Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
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SoSe 2018 VERWALTUNG INFORMATIONSSICHERHEIT Permanente Bedrohungslage FORSCHUNG 3-D-DRUCK Patent, Preise, Prototyp LEHRE CHEMIECLIPS Flammenfärbung auf dem Smartphone Digitalisierung
↖ Titelbild: Oecotrophologie-Student Thomas Knorr macht beim EU-Projekt Sus+ mit. Lesen Sie mehr darüber auf den Seiten 32/33. Foto Dzemila Muratovic
Editorial Wir denken Zukunft digital Die moderne Hochschule ist global, vielfältig – und digital. Ihre Forschung und Lehre ebenso. Und auch privat kommunizieren, suchen und finden wir online. Doch wie digital ist die FH Münster wirklich? Den strategischen Schwerpunkt Digitalisierung, den wir in unserem Hochschulentwicklungsplan definiert haben, in Gänze auszuleuchten, kann in einer Ausgabe des Hochschulmagazins schlichtweg nicht gelingen. Aber wie weit Kontakt Prof. Dr. Ute von Lojewski wir sind und wie wir bereits jetzt die Zukunft digital denken, davon berichten beispielhaft praesidentin@fh-muenster.de Foto Thorsten Arendt die Beiträge aus den Fachbereichen. Trotz aller Digitalisierung – die fhocus gibt es auch auf Papier. Nehmen Sie sie mit zu Ihren Kooperationspartnern, denn persönlich über Themen, die uns bewegen, ins Gespräch zu kom- men, ist immer noch zeitgemäß. Zunächst aber wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Ihre Prof. Dr. Ute von Lojewski Präsidentin der FH Münster 3
Inhaltsverzeichnis SoSe 2018 Schwerpunkt Digitalisierung Editorial Ganganalyse Berufungen 03 Wir denken Zukunft 18 Schritt für Schritt 36 Willkommen an der digital FH Münster Beratung von Unternehmen Prof. Ulrich Blum Digitalisierungsstrategie 20 Keine Angst vor Prof. Dr. Björn Sellemann 06 Mehr als nur dem digitalen Wandel Prof. Annette Jacobs neue Beamer Prof. Ph. D. Michael Wasserman InFoam Printing Prof. Dr. Annika Boentert Chemieclips für die Vorlesung 22 Patent, Preise, 10 Flammenfärbung Prototyp 38 FH Münster im Profil auf dem Smartphone Trends der Gegenwart 39 FH-Storys eilhabe von Menschen T 24 Alexa im Hörsaal mit Demenz 12 Ein Echo gegen Vorlesungsvideos das Vergessen 26 300.000 Minuten für mehr Wissen Informationssicherheit 14 Permanente Bauphysik digital Bedrohungslage 28 Gesucht und gefunden Integrales Planen Digitale Medienpädagogik 16 Viele Gewerke, 30 Fuchs Joni unterstützt ein Modell „Digital Natives“ International vernetzt 32 Sie lernen frei von Raum und Zeit smart.lab 34 Drei Etagen für den digitalen Fortschritt Hinweis zur geschlechter- Impressum gerechten Sprache fhocus Ausgabe 32 www.fh-muenster.de Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Bereichen ist im Leitbild der FH Münster verankert. Herausgeber Die Präsidentin der FH Münster Nach Möglichkeit verwenden wir Redaktion Pressestelle der FH Münster: Katharina Kipp (V. i . S. d. P.), Anne Holtkötter geschlechtsneutrale Formulierungen. Gestaltung BOK + Gärtner GmbH, Münster, www.bokundgaertner.de Wo sich dies nicht umsetzen lässt, Korrektorat www.lektorat-schreibweise.de benutzen wir aus Gründen der besseren Druck Bonifatius GmbH, Paderborn Lesbarkeit das generische Masku- Papier Umschlag MultiOffset 190 g/m², Innenteil MultiOffset 100 g/m² linum. Selbstverständlich sind dabei Auflage 1.400 Stück Frauen eingeschlossen. ISSN 1610-2592 5
Mehr als nur neue Beamer Auswirkungen der Digitalisierung 1 Learning Outcomes = Bündel von Kompetenzen ↗ Neue Lernziele zum Beispiel Beherr- schung neuer Software in Architektur ↗ Kompetenzverschiebungen zum Beispiel virtuelle Teams ↗ Auswirkungen auf die Curriculums- entwicklung 2 3 Lehr-/ Prüfung Lernprozess ↗ geänderte Prüfungsformen: ↗ geänderte Lehrformen: E-Assessments als didak- E-Learning als didaktisch tisch sinnvolles Medium Anforderungen sinnvolles Medium • zum Beispiel E-Assess- • zum Beispiel Inverted ments zur Erfassung he- an moderne Classroom zur terogener Vorkenntnisse Infrastruktur und Förderung von Selbst- • zum Beispiel E-Übungs- Prozesse lernkompetenz aufgaben zur formativen Evaluation 6 fhocus Ausgabe 32
Digitalisierungsstrategie Fällt das Stichwort Digitalisierung, denken viele an technische Innovationen. Damit ist es aber nicht getan – erst recht nicht an einer Hochschule. Wir sprechen darüber mit Kanzler Jens Andreas Meinen und Vizepräsident Prof. Dr. Frank Dellmann. Text Katharina Kipp Fotos Anne Holtkötter Herr Prof. Dellmann, Herr Meinen, fhocus: was bedeutet Digitalisierung für uns als Hochschule? Dellmann: In erster Linie natürlich Veränderung. Davon ist die Arbeitswelt ebenso betroffen wie die „Die FH Münster ist Gesellschaft als Ganzes. Und dadurch verändern und bleibt eine Präsenzhochschule.“ sich die Anforderungen an die Kompetenzen unse- rer Absolventinnen und Absolventen. Dies betrifft natürlich die IT- und Medienkompetenz, aber auch Info die übrigen fachlichen und überfachlichen Kom- Prof. Dr. Frank Dellmann UAS7 heißt der petenzen. Für das Berufsleben bedeutet das bei- Hochschul- verbund, dem spielsweise: Präsenzteams werden mehr und mehr auch die FH zu virtuellen Teams. Das hat erheblichen Einfluss Münster ange- hört. Die auf die Teamfähigkeit. Da in virtuellen Teams die Partner haben nonverbale Kommunikation durch Mimik und jüngst ein Papier zum The- Gestik geringer ausfällt, nimmt stattdessen die Für uns geht es zuallererst um den didaktischen ma Digitali- schriftliche Kommunikation einen viel größeren Ansatz der kompetenzorientierten Lehre. Wir sierung veröf- fentlicht. Es Raum ein – und hat damit eine deutlich höhere schauen uns ganz genau an, welche Veränderun- ist abrufbar un- Verbindlichkeit. gen auf uns zurollen – und zwar mit Blick auf die ter www.fhms. eu/digitalisierung. Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz. Diese veränderten Anforderungen an die Erst dann fragen wir uns, welche Lehr-, Lern- Kompetenzen ziehen Konsequenzen für die und Prüfungsformen wann sinnvoll sind. Das Lehre nach sich. Wir müssen uns genau überle- können digitale Formate wie Online-Seminare gen, wie wir die Studierenden auf die veränderte oder E-Assessments sein, müssen es aber nicht. Arbeitswelt und Gesellschaft vorbereiten können. Davon unberührt bleibt allerdings ein ganz wich- Außerdem starten unsere heutigen Studierenden tiger Aspekt: Die FH Münster ist und bleibt eine mit veränderten Kompetenzen an unserer Hoch- Präsenzhochschule. Darauf basierend entwickeln schule, zum Beispiel beim Umgang mit Medien wir neue Ideen, wie zum Beispiel durch den oder bei der Lese- und Schreibkompetenz. Damit Einsatz digitaler Medien die Präsenzzeit in der müssen wir bei der Entwicklung von Curricula Lehre wertvoller werden kann. Das erfolgt in ei- und Lehrveranstaltungen umgehen. ner eigens dafür gegründeten Arbeitsgruppe, der AG Digitalisierung, aber auch in vielen Wandel- Viele andere Hochschulen starten sofort fonds-Projekten oder dem E -Learning-Netzwerk. mit der Entwicklung von E-Learning-Konzepten, Erst danach beschäftigen wir uns mit den tech- ohne zu analysieren, wohin genau sie damit wol- nischen Anforderungen, die aus den neuen di- len. Wir aber verstehen Digitalisierung anders: daktischen Konzepten resultieren. ↘ 7
Meinen: Die Digitalisierung hat nicht nur Aus- wirkungen auf die Lehre, sondern auch auf die Verwaltung. Arbeitsplätze werden sich verändern, weil technische Neuerungen hinzukommen. Und schon jetzt laufen bei uns an der Hochschule viele Prozesse digital, und das wird weiter zunehmen. ↗ Kanzler Jens Unsere Aufgabe ist es, diesen Wandel zu gestalten Andreas Meinen und dabei ganz genau hinzusehen, was richtig und ist Leiter der IT-Kommission sinnvoll ist und was die Mitarbeiterinnen und Mit- und verant- wortlich für die arbeiter hierfür an ihrem Arbeitsplatz benötigen. Einführung des neuen Cam- pus-Manage- fhocus: Ist dies nicht eine besonders große ment-Systems Herausforderung? (CaMS). Meinen: Ja. Digitalisierung ist mehr, als für die Verwaltung Software einzukaufen, für die Lehre E-Learning-Konzepte zu entwickeln oder in allen Seminarräumen neue Beamer aufzuhängen. Wir führen zum Beispiel ein neues Campus-Manage- ment-Systems (CaMS) ein – das ist eines von meh- reren Projekten, die wir gestartet haben, um die Digitalisierungsstrategie Anforderungen der Digitalisierung zu bewältigen. Dieses IT-System ist die zentrale Organisations-, Informations- und Interaktionsplattform an un- serer Hochschule, und es bildet den gesamten Profilierungs- Modernisierungs- Student Life Cycle ab – vom Studieninteressier- strategie strategie ten bis zum Alumnus. Wir kaufen aber nicht einfach nur eine Software und rollen diese aus. Denn unser Ansatz, den Frank Dellmann für die Didaktik beschrieben hat, findet sich auch hier wieder: Wir überlegen uns vorher genau, Kompetenz- Moderne was unsere Studieninteressierten, Studierenden orientierte Lehre effiziente Prozesse und Mitarbeitenden benötigen – und gehen erst dann an die Umsetzung. Wir fragen also nicht: Was ist technisch machbar? Sondern wir über- legen uns: Wie sind unsere Prozesse und unser Bedarf? Das ist ein komplexes Verfahren, aber „Treiber“ „Treiber“ aus unserer Sicht der einzig effiziente Weg. „Unterstützer“ Abgesehen davon betrifft Digitalisierung erfordert erfordern aber auch die Bereiche Datenschutz und In- formationssicherheit. Hierfür haben wir ein befördert befördert eigenes Projekt aufgesetzt, um ein Informati- onssicherheit-Managementsystem (ISMS) zu implementieren. Dabei unterstützt uns unser IT-Sicherheitsexperte Prof. Dr. Sebastian Schinzel. Den Datenschutz werden wir mit externer Un- Moderne Infrastruktur terstützung neu aufstellen. 8 fhocus Ausgabe 32
Digitalisierungsstrategie „Wir brauchen moderne Managementsysteme und dafür eben auch eine andere Infrastruktur.“ Die Digitalisierung führt oftmals fhocus: auch zu Verunsicherungen. Wie gehen wir an Jens Andreas Meinen der Hochschule damit um? Dellmann: Unser Ziel ist es, alle gleichermaßen Info mitzunehmen. Das schaffen wir hauptsächlich Den digitalen dadurch, indem wir immer wieder Möglichkeiten Wandel in der Lehre reali- zum Austausch bieten – zum Beispiel durch un- sieren – das sere AG Digitalisierung, aber auch durch Work- ist ein Ziel von „Wandel be- shops und den Tag der Lehre. Es fasziniert und Kontakt wegt“. Die zwei- freut mich übrigens sehr, wie groß die Teilneh- Jens Andreas Meinen te Förderperio- kanzler@fh-muenster.de de läuft bis 2020 meranzahl aus den Fachbereichen ist, und das und hat die macht letztendlich auch die Qualität dieser Ver- Prof. Dr. Frank Dellmann Schwerpunkte dellmann@fh-muenster.de Digitalisierung anstaltungen aus. Wir wollen die Prozesse, die und Diversity. bei uns laufen, nicht nur steuern, sondern für alle Beteiligten und Betroffenen sichtbar machen. Deshalb gibt es im Intranet beispielsweise eine Seite, auf der wir über den Stand des Projekts Und wir nutzen Digitalisierung als Instru- CaMS informieren. Außerdem hinterfragen wir ment, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Digitalisierung auch kritisch, unser GUD, Ins- Ein gutes Beispiel dafür ist der Smart Mirror titut für Gesellschaft und Digitales, bietet dazu aus dem GUD: Das ist ein Spiegel mit einer beispielsweise eine Vortragsreihe an, ebenso wie interaktiven Benutzeroberfläche, der auf das unser IPD, Institut für Prozessmanagement und Mikroplastik-Problem in den Meeren aufmerk- Digitale Transformation. sam macht. Durch Rückwärtsgeschichten von Alltagsprodukten regt er die Nutzer an, das ei- gene Konsumverhalten zu hinterfragen. Wer vor dem Spiegel steht und mit ihm interagiert, ↖ Prof. Dr. Frank erfährt zum Beispiel, dass bei jedem Waschen Dellmann, Vizepräsident des gern getragenen Fleecepullis Mikrofasern für Bildung über das Abwasser ins Meer gelangen und letzt- und Internatio- nales, erläu- endlich über die Nahrungskette wieder zurück tert, welche Herausforderun- zum Menschen kommen. gen die Hoch- schule auf- grund der Digita- Meinen: Angesichts der Größe unserer Hoch- lisierung be- wältigen muss. schule geht es gar nicht anders: Wir brauchen moderne Managementsysteme und dafür eben auch eine andere Infrastruktur. Unsere Hoch- schule zeichnete sich aber schon immer durch einen intensiven Austausch aus. Wir machen nichts einfach nur so, sondern führen viele Ge- spräche und versuchen in Workshops möglichst viele – zentral und dezentral – mitzunehmen. Und wir investieren bewusst in neues Personal und in die Personalentwicklung, um die Her- ausforderungen rund um die Digitalisierung zu stemmen. Ich denke, wir sind insgesamt auf einem sehr guten Weg. • 9
Flammen- färbung auf dem Smartphone ↖ Kubilay Ceyhan nutzt die intensive Färbung der Flamme, um Informatio- nen über seine Probe zu sammeln. 10 fhocus Ausgabe 32
Chemieclips für die Vorlesung „Wir wollen die Studierenden mit unse- ren Videos nicht digital beschallen. Sie sollen Gedankenstütze und Hand- werkszeug sein.” Prof. Dr. Andreas Weiper-Idelmann Ein abgedunkeltes Labor. Salze und Säuren, Messkolben und Pipetten. Unterstützt vom Wandelwerk Und dazwischen: Kamera und Stativ. Und so kam es, dass sich Dennis Hufe, Torben Rehburg, Adrian Humboldt, Kubilay Ceyhan und Das Projekt „Labor in den Hörsaal“ Lucas Rechner in einem abgedunkelten Labor wiederfanden – zwischen Filmkamera, Versuchs- läuft auf Hochtouren. aufbauten, Laptops mit Schnitt- und Musikmisch- programmen, Skripten. „Das Wandelwerk unserer Text Theresa Gerks Fotos Theresa Gerks (rechts), Torben Rehburg Hochschule fördert das Projekt, weshalb wir fünf studentische Hilfskräfte für die Produktion der Videos einstellen konnten“, berichtet Möller. Im Info „Echte Lehrvideos gibt es schon zuhauf. Und sie Dezember hat das Team außerdem einen Story- Stop-Motion sind oft ermüdend.“ Prof. Dr. Andreas Weiper- board-Workshop absolviert, um Geschichten in ist eine Filmtechnik, Idelmann vom Fachbereich Chemieingenieur- den Clips entwickeln zu können und gleichzeitig bei der wesen denkt neu: „Wir wollen die Studierenden Sequenzen und Produktion professionell zu pla- einzelne Bilder aneinander- mit unseren Videos nicht digital beschallen. Im nen. Aber warum eigentlich Stop-Motion? „Es gereiht werden, Gegenteil. Sie sollen Gedankenstütze und Hand- sieht nicht nur modern aus, die Mischung aus die sich nur leicht vonein- werkszeug sein.“ Die Idee: Weil die grundlegenden Stop-Motion-Sequenzen und Video ermöglicht es ander unter- Vorlesungen in der Chemie sehr theorielastig sind uns, Bewegungen quasi einzufrieren“, erklärt Möl- scheiden. So entsteht der und viele Effekte und Reaktionen besprochen ler. Die Kamera jedenfalls kann auch in schneller Eindruck einer werden, die sich die Studierenden aber nicht rich- Folge Serienaufnahmen machen, mit denen sich Bewegung. tig vorstellen können, sollen Clips genau dieses dann Zeitlupen realisieren lassen. fehlende Praxiswissen verbildlichen. Wie baue ich eine Glasapparatur auf? Wie funktioniert die Aktives Sehen Blaukreuz-Probe? Was kann mit Salzsäure alles Zum Projekt gehört auch, einige Übungen zu ent- schiefgehen? Der Titel des Projekts: Labor in den wickeln, um die Videos sinnvoll in die Vorlesungen Hörsaal. Im aktuellen Filmformat: Stop-Motion. einbetten zu können. „Eine Idee wäre es, chemi- sche Formeln aus dem Video heraus produzieren Tricks und Kniffe zu müssen. Oder man zeigt einen Versuch und „Wir wollen so grundlegende Arbeitstechni- lässt die Studierenden den Fehler finden.“ So soll ken vermitteln“, erklärt Nachwuchsprofessorin aktives Sehen erzeugt werden, um die Nachhal- Dr. Stephanie Möller, die das Projekt leitet. „Tricks tigkeit der Videos zu erhöhen. Den Projektschritt ↙ Torben und Kniffe, die im Chemieunterricht leider oft bewältigt das Team parallel zur Videoproduktion, Rehburg, Nach- wuchsprofessorin zu kurz gekommen sind und die in keinem Lehr- die bis September 2019 läuft. „Die Ergebnisse sind Dr. Stephanie buch stehen.“ Auch der Fachbereichsdekan Prof.Dr. auch für andere Fachbereiche interessant“, glaubt Möller und Lucas Rechner (v.l.) Thomas Jüstel sieht in den Sequenzen eine ideale Weiper-Idelmann. • prüfen die ersten Aufnahmen. Ergänzung zur Vorlesung. Im besten Fall benutzen die Studierenden die Clips zusätzlich zu Hause beim Lernen oder als Gedankenstütze, während Kontakt sie im Labor arbeiten. „Wenn die Studierenden hier Dr. Stephanie Möller stephanie.moeller@fh-muenster.de ihre Praktika absolvieren, werden wir Dozenten häufig gefragt: ,Ist das jetzt richtig so?‘ Wir ant- Prof. Dr. Thomas Jüstel tj@fh-muenster.de worten dann zum Beispiel: ,Machen Sie doch mal eine Blindprobe.‘ Aber zu viele wissen nicht, was Prof. Dr. Andreas Weiper-Idelmann weiper-idelmann@fh-muenster.de das ist und wie sie das anstellen sollen“, so Jüstel. 11
Ein Echo gegen das Vergessen 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind von Demenz betroffen. Ein interdisziplinäres Pro- jekt unserer Hochschule will das Wohlbefinden Betroffener und der Angehörigen sowie die Kommunikation mit Gesundheitspersonal verbessern. Text Anne Holtkötter Fotos Anne Holtkötter (rechts unten), Kristina Ahlers-Seibel / Carolin Wrona Werden die Gedächtnislücken immer größer und häufiger, könnte eine App hilfreich sein – mit Bildern von Reisen, Fotos der Kinder und ihren Namen, mit einer Wegskizze zur nächsten Bus- haltestelle und Einnahmezeiten für Medikamente. Die Inhalte könnte man, das ist der Vorteil des Digitalen, stets anpassen und erweitern. Die Bedie- nung der App müsste aber einfach und klar sein. Eine Anwendung für drei Zielgruppen Genau diese Gedanken machten sich Kristina Ahlers-Seibel und Carolin Wrona für ihre Mas- terarbeit am Fachbereich Design. Der Titel: „Echo. Kommunikationsmedium für den Alltag von Men- schen mit Alzheimer – Konzept und Entwurf ei- ner Applikation mit drei zielgruppenorientierten User-Interfaces“. Dafür recherchierten sie, was auf dem Markt schon existiert. Sie stellten fest, dass es noch keine Anwendung gibt, auf die sowohl Betroffene als auch deren Familien und Gesund- heitsprofessionen Zugriff haben. Prof. Claudia Grönebaum, die mit Prof. Dr. Lars Grabbe die Arbeit betreute, hatte den entschei- denden Tipp, mit dem Demenz-Servicezentrum Gespräche zu führen – und das interdisziplinäre Potenzial der Hochschule zu nutzen: Prof. Dr. Anke Kontakt Menzel-Begemann vom Fachbereich Gesund- Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann menzel-begemann@fh-muenster.de heit war sofort begeistert, einen Workshop bei 12 fhocus Ausgabe 32
Teilhabe von Menschen mit Demenz Maike Schwermann mit Gesundheitsfachkräften stützungsmaterial wie einem Fotoalbum einen verließen die Kommunikationsdesignerinnen mit großen Vorteil“, so Stahl. „Ein digitales Hilfsmittel positivem Feedback. „Dieser Austausch war für ist intelligenter, ein Navigationssystem etwa kann uns äußerst wertvoll“, sagt Ahlers-Seibel. „Und interpretieren und lernen, die App lässt sich erwei- unsere Motivation, nach der Prüfung und der tern – um den Stammbaum, um aktuelle Fotos.“ Abschlussausstellung ‚Parcours‘ den Entwurf wei- terzuentwickeln, riesig.“ Die App soll letztlich dabei helfen, in einem frü- hen Krankheitsstadium die Erinnerung so lange Als Projekt mit Partnern zum Ziel wie möglich wachzuhalten, aufmerksam zu blei- Um dafür die Ressourcen bereitstellen zu können, ben, körperlich und geistig aktiv zu sein und so hat das Team um Menzel-Begemann einen Projekt- möglichst selbstständig am gesellschaftlichen antrag bei einem Förderer gestellt. Das Ziel: eine Leben und auch der gesundheitlichen Versorgung auf Smartphone und Tablet funktionierende App, teilzuhaben. • die nutzerorientiert, datenrechtlich und ethisch abgesichert die Bedürfnisse der Nutzer erfüllt. „Nutzer von Anfang an einzubeziehen, unterschei- det das Konzept von schon bestehenden“, erklärt Lisa Stahl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesundheit. An der Idee interessierte Kooperationspartner sind das Demenz-Servicezen- trum für die Region Münster und das westliche Münsterland sowie die Alzheimer-Gesellschaft Münster e.V. Wird der Antrag genehmigt, werden in Interviews und Workshops mit allen Nutzern, Menschen mit Demenz in der frühen Krankheitsphase einge- schlossen, Inhalte und Anforderungen an die App ↗ Im Projekt- definiert. Anschließend müssen Nutzerszenarien team mitver- die Alltagstauglichkeit durchspielen: Wann ist der antwortlich für das Konzept nächste Arztbesuch, wo findet der Yogakurs statt, und das Design: Lisa Stahl (l.) die Enkelin von der Kita abholen – wie gelingt und Kristina dies? „Das Ganze hat gegenüber analogem Unter- Ahlers-Seibel. 13
Permanente Bedrohungslage Sie sehen täuschend echt aus: Phishing-Mails, mit denen sich Absender zum Beispiel als Bank oder Online-Bezahldienst ausgeben, es aber nicht sind. Die Gefahr für die Informations- sicherheit ist groß – auch an unserer Hochschule. Text Katharina Kipp Fotos Wilfried Gerharz (rechts), Theresa Gerks Die Aufgabe von Prof. Dr. Sebastian Schinzel welche Sicherheitslücken vorhanden sind – und gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel. Denn Schinzel dringend geschlossen werden müssen. Von dem ist IT-Sicherheitsexperte, er findet und schließt Wissen des 40-Jährigen profitieren aber nicht nur kritische Sicherheitslücken. Doch war er erfolg- Studierende und Unternehmen, sondern auch wir: reich, taucht meist schon das nächste Problem auf. Seit Anfang 2015 ist Schinzel in das Informati- „Die Entwicklung ist rasant“, sagt Schinzel, der onssicherheitsteam der FH Münster eingebunden, Informatik und IT-Sicherheit an unserer Hoch- das FH-Kanzler Jens Andreas Meinen initiiert hat. schule lehrt. „Und die Angriffe werden immer Schinzel berät und unterstützt in dieser Funktion besser. Wir müssen deshalb permanent auf der die IT-Sicherheitsbeauftragten Harald Dahlmanns Hut sein!“ Unternehmen beauftragen ihn und sein und Tobias Kappert. Aufgabe des Teams ist es, Team, gezielt Penetrationstests durchzuführen. das Information Security Management System Das bedeutet: Schinzel hackt sich in das IT-System (ISMS) auszubauen und zu pflegen. Und das ist einer Firma ein, um diese dann zu informieren, ein ständiger Prozess. 14 fhocus Ausgabe 32
Informationssicherheit Im Ernstfall richtig reagieren „Wir entwickeln in Absprache mit dem Präsidium und unter Beteiligung der Interessensvertretungen Richtlinien, durch die wir festlegen, welche Sicher- heitsbestimmungen bei uns an der Hochschule gelten und wie wir im Ernstfall reagieren“, so ↖ Der Schinzel. Das betreffe beispielsweise die Passwort- IT-Sicherheits- experte Prof. sicherheit, die Festplattenverschlüsselung oder das Dr. Sebastian Schinzel Verschlüsseln von E-Mails. „Außerdem machen lehrt und forscht wir Sicherheitsüberprüfungen, wir untersuchen am Fachbe- reich Elektro- also die zentrale Infrastruktur der Hochschule technik und Informatik. auf Schwachstellen und arbeiten gemeinsam mit den Verantwortlichen daran, diese zu schließen.“ Das alles haben große Wirtschaftsunternehmen Wie gehen Angreifer vor, und wie sehen aktu- schon länger auf der Agenda. „Bei denen geht es elle Angriffskampagnen aus? Wie erkenne ich oft um riesige Geldsummen, wenn zum Beispiel eine Phishing-Mail? Wer hilft mir innerhalb der Pläne für Neuentwicklungen gestohlen werden. Hochschule, wenn ich unsicher bin? Fragen wie Info Aber auch wir an der Hochschule haben sensible Details zur diese wollen wir beantworten.“ Daten, die wir natürlich schützen wollen.“ Denn Informations- sicherheit dass es Angriffe gibt, zeigen Beispiele aus jüngster an der FH Müns- Niemals hundertprozentige Sicherheit Vergangenheit: Die Drucker spuckten plötzlich ter finden Denn dass es eine permanente Bedrohungslage Interessierte massenhaft rechtsradikale Schriften aus, eine unter www. gibt, sei dem Team bewusst, nicht unbedingt E-Mail der Präsidentin ging rum, die sie aber gar fhms.eu/isms. aber allen Mitarbeitern. „Spam-, Phishing- und nicht verschickt hatte, Unbekannte versuchten Virus-E-Mails sehen heutzutage leider so echt aus, den Account der Bibliothek zu einem Online-Shop dass man manchmal nur bei ganz genauem Hin- zu knacken. Und immer wieder erhalten Mitar- schauen die Gefahr erkennt. Angreifer schneidern beitende der Hochschule Phishing-Mails, die sie ihre E-Mails so zurecht, dass sie von gängigen dazu bringen sollen, ihre Passwörter in gefälschte Spamfiltern und Virenscannern nicht erkannt FH-Webseiten einzugeben. werden und somit ohne Umschweife direkt im Posteingang landen. Dann müssen die Mitarbeiter Auch deshalb plant das Informationssicherheits- solche E-Mails erkennen. Auffällige Merkmale team Maßnahmen, um die Kolleginnen und Kol- sind zum Beispiel unpersönliche Anrede, schlech- legen zu sensibilisieren. „Wir bieten ab diesem tes Deutsch, externe Links auf unbekannte Seiten, Frühjahr Veranstaltungen an, um das komplexe unerwartete Anhänge oder die Anforderung von Thema IT-Sicherheit vorzustellen. Zugangsdaten, weil sonst das Mailpostfach ein- geschränkt werde“, nennt Schinzel einige Tipps. Sind die E-Mails jedoch sehr gut vorbereitet, so können selbst Sicherheitsexperten nur mit Mühe „Wir bieten ab diesem feststellen, dass es sich um gefälschte E-Mails handelt. Eine hundertprozentige Sicherheit wird Frühjahr Informationsver- es hier wohl nie geben, so der Experte. „Aber was wir können, wollen wir tun, um die Daten anstaltungen an, um an unserer Hochschule und unserer Mitarbeiter zu schützen.“ • das komplexe Thema IT- Sicherheit vorzustellen.“ Kontakt Prof. Dr. Sebastian Schinzel Prof. Dr. Sebastian Schinzel schinzel@fh-muenster.de 15
Viele Gewerke, ein Modell Schneller und effizienter bauen – das verspricht die digitale Gebäudeplanung BIM. Für die Baubranche ist sie ein zukunftsträchtiges Thema. Und deshalb lernen die Studierenden des Fachbereichs Energie · Gebäude · Umwelt, damit umzugehen. Text und Fotos Maxi Krähling 3-D-Modelle Prof. Dr. Carsten Bäcker Flughafen BER, Stuttgart 21, Elbphilharmonie – Bauprojekte mit uferlosen Kosten und endlosen Bauzeiten sind ein Aufregerthema, nicht nur für die Bauherren, sondern auch für die Öffentlichkeit. Mit BIM könnte es besser gehen. Das steht für Building Information Modeling und bewegt die Baubranche seit einiger Zeit. Die Idee dahinter: Ge- bäude digital entwerfen, modellieren, optimieren Info und simulieren, von der Planungsphase über den BIM macht Bau bis hin zum Betrieb und einem möglichen die im Vorfeld teurere Pla- Rückbau. Das alles passiert in nur einem einzi- nung für den gen 3-D-Modell. Das Besondere daran ist, dass Bauherrn durch die ein- alle Beteiligten von der ersten Sekunde an einem fachere und Tisch sitzen: Architekten, Bauingenieure, Statiker, kostengünsti- gere Pflege Gebäudetechniker, ausführende Bauunternehmen. wett. So zumindest die Theorie. Denn in der Praxis lässt sich das Verfahren bisher noch nicht bis ins kleinste Detail umsetzen. Das hat technische, wirtschaftliche und politische Gründe. ↗ Ausbildung für die Zukunft: Die Studieren- Großes Zukunftspotenzial den arbeiten an digitalen „Aber weil das ein absolut zukunftsträchtiges Gebäudeplänen. Thema für die Baubranche ist, muss das jeder Studierende in Sachen Gebäudetechnik und Anla- genbau zumindest einmal kennenlernen. Deshalb ist BIM ein Lehrforschungsprojekt an unserem Fachbereich“, sagt Studiendekan Tobias Ausländer. 16 fhocus Ausgabe 32
Integrales Planen „Wir bilden jetzt schon für die Zukunft aus.“ Tobias Ausländer Im Bachelorstudium Gebäudetechnik ist BIM bisher Teil der Vorlesung „Integrales Planen“, zu- mindest in den Grundzügen. Das allein reicht aber nicht. Schließlich sollen die Studierenden auch praktisch fit sein. Der Knackpunkt: die spätere ge- ↗ Christine werke- und fachübergreifende Zusammenarbeit in Hornbergs, der Praxis. Im Gegensatz zur klassischen Planung Prof. Dr. Carsten Bäcker und bietet BIM die Möglichkeit, vom ersten Moment Tobias Ausländer Info (v. l.) berat- an ein Modell zu erstellen, das im Verlauf der schlagen an Ab 2016 soll- ten laut Gesetz- Planung weiter verfeinert wird. Und auf das alle einem digitalen, virtuellen geber alle Beteiligten stets Zugriff haben. „Dafür müssen wir Gebäudemodell. öffentlich ge- förderten jedoch weitreichender denken und BIM nicht nur Bauprojekte in unsere Lehre einführen, sondern fachbereichs- mit BIM geplant werden. übergreifend ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Carsten Wegen feh- Bäcker, der zur Simulation gebäudetechnischer lender Rahmen- bedingungen Systeme lehrt und forscht. Und genau deshalb sind verschob sich die Fachbereiche Bauingenieurwesen und Archi- die Frist auf 2020. tektur ebenfalls mit von der Partie. Bäcker: „Das Ziel ist, dass die Studierenden im Masterstudium aus allen drei Fachbereichen an einem BIM-Pro- jekt zusammenarbeiten.“ Das muss technisch wie didaktisch geschickt Hand in Hand gehen. Denn jeder Fachbereich legt einen anderen Fokus auf die Anforderungen der digitalen Gebäudeplanung und deren Ausrichtung. Am Fachbereich EGU kümmert sich die wissenschaftliche Mitarbeite- rin Christine Hornbergs seit Herbst 2017 um die Implementierung des Projektes. Präzise Kostenvorhersagen „Eine Testphase für BIM-fähige Software haben wir bereits hinter uns. Deshalb nehmen wir zurzeit für die Bachelorstudierenden die dreidimensionale und datenbankgestützte Planung mit in die Lehre auf und bauen BIM am Fachbereich sukzessive aus“, sagt Ausländer. Dafür sei es auch höchste Zeit. „In Abschlussarbeiten beschäftigen wir uns schon länger mit dem Verfahren, weil ausführende Kontakt Firmen, Planungsbüros und Hersteller merken, Prof. Dr. Carsten Bäcker dass sie sich damit auseinandersetzen müssen“, carsten.baecker@fh-muenster.de erklärt Bäcker. „Wahrscheinlich dauert es aber Tobias Ausländer noch einige Jahre, bis sich die Branche umgestellt auslaender@fh-muenster.de hat“, so Ausländer. „Wir bilden also jetzt schon für www.fh-muenster.de/egu die Zukunft aus.“ • 17
Schritt für Schritt Training mit Roboter- Viele kommen im Rollstuhl – und können nach Ende der Behandlungszeit kurze Strecken freihän- anzügen – was sich nach dig oder an Krücken zurücklegen. „Ich war wirk- lich beeindruckt von den Fortschritten“, sagt Science-Fiction anhört, Katharina Schmidt, die derzeit am Fachbereich ist eine Therapie für Men- Physikalische Technik promoviert und zuvor am Zentrum für neurorobotales Bewegungstraining schen, die nahezu (ZNB) der Cyberdyne Care Robotics GmbH in Bochum hospitiert hat. Dorthin kommen Pati- gelähmt sind. Katharina enten, die nach einem Schlaganfall oder einer Rückenmarksverletzung fast nicht mehr gehen Schmidt forscht, wie können. Zwölf Wochen lang trainieren sie je- sich die Ergebnisse objek- den Werktag eine halbe Stunde auf dem Lauf- band, unterstützt von einem Roboteranzug, dem tiv messen lassen. Exoskelett-System HAL. Am Ende der Hospitation hatte die 25-Jährige das Text Victoria Liesche Fotos Cyberdyne Care Robotics GmbH, Victoria Liesche (rechts) Thema für ihre Doktorarbeit gefunden: „Ich un- tersuche, wie der Verlauf der HAL-Therapie objek- tiv dargestellt werden kann und somit mögliche Erfolge wissenschaftlich belegbar sind.“ Dafür entwickelt sie ein mobiles System zur Ganganalyse. „Die betreuenden Physiotherapeuten haben bislang keinen kompletten Überblick darüber, wie sich 18 fhocus Ausgabe 32
Ganganalyse der Gang des Patienten während der Zeit am ZNB verändert. Deshalb liegt der Fokus meines Analy- sesystems darauf, die qualitativen Veränderungen des Ganges über die gesamte Therapiedauer zu dokumentieren.“ Kontakt Katharina Schmidt Schritt 1: Sensoren anpassen schmidt.katharina@fh-muenster.de Im September hat sie an unserer Hochschule mit ihrer kooperativen Promotion begonnen, betreut von Prof. Dr. David Hochmann und der TU Berlin, „Der menschliche Gang finanziell unterstützt vom Orthopädie-Dienstleis- ter Care Center Rhein-Ruhr GmbH. Ihr Bachelor- ist einfach faszinierend.“ und Masterstudium hatte die gebürtige Sauerlän- derin auch schon in Steinfurt absolviert. „Ich finde Katharina Schmidt den menschlichen Gang einfach faszinierend und habe mich deshalb in meiner Masterarbeit bereits Info Das Exoskelett- mit Ganganalysen beschäftigt.“ inklusive Videoaufzeichnungen an gesunden Pro- System HAL banden durch. Mithilfe von Algorithmen lassen ist eine äußere Stützstruktur, Sie freut sich darauf, in den nächsten drei Jah- sich aus den Rohdaten, die die am Bein befestigten die aussieht wie ren richtig tief in das Thema einzusteigen. Der Sensoren liefern, verschiedene Gangparameter Roboterbeine und die neuro- erste Schritt: die Anpassung, genannt Redesign, ableiten. „Auf diese Weise kann man Gangzyklen logisch, also der Inertialsensoren, die oft für die mobile Be- sowie Stand- und Schwungphase unterscheiden“, durch Muskel- impulse, wegungsanalyse eingesetzt werden. Dafür führt sagt die Doktorandin. Derzeit arbeitet sie daran, gesteuert wird. sie im Labor für Biomechatronik Testmessungen die optimalen Algorithmen zu entwickeln. Schritt 2: Am Patienten testen Sobald die Messungen im Labor zuverlässige Er- gebnisse liefern, fährt Katharina Schmidt wieder nach Bochum ins ZNB und testet die überarbeite- ten Sensoren direkt an den Patienten. Dort sollen sie dann bei jeder Trainingseinheit die Gangpa- rameter digital auf den Computer der Physiothe- rapeuten senden. Das ermöglicht, Veränderungen im Gangbild objektiv nachzuweisen und den Un- terstützungsgrad individuell anzupassen. „An der Hüfte und am Knie des HAL-Systems befinden sich Motoren, die die Bewegungen des Patienten unterstützen. Verstärken sich durch die Therapie die muskulären Aktivitäten der unteren Extremi- täten, kann die Leistung der Motoren reduziert werden“, verdeutlicht die Ingenieurin. Nicht nur für die HAL-Therapie kann das Messsys- tem Vorteile bringen: „Die Parameter der mobilen ↖ Wie verändert das Training Ganganalyse können Orthopädietechnikern bei mit den Roboter- der Auswahl und Einstellung von Orthesen und anzügen die Gehfähigkeit? Prothesen helfen“, sagt Katharina Schmidt. Bislang Sensoren sol- len dies zukünftig werde oft lediglich nach dem visuellen Eindruck ent- objektiv messen. schieden, welches das passende Hilfsmittel sei. • 19
Trends und Strategien der Digitalisierung erkennen und umsetzen: Dabei bietet das Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD) Unterstützung. Text und Fotos Susanne Lüdeling ↗ Der Einladung zur Ringvorlesung „Digitale Transformation“ folgten insge- samt über 1.000 Besucher. Keine Angst vor dem digitalen Wandel Kontakt Prof. Dr. Franz Vallée (Sprecher des IPD) vallee@fh-muenster.de Rica Kapell (Koordinatorin des IPD) rkapell@fh-muenster.de www.fh-muenster.de/ipd 20 fhocus Ausgabe 32
Beratung von Unternehmen Info Ein Thema beschäftigt die Ge- So ist es heute mehr denn je Aufgrund der schäftswelt gerade besonders: wichtig, in digitale Innovatio- positiven Wer die digitale Resonanz zur die digitale Transformation. Sie nen zu investieren. „Jedoch ist öffentlichen stellt ehemals effektive Abläufe auf dem Weg zum digitalen Un- Ringvorlesung plant das IPD im kommen- auf den Kopf, wie etwa in der Logistik die Einführung fah- Revolution verpasst, ternehmen nicht die maximale Digitalisierung jedes Elements geht unter. den Winter- semester eine rerloser Transportsysteme, und notwendig“, so IPD-Vorstands- Fortsetzung birgt viele neue Herausforde- mitglied Prof. Dr. Wieland Ap- der Veranstal- tungsreihe. rungen, die manche Unterneh- pelfeller. Vielmehr seien Digita- men teils skeptisch beobachten. lisierungsgrade unternehmens- „Die Digitalisierung ist eine Öffentliche Ringvorlesung abhängig festzulegen. An dem Revolution, vor der wir keine Um dem großen Klärungsbe- Punkt können die Professoren Angst haben müssen“, sagt darf rund um die Digitalisie- gemeinsam mit Studierenden Prof. Dr. Ralf Ziegenbein, Vor- rung entgegenzukommen, hat und wissenschaftlichen Mitar- standsmitglied des IPD. das Institut dem Thema über beitern des IPD beratend tätig ein Semester eine wöchentliche werden und helfen, an den rich- Im neu gegründeten For- Ringvorlesung gewidmet: Wäh- tigen Stellschrauben zu drehen. schungsinstitut unserer Hoch- rend dreizehn Impulsvorträgen schule arbeiten Wissenschaftler gaben Professoren unserer Mut zum digitalen Wandel des Fachbereichs Wirtschaft Hochschule und Fachleute aus Nach Auffassung der IPD-Vor- und des Instituts für Techni- der Praxis Einblicke in aktuelle standsmitglieder würden jedoch sche Betriebswirtschaft (ITB) Trends und Strategien. Neben viele Unternehmen bei der des Münster Centrum für den Vorträgen stand der Erfah- Implementierung von digita- Interdisziplinarität (MCI) ge- rungsaustausch im Mittelpunkt, len Innovationen zögern und meinsam an Fragen der digi- und so kamen Dozenten, Praxis- lieber auf erprobte Lösungen talen Transformation. Und sie vertreter und Studierende beim zurückgreifen. „Kleinen und bieten Praktikern Hilfestellung anschließenden Get-together mittleren Unternehmen fällt auf dem Weg zum digitalen weiter ins Gespräch. es schwerer, eine Vision zu Unternehmen. „Wir verstehen haben, wo die Entwicklung in das IPD als ein Vehikel, um Der Einladung zur Veranstal- fünf oder zehn Jahren hingehen das Thema Digitalisierung tungsreihe folgten insgesamt kann“, erklärt Ziegenbein die voranzutreiben, aber auch kri- ↙ Die Vor- über 1.000 Besucher, die wert- Zurückhaltung. Hinzu kommt standsmitglie- tisch zu hinterfragen“, erklärt der des IPD volle Anstöße und Handlungs- der rasante Fortschritt, der mit (v. l.): Prof. Dr. Ralf Prof. Dr. Franz Vallée, Sprecher Ziegenbein vom empfehlungen zur digitalen der Digitalisierung einhergeht. des Institutsvorstands. ITB sowie Prof. Dr. Ausrichtung mit in ihre Unter- Der fast unübersehbare Markt Franz Vallée, Prof. Dr. Wieland nehmen nahmen. Das große In- an neuen Diensten und Instru- Appelfeller und Prof. Dr. Carsten teresse an diesem Format zeigt, menten mache es den Betrieben Feldmann dass das IPD damit einen aktu- nicht leicht, einen Überblick zu vom Fachbereich Wirtschaft ellen Nerv getroffen hat. Den behalten. An dem Punkt leistet Bedarf nach einer Plattform das IPD Unterstützung. „Wir zu digitalen Fragestellungen möchten den Unternehmen sieht auch Arne Köster, Leiter dabei behilflich sein, Digitalisie- für Innovationen und Digita- rung auf strategischer und ope- lisierung eines internationalen rativer Ebene zu beherrschen“, Herstellers von Blockheizkraft- erklärt IPD-Vorstandsmitglied werken aus dem Münsterland: Prof. Dr. Carsten Feldmann. Die „Die Ringvorlesung dient zum Kontrolle über immer komple- Netzwerken unter Gleichgesinn- xere Prozesse helfe dabei, die ten und hilft uns, am Puls der Digitalisierung zu verstehen Zeit zu bleiben.“ und zu strukturieren. „Aber man muss dennoch den Mut Vor allem in einem Punkt sind haben, vorauszuschauen“, er- sich Referenten und Gäste einig: gänzt Ziegenbein. Eine gewisse Wer die digitale Revolution ver- Risikobereitschaft werde letzt- passt, geht unter. endlich belohnt. • 21
Patent, Preise, Prototyp 22 fhocus Ausgabe 32
InFoam Printing Der individuell angepasste Autositz: Dies ist keine Zukunftsmusik mehr. Ein Erfinderteam im Drittmittelprojekt am Fachbereich Architektur sahnt dafür Preise ab – und das Kooperationsunter- nehmen hat das Verfahren zum Patent angemeldet. Text Anne Holtkötter Fotos InFoam Printing (links), Anne Holtkötter Der Anfang Auszeichnungen Der Dachboden auf dem Leonardo-Campus war Weichschaums zu realisieren.“ Dies sei einfach für InFoam Printing: ↗ interzum award 2017: die Geburtsstätte einer Idee, die im Drittmittel- im Herstellungsprozess und kostengünstig. Denn in der Kategorie Produktions- projekt mündete. Dort fand im Herbst 2016 am InFoam Printing ersetzt mehrere Bearbeitungs- technologie – Best of the best ↗ 3D Pioneers Challenge 2017: Fachbereich Architektur unserer Hochschule, der schritte und erlaubt es, den Schaum partiell zu Finalist (Top 30) Münster School of Architecture (MSA), der einwö- verändern, ohne ihn vorher zu beschneiden, zu ↗ purmundus challenge 2017: Special Mention chige Workshop „Covestro Makeathon“ statt. Das verkleben oder gar mit einer aufwendigen Nega- ↗ Innovationspreis des FSK 2017: Unternehmen Covestro für Werkstofflösungen auf tivform neu gießen zu müssen. Gewinn in der Kategorie Technologie Nachwuchskräfte Polymerbasis hatte dazu 24 angehende Architekten und Designer aus acht Hochschulen eingeladen. Der Erfolg Vorträge und Ausstellung: Die Aufgabe: aus einem bewährten Werkstoff In Zukunft könnte auf der Basis von 3-D-Kör- ↗ Interzum Köln 2016 ↗ Subcontractor | etwas Neues zu kreieren. Das Ziel: eine Antwort per-Scans für jede Person die Matratze individuell Elmia in Schweden 2017 darauf zu finden, wie sich Materialien verformen angepasst werden. Auch Schalldämpfung oder ↗ IHK Offenbach 2017 lassen und wie Oberflächen beeinflusst werden orthopädische Schuheinlagen könnten von dem können, um daraus neue Produkte zu entwickeln. neuen Verfahren profitieren. „Wir haben überlegt, „Am Ende der fünf Tage hatten wir messetaugliche was als Prototyp infrage kommt, und uns für Prototypen und das Versprechen des Unterneh- einen Autositz entschieden. Denn es kann ein mens, schützenswerte Ideen weiterzuverfolgen “, Vorteil sein, wenn die Struktur dem Benutzer erzählt Adam Pajonk, wissenschaftlicher Mitarbei- einen speziellen Halt gibt oder den ausgesetzten ter im Digitalen Labor des Fachbereichs. Kräften etwas entgegensetzen kann.“ Das Verfahren Beim „Covestro Makeathon“ hatte sich das Er- In Zukunft könnte auf der Basis finderteam mit Pajonk sowie Dorothee Clasen von 3-D-Körper-Scans für jede und Sascha Praet von der TH Köln kennengelernt. ↗ Adam Pajonk, Die drei arbeiteten nun weiter an der Idee aus Person die Matratze individuell Miterfinder von InFoam Printing dem Workshop, dem Weichschaum ein Skelett angepasst werden. zu verleihen, und entwickelten die InFoam Prin- ting-Technologie: Ein Roboterarm injiziert per Kanüle eine zuvor digital programmierte Struk- Das Fazit des sechsmonatigen Forschungsprojekts: tur in einen Weichschaum. Die Injektionsmasse, Prototyp, Patentanmeldung – und nationale und ein Zwei-Komponenten-Kunstharz, härtet erst im internationale Preise. „Dass das Projekt so gut Schaum aus. „Damit lassen sich unzählige indi- ankommt, hatten wir nicht erwartet und freut uns vidualisierbare Geometrien erzeugen“, schwärmt natürlich sehr“, sagt Pajonk. Viel wichtiger aber sei Pajonk, der InFoam Printing weiter als Forschungs- es, die Arbeit weiter voranzutreiben. „Die Trans- Kontakt projekt begleiten möchte. feragentur der Hochschule ist mit Covestro im Prof. Ulrich Blum Gespräch, um die Forschung zu InFoam Printing ulrich.blum@fh-muenster.de „Die Stauchhärte des Weichschaums kann durch an die Hochschule zu holen und weitere Grundla- Adam Pajonk die Struktur verändert werden, und es ist sogar gen zu entwickeln. Damit der große Schritt in ein adampajonk@fh-muenster.de möglich, unterschiedliche Härten innerhalb eines marktreifes Herstellungsverfahren gelingt.“ • 23
Alexa im Hörsaal „Wer jetzt mitmacht, schwimmt auf der Welle.“ Prof. Dr. Harald Bösche 24 fhocus Ausgabe 32
Trends der Gegenwart YouTube, Spotify, Wikipedia, TED. Prof. Dr. Harald Bösche weiß, was seine Studie- renden konsumieren – und bezieht diese Plattformen in seine Veranstaltungen mit ein. Text und Foto Theresa Gerks Das aktuelle Projekt: eine Vorlesung in Alexa pro- ist das selbstfahrende Fahrzeug, sei es nun Pkw, grammieren. Alexa ist eine von Amazon entwi- Lkw, Bus oder Lieferfahrzeug.“ Neuronale Netze ckelte Software, die das gesprochene Wort versteht sollen Verkehrssituationen klassifizieren und das und mündlich gestellte Fragen beantwortet. Im Fahrzeug unfallfrei durch den Verkehr führen. Alltag ruft sie Taxis, gibt Wettervorhersagen, spielt Deep Learning werde aktuell intensiv erforscht Musik oder fasst die Nachrichten des Tages zusam- und scheint zumindest für die nahe Zukunft einen men. Am Fachbereich Maschinenbau läuft das aber großen Markt zu bieten. „Allein Google hat Presse- anders. „Ich möchte gemeinsam mit Studierenden berichten zufolge mehr als 1.000 Millionen Dollar den Inhalt meiner Lehrveranstaltungen über Alexa in diesem Bereich investiert.“ Ziel von Bösche ist es, bereitstellen. Studierende mit dem Schwerpunkt die Studierenden mit den Themen Deep Learning Maschinenbauinformatik und Computational En- und Neuronale Netze vertraut zu machen. gineering sind bei der Planung und Durchführung dieser Aufgabe naturgemäß besonders motiviert. Praktisch für die Wissenschaft Studierende aus anderen Studienrichtungen sind Der dritte Block der Vorlesung steht im Dienste der aber ebenso willkommen“, erklärt Bösche. „Alexa Wissenschaft. Die Studierenden arbeiten mit der ↖ Sprachsteue- soll in der Lage sein, vernünftig relevante Fachbe- Software Jupyter, einer Art digitales Notiz- oder La- rungen wie griffe zu erklären oder den Studierenden Übungs- borbuch. Ein mit Jupyter geschriebenes Dokument Amazons Alexa werden die aufgaben für ihre Klausurvorbereitung zu stellen.“ besteht aus Blöcken, die mithilfe der einfachen Pro- Zukunft prägen, glaubt Prof. grammiersprache Python kommunizieren können. Dr. Harald Bösche. Zukunft Sprachsteuerung Jeder einzelne Block kann alternativ Text, Formel, Denn Bösche sieht gerade im Bereich der Sprach- Bild, Video, Tabelle, Messdaten oder Diagramm steuerung eine große Zukunft. „Wer jetzt mitmacht, tragen. Der Clou: Wird der Inhalt eines Blockes schwimmt auf der Welle“, sagt der Hochschulleh- verändert, so folgen alle abhängigen Blöcke automa- rer mit den Arbeitsschwerpunkten Maschinen- tisch. Das Vorgehen ist aus der Tabellenkalkulation bauinformatik, Prozessdatenverarbeitung und bekannt, die Neuerung aber liegt darin, dass die Systemintegration. „Vor zehn Jahren konnte sich Blöcke wesentlich komplexer sein können als die niemand vorstellen, dass sich aus Mobiltelefonen Zellen in einer Tabellenkalkulation. Außerdem Smartphones entwickeln würden und wir sie alle sind alle eingesetzten Datenformate offen, her- ganz selbstverständlich nutzen. Eine ähnliche Ent- stellerunabhängig und kostenfrei. „Excel gedopt“, wicklung wird die Spracherkennung und -ausgabe fasst Bösche zusammen. „Das Prinzip erobert die nehmen. Ich glaube, dass wir in fünf Jahren vieles Wissenschaft gerade im Sturm, es könnte ein welt- darüber steuern werden.“ Für die Alexa-Program- weiter Standard des Austauschs werden. Umso mierung nutzen er und die Studierenden zurzeit besser, wenn unsere Studierenden wissen, wie es die Software von Amazon, die zwar kostenlos, aber funktioniert und wo man es einsetzen kann.“ • nicht offen ist. „Im Internet wird aber bald Soft- ware verfügbar sein, die offen und kostenfrei ist.“ Auf der Spur des selbstfahrenden Autos Neben der Sprachsteuerung ist Deep Learning das Digitalisierungsstichwort Nummer 2. „Das ist ein Kontakt Verfahren, um neuronale Netze aufgabenspezifisch Prof. Dr. Harald Bösche boesche@fh-muenster.de zu trainieren“, erklärt Bösche. „Ein großes Ziel dabei 25
300.000 Minuten für mehr Wissen Kontakt Adam Khalaf khalaf@fh-muenster.de 26 fhocus Ausgabe 32
Vorlesungsvideos Evaluation, elektronische Medien, MC- Klausuren: So umschreibt Adam Khalaf knapp seine Tätigkeit am Fachbereich Sozialwesen. fhocus sprach mit ihm über den Nutzen von Videos in der Lehre. Interview Anne Holtkötter Foto Jonathan Stenger Vor sechs Jahren hat der Fach- fhocus: ↖ Adam Khalaf, Bis vor drei Jahren ist ILIAS wie eine Dropbox ge- wisschenschaft- bereich Sozialwesen damit begonnen, Vor- licher Mitarbeiter nutzt worden – die Dozenten haben ein paar Texte am Fachbereich lesungen aufzuzeichnen. Haben Sie nicht Sozialwesen, plant online gestellt, das war’s. Also haben wir mit ein befürchtet, dass dann der Hörsaal nur halb mit Steffen Flügel paar Lehrenden einen interaktiven Kurs entwickelt, von Philosofilm.de voll sein würde? die Storyboards bei dem die multi(!)medial aufbereiteten Lernein- für die Videoreihe Khalaf: Natürlich haben wir diese Gefahr gese- „Crime Stories“. heiten von kleinen Multiple-Choice-Tests unterbro- hen. Aber im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit chen werden. Es gibt keine Noten, aber sie müssen gibt es viele Pflichtveranstaltungen, die von allen bestanden werden, um im Kurs weiterzukommen. 200 bis 250 Studierenden eines Semesters belegt Das führte dazu, dass die Studierenden nicht alles werden müssen – was manche jedoch aus unter- erst am Ende kurz vor der Klausur bearbeitet haben. schiedlichsten guten Gründen nicht können. Die Zusätzlich gab es den Flipped-Classroom-Effekt: Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Die Präsenz- Die Studierenden kamen belesener ins freiwillige zahlen haben nach dem anfänglichen „Hype“ der begleitende Seminar. Ich habe von Lehrenden da- Videoaufzeichnungen sogar wieder zugenommen. mals Rückmeldungen bekommen, wie enorm die Tatsächlich werden die Videos viel stärker genutzt, Diskursqualität im Seminar gestiegen sei. Auch wenn es auf die Klausuren zugeht. Die Nutzungs- Info die Klausurnoten haben sich sehr deutlich ver- zahlen gehen ab drei Wochen vor der Klausur Die vier Videos bessert. Ein weiteres Beispiel ist unser neuestes „Linssen Law massiv in die Höhe, Inhalte, die man sich in der Learning“ sind „Baby“: „Linssen Law Learning“. Wir begegnen Präsenz bereits angeschaut hat, werden selektiv bei YouTube damit dem Problem, dass die Studierenden gerade zu sehen; in der wiederholt. Insgesamt rund 300.000 Minuten lang Suchmaske in Jura keinen Zugang zu den Texten finden. Mit haben sich die Studierenden im Sommer 2017 einfach „Einfüh- kurzen Videosequenzen, in denen die Grundlagen rung ins Straf- unsere Aufzeichnungen angesehen. recht für die Sozi- im aktuellen YouTube-Stil erklärt und dann auf ale Arbeit“ ein- komplexere Themen abgehoben werden, konnten geben oder den fhocus: Haben Studierende, die mit den wir die Lernmotivation deutlich erhöhen. YouTube-Kanal Videos lernen, Nachteile? der Hochschule besuchen: Khalaf: Nein, wir konnten in mehreren Evalua- fhocus: Gibt es am Fachbereich schon Ideen, www.fh-muens- tionen zeigen, dass es von Vorteil ist – wenn sie die ter.de/youtube. wie es zukünftig weitergehen könnte? Videos klug nutzen: In den Wochen der Klausur- Khalaf: Ja, wir beschäftigen uns momentan phase sieht man häufig Gruppen, die gemeinsam damit, die vielfältigen Materialien nicht mehr lernen und sich strittige Stellen noch einmal gezielt nur bezogen auf ein einzelnes Modul zu nutzen, anschauen. Dies führt im Durchschnitt zu besseren sondern zu verknüpfen und offenere Lernwege zu Noten. Schaut man nur die Videos, ganz ohne ermöglichen. Dazu braucht es aber natürlich eine Präsenz, funktioniert das mit reinen Vorlesungen gute Programmierung der Learning Analytics: also auch genauso gut. Diskurs im Seminarformat da- Daten, mit denen Lernstrategien beeinflusst und gegen lässt sich keinesfalls durch Videos ersetzen. mit dem jeweiligen Lernerfolg in Beziehung gesetzt werden können. Hier betreten wir gemeinsam mit Gibt es Bestrebungen, die digita- fhocus: dem Wandelwerk weitgehend unkartiertes Gebiet! len Möglichkeiten noch gezielter zu nutzen? Aber der Trend geht ganz klar in diese Richtung. Khalaf: Genau daran arbeiten wir derzeit. Und da wollen wir bundesweit möglichst zu den Ein Beispiel dafür sind die Selbsttests: Ersten gehören. • 27
Gesucht ↖ Zu den Aufgaben der jungen Bau- ingenieure gehört auch die Strö- mungssimulation der Kältever- sorgung. Immer aber sind die Bauphysiker auch vor Ort, um mit den Auftrag- gebern zu sprechen und sich ein Bild vom Gebäude zu machen. und Fit für die digitale Bauwelt sind die Absolventen von Prof. Dr. Martin Homann. Einer der Arbeitgeber ist energum in Ibbenbüren. gefunden Text und Foto Anne Holtkötter Grafik energum Kontakt Prof. Dr. Martin Homann mhomann@fh-muenster.de 28 fhocus Ausgabe 32
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