Das Präventionsprojekt SOLE (soziales Lernen in der Schule)
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Schulen von Brügg Das Präventionsprojekt SOLE (soziales Lernen in der Schule) mb/aw: Der Schulalltag hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Eine zunehmende Anzahl Schülerinnen und Schüler fallen mit Verhaltensmustern auf (u. a. aggres- siv, verunsichert, überaktiv, zurück- gezogen, lernmüde), welche im nor- malen Klassengefüge ungenügend aufgefangen werden können. Dabei stellt sich nicht so sehr die Frage, ob es an einer Schule schwieriges Verhalten gibt, sondern vielmehr wie die Schule damit umgeht. Darauf hat die Schule Brügg in Zusammenarbeit mit den Sozialen Diensten von Brügg seit einem Jahr mit einem präventi- ven Pilotprojekt darauf reagiert. Wo und wann wird das Projekt «Sole» umgesetzt? Die Zubereitung einer Mahlzeit ist ein wesentlicher Programmpunkt eines SOLE-Morgens Das Angebot findet jeweils am Diens- tagvormittag in einer klassenüber- greifenden Kleingruppe von maximal 8 bis 10 Kindern von 8.00 – 11.45 Uhr statt. Der Arbeitsraum ist bewusst im Freien, meistens im Wald und seit 1. März 2021 auch im gemieteten Gar- ten von der Fachstelle Kinder- und Jugendarbeit in der Sandgrube Brügg. Bei Sturmwarnung findet der Morgen im Jugendtreff statt. Was wird gemacht? Während dieses zeitlich limitierten Rahmens, in der ausserschulischen Lernumgebung, finden verschiedene Aktivitäten wie Feuer machen, Ko- chen, Entdecken, Forschen und auch spielen statt. Wer essen will, muss in der Lage sein ein Feuer Auch Schnitzen will geübt sein zu machen 50
Dorfnachrichten konnte sich mit Olivia Hofer, der Co-Leiterin des Projekts, über ihre Erfahrungen mit SOLE unterhalten. Was profitieren die Kinder, welche am SOLE-Projekt teilnehmen? Das Projekt SOLE ermöglicht den Kin- dern eine Auszeit, bei der sie Teil ihrer Schulgemeinschaft bleiben. Denn hier, so lautet die wichtigste Botschaft, ist keiner besser als der andere und jeder ist gut, wie er ist. Darum wird nicht an den Kindern herumgeschraubt, sondern sie werden angenommen mit ihren Stärken und Schwächen. Die Kinder sind oft mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt und da bleibt wenig Kapazität für den Schulstoff. Wenn Erfolgserlebnisse ausbleiben, Daniel Werder, Soziokultureller Animator der Fachstelle Kinder- und Jugendarbeit Brügg und geht die Freude an der Schule verloren Olivia Hofer, Schulsozialarbeiterin und das Selbstbewusstsein sinkt. Im Wald entdecken sie, dass sie sehr wohl Talente haben. Sie können Feuer Wer und wie wird das Projekt Brügg und Umgebung), einen Anteil machen, kochen, mit Tieren umgehen geleitet? Integrationsförderungsstunden der und über Hindernisse klettern. Das Mit der intensiven Betreuung von Oli- Schule Brügg und einem finanziellen gibt ihnen Selbstvertrauen und macht via Hofer, Schulsozialarbeiterin und Beitrag der Gemeinde Brügg für die Mut, sich auf Neues einzulassen – auch von Daniel Werder, Soziokultureller Verpflegung der Gruppe. in der Schule. Animator der Fachstelle Kinder- und Jugendarbeit Brügg wird die Konflikt- Fazit nach dem ersten Jahr? Wie sieht ein typischer Morgen im fähigkeit, Empathie, Kooperationsfä- Die bisherigen Erfahrungen zeigen, SOLE-Projekt aus? higkeit und Selbstreflexion gefördert. dass die gesteigerte Selbst- und Sozial- Ein Standardprogramm für den Diens- Dabei geht es um: kompetenz über das veränderte Verhal- tagmorgen zu haben ist wichtig für die ten beobachtbar ist. Die Kinder melden Kinder. Aber die Gruppe entscheidet zurück, dass sie sich in diesem Angebot jedes Mal spontan und gemeinsam, • Befähigung im konstruktiven wohl fühlen, sich besser befähigt fühlen wohin es im Wald oder in den Garten Umgang zu MitschülerInnen konstruktiver mit Konflikten umzuge- geht. Auch das Ziehen des Wagens, die • Positive Erlebnisse und hen und sich mehr Ausdauer aneignen Rolle von FeuerchefIn und Küchenche- Selbstwirksamkeit erleben konnten. Dies zeigt sich insbesondere fIn wird immer neu ausgehandelt. und dadurch Selbstvertrauen bei der Frustrationstoleranz. Die Zu- entwickeln können sammenstellung der Leitung hat den Jeder hat an diesem Morgen eine • Freude am Lernen zu bekom- Vorteil, dass beide Professionen das Hauptverantwortung. Zum Beispiel ist men und auch kleine Lerner- nötige Fachwissen besitzen, um die ein Knabe geschickt darin Feuer zu ma- folge als positiv zu erleben Kinder in der Einzelhilfe wie auch in chen, leitet er einen Buben im Holzha- gruppendynamischen Prozessen zu be- cken an. Es kann aber auch passieren, gleiten und zu unterstützen. Mit der dass sich jemand sträubt eine Arbeit Kosten vom Projekt? Hoffnung einen Beitrag zur Vermei- zu übernehmen. Sich hinsetzen und Finanziert wird das Projekt über das dung von aufwändigen und kostspieli- nachfragen ist dann für uns Leitende Budget der Sozialen Dienste von gen Timeout-Platzierungen zu leisten, angesagt. Oftmals finden wir nicht nur Brügg, (Schulsozialarbeit und Fach- wird das Projekt auch im 2021 fortge- einen Kompromiss, sondern erfahren stelle – Kinder und Jugendarbeit führt und weiterentwickelt. auch den wahren Grund für das Verhal- 51
ten. Sich Zeit nehmen und auf das Kind einzugehen, ist das Wichtigste an die- sem Morgen. Welchen Nutzen hat die Schule von SOLE? Das Projekt SOLE ist schon beinahe nicht mehr wegzudenken. Weil wir nicht auf externe Stellen angewiesen sind, können wir rasch reagieren. Die Kinder sind 7 bis 12 Jahre alt, die meis- ten von ihnen Buben, Schweizer so wie Kinder mit Migrationshintergrund. Zehn Wochen dauert in der Regel das Projekt SOLE für die meisten Kinder, ei- nige bleiben auch ein Jahr oder länger. Während dieser Zeit arbeitet jedes Kind Und auch Aika und Eloy haben eine wichtige Fackelbrot grillieren an einem Ziel, das es selbst formuliert. Funktion für den Lernprozess der Kinder Und was meinen die teilnehmenden Kinder zu SOLE? Drei davon haben ihre Gedanken aufgeschrieben: «Ich bin fast 2 Jahre ins SOLE-Projekt «Wir gehen jeden Dienstag in den Wald «Im SOLE macht man coole Sachen, gegangen, es ist sehr cool! Man re- und dort im Wald machen wir Feuer und man kann immer etwas feines zu Essen spektiert alle, egal wie sie sind. Wir kochen spezielles Essen wie z.B: arabi- machen. Man kann auch – wenn man können einkaufen gehen und die Lehr- sches, indisches, ungarisches Essen will – immer coole Spiele machen, z.B. person gibt uns das Geld zurück, wenn und so weiter. SOLE nutzt uns viel und in der Sandgrube.» (L.H.) wir den Kassenzettel dabei haben. Also zwar damit wir uns in der Schule kon- mir gefällt es, weil wir fair sind, ehrlich zentrieren können und neue Freunde und nett zu den anderen. Wir sind frei, kennen lernen und weniger Streit mit- wir spielen und sammeln Holz, machen einander haben. Wir haben auch einen ein Feuer und haben Spass beim Gril- kleinen Garten. Wir können dort Ge- lieren. Also ich hatte viele Erlebnisse.» müse und Früchte anpflanzen.» (A.A.) (L.F.) Text: Marc Bilat/Daniel Werder ????? Fotos: zVg 52
Sie können auch lesen