Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone

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Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
SoSe 2018

                         VERWALTUNG
                    INFORMATIONSSICHERHEIT

                    Permanente
                  Bedrohungslage

                         FORSCHUNG
                         3-D-DRUCK

                   Patent, Preise,
                     Prototyp

                            LEHRE
                         CHEMIECLIPS

                  Flammenfärbung
                      auf dem
                     Smartphone

Digitalisierung
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
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  Titelbild: Oecotrophologie-Student
  Thomas Knorr macht beim EU-Projekt
  Sus+ mit. Lesen Sie mehr darüber
  auf den Seiten 32/33.
  Foto Dzemila Muratovic
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
Editorial

         Wir denken
         Zukunft digital
                              Die moderne Hochschule ist global, vielfältig –
                              und digital. Ihre Forschung und Lehre ebenso.
                              Und auch privat kommunizieren, suchen und
                              finden wir online.

                              Doch wie digital ist die FH Münster wirklich? Den
                              strategischen Schwerpunkt Digitalisierung,
                              den wir in unserem Hochschulentwicklungsplan
                              definiert haben, in Gänze auszuleuchten,
                              kann in einer Ausgabe des Hochschulmagazins
                              schlichtweg nicht gelingen. Aber wie weit
   Kontakt
Prof. Dr. Ute von Lojewski    wir sind und wie wir bereits jetzt die Zukunft
                              digital denken, davon berichten beispielhaft
praesidentin@fh-muenster.de

  Foto Thorsten Arendt        die Beiträge aus den Fachbereichen.

                              Trotz aller Digitalisierung – die fhocus gibt
                              es auch auf Papier. Nehmen Sie sie mit zu Ihren
                              Kooperationspartnern, denn persönlich über
                              Themen, die uns bewegen, ins Gespräch zu kom-
                              men, ist immer noch zeitgemäß. Zunächst
                              aber wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

                              Ihre

                              Prof. Dr. Ute von Lojewski
                              Präsidentin der FH Münster

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Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
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                     fhocus Ausgabe 32
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
Inhaltsverzeichnis

                                                             SoSe 2018
                                                           Schwerpunkt
                                                           Digitalisierung

                               Editorial                                     Ganganalyse                                    Berufungen

                     03	Wir denken Zukunft                          18	
                                                                        Schritt für Schritt                          36	Willkommen an der
                         digital                                                                                         FH Münster
                                                                             Beratung von Unternehmen
                                                                                                                         Prof. Ulrich Blum
                               Digitalisierungsstrategie             20	Keine Angst vor                                 Prof. Dr. Björn Sellemann
                     06	Mehr als nur                                    dem digitalen Wandel                            Prof. Annette Jacobs
                         neue Beamer                                                                                     Prof. Ph. D. Michael Wasserman
                                                                             InFoam Printing
                                                                                                                         Prof. Dr. Annika Boentert
                               Chemieclips für die Vorlesung         22	Patent, Preise,
                     10	Flammenfärbung                                  Prototyp                                    38     FH Münster im Profil
                         auf dem Smartphone
                                                                             Trends der Gegenwart
                                                                                                                     39     FH-Storys
                                eilhabe von Menschen
                               T                                     24	Alexa im Hörsaal
                               mit Demenz

                     12	Ein Echo gegen                                      Vorlesungsvideos

                         das Vergessen                               26	300.000 Minuten
                                                                         für mehr Wissen
                               Informationssicherheit

                     14	 Permanente                                         Bauphysik digital

                          Bedrohungslage                             28	Gesucht und gefunden

                               Integrales Planen                             Digitale Medienpädagogik

                      16	Viele Gewerke,                              30	Fuchs Joni unterstützt
                          ein Modell                                     „Digital Natives“

                                                                             International vernetzt

                                                                     32	Sie lernen frei von
                                                                         Raum und Zeit

                                                                             smart.lab

                                                                     34	Drei Etagen für den
                                                                         digitalen Fortschritt

  Hinweis zur geschlechter­-                                                              Impressum
  gerechten Sprache
                                                                                          fhocus Ausgabe 32
                                                                                          www.fh-muenster.de
Die Gleichberechtigung von Frauen
und Männern in allen Bereichen ist
im Leitbild der FH Münster verankert.                                                 Herausgeber Die Präsidentin der FH Münster
Nach Möglichkeit verwenden wir                                                        Redaktion Pressestelle der FH Münster: Katharina Kipp (V. i . S. d. P.), Anne Holtkötter
geschlechtsneutrale Formulierungen.                                                   Gestaltung BOK + Gärtner GmbH, Münster, www.bokundgaertner.de
Wo sich dies nicht umsetzen lässt,                                                    Korrektorat www.lektorat-schreibweise.de
benutzen wir aus Gründen der besseren                                                 Druck Bonifatius GmbH, Paderborn
Lesbarkeit das generische Masku-                                                      Papier Umschlag MultiOffset 190 g/m², Innenteil MultiOffset 100 g/m²
linum. Selbstverständlich sind dabei                                                  Auflage 1.400 Stück
Frauen eingeschlossen.                                                                ISSN 1610-2592

                                                                                      5
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
Mehr als
                           nur neue
                           Beamer
                                     Auswirkungen der Digitalisierung

                                                           1
                                                 Learning
                                             Outcomes = Bündel
                                             von Kompetenzen

                                            ↗ Neue Lernziele
                                                 zum Beispiel Beherr-
                                                 schung neuer Software
                                                 in Architektur
                                            ↗ Kompetenzverschiebungen
                                                 zum Beispiel virtuelle Teams
                                            ↗ Auswirkungen
                                              
                                                 auf die Curriculums-
                                                 entwicklung
                                                                                              2
                3
                                                                                         Lehr-/
          Prüfung                                                                     Lernprozess

↗ geänderte Prüfungsformen:                                                  ↗ geänderte
                                                                                            Lehrformen:
     E-Assessments als didak-                                                      E-Learning als didaktisch
     tisch sinnvolles Medium                     Anforderungen                     sinnvolles Medium
     • zum Beispiel E-Assess-                                                   • zum Beispiel Inverted
           ments zur Erfassung he-
                                                 an moderne                           Classroom zur
           terogener Vorkenntnisse            Infrastruktur und                       Förderung von Selbst-
     • zum Beispiel E-Übungs-                  Prozesse                           lernkompetenz
           aufgaben zur formativen
           Evaluation

                                                               6                                  fhocus Ausgabe 32
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Digitalisierungsstrategie

                      Fällt das Stichwort Digitalisierung, denken
                      viele an technische Innovationen. Damit ist es
                      aber nicht getan – erst recht nicht an einer
                      Hochschule. Wir sprechen darüber mit Kanzler
                      Jens Andreas Meinen und Vizepräsident
                      Prof. Dr. Frank Dellmann.
                      Text    Katharina Kipp  Fotos Anne Holtkötter

                               Herr Prof. Dellmann, Herr Meinen,
                             fhocus:

                      was bedeutet Digitalisierung für uns als
                      Hochschule?
                           Dellmann: In erster Linie natürlich Veränderung.

                      Davon ist die Arbeitswelt ebenso betroffen wie die
                                                                              „Die FH Münster ist
                      Gesellschaft als Ganzes. Und dadurch verändern           und bleibt eine
                                                                               Präsenzhochschule.“
                      sich die Anforderungen an die Kompetenzen unse-
                      rer Absolventinnen und Absolventen. Dies betrifft
                      natürlich die IT- und Medienkompetenz, aber auch
   Info               die übrigen fachlichen und überfachlichen Kom-          Prof. Dr. Frank Dellmann
UAS7 heißt der        petenzen. Für das Berufsleben bedeutet das bei-
Hochschul-
verbund, dem
                      spielsweise: Präsenzteams werden mehr und mehr
auch die FH           zu virtuellen Teams. Das hat erheblichen Einfluss
Münster ange-
hört. Die
                      auf die Teamfähigkeit. Da in virtuellen Teams die
Partner haben         nonverbale Kommunikation durch Mimik und
jüngst ein
Papier zum The-
                      Gestik geringer ausfällt, nimmt stattdessen die         Für uns geht es zuallererst um den didaktischen
ma Digitali-          schriftliche Kommunikation einen viel größeren          Ansatz der kompetenzorientierten Lehre. Wir
sierung veröf-
fentlicht. Es
                      Raum ein – und hat damit eine deutlich höhere           schauen uns ganz genau an, welche Veränderun-
ist abrufbar un-      Verbindlichkeit.                                        gen auf uns zurollen – und zwar mit Blick auf die
ter www.fhms.
eu/digitalisierung.
                                                                              Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz.
                          Diese veränderten Anforderungen an die              Erst dann fragen wir uns, welche Lehr-, Lern-
                      Kompetenzen ziehen Konsequenzen für die                 und Prüfungsformen wann sinnvoll sind. Das
                      Lehre nach sich. Wir müssen uns genau überle-           können digitale Formate wie Online-Seminare
                      gen, wie wir die Studierenden auf die veränderte        oder E-Assessments sein, müssen es aber nicht.
                      Arbeitswelt und Gesellschaft vorbereiten können.        Davon unberührt bleibt allerdings ein ganz wich-
                      Außerdem starten unsere heutigen Studierenden           tiger Aspekt: Die FH Münster ist und bleibt eine
                      mit veränderten Kompetenzen an unserer Hoch-            Präsenzhochschule. Darauf basierend entwickeln
                      schule, zum Beispiel beim Umgang mit Medien             wir neue Ideen, wie zum Beispiel durch den
                      oder bei der Lese- und Schreibkompetenz. Damit          Einsatz digitaler Medien die Präsenzzeit in der
                      müssen wir bei der Entwicklung von Curricula            Lehre wertvoller werden kann. Das erfolgt in ei-
                      und Lehrveranstaltungen umgehen.                        ner eigens dafür gegründeten Arbeitsgruppe, der
                                                                              AG Digitalisierung, aber auch in vielen Wandel-
                           Viele andere Hochschulen starten sofort            fonds-Projekten oder dem ­E -Learning-Netzwerk.
                      mit der Entwicklung von E-Learning-Konzepten,           Erst danach beschäftigen wir uns mit den tech-
                      ohne zu analysieren, wohin genau sie damit wol-         nischen Anforderungen, die aus den neuen di-
                      len. Wir aber verstehen Digitalisierung anders:         daktischen Konzepten resultieren. ↘

                                                                          7
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
Meinen: Die Digitalisierung hat nicht nur Aus-

wirkungen auf die Lehre, sondern auch auf die
Verwaltung. Arbeitsplätze werden sich verändern,
weil technische Neuerungen hinzukommen. Und
schon jetzt laufen bei uns an der Hochschule viele
Prozesse digital, und das wird weiter zunehmen.
                                                                     ↗ Kanzler Jens
Unsere Aufgabe ist es, diesen Wandel zu gestalten                    Andreas Meinen
und dabei ganz genau hinzusehen, was richtig und                     ist Leiter der
                                                                     IT-Kommission
sinnvoll ist und was die Mitarbeiterinnen und Mit-                   und verant-
                                                                     wortlich für die
arbeiter hierfür an ihrem Arbeitsplatz benötigen.                    Einführung
                                                                     des neuen Cam-
                                                                     pus-Manage-
   fhocus: Ist dies nicht eine besonders große                       ment-Systems
Herausforderung?                                                     (CaMS).

    Meinen: Ja. Digitalisierung ist mehr, als für die

Verwaltung Software einzukaufen, für die Lehre
E-Learning-Konzepte zu entwickeln oder in allen
Seminarräumen neue Beamer aufzuhängen. Wir
führen zum Beispiel ein neues Campus-Manage-
ment-Systems (CaMS) ein – das ist eines von meh-
reren Projekten, die wir gestartet haben, um die
                                                               Digitalisierungsstrategie
Anforderungen der Digitalisierung zu bewältigen.
Dieses IT-System ist die zentrale Organisations-,
Informations- und Interaktionsplattform an un-
serer Hochschule, und es bildet den gesamten                 Profilierungs-                              Modernisierungs-
Student Life Cycle ab – vom Studieninteressier-                strategie                                    strategie
ten bis zum Alumnus. Wir kaufen aber nicht
einfach nur eine Software und rollen diese aus.
Denn unser Ansatz, den Frank Dellmann für
die Didaktik beschrieben hat, findet sich auch
hier wieder: Wir überlegen uns vorher genau,                 Kompetenz-                                        Moderne
was unsere Studieninteressierten, Studierenden            orientierte Lehre                              effiziente Prozesse
und Mitarbeitenden benötigen – und gehen erst
dann an die Umsetzung. Wir fragen also nicht:
Was ist technisch machbar? Sondern wir über-
legen uns: Wie sind unsere Prozesse und unser
Bedarf? Das ist ein komplexes Verfahren, aber
                                                        „Treiber“                                                    „Treiber“
aus unserer Sicht der einzig effiziente Weg.                                            „Unterstützer“
    Abgesehen davon betrifft Digitalisierung
                                                         erfordert                                                  erfordern
aber auch die Bereiche Datenschutz und In-
formationssicherheit. Hierfür haben wir ein                                   befördert            befördert
eigenes Projekt aufgesetzt, um ein Informati-
onssicherheit-Managementsystem (ISMS) zu
implementieren. Dabei unterstützt uns unser
IT-Sicherheitsexperte Prof. Dr. Sebastian Schinzel.
Den Datenschutz werden wir mit externer Un-                                 Moderne Infrastruktur
terstützung neu aufstellen.

                                                                     8                                                fhocus Ausgabe 32
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
Digitalisierungsstrategie

                                                                             „Wir brauchen moderne
                                                                              Managementsysteme und
                                                                              dafür eben auch
                                                                              eine andere Infrastruktur.“
                               Die Digitalisierung führt oftmals
                         fhocus:

                     auch zu Verunsicherungen. Wie gehen wir an               Jens Andreas Meinen
                     der Hochschule damit um?
                          Dellmann: Unser Ziel ist es, alle gleichermaßen

   Info              mitzunehmen. Das schaffen wir hauptsächlich
 Den digitalen       dadurch, indem wir immer wieder Möglichkeiten
 Wandel in
 der Lehre reali-
                     zum Austausch bieten – zum Beispiel durch un-
 sieren – das        sere AG Digitalisierung, aber auch durch Work-
 ist ein Ziel von
„Wandel be-
                     shops und den Tag der Lehre. Es fasziniert und                                                        Kontakt
 wegt“. Die zwei-    freut mich übrigens sehr, wie groß die Teilneh-                                                    Jens Andreas Meinen
 te Förderperio-                                                                                                        kanzler@fh-muenster.de
 de läuft bis 2020
                     meranzahl aus den Fachbereichen ist, und das
 und hat die         macht letztendlich auch die Qualität dieser Ver-                                                   Prof. Dr. Frank Dellmann
 Schwerpunkte                                                                                                           dellmann@fh-muenster.de
 Digitalisierung
                     anstaltungen aus. Wir wollen die Prozesse, die
 und Diversity.      bei uns laufen, nicht nur steuern, sondern für
                     alle Beteiligten und Betroffenen sichtbar machen.
                     Deshalb gibt es im Intranet beispielsweise eine
                     Seite, auf der wir über den Stand des Projekts                                  Und wir nutzen Digitalisierung als Instru-
                     CaMS informieren. Außerdem hinterfragen wir                                ment, um gesellschaftliche Probleme zu lösen.
                     Digitalisierung auch kritisch, unser GUD, Ins-                             Ein gutes Beispiel dafür ist der Smart Mirror
                     titut für Gesellschaft und Digitales, bietet dazu                          aus dem GUD: Das ist ein Spiegel mit einer
                     beispielsweise eine Vortragsreihe an, ebenso wie                           interaktiven Benutzeroberfläche, der auf das
                     unser IPD, Institut für Prozessmanagement und                              Mikroplastik-Problem in den Meeren aufmerk-
                     Digitale Transformation.                                                   sam macht. Durch Rückwärtsgeschichten von
                                                                                                Alltagsprodukten regt er die Nutzer an, das ei-
                                                                                                gene Konsumverhalten zu hinterfragen. Wer
                                                                                                vor dem Spiegel steht und mit ihm interagiert,
                                                                            ↖ Prof. Dr. Frank   erfährt zum Beispiel, dass bei jedem Waschen
                                                                            Dellmann,
                                                                            Vizepräsident       des gern getragenen Fleecepullis Mikrofasern
                                                                            für Bildung         über das Abwasser ins Meer gelangen und letzt-
                                                                            und Internatio-
                                                                            nales, erläu-       endlich über die Nahrungskette wieder zurück
                                                                            tert, welche
                                                                            Herausforderun-     zum Menschen kommen.
                                                                            gen die Hoch-
                                                                            schule auf-
                                                                            grund der Digita-        Meinen: Angesichts der Größe unserer Hoch-
                                                                            lisierung be-
                                                                            wältigen muss.      schule geht es gar nicht anders: Wir brauchen
                                                                                                moderne Managementsysteme und dafür eben
                                                                                                auch eine andere Infrastruktur. Unsere Hoch-
                                                                                                schule zeichnete sich aber schon immer durch
                                                                                                einen intensiven Austausch aus. Wir machen
                                                                                                nichts einfach nur so, sondern führen viele Ge-
                                                                                                spräche und versuchen in Workshops möglichst
                                                                                                viele – zentral und dezentral – mitzunehmen.
                                                                                                Und wir investieren bewusst in neues Personal
                                                                                                und in die Personalentwicklung, um die Her-
                                                                                                ausforderungen rund um die Digitalisierung
                                                                                                zu stemmen. Ich denke, wir sind insgesamt auf
                                                                                                einem sehr guten Weg. •

                                                                        9
Digitalisierung - Permanente Bedrohungslage Patent, Preise, Prototyp Flammenfärbung auf dem Smartphone
Flammen-
färbung
auf dem
Smartphone

               ↖ Kubilay
               Ceyhan nutzt
               die intensive
               Färbung der
               Flamme,
               um Informatio-
               nen über
               seine Probe zu
               sammeln.

 10          fhocus Ausgabe 32
Chemieclips für die Vorlesung

                                                                                  „Wir wollen die Studierenden mit unse-
                                                                                    ren Videos nicht digital beschallen.
                                                                                  Sie sollen Gedankenstütze und Hand-
                                                                                              werkszeug sein.”
                                                                                           Prof. Dr. Andreas Weiper-Idelmann

Ein abgedunkeltes Labor. Salze und
Säuren, Messkolben und Pipetten.                                                                      Unterstützt vom Wandelwerk

Und dazwischen: Kamera und Stativ.                                                               Und so kam es, dass sich Dennis Hufe, Torben
                                                                                                 Rehburg, Adrian Humboldt, Kubilay Ceyhan und
Das Projekt „Labor in den Hörsaal“                                                               Lucas Rechner in einem abgedunkelten Labor
                                                                                                 wiederfanden – zwischen Filmkamera, Versuchs-
läuft auf Hochtouren.                                                                            aufbauten, Laptops mit Schnitt- und Musikmisch-
                                                                                                 programmen, Skripten. „Das Wandelwerk unserer
Text Theresa Gerks    Fotos Theresa Gerks (rechts), Torben Rehburg                               Hochschule fördert das Projekt, weshalb wir fünf
                                                                                                 studentische Hilfskräfte für die Produktion der
                                                                                                 Videos einstellen konnten“, berichtet Möller. Im
  Info                                  „Echte Lehrvideos gibt es schon zuhauf. Und sie          Dezember hat das Team außerdem einen Story-
Stop-Motion                              sind oft ermüdend.“ Prof. Dr. Andreas Weiper-           board-Workshop absolviert, um Geschichten in
ist eine
Filmtechnik,                             Idelmann vom Fachbereich Chemieingenieur-               den Clips entwickeln zu können und gleichzeitig
bei der                                  wesen denkt neu: „Wir wollen die Studierenden           Sequenzen und Produktion professionell zu pla-
einzelne Bilder
aneinander-                              mit unseren Videos nicht digital beschallen. Im         nen. Aber warum eigentlich Stop-Motion? „Es
gereiht werden,                          Gegenteil. Sie sollen Gedankenstütze und Hand-          sieht nicht nur modern aus, die Mischung aus
die sich nur
leicht vonein-                           werkszeug sein.“ Die Idee: Weil die grundlegenden       Stop-Motion-Sequenzen und Video ermöglicht es
ander unter-                             Vorlesungen in der Chemie sehr theorielastig sind       uns, Bewegungen quasi einzufrieren“, erklärt Möl-
scheiden. So
entsteht der                             und viele Effekte und Reaktionen besprochen             ler. Die Kamera jedenfalls kann auch in schneller
Eindruck einer                           werden, die sich die Studierenden aber nicht rich-      Folge Serienaufnahmen machen, mit denen sich
Bewegung.
                                         tig vorstellen können, sollen Clips genau dieses        dann Zeitlupen realisieren lassen.
                                         fehlende Praxiswissen verbildlichen. Wie baue
                                         ich eine Glasapparatur auf? Wie funktioniert die             Aktives Sehen
                                         Blaukreuz-Probe? Was kann mit Salzsäure alles           Zum Projekt gehört auch, einige Übungen zu ent-
                                         schiefgehen? Der Titel des Projekts: Labor in den       wickeln, um die Videos sinnvoll in die Vorlesungen
                                         Hörsaal. Im aktuellen Filmformat: Stop-Motion.          einbetten zu können. „Eine Idee wäre es, chemi-
                                                                                                 sche Formeln aus dem Video heraus produzieren
                                               Tricks und Kniffe                                 zu müssen. Oder man zeigt einen Versuch und
                                        „Wir wollen so grundlegende Arbeitstechni-               lässt die Studierenden den Fehler finden.“ So soll
                                         ken vermitteln“, erklärt Nachwuchsprofessorin           aktives Sehen erzeugt werden, um die Nachhal-
                                         Dr. Stephanie Möller, die das Projekt leitet. „Tricks   tigkeit der Videos zu erhöhen. Den Projektschritt
                    ↙ Torben             und Kniffe, die im Chemieunterricht leider oft          bewältigt das Team parallel zur Videoproduktion,
                    Rehburg, Nach-
                    wuchsprofessorin     zu kurz gekommen sind und die in keinem Lehr-           die bis September 2019 läuft. „Die Ergebnisse sind
                    Dr. Stephanie        buch stehen.“ Auch der Fachbereichsdekan Prof.Dr.       auch für andere Fachbereiche interessant“, glaubt
                    Möller und Lucas
                    Rechner (v.l.)       Thomas Jüstel sieht in den Sequenzen eine ideale        Weiper-Idelmann. •
                    prüfen die ersten
                    Aufnahmen.           Ergänzung zur Vorlesung. Im besten Fall benutzen
                                         die Studierenden die Clips zusätzlich zu Hause
                                         beim Lernen oder als Gedankenstütze, während             Kontakt
                                         sie im Labor arbeiten. „Wenn die Studierenden hier       Dr. Stephanie Möller
                                                                                                  stephanie.moeller@fh-muenster.de
                                         ihre Praktika absolvieren, werden wir Dozenten
                                         häufig gefragt: ,Ist das jetzt richtig so?‘ Wir ant-     Prof. Dr. Thomas Jüstel
                                                                                                  tj@fh-muenster.de
                                         worten dann zum Beispiel: ,Machen Sie doch mal
                                         eine Blindprobe.‘ Aber zu viele wissen nicht, was        Prof. Dr. Andreas Weiper-Idelmann
                                                                                                  weiper-idelmann@fh-muenster.de
                                         das ist und wie sie das anstellen sollen“, so Jüstel.

                                                                         11
Ein Echo
gegen das Vergessen
1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind von
Demenz betroffen. Ein interdisziplinäres Pro-
jekt unserer Hochschule will das Wohlbefinden
Betroffener und der Angehörigen sowie die
Kommunikation mit Gesundheitspersonal verbessern.
Text Anne Holtkötter  Fotos Anne Holtkötter (rechts unten), Kristina Ahlers-Seibel / Carolin Wrona

                     Werden die Gedächtnislücken immer größer und
                     häufiger, könnte eine App hilfreich sein – mit
                     Bildern von Reisen, Fotos der Kinder und ihren
                     Namen, mit einer Wegskizze zur nächsten Bus-
                     haltestelle und Einnahmezeiten für Medikamente.
                     Die Inhalte könnte man, das ist der Vorteil des
                     Digitalen, stets anpassen und erweitern. Die Bedie-
                     nung der App müsste aber einfach und klar sein.

                           Eine Anwendung für drei Zielgruppen
                     Genau diese Gedanken machten sich Kristina
                     Ahlers-Seibel und Carolin Wrona für ihre Mas-
                     terarbeit am Fachbereich Design. Der Titel: „Echo.
                     Kommunikationsmedium für den Alltag von Men-
                     schen mit Alzheimer – Konzept und Entwurf ei-
                     ner Applikation mit drei zielgruppenorientierten
                     User-Interfaces“. Dafür recherchierten sie, was auf
                     dem Markt schon existiert. Sie stellten fest, dass
                     es noch keine Anwendung gibt, auf die sowohl
                     Betroffene als auch deren Familien und Gesund-
                     heitsprofessionen Zugriff haben.

                     Prof. Claudia Grönebaum, die mit Prof. Dr. Lars
                     Grabbe die Arbeit betreute, hatte den entschei-
                     denden Tipp, mit dem Demenz-Servicezentrum
                     Gespräche zu führen – und das interdisziplinäre
                     Potenzial der Hochschule zu nutzen: Prof. Dr. Anke                              Kontakt
                     Menzel-Begemann vom Fachbereich Gesund-                                         Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann
                                                                                                     menzel-begemann@fh-muenster.de
                     heit war sofort begeistert, einen Workshop bei

                                                                                    12                               fhocus Ausgabe 32
Teilhabe von Menschen mit Demenz

Maike Schwermann mit Gesundheitsfachkräften           stützungsmaterial wie einem Fotoalbum einen
verließen die Kommunikationsdesignerinnen mit         großen Vorteil“, so Stahl. „Ein digitales Hilfsmittel
positivem Feedback. „Dieser Austausch war für         ist intelligenter, ein Navigationssystem etwa kann
uns äußerst wertvoll“, sagt Ahlers-Seibel. „Und       interpretieren und lernen, die App lässt sich erwei-
unsere Motivation, nach der Prüfung und der           tern – um den Stammbaum, um aktuelle Fotos.“
Abschlussausstellung ‚Parcours‘ den Entwurf wei-
terzuentwickeln, riesig.“                             Die App soll letztlich dabei helfen, in einem frü-
                                                      hen Krankheitsstadium die Erinnerung so lange
      Als Projekt mit Partnern zum Ziel               wie möglich wachzuhalten, aufmerksam zu blei-
 Um dafür die Ressourcen bereitstellen zu können,     ben, körperlich und geistig aktiv zu sein und so
 hat das Team um Menzel-Begemann einen Projekt-       möglichst selbstständig am gesellschaftlichen
 antrag bei einem Förderer gestellt. Das Ziel: eine   Leben und auch der gesundheitlichen Versorgung
 auf Smartphone und Tablet funktionierende App,       teilzuhaben. •
 die nutzerorientiert, datenrechtlich und ethisch
 abgesichert die Bedürfnisse der Nutzer erfüllt.
„Nutzer von Anfang an einzubeziehen, unterschei-
 det das Konzept von schon bestehenden“, erklärt
 Lisa Stahl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am
 Fachbereich Gesundheit. An der Idee interessierte
 Kooperationspartner sind das Demenz-Servicezen-
 trum für die Region Münster und das westliche
 Münsterland sowie die Alzheimer-Gesellschaft
 Münster e.V.

Wird der Antrag genehmigt, werden in Interviews
und Workshops mit allen Nutzern, Menschen mit
Demenz in der frühen Krankheitsphase einge-
schlossen, Inhalte und Anforderungen an die App
                                                      ↗ Im Projekt-
definiert. Anschließend müssen Nutzerszenarien        team mitver-
die Alltagstauglichkeit durchspielen: Wann ist der    antwortlich für
                                                      das Konzept
nächste Arztbesuch, wo findet der Yogakurs statt,     und das Design:
                                                      Lisa Stahl (l.)
die Enkelin von der Kita abholen – wie gelingt        und Kristina
dies? „Das Ganze hat gegenüber analogem Unter-        Ahlers-Seibel.

                                                 13
Permanente
   Bedrohungslage
Sie sehen täuschend echt aus: Phishing-Mails, mit denen sich
Absender zum Beispiel als Bank oder Online-Bezahldienst
ausgeben, es aber nicht sind. Die Gefahr für die Informations-
sicherheit ist groß – auch an unserer Hochschule.
Text Katharina Kipp  Fotos Wilfried Gerharz (rechts), Theresa Gerks

                    Die Aufgabe von Prof. Dr. Sebastian Schinzel          welche Sicherheitslücken vorhanden sind – und
                    gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel. Denn Schinzel      dringend geschlossen werden müssen. Von dem
                    ist IT-Sicherheitsexperte, er findet und schließt     Wissen des 40-Jährigen profitieren aber nicht nur
                    kritische Sicherheitslücken. Doch war er erfolg-      Studierende und Unternehmen, sondern auch wir:
                    reich, taucht meist schon das nächste Problem auf.    Seit Anfang 2015 ist Schinzel in das Informati-
                   „Die Entwicklung ist rasant“, sagt Schinzel, der       onssicherheitsteam der FH Münster eingebunden,
                    Informatik und IT-Sicherheit an unserer Hoch-         das FH-Kanzler Jens Andreas Meinen initiiert hat.
                    schule lehrt. „Und die Angriffe werden immer          Schinzel berät und unterstützt in dieser Funktion
                    besser. Wir müssen deshalb permanent auf der          die IT-Sicherheitsbeauftragten Harald Dahlmanns
                    Hut sein!“ Unternehmen beauftragen ihn und sein       und Tobias Kappert. Aufgabe des Teams ist es,
                    Team, gezielt Penetrationstests durchzuführen.        das Information Security Management System
                    Das bedeutet: Schinzel hackt sich in das IT-System    (ISMS) auszubauen und zu pflegen. Und das ist
                    einer Firma ein, um diese dann zu informieren,        ein ständiger Prozess.

                                                                         14                                                   fhocus Ausgabe 32
Informationssicherheit

      Im Ernstfall richtig reagieren
„Wir entwickeln in Absprache mit dem Präsidium
 und unter Beteiligung der Interessensvertretungen
 Richtlinien, durch die wir festlegen, welche Sicher-
 heitsbestimmungen bei uns an der Hochschule
 gelten und wie wir im Ernstfall reagieren“, so                                                                  ↖ Der
 Schinzel. Das betreffe beispielsweise die Passwort-                                                             IT-Sicherheits-
                                                                                                                 experte Prof.
 sicherheit, die Festplattenverschlüsselung oder das                                                             Dr. Sebastian
                                                                                                                 Schinzel
 Verschlüsseln von E-Mails. „Außerdem machen                                                                     lehrt und forscht
 wir Sicherheitsüberprüfungen, wir untersuchen                                                                   am Fachbe-
                                                                                                                 reich Elektro-
 also die zentrale Infrastruktur der Hochschule                                                                  technik und
                                                                                                                 Informatik.
 auf Schwachstellen und arbeiten gemeinsam mit
 den Verantwortlichen daran, diese zu schließen.“

Das alles haben große Wirtschaftsunternehmen                              Wie gehen Angreifer vor, und wie sehen aktu-
schon länger auf der Agenda. „Bei denen geht es                           elle Angriffskampagnen aus? Wie erkenne ich
oft um riesige Geldsummen, wenn zum Beispiel                              eine Phishing-Mail? Wer hilft mir innerhalb der
Pläne für Neuentwicklungen gestohlen werden.                              Hochschule, wenn ich unsicher bin? Fragen wie
                                                          Info
Aber auch wir an der Hochschule haben sensible          Details zur       diese wollen wir beantworten.“
Daten, die wir natürlich schützen wollen.“ Denn         Informations-
                                                        sicherheit
dass es Angriffe gibt, zeigen Beispiele aus jüngster    an der FH Müns-
                                                                               Niemals hundertprozentige Sicherheit
Vergangenheit: Die Drucker spuckten plötzlich           ter finden        Denn dass es eine permanente Bedrohungslage
                                                        Interessierte
massenhaft rechtsradikale Schriften aus, eine           unter www.        gibt, sei dem Team bewusst, nicht unbedingt
E-Mail der Präsidentin ging rum, die sie aber gar       fhms.eu/isms.     aber allen Mitarbeitern. „Spam-, Phishing- und
nicht verschickt hatte, Unbekannte versuchten                             Virus-E-Mails sehen heutzutage leider so echt aus,
den Account der Bibliothek zu einem Online-Shop                           dass man manchmal nur bei ganz genauem Hin-
zu knacken. Und immer wieder erhalten Mitar-                              schauen die Gefahr erkennt. Angreifer schneidern
beitende der Hochschule Phishing-Mails, die sie                           ihre E-Mails so zurecht, dass sie von gängigen
dazu bringen sollen, ihre Passwörter in gefälschte                        Spamfiltern und Virenscannern nicht erkannt
FH-Webseiten einzugeben.                                                  werden und somit ohne Umschweife direkt im
                                                                          Posteingang landen. Dann müssen die Mitarbeiter
Auch deshalb plant das Informationssicherheits-                           solche E-Mails erkennen. Auffällige Merkmale
team Maßnahmen, um die Kolleginnen und Kol-                               sind zum Beispiel unpersönliche Anrede, schlech-
legen zu sensibilisieren. „Wir bieten ab diesem                           tes Deutsch, externe Links auf unbekannte Seiten,
Frühjahr Veranstaltungen an, um das komplexe                              unerwartete Anhänge oder die Anforderung von
Thema IT-Sicherheit vorzustellen.                                         Zugangsdaten, weil sonst das Mailpostfach ein-
                                                                          geschränkt werde“, nennt Schinzel einige Tipps.
                                                                          Sind die E-Mails jedoch sehr gut vorbereitet, so
                                                                          können selbst Sicherheitsexperten nur mit Mühe

„Wir bieten ab diesem
                                                                          feststellen, dass es sich um gefälschte E-Mails
                                                                          handelt. Eine hundertprozentige Sicherheit wird

 Frühjahr Informationsver-
                                                                          es hier wohl nie geben, so der Experte. „Aber
                                                                          was wir können, wollen wir tun, um die Daten

 anstaltungen an, um
                                                                          an unserer Hochschule und unserer Mitarbeiter
                                                                          zu schützen.“ •

 das komplexe Thema IT-
 Sicherheit vorzustellen.“                                                                            Kontakt
                                                                                                   Prof. Dr. Sebastian Schinzel
Prof. Dr. Sebastian Schinzel                                                                       schinzel@fh-muenster.de

                                                   15
Viele Gewerke,
ein Modell
Schneller und effizienter bauen – das verspricht die
digitale Gebäudeplanung BIM. Für die Baubranche ist sie
ein zukunftsträchtiges Thema. Und deshalb lernen die
Studierenden des Fachbereichs Energie · Gebäude · Umwelt,
damit umzugehen.
Text und Fotos Maxi Krähling  3-D-Modelle Prof. Dr. Carsten Bäcker

                    Flughafen BER, Stuttgart 21, Elbphilharmonie –
                    Bauprojekte mit uferlosen Kosten und endlosen
                    Bauzeiten sind ein Aufregerthema, nicht nur für
                    die Bauherren, sondern auch für die Öffentlichkeit.
                    Mit BIM könnte es besser gehen. Das steht für
                    Building Information Modeling und bewegt die
                    Baubranche seit einiger Zeit. Die Idee dahinter: Ge-
                    bäude digital entwerfen, modellieren, optimieren
  Info              und simulieren, von der Planungsphase über den
BIM macht           Bau bis hin zum Betrieb und einem möglichen
die im Vorfeld
teurere Pla-
                    Rückbau. Das alles passiert in nur einem einzi-
nung für den        gen 3-D-Modell. Das Besondere daran ist, dass
Bauherrn
durch die ein-
                    alle Beteiligten von der ersten Sekunde an einem
fachere und         Tisch sitzen: Architekten, Bauingenieure, Statiker,
kostengünsti-
gere Pflege
                    Gebäudetechniker, ausführende Bauunternehmen.
wett.               So zumindest die Theorie. Denn in der Praxis
                    lässt sich das Verfahren bisher noch nicht bis
                    ins kleinste Detail umsetzen. Das hat technische,
                    wirtschaftliche und politische Gründe.                  ↗ Ausbildung
                                                                            für die Zukunft:
                                                                            Die Studieren-
                          Großes Zukunftspotenzial                          den arbeiten an
                                                                            digitalen
                   „Aber weil das ein absolut zukunftsträchtiges            Gebäudeplänen.

                    Thema für die Baubranche ist, muss das jeder
                    Studierende in Sachen Gebäudetechnik und Anla-
                    genbau zumindest einmal kennenlernen. Deshalb
                    ist BIM ein Lehrforschungsprojekt an unserem
                    Fachbereich“, sagt Studiendekan Tobias Ausländer.

                                                                           16                  fhocus Ausgabe 32
Integrales Planen

                        „Wir bilden jetzt
                         schon für die
                         Zukunft aus.“
                                  Tobias Ausländer

                    Im Bachelorstudium Gebäudetechnik ist BIM
                    bisher Teil der Vorlesung „Integrales Planen“, zu-
                    mindest in den Grundzügen. Das allein reicht aber
                    nicht. Schließlich sollen die Studierenden auch
                    praktisch fit sein. Der Knackpunkt: die spätere ge-
                                                                           ↗ Christine
                    werke- und fachübergreifende Zusammenarbeit in         Hornbergs,
                    der Praxis. Im Gegensatz zur klassischen Planung       Prof. Dr. Carsten
                                                                           Bäcker und
                    bietet BIM die Möglichkeit, vom ersten Moment          Tobias Ausländer
  Info                                                                     (v. l.) berat-
                    an ein Modell zu erstellen, das im Verlauf der         schlagen an
Ab 2016 soll-
ten laut Gesetz-    Planung weiter verfeinert wird. Und auf das alle       einem digitalen,
                                                                           virtuellen
geber alle          Beteiligten stets Zugriff haben. „Dafür müssen wir     Gebäudemodell.
öffentlich ge-
förderten           jedoch weitreichender denken und BIM nicht nur
Bauprojekte         in unsere Lehre einführen, sondern fachbereichs-
mit BIM
geplant werden.     übergreifend ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Carsten
Wegen feh-          Bäcker, der zur Simulation gebäudetechnischer
lender Rahmen-
bedingungen         Systeme lehrt und forscht. Und genau deshalb sind
verschob sich       die Fachbereiche Bauingenieurwesen und Archi-
die Frist auf
2020.               tektur ebenfalls mit von der Partie. Bäcker: „Das
                    Ziel ist, dass die Studierenden im Masterstudium
                    aus allen drei Fachbereichen an einem BIM-Pro-
                    jekt zusammenarbeiten.“ Das muss technisch wie
                    didaktisch geschickt Hand in Hand gehen. Denn
                    jeder Fachbereich legt einen anderen Fokus auf
                    die Anforderungen der digitalen Gebäudeplanung
                    und deren Ausrichtung. Am Fachbereich EGU
                    kümmert sich die wissenschaftliche Mitarbeite-
                    rin Christine Hornbergs seit Herbst 2017 um die
                    Implementierung des Projektes.

                         Präzise Kostenvorhersagen
                   „Eine Testphase für BIM-fähige Software haben wir
                    bereits hinter uns. Deshalb nehmen wir zurzeit
                    für die Bachelorstudierenden die dreidimensionale
                    und datenbankgestützte Planung mit in die Lehre
                    auf und bauen BIM am Fachbereich sukzessive
                    aus“, sagt Ausländer. Dafür sei es auch höchste
                    Zeit. „In Abschlussarbeiten beschäftigen wir uns
                    schon länger mit dem Verfahren, weil ausführende
                                                                                               Kontakt
                    Firmen, Planungsbüros und Hersteller merken,                               Prof. Dr. Carsten Bäcker
                    dass sie sich damit auseinandersetzen müssen“,                             carsten.baecker@fh-muenster.de
                    erklärt Bäcker. „Wahrscheinlich dauert es aber
                                                                                               Tobias Ausländer
                    noch einige Jahre, bis sich die Branche umgestellt                         auslaender@fh-muenster.de
                    hat“, so Ausländer. „Wir bilden also jetzt schon für
                                                                                               www.fh-muenster.de/egu
                    die Zukunft aus.“ •

                                                                      17
Schritt für Schritt
Training mit Roboter-                                         Viele kommen im Rollstuhl – und können nach
                                                              Ende der Behandlungszeit kurze Strecken freihän-
anzügen – was sich nach                                       dig oder an Krücken zurücklegen. „Ich war wirk-
                                                              lich beeindruckt von den Fortschritten“, sagt
Science-Fiction anhört,                                       Katharina Schmidt, die derzeit am Fachbereich

ist eine Therapie für Men-                                    Physikalische Technik promoviert und zuvor am
                                                              Zentrum für neurorobotales Bewegungstraining

schen, die nahezu                                             (ZNB) der Cyberdyne Care Robotics GmbH in
                                                              Bochum hospitiert hat. Dorthin kommen Pati-
gelähmt sind. Katharina                                       enten, die nach einem Schlaganfall oder einer
                                                              Rückenmarksverletzung fast nicht mehr gehen
Schmidt forscht, wie                                          können. Zwölf Wochen lang trainieren sie je-

sich die Ergebnisse objek-                                    den Werktag eine halbe Stunde auf dem Lauf-
                                                              band, unterstützt von einem Roboteranzug, dem

tiv messen lassen.                                            Exoskelett-System HAL.

                                                              Am Ende der Hospitation hatte die 25-Jährige das
Text Victoria Liesche  
                       Fotos 
                             Cyberdyne Care Robotics GmbH,
                             Victoria Liesche (rechts)        Thema für ihre Doktorarbeit gefunden: „Ich un-
                                                              tersuche, wie der Verlauf der HAL-Therapie objek-
                                                              tiv dargestellt werden kann und somit mögliche
                                                              Erfolge wissenschaftlich belegbar sind.“ Dafür
                                                              entwickelt sie ein mobiles System zur Ganganalyse.
                                                             „Die betreuenden Physiotherapeuten haben bislang
                                                              keinen kompletten Überblick darüber, wie sich

                                                             18                                                    fhocus Ausgabe 32
Ganganalyse

                   der Gang des Patienten während der Zeit am ZNB
                   verändert. Deshalb liegt der Fokus meines Analy-
                   sesystems darauf, die qualitativen Veränderungen
                   des Ganges über die gesamte Therapiedauer zu
                   dokumentieren.“
                                                                                                  Kontakt
                                                                                                  Katharina Schmidt
                        Schritt 1: Sensoren anpassen                                              schmidt.katharina@fh-muenster.de

                   Im September hat sie an unserer Hochschule mit
                   ihrer kooperativen Promotion begonnen, betreut
                   von Prof. Dr. David Hochmann und der TU Berlin,            „Der menschliche Gang
                   finanziell unterstützt vom Orthopädie-Dienstleis-
                   ter Care Center Rhein-Ruhr GmbH. Ihr Bachelor-              ist einfach faszinierend.“
                   und Masterstudium hatte die gebürtige Sauerlän-
                   derin auch schon in Steinfurt absolviert. „Ich finde       Katharina Schmidt
                   den menschlichen Gang einfach faszinierend und
                   habe mich deshalb in meiner Masterarbeit bereits
   Info
Das Exoskelett-
                   mit Ganganalysen beschäftigt.“                             inklusive Videoaufzeichnungen an gesunden Pro-
System HAL                                                                    banden durch. Mithilfe von Algorithmen lassen
ist eine äußere
Stützstruktur,
                   Sie freut sich darauf, in den nächsten drei Jah-           sich aus den Rohdaten, die die am Bein befestigten
die aussieht wie   ren richtig tief in das Thema einzusteigen. Der            Sensoren liefern, verschiedene Gangparameter
Roboterbeine
und die neuro-
                   erste Schritt: die Anpassung, genannt Redesign,            ableiten. „Auf diese Weise kann man Gangzyklen
logisch, also      der Inertialsensoren, die oft für die mobile Be-           sowie Stand- und Schwungphase unterscheiden“,
durch Muskel-
impulse,
                   wegungsanalyse eingesetzt werden. Dafür führt              sagt die Doktorandin. Derzeit arbeitet sie daran,
gesteuert wird.    sie im Labor für Biomechatronik Testmessungen              die optimalen Algorithmen zu entwickeln.

                                                                                   Schritt 2: Am Patienten testen
                                                                              Sobald die Messungen im Labor zuverlässige Er-
                                                                              gebnisse liefern, fährt Katharina Schmidt wieder
                                                                              nach Bochum ins ZNB und testet die überarbeite-
                                                                              ten Sensoren direkt an den Patienten. Dort sollen
                                                                              sie dann bei jeder Trainingseinheit die Gangpa-
                                                                              rameter digital auf den Computer der Physiothe-
                                                                              rapeuten senden. Das ermöglicht, Veränderungen
                                                                              im Gangbild objektiv nachzuweisen und den Un-
                                                                              terstützungsgrad individuell anzupassen. „An der
                                                                              Hüfte und am Knie des HAL-Systems befinden
                                                                              sich Motoren, die die Bewegungen des Patienten
                                                                              unterstützen. Verstärken sich durch die Therapie
                                                                              die muskulären Aktivitäten der unteren Extremi-
                                                                              täten, kann die Leistung der Motoren reduziert
                                                                              werden“, verdeutlicht die Ingenieurin.

                                                                              Nicht nur für die HAL-Therapie kann das Messsys-
                                                                              tem Vorteile bringen: „Die Parameter der mobilen
                                                         ↖ Wie verändert
                                                         das Training
                                                                              Ganganalyse können Orthopädietechnikern bei
                                                         mit den Roboter-     der Auswahl und Einstellung von Orthesen und
                                                         anzügen die
                                                         Gehfähigkeit?        Prothesen helfen“, sagt Katharina Schmidt. Bislang
                                                         Sensoren sol-
                                                         len dies zukünftig
                                                                              werde oft lediglich nach dem visuellen Eindruck ent-
                                                         objektiv messen.     schieden, welches das passende Hilfsmittel sei. •

                                                                         19
Trends und Strategien der Digitalisierung erkennen
und umsetzen: Dabei bietet das Institut für
Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD)
Unterstützung.
Text und Fotos Susanne Lüdeling

 ↗ Der
 Einladung zur
 Ringvorlesung
„Digitale
 Transformation“
 folgten insge-
 samt über 1.000
 Besucher.

Keine Angst
vor dem
digitalen Wandel
     Kontakt
  Prof. Dr. Franz Vallée (Sprecher des IPD)
  vallee@fh-muenster.de

  Rica Kapell (Koordinatorin des IPD)
  rkapell@fh-muenster.de

  www.fh-muenster.de/ipd

                                              20      fhocus Ausgabe 32
Beratung von Unternehmen

  Info            Ein Thema beschäftigt die Ge-                                                                   So ist es heute mehr denn je
Aufgrund der      schäftswelt gerade besonders:                                                                   wichtig, in digitale Innovatio-
positiven

                                                     Wer die digitale
Resonanz zur      die digitale Transformation. Sie                                                                nen zu investieren. „Jedoch ist
öffentlichen       stellt ehemals effektive Abläufe                                                                auf dem Weg zum digitalen Un-
Ringvorlesung
plant das
IPD im kommen-
                  auf den Kopf, wie etwa in der
                  Logistik die Einführung fah-       Revolution verpasst,                                         ternehmen nicht die maximale
                                                                                                                  Digitalisierung jedes Elements
                                                     geht unter.
den Winter-
semester eine     rerloser Transportsysteme, und                                                                  notwendig“, so IPD-Vorstands-
Fortsetzung       birgt viele neue Herausforde-                                                                   mitglied Prof. Dr. Wieland Ap-
der Veranstal-
tungsreihe.       rungen, die manche Unterneh-                                                                    pelfeller. Vielmehr seien Digita-
                  men teils skeptisch beobachten.                                                                 lisierungsgrade unternehmens-
                 „Die Digitalisierung ist eine                                  Öffentliche Ringvorlesung          abhängig festzulegen. An dem
                  Revolution, vor der wir keine                                Um dem großen Klärungsbe-          Punkt können die Professoren
                  Angst haben müssen“, sagt                                    darf rund um die Digitalisie-      gemeinsam mit Studierenden
                  Prof. Dr. Ralf Ziegenbein, Vor-                              rung entgegenzukommen, hat         und wissenschaftlichen Mitar-
                  standsmitglied des IPD.                                      das Institut dem Thema über        beitern des IPD beratend tätig
                                                                               ein Semester eine wöchentliche     werden und helfen, an den rich-
                  Im neu gegründeten For-                                      Ringvorlesung gewidmet: Wäh-       tigen Stellschrauben zu drehen.
                  schungsinstitut unserer Hoch-                                rend dreizehn Impulsvorträgen
                  schule arbeiten Wissenschaftler                              gaben Professoren unserer          Mut zum digitalen Wandel
                  des Fachbereichs Wirtschaft                                  Hochschule und Fachleute aus       Nach Auffassung der IPD-Vor-
                  und des Instituts für Techni-                                der Praxis Einblicke in aktuelle   standsmitglieder würden jedoch
                  sche Betriebswirtschaft (ITB)                                Trends und Strategien. Neben       viele Unternehmen bei der
                  des Münster Centrum für                                      den Vorträgen stand der Erfah-     Implementierung von digita-
                  Interdisziplinarität (MCI) ge-                               rungsaustausch im Mittelpunkt,     len Innovationen zögern und
                  meinsam an Fragen der digi-                                  und so kamen Dozenten, Praxis-     lieber auf erprobte Lösungen
                  talen Transformation. Und sie                                vertreter und Studierende beim     zurückgreifen. „Kleinen und
                  bieten Praktikern Hilfestellung                              anschließenden Get-together        mittleren Unternehmen fällt
                  auf dem Weg zum digitalen                                    weiter ins Gespräch.               es schwerer, eine Vision zu
                  Unternehmen. „Wir verstehen                                                                     haben, wo die Entwicklung in
                  das IPD als ein Vehikel, um                                   Der Einladung zur Veranstal-      fünf oder zehn Jahren hingehen
                  das Thema Digitalisierung                                     tungsreihe folgten insgesamt      kann“, erklärt Ziegenbein die
                  voranzutreiben, aber auch kri-     ↙ Die Vor-                 über 1.000 Besucher, die wert-    Zurückhaltung. Hinzu kommt
                                                     standsmitglie-
                  tisch zu hinterfragen“, erklärt    der des IPD                volle Anstöße und Handlungs-      der rasante Fortschritt, der mit
                                                     (v. l.): Prof. Dr. Ralf
                  Prof. Dr. Franz Vallée, Sprecher   Ziegenbein vom             empfehlungen zur digitalen        der Digitalisierung einhergeht.
                  des Institutsvorstands.            ITB sowie Prof. Dr.        Ausrichtung mit in ihre Unter-    Der fast unübersehbare Markt
                                                     Franz Vallée,
                                                     Prof. Dr. Wieland          nehmen nahmen. Das große In-      an neuen Diensten und Instru-
                                                     Appelfeller und
                                                     Prof. Dr. Carsten          teresse an diesem Format zeigt,   menten mache es den Betrieben
                                                     Feldmann                   dass das IPD damit einen aktu-    nicht leicht, einen Überblick zu
                                                     vom Fachbereich
                                                     Wirtschaft                 ellen Nerv getroffen hat. Den     behalten. An dem Punkt leistet
                                                                                Bedarf nach einer Plattform       das IPD Unterstützung. „Wir
                                                                                zu digitalen Fragestellungen      möchten den Unternehmen
                                                                                sieht auch Arne Köster, Leiter    dabei behilflich sein, Digitalisie-
                                                                                für Innovationen und Digita-      rung auf strategischer und ope-
                                                                                lisierung eines internationalen   rativer Ebene zu beherrschen“,
                                                                                Herstellers von Blockheizkraft-   erklärt IPD-Vorstandsmitglied
                                                                                werken aus dem Münsterland:       Prof. Dr. Carsten Feldmann. Die
                                                                               „Die Ringvorlesung dient zum       Kontrolle über immer komple-
                                                                                Netzwerken unter Gleichgesinn-    xere Prozesse helfe dabei, die
                                                                                ten und hilft uns, am Puls der    Digitalisierung zu verstehen
                                                                                Zeit zu bleiben.“                 und zu strukturieren. „Aber
                                                                                                                  man muss dennoch den Mut
                                                                               Vor allem in einem Punkt sind      haben, vorauszuschauen“, er-
                                                                               sich Referenten und Gäste einig:   gänzt Ziegenbein. Eine gewisse
                                                                               Wer die digitale Revolution ver-   Risikobereitschaft werde letzt-
                                                                               passt, geht unter.                 endlich belohnt. •

                                                                          21
Patent,
Preise,
Prototyp

    22     fhocus Ausgabe 32
InFoam Printing

                                         Der individuell angepasste Autositz: Dies ist keine
                                         Zukunftsmusik mehr. Ein Erfinderteam im
                                         Drittmittelprojekt am Fachbereich Architektur sahnt
                                         dafür Preise ab – und das Kooperationsunter-
                                         nehmen hat das Verfahren zum Patent angemeldet.
                                          Text Anne Holtkötter   Fotos InFoam Printing (links), Anne Holtkötter

                                               Der Anfang
    Auszeichnungen                        Der Dachboden auf dem Leonardo-Campus war                      Weichschaums zu realisieren.“ Dies sei einfach
    für InFoam Printing:
↗ interzum award 2017:
                                          die Geburtsstätte einer Idee, die im Drittmittel-              im Herstellungsprozess und kostengünstig. Denn
  in der Kategorie Produktions-           projekt mündete. Dort fand im Herbst 2016 am                   InFoam Printing ersetzt mehrere Bearbeitungs-
   technologie – Best of the best
↗ 3D Pioneers Challenge 2017:
                                          Fachbereich Architektur unserer Hochschule, der                schritte und erlaubt es, den Schaum partiell zu
  Finalist (Top 30)                       Münster School of Architecture (MSA), der einwö-               verändern, ohne ihn vorher zu beschneiden, zu
↗ purmundus challenge 2017:
   Special Mention
                                          chige Workshop „Covestro Makeathon“ statt. Das                 verkleben oder gar mit einer aufwendigen Nega-
↗ Innovationspreis des FSK 2017:         Unternehmen Covestro für Werkstofflösungen auf                 tivform neu gießen zu müssen.
   Gewinn in der Kategorie
   Technologie Nachwuchskräfte
                                          Polymerbasis hatte dazu 24 angehende Architekten
                                          und Designer aus acht Hochschulen eingeladen.                           Der Erfolg
    Vorträge und Ausstellung:
                                          Die Aufgabe: aus einem bewährten Werkstoff                     In Zukunft könnte auf der Basis von 3-D-Kör-
↗ Interzum Köln 2016
↗ Subcontractor |                        etwas Neues zu kreieren. Das Ziel: eine Antwort                per-Scans für jede Person die Matratze individuell
  Elmia in Schweden 2017                  darauf zu finden, wie sich Materialien verformen               angepasst werden. Auch Schalldämpfung oder
↗ IHK Offenbach 2017
                                          lassen und wie Oberflächen beeinflusst werden                  orthopädische Schuheinlagen könnten von dem
                                          können, um daraus neue Produkte zu entwickeln.                 neuen Verfahren profitieren. „Wir haben überlegt,
                                         „Am Ende der fünf Tage hatten wir messetaugliche                was als Prototyp infrage kommt, und uns für
                                          Prototypen und das Versprechen des Unterneh-                   einen Autositz entschieden. Denn es kann ein
                                          mens, schützenswerte Ideen weiterzuverfolgen “,                Vorteil sein, wenn die Struktur dem Benutzer
                                          erzählt Adam Pajonk, wissenschaftlicher Mitarbei-              einen speziellen Halt gibt oder den ausgesetzten
                                          ter im Digitalen Labor des Fachbereichs.                       Kräften etwas entgegensetzen kann.“

                                               Das Verfahren
                                         Beim „Covestro Makeathon“ hatte sich das Er-                    In Zukunft könnte auf der Basis
                                         finderteam mit Pajonk sowie Dorothee Clasen                     von 3-D-Körper-Scans für jede
                                         und Sascha Praet von der TH Köln kennengelernt.
                       ↗ Adam Pajonk,    Die drei arbeiteten nun weiter an der Idee aus
                                                                                                         Person die Matratze individuell
                       Miterfinder von
                       InFoam Printing   dem Workshop, dem Weichschaum ein Skelett                       angepasst werden.
                                         zu verleihen, und entwickelten die InFoam Prin-
                                         ting-Technologie: Ein Roboterarm injiziert per
                                         Kanüle eine zuvor digital programmierte Struk-                  Das Fazit des sechsmonatigen Forschungsprojekts:
                                         tur in einen Weichschaum. Die Injektionsmasse,                  Prototyp, Patentanmeldung – und nationale und
                                         ein Zwei-Komponenten-Kunstharz, härtet erst im                  internationale Preise. „Dass das Projekt so gut
                                         Schaum aus. „Damit lassen sich unzählige indi-                  ankommt, hatten wir nicht erwartet und freut uns
                                         vidualisierbare Geometrien erzeugen“, schwärmt                  natürlich sehr“, sagt Pajonk. Viel wichtiger aber sei
                                         Pajonk, der InFoam Printing weiter als Forschungs-              es, die Arbeit weiter voranzutreiben. „Die Trans-
  Kontakt                                projekt begleiten möchte.                                       feragentur der Hochschule ist mit Covestro im
  Prof. Ulrich Blum                                                                                      Gespräch, um die Forschung zu InFoam Printing
  ulrich.blum@fh-muenster.de
                                         „Die Stauchhärte des Weichschaums kann durch                    an die Hochschule zu holen und weitere Grundla-
  Adam Pajonk                             die Struktur verändert werden, und es ist sogar                gen zu entwickeln. Damit der große Schritt in ein
  adampajonk@fh-muenster.de
                                          möglich, unterschiedliche Härten innerhalb eines               marktreifes Herstellungsverfahren gelingt.“ •

                                                                            23
Alexa

im Hörsaal
  „Wer jetzt mitmacht,
   schwimmt auf der Welle.“
  Prof. Dr. Harald Bösche

                  24        fhocus Ausgabe 32
Trends der Gegenwart

                     YouTube, Spotify, Wikipedia, TED.
                     Prof. Dr. Harald Bösche weiß, was seine Studie-
                     renden konsumieren – und bezieht diese
                     Plattformen in seine Veranstaltungen mit ein.
                     Text und Foto Theresa Gerks

                     Das aktuelle Projekt: eine Vorlesung in Alexa pro-        ist das selbstfahrende Fahrzeug, sei es nun Pkw,
                     grammieren. Alexa ist eine von Amazon entwi-              Lkw, Bus oder Lieferfahrzeug.“ Neuronale Netze
                     ckelte Software, die das gesprochene Wort versteht        sollen Verkehrssituationen klassifizieren und das
                     und mündlich gestellte Fragen beantwortet. Im             Fahrzeug unfallfrei durch den Verkehr führen.
                     Alltag ruft sie Taxis, gibt Wettervorhersagen, spielt     Deep Learning werde aktuell intensiv erforscht
                     Musik oder fasst die Nachrichten des Tages zusam-         und scheint zumindest für die nahe Zukunft einen
                     men. Am Fachbereich Maschinenbau läuft das aber           großen Markt zu bieten. „Allein Google hat Presse-
                     anders. „Ich möchte gemeinsam mit Studierenden            berichten zufolge mehr als 1.000 Millionen Dollar
                     den Inhalt meiner Lehrveranstaltungen über Alexa          in diesem Bereich investiert.“ Ziel von Bösche ist es,
                     bereitstellen. Studierende mit dem Schwerpunkt            die Studierenden mit den Themen Deep Learning
                     Maschinenbauinformatik und Computational En-              und Neuronale Netze vertraut zu machen.
                     gineering sind bei der Planung und Durchführung
                     dieser Aufgabe naturgemäß besonders motiviert.                 Praktisch für die Wissenschaft
                     Studierende aus anderen Studienrichtungen sind            Der dritte Block der Vorlesung steht im Dienste der
                     aber ebenso willkommen“, erklärt Bösche. „Alexa           Wissenschaft. Die Studierenden arbeiten mit der
↖ Sprachsteue-
                     soll in der Lage sein, vernünftig relevante Fachbe-       Software Jupyter, einer Art digitales Notiz- oder La-
rungen wie           griffe zu erklären oder den Studierenden Übungs-          borbuch. Ein mit Jupyter geschriebenes Dokument
Amazons Alexa
werden die           aufgaben für ihre Klausurvorbereitung zu stellen.“        besteht aus Blöcken, die mithilfe der einfachen Pro-
Zukunft prägen,
glaubt Prof.
                                                                               grammiersprache Python kommunizieren können.
Dr. Harald Bösche.        Zukunft Sprachsteuerung                              Jeder einzelne Block kann alternativ Text, Formel,
                     Denn Bösche sieht gerade im Bereich der Sprach-           Bild, Video, Tabelle, Messdaten oder Diagramm
                     steuerung eine große Zukunft. „Wer jetzt mitmacht,        tragen. Der Clou: Wird der Inhalt eines Blockes
                     schwimmt auf der Welle“, sagt der Hochschulleh-           verändert, so folgen alle abhängigen Blöcke automa-
                     rer mit den Arbeitsschwerpunkten Maschinen-               tisch. Das Vorgehen ist aus der Tabellenkalkulation
                     bauinformatik, Prozessdatenverarbeitung und               bekannt, die Neuerung aber liegt darin, dass die
                     Systemintegration. „Vor zehn Jahren konnte sich           Blöcke wesentlich komplexer sein können als die
                     niemand vorstellen, dass sich aus Mobiltelefonen          Zellen in einer Tabellenkalkulation. Außerdem
                     Smartphones entwickeln würden und wir sie alle            sind alle eingesetzten Datenformate offen, her-
                     ganz selbstverständlich nutzen. Eine ähnliche Ent-        stellerunabhängig und kostenfrei. „Excel gedopt“,
                     wicklung wird die Spracherkennung und -ausgabe            fasst Bösche zusammen. „Das Prinzip erobert die
                     nehmen. Ich glaube, dass wir in fünf Jahren vieles        Wissenschaft gerade im Sturm, es könnte ein welt-
                     darüber steuern werden.“ Für die Alexa-Program-           weiter Standard des Austauschs werden. Umso
                     mierung nutzen er und die Studierenden zurzeit            besser, wenn unsere Studierenden wissen, wie es
                     die Software von Amazon, die zwar kostenlos, aber         funktioniert und wo man es einsetzen kann.“ •
                     nicht offen ist. „Im Internet wird aber bald Soft-
                     ware verfügbar sein, die offen und kostenfrei ist.“

                          Auf der Spur des selbstfahrenden Autos
                     Neben der Sprachsteuerung ist Deep Learning das
                     Digitalisierungsstichwort Nummer 2. „Das ist ein           Kontakt
                     Verfahren, um neuronale Netze aufgabenspezifisch           Prof. Dr. Harald Bösche
                                                                                boesche@fh-muenster.de
                     zu trainieren“, erklärt Bösche. „Ein großes Ziel dabei

                                                                          25
300.000
Minuten
für mehr
Wissen
         Kontakt
         Adam Khalaf
         khalaf@fh-muenster.de

    26                fhocus Ausgabe 32
Vorlesungsvideos

                    Evaluation, elektronische Medien, MC-
                    Klausuren: So umschreibt Adam Khalaf
                    knapp seine Tätigkeit am Fachbereich
                    Sozialwesen. fhocus sprach mit ihm über
                    den Nutzen von Videos in der Lehre.
                    Interview Anne Holtkötter  Foto Jonathan Stenger

           Vor sechs Jahren hat der Fach-
     fhocus:                                              ↖ Adam Khalaf,
                                                                                 Bis vor drei Jahren ist ILIAS wie eine Dropbox ge-
                                                          wisschenschaft-
bereich Sozialwesen damit begonnen, Vor-                  licher Mitarbeiter     nutzt worden – die Dozenten haben ein paar Texte
                                                          am Fachbereich
lesungen aufzuzeichnen. Haben Sie nicht                   Sozialwesen, plant     online gestellt, das war’s. Also haben wir mit ein
befürchtet, dass dann der Hörsaal nur halb                mit Steffen Flügel
                                                                                 paar Lehrenden einen interaktiven Kurs entwickelt,
                                                          von Philosofilm.de
voll sein würde?                                          die Storyboards        bei dem die multi(!)medial aufbereiteten Lernein-
                                                          für die Videoreihe
     Khalaf: Natürlich haben wir diese Gefahr gese-      „Crime Stories“.        heiten von kleinen Multiple-Choice-Tests unterbro-
hen. Aber im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit                                  chen werden. Es gibt keine Noten, aber sie müssen
gibt es viele Pflichtveranstaltungen, die von allen                              bestanden werden, um im Kurs weiterzukommen.
200 bis 250 Studierenden eines Semesters belegt                                  Das führte dazu, dass die Studierenden nicht alles
werden müssen – was manche jedoch aus unter-                                     erst am Ende kurz vor der Klausur bearbeitet haben.
schiedlichsten guten Gründen nicht können. Die                                   Zusätzlich gab es den Flipped-Classroom-Effekt:
Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Die Präsenz-                               Die Studierenden kamen belesener ins freiwillige
zahlen haben nach dem anfänglichen „Hype“ der                                    begleitende Seminar. Ich habe von Lehrenden da-
Videoaufzeichnungen sogar wieder zugenommen.                                     mals Rückmeldungen bekommen, wie enorm die
Tatsächlich werden die Videos viel stärker genutzt,                              Diskursqualität im Seminar gestiegen sei. Auch
wenn es auf die Klausuren zugeht. Die Nutzungs-             Info                 die Klausurnoten haben sich sehr deutlich ver-
zahlen gehen ab drei Wochen vor der Klausur               Die vier Videos        bessert. Ein weiteres Beispiel ist unser neuestes
                                                         „Linssen Law
massiv in die Höhe, Inhalte, die man sich in der          Learning“ sind
                                                                                „Baby“: „Linssen Law Learning“. Wir begegnen
Präsenz bereits angeschaut hat, werden selektiv           bei YouTube            damit dem Problem, dass die Studierenden gerade
                                                          zu sehen; in der
wiederholt. Insgesamt rund 300.000 Minuten lang           Suchmaske
                                                                                 in Jura keinen Zugang zu den Texten finden. Mit
haben sich die Studierenden im Sommer 2017                einfach „Einfüh-       kurzen Videosequenzen, in denen die Grundlagen
                                                          rung ins Straf-
unsere Aufzeichnungen angesehen.                          recht für die Sozi-
                                                                                 im aktuellen YouTube-Stil erklärt und dann auf
                                                          ale Arbeit“ ein-       komplexere Themen abgehoben werden, konnten
                                                          geben oder den
    fhocus: Haben Studierende, die mit den                                       wir die Lernmotivation deutlich erhöhen.
                                                          YouTube-Kanal
Videos lernen, Nachteile?                                 der Hochschule
                                                          besuchen:
    Khalaf: Nein, wir konnten in mehreren Evalua-                                    fhocus: Gibt es am Fachbereich schon Ideen,
                                                          www.fh-muens-
tionen zeigen, dass es von Vorteil ist – wenn sie die     ter.de/youtube.        wie es zukünftig weitergehen könnte?
Videos klug nutzen: In den Wochen der Klausur-                                       Khalaf: Ja, wir beschäftigen uns momentan

phase sieht man häufig Gruppen, die gemeinsam                                   damit, die vielfältigen Materialien nicht mehr
lernen und sich strittige Stellen noch einmal gezielt                           nur bezogen auf ein einzelnes Modul zu nutzen,
anschauen. Dies führt im Durchschnitt zu besseren                               sondern zu verknüpfen und offenere Lernwege zu
Noten. Schaut man nur die Videos, ganz ohne                                     ermöglichen. Dazu braucht es aber natürlich eine
Präsenz, funktioniert das mit reinen Vorlesungen                                gute Programmierung der Learning Analytics: also
auch genauso gut. Diskurs im Seminarformat da-                                  Daten, mit denen Lernstrategien beeinflusst und
gegen lässt sich keinesfalls durch Videos ersetzen.                             mit dem jeweiligen Lernerfolg in Beziehung gesetzt
                                                                                werden können. Hier betreten wir gemeinsam mit
          Gibt es Bestrebungen, die digita-
     fhocus:                                                                    dem Wandelwerk weitgehend unkartiertes Gebiet!
len Möglichkeiten noch gezielter zu nutzen?                                     Aber der Trend geht ganz klar in diese Richtung.
    Khalaf: Genau daran arbeiten wir derzeit.                                   Und da wollen wir bundesweit möglichst zu den
Ein Beispiel dafür sind die Selbsttests:                                        Ersten gehören. •

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Gesucht                                                            ↖ Zu den
                                                                   Aufgaben der
                                                                   jungen Bau-
                                                                   ingenieure gehört
                                                                   auch die Strö-
                                                                   mungssimulation
                                                                   der Kältever-
                                                                   sorgung. Immer
                                                                   aber sind die
                                                                   Bauphysiker auch
                                                                   vor Ort, um
                                                                   mit den Auftrag-
                                                                   gebern zu
                                                                   sprechen und
                                                                   sich ein Bild
                                                                   vom Gebäude zu
                                                                   machen.

und
   Fit für die digitale Bauwelt
   sind die Absolventen von
   Prof. Dr. Martin Homann.
   Einer der Arbeitgeber ist
   energum in Ibbenbüren.

gefunden
   Text und Foto Anne Holtkötter  Grafik energum

                                                   Kontakt
                                                   Prof. Dr. Martin Homann
                                                   mhomann@fh-muenster.de

            28                                                   fhocus Ausgabe 32
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