Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung

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Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
10 / 2017                    P.P.
                                                     3030 Bern
                        Für unsere Mitarbeitenden    Post CH AG

                        www.post.ch/online-zeitung

Letzte Meile,
goldene Meile?
Schwerpunkt – Seite 8

Muskeln trainieren
und gewinnen!
Aktuell – Seite 3

Jean-Pierre Gagnebin
Tandemfahrt
für Blinde
Porträt – Seite 16
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
2                 Editorial                          Inhalt                                   Die Post 10/ 2017

Blick in die Zukunft
Mirella Zanzi bringt an manchen Tagen
nebst Briefen auch gerne ofenfrisches
Brot oder Kisten mit saisonalen
Früchten und Gemüse. «Wir müssen uns
an die neuen Kundenbedürfnisse                         Reportage
anpassen – nicht zuletzt, weil unsere
Arbeit weniger geworden ist» (siehe                   18 Eine Bieridee
Schwerpunkt Seiten 8 bis 13).                                 Zu Besuch in einer alten Postauto-
Zwar sorgt der Rückgang bei den Brief-
mengen bei PostMail für einiges Kopf-
                                                              garage, in der einmal im Monat
zerbrechen. Aber der Bereich hat das                          Drüüklang-Bier gebraut wird.
Problem frühzeitig erkannt: So stellen
die Mitarbeitenden heute neben Briefen
auch Volg-Einkäufe und regionale
Produkte zu und holen Altkleider,
Bücher fürs Brockenhaus oder Batterien
ab. Mirella Zanzi ist überzeugt davon,              Aktuell
dass dies der richtige Weg ist – auch               5 «Hello from San Francisco!»
wenn sich dadurch das traditionelle                       Pöstlerin Nastassja Schuettel befasst sich
Bild des Pöstlers verändert.                              im Silicon Valley auch mit Chatbots. Diese
Schliesslich kommt das Zustellpersonal                    digitalen Assistenten beantworten bei
sechs Mal pro Woche bei über 4 Milli-                     PostFinance Kundenfragen.
onen Haushalten vorbei. Und wer
weiss: Vielleicht wird der Pöstler gerade           Schwerpunkt
dank dieser Áächendeckenden Präsenz                 8 Letzte Meile
eines Tages – wie es Martin Fuchs,                        Die Briefmengen sinken. Dem begegnet
Leiter Business & Sales E-Health,                         PostMail, indem der Bereich eine Palette
vorhersagt – zu einem unverzichtbaren                     von neuen Dienstleistungen auf der
Bestandteil des nationalen Gesund-                        letzten Meile entwickelt.
heitswesens. Sie fragen sich, was er                                                                              Personal
damit meint? Lesen Sie unser Interview              Dialog                                                        21 Alfons Jaggi
auf Seite 14.                                       14 E-Health                                                         Die Arbeit bei der Post
                                                          Das Misstrauen ist gross, wenn es um das                      hat eine lange Tradition
                                                          digitale Gesundheitswesen geht. Martin                        in der Familie Jaggi:
                                                          Fuchs, Leiter Business & Sales E-Health,                      Bereits als 20-Jähriger
                                                          gibt Entwarnung.                                              stieg Alfons Jaggi in
                                                                                                                        die Fussstapfen seines
Claudia Iraoui, Leiterin Redaktion                                                                                      Vaters.

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Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
Aktuell                        3

Mit dem richtigen Handgriff
gewinnen
Kommt bei My Post 24-Automaten und vor allem bei QoQa* der Humor ins Spiel, sind unverhoffte
und schöne Überraschungen garantiert.
Text: François Praz / Christian Suter

                                                                             Ist zum Scannen des QR-Codes ein spezi-
                                                                             eller Handgriff erforderlich, um bei einem
                                                                             My Post 24-Automaten sein Paket abzu-
                                                                             holen? Dies überlegt sich ein Sportler im
                                                                             Film auf www.scanchallenge.ch. Er trai-
                                                                             niert bereits kurz nach dem Aufstehen
                                                                             intensiv seinen Unterarm mit repetitiven
                                                                             Trockenübungen. Ein kleines Aufwärmen
                                                                             genügt, und man ist bei der grossen
                                                                             Schatzsuche in den My Post 24-Automa-
                                                                             ten dabei, die die Post vom 16. bis 29. Ok-
                                                                             tober 2017 mit ihrem Partner QoQa orga-
                                                                             nisiert.
                                                                             Das Prinzip ist einfach: Man geht auf
                                                                             www.scanchallenge.ch, wählt einen der
                                                                             85 in der ganzen Schweiz verteilten
                                                                             Automaten, gibt Namen, Vornamen und
                                                                             E-Mail-Adresse ein, begibt sich zum Auto-
                                                                             maten, scannt den erhaltenen QR-Code –
                                                                             und wenn sich ein Fach öffnet, hat man
                                                                             gewonnen. Es winken tolle Preise, etwa
                                                                             ein Mini One, iPhones 8 und viele weitere
                                                                             Überraschungen. Auch Postmitarbei-
                                                                             tende können bei der Schatzsuche teil-
                                                                             nehmen, sofern sie nicht an deren Ausar-
                                                                             beitung beteiligt waren. Der Vorteil bei
                                                                             dieser Aktion liegt auf der Hand: Erstmals
                                                                             werden potenzielle Nutzer mit dem
                                                                             Automaten konfrontiert und von seinen
                                                                             praktischen und benutzerfreundlichen
                                                                             Vorzügen überzeugt werden.

                                                                                       www.scanchallenge.ch

                                                                             QoQa
                                                                             Ein Otter als Maskottchen, ein Porsche
                                                                             ]XPKDOEHQ3UHLVJHSÁDQ]WH
                                                                             Bäume in Vietnam, Übernachtungen in
                                                                             Traumhotels, leckere Rezepte und Gour-
                                                                             met-Abenteuer. Über 500 000 begeisterte
                                                                             Qommunity-Mitglieder lassen sich jeden
                                                                             Tag von Experten mit neuen Angeboten
                                                                             überraschen. Und das immer zum
                                                                             besten Preis der Schweiz.
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
4                       Aktuell                                                                   Die Post 10 / 2017

«Beim Weltpostverein verschwinden keine
Studien in der Schublade»
Gemäss einer Studie der UPU ist die Schweizerische Post Weltklasse. Nicht zuletzt dank des grossen Engagements
der Mitarbeitenden. Interview mit Pascal Clivaz, stellvertretender Generaldirektor Weltpostverein.
Text: Björn Buri

Die Schweizerische Post belegt in der aktuellen Studie «Integrated Index for Postal Develop-
ment» des Weltpostvereins (UPU) den ersten Platz. Anlässlich des «World Post Day» am 9. Okto-
ber fand die feierliche Preisverleihung am Hauptsitz des Weltpostvereins in Bern statt. Die Stu-
die verglich weltweit 170 Postorganisationen anhand von vier Themenfeldern: Reliability,
Relevance, Reach und Resilience. In drei der vier Kriterienkataloge erreichte die Schweizerische
Post die höchste Punktzahl und führt damit die Rangliste vor Frankreich und Japan an.

                            Herr Clivaz, die          Die erstmals durchgeführten Analysen der
                            Schweizerische Post       Forscher der UPU erklären zum Teil, weshalb
                            belegt den ersten Platz   die Schweizerische Post vor Japan und Frank-
                            – für Sie ein überra-     reich zuoberst auf dem Podium steht. Das
                            schendes Ergebnis?        Erfolgsrezept ist relativ einfach, aber wirk-
                            Überhaupt nicht. Es       sam: diversifizierte, weltweite Aktivitäten,
                            zeigt, dass die getrof-   konstante, äusserst hohe Servicequalität und
                            fenen Entscheidun-        nachhaltige Wirtschaftsmodelle in den ver-
                            gen die richtigen         schiedenen Kompetenzbereichen der Post.
                            waren und dass sich
Pascal Clivaz, stellvertre-
                            das Wirtschaftsmo-        Die UPU verfügt mit der «2IPD» über einen
tender Generaldirektor
                            dell der Schweizeri-      internationalen Vergleich zur weltweiten posta-
Weltpostverein
                            schen Post konstant       lischen Versorgung – eine weitere Studie, die in
                            weiterentwickelt hat.     der Schublade verschwindet?
Der integrierte Index für postalische Entwick-        Beim Weltpostverein verschwinden keine Stu-
lung ist ein Forschungsinstrument und die             dien in der Schublade, denn um zu wissen,
weltweite Referenz für die Positionierung             wohin der Weg führt, muss man immer verste-
unserer Mitglieder, aber auch ein wesentli-           hen, woher man kommt. Der Index setzt sich
ches Bewertungstool für die Politik und die           aus über drei Milliarden Datensätzen zusam-
Lösungen, die der Weltpostverein (UPU) emp-           men, die 2016 erhoben wurden. Er ist nun das
fiehlt.                                               wichtigste Bezugssystem und wird jedes Jahr
                                                      veröffentlicht.
Wodurch zeichnet sich das gute Abschneiden
der Schweizerischen Post besonders aus?

Schweiz statt Vietnam
Ab November 2017 lässt die Post nicht lesbare Adressen von Sendungen mit Zusatzleistungen in der Schweiz
maschinell extraktionscodieren. Sie liefert damit einen Beitrag zum Erhalt von inländischen Arbeitsplätzen.
Text: Benjamin Blaser

                            Extraktionscodierung ist die vollständige Entzifferung und      Extraktionscodierung von Briefsendungen mit Zusatzleistun-
                            Erfassung von maschinell nicht lesbaren Briefadressen am        gen wie Einschreiben in den Logistikzentren Retourenverar-
                            Bildschirm. Die Post hat dieses Verfahren im Sommer 2016        beitung und Videocodierung (LRV) in Chur und Sion ein. Dort
                            mit Mitarbeitenden von Swiss Post Solutions in Vietnam          sollen täglich rund 25 000 Briefadressen entziffert werden.
                            erfolgreich getestet. Aufgrund der Reaktionen von Politik und
                            Öffentlichkeit hat die Post im Frühjahr 2017 entschieden, die
                            Extraktionscodierung in Vietnam nicht umzusetzen.
                            Stattdessen führt die Post nun im kleineren Rahmen die
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Aktuell                     5

Der Chatbot fragt: «Wer bist du?»
Wie kann ich ein Konto eröffnen? Viele Kundenfragen wiederholen sich. Mit dem digitalen Assistenten erhalten
Websitebesucher von PostFinance seit August sofort eine Antwort.
Text: Sandra Gonseth

                          Die Zahlen sprechen für sich: Rund 2,7 Millionen Anrufe und          worten zu sozialen Kommunikationsinhalten wie ‹wer bist du›
                          500 000 E-Mails beantwortete das Kontaktcenter von Post-             oder ‹wie heisst du›», sagt Christa Jehle. Damit die Antworten
                          Finance im vergangenen Jahr. Viele dieser Anfragen sind immer        möglichst kundengerecht sind, wurde der digitale Assistent im
                          die gleichen. Deshalb werden die zehn am häuÀgsten gestellten        Vorfeld der Lancierung von Postmitarbeitenden auf Herz und
                          Fragen seit August einem digitalen Assistenten, dem sogenann-        Nieren getestet. «Die Rückmeldungen waren sehr nützlich für
                          ten Chatbot (siehe unten), überlassen. «Mit der Automatisierung      die Weiterentwicklung des Inhalts», betont Christa Jehle. Der
                          wollen wir erreichen, dass die Fragen schneller und zielführen-      Chatbot bleibt auch weiterhin lernfähig. Anhand der Fragen von
                          der beantwortet werden können», erklärt Christa Jehle, Projekt-      Kunden wird er laufend mit neuen Inhalten gefüllt. Und falls der
                          leiterin digitaler Assistent. Zusätzlich wurde der digitale Assis-   Assistent doch einmal nicht mehr weiter weiss oder die Frage
                          tent ebenfalls mit postspeziÀschem Inhalt gespeist und kann          den persönlichen Kontakt zu einem PostFinance-Mitarbeitenden
                          deshalb beispielsweise auch die Frage nach einem vermissten          bedingt, leitet er den Kunden an das Kontaktcenter weiter.
                          Paket beantworten.

                          Der Chatbot ist lernfähig
                          Doch wie funktioniert der digitale Assistent? «Damit er ein rich-
                                                                                                        ZZZSRVWÀQDQFHFKGHXQWHUQHKPHQ
                          tiges Gespräch simulieren kann, greift der Chatbot auf Produkt-
                                                                                                        VXSSRUWFKDWKWPO YRUHUVWQXULQ'HXWVFK
                          und Dienstleistungsinformationen zurück, aber auch auf Ant-

         Hello from
         San Francisco!
         «Ich absolviere gegenwärtig einen Studienaufent-
         halt im Silicon Valley und befasse mich hier mit
         der Entwicklung des Kundendialogs (Chatbots
         und künstliche Intelligenz). Die Internetriesen
         (Google, Facebook, IBM usw.) und viele Start-ups
         sind daran, die Zukunftstechnologien zu entwi-
         ckeln, die Konsumenten bald schon nutzen wer-
         den, um mit den Marken zu kommunizieren. Was
         ich hier sehe, zeigt mir, dass wir am Anfang einer
         technologischen und sozialen Revolution stehen.
         Ich habe die Möglichkeit, zahlreiche Veranstal-
         tungen zu besuchen und mich mit Fachleuten
         auszutauschen. Mein Büro beÀndet sich bei
         swissnex in San Francisco. Swissnex ist eine Orga-
         nisation des Bundes und hat den Auftrag, die
         Schweiz mit den USA zu vernetzen, um dadurch
         Innovationen zu fördern. Dank dem Programm
         ‹Study Trip› der Post kann ich mich nun während
         acht Wochen vertieft mit meinem Themenbe-
         reich auseinandersetzen.»
         Nastassja Schuettel, Spezialistin Dialog und
         Community bei der Post, in den Büroräumlichkei-
         ten von swissnex in San Francisco.
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
6                      Aktuell                                                                      Die Post 10 / 2017

Digitalisierung erleben
$P1RYHPEHUÀQGHWGHUHUVWH6FKZHL]HU'LJLWDOWDJVWDWW$XFKGLH3RVWLVWPLWGDEHL
7H[W0DWKLDV)RUQ\

                                                                               Am 21. November 2017 geht der erste Schweizer Digitaltag über die
                                                                               Bühne: Mehr als 40 Unternehmen und Institutionen aus allen Landestei-
                                                                               len präsentieren im Rahmen von mehr als 80 Veranstaltungen gemein-
                                                                               sam digitale Chancen für die Schweiz.
                                                                               Die Post wartet ihrerseits mit einem breit gefächerten Programm an ver-
                                                                               schiedenen Standorten auf: vom Tag der offenen Tür am Hauptsitz in
                                                                               Bern über Besucherführungen in den Brief- und Paketzentren bis hin
                                                                               zum IT-Workshop für Schülerinnen und Schüler.
                                                                               Eine Übersicht über die Angebote der Post sowie entsprechende Anmel-
                                                                               demöglichkeiten Ànden sich unter ZZZSRVWFKGLJLWDOWDJ. Auf der ofÀzi-
                                                                               ellen Website des Digitaltags unter KWWSGLJLWDOWDJVZLVV werden die
                                                                               Aktivitäten aller teilnehmenden Unternehmen vorgestellt.

Riesiger Sprachenschatz
Text: Claudia Iraoui

                                       Seit über einem Jahr haben die Kundenberater PostNetz        Damit verfügt sie über ein riesiges Sprachenkapital.
                                       die Möglichkeit, auf ihrem Namensschild anzugeben,           Rund 40 Prozent der Mitarbeitenden, die Namensschil-
                                       welche Sprachen sie sprechen. Die Idee basiert auf der       der neu bestellen, machen von dieser Möglichkeit
                                       Annahme, dass es zu einem positiven Kundenerlebnis           Gebrauch. Und die Kunden freut es.
                                       beiträgt, wenn diese in ihrer Muttersprache bedient
                                       werden. Ziel der Initiative ist es auch, die Mehrsprachig-
                                       keit der Mitarbeitenden gewinnbringend zu nutzen.
                                       Schliesslich beschäftigt die Post Menschen aus 140 Län-
                                       dern, die rund 75 verschiedene Sprachen sprechen.

Innovator des Monats

     Datenbrillen für Pöstler
     Lucas Heusser von PostMail (PM41) leitet ein       Kurzem Tests, bei denen die Adressen an einem
     Projekt, bei dem der Einsatz von Datenbrillen in   Sortiergestell nicht mehr physisch angeschrie-
     der Brief-Zustellvorbereitung getestet wird.       ben sind. Dem Datenbrillen-Träger werden die
     Datenbrillen wie die Hololens von Microsoft        Adressen stattdessen digital angezeigt. Damit
                                                                                                                                          zum Film
     ermöglichen das Einblenden von Informatio-         können die Fächer nach alphabetischer Reihen-
     nen im Blickfeld der Benutzer. Solche Mixed-       folge befüllt werden. Die Person, die die Zustel-
     Reality-Geräte machen die Sortierschemen ein-      lung vorbereitet, kann so ohne Tourkenntnisse
     facher erlernbar und Áexibler. So laufen seit      Briefe schneller einfächern.
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
Aktuell                           7

Kurz notiert
                                                                                                                                          4

                5 Jahre
     1                                                      3

1     Zahl des Monats                  2  Fehlerhafte                         3   Anlaufstelle für                   4   Arbeiten an                        5  Auch Sozialplan für
                                       #FTGUUGPRƃGIGP                        FKIKVCNGP*CPFGN                       verschiedenen Orten                    Kadermitarbeitende

Vor fünf Jahren gründeten die          Jede fünfte Versandadresse ist laut    Der Bereich «E-Commerce &              Mitarbeitende, die ein Notebook        &KG2QUVDGƂPFGVUKEJ\WT\GKVKP
Schweizerische Post und die fran-      einer aktuellen Studie fehlerhaft.     Digital Experience» von Post-          besitzen und deren Aufgaben            einer tiefgreifenden Transforma-
zösische La Poste das Joint Venture    Deshalb gehen viele Sendungen          Logistics heisst seit Anfang Oktober   dies zulassen, können postinterne      tion ihrer Organisation. Die Post,
Asendia. Im Vordergrund stand          als unzustellbar an den Absender       «Competence Center Digital             «Third Places» nutzen. Dies sind       syndicom und transfair haben einen
dabei für die Post, den Import in      zurück. Um solche Retouren zu          Commerce». Es fokussiert sich          Post-Büroarbeitsplätze, die zentral    Sozialplan für Kadermitarbeitende
die Schweiz zu sichern und im          vermeiden, lohnt es sich für Unter-    noch stärker auf die Beratung von      in Aarau, Basel, Chur, St. Gallen,     vereinbart. Er regelt Abfederungs-
internationalen Geschäft Synergien     nehmen, ihre Adressen elektronisch     Händlerkunden und positioniert         Lausanne, Luzern, Neuchâtel, Olten,    massnahmen im Fall von Reorgani-
mit einem anderen grossen Post-        zu aktualisieren. Der Onlinedienst     sich als zentrale interne Anlauf-      Solothurn, Sursee und Zürich gele-     sationen für Mitarbeitende im obe-
unternehmen zu nutzen. In den          #FTGUURƃGIG1PNKPGFGT2QUV           stelle für den digitalen Handel. Im    gen sind. Die Buchungsinformati-       ren und mittleren Kader der Schwei-
vergangenen Jahren verschob sich       analysiert kostenlos die hochgela-     Zentrum steht dabei das Schaffen       QPGPƂPFGPUKEJCWH2QUV%QPPGEV       zerischen Post AG, Post CH AG,
der Fokus vom klassischen interna-     denen Adressen und meldet unter        eines positiven Kundenerlebnisses      unter «Third Places». Seit rund        bei PostAuto und PostFinance. Die
tionalen Briefgeschäft immer mehr      anderem zurück, wie viele davon        während des gesamten Kaufpro-          einem Jahr werden die «Third           Entscheidungsgremien der Sozial-
zum boomenden Kleinwarenver-           nicht korrekt sind. Gleichzeitig mit   zesses – also vom Erstkontakt bis      Places» getestet. Anfang 2018          partner müssen das Ergebnis der
sand. Bereits im nächsten Jahr wird    der Analyse erhalten die Nutzer        zum Verkaufsabschluss.                 YKTFØDGTFKGFGƂPKVKXG'KPHØJTWPI    Verhandlungen noch gutheissen.
das Joint Venture seinen Umsatz        eine elektronische Offerte für                                                entschieden.                           Unter dem Vorbehalt des noch aus-
auf über 1 Mrd. Euro steigern          das Bereinigen der fehlerhaften                                                                                      stehenden Genehmigungsprozesses
können. 2012 lag der Umsatz noch       Adressen.                                                                                                            tritt der Sozialplan für Kader am
bei 400 Millionen Euro.                                                                                                                                     1. Januar 2018 in Kraft.

                                      ZZZSRVWFKDGUHVVSÁHJHRQOLQH

                                                                                                                                                                    Agenda
Sportlich in die Wintersaison                                                                                                                                       Eishockey-
                                                                                                                                                                    Nationalmannschaft
                                Post-Squashturnier                                                              Teamanlass am Silvesterlauf                         8.11.2017, SUI–CAN
                                4. November 2017, Nachmittag,                                                   10. Dezember 2017, Zürich                           Tissot-Arena, Biel
                                Kehrsatz                                                                        Laufe mit einem 4er-Team den Zürcher Silvester-
                                                                                                                                                                    Berufsmesse Zürich
                                Bereits zum fünften Mal steht diesen Herbst                                     lauf (Kategorie «Run for Fun», total 5 km) und
                                                                                                                                                                    21. – 25.11.2017
                                das Squashturnier für Postmitarbeitende auf                                     geniesse danach den Laufsaisonabschluss bei
                                                                                                                                                                    berufsmessezuerich.ch
                                dem Programm. Interessierte Mitarbei-                                           Glühwein und Häppchen. Für die Teamrangierung
                                tende können sich in kollegialem Rahmen                                         zählen die besten drei Laufzeiten. Melde dein
                                umkämpfte Ballwechsel liefern.                                                  Team jetzt an.

www.postactivity.ch                                                                                                   Weitere Veranstaltungen unter: www.post.ch/online-zeitung/agenda
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
8                    Schwerpunkt                             Die Post 10 / 2017

    Die letzte Meile unter der
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                                   KMU
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
Schwerpunkt                       9

                 Es ist kein Geheimnis: Die Briefmengen sinken. Was

Lupe             ist zu tun? Eine mögliche Antwort ist die Entwick-
                 lung neuer Dienstleistungen auf der letzten Meile.
                 Wir wollen wissen, wie PostMail das angeht und
                 was Zustellerinnen und Zusteller dazu sagen.
                 Text: Lea Freiburghaus / Illustration: Fanny Güdel, Christina Messerli

                 Das Medienecho war gross, als Volg und die Post vor zwei Jahren
                 ihren Pilotversuch für einen Heimlieferservice vorstellten. Inzwi-
                 schen ist aus dem Projekt eine Dienstleistung geworden, die Volg
                 ihren Kunden in rund 1200 Ortschaften in der Deutschschweiz anbie-
                 tet. Das Prinzip ist einfach: Die Briefzusteller der Post holen die Bestel-
                 lungen in den Volg-Filialen ab und bringen die Waren zu den Kunden
                 – während ihrer normalen Zustelltour.

                 Das Kerngeschäft stützen
                 Aber warum schlüpft die Post immer öfter in die Rolle der Logistik-
                 partnerin? «Seit mehr als zehn Jahren nehmen die Briefmengen kon-
                 tinuierlich ab», so Ulrich Hurni (siehe Seite 13). Der Mengenrückgang
                 an adressierten Sendungen betrug 2016 3,8 Prozent. «Ziel ist es also,
                 regelmässig zusätzliche Erträge zu generieren.» Diese sollen das pos-
                 talische Kerngeschäft ergänzen und stützen. Ausserdem garantieren
                 die neuen Services den Zustellern eine bessere Auslastung, was mit-
                 hilft, langfristig Vollzeitstellen erhalten zu können.
                 Die Zusteller von PostMail seien geradezu prädestiniert, solche
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                 Dienstleistungen zu übernehmen, meint Ulrich Hurni. Sie kommen
                 sechs Mal die Woche bei über vier Millionen Haushalten in der gan-
                 zen Schweiz vorbei. So können sie auf der Zustelltour mit wenig Auf-
                 wand neue Aufgaben für Dritte ausführen. Das ist nicht nur unter
                 wirtschaftlichen, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten
                 sinnvoll.
                 Höchste Priorität hat aber stets die hohe Qualität im Kerngeschäft.
                 Der heutige Grundversorgungsauftrag – das pünktliche Zustellen
                 von Briefen, Zeitungen und Kleinwaren- sowie Werbesendungen –
                 muss auch künftig sichergestellt sein.

                 Holen, bringen, Informationen erheben
                 Der Volg-Heimlieferservice ist vielleicht die bekannteste – weil am
                 weitesten verbreitete – Dienstleistung im Bereich «Holen und Brin-
                 gen». Sie ist aber nicht die einzige: Ähnlich funktioniert beispiels-
                 weise die Zustellung regionaler Produkte (siehe Seite 12). Oder umge-
                 kehrt: Der Pöstler holt Waren wie Altkleider, Recyclingmaterial oder
                 Artikel fürs Brockenhaus ab (siehe Seiten 10 und 11).
                 Weiter erheben die Zusteller für Dritte auch Informationen. Dazu
                 gehört das Ablesen von Stromzählern (siehe Seite 12). Weitere Pilot-
                 versuche in diesem Bereich Ànden zurzeit statt.
                 Um all diese Projekte zügig voranzutreiben, hat PostMail das ergän-
                 zende Geschäftsfeld «Letzte Meile» zu einem strategischen Schwer-
                 punkt erklärt. Ein Team von Projektleitern sorgt dafür, dass in den
                 nächsten drei Jahren neue Dienstleistungen gefunden, getestet und
                 lanciert werden.

                 Neue Dienstleistungen, verändertes Berufsbild
                 Was halten die Briefzusteller von den neuen Services? Und wie verän-
                 dert sich dadurch ihr Berufsbild? «Es ist ein gutes Zusatzgeschäft für
                 die Post», meint Zustellerin Miriam Casura aus Zürich. Und Heinz Ger-
                 mann, Berufsbildner und Teamleader in Schaffhausen fügt an: «Es ist
                 eine interessante Tätigkeit, die Spass macht. Ausserdem kann ich
                 meine Leute besser auslasten.» Für Ulrich Hurni ist klar: «Das Berufs-
                 bild wird sich nicht grundlegend verändern.» Die ergänzenden Dienst-
                 leistungen müssten zur heutigen Arbeit der Zusteller passen.
Tandemfahrt für Blinde - Jean-Pierre Gagnebin 10 / 2017 - Personalzeitung
10                  Schwerpunkt                                                                  Die Post 10 / 2017

Das passiert auf der letzten Meile:
Ein Pilotversuch kurz vor der Durchführung, einer kurz vor Abschluss und drei Dienstleistungen, die sich etabliert
Geschäftskunden neue Ideen vorantreiben.

Altkleidersammlung
                                                    Inshop-Sammelsystem in ausgewählten Textil-         Haushalte verteilt – inklusive einem Flyer, auf
                                                    fachgeschäften.                                     dem das Angebot beschrieben ist.
                                                    Weil die klassische Strassensammlung – Samm-        Didier Bourquin und seine Kollegen haben
                                                    lung zu einem bestimmten Tag – speziell in          bereits Erfahrung mit der Kleidersammlung
                                                    ländlichen und stadtnahen Gebieten den ökolo-       gemacht. Er sieht in ihr eine willkommene
                                                    gischen und ökonomischen Kriterien von Texaid       Abwechslung. «Für einmal bringe ich die Ware
                                                    nicht mehr entsprach, stellte sie das Unterneh-     nicht, sondern nehme sie mit», meint der Zustel-
                                                    men vor gut einem Jahr ein. Ein sinnvoller          ler aus Renens. Zwar befördere er während eines
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                                                    Ersatz wurde gesucht. Zusammen mit PostMail         Sammelmonats mehr Volumen, der zeitliche
                                                    und einem weiteren Unternehmen aus der Bran-        Mehraufwand sei jedoch nur gering. Und wenn
                                                    che entwickelte Texaid die Idee, die Kleidersäcke   mal nicht alle Säcke Platz haben, dann nimmt er
                                                    von Zustellern sammeln zu lassen – und zwar         sie am Folgetag mit.
                                                    während ihrer normalen Tour.                        «Die neue Aufgabe wurde gut aufgenommen in
                                                    Im Oktober 2016 führte die Post im Raum Luzern      meinem Team. Verspätung bei der Zustellung
Wer kennt sie nicht? Die weissen Säcke mit roter    einen Pilotversuch durch. Dieser war so erfolg-     gab es deswegen bis jetzt nie», zeigt sich der
Aufschrift, die immer dann zum Einsatz kom-         reich, dass sich Texaid entschieden hat, ab Feb-    50-Jährige zufrieden. Und was hält er grund-
men, wenn man den Kleiderschrank ausmistet.         ruar 2017 die meisten Kantone via Post abzude-      sätzlich davon, dass die Post Dritten neue
Sie stammen von Texaid und werden eingesetzt,       cken.                                               Dienstleistungen auf der letzten Meile anbietet?
um gebrauchte Schuhe, Kleidung und Haus-                                                                «Das Ànde ich sehr gut. Es gibt uns Zustellern
haltstextilien zu sammeln.                          Willkommene Abwechslung                             Arbeit, wodurch Arbeitsplätze erhalten werden
                                                    Seither sammeln die Postboten jeweils während       können.»
Ökologische Alternative gesucht                     eines Monats von Montag bis Freitag auf ihrer
40 000 Tonnen Alttextilien jährlich sammelt das     Zustelltour die Altkleidersäcke, die beim Haus-
Unternehmen in der Schweiz – in Containern,         briefkasten bereitstehen. Die Säcke werden im
mittels Strassensammlung sowie über ein             Vormonat mit PromoPost an die entsprechenden

Waren fürs Brockenhaus
Die Post ist top, wenn es ums Sammeln von Alt-      der und Schuhe, sondern auch Unterhaltungs-
textilien geht. Das zeigt die neue Art von Stras-   medien wie Bücher, CDs oder DVDs. Dazu kom-
sensammlung, die die Post im Auftrag von            men Haushaltsgegenstände und Geschirr. Die
Texaid schweizweit durchführt. Was für Alttex-      Kunden verpacken dazu ihre Waren in eigens
tilien klappt, kann doch auch für Secondhand-       dafür vorgesehene Taschen von bis zu fünf
artikel funktionieren. So startet die Post auf      Kilogramm. Wie soll das gehen? «Die Taschen
Initiative der Heilsarmee-Brocki in Kürze einen     sind von der Grösse her so konzipiert, dass sie
Pilotversuch. Ziel: einen Abholdienst von Bro-      voll nicht mehr als fünf Kilogramm wiegen
cki-Waren zu testen.                                sollten», erklärt Projektleiterin Jasmin Spycher.
                                                    «So oder so nimmt der Bote die Ware mit,
Secondhandartikel statt Alttextilien                ausser sein DXP ist bereits voll.» Dann sammelt
Das Pilotprojekt wird im Umkreis der Brocki-        er das Paket am Folgetag ein.
Filialen Wetzikon und Wila durchgeführt. Avi-
siert werden 8000 Haushalte in Ein- und Zwei-       Hohes Tempo
familienhäusern im Zürcher Oberland. Die            Informiert wurden die Boten der Zustellstellen      Art der Tätigkeit ist bekannt und soweit akzep-
Sammelperiode Àndet vom 30. Oktober bis             PfäfÀkon (ZH), Turbenthal, Bauma und Hinwil         tiert.»
24. November 2017 statt. Ein InfoÁyer mit vor-      über das Infotool der Zustellung. «Da die           Das Tempo ist hoch: «Wir werten den Pilotver-
frankiertem Anmeldetalon soll für eine gute         Zusteller bereits in ähnlichen Projekten wie        such bis Ende Jahr aus», so Jasmin Spycher. Das
Teilnahme sorgen.                                   beispielsweise Texaid unterwegs sind, erwarte       weitere Vorgehen wird aus den Ergebnissen
Gesammelt werden nicht nur gebrauchte Klei-         ich hier keine grossen Rückmeldungen – diese        abgeleitet.
Schwerpunkt                     11

fünf Beispiele
haben. Allen fünf Beispielen gemein ist: das Engagement, mit dem Projektleiter, Zusteller, Partner und

  Recyclingprodukte einsammeln
                                                                                                        dabei: «Vom Prinzip her funktioniert Mr. Green
                                                                                                        wie eine Abholung», erklärt die junge Zustelle-
                                                                                                        rin. «Nur holt man kein Paket ab, sondern einen
                                                                                                        Sack.» Deponiert seien diese neben dem Haus-
                                                                                                        briefkasten. Pro Abholung muss man mit ein
                                                                                                        bis zwei Minuten Zeit rechnen. «Manchmal
                                                                                                        sind die Säcke ganz schön schwer», erzählt die
                                                                                                        24-Jährige. «Und ab und an sorgen sie auch für
                                                                                                        Verwirrung: Der übereifrige Abwart beispiels-
                                                                                                        weise entfernt sie, bevor der Pöstler kommt.»
                                                                                                        Die Montage des Anhängeraufsatzes sei zu
                                                                                                        Beginn etwas umständlich, meint Miriam
                                                                                                        Casura. Ansonsten brauche es vor der Tour
                                                                                                        keine grosse Vorbereitung. Solange Mr. Green
                                                                                                        ein Pilotversuch ist, gehen die Bestellungen
                                                                                                        per E-Mail ein und werden dem Boten jeweils
                                                                                                        morgens zum Einfächern übergeben. «Nach
                                                                                                        Einführung würde die Auftragserteilung natür-
                                                                                                        lich über den Handscanner laufen», versichert
  Bildlegende                                                                                           Thomas Hiller.
                                                                                                        Die Reaktionen in Miriam Casuras Team seien
                                                                                                        sehr verschieden gewesen, erzählt sie: Von
                                                                                                        «Super» über «Ach nein, wieder etwas» bis hin
                                                                                                        zu «Das braucht es nicht». Inzwischen hätten
                                                                                                        sich jedoch alle daran gewöhnt. Sie selbst war
  Wer ihn sieht, ahnt sofort: Hier wird geholfen.    ren könnte. Allerdings nur, wenn beide Seiten      von Anfang an begeistert: «Mir ist das Angebot
  Der Superheld im grünen Shirt und mit freund-      gewisse Anpassungen vornehmen.                     von Mr. Green sehr sympathisch. Und für die
  lichem Lächeln ist das Aushängeschild des                                                             Post ist es ein gutes Zusatzgeschäft. Ich bin
  Recyclingunternehmens Mr. Green.                   Nach- und Aufrüsten angesagt                       offen und immer dafür, neue Sachen auszupro-
  Das Zürcher Start-up, das seit 2010 existiert,     So rüstete die Post zusammen mit Kyburz kur-       bieren.»
  will seinen Kunden das Recycling vereinfachen.     zerhand ihre DXP um: Spezielle Behältnisse für
  Sie können Alu, Batterien, Elektroschrott,         die Anhänger wurden entwickelt, sodass in          Ausgang noch offen
  Getränkekartons, PET und vieles mehr in einem      Zukunft auch verschmutzte Säcke geladen wer-       Noch läuft der Pilotversuch. Parallel dazu wird
  weiss-grünen Sack sammeln. Dieser wird dann        den können. Und zwar schon während der Tour        das weitere Vorgehen geklärt. Erste Erkennt-
  zu Hause oder im Büro abgeholt.                    und nicht erst auf dem Rückweg.                    nisse aus den Auswertungen zeigen, dass sich
  Zurzeit hat Mr. Green rund 1500 Kunden im          Mr. Green entwickelte eine App, mit deren Hilfe    sowohl die App wie auch der Anhängeraufsatz
  Raum Zürich.                                       der logistische Aufwand koordiniert und ver-       von Kyburz bewährt haben. Ob und wie genau
                                                     einfacht werden sollte. Und so funktioniert sie:   die Zusammenarbeit zwischen der Post und
  National tätiger Logistiker gesucht                Sobald der Kunde einen Sack abholen lassen         Mr. Green weitergeführt wird, entscheidet sich
  Im Herbst 2015 klopfte Mr. Green bei der Post      will, meldet er das per App. Diese teilt ihm den   im Januar 2018. Und vielleicht kann der grüne
  an, auf der Suche nach einem national tätigen      nächstmöglichen Abholtag mit. «Aus Kapazi-         Superheld dann künftig auf die tatkräftige Hilfe
  Logistiker. «Über Umwege kam die Anfrage zu        tätsgründen ist das tägliche Maximum auf drei      des gelben Riesen zählen!
  mir», erinnert sich Thomas Hiller, Leiter Brief-   Säcke pro Tour beschränkt», erklärt Thomas
  zustellregion Zürich. «Für mich war sofort klar,   Hiller. Die App sorgt dafür, dass diese Vorgabe
  dass wir sie prüfen. Denn es hat alles perfekt     auch eingehalten wird. Und vertröstet Kunden
  zusammengepasst: Von der Nachhaltigkeit            bei mehr Bestellungen auf den Folgetag.
  beim Recycling über unsere Elektrofahrzeuge
  bis hin zur Verarbeitung des gesammelten           Zweiter Anlauf
  Materials durch soziale Institutionen.»            Der Startschuss für die zweite Pilotphase war
  Ein erster Pilotversuch im Frühjahr 2016 zeigte    Anfang Juni dieses Jahr. Miriam Casura, Team-               www.mr-green.ch
  rasch, dass eine Zusammenarbeit funktionie-        leaderin im Gebiet von 8057 Zürich, ist mit
12                 Schwerpunkt                                                                  Die Post 10 / 2017

Regionale Produkte zustellen
                                                   mit geringem Logistikaufwand einen zusätzli-        siert, weiterentwickelt und umgesetzt wurde.
                                                   chen Absatzweg erschliessen. Und: Indem sie         Aktuell nutzen 31 Produzenten das Angebot
                                                   ihren Kunden ein Abo für frische Produkte           der Post. Laufend kommen neue dazu, nicht
                                                   anbieten, lassen sich ihre Absatzmengen bes-        nur in der Deutschschweiz, sondern auch im
                                                   ser planen.                                         Tessin und in der Romandie.
                                                   Die Kundschaft proÀtiert von Produkten vom          Die Nähe zum Produzenten ist heute vielen
                                                   lokalen Bauern, die mit minimalem Bestellauf-       Konsumenten wichtig. Über den Direktverkauf
                                                   wand regelmässig bis an ihre Haustüre gelie-        regionaler Produkte wird diese gewährleistet.
                                                   fert werden. Und das erst noch äusserst             Für Mirella Zanzi ist klar: «Wir müssen uns den
                                                   umweltfreundlich, da Elektrofahrzeuge im Ein-       neuen Kundenbedürfnissen anpassen. Gerade
                                                   satz sind und keine Extrafahrten entstehen.         in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Arbeit
                                                   Und die Post? «Ich mache es mit Freude», sagt       weniger geworden ist.»
                                                   Mirella Zanzi. Erstens sei es für den Kunden
                                                   praktisch, zweitens könnten regionale Bauern                  www.post.ch/zustellung-regionaler-produkte
Wenn es nicht nur nach druckfrischer Zeitung,      so mit den Grossverteilern mithalten. Und drit-               regionale.produkte@post.ch
sondern auch nach frischgebackenen Brötchen        tens komme man in den Genuss von Produkten
riecht, dann ist Mirella Zanzi unterwegs. Die      bester Qualität. Der Zusatzaufwand pro Tour
Zustellerin der BZR Mendrisio beliefert auf        bezeichnet die 50-Jährige als klein. «Ich gehe ja
ihrer Tour sechs Kunden mit Produkten des          sowieso vorbei. Und die Kartons sind nicht
lokalen Bauern Tior SA oder der Bäckerei Loo-      schwer – selbst für mich als relativ zierliche
nity Pane. Das Angebot, das die Post im Herbst     Person.»
2014 pilotiert und seither kontinuierlich ausge-
baut hat, kennt nur Gewinner!                      Immer mehr Bauern setzen auf die Post
                                                   Die Idee, dass die Post als Logistikpartnerin für
Ein Service, drei Gewinner                         Bauern auftreten könnte, kam aus dem Bereich
Die Bauern erzielen durch den Direktverkauf        PostMail Zustellung. Anschliessend wurden
ihrer Produkte bessere Margen. Sie können sich     Bauern gesucht, mit denen die Idee konkreti-

Stromzähler ablesen
«Wir haben wieder mehr persönlichen Kontakt        für die Postscanner umgesetzt. Bis heute ver-
zum Kunden – der neuen Dienstleistung sei          antwortet Avectris die ganze Technik hinter
Dank», erzählt Heinz Germann, Berufsbildner        der neuen Dienstleistung.                                                                     KMU
und Teamleader in Schaffhausen. Das erinnert       Zurzeit werden weitere Kunden gesucht. Chris-
den 57-Jährigen, der seit mehr als 40 Jahren bei   toph Gfeller, Projektleiter Geschäftsentwick-
der Post arbeitet, ein wenig an alte Zeiten.       lung, sieht Potenzial: «Aufgrund der Einfüh-
Seit 1. Januar 2017 lesen die Zusteller der Post   rung von Smart Meter wird es in zehn Jahren
für die Elektrizitätswerke des Kantons Schaff-     weniger Zähler geben, die vor Ort abgelesen
hausen (EKS) die Stromzähler ab – und zwar im      werden müssen. Energieversorger fahren dann
gesamten schweizerischen Versorgungsgebiet.        günstiger mit der Postlösung: Sie proÀtieren
Ausgerüstet mit einem kleinen Gerät und der        von einem im Voraus deÀnierten Preis pro
Ablese-App auf dem Postscanner, rücken sie         Ablesung. Gleichzeitig vermeiden sie hohe Fix-
aus. Abgelesen wird im Rahmen der Zustell-         kosten, die ihnen entstehen, wenn sie eigene
tour. Am meisten Arbeit fällt im Januar an,        Leute fürs Ablesen beschäftigen.»
wenn die Boten sämtliche Zähler der EKS able-
sen müssen.                                        Ein Glücksfall                                      Was Heinz Germanns zehn Lernende in den
                                                   Attraktiv ist die Dienstleistung aber nicht nur     nächsten Jahren in Sachen Dienstleistung auf
Anfang und Ausblick                                für Geschäftskunden, sondern auch für die           der letzten Meile noch alles erwarten können,
Die Zusammenarbeit zwischen der Post und           Briefboten. Heinz Germann nennt nebst Kun-          erfahren Sie im Interview mit Ulrich Hurni
der EKS startete bereits im Oktober 2016.          dennähe noch zwei weitere Gründe, weshalb           (siehe Seite 13). Der Leiter PostMail wagt den
Damals übernahm die Post für den Ostschwei-        die Zusammenarbeit mit der EKS ein Glücksfall       Blick in die Zukunft.
zer Energiekonzern einen Ableseauftrag für         sei: «Es ist eine interessante Tätigkeit, auf die
ausgewählte Gebiete. Ohne den IT-Dienstleis-       wir gut vorbereitet wurden und die mir Spass
ter Avectris wäre es jedoch nie dazu gekom-        macht. Ausserdem kann ich meine Leute besser
men. Dieser hat die Idee der Zählerablesung        auslasten – insbesondere jene, die 100 Prozent
durch den Pöstler mitentwickelt und die App        arbeiten.»
Schwerpunkt                      13

«Sechs Mal pro Woche vor Ort an
jeder Haustür»
Werden die Briefzustellerinnen und -zusteller künftig Rasen mähen? Nein, sagt Ulrich Hurni, Leiter PostMail, und
erklärt, warum PostMail auf der letzten Meile neue Angebote entwickelt.
Interview: Rebekka Brönnimann / Foto: Adrian Moser

Weshalb baut PostMail die Dienstleistungen auf
der letzten Meile aus?
Auf einzelne Kunden abgestimmte Logistik-
lösungen setzen wir bei Bedarf schon lange um.
Beim ergänzenden Geschäftsfeld «Letzte Meile»
geht es jetzt darum, Lösungen zu Ànden, die
multiplizierbar sind. Seit mehr als zehn Jahren
nehmen die Briefmengen kontinuierlich ab. Ziel
ist es also, regelmässig zusätzliche Erträge zu
generieren und so schlussendlich auch Arbeits-
plätze zu sichern. PostMail ist in der Lage, sechs
Mal wöchentlich alle 4,1 Millionen Haushalte in
der Schweiz zu erreichen. Und die Zustellerin-
nen und Zusteller sind Vertrauenspersonen.
Diese zwei Kriterien inspirieren uns und sind
der Ursprung vieler interessanter Projekte auf
der letzten Meile.

Wie verändert sich das Berufsbild der Briefzu-
stellerinnen und -zusteller durch die neuen
Angebote?
Das Berufsbild wird sich nicht grundlegend ver-
ändern. Das Kerngeschäft spielt auch in zehn         Ulrich Hurni, Leiter PostMail
Jahren noch die Hauptrolle. Wie in der Vergan-
genheit wird sich der Zustellberuf aber in ver-      leiden. Wir achten darauf, dass zusätzliche Auf-    te installieren, im Haushalt helfen, … Wird dies
schiedenen Bereichen weiterentwickeln. In            gaben an eher mengenschwachen Tagen erle-           PostMail künftig auch tun?
unserer Strategie haben wir festgehalten, dass       digt werden können. Wenn dies nicht möglich         Nein. Die französische Post offeriert beispiels-
die ergänzenden Dienstleistungen zu unserem          ist, können auch separate Zustellgänge geplant      weise Dienstleistungen für die Betreuung älterer
Kerngeschäft und damit zur heutigen Arbeit der       werden. Das kostet jedoch entsprechend, und         Menschen. Die Ànnische Post bietet sogar Gar-
Zustellerinnen und Zusteller passen müssen:          der Geschäftskunde muss bereit sein, dies zu        tenarbeiten und das Rasenmähen an. Solche
Wir holen und bringen Sachen, wir erheben            bezahlen.                                           Dienstleistungen sind nicht in Planung.
Informationen, wir liefern nach Hause und wir
erbringen Áexible postalische Dienstleistungen.      Bei der Post stellt ja nicht nur PostMail Sendun-
                                                     gen in Hausbriefkästen zu. Wie sehen Sie die
Aber gerade die Erhebung von Informationen,          bereichsübergreifende Zusammenarbeit auf der
also beispielsweise an der Haustüre klingeln         letzten Meile?
und im Auftrag von Firmen Fragen stellen, fällt      Das stimmt. Heute stellen PostMail, PostLogis-
nicht jedem leicht …                                 tics und einige Konzerngesellschaften Sendun-
Das Gros der Zustellerinnen und Zusteller hat        gen in Hausbriefkästen zu. Aber nur das Zustell-
gerne Kundenkontakt. Was sicher nicht jeder-         system von PostMail ist in der Lage, täglich alle
manns Sache wäre, ist das aktive Verkaufen. Das      Haushalte zu bedienen. Es ist jedoch gut mög-
ist aber auch nicht unser Ziel.                      lich, dass wir unseren Geschäftskunden eine
                                                     neue Dienstleistung auch bereichsübergreifend
Wenn die Produktivität in der Zustellung gleich-     anbieten. Wie beispielsweise bei Texaid, wo
bleiben soll, aber der Zeitaufwand durch die         PostMail die Säcke abholt und in den Kanal von
neuen Dienstleistungen steigt, erhöht sich dann      PostLogistics einspeist.
nicht der Druck auf die Mitarbeitenden?
Das Kerngeschäft hat immer Priorität, die Quali-     Die französische Post will auf der letzten Meile
tät darf durch die neuen Dienstleistungen nicht      eine «universelle Anbieterin» werden: TV-Gerä-
14                       Dialog                                                              Die Post 10 / 2017

«Jeder Patient bestimmt selbst, wer
Digitales Gesundheitswesen und elektronisches Patientendossier: zwei Begriffe, die heute noch Misstrauen hervorrufen,
die Post die ideale Partnerin für die Umsetzung des öffentlichen Gesundheitswesens ist.
Interview: Claudia Iraoui / Foto: Monika Flückiger / Illustrator: Dennis Oswald, Branders

Reaktionen                                          Ergebnisse der September-Umfrage

Patric Eggen, IT
So gesehen könnten auch die Ge-                     Würden Sie
                                                    der Post Ihre
sundheitsdaten bei meinem Hausarzt
gehackt werden und kommen so
auch an die Öffentlichkeit. Und meine
Fotosammlung zu Hause mit privaten
Bildern kann genauso – oder wahr-
                                                    medizinischen
scheinlich noch einfacher – gehackt
werden. Ich glaube, die Daten sind bei              Daten an-
                                                    vertrauen?
der Post sicherer als bei mir zu Hause
oder bei meinem Hausarzt.

Charles Edouard Heiniger, P US
Medizinische Daten unterliegen dem
Berufsgeheimnis und somit auch dem
Datenschutzgesetz. Die Post hält
aber bereits das Postgeheimnis ein,
daher gehe ich davon aus, dass dies
auch beim Arztgeheimnis der Fall sein
wird. Allerdings bin ich der Meinung,
dass eine zentrale Datenbank nicht
unbedingt optimal ist. Eine tragbare
Patientenkarte, die auch bei einem
Stromausfall verfügbar ist, wird ebenso
notwendig sein wie ein Lesegerät für
die Gesundheitsfachpersonen.

Fabio Toschini, PN
Ich sehe das Problem nicht. Mit der
heutigen Digitalisierung lässt sich
wohl alles überwachen, was wir tun
– übers Handy, den Computer, durch
Kundenkarten usw. Da können wir der
Post auch unsere medizinischen Daten
anvertrauen.

Barbara Ruth Schatzmann, P
Ich möchte grundsätzlich nicht, dass
meine medizinischen Daten irgendwo
sind ausser beim Arzt.                                                                                            eHealth

Max Gissler, P                                                                                                    SEND
Lieber der Post als später bei einem
amerikanischen Grosskonzern auf deren
Jekami-Cloud.

                                                                                     64%                          36%
            Mehr Reaktionen online:
            pww.post.ch/personal-                                                     Nein                        Ja
            zeitung > Archiv
Dialog                                15

Zugriff auf seine Daten erhält»
in einigen Jahren aber zum Alltag gehören werden. Martin Fuchs, Leiter Business & Sales E-Health, erklärt, warum

                                                                         gabe und Archivierung medi-       Originaldokumente lokal bei Arztpraxen und
                                                                         zinischer Daten in der West-      anderen Gesundheitsdienstleistern gespeichert
                                                                         schweiz, im Aargau, Thurgau       sind, erhöht die Sicherheit zusätzlich.
                                                                         und in Graubünden an. Im
                                                                         Kanton Genf – dem einzigen        Wie lässt sich dann erklären, dass so viele Leute
                                                                         Kanton, der der Bevölkerung       E-Health misstrauen?
                                                                         schon heute ein EPD-ähnliches     Weil wie bereits erwähnt noch zu viel Unklarheit
                                                                         Dossier anbietet – haben          herrscht. Nur wenn man etwas genau versteht,
                                                                         schon über 27 000 Personen        kann man Vertrauen aufbauen. Der Übergang zu
                                                                         eines eröffnet, und 80 Prozent    E-Health ist eine grosse Veränderung, und die
                                                                         sind sehr zufrieden damit.        braucht einfach ihre Zeit. Bis 2020 sollte die
                                                                                                           Lösung für die Bevölkerung verfügbar sein. Ich
                                                                         Was spricht für und was           rechne damit, dass dann 10 bis 15 Prozent der
                                                                         gegen das EPD?                    Patienten ein EPD eröffnen. Es wird aber eine
                                                                          Es hat diverse Vorteile: Wer-    Generation dauern, bis elektronische Gesund-
                                                                          den Daten über den Gesund-       heitsdienste von mindestens der Hälfte der
                                                                          heitszustand einer Person sys-   Bevölkerung akzeptiert werden.
  Martin Fuchs, Leiter Business & Sales E-Health                          tematisch gesammelt, können
                                                                          Diagnosen und Behandlungen       Was kann die Post zu E-Health beitragen?
  64 Prozent der befragten Personen würden ihre        verbessert werden. Dies senkt auch die Gesund-      Die Menschen werden immer älter, fast alle
  medizinischen Daten nicht der Post anvertrauen.      heitskosten. Ein Beispiel: Wenn in meinem EPD       haben Zugriff aufs Internet, und sei es nur übers
  Wie interpretieren Sie dieses Resultat?              alle meine Impfungen gespeichert sind, kann vor     Smartphone. Patienten werden zu Kunden und
  Für mich sagt es aus, dass punkto E-Health noch      einer Reise rasch überprüft werden, ob eine Imp-    Konsumenten. Wir nehmen unsere Gesundheit,
  einige Verwirrung herrscht. Die Umfrageteil-         fung fehlt oder erneuert werden muss. Es gibt       so lange und so gut wir das können, selbst in die
  nehmer sorgen sich vor allem um die Vertrau-         jedoch auch ein Aber: Die vielen verschiedenen,     Hand. Die Post kann uns dabei das Leben erleich-
  lichkeit ihrer Daten. Die Frage ist auch ein biss-   isolierten Systeme, die gegenwärtig im Gesund-      tern. Ich bin sicher, dass die Post für die Gesund-
  chen irreführend. Ich verstehe gut, dass wir         heitsbereich genutzt werden, müssen miteinan-       heit und Prävention aller Bürger eine immer
  unsere Daten nicht unserem Arbeitgeber anver-        der vernetzt werden. Das braucht Zeit und Geld.     wichtigere Rolle spielen wird, da wir viele Assets
  trauen. Dieser will diese auch gar nicht. Die Post   Davon abgesehen Ànde ich es gut, dass die Pati-     haben und mit unserem Postnetz, unseren
  würde höchstens – wie die PostFinance mit dem        enten freie Wahl haben, ob sie ein EPD eröffnen     Zustellern, der Verbindung von Warenlogistik
  Konto Geld sicher speichert – Informationen zur      oder nicht. Den Ärzten müsste es meiner Mei-        mit Informationslogistik und sogar mit neuen
  Gesundheit sicher speichern. Alle Daten bleiben      nung nach gesetzlich vorgeschrieben sein.           Mobilitätslösungen einen Rundum-Service
  ausschliesslich unter der Kontrolle der Mitarbei-                                                        anbieten können. Wir kümmern uns nicht nur
  tenden. Im Kontext des elektronischen Patien-        Welche Dokumente werden im EPD gespei-              um die Logistik der Informationen, sondern
  tendossier (EPD) ist es so oder so nicht die Post,   chert?                                              transportieren auch Waren, das heisst Medika-
  die die Daten verwaltet. Sie sind in Spitälern,      Das EPD ist eine Art Verzeichnis der Dokumente,     mente, Geräte, Laborproben usw. Ausserdem
  Labors und Arztpraxen gespeichert, das EPD ist       die physisch in Kliniken, Apotheken oder Arzt-      kommen unsere Briefträger an sechs Tagen pro
  nur ein Verzeichnis davon. Jeder Patient             praxen hinterlegt, aber jederzeit zugänglich        Woche bei den 4,1 Millionen Haushalten vorbei.
  bestimmt selbst, wer wann für wie lange Zugriff      sind. Auch die Patienten selbst können in ihrem     Wer weiss, vielleicht misst der Pöstler in Zukunft
  darauf erhält. Die Post kümmert sich lediglich       EPD Informationen speichern, zum Beispiel ein       mit dem Handscanner «Nemo» auch gleich im
  um die Logistik der Informationen, wie sie dies      Brillenrezept, ihre Patientenverfügung oder ihre    Auftrag meines Hausarztes meinen Blutdruck
  seit über 160 Jahren tut. Sie transportiert die      Blutdruckwerte.                                     und übermittelt diesen elektronisch.
  Briefe ja auch, ohne sie zu lesen.
                                                       Ist die Lösung der Post wirklich sicher?
  Welche Rolle spielt die Post im Bereich              Zu 100 Prozent! Die E-Health-Lösung der Post
  E-Health?                                            ist zertiÀziert, und das Unternehmen unter-                    www.post.ch/ehealth
  Die Post bietet eine EPD-Lösung für die Weiter-      steht dem Postgeheimnis. Die Tatsache, dass die

     Frage des Monats

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                                                                                                               @           Schreiben Sie uns Ihre Meinung online:
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                                                                                                               «Die Post» (K12), Wankdorfallee 4, 3030 Bern
16                       Leute          Porträt                                                        Die Post 10 / 2017

Ein Tandem mit Mission
Jean-Pierre Gagnebin ist Mitarbeiter von PostLogistics und fährt leidenschaftlich gern Velo. Seit 20 Jahren ist er
mit seinem blinden Tandempartner auf Touren unterwegs. Die beiden entdecken dabei Europa vom Sattel aus.
Text: Ruth Hafen / Fotos: Rolf Neeser

                                                                                                                                                       Persönlich
                                                                                                                                          Jean-Pierre Gagnebin (56)
                                                                                                                                          Seit 26 Jahren bei der Post
                                                                                                                       Zuerst bei der Brief-, dann bei der Paketpost
                                                                                                                             Wohnt mit seiner Familie in Tavannes
                                                                                                                                                     Hat drei Kinder:
                                                                                                                           Timothée (24), Laurie (23), Delphine (20)
                                                                                                                        Für seine Leidenschaft, das Tandemfahren,
                                                                                                                                               gibt er alle Ferien her

Seit 20 Jahren ein eingespieltes Team: Jean-Pierre Gagnebin und Gérard Eschmann.

                                «… drei, vier!» Wenn Jean-Pierre Gagnebin und sein Tan-          Zum Beispiel der Jahrhundertsommer 2003, als sie von
                                dempartner Gérard Eschmann losfahren, funktioniert das           Courrendlin, wo Gérard wohnt, die rund 240 Kilometer auf
                                immer nach dem gleichen Muster. Jean-Pierre zählt an und         den Grossen Sankt Bernhard in zwei Tagen radeln. Diese
                                dann gehts los, immer zuerst mit dem linken Pedal. Die           Hitze! Diese Erschöpfung! Aber auch diese Zufriedenheit, so
                                zwei sind seit 1997 ein eingespieltes Team – und ein beson-      etwas geleistet zu haben.
                                deres dazu. Gérard ist blind, seit er 20 ist. Eigentlich sei
                                alles einem Zufall zu verdanken, erinnert sich Jean-Pierre.      Unterwegs für einen guten Zweck
                                Der 56-Jährige ist schon immer leidenschaftlich gern Velo        Einige der eindrucksvollsten Strecken befahren Gérard und
                                gefahren, auch Rennen. Und dann erzählt ihm ein Kollege          Jean-Pierre mit vielen anderen Gleichgesinnten. Pro Retina
                                bei der Post, dass er zusammen mit sehbehinderten und            e. V., die deutsche Niederlassung von Retina International,
                                blinden Menschen Sport treibe. Er kenne da einen, der gerne      veranstaltet regelmässig europäische Tandemtouren. Dabei
                                Tandem fahren würde. Ein Telefonat, man trifft sich, lernt       will die Selbsthilfevereinigung auf die Probleme hinweisen,
                                sich kennen – voilà, das Tandemteam ist gegründet.               die Menschen mit Netzhautdegeneration haben. Menschen,
                                «So ein Tandem ist wie eine Ehe. Man muss zusammenarbei-         die wie Gérard an Retinitis pigmentosa erkrankt und blind
                                ten, sonst funktioniert das nicht», sagt Jean-Pierre und         geworden sind. Jean-Pierre erinnert sich besonders gerne
                                lächelt verschmitzt. Klar, jeder habe da zu Beginn so seine      an das Jahr 2006, das Jahr der Fussball-WM in Deutschland.
                                Vorstellungen, wie es funktionieren solle – «und dann Àn-        Die Tour führt von Berlin nach Zürich, und bei der ersten
                                det man sich in der Mitte». Sonst gäbe das Spannungen.           Etappe nach Leipzig werden sie auf der eigens für sie
                                Oder noch schlimmer: Man lande im Strassengraben. Nach           gesperrten Autobahn von Motorradpolizisten mit Blaulicht
                                20 Jahren als Team funktionieren Kommunikation und Koor-         eskortiert. Oder 2008, Mainz–Rom, als sie mit Pro Retina
                                dination sowieso meist ohne Worte. Interessanterweise            Deutschland die 1500 Kilometer bewältigen und die rund
                                erspüre Gérard schwierige Situationen oft schon im Voraus,       60 Fahrerinnen und Fahrer eine Tandem-Ehrenrunde auf der
                                sogar bevor er selbst es bemerke, und nehme dann den Fuss        Ferrari-Teststrecke in Maranello drehen dürfen. Unvergess-
                                vom Pedal.                                                       lich.
                                                                                                 Einmal aber muss Jean-Pierre länger aussetzen. Im Jahr
                                Immer neue Ziele                                                 2015 stürzt er beim Training und bricht sich den Oberschen-
                                Anfangs fahren die beiden ab und zu im Jura – Tandem light.      kel. Es folgen eine Operation und sechs Wochen im Roll-
                                Aber dann sticht sie der Hafer. Ein Ziel muss her: die «Romin-   stuhl, dann sechs Monate Krankschreibung. Sein Glauben
                                ger classic». Dafür lohnt es sich, zu trainieren. Und so fah-    hilft ihm über die schwere Zeit hinweg. Und seine gute
                                ren die beiden im Jahr 2000 von Vevey nach Crans-Montana.        Grundkondition sowie sein Wille, bald wieder mit Gérard
                                Von da an setzen sie sich immer neue Ziele. Jean-Pierre,         auf dem Tandem zu sitzen. Damit es bald erneut heisst:
                                sonst eher zurückhaltend, kommt beim Erzählen in Fahrt.          «… drei, vier!»
Porträt   Leute   17

«Ein Tandem
 ist wie eine Ehe.
 Man muss zusam-
 menarbeiten.»
18                      Leute         Reportage                                                                  Die Post 10 / 2017

                                                     5VGHCP5VWV\WPF4QIGT4GWVGNGTVØHVGNPCPPGWGP4G\GRVGP

                               4QIGT4GWVGNGTXQTFGTCNVGP2QUVCWVQICTCIGFGT4QNH5VWV\#)KP1DGTNWPMJQHGP          4QIGT4GWVGNGTDGKFGT$KGTJGTUVGNNWPI&KG9CPFOKVFGPNGGTGP

Eine richtige Bieridee
Alkohol und ÖV haben idealerweise wenig miteinander zu tun. Eine Ausnahme bildet das Füürabigbier von
Drüüklang Bräu. Es wird von zwei Mitarbeitern des PostAuto-Unternehmens Rolf Stutz AG gebraut und sorgt
nach Feierabend nicht nur bei den PostAuto-Fahrerinnen und -Fahrern für gute Stimmung.
Text: Sandra Gurtner / Fotos: Monika Flückiger

                                                           Die beiden Hobbybrauer Stefan «Miller» Stutz und             wird bei Drüüklang nämlich nicht nur an eigenen
                                                           Roger «Rossi» Reuteler sind bereits seit Tagesan-            Bierrezepten, sondern auch immer wieder an
                                                           bruch daran, Hopfen, Malz und lokales Quellwas-              deren Umsetzung. Regelmässig hecken die beide
                                                           ser in verschiedene Biersorten zu verwandeln. In             Freunde neue Pläne aus. «Bier trinken und philoso-
                                                           der alten Postautogarage der Rolf Stutz AG in Ober-          phieren» nennen sie das dann.
                                                           lunkhofen heizen sie hierzu etwa einmal im Monat
                                                           die Kessel ein. Heute stehen zwei davon auf einem            Nächster Halt: Pneu Bar
                                                           Tisch und unmittelbar darunter zwei weitere auf              Und genau so ist ihre Bieridee auch entstanden:
                                                           einer Töff-Hebebühne. «Das macht das Umfüllen                Beim monatlichen Fahrerstamm der Rolf Stutz AG
                                                           bequemer», erklärt Rossi die unkonventionelle                haben sie sich dazu entschlossen, ein eigenes Fei-
                                                           Ausstattung ihrer Braugarage. Herumgetüftelt                 erabendbier für die PostAuto-Fahrerinnen und
Reportage       Leute                   19

                                                                                                        Der Herstellungsprozess muss laufend überwacht werden.

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     -Fahrer zu brauen. Dass ein Bier von PostAuto-Fah-         fahrt Namens Gaspedal, die so beliebt war, dass       arbeitet sie ausserdem zu Seife», so Rossi. Das
     rern für ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen mit         wir sie schon mehrmals nachgebraut haben»,            scheint zu gefallen: Oft sind alle Drüüklang-Biere
     einer gehörigen Portion Postautobezug ausgestat-           erklärt Miller begeistert.                            wenige Tage nach dem Brauen bereits vergriffen.
     tet ist, erstaunt nicht. Miller und Rossi verstehen                                                              Hält diese Entwicklung an, könnten sich Miller und
     es aber, diesen geistreich einzusetzen: Der Name           Jeder Schritt von Hand                                Rossi vorstellen, ihre Bier- in eine Geschäftsidee
     ist abgeleitet von einem Dreiklanghorn, die Eti-           Das Drüüklang Füürabigbier Àndet unterdessen          umzuwandeln. «Jetzt bauen wir den Raum aber
     kette zeigt den Kühler eines alten Postautos und           auch fernab der Fahrer-Community Anklang: «Wir        erst einmal zu einer richtigen Kleinbrauerei um»,
     ausgeschenkt werden ihre Bierkreationen am Fei-            sind momentan mit ein paar Restaurants in der         sagt Miller und schaut dabei verheissungsvoll in
     erabend in der Pneu Bar auf dem Gelände der Rolf           Region im Gespräch und beliefern immer wieder         die die alte Postautogarage.
     Stutz AG. Hier wird per Mehrfahrtenkarte bezahlt,          private Anlässe. Lokale Produkte und insbesondere
     die in Selbstkontrolle abgeknipst wird. «Hie und da        Craft Beer erleben aktuell eine Renaissance. Die
     fährt auch mal jemand schwarz», äussert sich Mil-          Leute vertrauen auf regionale Handarbeit», erklärt    Bier zu gewinnen
     ler amüsiert zur Disziplin der Fahrer. Das Postauto        Miller die steigende Nachfrage. In der Tat wird bei   Wir verlosen dreimal drei Drüüklang-Biere. Wenn Sie
     stand auch für die Namen der Biersorten Modell:            Drüüklang jeder Schritt von Hand ausgeführt: Vom      gewinnen möchten, schreiben Sie uns ein E-Mail an
     Das «Fernlicht» ist ein helles Dinkelbier, das             Design der Etikette über das Brauen bis zum Abfül-    redaktion@post.ch oder schicken Sie eine Postkarte
     «Bremslicht» ein geschmeidiges Amber und der               len und Verschliessen mit der Deckelimaschine         an Redaktion «Die Post», Wankdorfallee 4, 3030 Bern
     «Nachtbus» ein rauchiges Porter. Die «Extrafahrt»          stammt hier alles aus einer bzw. vier Händen. Auch    (Stichwort Drüüklang-Biere).
     hingegen wechselt häuÀg ihren Kurs und bietet              die Zutaten sind, wenn immer möglich, aus der
     Miller und Rossi Freiraum für immer neue Kreatio-          Region, und die beiden achten darauf, dass die Bei-
     nen: «Ein Mitarbeiter wollte unbedingt sein eige-          produkte des Brauprozesses weiterverwendet
     nes Bier brauen. Diesen Wunsch haben wir ihm               werden: «Mit unserer Drêche backen wir z. B. Brot               www.druuklang-braeu.com
     zum Geburtstag erfüllt. Entstanden ist eine Extra-         oder füttern die Hühner. Ein Restaurant im Ort ver-
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