MATRATZEN LANDKARTE - Make Furniture Circulare
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
MATRATZEN LANDKARTE
MAKE FURNITURE CIRCULAR
2 Matratzen Landkarte
Inhaltsverzeichnis
I Übersicht 3 3.3 Regulatorische Trends der Schweiz 16 8 Recycling 29
3.4 EU Kreislaufwirtschaftspaket 17 8.1 Matratzen Recycler 30
II Wertschöpfungskette Matratze 4 3.5 Zirkuläre Matratzen 18 8.2 Herausforderungen im Recycling 30
3.5.1 Zirkularität in Unternehmen 18 8.3 Matratzenrecyclinganlage 31
1 Ecodesign 5 3.5.2 Nutzungsverlängerung 19 8.4 Absatzmärkte für Sekundärstoffe 32
1.1 Informationslücken 6 8.5 Organisationen – MRC 33
1.2 EU-Politik fordert vermehrt Ecodesign 7 4 Handel 20 8.6 Organisationen – Valumat 34
1.3 Forschung im Bereich Kreislaufdesign 7 4.1 Vertrieb 21
4.2 Trends in der Matratzenindustrie 21 9 Fazit 35
2 Rohstoff/Material 8 Ecodesign 35
2.1 Materialien zur Herstellung 9 5 Konsument*in 22 Rohstoffe/Material 35
2.2 Herkunft der Matratzenbestandteile 10 5.1 Anzahl Betten in der Schweiz 23 Hersteller 36
2.3 Polyurethanschaum (PU-Schaum) 11 5.2 Kundenverhalten 23 Handel 36
2.4 Verbindungen 12 5.3 Beschaffer 24 Konsument 37
Entsorgung 37
3 Hersteller 13 6 Entsorgung 25 Sammlung 38
3.1 Matratzenmarkt 14 6.1 Aktueller Entsorgungs-Weg und -Kosten 26 Recycling 38
3.1.1 Trend Globalisierung 14
3.1.2 Marktanteile der Matratzentypen 14 7 Sammlung 27
3.2 Eco Labels für Matratzen 15 7.1 Zukünftiger Recycling-Weg und -Kosten 28
MAKE FURNITURE CIRCULAR
3 Matratzen Landkarte
I. Übersicht
Ecodesign Rohstoffe/Material
Hersteller
Handel
Recycling
Nutzung
verlängern
Sammlung
Konsument*in
Entsorgung
MAKE FURNITURE CIRCULAR
4 Matratzen Landkarte
II. Flussdiagram der
Wertschöpfungskette Matratze
Ausland Schweiz
Rohstofflieferanten Recycling
Rohstofflieferanten
Produktion
Matratzen
Produktion
Komponenten Produktion
Design Matratzen Handel Kunde Entsorgung
Matratzen
Komponenten
Produktion
Matratzen
Kunde Sammelstelle
Umwelt CO2 Produktion/Transport/Verbrennung
Produktionsabfälle
Legende:
Bl a u: Ma terialfluss & Wertschöpfung Inland Rot: Wertverl ust Gol d: Monetäre Flüsse
Grün: Ma teri alfluss Wiederverwertung Ora nge: Import Ma terialfluss & Wertschöpfung Ausland Schwa rz: Export Ma terialfluss & Wertschöpfung Inland
MAKE FURNITURE CIRCULAR
5 Matratzen Landkarte
1. Ecodesign
Das Ecodesign steht am Anfang des Produkte-Lebenszyklus' und ist für
die Sicherstellung der Kreislauffähigkeit zentral.
Das deutsche Umweltbundesamt schätzt, dass etwa 80 % der
Umweltauswirkungen der Produkte bereits von der
Konstruktionsphase herrühren. Durch Ecodesign kann der
Ressourcenverbrauch minimiert und die
Wiederverwertungsfähigkeit sowie das Recycling von Materialien
gefördert werden.
Nebst der Reduzierung der Umweltauswirkungen von Produkten, kann
Ecodesign für produzierende Unternehmen Wettbewerbsvorteile
bieten.
MAKE FURNITURE CIRCULAR
6 Matratzen Landkarte
1. Ecodesign
1.1 Informationslücken
Bevor eine kreislauffähige Matratze anhand von Circular Design
Aspekten1) entwickelt werden kann, braucht es Angaben zu den
verschiedenen Materialien sowie zu den einzelnen Komponenten2)
einer Matratze. Folgende Fragen stellen sich für den Designer:
▪ Welche Materialien werden im Detail für die Matratzen
verwendet?
▪ Woher kommen die verschiedenen Materialien?
▪ Wie sind die Materialeigenschaften?
▪ Welche Materialien können wiederverwertet werden?
▪ Gibt es neue Materialien für die Matratzenherstellung?
▪ Wie sind die Matratzen aufgebaut?
1) Eco / Circular Design Aspekte für Matratzen, Seite 52
https://urbanrec-project.eu/ficheros/URBANREC_D6.2_Guidelines.pdf
Beispiele C2C Produkte
https://www.c2ccertified.org/products/scorecard/natural_talalay
2) Informationen zu den einzelnen Komponenten
https://www.betten.de/lexikon/matratzen-komponenten.html
MAKE FURNITURE CIRCULAR
7 Matratzen Landkarte
1. Ecodesign
1.2 EU-Politik fordert vermehrt Ecodesign 1.3 Forschung im Bereich Kreislaufdesign
Die Europäische Kommission will das Kreislaufdesign von Produkten Eine Forschungsgruppe an der Empa hat die "Ressourcendruck-
fördern, indem sie erwägt, die Ökodesign-Politik1) auszuweiten. Diese Designmethode„1) entwickelt. Dieser neue Ansatz mit qualitativen
wurde bereits erfolgreich für energiebezogene Produkte umgesetzt Richtlinien und quantitativem Indikator soll beim Design von Produkten
(Ökodesign-Richtlinie2) und die Energiekennzeichnungsverordnung 3). und Dienstleistungen zu nachhaltigeren Entscheidungen beitragen2).
Jetzt soll sie auch auf nicht energiebezogene Produktgruppen Der Ressourcendruck1) wird aus sechs Konstruktionsparametern
ausgeweitet werden. berechnet: Masse im Produkt, Produktlebensdauer,
Herstellungsverluste, Primärmaterialgehalt, Recyclingfähigkeit und
Kaskadierbarkeit. Die Methode ermöglicht eine einfache quantitative
Bewertung von Entwurfsentscheidungen und bietet klare Leitlinien
während der Entwurfsphase.
1) European Commission (2019). Sustainable products in a circular economy - towards an EU
product policy framework contributing to the circular economy SWD (2019) 91 final
(https://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/10102/2019/EN/SWD-2019-91-F1-EN-
MAIN-PART-1.PDF)
2) Directive 2009/125/EC of the European Parliament and of the Council of 21 October 2009
establishing a framework for the setting of ecodesign requirements for energy-related 1) Resource pressure – A circular design method
products (http://data.europa.eu/eli/dir/2009/125/oj) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921344920304961?via%3Dihub
3) Regulation (EU) 2017/1369 of the European Parliament and of the Council of 4 July 2017 2) Ressourcen besser nutzen dank Kreislaufdesign für Produkte und Dienstleistungen
setting a framework for energy labelling and repealing Directive 2010/30/EU http://www.nrp73.ch/de/News/Seiten/201215-news-nfp73-ressourcen-besser-nutzen-
(http://data.europa.eu/eli/reg/2017/1369/oj) dank-kreislaufdesign.aspx
MAKE FURNITURE CIRCULAR
8 Matratzen Landkarte
2. Rohstoff/Material
Bei der Herstellung von Matratzen wird zwischen natürlichen und
künstlichen Materialien verschiedener Herkunft unterschieden.
Bei den sogenannten Naturmatratzen wird Wolle, Baumwolle,
Pferdehaar, Kokosfasern, Leinen, Torf, Stroh, Mais und Naturlatex
verwendet, wobei bei Naturlatex bis zu 25% Hilfsstoffe beigesetzt
werden.
Bei den künstlichen Matratzen werden Materialien verwendet wie
Polyurethanschaum, Stahl- Kunststofffedern, Viscoschaum, künstliches
Latex, etc. wobei auch Naturmaterialien miteingearbeitet werden
können.
Abbi ldung 1: Querschnitt einer Emma Matratze” (Quelle: https://www.emma-matratze.ch)
MAKE FURNITURE CIRCULAR
9 Matratzen Landkarte
2. Rohstoff/Material
2.1 Materialien zur Herstellung einer Matratze 1)
Eine Matratze kann aus einer Vielzahl von Materialien bestehen. Hier
ein Beispiel dazu:
▪ Reissverschluss
▪ Stoffe wie Drell und Jersey
▪ Polster Seide, Kaschmir, Lamm-Schurwolle, Schurwolle mit 20 %
Polyester,
▪ Calicot, welcher über den Matratzenkern gezogen wird
▪ Stahl-Taschenfedern
▪ Stahl-Federkern
▪ Kederband
▪ Airwave-Band (meistens in den Borden)
▪ Viscoschaum
▪ Kaltschaum
Abbi ldung 2:
Quers chnitt einer El ite Matratze” (Quelle: https://www.elitebeds.ch/de/home-collection/matratzen)
1) Aussagen Recticel (2021)
MAKE FURNITURE CIRCULAR
10 Matratzen Landkarte
2. Rohstoff/Material
2.2 Herkunft der Matratzenbestandteile 1)
Kern Auflage
Die Kunststofffedern stammen üblicherweise aus Europa. BICO Die Polyester, Hohlfaser usw. stammen von unterschiedliche
verwendet Thermoplast-Federn aus der Schweiz und Deutschland. Lieferanten. Der Rohstoff «PES» werden in grossen Mengen in China
Die Taschenfedern aus Metall mit Vlies stammen üblicherweise aus produziert.
Osteuropa. Die Herkunft der Schafschurwolle ist auch unterschiedlich. Zum
Das Polyurethan wird normalerweise aus der produktionsnahen Beispiel BICO verwendet Schafschurwolle aus der Schweiz.
Industrie eingekauft (Belgien, Deutschland, Italien). Die Vorprodukte
stammen von den wenigen Polyol-Herstellern (China, USA, Schweiz). Hülle
Die Stoffe bestehen normalerweise aus «reinem» PES oder
Mischgewebe (PES mit Tencel, Seide, Kaschmir, Elasthan möglich usw.)
Die Rohstoffe dazu kommen je nach Vorlieferant aus unterschiedlich
Herkunfsländer. Üblicherweise aus Europa.
1) Aussagen Hildinganders & Recticel (2021)MAKE FURNITURE CIRCULAR
11 Matratzen Landkarte
2. Rohstoff/Material
2.3 Polyurethanschaum (PU-Schaum)
Die Matratzen werden in drei Kategorien eingeteilt, je nach Material, Verwertungsverfahren für PU-Schaum
aus dem der Kern der Matratze besteht. Dies sind Polyurethanschaum, Es wird nach Möglichkeiten geforscht, PU-Schaum wiederzuverwerten.
Latex oder Federn. Die meisten Matratzen enthalten jedoch Schichten Das PUReSmart-Projekt1) untersucht neue Methoden, Technologien
aus Polyurethanschaum in unterschiedlichen Anteilen. und Ansätze, um Polyurethan (PU) in ein echtes kreislauffähiges
Der Marktanteil von Matratzen mit einem Polyurethanschaumkern Material umzuwandeln. Das PUReSmart-Konsortium umfasst die
wird in der Europäischen Union auf rund 42% geschätzt (rund 12,6 gesamte Wertschöpfungskette der Polyurethan-Wiederaufbereitung,
Millionen Stück pro Jahr bei einem Gesamtmarkt von rund 30 und bringt neun Partner aus sechs verschiedenen Ländern zusammen.
Millionen Stück)1). Aufgrund der guten Eigenschaften solcher PUReSmart wird von der belgischen Firma Recticel koordiniert.
Matratzen wächst dieser Anteil stetig. Das internationale Chemieunternehmen BASF2) bietet eine Lösung, um
Der Polyurethanschaum besteht aus den Rohstoffen Polyol und den Kreislauf für Polyurethan-Weichschaum mit dem chemischen
Isocyanat. Werden diese beiden Stoffe vermischt, entsteht das Recycling zu schliessen. Das Verfahren der BASF zersetzt das flexible
Polyurethan. Durch die Luftfeuchtigkeit, entsteht ein Gas welches zur Polyurethan und liefert das ursprünglich verwendete Polyol. Von dort
Schaumbildung führt. FoamPartner hat ein Polyurethan-Schaumstoff aus kann die BASF neuen Schaum mit einem deutlich geringeren CO2-
entwickelt, der aus 30% weniger Rohstoffen besteht2). Fussabdruck produzieren, da weniger fossile Ressourcen verwendet
werden.
1) Vereinigung der Europäischen „flexible polyurethane foam blocks manufacturers“ 1) PUReSmart https://www.puresmart.eu/
https://www.europur.org/ 2) BASF https://www.basf.com/global/en/who-we-are/sustainability/we-drive-sustainable-
2) Polyurethan-Schaumstoff EvoPoreHRC solutions/circular-economy/mass-balance-approach/circularity-recycling-of-
https://www.foampartner.com/schaumstoffe/living-care/evoporehrc/ mattresses.htmlMAKE FURNITURE CIRCULAR
12 Matratzen Landkarte
2. Rohstoff/Material
2.4 Verbindungen
Die verschiedenen Bestandteile einer Matratze müssen zusammen DSM1) hat den lösungsmittelfreie Niaga®-Klebstoff2) entwickelt. Dieser
verbunden werden. Bei der Matratzenhülle ist es das Nähgarn und ist reversibel. Auf diese Weise können Produktkomponenten nach
beim Matratzenkern ist es der Kleber. Gebrauch einfach durch Wärme getrennt werden. Die daraus
Eines der Hauptprobleme beim Matratzen Recycling sind die resultierenden Produkte ermöglichen eine Zirkularität der Materialien,
verklebten Schichten. Einmal zusammen geklebt, lassen sie sich kaum ohne die Leistung zu beeinträchtigen
mehr voneinander trennen. Dies führt beim Recyclingprozess zu
„unreinen“ Sekundärstoffen, welche sich nicht für die
Wiederverwertung zur Herstellung von Matratzen eignen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich die Verbindungen, ohne
Rückstände trennen lassen oder dass die Verbindungen aus dem
gleichen Material bestehen wie der Rest.
Abbi ldung 3: DSM-Niaga “Click-Unclick-Kleber” (Quelle: https://www.dsm-
1) Royal DSM: https://www.dsm.com/corporate/home.html ni a ga.com/design.html)
2) DSM-Niaga: https://www.dsm-niaga.com/applications/mattresses.htmlMAKE FURNITURE CIRCULAR
13 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
Die Matratzenherstellung in der Schweiz hat Tradition. Gesamthaft gibt
es in der Schweiz neun grosse Matratzenhersteller die national und
international tätig sind. Gemeinsam produzieren sie tausende
Matratzen pro Jahr für den Schweizer Markt. Einen kleinen Teil davon
wird exportiert.MAKE FURNITURE CIRCULAR
14 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
3.1 Matratzenmarkt
Der Umsatz im Segment Matratzen lag 2019 bei ca. 700 Mio. CHF.
Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl wurden etwa 81.30 CHF pro
Kopf umgesetzt1).
3.1.1 Trend Globalisierung 3.1.2 Marktanteile der Matratzentypen
Einerseits sind die Weltwirtschaft und das Leben der Menschen durch Die Matratzen Hersteller differenzieren sich untereinander dadurch,
zunehmende Internationalisierung und globale Verflechtungen dass sie unterschiedliche Materialgruppen für ihre Matratzen
geprägt, andererseits kaufen Konsument*innen vermehrt Produkte aus verwenden. Sie unterliegen aber auch Trends. So wurden vor einigen
regionaler Herstellung, weil diese eine gewisse regionale Jahren die Schaumstoffmatratzen mit 70% am meisten verkauft,
Verbundenheit versprechen und regionale Besonderheiten und gefolgt von 23% Federkern- und 5% Latex-Modellen. In den
Individualität gesucht wird. Das Lokale gewinnt als Teil der vergangenen Jahren ging der Trend in Richtung Boxspring-
Globalisierung 2) stark an Bedeutung2). Matratzen1).
1) Der Umsatz im Segment Matratzen 2019
https://de.statista.com/outlook/17020200/155/matratzen/schweiz
2) Zukunftsinstitut 1) 1 Schwierig: stoffliche Verwertbarkeit
https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-globalisierung/ https://eu-recycling.com/Archive/28287MAKE FURNITURE CIRCULAR
15 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
3.2 Eco Labels für Matratzen Mit dem Umweltzeichen – Blauer Engel2)
werden Matratzen gekennzeichnet, die über die
Eco Labels für Matratzen können das Vertrauen in die Produktqualität
gesetzlichen Bestimmungen hinaus keine
stärken und dienen unter andrem als Verkaufsargument.
Schadstoffe enthalten, die bei der Verwertung
erheblich stören. Zudem wird der Einsatz von Holz
Das Europäische Umweltzeichen – aus nachhaltiger Forstwirtschaft und von
EU Ecolabel1) zeichnet, die umweltfreundlichsten Recyclingmaterial gefördert.
Waren unter Berücksichtigung der gesamten
Wertschöpfungskette sowie der Qualität des
Produkts aus. Von der Auswahl der Rohstoffe über Bei einer Zertifizierung nach dem – OEKO-TEX
die Herstellung, bis hin zur Verteilung und sogar Standard 1003) wurden alle Bestandteile eines
zum Recycling des Produkts kontrolliert das Artikels, d.h. auch alle Fäden, Knöpfe und sonstige
Umweltlabel die Umweltauswirkungen jeder Accessoires, auf Schadstoffe geprüft ob der Artikel
Produktionsstufe. Es ist das einzige offizielle gesundheitlich unbedenklich ist. Sie
europäische Umweltzeichen, das in allen berücksichtigen im Prüfverfahren zahlreiche
Mitgliedsländern der Europäischen Union sowie in reglementierte wie nicht-reglementierte
der Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island Substanzen, die der menschlichen Gesundheit
verwendet wird. schaden könnten. Vielfach gehen die gesetzten
Grenzwerte für den STANDARD 100 über nationale
und internationale Vorgaben hinaus. Der
1) EU Ecolabel: https://eu-ecolabel.de / http://ec.europa.eu/ecat/category/en/2/bed-
Kriterienkatalog wird mindestens einmal jährlich
mattresses
2) Blauer Engel https://www.blauer-engel.de/en/products/home-living/matratzen-147
aktualisiert und um neue wissenschaftliche
3) OEKO-TEX https://www.oeko-tex.com/de/unsere-standards/standard-100-by-oeko-tex Erkenntnisse oder gesetzliche Vorgaben erweitert.MAKE FURNITURE CIRCULAR
16 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
3.3 Regulatorische Trends der Schweiz
▪ Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie ▪ Das Postulat Vonlanthen „Die Chancen der Kreislaufwirtschaft
und Kommunikation (UVEK) wurde vom Bundesrat beauftragt, bis nutzen“1) Prüfung steuerlicher Anreize und durch Massnahmen,
Ende 2022 Vorschläge für ein Massnahmenpaket zur die darauf abzielen, die Nutzungsdauer von Produkten zu
Verbesserung der Ressourceneffizienz und Förderung der verlängern. Andere haben das Design und die Produktion von
Kreislaufwirtschaft allgemein auszuarbeiten1). kreislauffähigen Produkten zum Ziel.
▪ Im Parlament wird darüber diskutiert, wie Kreislaufwirtschaft in
der Schweiz gestärkt werden soll. Aktuell sind über 40
parlamentarische Vorstösse hängig. Economiesuisse ist der
Meinung, dass zirkuläre Ansätze beim Material- und
Energieeinsatz für die Schweizer Wirtschaft unbestritten Chancen
bietet2).
1) 1 Economiesuisse
https://www.economiesuisse.ch/de/artikel/kreislaufwirtschaft-die-position-der-
wirtschaft
2) WWF- Zirkularität als das neue Normal 1) Postulat Vonlanthen
https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2021-01/Circularity-as-the-new- Steuerliche und weitere Massnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft (PDF, 751 kB,
normal_whitepaper-EN.pdf 16.06.2020)MAKE FURNITURE CIRCULAR
17 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
3.4 EU Kreislaufwirtschaftspaket
Die EU hat mit dem Kreislaufwirtschaftspaket 2030 1) ehrgeizige Ziele Beispiel Frankreich
vorgegeben. 65% der Siedlungsabfälle sind stofflich zu verwerten. Bei In Frankreich sieht das Gesetz1) vor, dass der Inverkehrbringer von
den Verpackungen sind es sogar 70%. Zur Erreichung dieser Ziele spielt Möbeln die Verantwortung für die Sammlung und Behandlung der
das „Design for Recycling“ eine zentrale Rolle. Bei der Optimierung der Abfälle dieser Produkte am Ende ihres Lebenszyklus übernimmt
Rezyklierbarkeit braucht es Kooperationen über die ganze (entweder in Form einer individuellen Initiative oder in Form der
Wertschöpfungskette hinweg, vom Inverkehrbringen bis zum Recycler. Finanzierung durch zugelassene Organisationen) (REP/EPR)
Diese Rolle können und sollen Recycling-Systeme nach EPV
übernehmen. Darum hat die EU die Einführung dieser Systeme nach
EPV (Erweiterte Produzentenverantwortung) bis 2024 für verbindlich
erklärt2).
1) EU Green Deal
https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_en 1) 1 Agence de la transition écologique
2) Swiss Recycling - Recycling-Systeme nach der Erweiterten Produzenten https://www.ademe.fr/rapport-annuel-filiere-dechets-delements-dameublement-dea-
Verantwortung EPV http://www.swissrecycling.ch/wissen/faktenblaetter/ donnees-2018MAKE FURNITURE CIRCULAR
18 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
3.5 Zirkuläre Matratzen 3.5.1 Zirkularität in Unternehmen messen
Der niederländische Matratzenhersteller Auping 1) hat in Die britische Ellen MacArthur-Stiftung 1) stellt mit Circulytics ein
Zusammenarbeit mit DSM-Niaga eine Matratze aus Polyester und Stahl Werkzeug bereit, mit dem sich die Zirkularität von Unternehmen
entwickelt, deren einzelne Schichten und verschiedene Teile leicht bestimmen und planen lässt. Dies unterstützt den Übergang zur
voneinander trennbar sind. Alle wieder voneinander gelösten Teile Kreislaufwirtschaft.
können nach Gebrauch recycelt werden. Aus diesen Rohstoffen kann
dann eine neue Matratze hergestellt werden. Das Recyclingverfahren
wurde in kleinem Massstab getestet und erprobt. Sie streben einen
vollständig geschlossenen Kreislauf bis 2026 an.
1) Ellen MacArthur Stiftung; Circulytics - measuring circularity
1) Auping; Wie sieht der zirkuläre Recyclingprozess aus? https://www.ellenmacarthurfoundation.org/resources/apply/circulytics-measuring-
https://www.auping.com/de/wie-sieht-der-zirkulaere-recyclingprozess-aus circularityMAKE FURNITURE CIRCULAR
19 Matratzen Landkarte
3. Hersteller
3.5.2 Nutzungsverlängerung
Das Leben einer Matratze zu verlängern, zum Beispiel durch
Wiederaufbereitung einzelner Komponenten, ist eine weitere
Möglichkeit, einerseits um Abfall zu reduzieren, anderseits um Kunden
zu binden. Mögliche Ansätze:
▪ Langlebigkeit: Einsatz hochwertiger und langlebiger Produkte für ▪ Transparenz und Rückverfolgbarkeit: Kunden, die sich von
eine längere Einsatzdauer. umweltfreundlichen / sozial verantwortlichen Produkten
▪ Produktbindung und Vertrauen: emotionale Bindung angezogen fühlen, interessieren sich für die Herkunft und die
Inhaltsstoffe ihrer Produkte und erwarten einen Nachweis , dass
der Kundschaft zum Produkt; führt zu einer erhöhten Loyalität und
das Produkt in Bezug auf diese Dimensionen auf eine überlegene
einer längerfristigen Verpflichtung des Kunden, das Produkt richtig
Weise hergestellt wurde.
zu nutzen und zu pflegen.
▪ Produkt als Service: Der Kunde zahlt nur für die Leistung des
▪ Zusätzlichen Garantien und inkludierten Dienstleistungen:
Produkts (z.B. geschlafene Nächte). Da das Eigentum und die
Förderung einer längerfristigen Nutzung des Produkts sowie eine
ordnungsgemässe Wartung des Produkts. Gesamtverantwortung für das Produkt beim Hersteller verbleiben,
hat dieser jeden Anreiz, die CE-Designprinzipien zu befolgen.
▪ Ermutigung zur Nachhaltigkeit: Der Händler kann entsprechende
Massnahmen treffen, die den Kunden zu einem umweltbewussten ▪ Anreizorientiertes Rückgabe-/Rücknahmemanagement: Um eine
Wiederaufbereitung und Rohstoffrückgewinnung zu gewährleisten
Verhalten ermutigen. Z.B. Information zur Entsorgung beim Kauf
werden bereits beim Verkauf des Produktes Anreize gegeben,
einer Matratze.
dieses nach der Nutzung an den Hersteller zurückzugeben (z.B.
Depot).MAKE FURNITURE CIRCULAR
20 Matratzen Landkarte
4. Handel
Der Handel als Intermediär zwischen Hersteller und Konsument ist
bestrebt den Kunden ein Matratzen Sortiment anzubieten,
welches den Kundenwünschen und deren Ansprüchen entspricht,
beziehungsweise welches nachgefragt wird.
Trends werden im Handel sichtbar. So reiten beispielsweise
Boxspringbetten auf einer Trendwelle. Aber auch der zunehmende
Onlinehandel ausländischer Matratzenhersteller spiegelt sich im
sinkenden Umsatz des Schweizer Handels.
Abbi ldung 4: (Quelle: https://www.fotocommunity.de/photo/palermo-streets-der-patrone-
vom-ma tra-dasdritteauge/37561002)MAKE FURNITURE CIRCULAR
21 Matratzen Landkarte
4. Handel
4.1 Vertrieb 4.2 Trends in der Matratzenindustrie
Der Vertrieb erfolgt in vielen Fällen direkt über den Hersteller im
stationären Handel und spezialisierten Showrooms (z.B. EliteGallery,
Bico) oder vermehrt auch Online (z.B. Happy Bed). Ein weiterer
Vertriebskanal sind spezialisierte Fachhandelspartner, mit online und
offline Präsenzen. Ein grosser Marktanteil entfällt vermutlich an die
grossen Detailhandelsketten (z.B. Jysk, micasa, XXXLutz), die Matratzen
als Teil ihres Sortiments anbieten. Auch hier steigt der Absatz im
Internet. Einige dieser Akteure setzen auf Eigenmarken (z.B. IKEA).
Abbi ldung 5: Interview Aussagen von McKi nsey (Quelle: Hildinganders)MAKE FURNITURE CIRCULAR
22 Matratzen Landkarte
5. Konsument*in
Die Matratze ist ein Alltags-Produkt. Alleine in den Privathaushalten
sind es etwa 900‘000 Matratzen. So unterschiedlich die Menschen
sind, so unterschiedlich ist auch das Kundenprofil und somit ihr
Konsumverhalten.
Das Konsumentenverhalten spielt eine entscheidende Rolle bei der
Nachfrage und dem Angebot eines Konsumgutes und ändert sich
laufend. Themen wie Klimawandel führen dazu, dass immer mehr
Menschen sich Gedanken über die ökologischen und sozialen
Konsequenzen ihrer Kauf- und Alltagsentscheidungen machen und
dadurch ihr Verhalten ändern.
Bis anhin ist den Konsument*innen nicht bewusst, dass jährlich
geschätzte 1 Mio. Tonnen Matratze in der KVA verbrannt und somit
Rohstoffe vernichtet werden.
Abbi ldung 5: (Quelle: https://www.konsument.at/heim-garten/matratzenvergleich-schlaf-gut)MAKE FURNITURE CIRCULAR
23 Matratzen Landkarte
5. Konsument*in
5.1 Anzahl Betten in der Schweiz 5.2 Kundenverhalten
Ergebnisse der Kundenbefragung (n=120) aus der Masterarbeit von
Privat 900'000 Joel Hügli (HSLU)
▪ 70.8% können sich vorstellen, eine neue Matratze aus recycelten
Hotellerie 274'000
Rohstoffen zukaufen
Spitäler/Heime 38'000/100'000 ▪ 46% würden nicht mehr für eine recycelbare Matratze bezahlen
als für ein herkömmliche
Öffentliche Hand 500'000 ▪ Umweltverträglichkeit ist einigen Endkonsumenten wichtig, aber
sie wollen keine Einbussen in der Funktion haben.
Total 1'812'081
Die Hotellerie in Zahlen und Fakten
https://www.hotelleriesuisse.ch/de/regionen/graubuenden/zum-verband/download-
FC18F274-4ED4-4E5A-94D1-5E4AC98C6D98.secure
Spitäler Infrastruktur
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitswesen/spitaeler/i
nfrastruktur-beschaeftigung-finanzen.html
Alters-und Pflegheime Infrastruktur 1) Die meisten Europäer wissen um die Bedeutung des Schlafs
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitswesen/alters- http://www.europeanbedding.eu/wp-content/uploads/2014/06/Moebelmarkt-
pflegeheime.html meisten_Europaeer_wissen_um_die_Bedeutung_des_schlafs.pdfMAKE FURNITURE CIRCULAR
24 Matratzen Landkarte
5. Konsument*in
5.3 Beschaffer
Die öffentliche Hand kauft pro Jahr für rund 40 Milliarden Franken ein. Eine Inspiration und Arbeitshilfen für die öffentliche Beschaffung für
Diese erhebliche Nachfragemacht liesse sich bewusst nutzen, um Polstermöbel liefert das Umwelt Bundesamt2). Die
Umweltbelastungen zu reduzieren, das Angebot umweltfreundlicher empfohlenen Kriterien für Ausschreibungen beziehen auf den
zu machen, Produkte und Dienstleistungen zu verbessern oder die gesamten Lebensweg von Polstermöbeln (inkl. Matratzen). Sie
Markteinführung innovativer umweltfreundlicher Produkte gezielt zu betreffen die Herstellung und die dabei eingesetzten Werkstoffe und
unterstützen. Materialien, die Nutzungsphase sowie die Entsorgung von gebrauchten
Am 1. Januar 2021 trat die Totalrevision des Bundesgesetzes über das Polstermöbeln und von Verpackungsmaterial für den Transport von
öffentliche Beschaffungswesen (BöB)1) in Kraft. Dabei kommt neu der neuen Möbeln.
Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle zu.
1) Neue öffentliche Beschaffungswesen
https://www.bkb.admin.ch/bkb/de/home/themen/nachhaltige-beschaffung.html
https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20160126/index.html
2) Umwelt Bundesamt
https://www.umweltbundesamt.de/polstermoebel-0MAKE FURNITURE CIRCULAR
25 Matratzen Landkarte
6. Entsorgung
In der Schweiz werden jährlich bis zu 1 Mio. Tonnen Matratze in der
KVA verbrannt. Sie wird bei der Entsorgung als Sperrgut deklariert.
Die meisten Matratzen, welche direkt in die KVA gebracht werden,
stammen vom Handel oder von der Kommunalen Entsorgungsabfuhr.
Privatpersonen geben in der Regel ihre alte Matratze in der
Gemeindesammelstelle ab. Einige Hersteller wie aber auch der Handel
nehmen die alte Matratze bei einem Neukauf zurück.
Abbi ldung 6: Ma tratzen Entsorgung KVA Wi nterthurMAKE FURNITURE CIRCULAR
26 Matratzen Landkarte
6. Entsorgung
6.1. Aktueller Entsorgungs-Weg Matratzen Entsorgung
und -Kosten Hersteller und Handel
Di e alte Ma tratze entweder direkt Private Entsorgung
Fast alle Recyclinghöfe verlangen für die i n das Recyclingzentrum oder i n Pri va tpersonen geben i hre a lte Matratze der
di e KVA gebracht. Gemeindesammelstelle, dem Hersteller oder
Entsorgung für Sperrgut bis zu 100 dem Ha ndel zurück.
Kilogramm eine Pauschale von insgesamt
30 CHF. Wird die Matratze vom Hersteller
oder Handel beim Kunden abgeholt, sind
Preise zwischen 80 und 120 CHF für
Transport und Entsorgung üblich. In der
KVA kostet eine Tonne Sperrgut ca. 190
CHF.
Hersteller Handel Konsument Sammlung KVA
30-40 CHF/100 kg 180-190 CHF/t
Matratzenrücknahme
Hers teller und der Handel nehmen alte Kommunale Entsorgung
Ma tra tzen von Ihrem Kunden zurück, wenn
Di e Gemeinde bringt die alten Matratzen
di ese eine neue Ma tratze kaufen.
zus ammen mit dem restlichen Sperrgut zur
80-100 CHF/Matratze KVA.MAKE FURNITURE CIRCULAR
27 Matratzen Landkarte
7. Sammlung
Der Recyclingprozess beginnt mit der Sammlung von Matratzen. Diese
werden in Recyclingzentren, Gemeindesammelstellen oder beim
Hersteller/Handel gesammelt und trocken gelagert1).
Die Logistik sowie die Finanzierung der Sammlung inkl. des Recyclings
sowie noch fehlende Rezyklat-Abnehmer sind zentrale
Herausforderungen, damit der Kreislauf überhaupt geschlossen
werden kann.
1) Matratzenrecycling, wenn es trocken und sauber ist.
Der Fokus auf hochwertige alte Matratzen zahlt sich aus
https://www.verenigingafvalbedrijven.nl/nieuws/matrasrecycling-mits-droog-en-schoonMAKE FURNITURE CIRCULAR
28 Matratzen Landkarte
Ressourcenlogistik
Di e Abnehmer der Recyclingstoffe führen
di e Ressourcen dem Produktekreislauf zu.
7. Sammlung Privatlogistik
Pri va tpersonen geben i hre a lte Matratze der
Gemeindesammelstelle, dem Hersteller oder
dem Ha ndel zurück.
7. 1. Zukünftiger Recycling- Weg und -Kosten 80 CHF/100 km
Recyclingkosten
Di e Abnehmer der
Recycl i ngstoffe führen
90% di e Ressourcen dem
Produktekreislauf zu.
Rohstoffe/Material Matratzen Hersteller Handel Konsument Sammlung Recycling
Wiederverwertungs-
Entsorgungsgebühr 10% und
Bei m Kauf einer Ma tratze direkt beim Entsorgungslogistik
Hers teller oder über den Handel werden die Schl echtes Material
Ents orgungskosten in den Ma tratzenpreis wi rd vom Recycler
Sammellogistik
mi teinberechnet. Diese vorgezogene di rekt in die KVA
Ma tra tzen unterschiedlichen Grössen werden
Recycl i nggebühr fliesst in den Aufbau der gebra cht.
a uf den Gemeindesammelstellen oder
Recycl i nginfrastruktur. Recycl i ngzentrum in einem geschlossenen
La gerbehälter gesammelt. Der Container s tellt KVA
di e Recyclingfirma zur Verfügung und wird,
Matratzenrücknahmelogistik wenn er voll ist, a bgeholt. Der Recycl er
Hers teller und der Handel nehmen alte Matratzen von 80-100 CHF/Matratze berechnet einen festen Betrag pro Behälter. In 190 CHF/t
Ihrem Kunden zurück, wenn diese eine neue Ma tratze ei nen La gerbehälter von 40m3 passen
ka ufen. Die alte Ma tratze wird entweder direkt in das durchs chnittlich 90 Ma tratzen.
Recycl i ngzentrum gebracht oder der Recycl er holt sie a b,
wenn mindestens 10 Ma tratzen gesammelt wurden.MAKE FURNITURE CIRCULAR
29 Matratzen Landkarte
8. Recycling Holz Wolle
5%
Baumwolle
2%
7%
Filz
Wer eine neue Matratze kauft, will im Normalfall seine alte Matratze
8%
sofort ersetzt haben. Wie bei der vorgezogenen Recyclinggebühr für Polyurethan
Elektrogeräte würden es wohl alle schätzen, wenn sie nur schon 23%
wüssten, dass die alte Matratze «gerecht» recycelt wird. Heute
nehmen viele Verkäufer die gebrauchte Matratze gegen Gebühr Abfälle
zurück. Aber nicht fürs Recycling. Allein in der Schweiz werden 8%
geschätzte eine Million Matratzen jährlich thermisch entsorgt. Sie
landen in der Kehrrichtverbrennungsanlage.
Polyester
8%
Metall
Textil 18%
10%
Latex
11%
Abbi ldung 7: Bestandteile einer Ma tratze
(Quel le: http://www.recyc-matelas.fr/comprendre-le-recyclage-chiffres-cle.html)MAKE FURNITURE CIRCULAR
30 Matratzen Landkarte
8. Recycling
8.1. Matratzen Recycler 8.2. Herausforderungen im Recycling
Es gibt sie, die Matratzen Recycler. Mit 180’000 (Ecoval, Frankreich), Materialqualität: Die Matratzen dürfen nicht nass werden. Deshalb ist
360’000 (Suez/Recyc-Matelas Europe, Frankreich/Belgien), 100’000 es wichtig, dass die Matratzen in geschlossenen Behältern gesammelt
(Furniture Recycling Group, Vereinigtes Königreich), 130’000 (D & E werden.
Entsorgung, Deutschland) und 1’000’000 (Retour Matras, Stoffliche Verwertbarkeit: Die verschiedenen Schichten sind so
Niederlanden) verarbeiteten Matratzen verwerten die grössten miteinander verklebt, dass sie sich nicht trennen lassen. Hierzu müsste
Entsorger europaweit rund 1’750’000 Million Stück pro Jahr – bei neuen Produkten der Materialeinsatz klar geregelt und die
angesichts von etwa 30 Millionen jährlich anfallender Altmatratzen nur verwendeten Stoffe international einheitlich gekennzeichnet sein.
ein Bruchteil.
Asbestos (DE)
https://www.asbestosgruppe.de
RetourMatras (NL)
https://www.retourmatras.nl
TRF Group (UK)
http://www.tfrgroup.co.uk
Recyc – Matelas Europe
http://www.recyc-matelas.fr/index.htmlMAKE FURNITURE CIRCULAR
31 Matratzen Landkarte
8. Recycling
8.3. Matratzenrecyclinganlage
Die ECOVAL-Matratzenrecyclinganlage1) desinfiziert und zerlegt das
ausgediente Material. Polsterstoffe wie Latex und Schaum, Textilien,
Metalle und Holz werden gewonnen. Die Anlage schreddert die
Textilien zu Faserstoff und Holzschnitzeln. Die Polsterstoffe werden
mithilfe eines Airlay-Verfahrens zu einem Luft-Faser-Gemisch
verarbeitet und durch Absaugung verdichtet. Die Anlage verfügt über
eine vorgesehene Kapazität von 470.000 Stück beziehungsweise
10.000 Tonnen pro Jahr, recycelt in diesem Zeitraum rund 180.000
Matratzen und gewinnt mit einer Sortierquote von 93 Prozent Material
in Höhe von 4.500 Tonnen zurück.
Das BAFU unterstützt die Entwicklung von Technologien, Anlagen,
Verfahren und Produkten (Güter und Dienstleistungen), mit denen die
Abbi ldung 8: Recyclingmachine von RetourMatras” https://youtu.be/8RBIsXI02gE
Umweltbelastung im öffentlichen Interesse vermindert wird, anhand
des Umwelttechnologieförderungsfond2).
1) Die ECOVAL-Matratzenrecyclinganlage
https://greenbestpractice.jrc.ec.europa.eu/node/145
2) Bundesamt für Umwelt BAFU – Umwelttechnologieförderung
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/bildung/innovation/umwelttechnolo
giefoerderung.htmlMAKE FURNITURE CIRCULAR
32 Matratzen Landkarte
8. Recycling
8.4. Absatzmärkte für Sekundärstoffe
Das Recycling ist nur zielführend, wenn es für die gewonnenen Verwertungsmöglichkeiten
Sekundärstoffe auch einen Absatzmarkt für hochwertige RetourMatras stellt aus dem Schaumstoff ein neues Produkt namens
Sekundärrohstoffe gibt. Dieser muss für die Schweiz gesucht bzw. «Aslon Refoam»1) her. Dieses Produkt wird für Stossdämpfer unter
geschaffen werden. Dabei sind Kooperationen mit Startups, Rasenflächen und Sportmatten, als Unterlagen für Böden sowie als
Hochschulen1) oder aber auch mit Unternehmen sehr hilfreich. schallabsorbierendes Baumaterial verwendet.
So zum Beispiel kooperiert RetourMatras 2) mit der Firma Hecmar3), um Ein Teil der Matratze besteht aus Textil. Dieser wird von der Firma
den Polyurethan-Schaum der Matratzen zu einem eigenen Produkt mit Wolkat2) recyclet, zu neuem Garn gesponnen und daraus neue Stoffe
verschiedenen Dicken und Härten zu verarbeiten, das an Kommunen hergestellt, welche wiederum für die Matratzenherstellung verwendet
verkauft wird und Einsatz auf Spielplätzen oder als Kunstrasen- werden.
Unterlagen findet. Weitere Verwertungsmöglichkeiten werden im internationalen Projekt
Urbanrec3) beschrieben.
1) FHNW Brugg-Windisch - Institut für Kunststoff Innovation (Michael Bösch)
https://www.fhnw.ch/de/personen/michael-boesch
Hochschule Luzern – Forschungsgruppe Produkt & Textil (Joel Hügli)
https://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/ueber- 1) Aslon Refoam: https://www.aslon-refoam.com
uns/personensuche/profile/?pid=4390 2) Wolkat: https://wolkat.com
2) RetourMatras (NL) https://www.retourmatras.nl 3) Urbanrec-Projekt
3) Hecmar: https://www.hecmar-flooring.com https://urbanrec-project.eu/ficheros/otros/e-tool_URBANREC_German.pdfMAKE FURNITURE CIRCULAR
33 Matratzen Landkarte
8. Recycling
8.5 Organisationen
Matratze Recycling Council (MRC)
Der Matratze Recycling Council (MRC) 1) ist eine gemeinnützige
Organisation, die von der amerikanischen Matratzenindustrie
gegründet wurde, um Recyclingprogramme in den Staaten Kalifornien,
Connecticut und Rhode Island durchzuführen. In diesen Staaten
wurden Matratzenrecyclinggesetze verabschiedet. Das Programm ist
bei Verbrauchern als Bye Bye Matratze2) bekannt. Das Programm jedes
Staates wird durch eine Recyclinggebühr finanziert, die erhoben wird,
wenn Verbraucher eine Matratze oder ein Boxspringbett kaufen.
1) Matratze Recycling Council (MRC)
https://mattressrecyclingcouncil.org
2) Bye Bye Matratze
https://byebyemattress.comMAKE FURNITURE CIRCULAR
34 Matratzen Landkarte
8. Recycling
8.6 Organisationen
Valumat
Valumat1) ist eine belgische Verwaltungsorganisation, die von
mehreren Matratzenherstellern und die Branchenverbände Fedustria
(Textil-, Holz- und Möbelindustrie), Comeos (Handel und
Dienstleistungen) und Navem (Möbelhandel)) gründete. Für
Produzenten und Importeure erfüllt Valumat alle gemeinsamen
Verpflichtungen (Matratzen Recycling) bezüglich der erweiterten
Herstellerverantwortung 2). Im Gegenzug zahlen sie einen Beitrag im
Verhältnis zur Anzahl der in Belgien vermarkteten Matratzen.
1) Valumat
https://valumat.be/nl/over-valumat
2) EU-Recycling. Frankreich: Erweiterte Herstellerverantwortung auch für Textilien, Schuhe
und Möbel https://eu-recycling.com/Archive/7076MAKE FURNITURE CIRCULAR
35 Matratzen Landkarte
9. Fazit
Ecodesign Rohstoffe/Material
• Die ökologischen und auch kommerziellen Potentiale des Ecodesign • Es besteht eine Diskrepanz zwischen den Ecodesignkriterien, die für
für Matratzen werden in der Schweiz heute kaum genutzt. eine Reduktion der Anzahl der verwendeten Materialien sprechen
und der aktuellen Differenzierungsstrategie der Hersteller mit
möglichst komplex aufgebauten Matratzen.
• Die eingesetzten Materialien sind nicht gekennzeichnet, was eine
Nachvollziehbarkeit für den Kunden und den Recycler erschwert.
• Es besteht eine hohe Abhängigkeit der Hersteller von den
Lieferanten. Grosse Anteile der eingesetzten Materialien werden
importiert.
• Polyurethanschaum ist ein zentraler Bestandteil von Matratzen.
Aktuell wird an Verfahren zum chemischen Recycling gearbeitet,
eine Bewertung dieser auf ökologischer Sicht steht jedoch noch aus.
• Die aktive Suche nach alternativen, umweltfreundlicheren
Materialien und der Einsatz neuer Technologien (wie z.B. der DSM-
Niaga Klebstoff) scheint eher geringe Priorität zu haben.MAKE FURNITURE CIRCULAR
36 Matratzen Landkarte
9. Fazit
Hersteller Handel
• In der Schweiz werden 70% Schaumstoffmatratzen, gefolgt von 23% • Der Handel nimmt eine wichtige Rolle für die Kommunikation mit
Federkern- und 5% Latex-Modellen verkauft. Der Anteil Federkern dem Kunden ein und ist daher entscheidend in der Vermittlung von
nimmt zu. Kreislaufwirtschaft bzw. Nachhaltigkeitsaspekten und dem Erfolg
• Eco Labels für Matratzen sind in der Schweiz wenig verbreitet und entsprechender Produkte.
beim Endkunden sehr wenig bekannt.
• Hersteller werden zukünftig mehr Produkteverantwortung
übernehmen müssen. Dies wird bereits in der EU regulatorisch
eingefordert.
• Die Nutzungsphase bietet für den Hersteller ein grosses, bisher
weitestgehend ungenutztes Potenzial um sich gegenüber der
Konkurrenz zu differenzieren sowie eine Kundenbindung
aufzubauen und gleichzeitig dem Kreislaufgedanken Rechnung zu
tragenMAKE FURNITURE CIRCULAR
37 Matratzen Landkarte
9. Fazit
Konsument Entsorgung
• Auf Konsumentenseite steigt die Nachfrage und Akzeptanz sowie • Je nach Hersteller, Handel und KVA gibt es unterschiedliche
die Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte. Entsorgungskosten für Sperrgut.
• Das Thema Matratzenrecycling ist bei den Konsumenten nicht
bekannt.
• Die öffentliche Beschaffung stellt einen grosses Potenzial für einen
Absatzmarkt für kreislauffähige Matratzen dar.
.MAKE FURNITURE CIRCULAR
38 Matratzen Landkarte
9. Fazit
Sammlung Recycling
• Sammelmöglichkeiten beim Hersteller, Handel und • Es gibt bereits gute Beispiele von Recyclingunternehmen die sich
Gemeindesammelstellen sind grundsätzlich vorhanden. Wobei auf Matratzenrecycling spezialisiert haben und ihr Knowhow gerne
geeignete Sammelbehälter durch den Recycler zur Verfügung teilen.
gestellt werden müssten. • Der Absatzmarkt von Sekundarrohstoffen muss in Kooperationen
• Die Sammlung sowie das Recycling kann über eine vorgezogene mit Startups, Hochschulen oder aber auch mit Unternehmen
Recyclinggebühr finanziert werden, die beim Kauf einer Matratze geschaffen werden.
anfälltSie können auch lesen
