Cloud Mall BW - Transferdokumentation "EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 1 Simulation und Iteration“
Cloud Mall Baden-Württemberg TRANSFERDOKUMENTATION FÜR DEN PRAXISPILOTEN „EASI: CLOUD-BASIERTE ECHTZEITDATEN-ANALYSE DURCH SIMULATION UND ITERATION“ Eine Konzeption zur Integration einer Simulationsumgebung mit Virtual Fort Knox Öffentliche Version vom 27. April 2021 Beteiligte Partner Virtual Fort Knox AG (VFK AG) Lexer Research GmbH/Lexer Research Inc. Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA (Fraunhofer IPA) Autoren Andreas Schlereth (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA) Jörg Junge (VFK AG) Dr. Mahito Ando (Lexer Research GmbH) Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 2 Simulation und Iteration“
Inhalt 1 Management Summary ................................................................................................................... 4 2 Einführung ....................................................................................................................................... 5 2.1 Ausgangssituation und Motivation ......................................................................................... 5 2.2 Ziele und Nutzen der Zielgruppen ........................................................................................... 5 3 Projektrahmen................................................................................................................................. 7 3.1 Konsortium und Rollen ............................................................................................................ 7 3.2 Notwendige Ressourcen sowie Kompetenzen ........................................................................ 8 4 Inhaltliches ...................................................................................................................................... 9 4.1 Anforderungen ........................................................................................................................ 9 4.2 Konzept .................................................................................................................................... 9 4.3 Cloud-Architektur .................................................................................................................. 10 4.3.1 Manufacturing Service Bus (MSB) ................................................................................. 11 4.3.2 GDfindi-Server ............................................................................................................... 12 4.3.3 InfluxDB ......................................................................................................................... 13 4.3.4 Grafana .......................................................................................................................... 13 4.3.5 Simulation Controller .................................................................................................... 14 4.3.6 Szenarien ....................................................................................................................... 14 4.4 Herausforderungen bei der Umsetzung ................................................................................ 14 4.5 Prototypen und (Teil-)Lösungen ............................................................................................ 14 5 Integration und Kooperation zwischen den beteiligten Unternehmen ........................................ 17 5.1 Organisatorisches .................................................................................................................. 17 5.2 Technisches ........................................................................................................................... 17 5.3 Strategisches ......................................................................................................................... 17 5.4 Rechtliches ............................................................................................................................ 18 6 Resümee ........................................................................................................................................ 19 6.1 Rolle der Cloud ...................................................................................................................... 19 6.2 Lessons Learned .................................................................................................................... 19 6.3 Ausblick.................................................................................................................................. 19 7 CMBW-Projektdarstellung............................................................................................................. 21 8 Kontakt .......................................................................................................................................... 22 Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 3 Simulation und Iteration“
1 Management Summary Die Simulation definiert sich neu im Kontext der Industrie 4.0. Die auf Programmierung beruhende Simulation hat ihre Grenzen, weil die Handschrift des Programmierers unausweichlich ist. LEXER, der Entwickler von GDfindi, ist der Vorreiter der neuen Generation der Simulation, welche die heute ver- fügbaren Ressourcen des Computers nutzt, um Voraussetzungen für das Projekt bereitzustellen. Dazu benötigt man eine völlig neue Architektur. Die Architektur anderer Simulationen ist ca. 30 Jahre alt und reflektiert den Stand der Technik von damals und ist nicht ausgerichtet, die heute zur Verfügung stehenden Computer-Ressourcen für moderne Anforderungen zu nutzen. Eine moderne Simulation wie GDfindi erstellt ein Modell aufgrund des Datenmodells und zugehörigen Frameworks. Selbst bei einer manuellen Modellierung unterstützen die Automatismen im Hintergrund soweit, dass das erstellte Modell eine standardisierte Struktur hat und keine Handschrift des Model- lierers trägt. Die von Automatismen standardisierte Modellierung ermöglicht die Automatisierung der Modellierung und automatische Verarbeitung der Simulationsergebnisse. Die Automatisierung redu- ziert die Kosten der Simulation derart, dass die Anwendung der Simulation für kleine und mittlere pro- duzierende Betriebe wirtschaftlich attraktiv ist. Das Projekt zielt auf die Schließung des digitalen PDCA-Zyklus 1 mit der Echtzeitdatenerfassung auf der Cloud mit der Virtual Fort Knox -Technologie und Cloud-basierten Simulation GDfindi. Virtual Fort Knox bietet die Datenerfassung über die integrierte Middleware Manufacturing Service Bus (MSB) an – ei- nen entwickelten Service (Simulation Controller) technisch gelöst über die Virtual Fort Knox Cloud. Dabei wird eine Integration des MSB und der Simulation GDfindi über die Virtual Fort Knox-Plattform durchgeführt. Dazu werden die Daten einer am Fraunhofer IPA aufgebauten Festo-Anlage erfasst und mit den Simulationsdaten aus GDfindi über den Simulation Controller miteinander verglichen, um da- raus Rückschlüsse über eine Abweichung der Realdaten gegenüber der Simulation geben zu können. 1Der PDCA-Zyklus beschreibt den vierstufigen Regelkreis des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses: Plan, Do, Check, Act. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 4 Simulation und Iteration“
2 Einführung Praxispiloten innerhalb des Förderprojekts Cloud Mall Baden-Württemberg (Cloud Mall BW) sind kleine Projekte zwischen mehreren Unternehmen und Cloud Mall BW Projektpartnern, die zusammen Cloud-Services entwickeln und somit ein gemeinsames Ziel verfolgen. EASI („Cloudbasierte Echtzeitdaten-Analyse durch Simulation und Iteration“) ist einer der Praxispiloten aus dem Bereich Produktion und wurde im Rahmen des Förderprojekts Cloud Mall BW (siehe auch Kapitel 7) durchgeführt. Die folgenden Abschnitte erläutern die Ausgangssituation und Ziele des Pilo- tenprojekts. 2.1 Ausgangssituation und Motivation Die Echtzeitdaten und die Simulation können einen PDCA-Zyklus der Produktion digital schließen. Da- raus ergeben sich Vorteile für die Produktion, die heute außerhalb des Vorstellungsvermögens der Produktion liegen. Differenzen des Soll-/Ist-Vergleichs liefern wertvolle Erkenntnisse. Differenzen bedeuten: Die Kenntnis über die Produktion ist noch unvollständig. Potenzielle Fehler bei einer Abweichung der Ist-Werte von den Soll-Werten sind vorhanden. Die Echtzeitdaten gleichen das Manko der Ausgabe der ERP-Daten aus, die derzeit nur mit ei- ner großen Latenzzeit möglich ist. Zum Beispiel können die Echtzeitdaten einen ungeplanten Stillstand ohne Verzögerung melden, so dass die Anpassung des Produktionsplans mit kleinster Latenzzeit erstellt werden kann. Ein regelmäßiger Abgleich der Soll-/Ist-Daten und der Simulation der Produktion mit den abweichen- den Ist-Daten ermöglicht eine Prognose, wie groß die Abweichung der Produktion am Ende des Tages sein wird. Dies ermöglicht dem Produktionsleiter vorausschauende Korrekturmaßnahmen einzuleiten, die wirtschaftlicher sind, weil die Abweichung noch verschwindend klein ist. Es muss ein optimierter technischer Weg gefunden werden, die richtigen Daten aus dem digitalen Zwil- ling an das Simulationssystem zu übergeben. 2.2 Ziele und Nutzen der Zielgruppen Das primäre Ziel des Praxispiloten ist es, geeignete aus den Maschinen ausgelesene Realdaten und das Simulationsergebnis von GDfindi (siehe auch Abschnitt 4.3.2) über eine Schnittstelle (siehe auch Ab- schnitt 4.3.1) an einen Simulation Controller (siehe auch Abschnitt 4.3.5) weiterzugeben, so dass die Daten von einer virtuellen Maschine ausgewertet werden. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 5 Simulation und Iteration“
Die EASI-Lösung richtet sich in erster Linie an kleine und mittlere produzierende Betriebe, welche die Möglichkeit haben eine Cloud-Umgebung einzurichten und die Anlagen adäquat zu vernetzen. Gene- rell ergeben sich hiermit die folgenden Vorteile: Lernende Produktion: Was kann man aus den Soll-/Ist-Differenzen lernen? Vorausschauende Produktion: Was bedeutet die anbahnende Soll-/Ist-Differenz für die ge- plante Tagesproduktion? Gibt es einen Handlungsbedarf? Adaptive Echtzeitreaktion auf ein ungeplantes Ereignis: Optimierte Produktionsplanung unter Berücksichtigung des ungeplanten Stillstandes einer Station. Anhand der Ergebnisse der Simulation kann der Produktionsleiter die vorausschauenden Kor- rekturmaßnahmen einleiten. Auf Seiten der VFK AG und der Lexer Research GmbH ergeben sich durch EASI die folgenden Mehr- werte: VFK AG: Entwicklung einer standardisierten Datenerhebung. Pilot der Weiterleitung von Maschinendaten an einen Mehrwertdienst. Lexer Research GmbH: Vergleich der Realdaten mit dem Ergebnis der Simulation erweitert Leistungsangebote der Si- mulation. Durch die Nutzung der standardisierten Interfaces (realisiert durch den MSB (siehe Details in Abschnitt 4.3.1) können Mehrwerte der Simulation der Dienstleistungssoftware einer dritten Partei zur Verfügung gestellt werden. Anbindung an den MSB erweitert den Beitrag von GDfindi am Thema Industrie 4.0. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 6 Simulation und Iteration“
3 Projektrahmen 3.1 Konsortium und Rollen Das Konsortium setzt sich im Wesentlichen aus der Virtual Fort Knox AG, der Lexer Research GmbH und dem Fraunhofer IPA zusammen. Die Virtual Fort Knox AG (VFK AG, 2020) ist ein Spin-off der Fraunhofer Gesellschaft e.V. und hat die Aufgabe die Virtual Fort Knox-Technologie zu vermarkten und weiterzuentwickeln. Die Virtual Fort Knox-Technologie hat ihren Schwerpunkt in der sicheren Verknüpfung unterschiedlicher Datenquellen (u. a. Sensoren, Maschinen, Roboter) und IT-Systeme (u. a. Datenbanken, ERP, MES, Q, Logistik, KI, Analytics, Apps, Simulationen) und wurde in mehr als 20 geförderten Projekten der Fraunhofer-Gesell- schaft entwickelt und praxisnah eingesetzt. Die Virtual Fort Knox-Basistechnologie wird zukünftig in einer Community Open Source Variante bereitgestellt und bietet damit für jeden die Möglichkeit an der Weiterentwicklung zu partizipieren. Mit der Fraunhofer Gesellschaft als Ursprung und Investor werden technische Innovationen und Stabilität für die Kunden gesichert. Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 hat sich Lexer Research Inc. der Bereitstellung von virtuellen Produk- ten und Dienstleistungen verschrieben. Die Lexer Research GmbH ist dabei eine Ausgründung von Le- xer Research Inc. im deutschen Raum mit Sitz in Baden-Baden. Die gemeinsame Vision ist die Erweite- rung der Kreativität der Menschen durch virtuelle Werkzeuge in der produzierenden Industrie. Die letzte große Innovation ist die Entwicklung eines Datenmodells der Produktion, das Produktionspro- zesse beschreibt. Daraus wurde die Simulationssoftware GDfindi abgeleitet, die eine interaktive pro- grammierungsfreie Modellierung der Produktion über eine grafische Oberfläche ermöglicht. Die inter- nen Automatismen bestimmen, wie die Produktion als ein Simulationsmodell abgebildet wird. Das Simulationsmodell von GDfindi trägt keine Handschrift des Modellierers, so dass es von jedem Model- lierer modifiziert werden kann und ermöglicht die Automatisierung der Modellierung. GDfindi ist eine Cloud-basierte Software nach dem Software-as-a-Service (SaaS)-Modell und kann über eine geeignete Schnittstelle mit Cloud-basierten Softwarelösungen Dritter kommunizieren und Simulationsdienste anbieten. Da über 90% der Kosten der Simulation in die Aufwände der Modellierung fließen, macht die Automatisierung eine radikale Senkung der Kosten der Simulation und den Zugang zur Simulation auch für mittelständische Betriebe möglich. Das Fraunhofer IPA – eines der größten Institute der Fraunhofer- Gesellschaft – wurde 1959 gegründet und beschäftigt annähernd 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu den Leit- und Zukunftsthemen gehören Batterieproduktion, Biointelligente Wertschöpfung, Digitale Transformation, Frugale Produk- tionssysteme, Künstliche Intelligenz für die Produktion sowie Resiliente Wertschöpfung. Organisatori- sche und technologische Aufgabenstellungen aus der Produktion machen die Forschungs- und Ent- wicklungsschwerpunkte des Fraunhofer IPA aus. Methoden, Komponenten und Geräte bis hin zu kompletten Maschinen und Anlagen werden vom Fraunhofer IPA entwickelt, erprobt und exempla- risch eingesetzt. Die 15 Fachabteilungen des Fraunhofer IPA decken den gesamten Bereich der Pro- duktionstechnik ab. Sie werden koordiniert durch sechs Geschäftsfelder und arbeiten interdisziplinär Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 7 Simulation und Iteration“
mit Industrieunternehmen der Branchen Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, Elektronik und Mikrosystemtechnik, Energie, Medizin- und Biotechnik sowie Prozessindustrie zusammen. 3.2 Notwendige Ressourcen sowie Kompetenzen Die VFK AG steuerte mit ihrem Know-how die Basistechnologie Virtual Fort Knox (siehe Abschnitt 4.3.1) bei, wirkte bei der Konzeption der Lösung mit und entwickelte maßgeblich den Simulation Controller samt InfluxDB sowie der Grafana-Integration (siehe Abschnitte 4.3.3 und 4.3.4). Lexer Research GmbH/Lexer Research Inc. wirkten bei der Konzeption der Lösung mit, steuerten ihre Simulationssoftware GDfindi (siehe Abschnitt 4.3.2) bei und setzten die Integration dieser in die VFK- Umgebung um. Das Fraunhofer IPA als Cloud Mall BW-Partner unterstützte beide Partner bei der Konzeptfindung, der Dokumentation und bei der Integration der Festo-Anlage sowie der Simulationssoftware GDfindi in die VFK-Umgebung. Das Projektmanagement im Praxispiloten wurde vom Fraunhofer IPA koordiniert. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 8 Simulation und Iteration“
4 Inhaltliches 4.1 Anforderungen Zu Beginn des Praxispiloten wurden mehrere Anforderungen formuliert, welche der Pilot erfüllen sollte. So war für das Ergebnis wichtig, die Simulationssoftware GDfindi vollständig in die Cloud-Architektur von Virtual Fort Knox zu integrieren. Andererseits war es für den Projekterfolg erforderlich, geeignete Maschinendaten zu haben, um sie mit den Simulationsdaten vergleichen zu können. Weitere Anforde- rungen bezogen sich vor allem auf die Verwendung unterschiedlicher Schnittstellen (RESTful und Web- socket) oder unterschiedlicher Varianten von virtuellen Maschinen (VM). 4.2 Konzept Das Konzept hinter dem Praxispiloten behandelt die Sammlung der Daten aus einer Festo Versuchsan- lage (siehe Abbildung 5) am Fraunhofer IPA sowie aus der Simulationssoftware GDfindi (siehe Ab- schnitt 4.3.2). In der Simulationssoftware GDfindi ist ein Abbild der Festo-Anlage erstellt (siehe Abbil- dung 4). Bei Simulationsgenerierung wird ein GANTT-Chart 2 der simulierten Aktivitäten der Festo- Demonstrationsanlage erstellt, woraus unter anderem zeitbasierte Daten an den MSB (siehe Abschnitt 4.3.1) weitergeleitet werden. Diese repräsentieren das optimale Verhalten (z. B. Rüstdauer der Ma- schine, Produktionszeiten) der Festo-Demonstrationsanlage gemäß der Simulation. Diese Aktivitätsda- ten können über ein Datenmapping im MSB an eine Datenbank (InfluxDB 3) (siehe Abschnitt 4.3.3) zur Speicherung und späteren Aufarbeitung weitergegeben werden. Die InfluxDB ist eine Datenbank, die auf die Speicherung und Verarbeitung zeitbasierter Daten-/Zeitreihen spezialisiert ist. Analog dazu werden die Echtdaten der Festo-Demonstrationsanlage an den MSB übermittelt und auch über ein Datenmapping im MSB in der InfluxDB gespeichert. Die beiden Zeitreihen können nun mitei- nander verglichen werden, um festzustellen, wie nahe die realen Anlagendaten den simulierten Soll- werten kommen und um bei Abweichungen daraus einen Alarm zu generieren und diese Abweichun- gen zu dokumentieren. Die Nutzung von Grafana (siehe Abschnitt 4.3.4) ermöglicht die grafische Darstellung der Ergebnisse. Der beschriebene Ablauf ist in Abbildung 1 dargestellt. 2 GANTT-Diagramm: https://de.wikipedia.org/wiki/Gantt-Diagramm 3 https://de.wikipedia.org/wiki/InfluxDB Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 9 Simulation und Iteration“
Abbildung 1: Das Integrationskonzept EASI (Quelle: Fraunhofer IPA) 4.3 Cloud-Architektur Die allgemeine Cloud-Architektur ist in Abbildung 2 dargestellt. Zunächst besteht die Architektur aus zwei Netzen, welche miteinander über getrennte Zellen der Vir- tual Fort Knox-Plattform kommunizieren. Eine Zellen-basierte Architektur stellt somit einen spezifi- schen Ansatz zur Einrichtung geteilter und privater Räume in der Cloud-Umgebung, um bestimmten Anforderungen oder Regularien nachzukommen. Diese Architektur kann maßgeblich zur Verbesserung der Infrastruktur beitragen, insbesondere bei der Erhöhung im Bereich der Skalierung und Flexibilität und der Minimierung von Fehleranfälligkeit des Gesamtsystems. Einerseits gibt es das bereits vorhandene lokale Netzwerk des Zentrums für Cyberphysische Systeme (ZCPS). Andererseits gibt es das lokale Virtual Fort Knox-Netzwerk am Fraunhofer IPA, auf welchem bereits eine Cloud Mall BW-Zelle reserviert ist. In ersterem Netzwerk ist eine Versuchsanlage von Festo eingebunden. Auf die Daten der Anlage konnte über einen extra eingerichteten MSB (als MSB-Gateway) zugegriffen werden. Dieser wurde auf einem NUC 4 mit Linux-Distribution installiert und an einen Switch an der Anlage angeschlossen. So war der Zugriff aus der Cloud Mall BW-Zelle auf das ZCPS-LAN etabliert. Auf der bereits vorhandenen Cloud Mall BW-Zelle wurden verschiedene Komponenten eingerichtet, welche im Folgenden erläutert werden. 4 Next Unit of Computing (NUC) Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 10 Simulation und Iteration“
Abbildung 2: Cloud-Architektur (Quelle: Fraunhofer IPA) 4.3.1 Manufacturing Service Bus (MSB) Die Virtual Fort Knox Plattform ist die integrative und einfach anpassbare industrielle Cloud-Plattform, die in der Lage ist, alle IT-Systeme im Unternehmen untereinander mit Sensoren, Maschinen und ma- nuellen Arbeitsplätzen schnell und mit geringem Aufwand zu vernetzen. Durch grafische Editoren der Plattform ist es möglich, individuelle Vernetzungen zu realisieren und den Datenaustausch zwischen den beteiligten Komponenten in der Interaktion entlang der Wertschöpfungskette zu beschleunigen. Der Manufacturing Service Bus 5 gehört zur Cloud-Plattform Virtual Fort Knox und dient als Datendreh- scheibe für angebundene Anlagen. Im vorliegenden Fall wurde der MSB auf einer virtuellen Maschine (VM) als Datenweiterleitungspunkt eingerichtet, auf dem außerdem zugehörige Applikationen, wie bspw. Swagger UI, installiert wurden, um eine problemlose Datenweiterleitung von Simulation und Anlage zur InfluxDB mittels Integration Flows zu gewährleisten. Diese konfigurieren die Datenflüsse 5 Produktblatt Manufacturing Service Bus (fraunhofer.de) Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 11 Simulation und Iteration“
zwischen den Applikationen, Services und IoT-Geräten. Über ein RESTful-Interface 6 ist dabei eine Ver- bindung zu GDfindi hergestellt. Die Kommunikation zur InfluxDB erfolgt über ein Websocket-Interface. 4.3.2 GDfindi-Server Die Simulationssoftware GDfindi ist auf einer VM mit Windows Server lokal eingerichtet. Dabei ist ein Modell der Festo-Anlage (siehe Abbildung 5) in der Simulation mit zwei Zyklen angelegt. Für den Pra- xispiloten wurde außerdem eine grafische Oberfläche entwickelt und bei GDfindi neu eingerichtet (siehe Abbildung 4). So ist es nun möglich das Simulationsmodell aus der Modell-Bibliothek des An- wenders auszuwählen und die Simulation zu initiieren. Das Ergebnis der Simulation wird anschließend in JSON-Files konvertiert und über das RESTful-Interface an den MSB geschickt. Die JSON-Files beinhal- ten dabei den schematischen Aufbau des GANTT-Charts zur erstmaligen Registrierung am MSB sowie die zugehörigen Ausgabedaten, welche nach Abschluss der Simulation erstellt werden. Abbildung 3: Anlagenmodell in GDfindi (Links: Stationen und Förderband, rechts: Prozessfluss mit zwei Zyklen) (Quelle: Fraunhofer IPA nach Lexer Research GmbH, GDfindi) 6 REST Client Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 12 Simulation und Iteration“
Abbildung 4: Grafische Oberfläche zum Senden der Simulationsdaten (Quelle: Fraunhofer IPA nach Lexer Research GmbH, GDfindi) 4.3.3 InfluxDB Zur Speicherung aller Daten wurde eine Influx-Datenbank (InfluxDB) angelegt, welche die Daten zur grafischen Aufbereitung an Grafana weitergibt. Die InfluxDB speichert Zeitreihen – d. h. die führende Information ist ein Zeitstempel (time stamp) eines Vorgangs, wie bspw. der Augenblick, an dem eine Anlage eingeschaltet wird und somit Strom verbraucht: Stromverbrauch [50 kW] Zeitstempel 1 [20200503 08:00:34] Stromverbrauch [0 kW] Zeitstempel 2 [20200503 09:50:40] Die Zeit, in der die Maschine aktiv genutzt wurde, liegt zwischen den Zeitstempeln. 4.3.4 Grafana Zur grafischen Darstellung der Ergebnisse ist die Software Grafana 7 eingerichtet. Grafana stellt Stan- dard Grafiken (sogenannte Panels) zur Verfügung, die es ermöglichen, die Zeitreihen der InfluxDB in einem für Menschen gut optisch verarbeitbaren Format zur Verfügung zu stellen. In diesem Fall könnte ein Graph eingesetzt werden, der den Stromverbrauch über die Zeit darstellt. Werte über 50 kW wür- den damit die aktiven Phasen der Maschine aufzeigen, Werte darunter zeigen Standby-Phasen oder Phasen, in denen die Maschine abgeschaltet ist (0 kW). 7 Grafana: The open observability platform | Grafana Labs Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 13 Simulation und Iteration“
4.3.5 Simulation Controller Das Herzstück des Praxispiloten steckt in der Applikation des Simulation Controllers (siehe auch Abbil- dung 2). Er vergleicht die Daten der Festo-Anlage mit den Daten der Simulation und gibt die Ergebnisse an Grafana weiter. 4.3.6 Szenarien Es wurden in der Konzeptphase des Praxispiloten verschiedene Szenarien ausgearbeitet, welche vor allem die Richtung des Datenflusses sowie die Verortung des Datenvergleichs zum Inhalt hatten: In ersten Entwürfen stand GDfindi im Fokus, sodass der Datenfluss dort zusammengeführt wird. Daraus sollten die Daten aus der Anlage dort ankommen, um daraus lokal einen Vergleich ziehen zu können. Im nächsten Entwurf wurde ein Alerting-Service konzipiert, welcher mit GDfindi und Grafana direkt verbunden ist und einen Vergleich durchführt. Der letzte und finale Entwurf mit einem Simulation Controller, welcher am MSB angebunden ist, wurde aufgrund seines modularen Aufbaus gewählt, da so die einzelnen Komponenten weitestgehend unabhängig implementiert werden konnten. 4.4 Herausforderungen bei der Umsetzung Die Umsetzung des Praxispiloten war mit einigen Herausforderungen verbunden. So gab es neue Auf- gaben bei der Datenerfassung der Festo-Anlage. Sie hatte einzelne Ausfallerscheinungen (Laufband- motoren fielen aus, Blockade an Stationen, Überlastungen an den SPS), was es notwendig machte, den Prozess durchgängig zu beobachten. Eine Echtzeitdatenerfassung wurde damit erschwert. Weitere technische Probleme betrafen den eingesetzten NUC, welcher dazu neigte, „vollzulaufen“, da keine Routine implementiert war, Daten nach einer festgelegten Zeit wieder zu löschen. Manuelle Be- reinigungen konnten hierbei Abhilfe schaffen. Weitere Herausforderungen bestanden in der Einrichtung von GDfindi auf der virtuellen Maschine mit Windows. Unvorhergesehene Absprachen mit der IT-Abteilung bzgl. Zertifikaten und Berechtigungen verzögerten die Einrichtung der Simulation auf der virtuellen Maschine. 4.5 Prototypen und (Teil-)Lösungen Für den Praxispiloten wurde zur Generierung von Realdaten auf eine Versuchsanlage von Festo zurück- gegriffen, die am Fraunhofer IPA aufgebaut ist. Abbildung 5 zeigt den Aufbau mit zwei Werkstückträ- gern. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 14 Simulation und Iteration“
Abbildung 5: Festo-Demonstrationsanlage (Quelle: Reiner Bez, Fraunhofer IPA) Auf der Versuchsanlage des Praxispiloten laufen zwei Werkstückträger mit je einem Werkstück kon- stant im Kreis auf vier Förderbändern. Es gibt zwei Stationen, die pro Durchlauf von einem Werkstück- träger passiert werden. Sie sind außerdem jeweils an einen OPC UA-Server angebunden, sodass ein Zugriff auf die Daten erfolgen kann: Presse: Sie drückt kurz exemplarisch auf das Werkstück. Greifer: Er hebt das Werkstück kurz hoch, dreht es um und lässt es wieder auf den Werkstück- träger hinunter. Sofern die Werkstückträger direkt hintereinander sind, wird der hintere nicht bearbeitet. Der aktuelle Zustand der Anlage konnte jederzeit über eine Webcam verfolgt werden. Für den Praxispiloten wurden hierbei vor allem die An-und Ausschaltzeiten der beiden Stationen aus- gewertet. Weitere Daten sind für zukünftige Entwicklungen denkbar. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 15 Simulation und Iteration“
Der MSB besitzt vorgefertigte Schnittstellen, über die die Maschinendaten z. B. aus einer Steuerung ohne größere Anpassungen in den MSB geladen werden können. Es muss jedoch festgelegt werden, welche Daten eine für den Anwendungszweck brauchbare Aussage über den Status der Maschine geben. Im gegebenen Fall der Festo-Demonstrationsanlage sind das boolesche Werte für den Status der einzelnen Komponenten der Maschine (die Presse und das För- derband), die die Aktivität beschreiben (Komponente aktiv? TRUE, FALSE). Es gibt keine Daten für den Gesamtstatus der Anlage, sondern eben nur für die einzelnen Komponenten. Somit muss entschieden werden, ob ein einzelner dieser Parameter ausreicht, oder ob nur eine Kombination der Parameter zuverlässige Informationen liefert. Das klingt zunächst nach einer einfachen Frage. Aber es ist eine wichtige Frage für das Controlling und den Produktionsleiter festzulegen, welcher Zustand einer Anlage als „produktiv“ oder „aktiv“ zu wer- ten ist. Für das hier beschriebene Setup startet die Maschine mit der Bewegung des Förderbandes und endet auch mit dem Abtransport des Werkstückes durch das Förderband. Die Arbeit/Tätigkeit ist also erst mit dem Abtransport abgeschlossen, bzw. der Pressvorgang wird durch die Läufe des Förderban- des zeitlich gesehen eingeschlossen. Somit wurde für das Projekt entschieden, diesen Parameter als führenden Parameter zu nutzen. Über die auf No-Code basierende Orchestrierung der Integration Flows des MSB kann dieser Parame- ter mit dem zugehörigen Zeitstempel an eine angebundene Datenbank InfluxDB übergeben werden. Die Visualisierungssoftware Grafana erstellt aus den Daten in der Datenbank eine Liste oder einen Graphen über die Zustandsänderungen des Förderbandes. Diese repräsentieren dann die Aktivitäts- zeiten der Maschine. Die Simulation liefert mit einer auf Seiten GDfindi neu erstellten Schnittstelle über die vom MSB Stan- dard angebotene RESTful API die Simulationsergebnisse mit den geplanten Aktivitätszeiten der Ma- schine an den MSB, der diese auf dem gleichen Weg wie oben beschrieben (Integration Flow) an die Datenbank und das Visualisierungstool liefert (allerdings als Simulationsergebnis mit zukünftigen Zei- ten). Wenn die Anlage zu den geplanten Zeiten dann real läuft, können die beiden Zeitreihen auf Überein- stimmung überprüft werden, Abweichungen festgestellt und angezeigt werden. Dies ermöglicht es dem Produktionsleiter oder der Unternehmensführung die Ergebnisse zu analysieren und wenn not- wendig, geeignete Maßnahmen zu treffen, um die beiden Messreihen besser aneinander anzuglei- chen. Dabei können die Maßnahmen wie beschrieben sehr unterschiedliche Aspekte betreffen, seien es Änderungen im realen Produktionsprozess, bessere Schulungen von Mitarbeitern oder Änderungen an Grundlagendaten für die Simulation (z. B. Anpassung von Rüstzeiten). Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 16 Simulation und Iteration“
5 Integration und Kooperation zwischen den beteiligten Unternehmen 5.1 Organisatorisches Organisatorisch wurde das Projekt mit einem Kick-Off Meeting gestartet und mit zweiwöchentlichen Regelterminen begleitet. In den Regelterminen wurde über den aktuellen Stand gesprochen sowie an- fangs die Rollenverteilung festgelegt. Die Zwischenergebnisse wurden in verschiedenen Dokumenten festgehalten oder grafisch veranschaulicht. Neben den Regelterminen gab es einzelne Sondertermine für akute Arbeiten oder Abstimmungen, sofern der Bedarf da war. So konnte über die gesamte Zeit zielgerichtet und effizient am Praxispiloten gearbeitet werden. Alle Partner waren außerdem dadurch stets informiert, wie der Status der aktuellen Entwicklungen ist und welche Termine und Aufgaben anstehen. Die Fraunhofer OwnCloud wurde dabei als gemeinsame Dateiablage verwendet. 5.2 Technisches Die technische Entwicklung stützte sich im Wesentlichen auf bereits vorhandene Lösungen. So gab es mit Virtual Fort Knox, MSB sowie GDfindi bereits etablierte Basislösungen, die dem „ready-to-use“- Status entsprachen. So war es im ersten Schritt wichtig, die Lösungen in Einklang zu bringen und mit- einander zu vernetzen. Im nächsten Schritt erfolgte die Realisierung des Simulation Controllers sowie dessen angebundene InfluxDB und Grafana. Die technische Umsetzung wurde planmäßig realisiert und von Experten von beiden Unternehmen tatkräftig unterstützt. 5.3 Strategisches Die eingesetzte Architektur verfolgt vor allem folgende strategische Ziele in Bezug auf den Endanwen- der und dessen zukünftige Berücksichtigung: Optimierung der Prozessabläufe durch die Reduzierung der Reaktionszeit durch einen Soll-/Ist- Abgleich in Echtzeit; Kosteneinsparungen durch eine intelligente Reaktion in Echtzeit; Unterstützung des Produktionsleiters in seinen Entscheidungen auf Basis von Simulationser- gebnissen; Fundierte Echtzeitdatenerhebung; Schließung der Echtzeitschleife zwischen Produktion und Simulation, die zukünftig zu einem vollständigen PDCA-Zyklus ausgebaut werden kann; Transparenz der Produktionsprozesse. Der Praxispilot sollte vor allem aufzeigen, dass in Virtual Fort Knox flexibel weitere externe Services miteingebunden werden können. Das gleiche gilt für GDfindi, der durch seinen Cloud-Charakter ein- fach in andere Cloud-Plattformen integriert werden kann, um daraus gewinnbringende Ergebnisse zu erzielen und die Produktion geeignet zu unterstützen. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 17 Simulation und Iteration“
5.4 Rechtliches Für die Zusammenarbeit innerhalb des Praxispiloten wurden von allen Beteiligten die Cloud Mall BW- Teilnahmebedingungen unterzeichnet. Diese Regeln umfassen die Zusammenarbeit im Projekt und As- pekte der Vertraulichkeit, den Umgang mit Ergebnissen und Einräumung von Nutzungsrechten, die Vorgehensweise bei Veröffentlichungen sowie Gewähr und Haftung bei der Durchführung des Praxispi- loten. Außerdem wurden die Datenschutzerklärungen sowie die Nutzung des Logos auf der Cloud Mall BW-Webseite von allen Partnern unterzeichnet. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 18 Simulation und Iteration“
6 Resümee 6.1 Rolle der Cloud Mit der Entwicklung des Simulation Controllers und der Integration der Anlage sowie der Simulations- software GDfindi konnte ein neuer Ansatz geschaffen werden, um einen Soll-/Ist-Vergleich zu realisie- ren und die Rolle des Einsatzes von Simulation weiter zu stärken. Die Cloud-Architektur von VFK liefert dabei die nötigen Werkzeuge, um die software-orientierten Lösungen mit minimalem Aufwand zu in- tegrieren. Der Aufwand für die Integration hat einen einmaligen Charakter und Folgeprojekte profitieren vom Lerneffekt des gegenwärtigen Projektes. Die Integration der Dienste auf der Cloud generiert neue in- terdisziplinäre Wertschöpfungen mit weitreichenden Vorteilen in Richtung Automatisierung und Effi- zienz. Es ist absehbar, dass die Integration der Virtual Fort Knox-Plattform und GDfindi eine neue Cloud-basierte SaaS hervorbringt, wovon andere MSB-basierte Dienste profitieren können. 6.2 Lessons Learned Folgende Punkte konnten aus dem Projekt von allen Teilnehmern gelernt werden: Eine frühzeitige Konzeptfinalisierung ist wesentlich für den Projekterfolg. Ausreichend Puffer einplanen für möglicherweise unvorhergesehene technische Probleme. Die Etablierung eines Regeltermins ist wesentlich für den aktuellen Status. Die Dokumentierung von Zwischenergebnissen sorgt für eine notwendige Transparenz und regt weitere Diskussionen an. In Zeiten von Home-Office können die Projekte durch Tools wie MS Teams oder Zoom weiter- hin erfolgreich bearbeitet werden. Erfahrungen der Anbindung von GDfindi an MSB über eine RESTful-Schnittstelle ermöglichen die Detaillierung der Anleitung für die MSB-Anbindung, sodass Folgeprojekte davon profitieren können. 6.3 Ausblick Durch die Natur eines Piloten sind hier erste Ansätze geschaffen worden, um Simulationsdaten mit Realdaten vergleichen zu können. In weiteren Entwicklungen können mehr Daten aus Anlagen erfasst werden und es kann an einer automatisierten Simulationserstellung gearbeitet werden. Erste Anpassungen und Erweiterungen zwischen VFK AG und Lexer Research GmbH sind bereits in Pla- nung, sodass GDfindi ein weiterer sinnvoller Service in der Landschaft von Virtual Fort Knox wird und von Produktionsunternehmen eingesetzt werden kann. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 19 Simulation und Iteration“
Für die Zukunft ist geplant, dass das System eine intelligente Reaktion auslösen kann, die der Betriebs- leitung hilft, in Echtzeit eine optimale Entscheidung zu treffen sowie im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren erhebliche Kosten einsparen wird. Hier wird anhand eines ungeplanten Ausfalls einer Station eine der Optionen der intelligenten Reaktion beschrieben: Das System detektiert durch den Soll-/Ist-Abgleich den ungeplanten Ausfall der Station in Echtzeit und initiiert folgende Prozesse. Das System ruft den aktuellen Stand der Produktion (z. B. von ERP) ab und aktualisiert das Modell der Produktion. Mit dem aktualisierten Modell der Simulation werden mehrere Szenarien des alternativen Produktionsplans simuliert, um eine bestmögliche Strate- gie zu erarbeiten. Dabei wird die Funktion der PVDO (Parameter Variation Driven Simulation) von GDfindi die Automatisierung erleichtern, die in einem definierten Lösungsraum automatisch Simulati- onsmodelle erstellt und mehrere Simulationen durchführt. Die Betriebsleitung erhält eine Auswahl von bestmöglichen Optionen und kann anhand von zugehörigen GANTT-Charts der Simulation überprüfen, welche Option aus der Sicht der Betriebsleitung bevorzugt wird. Damit wird der Nachteil beseitigt, dass derzeit die automatisierte Planung der Produktion nicht adaptiv ist und nicht variabel dem Ist-Stand der Produktion angepasst werden kann. Mit der Automatisierung ist die echtzeitfähige Schleife über Virtual Fort Knox, MSB und GDfindi kos- tengünstig einsetzbar und kann diese Leistung als eine SaaS Dritten auf der Cloud-Plattform Virtual Fort Knox zur Verfügung stellen. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 20 Simulation und Iteration“
7 CMBW-Projektdarstellung Im Gemeinschaftsprojekt Cloud Mall Baden-Württemberg (Cloud Mall BW) werden Potenziale und Möglichkeiten von Cloud Computing für den Mittelstand in Baden-Württemberg identifiziert und aus- geschöpft. Kleinen und mittleren Cloud-Serviceanbietern und -anwendern wird ein Rahmen geboten, um untereinander Kooperationen zu schließen, das eigene Netzwerk zu stärken und dadurch aktiv Wettbewerbsvorteile auszubauen. Kooperative Ideen kleiner und mittlerer Cloud-Service oder Cloud- Plattformanbieter werden gezielt in Praxispiloten vorangetrieben und personell und fachlich vom Cloud Mall BW-Projektteam unterstützt. Das Gemeinschaftsprojekt wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden- Württemberg gefördert. Beteiligt sind das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), sowie das Institut für Enterprise Systems an der Universität Mannheim (InES) und bwcon research GmbH (bwcon). Unter- auftragnehmer des Projekts sind Trusted Cloud und das Institut für Arbeitswissenschaften und Tech- nologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart. In der Projektzeit ist die Durchführung von bis zu vierzig Praxispiloten geplant. Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 21 Simulation und Iteration“
8 Kontakt Gerne können die Vertreter der Praxispilotpartner bei Fragen und Anmerkungen zum Praxispilot oder zu Inhalten direkt angesprochen werden: Virtual Fort Knox AG www.virtualfortknox.de Jörg Junge joerg.junge@virtualfortknox.de Lexer Research GmbH/Lexer Research Inc. www.lexer.co.jp/en Dr. Mahito Ando mahito.ando@lexer.co.jp CMBW - Projektleiter des Praxispiloten CMBW Partner Andreas Schlereth andreas.schlereth@ipa.fraunhofer.de Weitere Information zum Thema Praxispiloten finden Sie unter der Projektwebsite: https://cloud-mall-bw.de/ Cloud Mall BW – Transferdokumentation „EASI: Cloud-basierte Echtzeitdaten-Analyse durch 22 Simulation und Iteration“
Sie können auch lesen