Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022

Die Seite wird erstellt Louis-Stefan Bach
 
WEITER LESEN
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
Conrad Schnitzler
          «Manchmal artet es in Musik aus»
                11.06. – 14.08.2022

                         1

                                             Eine Kooperation mit

Deutsch
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
2
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
Einleitung
                                                                              Conrad Schnitzler (* 1937 in Düsseldorf, † 2011 in Dallgow bei Berlin)
                                                                              ist unter Eingeweihten seit den 1970er-Jahren als Pionier der elektro-
                                                                              nischen Musik international bekannt. Die Ausstellung in seiner
                                                                              Heimatstadt zeigt nun erstmals sein „Intermedia“-Schaffen der
                                                                              1970er- und 1980er-Jahre. In dieser Zeit entwickelte sich der Düssel-
                                                                              dorfer Beuys-Schüler Konrad Schnitzler zu dem Video- und Aktions-
                                                                              künstler „Konrad von Berlin“ und schließlich zu dem international
                                                                              vernetzten Klangkünstler, Komponisten und Musiker Conrad
                                                                              Schnitzler. Für Schnitzler bedeutete „Intermedia“, mit einfachen tech-
                                                                              nischen Mitteln im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Medien
                                                                              zu arbeiten. So behandelte er seine Klang- und Videoarbeiten nicht
                                                                              als abgeschlossene Werke, sondern als Zwischenstadien, Versatz-
                                                                              stücke oder Moment­zustände, die ihr Potential in immer neuen audio-
                                                                              visuellen Konstellationen entfalten sollten. Dabei legte er großen Wert
                                                                              auf die politische, ökonomische und künstlerische Unabhängigkeit
                                                                              seiner Arbeit. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Videos,
                                                                              Konzerten, Performances, Installationen, Schallplatten und Kasset-
                                                                              teneditionen, die Schnitzlers ganz eigenen Weg zwischen bildender
                                                                              Kunst, elektronischer Musik und künstlerischer Autonomie
                                                                              beschreibt.

                               „Ich bin Performer, Aktionskünstler, Intermedia-Künstler, nicht Multimedia, sondern ‚zwischen‘ den Medien.
                               Die Bezeichnung ‚Musiker‘ für mich empfinde ich eher als Schimpfwort.“

                                                                          3

Conrad Schnitzler bei einer Performance, 1970er-Jahre,
© Conrad Schnitzler Estate, Foto: unbekannt, 2022.
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
4

Conrad Schnitzler bei einem Kassettenkonzert, ca. 1980,
© Conrad Schnitzler Estate, Foto: unbekannt, 2022.
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
Kassettenkonzerte
1 Dieses Gerät war auch der erste Synthesizer der Band            Anfang der 1970er-Jahre kaufte Schnitzler sich seinen ersten Synthe-
Kraftwerk. Conrad Schnitzler schmuggelte es für sie von
England nach Düsseldorf, um sich etwas Geld dazu­
                                                                  sizer, den in einen handlichen Koffer eingebauten und dazu noch
zuverdienen. „Aber um ehrlich zu sein: Kraftwerk waren mir        bezahlbaren EMS Synthi A.1 Mit diesem monophonen, analogen Gerät
eigentlich zu straff, zu Deutsch. Ich bin 1937 geboren und
kann so etwas nicht leiden. […] Meine Generation hatte nach
                                                                  konnte Schnitzler eigene elektronische Klänge erzeugen, allerdings
dem Krieg die Schnauze voll vom Deutschsein, von diesem           immer nur einen Klang nach dem anderen. Das war Schnitzler nicht
ganzen Pickelhauben-Scheißdreck. Wir wollten Europäer
sein!“ (Conrad Schnitzler)
                                                                  genug und so nahm er die einzelnen Klänge nacheinander auf ver-
                                                                  schiedene Musik­kassetten auf, die er gleichzeitig abspielen und
                                                                  immer wieder neu ­abmischen und kombinieren konnte. Während das
                                                                  karge Instrumentarium seiner frühen ­Konzerte nur aus dem Synthesi-
                                                                  zer und zwei Kassettenrekordern bestand, entwickelte er im Laufe
                                                                  der 1970er-Jahre eine Aufführungspraxis mit bis zu zwölf Kassetten-
                                                                  rekordern. Auch sein Klangspektrum erweiterte er kontinuierlich,
                                                                  indem er gefundene Klänge seiner Umgebung und weiterer Synthesi-
                                                                  zer auf Kassetten aufnahm und seinem Klangkosmos hinzufügte. So
                                                                  entstand das von ihm erfundene Format des Kassettenkonzerts als
                                                                  einzigartige Verbindung komponierter, improvisierter und konzeptuel-
                                                                  ler Musik. Im Laufe der 1980er-Jahre zog Schnitzler sich aus dem
                                                                  Konzertbetrieb zurück, produzierte aber weiterhin Kassetten und
                                                                  später auch CDs, die er fortan anderen zur ­Aufführung überließ. In der
                                                                  Kunsthalle werden drei dieser Konzerte von langjährigen Weggefähr-
                                                                  ten eingerichtet und aufgeführt.

                                                                  17. Juni 2022, 15 Uhr

                                                                  Kassettenkonzerte
                                                                  Wolfgang Seidel (Berlin) /
                                                                  Bernd Zimmer (Polling)

                                                                  Wolfgang Seidel ist Musiker, Autor und Grafiker. Seit seinem
                                                                  15. Lebensjahr Schlagzeuger und Elektroniker in verschiedenen For-
                                                                  mationen, d­ arunter 1970 Gründungsmitglied von Ton Steine Scherben
                                                                  und 1972 gemeinsam mit Conrad Schnitzler Eruption. Seither kontinu-
                                                                  ierliche Zusammenarbeit mit Schnitzler (unter anderem Conse-
                                                                  quenz I+II sowie Con 3) sowie zahlreiche Projekte und
                                                                  Veröffentlichungen zum Thema Beat, Postpunk und freie Improvisa-
                                                                  tion. Zu seinen aktuellen Projekten zählen Taste Tribes und Slurge.
                                                                  Zuletzt erschienen sind Scherben – Musik, Politik und Wirkung der Ton
                                                                  Steine Scherben bei Ventil (2020) und Wir müssen hier raus! – Kraut-
                                                                  rock, Free Beat, Reeducation bei Testcard Zwergobst (2016).

                                                                  Bernd Zimmer war Mitinitiator der 1977 gegründeten Berliner Galerie
                                                                  am Moritzplatz und ist ein Vertreter der Heftigen Malerei. An der
                                                                  Freien Universität Berlin studierte er ab 1973 Philosophie und Religi-
                                                                  onswissenschaften. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Rom, ver-
                                                                  bunden mit einem Stipendium der Villa Massimo, lebt und arbeitet
                                                                  Zimmer seit 1984 im oberbayerischen Polling. Seine Werke verarbei-
                                                                  ten Eindrücke aus Reisen, Natur, Literatur und Philosophie sowie Aus-
                                                                  einandersetzungen mit Naturwissenschaften und dem Kosmos. Mit
                                                                  der 2021 eröffneten STOA169 ist Bernd Zimmers Idee eines kultur-
                                                                  übergreifenden ­Kunstwerks inmitten der Natur Wirklichkeit geworden.
                                                                  Je eine Säule dieser Halle wurde von international renommierten
                                                                  Künstler*innen der Gegenwart geschaffen.

                                                              5                                                     Kassettenkonzerte
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
13. August 2022, 15 Uhr

                                                                   Kassettenkonzerte
                                                                   Wolfgang Seidel (Berlin) /
                                                                   Ken Montgomery (Richmond, USA)

                                                                   Wolfgang Seidel ist Musiker, Autor und Grafiker. Seit seinem 15.
                                                                   Lebensjahr Schlagzeuger und Elektroniker in verschiedenen Formati-
                                                                   onen, ­darunter 1970 Gründungsmitglied von Ton Steine Scherben und
                                                                   1972 gemeinsam mit Conrad Schnitzler Eruption. Seither kontinuierli-
                                                                   che Zusammenarbeit mit Schnitzler (unter anderem Consequenz I+II
                                                                   sowie Con 3) sowie zahlreiche Projekte undVeröffentlichungen zum
                                                                   Thema Beat, Postpunk und freie Improvisation. Zu seinen aktuellen
                                                                   Projekten zählen Taste Tribes und Slurge. Zuletzt erschienen sind
                                                                   Scherben – Musik, Politik und Wirkung der Ton Steine Scherben bei
                                                                   Ventil (2020) und Wir müssen hier raus! – Krautrock, Free Beat,
                                                                   Reeducation bei Testcard Zwergobst (2016).

                                                                   Ken Montgomerys Engagement in den Netzwerken der Mail Art und
                                                                   der Cassette Culture führte 1987 zur Mitgründung von Generations
                                                                   ­Unlimited mit David Prescott und Conrad Schnitzler. 1989 gründete
                                                                    Montgomery die Generator Sound Art Gallery, die erste Galerie für
                                                                    Klangkunst in New York, in der er ­regelmäßig oktophone Kassetten-
                                                                    konzerte veranstaltete, die ihm Conrad Schnitzler aus Berlin schickte.
                                                                    Inspiriert von Schnitzler war Generator ein Treffpunkt für experimen-
                                                                    telle/elektronische Musik, Geräusch- und Klang­­­­­­­­­­­­­künstler­­­­­*innen aus
                                                                    der ganzen Welt. Montgomery, der derzeit in Richmond, Virginia, lebt,
                                                                    kann auf eine reiche Geschichte von Kunstprojekten zurückblicken,
                                                                    die immersive Hörerfahrungen, Kollaborationen und mehrkanalige
                                                                    Klang­performances sowie Mail Art umfassen.

„Bei ‚Intermedia‘ ist das Fertige immer nur als Versatzstück anzusehen. […]
Wir können das Ganze immer wieder auseinanderschneiden, um es wieder nur als Versatzstück für ein nächstes
‚Fertiges‘ zu benutzen. Aus alten Bändern etwas herausschneiden und daraus mit Zusätzen wieder ein neues
Stück machen.“

Kassettenkonzerte                                              6
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
7

Konrad Schnitzler und Bernd Zimmer bei einem Kassettenkonzert auf der Veranstaltung mit - neben - gegen von Beuys-Schüler*innen im Frankfurter Kunstverein, 1976.
© Conrad Schnitzler Estate und Bernd Zimmer, Foto: Hinrich Gerresheim, 2022.
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
8

Konrad Schnitzler mit Skulpturen im Berliner Atelier, 1960er-Jahre.
© Conrad Schnitzler Estate, Foto: Toni Flaskamp, 2022.
Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" 11.06 14.08.2022
Ausstellung
              A       Konrad Schnitzler, Skulpturen, 1960er-Jahre

                      Conrad Schnitzler wurde 1960 für ein Studium an der Kunstakademie
                      Düsseldorf aufgenommen und wechselte 1961 als einer der ersten
                      Schüler in die Klasse für Monumentale Bildhauerei von Joseph Beuys.
                      Er blieb nur zwei Semester, bevor er nach West-Berlin zog, wo es zur
                      Zeit des Mauerbaus jede Menge bezahlbare Atelierräume für seine
                      hohen Plastiken gab. Bald tauchte Schnitzler in die noch junge Szene
                      der Aktionskunst, der Happenings und der Musik ein. „Eines Tages
                      war der Abschied aus dem Bau angesagt, wurde ja alles erneuert.
                      Wohin mit den Kunstwerken? Ab auf den Hof, für jedermann was zum
                      Mitnehmen. […] So kam ich dann zu den Tönen, die genau das waren,
                      was ich suchte: Wech, wenn zu Ende, keine Lagergebühr, nichts, was
                      mir am Hals hing.“ (Conrad Schnitzler)

              B       Konrad Schnitzler, Akustische Räume, 1970. Dokumentation der
                      ­Ausstellung in der Galerie Block

                      Ausschnitt aus Jürgen Böttcher, Räume – inszenierte und
                      ­gefundene Environments. Eine Dokumentation von Jürgen Böttcher,
                       1970

                      Schnitzlers Vater war leidenschaftlicher Amateurmusiker, konnte dem
                      Sohn aber nur dessen Unzulänglichkeit im schulmäßigen Spiel der
                      Geige vermitteln. Schnitzler suchte darum ein Leben lang nach einem
                      eigenen, unkonventionellen Zugang zu dem klassischen Instrumenta-
                      rium. Auf dieser Suche schloss er seine Geige in den späten 1960er-
                      Jahren mit einem Tonabnehmer an sein Radio an, um die Klänge zu
                      verstärken und zu verzerren. Aus dem Elektrifizierungsexperiment
                      wurde schließlich eine Installation in der Galerie Block, wo Schnitzler
                      den Besucher*innen durch Radios verstärkte Geigen zum Spielen zur
                      Verfügung stellte, damit sie ihr eigenes Geigenspiel aus dem Radio
                      hören konnten. „Damit ging die Sache mit den Tönen überhaupt erst
                      richtig los. Weil ich so Environments als Bildhauer geschaffen habe,
                      die auch Töne machten.“ (Conrad Schnitzler) Im Laufe der nächsten
                      zwei Jahrzehnte strebte Conrad Schnitzler weiter nach unvorherseh-
                      baren Verbindungen von Bildhauerei und Musik, Environment und
                      Konzert, Installation und Aktion.

              C       Kluster (Konrad Schnitzler, Hans-Joachim Roedelius, Dieter
                      Moebius), Klopfzeichen, 1970 (produziert von Conny Plank,
                      ­veröffentlicht im Schwann-Verlag)

                      Schnitzlers Hören war geprägt von dem Dröhnen der Bomben im
                      Krieg und dem Lärm der Fabrik, in der er seine Lehre zum Maschinen-
                      schlosser absolviert hatte. Er war entschlossen, diese industriellen
                      Klangwelten in Kunst zu überführen, und entwickelte dafür ein ganz
                      eigenes elektroakustisches Instrumentarium aus modifizierten klassi-
                      schen Musikinstrumenten und selbstgebauten Geräuschmachern,

                  9                                                             Ausstellung
deren Klänge er elektronisch verstärkte und verfremdete. „Ich wollte
                       damals das, was ich aus meiner Schlosserzeit kannte – diesen Lärm
                       aus den Fabrikhallen –, mit Instrumenten nachspielen. Normale Tonlei-
                       tern wollte ich nicht, konnte ich auch gar nicht. Das war meine Frei-
                       heit: Nichts zu können. Manchmal ist es dann in Musik ausgeartet.“
                       (Conrad Schnitzler) So beschrieb Schnitzler Jahre später die Aufnah-
                       men zu der ersten Platte der Formation Kluster. Er verstand den
                       Zusammenschluss mit Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius
                       nicht als Band, sondern als Konzept, gemeinsam Geräusche jenseits
                       der damals vorherrschenden Kategorien von ernster Avantgarde und
                       populärer Unterhaltungsmusik zu schaffen. 1970 kamen die jungen
                       Männer ins Rheinland, um Schnitzlers ehemaligem Lehrer Joseph
                       Beuys näher zu sein, an Orten wie dem Kunstverein Düsseldorf zu
                       spielen und mit Unterstützung des Musikproduzenten Conny Plank
                       und des Düsseldorfer Kirchenmusikers Oskar Gottlieb Blarr ihre erste
                       Platte Klopfzeichen und in derselben Session auch direkt die zweite
                       Platte Zwei-Osterei aufzunehmen. Schon ein Jahr später trennten
                       sich ihre Wege. Roedelius und Moebius produzierten als Cluster (mit
                       C) weltberühmte Alben (unter anderem mit Brian Eno und Michael
                       Rother (NEU!)), während Schnitzler seinen radikalen Weg jenseits der
                       Musik weiterverfolgte.

              D        Konrad Schnitzler, Work in Progress, 1974 (Edition Block)

                       Schnitzler veröffentlichte in den 1970er- und 1980er-Jahren enorm
                       viel akustisches Material unter bewusster Missachtung der Mechanis-
                       men des Musikmarkts. Ob seine Stücke auf Vinyl oder auf Kassette,
                       bei einem Label mit professionellem Vertrieb oder als „private release“
                       (Eigenveröffentlichung) herausgebracht wurden, hing meistens
                       einfach davon ab, ob er gerade Anfragen von Musiklabels oder Gale-
                       rien vorliegen hatte. Oft erschienen Stücke auch mehrfach und in
                       unterschiedlichen Versionen, zum Beispiel als Kassette in den frühen
                       1970er-Jahren, als Videosoundtrack in den späten 1970er-Jahren und
                       schließlich auf Vinyl in den 1980er-Jahren. 1974 erschien bei der
                       Galerie Block die 100er-Edition Work in Progress, bestehend aus den
                       monochromen Platten Schwarz (dem letzten Kluster-Konzert von
                       1971), Rot (seinem ersten elektronischen Soloalbum von 1972 bzw.
                       1973) und Blau (dem zweiten Album von 1973 bzw. 1974) sowie je
                       einer Kassette und einer grafischen Partitur. Auf jeder der 100 Kas-
                       setten befand sich ein 30-minütiger Abschnitt des 50-Stunden-Kon-
                       zerts, das Schnitzler in der Galerie aufgeführt hatte. Bei der Partitur
                       handelt es sich um ein „Kompositionsschema für sechs Spuren
                       (Stereo)“. Der Legende nach erhielt Schnitzler als Bezahlung für das
                       Konzert und die Edition vom Galeristen einen VW Käfer.

              E        Videos

                       Um Abhängigkeiten von Plattenfirmen oder Filmvertrieben zu vermei-
                       den, beschränkte sich Schnitzler auch bei seinen audiovisuellen Pro-
                       duktionen auf die ihm zur Verfügung stehenden technischen Mittel.
                       Viele seiner Videos entstanden aus Dias und Super-8-Filmen, die er
                       mit Farbe bemalte, zerkratzte und kollagierte. Die Materialien wurden
                       dann projiziert, mit der Videokamera abgefilmt und dabei mit Musik

Ausstellung       10
11

Konrad Schnitzler, Akustische Räume, 1970.
© Conrad Schnitzler Estate, Videostill: Jürgen Böttcher, 2022.
unterlegt. B
                                                                                            ­ isweilen arbeitete Schnitzler auch direkt mit der Video­
                                                                                 kamera und experimentierte bei der Erkundung seiner alltäglichen
                                                                                 Umgebung mit Licht und Schatten, Nähe und Distanz, Schärfe und
                                                                                 Unschärfe. Alle seine Produktionen kommen ohne Schnitte oder
                                                                                 sonstige Effekte der Nachbearbeitung aus. Viele der Soundtracks
                                                                                 sind in den späten 1970ern und frühen 1980ern so oder ähnlich auch
                                                                                 auf Kassette und/oder Vinyl erschienen.

Raum 1                                                Raum 2

  1.	Konrad Schnitzler (Performance und              18.	Conrad Schnitzler (Sound), Cornelia
      Sound), Cornelia Balcerowiak (Super 8),              Balcerowiak (Super 8, ursprünglich in
      Mike Steiner (Videoproduktion), Der                  Farbe), Mike Steiner (Videoproduktion),
      Zauberer gibt eine Party, 1977, 7′12′′, s/w,         Zug, 1978, 19′28′′, s/w, Ton
      Ton                                             19.	Konrad Schnitzler, Konrad beobachtet
 2.	Conrad Schnitzler, Zwölf Jahre Kur für                Klaus, 1978, 8′07′′, s/w, Ton /
      Michelangelo (Collection A #14), o. J.,         		Konrad Schnitzler, Konrad beobachtet
      9′18′′, Farbe, Ton                                   Salomé, 1978, 13′57′′, s/w, Ton
 3.	Conrad Schnitzler, Zylinder, o. J., 2′05′′,      20.	Konrad von Berlin (Performance und
      Farbe, Ton                                           Sound), Folke Hanfeld (Make-up
 4.	Con-Lux (Sound: Conrad Schnitzler,                    Assistent), Cornelia Balcerowiak und
      Visuals: Folke Hanfeld, Videoproduktion:             Mike Steiner (Videoproduktion),
      Mike Steiner), Zug, ca. 1977–1980, 5′35′′,           Schminkfilm I, 1977, 30′29′′, s/w, Ton
      Farbe, Ton                                           ↘ siehe auch F
  5.	Con-Lux (Sound: Conrad Schnitzler,              21.	Ulrike Rosenbach (Video), Konrad
      Visuals: Folke Hanfeld, Videoproduktion:             Schnitzler (Sound), Videokonzert-­
      Mike Steiner), Ballett, ca. 1977–1980,               Improvisation, 1973, 26′44′′, s/w, Ton
      4′29′′, Farbe, Ton                                   ↘ siehe auch G
 6.	Conrad Schnitzler, Schöne Aussicht               22.	Jürgen Böttcher, Räume – inszenierte und
      (Collection A#21), o. J., 4′12′′, Farbe, Ton         gefundene Environments. Eine
  7.	Conrad Schnitzler, Take Off (Collection              Dokumentation von Jürgen Böttcher,
      A#05), o. J., 4′18′′, Farbe, Ton                     1970. Ausschnitt 17′25′′–20′50′′, s/w, Ton
      ↘ siehe auch I                                       ↘ siehe auch B
 8.	Conrad Schnitzler, uper (Collection A#16),       23.	Erika Lippki, Conrad Schnitzler – Die Spur
      o. J., 8′33′′, s/w, Ton                              der Karawane, 1977, 6′57′′, Farbe, Ton
 9.	Conrad Schnitzler, Natürlich (Collection
      A#1), o. J., 5′24′′, Farbe, Ton
10.	Conrad Schnitzler, Walkman [Der Mann im
      Schnee], o. J., 4′22′′, Farbe, Ton
 11.	Conrad Schnitzler, Drops, o. J., 31′30′′,
      Farbe, Ton
12.	Conrad Schnitzler, rockt ab Pickel
      (Collection A#13), o. J., 7′57′′, Farbe, Ton
13.	Conrad Schnitzler, Fortschritt, o. J., 3′02′′,
      Farbe, Ton
14.	Conrad Schnitzler, Schwarze Hand
      (Collection A#15), o. J., 2′34′′, s/w, Ton
15.	Conrad Schnitzler, Kratz-Rhythmik, o. J.,
      15′24′′, Farbe, Ton
16.	Conrad Schnitzler, Stimmung (Collection
      A#8), o. J., 4′13′′, Farbe, Ton
17.	Konrad Schnitzler, Gute Fahrt (Collection
      A#22), 1975, o. J., 7′12′′, Farbe, Ton

Ausstellung                                                                 12
Raum 2             20      19       18

                                                     Vitrine
                   21      22       23

Raum 1                  15 16 17

                      14

                                         1
              13
                   12

                                                 2

             11
                                                 3

         10
                           5
         9                 6    4

                  8

                                                               Eingang
                                             7

                                13                                       Raumplan
Conrad Schnitzler und Folke Hanfeld als Con-Lux, ca. 1977 – 1980.
© Conrad Schnitzler Estate und Folke Hanfeld, Foto: unbekannt, 2022.

Kontaktabzug von Con-Lux, Zug, ca. 1977 – 1980.
© Conrad Schnitzler Estate und Folke Hanfeld, 2022.

                                                                       14
F        Konrad von Berlin (Performance und Sound), Folke Hanfeld
         (Make-up Assistent), Cornelia Balcerowiak und Mike Steiner
         (Videoproduktion), Schminkfilm I, 1977, 30′29′′, s/w, Ton

         Mitte der 1970er-Jahre schloss Conrad Schnitzler sich mit der ­Berliner
         Filme­macherin Cornelia Balcerowiak zur Intermedia ­Cooperative
         zusammen. Gemeinsam veranstalteten sie die Reihe Mittwochs­
         aktivitäten in der ­Studiogalerie Mike Steiner, bei der Schnitzler unter
         anderem Aktionen, Performances und Konzerte aufführte, die Cornelia
         Balcerowiak mit der Video- oder Super-8-Kamera dokumentierte. Die
         Aufnahmen wurden bisweilen live im Ausstellungsraum übertragen
         und dann nachträglich musikalisch untermalt, um als eigenständige
         Videoarbeiten weiterleben zu können.
            Mit den starken Schwarz-Weiß-Kontrasten, den abstrakten geome-
         trischen Formen und den schwarz lackierten Fingernägeln setzt
         Schnitzler sich als Kunstfigur von der Flower-Power der Hippie­
         bewegung ab und verliert am Ende des Videos in den Mustern des
         fragmentierten Spiegels alle menschlichen Züge.

G        Ulrike Rosenbach (Video), Konrad Schnitzler (Sound),
         Videokonzert-Improvisation, 1973, 26′44′′, s/w, Ton

         Nach seinen ersten Erfahrungen mit den Bands Tangerine Dream und
         Kluster merkte Conrad Schnitzler schnell, dass ihm die künstlerische
         Arbeit in der Gemeinschaft nicht lag: „I quickly realized that I had to be
         alone. I am a solitary artist and I really feel this in my heart.“ (Conrad
         Schnitzler) Trotzdem stand Schnitzler bei der Verfolgung seiner
         ­persönlichen künstlerischen Ziele weiterhin in regem Austausch mit
          anderen Künstler*innen und Musiker*innen in West-Berlin und im
          Rheinland. So arbeitete er in den 1970er- und 1980er-Jahren unter
          anderem mit ­K. H. Hödicke, Günther Uecker, Ulrike Rosenbach,
          ­Sven-Åke Johansson, Sigmar Polke, Bernd Zimmer, Wolfgang Seidel
           und Ken Montgomery zusammen.
              Mit der Videokünstlerin Ulrike Rosenbach entstanden mehrere
           Arbeiten, darunter die Videokonzert-Improvisation von 1973. Zu den
           pulsierenden Klängen des Synthesizers sind zunächst nur ver-
           schwommene Silhouetten zu erkennen, aus denen dann immer
           ­deutlicher das konzentrierte Gesicht der filmenden Künstlerin und die
            konzertierenden Hände des Komponisten an den Knöpfen der
            Maschine zu erkennen sind.

H        Conrad Schnitzler, Con, 1978 (produziert von Peter Baumann bei
         Paragon Studio Berlin, veröffentlicht bei Egg)

         „Rhythmus bedeutet bei mir einen Maschinenrhythmus, nur Drive
         sozusagen. […] Wie in einem Zug, unter dem die Gleise rattern.“
         (Conrad Schnitzler) Conrad Schnitzler hat diesen Zug unter anderem
         auf dem Album Con verewigt. Die Platte von 1978 war seine erste pro-
         fessionelle Studioproduktion, die auch außerhalb der Bundesrepublik
         vertrieben wurde. Die Stücke auf der Platte fanden unter anderem als
         Soundtracks bei einigen seiner Videos Verwendung, darunter Zug
         (Video #4) und Ballett (Video #5) von Con-Lux. Unter dem Namen
         Con-Lux machte Schnitzler von 1977 bis 1980 gemeinsam mit Folke

    15                                                               Ausstellung
Hanfeld Light- und Soundshows, die der Künstler und Videogalerist
                       Mike Steiner auf eigene Initiative dokumentierte, sodass sie als Video-
                       arbeiten bis heute überdauert haben.

              I        Conrad Schnitzler, Wandelnde Elektronik-Klangwolke, 1980,
                       ­fotografische Dokumentation

                       In den frühen 1980er-Jahren lief Schnitzler oft im weißen Anzug mit
                       „Tonhelm“ auf dem Kopf und Kassettenrekordern am Gürtel über den
                       Ku’damm in Berlin. Er spielte seine Kassettenkonzerte und verkaufte
                       die Kassetten auch, wogegen das Ordnungsamt nicht einschreiten
                       konnte, solange er dabei in Bewegung blieb. Auf jeder Kassette stand
                       seine Privat­adresse, sodass sich über die Jahre eine rege Korrespon-
                       denz mit einem internationalen Netzwerk entspannte.
                          Bei einer Performance anlässlich der Ars Electronica 1980 in Linz
                       (siehe Video #7 Take Off) bezog Schnitzler das Publikum in diese
                       Aktion mit ein. Die Konzertankündigung forderte Interessierte dazu
                       auf, eigene Kassettenrekorder mitzubringen. Am Anfang des Konzerts
                       verteilte Schnitzler dann Kassetten, sodass er die Stadt gemeinsam
                       mit seinem Publikum als Wandelnde Elektronik-Klangwolke erkunden
                       konnte. Sein Traum, eine solche Aktion mit einem Publikum von 1000
                       Leuten durchzuführen, blieb aber unerfüllt.

              J        Conrad Schnitzler bei einem Konzert mit seiner Kassettenorgel,
                       1980er-Jahre, fotografische Dokumentation

                       Die räumliche Erfahrung des Klangs war Schnitzler immer ein großes
                       Anliegen. „[At the factory,] there were areas where all the sounds
                       crossed over each other and this was what struck me the most, to
                       hear all these sounds together. It was like you were under the
                       influence of a drug, you worked there and it was like being in a trance,
                       you were so inside your work, so inside the sounds, somewhere else
                       completely.“ (Conrad Schnitzler) Um sie bei seinen Konzerten zu
                       vermitteln, e
                                   ­ ngagierte er zunächst Performer*innen, die sich mit den
                       Kassetten­rekordern um das Publikum herumbewegten. In den
                       1980er-Jahren baute er sich dann zwei „Kassettenorgeln“, bei denen
                       jeweils sechs ­Kassettenrekorder in einem handlichen Koffer mit
                       Stereo-Ausgang zusammengeschraubt waren. Mit diesen beiden
                       Koffern konnte er von einem zentralen Punkt im Raum aus
                       mehrkanalige Konzerte mit bis zu zwölf Kassettenspuren aufführen.
                       Die Verteilung der Lautsprecher im Raum sorgte für ein räumliches
                       Klangerlebnis. Gegen Ende der 1980er-Jahre sollte sein Publikum
                       diese räumliche Klangerfahrung dann rein akustisch machen, weshalb
                       Schnitzler – der zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr selbst auftrat –
                       die Aufführenden bat, die Konzerte im Dunkeln und ohne die
                       inzwischen als ablenkend empfundenen Videos zu Gehör zu bringen.

Ausstellung       16

                                               Conrad Schnitzler bei der Performance Wandelnde Elektronik-
                                                           Klangwolke auf der Ars Electronica in Linz, 1980.
                                                        © Conrad Schnitzler Estate, Foto: unbekannt, 2022.
17
18

Conrad Schnitzler auf dem Teufelsberg in Berlin, ca. 1977.
© Conrad Schnitzler Estate, Foto: Thomas Bühler, 2022.
Conrad Schnitzler
                              1937         Geboren als Theo Konrad Schnitzler in Düsseldorf, der Vater war ein
                                           deutscher Journalist und Amateurmusiker, die Mutter eine italienische
                                           Hausfrau.
                    1945 – ca. 1948        Flucht und Asyl in Baden bei Wien, AT. Nach der Rückkehr wuchs er
                                           bei seinem Großvater in Düsseldorf auf.
                           Ab 1953         Lehre zum Maschinenschlosser bei Rode und Dörrenberg in Düssel-
                                           dorf. Erste Begegnung mit Jazz und elektronischer Musik im Radio
                                           (Herbert Eimert und Joachim-Ernst Berendt) und in der Abendschule.
                           Ab 1955         Heizer auf dem Schiff Wilhelm Bornhofen.
                         1961–1962         Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, ein Semester in der
                                           Klasse von Zoltan Székessy, zwei Semester in der Klasse von
                                           Joseph Beuys.
                              1962         Eheschließung mit der Schauspielerin Christa Runge.
                              1963         Umzug nach West-Berlin, Geburt von Tochter Katharina.
                              1964         Geburt von Sohn Gregor.
                              1966         Geburt von Sohn Marten.
                              1968         Gründung des experimentellen Musikzentrums Zodiac Free Arts Lab
                                           mit Hans-Joachim Roedelius und Boris Schaak.
                              1969         Gründung der Formation Kluster mit Hans-Joachim Roedelius und
                                           Dieter Moebius. 1970 Konzert mit Kluster im Kunstverein Düsseldorf.
                              1970         Mitwirkung an Aufnahmen zum Debütalbum Electronic Meditation von
                                           Tangerine Dream.
                              1970         Installation in der Ausstellungsreihe Akustische Räume der Galerie
                                           Block, West-Berlin.
                         1970–1971         Vorübergehende Rückkehr nach Düsseldorf, unter anderem für
                                           Studioaufnahmen mit Kluster für Klopfzeichen und Zwei-Osterei,
                                           produziert von Oskar Gottlieb Blarr und Conny Plank.
                              1971         Veröffentlichung von Schwarz (private release). Aufnahme von
                                           Eruption, dem letzten Konzert der Gründungsformation Kluster in
                                           Göttingen. Nach der Trennung 1971 setzte Schnitzler seine Klang­
                                           experimente mit dem Konzept von Kluster alleine fort.
                     1970er-Jahre          Performances auf dem Ku’Damm in Berlin mit „Tonkopf“, „Tonhelm“
                                           und Kassettenrekordern.
                              1972         Scheidung von Christa Runge.
                              1972         Veröffentlichung von Rot (zunächst private release, dann 1973 Edition
                                           Block), erstes Soloalbum mit reiner Elektronik.
                              1972         Performance im Rahmen der Ausstellung Berlin Scene im Gallery
                                           House, London, UK.
                              1973         Veröffentlichung von The Red Cassette (private release). Die Klänge
                                           auf dieser Kassette bildeten die musikalische Grundlage für das
                                           Stück Zug auf der Platte Con (1978).
                              1974         Veröffentlichung von Blau (Edition Block).
                              1974         Veröffentlichung von The Black Cassette (private release, 1981 als
                                           Vinyl Gelb veröffentlicht bei Edition Block).
                              1974         Veröffentlichung von Work in Progress (Edition Block), Edition von
                                           100 Kassetten eines 50-Stunden-Konzerts in der Galerie Block, als
                                           Box vertrieben mit je einer Kassette mit einem Ausschnitt des
                                           Konzerts, einer grafischen Partitur und den Platten Schwarz, Rot,
                                           Blau.

                                      19
1977   Performance im Rahmen der Ausstellung Berlin Now im Goethe-
                                                                      Institut New York, USA.
                                                               1977   Performances in der Studiogalerie Mike Steiner, West-Berlin.
                                                               1978   Veröffentlichung von Con, erste professionelle Studioaufnahme mit
                                                                      internationalem Vertrieb durch das französische Label Egg,
                                                                      produziert von Peter Baumann, erste Veröffentlichung unter dem
                                                                      Namen „Conrad Schnitzler“.
                                                              1980    Performance bei der Ars Electronica in Linz, AT.
                                                              1980    Performance von Con-Lux mit Folke Hanfeld bei Für Augen und
                                                                      Ohren, Akademie der Künste, West-Berlin.
                                                              1980    Veröffentlichung von Consequenz mit Wolfgang Seidel.
                                                               1981   Veröffentlichung von Gelb (Edition Block) mit Material aus den
                                                                      1970ern, teilweise bereits 1974 als The Black Cassette veröffentlicht.
                                                               1981   Veröffentlichung von Grün (Edition Block) mit Material aus den
                                                                      1970ern.
                                                               1981   Performance im Rahmen der Ausstellung Art Allemagne Aujourd’hui,
                                                                      Centre George Pompidou, Paris, FR.
                                                         1981–1982    Gastdozentur an der Hochschule für Bildende Künste (HFBK),
                                                                      Hamburg.
                                                              1989    Performance in der Generator Sound Art Gallery, New York, USA.
                                                                      Performance in The Kitchen, New York, USA.
                                                              1989    Veröffentlichung von Constellations, erste Veröffentlichung auf CD.
                                                           Ab 1990    tragen die Veröffentlichungen keine Titel mehr, sondern nur noch eine
                                                                      Nummerierung, zunächst beginnend mit 90/1, ab 1991 ersetzt durch
                                                                      eine konsekutive Nummerierung beginnend mit 00/014.
                                                              1994    Eheschließung mit der Englisch-, Kunst- und Theaterlehrerin Gisela
                                                                      Carstensen, bereits seit 1980 ein Paar.
                                                              1994    Performance in Roulette Intermedium durch Ken Montgomery,
                                                                      New York, USA.
                                                              2003    Veröffentlichung von Gold mit Material aus den 1970ern.
                                                              2008    Initiierung des Global Living Project, für das er seine DNA um die Welt
                                                                      schickte.
                                                              2009    Veröffentlichung von Silber mit Material aus den 1970ern.
                                                               2011   Gestorben in Dallgow bei Berlin.

„Politische Kunst kann ich […] nicht leiden. Ich kann keine Kunst leiden, die zu irgendeines Nutz und Frommen ist.
Ich mache keine Programmmusik und keine Weihnachtslieder, ich arbeite nicht für den lieben Gott und nicht für
den Kommunismus.“

                                                                   20
Konzerte        Freitag, 10. Juni 2022, 18.30 Uhr

                Keiko           Yamamoto (London, UK)
                Foyer, 1. OG, Kunsthalle Düsseldorf

                Keiko Yamamoto ist Mitbegründerin des legendären Café Oto in
                London, einer der wichtigsten internationalen Bühnen für improvi-
                sierte und experimentelle Musik. Als Musikerin ist sie zusammen mit
                Rie Nakajima als O YAMA O aktiv. Ihre eigenen Stücke sind geprägt
                von ihrem einzigartigen Gesang und dem Klang von selbstgebauten
                und modifizierten Instrumenten.

                Freitag, 10. Juni 2022, 23 Uhr

                Billy Roisz (Wien, AT)
                Salon des Amateurs

                Billy Roisz ist Musikerin und Filmemacherin. Sie ist Autodidaktin.
                Ihren kreativen Humus sieht sie im extrem offenen DIY-Umfeld der
                digitalen und analogen Elektronik- und Noiseszene im Wien der
                1990er-Jahre (phonotaktik, rhiz, mego, vidok, klingt.org). Als Filme­
                macherin und Musikerin produziert sie experimentelle Kinokurzfilme
                und audiovisuelle Live-Shows. Ihr musikalisches Instrumentarium
                besteht aus Elektronik und E-Bass.

                Freitag, 17. Juni 2022, 15 Uhr

                Kassettenkonzerte
                Wolfgang Seidel (Berlin) /
                Bernd Zimmer (Polling)
                Ausstellungsraum, 1. OG links, Kunsthalle Düsseldorf
                ↘ siehe Kassettenkonzerte

                Samstag, 25. Juni 2022, 18 Uhr

                Razen           (Brüssel, BE)
                Tunnel zwischen Kunsthalle Düsseldorf und Deutscher Oper am
                Rhein, Treffpunkt um 17.45 Uhr vor der Kunsthalle Düsseldorf

                Razen sind bekannt für intensive, konzentrierte Live-Shows. Das Duo
                Brecht Ameel und Kim Delcour veröffentlichte Alben auf dem Label
                Kraak und bei einer Vielzahl von renommierten internationalen
                ­Tape-Labels. Das Album Reed Bombus LFO for Conrad Schnitzler
                 (2014) bietet fünf außergewöhnliche Stücke, die ihre Faszination für
                 das Album Gelb von Conrad Schnitzler zum Ausdruck bringen.
                 Während Schnitzler die Musik für Gelb nur mit seinem EMS Synthi A
                 einspielte, spielen Razen ihre ebenfalls einzigartige Hommage mit
                 Dudelsack, Becken und einigen Percussioninstrumenten.

           21                                                                Konzerte
Freitag, 12. August 2022, 18 Uhr

            Noemi Büchi                      (Zürich, CH)
            Foyer, 1. OG, Kunsthalle Düsseldorf

            Noemi Büchi ist Komponistin und Soundkünstlerin. Ihr 2020 erschie-
            nenes Debütalbum Matière ist das Ergebnis einer intensiven und
            langen Beschäftigung mit modularen Synthesizern. Für ihre elektro­
            akustischen Kompositionen verarbeitet sie auch aufgenommene
            Klänge aus der Natur, die sie meist auf langen Spaziergängen in der
            Nähe ihres Studios sammelt. Ihre Musik ist von großer Aufmerksam-
            keit für Klangfarbe, detaillierten Arrangements und harmonischer
            Vielschichtigkeit geprägt und führt die Hörer*innen durch komplexe
            Rhythmen und ­ungehörte Klangwege.

            Freitag, 12. August 2022, 21.30 Uhr

            Nika Son (Hamburg)
            &   Tolouse Low Trax (Paris, FR)
            Foyer, 1. OG, Kunsthalle Düsseldorf

            Nika Breithaupt alias Nika Son arbeitet als Musikerin, Künstlerin,
            Filmkomponistin und DJ, seitdem sie 2012 ihren Abschluss in
            Bildender Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg
            machte. Beeinflusst von Musique Concrète und den Weiten der elek­
            tronischen Musik entstehen ihre Kompositionen aus deformierten und
            fragmentierten Fieldrecordings, die sie mit analoger Synthesizierung,
            gebrochenen Rhythmen, seltenen Stimmfetzen und moduliertem
            Tonband verwebt. Als Klangkünstlerin und Filmkomponistin wurde sie
            zu einer engagierten Jägerin außergewöhnlicher Klänge, während sie
            mit neuen und alten Technologien in der Musik experimentiert.

            Detlef Weinrich alias Tolouse Low Trax entwickelte nach der
            ­Gründung von Kreidler (1994) bald seine eigene, unverwechselbare,
             elektromusikalische Sprache. Als Toulouse Low Trax arbeitet er seit
             etwa 2005 und hat den international gefeierten Sound vom Salon des
             Amateurs geprägt und in die Welt getragen. Neben seiner
             ­musikalischen Arbeit hat er auch die Community im Salon des
              Amateurs mitgestaltet und viele junge Musiker*innen und DJs
              beeinflusst.

Konzerte   22
Samstag, 13. August 2022, 15 Uhr

                                           Kassettenkonzerte
                                           Wolfgang Seidel (Berlin) /
                                           Ken Montgomery (Richmond, USA)
                                           Ausstellungsraum, 1. OG links, Kunsthalle Düsseldorf
                                           ↘ siehe Kassettenkonzerte

                                           Sonntag, 14. August 2022, 15 Uhr

                                           Cengiz Mengüç (Rotterdam, NL)
                                           Salon des Amateurs

                                           Cengiz Mengüç ist Grafikdesigner und Künstler. Seine derzeitige
                                           Tätigkeit bewegt sich zwischen Kunst- und Designaufträgen, selbst­
                                           initiierten Projekten und Nebenjobs, wobei er (un)professionelle
                                           Forschungspraxis mit Design, Programmgestaltung, Organisation und
                                           Selbstveröffentlichung vermischt. In seiner Arbeit und bei seinen
                                           Projekten erforscht er verschiedene visuelle Sprachen, Arbeit­
                                           smethoden und Ansätze zur kulturellen Produktion, die das tägliche
                                           Leben hervorbringt. Cengiz Mengüç hat einen BA in Grafikdesign der
                                           Kunsthochschule ArtEZ und lebt und arbeitet derzeit in Rotterdam.

                                         23                                                         Konzerte

                                                             „Mach so viel Geräusche und Krach, wie du willst.
Wenn du diesen Krach organisierst, ist es nicht mehr nur pures Chaos, sondern kann sich in Musik verwandeln.“
24
Begleitprogramm und Kunstvermittlung
Führungen                                                   Familientag
                                                            Am zweiten Sonntag im Monat laden die
                                                            Stadtwerke Düsseldorf von 11 bis 18 Uhr bei
                                                                                                              Katalog
                                                                                                              Zur Ausstellung erscheint 2023 ein Katalog.

Kunst im Gespräch                                           freiem Eintritt in die Kunsthalle Düsseldorf
Jeden Samstag,                                              ein. Von 13.30 bis 15.30 Uhr findet ein Offenes
14.30–17.30 Uhr                                             Atelier für Kinder ab 6 Jahren statt.             Podcast
Kunstvermittler*innen stehen zum                                                                              Podcast-Folgen mit weiteren Hintergrund­
Gespräch bereit.                                                                                              informationen zur Ausstellung finden Sie
                                                                                                              unter:
Öffentliche Führungen
Jeden Sonntag,

                                                            Einzeltermine
13.30–14.30 Uhr

Akustische Führungen für blinde,
sehbehinderte und sehende                                   Eröffnung
Besucher*innen                                              10. Juni 2022, 15–22 Uhr, Eintritt frei
21. Juni 2022, 16–17.30 Uhr
5. Juli 2022, 16–17.30 Uhr                                  EDM-Club
(Zusammen mit der parallel gezeigten                        27.–29. Juli 2022,
Ausstellung City Limits)                                    jeweils 11–15 Uhr, Workshop                       Padlet
                                                            29. Juli 2022, 15–16.30 Uhr, Präsentation         Informationen zur Ausstellung und digitale
Direktorenführung mit                                                                                         Anregungen zum selbst Kreativwerden für
Gebärdensprach­dolmetscher                                  Let’s Talk About … the Sound of the City          Kinder finden Sie unter:
19. Juli 2022, 17–18.30 Uhr                                 Führung für junge Erwachsene, abwechselnd
(Zusammen mit der parallel gezeigten                        in Kunsthalle und KIT – Kunst im Tunnel
Ausstellung City Limits)                                    8. Juli 2022, 15–16.30 Uhr
                                                            (Zusammen mit der parallel gezeigten
Kurator*innengespräch                                       Ausstellung City Limits)
Mit Stefan Schneider und
Linnea Semmerling                                           Finissage
12. Juni 2022, 16–17 Uhr                                    14. August 2022, 15–18 Uhr, Eintritt frei
14. August 2022, 11–12 Uhr
                                                            Für Führungen und Workshops ist eine
Sonderführungen auf Deutsch und Englisch                    Anmeldung unter bildung@kunsthalle-
können unter +49 (0)211 89 96-243 oder                      duesseldorf.de erforderlich.
bildung@kunsthalle-duesseldorf.de angefragt
werden.                                                     Bitte beachten Sie die Hygiene- und Einlass-
                                                            regeln. Informationen zu der aktuellen Lage
                                                            der Corona-Schutzverordnungen des Landes
                                                            NRW sowie weitere Informationen zum
                                                            Vermittlungsprogramm finden Sie auf unserer
                                                            Homepage.

                                                                                   25                            Begleitprogramm und Kunstvermittlung

Poster der Studiogalerie Mike Steiner, 1977.
© Mike Steiner Estate und Conrad Schnitzler Estate, 2022.
Wir danken für die Unterstützung   Impressum
Cornelia Balcerowiak               Diese Broschüre erscheint anlässlich der Ausstellung
Oskar Gottlieb Blarr               Conrad Schnitzler – „Manchmal artet es in Musik aus“.
Ursula Block
Jürgen Böttcher                    Kunsthalle Düsseldorf                                            Kunsthalle Düsseldorf gGmbH
Nika Breithaupt                    11. Juni – 14. August 2022                                       Grabbeplatz 4
Thomas Bühler                                                                                       40213 Düsseldorf
Bureau-B                           Die Ausstellung ist eine Kooperation der Kunsthalle              Tel. +49 (0)211 89 96 243
Toni Flaskamp                      Düsseldorf und der Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute.    Fax +49 (0)211 89 29 168
Claudia El Jabbari                                                                                  mail@kunsthalle-duesseldorf.de
Hinrich Gerresheim                 Kuratiert von                                                    www.kunsthalle-duesseldorf.de
Folke Hanfeld                      Stefan Schneider (Musiker), Linnea Semmerling (Direktorin
Günter Herke                       Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute), Gregor Jansen und    Direktor
Sven-Åke Johansson                 Alicia Holthausen (beide Kunsthalle Düsseldorf)                  Gregor Jansen
Jin Kawai
Serge Leroy                        Herausgegeben von                                                Kaufmännische Geschäftsführerin
Erika Lippki                       Kunsthalle Düsseldorf, Gregor Jansen und Stiftung IMAI –         Ariane Berger
Ken Montgomery                     Inter Media Art Institute, Linnea Semmerling; Stefan
Rafael Müller                      Schneider, Alicia Holthausen                                     Kuratorisches Team, Ausstellungsrealisation
Ulrike Rosenbach                                                                                    Katharina Bruns
Christa Runge                      Redaktion                                                        Alicia Holthausen
Beate Salewksi                     Alicia Holthausen, Gregor Jansen,                                Antonia Köppel (Praktikum April/Mai 2022)
Conrad Schnitzler Estate           Linnea Semmerling, Stefan Schneider
Gisela Schnitzler                                                                                   Presse und Kommunikation, Kunstvermittlung
Katharina Schnitzler               Texte                                                            Dirk Schewe
Gregor Schnitzler                  Linnea Semmerling, Stefan Schneider                              Wiebke Schnarr
Marten Schnitzler
Wolfgang Seidel                    Videobearbeitung                                                 Direktionsassistenz und Kunstvermittlung
Mike Steiner Estate                Fabian Binias                                                    Claudia Paulus
Jens Strüver
Bernd Zimmer                       Technische Einrichtung                                           Verwaltung
                                   235 Media Köln                                                   Lumnije Sturr

                                   Übersetzungen                                                    Leitung Ausstellungstechnik
                                   Anthony DePasquale                                               Jörg Schlürscheid

                                   Lektorat                                                         Haustechnik
                                   Julia Niehaus                                                    Dennis Galle

                                   Gestaltung                                                       Service
                                   Studio Thomas Spallek                                            Guido Braun, Bozena Folak, Alvaro Grisales Parra,
                                                                                                    Bernd Oßwald, Julia Quandt, Marion Schulze,
                                   © 2022 Kunsthalle Düsseldorf gGmbH, Stiftung IMAI – Inter        Zbigniew Semeniuk, Cornelia Sniehotta,
                                   Media Art Institute, die Künstler*innen, die Autor*innen         Katharina Tenbusch, Silke Voigt

                                   Trotz sorgfältiger Recherche war es nicht in allen Fällen
                                   möglich, die Rechteinhaber*innen zu ermitteln. Berechtigte
                                   Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der
                                   üblichen Vereinbarungen abgegolten. Bitte kontaktieren Sie
                                   hierzu die Kunsthalle Düsseldorf.

                                                                                                    Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute
                                                                                                    Birkenstr. 47
                                                                                                    40233 Düsseldorf
                                                                                                    Tel. +49 54 23 09 90
                                                                                                    info@stiftung-imai.de
                                                                                                    www.stiftung-imai.de

                                                                                                    Vorstand
                                                                                                    Rajiv Strauß, Reiner Nachtwey

                                                                                                    Direktorin
                                                                                                    Linnea Semmerling

                                                                                                    Wissenschaftliche Mitarbeiterin
                                                                                                    Darija Šimunović

                                   Die Kunsthalle Düsseldorf und die             Ständiger Partner der Kunsthalle
                                   Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute     Düsseldorf
                                   werden gefördert durch

                                   Die Ausstellung wurde gefördert durch
Kunsthalle Düsseldorf gGmbH      Öffnungszeiten
Grabbeplatz 4                    Dienstag–Sonntag, Feiertage
40213 Düsseldorf                 11–18 Uhr
Tel. +49 (0)211 89 96 243
Fax +49 (0)211 89 29 168         Am letzten Donnerstag im Monat laden die Stadtwerke
mail@kunsthalle-duesseldorf.de   Düsseldorf von 18 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt in die
www.kunsthalle-duesseldorf.de    Kunsthalle und den Kunstverein ein.

                                 Eintrittspreise
                                 Erwachsene: EUR 6
                                 Ermäßigt: EUR 3
                                 Gruppen ab 10 Personen: EUR 3
                                 Menschen mit Schwerbehinderung: frei
                                 Kinder / Jugendliche bis 18 Jahre: frei

                                 Anfahrt
                                 Öffentliche Verkehrsmittel:
                                 Haltestelle: Heinrich-Heine-Allee
                                 U-Bahnen: U70, U71, U72, U73, U74, U75, U76, U77, U78, U79,
                                 U80, U83
Sie können auch lesen