Demenz als allgemeinärztliches Problem

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Demenz als allgemeinärztliches Problem
CME       2 PUNKTE

                                 Frühdiagnostik und Therapie

                                 Demenz als
                                 ­allgemeinärztliches
                                  Problem

                                                                                            © iStock_wildpixel

                                 Viele Volkskrankheiten steigern das Risiko, eher früher
                                 als später an einer Demenz zu erkranken, und gerade
                                 bei körperlich und seelisch gesunden Menschen steigt
                                 paradoxerweise das Risiko, in höherem Alter eine De-
                                 menz zu erleben. Der schwerwiegende Verlust geistiger
                    © Herdlein

                                 Leistungsfähigkeit ist also ein zentrales Thema der All-
                                 gemeinmedizin: vom frühzeitigen Erkennen und Behan-
 Prof. em. Dr. med. Hans
 Förstl                          deln der Risikoerkrankungen bis hin zur sorgfältigen
                                 medizinischen Therapie und sozialen Weichenstellung
                                 bei manifester Demenz.
                                                                                                             ▸
30   Der Allgemeinarzt 16/2021www.allgemeinarzt.digital
Demenz als allgemeinärztliches Problem
L AT
                                                                                              E                           FORTBILDUNG
                                                                                      Si e h :
                                                                                             t au
                                                                                     ur s a       s wi
                                                                                            ch t       e
                                                                                                 d u r A l z h e im
                                                                                                      ch T
                                                                                                           DP- er, abe
Nosologisches Tohuwabohu                                                                                       43      r ve
                                                                                                                            r­
                                                                     FTLD: FTD   / SD / PPA / ...
Forschungsstand und Denken im Bereich der
                                                                                                             en:
                                                                                        w y-Körperch
Demenzen entsprechen dem Forschungsge-                                  Demenz mit Le                nd  em    Delir
                                                                                        zid iv ie re
genstand. Das hebräische Wort „Tohuwabo-                                Demenz mit re                     rp er chen,
                                                                                        en Lew y-Kö
hu“ bedeutet eigentlich „wüst und leer“, von                            (und vermutet                  so  n)
                                                                                         + Parkin
alters her wird der Begriff jedoch für ein gro-                          also Alzheimer            Deme
                                                                                                            n z vo m
ßes Durcheinander verwendet.                                                                     ­Alzhe
                                                                                                           imer-T
                                                                                                „kor tik            y p:
                                                                         VD 1:                              ale We
                                                                                               s tö r u n             r k ze u
                                                                                                          gen“ m               g­
Leer: Ist der Verlust der geistigen Leistungsfä-                   Mikroangio­pathien         nieren                it dom
                                                                                                        der Am                 i­
higkeit so schwerwiegend, dass der Alltag nicht                                              w ahr s               nesie,
                                                                                                       chein
mehr wie gewohnt bewältigt werden kann,                                                    Basis               lich au
                                                                                                      e                    f der
spricht man von einer Demenz. So viel ist noch                                VD 2: krankheiner Alzheimer­
                                                                                                        it
klar, wenngleich die Grenze zwischen „noch                                 Makroangio ­­
                                                                              pathien
normal“ und „bereits ein wenig dement“ nicht                                                                      eit:
                                                                                     Alzheimer-Krankh
eindeutig zu ziehen ist.                                                                              Ne   ur ofi br illen
                                                                                      Plaques     &
                                                                                             nie  dr  ige   Be ta- Amy­
                                                                                      bz w.
Durcheinander: Verzweiflung bricht herein,                                                                     u-Kon­
                                                    Abb. 1: Das Chaos der             loid und hohe Ta
wenn man die derzeitigen Einteilungsversu-                                                                  Liq uor
                                                    Demenzen in stark                 zentration im
che demenzieller Erkrankungen betrachtet, ei-       vereinfachter Ver­sion.
ne verwucherte Unsystematik bar jeder Logik!        Jeder Versuch, das Di-
                                                    ckicht der Demen-
Man kann die Demenzen charakterisieren nach         zen logisch zu durch-
ihrer Symptomatik: z. B. ausgeprägte kogniti-       dringen, ist angesichts        Fünf essenzielle Fragen für die Diagnostik
                                                    des momentanen For-
ve Defizite mit dominierenden Gedächtnisstö-
                                                    schungsstandes zum
rungen („Alzheimerdemenz“, „Demenz vom              Scheitern verurteilt.
                                                                                   Warum erfolgt die Vorstellung beim Arzt?
­Alzheimer-Typ“), nach ihrer molekularen Ursache                                 Das mit Abstand häufigste Problem ist die Ver-
 („Alzheimerkrankheit“), nach einem vermuteten                                   gesslichkeit, die vom Patienten selbst oder von
 histologischen Korrelat („Demenz mit Lewy-Kör-                                  einer Begleitperson recht klar beschrieben wird.
 perchen“ – Körperchen, die man in Deutschland                                   Steht die Vergesslichkeit im Vordergrund und
 wegen der niedrigen Autopsierate nie zu Gesicht                                 hat sie sich langsam, über Monate, entwickelt,
 bekommt), nach dem radiologischen Befund           Eine depressive              spielen vermutlich die Alzheimerveränderun-
 („vaskuläre Demenzen“ bei Mikro- und Makro-        Erkrankung als               gen im temporalen Gedächtnisapparat eine
 angiopathien), nach ihrer Lokalisation („fronto-                                wichtige Rolle. Hat sich die Symptomatik rasch,
                                                    solche muss drin-
 temporale Lobärdegeneration“, FTLD) oder nach                                   während einer belastenden Lebensphase, etwa
                                                    gend behandelt
 mehreren Kriterien gleichzeitig („limbic predo-                                 nach einer Operation im Krankenhaus, entwi-
 minant age-related TDP-43 encephalopathy“,         werden, da sie der           ckelt, ist zu überlegen, ob dabei das Gehirn akut
 LATE; siehe unten). Nach derzeitiger wissen-       Entwicklung einer            in erhebliche Mitleidenschaft gezogen worden
 schaftlicher Auffassung muss man dies offen-       Demenz Vorschub              ist (selten), ob die Stressbelastung zu einem Ver-
 bar alles gleichzeitig tun, denn weder Grundla-    leistet.                     wirrtheitszustand geführt hat (häufig) und ob
 genforscher noch Praktiker sollten es sich und                                  die Vulnerabilität durch eine vorbestehende,
 anderen zu leicht machen (Abb. 1).                                              aber noch nicht demaskierte Hirnerkrankung
                                                                                 bereits erhöht war (nicht selten).
(Be)handeln muss man trotzdem. Und einiger-
maßen tröstlich ist die Erkenntnis, dass derart                                  Depressivität und sozialer Rückzug sind sehr
ungeordnete Verhältnisse                                                         unspezifische und diagnostisch noch nicht si-
1. oft Ausdruck eines besonders dynamischen                                      cher verwertbare Frühzeichen einer Demenz.
   Forschungsfeldes sind und                                                     Eine depressive Erkrankung als solche muss
2. irgendwie die Unordnung der Natur reflek-                                     dringend behandelt werden, da sie der Ent-
   tieren.                                                                       wicklung einer Demenz Vorschub leistet. Der
Nur vergleichsweise wenige junge Menschen                                        Verlust früherer Interessen vom Sport bis zur
zeigen die Reinform einer demenziellen Grund-                                    Kultur muss nicht allein Ausdruck einer De-
erkrankung; die allermeisten alten Patienten                                     pression sein, sondern weist im Senium nicht
leiden unter dem Tohuwabohu der gemischten                                       selten auf eine verminderte Leistungsfähig-
Demenz mit unterschiedlichen neurodegene-                                        keit hin. Andere häufige, aber diagnostisch
rativen plus vaskulären Hirnveränderungen.                                       schwer verwertbare Symptome sind erhöh-
                                                                                 tes Ruhe- und Schlafbedürfnis, vermehrter                   ▸
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CME      2 PUNKTE

Konsum legaler Stimulantien (Kaffee), Leis-                                 viele seiner Patienten über Jahrzehnte zu be-
tungsknicks aller Art.                                                      gleiten und dabei ebenso frühzeitig wie kon-
                                                                            sequent jene Krankheiten zu entdecken und
Wer kommt und wer kommt mit?                                                zu behandeln, die es sich per se zu behandeln
Ist der Patient allein oder im Schlepptau be-                               lohnt und deren Behandlung auch ganz indi-
sorgter Angehöriger? Typischerweise suchen                                  rekt das Gehirn schützt. Geht es aber um das
die etwas jüngeren, anspruchsvollen, leistungs-                             Demenzproblem als solches, so hat man heute
orientierten (neurotischeren) Patienten mit                                 den Eindruck, dass alternde Menschen zu Un-
fraglichen Defiziten früh und selbst den Kon-                               recht ermutigt wurden, sich so früh wie mög-
takt zum Arzt, während die älteren Menschen,                                lich ärztlich vorzustellen, um möglichst rasch
die von der eigenen Krankheit nichts wissen                                 eine effektive Kausalbehandlung zu beginnen.
wollen, eher von der Familie gebracht werden.                               Gegen die häufigen neurodegenerativen Hirn-
Bei den begleiteten Patienten lassen sich die                               veränderungen steht eine solche Therapie bis
Schwächen oft mit einfachen Mitteln verifizie-                              auf Weiteres noch nicht zur Verfügung. Der
ren. Dagegen bleibt die erste Untersuchung bei                              Vorwurf an Patienten mit fortgeschrittener
den besonders selbstkritischen Personen oft                                 Demenz, sie kämen jetzt zu spät, lässt sich al-
ohne eindeutig pathologischen Befund. Aber                                  so auch nur schwer aufrechterhalten.
Vorsicht: Das Demenzrisiko ist bei noch ziem-
lich intakten Menschen, die über entsprechen-
de Schwierigkeiten klagen, tatsächlich höher
als bei jenen Gleichaltrigen, die sich darüber
keine Sorgen machen.
                                                           Memantin
Wo tauchen die Patienten auf?
Meist findet die anspruchsvollere Klientel oft
von sich aus den direkten Weg zum Spezia-
listen, während bei indifferenteren Patienten
                                                                                  Cholinesterase­

                                                                                                                            © iStock_koto_feja
häufiger der Allgemeinarzt Zeuge kognitiver
                                                                                  inhibitoren
Schwierigkeiten wird: Termine vergessen, Me-
dikamente verwechselt, Aufforderung nicht ver-
standen, Informationen nicht behalten, kann
                                                  Abb. 2: Nil novum sub sole – die klinische Wirkung von
sich nach der Untersuchung kaum mehr selbst       Cholinesteraseinhibitoren und von Memantin wurde vor
ankleiden usw.                                    mehr als 20 Jahren nachgewiesen. Der verminderte Abbau
                                                  von Azetylcholin und die Antagonisierung der Glutamat-
Wie wirkt und verhält sich der Betroffene         wirkung verschieben den natürlichen Symptomverlauf um
in der Untersuchungssituation?                    mehrere Monate. Die Wirkprinzipien sind kombinierbar.
Den meist floskelhaft notierten „AZ und EZ“
kommt hier eine große Bedeutung zu, die der
Allgemeinarzt eher im Auge behält als der Neu-
rologe oder Psychiater. Wie äußert sich der Pa-                             Auf der Suche nach dem geeigneten Demenztest
tient? Berichtet er in stockender Rede und mit                              Den Demenztest gibt es nicht. Es kann ihn nicht
brüchiger Stimme (Depression?), fehlen ihm                                  geben, da zu viele verschiedene Krankheits-
die Worte (Aphasie?), weiß er nicht mehr, was                               bilder unter dem Dach der Demenzen zusam-
geschehen ist, und verliert er im Gespräch den    Jeder Test, mit           mengefasst sind. Nicht alle zeigen in einem
Faden (Alzheimerdemenz?), ist er zu gesprächig    dem einem                 Test ein typisches Symptomprofil. Bei der ty-
und distanzlos (frontotemporale Demenz?),         Menschen seine            pischen Alzheimerdemenz mit einer Störung
dreht er sich bei jeder Frage zur Begleitperson   geistige Unfähig-         des Neugedächtnisses lässt sich das Defizit in
um? Hat er Angst vor Alzheimer und weicht er                                Tests mit der Aufgabe des verzögerten Wieder-
                                                  keit vorgeführt
deshalb den Fragen aus oder redet er darum                                  erinnerns darstellen, wenn die Schwierigkei-
herum, weil er die Frage nicht verstanden hat?
                                                  werden kann, ist          ten ausreichend stark ausgeprägt sind. Dabei
                                                  potenziell verlet-        wird eine Liste von mindestens drei Wörtern
Wann sieht der Arzt den Patienten mit den         zend und muss             oder Bildern vorgesprochen oder gezeigt, de-
kognitiven Problemen zum ersten Mal?              sachlich sowie            ren Bezeichnung der Patient wiederholen muss.
„Entweder zu früh oder zu spät“, könnte man       taktvoll durchge-         Dieses sofortige Wiedergeben aus dem Kurz-
sagen, wenn die Angelegenheit nicht ernst wä-     führt werden.             zeitgedächtnis ist ungleich leichter als das ver-
re. Es ist das Privileg des praktischen Arztes,                             zögerte Wiedererinnern einige Minuten später,                        ▸
32   Der Allgemeinarzt 16/2021www.allgemeinarzt.digital
FORTBILDUNG

nachdem die Untersuchungsperson zwischen-                                    chenden Demenz (noch) niemandem geholfen.
zeitlich mit anderen Aufgaben abgelenkt war.
                                                   PRAXIS-TIPP               Aufgrund der hohen A-priori-Wahrscheinlich-
                                                                             keit der Alzheimerveränderungen im höheren
Die meisten sogenannten Demenz-Kurztests            Allgemeinärzt-           Lebensalter hält sich auch der Erkenntnisgewinn
enthalten dieses Test-Item und die Auswertung       liches Arma-             in Grenzen. Handlungsleitend ist eher die Fra-
und Beurteilung sind jeweils in Mini Mental         mentarium                ge: Was hat der Patient sonst oder sonst noch?
State Examination (MMSE), Demenz-Detekti-           Aussehen, Auftre-
onstest (DemTECT), Montreal Cognitive Assess-       ten, Anamnese und        Falsch wäre es, anzunehmen, dass Patienten
ment (MoCA) usw. beschrieben. Der sogenann-         Apparate von der         mit einer Alzheimerkrankheit und Demenz
te Uhrentest ist geeignet, eine fortgeschrittene    Auskultation bis hin     vor anderen Erkrankungen geschützt wären
visuokonstruktive Apraxie zu entdecken, er ist      zur Labordiagnostik      (diese Position wurde bis vor 15 Jahren von be-
aber kein geeigneter Demenztest.                    ebnen den Weg zur        stimmten Autoren vertreten). Tatsache bleibt,
                                                    Diagnose.                dass die somatische Komorbidität dementer
Jeder Test, mit dem einem Menschen seine            Zusätzlich muss ein-     Patienten höher ist als die nicht dementer Al-
geistige Unfähigkeit vorgeführt werden kann,        mal nach dem Auf-        tersgenossen. Diese Komorbidität zu diagnos-
ist potenziell verletzend und muss so sachlich      treten der Probleme      tizieren und zu behandeln ist die Domäne der
wie taktvoll durchgeführt werden. Gerade bei        eine zere­brale Bild-    Allgemeinmedizin und sollte möglichst nicht
einem vertrauensvollen Arzt-Patient-Verhält-        gebung veranlasst        allzu vielen Spezialisten gleichzeitig anver-
nis, das über viele Jahre gewachsen ist, kann       werden.                  traut werden.
es sinnvoll sein, die Testung an eine freundli-
che und gut geschulte Helferin zu delegieren.

In jedem Fall muss man sich mit den sehr un-
                                                                                Verwirrtheit ist nicht gleich Demenz
terschiedlichen Tests selbst befassen und in                                    Die wichtigsten Erkrankungen, die im Alter
keinem Fall darf man die Tests gleichsetzen                                     ­einer Demenz vortäuschen können, sind:
oder deren Ergebnisse verabsolutieren. Der                                      • Depression („Demenzsyndrom der Depres-
Test macht nicht die Diagnose, sondern trägt                                       sion“; allerdings häufig am Beginn einer
nur im Kontext einer guten Anamnese und                                           ­Demenz)
Untersuchung zu ihr bei.                                                        • Delir (= Verwirrtheitszustand; jedoch auch
                                                                                  häufig in Kombination mit einer Demenz)

Biomarker bestimmter Grundkrankheiten geben                                     • Drogen (einschließlich der Wirkungen und
wertvolle Himweise                                                                Nebenwirkungen von Medikamenten und
                                                                                  Alkohol)
Wenn es schon keinen einfachen Demenztest
gibt, der eine zuverlässige Diagnose erlaubt, so
gibt es doch Grunderkrankungen, die so klar
definiert waren oder wurden, dass sie ganz
eindeutig durch eine Untersuchung von Bio-                                   Wann sind doch Fachärzte gefragt?
markern zu erfassen sind – ob der Patient be-                                Spezialisten wie Psychiater, Neurologen, Ge­
reits eine Demenz hat oder nicht. Hier nur ei-                               riater und Sozialpädagogen sollen zur Mitbe-
nige Beispiele:                                                              handlung konsultiert werden:
• Hypothyreose: erniedrigtes T3 und/oder T4                                  • bei frühem Krankheitsbeginn,
• Subduralhämatom in CT oder MRT                                             • bei rascher Progredienz,
• Normaldruckhydrozephalus in CT, MRT und                                    • bei familiären Demenzerkrankungen,
   bei entsprechendem Erfolg einer Lumbal-                                   • bei ungewöhnlicher Befundkonstellation und
   punktion                                                                     Verdacht auf eine seltene Grunderkrankung,
• Mikro- und/oder Makroangiopathie in CT                                     • bei neuropsychiatrischer Komorbidität (De-
   oder MRT                                                                     pression, Alkoholismus, Medikamenten- und
• Alzheimerkrankheit: erniedrigtes Beta-Amy-                                    Drogenabhängigkeit),
   loid und erhöhtes Tau im Liquor                 ▸▸▸ Literaturtipp         • bei belastenden Störungen des Erlebens und
                                                   zum Thema „Kognitive         Verhaltens (Halluzinationen; ­Aggressivität
                                                   Störungen und Abhän-
                                                                                etc.),
Demenzdiagnose und Komorbidität                    gigkeitserkrankungen“
                                                                             • bei Verdacht auf eine häusliche Gefährdung
                                                   www.allgemeinarzt.digi-
Praktisch tätige Ärzte wollen praktisch eingrei-   tal/psycheUndNerven/         des Patienten,
fen. Insofern ist mit der bloßen Feststellung      kognitive-stoerungen-     • wenn der Patient und/oder seine Familie
einer Alzheimerkrankheit und der entspre-          und-abhaengigkeitser-        darauf dringen.                                           ▸
                                                   krankungen-2163800
www.allgemeinarzt.digital                                                                               Der Allgemeinarzt 16/2021   33
CME       2 PUNKTE

 TABELLE 1                                                                               Der hochgradige Verdacht auf bestimmte
                                                                                         Demenz­formen lässt sich bereits beim Erst­
 Einige typische Symptom- und Befundmuster, die den Verdacht auf bestimmte
 unterschiedliche Demenzerkrankungen und -formen lenken können – voraus-
                                                                                         kontakt formulieren, durch die nächsten Un­
 gesetzt, Depression, Delir und Drogen-induzierte Zustände sind bereits ausge-           tersuchungsschritte bestätigen und entspre­
 schlossen.                                                                              chend kausal oder symptomatisch behandeln.
                                                                                         Bei manchen Krankheitsbildern fällt die Fest­
 Symptomatik z. B.              Befunde z. B.               Verdacht auf
                                                                                         legung ungleich schwerer (Tab. 1).
 subjektiv beschwerdefrei       Liquorbefund: erniedrigtes Alzheimerkrankheit
 und unbelastet                 Beta-Amyloid, evtl. erhöh­                               Fast alle alten Patienten mit einer Demenz wei­
 (bis zu dieser Diagnose)       tes Tau; oder positives
                                Amyloid-PET
                                                                                         sen Alzheimerveränderungen im Gehirn auf,
                                                                                         selbst wenn diese nicht immer besonders aus­
 messbare kognitive Defi­zi­ (noch) nichts Fassbares        leichte kognitive Störung
                                                                                         geprägt und krankheitsbestimmend sein müs­
 te, Alltag kann aber noch                                  (Mild Cognitive Impair-
 wie gewohnt bewältigt wer-                                 ment, MCI)                   sen. Etwa 75 % haben zusätzlich eine Mikro­
 den                                                                                     angio­pathie und 50 % eine Makroangiopathie.
 kognitive Defizite,            durchgemachte COVID-        Post- oder Long-COVID-       Damit leiden fast alle alten dementen Patien­
 Erschöpfung                    19-Enzephalopathie          19-Syndrom                   ten an einer gemischten Demenz. Dies enthebt
 Demenz mit ausgeprägten (nichts untersucht)                Demenz vom Alzheimer-        den behandelnden Arzt aber nicht der diagnos­
 Gedächtnisstörungen                                        Typ                          tischen Sorgfaltspflicht, auch beim alten, mul­
 Demenz mit ausgeprägten mediotemporal beton-               Demenz bei Alzheimer-
                                                                                         timorbiden Menschen nach besonderen und
 Gedächtnisstörungen     te Hirnatrophie; temporo­          krankheit                    besonders behandelbaren Grundlagen der De­
                         parietale ­Hypoperfusion;                                       menz zu suchen.
                         positives Amyloid-PET
                         oder Alzheimer-typische
                         Veränderungen im Liquor                                         Ein wenig überraschend war vor wenigen Jah­
                                                                                         ren die Nachricht, dass 20 % bis 50 % der über
 Demenz mit ausgeprägten keine Alzheimer-typischen LATE (s. u.)
 Gedächtnisstörungen     Befunde                                                         80-Jährigen vorrangig unter den Folgen einer
                                                                                         TDP-43-Ablagerung litten, einer sogenannten
 Demenz mit rezidivieren-       Hypoperfusion im tem­     Demenz mit Lewy-Körper-
 dem Delir:                     poro­-parieto/okzipitalen chen                           vorrangig limbischen Enzephalopathie (LATE
 Fluktuationen, visuelle Hal-   Übergangsbereich; Liquor                                 = limbic predominant age-related TDP-43 en­
 luzinationen, Parkinsonoid     meist wie bei Alzheimer                                  cephalopathy; TDP-43 = transactive res­ponse
 Fluktuationen, breitbasiger Aufweitung der inneren      Normaldruckhydro­               DNA-binding protein of 43 kDa). Diese Erkennt­
 Gang, Inkontinenz           Liquor­räume ohne äußere zephalus                           nis kam besser spät als nie: Klinisch sind die
                             Hirnatrophie; erfolgreicher
                                                                                         Patienten nicht von Personen mit einer typi­
                             Liquorablassversuch
                                                                                         schen Alzheimerdemenz zu unterscheiden,
 Veränderungen von Ver­         präfrontale und temporo-    frontotemporale Demenz       der entsprechende Liquorbefund fehlt jedoch.
 halten und Persönlichkeit      frontale Hypoperfusion,
                                evtl. entsprechende Atro-                                Die Autoren räumten der Vollständigkeit hal­
                                phie                                                     ber ein, dass auch diese Patienten nicht gegen
 Wortfindungsstörungen,         linksfrontale Hypoper­      langsam progrediente Atro-   erhebliche weitere zerebrale und somatische
 verminderter Sprachfluss       fusion                      phie                         Komorbidität gefeit sind.
 sehr rasch ­fortschreitende variables Befundmuster         Creutzfeldt-Jakob-Krank-
 Demenz mit Koordinati-                                     heit
 onsstörungen und anderen                                                                Was kann der Arzt tun? – Demenztherapie
 neurologischen Defiziten

 Verlangsamung, Gangstö-        Mikroangiopathie            Vaskuläre Demenz I           Antidementiva
 rungen, Demenz                                                                          Die meisten alten Patienten mit einer Demenz
 Schlaganfälle, stufenweise Risikofaktoren, Makroan-        Vaskuläre Demenz II          leiden unter dem cholinergen Defizit der typi­
 Verschlechterung           giopathie in CT oder MRT                                     schen Alzheimer- oder Lewy-Körperchen-De­
 wiederholte Stürze,            Subduralhämatom             Subduralhämatom              menz und unter dem glutamatergen Dauer­
 evtl. bei Alkoholismus                                                                  feuer eines gestressten Gehirns. Daher können
 bekannte schwerwiegende Hypothyreose, Hyperpara­ sekundäre Demenzen                     sie von einer Behandlung mit Cholinesterase-
 somatische Grunderkran- thyreoidismus, Aids, ­Lues                                      hemmern und dem Glutamatantagonisten Me­
 kungen                  etc.
                                                                                         mantin profitieren.

                                                                                         Vor allem bei den Cholinesterasehemmern sind
 gemischtes Bild                gemischte Befunde           gemischte Demenz
                                                                                         die Kontraindikationen (hochgradige Reizlei­
                                                                                         tungstörungen am Herzen, chronisch obstruk­
                                                                                         tive Atemwegserkrankungen, Ulcus ventriculi)      ▸
34   Der Allgemeinarzt 16/2021www.allgemeinarzt.digital
FORTBILDUNG

    TABELLE 2                                                                             zieren. Selbst Antipsychotika, die häufig zur
    Medikamente mit hoher und besonders hoher (Fettdruck) anticholinerger                 Behandlung von Verwirrtheitszuständen ein-
    Wirkung. Dabei handelt es sich nur um Beispiele. Aufgrund der unspezifi-              gesetzt werden, weisen als molekulare Eigen-
    schen Azetylcholinrezeptoren wirken alle Medikamente auch anticholinerg.
                                                                                          schaft anticholinerge Nebenwirkungen auf.
    Amantadin                 Hydroxin                Procyclidin
    Amitriptylin              Imipramin               Quetiapin (!)
    Atropin                   Levomepromazin          Ranitidin                           Somatische und psychische Grund-
    Carbamazepin              Loperamid               Scopolamin                          krankheiten bedarfsgerecht behandeln!
    Cimetidin                 Nortriptylin            Theophyllin                         Ein weites Feld, und zwar das typische Betäti-
    Clomipramin               Olanzapin (!)           Thioridazin                         gungsfeld des kompetenten Allgemeinarztes,
    Cyproheptadin             Opipramol               Tolterodin
                                                                                          zu dem ich mich als Nervenarzt hier nicht äu-
    Dimenhydrinat             Orphenadrin             Tramadol
    Diphenhydramin            Oxybutynin              Trihexiphenidyl                     ßern sollte. Über den vermeintlichen Wider-
    Doxepin                   Pethidin                Trimipramin                         spruch zum vorangegangenen Absatz bin ich
    Haloperidol (!)           Pimozid                 Trospium                            mir durchaus im Klaren. An dieser Stelle erin-
                                                                                          nere ich nur an die negativen Auswirkungen
                                                                                          eines nächtlichen Blutdruckabfalls bei älte-
streng zu berücksichtigen und cholinerge Ne-                                              ren, dementen Patienten mit einem „Bedarfs­
benwirkungen zu beachten (Übelkeit, Schwin-                                               hochdruck“ oder die häufigen Folgen von Hy-
del). Seit vielen Jahren stehen drei Cholines-                                            per- und Hypoglykämie oder Dehydrierung
teraseinhibitoren zur Verfügung (Donepezil,                                               oder die Psychose neurologisch optimal und
Galantamin, Rivastigmin). Wegen der kurzen                                                modern behandelter Patienten mit Morbus
Halbwertszeit ist die orale Gabe von Rivastig-                                            Parkinson. Hier zählen Erfahrung, Instinkt,
min aufgrund der Nebenwirkungen kaum zu-                                                  Fingerspitzengefühl und vor allem der gute
mutbar; ein Pflaster mit verzögerter Freiset-                                             Kontakt zu den Angehörigen mehr als eindi-
zung steht zur Verfügung.                                                                 mensionale Leitlinien.

Offiziell zugelassen sind die Cholinesterashem-          ▸▸▸ Online                       Wann kausale Therapien möglich sind
mer für das leichte und mittelschere Demenz-             Die vollständige
                                                                                          Deren Notwendigkeit und Wirksamkeit erklärt
stadium, Memantin für das mittelschwere und              Literatur­liste finden Sie       sich von selbst bei einem Subduralhämatom,
schwere. Dies hat rein regulatorische Gründe und         unter                            einem erkannten Gehirntumor, einem Nor-
ist sachlich-wissenschaftlich nicht zu begründen.        www.allgemeinarzt.digital        maldruckhydrozephalus, einer Hypothyreo-
                                                                                          se usw. Trotz erheblicher Anstrengungen ist
Individuelle Erfolgskontrollen der Therapie                                               der Durchbruch bei neurodegenerativen Er-
sind aufgrund des starken Rauschens (sehr                                                 krankungen noch nicht gelungen. Mindestens
heterogene Krankheitsverläufe, rasche Leis-                                               ebenso beklagenswert ist der scheinbar lang-
tungsschwankungen innerhalb weniger Stun-                                                 same Fortschritt auf dem Gebiet der zerebro-
den) nicht denkbar. Auf die Nebenwirkungen                                                vaskulären Erkrankungen.
muss jederzeit geachtet werden, und wenn der
Nutzen in keinem guten Verhältnis zu den Ne-                                              Nun wurde in den USA nach sehr kontroverser
benwirkungen steht, ist die Fortsetzung der Be-                                           Diskussion der monoklonale Antikörper Adu-
handlung sinnlos. Begonnen werden kann die                                                canumab zur Behandlung der Alzheimerkrank-
Therapie von jedem praktisch tätigen Arzt nach                                            heit und -demenz zugelassen. Dabei handelt
Maßgabe der Beipackzettel. Die dadurch ver-                                               es sich um einen mutigen Menschenversuch
mittelte Hoffnung und Zuversicht spielen eine                                             in großem Stil. Er kann gelingen, aber eine ge-
wichtige Rolle für den Therapieerfolg, ebenso                                             naue Prognose erscheint derzeit problematisch.
wie missmutig zur Schau getragener therapeu-                                              Es besteht kein Zweifel, dass Aducanumab im-
tischer Nihilismus für einen Misserfolg.                                                  stande ist, das Alzheimeramyloid aus dem Ge-
                                                                                          hirn von Patienten zu entfernen. Derzeit ist
Weniger ist mehr: Polypharmazie und                      ▸▸▸ Autor                        aber noch unklar, um welchen Preis und mit
Wechselwirkungen reduzieren                              Prof. Dr. med. Hans              welchem Nutzen. Damit sind die Vorteile po-
Multimorbidität und Polypharmazie charakte-              Förstl i. R.                     tenziell krankheitsmodifizierender Therapie-
risieren die Geriatrie. Viele Patienten sind auf         Psychiatrie und Psychotherapie   ansätze (Disease-Modifying Treatment, DMT)
                                                         Technische Universität München
eine Reihe von Medikamenten dringend an-                                                  bei der Alzheimerkrankheit noch unbewiesen.
gewiesen, aber nicht alle auf alle! Die Kunst in         Interessenkonflikte:
                                                         Prof. Förstl hat von allen
der Behandlung besteht unter anderem darin,              bedeutenden Unternehmen, die     Prävention bis zum Schluss
die verwirrende anticholinerge Last, die durch           im Demenzbereich tätig sind,     Wir selbst dürfen jedoch die Erfolge der moder-
                                                         Honorare für Advisory Boards
die Summe aller Pharmaka entsteht, zu redu-              und Vorträge erhalten.           nen Medizin nicht gering schätzen. Tatsache              ▸
www.allgemeinarzt.digital                                                                                        Der Allgemeinarzt 16/2021   35
CME      2 PUNKTE

ist, dass die Lebenserwartung in der westlichen     2017: unbeeinflussbar                                      2020: unbeeinflussbar
Welt gerade durch Hygiene und Medizin in den
letzten Jahrzehnten weiter gestiegen ist und die            65 %                                                       60 %
altersassoziierte zerebrale Multimorbidität ge-                    Von Kindheit an wichtig
rade dadurch weiter an Bedeutung gewonnen                          8%       Ausbildung                         7%
hat. Die große Bedeutung der Risikofaktoren         Spätestens     9%       Hörverlust                         8%
ist dadurch immer deutlicher hervorgetreten.        vom mittle-
                                                                            Schädel-Hirn-Trauma                3%
                                                    ren Lebens-
Betrachtet man die einzelnen Einflussgrößen                        2%       Bluthochdruck > 130 mmHg           2%
                                                    alter an be-
in Bezug auf die Demenzentstehung, so fällt           deutsam               Alkohol                            1%
auf, dass in den vergangenen Jahren die prekä-                     1%       BMI > 30                           1%
re Rolle von ungünstiger Bildung, Hörminde-
                                                                   5%       Rauchen                            5%
rung, Rauchen, Einsamkeit, Depression, Schlaf-                                                                           Spätestens
störungen und Schädel-Hirn-Trauma in den                           4%       Depression                         4%        und jeden-
Vordergrund getreten ist. Das Risiko für neu-                      2%       Einsamkeit                         4%         falls noch
rodegenerative Hirnerkrankungen scheint so-                        3%       Faulheit                           2%        im höheren
gar bei früheren Fußballprofis erhöht, genau-                                                                            Lebens­alter
                                                                   2%       Luftverschmutzung                  2%
er gesagt bei Feldspielern (Kopfbälle, ruppige                                                                             relevant
Körper- und Kopfkontakte), nicht aber bei Tor-                     1%       Diabetes mellitus                  1%
warten. Demgegenüber scheinen die klassi-
                                                   Abb. 3: Im Vergleich von 2017 und 2020 haben die Risikofaktoren Schulbildung
schen Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabe-
                                                   und Hörverlust ihren Stellenwert verteidigt; neue Faktoren sind hinzugetreten,
tes mellitus und metabolisches Syndrom an          z. B. Schädel-Hirn-Trauma und Luftverschmutzung. Rauchen, Depression und Ein-
Bedeutung verloren zu haben. Eine Erklärung        samkeit spielen anscheinend eine größere Rolle als die klassischen Risikofaktoren
dafür ist, dass die Allgemeinmedizin ihre Auf-     Bluthochdruck, Adipositas und Diabetes mellitus. Eine mögliche Erklärung da-
gaben bereits so gut erfüllt und die Einnahme      für lautet, dass diese somatischen Risiken ohnehin seit Langem im Blickpunkt der
entsprechender Medikamente den Patienten           Medien, Öffentlichkeit und Allgemeinmedizin stehen und mit wachsendem Ge-
so leicht fällt, dass hierbei nur wenig besser     sundheitsbewusstsein gut behandelt werden (die Prozentzahlen entsprechen dem
                                                   sogenannten Populations-attribuierbaren Risiko, PAR; ein so großer prozentua-
zu machen ist.
                                                   ler Anteil der Demenzen könnte durch eine noch bessere Behandlung vermieden
                                                   werden).
2017 wurden in einer Metaanalyse noch 65 %
des Demenzrisikos als vorgegeben eingeschätzt
und 2020 nur noch 60 %. Angegeben ist der                                       vor allem aber, solange noch keine kausalen
Prozentsatz von Patienten, bei denen eine De-                                   Interventionen mit eindeutiger Wirksamkeit
menz durch eine günstige Beeinflussung des                                      zur Verfügung stehen.
jeweiligen Risikofaktors vermieden werden
könnte (PAR, Populations-attribuierbares Ri-                                    Umso mehr Aufmerksamkeit kann und sollte
siko; Abb. 3).                                                                  der Diagnostik und Therapie behandelbarer
                                                                                Risikofaktoren geschenkt werden.      ◆

Demenzforschung und ethische Bedenken
Wichtige Therapieerfolge an der Alzheimer-
maus waren bisher bei Menschen nicht über-
zeugend zu replizieren. Dies ist kein Grund,
                                                                   KeyPoints
diese Forschungsbemühungen einzustellen.
Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer forcierten        • Hausärzte, die ihre Patienten oft jahre- oder jahrzehntelang kennen, sind
Frühestdiagnostik, um eine verfügbare kausa-            besonders geeignet, um Auffälligkeiten zu erkennen, die auf eine Demenz
le Behandlung so früh wie möglich einzuset-             hinweisen könnten.
zen, sind jedoch berechtigt und werden im-
                                                      • Es sollten immer eventuell vorliegende Grundkrankheiten berücksichtigt
mer lauter. Dem Recht, um die Krankheit zu
                                                        und behandelt werden.
wissen und eigene Nutzen/Risiko-Abwägun-
gen anzustellen sowie die eigene Zukunft zu           • Polypharmazie kann eine Ursache für Verwirrtheitszustände sein, weshalb
planen, steht ein Recht auf Nichtwissen und             die Medikamentenliste regelmäßig überprüft und unnötige Substanzen ge-
Nicht-belastet-Werden gegenüber. Dies umso              strichen werden sollten.
mehr, als die Vorhersagegenauigkeit noch zu           • Risikofaktoren wie Hörminderung, Rauchen, Einsamkeit, Depression,
wünschen übrig lässt und mit einer Frühdiag-            Schlafstörungen und Schädel-Hirn-Traumata sollten behandelt werden.
nose soziale Nachteile verbunden sein können,                                                                                           ▸
36   Der Allgemeinarzt 16/2021www.allgemeinarzt.digital
FORTBILDUNG
  CME         2 PUNKTE

                                1. Die Einteilung der Demenzen folgt einer strikten Logik und     7. Eine kausale Demenzbehandlung ist noch NICHT zu-
 Fragen zur ­zertifizierten     orientiert sich an:                                               verlässig möglich bei:
­Fortbildung:                   a) dem Symptomprofil                                             a) Alzheimerkrankheit
                                b) der Lokalisation                                              b) Hypothyreose
„Frühdiagnostik und             c) den Hirngewebsveränderungen                                   c) Normaldruckhydrozephalus
Therapie - Demenz als           d) den molekularen Veränderungen                                 d) Subduralhämatom
allgemeinärztliches             e) leider nein, aktuell ist keine überzeugende Logik erkennbar   e) zerebraler Raumforderung
Problem“
                                2. Bei einer beginnenden Demenz klagen die Patienten am 8. Welches Antidementivum ist in Deutschland und Österreich
 Sichern Sie sich               häufigsten über:                                                  noch NICHT zugelassen?
­Ihre CME-Fort­                 a) gesteigerte Lebensfreude                                      a) Aducanumab
 bildungspunkte!                b) ihr Alter                                                     b) Donepezil
                                c) Vergesslichkeit                                               c) Galantamin
Gültig bis 20.09.2022           d) Stress in der Partnerschaft                                   d) Memantin
                                e) schlechte Ergebnisse im Uhrentest                             e) Rivastigmin

 Auf unserem
 CME-­Portal:
                                3. Ein Patient mit einer Demenz kann in der Untersuchungs- 9. Zu den bestätigten behandelbaren Risikofaktoren einer
                                situation auffallen durch:                                        ­ emenz zählt NICHT:
                                                                                                  D
 www.allgemeinarzt­.­­
                                a) Enthemmung (Distanzlosigkeit, Disinhibition)                  a) Hörverlust
digital/cme
                                b) stete Hinwendung zur Begleitperson (Head-turning Sign)        b) Rauchen
                                c) Auffassungs- oder Sprachverständnisstörungen (sensori-        c) Depression
                                    sche Aphasie)                                                 d) Kinderlosigkeit
                                d) Wortfindungsstörungen (motorische Aphasie)                    e) Schädel-Hirn-Trauma
                                e) alle genannten Zeichen
Nach den Fortbildungs-                                                                            10. Aufgrund der anticholinergen und verwirrenden (Neben-)
richtlinien der Landesärz-      4. Die folgende Untersuchung ist bei der Demenzdiagnostik         Wirkungen der allermeisten Medikamente gilt bei dementen
tekammer Rheinland-Pfalz        grundsätzlich verzichtbar:                                        ­Patienten die Devise:
werden für das Absolvie-        a) Routine-Labor                                                  a) Less is more (weniger ist mehr)
ren dieser CME-Fortbildung      b) Liquorpunktion und -analyse                                    b) The more, the merrier (viel hilft viel)
unter folgenden Vorausset-      c) kraniale Computertomografie (cCT) oder kraniales Magnet­       c) Start low and go fast (klein anfangen und massiv steigern)
zungen bis zu zwei Fortbil-         resonanztomogramm (cMRT)                                       d) Eyes closed and push forward (Augen zu und durch)
dungspunkte vergeben:           d) Rorschach-Test                                                 e) Never mind (immer unbeirrbar)
Wenigstens 70 % der ­Fragen     e) kurze kognitive Testung (z. B. mit DemTECT, MMSE, MoCA)
wurden korrekt beant­wortet
                = 1 Punkt      5. Welches der genannten Frühsymptome legt den Verdacht
Sämtliche 10 Fragen             auf die genannte Demenz nahe?
­wurden richtig beantwortet     a) Urininkontinenz: Alzheimerdemenz
                = 2 Punkte     b) enthemmtes Auftreten: Normaldruckhydrozephalus
                                c) visuelle Halluzinationen: Demenz mit Lewy-Körperchen
                                d) weitgehend unauffälliges cCT oder cMRT: „Multi-Infarkt-
In unserem Webportal                Demenz“
können Sie, neben anderen       e) negatives Amyloid-PET: Alzheimerkrankheit
CME-Kursen, auch diesen
lesen und die Fragen be-        6. Bei welchen Merkmalen empfiehlt es sich, einen Demenz-
antworten und bekommen          spezialisten beizuziehen?
bei erfolgreicher Absolvie-     a) typische Alzheimerdemenz
rung Ihre Punkte umge-          b) besonders langsamer Krankheitsverlauf
hend gutgeschrieben.            c) Beginn nach dem 80. Lebensjahr
Nach richtiger Beantwor-        d) mehrere dementielle Erkrankungen in der Familie
tung steht Ihr Zertifikat di-   e) somatische Komorbidität
rekt zum Download bereit.
Maximal bis zu einem Jahr
nach Erscheinen ist die
Teilnahme an dieser
CME-Fortbildung möglich.
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