevante Methoden und Strategien
                                                      zum richtigen Umgang mit Komplexität zu vermitteln.
                                                      Die Praxisaufgaben entwickelt er gemeinsam mit Unter-
                                                      nehmen.

          Korinna Thielen
                                                      Dr. Michael Zwick implementiert ein »InstantFeed-
                                                      back«-System, über das die Studierenden während der
                                                      Vorlesung live und anonym Kontakt zum Dozenten auf-
                                                      nehmen, Fragen stellen und Rückmeldung zur Vorle-
                                                      sung geben können. Ein Wettbewerbs-Modus ermög-
                                                      licht die Auswertung von Kurz-Aufgaben direkt während
                                                      der Vorlesung.

                                  Michael Schermann   Auch Dr. Stefan Weigel trägt mit dem »student respon-
                                                      se system« dazu bei, dass die Dozenten stets am »Puls
                                                      der Studierenden« bleiben und aktivierendes Lehren
                                                      auch in großen Veranstaltungen möglich ist. Im Rahmen
                                                      seines Pilotprojekts wird die Verwendung des Systems
                                                      evaluiert und bei positiver Resonanz für eine breite Nut-
          Maik Maurer                                 zung vorbereitet.

                                                      In einem »White-collar hacking contest« lässt Dr. Mi-
                                                      chael Schermann Studierende in Teams als »Wirt-

20        TUMcampus 4/11
Politik

schaftskriminelle« und »Detektive« gegeneinander an-                         Freisemester für Lehre
treten. Beide Gruppen lernen dabei, betriebswirtschaft-
liche Vorgänge und deren Abbildung in betriebswirt-                          Es schafft Wissenschaftlern Freiraum, um kre-
schaftlichen Informationssystemen zu verstehen und zu                        ative Lehrkonzepte zu verwirklichen. Das
gestalten.                                                                   Lehrangebot wird während dieser Zeit nicht
                                                                             geschmälert, sondern über Lehraufträge gesi-
Das Konzept von Dr. Tobias Neckel und Dr. Florian                            chert. Dafür setzt die TUM Gelder aus dem
Rupp ergänzt einen studentenzentrierten Seminar- und                         Wettbewerb »Exzellente Lehre« der Kultusmi-
Workshop-Teil durch qualitätssichernde Elemente. In-                         nisterkonferenz und des Stifterverbands für
haltlich werden zufällig gestörte Differenzialgleichungen                    die Deutsche Wissenschaft ein. Für die ersten
interdisziplinär behandelt und auf Probleme der Hoch-                        Freisemester wurden zwei Konzepte ausge-
haus-Stabilisierung unter Erdbeben angewendet.                               wählt, die die Lehre an der TUM nachhaltig
                                                                             verbessern und zugleich Strahlkraft über die
Dr. Wolfgang Blank bietet mit dem Kurs »Allgemeine                           Universität hinaus entfalten:
                                                            Wolfgang Blank
Ärztliche Untersuchungstechniken« angehenden Ärzten
die Möglichkeit, in kleinen Gruppen zu je drei Studieren-                    Prof. Klaus Diepold, Ordinarius für Datenver-
den Untersuchungstechniken einzuüben oder ihr Wis-                           arbeitung, wird Lehrveranstaltungen vorberei-
sen und ihre Fähigkeiten als Tutoren dieser Kleingrup-                       ten, in der die Studierenden in Teams Fach-
pen nachhaltig zu vertiefen.                                                 wissen selbst erarbeiten und gleichzeitig Fä-
                                                                             higkeiten für den Beruf lernen, etwa Teamar-
Eine hoch organisierte, hoch konzentriert durchgeführte                      beit und Präsentationstechnik. In den Semina-
Lernaktivität, die auf die Verbesserung der eigenen Leis-                    ren zur digitalen Bildverarbeitung werden die
tung abzielt, wird als »Deliberate Practice bezeichnet«.                     angehenden Elektro- und Informationstechni-
Dieses Konzept führt Prof. Lena Lämmle in der Metho-                         ker beispielsweise 3D-Filme produzieren oder
denlehre ein, um dadurch die Lern- und Aufmerksam-                           Software für deren Herstellung entwickeln.
keitsleistung und das Engagement der Studierenden zu                         Schon Bachelorstudierende werden vor reale
steigern.                                                                    Probleme gestellt, für die es keine Musterlö-
                                                            Lena Lämmle      sung gibt. Die Arbeit im Team soll für das Be-
Das von Dr. Edda Fiebig entworfene praxisorientierte                         rufsleben wichtige Kompetenzen wie Kommu-
Seminar »Interkulturalität erlebt und vorgelebt« will an-                    nikationsfähigkeit stärken. In seinem Freise-
gehende Lehrkräfte über den Weg eines theoriebasier-                         mester will Diepold vor allem ein begleitendes
ten und reflektierten Zugangs zur Unterrichtspraxis auf                      Handbuch schreiben und Software-Werkzeu-
kulturheterogene, multilinguale Schülergruppen vorbe-                        ge für die Lehrveranstaltungen entwickeln.
reiten.                                                                                                                 ➔

                                                            Edda Fiebig

                                                                             Klaus Diepold
Tobias Neckel                Florian Rupp

                                                                                         TUMcampus 4/11                 21
Politik

                                                             Ein Lesebuch der Linearen Algebra für Lehramtsstudierende werden Prof.
                                                             Kristina Reiss, Ordinaria für Didaktik der Mathematik, und Prof. Jürgen
                                                             Richter-Gebert, Ordinarius für Geometrie und Visualisierung, in ihrem Frei-
                                                             semester verfassen. Damit wollen sie den Alltagsbezug von Mathematik ver-
                                                             deutlichen und so schon Erstsemester auf die Vermittlung mathematischen
                                                             Fachwissens in der Schule vorbereiten. Denn das Fachwissen, das die Stu-
                                                             dierenden an der Universität lernen, müssen sie später in ganz anderer Form
                                                             lehren. Das Buch soll sowohl zur Vertiefung der Vorlesung dienen als auch
                                                             die Grundlage für eigenständige Arbeit in einem Seminar bieten. Vorle-
                                                             sungsinhalte werden mit dem entsprechenden Schulstoff verbunden, histo-
                                                             rische Bezüge dargestellt und Beispiele für die Bedeutung von Mathematik
                                                             im Alltag gegeben. Das Buch ist auf die gymnasiale Lehramtsausbildung an
                                                             der TUM abgestimmt, hat aber auch das Potenzial, in anderen Lehramts-
Kristina Reiss                Jürgen Richter-Gebert          studiengängen und an anderen Universitäten genutzt zu werden.

                                                                                                                                     ■

Neue Vizepräsidenten:                                        Dipl.-Inf. Hans Pongratz trat die Nachfolge von Dr. Kai Wülbern an, der als
                                                             Kanzler an die Hochschule für angewandte Wissenschaften München (FH)

Regine Keller                                                gewechselt ist. Pongratz arbeitete als Technischer Consultant bei Hewlett-
                                                             Packard und als selbstständiger IT-Entwickler. Der 32-jährige Informatiker
und Hans Pongratz                                            ist seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter der TUM. Er war am Aufbau der
                                                             E-Learning-Plattform, einer neuen IT-Infrastruktur und des Campus-Ma-
                                                             nagement-Systems beteiligt. Pongratz engagierte sich schon während sei-
                                                             nes Studiums in der Hochschulpolitik, unter anderem als Vorsitzender des
Der Hochschulrat der TUM hat zwei neue Vizepräsiden-         Fachschaftenrats. Derzeit vertritt er die wissenschaftlichen Mitarbeiter im
ten gewählt, beide kennen die TUM bereits aus ihrem          Hochschulrat der TUM.
Studium: Prof. Regine Keller, Dekanin der Architekturfa-                                                                   Klaus Becker
kultät, übernahm zum 1. Oktober 2011 das Ressort Stu-
dium und Lehre. Dipl.-Inf. Hans Pongratz, Leiter des
Campus-Management-Teams, trat sein neues Amt als
CIO, also als Leiter der Informationstechnologie, an.
Das Hochschulpräsidium besteht aus dem Präsidenten,
dem Kanzler und vier Vizepräsidenten.

Regine Keller folgte auf den Mathematiker Prof. Peter
Gritzmann. Die 48-Jährige hat seit 2005 den Lehrstuhl
für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum inne,
war Studiendekanin der Studienfakultät Landschaftsar-
chitektur Landschaftsplanung und seit 2009 Dekanin.
Sie studierte Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft
und arbeitete an mehreren Theatern. Nach einer an-
schließenden Lehre im Garten- und Landschaftsbau
studierte sie Landespflege an der TUM. 1998 gründete         Regine Keller                          Hans Pongratz
sie ihr Büro keller landschaftsarchitekten, heute Keller &
Damm Landschaftsarchitekten Stadtplaner. Sie forscht
zu urbanen Landschaften und Infrastruktururbanismus.

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