Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch

Die Seite wird erstellt Jasmin Fuhrmann
 
WEITER LESEN
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
1
Co rona:
Ein mexikanisches Bier
oder doch

« Der ganz normale
Wahnsinn im Park
Hotel Winterthur »

                           « The normal madness at
                           Park Hotel Winterthur »
       A Mexican beer or
 Corona:
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
Inhalt

     Vorwort					                          4
     Das Corona-Team			                    6
     Die Feuerwehr				                     8
     Herzklopfen			                        10
     Die Dealer und wir		                  14
     Die friedlichen Herren			             16
     Unser heissgeliebter Lieblingsgast    18

                                                          Foreword						5
     Grosszügigkeit in Person		            20
     Der treue Park Hotel Winterthur Fan   22
     Typische Schweizer « Bünzli »		       24
     « S’ Gschäft vom Läbe »               26
     Undurchsichtig				                    28
     Dank an den Zimmernachbarn		          30
                                                Content

     Sammelkiste Allerlei			               32
     Danke					                            34

2
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
The Corona-Team        			              7
The Fire Fighter					9
Palpitations					11
The dealers and us				                  15
The peaceful gentlemen			               17
Our beloved favorite guest			           19
Generosity in person				21
The loyal Park Hotel Winterthur fan		   23
Typical Swiss « Bünzli »			             25
«The business deal of his life »		      27
Opaque						29
Thanks to the room neighbors			         31
Collection box All sorts of things		    33
Thank you!					35
                                             3
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
Vorwort
                                              läufen aus und konnte sich das noch
                                              nicht so recht vorstellen, wie das alles
                                              auszusehen hatte. Etwas weiter
                                              entfernt von ihnen sass das Küchen-
                                              team. Eric, im ersten Lehrjahr, Justin
                                              im zweiten und Alessa, welche kurz
         Es kommt uns vor wie gestern,        vor ihrer Lehrabschlussprüfung stand.
    als wir alle im «Comensoli» versam-       Auch ihnen schien es schwer vorstell-
    melt wurden, und unser erstes             bar, von nun an nur noch einsam in
    «Kader-Meeting» aufgrund des hohen        der Küche zu stehen und für jegliche
    Piepsens der Musikboxen (Dies             Abläufe verantwortlich zu sein.
    scheint unsere Vorgesetzten nie           Ausserdem gab es da noch Sandra,
    gestört zu haben), ins Restaurant         die Praktikantin, welche die vorgängi-
    verschieben mussten. Vor uns              gen Monate Erfahrungen in der
    standen ein grosses weisses Flip-         Küche sammeln durfte und die
    Chart, ein optimistischer Gabriel         meisten Lernenden, die um sie
    Stucki, ein hoffnungsvoller Philipp       herumsassen, kaum beim Namen
    Albrecht und die Aufgabe, gemein-         kannte. Rechts von ihr engagierte
    sam mit ihnen einen funktionierenden      sich Selma, die Zweitlehrjahrlernende
    Hotelbetrieb für die nächsten Wochen,     aus dem Service mit vielen Fragen,
    vielleicht sogar Monate, aufzugleisen.    um das Projekt zu konkretisieren.
                                              Auch ihre Unterstiftin Selina versuch-
         Mit grossen Augen schaute            te sich ein Bild davon zu machen,
    Victoria, unsere Erstlehrjahrlernende     welche Aufgaben da auf uns zukom-
    als Hotelfachfrau in die Runde. Etwas     men sollten. So unterschiedlich die
    überfordernd wirkte für sie die Arbeit,
    die von uns in den nächsten Wochen
    verlangt werden würde. Zwei Meter
    von ihr entfernt sass Vivian, unsere
                                                             meeting“ to the restaurant because of

                                                             flipchart, an optimistic Gabriel Stucki,
                                                                  It seems like yesterday when we
                                                             were all gathered at the „Comensoli“
                                                             and had to postpone our first „squad

                                                             days. In front of us stood a big white
    Hotelfachfrau im zweiten Lehrjahr, die
                                                             meetings of our superiors in earlier
                                                             the high beeping of the jukeboxes,
                                                             which did not seem to disturb the

    in ihrem Kopf bereits kritisch alle
    Posten im Hotel durchging, die es
    während dieser Zeit auch hygienisch
                                              Foreword

    im Stand zu halten galt. Nicht weit
    von ihnen sass Rahel, ihre Oberstiftin,
    die sich ihren Geburtstag etwas
    anders ausgemalt hatte, und sich
    besonders Gedanken zu den Abläu-
    fen an der Reception machte. Da war
    die Drittlehrjahrlernende nicht allein.
    Auch Tamara, unsere Praktikantin als
    Hotelkommunikationsfachfrau kannte
    sich mit den üblichen Receptionsab-

4
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
a hopeful Philipp Albrecht and the
task of working together with them to
get a functioning hotel business up         in the first year, Justin in the second
and running for the next few weeks,         and Alessa, who was about to take
maybe even months.                          her final apprenticeship exams. It
     Victoria, our first year apprentice    seemed hard to imagine that they
as hotel manageress, looked around          would only stand alone in the kitchen
with big eyes. The work that would be       and be responsible for every single
required of us in the next few weeks        process. There was also Sandra, the
seemed a bit overtaxing for them.           trainee, who had gained experience
Two metres away from her was Vivian,        in the kitchen during the previous
our hotel manageress in her second          months and hardly knew the name
                                                                                      schon der Wille, unser Bestes zu
                                                                                      schienen, so vereinte uns damals

                                                                                      Erlebnisse und Herausforderungen.
                                                                                      ersten Zweifel und Gedanken auch

year of apprenticeship, who was             of most of the students sitting
                                                                                      zu lernen. Und wir wurden nicht ent-
                                                                                      geben und dieses Projekt als Chance

                                                                                      täuscht. Auf uns warteten täglich neue
                                                                                      zu nutzen, um so viel wie möglich dazu

already critically examining all the        around her. To her right, Selma, the
hotel‘s posts in her head, which had        second year student from the
to be kept hygienically clean during        service department, was involved
this time. Not far away from them sat       with many questions to make the
Rahel, her superior, who had imagi-         project more concrete. Also her
ned her birthday a little differently and   sub-foundation Selina tried to get an
was particularly concerned about the        idea of the tasks that were to come
procedures at the reception. The            up. As different as the first doubts
third-year student was not alone.           and thoughts seemed, we were
Even Tamara, our intern as hotel            united by the will to give our best
communication specialist was familiar       and to use this project as a chance
with the usual reception procedures         to learn as much as possible. And
and could not quite imagine how it all      we were not disappointed. New
had to look like. A little further away     experiences and challenges were
from them sat the kitchen team. Eric,       waiting for us every day.

                                                                                                                               5
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
Das Corona-Team
    Hintere Reihe v.l.n.r
    Justin Bächle 		              Lernender Koch, 2. Lehrjahr
    Alessa Woodtli 		             Lernende Köchin, 3. Lehrjahr
    Enya Meyer 		                 Lernende Kauffrau, 3. Lehrjahr
    Tamara Suter 		               Praktikantin SSTH
    Sandra Hugentobler            Praktikantin Hotelfachschule Zürich
    Rahel Hug 		                  Lernende Hotelfachfrau, 3. Lehrjahr
    Vivian Jäger 		               Lernende Hotelfachfrau, 2. Lehrjahr
    Selina Marty 		               Lernende Restaurantfachfrau, 1. Lehrjahr

    Vordere Reihe v.l.n.r
    Eric Egli 			                 Lernender Koch, 1. Lehrjahr
    Selma Homberger               Lernende Restaurantfachfrau, 2. Lehrjahr
    Philipp Albrecht              Feuerwehrkommandant (normalerweise Direktor)
    Victoria Zimmermann           Lernende Hotelfachfrau, 1. Lehrjahr
                            Corona-Team

                                                                                                                                                            Apprenticeship clerk, 3. year
                                                                                        Apprenticeship chef, 2. year

                                                                                                                            Apprenticeship chef, 3. year
                                                Back row, from left to right

                                                                                                                  Alessa Woodtli

                                                                                                                                                                                               Internship „SSTH“
                                                                                                                                                                                      Tamara Suter
                                                                               Justin Bächle

                                                                                                                                                     Enya Meyer
                            The

6
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
Sandra Hugentobler
Internship Hotel Management School Zürich
Rahel Hug
Apprenticeship hotel manageress, 3. year
Vivian Jäger
Apprenticeship hotel manageress, 2. year
Selina Marty
Apprenticeship restaurant specialist, 1. year

Front row, from left to right

Eric Egli
Apprenticeship chef, 1. year
Selma Homberger
Apprenticeship restaurant specialist, 2. year
Philipp Albrecht
Fire chief (usually general manager)
Victoria Zimmermann
Apprenticeship hotel manageress, 1. year

                                                7
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
Die

                                                                             There was nothing more to laugh

                                                                         sirens could already be heard in the
                                                                         doors closed and the lifts all opened
                                                                         about when Sandra was back at the

                                                                         on the ground floor. Gabriel reacted

                                                                         was supposed to have come from
    Feuerwehr

                                                                         reception desk on one of her first

                                                                         and sent Sandra to get Eric. The
                                                                         beep. Shortly afterwards the fire
                                                                         house and it suddenly started to
                                                                         days shortly after her tour of the

                                                                         quickly, checked where the fire
                                              Eric and his first steak
         Uns allen wurde im ersten
    gemeinsamen Meeting schon
    klargemacht, wie sicher wir während
    des Arbeitens im Park Hotel sein
    werden. Die Polizei hat ihren Haupt-
    sitz in Winterthur direkt ums Haus
    und die Feuerwehr ist dank der
    Einstellung unserer Feueralarman-

                                                                                                In the first joint meeting we were

                                                                                           would be while working at the Park

                                                                                           quarters in Winterthur right around
    lage schnell im Haus, sollte sich

                                                                                           Hotel. The police have their head-

                                                                                           the house and the fire brigade is
    irgendein Feuermelder auslösen. Wir

                                                                                           all made aware of how safe we
    alle lachten noch bei der Vorstellung,
    dass die Feuerwehr mit zwei Wagen
    und einer ganzen Mannschaft vor
                                             The Fire
    unserem Hotel auffahren würden,
                                             Fighter
    falls wir es schaffen sollten, zu viel
    Rauch zu erzeugen.

    Eric und sein erstes Steak

         Nichts mehr zu lachen gab es,
    als Sandra an einem ihrer ersten
    Tage kurz nach ihrem Rundgang            standen die Feuerwehrfahrzeuge
    durchs Haus zurück an der Reception      bereits vor der Eingangstür. Schnell
    war und es plötzlich zu piepsen          hatten die Feuerwehrmänner die
    begann. Kurz danach krachten die         Brandstelle gesichert und die Auslüf-
    Feuerschutztüren zu und die Lifte        tung der Küche verordnet. Glückli-
    öffneten sich alle im Erdgeschoss.       cherweise war nichts Schlimmeres
    Gabriel reagierte schnell, überprüfte    passiert. Auf dem Rundgang durchs
    wo sich das Feuer ergeben haben          Haus, den Gabriel, Sandra und Eric
    soll, und schickte Sandra los, um Eric   danach machten, um alle Lüftungen
    zu holen. In der Ferne waren bereits     und Lifte wieder zu aktivieren, er-
    die Sirenen zu hören. Als Sandra und     klärte Eric, wie das Öl in seiner Pfan-
    Eric rund ums Haus wieder auf            ne Feuer fing und die ganze Küche
    direktem Weg zur Reception rannten,      trotz laufender Lüftung in Rauch hüllte.

8
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
quickly on the spot thanks to the                              distance.When Sandra and Eric ran
    setting of our fire alarm system,                              around the house again on the direct
    should any fire alarm go off. We all                           way to the reception, the fire engines
    still laughed at the idea that the fire                        were already standing in front of the
    brigade with two cars and a whole                              entrance door. The firefighters
    crew would drive up in front of our                            quickly secured the fire site and
    hotel if we managed to produce too                             ordered the kitchen to be ventilated.
    much smoke.                                                    Fortunately, nothing worse had
                                                                   happened. On the tour of the house
                                                                   that Gabriel, Sandra and Eric took
                                                                   afterwards to reactivate all the venti-
                                                                   lators and lifts, Eric explained how
                                                                   the oil in his pan caught fire and co-
                                                                   vered the whole kitchen in smoke de-
                                                                   spite the ventilation system being on.

tung zu sichern.
                                            Tamara und ihr Speck   Tamara and her bacon
                                                                        But it did not remain with this
                                                                   one acquaintance with the fire
                                                                   department. Tamara also wanted to

knusprig braten wollte, plötzlich
                                                                   try out whether this fire system was
                                                                   really functional. So it happened that

blieben die Türen des Service Office
als sie sich gerade ihren Speck schön
                                                                   one morning, just as she was about

die Feuerwehr vor ihr stand. Von da an
Bekanntschaft mit der Feuerwehr. Auch

immer offen, um eine bessere Durchlüf-
     Doch es blieb nicht bei dieser einen

tig war. So kam es, dass eines Morgens,
Tamara wollte ausprobieren, ob denn die
Brandanlage auch wirklich funktionstüch-

                                                                   to fry her bacon nice and crispy, the
                                                                   fire brigade suddenly appeared in
                                                                   front of her. From then on, the doors
                                                                   of the service office were always
                                                                   open to ensure better ventilation.

                                                                                                             9
Co rona: Ein mexikanisches Bier oder doch
Herzklopfen
          Ein sonniger Frühlingsabend war    gehen und mit dem Gast zu spre-
     es, an dem Tamara die Spätschicht       chen. Als sie klopfte und ihren
     abdeckte und sich ein «Walk in» am      Namen nannte, meinte der Gast nur:
     Empfang ein Zimmer einbuchen liess.     «Ja, genau so hat es immer getönt.
     Nicht lange dauerte es, da klingelte    Aber ich weiss, dass sie nicht er sind.
     Tamaras Telefon bereits unzählige       Er hat viel die tiefere Stimme.» Der
     Male. Am Apparat war der Herr aus       Herr öffnete Tamara die Türe nicht,
     dem Zimmer im zweiten Stock und         deshalb entschied sie sich, wieder
     behauptete, dass ständig jemand an      nach unten zu gehen. Da angekom-
     seiner Zimmertüre klopfe. Tamara        men, klingelte ihr Hörer wieder.
     kümmerte sich um die Angelegenheit,     Dieses Mal handelte es sich um die
     platzierte sich so, dass sie die        Zimmernachbarn, die berichteten,
     Zimmertüre im Blick hatte und behielt   dass der Herr herumschreie und
     die Situation im Auge. Lange passier-   Dinge aus dem Fenster werfe.
     te nichts. Daher entschied sich die     Tamara zögerte nicht lange. Sie
     Hotelkommunikationsfachfrau wieder      informierte Gabriel und gemeinsam
     zur Reception zu gehen, um weiter       organisierten sie die Polizei, die den
     zu arbeiten. Kaum war sie da            Herrn aus dem Zimmer abführte.
     angekommen, kam der nächste Anruf.
     Tamara beschloss nach oben zu
                     decided to go back to the reception to
                     someone was constantly knocking on

                     the matter, placed herself so that she

                     kept an eye on the situation. Nothing

                     sounded. But I know they‘re not him.
                     and a „walk-in“ at the reception desk

                     talk to Gast. When she knocked and
                     happened for a long time. Therefore

                     she arrived than the next call came.
                     before Tamara‘s phone rang count-
                     when Tamara covered the late shift

                     could see the door of the room and
                     his room door. Tamara took care of

                     the hotel communication specialist

                     Tamara decided to go upstairs and

                     said her name, the guest just said,
     Palpitations

                     continue her work. No sooner had
                          It was a sunny spring evening

                     less times. On the phone was the
                     booked a room. It didn‘t take long

                     second floor and he claimed that
                     gentleman from the room on the

                    „Yes, that‘s exactly how it always

10
He has much deeper voice.“ The Lord
did not open the door for Tamara, so
she decided to go back downstairs.
When she arrived, her phone rang
again. This time it was the room
neighbours who reported that the
Lord was shouting around and
throwing things out of the window.
Tamara did not hesitate for long. She
informed Gabriel and together they
organized the police, who took the
gentleman out of the room.

                                        11
Die Dealer
                                              Rührei, welches zu oberst auf dem
                                              Plateau stand beäugte, war seine
                                              Frage bloss: «Was ist das?». Auch

     und wir
                                              hier blieb ungeklärt, ob er tatsächlich
                                              nicht wusste, was ein Rührei ist.

                                                   In der Spätschicht war zu
                                              beobachten, wie täglich mehrere,
          Ein sonniger Frühlingstag noch      sagen wir mal ungepflegte, Gestalten
     ganz am Anfang unseres Projekts war      in regelmässigem Rhythmus auf das
     es, als eine Frau mit unreiner Haut      Zimmer schlurften, um einige Minuten
     sich bei uns spontan für ein Zimmer      später dann wieder nach unten zu
     entschied. Ihr Aufenthalt bei uns, so    kommen. Erst als eines Abends Enya
     erklärte sie, sollte geheim gehalten     die Spätschicht abdeckte und ihre
     werden. Denn sie habe zu Hause mit       Kollegen im Hotel zu Besuch waren,
     häuslicher Gewalt von ihrem Mann zu      nahm die Geschichte einen anderen
     kämpfen. So hielten wir uns daran,       Verlauf. Philipp war nicht besonders
     ihren Namen nicht der Öffentlichkeit     erfreut zu erfahren, dass den Kollegen
     preis zu geben. Sie buchte unsere        von Enya, die sich auf dem Hotelareal
     schönste Suite mit dem grosszügigs-      aufhielten, Koks angeboten wurde.
     ten Platzangebot. Ursprünglich
     meldete sie sich nur für eine Nacht           Am Morgen danach wurden die
     an. Es wurde jedoch bald klar, dass      Gäste umgehend informiert, dass sie
     sie uns täglich an der Reception         noch am selben Tag das Hotel zu
     anrufen würde, um noch für eine          verlassen haben. Erstaunlicherweise
     Nacht zu verlängern. Die Zahlung         verlief das Ganze mit verhältnismäs-
     verlief meist schleppend, so dass
     unsere Spätschicht meist noch damit
     beschäftigt war, das Geld einzutrei-
     ben. Selten kam die Dame selbst zur
                                                                        very beginning of our project when a

                                                                        neously decided to stay with us. Her
                                                                            It was a sunny spring day at the

                                                                        be kept secret. Because she had to
                                                                        stay with us, she explained, should

     Zahlung, die übrigens immer aus-
                                              The dealers

                                                                        woman with impure skin sponta

     schliesslich in bar erfolgte, bei uns
     vorbei. Meist schickte die ungefähr
     Dreissigjährige einen Jungen vorbei,
     der vom Alter her ihr Sohn hätte sein
     können. Die genauen Verhältnisse
                                              and us

     zwischen ihr und dem Teenager
     blieben uns aber bis zum Schluss ein
     Rätsel. Vieles blieb für uns schleier-
     haft: morgens wurde uns die Tür fast
     nie geöffnet, wenn wir ihnen das
     Frühstück brachten. Als der Junge die
     Türe dann doch mal öffnete und das

12
13
  sig geringem Widerspruch. Trotzdem              Doch die schönste Überraschung
  war Sandra verwirrt, als sie plötzlich     kam erst nach der Abreise. Unsere
  eine Anruferin hatte, die darum bat        grosszügige Park Suite wurde
  mit der Dame des Zimmers in                ziemlich lädiert. Die Kaffeemaschine
  Verbindung gesetzt zu werden. Als          war verbrannt, auf der zerstörten
  Sandra ihr erklärte, dass es uns leider    Tischoberfläche lagen verbrannte
  nicht erlaubt sei sie durchzustellen,      Löffel, am Boden waren dutzende
  erklärte sie nur, dass ihr Sohn ihr        Socken verteilt, die Matratze hatte
  gesagt habe, dass etwas nicht gut sei      diverse Brandlöcher, das Licht der
  und sie deshalb hier anrufe. Sandra        defekten Lampen schien auf die ver-
  verblieb mit ihr, dass sie die Hotelgäs-   spritzten Wände, die Fenster waren
  te über den Anruf informieren              verklebt, der Rauchmelder mit Alu-
  werde und diese sie dann zurückru-         folie überdeckt und im ganzen
  fen würden. Sandra informierte die         Zimmer hing eine abgestandene
  mysteriösen Bewohner der Park              Rauchwolke, die sich erst durch mehr-
  Suite, doch ein Rückruf fand nie statt.    wöchiges Lüften und Behandeln
                                             entfernen lies.
       Nach wiederholter Aufforderung
  verliessen die Gäste das Haus                  Als wir bereits damit rechneten,
  ungesehen über den Hintereingang.          dass das alles nun endlich hinter uns
  Als sich Enya am Abend in Sicherheit       war, ging eines Morgens plötzlich ein
  wiegte, wurde sie erneut von dem           Anruf ein. Eine Frau, die uns densel-
  Jungen aufgesucht, da er ausdisku-         ben Namen, auf den die Reservation
  tieren wollte, wieso sie ihn «verpetzt»    eingebucht worden war, angab,
  hatte.                                     berichtete uns, dass die Dame, die
                                             bei uns im Haus war, gar nicht mit
the way was always exclusively cash,

remained a mystery to the end. Many
originally signed up for just one night.
deal with domestic violence from her

rule not to reveal her name in public.

to visit us. Usually the thirty-year-old
sent a boy who could have been her
husband at home. So we kept to the

She booked our most beautiful suite

of these guests remained a mystery
she would call us daily at the recep-

collecting the money. Rarely did the
However, it soon became clear that
with the most generous space. She

this? Here, too, it remained unclear
Colonel had placed on the plateau,
to us: in the morning, the door was
lady herself come to pay, which by
Payment was usually slow, so that

brought them breakfast. When the

looked at the scrambled eggs that
our late shift was usually still busy

his question was simply: „What is
boy finally opened the doors and
tion to extend for another night.

almost never opened when we
son. But the exact relationship
between her and the teenager
14
     whether
        whether
             he actually
                 he actually
                         did not
                             did know
                                 not know
     what scrambled eggs were.
          During the late shift, one could

                                                                                       ermöglichen.

                                                 worfen haben.
     observe how several, let‘s say
     unkempt, figures shuffled to the room
     in a regular rhythm every day, only to
     come down again a few minutes later.
     Only when one evening Enya
     covered the late shift and her collea-

                                                                                       ihrem gewalttätigen Freund zu
                                                                                       bei uns gewohnt hat. Eigentlich

                                                                                       behaupteten, der Dame sei das
     gues were visiting the hotel, the story

                                                     So bleibt auch dies eine der
                                                                                       te Kollegin der Anruferin sei und
                                                                                       diese ihr die ID auslieh, um ihr für
                                                                                       die Situation zu erläutern. Am Tag

                                                                                       Portemonnaie entwendet worden,
     took a different course. Philipp was
                                                                                       Frau gehen auseinander: Gewisse

                                                 unzähligen, unerklärlichen Fragen,
                                                                                       versprach sie uns, in den nächsten
                                                                                       Tagen noch vorbei zu kommen, um

                                                                                       eine Nacht den Aufenthalt weg von

                                                 die diese Hotelgäste bei uns aufge-
                                                                                       Frau nicht mehr von sich hören. Die
                                                                                       Krankheit. Ein weiteres Mal liess die
                                                                                       und entschuldigte sich aufgrund von
                                                                                       des Treffens rief die Dame jedoch an

                                                                                       Gerüchte über die Schilderungen der

     not particularly pleased to learn that

                                                                                       te, dass unser Hotelgast eine entfern-
                                                                                       von anderen hörte man die Geschich-
                                                                                       richtigem Namen, sondern dem ihren,

     coke was offered to Enya‘s colleagu-
     es who were in the hotel area.
          The morning after, the guests
     were immediately informed that they         treating it for several weeks.
     had to leave the hotel the same day.            When we already expected
     Surprisingly, the whole thing procee-       that all this was finally behind us,
     ded with relatively little contradiction.   one morning we suddenly received
     Nevertheless, Sandra was confused           a phone call. A lady who gave us
     when she suddenly had a caller              the same name as the one the
     asking to be put in touch with the lady     reservation was booked in told us
     of the room. When Sandra explained          that the lady who was with us in
     to her that unfortunately we are not        the
     allowed to put her through, she only        house did not have her real name,
     explained that her son had told her         but her own. Actually, she promi
     that something was wrong and that           sed to come by in the next few
     she would call here because of that.        days to explain the situation.
Sandra remained with her that she        However, on the day of the meeting,
would inform the hotel guests about      the lady called and apologized due
the call and they would call her back.   to illness. The woman did not let us
Sandra informed the mysterious           hear from her again. The rumors
inhabitants of the park suite, but a     about the woman‘s accounts are
recall never took place.                 unfounded: some claimed that the
    After repeated requests, the         lady‘s wallet was stolen, others
guests left the house unseen through     heard the story that our hotel guest
the back entrance. When Enya felt        was a distant colleague of the
safe in the evening, the boy visited     caller and that she lent her ID to
her again, because he wanted to          enable her to stay away from her
discuss why she had „snitched on         violent boyfriend for a night.
him“.
      But the most beautiful surprise        Thus, this also remains one of
came only after the departure. Our       the countless, inexplicable questi-
spacious park suite was quite            ons that these hotel guests have
damaged. The coffee machine was          raised with us.
burnt, there were burnt spoons on the
destroyed table surface, dozens of
socks were spread on the floor, the
mattress had been pierced with
brandies, the light from the defective
lamps shone on the splattered walls,
the windows were glued, the smoke
detector was covered with aluminium
foil, and a stale cloud of smoke hung
throughout the room, which could
only be removed by airing and

                                                                                15
Die friedlichen
 Die  friedli-

                                                                    was in Switzerland on business and the
                                                                         Even before the start of our Corona

                                                                    The two older gentlemen were always
                                                                    gentlemen were already with us. One

                                                                    friendly and uncomplicated. They ate
 chen Herren
 Herren

                                                                    other seemed to keep him company.

                                                                    their breakfast with an exaggerated
                                                                    project, the two Eastern European
                                               The peaceful
                                               gentlemen
         Bereits vor Beginn unseres
     Corona-Projekts waren die beiden
     osteuropäischen Herren bei uns im
     Haus. Einer war geschäftlich in der
     Schweiz und der andere schien ihm
     dabei Gesellschaft zu leisten. Die
     beiden älteren Herren waren stets
     freundlich und unkompliziert. Sie
     assen ihr Frühstück mit unübertrieben
     acht verschiedenen Getränken jeden
     Morgen völlig entspannt in der             Immer mit der Hoffnung, dass wir die
     Hotellounge und liessen sich durch         dutzenden Toilettenpapierrollen nicht
     nichts aus der Ruhe bringen. Auch          sähen, die sie in ihr Zimmer schmug-
     wenn der Herr, der ausschliesslich als     gelten. Nicht schlecht staunten wir
     Begleitung in der Schweiz zu sein          auch, wenn wir montags zur wöchent-
     schien, kaum Deutsch oder Englisch         lichen Zimmerreinigung erschienen
     sprach, war er stets mit einem             und unsere Köpfe unter einer selbst-
     gewinnenden Lächeln unterwegs.             eingerichteten Wäscheleine ducken
     Jeden Morgen war dieser Herr vor           mussten. Die beiden Herren hatten
     seinem arbeitenden Partner in der          einen Nagel in die Wand geschlagen
     Lobby, um mit seiner Tochter lautstark     und dann eine Schnur quer durchs
     zu telefonieren. In den Fällen, dass er    Zimmer gespannt.
     gerne eine Änderung am Frühstück
     vornehmen wollte, streckte er uns das
     Handy entgegen. So konnte uns die
     Tochter am anderen Ende auf Deutsch
     erläutern, was der Wunsch ihres
     Vaters war.

         Doch die beiden Herren wären
     keine Gäste vom Park Hotel, wenn
     nicht auch sie aussergewöhnliche
     Angewohnheiten hätten: Nicht selten
     kam es vor, dass einer der Herren mit
     Unschuldsblick zum Lift schlenderte.

16
amount of eight different drinks every
morning in the hotel lounge and didn‘t
let anything upset them. Even though
the gentleman, who seemed to be in
Switzerland exclusively as an escort,
hardly spoke German or English, he
always travelled with a winning smile.
Every morning, this gentleman was in
the lobby in front of his working partner,
talking loudly on the phone with his
daughter. In the cases that he wanted
to make a change at breakfast, he put
out the mobile phone to us. So the
daughter at the other end could explain
to us in German what her father‘s wish
was.
     But the two gentlemen would not
be guests of the Park Hotel if they did
not also have unusual habits: It was not
unusual for one of the gentlemen to
stroll to the lift with an innocent look.
Always hoping that we would not see
the dozens of rolls of toilet paper they
smuggled into their room. We were also
astonished when we appeared on
Mondays for the weekly room cleaning
and had to duck our heads under a
self-made clothesline. The two gentle-
men had driven a nail into the wall and
then stretched a string across the room.

                                             17
Unser heiss-
                                                wurden höchst brisante Themen
                                                besprochen, wie zum Beispiel, ob es
                                                denn möglich sei, ein Paket von hier

     heissgeliebter
     geliebter
                                                aus der Schweiz nach Deutschland
                                                zu versenden. Oder auch, ob es
                                                möglich wäre, für ihn zusätzliche

     Lieblingsgast
                                                Fernsehkanäle dazu zu kaufen. Nicht
                                                aber, dass nur Philipp die Ehre
                                                bekam, ihm zu dienen: Vom Desinfi-
                                                zieren von Bargeld, über täglich
                                                wechselnde Frühstückszeiten bis hin
          Keiner kam um das Erlebnis            zum Filmen eines Musikvideos
     herum, unserem hochverehrten               durften wir dem Herrn jegliche
     englischsprechenden Langzeitgast           Wünsche erfüllen. Der offenbar in
     einer seiner unzähligen, stets höchst      Ägypten berühmte Musiker wollte
     dringlichen «special favours» zu           nämlich mit dem Handy aufnehmen,
     erfüllen. Dieser Herr verkörpert das       wie er auf seiner Oud (ägyptische
     Wort «demanding» besser als je einer       Gitarre) ein Sing-along trällerte. Für
     vor ihm das vermochte. Besonders           diesen Gefallen durften sich Rahel
     Philipp liebte ihn für seine dringlichen   und Justin während längerer Zeit in
     Angelegenheiten, besonders wenn            seinem verrauchten Nichtraucherzim-
     sich der Gast das Recht herausnahm,        mer aufhalten. Als die Aufnahme im
     trotz geschlossener Bürotür ins            Kasten war, wollte er die Aufnahme,
     virtuelle Meeting, welches Philipp         die auf seinem Handy gemacht
     gerade hielt, hereinzuplatzen. Bei         wurde, mit dem Handy von Justin
     seinen Gesprächen mit dem Direktor         abfilmen, damit dieser ihm das
                                      always highly urgent „special favours“

                                      possible to send a parcel from here in
                                           No one could avoid the experien-

                                      so. Philip especially loved him for his

                                      highly explosive issues were discus-
                                      despite the office door being closed.
                                      before him has ever been able to do

                                      guest took the right to barge into the
                                      urgent matters, especially when the

                                      whether it would be possible to buy
                                      virtual meeting Philipp was holding
                                      ce of fulfilling one of the countless,
     Our beloved

                                      sed, such as whether it would be
                                      During his talks with the director,

                                      Switzerland to Germany. Or also
                                      for our highly esteemed English-

                                     „demanding“ better than anyone
                                      speaking long-term guest. This
                                      gentleman embodies the word
     favorite
     guest

18
additional television channels for him.
But not that only Philip was given the

                                               durfte.
honour of serving him: From disinfec-
ting cash, to daily changing breakfast
times, to filming a music video, we
were allowed to fulfill every wish of
the Lord. The musician, who is
apparently famous in Egypt, wanted
to record with his mobile phone how
he warbled a sing-along on his oud             Gespräch mit Justin, um ihn
                                               ein persönliches eins zu eins
                                               konnte. Wir alle liebten diese
                                               dann per Whatsapp schicken

                                               sen die ganze Zitrone, die als
                                               Beilage auf keinen Fall fehlen
(Egyptian guitar). For this favor,

                                               liess. Seine Leibspeise waren

                                               sig viel Tomatensauce und mit
                                               machen wollte. Es war auch das
Rahel and Justin were allowed to stay
                                               wie Justin. Nicht nur verlangte er

                                               der anderen Köche die Teller fast
                                               unberührt wieder zurückschicken

                                               einem Stück staubtrocken gegar-
                                               war niemandem so sehr verfallen

                                               darüber zu informieren, dass er in

                                               verkochte Teigwaren an übermäs-
                                               den kommenden Tagen Ramadan
                                               Geduld zu üben. Doch unser Gast

                                               Essen von Justin, welches er stets

                                               tem Fleisch dazu. Nicht zu verges-
                                               einzigartigen Möglichkeiten unsere

in his smoky non-smoking room for a

                                               bis auf den letzten Bissen herunter-
                                               schlang, während er bei den Menüs
longer period of time. When the
recording was in the box, he wanted
to film the recording made on his cell    His favourite dish was overcooked
phone with Justin‘s cell phone so that    pasta with an excessive amount of
he could send it to him via Whatsapp.     tomato sauce and a piece of dry,
We all loved these unique opportuni-      cooked meat. Not to forget the whole
ties to practice our patience. But our    lemon, which was a garnish that
guest had never been so addicted to       could not be missing.
anyone as Justin. Not only did he             For more than two months, this
request a personal one-to-one             gentleman honoured us daily with
conversation with Justin to inform him    countless challenges, so that he left
                                                                                   noch nicht ausreisen konnte.

that he wanted to do Ramadan in the       us a well-deserved tip of 90 centimes
                                                                                   Trinkgeld von 90 Rappen liess.

                                                                                   Freude, als er zwei Tage später
                                                                                   forderungen, so dass er uns bei

days to come. It was also Justin‘s        when he left. The joy was correspon-
                                                                                   Dementsprechend gross war die
                                                                                   seiner Abreise ein wohlverdientes

food, which he always devoured            dingly great when he checked in
                                                                                   wieder eincheckte, weil er trotzdem
                                                                                   Herr täglich mit unzähligen Heraus-
                                                                                   Über zwei Monate beehrte uns dieser

down to the last bite, while with the     again two days later, because he still
menus of the other cooks he had the       could not leave the country.
plates sent back almost untouched.

                                                                                                                         19
Grosszügig-
     Grosszügigkeit
     keit
     in Person
          in Per-
     son        Der wohl grosszügigste und
     angenehmste Gast in der ganzen
     Corona Zeit war ein Herr im mittleren
     Alter, der eigentlich ein Sabbatical
     geplant hatte, bei dem er die Welt
     bereisen wollte. Dank Corona
     entschied er sich, unser Projekt zu
     unterstützen und mit Halbpension für
     ein paar Wochen bei uns zu leben. Er
     war stets freundlich, geduldig und
     brachte einigen von uns auch bei, wie
     wir beispielsweise einen Negroni
     mischen konnten.

         Ausserdem versüsste er unsere
     Ostern, indem er uns allen kleine
     Schokoladenosterhäschen schenkte
     und motivierte uns, indem wir alle
     von ihm einen CHF 20 Gutschein von
     Galaxus geschenkt bekamen. Der
     unkomplizierte Herr in der Art Suite
     versüsste uns mehr als nur einmal
     den Tag!

20
Generosity in
person
    Probably the most generous and
pleasant guest in the whole Corona
period was a middle-aged gentleman
who had actually planned a sabbati-
cal during which he would travel the
world. Thanks to Corona, he decided
to support our project and to live with
us for a few weeks with half board.
He was always friendly, patient and
also taught some of us how to mix a
Negroni for example.

     He also sweetened our Easter by
giving us all little chocolate Easter
bunnies and motivated us by giving
us all a CHF 20 voucher from
Galaxus. The uncomplicated gentle-
man in the Art Suite sweetened our
day more than just once!

                                          21
Der treue
                                                 An einem turbulenten Dienstag-
                                             nachmittag bat er darum, ob wir seine
                                             Minibar auswechseln oder zumindest

     Park Hotel
                                             reparieren könnten. Die Plastikver-
                                             kleidung war beim Griff etwas durch-
                                             gebrochen, so dass beim Öffnen der

     Winterthur
                                             Türe etwas mehr Geschick nötig
                                             war. Diese «defekte» Minibar wurde

     Fan
                                             dann durch eine etwas aufwändige
                                             Prozedur, bei der erstmals die alte
                                             Minibar weggeschraubt, eine neue
                                             Minibar angeschafft und das Schar-
                                             nier der Schranktüre abgeschraubt
                                             werden musste, ausgewechselt.
          Auch ein älterer Mann, der
     schon zu Zeiten, als wir uns noch das       Immerhin war der ältere Herr
     «Garten Hotel» nannten, zu unseren      hellauf begeistert von dem schnellen
     Stammgästen zählte, wurde während       Service, den wir ihm ermöglicht
     der Corona Zeit zu einem unserer        hatten und brachte uns deshalb am
     Long-stay Gäste. Er war friedlich und   Folgetag ein grosszügiges Trinkgeld.
     stets anständig zu uns, wenn er
     am Computer in der Lobby seine              In einer etwas unangenehmeren
     Geschäfte für sein Hotel in Asien er-   Situation fand sich Tamara wieder,
     ledigte, oder uns um ein Couvert        als sich der engagierte Herr bei ihr
     oder einen anderen Gefallen bat. Bei    erkundigte, ob sie ihm kurz einen
     seiner Ankunft hatte er so viele
     Koffer bei sich, dass er darum bat,
     dass wir den Sessel aus seinem
     Zimmer entfernen sollten. Der ältere
     Herr war für eine Beerdigung in die
     Schweiz gekommen und konnte nun,
                                                                                     Even an older man, who was

     da es keine Flüge nach Vietnam
                                             Park Hotel
                                             Winterthur

     mehr gab, nicht mehr ausreisen. Der
     liebenswürdige Mann war geduldig
                                             The loyal

     mit uns und stets volles Lob, wenn er
     im Gespräch auf das Park Hotel zu
     sprechen kam. Jeden Morgen kam er
     pünktlich um halb acht in die Lounge
     und annoncierte das täglich gleich-
                                             fan

     bleibende Frühstück. Er komplemen-
     tierte unser Barista-Können, obwohl
     wir bloss den Knopf des Kaffee-Voll-
     automaten betätigten.

22
already one of our regular guests in
the days when we still called ourseves
the „Garden Hotels“, became one of         was slightly broken through at the
our long-stay guests during the            handle, so that a little more skill was

                                                                                     löschen.
Corona time. He was peaceful and           needed when opening the door. This
always decent to us when he was           „defective“ minibar was then replaced
doing business for his hotel in Asia on    by a somewhat complex procedure,
the computer in the lobby, or when he      in which the old minibar had to be
asked us for an envelope or other          screwed away for the first time, a new
favor. When he arrived, he had so          minibar purchased and the hinge of
many suitcases with him that he            the cabinet door unscrewed.
asked that we remove the armchair
                                              After all, the elderly gentleman
                                                                                     telefon geschickt bekommen und

from his room. The elderly gentleman
                                          was very enthusiastic about the fast
                                                                                     technischen Support leisten könnte.

had come to Switzerland for a funeral,
                                                                                     um die Fotos der nackten Frauen zu
                                                                                     Der Herr mit weissem Haar hatte von

                                                                                     kann. So drückte Tamara gemeinsam

                                          service that we had made possible for
                                                                                     seinen Kollegen Bilder auf sein Mobil-

                                                                                     mit dem Herrn auf dem Handy herum,
                                                                                     wusste nun nicht, wie er diese löschen

and now that there were no flights to
                                          him and therefore brought us a
Vietnam, he could not leave the
                                          generous tip the following day.
country. The kind man was patient
with us and always full of praise when        Tamara found herself in a more
he came to talk about the Park Hotel.     unpleasant situation when the
Every morning he came into the            dedicated gentleman asked her if she
lounge at half past seven on the dot      could give him a short technical
and announced the daily breakfast. It     support. The gentleman with white
complemented our barista skills,          hair had received pictures sent to his
although we only pressed the button       mobile phone by his colleagues and
on the fully automatic coffee machine.    now he did not know how to delete
                                          them. So Tamara pushed around on
                                          the mobile phone together with the
On a turbulent Tuesday afternoon he
                                          gentleman to delete the photos of the
asked if we could replace or at least
                                          naked women.
repair his minibar. The plastic cover

                                                                                                                              23
Typische
     Schweizer
     «Bünzli»
          Bereits beim ersten Abendessen des
     älteren Ehepaars wurde klar, dass wir hier
     wohl keine einfachen Gäste ins Haus
     gelassen hatten. Das Essen, welches wir
     servierten, musste brennendheiss sein
     und am besten sollten wir uns nichts allzu
     Ausgefallenes einfallen lassen für die
     beiden Senioren, die mit Halbpension bei
     uns lebten. Das Dänische «Smoerebroed»
     wurde nur mit Nasenrümpfen akzeptiert,
     und jegliche Krustentiere oder aus-
     schliesslich vegetarische Menüs hatten
     nichts auf dem Teller der beiden zu
     suchen. Die ältere Dame war sehr ruhig
     und ihrem Mann, der gerne etwas auzu-
     setzen hatte, klar untergeben. Der Senior
     machte uns das Leben nicht leicht, weil

                                                                  elderly couple it became clear that we
     er sich weigerte, uns am Vorabend
                                                  Typical Swiss

     anzugeben, was er gerne zum Frühstück
     essen wollte. Er könne dies erst am Mor-
                                                                  Already at the first dinner of the

     gen selbst entscheiden, teilte er uns mit.
     Ansonsten waren die beiden friedliche
     Gäste. Jeden Tag sassen sie draussen auf
                                                  „Bünzli“

     der Terrasse, liessen sich eine Stange
     und ein Cola bringen und lösten die
     Kreuzworträtsel in unseren Zeitungen. Sie
     waren dankbar für unsere Dienstleistun-
     gen, wenn wir ihnen beispielsweise den
     Storen im Zimmer erklärten oder ihnen
     den Wunsch einer Bünderfleischplatte für
     einen Sonntagnachmittags-Apéro ermög-
     lichten.

24
had probably not let simple guests
into the house. The food we served
had to be burning hot and it would be
best not to come up with anything too
fancy for the two seniors who lived
with us on a half-board basis. The
Danish „Smoerebroed“ was only
accepted with nose-hulls, and any
crustaceans or exclusively vegetarian
menus had no place on their plates.
The elderly lady was very calm and
clearly subordinate to her husband,
who liked to say something. The
senior did not make life easy for us
because he refused to tell us the
evening before what he would like to
eat for breakfast. He could only
decide this himself in the morning, he
told us. Otherwise, the two were
peaceful guests. Every day they sat
outside on the terrace, had a bar and
a coke brought to them and solved
the crossword puzzles in our newspa-
pers. They were grateful for our
services, for example, when we
explained the blinds in their room or
allowed them to request a ribbon
meat platter for a Sunday afternoon
aperitif.

                                         25
«S’ Gschäft

                                                               offers of our rooms, the twenty-five-year
                                                                   After a detailed information on the
                                               „The business

                                                               phone about the current prices and
     vom Läbe»

                                                deal of his
          Nach einer ausführlichen Aus-
     kunft am Telefon über die aktuellen
     Preise und Angebote unserer Zimmer

                                                life”
     entschied sich der etwa fündzwanzig-
     jährige, dass er vorbei kommen wolle,
     um unsere Zimmer zu begutachten.
     Bei seiner Zimmerbesichtigung stellte
     er merkwürdige Fragen und versi-
     cherte sich mehrfach, dass das
     Rauchen auf dem Balkon erlaubt sei.
     Er entschied sich, das Zimmer für
     den Folgetag zu buchen. Denn er
     schilderte, dass er wichtiges vor hatte
     und «sis Gschäft vom Läbe» auf ihn
     wartete. Beim CheckIn erkundigte er
     sich erneut darüber, ob das Rauchen
     auf dem Balkon erlaubt sei. Ausser-
     dem versicherte er sich, dass nie-
     mand in sein Zimmer kommen würde.
     Als er das Zimmer bezahlen sollte,
     vertröstete er uns auf später, weil er
     kein Bargeld dabei hatte und nicht mit
     Karte zahlen wollte.

         Während seinem Aufenthalt war
     er eher unscheinbar. Einmal erkun-
     digte er sich noch, ob wir ihm sein
     Autos waschen könnten.

         An seinem Abreisetag verzichtete
     er auf sein Frühstück, stresste
     grusslos an der Reception vorbei und
     kam nicht mehr zurück.

26
-old decided that he wanted to come
 by to inspect our rooms. During his
 room inspection he asked strange
 questions and assured himself several
 times that smoking is allowed on the
 balcony. He decided to book the room
 for the following day. For he described
 that he had important things to do and
 that „sis business of the loaf“ was
 waiting for him. At the check-in he
 asked again whether smoking was
 allowed on the balcony. He also made
 sure that no one would come into his
 room. When he was supposed to pay
 for the room, he put us off until later
 because he had no cash with him and
 did not want to pay by card.
   During his stay he was rather un-
impressive. Once he asked if we could
wash his car for him.
    On the day of his departure, he did
without breakfast, stresslessly passed
the reception desk and never came
back.

                                           27
cut her milimeter in the room. But as it
                    friendly when we met her. What made
                    friendly to us. Once she even gave us

                    nience, because this lady had always
                    requests, which she took for granted.

                    neously, so we could never be sure if

                    the room there was another inconve-
                    another night. During the cleaning of
                    because her move was delayed and

                    a bag full of fresh vegetables, which
                    haircut. The lady checked in with us

                    was that she constantly had special
                    her stay a little more uncomfortable
                    she had received herself, but could
                    apartment. She was generally very

                    not process without a kitchen. She

                    room rate and always smiled at us
                    cut Gabriel‘s hair to get a cheaper
                    Indian-looking Swiss woman with

                    she was planning to stay with us
                    She extended each day sponta-
                    she could not yet go to her new
                         Another hotel guest was an

                    cross-eyed eyes and milimeter
     Opaque

     Undurch-si-
     Undurchsichtig
     ch     Ein weiterer Hotelgast war
     eine indisch aussehende Schweizerin
                                              ob sie nun plante, eine weitere Nacht
                                              bei uns zu bleiben. Bei der Zimmer-
     mit schielenden Augen und Milimeter-     reinigung kam eine weitere Unan-
     haarschnitt. Die Dame checkte bei        nehmlickheit dazu, so hatte diese
     uns ein, da sich ihr Umzug verzögerte    Dame nämlich ihren Milimeterschnitt
     und sie noch nicht in ihre neue          stets im Zimmer nachgeschnitten.
     Wohnung konnte. Sie war grundsätz-       Aber wie es den Anschein machte,
     lich sehr freundlich zu uns. Sie         fand dieses Prozedere nicht in der
     schenkte uns sogar einmal einen          Dusche statt, sondern verteilt im
     Sack voll frischem Gemüse, welches       ganzen Zimmer.
     sie selbst bekommen hatte, nun ohne
     Küche aber nicht verarbeiten konnte.            Als sie ein zweites Mal bei uns
     Sie schnitt Gabriel die Haare, um        abreiste, versprach sie uns, dass wir
     einen günstigeren Zimmerpreis zu         vergünstigt bis gratis bei ihr Haare
     erhalten und lächelte uns stets          schneiden könnten. Als wir uns dann
     freundlich an, wenn wir ihr begegne-     jedoch bei ihr für einen Termin
     ten. Was ihren Aufenthalt etwas          anmelden wollten, vertröstete sie uns
     unangenehm machte, war, dass sie         auf einen späteren Zeitpunkt. Sie
     ständig Spezialwünsche hatte, die sie    würde sich bei uns melden, wenn wir
     als selbstverständlich darstellte. Sie   kommen könnten.
     verlängerte jeden Tag spontan, so
     dass wir uns nie sicher sein konnten,    Wir hörten nichts mehr von ihr.

28
seemed, this procedure did not take
place in the shower, but distributed
throughout the room.
    When she left us a second time,
she promised us that we could come
to her place for a haircut at a reduced
price or even for free. However, when
we wanted to make an appointment
with her, she put us off until a later
date. She would contact us if we
could come.

    We never heard from her again.

                                          29
Dank an den

                                                              Several days already the woman
                                                          stayed with us in the hotel. She was
                                                          middle-aged and always had a man
     Zimmernach-

                                              neighbors
     barn

                                              Thanks to
                                              the room
          Mehrere Tage bereits hielt sich
     die Frau bei uns im Hotel auf. Sie war
     im mittleren Alter und hatte immer
     wieder einen Mann bei sich zu Be-
     such. Oftmals gab es lautstarke
     Diskussionen in diesem Zimmer, dies
     berichtete ein älterer Herr, der ihr
     Zimmernachbar war. Eines Abends
     bekam die Dame keinen Besuch.
     Stattdessen blieb es im Nachbarszim-
     mer der Dame ruhig. Die ganze Situa-
     tion schien dem Nachbarn zu suspekt,
     daher entschied er sich, über seinen
     Balkon ins Nachbarszimmer zu
     spähen. Was er da sah, beunruhigte
     ihn sehr. Die Dame lag regungslos
     am Boden, umgeben von unzähligen
     Alkoholflaschen. Er informierte sofort
     die Reception. Als diese dann ins
     Zimmer wollten, war es nicht mög-
     lich die Türe zu öffnen. Jeffrey, der
     Restaurantleiter musste extra ins
     Haus kommen, um den Rettungssani-
     tätern mit einem Spezialschlüssel die
     Tür zu öffnen. Die Frau wurde
     mitgenommen und ihr wurde im
     Krankenhaus der Magen leergepumpt.

30
visiting her. Often there were loud
discussions in this room, an elderly
gentleman who was her room
neighbour reported this. One evening,
the lady had no visitors. Instead, it
remained quiet in the old man‘s room
next door. The whole situation
seemed too suspicious to the gentle-
man, so he decided to peek over his
balcony into the next room. What
he saw there worried him very much.
The lady lay motionless on the floor,
surrounded by countless bottles of
alcohol. He immediately informed the
reception desk. When they wanted to
enter the room, it was not possible
to open the door. Jeffrey, the restau-
rant manager had to come into the
house to open the door for the
paramedics with a special key. The
woman was taken away and her
stomach was pumped empty in the
hospital.

                                         31
Sammelkiste

                                                               kept us busy. Situations such as the
                                               box All sorts
     Allerlei

                                                               one in which the lovely dog owner
                                                                   Not only our Longstay guests
                                               Collection

                                               of things
          Nicht nur unsere Longstay Gäste
     hielten uns auf Trab. Auch Situatio-
     nen wie die, in der die liebenswerte
     Hundebesitzerin vom Erdgeschoss
     völlig aufgelöst zur Reception kam
     und schilderte, dass soeben jemand
     auf sie heruntergekotzt habe oder
     Anfragen von Gästen, die wissen
     wollten, ob sie einen unserer Park-
     plätze als Abstellplatz für ihre Möbel
     mieten durften, beschäftigten uns in
     unserer Zeit als Hotel LeiterInnen.

         Es gab Tage, da drohte uns das
     Dach über dem Kopf zusammen
     zu brechen, wenn das Hotel voll von
     schmutzigen Zimmern war, der
     Maileingang zu überschwemmen
     drohte oder das Telefon unaufhörlich
     klingelte.

          Es gab aber auch sehr viele Tage,
     an denen wir alle voller Schwung an
     unseren Aufgaben arbeiteten und mit
     viel Freude jeden Tag von den neuen
     Erfahrungen berichten konnten.

         Wir sind uns vermutlich alle einig,
     dass dieses Projekt uns allen nicht
     nur Zeitungs-, Radio- und Fernseh-
     auftritte ermöglicht hat, sondern uns
     allen einen riesigen Einblick in die
     Welt eines gesamten Hotelbetriebs
     eröffnet hat.

32
came from the ground floor to the
reception desk in complete disarray,
describing that someone had just
puked on her, or inquiries from guests
who wanted to know if they could rent
one of our parking spaces to store
their furniture, also occupied us in our
time as hotel managers.
     There were days when the roof
over our heads threatened to collapse
if the hotel was full of dirty rooms, the
mailbox threatened to flood or the
telephone rang incessantly.
     But there were also many days
on which we all worked on our tasks
with great enthusiasm and were able
to report on our new experiences
with great pleasure every day.
     We probably all agree that this
project has not only enabled us all
to make newspaper, radio and tele-
vision appearances, but has given us
all a huge insight into the world of an
entire hotel business.

                                            33
Danke!

                                                          stood by our side as leader all the
                                                          time and patiently worked out our
                                                              THANK YOU to Philipp, who
                                             Thank you!
         DANKE an Philipp, der uns die
     ganze Zeit als Leader zur Seite
     gestanden und mit viel Geduld
     unsere Fehler ausgebadet hat.

                                                          mistakes.
         DANKE an Gabriel, der stets
     relaxed war und auch bei ausgelös-
     tem Feueralarm die Ruhe bewahrte
     und uns unsere Fehler nicht vorhielt.

         DANKE an das ganze Park
     Hotel Team, an das Kader und alle
     anderen, die uns unterstützt, unsere
     Medienbeiträge verfolgt, uns die
     Daumen gedrückt und an uns
     geglaubt haben.

34
THANK YOU to Gabriel, who was
always relaxed and kept his cool
even when the fire alarm went off, not
holding our mistakes against us.

    THANK YOU to
the whole Park Hotel team, the
management and all others who
supported us, followed our media
reports, kept their fingers crossed
and believed in us.

                                         35
Imprint: Text: Sandra Hugentobler, Correction: Phillipp Albrecht, Layout: Karin Hugentobler

                                                                                                   Impressum: Text: Sandra Hugentobler, Korrektur: Phillipp Albrecht, Layout: Karin Hugentobler

36
Sie können auch lesen