Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
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10 / 2017 P.P. 3030 Bern Für unsere Mitarbeitenden Post CH AG www.post.ch/online-zeitung Letzte Meile, goldene Meile? Schwerpunkt – Seite 8 Muskeln trainieren und gewinnen! Aktuell – Seite 3 Jean-Pierre Gagnebin Tandemfahrt für Blinde Porträt – Seite 16
2 Editorial Inhalt Die Post 10/ 2017 Blick in die Zukunft Mirella Zanzi bringt an manchen Tagen nebst Briefen auch gerne ofenfrisches Brot oder Kisten mit saisonalen Früchten und Gemüse. «Wir müssen uns an die neuen Kundenbedürfnisse Reportage anpassen – nicht zuletzt, weil unsere Arbeit weniger geworden ist» (siehe 18 Eine Bieridee Schwerpunkt Seiten 8 bis 13). Zu Besuch in einer alten Postauto- Zwar sorgt der Rückgang bei den Brief- mengen bei PostMail für einiges Kopf- garage, in der einmal im Monat zerbrechen. Aber der Bereich hat das Drüüklang-Bier gebraut wird. Problem frühzeitig erkannt: So stellen die Mitarbeitenden heute neben Briefen auch Volg-Einkäufe und regionale Produkte zu und holen Altkleider, Bücher fürs Brockenhaus oder Batterien ab. Mirella Zanzi ist überzeugt davon, Aktuell dass dies der richtige Weg ist – auch 5 «Hello from San Francisco!» wenn sich dadurch das traditionelle Pöstlerin Nastassja Schuettel befasst sich Bild des Pöstlers verändert. im Silicon Valley auch mit Chatbots. Diese Schliesslich kommt das Zustellpersonal digitalen Assistenten beantworten bei sechs Mal pro Woche bei über 4 Milli- PostFinance Kundenfragen. onen Haushalten vorbei. Und wer weiss: Vielleicht wird der Pöstler gerade Schwerpunkt dank dieser Áächendeckenden Präsenz 8 Letzte Meile eines Tages – wie es Martin Fuchs, Die Briefmengen sinken. Dem begegnet Leiter Business & Sales E-Health, PostMail, indem der Bereich eine Palette vorhersagt – zu einem unverzichtbaren von neuen Dienstleistungen auf der Bestandteil des nationalen Gesund- letzten Meile entwickelt. heitswesens. Sie fragen sich, was er Personal damit meint? Lesen Sie unser Interview Dialog 21 Alfons Jaggi auf Seite 14. 14 E-Health Die Arbeit bei der Post Das Misstrauen ist gross, wenn es um das hat eine lange Tradition digitale Gesundheitswesen geht. Martin in der Familie Jaggi: Fuchs, Leiter Business & Sales E-Health, Bereits als 20-Jähriger gibt Entwarnung. stieg Alfons Jaggi in die Fussstapfen seines Claudia Iraoui, Leiterin Redaktion Vaters. Feedback! Hat Ihnen diese Ausgabe der Personalzeitung gefallen? Sagen Sie uns Ihre Meinung! www.post.ch / feedback-personalzeitung Scannen Sie den QR-Code ein oder folgen Sie dem nebenstehenden Link.
Aktuell 3 Mit dem richtigen Handgriff gewinnen Kommt bei My Post 24-Automaten und vor allem bei QoQa* der Humor ins Spiel, sind unverhoffte und schöne Überraschungen garantiert. Text: François Praz / Christian Suter Ist zum Scannen des QR-Codes ein spezi- eller Handgriff erforderlich, um bei einem My Post 24-Automaten sein Paket abzu- holen? Dies überlegt sich ein Sportler im Film auf www.scanchallenge.ch. Er trai- niert bereits kurz nach dem Aufstehen intensiv seinen Unterarm mit repetitiven Trockenübungen. Ein kleines Aufwärmen genügt, und man ist bei der grossen Schatzsuche in den My Post 24-Automa- ten dabei, die die Post vom 16. bis 29. Ok- tober 2017 mit ihrem Partner QoQa orga- nisiert. Das Prinzip ist einfach: Man geht auf www.scanchallenge.ch, wählt einen der 85 in der ganzen Schweiz verteilten Automaten, gibt Namen, Vornamen und E-Mail-Adresse ein, begibt sich zum Auto- maten, scannt den erhaltenen QR-Code – und wenn sich ein Fach öffnet, hat man gewonnen. Es winken tolle Preise, etwa ein Mini One, iPhones 8 und viele weitere Überraschungen. Auch Postmitarbei- tende können bei der Schatzsuche teil- nehmen, sofern sie nicht an deren Ausar- beitung beteiligt waren. Der Vorteil bei dieser Aktion liegt auf der Hand: Erstmals werden potenzielle Nutzer mit dem Automaten konfrontiert und von seinen praktischen und benutzerfreundlichen Vorzügen überzeugt werden. www.scanchallenge.ch QoQa Ein Otter als Maskottchen, ein Porsche ]XPKDOEHQ3UHLVJHSÁDQ]WH Bäume in Vietnam, Übernachtungen in Traumhotels, leckere Rezepte und Gour- met-Abenteuer. Über 500 000 begeisterte Qommunity-Mitglieder lassen sich jeden Tag von Experten mit neuen Angeboten überraschen. Und das immer zum besten Preis der Schweiz.
4 Aktuell Die Post 10 / 2017 «Beim Weltpostverein verschwinden keine Studien in der Schublade» Gemäss einer Studie der UPU ist die Schweizerische Post Weltklasse. Nicht zuletzt dank des grossen Engagements der Mitarbeitenden. Interview mit Pascal Clivaz, stellvertretender Generaldirektor Weltpostverein. Text: Björn Buri Die Schweizerische Post belegt in der aktuellen Studie «Integrated Index for Postal Develop- ment» des Weltpostvereins (UPU) den ersten Platz. Anlässlich des «World Post Day» am 9. Okto- ber fand die feierliche Preisverleihung am Hauptsitz des Weltpostvereins in Bern statt. Die Stu- die verglich weltweit 170 Postorganisationen anhand von vier Themenfeldern: Reliability, Relevance, Reach und Resilience. In drei der vier Kriterienkataloge erreichte die Schweizerische Post die höchste Punktzahl und führt damit die Rangliste vor Frankreich und Japan an. Herr Clivaz, die Die erstmals durchgeführten Analysen der Schweizerische Post Forscher der UPU erklären zum Teil, weshalb belegt den ersten Platz die Schweizerische Post vor Japan und Frank- – für Sie ein überra- reich zuoberst auf dem Podium steht. Das schendes Ergebnis? Erfolgsrezept ist relativ einfach, aber wirk- Überhaupt nicht. Es sam: diversifizierte, weltweite Aktivitäten, zeigt, dass die getrof- konstante, äusserst hohe Servicequalität und fenen Entscheidun- nachhaltige Wirtschaftsmodelle in den ver- gen die richtigen schiedenen Kompetenzbereichen der Post. waren und dass sich Pascal Clivaz, stellvertre- das Wirtschaftsmo- Die UPU verfügt mit der «2IPD» über einen tender Generaldirektor dell der Schweizeri- internationalen Vergleich zur weltweiten posta- Weltpostverein schen Post konstant lischen Versorgung – eine weitere Studie, die in weiterentwickelt hat. der Schublade verschwindet? Der integrierte Index für postalische Entwick- Beim Weltpostverein verschwinden keine Stu- lung ist ein Forschungsinstrument und die dien in der Schublade, denn um zu wissen, weltweite Referenz für die Positionierung wohin der Weg führt, muss man immer verste- unserer Mitglieder, aber auch ein wesentli- hen, woher man kommt. Der Index setzt sich ches Bewertungstool für die Politik und die aus über drei Milliarden Datensätzen zusam- Lösungen, die der Weltpostverein (UPU) emp- men, die 2016 erhoben wurden. Er ist nun das fiehlt. wichtigste Bezugssystem und wird jedes Jahr veröffentlicht. Wodurch zeichnet sich das gute Abschneiden der Schweizerischen Post besonders aus? Schweiz statt Vietnam Ab November 2017 lässt die Post nicht lesbare Adressen von Sendungen mit Zusatzleistungen in der Schweiz maschinell extraktionscodieren. Sie liefert damit einen Beitrag zum Erhalt von inländischen Arbeitsplätzen. Text: Benjamin Blaser Extraktionscodierung ist die vollständige Entzifferung und Extraktionscodierung von Briefsendungen mit Zusatzleistun- Erfassung von maschinell nicht lesbaren Briefadressen am gen wie Einschreiben in den Logistikzentren Retourenverar- Bildschirm. Die Post hat dieses Verfahren im Sommer 2016 beitung und Videocodierung (LRV) in Chur und Sion ein. Dort mit Mitarbeitenden von Swiss Post Solutions in Vietnam sollen täglich rund 25 000 Briefadressen entziffert werden. erfolgreich getestet. Aufgrund der Reaktionen von Politik und Öffentlichkeit hat die Post im Frühjahr 2017 entschieden, die Extraktionscodierung in Vietnam nicht umzusetzen. Stattdessen führt die Post nun im kleineren Rahmen die
Aktuell 5 Der Chatbot fragt: «Wer bist du?» Wie kann ich ein Konto eröffnen? Viele Kundenfragen wiederholen sich. Mit dem digitalen Assistenten erhalten Websitebesucher von PostFinance seit August sofort eine Antwort. Text: Sandra Gonseth Die Zahlen sprechen für sich: Rund 2,7 Millionen Anrufe und worten zu sozialen Kommunikationsinhalten wie ‹wer bist du› 500 000 E-Mails beantwortete das Kontaktcenter von Post- oder ‹wie heisst du›», sagt Christa Jehle. Damit die Antworten Finance im vergangenen Jahr. Viele dieser Anfragen sind immer möglichst kundengerecht sind, wurde der digitale Assistent im die gleichen. Deshalb werden die zehn am häuÀgsten gestellten Vorfeld der Lancierung von Postmitarbeitenden auf Herz und Fragen seit August einem digitalen Assistenten, dem sogenann- Nieren getestet. «Die Rückmeldungen waren sehr nützlich für ten Chatbot (siehe unten), überlassen. «Mit der Automatisierung die Weiterentwicklung des Inhalts», betont Christa Jehle. Der wollen wir erreichen, dass die Fragen schneller und zielführen- Chatbot bleibt auch weiterhin lernfähig. Anhand der Fragen von der beantwortet werden können», erklärt Christa Jehle, Projekt- Kunden wird er laufend mit neuen Inhalten gefüllt. Und falls der leiterin digitaler Assistent. Zusätzlich wurde der digitale Assis- Assistent doch einmal nicht mehr weiter weiss oder die Frage tent ebenfalls mit postspeziÀschem Inhalt gespeist und kann den persönlichen Kontakt zu einem PostFinance-Mitarbeitenden deshalb beispielsweise auch die Frage nach einem vermissten bedingt, leitet er den Kunden an das Kontaktcenter weiter. Paket beantworten. Der Chatbot ist lernfähig Doch wie funktioniert der digitale Assistent? «Damit er ein rich- ZZZSRVWÀQDQFHFKGHXQWHUQHKPHQ tiges Gespräch simulieren kann, greift der Chatbot auf Produkt- VXSSRUWFKDWKWPO YRUHUVWQXULQ'HXWVFK und Dienstleistungsinformationen zurück, aber auch auf Ant- Hello from San Francisco! «Ich absolviere gegenwärtig einen Studienaufent- halt im Silicon Valley und befasse mich hier mit der Entwicklung des Kundendialogs (Chatbots und künstliche Intelligenz). Die Internetriesen (Google, Facebook, IBM usw.) und viele Start-ups sind daran, die Zukunftstechnologien zu entwi- ckeln, die Konsumenten bald schon nutzen wer- den, um mit den Marken zu kommunizieren. Was ich hier sehe, zeigt mir, dass wir am Anfang einer technologischen und sozialen Revolution stehen. Ich habe die Möglichkeit, zahlreiche Veranstal- tungen zu besuchen und mich mit Fachleuten auszutauschen. Mein Büro beÀndet sich bei swissnex in San Francisco. Swissnex ist eine Orga- nisation des Bundes und hat den Auftrag, die Schweiz mit den USA zu vernetzen, um dadurch Innovationen zu fördern. Dank dem Programm ‹Study Trip› der Post kann ich mich nun während acht Wochen vertieft mit meinem Themenbe- reich auseinandersetzen.» Nastassja Schuettel, Spezialistin Dialog und Community bei der Post, in den Büroräumlichkei- ten von swissnex in San Francisco.
6 Aktuell Die Post 10 / 2017 Digitalisierung erleben $P1RYHPEHUÀQGHWGHUHUVWH6FKZHL]HU'LJLWDOWDJVWDWW$XFKGLH3RVWLVWPLWGDEHL 7H[W0DWKLDV)RUQ\ Am 21. November 2017 geht der erste Schweizer Digitaltag über die Bühne: Mehr als 40 Unternehmen und Institutionen aus allen Landestei- len präsentieren im Rahmen von mehr als 80 Veranstaltungen gemein- sam digitale Chancen für die Schweiz. Die Post wartet ihrerseits mit einem breit gefächerten Programm an ver- schiedenen Standorten auf: vom Tag der offenen Tür am Hauptsitz in Bern über Besucherführungen in den Brief- und Paketzentren bis hin zum IT-Workshop für Schülerinnen und Schüler. Eine Übersicht über die Angebote der Post sowie entsprechende Anmel- demöglichkeiten Ànden sich unter ZZZSRVWFKGLJLWDOWDJ. Auf der ofÀzi- ellen Website des Digitaltags unter KWWSGLJLWDOWDJVZLVV werden die Aktivitäten aller teilnehmenden Unternehmen vorgestellt. Riesiger Sprachenschatz Text: Claudia Iraoui Seit über einem Jahr haben die Kundenberater PostNetz Damit verfügt sie über ein riesiges Sprachenkapital. die Möglichkeit, auf ihrem Namensschild anzugeben, Rund 40 Prozent der Mitarbeitenden, die Namensschil- welche Sprachen sie sprechen. Die Idee basiert auf der der neu bestellen, machen von dieser Möglichkeit Annahme, dass es zu einem positiven Kundenerlebnis Gebrauch. Und die Kunden freut es. beiträgt, wenn diese in ihrer Muttersprache bedient werden. Ziel der Initiative ist es auch, die Mehrsprachig- keit der Mitarbeitenden gewinnbringend zu nutzen. Schliesslich beschäftigt die Post Menschen aus 140 Län- dern, die rund 75 verschiedene Sprachen sprechen. Innovator des Monats Datenbrillen für Pöstler Lucas Heusser von PostMail (PM41) leitet ein Kurzem Tests, bei denen die Adressen an einem Projekt, bei dem der Einsatz von Datenbrillen in Sortiergestell nicht mehr physisch angeschrie- der Brief-Zustellvorbereitung getestet wird. ben sind. Dem Datenbrillen-Träger werden die Datenbrillen wie die Hololens von Microsoft Adressen stattdessen digital angezeigt. Damit zum Film ermöglichen das Einblenden von Informatio- können die Fächer nach alphabetischer Reihen- nen im Blickfeld der Benutzer. Solche Mixed- folge befüllt werden. Die Person, die die Zustel- Reality-Geräte machen die Sortierschemen ein- lung vorbereitet, kann so ohne Tourkenntnisse facher erlernbar und Áexibler. So laufen seit Briefe schneller einfächern.
Aktuell 7 Kurz notiert 4 5 Jahre 1 3 1 Zahl des Monats 2 Fehlerhafte 3 Anlaufstelle für 4 Arbeiten an 5 Auch Sozialplan für #FTGUUGPRƃGIGP FKIKVCNGP*CPFGN verschiedenen Orten Kadermitarbeitende Vor fünf Jahren gründeten die Jede fünfte Versandadresse ist laut Der Bereich «E-Commerce & Mitarbeitende, die ein Notebook &KG2QUVDGƂPFGVUKEJ\WT\GKVKP Schweizerische Post und die fran- einer aktuellen Studie fehlerhaft. Digital Experience» von Post- besitzen und deren Aufgaben einer tiefgreifenden Transforma- zösische La Poste das Joint Venture Deshalb gehen viele Sendungen Logistics heisst seit Anfang Oktober dies zulassen, können postinterne tion ihrer Organisation. Die Post, Asendia. Im Vordergrund stand als unzustellbar an den Absender «Competence Center Digital «Third Places» nutzen. Dies sind syndicom und transfair haben einen dabei für die Post, den Import in zurück. Um solche Retouren zu Commerce». Es fokussiert sich Post-Büroarbeitsplätze, die zentral Sozialplan für Kadermitarbeitende die Schweiz zu sichern und im vermeiden, lohnt es sich für Unter- noch stärker auf die Beratung von in Aarau, Basel, Chur, St. Gallen, vereinbart. Er regelt Abfederungs- internationalen Geschäft Synergien nehmen, ihre Adressen elektronisch Händlerkunden und positioniert Lausanne, Luzern, Neuchâtel, Olten, massnahmen im Fall von Reorgani- mit einem anderen grossen Post- zu aktualisieren. Der Onlinedienst sich als zentrale interne Anlauf- Solothurn, Sursee und Zürich gele- sationen für Mitarbeitende im obe- unternehmen zu nutzen. In den #FTGUURƃGIG1PNKPGFGT2QUV stelle für den digitalen Handel. Im gen sind. Die Buchungsinformati- ren und mittleren Kader der Schwei- vergangenen Jahren verschob sich analysiert kostenlos die hochgela- Zentrum steht dabei das Schaffen QPGPƂPFGPUKEJCWH2QUV%QPPGEV zerischen Post AG, Post CH AG, der Fokus vom klassischen interna- denen Adressen und meldet unter eines positiven Kundenerlebnisses unter «Third Places». Seit rund bei PostAuto und PostFinance. Die tionalen Briefgeschäft immer mehr anderem zurück, wie viele davon während des gesamten Kaufpro- einem Jahr werden die «Third Entscheidungsgremien der Sozial- zum boomenden Kleinwarenver- nicht korrekt sind. Gleichzeitig mit zesses – also vom Erstkontakt bis Places» getestet. Anfang 2018 partner müssen das Ergebnis der sand. Bereits im nächsten Jahr wird der Analyse erhalten die Nutzer zum Verkaufsabschluss. YKTFØDGTFKGFGƂPKVKXG'KPHØJTWPI Verhandlungen noch gutheissen. das Joint Venture seinen Umsatz eine elektronische Offerte für entschieden. Unter dem Vorbehalt des noch aus- auf über 1 Mrd. Euro steigern das Bereinigen der fehlerhaften stehenden Genehmigungsprozesses können. 2012 lag der Umsatz noch Adressen. tritt der Sozialplan für Kader am bei 400 Millionen Euro. 1. Januar 2018 in Kraft. ZZZSRVWFKDGUHVVSÁHJHRQOLQH Agenda Sportlich in die Wintersaison Eishockey- Nationalmannschaft Post-Squashturnier Teamanlass am Silvesterlauf 8.11.2017, SUI–CAN 4. November 2017, Nachmittag, 10. Dezember 2017, Zürich Tissot-Arena, Biel Kehrsatz Laufe mit einem 4er-Team den Zürcher Silvester- Berufsmesse Zürich Bereits zum fünften Mal steht diesen Herbst lauf (Kategorie «Run for Fun», total 5 km) und 21. – 25.11.2017 das Squashturnier für Postmitarbeitende auf geniesse danach den Laufsaisonabschluss bei berufsmessezuerich.ch dem Programm. Interessierte Mitarbei- Glühwein und Häppchen. Für die Teamrangierung tende können sich in kollegialem Rahmen zählen die besten drei Laufzeiten. Melde dein umkämpfte Ballwechsel liefern. Team jetzt an. www.postactivity.ch Weitere Veranstaltungen unter: www.post.ch/online-zeitung/agenda
Schwerpunkt 9 Es ist kein Geheimnis: Die Briefmengen sinken. Was Lupe ist zu tun? Eine mögliche Antwort ist die Entwick- lung neuer Dienstleistungen auf der letzten Meile. Wir wollen wissen, wie PostMail das angeht und was Zustellerinnen und Zusteller dazu sagen. Text: Lea Freiburghaus / Illustration: Fanny Güdel, Christina Messerli Das Medienecho war gross, als Volg und die Post vor zwei Jahren ihren Pilotversuch für einen Heimlieferservice vorstellten. Inzwi- schen ist aus dem Projekt eine Dienstleistung geworden, die Volg ihren Kunden in rund 1200 Ortschaften in der Deutschschweiz anbie- tet. Das Prinzip ist einfach: Die Briefzusteller der Post holen die Bestel- lungen in den Volg-Filialen ab und bringen die Waren zu den Kunden – während ihrer normalen Zustelltour. Das Kerngeschäft stützen Aber warum schlüpft die Post immer öfter in die Rolle der Logistik- partnerin? «Seit mehr als zehn Jahren nehmen die Briefmengen kon- tinuierlich ab», so Ulrich Hurni (siehe Seite 13). Der Mengenrückgang an adressierten Sendungen betrug 2016 3,8 Prozent. «Ziel ist es also, regelmässig zusätzliche Erträge zu generieren.» Diese sollen das pos- talische Kerngeschäft ergänzen und stützen. Ausserdem garantieren die neuen Services den Zustellern eine bessere Auslastung, was mit- hilft, langfristig Vollzeitstellen erhalten zu können. Die Zusteller von PostMail seien geradezu prädestiniert, solche ID XA TE Dienstleistungen zu übernehmen, meint Ulrich Hurni. Sie kommen sechs Mal die Woche bei über vier Millionen Haushalten in der gan- zen Schweiz vorbei. So können sie auf der Zustelltour mit wenig Auf- wand neue Aufgaben für Dritte ausführen. Das ist nicht nur unter wirtschaftlichen, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll. Höchste Priorität hat aber stets die hohe Qualität im Kerngeschäft. Der heutige Grundversorgungsauftrag – das pünktliche Zustellen von Briefen, Zeitungen und Kleinwaren- sowie Werbesendungen – muss auch künftig sichergestellt sein. Holen, bringen, Informationen erheben Der Volg-Heimlieferservice ist vielleicht die bekannteste – weil am weitesten verbreitete – Dienstleistung im Bereich «Holen und Brin- gen». Sie ist aber nicht die einzige: Ähnlich funktioniert beispiels- weise die Zustellung regionaler Produkte (siehe Seite 12). Oder umge- kehrt: Der Pöstler holt Waren wie Altkleider, Recyclingmaterial oder Artikel fürs Brockenhaus ab (siehe Seiten 10 und 11). Weiter erheben die Zusteller für Dritte auch Informationen. Dazu gehört das Ablesen von Stromzählern (siehe Seite 12). Weitere Pilot- versuche in diesem Bereich Ànden zurzeit statt. Um all diese Projekte zügig voranzutreiben, hat PostMail das ergän- zende Geschäftsfeld «Letzte Meile» zu einem strategischen Schwer- punkt erklärt. Ein Team von Projektleitern sorgt dafür, dass in den nächsten drei Jahren neue Dienstleistungen gefunden, getestet und lanciert werden. Neue Dienstleistungen, verändertes Berufsbild Was halten die Briefzusteller von den neuen Services? Und wie verän- dert sich dadurch ihr Berufsbild? «Es ist ein gutes Zusatzgeschäft für die Post», meint Zustellerin Miriam Casura aus Zürich. Und Heinz Ger- mann, Berufsbildner und Teamleader in Schaffhausen fügt an: «Es ist eine interessante Tätigkeit, die Spass macht. Ausserdem kann ich meine Leute besser auslasten.» Für Ulrich Hurni ist klar: «Das Berufs- bild wird sich nicht grundlegend verändern.» Die ergänzenden Dienst- leistungen müssten zur heutigen Arbeit der Zusteller passen.
10 Schwerpunkt Die Post 10 / 2017 Das passiert auf der letzten Meile: Ein Pilotversuch kurz vor der Durchführung, einer kurz vor Abschluss und drei Dienstleistungen, die sich etabliert Geschäftskunden neue Ideen vorantreiben. Altkleidersammlung Inshop-Sammelsystem in ausgewählten Textil- Haushalte verteilt – inklusive einem Flyer, auf fachgeschäften. dem das Angebot beschrieben ist. Weil die klassische Strassensammlung – Samm- Didier Bourquin und seine Kollegen haben lung zu einem bestimmten Tag – speziell in bereits Erfahrung mit der Kleidersammlung ländlichen und stadtnahen Gebieten den ökolo- gemacht. Er sieht in ihr eine willkommene gischen und ökonomischen Kriterien von Texaid Abwechslung. «Für einmal bringe ich die Ware nicht mehr entsprach, stellte sie das Unterneh- nicht, sondern nehme sie mit», meint der Zustel- men vor gut einem Jahr ein. Ein sinnvoller ler aus Renens. Zwar befördere er während eines ID XA TE Ersatz wurde gesucht. Zusammen mit PostMail Sammelmonats mehr Volumen, der zeitliche und einem weiteren Unternehmen aus der Bran- Mehraufwand sei jedoch nur gering. Und wenn che entwickelte Texaid die Idee, die Kleidersäcke mal nicht alle Säcke Platz haben, dann nimmt er von Zustellern sammeln zu lassen – und zwar sie am Folgetag mit. während ihrer normalen Tour. «Die neue Aufgabe wurde gut aufgenommen in Im Oktober 2016 führte die Post im Raum Luzern meinem Team. Verspätung bei der Zustellung Wer kennt sie nicht? Die weissen Säcke mit roter einen Pilotversuch durch. Dieser war so erfolg- gab es deswegen bis jetzt nie», zeigt sich der Aufschrift, die immer dann zum Einsatz kom- reich, dass sich Texaid entschieden hat, ab Feb- 50-Jährige zufrieden. Und was hält er grund- men, wenn man den Kleiderschrank ausmistet. ruar 2017 die meisten Kantone via Post abzude- sätzlich davon, dass die Post Dritten neue Sie stammen von Texaid und werden eingesetzt, cken. Dienstleistungen auf der letzten Meile anbietet? um gebrauchte Schuhe, Kleidung und Haus- «Das Ànde ich sehr gut. Es gibt uns Zustellern haltstextilien zu sammeln. Willkommene Abwechslung Arbeit, wodurch Arbeitsplätze erhalten werden Seither sammeln die Postboten jeweils während können.» Ökologische Alternative gesucht eines Monats von Montag bis Freitag auf ihrer 40 000 Tonnen Alttextilien jährlich sammelt das Zustelltour die Altkleidersäcke, die beim Haus- Unternehmen in der Schweiz – in Containern, briefkasten bereitstehen. Die Säcke werden im mittels Strassensammlung sowie über ein Vormonat mit PromoPost an die entsprechenden Waren fürs Brockenhaus Die Post ist top, wenn es ums Sammeln von Alt- der und Schuhe, sondern auch Unterhaltungs- textilien geht. Das zeigt die neue Art von Stras- medien wie Bücher, CDs oder DVDs. Dazu kom- sensammlung, die die Post im Auftrag von men Haushaltsgegenstände und Geschirr. Die Texaid schweizweit durchführt. Was für Alttex- Kunden verpacken dazu ihre Waren in eigens tilien klappt, kann doch auch für Secondhand- dafür vorgesehene Taschen von bis zu fünf artikel funktionieren. So startet die Post auf Kilogramm. Wie soll das gehen? «Die Taschen Initiative der Heilsarmee-Brocki in Kürze einen sind von der Grösse her so konzipiert, dass sie Pilotversuch. Ziel: einen Abholdienst von Bro- voll nicht mehr als fünf Kilogramm wiegen cki-Waren zu testen. sollten», erklärt Projektleiterin Jasmin Spycher. «So oder so nimmt der Bote die Ware mit, Secondhandartikel statt Alttextilien ausser sein DXP ist bereits voll.» Dann sammelt Das Pilotprojekt wird im Umkreis der Brocki- er das Paket am Folgetag ein. Filialen Wetzikon und Wila durchgeführt. Avi- siert werden 8000 Haushalte in Ein- und Zwei- Hohes Tempo familienhäusern im Zürcher Oberland. Die Informiert wurden die Boten der Zustellstellen Art der Tätigkeit ist bekannt und soweit akzep- Sammelperiode Àndet vom 30. Oktober bis PfäfÀkon (ZH), Turbenthal, Bauma und Hinwil tiert.» 24. November 2017 statt. Ein InfoÁyer mit vor- über das Infotool der Zustellung. «Da die Das Tempo ist hoch: «Wir werten den Pilotver- frankiertem Anmeldetalon soll für eine gute Zusteller bereits in ähnlichen Projekten wie such bis Ende Jahr aus», so Jasmin Spycher. Das Teilnahme sorgen. beispielsweise Texaid unterwegs sind, erwarte weitere Vorgehen wird aus den Ergebnissen Gesammelt werden nicht nur gebrauchte Klei- ich hier keine grossen Rückmeldungen – diese abgeleitet.
Schwerpunkt 11 fünf Beispiele haben. Allen fünf Beispielen gemein ist: das Engagement, mit dem Projektleiter, Zusteller, Partner und Recyclingprodukte einsammeln dabei: «Vom Prinzip her funktioniert Mr. Green wie eine Abholung», erklärt die junge Zustelle- rin. «Nur holt man kein Paket ab, sondern einen Sack.» Deponiert seien diese neben dem Haus- briefkasten. Pro Abholung muss man mit ein bis zwei Minuten Zeit rechnen. «Manchmal sind die Säcke ganz schön schwer», erzählt die 24-Jährige. «Und ab und an sorgen sie auch für Verwirrung: Der übereifrige Abwart beispiels- weise entfernt sie, bevor der Pöstler kommt.» Die Montage des Anhängeraufsatzes sei zu Beginn etwas umständlich, meint Miriam Casura. Ansonsten brauche es vor der Tour keine grosse Vorbereitung. Solange Mr. Green ein Pilotversuch ist, gehen die Bestellungen per E-Mail ein und werden dem Boten jeweils morgens zum Einfächern übergeben. «Nach Einführung würde die Auftragserteilung natür- lich über den Handscanner laufen», versichert Bildlegende Thomas Hiller. Die Reaktionen in Miriam Casuras Team seien sehr verschieden gewesen, erzählt sie: Von «Super» über «Ach nein, wieder etwas» bis hin zu «Das braucht es nicht». Inzwischen hätten sich jedoch alle daran gewöhnt. Sie selbst war Wer ihn sieht, ahnt sofort: Hier wird geholfen. ren könnte. Allerdings nur, wenn beide Seiten von Anfang an begeistert: «Mir ist das Angebot Der Superheld im grünen Shirt und mit freund- gewisse Anpassungen vornehmen. von Mr. Green sehr sympathisch. Und für die lichem Lächeln ist das Aushängeschild des Post ist es ein gutes Zusatzgeschäft. Ich bin Recyclingunternehmens Mr. Green. Nach- und Aufrüsten angesagt offen und immer dafür, neue Sachen auszupro- Das Zürcher Start-up, das seit 2010 existiert, So rüstete die Post zusammen mit Kyburz kur- bieren.» will seinen Kunden das Recycling vereinfachen. zerhand ihre DXP um: Spezielle Behältnisse für Sie können Alu, Batterien, Elektroschrott, die Anhänger wurden entwickelt, sodass in Ausgang noch offen Getränkekartons, PET und vieles mehr in einem Zukunft auch verschmutzte Säcke geladen wer- Noch läuft der Pilotversuch. Parallel dazu wird weiss-grünen Sack sammeln. Dieser wird dann den können. Und zwar schon während der Tour das weitere Vorgehen geklärt. Erste Erkennt- zu Hause oder im Büro abgeholt. und nicht erst auf dem Rückweg. nisse aus den Auswertungen zeigen, dass sich Zurzeit hat Mr. Green rund 1500 Kunden im Mr. Green entwickelte eine App, mit deren Hilfe sowohl die App wie auch der Anhängeraufsatz Raum Zürich. der logistische Aufwand koordiniert und ver- von Kyburz bewährt haben. Ob und wie genau einfacht werden sollte. Und so funktioniert sie: die Zusammenarbeit zwischen der Post und National tätiger Logistiker gesucht Sobald der Kunde einen Sack abholen lassen Mr. Green weitergeführt wird, entscheidet sich Im Herbst 2015 klopfte Mr. Green bei der Post will, meldet er das per App. Diese teilt ihm den im Januar 2018. Und vielleicht kann der grüne an, auf der Suche nach einem national tätigen nächstmöglichen Abholtag mit. «Aus Kapazi- Superheld dann künftig auf die tatkräftige Hilfe Logistiker. «Über Umwege kam die Anfrage zu tätsgründen ist das tägliche Maximum auf drei des gelben Riesen zählen! mir», erinnert sich Thomas Hiller, Leiter Brief- Säcke pro Tour beschränkt», erklärt Thomas zustellregion Zürich. «Für mich war sofort klar, Hiller. Die App sorgt dafür, dass diese Vorgabe dass wir sie prüfen. Denn es hat alles perfekt auch eingehalten wird. Und vertröstet Kunden zusammengepasst: Von der Nachhaltigkeit bei mehr Bestellungen auf den Folgetag. beim Recycling über unsere Elektrofahrzeuge bis hin zur Verarbeitung des gesammelten Zweiter Anlauf Materials durch soziale Institutionen.» Der Startschuss für die zweite Pilotphase war Ein erster Pilotversuch im Frühjahr 2016 zeigte Anfang Juni dieses Jahr. Miriam Casura, Team- www.mr-green.ch rasch, dass eine Zusammenarbeit funktionie- leaderin im Gebiet von 8057 Zürich, ist mit
12 Schwerpunkt Die Post 10 / 2017 Regionale Produkte zustellen mit geringem Logistikaufwand einen zusätzli- siert, weiterentwickelt und umgesetzt wurde. chen Absatzweg erschliessen. Und: Indem sie Aktuell nutzen 31 Produzenten das Angebot ihren Kunden ein Abo für frische Produkte der Post. Laufend kommen neue dazu, nicht anbieten, lassen sich ihre Absatzmengen bes- nur in der Deutschschweiz, sondern auch im ser planen. Tessin und in der Romandie. Die Kundschaft proÀtiert von Produkten vom Die Nähe zum Produzenten ist heute vielen lokalen Bauern, die mit minimalem Bestellauf- Konsumenten wichtig. Über den Direktverkauf wand regelmässig bis an ihre Haustüre gelie- regionaler Produkte wird diese gewährleistet. fert werden. Und das erst noch äusserst Für Mirella Zanzi ist klar: «Wir müssen uns den umweltfreundlich, da Elektrofahrzeuge im Ein- neuen Kundenbedürfnissen anpassen. Gerade satz sind und keine Extrafahrten entstehen. in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Arbeit Und die Post? «Ich mache es mit Freude», sagt weniger geworden ist.» Mirella Zanzi. Erstens sei es für den Kunden praktisch, zweitens könnten regionale Bauern www.post.ch/zustellung-regionaler-produkte Wenn es nicht nur nach druckfrischer Zeitung, so mit den Grossverteilern mithalten. Und drit- regionale.produkte@post.ch sondern auch nach frischgebackenen Brötchen tens komme man in den Genuss von Produkten riecht, dann ist Mirella Zanzi unterwegs. Die bester Qualität. Der Zusatzaufwand pro Tour Zustellerin der BZR Mendrisio beliefert auf bezeichnet die 50-Jährige als klein. «Ich gehe ja ihrer Tour sechs Kunden mit Produkten des sowieso vorbei. Und die Kartons sind nicht lokalen Bauern Tior SA oder der Bäckerei Loo- schwer – selbst für mich als relativ zierliche nity Pane. Das Angebot, das die Post im Herbst Person.» 2014 pilotiert und seither kontinuierlich ausge- baut hat, kennt nur Gewinner! Immer mehr Bauern setzen auf die Post Die Idee, dass die Post als Logistikpartnerin für Ein Service, drei Gewinner Bauern auftreten könnte, kam aus dem Bereich Die Bauern erzielen durch den Direktverkauf PostMail Zustellung. Anschliessend wurden ihrer Produkte bessere Margen. Sie können sich Bauern gesucht, mit denen die Idee konkreti- Stromzähler ablesen «Wir haben wieder mehr persönlichen Kontakt für die Postscanner umgesetzt. Bis heute ver- zum Kunden – der neuen Dienstleistung sei antwortet Avectris die ganze Technik hinter Dank», erzählt Heinz Germann, Berufsbildner der neuen Dienstleistung. KMU und Teamleader in Schaffhausen. Das erinnert Zurzeit werden weitere Kunden gesucht. Chris- den 57-Jährigen, der seit mehr als 40 Jahren bei toph Gfeller, Projektleiter Geschäftsentwick- der Post arbeitet, ein wenig an alte Zeiten. lung, sieht Potenzial: «Aufgrund der Einfüh- Seit 1. Januar 2017 lesen die Zusteller der Post rung von Smart Meter wird es in zehn Jahren für die Elektrizitätswerke des Kantons Schaff- weniger Zähler geben, die vor Ort abgelesen hausen (EKS) die Stromzähler ab – und zwar im werden müssen. Energieversorger fahren dann gesamten schweizerischen Versorgungsgebiet. günstiger mit der Postlösung: Sie proÀtieren Ausgerüstet mit einem kleinen Gerät und der von einem im Voraus deÀnierten Preis pro Ablese-App auf dem Postscanner, rücken sie Ablesung. Gleichzeitig vermeiden sie hohe Fix- aus. Abgelesen wird im Rahmen der Zustell- kosten, die ihnen entstehen, wenn sie eigene tour. Am meisten Arbeit fällt im Januar an, Leute fürs Ablesen beschäftigen.» wenn die Boten sämtliche Zähler der EKS able- sen müssen. Ein Glücksfall Was Heinz Germanns zehn Lernende in den Attraktiv ist die Dienstleistung aber nicht nur nächsten Jahren in Sachen Dienstleistung auf Anfang und Ausblick für Geschäftskunden, sondern auch für die der letzten Meile noch alles erwarten können, Die Zusammenarbeit zwischen der Post und Briefboten. Heinz Germann nennt nebst Kun- erfahren Sie im Interview mit Ulrich Hurni der EKS startete bereits im Oktober 2016. dennähe noch zwei weitere Gründe, weshalb (siehe Seite 13). Der Leiter PostMail wagt den Damals übernahm die Post für den Ostschwei- die Zusammenarbeit mit der EKS ein Glücksfall Blick in die Zukunft. zer Energiekonzern einen Ableseauftrag für sei: «Es ist eine interessante Tätigkeit, auf die ausgewählte Gebiete. Ohne den IT-Dienstleis- wir gut vorbereitet wurden und die mir Spass ter Avectris wäre es jedoch nie dazu gekom- macht. Ausserdem kann ich meine Leute besser men. Dieser hat die Idee der Zählerablesung auslasten – insbesondere jene, die 100 Prozent durch den Pöstler mitentwickelt und die App arbeiten.»
Schwerpunkt 13 «Sechs Mal pro Woche vor Ort an jeder Haustür» Werden die Briefzustellerinnen und -zusteller künftig Rasen mähen? Nein, sagt Ulrich Hurni, Leiter PostMail, und erklärt, warum PostMail auf der letzten Meile neue Angebote entwickelt. Interview: Rebekka Brönnimann / Foto: Adrian Moser Weshalb baut PostMail die Dienstleistungen auf der letzten Meile aus? Auf einzelne Kunden abgestimmte Logistik- lösungen setzen wir bei Bedarf schon lange um. Beim ergänzenden Geschäftsfeld «Letzte Meile» geht es jetzt darum, Lösungen zu Ànden, die multiplizierbar sind. Seit mehr als zehn Jahren nehmen die Briefmengen kontinuierlich ab. Ziel ist es also, regelmässig zusätzliche Erträge zu generieren und so schlussendlich auch Arbeits- plätze zu sichern. PostMail ist in der Lage, sechs Mal wöchentlich alle 4,1 Millionen Haushalte in der Schweiz zu erreichen. Und die Zustellerin- nen und Zusteller sind Vertrauenspersonen. Diese zwei Kriterien inspirieren uns und sind der Ursprung vieler interessanter Projekte auf der letzten Meile. Wie verändert sich das Berufsbild der Briefzu- stellerinnen und -zusteller durch die neuen Angebote? Das Berufsbild wird sich nicht grundlegend ver- ändern. Das Kerngeschäft spielt auch in zehn Ulrich Hurni, Leiter PostMail Jahren noch die Hauptrolle. Wie in der Vergan- genheit wird sich der Zustellberuf aber in ver- leiden. Wir achten darauf, dass zusätzliche Auf- te installieren, im Haushalt helfen, … Wird dies schiedenen Bereichen weiterentwickeln. In gaben an eher mengenschwachen Tagen erle- PostMail künftig auch tun? unserer Strategie haben wir festgehalten, dass digt werden können. Wenn dies nicht möglich Nein. Die französische Post offeriert beispiels- die ergänzenden Dienstleistungen zu unserem ist, können auch separate Zustellgänge geplant weise Dienstleistungen für die Betreuung älterer Kerngeschäft und damit zur heutigen Arbeit der werden. Das kostet jedoch entsprechend, und Menschen. Die Ànnische Post bietet sogar Gar- Zustellerinnen und Zusteller passen müssen: der Geschäftskunde muss bereit sein, dies zu tenarbeiten und das Rasenmähen an. Solche Wir holen und bringen Sachen, wir erheben bezahlen. Dienstleistungen sind nicht in Planung. Informationen, wir liefern nach Hause und wir erbringen Áexible postalische Dienstleistungen. Bei der Post stellt ja nicht nur PostMail Sendun- gen in Hausbriefkästen zu. Wie sehen Sie die Aber gerade die Erhebung von Informationen, bereichsübergreifende Zusammenarbeit auf der also beispielsweise an der Haustüre klingeln letzten Meile? und im Auftrag von Firmen Fragen stellen, fällt Das stimmt. Heute stellen PostMail, PostLogis- nicht jedem leicht … tics und einige Konzerngesellschaften Sendun- Das Gros der Zustellerinnen und Zusteller hat gen in Hausbriefkästen zu. Aber nur das Zustell- gerne Kundenkontakt. Was sicher nicht jeder- system von PostMail ist in der Lage, täglich alle manns Sache wäre, ist das aktive Verkaufen. Das Haushalte zu bedienen. Es ist jedoch gut mög- ist aber auch nicht unser Ziel. lich, dass wir unseren Geschäftskunden eine neue Dienstleistung auch bereichsübergreifend Wenn die Produktivität in der Zustellung gleich- anbieten. Wie beispielsweise bei Texaid, wo bleiben soll, aber der Zeitaufwand durch die PostMail die Säcke abholt und in den Kanal von neuen Dienstleistungen steigt, erhöht sich dann PostLogistics einspeist. nicht der Druck auf die Mitarbeitenden? Das Kerngeschäft hat immer Priorität, die Quali- Die französische Post will auf der letzten Meile tät darf durch die neuen Dienstleistungen nicht eine «universelle Anbieterin» werden: TV-Gerä-
14 Dialog Die Post 10 / 2017 «Jeder Patient bestimmt selbst, wer Digitales Gesundheitswesen und elektronisches Patientendossier: zwei Begriffe, die heute noch Misstrauen hervorrufen, die Post die ideale Partnerin für die Umsetzung des öffentlichen Gesundheitswesens ist. Interview: Claudia Iraoui / Foto: Monika Flückiger / Illustrator: Dennis Oswald, Branders Reaktionen Ergebnisse der September-Umfrage Patric Eggen, IT So gesehen könnten auch die Ge- Würden Sie der Post Ihre sundheitsdaten bei meinem Hausarzt gehackt werden und kommen so auch an die Öffentlichkeit. Und meine Fotosammlung zu Hause mit privaten Bildern kann genauso – oder wahr- medizinischen scheinlich noch einfacher – gehackt werden. Ich glaube, die Daten sind bei Daten an- vertrauen? der Post sicherer als bei mir zu Hause oder bei meinem Hausarzt. Charles Edouard Heiniger, P US Medizinische Daten unterliegen dem Berufsgeheimnis und somit auch dem Datenschutzgesetz. Die Post hält aber bereits das Postgeheimnis ein, daher gehe ich davon aus, dass dies auch beim Arztgeheimnis der Fall sein wird. Allerdings bin ich der Meinung, dass eine zentrale Datenbank nicht unbedingt optimal ist. Eine tragbare Patientenkarte, die auch bei einem Stromausfall verfügbar ist, wird ebenso notwendig sein wie ein Lesegerät für die Gesundheitsfachpersonen. Fabio Toschini, PN Ich sehe das Problem nicht. Mit der heutigen Digitalisierung lässt sich wohl alles überwachen, was wir tun – übers Handy, den Computer, durch Kundenkarten usw. Da können wir der Post auch unsere medizinischen Daten anvertrauen. Barbara Ruth Schatzmann, P Ich möchte grundsätzlich nicht, dass meine medizinischen Daten irgendwo sind ausser beim Arzt. eHealth Max Gissler, P SEND Lieber der Post als später bei einem amerikanischen Grosskonzern auf deren Jekami-Cloud. 64% 36% Mehr Reaktionen online: pww.post.ch/personal- Nein Ja zeitung > Archiv
Dialog 15 Zugriff auf seine Daten erhält» in einigen Jahren aber zum Alltag gehören werden. Martin Fuchs, Leiter Business & Sales E-Health, erklärt, warum gabe und Archivierung medi- Originaldokumente lokal bei Arztpraxen und zinischer Daten in der West- anderen Gesundheitsdienstleistern gespeichert schweiz, im Aargau, Thurgau sind, erhöht die Sicherheit zusätzlich. und in Graubünden an. Im Kanton Genf – dem einzigen Wie lässt sich dann erklären, dass so viele Leute Kanton, der der Bevölkerung E-Health misstrauen? schon heute ein EPD-ähnliches Weil wie bereits erwähnt noch zu viel Unklarheit Dossier anbietet – haben herrscht. Nur wenn man etwas genau versteht, schon über 27 000 Personen kann man Vertrauen aufbauen. Der Übergang zu eines eröffnet, und 80 Prozent E-Health ist eine grosse Veränderung, und die sind sehr zufrieden damit. braucht einfach ihre Zeit. Bis 2020 sollte die Lösung für die Bevölkerung verfügbar sein. Ich Was spricht für und was rechne damit, dass dann 10 bis 15 Prozent der gegen das EPD? Patienten ein EPD eröffnen. Es wird aber eine Es hat diverse Vorteile: Wer- Generation dauern, bis elektronische Gesund- den Daten über den Gesund- heitsdienste von mindestens der Hälfte der heitszustand einer Person sys- Bevölkerung akzeptiert werden. Martin Fuchs, Leiter Business & Sales E-Health tematisch gesammelt, können Diagnosen und Behandlungen Was kann die Post zu E-Health beitragen? 64 Prozent der befragten Personen würden ihre verbessert werden. Dies senkt auch die Gesund- Die Menschen werden immer älter, fast alle medizinischen Daten nicht der Post anvertrauen. heitskosten. Ein Beispiel: Wenn in meinem EPD haben Zugriff aufs Internet, und sei es nur übers Wie interpretieren Sie dieses Resultat? alle meine Impfungen gespeichert sind, kann vor Smartphone. Patienten werden zu Kunden und Für mich sagt es aus, dass punkto E-Health noch einer Reise rasch überprüft werden, ob eine Imp- Konsumenten. Wir nehmen unsere Gesundheit, einige Verwirrung herrscht. Die Umfrageteil- fung fehlt oder erneuert werden muss. Es gibt so lange und so gut wir das können, selbst in die nehmer sorgen sich vor allem um die Vertrau- jedoch auch ein Aber: Die vielen verschiedenen, Hand. Die Post kann uns dabei das Leben erleich- lichkeit ihrer Daten. Die Frage ist auch ein biss- isolierten Systeme, die gegenwärtig im Gesund- tern. Ich bin sicher, dass die Post für die Gesund- chen irreführend. Ich verstehe gut, dass wir heitsbereich genutzt werden, müssen miteinan- heit und Prävention aller Bürger eine immer unsere Daten nicht unserem Arbeitgeber anver- der vernetzt werden. Das braucht Zeit und Geld. wichtigere Rolle spielen wird, da wir viele Assets trauen. Dieser will diese auch gar nicht. Die Post Davon abgesehen Ànde ich es gut, dass die Pati- haben und mit unserem Postnetz, unseren würde höchstens – wie die PostFinance mit dem enten freie Wahl haben, ob sie ein EPD eröffnen Zustellern, der Verbindung von Warenlogistik Konto Geld sicher speichert – Informationen zur oder nicht. Den Ärzten müsste es meiner Mei- mit Informationslogistik und sogar mit neuen Gesundheit sicher speichern. Alle Daten bleiben nung nach gesetzlich vorgeschrieben sein. Mobilitätslösungen einen Rundum-Service ausschliesslich unter der Kontrolle der Mitarbei- anbieten können. Wir kümmern uns nicht nur tenden. Im Kontext des elektronischen Patien- Welche Dokumente werden im EPD gespei- um die Logistik der Informationen, sondern tendossier (EPD) ist es so oder so nicht die Post, chert? transportieren auch Waren, das heisst Medika- die die Daten verwaltet. Sie sind in Spitälern, Das EPD ist eine Art Verzeichnis der Dokumente, mente, Geräte, Laborproben usw. Ausserdem Labors und Arztpraxen gespeichert, das EPD ist die physisch in Kliniken, Apotheken oder Arzt- kommen unsere Briefträger an sechs Tagen pro nur ein Verzeichnis davon. Jeder Patient praxen hinterlegt, aber jederzeit zugänglich Woche bei den 4,1 Millionen Haushalten vorbei. bestimmt selbst, wer wann für wie lange Zugriff sind. Auch die Patienten selbst können in ihrem Wer weiss, vielleicht misst der Pöstler in Zukunft darauf erhält. Die Post kümmert sich lediglich EPD Informationen speichern, zum Beispiel ein mit dem Handscanner «Nemo» auch gleich im um die Logistik der Informationen, wie sie dies Brillenrezept, ihre Patientenverfügung oder ihre Auftrag meines Hausarztes meinen Blutdruck seit über 160 Jahren tut. Sie transportiert die Blutdruckwerte. und übermittelt diesen elektronisch. Briefe ja auch, ohne sie zu lesen. Ist die Lösung der Post wirklich sicher? Welche Rolle spielt die Post im Bereich Zu 100 Prozent! Die E-Health-Lösung der Post E-Health? ist zertiÀziert, und das Unternehmen unter- www.post.ch/ehealth Die Post bietet eine EPD-Lösung für die Weiter- steht dem Postgeheimnis. Die Tatsache, dass die Frage des Monats Nutzen Sie bereits Smarp, die App @ Schreiben Sie uns Ihre Meinung online: pww.post.ch/personalzeitung zum Teilen von Postinhalten? oder schriftlich an: Die Schweizerische Post AG, Redaktion «Die Post» (K12), Wankdorfallee 4, 3030 Bern
16 Leute Porträt Die Post 10 / 2017 Ein Tandem mit Mission Jean-Pierre Gagnebin ist Mitarbeiter von PostLogistics und fährt leidenschaftlich gern Velo. Seit 20 Jahren ist er mit seinem blinden Tandempartner auf Touren unterwegs. Die beiden entdecken dabei Europa vom Sattel aus. Text: Ruth Hafen / Fotos: Rolf Neeser Persönlich Jean-Pierre Gagnebin (56) Seit 26 Jahren bei der Post Zuerst bei der Brief-, dann bei der Paketpost Wohnt mit seiner Familie in Tavannes Hat drei Kinder: Timothée (24), Laurie (23), Delphine (20) Für seine Leidenschaft, das Tandemfahren, gibt er alle Ferien her Seit 20 Jahren ein eingespieltes Team: Jean-Pierre Gagnebin und Gérard Eschmann. «… drei, vier!» Wenn Jean-Pierre Gagnebin und sein Tan- Zum Beispiel der Jahrhundertsommer 2003, als sie von dempartner Gérard Eschmann losfahren, funktioniert das Courrendlin, wo Gérard wohnt, die rund 240 Kilometer auf immer nach dem gleichen Muster. Jean-Pierre zählt an und den Grossen Sankt Bernhard in zwei Tagen radeln. Diese dann gehts los, immer zuerst mit dem linken Pedal. Die Hitze! Diese Erschöpfung! Aber auch diese Zufriedenheit, so zwei sind seit 1997 ein eingespieltes Team – und ein beson- etwas geleistet zu haben. deres dazu. Gérard ist blind, seit er 20 ist. Eigentlich sei alles einem Zufall zu verdanken, erinnert sich Jean-Pierre. Unterwegs für einen guten Zweck Der 56-Jährige ist schon immer leidenschaftlich gern Velo Einige der eindrucksvollsten Strecken befahren Gérard und gefahren, auch Rennen. Und dann erzählt ihm ein Kollege Jean-Pierre mit vielen anderen Gleichgesinnten. Pro Retina bei der Post, dass er zusammen mit sehbehinderten und e. V., die deutsche Niederlassung von Retina International, blinden Menschen Sport treibe. Er kenne da einen, der gerne veranstaltet regelmässig europäische Tandemtouren. Dabei Tandem fahren würde. Ein Telefonat, man trifft sich, lernt will die Selbsthilfevereinigung auf die Probleme hinweisen, sich kennen – voilà, das Tandemteam ist gegründet. die Menschen mit Netzhautdegeneration haben. Menschen, «So ein Tandem ist wie eine Ehe. Man muss zusammenarbei- die wie Gérard an Retinitis pigmentosa erkrankt und blind ten, sonst funktioniert das nicht», sagt Jean-Pierre und geworden sind. Jean-Pierre erinnert sich besonders gerne lächelt verschmitzt. Klar, jeder habe da zu Beginn so seine an das Jahr 2006, das Jahr der Fussball-WM in Deutschland. Vorstellungen, wie es funktionieren solle – «und dann Àn- Die Tour führt von Berlin nach Zürich, und bei der ersten det man sich in der Mitte». Sonst gäbe das Spannungen. Etappe nach Leipzig werden sie auf der eigens für sie Oder noch schlimmer: Man lande im Strassengraben. Nach gesperrten Autobahn von Motorradpolizisten mit Blaulicht 20 Jahren als Team funktionieren Kommunikation und Koor- eskortiert. Oder 2008, Mainz–Rom, als sie mit Pro Retina dination sowieso meist ohne Worte. Interessanterweise Deutschland die 1500 Kilometer bewältigen und die rund erspüre Gérard schwierige Situationen oft schon im Voraus, 60 Fahrerinnen und Fahrer eine Tandem-Ehrenrunde auf der sogar bevor er selbst es bemerke, und nehme dann den Fuss Ferrari-Teststrecke in Maranello drehen dürfen. Unvergess- vom Pedal. lich. Einmal aber muss Jean-Pierre länger aussetzen. Im Jahr Immer neue Ziele 2015 stürzt er beim Training und bricht sich den Oberschen- Anfangs fahren die beiden ab und zu im Jura – Tandem light. kel. Es folgen eine Operation und sechs Wochen im Roll- Aber dann sticht sie der Hafer. Ein Ziel muss her: die «Romin- stuhl, dann sechs Monate Krankschreibung. Sein Glauben ger classic». Dafür lohnt es sich, zu trainieren. Und so fah- hilft ihm über die schwere Zeit hinweg. Und seine gute ren die beiden im Jahr 2000 von Vevey nach Crans-Montana. Grundkondition sowie sein Wille, bald wieder mit Gérard Von da an setzen sie sich immer neue Ziele. Jean-Pierre, auf dem Tandem zu sitzen. Damit es bald erneut heisst: sonst eher zurückhaltend, kommt beim Erzählen in Fahrt. «… drei, vier!»
Porträt Leute 17 «Ein Tandem ist wie eine Ehe. Man muss zusam- menarbeiten.»
18 Leute Reportage Die Post 10 / 2017 5VGHCP5VWV\WPF4QIGT4GWVGNGTVØHVGNPCPPGWGP4G\GRVGP 4QIGT4GWVGNGTXQTFGTCNVGP2QUVCWVQICTCIGFGT4QNH5VWV\#)KP1DGTNWPMJQHGP 4QIGT4GWVGNGTDGKFGT$KGTJGTUVGNNWPI&KG9CPFOKVFGPNGGTGP Eine richtige Bieridee Alkohol und ÖV haben idealerweise wenig miteinander zu tun. Eine Ausnahme bildet das Füürabigbier von Drüüklang Bräu. Es wird von zwei Mitarbeitern des PostAuto-Unternehmens Rolf Stutz AG gebraut und sorgt nach Feierabend nicht nur bei den PostAuto-Fahrerinnen und -Fahrern für gute Stimmung. Text: Sandra Gurtner / Fotos: Monika Flückiger Die beiden Hobbybrauer Stefan «Miller» Stutz und wird bei Drüüklang nämlich nicht nur an eigenen Roger «Rossi» Reuteler sind bereits seit Tagesan- Bierrezepten, sondern auch immer wieder an bruch daran, Hopfen, Malz und lokales Quellwas- deren Umsetzung. Regelmässig hecken die beide ser in verschiedene Biersorten zu verwandeln. In Freunde neue Pläne aus. «Bier trinken und philoso- der alten Postautogarage der Rolf Stutz AG in Ober- phieren» nennen sie das dann. lunkhofen heizen sie hierzu etwa einmal im Monat die Kessel ein. Heute stehen zwei davon auf einem Nächster Halt: Pneu Bar Tisch und unmittelbar darunter zwei weitere auf Und genau so ist ihre Bieridee auch entstanden: einer Töff-Hebebühne. «Das macht das Umfüllen Beim monatlichen Fahrerstamm der Rolf Stutz AG bequemer», erklärt Rossi die unkonventionelle haben sie sich dazu entschlossen, ein eigenes Fei- Ausstattung ihrer Braugarage. Herumgetüftelt erabendbier für die PostAuto-Fahrerinnen und
Reportage Leute 19 Der Herstellungsprozess muss laufend überwacht werden. $KGTƃCUEJGPKO*KPVGTITWPF\GWIVFCXQPYQJGTFKG+PURKTCVKQPFGT\YGK*QDD[DTCWGTMQOOV &KGXGTUEJKGFGPGP$KGTUQTVGPVTCIGPCNNG2QUVCWVQPCOGP -Fahrer zu brauen. Dass ein Bier von PostAuto-Fah- fahrt Namens Gaspedal, die so beliebt war, dass arbeitet sie ausserdem zu Seife», so Rossi. Das rern für ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen mit wir sie schon mehrmals nachgebraut haben», scheint zu gefallen: Oft sind alle Drüüklang-Biere einer gehörigen Portion Postautobezug ausgestat- erklärt Miller begeistert. wenige Tage nach dem Brauen bereits vergriffen. tet ist, erstaunt nicht. Miller und Rossi verstehen Hält diese Entwicklung an, könnten sich Miller und es aber, diesen geistreich einzusetzen: Der Name Jeder Schritt von Hand Rossi vorstellen, ihre Bier- in eine Geschäftsidee ist abgeleitet von einem Dreiklanghorn, die Eti- Das Drüüklang Füürabigbier Àndet unterdessen umzuwandeln. «Jetzt bauen wir den Raum aber kette zeigt den Kühler eines alten Postautos und auch fernab der Fahrer-Community Anklang: «Wir erst einmal zu einer richtigen Kleinbrauerei um», ausgeschenkt werden ihre Bierkreationen am Fei- sind momentan mit ein paar Restaurants in der sagt Miller und schaut dabei verheissungsvoll in erabend in der Pneu Bar auf dem Gelände der Rolf Region im Gespräch und beliefern immer wieder die die alte Postautogarage. Stutz AG. Hier wird per Mehrfahrtenkarte bezahlt, private Anlässe. Lokale Produkte und insbesondere die in Selbstkontrolle abgeknipst wird. «Hie und da Craft Beer erleben aktuell eine Renaissance. Die fährt auch mal jemand schwarz», äussert sich Mil- Leute vertrauen auf regionale Handarbeit», erklärt Bier zu gewinnen ler amüsiert zur Disziplin der Fahrer. Das Postauto Miller die steigende Nachfrage. In der Tat wird bei Wir verlosen dreimal drei Drüüklang-Biere. Wenn Sie stand auch für die Namen der Biersorten Modell: Drüüklang jeder Schritt von Hand ausgeführt: Vom gewinnen möchten, schreiben Sie uns ein E-Mail an Das «Fernlicht» ist ein helles Dinkelbier, das Design der Etikette über das Brauen bis zum Abfül- redaktion@post.ch oder schicken Sie eine Postkarte «Bremslicht» ein geschmeidiges Amber und der len und Verschliessen mit der Deckelimaschine an Redaktion «Die Post», Wankdorfallee 4, 3030 Bern «Nachtbus» ein rauchiges Porter. Die «Extrafahrt» stammt hier alles aus einer bzw. vier Händen. Auch (Stichwort Drüüklang-Biere). hingegen wechselt häuÀg ihren Kurs und bietet die Zutaten sind, wenn immer möglich, aus der Miller und Rossi Freiraum für immer neue Kreatio- Region, und die beiden achten darauf, dass die Bei- nen: «Ein Mitarbeiter wollte unbedingt sein eige- produkte des Brauprozesses weiterverwendet nes Bier brauen. Diesen Wunsch haben wir ihm werden: «Mit unserer Drêche backen wir z. B. Brot www.druuklang-braeu.com zum Geburtstag erfüllt. Entstanden ist eine Extra- oder füttern die Hühner. Ein Restaurant im Ort ver-
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