CIO Insights - Verblasst die Magie der Geldpolitik? Robuste Ausrichtung und werthaltige Erträge im Fokus - Deutsche Bank Wealth Management

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CIO Insights - Verblasst die Magie der Geldpolitik? Robuste Ausrichtung und werthaltige Erträge im Fokus - Deutsche Bank Wealth Management
Ausblick 2020

CIO Insights

Verblasst die Magie der Geldpolitik?
Robuste Ausrichtung und werthaltige Erträge im Fokus
CIO Insights - Verblasst die Magie der Geldpolitik? Robuste Ausrichtung und werthaltige Erträge im Fokus - Deutsche Bank Wealth Management
CIO Insights

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                        Verblasst die Magie der
                        Geldpolitik?
                        Vor mehr als einem Jahrzehnt schlugen Zentralbanken einen sehr
                        ungewöhnlichen geldpolitischen Kurs ein, der gemeinhin als „quantitative
                        Lockerung“ (im Englischen „Quantitative Easing“, abgekürzt QE) bezeichnet
                        wird. Dies ermöglichte den längsten jemals verzeichneten Aufschwung und
    Christian Nolting   führte zu einem starken Kursanstieg. Doch können diese geldpolitischen
     Globaler CIO
                        „magischen“ Maßnahmen weiterhin funktionieren?

                        Während wir uns einem neuen Jahrzehnt nähern, scheint die Wirkung der geldpolitischen Lockerung
                        zu schwinden, sodass ein „Ersatzinstrument“ gefunden werden muss. Die These, dass andere
                        Lösungen erforderlich sein werden, um die Weltwirtschaft auf Kurs zu halten, gewinnt immer mehr
                        Zustimmung. Doch die politischen Entscheidungsträger sind sich alles andere als einig, was genau
                        diese neuen Ansätze sein könnten, geschweige denn, wie sie umgesetzt werden sollten.

                        Ob es uns nun gefällt oder nicht, die „Magie“ der Zentralbanken wird weiterhin eine wesentliche Rolle
                        für die Wirtschaftspolitik und die Märkte spielen. Die jüngste Debatte um die Beteiligung der Fed
                        an dem „Quasi-QE“ (die sich in der wachsenden Bilanz widerspiegelt) und um die Wiederaufnahme
                        der monatlichen Wertpapierkäufe durch die EZB untermauert die Tatsache, dass die ultralockere
                        Geldpolitik noch immer ein Thema ist.

                        Zumal wir ihre Auswirkungen noch lange spüren werden und uns die Suche nach alternativen
                        Lösungsansätzen noch einige Zeit beschäftigen wird. Dies ist die Prämisse unseres Jahresausblicks
                        für 2020. Außerdem befassen wir uns mit sechs Anlagethemen, um die entsprechenden Implikationen
                        zu untersuchen. Ein solches Umfeld erinnert uns an die Bedeutung der strategischen Assetallokation
                        und der Robustheit, die diese für den Anlageprozess schafft.

                        01      Bei unserem ersten Thema „Politischer Druck erfordert umsichtige Reaktionen“ beginnen
                                wir daher mit einem Blick auf den Zustand der Weltwirtschaft. Dabei werden wir auch nach
                                Anzeichen für eine Verlangsamung des Wachstums suchen, eine Entwicklung, die durch
                                Handelsspannungen, politische Unsicherheiten und andere Faktoren verstärkt wird. Da die
                                Geldpolitik hinsichtlich ihrer Effektivität voraussichtlich an ihre Grenzen stoßen wird, werden
                                Forderungen nach höheren Staatsausgaben laut, wobei wir allerdings nicht mit massiven
                                Konjunkturstimulationsmaßnahmen rechnen. Aus Anlegersicht ist dies ein Umfeld, das einen
                                robusten Anlageansatz, die Fähigkeit zur Fokussierung auf langfristige Renditen und die
                                Bereitschaft, alternative Ansätze in Erwägung zu ziehen, voraussetzt.

                        02      Da die Zentralbanken, wie eingangs erwähnt, aufgrund eines Mangels an Alternativen eine
                                ultralockere Geldpolitik betreiben, sollten geringe oder negative Renditen Realität bleiben.
                                Hieraus ergibt sich unser zweites Thema: „Leben mit dem Niedrigzinsumfeld“. Anleger
                                sollten nicht annehmen, dass sie diese Situation einfach aussitzen und auf höhere Renditen
                                warten können. Vielmehr ist eine wohlüberlegte Antwort auf die Frage nötig, ob es sich
                                wirklich für sie lohnt, renditelose Anleihen zu halten – trotz des unbestrittenen Vorteils der
                                Risikodiversifizierung. In diesem Zusammenhang sollten sie eventuell auch erwägen, Erträge aus
                                Illiquiditätsprämien auf Private-Equity- und Private-Debt-Märkten zu erzielen.

                        03      Um im Anleihesegment eine positive absolute Rendite zu erzielen, ist das Eingehen von
                                Risiken erforderlich, doch selbst mit derartigen Anleihen dürfte es schwierig sein, eine positive
                                Realrendite zu erlangen. Eine erwähnenswerte Ausnahme sind jedoch US-Staatsanleihen.
                                Die Aufgabe lautet somit: „Suche nach neuen Anlagehäfen“, unser drittes Thema für 2020.
                                In den Industrieländern bieten sich als Alternative zu den niedrig verzinsten US-Treasuries
                                Unternehmensanleihen an, wie beispielsweise das Investment-Grade-Segment in den
                                USA und das Crossover-Segment (der Grenzbereich zwischen Investment Grade und High
                                Yield) in Europa. Auch ein Blick auf Staats- und Unternehmensanleihen in Hartwährung aus
                                Schwellenländern lohnt sich.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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               04      Aktien bleiben ein zentraler Bestandteil der meisten Portfolios und wir sehen auch hier Raum für
                       weitere Gewinne – allerdings mit dem Risiko, dass damit eine anhaltende Volatilität einhergeht.
                       Für 2020 gehen wir davon aus, dass regionale wie auch „Stil“-Präferenzen sich ändern werden.
                       In diesem Zusammenhang könnten im Rahmen unseres vierten Anlagethemas „Balanceakt
                       zwischen „Value“ und „Growth““ einige hochwertige „Value“-Aktien interessante Möglichkeiten
                       bieten und ihren Rückstand gegenüber „Growth“-Aktien aufholen. Auf Sektorebene sehen wir
                       ebenfalls Möglichkeiten in globalen Industrieunternehmen.

               Die geldpolitische „Magie“ ist noch nicht am Ende – doch das
               derzeitige Umfeld erinnert uns daran, wie wichtig die strategische
               Assetallokation für den Aufbau eines robusten Portfolios ist.

               05      Währungsaspekte spielen ebenso eine wichtige Rolle für Portfolios. Hier bleibt die Frage, ob die
                       Wechselkurse von politischen und geopolitischen Faktoren oder von Unterschieden zwischen
                       den Politiken der Zentralbanken und weiteren fundamentalen Faktoren beeinflusst werden.
                       „Politik als treibende Kraft“, unser fünftes Thema für 2020, legt nahe, dass die Weltpolitik 2020
                       der Geldpolitik den Rang ablaufen könnte. Der Interventionsdruck (in verschiedener Form) zur
                       Abschwächung des US-Dollar dürfte anhalten, während der JPY nach wie vor eine wichtige
                       Rolle als Diversifikator spielt. Das verlangsamte globale Wachstum könnte generell gegen
                       Rohstoffe sprechen, doch es dürfte auch Chancen geben, z.B. bei Gold.

               06      Wir erwarten, dass Investitionen in langfristige Anlagethemen, welche die Welt von morgen
                       prägen und gestalten dürften, im Anlageportfolio weiterhin wichtig sein werden. Unsere beiden
                       neuen Themen für 2020 schließen auch einen Blick auf Bereiche ein, die von 5G profitieren,
                       sowie die Implikationen einer schnelleren Kommunikation für die industrielle Produktivität
                       und Entwicklung. Wir blicken zudem auf die Ressourcenverwaltung in einer Welt, in der
                       die Entwicklung der Haushaltsabfälle und Recyclingraten immer mehr in den Fokus rückt.
                       Die Wechselwirkung zwischen Technologie und Nachhaltigkeit bleibt von entscheidender
                       Bedeutung für den Umgang mit den demografischen Herausforderungen.

               Was hält das Jahr 2020 bereit? Eine Welt im Wandel, doch keine völlig andere Welt. Zentralbanken
               bleiben im Rampenlicht, ungeachtet der Diskussionen über das Ende der geldpolitischen „Magie“:
               Für Anleger bedeutet dies, dass sie sich weiterhin mit niedrigen Zinsen abfinden und sicherstellen
               müssen, dass sie über einen robusten Anlageprozess verfügen und die sich bietenden Chancen
               nutzen können. Was die Anlageerträge betrifft, so deutet die Vergangenheit darauf hin, dass auf
               Jahre mit starken Gewinnen (wie 2019) häufig keine Rückgänge erfolgen, sondern meistens eher
               weiteres moderates Wachstum. Daher dürfte es sich lohnen, auch dem Jahr 2020 mit einer positiven
               Grundstimmung gegenüberzutreten.

               Christian Nolting
               Globaler CIO

                    Kurz-Insights

                    2020 in Kürze

                    o Die Wachstumsverlangsamung wird von einem sich ändernden
                      politischen Druck begleitet.
                    o Niedrige Zinsen erfordern eine Neubewertung der Anleihebestände                                                 Bitte den QR-Code
                      in den Portfolios.                                                                                              benutzen, um weitere
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                    o Weitere Aktiengewinne, aber Stil- und regionale Vorlieben dürften
                                                                                                                                      Deutsche Bank
                      sich ändern.
                                                                                                                                      Wealth Management
                                                                                                                                      aufzurufen.

               In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
               Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
               hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Inhaltsverzeichnis
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Inhaltsverzeichnis
Strategische Assetallokation: Der
Grundstein unserer Anlagepolitik

S. 4
SECHS ANLAGETHEMEN FÜR 2020

Thema 1
Politischer Druck erfordert
umsichtige Reaktionen

S. 6

Thema 2
Leben mit dem Niedrigzinsumfeld

S. 10

Thema 3
Suche nach neuen Anlagehäfen

S. 13

Thema 4
Balanceakt zwischen „Value“ und
„Growth“

S. 15

Thema 5
Politik als treibende Kraft

S. 17

Thema 6
Technologie trifft auf ESG

S. 20

                                    Unsere Anlageklassen­             Glossar                           Wichtige Hinweise
                                    einschätzung für
                                    2020 im Überblick

                                    S. 24                             S. 27                             S. 29
                                    In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                                    Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                                    hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Strategische Assetallokation
4

                               Strategische Assetallokation: Der
                               Grundstein unserer Anlagepolitik
                               Jedes Anlageportfolio beruht auf einer Assetallokation – der bewussten Verteilung der Anlagen
                               zwischen den einzelnen Assetklassen.

                               Studien legen nahe, dass die strategische Assetallokation den Großteil (etwa 90 %) der
                               Portfoliorenditen ausmacht – wir alle wissen aus Erfahrung, dass alternative Renditequellen wie
                               z.B. die Auswahl von Wertpapieren oder das richtige Timing nur schwer aufrechterhalten werden
                               können. Diese sind per se keine effektive Grundlage für eine robuste Portfolio-Performance, tragen
                               aber zur Rendite bei, wenn Sie umsichtig verwaltet werden.

                               Doch wie soll man in Anbetracht der Unsicherheiten, mit denen alle Anleger konfrontiert sind –
                               und die in den vergangenen Jahren sichtbarer geworden sind – eine angemessene strategische
                               Assetallokation wählen?

                               Der erste Schritt besteht darin, zu realisieren, dass es keine allgemeingültige optimale strategische
                               Assetallokation gibt. Jeder Anleger hat andere Präferenzen. Auch der Ausgangspunkt ist ein
                               anderer – es sind verschiedene Arten von Anlagevermögen zugänglich, mit denen unterschiedliche
                               Herausforderungen z.B. in Bezug auf Währungen einhergehen.

                               Der zweite Schritt besteht darin, anzuerkennen, dass die Unsicherheiten Bestandteil der Analyse
                               sein müssen. Niemand kann die Zukunft mit absoluter Gewissheit voraussagen. Die Allokation
                               sollte nicht auf den (unwahrscheinlichen) Eintritt eines einzelnen Ergebnisses ausgerichtet werden.
                               Vielmehr sollten verschiedene Szenarien und ihre jeweilige Wahrscheinlichkeit betrachtet werden.

                                 Es geht um eine vernünftige Reaktion auf Unsicherheiten

                               Auf Ebene der Assetklassen sind drei Faktoren für die Assetallokation von Bedeutung: die
                               voraussichtliche Rendite, die Volatilität (Schwankungsintensität des Preises eines Basiswertes)
                               und die Korrelationen (Beziehung zwischen den Preisen verschiedener Anlageklassen). Wie
                               bereits erwähnt, lässt sich dies nicht mit absoluter Sicherheit voraussagen. Doch ausgehend von
                               Kenntnissen und der Vergangenheit können wir Annahmen vornehmen. Eine Zusammenfassung
                               unserer erwarteten Renditen auf langfristige Sicht kann der Abbildung 1 entnommen werden.

                                    Abbildung 1: Ausgewählte Renditeannahmen für die nächsten 10 Jahre (in Lokalwährung)

                                    Quelle: Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 2. Dezember 2019. Renditen in % p.a.

                                    US-Staatsanleihen, 7-10 Jahre                                              Deutsche Bundesanleihen, 7-10 Jahre

                                    (Bloomberg Barclays U.S. Treasuries)             1,7%                      (Bloomberg Barclays German Treasury)           -0,7%

                                    Schwellenländerstaatsanleihen in Hartwährung                               US-Aktien

                                    (Bloomberg Barclays EM USD Sovereign)            4,7%                      (S&P 500)                                        5,7%

                                    Europäische Aktien                                                         Schwellenländeraktien

                                    (MSCI Europe)                                    5,4%                      (MSCI Emerging Markets)                          8,8%

                               In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                               Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                               hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Strategische Assetallokation
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                               Es kommt vor allem darauf an, zu erkennen, in welchen Bereichen wir begründeterweise
                               zuversichtlich sein können und in welchen Bereichen unsere Prognosen weniger sicher sind.
                               Kurz gesagt müssen wir die Natur der Unsicherheiten verstehen und diese in den Anlageprozess
                               einfließen lassen. Hierdurch können wir eine strategische Assetallokation festlegen.

                               Wie bereits erwähnt, trägt die strategische Assetallokation in der Regel den Großteil zur
                               Portfoliorendite bei. Doch der Prozess kann über zwei Wege vorangebracht werden. Zum einen
                               durch eine taktische Assetallokation, die kurzfristige Abweichungen von der strategischen
                               Assetallokation beinhaltet, um von Kapitalmarktereignissen zu profitieren. Zum anderen können wir
                               für manche Portfolios einen systematischen Absicherungsprozess nutzen, um den Anteil potenziell
                               ertragreicherer Vermögenswerte im Portfolio zu steigern und gleichzeitig die Risiken zu begrenzen.
                               Auch hierbei geht es darum, Unsicherheiten zu erkennen und zu verstehen sowie diese zu unserem
                               Vorteil zu nutzen. Wir können das Anlageumfeld nicht kontrollieren, doch wir können versuchen,
                               seine voraussichtliche Entwicklung und die entsprechenden Implikationen zu verstehen.

                               In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                               Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                               hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Sechs Themen für 2020
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Thema 1
                        Politischer Druck erfordert
                        umsichtige Reaktionen
                        Das verlangsamte Wachstum wird die wirtschaftspolitischen
                        Herausforderungen erhöhen. Der Fokus sollte deswegen weiterhin auf
                        der strategischen Assetallokation liegen.

                          Die Geldpolitik bleibt weiterhin von zentraler Bedeutung, stößt jedoch
                          an ihre Grenzen

                        Es wird nach wie vor auf die geldpolitische „Magie“ vertraut, da Sorgen um eine wirtschaftliche
                        Verlangsamung mehrere große Zentralbanken zur erneuten Lockerung der Geldpolitik veranlasst
                        haben. Doch viele Faktoren, die die Wirtschaftsleistung belasten, sind ihrem Wesen nach nicht
                        monetär und liegen daher außerhalb des Einflussbereichs der Geldpolitik. Für nachhaltiges
                        Wachstum werden Strukturreformen, kontinuierliche Investitionen und viele weitere Faktoren
                        benötigt. Handelskonflikte können ebenfalls nicht von Zentralbanken gelöst werden. Eine weitere
                        anhaltende Sorge ist, dass sich die Politik und die Märkte zu sehr an die fortlaufende geldpolitische
                        „Magie“ gewöhnt haben und dementsprechend Schwierigkeiten haben werden, alternative
                        Ansätze umzusetzen und diesbezügliche Anpassungen vorzunehmen. Darüber hinaus scheint das
                        geldpolitische Instrumentarium bereits weitgehend ausgeschöpft zu sein, sodass es unwahrscheinlich
                        ist, dass die betreffenden Maßnahmen auf die gleiche Weise oder genauso effektiv wie bisher
                        funktionieren werden: Die Geldpolitik scheint immer mehr an ihre Grenzen der Effektivität zu stoßen.

                        Die Märkte sind zudem mit potenziellen Herausforderungen aufgrund politischer Entwicklungen
                        konfrontiert – vor allem durch die Präsidentschaftswahlen in den USA, den Brexit und die Spannungen
                        innerhalb der deutschen Regierungskoalition – doch andere, eher strukturell bedingte Trends dürften
                        ebenfalls wichtig sein, darunter z.B. die „Deglobalisierung“ (da der Höhepunkt des Welthandels
                        womöglich bereits hinter uns liegt) und Bedenken wegen des steigenden Verschuldungsgrades.

                             Abbildung 2: Abweichende Staatsverschuldungstrends – USA und Deutschland

                             Quelle: Datastream, Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 1. Dezember 2019.

                             % des BIPs
                             110

                              75

                              40
                                   1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

                            USA                     Deutschland
                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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                          Massive Konjunkturstimulationsmaßnahmen sind unwahrscheinlich

                        Dies wird den Druck erhöhen, alternative Lösungsansätze zu finden. So dürften im kommenden Jahr
                        Forderungen nach fiskalpolitischen Maßnahmen lauter werden, obwohl die Wirkung der bestehenden
                        fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen in den USA bereits schwindet und in der Eurozone keine
                        großen Änderungen der Fiskalpolitik zu erwarten sind, auch wenn es hier unterschiedliche Trends
                        zwischen den Regionen gibt (Abbildung 2). Wenngleich wir möglicherweise eine leichte Lockerung
                        der Fiskalpolitik in der Eurozone (Abbildung 3) erleben könnten, rechnen wir nicht mit massiven
                        Konjunkturstimulationsmaßnahmen. Der Rückgriff auf die Politik für unmittelbare Anreize könnte
                        ebenfalls bedeuten, dass Strukturreformen in vielen Ländern hinten angestellt werden – auch wenn
                        wir davon ausgehen, dass die politische Entwicklung in China beide Faktoren kombiniert.

                        Ein Gefühl der anhaltenden politischen Unsicherheit in Kombination mit Konjunktursorgen, hohen
                        Aktienbewertungen und einem schwachen Ertragswachstum lassen tendenziell die Volatilität weiter
                        steigen. Doch es ist wichtig, dass Anleger die langfristigen Prioritäten klar im Blick behalten, während
                        sie sich an einem aktiven Management beteiligen und versuchen, taktische Chancen zu nutzen

                             Abbildung 3: Moderate positive fiskalpolitische Impulse* in der Eurozone erwartet

                             Quelle: Europäische Kommission, Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 1. Dezember 2019.
                             * Die fiskalpolitischen Impulse beziehen sich auf die Veränderungen der Höhe des Haushaltsdefizits
                             bzw. -überschusses anstatt auf einen absoluten Betrag.

                             % vom potenziellen BIP                                                     2013

                                                                                                  -0,1%

                                                                                                                                                                                Prognose EU Kommission
                                                                                                          2015

                                                                                                     -0.1%
                                                                                                     -0,1%

                                                                                                                                                      Prognose EU Kommission
                                                                                          2012
                                                                                                                                                                                     2021
                                                                                     -1,0%                               2017
                                                                                                                                                                               0,3%
                                                                                                                       0,5%                                2020

                                                      2011                                               2014                                     0,5%
                                                 -2,0%                                               0.0%
                                                                                                     0,0%                                     2019

                                                                                                                2016
                                                                                                                                         0,2%
                                                                                                           0,3%                      2018

                                                                                                                                -0,5%

                          Höhere Liquiditätsbestände bergen Risiken

                        In diesem Umfeld könnten Anleger dazu verleitet werden, ihre Liquiditätsbestände zu erhöhen.
                        Doch dieser Ansatz beinhaltet erhebliche Gefahren, sowohl im Hinblick auf die Gesamtrendite als
                        auch das Portfoliorisiko – denn dies bedeutet, dass nicht-liquide Mittel riskanter angelegt werden
                        müssen, um die bestehenden Gesamtrenditeziele des Portfolios zu erreichen.

                        Stattdessen ist es weitaus wichtiger, die richtige strategische Assetallokation zu wählen, damit
                        eine nachhaltige Portfolio-Performance erzielt werden kann – die Gründe hierfür sind auf Seite 4
                        beschrieben. Die strategische Assetallokation ermöglicht uns, Marktunsicherheiten gewinnbringend
                        zu nutzen, anstatt uns von diesen zurückzuziehen.
                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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                        Anleger müssen unter Umständen auch ihren Anlagehorizont erweitern und vertiefen, wobei der
                        Fokus insbesondere auf dem Risikomanagement liegt. Die Verwendung strukturierter Produkte in
                        einem Portfolio kann ein Weg sein, um dies zu schaffen.

                             Wirtschaftlicher Hintergrund
                             Langsameres Wachstum, aber keine Rezession
                             Insgesamt rechnen wir für 2020 mit einem langsameren Wachstum der Weltwirtschaft und
                             schätzen die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession als gering ein. Für das US-Wachstum
                             wird mit einer Abschwächung von 2,2% im Jahr 2019 auf 1,6% im Jahr 2020 gerechnet,
                             während für die Eurozone ein Rückgang von 1,1% auf 0,9% erwartet wird. In China gehen
                             wir weiterhin von einer sanften Landung aus, da das Wachstum 2020 auf 5,8% sinken
                             dürfte – doch dies dürfte wesentlich davon abhängen, ob eine umfassende Lösung für den
                             anhaltenden Handelskonflikt mit den USA gefunden wird. Die Inflation dürfte mittelfristig
                             kein Thema sein, da die US-Inflation (PCE-Kernrate) etwas unter 2% bleiben sollte und die
                             Inflation in der Eurozone und in Japan noch geringer ausfallen dürfte.

                             Unter Berücksichtigung der Gefahren einer zu schnellen Verlangsamung dürften
                             die wichtigen Zentralbanken für die Industrieländer weiterhin das Wachstum durch
                             akkommodierende Geldpolitiken unterstützen. Wir gehen nicht davon aus, dass die Fed
                             oder die EZB die Zinsen in den nächsten 12 Monaten weiter senken werden, aber die
                             Wertpapierkäufe der EZB sollten auf absehbare Zeit bei 20 Mrd. EUR/Monat bleiben, und die
                             Fed dürfte ebenfalls ein „Quasi-QE“ betreiben, obwohl deren Assetkäufe in erster Linie dazu
                             dienen, die Marktliquidität zu erhalten und nicht die Zinsen zu senken.

                             Verbraucher müssen bei Laune gehalten werden
                             Das Wirtschaftswachstum wird auch von den Verbrauchern getragen, die sich trotz der
                             Handelskonflikte und anderer Unsicherheiten in vielen Volkswirtschaften nach wie vor
                             optimistisch zeigen, ermutigt durch ein nach wie vor hohes Beschäftigungsniveau und
                             niedrige Kreditkosten, die durch eine weitere Verästelung der „Magie" der Geldpolitik
                             hervorgerufen wurden. Die privaten Haushalte in den USA befinden sich ebenfalls in guter
                             Verfassung, mit höheren Ersparnissen und niedrigeren Zinszahlungen im Vergleich zu 2008
                             (Abbildung 4). Andernorts sollte man die Stimmung der Konsumenten jedoch im Auge
                             behalten: Vor allem Konsumenten in Asien könnten durch Ängste vor einem Handelskrieg
                             verunsichert werden.

                             Auch die Wirtschaftsleistung und die Investitionen dürften anfälliger für Handels- und
                             weitere Unsicherheiten sein. Obwohl im Dezember das "Phase-1"-Handelsabkommen
                             zwischen den USA und China verabschiedet wurde, werden die politischen
                             Meinungsverschiedenheiten fortbestehen und die Handelsbeziehung zwischen den Ländern
                             und andere bilaterale Handelsbeziehungen beeinträchtigen. In vielen Volkswirtschaften (z.B.
                             Deutschland) ist das verarbeitende Gewerbe bisher am stärksten von den Unsicherheiten
                             betroffen. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Verlangsamung auch auf den
                             Dienstleistungssektor ausbreitet.

                             Die Politik könnte auch 2020 einige Überraschungen mit Auswirkungen auf das
                             Wirtschaftswachstum und die Investitionen bereithalten. Die Aufmerksamkeit des Marktes
                             wird sich zunehmend auf die US-Präsidentschafts- und -Kongresswahlen im November 2020
                             konzentrieren. Der Brexit wird nach wie vor ein Thema bleiben, auch wenn ein erster Deal
                             abgeschlossen wird. Zudem werden geopolitische Spannungen weiterhin Auswirkungen
                             haben.

                             Unsere makroökonomischen Prognosen sind in Abbildung 5 zusammengefasst.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
CIO Insights - Verblasst die Magie der Geldpolitik? Robuste Ausrichtung und werthaltige Erträge im Fokus - Deutsche Bank Wealth Management
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                             Abbildung 4: USA: Finanzen privater Haushalte in guter Verfassung

                             Quelle: U.S. Bureau of Economic Analysis, Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 2. Dezember
                             2019.

                             4%                                                                                                                                    16%

                                                                                                                                                                   14%

                                                                                                                                                                   12%
                             3%

                                                                                                                                                                   10%

                                                                                                                                                                   8%

                             2%
                                                                                                                                                                   6%

                                                                                                                                                                   4%

                             1%                                                                                                                                    2%
                                  Jan 70     Nov 74      Sep 79      Jul 84     Mai 89      Mär 94      Jan 99      Nov 03     Sep 08       Jul 13     Mai 18

                            Rezession (links)            Persönliche Zinszahlungen / verfügbares persönliches Einkommen (links)
                            Persönliche Ersparnisse / verfügbares Einkommen (rechts)

                             Abbildung 5: Unsere Wachstums- und Inflationsprognosen für 2019 und 2020

                             Quelle: Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 16. Dezember 2019.

                              BIP-Wachstum (%)             Prognose 2019      Prognose 2020           Inflation (CPI) (%)          Prognose 2019      Prognose 2020
                              USA*                                     2,2                1,6         USA                                      1,9                1,9
                              Eurozone                                 1,1                0,9         Eurozone                                 1,3                1,3
                                   Deutschland                         0,6                0,8         Deutschland                              1,5                1,6
                                   Frankreich                          1,2                1,0         Japan                                    0,8                1,4
                                   Italien                             0,1                0,4         China                                    2,4                2,5
                              Großbritannien                           1,2                1,3
                                                                                                     Weitere Informationen finden Sie in den Risikohinweisen.
                              Japan                                    0,8                0,2        Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Meinungen
                              China                                    6,2                5,8        und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als falsch
                                                                                                     erweisen können. Es kann keine Zusicherung gegeben werden,
                              Indien                                   6,0                7,0        dass eine Prognose oder ein Ziel erreicht wird. Wertentwicklungen
                                                                                                     in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für
                              Russland                                 1,2                1,5
                                                                                                     zukünftige Wertentwicklungen.
                              Brasilien                                0,8                1,7        Für die USA bezieht sich die BIP-Angabe auf das Kalenderjahr, die
                                                                                                     Inflation jedoch auf die PCE-Kerninflation von Dez. bis Dez. in %.
                              Welt                                     3,1                3,1        Die Prognose für die US-PCE-Gesamtinflation (Dez./Dez.) beträgt
                                                                                                     1,5% für 2019 und 1,4% für 2020. Für das BIP-Wachstum (4. bis 4.
                                                                                                     Quartal)beträgt die Prognose 2,0% für 2019 und 1,6% für 2020.

                             Kurz-Insights

                             Thema 1

                             o Robuster Investmentansatz und strategische Assetallokation sind
                               unerlässlich.
                             o Anlagehorizont langfristig ausrichten.
                             o Alternative Investmentansätze berücksichtigen.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Thema 2
                        Leben mit dem Niedrigzinsumfeld
                        Wenn die politische Abhängigkeit von geldpolitischer „Magie“ weiter
                        anhält, dürfte die gegenwärtige Finanzrepression in Form von negativen
                        (realen) Anleiherenditen noch einige Zeit bestehen bleiben. Nominal
                        werden nun rund 14 Billionen US-Dollar Schulden mit negativen
                        Renditen gehandelt (Abbildung 6). Viele Zentralbanken besitzen
                        inzwischen hohe Anteile an der Gesamtverschuldung ihrer Länder (im
                        Falle der Bank of Japan sind es beispielsweise 45%), und der Abbau
                        dieser Bestände könnte einige Zeit in Anspruch nehmen, wenn es
                        überhaupt dazu kommt.

                          Niedrigzinsumfeld könnte lange Zeit anhalten

                        Es ist keineswegs gesagt, dass die gegenwärtige Situation zwingend den Keim ihrer eigenen
                        Zerstörung enthält. Das Beispiel Japan zeichnet eine beunruhigende Blaupause für die Zukunft
                        der europäischen Anleihemärkte – und auf lange Sicht vielleicht sogar für die der USA. Die
                        Situation in Japan weist zwar viele Unterschiede zu derjenigen in Europa auf, aber die Erfahrung
                        hat gezeigt, dass Spitzenverschuldung, eine ultralockere Geldpolitik, direkte Intervention der
                        Zentralbank in die Anlagemärkte und damit einhergehende niedrige Anleiherenditen sehr lange
                        andauern können, ohne dass eine Anleiheblase platzt oder ein Zahlungsausfall entsteht.

                             Abbildung 6: 14 Billionen USD Schulden werden derzeit mit negativen Renditen gehandelt

                             Quelle: Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 1. Dezember 2019.

                             18000

                             12000

                              6000

                                  0
                                      2015                      2016                       2017                       2018                       2019

                            Globaler Anleihemarkt mit negativen Renditen, in Mrd. USD
                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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11

                        Die Auswirkungen länger andauernder niedriger Renditen und anhaltender Finanzrepression
                        erfordern daher eine neue Herangehensweise der Anleger. Anstatt geduldig auf höhere oder
                        positive Anleiherenditen zu warten, müssen sie eine wohlüberlegte Antwort auf die aktuelle
                        Situation finden.

                          Anlagen in Anleihen der Kernländer kritisch hinterfragen

                        Ein zentrales Problem ist, dass Anleihen mit hohen Ratings, die in der Vergangenheit eine Quelle für
                        stabile und sichere Ertragsströme waren, diese Rolle innerhalb eines Portfolios möglicherweise nicht
                        erfüllen können. Sie können natürlich im Falle von Marktrückgängen einige Diversifizierungsvorteile
                        bieten (siehe Seite 12), müssen aber umsichtig verwaltet werden – und sollten nicht zu hoch im
                        Portfolio gewichtet sein.

                        Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zunächst alle Bestände an renditelosen Anleihen kritisch
                        zu hinterfragen sind und sichergestellt werden sollte, dass die jeweilige Höhe der Allokation
                        angemessen ist. Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass eine Risikodiversifizierung (ein möglicher
                        Grund, unverzinste Anleihen von Kernländern zu halten) nicht unbedingt zu Ertrag führt. Außerdem
                        erfordert das Erzielen einer Rendite auf festverzinsliche Anlagen (mit Ausnahme von US-
                        Staatsanleihen) ein zusätzliches Risiko.

                          Prüfung von Illiquiditätsprämien sollte in Betracht gezogen werden

                        Anleger müssen möglicherweise auch Liquiditätsbeschränkungen akzeptieren, um die
                        Illiquiditätsprämie für private Märkte in Form von Eigen- und Fremdkapital zu erhalten, obwohl es
                        wichtig ist zu erkennen, dass diese Prämien nicht fix sind und sich mit der Zeit verändern oder sogar
                        verschwinden können.

                        Unsere Prognosen für festverzinsliche Wertpapiere sind in Abbildung 7 zusammengefasst.

                             Abbildung 7: Anleiherendite- und Spreadprognosen für Ende 2020

                             Quelle: Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 16. Dezember 2019.

                              USA                                                                     Europa
                              2-jährige                                                               2-jährige
                                                          2-jährige Rendite           1,50%                                       2-jährige Rendite          –0,60%
                              Staatsanleihen                                                          Schatzanleihen
                              10-jährige                                                              10-jährige
                                                          10-jährige Rendite          1,85%                                       10-jährige Rendite         –0,35%
                              Staatsanleihen                                                          Bundesanleihen
                              30-jährige                                                              30-jährige
                                                          30-jährige Rendite          2,25%                                       30-jährige Rendite          0,15%
                              Staatsanleihen                                                          Bundesanleihen
                              USD Investment                                                          10-jährige britische
                                                          BarCap US Credit            110Bp
                              Grade Anleihen                                                          Staatsanleihen              10-jährige Rendite          0,95%
                                                                                                      (Gilts)
                              USD
                              Hochzinsanleihen            Barclays US HY              400Bp           EUR Investment
                                                                                                                                  iBoxx Eur Corp all           90Bp
                              (High Yield)                                                            Grade Anleihen
                                                                                                      EUR Hochzins­               ML Eur Non-Fin
                                                                                                                                                             360Bp
                                                                                                      anleihen (High Yield)       HY Constr. Index
                              Asien/Pazifik
                              2-jährige japanische
                                                          2-jährige Rendite          –0,20%
                              Staatsanleihen (JGB)                                                    Schwellenländer
                              10-jährige                                                              Schwellen­länder-
                              japanische                  10-jährige Rendite         –0,10%           Staatsanleihen (EM          EMBIG Div                  320Bp
                              Staatsanleihen (JGB)                                                    Sovereign)
                              Asiatische                                                              Schwellen­länder-
                              Unternehmens­­              JACI Index                  265Bp           Unternehmens­               CEMBI Broad                320Bp
                              anleihen                                                                anleihen (EM Credit)

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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                             Nicht-verzinsliche Anleihen:
                             ihre Rolle als Portfolio-Diversifizierer
                             Auf risikoadjustierte Renditen fokussieren
                             Mit Ausnahme der USA befinden sich die Renditen zahlreicher Staatsanleihen
                             von Kernindustrieländern im negativen Bereich. Unsere langfristigen
                             Kapitalmarktrenditeannahmen gehen für die kommenden Jahre ebenfalls von niedrigen oder
                             sogar negativen Renditen bei diesen Anleihen aus.

                             Nun stellt sich jedoch die Frage: Warum sollte man überhaupt solche Anleihen im Portfolio
                             halten? Spricht beispielsweise nichts dafür, stattdessen eine höhere Cash-Quote zu halten?

                             Die Antwort auf diese Frage schließt die Frage nach Unsicherheit mit ein – und unser
                             Verständnis davon ist von zentraler Bedeutung für den Prozess im Hinblick auf unsere
                             strategische Assetallokation (SAA) (siehe Seite 4).

                             Eine Standardoptimierung offenbart, dass, basierend auf unseren derzeitigen langfristigen
                             Kapitalmarktrenditeannahmen, einige Portfolios eine etwas bessere risikoadjustierte
                             Rendite aufweisen könnten, wenn Staatsanleihen zu Gunsten höherer Liquiditätsbestände
                             ausgeschlossen werden.

                             Jedoch können wir nur auf diese risikoadjustierte Rendite vertrauen, wenn unsere
                             langfristigen Kapitalmarktrenditeannahmen vollumfänglich eintreffen – aber die Welt ist
                             immer bis zu einem gewissen Grad unberechenbar.

                             Wenn man jedoch betrachtet, wie sich die Unsicherheit bezüglich der langfristigen
                             Kapitalmarktrenditeannahmen auf die risikoadjustierten Renditen beider Allokationen
                             (Staatsanleihen vs. Liquidität) auswirkt, scheint eine SAA, die Staatsanleihen miteinbezieht,
                             signifikante Vorteile zu implizieren. Falls bei den langfristigen Kapitalmarktrenditeannahmen
                             große negative Überraschungen auftreten, erweisen sich die risikoadjustierten Renditen
                             einer SAA, welche Staatsanleihen miteinbezieht, robuster als die einer SAA ohne
                             Staatsanleihen.

                             Dies ist ein wichtiger Grund, warum es durchaus sinnvoll ist, Staatsanleihen bei einer
                             SAA zu berücksichtigen: Im Wesentlichen kann man sagen, dass ein Investor einen
                             geringfügigen möglichen Renditenachteil akzeptiert (wenn unsere langfristigen
                             Kapitalmarktrenditeannahmen eintreffen), um im Gegenzug einen potenziell großen
                             Renditevorteil zu haben, falls es zu unerwünschten Überraschungen kommt.

                             Kurz-Insights

                             Thema 2

                             o Investitionen renditeloser Anleihen überdenken.
                             o Keine Rendite ohne Risiko.
                             o Illiquiditätsprämie berücksichtigen.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Thema 3
                        Suche nach neuen Anlagehäfen
                        Das derzeitige Umfeld mit niedrigen oder negativen Renditen
                        dürfte sich auch 2020 in den Bereichen Unternehmens- und
                        Schwellenländeranleihen fortsetzen – möglicherweise muss man
                        anderswo nach Erträgen suchen.

                          Seien Sie offen für alternative Ertragsquellen

                        Auch Anleger in Anleihen müssen daher ihre Einstellung zum Risiko ändern und nach
                        renditestärkeren Anlagen in Schwellenländer- und Unternehmensanleihen Ausschau halten.

                        Anleihen aus Schwellenländern sind seit einigen Jahren einer unserer Anlageschwerpunkte.
                        Und da sich die Inflation auf einem historischen Tiefststand einpendelt, sind die Realrenditen der
                        Schwellenländer deutlich höher als die Realrenditen der Industrieländer (z.B. Deutschlands oder der
                        USA).

                        In den Schwellenländern lag der natürliche Schwerpunkt auf Staatsanleihen in Hartwährung, aber
                        einige Unternehmensanleihen aus Schwellenländern können mindestens genauso interessant
                        sein. Diese schneiden im Vergleich mit Unternehmensanleihen der Industrieländer bei diversen
                        Kennzahlen positiv ab, wie Abbildung 8 am Beispiel der Nettoverschuldung zeigt. Auch wenn der
                        Schwerpunkt bisher eher bei auf USD lautenden Unternehmensanleihen von Schwellenländern lag,
                        bieten auch auf andere Hartwährungen (z.B. EUR) lautende Anleihen interessante Chancen.

                        Innerhalb der Schwellenländeranleihen zählt Indien zu unseren übergewichteten Positionen. In
                        China, Asien und Lateinamerika sind wir neutral positioniert. Wir haben eine untergewichtete
                        Positionierung in Brasilien.

                        Bei den Unternehmensanleihen der Industrieländer sehen wir Möglichkeiten im USD-Investment-
                        Grade und im Crossover-Segment der Eurozone (d.h. niedriger eingestufter Investment Grade,
                        höher eingestufter High Yield). Die Wahrscheinlichkeit eines langsameren Wachstums lässt uns
                        insgesamt vorsichtiger mit Hochzinsanleihen umgehen. Da die EZB wieder ein großer Käufer ist,
                        wird sich die Jagd nach Renditen fortsetzen, und sogar schlechter bewertete europäische Anleihen
                        werden mit negativen Renditen gehandelt. Vor diesem Hintergrund sollten Investoren auch daran
                        denken, dass US-Staatsanleihen nach wie vor als Quelle positiver Nominalrenditen interessant sind.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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                             Abbildung 8: Unternehmensanleihen aus Schwellenländern halten gut mit
                             Unternehmensanleihen aus Industrieländern mit

                             Quelle: BAML, JPMorgan, Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 16. Dezember 2019.

                             Spread (in Bp)                                                                                              Nettoverschuldung (x)
                                                                                                                                                                    3,0

                             400

                                                                                                                                                                    2,5

                             300

                                                                                                                                                                    2,0

                                                                                                                                                                    1,5
                             200

                                                                                                                                                                    1,0

                             100

                                                                                                                                                                    0,5

                               0                                                                                                                                    0,0
                                   Mär 15      Sep 15      Mär 16       Sep 16       Mär 17      Sep 17       Mär 18       Sep 18       Mär 19      Sep 19

                            EM vs. USA B Spread (Bp, links)                                      EM vs. USA BB Spread (Bp, links)
                            EM vs. USA BBB Spread (Bp, links)                                    USA Nettoverschuldung (x, rechts)
                            Globale EM Nettoverschuldung (x, rechts)

                             Kurz-Insights

                             Thema 3

                             o Auch Unternehmensanleihen in Schwellenländern
                               berücksichtigen.
                             o In Europa nur selektiv handeln.
                             o US-Staatsanleihen behalten ihren Reiz.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Sechs Themen für 2020
15

Thema 4
                        Balanceakt zwischen „Value“
                        und „Growth“
                        Die Aktienmärkte verzeichneten während eines Großteils des Jahres
                        2019 deutliche Kursgewinne, was auf niedrige Zinsen und ein moderates
                        Gewinnwachstum zurückzuführen war. Dies trug dazu bei, die
                        Bewertungsmultiplikatoren (z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis) zu erhöhen.
                        Markttrends könnten sich ab 2020 verschieben.

                          Weiterhin moderate Aktienmarktgewinne möglich

                        Zum Jahreswechsel sind die Bewertungen hoch, und der wahrgenommene Mangel an Alternativen
                        alleine wird nicht ausreichen, um einen weiteren Anstieg zu rechtfertigen. Das moderate einstellige
                        Wachstum der Unternehmensgewinne sollte jedoch eine gewisse Unterstützung bieten, und weitere
                        Gewinne in den Aktienindizes sind im Laufe des Jahres wahrscheinlich. Auch eine überzeugende
                        Lösung der Handelskonflikte (bei weitem nicht sicher) könnte bei den Aktienkursen für einen
                        Aufwärtstrend sorgen.

                        Aus Anlegersicht sollten Dividenden – sowohl als Renditebeitrag als auch als Cashflow-Generator –
                        wie in den Vorjahren nicht vernachlässigt werden. Dividendenrenditen, die in vielen Industrieländern
                        höher sind als die Anleiherenditen, können das höhere Risiko von Aktien weiterhin rechtfertigen
                        und auch für die Ertragsgenerierung wichtig sein. Der Fokus sollte jedoch auf nachhaltigen
                        Dividenden liegen – solche, die aus dem Einkommen gezahlt werden können, ohne die Bilanz eines
                        Unternehmens zu gefährden.

                          Anlagestile sollten überdacht werden

                        Ein neuer Aktientrend für 2020 könnte sich auf den „Stil“ beziehen – jene Art von Aktien, die ein
                        Anleger bevorzugen sollte. In den letzten drei Jahren wurden die Aktienmärkte hauptsächlich
                        von „Growth“-Aktien beherrscht (Aktien von Unternehmen, die voraussichtlich schneller
                        wachsen als der Gesamtmarkt). Im Gegensatz dazu haben „Value“-Aktien (die im Vergleich zu
                        ihren Fundamentaldaten zu einem niedrigen Preis gehandelt werden) nur einen geringen Anteil
                        ausgemacht. Nun glauben wir jedoch, dass der Bewertungsunterschied zwischen den beiden Stilen
                        „Growth“ und „Value“ seinen Höhepunkt erreichen könnte (Abbildung 9).

                        Wir würden daher eine ausgewogenere Stilpositionierung in Bezug auf „Growth“ gegenüber „Value“
                        für 2020 in Betracht ziehen. Einige qualitativ hochwertige „Value“-Aktien könnten reelle Chancen
                        bieten.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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                        Auf Sektorebene sehen wir ebenfalls Möglichkeiten in globalen Industrieunternehmen, sowohl
                        in absoluter als auch in relativer Hinsicht. Unsere Aktienindexprognosen sind in Abbildung 11
                        zusammengefasst.

                             Abbildung 9: Die Bewertungsprämie von „Growth“- gegenüber „Value“-Aktien könnte ihren
                             Höhepunkt erreichen

                             Quelle: FactSet, Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 11. Dezember 2019.

                             1,9

                             1,7

                             1,5

                             1,3

                             1,1

                             0,9
                                   2004           2006             2008            2010            2012             2014            2016            2018

                            Relatives Kurs-Gewinn-Verhältnis des MSCI World Growth vs. Value, nächste 12 Monate

                             Abbildung 10: Regionale                                                      Abbildung 11: Aktienindexprognosen für
                             Sektorgewichtung                                                             Ende 2020

                             Quelle: Deutsche Bank Wealth Management.                                     Quelle: Deutsche Bank Wealth Management.
                             Stand: 13. Dezember 2019.                                                    Stand: 16. Dezember 2019.

                                                                    EUROPA USA        EM
                                                                                                           USA                          S&P 500               3.300
                             Energie

                             Grundstoffe
                                                                                                           Deutschland                  DAX                 14.000

                             Industrie                                                                     Eurozone                     Eurostoxx 50          3.770
                             Zyklische Konsumgüter                                                         Europa                       Stoxx 600               420
                             Nicht-zyklische Konsumgüter
                                                                                                           Japan                        MSCI Japan            1.060
                             Gesundheitswesen
                                                                                                           Schweiz                      SMI                 10.450
                             Finanzen
                                                                                                           Großbritannien               FTSE 100              7.510
                             Informationstechnologie

                             Kommunikations­dienstleistungen                                               Schwellenländer
                                                                                                           (Emerging                    MSCI EM               1.120
                             Versorger                                                                     Markets)
                             Immobilien
                                                                                                                                        MSCI Asia ex
                                                                                                           Asien ex. Japan                                      700
                                                                                                                                        Japan
                            Untergewichtet               Neutral           Übergewichtet

                             Kurz-Insights

                             Thema 4

                             o Robuste Aktienstildiversifikation.
                             o „Growth“ vs. „Value“ überdenken.
                             o Auf defensive Werte und vorhersehbare Cashflows achten.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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17

Thema 5
                        Politik als treibende Kraft
                        An den Devisenmärkten lässt sich auf einzigartige Weise beobachten,
                        wie die Theorie mit der Realität interagiert. Theoretisch sollten die
                        Wechselkurse in erster Linie von der Geldpolitik der Zentralbanken und den
                        wirtschaftlichen Fundamentaldaten bestimmt werden. In der Praxis sind
                        diese jedoch sehr anfällig für politische Aussagen oder Spekulationen um
                        politische Absichten. Wir glauben, dass die Handlungen der Politiker im
                        Jahr 2020 einen besonders großen Einfluss auf die Devisenmärkte haben
                        werden, ebenso wie auf die Rohstoffmärkte.

                          Weiterer nachhaltiger Anstieg des USD unwahrscheinlich

                        Auch ohne Berücksichtigung der politischen Rhetorik hat man den Eindruck, dass der USD in Bezug
                        auf viele konventionelle Kennzahlen überbewertet ist und der Interventionsdruck (in verschiedenen
                        Formen) anhalten dürfte, wenn neue „politische“ Grenzen getestet werden. Die Stärke des US-
                        Dollar dürfte daher ihren Höhepunkt erreichen, obwohl wir keinen starken Wertverlust der Währung
                        erwarten. Unsere Prognose für EUR/USD Ende 2020 liegt bei 1,15, was einen leichten Rückgang
                        gegenüber dem aktuellen Niveau bedeutet. (Abbildung 12 zeigt unsere 12-Monatsprognosen.)
                        Darüber hinaus dürfte jeder USD-Rückgang durch Perioden temporärer USD-Stärke in Zeiten
                        globaler Unsicherheit unterbrochen werden.

                        Die Rolle des USD als globale Reservewährung verleiht ihm einzigartige Eigenschaften, und die
                        Fundamentaldaten können sich ohnehin in beide Richtungen entwickeln. Höhere Renditen in
                        den USA sollten den USD im Allgemeinen unterstützen. Wenn jedoch ein Konjunkturabschwung
                        die Zentralbanken dazu verleiten sollte, die Zinsen wiederholt zu senken (was wir nicht erwarten),
                        dann hätte die Fed in dieser Hinsicht einen größeren Spielraum als die EZB – wodurch ein
                        unterstützender Faktor für den USD wegfallen würde.

                             Abbildung 12: Währungsprognosen für Ende 2020

                             Quelle: Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 16. Dezember 2019.

                              EUR vs. USD                                   EUR/USD                                                                             1,15
                              USD vs. JPY                                   USD/JPY                                                                             105
                              EUR vs. JPY                                   EUR/JPY                                                                             121
                              EUR vs. GBP                                   EUR/GBP                                                                             0,89
                              GBP vs. USD                                   GBP/USD                                                                             1,29
                              USD vs. CNY                                   USD/CNY                                                                             7,10

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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                          Entwicklung der EZB-Politik wird sich auf den EUR auswirken

                        Unterdessen dürfte sich der EUR weiterhin seinen eigenen, weitgehend der Eurozone geschuldeten
                        Herausforderungen stellen. Abgesehen vom Brexit könnte die populistische Politik weiterhin
                        Auswirkungen auf die großen Volkswirtschaften der Region, möglicherweise auch auf Italien,
                        haben. Darüber hinaus könnten die Währungsmärkte durch die Entwicklung der EZB-Politik – und
                        durch die offizielle Kommunikation dazu – verunsichert werden, während die neue EZB-Präsidentin
                        Christine Lagarde versucht, ihre politischen Ansätze mit denen eines EZB-Rates abzugleichen, der
                        offenbar in wichtigen Fragen teilweise andere Ansichten vertritt. Nichtsdestotrotz dürfte die EZB
                        ihre unkonventionelle Gelpolitik weiterführen.

                          JPY bleibt für die Portfoliodiversifikation wichtig

                        Vor diesem Hintergrund werden Anleger weiterhin nach Währungen suchen, die sich zur
                        Portfoliodiversifikation eignen. Der JPY hat diese Rolle im vergangenen Jahr gut gespielt und dürfte
                        dies auch künftig tun. Obwohl die Volatilität derzeit relativ gering ist und Risiken (wahrscheinlich zu
                        Unrecht) als „bekannt“ wahrgenommen werden, dürften Spitzenwerte bei der globalen Volatilität
                        auftreten, wobei politische Entwicklungen die Stimmung belasten könnten. Vor diesem Hintergrund
                        gehen wir weiterhin davon aus, dass sich eine Long-Position im JPY für viele Portfolios als
                        vorteilhaft erweisen könnte.

                        Durch die anhaltende Konjunkturverlangsamung in China könnte es zu einer leichten
                        Abwertung des CNY kommen, welche auch mit möglichen zukünftigen Rückschlägen in den
                        Handelsgesprächen zwischen den USA und China einhergehen würde. Wir gehen jedoch davon
                        aus, dass die PBoC auch weiterhin nicht gewillt sein wird, eine aggressive Lockerung vorzunehmen,
                        da sie Bedenken hinsichtlich der Verschuldung von Unternehmen und Privathaushalten hat, sodass
                        ein deutlicher Rückgang des CNY unwahrscheinlich sein dürfte.

                        Das GBP legte im Vorfeld und nach den Parlamentswahlen in Großbritannien im Dezember 2019
                        deutlich zu. Das GBP könnte sich in den kommenden Monaten weiterhin positiv entwickeln, dürfte
                        aber im weiteren Jahresverlauf 2020 anfällig für Rückschläge sein, wenn erneut Befürchtungen
                        über die Fähigkeit Großbritanniens und der EU, einen endgültigen Deal abzuschließen, wieder
                        aufkommen.

                             Abbildung 13: Der Goldpreis und das US-Haushaltsdefizit

                             Quelle: Datastream, Deutsche Bank Wealth Management. Stand: 1. Dezember 2019.

                             Mrd. USD                                                                                                                   USD/Unze
                             -2000                                                                                                                                1800

                             -1000                                                                                                                                900

                                  0                                                                                                                               0
                                      1980     1983    1986     1989     1992     1995     1998     2001     2004     2007     2010     2013     2016    2019e

                            US-Haushaltsüberschuss / -defizit in Mrd. USD, invertiert (links)
                            12-Monats durchschnittlicher jährlicher Goldpreis pro Unze in US-Dollar (rechts)

                          Gute Aussichten für Gold

                        Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums spricht gegen ein direktes Rohstoffengagement,
                        aber das Argument für Sachwerte in Verbindung mit einem wahrscheinlichen Nachlassen der USD-
                        Stärke deutet auf gute Aussichten für Gold hin. Die Geschichte hat gezeigt, dass ein steigendes
                        US-Haushaltsdefizit mit einem steigenden Goldpreis einhergehen könnte (Abbildung 13). Unsere
                        Prognose für Ende 2020 für den Goldpreis lautet 1.550 USD/Unze.
                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Sechs Themen für 2020
19

                        Der Ölpreis kann dem Abwärtsdruck durch die Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums
                        nicht standhalten, was voraussichtlich Auswirkungen auf die Nachfrage haben wird (Abbildung 14),
                        aber politische Diskussionen könnten im Laufe des Jahres vorübergehende Aufwärtsbewegungen
                        verursachen. Unsere Prognose für Ende 2020 für WTI lautet 54 USD/Barrel.

                             Abbildung 14: Die globale Wachstumsprognose der Ölnachfrage wurde weiter nach unten
                             korrigiert

                             Quelle: Bloomberg Finance, IEA Monthly Market Oil Report, Deutsche Bank Wealth Management.
                             Stand: 12. Dezember 2019.

                             Mrd. USD
                             1,6
                                      1,53      1,55
                                                           1,49      1,47
                             1,4      1,40      1,40       1,40      1,40      X.XX
                                                                               1,41      1,38
                                      1,29      1,28                                     1.30
                                                           1,25      1,25      1,22      1,23       1,23
                                                                                                    1.20      1.21
                             1,2
                                                                                                    1,14      1,14
                                                                                                              1.11      X.XX
                                                                                                                        1,11
                             1,0                                                                                                  1,02
                                                                                                                                  X.XX      1.01
                                                                                                                                            0,98       1.00
                                                                                                                                                       0,98      0,98
                                                                                                                                  0,89                           0,90
                             0,8                                                                                                            0,84
                                                                                                                                                       0,75      0,75
                             0,6
                                     Dez 18    Jan 19    Feb 19    Mär 19     Apr 19    Mai 19    Jun 19     Jul 19    Aug 19    Sep 19    Okt 19    Nov 19     Dez 19

                            OPEC monatlicher Öl-Marktbericht                           IEA Öl-Marktbericht                      EIA kurzfristiger Energie-Ausblick

                             Schwellenländerwährungen:
                             den Sturm überstehen
                             Die Währungen der Schwellenländer müssen durch die Spannungen im Welthandel
                             einigem Gegenwind standhalten. Aber es gibt auch gute Nachrichten. Die wirtschaftliche
                             Entwicklung in den Schwellenländern war in den letzten Jahren weniger volatil als in den
                             Industrieländern, und wir erwarten, dass sich dieser Trend im Jahr 2020 fortsetzen wird. Die
                             Anlagen der Schwellenländer entwickelten sich 2019 aufgrund der Zentralbankpolitik in den
                             Industrieländern gut, und wir gehen nicht davon aus, dass sich dieser Trend umkehren wird.
                             Die Verlangsamung des globalen Wachstums ist jedoch schlecht für die Rohstoffpreise und
                             stellt einen weiteren Grund dar, sich bei den Währungen von Schwellenländern für einen
                             selektiven Ansatz zu entscheiden.

                             Für einige ausgewählte Schwellenländerwährungen prognostizieren wir zum Jahresende
                             2020 folgende Wechselkurse:

                                     USD/CNY                             USD/TRY                            USD/MXN                              USD/BRL

                                   7,10                               6,10                             19,50                                  4,15

                             Kurz-Insights

                             Thema 5

                             o USD-Stärke auf Höchststand.
                             o JPY zur Diversifikation nutzen.
                             o Gold glänzt wieder.

                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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Sechs Themen für 2020
20

Thema 6
                        Technologie trifft auf ESG
                        Unsere langfristigen Anlagethemen, die nun schon im vierten Jahr bei uns
                        im Vordergrund stehen, zielen auf strukturelle und langfristige
                        Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds ab. Sie lassen sich am besten
                        in Form eines Dreiecks visualisieren – mit den drei Seiten Technologie,
                        Demografie und Erhaltung der Welt, in der wir leben.

                        Zu den bestehenden Themen gehören Cybersicherheit, Millennials und Gesundheitswesen (Start
                        2017), Infrastruktur, intelligente Mobilität und künstliche Intelligenz (Start 2018) sowie ESG-Anlagen
                        (Umwelt, Soziales und Governance) und erweiterte Infrastruktur, die beide 2019 aufgenommen
                        wurden.

                        2020 führen wir zwei neue langfristige Themen ein: 5G Fast Forward und Ressourcenschonung.

                        Machen Sie sich bereit für das nächste Level der Datenverarbeitung:
                        5G Fast Forward
                        5G steht für die fünfte Generation der Mobilfunknetze. 5G hat eine höhere Kapazität und
                        Geschwindigkeit und kann verschiedene Quellen integrieren (z.B. Sensoren, Kameras und virtuelle
                        Rundgänge, Karten, Geräte, Datenbanken und Drohnen).

                          5G wird in diversen Bereichen deutliche Auswirkungen haben

                        Es wird jedoch erwartet, dass die Kapazitäten von 5G weit über das Spektrum früherer
                        Netzwerkgenerationen hinausgehen und einen tiefgreifenden Einfluss auf das Verhalten der
                        Verbraucher und der Industrie haben werden. Die wahrscheinlichen Auswirkungen von 5G lassen
                        sich in drei Bereiche unterteilen:

                        Zunächst einmal wird 5G Möglichkeiten für die Dienstleister schaffen, die Netzwerke aufbauen
                        und Daten an Endnutzer bereitstellen. Laut einem Industrieunternehmen werden bis 2024
                        weltweit 1,9 Milliarden Nutzer ein 5G-Abonnement haben, wobei 35% des Datenverkehrs über
                        5G-Netze abgewickelt und 65% der Weltbevölkerung die Technologie nutzen können. Dies
                        dürfte zu neuen Branchenallianzen und -strukturen innerhalb der technologischen Infrastruktur
                        und der sie unterstützenden Rechenzentren führen. Viele Dienstleister setzen bereits jetzt auf
                        die Zusammenarbeit mit Experten für Cloud-basierte Plattformen, um die 5G-Innovation zu
                        beschleunigen.

                        Ferner wird 5G durch die Ermöglichung effizienteren Arbeitens einen viel breiteren Einfluss auf die
                        Verbesserung der kommerziellen Produktivität und somit auf die gesamte Weltwirtschaft haben.
                        Auf der Grundlage des Internet der Dinge (IoT) und von Webservice-Plattformen werden bereits
                        5G-fähige Smart Factories entwickelt und mit einer flexiblen und sicheren drahtlosen Konnektivität
                        In Europa, Naher Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik gilt diese Publikation als Marketing Material, in den USA nicht. Wertentwicklungen in der
                        Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und
                        hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können.
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