Techniken des zentralen Cash Management

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WIRTSCHAFTSBERATUNG
                                                      Udo Giegerich

                     Techniken des zentralen
                       Cash Management
                         Wichtige Elemente bei der Optimierung des Working Capital

Gerade in Zeiten der Rezession kommt einer effizien-                               Alle drei Techniken dienen der effizi-
                                                                                   enten Liquiditätssteuerung, wenn auch
ten Bewirtschaftung der Konzernliquidität wieder                                   bei Netting und dem Payment Factory-
grössere Bedeutung zu. Damit einhergehend verstärkt                                Konzept die Reduktion der Zahlungs-
                                                                                   verkehrskosten im Vordergrund steht.
sich der Trend zur zentralen Steuerung der Liquidität.
Dieser Trend wird durch drei Entwicklungen der letz-                               1.1 Cash Pooling
tenJahre getrieben: zum einendieEinführungdes Euro                                 Unter Cash Pooling versteht man die
und damit einhergehend die Fortentwicklung der Zah-                                automatische Zusammenführung aller
                                                                                   Soll- und Habensalden auf den Bank-
lungsverkehrsangebote der Banken, zum anderen die                                  konten eines Unternehmens bzw. einer
veränderten Rahmenbedingungen in der Konzernfi-                                    Unternehmensgruppe. Diese Zusam-
                                                                                   menführung aller Konten kann in ei-
nanzierung in Zusammenhang mit den neuen Ei-                                       nem Land erfolgen. Man spricht dann
genkapitalunterlegungsvorschriften für Banken, die                                 von einem «domestic pool». Werden je-
                                                                                   doch Konten aus mehreren Ländern in
sich aus Basel II ergeben, und zum dritten durch die                               einen Pool einbezogen, wie das derzeit
Entwicklung in der EDV-Technik.                                                    bei den häufig anzutreffenden Überle-
                                                                                   gungen zur Einführung eines Euro-
                                                                                   Pools der Fall ist, so bezeichnet man
                                                                                   diesen Pool als «cross-border pool».

Eine effiziente Liquiditätsbewirtschaf-   dere die drei zentralen Techniken nä-    I.d.R. ist ein Cash Pooling nur dann
tung ist auch ein wichtiges Element bei   her vorgestellt werden:                  möglich bzw. wirtschaftlich vorteilhaft,
der Optimierung des Betriebskapitals                                               wenn die beteiligten Konten alle bei
(Working Capital), der gerade heute in    • Cash Pooling,                          einer Bank/einer Bankgruppe (Bank
Zeiten des Shareholder Value Manage-      • (konzerninternes) Netting,             und Partnerbanken) unterhalten wer-
ment eine immer grössere Bedeutung        • das Payment Factory-Konzept.           den. Ein bankübergreifendes (Cross
zukommt.                                                                           Bank) Pooling ist durch die fehlende
                                                                                   Standardisierung der Bankensysteme
Dieser Artikel soll die Möglichkeiten                                              und dem eingeschränkten Willen zur
zur Feststellung des Nutzen und der                                                Kooperation der Banken mit hohen
Kosten einer Zentralisierung des Cash                                              Kosten verbunden. Daher bietet sich
Flow Management erläutern, die zen-                                                meist nur eine Verknüpfung der Pool-
tralen Techniken, wie Cash Pooling,                                                masterkonten verschiedener Pools (bei
Netting und Payment Factory, in ihren                                              verschiedenen Banken) durch einen
Grundprinzipien vorstellen und sy-                                                 automatischen Transfer an.
stemtechnische und organisatorische
Voraussetzungen und Konsequenzen                                                   Erfolgt die Zusammenführung der Li-
beleuchten. Im letzten Kapitel wird                                                quidität auf den Bankkonten physisch,
das Vorgehen bei der Einführung die-                                               d.h. werden die Salden durch eine
ser Techniken beschrieben.                                                         Kontobewegung auf einem zentralen
                                                                                   Konto zentralisiert, so handelt es sich
1. Techniken eines zentralen                                                       um ein sogenanntes Zero Balancing
                                                                                   oder Saldenkonzentration.
Cash (Flow) Management                        Udo Giegerich, Diplom-Wirtschafts-
                                              mathematiker, Financial Advisory
Bei den Techniken eines zentralen Cash        Services, Ernst & Young, Zürich      Im Falle einer (rein) rechnerischen
(Flow) Management sollen insbeson-                                                 Zusammenführung der Salden zum
Der Schweizer Treuhänder 10/02                                                                                         869
WIRTSCHAFTSBERATUNG
                                           Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management

Zwecke der Berechnung der Zinsen                der konsolidierten Konzernbilanz ge-            kung der Verhandlungsmacht gegenü-
auf den saldierten Soll- bzw. Habenbe-          zeigt werden, da die Konten im Namen            ber der/den verbleibende(n) Cash Poo-
stand, spricht man dagegen vom No-              der einzelnen teilnehmenden Konzern-            ling-Banken.
tional Pooling. In diesem Falle werden          gesellschaften gehalten werden. Dieser
entsprechend der Nettoposition aller            «blow-up-effect» lässt sich bei Beste-
Konten Zinsen auf dem Zentralkonto              hen von gegenseitigen, unlimitierten
(poolmaster account) belastet bzw. gut-         Garantien der Poolteilnehmer evtl. ver-         1.2 Netting
geschrieben. Notional Pooling kann auf          meiden. Ein Gespräch mit den Wirt-
zwei Arten erfolgen: bei der einen wer-         schaftsprüfern ist in diesem Falle an-          Unter Netting wird die Verrechnung
den alle Poolkonten an einem zentra-            zuraten. Im Gegensatz zum Notional              der Zahlungen zwischen zwei (bilate-
len Ort/bei einer Niederlassung der             Pooling bringt das Zero Balancing je-           rales Netting) oder mehreren (multi-
Poolbank gehalten, bei der anderen              doch erhöhte administrative Kosten              laterales Netting) Konzerngesellschaf-
dagegen bei der jeweiligen Heimat-              durch die Vielzahl der Kontobewegun-            ten innerhalb eines Landes (nationales
Niederlassung der jeweiligen Konzern-           gen mit sich.                                   Netting) oder aller Konzerngesell-
gesellschaft, die Kontoinhaber ist. Im                                                          schaften weltweit (internationales Net-
zweiten Fall spricht man, insbesondere          Unabhängig von der angewandten                  ting) [1] verstanden. Es handelt sich
wenn die die Heimat-Niederlassungen             Technik ermöglicht das Cash Pooling             also um ein Instrument zur Steuerung
in verschiedenen Ländern sind, aller-           eine effizientere Liquiditätsbewirt-            des konzerninternen Zahlungsver-
dings von einem «interest compensa-             schaftung. Zinsen fallen nur für den            kehrs.
tions scheme» oder einer Zinskom-               Nettobetrag an und es wird vermieden,
pensation, da sich hierbei lediglich            dass man einen entsprechenden Soll-             Das Netting läuft in der Regel so ab,
Zinsvorteile ergeben, allerdings keine          und Habenspread bezahlt. Die zusam-             dass zu einem bestimmten Stichtag die
vollständige Aufrechnung erfolgt.               mengeführte Liquidität kann dann zur            Konzerngesellschaften sich gegenseitig
                                                Reduktion des eingesetzten Kapitals             informieren, welche Zahlungen in die-
Vorteil des Zero Balancing ist das Ver-         verwendet werden oder einfach zins-             sem Nettinglauf fällig sind (payables
meiden eines Aufblähens der Konzern-            optimiert am Geldmarkt angelegt wer-            driven netting) oder welche Zahlungen
bilanz, da nur der Saldo des Poolkon-           den. Der Prozess zur Einrichtung eines          sie leisten werden (receivables driven
tos in der Bilanz gezeigt werden muss.          Cash Pools führt i.d.R. auch zu einer           netting) und zwar in der jeweiligen
Beim Notional Pooling müssen jedoch             Reduktion der vorhandenen Bank-                 Rechnungswährung. Dies erfolgt bei
i.d.R. die Bruttosalden aller Konten in         konten im Konzern und damit zur Stär-           einem multilateralen Netting via Net-

 Abbildung 1
 Beispielhafter Workflow Payment Factory

                                                                                       Payment Factory
                                             File-transfer
                                                                                                      • Intercompany Acc.
                                             per Corporate Intranet                                   • Konvertierung
                                                                                                      • Autorisierung
                                                                                                      • Debitorenmatching
                                                                                                      • Netting

       Zahlungen/Lastschriften
       werden dezentral/zentral
       mittels ERP erstellt

                                                   Lokale Bankfilialen                              EDIFACT    File-transfer

        Lokales
        Clearing
                                                                                                                      • Validierung
                          File-transfer                                        File-transfer                          • Konvertierung
                                                                                                                      • Reporting
                          lokale Formate                                       lokale Formate
                                                        • Accounting
                                                        • Reporting
                                                        • Cash Management
                                                                                                    Bankschnittstelle

870                                                                                                           Der Schweizer Treuhänder 10/02
WIRTSCHAFTSBERATUNG
                                    Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management

                                                                                       berechnet werden können bzw. Zah-
 Abbildung 2                                                                           lungen direkt ausgelöst werden. Neben
 E-Treasury – Grundkonzeption                                                          reinen Banksystemen (z.B. die browser-
                                                                                       fähigen Systeme der Deutschen Bank
                                                                                       und der Dresdner Bank) kommen hier
                              Andere Abteilungen /
                                                                                       insbesondere entsprechende Module
                             Konzerngesellschaften
                                                                                       der gängigen Treasury-Systeme in die
                                                                                       Wahl. Bei einer breit diversifizierten
                                                                                       Grundsystem-Landschaft im Konzern
                                                                                       kann eine Eigenentwicklung, z.B. auf
                                                                                       Lotus Notes-Basis, Vorteile bringen.
      Interne Systeme
                                  E-Treasury                  Externe Systeme
                                    System                                             Vorteil des Netting ist eine drastisch
 FiBu                                                      Internet-Exchanges          verringerte Anzahl von physischen
 Supply Management                                         Banksysteme                 Zahlungsströmen über Bank(-konten)
 Vertrieb                                                  Marktdaten                  und damit entsprechend verringerte
 ...                                                       …                           Zahlungsverkehrskosten. Ausserdem
                               Konzern-Treasury                                        wird durch den konsequenten Netting-
                                                                                       prozess die konzerninterne Zahlungs-
                                Sichtweisen des                                        moral i.d.R. stark verbessert. Durch die
                           FO, BO, Treasury Controlling                                Einführung eines einheitlichen Zah-
                                                                                       lungstages wird auch das Fremdwäh-
                                                                                       rungsmanagement erleichtert, da die
                                                                                       Sicherungsgeschäfte auf diesen Zah-
ting-Center. Dabei ist es von Vorteil,    den Netting-Center ausgeglichen,             lungstag hin abgeschlossen werden
wenn dieser Prozess weitgehend auto-      spricht man von einem Intercompany           können. Gleiches gilt für das Liquidi-
matisch, z.B. innerhalb einer eTrea-      Clearing Prozess. Im Fall des klassi-        tätsmanagement, da im Vorfeld be-
sury-Umgebung, also mit einem Brow-       schen Netting sorgt der Netting-Center       kannt ist wann Zahlungen fliessen.
sergestützten System erfolgt, wie es      für einen valutagerechten Ausgleich
auch einzelne Banken (z. B. Deutsche      dieser Konten durch entsprechende
Bank) anbieten. Die Konzerngesell-        Kassageschäfte bzw. hat dies schon vor-      1.3 Payment Factory
schaften haben nun i.d.R. zwei bis drei   her im Rahmen des Fremdwährungs-
Tage Zeit gegen die Zahlungsabsichten     management durch entsprechende               Während das Netting auf die Optimie-
bzw. die Forderungen Einspruch einzu-     Termingeschäfte getan, die am Net-           rung des konzerninternen Zahlungs-
legen. Hierbei empfiehlt es sich, dass    tingzahlungstag fällig werden.               verkehrs zielt, zielt die Payment Fac-
fehlerhafte Zahlungsabsichten/Forde-                                                   tory auf die Optimierung des konzern-
rungen bzw. Einsprachen mit einer Ge-     Wichtig bei der Implementierung eines        externen Zahlungsverkehrs. Dabei
bühr für den Unterlegenen belegt wer-     Netting-Prozesses ist die effiziente Un-     stellt eine Payment Factory eine zen-
den. Dies beschleunigt das Verfahren.     terstützung durch ein entsprechendes         trale Zahlstelle eines Unternehmens
Sind alle Unstimmigkeiten geklärt, be-
rechnet der Netting-Center die Netto-
zahlung, die die einzelnen Nettingteil-
nehmer zu leisten haben bzw. erhalten       «Vorteil des Netting ist eine drastisch verringerte
werden und teilt diese Zahl den Net-
tingteilnehmern als Zahlungsaufforde-       Anzahl von physischen Zahlungsströmen über
rung bzw. als Avis mit. Diese Nettozah-    Bank(-konten) und damit entsprechend verringerte
lung wird i.d.R. in der Basiswährung
des Nettingteilnehmers berechnet, um                   Zahlungsverkehrskosten.»
das Fremdwährungsrisiko im Netting-
Center zu konzentrieren. Wichtig ist
nun, dass alle Nettingteilnehmer die
Zahlung mit der gleichen Valuta auf die   IT-System, das die Informationen zu          dar, deren Ziel es ist, die Zahlungen so
entsprechenden Währungskonten des         den ausstehenden Zahlungen/Forde-            zu steuern, dass grenzüberschreitende
Netting-Center leisten. Erfolgen keine    rungen aus den einzelnen Grundsyste-         Zahlungen weitgehend vermieden
physische Zahlungen, sondern werden       men (Buchhaltungssysteme) importiert         werden und Zahlungen daher weitge-
die Forderung und Verbindlichkeiten       und diese den anderen Nettingteilneh-        hend nur über lokale Bankkonten aus-
am Nettingstichtag über Verrechnungs-     mern kontinuierlich zur Abstimmung           geübt werden. Diese lokalen Bank-
konten beim Netting-Center verrech-       zur Verfügung stellt. In diesem System       konten werden, soweit wirtschaftlich
net und diese Verrechnungskonten          sollten dann auch die entsprechenden         sinnvoll [2] und rechtlich möglich im
kontinuierlich per Lastschriften durch    Zahlungsaufforderungen bzw. Avise            Namen der Payment Factory gehalten.
872                                                                                                 Der Schweizer Treuhänder 10/02
WIRTSCHAFTSBERATUNG
                                              Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management

 Abbildung 3
 Datenerhebung für ausgehende Zahlungen
                                      Basis data                                            Outgoing Cash Flows
 Countries
                     Legal entities   Currency      Accounts      Volume      Domestic      Foreign        Units   Domestic    Foreign

 EUR-In countries
 Germany                                EUR
                                        USD
                                        ...
 France
 ...
 EUR-Out countries
 Switzerland
 UK
 ...
 Nordic countries
 Sweden
 …
 Eastern Europe
 Czech Republic
 ...
 Americas
 USA
 Asia/Pacific
 Australia
 ...
 Others
 South Africa

Die Payment Factory agiert dann als                eine Vereinheitlichung und Straffung           gehend elektronisch durchzuführen
konzernweite Zahlungsverkehrsbank                  der Bankkontenstrukturen im Unter-             (vgl. Abbildung 2).
und als Schnittstelle zur konzernexter-            nehmen.
nen Clearing-Bank. Die Zahlungs-
aufträge werden bei diesem Konzept                                                                4. Organisatorische Voraus-
elektronisch von den einzelnen Buch-               2. Kombinierte Anwendung                       setzungen und Konsequenzen
haltungsabteilungen in den Tochterge-              der drei Konzepte
sellschaften an die Payment Factory                                                               Die Umsetzung dieser Konzepte führt
übermittelt und von dort an das zen-               Durch die Anwendung aller drei Kon-            zu einer Konzentration der Verantwor-
trale Zahlungssystem der Clearing-                 zepte im Unternehmen lässt sich eine           tung für den konzerninternen und
Bank, die die optimale Aufteilung der              sehr effiziente Liquiditätssteuerung bei       -externen Zahlungsverkehr sowie dem
Zahlungswege ermittelt und die Zah-                gleichzeitiger weitest gehender Reduk-         Liquiditätsmanagement im zentralen
lungsformate entsprechend in die lo-               tion der Zahlungsverkehrskosten erzie-         Finanzmanagement, das als Shared Ser-
kalen Formate umwandelt. Dieses Vor-               len. Das zentrale Finanzmanagement             vice Center für die Konzerngesellschaf-
gehen hat gegenüber der konzerninter-              hat dann die alleinige Verantwortung           ten diese Aufgaben wahrnimmt. Dies
nen Aufteilung der Zahlungswege den                für alle externen Banktransfers. Alle          muss jedoch nicht bedeuten, dass diese
Vorteil, dass man auch bestehende                  internen Banktransfers werden über             Funktionen im Hauptsitz des Unter-
Zahlungssysteme und EDV der Clea-                  Verrechnungskonten der einzelnen               nehmens ausgeübt werden, da die
ring-Bank nutzen kann und keine eige-              Konzerngesellschaften beim zentralen           Funktionen durchaus auch an anderen,
nen Systeme entwickeln muss (Abbil-                Finanzmanagement, der Inhouse-Bank             u.a. steuerlich interessanten Loka-
dung 1). Für den elektronischen Da-                abgewickelt.                                   tionen, konzentriert werden können.
tenaustausch zwischen den Konzern-
gesellschaften sollte ein einheitlicher
EDI-Standard im Unternehmen fest-                  3. Systemtechnische Voraus-                    5. Das Vorgehen bei der
gelegt werden.                                     setzungen und Konsequenzen                     Zentralisierung des Cash
Vorteil einer Payment Factory ist insbe-           Eine wichtige systemtechnische Vor-            Management und des
sondere die Reduzierung der Zahlungs-              aussetzung für eine effiziente Umset-          Zahlungsverkehrs
verkehrskosten aus grenzüberschrei-                zung dieser Konzepte, insbesondere
tenden Zahlungen. Daneben fallen                   Netting und Payment Factory, ist ein           Um zu einem zentralisierten Liqui-
weitere Einsparungen durch eine ge-                funktionierendes Intranet im Unter-            ditätsmanagement und Zahlungsver-
ringerer Fremdwährungstausch an,                   nehmen, das es erlaubt die Kommuni-            kehr zu gelangen ist folgendes Vorge-
sowie verringerte Bankkosten durch                 kation im Rahmen der Prozesse weit-            hen zu empfehlen:
Der Schweizer Treuhänder 10/02                                                                                                           873
WIRTSCHAFTSBERATUNG
                                       Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management

                                                                                             dung einer oder aller drei Techniken
 Abbildung 4                                                                                 zur Umgestaltung des Cash Manage-
 Datenerhebung für eingehende Zahlungen                                                      ment erstellt werden. Dieses Grobkon-
                                                                                             zept sollte folgende Fragestellungen
                                                 Incoming Cash Flows                         beantworten:
  Countries                  Volume                     Units           Cheques
                                                                        thereof
                                                                                             • Welche Technik soll angewendet
  EUR-In countries                                                                             werden?
  Germany                                                                                    • Wo wird die zentrale Einheit ange-
                                                                                               siedelt und wo erfolgt das Manage-
                                                                                               ment (rechtliche / organisatorische
  France                                                                                       Einheit)?
  ...                                                                                        • Wie soll der Grobprozess aussehen
  EUR-Out countries                                                                            und wie fliessen die Daten?
  Switzerland                                                                                • Welche IT-Systeme sind betroffen?
  UK                                                                                         • Wie sehen die organisatorischen Kon-
  ...                                                                                          sequenzen aus?
  Nordic countries                                                                           • Welche rechtliche und steuerliche
  Sweden                                                                                       Konsequenzen werden erwartet?
  …
                                                                                             • Wie kann die Implementierung er-
  Eastern Europe
                                                                                               folgen? In welchen Konzerngesell-
  Czech Republic
                                                                                               schaften wird begonnen?
  ...
  Americas
                                                                                             Dieses Grobkonzept sollte mehr die
  USA
                                                                                             Form einer Vision haben, die in den fol-
  Asia/Pacific
                                                                                             genden Phasen des Projekts dann im
  Australia
                                                                                             Detail beantwortet werden sollen.
  ...
  Others
  South Africa                                                                               5.3 Kosten und Nutzen einer
                                                                                             Zentralisierung

                                                                                             Auf Basis der erhobenen Zahlungen
5.1 Ausgangspunkt einer                        (intern und extern) im Zahlungsver-           kann dann auch eine detaillierte Ko-
Zentralisierung: Datenerhebung                 kehr erhoben werden. In welcher Form          sten-/Nutzenerhebung durchgeführt
                                               das erfolgen kann, zeigen die Abbil-          werden, die die Grundlage für das
                                               dungen 3 und 4.                               «GO» oder «No-GO» des Projektes
Um die Vorteile genau beurteilen zu                                                          ist. Diese Kosten-/Nutzenerhebung
können und dann in den Bankenge-               Diese Datenerhebung sollte durch eine         schafft auch eine wichtige Argumen-
sprächen zielgerichtet argumentieren           strukturierte Umfrage bei den Finanz-         tationshilfe zur Überwindung von
zu können, empfiehlt es sich zunächst          leitern aller Konzerngesellschaften er-       konzerninternen Widerständen. In der
einmal eine Erhebung der Datenvolu-            folgen.                                       Abbildung 5 sind die entsprechenden
mina im Konzern zu machen. Dabei                                                             quantitativ messbaren Grössen darge-
sollten, sofern nicht an einer zentralen                                                     stellt.
                                               5.2 Erstellen eines Grobkonzeptes
Stelle ohnehin schon bekannt, die An-
zahl und Art (Währungen) der Bank-             Auf Basis der erhobenen Zahlen kann           Eine Kostenreduktion kann auf meh-
konten sowie Transaktionsvolumina              dann ein Grobkonzept für die Anwen-           reren Ebenen erzielt werden:

 Abbildung 5
 Kosten- / Nutzenerhebung
                             Vorher (Posten,        Kosten pro Posten     Nachher (Posten,    Kosten pro Posten        Kostenvorteil
                              Salden usw.)              (vorher)            Salden usw.)          (nachher)
  Domestic Zahlungen
  Cross Border Zahlungen
  Bankkonten
  Sicherungsgeschäfte
  Netting
  Personalreduktion

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WIRTSCHAFTSBERATUNG
                                   Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management

• Reduzierte Zahlungsverkehrsgebüh-      • Personaleinsparungen (durch die            bung umgesetzt, die alle steuerlichen
  ren (durch die Reduktion der Anzahl      erhöhte Automatisierung und Kon-           und rechtlichen Detailprobleme löst.
  der Transaktionen und durch die          zentration der Prozesse).                  Die beteiligten Banken und die benö-
                                                                                      tigten Systeme werden ausgewählt.

      «Unabhängig von der angewandten Technik                                         5.5 Implementierung
      ermöglicht das Cash Pooling eine effizientere                                   In dieser Phase werden die Prozesse
             Liquiditätsbewirtschaftung.»                                             und die benötigten Systeme eingeführt
                                                                                      und die betroffenen Mitarbeiter ge-
                                                                                      schult. Gerade diese Phase erfolgt in
                                                                                      enger Abstimmung mit den beteiligten
  Vermeidung von Cross Border-           Nach diesen drei Projektschritten kann       Banken.
  Zahlungen);                            die Entscheidung erfolgen, ob das
• Geringere Anzahl von Bankkonten        Grobkonzept tatsächlich umgesetzt
  (durch Konzentration der Bankbe-       wird. Die Umsetzung erfolgt dann in          5.6 Erfolgsfaktoren bei
  ziehungen und durch die Verminde-      den folgenden beiden weiteren Schrit-        der Umsetzung
  rung der Notwendigkeit von Wäh-        ten:
  rungskonten bei den Konzerngesell-                                                  Da bei der Einführung dieser Konzepte
  schaften);                                                                          die Bankbeziehungen in den Konzern-
                                         5.4 Detailkonzeption
• Weniger und grössere Sicherungsge-                                                  gesellschaften und deren Hoheit über
  schäfte (durch die Konzentration der   In dieser Phase wird das Grobkonzept         die Liquidität stark betroffen werden,
  Zahlungsströme);                       in eine detaillierte Prozessbeschrei-        ist zu empfehlen, dass ein solches Pro-

Der Schweizer Treuhänder 10/02                                                                                           875
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jekt nur mit Unterstützung vom ober-       möglichen so einen zentralen Über-            wie insbesondere eine klare Unterstüt-
sten Management (Finanzvorstand,           blick über die im Konzern vorhandene          zung des obersten Management, aufge-
evtl. sogar Gesamtvorstand) erfolgt.       Liquidität und deren Veränderung. Im          führt.
Diese Unterstützung und ein straffes
Projektmanagement sind die entschei-
denden Erfolgsfaktoren. Ferner emp-
fiehlt sich eine stufenweise Umsetzung
in den einzelnen Konzerngesellschaf-            «Die Anwendung von Cash Pooling, Netting
ten, um schon frühzeitig erste erfolg-
reich implementierte Konzerngesell-
                                                 und Payment Factory führt zu einem hohen
schaften vorweisen zu können.                   Automatisierungsgrad im Cash Management
                                                           von Unternehmen.»
6. Zusammenfassung
Dieser Artikel hat die drei wesentli-
chen Techniken (Cash Pooling, Netting      zweiten Teil des Artikels wurde das                         Anmerkungen
und Payment Factory) bei der Zentra-       Vorgehen von einer grundlegenden
lisierung des Cash Management und          Analyse der Zahlungsströme und Kon-           1 Soweit dies rechtlich möglich ist.
des Zahlungsverkehrs kurz beschrie-        tostrukturen über eine Grobkonzep-
                                                                                         2 In einigen Ländern (z.B. Frankreich) werden
ben. Die Anwendung dieser drei Tech-       tion und Kosten-/Nutzen-Analyse zur             Konten von nicht-ortsansässigen Personen
niken führt zu einem hohen Automati-       Detailkonzeption und Einführung zur             wie im Ausland gehaltene Konten in Bezug
sierungsgrad im Cash Management von        Implementierung dieser Prozesse in              auf Zahlungsverkehrskosten behandelt, da-
                                                                                           her ist hier eine lokale Person als Kontoinha-
Unternehmen. Alle Zahlungen werden         die Finanzprozesse des Unternehmens             ber zur Anwendung des Payment Factory-
weitgehend zentral gesteuert und er-       vorgestellt und die Erfolgsfaktoren,            Konzeptes notwendig.

                                                        RESUME

             Les techniques de la gestion centralisée
                        de la trésorerie
 C’est justement dans une période de       de l’optimisation du fonds de roule-          entreprises. Tous les paiements sont
 récession que la gestion efficace des     ment dont l’importance ne cesse de            largement centralisés, ce qui permet
 liquidités d’un groupe, accompagnée       croître en cette période de sharehol-         de garder une vue d’ensemble des li-
 d’une tendance accrue à une gestion       der value management.                         quidités disponibles dans le groupe et
 centralisée de la trésorerie, gagne en                                                  de leurs mutations.
                                           L’auteur montre les possibilités de
 importance. Ces dernières années,
                                           fixer l’utilité et les coûts d’une centra-
 trois développements renforcent cette                                                   Dans une deuxième partie, l’auteur
                                           lisation de la gestion de la trésorerie. Il
 tendance: d’abord l’introduction de                                                     présente la procédure à suivre pour
                                           expose les principales techniques
 l’euro et parallèlement le développe-                                                   une analyse approfondie des flux de
                                           telles que «Cash Pooling», «Netting»,
 ment des possibilités dans le domaine                                                   paiement et de la structure des comp-
                                           «Payment Factory» dans leurs prin-
 du trafic des paiements des banques,                                                    tes. Il aborde également le concept
                                           cipes de base ainsi que les conditions
 puis le changement des conditions-                                                      général et l’analyse coût/profit pour
                                           et les conséquences sur le plan de l’or-
 cadres du financement des groupes en                                                    en arriver à un concept détaillé et à
                                           ganisation et des systèmes techniques.
 relation avec les nouvelles directives                                                  l’introduction relative à la mise en
                                           Il décrit ensuite la procédure à suivre
 relatives aux fonds propres résultant                                                   place de ces procédures dans les pro-
                                           pour l’introduction de ces techniques.
 de l’Accord de Bâle II et enfin le dé-                                                  cessus financiers de l’entreprise, ainsi
 veloppement des techniques informa-       L’application de ces trois techniques         que les facteurs contribuant à leur
 tiques. Une gestion efficace des liqui-   entraîne un degré d’automatisation            succès, tels le soutien clair de la haute
 dités est aussi un élément important      élevé de la gestion des liquidités des        direction.                     UG /AFB

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