Techniken des zentralen Cash Management
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich Techniken des zentralen Cash Management Wichtige Elemente bei der Optimierung des Working Capital Gerade in Zeiten der Rezession kommt einer effizien- Alle drei Techniken dienen der effizi- enten Liquiditätssteuerung, wenn auch ten Bewirtschaftung der Konzernliquidität wieder bei Netting und dem Payment Factory- grössere Bedeutung zu. Damit einhergehend verstärkt Konzept die Reduktion der Zahlungs- verkehrskosten im Vordergrund steht. sich der Trend zur zentralen Steuerung der Liquidität. Dieser Trend wird durch drei Entwicklungen der letz- 1.1 Cash Pooling tenJahre getrieben: zum einendieEinführungdes Euro Unter Cash Pooling versteht man die und damit einhergehend die Fortentwicklung der Zah- automatische Zusammenführung aller Soll- und Habensalden auf den Bank- lungsverkehrsangebote der Banken, zum anderen die konten eines Unternehmens bzw. einer veränderten Rahmenbedingungen in der Konzernfi- Unternehmensgruppe. Diese Zusam- menführung aller Konten kann in ei- nanzierung in Zusammenhang mit den neuen Ei- nem Land erfolgen. Man spricht dann genkapitalunterlegungsvorschriften für Banken, die von einem «domestic pool». Werden je- doch Konten aus mehreren Ländern in sich aus Basel II ergeben, und zum dritten durch die einen Pool einbezogen, wie das derzeit Entwicklung in der EDV-Technik. bei den häufig anzutreffenden Überle- gungen zur Einführung eines Euro- Pools der Fall ist, so bezeichnet man diesen Pool als «cross-border pool». Eine effiziente Liquiditätsbewirtschaf- dere die drei zentralen Techniken nä- I.d.R. ist ein Cash Pooling nur dann tung ist auch ein wichtiges Element bei her vorgestellt werden: möglich bzw. wirtschaftlich vorteilhaft, der Optimierung des Betriebskapitals wenn die beteiligten Konten alle bei (Working Capital), der gerade heute in • Cash Pooling, einer Bank/einer Bankgruppe (Bank Zeiten des Shareholder Value Manage- • (konzerninternes) Netting, und Partnerbanken) unterhalten wer- ment eine immer grössere Bedeutung • das Payment Factory-Konzept. den. Ein bankübergreifendes (Cross zukommt. Bank) Pooling ist durch die fehlende Standardisierung der Bankensysteme Dieser Artikel soll die Möglichkeiten und dem eingeschränkten Willen zur zur Feststellung des Nutzen und der Kooperation der Banken mit hohen Kosten einer Zentralisierung des Cash Kosten verbunden. Daher bietet sich Flow Management erläutern, die zen- meist nur eine Verknüpfung der Pool- tralen Techniken, wie Cash Pooling, masterkonten verschiedener Pools (bei Netting und Payment Factory, in ihren verschiedenen Banken) durch einen Grundprinzipien vorstellen und sy- automatischen Transfer an. stemtechnische und organisatorische Voraussetzungen und Konsequenzen Erfolgt die Zusammenführung der Li- beleuchten. Im letzten Kapitel wird quidität auf den Bankkonten physisch, das Vorgehen bei der Einführung die- d.h. werden die Salden durch eine ser Techniken beschrieben. Kontobewegung auf einem zentralen Konto zentralisiert, so handelt es sich 1. Techniken eines zentralen um ein sogenanntes Zero Balancing oder Saldenkonzentration. Cash (Flow) Management Udo Giegerich, Diplom-Wirtschafts- mathematiker, Financial Advisory Bei den Techniken eines zentralen Cash Services, Ernst & Young, Zürich Im Falle einer (rein) rechnerischen (Flow) Management sollen insbeson- Zusammenführung der Salden zum Der Schweizer Treuhänder 10/02 869
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management Zwecke der Berechnung der Zinsen der konsolidierten Konzernbilanz ge- kung der Verhandlungsmacht gegenü- auf den saldierten Soll- bzw. Habenbe- zeigt werden, da die Konten im Namen ber der/den verbleibende(n) Cash Poo- stand, spricht man dagegen vom No- der einzelnen teilnehmenden Konzern- ling-Banken. tional Pooling. In diesem Falle werden gesellschaften gehalten werden. Dieser entsprechend der Nettoposition aller «blow-up-effect» lässt sich bei Beste- Konten Zinsen auf dem Zentralkonto hen von gegenseitigen, unlimitierten (poolmaster account) belastet bzw. gut- Garantien der Poolteilnehmer evtl. ver- 1.2 Netting geschrieben. Notional Pooling kann auf meiden. Ein Gespräch mit den Wirt- zwei Arten erfolgen: bei der einen wer- schaftsprüfern ist in diesem Falle an- Unter Netting wird die Verrechnung den alle Poolkonten an einem zentra- zuraten. Im Gegensatz zum Notional der Zahlungen zwischen zwei (bilate- len Ort/bei einer Niederlassung der Pooling bringt das Zero Balancing je- rales Netting) oder mehreren (multi- Poolbank gehalten, bei der anderen doch erhöhte administrative Kosten laterales Netting) Konzerngesellschaf- dagegen bei der jeweiligen Heimat- durch die Vielzahl der Kontobewegun- ten innerhalb eines Landes (nationales Niederlassung der jeweiligen Konzern- gen mit sich. Netting) oder aller Konzerngesell- gesellschaft, die Kontoinhaber ist. Im schaften weltweit (internationales Net- zweiten Fall spricht man, insbesondere Unabhängig von der angewandten ting) [1] verstanden. Es handelt sich wenn die die Heimat-Niederlassungen Technik ermöglicht das Cash Pooling also um ein Instrument zur Steuerung in verschiedenen Ländern sind, aller- eine effizientere Liquiditätsbewirt- des konzerninternen Zahlungsver- dings von einem «interest compensa- schaftung. Zinsen fallen nur für den kehrs. tions scheme» oder einer Zinskom- Nettobetrag an und es wird vermieden, pensation, da sich hierbei lediglich dass man einen entsprechenden Soll- Das Netting läuft in der Regel so ab, Zinsvorteile ergeben, allerdings keine und Habenspread bezahlt. Die zusam- dass zu einem bestimmten Stichtag die vollständige Aufrechnung erfolgt. mengeführte Liquidität kann dann zur Konzerngesellschaften sich gegenseitig Reduktion des eingesetzten Kapitals informieren, welche Zahlungen in die- Vorteil des Zero Balancing ist das Ver- verwendet werden oder einfach zins- sem Nettinglauf fällig sind (payables meiden eines Aufblähens der Konzern- optimiert am Geldmarkt angelegt wer- driven netting) oder welche Zahlungen bilanz, da nur der Saldo des Poolkon- den. Der Prozess zur Einrichtung eines sie leisten werden (receivables driven tos in der Bilanz gezeigt werden muss. Cash Pools führt i.d.R. auch zu einer netting) und zwar in der jeweiligen Beim Notional Pooling müssen jedoch Reduktion der vorhandenen Bank- Rechnungswährung. Dies erfolgt bei i.d.R. die Bruttosalden aller Konten in konten im Konzern und damit zur Stär- einem multilateralen Netting via Net- Abbildung 1 Beispielhafter Workflow Payment Factory Payment Factory File-transfer • Intercompany Acc. per Corporate Intranet • Konvertierung • Autorisierung • Debitorenmatching • Netting Zahlungen/Lastschriften werden dezentral/zentral mittels ERP erstellt Lokale Bankfilialen EDIFACT File-transfer Lokales Clearing • Validierung File-transfer File-transfer • Konvertierung • Reporting lokale Formate lokale Formate • Accounting • Reporting • Cash Management Bankschnittstelle 870 Der Schweizer Treuhänder 10/02
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management berechnet werden können bzw. Zah- Abbildung 2 lungen direkt ausgelöst werden. Neben E-Treasury – Grundkonzeption reinen Banksystemen (z.B. die browser- fähigen Systeme der Deutschen Bank und der Dresdner Bank) kommen hier Andere Abteilungen / insbesondere entsprechende Module Konzerngesellschaften der gängigen Treasury-Systeme in die Wahl. Bei einer breit diversifizierten Grundsystem-Landschaft im Konzern kann eine Eigenentwicklung, z.B. auf Lotus Notes-Basis, Vorteile bringen. Interne Systeme E-Treasury Externe Systeme System Vorteil des Netting ist eine drastisch FiBu Internet-Exchanges verringerte Anzahl von physischen Supply Management Banksysteme Zahlungsströmen über Bank(-konten) Vertrieb Marktdaten und damit entsprechend verringerte ... … Zahlungsverkehrskosten. Ausserdem Konzern-Treasury wird durch den konsequenten Netting- prozess die konzerninterne Zahlungs- Sichtweisen des moral i.d.R. stark verbessert. Durch die FO, BO, Treasury Controlling Einführung eines einheitlichen Zah- lungstages wird auch das Fremdwäh- rungsmanagement erleichtert, da die Sicherungsgeschäfte auf diesen Zah- ting-Center. Dabei ist es von Vorteil, den Netting-Center ausgeglichen, lungstag hin abgeschlossen werden wenn dieser Prozess weitgehend auto- spricht man von einem Intercompany können. Gleiches gilt für das Liquidi- matisch, z.B. innerhalb einer eTrea- Clearing Prozess. Im Fall des klassi- tätsmanagement, da im Vorfeld be- sury-Umgebung, also mit einem Brow- schen Netting sorgt der Netting-Center kannt ist wann Zahlungen fliessen. sergestützten System erfolgt, wie es für einen valutagerechten Ausgleich auch einzelne Banken (z. B. Deutsche dieser Konten durch entsprechende Bank) anbieten. Die Konzerngesell- Kassageschäfte bzw. hat dies schon vor- 1.3 Payment Factory schaften haben nun i.d.R. zwei bis drei her im Rahmen des Fremdwährungs- Tage Zeit gegen die Zahlungsabsichten management durch entsprechende Während das Netting auf die Optimie- bzw. die Forderungen Einspruch einzu- Termingeschäfte getan, die am Net- rung des konzerninternen Zahlungs- legen. Hierbei empfiehlt es sich, dass tingzahlungstag fällig werden. verkehrs zielt, zielt die Payment Fac- fehlerhafte Zahlungsabsichten/Forde- tory auf die Optimierung des konzern- rungen bzw. Einsprachen mit einer Ge- Wichtig bei der Implementierung eines externen Zahlungsverkehrs. Dabei bühr für den Unterlegenen belegt wer- Netting-Prozesses ist die effiziente Un- stellt eine Payment Factory eine zen- den. Dies beschleunigt das Verfahren. terstützung durch ein entsprechendes trale Zahlstelle eines Unternehmens Sind alle Unstimmigkeiten geklärt, be- rechnet der Netting-Center die Netto- zahlung, die die einzelnen Nettingteil- nehmer zu leisten haben bzw. erhalten «Vorteil des Netting ist eine drastisch verringerte werden und teilt diese Zahl den Net- tingteilnehmern als Zahlungsaufforde- Anzahl von physischen Zahlungsströmen über rung bzw. als Avis mit. Diese Nettozah- Bank(-konten) und damit entsprechend verringerte lung wird i.d.R. in der Basiswährung des Nettingteilnehmers berechnet, um Zahlungsverkehrskosten.» das Fremdwährungsrisiko im Netting- Center zu konzentrieren. Wichtig ist nun, dass alle Nettingteilnehmer die Zahlung mit der gleichen Valuta auf die IT-System, das die Informationen zu dar, deren Ziel es ist, die Zahlungen so entsprechenden Währungskonten des den ausstehenden Zahlungen/Forde- zu steuern, dass grenzüberschreitende Netting-Center leisten. Erfolgen keine rungen aus den einzelnen Grundsyste- Zahlungen weitgehend vermieden physische Zahlungen, sondern werden men (Buchhaltungssysteme) importiert werden und Zahlungen daher weitge- die Forderung und Verbindlichkeiten und diese den anderen Nettingteilneh- hend nur über lokale Bankkonten aus- am Nettingstichtag über Verrechnungs- mern kontinuierlich zur Abstimmung geübt werden. Diese lokalen Bank- konten beim Netting-Center verrech- zur Verfügung stellt. In diesem System konten werden, soweit wirtschaftlich net und diese Verrechnungskonten sollten dann auch die entsprechenden sinnvoll [2] und rechtlich möglich im kontinuierlich per Lastschriften durch Zahlungsaufforderungen bzw. Avise Namen der Payment Factory gehalten. 872 Der Schweizer Treuhänder 10/02
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management Abbildung 3 Datenerhebung für ausgehende Zahlungen Basis data Outgoing Cash Flows Countries Legal entities Currency Accounts Volume Domestic Foreign Units Domestic Foreign EUR-In countries Germany EUR USD ... France ... EUR-Out countries Switzerland UK ... Nordic countries Sweden … Eastern Europe Czech Republic ... Americas USA Asia/Pacific Australia ... Others South Africa Die Payment Factory agiert dann als eine Vereinheitlichung und Straffung gehend elektronisch durchzuführen konzernweite Zahlungsverkehrsbank der Bankkontenstrukturen im Unter- (vgl. Abbildung 2). und als Schnittstelle zur konzernexter- nehmen. nen Clearing-Bank. Die Zahlungs- aufträge werden bei diesem Konzept 4. Organisatorische Voraus- elektronisch von den einzelnen Buch- 2. Kombinierte Anwendung setzungen und Konsequenzen haltungsabteilungen in den Tochterge- der drei Konzepte sellschaften an die Payment Factory Die Umsetzung dieser Konzepte führt übermittelt und von dort an das zen- Durch die Anwendung aller drei Kon- zu einer Konzentration der Verantwor- trale Zahlungssystem der Clearing- zepte im Unternehmen lässt sich eine tung für den konzerninternen und Bank, die die optimale Aufteilung der sehr effiziente Liquiditätssteuerung bei -externen Zahlungsverkehr sowie dem Zahlungswege ermittelt und die Zah- gleichzeitiger weitest gehender Reduk- Liquiditätsmanagement im zentralen lungsformate entsprechend in die lo- tion der Zahlungsverkehrskosten erzie- Finanzmanagement, das als Shared Ser- kalen Formate umwandelt. Dieses Vor- len. Das zentrale Finanzmanagement vice Center für die Konzerngesellschaf- gehen hat gegenüber der konzerninter- hat dann die alleinige Verantwortung ten diese Aufgaben wahrnimmt. Dies nen Aufteilung der Zahlungswege den für alle externen Banktransfers. Alle muss jedoch nicht bedeuten, dass diese Vorteil, dass man auch bestehende internen Banktransfers werden über Funktionen im Hauptsitz des Unter- Zahlungssysteme und EDV der Clea- Verrechnungskonten der einzelnen nehmens ausgeübt werden, da die ring-Bank nutzen kann und keine eige- Konzerngesellschaften beim zentralen Funktionen durchaus auch an anderen, nen Systeme entwickeln muss (Abbil- Finanzmanagement, der Inhouse-Bank u.a. steuerlich interessanten Loka- dung 1). Für den elektronischen Da- abgewickelt. tionen, konzentriert werden können. tenaustausch zwischen den Konzern- gesellschaften sollte ein einheitlicher EDI-Standard im Unternehmen fest- 3. Systemtechnische Voraus- 5. Das Vorgehen bei der gelegt werden. setzungen und Konsequenzen Zentralisierung des Cash Vorteil einer Payment Factory ist insbe- Eine wichtige systemtechnische Vor- Management und des sondere die Reduzierung der Zahlungs- aussetzung für eine effiziente Umset- Zahlungsverkehrs verkehrskosten aus grenzüberschrei- zung dieser Konzepte, insbesondere tenden Zahlungen. Daneben fallen Netting und Payment Factory, ist ein Um zu einem zentralisierten Liqui- weitere Einsparungen durch eine ge- funktionierendes Intranet im Unter- ditätsmanagement und Zahlungsver- ringerer Fremdwährungstausch an, nehmen, das es erlaubt die Kommuni- kehr zu gelangen ist folgendes Vorge- sowie verringerte Bankkosten durch kation im Rahmen der Prozesse weit- hen zu empfehlen: Der Schweizer Treuhänder 10/02 873
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management dung einer oder aller drei Techniken Abbildung 4 zur Umgestaltung des Cash Manage- Datenerhebung für eingehende Zahlungen ment erstellt werden. Dieses Grobkon- zept sollte folgende Fragestellungen Incoming Cash Flows beantworten: Countries Volume Units Cheques thereof • Welche Technik soll angewendet EUR-In countries werden? Germany • Wo wird die zentrale Einheit ange- siedelt und wo erfolgt das Manage- ment (rechtliche / organisatorische France Einheit)? ... • Wie soll der Grobprozess aussehen EUR-Out countries und wie fliessen die Daten? Switzerland • Welche IT-Systeme sind betroffen? UK • Wie sehen die organisatorischen Kon- ... sequenzen aus? Nordic countries • Welche rechtliche und steuerliche Sweden Konsequenzen werden erwartet? … • Wie kann die Implementierung er- Eastern Europe folgen? In welchen Konzerngesell- Czech Republic schaften wird begonnen? ... Americas Dieses Grobkonzept sollte mehr die USA Form einer Vision haben, die in den fol- Asia/Pacific genden Phasen des Projekts dann im Australia Detail beantwortet werden sollen. ... Others South Africa 5.3 Kosten und Nutzen einer Zentralisierung Auf Basis der erhobenen Zahlungen 5.1 Ausgangspunkt einer (intern und extern) im Zahlungsver- kann dann auch eine detaillierte Ko- Zentralisierung: Datenerhebung kehr erhoben werden. In welcher Form sten-/Nutzenerhebung durchgeführt das erfolgen kann, zeigen die Abbil- werden, die die Grundlage für das dungen 3 und 4. «GO» oder «No-GO» des Projektes Um die Vorteile genau beurteilen zu ist. Diese Kosten-/Nutzenerhebung können und dann in den Bankenge- Diese Datenerhebung sollte durch eine schafft auch eine wichtige Argumen- sprächen zielgerichtet argumentieren strukturierte Umfrage bei den Finanz- tationshilfe zur Überwindung von zu können, empfiehlt es sich zunächst leitern aller Konzerngesellschaften er- konzerninternen Widerständen. In der einmal eine Erhebung der Datenvolu- folgen. Abbildung 5 sind die entsprechenden mina im Konzern zu machen. Dabei quantitativ messbaren Grössen darge- sollten, sofern nicht an einer zentralen stellt. 5.2 Erstellen eines Grobkonzeptes Stelle ohnehin schon bekannt, die An- zahl und Art (Währungen) der Bank- Auf Basis der erhobenen Zahlen kann Eine Kostenreduktion kann auf meh- konten sowie Transaktionsvolumina dann ein Grobkonzept für die Anwen- reren Ebenen erzielt werden: Abbildung 5 Kosten- / Nutzenerhebung Vorher (Posten, Kosten pro Posten Nachher (Posten, Kosten pro Posten Kostenvorteil Salden usw.) (vorher) Salden usw.) (nachher) Domestic Zahlungen Cross Border Zahlungen Bankkonten Sicherungsgeschäfte Netting Personalreduktion 874 Der Schweizer Treuhänder 10/02
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management • Reduzierte Zahlungsverkehrsgebüh- • Personaleinsparungen (durch die bung umgesetzt, die alle steuerlichen ren (durch die Reduktion der Anzahl erhöhte Automatisierung und Kon- und rechtlichen Detailprobleme löst. der Transaktionen und durch die zentration der Prozesse). Die beteiligten Banken und die benö- tigten Systeme werden ausgewählt. «Unabhängig von der angewandten Technik 5.5 Implementierung ermöglicht das Cash Pooling eine effizientere In dieser Phase werden die Prozesse Liquiditätsbewirtschaftung.» und die benötigten Systeme eingeführt und die betroffenen Mitarbeiter ge- schult. Gerade diese Phase erfolgt in enger Abstimmung mit den beteiligten Vermeidung von Cross Border- Nach diesen drei Projektschritten kann Banken. Zahlungen); die Entscheidung erfolgen, ob das • Geringere Anzahl von Bankkonten Grobkonzept tatsächlich umgesetzt (durch Konzentration der Bankbe- wird. Die Umsetzung erfolgt dann in 5.6 Erfolgsfaktoren bei ziehungen und durch die Verminde- den folgenden beiden weiteren Schrit- der Umsetzung rung der Notwendigkeit von Wäh- ten: rungskonten bei den Konzerngesell- Da bei der Einführung dieser Konzepte schaften); die Bankbeziehungen in den Konzern- 5.4 Detailkonzeption • Weniger und grössere Sicherungsge- gesellschaften und deren Hoheit über schäfte (durch die Konzentration der In dieser Phase wird das Grobkonzept die Liquidität stark betroffen werden, Zahlungsströme); in eine detaillierte Prozessbeschrei- ist zu empfehlen, dass ein solches Pro- Der Schweizer Treuhänder 10/02 875
WIRTSCHAFTSBERATUNG Udo Giegerich, Techniken des zentralen Cash Management jekt nur mit Unterstützung vom ober- möglichen so einen zentralen Über- wie insbesondere eine klare Unterstüt- sten Management (Finanzvorstand, blick über die im Konzern vorhandene zung des obersten Management, aufge- evtl. sogar Gesamtvorstand) erfolgt. Liquidität und deren Veränderung. Im führt. Diese Unterstützung und ein straffes Projektmanagement sind die entschei- denden Erfolgsfaktoren. Ferner emp- fiehlt sich eine stufenweise Umsetzung in den einzelnen Konzerngesellschaf- «Die Anwendung von Cash Pooling, Netting ten, um schon frühzeitig erste erfolg- reich implementierte Konzerngesell- und Payment Factory führt zu einem hohen schaften vorweisen zu können. Automatisierungsgrad im Cash Management von Unternehmen.» 6. Zusammenfassung Dieser Artikel hat die drei wesentli- chen Techniken (Cash Pooling, Netting zweiten Teil des Artikels wurde das Anmerkungen und Payment Factory) bei der Zentra- Vorgehen von einer grundlegenden lisierung des Cash Management und Analyse der Zahlungsströme und Kon- 1 Soweit dies rechtlich möglich ist. des Zahlungsverkehrs kurz beschrie- tostrukturen über eine Grobkonzep- 2 In einigen Ländern (z.B. Frankreich) werden ben. Die Anwendung dieser drei Tech- tion und Kosten-/Nutzen-Analyse zur Konten von nicht-ortsansässigen Personen niken führt zu einem hohen Automati- Detailkonzeption und Einführung zur wie im Ausland gehaltene Konten in Bezug sierungsgrad im Cash Management von Implementierung dieser Prozesse in auf Zahlungsverkehrskosten behandelt, da- her ist hier eine lokale Person als Kontoinha- Unternehmen. Alle Zahlungen werden die Finanzprozesse des Unternehmens ber zur Anwendung des Payment Factory- weitgehend zentral gesteuert und er- vorgestellt und die Erfolgsfaktoren, Konzeptes notwendig. RESUME Les techniques de la gestion centralisée de la trésorerie C’est justement dans une période de de l’optimisation du fonds de roule- entreprises. Tous les paiements sont récession que la gestion efficace des ment dont l’importance ne cesse de largement centralisés, ce qui permet liquidités d’un groupe, accompagnée croître en cette période de sharehol- de garder une vue d’ensemble des li- d’une tendance accrue à une gestion der value management. quidités disponibles dans le groupe et centralisée de la trésorerie, gagne en de leurs mutations. L’auteur montre les possibilités de importance. Ces dernières années, fixer l’utilité et les coûts d’une centra- trois développements renforcent cette Dans une deuxième partie, l’auteur lisation de la gestion de la trésorerie. Il tendance: d’abord l’introduction de présente la procédure à suivre pour expose les principales techniques l’euro et parallèlement le développe- une analyse approfondie des flux de telles que «Cash Pooling», «Netting», ment des possibilités dans le domaine paiement et de la structure des comp- «Payment Factory» dans leurs prin- du trafic des paiements des banques, tes. Il aborde également le concept cipes de base ainsi que les conditions puis le changement des conditions- général et l’analyse coût/profit pour et les conséquences sur le plan de l’or- cadres du financement des groupes en en arriver à un concept détaillé et à ganisation et des systèmes techniques. relation avec les nouvelles directives l’introduction relative à la mise en Il décrit ensuite la procédure à suivre relatives aux fonds propres résultant place de ces procédures dans les pro- pour l’introduction de ces techniques. de l’Accord de Bâle II et enfin le dé- cessus financiers de l’entreprise, ainsi veloppement des techniques informa- L’application de ces trois techniques que les facteurs contribuant à leur tiques. Une gestion efficace des liqui- entraîne un degré d’automatisation succès, tels le soutien clair de la haute dités est aussi un élément important élevé de la gestion des liquidités des direction. UG /AFB 876 L’Expert-comptable suisse 10/02
Sie können auch lesen