Das Pazifikbüro des DHI Washington - an der UC Berkeley - German Historical Institute
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Inhalt Vorwort 3 Globale und Transregionale Geschichte 32 Prof. Dr. Jeroen Dewulf 3 Dr. Albert Manke 33 Prof. Dr. Lok Siu 36 Grußwort 5 Prof. Dr. Paul Alivisatos 5 Fördern 40 Einführung 6 Förderformate und -programme 41 Prof. Dr. Simone Lässig 6 Tandem-Fellows 42 Das GHI PRO Team 9 Practitioners in Residence & Senior Fellows 45 Förderer & Strategische Partner 10 Vernetzen 48 Programmpartner 11 Kooperationen und Netzwerke 49 Forschen 12 Bucerius Lectures 50 Gerda Henkel Lecture Tours 51 Forschungskonzept und -struktur 13 Deutsche und Europäische Geschichte 54 Deutsche/Europäische und Jüdische Netzwerk Migrant Knowledge 55 Geschichte 16 Vernetzung mit dem Asien-Pazifik-Raum 58 Dr. Sheer Ganor 17 Öffentliche und wissenschaftspolitische Dr. Rebekka Grossmann 19 Aktivitäten 60 Dr. Nick Underwood 21 Dr. Florian Wagner 22 Berichtsdokumentation 62 Amerikanische und Transatlantische Impressum 74 Geschichte 24 Dr. des. Sarah Earnshaw 25 Dr. Swen Steinberg 27 Dr. Andrea Westermann 30
Vorwort Prof. Dr. Jeroen Dewulf Leiter des Institute of European Studies Seit drei Jahren besteht eine produktive ley sollte zwar das Zentrum sein, aber es Partnerschaft zwischen dem Deutschen gab den deutschen Stipendiat*innen un- Historischen Institut und dem Institute of komplizierte Möglichkeiten, sich mit den European Studies (IES) der University of anderen UCs, aber auch den anderen California, Berkeley. Es ist wichtig darauf Universitäten an der Westküste zu ver- hinzuweisen, dass die Kooperation mit netzen. Das wurde vom ersten Direktor, dem DHI eine lange Vorgeschichte hat, Gerald D. Feldman, stark vorangetrieben, 3 die bis zur Gründung des Centers for Ger- der auch enge Kontakte zum Deutschen man and European Studies (CGES), dem Historischen Institut in Washington D.C. Vorgänger des IES, zurückgeht. Berkeley pflegte und mit dem er schon damals war damals eine von drei Universitäten – über eine mögliche Präsenz des DHI die einzige öffentliche Universität und die an der Westküste nachdachte. Als nach einzige an der Westküste –, die neben 10 Jahren die finanzielle Unterstützung Harvard und Georgetown University 1990 aus Deutschland für das CGES auslief, von der Kohl-Regierung ausgewählt wur- wurde es schwieriger, die zentrale Rolle, de, um dort ein Exzellenz-Zentrum für die das Center einst an der Westküste Deutschlandstudien im Kontext der ver- gespielt hatte, zu behaupten. Mit dieser änderten geopolitischen Situation aufzu- Vorgeschichte im Blick ist gut nachvoll- bauen. Das entscheidende Argument da- ziehbar, weshalb ich sofort begeistert war mals für Berkeley, und nicht etwa Stan- über die Möglichkeit, fast drei Jahrzehn- ford, war die Tatsache, dass Berkeley Teil te später diese Kooperation mit dem DHI der University of California ist, Teil also umzusetzen. des staatlichen Universitätsverbandes, Wenn ich nun auf die ersten drei Jah- der aus zehn Standorten besteht. Berke- re unserer Zusammenarbeit mit dem
Pazifikbüro des DHI zurückblicke, kann Aber auch auf dem Campus in Berkeley International and Area Studies“ (GIAS) er- ich ohne Zögern sagen, dass das Pres- selbst ist das Pazifikbüro in einer Weise öffnet den Kolleginnen und Kollegen vom tige und der Enthusiasmus der alten Zei- vernetzt, die durchaus einzigartig unter DHI die Möglichkeit, sie mit Forscher*in- ten wieder da ist. Dank des DHI haben wir den Deutschen Historischen Instituten nen aus den Canadian Studies, South die Möglichkeit, prominente Redner an ist, und dies weltweit. Als unserer Partner Asian Studies, Latin American Studies, unser Institut zu holen. Ich denke hier z.B. teilt das GHI PRO nicht nur unsere Bü- Middle Eastern Studies, African Studies, an David Miliband, den Präsidenten des roräume im Herzen des Campus unter- usw. zu vernetzen. Mit dem GIAS sind halb der Campanile, es nutzt auch unse- 4 International Rescue Committees, oder bereits jetzt über 1000 „affiliated facul- an Theo Sommer, den ehemaligen Zeit- re intellektuellen Netzwerke, die wir mit ty“ verbunden. Dazu kommen noch etwa Chefredakteur. Neben solchen promi- verschiedenen Fakultäten und anderen 5000 „affiliated doctoral students“. Durch nenten Figuren des öffentlichen Lebens, Instituten an der UC Berkeley pflegen. das Pazifikbüro steht dieses Netzwerk die wir sonst nicht leicht an unser Institut Dem IES sind etwa 250 „affiliated facul- nicht nur den Wissenschaftler*innen des holen könnten, kommen Spitzenforscher, ty,“ angeschlossen, also Professoren, DHI offen, sondern generell allen Wissen- die etwa im Rahmen der Gerda Henkel die mit uns in vielerlei Form zusammen- schaftlern aus Deutschland, die sich über Lecture Tours nicht nur nach Berkeley, arbeiten. Die verschiedensten Fakultäten das GHI PRO anbinden. sondern auch an anderen Westküsten- sind dabei vertreten: Geschichte, Rechts- Ich bin stolz darauf, wie viel das Pazifik- universitäten kommen: Dazu gehören wissenschaften, Wirtschaftswissenschaf- büro des DHI in diesen ersten drei Jahren u.a. Sven Reichardt (Konstanz), Martina ten, Germanistik und auch alle anderen geleistet hat und wieviel wir gemeinsam Kessel (Bielefeld) und Sebastian Conrad sprach- und kulturwissenschaftlichen Fa- bewirkt haben. Mir war von Anfang an (Berlin). Die Henkel Tours sind nur ein kultäten aus dem europäischen Raum. klar, dass dies eine langfristige Kooperati- Beispiel, wie das Pazifikbüro in kurzer Zeit Zudem gehört das IES zu einem Netz- on sein würde. Jetzt, wo eine solide Basis ein Netzwerk mit den verschiedenen aka- werk verschiedener Area Studies, die sich gelegt worden ist, hoffe ich sehr, dass das demischen Einrichtungen an der West- gerade unter meiner kommissarischen DHI die nötige Unterstützung bekommt, küste aufgebaut hat - von San Diego bis Leitung neu als Forschungszentrum or- um diese in den nächsten Jahren weiter Seattle und weiter bis nach Kanada. ganisieren. Das neue „Center for Global auszubauen.
Grußwort Prof. Dr. Paul Alivisatos Executive Vice President and Provost, University of California Berkeley We‘re so honored and so pleased that faces humanity globally, that will face us you‘ve decided to have GHI West here over many and even coming times. It has at Berkeley. […] I do want to say that if been a deep feature of all of our societies there‘s some characteristics of Berkeley, I for as long back as we have any history don‘t mean to say that they‘re unique, but to know of, and certainly here in the Bay they are certainly very clear when you‘re Area, it has been shaped by its migration here for a little while, you‘ll certainly expe- patterns. It‘s led to some remarkably posi- 5 rience them. […] [One] thing that I think tive things as well as to some things that you really will encounter as a true hall- we still struggle on. So certainly, the en- mark of the Berkeley spirit is a desire for gagement around that topic of migration that relentless questioning to push society and knowledge is one where it really feels to be better. I think that must be your as- like it will help us have a deeper knowled- piration too through the study of history. ge of ourselves, of our societies, of where We all know that engagement with history we may go, and it‘s a topic where there‘s and coming to understand what has hap- much that remains to be discovered. So pened in the past is one of the best ways it‘s just wonderful that you‘ve chosen that. that we can come to understand what‘s happening to us in the present and to be Aus dem Grußwort von Paul Alivisatos, able to think through the situations that we gehalten am 1. November 2017 im Rah- face at any given moment. I really have to men der Eröffnung des Pazifikbüros. congratulate you very much for deciding on the topics of knowledge and migration and how they intertwine with each other. It is one of the deepest questions that
Einführung Prof. Dr. Simone Lässig Direktorin Deutsches Historisches Institut Washington und PRO Berkeley Die nordamerikanische Westküste ist seit Dieser Bericht informiert Sie über unsere vielen Jahrzehnten ein internationales For- Forschungen an der Westküste wie auch schungszentrum ersten Ranges. Deshalb über die am PRO Berkeley entwickelten haben deutsche wie nordamerikanische Programme zur Förderung und Vernet- Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen zung deutscher und amerikanischer Wis- – unter ihnen Erich Angermann, Gerald D. senschaftler*innen. Das Profil, das das Feldman und Guido Lammers – bereits in Pazifikbüro in seiner Aufbauphase ge- 6 den 1980er Jahren auf die Bedeutung die- wonnen hat, entspricht dem, was wir dem ser Region aufmerksam gemacht. Viele MWS-Stiftungsrat 2016 in unserem Kon- Jahre später empfahl dann auch der Wis- zept versprochen hatten. Und doch ist es senschaftsrat, „der Diversität und Größe weit mehr als nur das Ergebnis strategi- des amerikanischen Kulturraums und der scher Planungen. Es ist auch „von unten“ breiten Auffächerung der amerikanischen gewachsen und in allen seinen Entwick- historischen Forschung“ durch eine ins- lungsphasen von unseren Partnern, Nut- titutionelle Präsenz an der nordamerika- zern und Förderern dies- und jenseits des nischen Westküste Rechnung zu tragen. Atlantiks mit geformt worden. Ihnen danke Im Mai 2016 haben das DHI Washington ich ebenso herzlich wie den Mitarbeiter*in- und die Gremien der Max Weber Stiftung nen, die vor Ort in Kalifornien, aber auch (MWS) damit begonnen, diese Empfeh- in Washington mit bewundernswertem lung praktisch umzusetzen und im No- Engagement und spürbarer Freude daran vember 2017 konnten wir schließlich ein arbeiten, das „Projekt Westküste“ erfolg- Pacific Regional Office an der University reich umzusetzen und so auch die MWS of California, Berkeley (GHI PRO) als Au- um ein Modell zu bereichern, das all ihren ßenstelle des DHI Washington eröffnen. Instituten und den Fachgemeinschaften,
denen sie sich verpflichtet fühlen, zugute und Vernetzen — das gehört für uns an führen, und hierfür haben die Gremien kommt: Die Verankerung deutscher geis- der Ostküste wie an der Westküste eng der MWS und das DHI Washington mit teswissenschaftlicher Forschung an einer zusammen und befruchtet sich immer seinem PRO Berkeley auch strategisch internationalen Spitzenuniversität und wieder gegenseitig. geplant. Um eine fundierte Entschei- – über das zehn Standorte umfassende Es war nicht zuletzt dieses duale Profil, dung über seine Zukunft zu treffen, wird System der University of California – die das Drittmittelgeber wie die Volkswagen- das Pazifikbüro ebenso wie die beiden Einbindung in Forschungsinfrastrukturen, Stiftung, die ZEIT-Stiftung Ebelin und anderen neuen MWS-Standorte in Chi- die ein einzelnes Institut so nirgends bie- Gerd Bucerius und die Gerda Henkel na und Indien von einer externen Gut- 7 ten kann. Stiftung motiviert hat, den neuen MWS- achtergruppe evaluiert. Sie hat sich im Durch die Verankerung auf dem Cam- Standort und seine innovativen Formate Januar 2020 eingehend mit dem Bericht pus der UC Berkeley und die Nähe zu trans- und internationaler Karriereförde- aus Berkeley befasst, die für den März unserem wichtigsten Kooperationspart- rung in erheblichem Umfang zu unterstüt- 2020 geplante Begehung vor Ort aber ner, dem Institut of European Studies zen. Für diese Unterstützung sind wir sehr auf unbestimmte Zeit verschieben müs- (IES), ist viel Vertrauen gewachsen. So dankbar, denn ohne Drittmittel wären wir sen. Auch dies ist eine Folge der Corona- konnte das PRO Berkeley in recht kurzer nicht in der Lage gewesen, unser Konzept Pandemie, die uns als Historiker*innen in Zeit zu einem leistungs- und zukunfts- umzusetzen und von Berkeley aus ein in- Erinnerung ruft, was in früheren Epochen fähigen Ankerpunkt für verschiedenste ternationales und transdisziplinäres For- fast alle Menschen erfahren mussten, wissenschaftliche Aktivitäten im west- schungsnetzwerk zu Migrant Knowledge heute lebenden Generationen (zumin- lichen Teil Amerikas und im pazifischen zu formen, das die breite wissenschaft- dest in der westlichen Hemisphäre unse- Raum werden und als neuer Ort der liche Expertise und die Alltagserfahrung rer Welt) aber selten so deutlich vor Au- Forschung ebenso Profil gewinnen wie im US-amerikanischen Westen fruchtbar gen stand wie in diesem Frühjahr — das als Akteur, der im internationalen For- macht für die Entwicklung neuer Koope- Leben ist kontingent und nicht immer so schungsraum Wissenschaftler*innen aller rationen und Forschungsfragen. planbar, wie wir es uns wünschen. Karrierestufen unterstützt und Wissen- Nun aber ist es an der Zeit, das „Projekt Die Zukunft behalten wir umso mehr im schaftsservice leistet. Forschen, Fördern Westküste“ in stabile Strukturen zu über- Blick und wir hoffen, dass die Bilanz der
Aufbauphase Ihnen zeigt, welch beson- deren Potenziale das neue PRO Berkeley hat und welche Chancen es für die Max Weber Stiftung, für die deutschen Geis- tes- und Sozialwissenschaften und für den internationalen wissenschaftlichen Austausch bietet — auch, aber keines- 8 wegs allein durch neue oder erweiterte Zugänge zur Forschung in Lateinamerika und im pazifischen Raum. Diese Poten- ziale und Chancen zur Entfaltung zu brin- gen, dafür arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern und allen Wissenschaft- ler*innen, die die Angebote des GHI PRO nutzen und ihm damit immer wieder neue Impulse geben. Dr. Harald Rosenbach, Geschäftsführer der Max Weber Stiftung, Prof. Dr. Harriet Rudolph, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des DHI Washington, Prof. Dr. Hans van Ess, Präsident der Max Weber Stiftung und Prof. Dr. Simone Lässig (v.l.) auf der Eröffnungveranstaltung des PRO Berkeley am 1. November 2017 in der Magnes Collection of Jewish Art and Life at UC Berkeley.
Das GHI PRO Team Heike Friedman Dr. Albert Manke Dr. Andrea Westermann Programmkoordinatorin Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wissenschaftliche Mitarbeiterin MWS-Projekt „Wissen entgrenzen“ und Büroleitung 9 Moses Hall
Förderer & Strategische Partner Bundesministerium für Bildung und New School for Social Research, Forschung Zolberg Institute on Migration and Verbundprojekt der Max Weber Stiftung, Mobility & Arnhold Foundation „Interaktionen und Wissensströme: Ver- Tandem Fellowship Programm “Forced flechtungs- und Entflechtungsprozesse Migration”, Vortragsreihe „New Narratives: im pazifischen Raum“, mit dem Deut- Immigration and the Peopling of America” schen Historischen Institut Moskau, dem (2019 – 2021) Deutschen Institut für Japanstudien To- kyo mit Forschungsgruppe Singapur und VolkswagenStiftung dem China Branch Office Peking der Max Tandem Fellowships (2017 – 2022) Weber Stiftung (2019-2022) ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius 10 Deutsche Forschungsgemeinschaft Konferenzförderung „In Glo- Jährliche Bucerius-Lecture und Young bal Transit“ (2019) Scholar Forum (2017 – 2022); Symposium „Entangeling the Pacific and Fritz Thyssen Stiftung Atlantic Worlds: Past and Present“ (2019) Forschungsreisestipendien für Doktorand*innen (2019 – 2021) Gerda Henkel Stiftung Lecture Tours (2018 – 2020) Institute of European Studies at the University of California, Berkeley
Programmpartner Bayerische Amerika-Akademie (BAA) India Branch Office der Max Weber Stif- Universität Bielefeld, Maria Sibylla tung Merian Center for Advanced Latin Ame- University of California, Berkeley rican Studies in the Humanities and So- DFG-Internationales Graduiertenkolleg cial Sciences (CALAS) (IGK), „Temporalities of Future“ Deutsches Generalkonsulat, San Francisco University of British Columbia, Vancouver Ludwig-Maximilians-Universität University of California, Davis Deutsches Historisches Institut London München, Institut für Russland-Asien- Studien University of California, Los Angeles (UCLA) East West Center, Honolulu, Hawaii Magnes Collection of Jewish Art and Life, University of California, Berkeley University of California, San Diego 11 Forum Transregionale Studien, Berlin National University of Singapore, University of California, Santa Barbara Freie Universität Berlin, Lateinamerika- Department of Geography Institut University of Colorado, Boulder Stanford University German Studies Association (GSA) University of Oregon, Eugene Thomas Mann House, Los Angeles Goethe Institut, San Francisco University of Southern California (USC), Universität Bielefeld, SFB 1288 Max Kade Institute for Austrian-German- Hokkaido University, Sapporo, Japan, („Praktiken des Vergleichens“) Swiss Studies Slavic Eurasian Research Center Humboldt Universität zu Berlin, Wende Museum, Los Angeles Institute of Education Studies
Forschen Der Sather Tower (auch Campanile), Bancroft und Doe Memorial Libraries (v.l.)
Forschungskonzept und -struktur Dem DHI Washington war und ist es wich- kalifornischen Quellenbestände zur Hand- Wissensgeschichte der Migration mit tig, sein Pazifikbüro trotz minimaler Perso- lungsmacht von Migranten und ihrer Rol- einem besonderen Interesse an dias- nalausstattung forschungsgetrieben auf- le als Produzent*innenen migrantischen pora- und umwelthistorischen Themen zubauen und dabei thematische und me- Wissens sind für den akteurszentrierten darstellt, aber auch für die räumlichen Di- thodische Offenheit einerseits und Profil- Ansatz des PRO von besonderem Wert. mensionen der Forschungen. So haben bildung andererseits in einer angemes- Über verschiedenste wissenschaftliche die Projekte des aktuellen Forschungs- senen Balance zu halten. Dafür orientiert Formate – so etwa Workshops, Konferen- tandems ihren Ausgangspunkt in der Ge- sich das GHI PRO an der Forschungsma- zen und Tagungssektionen, Nachwuchs- schichte des deutschsprachigen Juden- trix des Gesamtinstituts. Über historisch seminare, Akademien und programma- tums, doch zeigen sie, dass deutsche gewachsene Arbeitsbereiche ist es mög- tische Publikationen, Tandemstipendien Geschichte zunehmend globalhistorisch lich, themenoffen zu forschen und ggf. und Gastwissenschaftlerprogramme, Dritt- ausgerichtet ist, und zweitens, dass die kurzfristig neue wissenschaftliche Impulse mittelprojekte und eigene wie assoziierte deutsch-jüdische Geschichte (auch) als 13 aufzunehmen. Mittelfristig angelegte For- Forschung – hat sich das neue Pazifik- analytische Linse für übergreifende Fra- schungsschwerpunkte, die quer zu die- büro inzwischen als Akteur etabliert, der gen genutzt wird. Damit tangieren sie wie- sen Bereichen liegen, bieten dem Institut Forscher*innen aus unterschiedlichen derum Forschungsinteressen, die wir in und seinem Pazifikbüro indes die Chan- Weltregionen miteinander ins Gespräch der Konferenzserie „In Global Transit“ ce, ein spezifisches Profil zu bilden und bringt und sie in das multidisziplinäre in einen Dialog gebracht haben: Zum sichtbare wissenschaftliche Akzente zu Netzwerk Migrant Knowledge einbin- einen das Interesse an temporalen, ma- setzen. det, das über den gleichnamigen Blog teriellen und lebensweltlichen Dimensio- Ausgehend von der Spezifik der ameri- stetig an Sichtbarkeit gewinnt. nen von Migration, Diaspora und Wissen. kanischen Westküste, die historisch wie Der folgende Bericht über die Forschungs- Und zum zweiten die Erweiterung des aktuell in hohem Maße durch Migrations- projekte des PRO Berkeley orientiert sich Blicks auf Länder des globalen Südens, bewegungen und Wissenstransfers ge- in seiner Struktur an den drei längerfris- die es nahe legt, die Geschichte jüdi- prägt ist, hat sich das GHI PRO zunächst tigen Arbeitsbereichen des Instituts, doch scher Emigration mit Forschungen darauf konzentriert, mit „Wissensge- scheinen in ihm vielfältige und frucht- zur Empire-Geschichte und postkolo- schichte der Migration“ ein neues, bare Verschränkungen auf. Das gilt für nialen Fragestellungen zusammenzu- überaus dynamisches Forschungs- konzeptionelle Ansätze und analytische führen. feld zu entwickeln. Die herausragenden Schwerpunkte, wie sie in Berkeley die
Auch in der transatlantischen und ameri- kanischen Geschichte zeigen sich Über- schneidungen zu anderen Arbeitsschwer- Deutsche/ punkten des Instituts – von der deutschen Europäische Migraon und Jüdische Geschichte, die der am PRO Berkeley Geschichte Strukturgebende Arbeitsbereiche assoziierte, in Kanada forschende Histo- riker Swen Steinberg transatlantisch er- weitert, bis hin zur pazifischen und trans- regionalen Geschichte, die für Andrea Profilgebende Westermann eine wichtige Rolle spielt. Amerikanische und Gemeinsam ist den disziplinär sehr unter- Wissen Trans|atlansche Geschichte schiedlich angelegten Projekten dieses Bereichs das Anliegen, die Potenziale Forschungsschwerpunkte einer wissenshistorisch informierten Mig- rationsgeschichte mit umwelthistorischen Fragestellungen auszuloten. Andrea Wes- 14 termann untersucht Umwelt als Pull-Fak- Globale und Digital Transregionale tor für Migration, während Sarah Earns- Geschichte haw, die als Tandem-Stipendiatin in dem Kooperationsprogramm forscht, das das GHI PRO mit dem Zolberg-Insti- tut for Migration and Mobility der New Forschungsmatrix des DHI Washington School für Social Research etabliert hat, am Beispiel der Karibik Umwelt und Naturkatastrophen als Push-Faktor für Migration analysiert. Hier wie da wird deutlich, dass das PRO amerikanische Geschichte in ihren viel- fältigen Verflechtungen erforscht und dabei sowohl dem lateinamerikani- schen als auch dem pazifischen Raum mehr Bedeutung beimisst, als das allein von Washington aus der Fall sein konnte.
Albert Manke, der als erster Tandem-Fel- seines Buchprojekts „Yiddish Culture, Je- America Studies an amerikanischen Uni- low ans PRO kam, heute im BMBF-geför- wish Migration, and the Making of Post- versitäten, aber auch die vertraglich ver- derten MWS-Projekt „Wissen entgrenzen“ Vichy France, 1944-1958“: Das Ausmaß einbarte Zusammenarbeit mit dem CALAS forscht und dabei den Bereich Globale und des französischen und europäischen Re- in Guadalajara und dem ebenfalls in Mexi- Transregionale Geschichte stärkt, ordnet vivals jüdischer und jiddischer Kultur war ko tätigen Internationalen DFG-Graduier- sich genau hier ein: Als Lateinamerikahis- größer als bisher angenommen und muss tenkolleg „Temporalities of Future“. toriker untersucht er mit einem wissens- durch eine rechtsgeschichtliche Dimen- Das GHI Washington hat sich über drei historischen Ansatz interamerikanische sion ergänzt werden. Jahrzehnte hinweg einen exzellenten Ruf und transpazifische Migrations- und Eine neue Dimension historischer Analy- in der transatlantischen Geschichte erar- Transferprozesse. Dabei bewegt er sich se hat für das DHI Washington auch das beitet. Über sein Pazifikbüro und daraus – wie Sheer Ganor und Rebekka Gross- erste Tandem (Albert Manke und Lok Siu) erwachsende Kooperationen – auch man – in der historischen Diasporafor- eröffnet und diese bildet wiederum eine solche mit anderen MWS-Instituten schung und damit in einem Feld, das mit wichtige Brücke zum zweiten Schwer- – nimmt es nun auch Forschungsimpul- seinem genuin globalhistorischen Kern punkt des PRO Berkeley: Forschungen se aus den noch relativ jungen (Trans-) auch in Washington an Bedeutung ge- zur interamerikanischen, lateinameri- Pacific Studies auf. Unsere Planung ist wonnen, für das in Berkeley entstandene kanischen und pazifischen Geschichte. darauf ausgerichtet, beide Forschungs- 15 Netzwerk Migrant Knowledge jedoch ein Lok Siu (UC Berkeley) analysiert die räume und beide Forschungsperspek- besonderes Potenzial hat. Florian Wagner Weltdeutungen und den Erfahrungsraum tiven thematisch und methodisch auf- (Universität Erfurt) und Nick Underwood, (“Worlding“) japanischstämmiger Perua- einander zu beziehen und über das die in der zweiten Runde am Tandem ner, die als Kinder während des Zweiten Konzept Transoceanic Studies unter- Programm teilnahmen, ordnen sich die- Weltkriegs von der peruanischen Regie- schiedliche Forschungsgemeinschaften ser Perspektive einer Wissensgeschich- rung an die USA ausgeliefert und im Crys- so miteinander ins Gespräch zu bringen, te der Migration von unten ebenfalls zu. tal City Family Camp in Texas interniert dass daraus neuartige wissenschaftliche Wagner untersucht die Anverwandlungen wurden. Impulse, Fragehorizonte und methodi- humanitärer Diskurse durch äthiopische Auch in dieser Hinsicht nutzen wir den sche Zugriffe erwachsen können. politische Exilrebellen und Diasporajuden genius loci und die herausragenden Res- in den 1980er Jahren, um die Herausbil- sourcen der Westküste, um für und mit dung eines nicht europäisch-kolonial ge- Historiker*innen aus Deutschland und den prägten Rückführungsmanagements von Amerikas neue Perspektiven, Forschungs- Migrant*innen zu rekonstruieren. Sein räume und Kooperationen erschließen Partner Nick Underwood (College of Ida- zu können. Relevant hierfür sind Kontak- ho) reformulierte nach Einsicht aller in te zu Vertreter*innen der Pacific Studies, Berkeley zugänglichen Quellen die These der China/Asian Studies oder der Latin
Deutsche/Europäische und Jüdische Geschichte
Dr. Sheer Ganor 17 Kurzvita Veröffentlichungen Ab 2020 “Generation in-flux: Diasporic reflections Assistant Professor für Geschichte an der on the future of German-Jewishness,” in: University of Minnesota, Twin Cities Diana Franklin and Gideon Reuveni (eds.), The Future of the German Jewish Past, Pur- due University Press (forthcoming, 2020). 2019 - 2020 Tandem-Fellow am GHI PRO “To Farm a Future: The Displaced Youth of Gross-Breesen”, German Historical Institu- 2013–2019 te Bulletin Supplement, Vol 15: “Histories of Migrant Knowledge: Transatlantic and Promotionsstudium am History Department Global Perspectives” (2020), 19-40. der University of California, Berkeley “Forbidden Words, Banished Voices: Jewish Refugees at the Service of BBC Propaganda to Wartime Germany,” Journal of Contemporary History, Vol. 55, No. 1 (2020); 97-119.
Undevised Heimats Forced Migration from and into Germany in the Twentieth Century As a Tandem Fellow in the History of Mi- and until the end of the twentieth centu- torical cases, each focusing on a specific gration, Sheer Ganor has devoted her ry, this study approaches displacement population of forced migrants whose per- fellowship year to two research projects: as a dynamic field, illuminating the ways ceived Otherness was particularly visible Firstly, the further development of a book in which diasporic communities evolve to the majority society of the time: Eastern manuscript that explores the global di- across time. In its geographic reach, it European Jews who escaped econom- aspora of German-Jewish refugees from explores the multifaceted responses of a ic hardships and increasing antisemitic Nazi Germany; secondly, the conceptual- community bound by shared history to the violence in the aftermath of WWI; forced ization of a study of forced migration into shock of near-total dispersion and to the laborers who were removed from their Germany throughout the twentieth cen- cataclysmic rupture of the Holocaust. homelands during WWII and coerced to tury. While built around different chronol- contribute Nazi Germany’s econ- ogies, geographic scopes and analytical omy of total war; refugees from frameworks, both of these projects share war-ravaged Vietnam to West their origin in Ganor’s scholarly engage- Germany in the late 1970s 18 ment with the history of displacement. and the early 1980s; and refu- Titled In Scattered Formation: Displace- gees from the Yugoslav Wars ment, Alignment and the German-Jewish during the 1990s, after Reunifica- Diaspora, the first project analyzes the tion. Examining forced migration process by which the displaced population in these historical junctures, the of German-Jewish refugees reconstitut- project pursues an understand- ed itself as a diaspora in the aftermath of ing of how Germany, as a host escaping Nazi persecution. It captures the country, responded to incoming contours of life in the aftermath of forced Jewish refugee children on the SS President Har- waves of forced migration, how migration; the modalities of reorientation ding looking out at the NYC skyline German society was shaped by adopted by the displaced in their diasporic these arrivals, and how historical communities; their efforts to preserve a The second project undertaken during memory of prior displacements in German cultural identity threatened by extinction; the fellowship year analyzes the influx of history influenced these processes. and the lived tensions that emerged as a displaced people into Germany at pivotal result of these developments. Encapsulat- moments throughout the twentieth century. ing five continents and spanning from 1933 It offers a comparative study of four his-
Dr. Rebekka Grossmann 19 Kurzvita Veröffentlichungen Seit 2019 “Image Transfer and Visual Friction. Staging Tandem-Fellow am GHI PRO Palestine in the National Socialist Spectacle”. Leo Baeck Institute Yearbook 2019. 19-45. 2014–2019 Promotionsstudentin am History Depart- “Negotiating Presences. Palestine and the ment der Hebrew University, Jerusalem Weimar German Gaze“. Jewish Social Stu- dies 23.2. (2018). 137-172. 2015–2016 George L. Mosse Program in History Fel- low, University of Wisconsin, Madison
Zugehörigkeit denken Postkolonialer Widerstand und die deutsch-jüdische Erfahrung Dieses Projekt folgt jüdischen Migrant*innen und politischen Aktivist*innen in kolonia- le Kontexte und fragt nach dem Einfluss solcher Begegnungen auf deutsch-jüdische Konzepte nationaler Zugehörigkeit zur Zeit des Kalten Krieges. Als solches stellt diese Studie die neuere deutsch-jüdische Geschichte in den größeren Rahmen der Geschichte des Kolonialismus und des Imperialismus und untersucht die globalen Auswirkungen von Exil und Verfolgung auf das jüdische Denken und den politischen Aktivismus. Sie ist die erste Studie ihrer Art, die einen Bogen spannt von Begegnun- gen zwischen Juden und Jüdinnen in kolonialen Kontexten mit frühen antikolonialen Bewegungen der 1920er Jahre bis hin zu einer Erforschung jüdischer Stimmen im „Dritte Welt“-Diskurs der 1960er und 1970er Jahre. Für die Erforschung dieser Be- gegnungen werden Erinnerungen von jüdischen Exilant*innen in globalen Transitsi- tuationen mit den Arbeiten von Reisejournalist*innen und Fotograf*innen sowie den Kampagnen jüdischer Hilfsorganisationen in Zusammenhang 20 gebracht. Der Quellenkorpus stellt daher ein Prisma aus Text- und Bildquellen sowie Objekten dar. Bei der Erforschung dieser Tim Gidal: Gandhi, All-India Congress, 1940 Begegnungen geht es nicht nur um den reinen Austausch von Dieses Porträt von Mahatma Gandhi entstand während eines In- postimperialen Konzepten der Nationalität, sondern auch dar- dien-Aufenthaltes des deutsch-jüdischen Fotografen Tim Gidal im um, wie die moderne jüdische Erfahrung von Staatenlosigkeit, Jahre 1940. Es zeigt die politische Ikone Gandhi von einem niedri- Mobilität und Migration das westliche Nachkriegsdenken über gen Winkel und erhöht ihn damit visuell. Der Fokus der Kamera liegt Staatlichkeit in Ländern des Globalen Südens beeinflusste. Das auf Gandhis bestimmter Geste, die Entschlossenheit und Taten- Projekt befindet sich somit an der Schnittstelle der Geschich- drang ausstrahlt. Der Rest des Raumes, insbesondere die Deko- ration des Saales, sind unscharf und werden somit auch durch die te des Wissenstransfers und -austausches und einer jüdischen Kamera in den Hintergrund gedrängt. Gidals Reisebericht spricht Kulturgeschichte der Politik. von der Eindrücklichkeit der Begegnung mit der Leitfigur der indi- schen Nationalbewegung. Gleichzeitig bemüht sich Gidal auch um Begegnungen mit der indischen Bevölkerung. Seine Eindrücke und der Kontext seiner staatenlosen Reisen durch Asien sind Teil der Betrachtungen dieser Arbeit.
Kurzvita Ab 2020 Dr. Nick Assistant Professor für Geschichte und Underwood Berger/Neilsen Chair of Judaic Studies am College of Idaho 2019 – 2020 Research Fellow am Frankel Institute for Advanced Judaic Studies an der University of Michigan 2018 – 2019 Tandem-Fellow am GHI PRO 2016 PhD in History an University of Colorado Boulder 21 Veröffentlichungen „Lending Identity: Circulating Literacy, Yiddish Culture, Jewish Migration, and the Current Events, Yiddish Culture, and Po- litics in Interwar France,“ Contemporary Making of Post-Holocaust France, 1944–1962 French Civilization, scheduled for volume This project is an exploration of how Yiddish-speaking French Jews brought their com- 45, no. 1, 2020, 71–88. mitment to cultural hybridity, which began during the interwar years, into the postwar years in France. The research contributes to our understanding of both the reconstruc- „Vegetarianism as Jewish Culture and tion of daily life in France after Vichy and the Holocaust and gives us a better under- Politics in Interwar Europe,“ in Jewish Ve- standing of how Jews in France attempted to recreate and amend their interwar Yiddish ganism and Vegetarianism: Studies and cultural project to a postwar French (new) Republican context. This project focuses on New Directions, eds., Jacob Ari Labendz the important period between Liberation and the end of the Algerian War in an attempt and Shmuly Yanklowitz (Albany: State to illuminate the role that culture played in determining how Jews specifically attempt- University of New York Press) 2019. ed to reintegrate themselves into a French society that had only years before stripped „La France et l’Exposition internationale them of their sense of belonging. de 1937 au prisme de la presse yiddish,“ Archives Juives 51, no. 1, 2018, 75–92.
Dr. Florian Wagner 22 Kurzvita Veröffentlichungen 2018–2019 Editor, with Cornel Zwierlein: Special Issue: Tandem-Fellow am GHI PRO „Close Distance. Social Segregation in Trading Empires and Colonies,“ Journal of Seit 2017 Modern European History 18,2 (2020) Akademischer Rat auf Zeit am Lehrstuhl für Zeitgeschichte, Universität Erfurt „Inventing Colonial Agronomy: Buitenzorg and the Transition from the Western to 2016 the Eastern Model of Colonial Agricultu- Koordinator der Forschungsstelle „Ham- re, 1880s–1930s,“ in: Kirchberger/Bennett, burgs (post-)koloniales Erbe und die frühe Environments of Empire: Networks and Globalisierung“ Agents of Ecological Change, University of North Carolina Press, 2020), p. 103-128.
Das Repatriierungsregime Ökonomie, Völkerrecht und Handlungswissen bei der organisierten Rückführung von Migrant*innen (1960-1990) Anhand der Rückwanderung und Repa- Repatriierungen trugen auch dazu bei, das triierung von Arbeitsmigrant*innen, Asyl- Wissensfeld des Repatriierungsregimes suchenden und Geflüchteten untersucht zu etablieren und zu erweitern. Während Florian Wagner die Entstehung eines Repatriierungen vom Globalen Norden in “Repatriierungsregimes” zwischen den den Globalen Süden oft den Charakter 1960er und 1990er Jahren. Die Idee der von Abschiebungen hatten, werden im Repatriierung fand in diesem Zeitraum Rahmen des Forschungsprojekts auch Eingang in die Prinzipien des Völkerrechts Repatriierungsprozesse im Globalen Sü- und in die Praxis des Migrationsmanage- den untersucht, bei denen die Agency und ments internationaler Organisationen und die Erfahrung von Migrant*innen eine be- Behörden einzelner Staaten. Repatriie- deutende Rolle spielten. Mesa Grande refugee camp 1987 23 rungen wurden dabei als eine Art Natur- gesetz dargestellt, das durch Behörden, Staaten und internationale Organisatio- nen durchgesetzt wurde. Diese brauchten zur Durchführung von Repatriierungen ein institutionelles Handlungswissen, das aber auch über staatliche Strukturen hinaus transnational erworben werden musste. Nicht nur Internationale Orga- nisationen und europäische Staaten er- zeugten dieses Wissen, sondern auch Mi- grant*innen selbst, in ihrer permanenten Auseinandersetzung mit der Rückkehr- frage. Schlüsselbegriffe der Migrations- geschichte wie das Recht auf Rückkehr, das Recht auf „Heimat“, sowie die globale Debatte um freiwillige und erzwungene
Amerikanische und Transatlantische Geschichte 24
Dr. des. Sarah Earnshaw 25 Kurzvita Veröffentlichungen Seit Oktober 2019 Entry „International Political Sociology“ in Postdoctoral Fellow GHI PRO/Zolberg Ins- The Palgrave Encyclopaedia of Global Se- titute on Mobility and Migration, History of curity Studies, ed. Thapa and Romaniuk (Forced) Migration and Environment (Forthcoming in print, 2020) Available on- line August 2019. 2014–2019 Promotionsstudentin am Amerika‑Institut Essay Contribution „Humanitarian Strikes: (LMU München); Doktorarbeit zum Thema: Interrogating the Biopolitics of US Drone »Freedom Will Be Defended«: The Human Warfare“, in Work In Progress: Work On Rights Regime of Truth and Standards of Progress, Doktorand_innen-Jahrbuch 2017 Sovereignty in US Security Discourse der Rosa Luxemburg Stiftung (Berlin: VSA Verlag, 2018). Available online
Disaster Temporalities Race, Return, and Resilience in Forced (Environmental) Migration from the ‘Greater Caribbean’ to the U.S. This project considers the temporal in the intertwined with cultural, social, racial, climate vulnerable sites in the region, the management of so-called climate migra- political, and economic factors of (im) (climate) migrant-sending states; as well tion and in the weathering of natural di- mobility? Earnshaw analyses sources of as the agencies and practices of installing sasters. Temporalities are prominent not knowledge production in U.S. internation- and policing U.S. borders. Temporalities only in the futurity of climate threat, in al relations and legal regimes and how as a guiding research focus goes beyond competing times of the anthropocene, but this knowledge shapes the governing of the sudden onset of catastrophe; the long also in US immigration policy: the Tempo- environmental migration, which include: history of disasters in the Caribbean Ba- rary Protected Status, introduced in 1990, congressional debates in applying tem- sin must be situated within a postcolonial, is an anchor point of the project. Grant- porary status, reports on affected nations, environmental history of slow violence, of ing temporary rights to live and work for and political and media discourse follow- extraction, exploitation, and accumulation. those who cannot return (or be deported) ing disaster; developmental projects in 26 as a result of temporary extraordinary sit- uations, the provision of conditional and limited status due to an environmental calamity is not unprecedented in U.S. Colonialism, catastrophe, immigration; the Azorean Refugee Act of and a cry for Help: the dev- astation of Hurricane Maria 1958 was passed in direct response to in 2017, as captured here a disaster, and 1965 amendments to the (Puerto Rico) from the air, Immigration and Naturalization act, within was met with a slow and severely lacking provision a larger re-framing of the figure of the “ref- of relief, following decades ugee”, created a category of “conditional of federal neglect of the un- incorporated territory. entries” including those uprooted by a cat- astrophic natural calamity. When and why were “natural disas- ters” introduced into U.S. immigration dis- course; how has disaster displacement been conceptualized within humanitari- an and development strategies, thereby
Dr. Swen Steinberg Foto: Ethan Grandel 27 Kurzvita Veröffentlichungen seit 2019 2015–2016 Anthony Grenville and Swen Steinberg, Editor des Blogs / Netzwerks „Migrant Forschungsstipendium (DFG und TU Dres- eds. „Refugees from Nazi-Occupied Euro- Knowledge“ den) für Archivrecherchen in den USA mit pe in British Overseas Territories.“ Special Anbindung an der UC Los Angeles issue, Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile Studies 20 seit 2018 (2020). 2010–2018 Assoziierter Fellow am GHI PRO Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr- stuhl für Geschichte an der TU Dresden Simone Lässig und Swen Steinberg, eds. seit 2018 “Knowledge and Migration.” Special issue, Postdoctoral Fellow an der Queen’s Uni- Geschichte und Gesellschaft 43 (2017). versity in Kingston/Ontario, Assistant 2009–2011 Professor (term adjunct) und Research Wissenschaftlicher Kurator der 3. Säch- Simone Lässig und Swen Steinberg, eds. Ambassador des DAAD sischen Landesausstellung »via regia – “Knowledge and Young Migrants.” Special 800 Jahre Bewegung und Begegnung« issue, Know: A Journal on the Formation of 2017 in Görlitz Knowledge 3 (2019). Zweimonatiges Forschungsstipendium des DHI in Washington/DC
Wissen über Berg und Wald Diskurse und Transferpraktiken in den Montan- und Forstwissenschaften – Zentraleuropa und Nordamerika im Vergleich (1860–1960) Das Projekt untersucht mit den Ansätzen Forschung zur deutschen Einwanderung fessionalisierung von weiterhin praktisch der Wissensgeschichte die Übertragung, nach Nordamerika hielt sich bisweilen das tätigen Berufsgruppen, das im 19. und frü- Modifikation und Übersetzung forst- und Bild des alleinigen ‚Exports‘ entsprechen- hen 20. Jahrhundert zu nicht untypischen montanbezogenen Wissens – insbeson- der Naturnutzungskonzepte. Auseinandersetzungen zwischen den ‚rei- dere auf der Ebene der praktischen und Das Projekt beschränkt sich nicht auf nen‘ Wissenschaftlern und den zumeist alltäglichen Nutzung – sowie das Aus- die im Kontext von Migration stehenden von ihnen ausgebildeten Praktikern führte bleiben solcher Übertragungsprozesse. Prozesse des Wissenserwerbs oder der – neben der horizontal-transatlantischen Dabei wird das klassische Thema des Modifikation von Wissen, die beispielswei- Ebene ist das Projekt auch an solchen transatlantischen Wissenschafts- und se anhand von Studierenden, Mitarbei- vertikalen Verläufen der Wissensübertra- Wissensaustauschs kritisch hinterfragt, tenden von staatlichen Behörden wie dem gung und -modifikation interessiert. um Veränderungen und Anpassungen US Forest Service oder privaten Unter- Der Ertrag der Studie besteht dabei im 28 neu zu sondieren. Erfolgte anfangs eine nehmen sowie anhand systematischer Besonderen darin, aufzuzeigen, wie Adaption der insbesondere an deutschen Exkursionen und damit korrespondieren- zumeist regional oder gar lokal entwickel- Institutionen wie der Bergakademie Frei- der Quellen analysiert werden können tes Wissen über lange Distanzen migrier- berg oder der Forstakademie Tharandt (Field Diaries, Fotografien und Fotoalben, te, welche Medien in diesen Migrations- entworfenen Konzepte (bspw. Verhüt- aus dem Reisekontext entstandene Pub- prozessen von Bedeutung waren und tungsmethoden, Forstbau- und Forstbe- likationen). Vielmehr werden auch Aspek- wie die Modifikation bzw. Adaption von wirtschaftungsschemata), so wurden die- te der Übersetzung und Übersetzbar- Wissen in anderen politischen, sozialen, se sukzessive an die natürlichen, ebenso keit von Naturnutzungskonzepten (in forst ökonomischen und kulturellen Settings aber auch an die sozialen und kulturellen lichen und montanen Wörterbüchern sowie verlief – oder eben unterblieb. Das Projekt Gegebenheiten Nordamerikas angepasst. die materielle Dimension der entspre- lotet damit anhand umweltgeschichtlicher Dies wurde wiederum in Europa rezipiert chenden wissensbezogenen Austausch- Fragestellungen die Potentiale einer Ver- und führte zu Phasen des teils intensiven prozesse untersucht, die sich etwa in schränkung von Wissens- und Migrations- wissenschaftlichen und personellen Aus- Modell-, Samen- und Gesteinssammlun- geschichte aus. tauschs. Beides – die Rückwirkungen und gen oder Xylotheken manifestierten. Ein die Modifikationen – blieb dabei lange un- besonderes Augenmerk gilt zudem dem beachtet. Insbesondere im Kontext der Konfliktfeld der wissenschaftlichen Pro-
„Dieser Wald ist ein Chaos“, schrieb Carl Alwin Schenck 1895 an seine Frau, nach- dem er einen ersten Rundgang durch die Forsten von George Vanderbilt in Biltmore/ North Carolina gemacht hatte. Der deut- sche Förster war gezielt angeworben wor- den, um diesen Waldbesitz exemplarisch nachhaltig zu bewirtschaften und zugleich eine Forstschule aufzubauen – beides sa- hen zentrale Protagonisten des Conser- vation Movement als notwendig an, um in den USA einen staatlichen Forest Ser- vice nach deutschem Vorbild ins Leben 29 zu rufen. Als allerdings 1908 die Biltmore Forest School nach einer internen Ausein- andersetzung geschlossen wurde, stellte Schenck das Ausbildungskonzept um und tourte mit seinen Studierenden in einem gemieteten Pullmann-Wagen durch die USA und Kanada. Das Winterhalbjahr aber verbrachten die US-Amerikaner in Darmstadt, von wo aus sie gezielt deut- sche oder französische Wälder sowie die entsprechenden Institutionen – etwa forst- liche Versuchsanstalten – besuchten Die bei diesen Exkursionen angefertigten Field Diaries und Fotoalben verdeutlichen Carl Alwin Schenck (Mitte) und Schüler der Biltmore Forest School in North Carolina, Prozesse der Adaption und Modifikation 1905 (Forest History Society) von forstlichem Wissen durch Migration.
Dr. Andrea Westermann 30 Kurzvita Veröffentlichungen Seit August 2017 Enrichment and Dilution in the Atacama Mi- Migrations and Radical Environmental Wissenschaftliche Mitarbeiterin und ning Desert: Imagining History as an Earthly Change. When Social History Meets the Büroleiterin des GHI PRO Science, in: Geschichte und Gesellschaft History of Science (Review Essay, in: NTM 46 (2020) (in Begutachtung). Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaf- ten, Technik und Medizin 27 (2019) 3, 377– Januar 2011–Juli 2017 389. Oberassistierende am Historischen Semi- Migrant Knowledge: Studying the Episte- nar der Universität Zürich mic Dynamics That Govern the Thinking in and around Migration, Exile, and Dis- placement, in: GHI Bulletin Supplement November 2016 2020, 5–16 (mit Onur Erdur). Gastforscherin am Institute for Culture and Society der Western Sydney University A Technofossil of the Anthropocene: Sliding up and down Temporal Scales with Plastic, März 2015–Juli 2017 in: Edelstein, Dan et al. (Hg), Power and Assoziiertes Mitglied am Zentrum Ge- Time. Temporalities in Conflict and the Ma- schichte des Wissens der Universität king of History. Chicago, The University of Zürich und der ETH Zürich Chicago Press 2020 (Juli), 122-144.
Atacama Rohstoffwüste als Ort von Bergbau, Migration und Geopolitik Anfang des 20. Jahrhunderts von der deutschen Chemieindustrie entwickelte Ammoniaksynthese die chilenische Nitratindustrie bis Mitte der 1950er Jahre komplett ruiniert. Es verteilen sich heute die buchstäblichen Ruinen von noch rund 170 Salpeterwerken über die Landschaft. Neben solchen Artefakten und ihren archivalischen Papierspuren sammelt die Wüste auch literarische Geschichten: Gedichte über die Rohstoffwüste sind ein eigenes Genre, zu dem sich Wüsten- und Salpeter- oder Kupferromane gesellen. Zur angedeu- teten gespensterhaften Präsenz von vergangenem Leben ebenso wie zu den in Atacamaquellen und -erzählungen oft thematisierten Luftspiegelungen oder Fata Morganas passen auch vergessene oder vertuschte Geschichten nationaler und internationaler politischer Verfolgung und Gewalt, die sich hier abspielten. Verflechtungsphänomene dieser Art zeichnen die Geschichte dieser Landschaft vielfach aus. 31 Die doppelte Rahmung der Atacamawüste als Rohstofflager und Archiv ermöglicht es, gesellschaftliches Handeln in extremen Umwelten zu rekonst- ruieren. Im Zuge der von modernen Industriegesellschaften angeheizten Kli- Luftbildaufnahme der auf knapp 3000 m hoch gelegenen maerwärmung werden es einige Regionen in Amerika, Südosteuropa, Asien Chuquicamata Kupfermine aus dem Jahr 1998, in: Euge- oder Nordafrika immer häufiger mit Dürre oder Desertifikation zu tun bekom- nio Garcès Feliu, Las ciudades del cobre. Santiago 2007. men. Das Projekt ist daher exemplarisch angelegt. Es fragt mit den Mitteln Die Atacamawüste in Chile ist ein Rohstofflager, das in einer sozialgeschichtlich gewendeten Wissenschafts- und Technikforschung jahrhundertelangen Silber-, Salpeter- und Kupferbooms (Westermann 2019) nach dem Erdwissen, dem politischen Wissen und dem bergmännisch geleert wurde und beschleunigt seit Jahr- geopolitischen Wissen von Akteuren, die in der chilenischen Atacamawüste zehnten immer weiter geleert wird. Sie ist zugleich ein lebten, als Arbeitsmigrant*innen massenhaft dorthin einwanderten, in diesen stetig anwachsendes Archiv, das gesellschaftliche Ver- unwirtlichen Gegenden wirtschafteten, und/oder dort Politik machten. Das gangenheiten sammelt und bewahrt: Der salzige Boden Forschungsprojekt kann sich auf Studien zur chilenischen Geschichte stüt- und die extreme Trockenheit sind zusammengenommen zen und profitiert von den florierenden anthropologischen Mikrostudien zu äußerst konservierungsfreundlich. den (Bergbau-) Gemeinden im Norden Chiles ebenso wie von deren makro- Die Wüste ist also beides, ein Ort der Stoffanhäufung historischen Gegenstücken, d.h. rohstofforientierten Arbeiten zu Geopolitik und ein Ort der Geschichtsanhäufung. Tatsächlich hat die und internationalen Beziehungen.
Globale und Transregionale Geschichte
Dr. Albert Manke Foto: Britta Frenz 33 Kurzvita Veröffentlichungen German Historical Institute Bd. 66 (Spring Seit September 2019 Coping with Discrimination and Exclusion: 2020) [im Druck]. Wissenschaftlicher Mitarbeiter im MWS- Experiences of Free Chinese Migrants Projekt „Wissen entgrenzen“ am GHI PRO in the Americas in a Transregional and Diachronic Perspective. (Inter-American “The Impact of the 1949 Chinese Re- 2016–2019 Studies, Bd. 32) Trier: WVT / Tempe, AZ: volution on a Latin American Chinese Bilingual Press, 2020 [im Druck]. Community: shifting power relations in Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld Havana’s Chinatown.” Revista Brasileira Haciendo frente a la discriminación y a la de Política Internacional 61:2, e007, 2018. exclusión: Las experiencias de migrantes 2017–2018 chinos libres en las Américas desde una Tandem-Fellow GHI PRO perspectiva transregional y diacrónica. (Ensayos InterAmericanos, Bd. 5) Biele- 2009–2016 feld: Kipu, 2020 [im Druck]. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln “Dynamics of Exclusion and Xenophobia against Free Chinese Migrants in the Ame- ricas in the Modern Age.” Bulletin of the
Im Angesicht der Exklusion Strategien chinesischer Migrant*innen in den Amerikas und im pazifischen Raum Chinesische und andere asiatische Migrant*innen, erfolgreiche Communities fische Verbindungen auf signifikant ver- Migrant*innen sahen sich seit Beginn der aufzubauen und letztlich zu dem zu wer- flochtene Weisen und konnten zugleich europäischen Expansion in den Ameri- den, was heute in den USA verklärend als von Synergien profitieren, die aus der kas, dem Pazifik und Asien mit diskrimi- „model minority“ und in Kuba als Teil des Kooperation mit anderen Akteuren und nierenden und exkludierenden Praktiken „nationalen Ethnos“ bezeichnet wird. Gruppen der Gesellschaft resultierten, die konfrontiert. Während der 250 Jahre, in Ziel dieses Projekts ist es insbesondere, ihre Exklusion nicht billigten. Daher wird denen die Manila-Galeone die Verbin- die multiplen Strategien zu identifizieren, dieses Projekt den Aufbau dieser Netz- dung zwischen den spanischen Kolonien die chinesische Migrant*innen entwickel- werke unter dem Blickwinkel von Strate- in den Amerikas und Asien gewährleis- ten, um mit Dynamiken der Diskriminie- gien analysieren, um Exklusion und Dis- tete, wurde die chinesische Migranten- rung und Exklusion umzugehen und sich kriminierung etwas entgegenzusetzen. community auf den Philippinen mehrfach gegenseitig in Zielgesellschaften zu unter- Es schließt damit an Sören Urbanskys 34 durch schwere Pogrome und Massaker stützen, die ihnen häufig ablehnend oder Forschung zu anti-chinesischen Stereo- dezimiert, konnte sich aber immer wieder feindlich gegenüberstanden. Dies gelang typen an und soll Aufschluss über ein aufs Neue konstituieren. Ausgrenzungen ihnen häufig, indem sie im konstanten Dia- Thema geben, das sowohl in der Migra- betrafen dann im 19. Jahrhundert auch log miteinander und mit anderen Akteuren tionsforschung zu den Amerikas als auch freie chinesische Einwanderer in den auf beiden Seiten des Pazifiks geschützte in den Lateinamerikastudien, die sich mit USA, Kanada und Mexiko, sowie ehema- Räume schufen, die schließlich zu Sphä- interkontinentaler Migration, Mobilität und lige Kontraktarbeiter in Kuba und weiteren ren der Akzeptanz und des sozialen Auf- transnationaler Identitätsbildung beschäf- Ländern Lateinamerikas und der Karibik. stiegs heranwachsen konnten. Individuen tigen, nur wenig beachtet wurde. Viele dieser Migrant*innen wurden als eth- aus einem durchaus diversen sozio-öko- nische Gruppe zunehmend diskriminiert, nomischen Umfeld bildeten Gruppen und was in den USA im Chinese Exclusion damit formale als auch informelle diaspo- Act von 1882 kulminierte. Während des rische Netzwerke durch Vereinigungen, 20. Jahrhunderts sollten zahlreiche weite- die häufig der gegenseitigen Unterstüt- re Länder der Amerikas diesem Beispiel zung und Absicherung dienten (Lands- folgen und ähnliche ethnisch motivier- mannschaften, geheime Bruderschaften, te Migrationsbeschränkungen erlassen. Gilden und andere). Diese formten und Nichtsdestotrotz gelang es vielen dieser veränderten die Amerikas und transpazi-
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