Change - Change Essentials - Integrated Consulting Group
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Change Das Magazin für nachhaltigen Wandel 2021/2022, Was kommt, was bleibt, was geht? Agilität Change New Work ≠ entzaubert Essentials No Work Subversive Wirkungsvoll Grundverständnis, Take-Aways Führen Voraussetzungen für Führungskräfte im Change und Tools 11 16 41
Editorial Liebe Leserin und lieber Leser, »der permanente Wandel ist heute mehr denn je für uns alle im Alltag angekommen«, schrieb mein Kollege Manfred Höfler an dieser Stelle vor einem Jahr. Ein Jahr später ist die Aussage immer noch aktuell: Wie wir arbeiten, verändert sich (immer noch) rasant. Wo die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verläuft, ist in Verhandlung. Die Frage Michael Faschingbauer der Nachhaltigkeit unseres Tuns könnte jetzt (endlich!) im Mainstream ankommen. Aus Strategie wird permanentes Strategizing. Aus Work wird vielerorts New Work. Virtuell wird normal. Physische Begegnung wird zu einer knappen und ersehnten Ressource. Die nächste Krise kommt wahrscheinlich bald – nur der Auslöser ist noch ungewiss. All das lässt sich als Chance und als Bedrohung begreifen. Was wir daraus machen, ist nicht zuletzt eine Frage der Haltung. Als professionelle Begleiter:innen des Wandels möchten wir unseren Beitrag dazu leisten, dass in diesem Kontext Organisationen Sinn (in der vollen Bedeutung des Wortes) machen. Als Navigationshilfe bieten wir Ihnen daher auf den folgenden Seiten unsere Reflexionen zu den Fragen »Was kommt, was bleibt, was geht?« an. Zwischen den einzelnen Beiträgen möchten wir Ihnen unsere Berater:innen der nächsten Generation gerne näher vorstellen. Viel Spaß beim Lesen sowie Mut und Zuversicht für den »permanenten Wandel«!
4–5 6 11 31 34 37 Das war die Neue Elemente im CMW 2021 Strategieprozess 6–10 22–25 INHALT Agilität Fünf Missverstandnisse entzaubert um OKR 11–15 27–30 Change Essentials für Top-Management Führungskräfte matters 16–20 31–33
lle ite n tue Vir lichke g Strategie Intensive Markt- Mö en nutz als Leit- und Kunden- planken ankoppelung und Rahmen sehen Strategische Rasch ins Tun Laufend auswerten, Ambidextrie kommen nachschärfen und und Raum für lernen Experimente 16 22 27 41 46 50 Nahaufnahme Führung A (brave) new Next Generation hybrid blockchain world Consultants 34–36 46–49 Jenny Schlager 21 So wird man ein Innovation in attraktiver Arbeitgeber virtuellen Räumen Nina Moik 37–39 26 50–52 Carola Gasser-Trinkl New Work ≠ 40 No Work Jürgen Kern 41–45 53
Das war die CMW 2021 – virtuell de luxe Das Ende der Planbarkeit feiern und 321 Mitgestalter:innen waren dabei, als unser Flagship Event im Mai 2021 zum ersten Mal virtuell gemeinsam Zuversicht tanken – das über die (große) Bühne ging. Ein bewährtes Live- Format in eine zweitätige virtuelle Großveranstaltung war das Motto für unsere Change verwandeln? Ja, aber bitte mit viel Interaktivität. Management Werkstatt. Wir wollten »Präsenz ist immer besser« hörten wir im Vorfeld. Das spornte uns an, das Bestmögliche zu machen – gemeinsam das Mindset erkunden, virtuell de luxe eben. mit dem Change und Transformation Was gab es diesmal bei der CMW zu im Lichte des »neuen Normal« erfahren und zu erleben? gelingen können. Food for thought von Jenny Schlager und Monika Meirer Ein frischer Blick auf Zukunfts-Fitness, Agilität, Innovationskraft und Leadership abseits von Worthülsen – mit »Inputgeber:innen, die man sonst nicht in dieser Breite sieht und hört«: Denkanstöße über Sinn und Bullshit der »Agilen Organisation« mit Organisationssoziologe Stefan Kühl, Universität Bielefeld, und Nadine Despineux, KraussMaffei. Kurze Impulse, die den Bogen spannen vom Silicon Valley nach China und zurück nach Graz – mit den Autoren und Beratern Mario Herger und Ed Tse und dem Public Health Experten Martin Sprenger. Ein Einblick in die Geschichte von BioNtech aus unternehmerischer Perspektive - »Handeln schlägt Planen«. Und ein mutiger Blick auf Nachhaltigkeit mit »Ecocivilisation« von der ehemaligen EU-Kommissarin Violeta Bulc. Praxis-Einblicke Für viele unserer Teilnehmenden das Herzstück der CMW? Gemeinsam mit unseren Kund:innen ungeschminkte und umfassende Einblicke in Change- Beratungsprozesse geben. Wir teilten in neunzehn Praxisdialogen unsere Erfahrungen – etwa zum Umgang mit Agilität in der Old and New Economy, der Steuerung mit OKRs und der Zukunft von Learning and Development. An Networking-Tischen auf unserer Eventplattform Talque konnte der Austausch bei selbst gekochtem Kaffee fortgeführt werden. Hands-on action Wir mögen´s praktisch – und öffneten unsere Toolbox in 26 Sessions, in denen es ans Ausprobieren ging: Agility Check, Cultural Transformation Canvas oder Marktplatz der Macher:innen? Für alle Werkzeuge mit kompakten Anleitungen zum Mitnehmen – für die eigene Anwendung.
Das war die CMW 2021 – virtuell de luxe Specials Improtheater-Elemente von Theater im Bahnhof sorgten für kreative Würze. In der virtuellen Abendshow der Impro-Stars Beatrix Brunschko und Jacob Banigan bekamen die Wohnungen einiger Teilnehmenden die Hauptrolle – als Inspiration für im Moment kreierte Geschichten. Auch für Bewegung war quer durch die beiden Tage gesorgt, mit Yoga und Energizern wie »Dance like nobody is watching« und einer »Wall-sit challenge«. How to CMW? Wir wollten den Spirit der CMW, wie wir sie kennen: einem Raum haben, in einem «realen« Setting. Die inspirierender Austausch auf Augenhöhe, interaktiv Kamera- und Tontechnik filmte die Inputs im und energetisierend – trotz physischer Distanz. Wie Hauptraum in Graz live und «übertrug« sie virtuell. kann so eine Übung gelingen? – Viele Mitgestalter:innen leiteten ihre Session von – Alle Plenums-Sequenzen streamten wir live aus anderen Orten aus. Ein gutes Briefing war essenziell unserem Büro in Graz hinaus in die virtuelle Welt. für ein gelungenes technisches Zusammenspiel und Doch um gemeinsam und energievoll präsent zu ein gemeinsames «Look and Feel« der sein galt auch in der Großgruppe «Kamera an« für Veranstaltung. alle Teilnehmenden. – Zwei «Zoom-DJs« organisierten die Break-out – Unser Moderations-Duo war wichtig für den Räume – so sind Kleingruppen auch bei mehr als emotionalen Rahmen, daher wollten wir beide in 300 Teilnehmenden machbar.
10–11 Unsere Learnings Was sind die Erfolgszutaten für Vorbereitung und Durchführung einer virtuellen Großveranstaltung? Was würden wir genauso wieder machen? Wo würden wir beim nächsten Mal nachjustieren? Rechtzeitig beginnen mit Planung und Organisation – eine virtuelle Großveranstaltung bedeutet mehr Aufwand als ein Live-Format. Testen, testen, testen: Was können die technischen Tools? Ausprobieren, entscheiden was am besten den Bedarf abdeckt, und am Feedback Statements Laufenden bleiben. – »Kreativ, charmant, gut organisiert Die Vorbereitungsarbeit mit virtuellen Tools und am Puls der Praxisanliegen« organisieren: Kanban Boards und Whiteboards schaffen Überblick. – »Hilft und macht Freu(n)de« Technik-Support frühzeitig ins Boot holen: dort – »Interaktiv, partizipativ und motivierend« wo Know-how fehlt, gleich Profis beauftragen. – »technisch der Knaller« Ein dramaturgischer roten Faden sorgt für ein durchgängiges Gesamterlebnis. – »Informativ, knackig, erlebnisreich« Abwechslung hält die Aufmerksamkeit: Rhythmuswechsel zwischen verschiedenen Session-Formaten und kleine auflockernde Elemente sorgen für Energie. Weniger gemeinsame online-Zeit ist mehr, diese knackig und gut gestaltet. Virtuelle Tools helfen bei Interaktion und Visualisierung. Präzise Vorbereitung gibt live die nötige Sicherheit und Freiheit, mit Eventualitäten umzugehen, die gibt es immer. Selbst daran Spaß haben – das kommt rüber. Wir haben viel zurückbekommen: Inspiration, Austausch, gute Stimmung und schöne Feedbacks. Hier die CMW2021 zum Nachklingen lassen: https://youtu.be/b8r2_ineLhw
Agilität entzaubert –––– Subversive Take-Aways für Führungskräfte und Berater:innen
12–13 Agil ist in – und das schon Stefan Kühl, Professor für Organisationssoziologie an der Universität Bielefeld, pflegt einen strengen Blick einige Zeit. Und wenn man mit auf Management-Moden. Von ihm erfuhren wir, wie der Mode geht, kann man nicht man den Begriff der Agilen Organisation nutzen kann, ohne an ihn glauben zu müssen. falsch liegen, sollte man meinen. Unter Agilität wird die Fähigkeit einer Organisation Damit Führungskräfte (aber auch verstanden, sich kontinuierlich an ihre komplexe, Berater:innen) wirkungsvoll sind, turbulente und unsichere Umwelt anzupassen, lautet eine der gängigen Definitionen. »Ja was denn sonst?« sollten sie jedoch etwas genauer fragt Stefan Kühl. Durch die »wohlklingenden Werte- Formeln der Managementmode Agilität« merke man hinsehen. Dazu haben wir bei allerdings nicht gleich, dass es hier um das selbstver- der ICG Change Management ständliche Tagesgeschäft von Organisationen geht. Werkstatt einen zum Dialog Unter dem Label »Agil« ginge es laut Kühl im eingeladen, der es wissen muss. Kern meist um drei Organisationsprinzipien: von Michael Faschingbauer und Markus Spiegel – Die Auflösung von Abteilungen (neues Schimpfwort »Silo«), damit alle mit allen in alle Richtungen perma- nent zusammenarbeiten – Der Abbau von Hierarchien (»Hierarchie« als nächs- tes Schimpfwort), um den Informationsverlust von oben nach unten und wieder retour zu reduzieren – Die Zurücknahme formaler Steuerung (»Bürokratie« als drittes Schimpfwort), damit Mitarbeiter:innen selbst entscheiden können, wie sie Probleme am besten lösen »Nichts Neues unter der Sonne« argumentiert der Organisationssoziologe. Diese Mechanismen würden seit dem Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts propa- giert und kämen seitdem in Wellen immer wieder. Unter Labels wie »Agilität«, »Reinventing Organizations« und »New Work« rollt gerade die gleiche Welle. Oder in den Worten vom Management-Vordenker Peter Drucker: In den 1920er-Jahren wurde alles bereits gedacht, was wir heute in Organisationen kennen. Wir kennen auch die Probleme dieser Organisations-Prinzipien »Schauen Sie sich doch Organisationen an, die die jetzt gepriesenen Management- und Organisationsprinzipien am radikalsten umgesetzt haben!« rät Kühl. Das wären dann zum Beispiel
Agilität entzaubert Terror-Organisationen oder politische Parteien, wenn es um agile Ideale wie »Purpose« und »Hier- archiefreiheit« geht. »Selbst das fortschrittlichste und agilste Unternehmen steckt diesbezüglich in den Kinderschuhen, im Vergleich zu beispielsweise links-politischen Organisationen, die aufgrund ihrer Überzeugungen (sprich »Purpose«) keine Hierarchie oder Formalisierung haben wollen«. Der Blick auf diese Organisationen zeigt aber auch, welche Probleme durch die vermeintlichen Lösungen entstehen. Kühl nennt drei Knackpunkte, die mit den oben genannten Organisationsprinzipien einhergehen: – Identitäts-Probleme: Bildet man Einheiten, die für ein bestimmtes Ziel zuständig sind, entwickeln diese Stefan Kühl pflegt einen strengen Blick auf Managementmoden eine eigene Identität und die ist nicht immer kompa- tibel mit dem Rest der Organisation. Wenn man beispielsweis Transparenz und Kom- munikation propagiert, dann vergisst man dabei – Politisierungs-Probleme: Wenn Hierarchien aufge- leicht, wie wohltuend und entlastend es sein kann, löst werden, dann reduziert das die unerwünschten Kommunikation auch zu verhindern beziehungsweise Machtkämpfe nicht etwa. Es verstärkt sie sogar, da zu kanalisieren. Propagiert man mehr und bessere jedes Mal ausgehandelt werden muss, wer etwas Führung als Lösung, dann übersieht man leicht, dass wie und wo entscheiden darf. es an vielen Stellen sinnvoller ist, auf Führung zu verzichten und bestimmte Abläufe stattdessen konse- – Komplexitäts-Probleme: Durch das Abschaffen for- quent durch technische Lösungen zu automatisieren. maler Regeln erhöht sich die Komplexität und es be- darf oft neuer Rollenklärungen, um handlungsfähig Wenn man nun »Sprichwort« und »Gegensprich- zu bleiben. wort« durchdenkt, dann generiert man damit oft interessante Impulse: Wo sollte Organisation Doch der Blick auf unterschiedliche Organisations Kommunikation verhindern statt fördern? Und typen fällt vielen (Führungskraft oder Berater:in wo sollte Organisation sich Leadership ersparen, nicht ausgeschlossen) schwer. Diese sind häufig indem sie gewisse Abläufe »programmiert«? nur auf einen Organisationstyp (das Unternehmen in einer bestimmten Branche) aus- und fortgebildet. Unser Job: Nebenwirkungen von Strukturentscheidungen balancieren Organisationsgestaltung mit Sprichwort und Gegensprichwort Jede Veränderung in einer Formalstruktur hat Funktionalitäten und Dysfunktionalitäten. Soziolo- »Managementprinzipien sind wie Sprichwörter: gische Organisationsforschung hat diese im Blick. Für jedes Prinzip gibt es auch ein ebenso plau- Führungskräfte und Berater:innen können organisati- sibles Prinzip, das das Gegenteil ausdrückt!« onstheoretisches Wissen nutzen, um – neben den er- argumentiert Stefan Kühl. Das muss auch so wünschten Wirkungen – vor allem die unerwünschten sein, denn jedes Organisationsprinzip hat Nebenwirkungen antizipieren zu können. Man kann erwünschte und unerwünschte Wirkungen. dann auch entsprechend auf die Auswirkungen vor- Für sich genommen ist jedes der wohlklin- bereiten, die die Einführung einer Matrix-Organisation, genden »Sprichwörter« plausibel, was davon die Umstellung auf inkrementelle Entwicklung oder ablenkt, dass auch das Gegenteil wahr ist. die Eliminierung von Hierarchie-Ebenen haben.
14–15 Gerade das macht unseren Job als Führungskräfte und Berater:innen so anspruchsvoll und interes- sant: Es geht nicht darum, das »ideale Modell« zu finden und umzusetzen, sondern für das aktuelle Problem, das man gerade hat, die Lösung zu fin- den, die die Organisation in den nächsten ein bis zwei Jahren wieder etwas voranbringen kann. Managementmoden machen »dümmer« »Wenn wir Managementmoden folgen, so macht uns das dumm. Wir verkürzen die Realität auf ein Sprichwort und blenden das Gegensprichwort aus.« so Kühl. Jedoch: »Es geht nicht darum, immer gescheit zu sein!« In Organisa- tionen gebe es nämlich eine Rationalität der Dummheit. Wenn man eben nicht immer alle Nebenfolgen bedenkt, Als Führungskräfte und Berater:innen sind wir somit nicht alle Alternativen erwägt, dann entsteht Handlungs- mit einem weiteren Balance-Akt konfrontiert: Es motivation. Zweifel werden vermieden, und oft entstehen gilt ständig abzuwägen, welche Enttäuschungen aus der durch scheinbare »Dummheit« produzierten der Organisation auf welchen Ebenen zumutbar Dynamik heraus überraschende Effekte, die sinnvoll und sind, um im Sinne der gewünschten Veränderungen funktional sind. Es komme also in Organisationen darauf wirksam zu sein. Neben dem Wissen und der an, manchmal »sein kritisches Gehirn auszuschalten« Erfahrung aus ähnlichen Situationen erfordert und einfach zu »machen«. Denn je länger man über diese Abwägung vor allem ein hohes Maß an Nebeneffekte und Alternativen nachdenkt, desto Empathie mit den Mitgliedern der Organisation. mehr wird man im Entscheidungsprozess blockiert. Verändere einfach dein Mindset? Als Führungskraft wie auch als Berater:in sollte man sogar auf den »Verdummungs-Effekt« von In der Organisationssoziologie werden Personen als Management-Moden setzen, um Dynamik zu Strukturmerkmal einer Organisation verstanden und erzeugen. Man kann beispielsweise bewusst auf den sind als solche sehr schwer zu verändern. Warum? Agilitäts-Diskurs setzen, um eine Vereinfachung der Weil bei Erwachsenen die Kombination zwischen Diskussion zu ermöglichen. In den Worten von Kühl: Selbst- und Fremderwartung schon längst zur »Wenn Sie etwas für sinnvoll halten, dann nennen Sie Ausbildung einer »Persönlichkeit« geführt hat. Mit es doch einfach agil, wenn das in der Organisation diesem Verständnis sind daher Versuche, auf direktem gerade in Mode ist. In der Regel merkt das keine:r.« Wege am »Mindset« oder an der grundlegenden »Haltung« zu arbeiten in der Regel vergeblich – wenn Aufklärung in homöopathischen Dosen nicht sogar übergriffig und »kommen der Forderung nach einer Änderung der Persönlichkeit gleich«, »Sie sollten Ihre Organisation nicht ungehemmt mit erklärt Kühl. Daher lautet sein Plädoyer nicht von dem konfrontieren, was wir hier diskutieren.« meint »Mindset« oder »Haltungsänderung« zu sprechen. Kühl schließlich. Es wäre tatsächlich unklug, Organisa- tionen mit einer organisationsoziologisch informierten Vielmehr eignen sich laut Kühl »formalstrukturelle Realität zu konfrontieren. »Das würde nur dazu führen, Veränderungen als ein effizientes Mittel, um Verhalten dass das Immunsystem anspringt und versucht den in der Organisation zu verändern«. Zu den Formalstruk- Impuls abzuwehren.« Stefan Kühl rät stattdessen turen gehören die Aufbau- und Ablauforganisation dazu, Beobachtungen in homöopathischen Dosen in aber auch Personen an entscheidenden Stellen und die Organisation einfließen zu lassen. Nur so seien Kommunikationsprozesse. Natürlich werden neue die Informationen in der Organisation verarbeitbar. Formalstrukturen hier und dort auch unterlaufen, und
Agilität entzaubert es entstehen ungewollte Nebenwirkungen. Doch wie Take-Aways: auch immer Verhalten sich verändert, es entstehen 1. Lies nicht nur die neuesten Management-Bücher, lies – und das ist wesentlich – neue Erlebnisse, die nicht die alten. Alles Relevante über Organisation wurde im ins alte Muster passen. Schließlich wird dann jeder letzten Jahrhundert bereits gedacht. sein eigenes Verhalten und die neuen Erfahrungen rationalisieren. Mit starker Zeitverzögerung (mitunter 2. Nutze den Agilitäts-Diskurs, ohne daran zu glauben. Jahre) kann das zu einer Anpassung von Denkstilen Bediene dich dabei der Begriffe, die in der Organisati- und Haltungen führen. Ein verändertes Mindset on zurzeit modern sind (in der Regel merkt das keiner). ist die Auswirkung – und nicht der Auslöser. 3. Versuche nicht, das Mindset der Mitarbeitenden zu Agilität entzaubert – So what? ändern (das funktioniert nicht). Um Verhalten zu ver- ändern, drehe an den Formalstrukturen. Wenn wir die Impulse aus der Organisationssoziologie ernst nehmen, was bedeutet das nun für uns als 4. Achtung vor dem Immunsystem der Organisation: es Berater:innen und Führungskräfte? Den Begriff »agil« springt an, wenn es ungehemmt mit einer vom Main- aus dem Wortschatz verbannen? Oder nach dem Mot- stream in der Organisation abweichenden Realität to »jetzt erst recht« bei jeder Gelegenheit noch ein- konfrontiert wird. dringlicher die »agile Organisation« fordern? Wohl kei- nes von beidem. 5. Enttäusche die Hoffnungen der Organisation an (zu) einfache Patentlösungen langsam und in homöopathi- Stattdessen halten wir fest: Agilität und der damit ver- schen Dosen. bundene Diskurs haben in den letzten Jahren Entwick- lungen angestoßen und Veränderungen ermöglicht, 6. Wenn du mit einem Sprichwortartigen Management- die davor vielleicht keiner für möglich gehalten hat. prinzip konfrontiert bist, denke dir das Gegensprich- Gleichzeitig sehen wir, dass immer dann, wenn neue wort dazu. Aus der Kombination entstehen spannende Organisationsprinzipien zu Mode gehypt werden, die Impulse. nicht intendierten Folgen und die Gegenbewegung nicht ausbleiben. Und gerade das macht unseren Job 7. Wenn du neue Organisations-Prinzipien und deren so spannend und anspruchsvoll. Es bleibt uns auch in Nebenwirkungen verstehen möchtest, schau auf Or- Zukunft nicht erspart, die richtige Balance zu suchen ganisationen, die die Prinzipien idealtypisch umge- und jedes Mal aufs Neue zu erkunden, was die jeweils setzt haben. In Terror-Organisationen ist man zum hilfreichen nächsten Schritte in der Entwicklung einer Beispiel für den »Purpose« bereit, sein Leben zu ge- Organisation ermöglicht. ben. 8. Die ideale Organisationsform gibt es nicht – suche nach dem, was die Organisation jetzt voranbringt (bzw. auch dem, was ihr am wenigsten schadet). Literatur-Tipps: Kühl, S. (2015). Wenn die Affen den Zoo regieren: Die Tücken der flachen Hierarchien. Campus Verlag. Kühl, S. (2015). Das Regenmacher-Phänomen: CMW Keynote Stefan Kühl Widersprüche im Konzept der lernenden Organisation. https://youtu.be/uplrJFxXhus Campus Verlag.
16–17 Change Essentials für Führungskräfte Wirkungsvoll Führen im Change
Change Essentials für Führungskräfte »Nichts ist praktischer als eine gute Führen heißt heute mehr denn je »Transformationen zu gestalten«: zum einen die eigene Organisation Theorie«. Die Neurowissenschaft und laufend so zu verändern, dass diese nachhaltig erfolgreich ist. Und zum anderen auf Menschen Systemtheorie liefern wesentliche einzuwirken, damit neue Verhaltensmuster erlernt Grundlagen, warum manches im werden, um den Zukunftsanforderungen gerecht zu werden. Klingt mechanistisch – ist es aber ganz und Management von Veränderungen gar nicht. Denn Organisationen sind keine trivialen gelingt und anderes gnadenlos Maschinen, die per Knopfdruck steuerbar bezie- hungsweise programmierbar sind, und Menschen scheitert. In der Folge werden sind keine trainierbaren, instruierbaren Geschöpfe. wichtige Erkenntnisse vereinfacht Die Frage lautet damit: Wie gelingt es aus einer Füh- dargestellt und daraus sechs rungsrolle heraus organisationalen Change zu bewirken und individuellen Change von Menschen zu fördern? Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dazu ist nichts praktischer als eine gute Theorie und von Manfred Höfler einige fundamentale Prinzipien für den Führungsalltag. Damit verfüge ich als Führungskraft über wichtige Grundlagen, um zu verstehen, wie Organisationen und Menschen ticken, wie sie lernen und wodurch sie sich an Umfeldveränderungen anpassen können. Komplexe soziale Systeme Organisationen sind dazu da, einen Zweck für ihre Um- welt zu erfüllen, Systemtheoretiker nennen das Primary Task, in der aktuellen Management-Mode heißt das: Or- ganisationen verfolgen einen Purpose. Für jede Organi- sation (Unternehmen, NPO, Abteilung, Team etc.) geht es dabei um das Erfüllen einer Aufgabe, die von »Kunden« wertgeschätzt wird und damit auch um das »Sichern des Überlebens«. Entfällt dieser Existenzgrund oder kann die Organisation ihren Zweck nicht rasch genug an neue Umfeldbedingungen anpassen, sterben Organisationen oder vegetieren so lange dahin, bis sie allein nicht mehr lebensfähig sind und übernommen werden. Deshalb ist es so bedeutend den eigenen Purpose zu schärfen und sich des wirklichen Existenzgrundes bewusst zu sein. So weit so einfach, aber Organisationen als soziale Systeme haben noch eine Besonderheit, die es ihnen erschwert, sich an notwendige Umfeldentwicklun- gen anzupassen. Soziale Systeme streben nach Stabilität und Wiederholung von Erfolgsmustern aus der Vergangenheit. Diese Muster geben Sicherheit und ermöglichen ein effizientes Agieren. Sie sind damit den Menschen manchmal gar nicht zugänglich, sondern tief in das Unterbewusstsein (kann man auch
18–19 Komplexe – Erfüllen Zweck für die Umwelt soziale – Mehr als die Summe der Elemente Systeme Input Output – Wiederkehrende Muster zur Aufrechterhaltung der Identität – Tendenz zur Stabilität – Energie kommt von außen Konsequenzen für Change Nutzung von Wirkung von Stabilisierende Muster Spannungsfeldern und Veränderungsimpulsen sind häufige Gegenkräfte Energie von außen nicht genau vorhersehbar Klassisches Projektmanagement muss Um gute Ansatzpunkte zu finden, muss scheitern (keine Maschine) man ganzheitlich agieren und die Dynamiken, Muster und Kräfte verstehen als organisationale DNA bezeichnen) eingebrannt. eine Organisation, dass notwendige laufende Anpas- Da ein soziales System auch keine klar vorhersag- sungen in den Verhaltensmustern nicht stattfinden. Die baren Ursache-Wirkungsbeziehungen hat, können Beispiele, wo Organisationen sich im Erfolg der Ver- Organisationen im Unterschied zu Maschinen auch gangenheit zu lange sonnten und dann plötzlich ihre nicht über noch so ausgeklügelte Management Existenzberechtigung verloren, sind ja allseits bekannt. Mein Kontext mechanismen beherrscht beziehungsweise Kann ich das? Selbstbestimmt programmiert werden. Neue MbO-Systeme, Systeme Verhalten wird über biochemische zum Qualitätsmanagement, Balance Scorecards, agile Reaktionen Bisherige des Gehirns gesteuert Ausprobieren Erfahrungen Lernen Systeme wie LeSS, SaFE oder Scrum versprechen Know-how aneignen oft Wirkungen, die sie dannWill ich das? in der Praxis nicht halten So sehr es sich viele Führungskräfte Informationen wünschen: einholen ein können, weil Wirkungsmechanismen eines sozialen neues Verhalten von Mitarbeiter:innen lässt sich nicht Systems nicht programmierbar sind. Neue Manage- durch eine »Ansage«, eine gute Erklärung, ein Power- ment-Systeme sind eingeführt, werden exekutiert neues Umfeld point-Chart oder ein neues Anreizsystem herstellen. und dennoch hat sich das Verhalten nicht verändert. Fremdbestimmt neues Tun Wie wir als Menschen auf von uns erwartete Der zentrale Hebel, wie Organisationen aus ihrer Mus- Verhaltensanforderungen reagieren, Kampfist vielfältig, ter-Stabilität heraus neuebewegt Aufgabenwerden können, sind Irri- äußert sich individuell und ist kaum vorhersehbar. Flucht tationen aus der Umwelt, vom Markt und durch Wett- So tun als Wesentliche Einflussgrößen auf menschlicheob Reaktio- Apathie bewerb. Diese Irritationneue vonStrategien außen bewegen die aus nen sind unter anderem: Erfahrungen Abwarten mit Veränderun- der Vergangenheit kommenden bewährten Erfolgs- gen in der Vergangenheit (positive, kritische), der ak- muster am stärksten und sind der Treibstoff, um das tuelle psychische Zustand (Glücksgefühl, Depression, neue Tools / Digitalisierung Überleben zu sichern. Sind die Kanäle zur Wahrneh- Ärger, …), die Einschätzung des persönlichen Nutzens mung von Umfeldentwicklungen »verstopft«, werden beziehungsweise Nachteils einer Veränderung, Umweltsignale ganz bewusst nicht wahrgenommen mein ganz persönliches Muster auf Veränderungen oder fehlen entsprechende »Radarsysteme«, riskiert zu reagieren beziehungsweise die Annahme über
Klassisches Projektmanagement muss Um gute Ansatzpunkte zu finden, muss Change Essentials scheitern (keine Maschine) man ganzheitlich agieren und die für Führungskräfte Dynamiken, Muster und Kräfte verstehen Mein Kontext Kann ich das? Selbstbestimmt Bisherige Ausprobieren Erfahrungen Lernen Know-how aneignen Will ich das? Informationen einholen neues Umfeld Fremdbestimmt neues Tun Kampf neue Aufgaben Flucht So tun als ob Apathie neue Strategien Abwarten neue Tools / Digitalisierung den Sender einer Veränderungsbotschaft (habe ich Selbstbestimmung, Gefahr des Verlustes sozialer Be- Vertrauen, Misstrauen, ist es ein »Freund oder Feind«). ziehungen und die Angst, unfair behandelt zu werden. All diese Veränderungsreaktionen sind aufgrund Eine zweite Quelle für das Verständnis der von Biographie und grundlegenden physiologischen menschlichen Psyche liefert die Neuroscience aus Prozessen in unserem Gehirn vorprogrammiert der Beschäftigung mit den Hormonen Cortisol, und damit einer Führungskraft als »Gestalter« einer Oxytocin, Dopamin, Serotonin und Endorphin. Verhaltensveränderung nicht direkt zugänglich. Aus der Gehirnforschung lassen sich jedoch Sozialer Stress zum Beispiel produziert Cortisol, einige Grundmuster ableiten, die Führungskräften welches das »Lernen« neuer Verhaltensmuster helfen können, auf Verhalten einzuwirken. verhindert. Im Gegensatz dazu bringen Erfolge und das Gefühl etwas geschafft zu haben, das Gehirn Menschen reagieren auf sozialen Stress (die Anforde- dazu, Dopamin zu produzieren. Habe ich das Gefühl rung an nicht selbst definierter Verhaltensänderung einer sozialen Verbundenheit oder einer Geborgenheit ist ein besonderer sozialer Stress) über das limbische in einer mir wohlgesinnten Gruppe, wird Oxytocin System – dem zweitältesten Teil des menschlichen ausgelöst. Dopamin und Oxytocin sind Hormone, die Gehirns, das für unsere Emotionen verantwortlich ein Glücksgefühl entstehen lassen und Nervenstränge ist. Sozialer Stress wird abhängig von persönlicher im Gehirn verbinden, wodurch sich neue Verhaltens- Vorprogrammierung (Erfahrung, Dispositionen) vom weisen erlernen und verankern lassen. Jeder kennt limbischen System zumeist als Bedrohung wahrge- aus der eigenen Lebenspraxis genug Situationen, nommen, ohne dass es zu einer intellektuellen Aus- wo über Erfolgsgefühle und positive Teamerleb- einandersetzung mit den dahinterliegenden Fakten nisse neue Verhaltensweisen möglich wurden. im Großhirn kommen kann. In 1/5 Sekunde entstehen emotionale Reaktionen wie »Kampf« oder »Flucht«. Konsequenzen für das Führungsverhalten Laut dem für Führungskräfte hilfreichen Modell SCARF beim Management von Change sind es fünf Dimensionen, die, wenn sie vom Betroffe- nen einer Veränderung als Bedrohung wahrgenommen Was fange ich als Führungskraft mit diesen »theo- werden, zu starken sozialen Stressreaktionen führen: retischen« Grundlagen an? Am besten nutzen Sie eine Bedrohung des sozialen Status, Unsicherheit diese Erkenntnisse bei der Ausgestaltung Ihrer über meine Zukunft, Angst vor Einschränkung der Führungshandlungen: beim Wahrnehmen Ihres
20–21 Umfelds, beim Gestalten von Rahmenbedingungen Führungsinterventionen bei und Systeme, in der Kommunikation mit Ihren individuellem Change Mitarbeiter:innen oder bei Entscheidungsprozessen. Beim Umgang mit Menschen in Veränderungssitu- Und bleiben Sie bescheiden bei der Einschät- ationen geht es darum, diese in ihrer Individualität zung Ihrer Wirkung. Seien Sie sich bewusst, wahrzunehmen. Als Führungskraft sollten Sie, dass bei allem was Sie tun – auch wenn es mit ohne dass Sie die Klarheit in Ihrer Kommunikation noch so guter Absicht passiert – Sie nie sicher einschränken, sinnlose soziale Stresssituationen für sein können, wie die Resonanz Ihres Umfelds Mitarbeiter:innen vermeiden. Es geht darum, Ent- ausfällt und wie einzelne Ihrer Mitarbeiter:innen wicklungen durch positive Verstärker zu fördern und auf Ihre Handlungen reagieren werden. keinesfalls über Angst zu führen. Dazu ist es hilfreich: Dennoch möchte ich Ihnen jeweils drei basale Hand- lungsempfehlungen beim Führen im Umgang mit orga- 1. Situationen herbeiführen, wo Menschen im Gehirn nisationalen und individuellen Veränderungen geben: Dopamin ausschütten. Das sind Aufgaben wo in überschaubarer Zeit Ergebnisse erzielt werden Führungsinterventionen beim können und wo über wiederholtes Tun Erfolgsge- organisationalen Change fühle und Fortschritt entstehen. Diese Fortschritte 1. Organisieren Sie Feedback von Kund:innen, Stake- brauchen als weiteren Lerntreibstoff dann ganz holdern und irritierende Impulse aus dem Umfeld. besonders Ihre positive Anerkennung als Füh- Energien für die Veränderung komplexer sozialer rungskraft. Systeme kommen immer von »außen«. Außenim- pulse müssen immer bei jenen, die Macht haben 2. Psychologische Sicherheit für Ihre und eine Ausrichtung entscheiden können, eine Mitarbeiter:innen schaffen, das heißt Erlebnisse emotionale Reaktion auslösen. Am besten über wo im Gehirn Oxytocin fließen kann. Das sind Situ- eine persönliche Betroffenheit. ationen, wo sich Menschen ohne Angst einbringen können und das Gefühl der Gemeinschaft bei allen 2. Versuchen Sie System-Blockaden zu beseitigen – Beteiligten ein Erlernen neuer Verhaltensmuster Change Management ist oft vergleichbar mit dem fördert. Handeln eines Chiropraktikers. Das Beseitigen von Blockaden vor allem dort, wo für den Zukunftserfolg 3. Bei sozialen Stresssituationen in der Kommunikati- dysfunktionale Muster hinderlich sind. Dabei han- on mit Mitarbeiter:innen sollten Sie versuchen, em- delt es sich zumeist um Strukturen, Regelwerke, phatisch zu agieren und Bedrohungen zu den fünf personelle Machtkonstellationen oder dominante SCARF-Aspekten (Status, Certainty, Autonomy, Re- Systeme. Unterscheiden Sie dabei gut zwischen latedness und Fairness) wo es geht zu vermeiden. wertvollen Assets aus der Vergangenheit, die be- Damit können nicht bearbeitbare emotionale Ab- sonders geschützt werden müssen und sinnlosem wehrreaktionen (Kampf oder Flucht) hintangehal- »Schutt« an Mustern, den es zu beseitigen gilt. ten und damit Lernbarrieren zu verhindert werden. 3. Schaffen Sie Orientierung durch eine sinnstiftende Werfen Sie bei Ihrem Handeln als Change Gestalter Ausrichtung, sei es durch einen starken gemeinsa- immer wieder einen Blick auf die sechs Felder und men Purpose (was wollen wir als Organisation oder reflektieren Sie dabei immer die Wirkung Ihres als Team bewirken?) oder eine Zukunftsvision (wie eigenen Verhaltens. Denn Change kann nur jemand wollen wir in ein paar Jahren dastehen?), in der Sie führen, der selbst bereit ist, sich selbst weiterzuent- die Sehnsüchte von Menschen in Ihrer Organisati- wickeln. on abbilden. Nichts künstlich Aufgesetztes, son- dern etwas, wo der Keim oder die Grundenergie für eine attraktive Zukunft schon angelegt sind. Denn Menschen wollen spüren, wofür es sich lohnt, sich 12 Prinzipien für erfolgreiche Transformationen zu engagieren und Teil einer »großen Idee« zu sein. https://youtu.be/70xKcaBSMbo
Next Generation Consultants Jenny Schlager Warum bist du bei der ICG? die Zusammenarbeit zu schaffen. Wenn Weil es nie langweilig wird! Die sich alle meine Kundinnen und Kunden wohl Zusammenarbeit mit großartigen fühlen, ist das die Grundvoraussetzung Kolleg:innen an immer wieder neuen für erfolgreiche Projektarbeit. und spannenden Projekten ist abwechslungsreich und herausfordernd. Was hat dich die Pandemie gelehrt? Das macht Spaß und ist genau meins! In jedem Fall Flexibilität und Gelassenheit: Auf unterschiedlichste Situationen gut Was treibt dich? vorbereitet zu sein und Herausforderungen Zum Beispiel die Frage: Kann als Chancen positiv zu nutzen – auch wenn es ein virtueller Workshop mit 200 dann doch wieder mal ganz anders kommt. Teilnehmer:innen interaktiv sein? Ja klar! Die Virtualisierung von Workshops Noch ein privates Insight: und Meetings gehört aktuell zu meinen Aufgewachsen bin ich in der Natur, am Schwerpunkten, genauso wie Surveys wunderschönen Pöllauberg. Deshalb zieht und Pulse Checks, die ich als Soziologin es mich – wenn immer möglich – raus, um in meinen Projekten gerne einsetze. mit meiner Familie zu wandern, Rad zu fahren oder in den Schnee. Dort kann ich Wodurch spüren die Kunden Kraft tanken und meine Batterien aufladen. deinen Impact im Projekt? Ich denke, mir gelingt es stets sehr gut einen angenehmen Raum und guten Rahmen für
22–23 lle iten tu e Vir lichke g Strategie Intensive Markt- Mö en z n t u als Leit- und Kunden- planken ankoppelung und Rahmen sehen Strategische Rasch ins Tun Laufend auswerten, Ambidextrie kommen nachschärfen und und Raum für lernen Experimente Agile und innovative Elemente im Strategieprozess –––– Arbeit mit dem Strategy Canvas
Agile und innovative Elemente im Strategieprozess Es gibt sie noch, die klassischen Gleich vorneweg: wenn Ihr Geschäft, Ihr Marktumfeld, Ihre technologischen Entwicklungen gut absehbar und Planungsrituale mit ihren planbar sind, und Ihre zentralen strategischen Fragen umfassenden Analysen und 5 die der Positionierung im Markt und das Produktport- folio sind, dann sind die bewährten strategischen Jahres-Plänen. Doch immer öfter Analysen und Pläne auch weiter die Methode der Wahl. Die Methoden von SWOT, Portfolio, Kernkompetenzen kommen sie an die Grenzen, können bis zum Business Model Canvas sind bekannt und nicht die erhoffte Orientierung und erprobt. Eine gute Vorbereitung und Orchestrierung des Strategieprozesses und Einbindung und Kommunika- Ausrichtung geben. Ein agileres tion für die Umsetzung sind zentrale Erfolgsfaktoren. Verständnis von Strategiearbeit Veränderte Herausforderungen trifft meist viel besser die Immer öfter funktioniert es aber nicht mehr, die aktuellen Anforderungen. Zukunft aus der Fortschreibung der Vergangenheit von Thomas Mandl und Klaus Birklbauer abzuleiten. Krisen mit überraschend breiter Auswirkung, verursacht durch eine unglaublich hoch vernetzte Wirtschaftswelt, gewinnen an Bedeutung und erhöhen die Unsicherheit, ganz egal ob der Treiber die Digitali- sierung, Covid, Klimawandel oder Bankenpleiten sind. Strategieentwicklung unter Unsicherheit ist wichtig, benötigt jedoch andere Zugänge als in stabilen Phasen. Strategie als Leitplanken und Rahmen Am Beginn des Strategieprozesses soll die Frage stehen: Was sind die Erwartungen an das Ergebnis? Bei klarer Sicht, also wenn man die relevanten Entwicklungen gut vorhersehen kann, ist es weiter möglich, sich an einem Zukunftsbild zu orientieren und den strategischen Weg dorthin zu definieren. Bei dichtem Nebel, also Unsicherheit beziehungsweise oder Widersprüchlichkeit der Entwicklung, kann die Strategie eine grobe Richtung und Leitplanken bieten, unterstützt durch gemeinsam getragene Prinzipien und Werte. Innerhalb dieses Rahmens werden in kleinen Schritten Möglichkeiten, Chancen und Risiken identifiziert, es wird agiert, reflektiert und die nächsten Schritte geplant. Intensive Kunden- und Marktankopplung Oft beginnt ein Strategieprozess mit sorgfältiger Analyse der Zahlen und Daten zur Marktentwicklung der letzten Jahre, um daraus die zukünftigen Trends abzuschätzen. Bei stabilen Entwicklungen ist das auch durchaus sinnvoll. Trendbrüche und andere VUCA-Effekte sind aber mit dem Analyseblick in den
24–25 Rückspiegel nicht zu erkennen. In die agile Strate- einer hochwirksamen virtuellen Strategieentwick- giearbeit wird die Markt- und Kundensicht intensiv lung und Strategie-Umsetzung bieten. So können von Beginn an integriert. Dies gelingt mit Beobachten jetzt in virtuellen oder hybriden Workshops viel von Kund:innen und Anwender:innen, geht über mehr Experten »zugespielt« werden und der Teil- Prototyping und rasches Feedback zu Ideen bis zur nehmendenkreis an die konkreten strategischen Integration von Kund:innen in die Entwicklungen. So Fragestellungen flexibler angepasst werden. soll auch das Aufspüren von schwachen Signalen, die disruptiven Veränderungen vorauseilen, gelingen. Raum für Experimente Rasch ins Tun kommen »Strategie muss konsistent und widerspruchsfrei sein!« So steht es in vielen gar nicht so alten Lehrbü- Die Strategie lebt vom Tun – und dafür sind die richtigen chern. Dahinter steht die Annahme, dass es nur eine Umsetzungsformen zu wählen. Das kann in Form der Wirklichkeit gibt – und wir diese kennen. Von diesem klassischen, strategischen Projekte erfolgen, die in grö- Paradigma müssen wir uns immer öfter verabschieden ßeren Abständen von Steering-Teams begleitet werden. und Gleichzeitigkeit und Widersprüchlichkeit zulassen. Alternativ oder ergänzend kann man mit agilen Umset- Dafür gibt es die Bezeichnung »strategische Ambi- zungsformaten wie Schnellbooten oder Rapid Results dextrie«. Bei unsicheren Themen wird in leistbarem Teams rasch Erfolge erzielen. Auf Basis des strategi- Verlust gedacht. Es werden Experimente zugelassen schen Rahmens werden diese Initiativen aufgesetzt und und über Erfahrungen ausgewertet und gelernt. So durch agile Methoden und Rituale im Tagesgeschäft können Schnellboote in unterschiedliche Richtungen verankert. So gelingt es, die Aufmerksamkeit zu erhö- gestartet werden, um so rasch den besseren Weg zu hen und die Umsetzungsgeschwindigkeit zu steigern. erkennen. Das Grundverständnis für strategische Am- bidextrie kann auch den oft beobachteten Widerspruch Auswerten, nachschärfen und lernen auflösen: Einerseits wird ein detaillierter strategischer Fünf-Jahresplan verlangt – andererseits ist es unklar, Entscheidend sind nicht perfekte Pläne, sondern wie unsere Welt in einem halben Jahr aussieht. Umsetzungserfahrungen, die das Laufende auswerten und nachschärfen. Bei großer Unsicherheit und rascher Strategy Canvas Veränderung im Umfeld gilt es, die strategische Ausrichtung in kürzeren Intervallen anzupassen. Ausstieg aus alten Denkgewohnheiten Quartalsweise Strategy Refinement Workshops Neben den oben beschriebenen neuen Spielregeln erlauben einen adaptiven Strategieprozess. Ein und agilen Elementen für die Strategiearbeit gibt es Strategizing-Team steuert diesen. Die Strategie wird so auch neue Werkzeuge, um die Zukunft zu erkunden. laufend nachgeschärft. Ein besonders wirksames agiles Öfter als man denkt gibt es schon klare Anzeichen Instrument dafür ist die OKR-Methode. Dabei werden künftiger Entwicklungen. Es gelingt uns aber oft nicht, messbare Ziele (Objectives) für einen bestimmten diese Zeichen richtig zu lesen. Das liegt daran, dass Zeitraum (meistens drei Monate) definiert. Diesen wir mit alten Denkgewohnheiten die Welt beobachten. Zielen werden dann jeweils maximal fünf Key Results, Genau an dieser Stelle nutzen wir den Strategy konkrete und messbare Ergebnisse zugeordnet. Nach Canvas, eine recht einfache Systematik, um aus dem Ablauf einer bestimmten Zeit, häufig drei Monate, unseren gewohnten Denkrillen heraus zu steigen. werden diese überprüft und die nächste Phase geplant. Der Strategy Canvas (https://youtu.be/ekrzEmKIEqY) Virtuelle Möglichkeiten nutzen beruht im ersten Teil auf den Forschungsarbeiten des deutschen Zukunftsinstituts, das sich mit der Die klassische Strategiearbeit fand früher meist Analyse von Trends- und Zukunftsentwicklungen in Klausuren in Seminarhotels mit ausgewählten beschäftigt. Zentrale Betrachtung ist der Impact, Teilnehmer:innen statt. Durch Corona-Restriktionen also die Auswirkungen von Ereignissen wie zum konnten wir erleben, wie digitale Tools Möglichkeiten Beispiel Covid-19, Klimawandel, politischen Ereig-
Agile und innovative Elemente im Strategieprozess nissen, aber auch der Trend rund um New Work. Canvas verwenden, indem man die Auswirkungen/ Wir haben mit unserer Entwicklung auf den Trend Trigger der Trends auf die bestehenden Märkte, Pro- Impact Canvas aufgebaut und als Strategy Canvas dukte, Prozesse und Organisation untersucht. Dies hilft für unsere Strategieberatung weiterentwickelt. die wichtigsten strategischen Fragen zu formulieren. Die Trigger der Veränderung Spannender ist es nun, in neuen Möglichkeiten zu Mit dem ersten Teil des Strategy Canvas, dem Impact denken. Aufbauend auf den Triggern startet dann ein Canvas, kann eine sehr kompakte und ganzheitliche strategischer Dialog: was bedeuteten diese Trigger für Abschätzung zum strategischen Umfeld und mich? Welche Auswirkungen hat es auf mein wirtschaft- strategischen Handlungsoptionen durchgeführt liches und soziales Umfeld? Welche Auswirkung hat es werden. Es geht vereinfacht gesagt darum, auf meine Branche? Was sind für mich an dieser Stelle Informationen zu ordnen und Komplexität zu reduzieren. die spannendsten strategischen Fragestellungen. Und jetzt wird es kreativ, jetzt wird ihr unternehmerischer So können Risiken und Potentiale erkannt und relevante Geist gefordert: was bedeutet das für meine Angebote, Handlungsfelder abgeleitet werden. Ausgangspunkt Produkte? Was mache ich neu/anders? Und mit diesen ist die Frage, wie sich ein spezielles (mögliches) neuen Lösungen und Leistungen kann ich dann erkun- Ereignis oder ein Trend auf unser Geschäft und den, welche Auswirkungen das auf meine Prozesse und unsere Organisation auswirkt. Konkret: es tut sich auf meine Organisation, Führung etc. hat. was in der Welt – aktuell die (Nach)-Wirkungen von Covid – und daraus gibt es teils recht generische Mit dem Strategy Canvas kann also sehr kompakte und Ableitungen von Auswirkungen (siehe Beispiel unten). ganzheitliche Abschätzung zum strategischen Umfeld Für die Dimensionen Mensch, Gesellschaft und und möglichen Handlungsoptionen durchgeführt wirtschaftliche Umwelt stehen gute Trigger aus der werden. Es geht darum, Informationen zu ordnen, Forschungsarbeit der Zukunftsforscher zur Verfügung. Komplexität zu reduzieren und damit ein klares Bild der Lage zu erhalten. Dadurch können Risiken und Poten- Die relevantesten strategischen Fragen ziale erkannt und relevante Handlungsfelder abgeleitet Man kann den Strategy Canvas als reinen Analyse- werden. Organisation Prozesse Produkte Markt Wirtschaft Leistungen (Branche) (Umwelt) Welche Auswir- Welche Auswir- Welche Auswir- Welche Auswir- Wie gestaltet sich kungen ergeben kungen ergeben kungen hat das auf kungen hat die Umwelt unserer sich auf unsere sich auf unsere unser Leistungs- COVID-19 auf Organisation? Organisation? Prozesse? angebot? meine Branche? – Strukturelle – Schlüsselaktivitäten – Nutzenversprechen – Kunden – Wirtschaftliche Aufstellung und Prozesse – Produkte und – Mitbewerb Rahmenbedingungen – Personen und – Ressourcen Leistungsangebot – Lieferanten und Grundverständnis Fähigkeiten – Kostenstruktur – Ersatzprodukte – Stimmunglage – Führung – Technologie und – Rivalität innerhalb – Strukturelle und – Entscheidungs- Digitalisierung der Branche technologische prozesse – Innovation Entwicklungen – Kultur – Kommunikation
26–27 Next Generation Consultants Nina Moik Warum bist du bei der ICG? meinen Kundinnen und Kunden, Altes Weil ich mit fantastischen Kundinnen loszulassen und Zukunftsorientiertes und Kunden gemeinsam die Zukunft nachhaltig zu integrieren. gestalten will. Darüber hinaus war mir ein abwechslungsreicher Job immer schon Was hat dich die Pandemie gelehrt? wichtig. Beides finde ich bei der ICG. In erster Linie hat es mir wieder mehr Achtsamkeit gelehrt. Und das kann man Was treibt dich? meiner Meinung nach auf viele Aspekte Es freut mich besonders, mit den umlegen: Sei es im privaten oder im richtigen Methoden Dinge in Bewegung beruflichen Umfeld. Zudem wirkte Corona zu bringen. Aktuell liegen meine als Katalysator für die Digitalisierung, Beratungsschwerpunkte in den Bereichen was zu völlig neuen Möglichkeiten und Prozessmanagement und Objektives & spannenden Projekten geführt hat. Key Results (OKR). In letzter Zeit tauche ich auch immer mehr in die Themen Noch ein privates Insight: Leadership und Organisationsentwicklung Ich bin zur stolzen Hundebesitzerin (Stichwort »New Work«) ein. geworden und erfreue mich an ausgiebigen Spaziergängen, verschmierten Wodurch spüren die Kunden Fensterscheiben und einer Menge Ballspiele. deinen Impact im Projekt? Als junge Beraterin bringe ich vor allem frische Perspektiven ein und helfe
Missverständnisse rund um OKR Probleme, Grenzen und Erfolgsfaktoren
28–29 Wir möchten hier mit ein paar OKR (Objectives and Key Results) unterstützt Unternehmen dabei, die Identifikation der Falsch-Annahmen und Mythen Mitarbeiter:innen mit den Unternehmenszielen zu erhöhen, und sie unterstützen Mitarbeiter:innen rund um OKR aufräumen dabei, den Sinn ihrer Arbeit im Gesamtkontext zu und unsere Erfahrungen erkennen. OKR bietet viele Vorteile, aber auch so manche Mythen ranken sich um dieses Thema. An sowie Erfolgsfaktoren aus dieser Stelle möchten wir mit den fünf häufigsten Kundenprojekten darstellen. Falsch-Annahmen aufräumen und die − aus unserer Sicht − wichtigsten Erfolgsfaktoren darstellen. von Ute Neudorfer und Veronika Meszarits Mythos #1: OKR eignet sich gut, um auch gleich das Tagesgeschäft zu managen Gleich vorweg: Der Hauptnutzen von OKR liegt im Managen der Strategieumsetzung (»Strategizing« und »Strategy Execution«). Damit jedoch Zeit und Ressour- cen für die Arbeit an der Strategie da sind, müssen sich die jeweiligen Personen vom Tagesgeschäft freispielen und sich einen Schutzraum bauen. Natürlich entstehen so Zeit- bzw. Ressourcen-Konflikte, doch genau dieses Spannungsfeld gilt es mit OKR explizit zu machen und auch nachhaltig zu lösen. Zu Beginn einer OKR-Implementierung sollte die entscheidende Kernfrage an Führungskräfte daher sein: Was von dem, was ich im Tagesgeschäft mache, folgt überhaupt der Strategie? Was kann ich delegieren oder gar weglassen, um Zeit für die Arbeit an OKR zu gewinnen? Insofern haben Tagesgeschäft und OKR eine enge Verbindung. Ziele aus den OKR können in weiterer Folge zum Tagesgeschäft werden und/oder OKR verändert über die Ziele das Tagesgeschäft. Dennoch ist es erfolgskritisch, eine scharfe Trennlinie zu ziehen und genau diesen Schutzraum für die Arbeit an OKR zu schaffen. Dies deshalb, weil die Logiken des Tagesgeschäfts (Run the Business) und jene der Strategiearbeit (Change the Business) unterschiedlich sind! Im Tagesgeschäft ist grundsätzlich klar, was getan werden muss. Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung sind bekannt und es gibt etablierte Routinen, die abzuarbeiten sind (Umsetzermodus). Das Betriebssystem OKR ist hingegen auf komplexe strategische Herausforderungen ausgerichtet, wo Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung nicht
Missverständnisse rund um OKR Was nehmen wir uns für die Was stellen wir daher Wo wollen wir NÄCHST EN DREI MONAT E vor? DIESES JAHR in den Mittelpunkt? MIT T ELFRIST IG hin? Moals Strategische Ziele / Leitstrategien Stoß- 1–3 Jahre Retro- OKR OKR weekly rich- spektiven Plannings tung 1 2 n OKR-Zyklus OKR 3–4 Monate Reviews 1 Legen Sie in Strategieklausuren mittelfristig ausgerichtete, strategische Ziele und strategische Stoßrichtungen fest. 2 Davon leiten Sie so genannte »Moals« (mid term goals) – das heißt, Jahresschwerpunkte zur Strategieumsetzung, ab. ... 3 Zur laufenden Strategieumsetzung nutzen Sie OKR-Sprints, die drei Monate dauern. 4 Etablieren Sie eng getaktete Steuerungszyklen (wöchentlich beziehungs- weise 14-tägig). Gehört die Beschreibung in die Grafik oder in den Fließtext??? klar sind und daher vom Umsetzer- in den Entdecker- und der Reife des Unternehmens ist davon ab- modus gewechselt werden muss. Packt man jedoch zuraten, in der Anfangsphase von OKR mit kaum alle oder zu viele Tätigkeiten ins OKR, geht der Fokus erreichbaren Zielen zu arbeiten. Das heißt, dass verloren und das Betriebssystem OKR verliert seine Ziele auch zu 100 Prozent erreichbar sein dürfen, Wirksamkeit. wenn dies so mit dem Team vereinbart wird. Mythos #2: Richtige Ziele haben nur noch Andersrum muss aber auch klargestellt sein, dass eine Zielerreichung von 60 bis 70 Prozent im strategischen Raum eine Zielerreichung unter 100 Prozent nicht zwangsläufig aussagt, dass man Diese eher verwirrende Aussage stammt ursprünglich gescheitert ist. Die wichtigste Frage, neben der aus einem Google-Video, welches darauf abzielt, Zielerreichung, ist immer jene nach den zentralen den Google-Ansatz des »Goal Stretchings« gut zu Learnings der letzten drei Monate und der Verein- vermitteln. Dem liegt die Hypothese zugrunde, Ziele so barung dazu, was im nächsten Zyklus fortzusetzen, weit zu »überdehnen« und unerreichbar zu machen (so was abzubrechen und was anders zu machen ist. genannte »Moonshots«), dass Mitarbeiter:innen außer- halb des üblichen Vorstellungsrahmens denken und Mythos #3: OKRs müssen auf Lösungen suchen. Dies ist grundsätzlich möglich, doch Einzelpersonenebene beginnen es ist illusorisch zu glauben, dass Mitarbeiter:innen einfach so in diesen Modus wechseln können. Dieser Mythos wird oft von OKR-Softwareanbietern am Leben erhalten. Inwieweit damit auch geschäftliche Dafür bedarf es einer etablierten Lernkultur (anstatt der Interessen im Zusammenhang mit dem Verkauf oftmals vorherrschenden Fehlerkultur), Innovationskraft von Lizenzen stehen, ist ungewiss. Natürlich kann und -management-Kompetenzen sowie ausreichend es OKRs auf Einzelpersonenebene geben, aber sie freier Ressourcen im Unternehmen. Mindestens drei dienen in diesem Fall meist der Selbstorganisation Aspekte, die aus unserer Beratungserfahrung in einer einzelnen Person. Dies kann nutzenstif- Organisationen selten sofort bedient werden können. tend sein − der Beitrag zur Wertschöpfung der Abhängig vom Durchschnittsalter der Teams Gesamtorganisation ist jedoch eingeschränkt.
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