Carsten Schloter: "In Zukunft werden TV- Inhalte ganz selbstverständlich über drei verschiedene Bildschirme genutzt"

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Carsten Schloter: "In Zukunft werden TV- Inhalte ganz selbstverständlich über drei verschiedene Bildschirme genutzt"
INTERVIEW

Carsten Schloter: «In Zukunft werden TV-
Inhalte ganz selbstverständlich über drei
verschiedene Bildschirme genutzt»
              asut: Sind Sie zufrieden mit der Marktpenetration von   hat zudem im digitalen Fernsehmarkt bereits einen
              Bluewin TV?                                             Marktanteil von rund 8 % erreicht. Dies ist nur gut
              Carsten Schloter: Die Nachfrage nach Bluewin TV         ein Jahr nach der Lancierung bereits ein substantieller
              war vom Start weg sehr hoch. Dies zeigt, dass ein Be-   Marktanteil.
              dürfnis nach digitalem Fernsehen und dem Angebot
              von Bluewin TV besteht. Nach der Lancierung eines       Bluewin TV hat im ersten Quartal 2008 einen Verlust
              Einsteigerangebots sowie hochauflösendem Fernsehen      von CHF 8 Mio. eingefahren. Wie wollen Sie diesen
              Ende Februar 2008 forcieren wir nun im Vorfeld der      Bereich in die schwarzen Zahlen bringen?
              Euro 08 wieder die Marketingaktivitäten.                Wir wollen weiter wachsen und gleichzeitig die
                                                                      Einmalkosten pro Neukunde senken. Wir sind vor
              Kann Bluewin TV punkto Programmvielfalt, Bediener-      kurzem mit Bluewin TV in einen für uns völlig neuen
              freundlichkeit und Preis-/Leistungsverhältnis mit den   Markt vorgestossen – es ist klar, dass wir einige Jahre
              Angeboten der Kabler (Cablecom etc.) mithalten?         benötigen, um einen Gewinn zu erzielen.
              Ja, absolut, ein klares Plus verzeichnen wir bei der
              Benutzerfreundlichkeit. Zudem sind die hochauflö-       Die «Street Cabinets» haben offensichtlich an verschie-
                                        senden Programme bereits      denen Orten aus Gründen der Ästhetik Ärgernisse her-
                                        im Grundangebot enthal-       vorgerufen. Zudem scheint die Qualität der Signale ab
                                        ten und Bluewin TV bietet     einer gewissen Distanz bei VDSL abzunehmen, was dem
                                        Video on demand und ex-       Empfang von Bluewin TV in HD-Qualität Grenze setzt.
                                        klusive Live-Sportinhalte.    Wie wollen Sie diesen Negativ-Aspekten begegnen?
                                                                      Um das Verständnis beim Bau neuer Telekom-Anlagen
                                        Wo bestehen allenfalls Ver-   zu fördern, suchen wir das Gespräch mit der Bevölke-
                                        besserungs-Potenziale?        rung. Der Bedarf an höheren Bandbreiten und somit
                                        Wir steigern laufend die      an VDSL steigt aber generell, auch unabhängig von
                                        Qualität, bringen eine        Bluewin TV. Dank einem stetigen Ausbau von VDSL
                                        Möglichkeit zur Selbst-       steigern wir aber auch die Abdeckung mit HDTV
                                        installation und verbessern   und erhöhen die Leistung und damit die Qualität auf
                                        die Abdeckung mit hohen       unserem Netz.
                                        Bandbreiten. Dank der hö-
                                        heren Leistung können u.a.    Ist Bluewin TV generell ein Produkt nur für Agglomera-
                                        mehr Kunden das hochauf-      tionen mit einer gewissen Überbauungsdichte?
Foto Swisscom                           lösende Fernsehen nutzen.     Nein, unsere Abdeckung ist heute schon höher, z. B.
                                                                      auch bei HDTV bei über der Hälfte der Haushalte.
              Bluewin TV hat gegenwärtig noch einen verschwindend     Zugang zum Basisangebot Bluewin TV basic haben
              kleinen Marktanteil gegenüber den «Kablern». Wie wol-   mehr als 80 % der Schweizer Haushalte.
              len Sie im Verdrängungsmarkt Anteile gewinnen?
              Die Möglichkeiten von digitalem Fernsehen sind bei      Wie, wenn überhaupt, wollen Sie dünner besiedelte Re-
              weitem noch nicht ausgeschöpft. Wir wollen am nach      gionen mit Radio-/TV-Programmen versorgen? Liesse sich
              wie vor wachsenden Markt partizipieren. Bluewin TV      DVB-H in dieser Richtung weiterentwickeln – Empfang

28 bulletin                                                                                                        3/2008
Carsten Schloter: "In Zukunft werden TV- Inhalte ganz selbstverständlich über drei verschiedene Bildschirme genutzt"
INTERVIEW

auf grossen Bildschirmen?                                  Angebot von hochauflösenden Inhalten wird Fern-
Nein, DVB-H ist ein Standard, der auf Handy-TV             sehen deutlich attraktiver. In Zukunft werden TV-
ausgerichtet ist.                                          Inhalte ganz selbstverständlich über drei verschiedene
                                                           Bildschirme genutzt: den herkömmlichen Fernseher,
Wo sehen Sie ganz generell Zukunftspotenziale beim         den Computer und das Handy. Swisscom beherrscht
privaten Fernsehen? In welcher Richtung entwickelt sich    alle drei Technologien – damit bietet sich für uns die
das Nutzungsverhalten der Konsumenten Ihrer Ansicht        einzigartige Chance, zu Gunsten eines durchgängigen
nach in Zukunft?                                           Kundenerlebnisses die drei Welten zu verbinden. o
Fernsehen wird interaktiver und mit dem vermehrten

Andreas S. Wetter: «Der Kunde ist es leid,
die Komplexität der Konvergenzentwicklung
tragen zu müssen»
asut: In einem Pilotprojekt zusammen mit dem ewz will      Stellenwert nimmt der Radio-/TV-Teil des zukünftigen
Orange laut eigenen Worten bei der Gestaltung digitalen    Angebots ein? Wird es möglich sein, alleine ein reines
Zukunft der Kunden mitmischen. Was verspricht sich         Radio/TV-Angebot zu nutzen oder nur ein integriertes
Orange von dieser Ausweitung ihres Produkte-Portfo-        Gesamt-Angebot (Triple-Play plus Radio/TV)?
lios?                                                      Orange bietet über das
Andreas S. Wetter: Ist ein Quadplay-Angebot über die       ewz.zürinet sowohl ein Ge-
offene Infrastruktur eines neutralen Anbieters wie bei-    samtangebot wie auch nur
spielsweise über das Glasfasernetz von ewz in Zürich       einzelne Dienste, etwa nur
erbracht, birgt die Angebotserweiterung für Orange         Ultra High Speed Internet
ein grosses Wettbewerbs- und Wachstumspotenzial.           oder nur das digitale HD
Orange sieht in Paket- und Multiplay-Angeboten             TV-Angebot an. Das Be-
mittel- und längerfristig die stärksten Umsatztreiber.     dürfnis geht aber klar in
Die Ausweitung der Produkte- und Dienstleistungs-          Richtung Gesamtangebot,
palette liegt dabei in der Natur der Konvergenzent-        weil dadurch das Leben der
wicklung. TV ist nur ein Beispiel. Mobile Navigation,      Kunden einfacher wird.
M-Commerce, M-Payment sind weitere Beispiele,              Sie haben nicht mehr zig
die mittel- und langfristig die Produkte- und Dienst-      verschiedene Anbieter und
leistungspaletten der Telekom-Anbieter erweitern           Anlaufsstellen, sondern
werden. Wo aber solche Paket-Angebote nur im Wie-          können alle Geräte, In-
derverkauf und nicht über eine offene Infrastruktur        stallationen und Dienste
eines neutralen Anbieters erfolgen können, stirbt der      inklusive Rechnung, Kun-                               Foto Orange
Wettbewerb und ein Zukunftsmonopol droht. Dies             dendienst und Support von
zeigt uns die aktuelle Situation im Schweizer Tele-        einem Anbieter beziehen.
kommarkt deutlich.                                         Radio- und TV sind dabei massgebende Elemente
                                                           der Medienindustrie (Media), die immer stärker mit
Orange drängt in einen an und für sich gesättigten Markt   Telekom, IT und Unterhaltung (Entertainment) zum
(DVB-C, DVB-T, DVB-H,DVB-S und IP-TV). Welchen             T.I.M.E-Markt verschmelzen. Radio- und TV nehmen

3/2008                                                                                                              bulletin 29
Carsten Schloter: "In Zukunft werden TV- Inhalte ganz selbstverständlich über drei verschiedene Bildschirme genutzt"
INTERVIEW

              sowohl bei den Festnetz- wie bei den mobilen Ange-          Das digitale HD-TV-Angebot, das Orange über das
              boten eine zentrale Rolle ein. So sind beispielsweise       ewz.zürinet erbringt, ist IP-TV.
              Radio und Musik eine der am häufigsten auf dem
              Handy genutzten Anwendung.                                  Mit welchen Marktanteilen rechnen Sie im Vollbetrieb?
                                                                          Die Pilotphase stimmt uns optimistisch, weil sich über
              Ihre Konkurrenten in Zürich (neben DVB-S) werden            2/3 der Teilnehmenden bereit zeigten, das Angebot
              Cablecom und Bluewin-TV sein. Welche Veränderungen          auch kommerziell zu nutzen und den bisherigen An-
              im Markt erwarten Sie durch den Markteintritt von           bietern den Rücken zu kehren. Die maximal erreich-
              Orange ?                                                    baren Marktanteile hängen aber stark von der Zahl
              DVB-S und DVB-T sind keine direkte Konkurrenz               der am ewz.zürinet angeschlossenen Haushalte ab.
              zum Angebot, das Orange über das ewz.zürinet anbie-         Da sich die Verbreitung der Anschlüsse noch bis 2013
              tet. Dies aus dem einfachen Grund, weil es DVB-S und        erstreckt, ist es für seriöse Prognosen noch zu früh.
              DVB-T nicht als Gesamtangebot mit ultraschnellem
              Internet und der Telekommunikation gibt. Und auf-           Wird Orange weitere solche Joint Ventures in anderen
              grund der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur sowie        Städten eingehen?
              der angebotenen Dienste im Verhältnis zum Preis             Orange hat kein Joint Venture mit ewz, sondern die
              ist das Orange Angebot in Zürich zur Zeit ohnehin           Stellung eines Service Providers, der die offene und
              konkurrenzlos.                                              neutral angebotene Glasfaser-Infrastruktur zum Er-
                   Klar ist auf jeden Fall: Mit jedem weiteren Anbieter   bringen von eigenen Angeboten nutzt. Diese Form
              auf einer offenen und neutralen Infrastruktur wie jener     der Zusammenarbeit sucht Orange auch mit Infra-
              von ewz, wird das Duopol Ex-Monopolist/Kabelnetz-           strukturbetreibern in anderen Städten. In St. Gallen
              betreiber angegriffen und Wettbewerb zum Vorteil der        arbeitet Orange für ein Pilotprojekt bereits mit den
              Kunden geschaffen. Der Schweizer Telekommarkt               Sankt Galler Stadtwerken zusammen. Mit anderen
              kommt dabei zumindest in kleinen Schritten der seit         städtischen Energie- und Netzbetreibern sind wir im
              10 Jahren proklamierten, aber bis heute nicht konse-        Gespräch.
              quent umgesetzten Liberalisierung näher.
                                                                          In welche Richtung entwickelt sich das Nutzungsverhalten
              Wird sich der Konkurrenzkampf hauptsächlich über den        der Konsumenten Ihrer Ansicht nach in Zukunft?
              Preis abwickeln?                                            Der Kunde ist es leid, die Komplexität der Konver-
              Nein, das zeigen uns die Erfahrungen der letzten 10         genzentwicklung tragen zu müssen, und, wenn er
              Jahre deutlich. Das Preisargument spielt allenfalls in      beispielsweise mit dem PC zu Hause nicht mehr ins
              einer Anfangsphase eine Rolle. Mittel- und langfristig      Internet kommt, zuerst selbst abklären zu müssen, ob
              wird aufgrund der Marktleistung, also des Preis-            das nun ein Problem seines PCs ist, oder ein Problem
              Leistungs-Verhältnisses und des Services am Kunden          der Telekom-Verbindung oder ein Problem der Haus-
              entschieden. Dies zeigen uns unsere Erfahrungen aus         installation. Das Nutzungsverhalten wird sich daher
              dem Pilot mit ewz. Der Kunde schätzt es ausserordent-       insbesondere wegen der Service-Komponente stark in
              lich, wenn er sich beispielweise bei Fragen zu Internet     Richtung Gesamtangebote entwickeln. Letzten Endes
              und Telefonie an den gleichen Kundendienst, der             ist es dem Kunden weitgehend egal, wer ihm den
              ihn als Kunde kennt, wenden kann, wie für Anliegen          Fussballmatch wie in seine gute Stube bringt – Haupt-
              zu TV, Video-on-Demand usw. Hier freuen wir uns             sache in der besten, verfügbaren Qualität; wann er es
              auf den zunehmenden Wettbewerb, weil Orange die             will und auf die Geräte, die er will; und das Ganze zu
              Anbieterin ist, die ihre Organisation als erste und seit    einem Preis, den er als angemessen erachtet. Taucht
              jeher nach den Kundenbedürfnissen und nicht nach            einmal ein Problem auf, will er das möglichst schnell
              Technologien ausrichtete.                                   gelöst haben, ohne dass er selbst von Pontius zu Pilatus
                                                                          rennen muss. Das Gleiche gilt ebenso fürs Internet, die
              Erfolgt die Verbreitung von digitalen TV-Programmen         Telefonie und die Mobilkommunikation.                o
              über IP-TV oder DVB-C?

30 bulletin                                                                                                            3/2008
INTERVIEW

Rudolf Fischer: «Der Kabelmarkt wird sich
mittelfristig bereinigen und auf ein paar
national starke Anbieter beschränken»

asut: Gemäss der neuesten Pressemitteilung setzt Cable-    profitieren von günstigeren Bündelpreisen. Ich glau-
com ihr Wachstum ungebrochen fort; kürzlich überschritt    be auch, dass die Leute nicht noch viel mehr Sender
die Zahl der «digitalen» TV-Kunden 300 000. Der            wollen, sondern sie werden stärker an News aus ihrem
gesamte CATV-Markt ist aber punkto Hausanschlüsse          Lebensraum interessiert sein – lokale TV- und Radio-
praktisch gesättigt. Veränderungen bei den Marktanteilen   programme gibt’s auf dem Satelliten nicht.
werden wahrscheinlich nur noch durch Verdrängung er-
reicht werden. Welches sind die wichtigsten Konkurrenten   Das Konkurrenzprodukt Bluewin TV hat gegenüber
der Kabelnetzunternehmen im allgemeinen und der            Ihren Radio-TV-Angeboten nur einen verschwindend
Cablecom im besonderen?                                    kleinen Marktanteil. Bluewin TV will aber weiter wach-
Rudolf Fischer: Wir wachsen immer noch aus eigener         sen. Fürchten Sie Marktanteile an Bluewin TV zu ver-
Kraft. Das heisst, wir modernisieren alte Netze, so        lieren? Oder hat Cablecom
dass die Kunden digitales Fernsehen aber auch Inter-       bereits Kunden an Bluewin
net und Telefon übers Kabel erhalten. In diesem Jahr       TV verloren?
werden über 50 000 Haushalte aufgerüstet. Insgesamt        Wir nehmen die Konkur-
verfügen wir per Ende Jahr dann über knapp 1,4             renz von Bluewin TV ernst
Mio. modernste Hausanschlüsse. Die Vielfalt in der         und haben Respekt vor
Schweiz auf dem Kabel ist sehr gross. Es gibt über         den Leistungen der Swiss-
200 Netzbetreiber, teilweise bestehen aber schon           com. Der Markt ist jedoch
heute Kooperationen. So liefern wir beispielsweise         erst daran sich aufzuteilen
TV, Internet und Telefonie an die basellandschaftliche     respektive zu bilden. Wir
Eblcom, den viertgrössten Kabelnetzbetreiber. Der          haben deshalb nicht eigent-
Kabelmarkt wird sich aber mittelfristig bereinigen und     lich Kunden «verloren» –
auf ein paar national starke Anbieter beschränken. Die     die heutigen Bluewin TV-
Kabelnetzbetreiber verfügen heute aber nicht mehr          Kunden haben sich aber
über ein klassisches Monopol: Zum Beispiel können          nicht für uns entschieden.
die Konsumenten Fernsehen auch übers Internet, via         Trotzdem zählen wir heute
Antenne oder Satellit beziehen.                            rund vier Mal mehr Digi-                               Foto Wemans
                                                           tal-TV-Kunden als unser
Verdrängt Sat-TV das CATV oder ist der Trend eher          Marktpartner. Das Verhältnis ist also klar zu unseren
umgekehrt?                                                 Gunsten. Wenn wir das in diesem Stil beibehalten
Satelliten-TV hat zweifelsohne dank vieler Sender eine     können, sind wir sehr zufrieden.
gewisse Attraktivität. Es gibt aber auch den umgekehr-
ten Trend zum Senderwildwuchs: Die Leute wollen            Bis anhin bestand auf dem Radio/TV-Sektor ein Duo-
eine einfache, funktionierende Lösung. Sie wollen die      pol. Der Markt war, wenn auch in ungleichen Teilen,
wichtigsten Programme und sie wollen keine Umtrie-         zwischen den Kabelnetzunternehmen und Swisscom auf-
be. Ausserdem werden viele Konsumenten künftig TV,         geteilt. Nun treten auch Energieversorger in den gleichen
Internet und Telefonie möglichst von einem Anbieter        Markt ein, beispielsweise das ewz in Zusammenarbeit
beziehen wollen. Das vereinfacht ihr Leben und sie         mit Orange. Mit ihren eigenen, zum grössten Teil in

3/2008                                                                                                                 bulletin 31
INTERVIEW

              LWL-Technik ausgelegten Netzen bieten sie in Ihrem             Programmen und der damit verbundene Einsatz einer
              Kerngebiet ebenfalls Triple-Play an. Was bedeutet dies für     einzigen, proprietären Set-Top-Box gekommen. Welche
              Cablecom und was für die Kunden? Ist ein ausgeprägter          Chance geben Sie der Motion Sommaruga?
              Preiskampf zu erwarten?                                        Wir nehmen dieses Anliegen ernst. Die vorberatende
              Wie das Beispiel des neu gebildeten Verbands öffent-           Kommission hat sich im Mai sehr eingehend mit dem
              licher Energieversorger, Openaxs, zeigt, werden sich           Vorstoss befasst. Dass sie sich dabei sehr klar gegen die
              diese in der Regel auf Bau und Betrieb eines Netzes            Motion ausgesprochen hat, zeigt, dass unser Festhal-
              beschränken. Als Provider für Telekomdienstleistun-            ten an der eigenen Set-Top-Box nicht grundsätzlich
              gen werden sie aber kaum selber auftreten. Da sehen            falsch sein kann – und durchaus auf nachvollziehbaren
              wir durchaus auch Chancen, unsere Leistungen weiter            Gründen beruht.
              verbreiten zu können, auch wenn das Netz nicht uns
              gehört.                                                        Was sind die Hauptargumente der Cablecom für eine
                                                                             Grundverschlüsselung?
              Können andere Kabelnetzunternehmen von der Cable-              Eines der wichtigsten Argumente ist sicher, dass wir
              com profitieren? Wenn ja, wodurch?                             im Massenmarkt tätig sind und unseren Kunden ein
              Ja, wir haben bereits heute rund 120 Kabelnetzbe-              einwandfrei funktionierendes System anbieten müs-
              treiber als Partner, die wir als Provider mit allen oder       sen. Dazu brauchen wir eigene Software, die etwa den
              einem Teil unserer Dienste bedienen. Die Zusammen-             Programmführer, die Untertitelung oder den Teletext
              arbeit mit einem grossen Provider wie Cablecom wird            sicherstellen. Bei der Frage der Grundverschlüsselung
              künftig zentral sein, denn nur grosse Unternehmen              möchten wir gleich behandelt werden wie unsere Mit-
              werden die sehr teuren Investitionen – beispielsweise          bewerber in diesem noch jungen, hart umkämpften
              in Video on Demand, TV auf Abruf oder sehr hohe                Markt. Eine einseitige Regulierung würde uns klar
              Internetspeeds – tätigen können. Ohne solche An-               benachteiligen. Sie können davon ausgehen, dass
              gebote werden sich die Kunden sehr bald nicht mehr             wir als grösster Kabelnetzbetreiber der Schweiz die
              zufrieden geben.                                               Bedürfnisse der Kunden laufend aufnehmen wollen
                                                                             und müssen.
              Cablecom erregte mit ihrer Analog/Digital-Strategie
              anfänglich erhebliches Missfallen. Entgegen den ur-            Einige KNU verzichten auf eine Grundverschlüsselung.
              sprünglichen Plänen ist das Tempo der Digitalisierung          Welche Nachteile handeln sie sich damit ein?
              offensichtlich etwas heruntergefahren worden. Wann             Das müssen diese selber beantworten. Meist handelt
              schlägt nun die Stunde der noch verbleibenden Analog-          es sich um kleinere Netzbetreiber. Sie agieren in
              Programme?                                                     überschaubaren Märkten, oft sind noch lokale TV-
              Das hängt nicht allein von uns ab. Ich habe gesagt, dass       Händler beteiligt. Sie werden also nicht von einer allzu
              wir solange analoges Fernsehen verbreiten werden, wie          grossen Boxenvielfalt und damit Problemen mit ihren
              ein erheblicher Bedarf besteht und es unsere Kunden            Diensten betroffen sein. Aber Schwarzseher werden sie
              wünschen. Wir machten mit der raschen Abschaltung              wahrscheinlich trotzdem haben.
              analoger TV-Kanäle einen grossen Fehler. Das wis-
              sen wir heute. Deshalb halten wir ein angemessenes             Ist es denkbar, dass Cablecom eines Tages auch IP-TV
              Grundangebot im «alten» Analogfernsehen aufrecht.              anbietet?
              Mit zusätzlichen Investitionen in der Höhe von hun-            Wir bieten ja schon heute Internet-TV an. Derzeit
              derrt Millionen Franken treiben wir den Ausbau im              können unsere Internet-Kunden kostenlos 20 TV-
              digitalen TV mit der Erweiterung der HD-Angebote               Kanäle via Internet sehen – und zwar zu vergleichbarer
              und Zusatzdienste zusätzlich weiter.                           Qualität wie Analogfernsehen.

              Ebenfalls in die Kritik, ja sogar ins Visier der Politik ist   Hat DVB-H Ihrer Ansicht nach eine Zukunft?
              die Grundverschlüsselung von digitalen Non-Pay-TV-             Der Trend zu mehr Mobilität macht auch vor dem

32 bulletin                                                                                                                3/2008
INTERVIEW

Fernsehen nicht halt. Trotzdem glaube ich nicht,            Neben mehr Mobilität steigt auch das Bedürfnis nach
dass sich das Fernsehen vom Zuhause verabschie-             Individualität und Unabhängigkeit. Die Leute werden
det. Im Gegenteil, künftig werden die Leute alles           zeitunabhängig das schauen, was sie gerade sehen
miteinander wollen und je nach aktuellem Bedarf             wollen. Sie werden sich nicht mehr ins Korsett des
wählen: Flachbildschirm vor dem Sofa, Internet-TV           TV-Programms zwingen lassen. Wir werden ihnen also
im Büro, den Zweit-TV im Zimmer und Mobile-TV               beispielsweise Filme und TV-Sendungen auf Abruf zur
im Gartenbad.                                               Verfügung stellen müssen.                        o

In welche Richtung entwickelt sich das Nutzungsverhalten
der Konsumenten Ihrer Ansicht nach in Zukunft?

Carsten Schloter: «A l’avenir, les contenus
de TV seront très logiquement utilisés par
trois sortes différentes d’écrans»
asut: Etes-vous satisfait de la pénétration du marché       grand nombre de clients de
opérée par Bluewin TV?                                      bénéficier de la TV à haute
Carsten Schloter: Dès le départ, Bluewin TV a bénéfi-       définition.
cié d’une très forte demande. Cela montre qu’il existe
un besoin d’une télévision numérique et de l’offre de       Actuellement, Bluewin TV
Bluewin TV. Après le lancement, à la fin-février 2008,      détient une part de marché
d’une offre d’accès et d’une télévision à haute défini-     minime, par rapport aux
tion, nous mettons actuellement à nouveau l’accent          câblo-opérateurs. Sur un
sur les activités de marketing portant sur l’Euro 08.       marché où chacun cherche
                                                            à éliminer ses concurrents,
En matière de diversité de programmes, facilité de          comment pensez-vous gagner
maniement et rapport prix/prestations, Bluewin TV           des parts?
peut-elle rivaliser avec les offres des câblo-opérateurs    Les possibilités de la TV
(Cablecom, etc.)?                                           numérique sont loin d’être
Oui, absolument. Nous bénéficions d’un net avantage         épuisées. Nous voulons être
en matière de facilité d’utilisation. De plus, les pro-     actifs sur un marché qui
grammes à haute définition font déjà partie de l’offre      reste en croissance. Bluewin                         Foto Swisscom
de base et Bluewin TV propose la Video on demand            TV a d’ores et déjà conquis près de 8 % du marché de
et des contenus sportifs exclusifs en direct.               la télévision numérique – ce qui est une part substan-
                                                            tielle un an seulement après le lancement.
Où existe-t-il d’éventuels potentiels d’amélioration?
Nous améliorons constamment la qualité, offrons une         Pour le premier trimestre de 2008, Bluewin TV a subi
possibilité d’auto-installation et élargissons la couver-   une perte de CHF 8 mio. Comment envisagez-vous de
ture par des bandes plus larges. Grâce au rendement         ramener ce secteur dans les chiffres noirs?
plus élevé, nous permettons notamment à un plus

3/2008                                                                                                             bulletin 33
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