Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa - Europa EU

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Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa - Europa EU
BRIEFING
Die Gebäude des Europäischen Parlaments

            Das Jean-Monnet-Haus:
        ein Ort des Erinnerns für Europa
ZUSAMMENFASSUNG
Getreu dem Willen von Jean Monnet und seiner engsten Mitarbeiter, die sein Wohnhaus in einen
Ort der Begegnung für junge Menschen umgewandelt sehen wollten, hat das Europäische
Parlament diesen Besuchern offenstehenden Ort des Erinnerns zu einem idealen Ort umgestaltet,
an dem man sich über die Arbeitsweise der Europäischen Union informieren und das Umfeld
entdecken kann, in dem einer der Architekten des heutigen Europas gelebt und gearbeitet hat.
An diesem Ort sind zahlreiche für die Zukunft Frankreichs und Europas grundlegende Projekte
herangereift. In der Nähe von Paris und doch geschützt vor der Hektik der französischen Hauptstadt
konnte Jean Monnet dort seine Vision des Friedens und der europäischen Einheit weiterentwickeln.
Das Europäische Parlament hat dieses Haus 1982 gekauft. Das Jean-Monnet-Haus wird heute direkt
vom Haus der Europäischen Geschichte verwaltet und veranschaulicht mit einer Multimedia-
Dauerausstellung sowohl den privaten Bereich Monnets als auch seinen Werdegang und seine Ziele.
Das Jean-Monnet-Haus trägt seit 2013 die französische Auszeichnung „Maison des Illustres“ (Haus
einer berühmten Persönlichkeit) und gehört außerdem dem Netz der politischen Einrichtungen und
Stiftungen großer europäischer Persönlichkeiten an, das vom Europäischen Parlament angeregt
wurde.
Mit der Organisation neuer Aktivitäten und der Ausrichtung zahlreicher Veranstaltungen in
Houjarray verleiht das Parlament dem Jean-Monnet-Haus nunmehr eine neue Dynamik, damit das
Schaffen Monnets besser bekannt wird und seine Werte des Friedens und der Solidarität in der
Öffentlichkeit vermittelt werden.

                                                        In diesem Briefing
                                                           Jean Monnet, ein „Gründervater“
                                                           Europas
                                                           Der Erwerb des Jean-Monnet-Hauses
                                                           durch das Europäische Parlament
                                                           Eine Begegnungsstätte und ein
                                                           Zentrum für Informationen über das
                                                           europäische Aufbauwerk
                                                           Eine neue Dynamik für das Jean-
                                                           Monnet-Haus

Quelle: Jean-Monnet-Haus,   Houjarray,   Europäisches
Parlament.

         EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments
                                Autor: Étienne Deschamps
                                Referat Historisches Archiv
                               PE 637.947 – September 2019                                           DE
Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa - Europa EU
EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

Seit annähernd 40 Jahren ist das Europäische Parlament Eigentümer des Hauses, in dem Jean
Monnet, einer der „Gründerväter“ der Europäischen Union, den letzten Teil seines Lebens verbracht
hat. Im Dezember 1982 kaufte das Europäische Parlament das Haus Monnets in Houjarray (Dorf im
Département Yvelines in der Nähe von Monfort-l‘Amaury, etwa 45 km südwestlich von Paris), in dem
dieser mehr als 30 Jahre lang gelebt und gearbeitet hatte. In diesem Haus nahm Jean Monnet 1975
von seinem Landsmann Georges Spénale – damals Präsident des Europäischen Parlaments – für
seine maßgeblichen Verdienste um das europäische Aufbauwerk die große goldene Medaille des
Europäischen Parlaments entgegen 1. Dort erfuhr er ebenso von dem Beschluss des Europäischen
Rates in Luxemburg, ihn im April 1976 zum „Ehrenbürger Europas“ zu ernennen 2.

Jean Monnet, ein „Gründervater“ Europas
Jean Monnet erwarb dieses ehemalige Gehöft 1945 bei seiner Rückkehr aus den Vereinigten
Staaten. Damals schickte sich der ehemalige stellvertretende Generalsekretär des Völkerbunds und
internationale Financier an, erster Leiter des Generalkommissariats für den Modernisierungs- und
Aufbauplan für Frankreich zu werden. In dieser Eigenschaft war er eng in die Verwaltung und
Aufteilung der Ressourcen des Marshallplans für den Wiederaufbau Europas eingebunden. Daran
schloss sich das große Abenteuer der französisch-deutschen Aussöhnung an, die den Grundstein
für das europäische Aufbauwerk legte 3.
                                                               Im Bestreben, sich auf dem Land
                                                               niederzulassen, wo er jeden Morgen
                                                               seiner Leidenschaft für Spaziergänge
                                                               nachgehen konnte, bevor er seinen
                                                               Platz am Schreibtisch einnahm 4,
                                                               entdeckte Monnet den Ort mithilfe
                                                               seiner Schwester, die bereits am Rande
                                                               des Waldes von Rambouillet lebte.
                                                               Ohne zu zögern, erwarb er das mit
                                                               einem Strohdach ausgestattete Haus in
                                                               Houjarray von einem schwedischen
                                                               Arzt, der nach dem Tod seiner Ehefrau
                                                               bei einem Bombardement gegen Ende
Aufnahme im Garten in Houjarray im Frühjahr 1950 während       des Krieges beschlossen hatte, nach
der Konzipierung des Schumanplans. Von links nach rechts:      Schweden zurückzukehren. Monnet
Bernard Clappier, Kabinettschef von Minister Robert            und seine Familie bezogen das Haus
Schuman, Robert Schuman, französischer Außenminister,          rasch, ohne größere Umbauten
und     Jean    Monnet,    Generalkommissar    für   den       vorzunehmen.
Modernisierungs- und Aufbauplan.
Quelle: Europäisches Parlament.                            In diesem Haus ersann er insbesondere
                                                           die Grundlagen des Schumanplans, der
1952 in die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) mündete 5. Hier verfasste er zudem
zu einem weitaus späteren Zeitpunkt seine Memoiren und empfing zahlreiche europäische
Entscheidungsträger und ausländische Staatschefs, die seinen Rat suchten und neugierig auf seine
Kommentare zu aktuellen Ereignissen waren 6. Hier unterhielt sich Monnet außerdem gerne am
Kamin mit Journalisten und führenden Leitartiklern der Weltpresse. Und hier verstarb Monnet
schließlich am 16. März 1979 im Kreis seiner Familie. Er wurde anschließend in einer schlichten
Zeremonie auf dem kleinen Friedhof von Bazoches-sur-Gayonne beigesetzt.

Der Erwerb des Jean-Monnet-Hauses durch das Europäische
Parlament
Ohne Zeit zu verlieren, machten mehrere Freunde und ehemalige enge Mitarbeiter von Jean
Monnet bereits im darauffolgenden Monat den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Emilio

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Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa

Colombo, darauf aufmerksam, dass es sinnvoll wäre, dieses das gemeinsame historische und
kulturelle Erbe der Europäer repräsentierende Anwesen zu erwerben 7. Einige Anhänger Monnets
erinnerten sich nämlich daran, dass Monnet ihnen kurz vor seinem Tod seinen Wunsch anvertraut
hatte, dass sein Haus als Begegnungsstätte für junge Menschen genutzt werden solle 8. Einige
Monate später stellte das Parlament die Kosten für den Erwerb trotz einer ablehnenden
Stellungnahme des Kollegiums der Quästoren 9 in seinen vorläufigen Haushaltsplan für das
Haushaltsjahr 1980 ein. Und im Dezember 1981 wurde der Beschluss, das Jean-Monnet-Haus zum
von der französischen Liegenschaftsbehörde aktualisierten Preis zu erwerben, vom erweiterten
Präsidium des Europäischen Parlaments schriftlich niedergelegt. Vor dem endgültigen notariell
beurkundeten Abschluss des Erwerbs musste zunächst jedoch das Ableben seiner Witwe Silvia im
August 1982 abgewartet werden 10.
Der Erwerb war mit grundsätzlichen und
formellen Schwierigkeiten behaftet. Im
Generalsekretariat wurden Stimmen laut, die
sich skeptisch darüber äußerten, dass das
Europäische Parlament außerhalb seiner
Arbeitsorte oder der Hauptstadt eines der
Mitgliedstaaten das Haus einer Persönlichkeit
kaufen wollte, die zu keinem Zeitpunkt Mitglied
der europäischen Versammlung gewesen war 11.
Andere Stimmen wiederum warfen Bedenken
mit Blick auf die rechtlichen Verhältnisse oder
das Haushaltsverfahren auf. Deshalb wendete
sich Pieter (Piet) Dankert, der neue Präsident des
Parlaments, bald darauf an Gaston Thorn, den
Präsidenten der Kommission, um sich zu
vergewissern, wie er vorzugehen habe, falls die         Aufnahme von Jean Monnet bei seinem täglichen
Exekutive das Gebäude gemeinsam mit der                 morgendlichen Spaziergang auf dem Land, 1952.
                                                        © Agence Rapho, Sabine Weiss.
Versammlung erwerben wolle12.
In der Überzeugung, dass diese Initiative zu den gemeinsamen Bemühungen der Organe um die
Sensibilisierung der öffentlichen Meinung für das europäische Projekt beitragen konnte, und nach
Maßgabe von Artikel 211 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
(EWG) über die Vertretung der Europäischen Gemeinschaften zog es die Kommission jedoch vor, die
Befugnis zu übertragen und den Präsidenten des Europäischen Parlaments zum Kauf des Jean-
Monnet-Hauses im Namen der drei Gemeinschaften (EGKS, EWG und Euratom) zu bevollmächtigen
und damit zu beauftragen 13. Gleichzeitig vergewisserte sich das Parlament beim französischen
Wirtschafts- und Finanzministerium (das damals von Jacques Delors geführt wurde), dass es bei der
Eintragung des Kaufs ins Grundbuch der zuständigen Behörde von der bei diesem
Immobiliengeschäft anfallenden Grunderwerbsteuer befreit werden konnte 14.
Für das Präsidium des Europäischen Parlaments ging es hier in erster Linie darum, zur Bewahrung
des europäischen historischen Erbes beizutragen und die Erinnerung an Jean Monnet im Wege
eines symbolischen Akts in Ehren zu halten. Anders ausgedrückt, sollte dieser symbolträchtige Ort,
an dem Europa greif- und erlebbar war, bekannt gemacht und zum Leben erweckt werden.
Zunächst einmal musste das Gebäude rasch renoviert werden, damit es den Europäischen
Gemeinschaften für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt werden konnte.

Eine Begegnungsstätte und ein Zentrum für Informationen
über das europäische Aufbauwerk
Bald formulierte der Ausschuss für Jugend, Kultur, Medien, Information und Sport des Europäischen
Parlaments mehrere Vorschläge für die Aufwertung des Jean-Monnet-Hauses. Mehrere

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Ausschussmitglieder besichtigten die Liegenschaft. Die Abgeordneten sprachen sich vor allem
dafür aus, nach der Renovierung des Gebäudes und der Neuanlage des weitläufigen Gartens eine
Begegnungsstätte und ein Zentrum für Informationen über das europäische Aufbauwerk
einzurichten. Sie legten großen Wert darauf, dass der familiäre Charakter des Anwesens bewahrt
und es wieder in den Stand versetzt wurde, in dem es Jean Monnet in seinen letzten Lebensjahren
kannte 15. Gleichzeitig wurden mehrere Kommunikationsagenturen damit beauftragt, konkrete
Nutzungskonzepte auszuarbeiten. Diese Aufgabe gestaltete sich allerdings schwierig, weil
sämtliches Mobiliar des Landhauses ausgeräumt und das gesamte Archiv 1978 der Fondation Jean
Monnet pour l’Europe mit Sitz in Lausanne überstellt worden war. Diese Stiftung mit Sitz im
Anwesen Ferme de Dorigny am Ufer des Genfer Sees will zu den Bemühungen um das europäische
Aufbauwerk beitragen, indem sie sich am Denken, an der Arbeitsweise und an den Taten Jean
Monnets orientiert (Organisation von Konferenzen und Kolloquien, Aufnahme von
Wissenschaftlern, Veröffentlichungen, …).
Die einstigen Mitstreiter Jean Monnets wurden ebenfalls tätig und gründeten in Paris die
Association des Amis de Jean Monnet, die es sich zum Ziel setzte, die Erinnerung an Monnet, sein
Lebenswerk und seine Lehren weiterzugeben. Diese Gründung erfolgte 1986. Die Association war
entschlossen, unverzüglich die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Jean Monnet im Jahr 1988
vorzubereiten, und erhielt hierfür einen Zuschuss des Regionalrats der Region Ile-de-France, mit
dem das Büro und die Bibliothek Monnets wiederhergestellt werden konnten und so die
Atmosphäre der Zeit Monnets besser wiedergegeben wurde 16. Sie bemühte sich außerdem um
persönliche Gegenstände und Souvenirs Monnets (Bücher, Gemälde, Fotografien, Faksimiles von
Manuskripten und Briefen, Grubenlampe, Aschenbecher zum Gedenken an die Eröffnung des
gemeinsamen Stahlmarkts, …), um dem Ort wieder Authentizität zu verleihen, indem die
Erinnerung an das Leben und das Werk von Jean Monnet wachgerufen wurde 17.
Das Jean-Monnet-Haus, das zu einem
Museum über das Leben seines einstigen
Eigentümers und über die Funktionsweise der
Europäischen Gemeinschaft umfunktioniert
worden war, konnte nun endlich der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Einweihung fand am 12. Juni 1987 im
Beisein von Pierre Pflimlin und Simone Veil
(ehemals Präsident bzw. Präsidentin des
Europäischen Parlaments) statt. Die Stiftung
in Lausanne stellte die Schautafeln für die
Dauerausstellung und den Film über das
Leben Monnets und über die Anfänge der Am 12. Juni 1987 enthüllte Étienne Hirsch,
                                                Vorsitzender der Association des Amis de Jean
europäischen Integration zur Verfügung. Die
                                                Monnet, im Beisein insbesondere von Pierre Pflimlin
politischen Umstände waren günstig: Die und Simone Veil – ehemals Präsident bzw.
gemeinschaftlichen Organe erklärten das Präsidentin des Europäischen Parlaments – die
Jahr 1988 anlässlich des 100. Geburtstags Gedenktafel, die an das Leben Jean Monnets in
Jean Monnets zum „Europäischen Jean- Houjarray von 1945 bis 1979 erinnerte.
Monnet-Jahr“ 18. Im Laufe des Jahres fanden in Quelle: Europäisches Parlament.
Frankreich     und     in     den     anderen
Mitgliedstaaten der Gemeinschaft Feierlichkeiten und Veranstaltungen wie etwa Ausstellungen,
Hochschulseminare, die Ausgabe einer Briefmarke mit dem Bildnis Jean Monnets, die Anbringung
von Gedenktafeln, die Enthüllung von Jean-Monnet-Büsten an öffentlichen Orten,
Schulwettbewerbe und die Ausstrahlung von TV- und Radiosendungen statt. Unmittelbar im
Anschluss gab der französische Präsident François Mitterrand seinen Beschluss bekannt, die Asche
von Jean Monnet nach Paris ins Panthéon zu überführen 19. 1990 unterzeichneten die Association
des Amis de Jean Monnet und das Europäische Parlament eine Vereinbarung, die dem Parlament

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Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa

die Nutzung und die Verwaltung des Anwesens unter der Verantwortung seines Informationsbüros
in Paris gestattete 20.

Eine neue Dynamik für das Jean-Monnet-Haus
Zu einem späteren Zeitpunkt beschloss das
Europäische Parlament, das Anwesen mit einer
Reihe neuer Aktivitäten intensiver zu nutzen. Im
Anschluss         wurden        Umbauarbeiten
vorgenommen, bei denen der Konferenzsaal
vergrößert und der das Haus umgebende und
einen Hektar große Park umgestaltet wurde. Es
wurden Wege angelegt, die zu einem kleinen
Amphitheater im Freien führen, auf dessen
Stufen bis zu 40 Personen Platz finden. In Kürze
wird es zudem Übernachtungsmöglichkeiten
geben, die auf einem angrenzenden Grundstück
errichtet werden, das das Europäische Parlament 1987 an einem Giebel des Jean-Monnet-Hauses
erworben hat. Außerdem gibt es einen angebrachte Gedenktafel.
Souvenirshop mit Büchern, Gegenständen zum Quelle: Europäisches Parlament.
Thema Europa und Broschüren für Touristen.
Das Jean-Monnet-Haus ist ganzjährig geöffnet und wird jährlich von mehreren tausend Besuchern
für pädagogische Aktivitäten, Konferenzen, thematische Workshops, professionelle Seminare oder
Privatveranstaltungen genutzt. Seit 2013 trägt das Jean-Monnet-Haus die Auszeichnung „Maison
des Illustres“ (Haus einer berühmten Persönlichkeit). Diese Auszeichnung wird vom französischen
Kulturministerium an Stätten verliehen, die das Gedenken an Frauen und Männer bewahren und
weitergeben, die sich um die politische, soziale und kulturelle Entwicklung Frankreichs verdient
gemacht haben.
                                                                   Seit dem 1. Juli 2018 ist das
                                                                   Haus der Europäischen
                                                                   Geschichte           (General-
                                                                   direktion Kommunikation
                                                                   des           Europäischen
                                                                   Parlaments – GD COMM)
                                                                   unmittelbar        für     die
                                                                   Verwaltung des Anwesens
                                                                   zuständig      und       stellt
                                                                   seitdem ein Team vor Ort.
                                                                   Um der Stätte in Houjarray
                                                                   eine bessere Außenwirkung
                                                                   zu verleihen, zeichnet das
                                                                   Haus der Europäischen
                                                                   Geschichte        für      die
                                                                   Betreuung der Besucher, die
Ansicht des Jean-Monnet-Hauses vom Garten aus, 2019.
Quelle: Europäisches Parlament.                                    Planung des Kultur- und
                                                                   Bildungsprogramms,         die
Kommunikationsstrategie und Medienaktivitäten, die Organisation von Veranstaltungen, den
Aufbau von institutionellen Partnerschaften und die Verwaltung der Sammlung und der
Ausstellungsstücke verantwortlich. Die Association Jean Monnet arbeitet bei der Umsetzung der
Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Museumsbetrieb mit und ist beratend tätig.
Während der Besuch der Wohnung einen Einblick in die privaten Räumlichkeiten Jean Monnets
erlaubt, wird im Museumsbereich im ersten Stock sein grundlegender Beitrag zum Aufbau eines

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                                                                Zweiten Weltkrieg vorgestellt. Die
                                                                interaktive Dauerausstellung wurde
                                                                modernisiert          (Projektionen,
                                                                Touchscreens, Zeitleiste, Tisch
                                                                „Erlebnis Europa“) und stellt die
                                                                Person und den Werdegang von
                                                                Jean Monnet im historischen
                                                                Zusammenhang vor. Sie ermöglicht
                                                                es dem Besucher, die Projekte und
                                                                die Taten Monnets an dem Ort zu
                                                                erkunden, an dem sie erdacht
                                                                wurden. Mithilfe der Multimedia-
                                                                Angebote des Museums wird
 Innenansicht des Wohnzimmers im Jean-Monnet-Haus.              deutlich, inwiefern Europa bis heute
 © Colombe Clier.                                               von Jean Monnet geprägt ist und
                                                                wie sich die Arbeit der EU-Organe
auf den Alltag der Bürger auswirkt. Führungen werden auf Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch
und Italienisch angeboten. Sie können inhaltlich auf die Interessen und Erwartungen der jeweiligen
Gruppe ausgerichtet werden und konkrete Themen und aktuelle Fragen wie etwa die institutionelle
Arbeitsweise der Europäischen Union oder einen historischen Blick auf den Frieden in Europa
behandeln. Für Schülergruppen werden außerdem thematische Workshops angeboten, damit die
Besucher auf diesem Wege einen Zugang zu Europa finden und es verstehen und die Schüler
aktuelle Themen wie etwa die Unionsbürgerschaft oder die Maßnahmen der Europäischen Union
angesichts des Klimawandels ergründen können. Wechsel-, Online- und Wanderausstellungen
werden ebenfalls organisiert, und mithilfe neuer Instrumente wird die Sammlung historischer
Gegenstände und archivierter Dokumente vor Ort verwaltet und aufgewertet.
                                                                Seit 2017 gehört das Jean-Monnet-
                                                                Haus zum Netz der politischen
                                                                Einrichtungen und Stiftungen großer
                                                                europäischer Persönlichkeiten, das
                                                                von       der        Generaldirektion
                                                                Wissenschaftlicher Dienst (GD EPRS)
                                                                des Europäischen Parlaments ins
                                                                Leben gerufen wurde. Das wichtigste
                                                                Ziel des Netzes besteht darin, unter
                                                                der     Federführung      und     mit
                                                                Unterstützung des Europäischen
                                                                Parlaments einen Austausch und
                                                                eine     aktive      Zusammenarbeit
                                                                zwischen      den     Häusern    und
  Ansicht des neuen Ausstellungsbereichs im Jean-Monnet-
                                                                Stiftungen wichtiger Europäer seit
  Haus. Quelle: Europäisches Parlament.
                                                                dem Zweiten Weltkrieg zu schaffen,
wobei das Augenmerk insbesondere auf den Häusern und Stiftungen der Persönlichkeiten liegt, die
eine bedeutende Rolle in der Geschichte des europäischen Aufbauwerks gespielt haben. Zu dem
Netz gehören außerdem Einrichtungen, die Personen gewidmet sind, deren Privatbesitz nicht
erhalten geblieben ist. Mit dem Netz sollen ferner die Aktivitäten der politischen Einrichtungen und
Stiftungen großer Europäer insbesondere im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit stärker mit denen des
Europäischen Parlaments verknüpft werden, indem Erfahrungen und das Wissen der einzelnen
Partner untereinander ausgetauscht werden.
Zu dem Netz gehören derzeit die Häuser von Konrad Adenauer (Bad Honnef, Deutschland), Robert
Schuman (Scy-Chazelles, Frankreich, und Luxemburg), Jean Monnet (Houjarray, Frankreich), Sir

6
Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa - Europa EU
Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa

Winston Churchill (Chartwell, Vereinigtes Königreich), Sir Edward Heath (Salisbury, Vereinigtes
Königreich) und François Mitterrand (Jarnac, Frankreich, Eigentum des Institut François Mitterrand,
Paris) sowie die Stiftungen von Willy Brandt (Unkel, Deutschland), Jean Monnet (Lausanne, Schweiz),
Alcide De Gasperi (Pieve Tesino, Italien), Louise Weiss (Saverne, Frankreich), Altiero Spinelli
(Ventotene, Italien), Mário Soares (Lissabon, Portugal), Bronisław Geremek (Warschau, Polen) und
Václav Havel (Prag, Tschechische Republik).
Die Website des Netzes ist unter folgender Adresse zu finden:
https://www.europarl.europa.eu/thinktank/infographics/politicalhouses/
Das Europäische Parlament möchte den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen diesen
Einrichtungen im Wege einer Bündelung ihrer Handlungsinstrumente fördern und insbesondere
Unterstützung bei einer ambitionierten Öffentlichkeitsarbeit leisten. Es will jedoch auch dazu
beitragen, dass die Erinnerung an unsere gemeinsame politische Geschichte aufgewertet wird. Im
Übrigen ist dies einer der Gründe, aus denen sich 2019 die Jean-Monnet-Akademie unter Leitung
der Generaldirektion Personal (GD PERS) des Europäischen Parlaments im Jean-Monnet-Haus
niedergelassen hat, um dort Bildungsprogramme für das Personal des Organs anzubieten
(Einführungskurse, Weiterbildung, thematische Seminare, Veranstaltungen zur Förderung des
Zusammenhalts (Teambuilding) oder für gemeinsame Überlegungen (Klausurtagungen) der
Dienststellen des Generalsekretariats).
Mit all diesen Initiativen
wird nun das gleiche Ziel
verfolgt: Das Jean-Monnet-
Haus soll ein Ort des
lebendigen Erinnerns und
ein              öffentlicher
Inspirationsraum werden,
an dem die europäische
Idee greifbar wird und sich
die Bürger interaktiv und
spielerisch zur Geschichte
und zur Arbeitsweise der
Europäischen Union bilden
und darüber informieren
können. Im Bewusstsein
des Erfordernisses, dass der
von Jean Monnet und Ansicht des Sitzungssaals im Jean-Monnet-Haus, in dem zahlreiche
seinem historischen Wirken Veranstaltungen stattfinden.
geprägte Ort bewahrt Quelle: Europäisches Parlament.
werden muss, möchte das
Europäische Parlament die Arbeit und die Werte Monnets (die Ideale des Friedens und der
Solidarität) einem breiten Publikum vermitteln.

ERLÄUTERUNGEN
1
    Fondation Jean Monnet pour l’Europe, Lausanne, Dossier AMP 21, Dokument 21/30: Schreiben von Jean Monnet an
    Georges Spénale, Houjarray, 30. Oktober 1975, 1 S.; Bulletin von Agence Europe, Nr. 1850, 30. Oktober 1975, S. 1.
2
    F. Forêt: „Le leadership en représentation: Jean Monnet entre mémoire nationale et mémoire communautaire“, in
    A. Smith und C. Sorbets (dir.): „Le leadership politique et le territoire – Les cadres d‘analyse en débat“, Rennes, PUR, 2003,
    S. 163–181.
3
    Zum Engagement Monnets für die europäische Einigung und zur historiografischen Einordnung vgl. insbesondere
    P. Perchoc: Jean Monnet, l’inspirateur – Un père de l’Europe, EPRS, Europäisches Parlament, November 2017.

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Das Jean-Monnet-Haus: ein Ort des Erinnerns für Europa - Europa EU
EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

4
     É. Roussel: Jean Monnet (1888–1979), Fayard, 1996, S. 862. 1971 gab Monnet in einem Interview mit dem englischen
     Journalisten Alan Watson an, er gehe seit mehr als 40 Jahren jeden Morgen mindestens eine Stunde lang spazieren,
     um über seine Projekte nachzudenken und seine Ideen zu ordnen. Vgl. „Dialogue avec Alan Watson (1971)“, in
     H. Rieben, C. Camperio-Tixier und F. Nicod: À l‘écoute de Jean Monnet, Fondation Jean Monnet pour l’Europe/Centre de
     recherches européennes, 2004, S. 239–244.
5
     R. Mayne: The Father of Europe. The life and times of Jean Monnet, Fondation Jean Monnet pour l’Europe, Debates and
     documents collection, Nr. 12, 2019, S. 111 ff.
6
     J. Monnet: Erinnerungen eines Europäers, Nomos, 1988.
7
     Historisches Archiv des Europäischen Parlaments, Luxemburg (HAEP), EU.HAEU/PE0.OD.BURE.514/BUBE-
     19790404/0010: Präsidium. Protokoll der Sitzung vom 4./5. April 1979, Straßburg, S. 27.
8
     F. Fontaine: „Plus loin avec Jean Monnet“, in J. Van Helmont und F. Fontaine: Jean Monnet, Fondation Jean Monnet pour
     l’Europe/Centre de recherches européennes, 1996, S. 156.
9
     HAEP, EU.HAEU/PE1.OD.QUES.PV/QUES-19801015/0010 : Kollegium der Quästoren. Protokoll der Sitzung vom
     15. Oktober 1980, Straßburg, S. 5.
10
     HAEP, EU.HAEU/PE1.OD.BURE.BURE.PV/BURE-19820914/0010: Präsidium. Protokoll der Sitzung vom 14. September
     1982, S. 25.
11
     HAEP, PE1 P1 280/CABI CABI-19791011 0020: Vertraulicher Vermerk von Raymond Legrand-Lane (Generaldirektor für
     Information und Öffentlichkeitsarbeit) an François Scheer (Stabschef von Simone Veil), Luxemburg, 13. Oktober 1980.
12
     HAEP, EU.HAEU/PE1.P2.200/PRES.220/RELA.223/RICM/RICM-1982-310/0050: Schreiben von Piet Dankert an Gaston
     Thorn, September 1982.
13
     HAEP, EU.HAEU/PE1.P2.200/PRES.220/RELA.223/RICM/RICM-1982-310/0050: Schreiben von Gaston Thorn an Piet
     Dankert, Straßburg, 16. September 1982; Schreiben von Gaston Thorn an Piet Dankert, Brüssel, 3. November 1982, vgl.
     Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, C-3/3, 5. Januar 1983, S. 6.
14
     HAEP, EU.HAEU/PE1.P2.200/PRES.240/EXTE.241/EXEM/EXEM-1982-190/0020: Schreiben von Piet Dankert an Jacques
     Delors, Brüssel, 11.August 1982.
15
     HAEP, EU.HAEU/PE2.OD.BURE.515/BURE-19851127/0080: PE/Ausschuss für Jugend, Kultur, Medien, Information und
     Sport (Berichterstatterin: Winifred Ewing). Arbeitsdokument zur Nutzung des Jean-Monnet-Hauses, 16. Juli 1985.
16
     Historisches Archiv der Europäischen Union, Florenz, Fonds Pierre Uri, PU-176 und 177: Arbeit der Association des Amis
     de Jean Monnet, 1986–1987.
17
     C. Kølvraa: „The Father on Display: The House of Jean Monnet and the Construction of European Identity“, in Culture
     Unbound. Journal of Current Cultural Research, Vol. 4, 2012, S. 747–765.
18
     E. Guichaoua: „Jean Monnet, entre mémoire et histoire“, in G. Bossuat und A. Wilkens (dir.): Jean Monnet: l’Europe et les
     chemins de la paix, Veröffentlichungen der Sorbonne, 1999, S. 437.
19
     G. Bossuat: „Les trois visages de Monnet“, in Les Pères de l’Europe: 50 ans après. Perspectives sur l’engagement européen,
     Bruylant, 2001, S. 49.
20
     HAEP, EU.HAEU/SG 04EV.B1700/GEST.1/LOC-350/0030: Schreiben von Étienne Hirsch, Vorsitzender der Association des
     Amis de Jean Monnet, an Enrique Barón Crespo, Präsident des Europäischen Parlaments, Paris, 20. Juli 1990.

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