CSSMAGAZIN - Was liegt alles in der Luft? - Vollkornoder helles Brot? Wer redet schon über Inkontinenz? - SVLW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
CSS MAGAZIN 1/ 2018 Gesund und gut versichert – 26 Fragen und Antworten Vollkorn- oder helles Brot? FRAGE 04 Wer redet schon über Inkontinenz? FRAGE 18 Moderate Fastenvariante? FRAGE 23 DOSSIER Was liegt alles in der Luft?
CSS MAGAZIN DOSSIER Die «Sphinx» auf dem Jungfraujoch; Hier oben – auf über 3500 Metern – ist die Wirkungsstätte von Joan und Martin Fischer. Wird die Luft nie zu dünn? für verschiedene Forschungsprojekte zum Einsatz gelangen, und einfach auch der Mann fürs Grobe wie etwa die Schneeräumung. Joan Fischer ist unter anderem für die Ad- Joan und Martin Fischer bewegen sich in ganz ministration der Station zuständig sowie deren Hotel- schön dünner Luft: Sie haben den höchsten Arbeits- betrieb. Jährlich halten sich hier rund 1500 Wissenschafter auf, 1000 Übernachtungen werden gezählt. platz der Schweiz. Text: Roland Hügi Einen Gang runterschalten An die dünne Luft haben sie sich mittlerweile längst ge- wöhnt – sollte man meinen. «Ein Trugschluss», entgegnet Joan Fischer. «Auch wir müssen uns immer wieder – wenn DOSSIER Wenn Joan oder Martin Fischer bei ihrer Arbeit dann und auch nur kurz – akklimatisieren, wenn wir jeweils nach un- FRAGE wann aus dem Fenster blicken, sehen sie das, wofür Touris- seren freien Tagen im Tal wieder auf das Joch zurückkeh- 07 ten aus der ganzen Welt anreisen: den Aletschgletscher ren.» Der Schlaf wird dann oberflächlicher, die Atmung und vor allem – je nach Blickwinkel – die weltberühmten schneller – bis sich die beiden wieder ans hochalpine Klima Berge Eiger, Mönch und Jungfrau. Wo Touristen nicht sel- gewöhnt haben. «Überhaupt gilt es hier oben, bei allen ten nach Luft schnappen und man bei Hudelwetter keinen Arbeiten einen Gang runterzuschalten», ergänzt Martin Hund nach draussen schicken würde, fühlen sich die bei- Fischer. Denn auch auf Stresssituationen reagiere der VogelSP, Getty Images | Roland Hügi den pudelwohl. Und das seit mehr als fünfzehn Jahren: Körper sofort – zum Beispiel mit Kopfschmerzen. Seit 2002 bewarten sie die hochalpine Forschungsstation auf dem Jungfraujoch auf 3571 Metern über Meer und Unvorstellbare Winde haben damit den höchsten ganzjährigen Arbeitsplatz Aber nicht nur dünn ist die Luft hier oben, sondern manch- der Schweiz. Martin Fischer nimmt fünf Mal pro Tag für mal auch unvorstellbar stürmisch. Auf dem Jungfraujoch MeteoSchweiz Wetterbeobachtungen vor. Zudem ist er wurde die höchste je in der Schweiz registrierte Windge- für die Kontrolle aller Messgeräte zuständig, die hier oben schwindigkeit gemessen: 284 km/h. Der Rekord, den die Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER Fischers persönlich erlebt haben, liegt bei «nur» 220 km/h. sondern in die Mönchsjochhütte, die zwi- «Hier oben gilt es, Auf die Frage, ob da nicht Angst aufkomme, antwortet schen März und Oktober geöffnet ist. Ge- bei allen Arbeiten Joan Fischer doch eher überraschend. «Schööön ist das, meinsam mit ihrem Hund Sherpa ziehen sie einen Gang runter- wenn die Stürme so richtig an der metallenen Fassade zer- dann unter einem schier unfassbaren Ster- zuschalten.» ren und Eisbrocken quer durch die Luft fliegen», entfährt es nenfirmament und in absoluter Stille quer Martin Fischer ihr spontan. In solchen Momenten müsse man eben Ohro- über den Aletschgletscher. Tönt fast zu kit- pax verwenden, um richtig schlafen zu können. Und auch schig, um wahr zu sein. Solche Momente und die nicht ein- Martin Fischer nimmt selbst die grössten Stürme mit Ge- fach nach Schema F durchstrukturierten Arbeitstage sind lassenheit zur Kenntnis. «Die Gebäude hier oben sind für es denn auch, welche die beiden auch nach 15 Jahren noch Windgeschwindigkeiten von 350 km/h ausgelegt.» Es be- von ihrem Arbeitsort schwärmen lassen. Und wenn den steht also – im wahrsten Sinne des Wortes – noch viel Luft Fischers doch einmal der Sinn nach Zivilisation steht, nach oben. Einzig ein Teil seiner Arbeit muss bei solchen müssen sie auch darauf nicht verzichten. Ihr Arbeitsmonat Extremsituationen eben warten. Aber es braucht viel, sieht nämlich so aus, dass sie 20 Tage am Stück arbeiten und bis Martin Fischer nicht nach draussen geht. «Erst ab etwa dann zehn Tage ins Tal ziehen. An ihren zweiten Wohnort 140 km/h wird es definitiv zu gefährlich und ich bleibe an in Brienz. Dort haben sie sich vor rund 25 Jahren kennen- der Wärme.» gelernt. Er, der Einheimische, sie, die Zugezogene. Aus dem topfebenen Holland … Ab in den Ausgang Nebst «Angst» ist für Joan und Martin Fischer auch der Be- griff «Langeweile» nahezu unbekannt. «Man passt seine Ansprüche natürlich an, schaut zum Beispiel fern, diskutiert und liest viel», so Joan Fischer. Und selbst der Ausgang kommt nicht zu kurz. Allerdings nicht ins Kino im Tal, Die Lunge hat rund 300 Millio- nen Lungenbläschen. Diese haben eine gesamte Oberfläche Wie funktioniert DOSSIER von etwa 100 Quadratmetern. FRAGE Quelle: Lungenliga 08 die Atmung? Atmen scheint nichts Besonderes zu sein. Es ge- oder Nase Luft in den Körper. Sie wird bis in die Lungenbläschen, die Alveolen, gesogen. Hier findet der Gasaustausch zwischen schieht Tag für Tag automatisch und selbstverständ- Körper und Aussenwelt statt. Er ist überle- benswichtig, denn ohne Sauerstoff würden lich. Doch es hat eine lebenswichtige Funktion. die meisten Stoffwechselvorgänge in den Text: Vera Sohmer Zellen nicht funktionieren. Der Sauerstoff wird über die Blutzirkulation in die Ge- webe transportiert und von den Stoffwech- Die Eckdaten sind beeindruckend: Solange selvorgängen verbraucht. Das dadurch ent- ein Mensch lebt, inhaliert seine Lunge standene Kohlendioxid gelangt auf dem durchschnittlich 300 Millionen Liter Luft. Blutweg zurück zur Lunge. Wir atmen es Pro Tag sind dies 15 000 Liter. Diese Luft aus – als ausgeschleustes Abfallprodukt. besteht zu fast 21 Prozent aus Sauerstoff, Die ausgeatmete Luft hat deswegen weni- 78 Prozent Stickstoff, ganz wenig Kohlen- ger Sauerstoff, dafür mehr zusätzliches dioxid und ein paar weiteren Gasen. «Das Kohlendioxid. Wir inhalieren täglich bedeutet, dass wir täglich mehr als 3000 Li- Grundsätzlich empfiehlt es sich übri- 15 000 Liter Luft. ter Sauerstoff einsaugen», heisst es bei der gens, durch die Nase und nicht durch den Lungenliga. Welche Menge es sein muss, Mund einzuatmen. So wird die Luft ange- kann stark variieren. Im Schlaf braucht man wärmt und angefeuchtet. Härchen sowie nur knapp 5 Liter pro Minute. Wer schnell Nasenschleimhaut filtern zudem Schmutz läuft, benötigt hingegen 60 Liter. und Staub heraus. Denn das Eingeatmete ist praktisch nie ganz sauber. Lebenswichtiger Gasaustausch Doch wie funktioniert die Atmung eigent- Weitere Informationen: lich? Beim Einatmen gelangt durch Mund www.lungenliga.ch Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER Gibt es irgendwo Hugo Amacker ist beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) stellvertretender noch reine Luft? Sektionschef. Der Physiker ist Spezialist für Luftreinhal- tung und Messtechnik. Er arbei- tet mit dem 1979 gegrün- deten NABEL, dem Nationalen Schweizer Luft ist sauber, aber noch sie ist fernab von starken Schadstoffquellen – Beobachtungsnetz für Luft- nicht sauber genug, sagt Hugo Amacker ist die Luft nicht rein. Wir können dort bei- fremdstoffe, zusammen. Dieses spielsweise Schwefeldioxid aus Gebieten vom Bundesamt für Umwelt. wird vom BAFU und der in Europa nachweisen, wo noch viele Koh- Empa betrieben und unterhält Welche Schadstoffe ein Problem sind. lekraftwerke in Betrieb sind. aktuell 16 Messstationen. Und was wir alle tun können, sie zu Das NABEL beteiligt sich auch minimieren. In hohen Konzentrationen? an internationalen Program- Nein, die Werte sind tief. Die Messungen men. Die Station auf dem Jung- Interview: Vera Sohmer zeigen uns aber, dass Schadstoffe über lange fraujoch gehört zum Global Strecken transportiert werden. Global gibt Atmosphere Watch, einem welt- es alles, von tiefer bis zu extremer Belas- weiten Beobachtungsnetz, DOSSIER Herr Amacker, «Luft ist Leben» lautet tung. Sässen wir jetzt in Neu-Delhi, hätten das Luftschadstoffe und klima- FRAGE ein bekannter Slogan. Wie gefällt er wir Werte, die wir bei uns nie hatten und relevante Stoffe in der Atmo- 09 Ihnen? kaum je haben werden. Sie liegen ein Viel- sphäre misst. Gut, denn er bringt es auf den Punkt. Der faches über den gängigen Grenzwerten. Mensch atmet pro Tag rund 15 000 Liter Luft ein. Das entspricht 15 Kilogramm. Stimmt es, dass die Luftverschmutzung Sie ist ein wichtiges, wenn nicht das wich- weltweit gesehen zunimmt? tigste «Lebensmittel». Ohne Nahrung hält Ja, und dies mit enormen Folgen. Laut aktu- man, je nach Fettreserven, ein paar Wochen ellen Studien wird verschmutzte Aussen- durch. Ohne Wasser ein paar Tage. Ohne und Innenluft für weltweit 6,5 Millionen Luft jedoch nur ein paar Minuten. Dies frühzeitige Todesfälle verantwortlich ge- allein ist Motivation genug, sich für saubere macht. In der Schweiz sterben jährlich etwa Luft einzusetzen. 3000 Personen vorzeitig wegen Luftver- schmutzung. Rund 300 von ihnen an Lun- Saubere oder gar reine Luft – wo gibt genkrebs. es das noch? Wahrscheinlich nirgends mehr auf dem Das Bundesamt für Umwelt betont Planeten. Was freilich mit den heutigen, doch oft, die Luftqualität sei ausgeklügelten Messmethoden zusammen- in der Schweiz besser geworden. hängt, die tiefste Konzentrationen messen Das ist auch korrekt. Die Luftqualität hat Marco Sieber können. Selbst an unserer höchstgelege- sich bei uns in den letzten 30 Jahren mar- nen Messstation auf dem Jungfraujoch – kant verbessert, etwa durch strengere Vor- Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER schriften für Heizungen, Industrieanlagen Immerhin haben wir in der Schweiz eine und Motorfahrzeuge, den herabgesetzten vielfältige Landschaft. In höheren Lagen Schwefelgehalt im Heizöl oder bleifreies oder im Gebirge ist die Luftqualität dann Benzin. Die meisten Grenzwerte werden deutlich besser. heute eingehalten. Dennoch ist die Luft noch immer nicht sauber genug und schä- Welche Auswirkungen haben die digt Mensch und Umwelt. Schadstoffe auf die Gesundheit? Feinstaub und Stickstoffdioxid verursa- «In der Schweiz Welche Schadstoffe sind das grösste chen Entzündungen der Atemwege und sterben jährlich etwa Problem? schädigen das Herz-Kreislauf-System. Kin- 3000 Personen Für die menschliche Gesundheit ist es der und Ältere sind besonders gefährdet. vorzeitig wegen Luft- neben dem Stickstoffdioxid und dem Ausserdem Menschen, die bereits erkrankt verschmutzung.» bodennahen Ozon, bei dem im Sommer sind und beispielsweise unter Asthma die Grenzwerte regelmässig überschritten leiden. Wer lange hohen Feinstaubbelas- werden, der Feinstaub. Die winzigen Parti- tungen ausgesetzt ist, kann chronische «Ein grosser kel entstehen beim Verbrennen von Ben- Krankheiten wie Bluthochdruck oder gar Treiber der Luftver- zin, Öl oder Holz, aber auch durch mechani- Lungenkrebs entwickeln. schmutzung ist schen Abrieb von Reifen, Bremsen oder unser Konsumver- Strassenbelag. Man spricht hier vom primä- Bei der Luftbelastung mischen halten.» ren Feinstaub. Er unterscheidet sich vom alle mit. Sollten sich deshalb alle in Hugo Amacker sekundären Feinstaub, der sich erst in der der Verantwortung fühlen? Luft aus Vorläuferschadstoffen wie Schwe- Ja, und dies ist auch die Strategie der feldioxid, Ammoniak oder flüchtigen orga- Schweiz. Bessere Luft bekommen wir nicht nischen Verbindungen bildet. mit einer Supermassnahme, die auf einen Schlag alle Probleme löst. Wir müssen das Warum ist die Feinstaubbelastung in Ziel durch dauerhafte Verbesserungen bei der kalten Jahreszeit höher? allen Schadstoffquellen erreichen. Zum einen wird mehr geheizt, neben fossi- len Brennstoffen auch mit kleinen Holzhei- Welche Verbesserungen genau? zungen, die mehr Schadstoffe ausstossen. Etwa mit weiter verschärften Grenzwerten Zum anderen verhindern Inversions-Wet- bei Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft terlagen den Austausch mit sauberen Luft- sowie durch strengere Abgasvorschriften massen – wir sitzen in vielen Regionen un- bei Fahrzeugen. Diese haben heute zwar ter einem Deckel im grauen Wintersmog. weit bessere Werte als früher, sind aber noch immer nicht da, wo sie sein könnten. Und weil Luftverschmutzung an den Landes- grenzen nicht haltmacht, sind wir weiterhin auf internationale Abkommen angewiesen. Darin werden die Länder verpflichtet, Schad- stoffe in einer bestimmten Zeit auf einen definierten Wert zu reduzieren. Was kann jeder Einzelne im Alltag tun? Ein grosser Treiber der Luftverschmutzung ist unser Konsumverhalten – was wir kau- fen, wo und wie es hergestellt, wie weit es transportiert wird. Die andere Frage ist, wie wir uns fortbewegen. Wer zur besseren Luft beitragen will, sollte Fahrzeuge mit tiefen Abgas- und Verbrauchswerten wählen. Oder überlegen, ob es doch besser ist, den Zug zu nehmen oder mal aufs Velo zu steigen. Und ob Fliegen wirklich sein muss? Auch dies. Bei einer Flugreise nach Asien Mit diesen sogenannten Bergerhofftöpfen werden hin und zurück gegen 20 000 Kilo- werden der Staubniederschlag und die meter zurückgelegt. Dabei wird neben Deposition von Schwermetallen bestimmt. Luftschadstoffen auch so viel vom Treib- Marco Sieber Das Metallgitter dient als Halterung und Vogelschutz. hausgas CO2 ausgestossen, wie eine Person in der Schweiz durchschnittlich pro Jahr mit dem Auto produziert. Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER Vor allem in den Anfängen des letzten Jahrhunderts entstanden in der Schweiz zahlreiche Sanatorien wie zum Beispiel hier in Davos. Mit Luft gegen die dem Ersten Weltkrieg mehr als ein Dutzend private sowie diverse Volkssanatorien betrieben. Es galt die Meinung, wonach an diesen «immunen Orten» keine Tuberkulose «weisse Pest»? vorkomme und eine Heilung durch eine Frischluftliegekur möglich sei. Gesunde Luft und viel Ruhe: So lautete Die häufigste Todesursache vor Jahrzehnten das – umstrittene – Zwar war die Tuberkulose bis weit ins 20. Jahrhundert hin- ein die häufigste krankheitsbedingte Todesursache in der Rezept gegen Tuberkulose. Selbst die CSS Schweiz und forderte Zehntausende von Todesopfern vor betrieb dafür eigene Sanatorien. allem in der ärmeren Bevölkerung. Allerdings ist der dama- lige Boom wohl eher vielen umtriebigen Ärzten zu- Text: Vera Sohmer zuschreiben denn einer effektiv erwiesenen Wirksamkeit. So ist dem historischen Lexikon der Schweiz zu entneh- men: «Trotz ihrer breiten Anwendung über mehrere Jahr- DOSSIER Einige ältere CSS-Versicherte dürften sich vielleicht noch zehnte konnten die klimatischen Kuren keine eindeutig FRAGE erinnern, wie sie vor Jahrzehnten nach Davos oder Leysin positiven Resultate vorweisen.» Doch erst mit dem erfolg- zur Höhenkur geschickt wurden. Dort betrieb die CSS bis reichen Einsatz erster Tuberkulosestatistiken ab dem Jahr 10 weit in die 1980er-Jahre eigene Sanatorien. Diese wurden über Generationen hinweg von Zehntausenden CSS-Ver- sicherten besucht. Vor allem in den Anfängen des 20. Jahr- hunderts galten Höhenkuren in gesunder Bergluft als 1947 schwand die Rechtfertigung für die aufwendigen, teuren und langen Kuraufenthalte. Gleichzeitig verringerte das Aufkommen von Antibio- tika das Tuberkulose-Risiko in der Schweiz und setzte dem wichtigstes Mittel gegen die damals grassierende Tuber- Höhenklinik-Boom nach und nach ein Ende. In den 1960er- kulose, auch weisse Pest oder Schwindsucht genannt. Jahren wurden denn auch zahlreiche Sanatorien geschlos- Photopress-Archiv Kraft, Sulzer, Keystone An allen Ecken und Enden der Schweiz wurden denn auch sen, in Hotels, Rehabilitationskliniken sowie Heilstätten oftmals sehr luxuriöse Sanatorien erstellt. Fanden anfäng- zur Behandlung anderer Lungenkrankheiten wie Asthma lich vor allem reiche Ausländer den Weg in die Schweizer und Atemwegsallergien umgewandelt – oder ganz einfach Berge (vor allem nach Davos), wurden nach und nach ihrem Schicksal überlassen. Wie zum Beispiel das Sanato- in allen Landesteilen auch Volkssanatorien für die ärmere rio San Gottardo in Quinto. Das mächtige Gebäude ober- Bevölkerung erstellt, so etwa in Walenstadt, Crans-Mon- halb der Autobahn A2 steht heute noch als bröckelndes tana oder Quinto. Die Kliniken wurden von Bund und Sinnbild für eine Zeit, in der Luftkuren einen wesentlichen Kantonen subventioniert. Allein in Davos wurden vor Wirtschaftsfaktor darstellten. Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER Betreute Lager helfen mit, dass Kinder besser mit ihrer Krankheit umgehen können. arbeitet die CSS seit diesem Jahr eng mit Betreute Ferienlager aha! Allergiezentrum Schweiz zusammen. Gerade für Heranwachsende Diese unabhängige Stiftung setzt sich seit kann eine Allergie sehr bald zwanzig Jahren für Allergiebetroffene belastend sein. Deshalb bietet ein. Unter anderem werden diese mit fun- aha! Allergiezentrum Schweiz dierten Informationen, Beratungen sowie in der Deutschschweiz so- Schulungen unterstützt. wie in der Romandie betreute Ferienlager für Betroffene an. Verschiedene Schulungen Die Ferienwoche richtet sich Im Rahmen der Zusammenarbeit mit aha! an Kinder und Jugendliche Allergiezentrum Schweiz möchte die CSS mit Allergien, Asthma, Neuro- betroffenen Menschen mit einer Allergie dermitis, Psoriasis oder oder einer chronischen Hauterkrankung Nahrungsmittelintoleranzen. helfen. Sie unterstützt deshalb folgende Im Lager werden sie von Schulungen für Kinder, Jugendliche und erfahrenen und geschulten Erwachsene: Fachpersonen aus den Be- Asthma-Schulung: Diese Schulung ist reichen Bewegung, Pädago- geeignet für Jugendliche und Erwachsene. gik, Pflege und Ernährung Sie besteht aus zwei Teilen, in denen einer- betreut. Sie kennen die Kran- seits medizinisches Basiswissen und kengeschichte der Teilneh- Massnahmen aufgezeigt werden, um die merinnen und Teilnehmer und Auslöser von Asthma zu vermeiden oder unterstützen diese in der zu reduzieren. Andererseits werden Inha- Einhaltung der Medikation. Leichter lations- und Atemtechniken erlernt und praktisch geübt. Anaphylaxie-Schulung: Eine Anaphy- Dank der fachgerechten Betreuung werden die Kinder und Jugendlichen im eigen- atmen? laxie ist eine akut auftretende schwere aller- gische Reaktion (zum Beispiel auf Nah- rungsmittel oder Insektengifte), die ohne verantwortlichen Umgang mit ihren gesundheitsbedingten Einschränkungen unterstützt Immer häufiger wird bei Kindern Asthma sofortiges Handeln schlimmstenfalls töd- und gefördert. Unter anderem diagnostiziert. Schulungen können lich enden kann. Die von aha! Allergiezent- finden im Lager Workshops rum Schweiz angebotene Anaphylaxie- mithelfen, mit den gesundheitlichen zu verschiedenen Themen in Schulung richtet sich an Betroffene sowie Bezug auf die Krankheit statt. Problemen besser umzugehen. gegebenenfalls deren Eltern. Nebst dem Die CSS übernimmt die Kosten Basiswissen werden Massnahmen vermit- für die Schulungen sowie Text: Roland Hügi telt, wie im Ernstfall gehandelt werden das Ferienlager, sofern die be- muss. troffene Person bei der CSS DOSSIER Allergien haben in der Schweiz in den ver- Neurodermitis-Schulung: Diese richtet versichert ist und über mindes- FRAGE gangenen Jahrzehnten stark zugenommen. sich an Eltern betroffener Kinder und kann – tens eine Heilungskosten- Heute leiden schätzungsweise zwei Millio- je nach Alter der Kinder – auch gemeinsam 11 Zusatzversicherung verfügt. nen Menschen an einer Allergie, also rund mit dem Kind besucht werden. Die Eltern- ein Viertel der Bevölkerung. Besonders schulung besteht aus je einem interaktiven häufig sind Kinder und Jugendliche betrof- Grundlagen- und Vertiefungsteil. Die Kin- fen. Bei rund zehn Prozent aller Kinder derschulung vermittelt auf spielerische wird Asthma diagnostiziert, gegen zwanzig Weise verschiedene Aspekte zum Thema. aha! Allergiezentrum Schweiz Prozent der Jugendlichen haben eine Pollenallergie und jedes zehnte Kind leidet Alle weiteren Informationen an einer Neurodermitis. Eine Allergie ist finden Sie auf der Website der nicht bloss belastend, sie schränkt auch CSS: die Lebensqualität erheblich ein. Deshalb www.css.ch/betreuungsprogramm Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER FRAGE 12 Wie fühlen sich sechs Minuten ohne Luft an? Freitaucherin Claudia Lukaschek hält seit ten Sinne des Wortes ab – in eine Welt ohne über neun Jahren den Schweizer Rekord Handy, Push-Nachrichten oder Termine. «Unter Wasser bin ich mit mir eins und im statischen Apnoe. Sie kann über sechs fühle mich frei», sagt Lukaschek, um voller Minuten lang die Luft anhalten. Begeisterung über die Vorzüge dieser unbe- kannten Sportart zu sprechen. Text: Christian Schönbächler Meditation unter Wasser Für die Badenerin ist Freitauchen weniger Es war das Bedürfnis nach Sicherheit, das Sport als Lebenseinstellung – ein Weg zu Claudia Lukaschek zu ihrer grossen Leiden- einem glücklichen, erfüllten Leben: «In un- schaft brachte. Ihren ersten Kontakt mit serer schnelllebigen Welt ist es unglaublich Freitauchen hatte sie im Hallenbad: Sie be- schwierig, Ruhe zu finden. Wir sind enorm suchte einen Kurs, in dem Gerätetaucher vielen Reizen ausgesetzt und werden – Techniken aus dem Freitauchen lernten. ohne dass wir es selber merken – immer Claudia Lukaschek Diese sollten sie im Falle eines unvorherge- mehr fremdgesteuert. Das birgt die Gefahr, sehenen Zwischenfalls befähigen, auch dass wir uns selbst nicht mehr spüren.» ohne Luft aus der Pressluftflasche sicher Freitauchen helfe, zu sich zu finden und aufzutauchen. «Von da an war es um mich sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. geschehen», sagt Lukaschek. Fortan trai- Denn wer in der Tiefe auf sich alleine ge- «Unter Wasser bin nierte sie bis zu vier Mal in der Woche und stellt sei, lerne, auf die Zeichen seines Kör- ich mit mir eins und erzielte gewaltige Fortschritte. Nach weni- pers zu hören, kontrolliert loszulassen und fühle mich frei.» gen Monaten war sie Mitglied der Schwei- seine Gedanken zu fokussieren. zer Nationalmannschaft. Verteidigte über dreizehn Jahre lang ihren Titel als Schweizer Grenzen sind kopfgemacht Meisterin in allen vier Apnoe-Disziplinen. Wie ist diese Achtsamkeit mit dem gefährli- Und hielt zahlreiche Schweizer Rekorde. chen Drang nach einem neuen Rekord zu vereinbaren? «Eine Rekordjagd um des Re- Die Kunst, nicht zu atmen kords willen ist absurd», findet Lukaschek. Beim Freitauchen – auch Apnoetauchen ge- Aber die eigenen Ziele zu verschieben und nannt – nutzt der Taucher die Luft in seiner Grenzen zu durchbrechen mache Spass «Eine Rekordjagd Lunge, um möglichst tief oder möglichst und sei absolut richtig. Natürlich mit einer um des Rekords willen lange zu tauchen. Dabei kommt er gänzlich realistischen Risikoabwägung. Durch das ist absurd.» ohne externe Luftzufuhr, etwa durch eine kontinuierliche körperliche und mentale Claudia Lukaschek Pressluftflasche, aus. Was sich gefährlich Training erfahre man, dass Grenzen nur im Images GettyImages anhört, hat das Leben von Lukaschek unge- Kopf existierten: «Freitauchen lehrte mich, mein bereichert: «Beim Freitauchen finde dass man immer mehr kann, als man glaubt. yaserahmad,Getty ich meine Ruhe», so die Kommunikations- Und dieses Vertrauen macht mich stark mihtiander, expertin und Mutter eines achtjährigen und erfolgreich in allen Lebenslagen», so Sohnes. Ist sie im See, taucht sie im wahrs- Lukaschek. Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER Was macht denn DOSSIER FRAGE 13 die Luft im Schloss? Luft ist immer und überall – auch wenn wir sie nicht sehen können. Unsichtbar sind auch die Luftschlösser, die wir in unseren (Tag-)Träumen immer wieder erfinden. Deshalb hat Ihnen die CSS hier ein Luftschloss gebaut, das Sie sehen und in dem Sie ganz viel entdecken können. Text: Roland Hügi, Illustration: Peter Halter 2 Warme Luft Warme Luft steigt auf. Diesen Effekt nutz- ten die Gebrüder Montgolfier, die den Heissluftballon erfanden. Der erste Flug erfolgte am 4. Juni 1783. Der erste bemannte Flug folgte am 21. November. 3 Luftverschmutzung Am besten ist die Luft sichtbar, wenn sie dreckig ist. Einen unrühmlichen Smogrekord erzielte Indiens Haupt- stadt Neu-Delhi: Im November 2017 lag die Feinstaubkonzentration um das 40fache über dem Grenzwert der Welt- gesundheitsorganisation (WHO). Statt von Luft müsste man wohl eher von einer Giftwolke sprechen. 4 Filterpflanzen Es gibt Zimmerpflanzen, die imstande sind, gewisse Schadstoffe aus der Luft zu filtern. Zu diesen «Filterpflanzen» zählen etwa Chrysanthemen, Efeu oder Ficus. 5 Wolke Erst wenn die Luft genug Feuchtigkeit aufgenommen hat, kann man sie als Wolke oder eben Nebel sehen. Die höchs- ten Wolken sind die Zirruswolken. Sie bestehen aus Eiskristallen und sind in einer Höhe von 8000 bis 12 000 Metern «zu Hause». Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER 1 Dünne Luft Dünne Luft hindert den Menschen nicht zwingend, sich in grossen Höhen anzusiedeln. Die höchstgelegene 9 Sperbergeier menschliche Ansiedlung der Welt, Der Sperbergeier geht ganz schön hoch Aucanquilcha, lag auf 5300 Metern hinaus. Er hält mit 11 300 Metern den in den chilenischen Anden. Die dort Höhenrekord. Auf dieser Höhe kollidierte lebenden Indios arbeiteten in einem einer dieser imposanten Vögel 1973 Schwefel-Bergwerk, das heute jedoch über Afrika mit einem Passagierflugzeug. geschlossen ist. 8 Erster Flug Luft hat – in Form von Wind – die Kraft, Windmühlen und Windkraftwerke anzutreiben. Und sie lässt Objekte gleiten. Die ersten Gleitflüge mit einem «Flugzeug» machte Otto Lilienthal ab 1891. Das ging einige Jahre gut. 1896 jedoch stürzte der Flugpionier in den Tod. 7 Sauerstoff Sauerstoff gibt’s auch ausserhalb unseres Sonnensystems. So haben Wissen- schafter im Sternbild des Pegasus einen Planeten gefunden, der Sauerstoff in seiner Atmosphäre hat. Leider geht der Wind dort ziemlich ruppig: Die Wissen- schafter schätzen die Windgeschwindig- 6 Fische keit auf kaum vorstellbare 5000 Auch Fische brauchen Luft. Diese «filtern» bis 10 000 Kilometer pro Stunde. sie aus dem Wasser, das durch ihre Kiemen fliesst. Dort wird der Sauerstoff vom Blut aufgenommen. Eine spezielle Fähigkeit hat der Aal: Wenn es feucht genug ist, kann er sich stundenlang über Land bewegen. Ausgabe 1 | 2018
CSS MAGAZIN DOSSIER Joggen auch bei DOSSIER FRAGE 14 «dicker» Luft? Sport im Freien ist gesund. Aber nicht immer und überall. Bei Sommer- hitze und Smoglage sollten Läufer ein paar Regeln beachten. Text: Vera Sohmer Beschwerden wie tränende Augen, geschwol- lene Schleimhäute, Kopfschmerzen oder Atembeschwerden auslösen kann. Gewisse Regeln beachten Ganz aufs Freilicht-Training verzichten, muss man deshalb nicht. «Der Nutzen von regelmässigem Ausdauersport überwiegt die Belastung durch die Luftverschmut- zung», sagt Ingo Fengels, Facharzt für Atemwegserkrankungen und Sportmedi- zin an der Hirslanden Klinik St. Anna und in der Luzerner Löwenpraxis. Allerdings sollten Sportler ein paar Regeln beachten. Eine denkbar einfache: Im Sommer in den frühen Morgenstunden nach draussen ge- Wer entlang viel befahrener Strassen joggt, ist hohen hen. Nicht nur, weil dann die Temperaturen Schadstoff-Konzentrationen ausgesetzt. angenehmer sind. Es ist auch weniger Ozon in der Luft. Wer sichergehen will, kann sich zuvor über die aktuelle Schadstofflage seines Standorts informieren, etwa über die So manche Jogger sind hart im Nehmen: App airCHeck (https://cerclair.ch/aircheck). Der ärgste Grossstadtverkehr kann sie Vorsichtig sollten vor allem Menschen mit ebenso wenig abschrecken wie Bruthitze Atemwegserkrankungen sein. Eventuell oder Eiseskälte. Unverdrossen spulen sie müssen sie ihre Medikation anpassen und ihre Strecke ab. Schliesslich zählt es, zu trai- vor dem Sport inhalieren. Bei hoher Schad- nieren und fit zu bleiben. Aber nicht um je- stoffbelastung ist es im Zweifelsfall besser, den Preis. Luftschadstoffe wie Feinstaub das Training unter freiem Himmel einmal bergen gesundheitliche Risiken und kön- auszulassen. nen für Sportler gefährlich werden (siehe Ob Sommersmog oder nicht: Vom Jog- Interview Frage 09). Auch Ozon in Boden- gen an stark befahrenen Strassen ist grund- nähe ist problematisch. Es sätzlich abzuraten. Hier sind die Schad- Luftschadstoffe wie entsteht bei starker Son- stoff-Konzentrationen hoch. Sich mit Feinstaub bergen nenstrahlung aus Vorläu- Atemschutzmasken zu behelfen, davon rät gesundheitliche ferschadstoffen wie Stick- Ingo Fengels ab: «Das ist nicht durchführ- Risiken und können oxiden. Zu hohe Ozonwerte bar und macht keinen Spass.» Sinnvoller sei, für Sportler gefähr- gibt es im Hochsommer sich ein geeigneteres Areal zu suchen. lich werden. immer wieder – es herrscht Insbesondere im Wald oder Park werde der Nikada, Getty Images dann Sommersmog. In höhe- Organismus weniger mit Schadstoffen be- ren Luftschichten schützt Ozon vor UV- lastet. Vorteil zudem: Die Bäume spenden Strahlung. Bodennah aber ist es ein Reizgas, Schatten. Auch dies strapaziert den Körper das vor allem bei körperlicher Anstrengung weit weniger als die sengende Sonne. Ausgabe 1 | 2018
Sie können auch lesen