Den Klimawandel erkennen - dem Klimawandel begegnen - Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg - GreenAdapt

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Den Klimawandel erkennen - dem Klimawandel begegnen - Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg - GreenAdapt
Den Klimawandel erkennen –
dem Klimawandel begegnen –
Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg
Den Klimawandel erkennen - dem Klimawandel begegnen - Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg - GreenAdapt
Den Klimawandel erkennen – dem Klimawandel begegnen – Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg

Auftraggeber:
Kreis Segeberg
Klimaschutzleitstelle
Hamburger Straße 30
23795 Bad Segeberg
www.segeberg.de/klimaschutz

Auftragnehmer / Bearbeitendes Unternehmen:
GreenAdapt Gesellschaft für Klimaanpassung mbH
Luisenstraße 53, 10117 Berlin
www.greenadapt.de

Verfasser: Carsten Walther, Adrian Pfalzgraf, Dr. Mady Olonscheck
Unter Mitarbeit von: Linus von Ehren, Johanna Keller, Tim Herbeck
Erstellt am 14.08.2019

Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

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                                  Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort ............................................................................................... 6
2. Einleitung ............................................................................................ 7
3. Allgemeines zum Kreis Segeberg ............................................................ 8
4. Klimawandel ........................................................................................ 9
  4.1 Klimawandel in Deutschland ................................................................ 9
  4.2 Klimawandel in Schleswig-Holstein ..................................................... 10
  4.3 Klimawandel im Kreis Segeberg ......................................................... 11
  4.4 Zusammenfassung der Klimaprojektionen ........................................... 15
  4.5 Medienberichte über Schäden durch Schnee und Sturm ........................ 17
  4.5 Verteilung der Schäden im Kreis ........................................................ 19
5. Anpassung an den Klimawandel ............................................................ 21
  5.1 Klimaanpassung in Deutschland ......................................................... 21
  5.2 Klimaanpassung in Schleswig-Holstein ................................................ 21
  5.3 Klimaanpassung im Kreis Segeberg .................................................... 22
  5.4 Klimaanpassung in den Gemeinden des Kreises ................................... 23
  5.5 Klimaanpassung bei nicht-staatlichen Akteuren im Kreis Segeberg ......... 24
  5.6 Klimaanpassungsstudien zu ausgewählten Handlungsfeldern ................. 25
     5.6.1 Handlungsfeld Biologische Vielfalt (Naturschutz) ............................. 25
     5.6.2 Handlungsfeld Wald- und Forstwirtschaft ....................................... 26
     5.6.3 Handlungsfeld Landwirtschaft ....................................................... 27
6. Risiken durch Hitzebelastung ................................................................ 29
  6.1 Klimaveränderungen mit Bezug zu Hitzeereignissen ............................. 29
  6.2 Medienberichte über Hitzeereignisse ................................................... 29
  6.3 Methodik der Risikokarten zur Hitzebelastung ...................................... 30
     6.4.1 Hitzerisiko in Bad Bramstedt ........................................................ 34
     6.4.2 Hitzebelastung in Bad Segeberg ................................................... 38
     6.4.3 Hitzerisiko in Henstedt-Ulzburg .................................................... 41
     6.4.4 Hitzerisiko in Kaltenkirchen .......................................................... 43
7. Risiken durch Starkregen ..................................................................... 45
  7.1 Klimaänderungen in Bezug auf Starkregenereignisse ............................ 45
  7.2 Medienberichte über Starkregenereignisse .......................................... 47
  7.3 Methodik der Risikokarten zu Starkregen ............................................ 48
  7.4 Starkregenrisiko in den Fokusgebieten ................................................ 50
     7.4.1 Starkregenrisiko Bad Bramstedt ................................................... 50
     7.4.2 Starkregenrisiko in Bad Segeberg ................................................. 52
     7.4.3 Starkregenrisiko Henstedt-Ulzburg ............................................... 53
     7.4.4 Starkregenrisiko Kaltenkirchen ..................................................... 55

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8. Verwendung der Karten ....................................................................... 57
  8.1 Ableitung von Handlungsempfehlungen............................................... 57
  8.2 Bewertung der Maßnahmen im Workshop ........................................... 60
  8.3 Planerische Werkzeuge zur Maßnahmenumsetzung .............................. 61
  8.4 Beitrag zur Umsetzung der Maßnahmen des Klimaanpassungskonzeptes . 68
9. Beteiligung im Rahmen des Projektes .................................................... 73
10.    Quellenverzeichnis ........................................................................... 74

                             Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Jahresmitteltemperatur (Kreis Segeberg). ................................ 11
Abbildung 2: Temperaturmittel im Sommer (Juni, Juli, August) im Kreis
Segeberg. ............................................................................................... 12
Abbildung 3: Jährliche Anzahl von Eistagen (TX < 0 °C) (Kreis Segeberg). ....... 12
Abbildung 4: Jahresniederschlag im Kreis Segeberg. ..................................... 13
Abbildung 5: Niederschläge in den Sommermonaten (Juni, Juli und August) im
Kreis Segeberg. ....................................................................................... 13
Abbildung 6: Jährliche Anzahl von Schneetagen (Kreis Segeberg) .................. 14
Abbildung 7: Warming Stripes für den Kreis Segeberg (Darstellung von
GreenAdapt auf Basis von DWD-Daten)....................................................... 14
Abbildung 8: Darstellung der Abstände des heutigen Klimas zum zukünftigen
Klima im Kreis Segeberg für die drei Sommermonate Juni, Juli und August...... 16
Abbildung 9: Verteilung der Schäden durch Extremwetterereignisse im Kreis
Segeberg (Stichprobe). ............................................................................. 20
Abbildung 10: Grünflächeninstallationen in der Fußgängerzone von Bad
Segeberg. ............................................................................................... 23
Abbildung 11: Jährliche Anzahl von heißen Tagen (TX>=30°C) im Kreis
Segeberg. ............................................................................................... 29
Abbildung 12: Räumliche Darstellung der DWD-Daten zu heißen Tagen im Kreis
Segeberg. ............................................................................................... 31
Abbildung 13: Schematische Darstellung des Urbanen Hitzeinseleffektes (Quelle:
Ludowig, Carsten. Urbane Regenwasserbewirtschaftung Im Kontext des
Klimawandels. N.p. Print.) ......................................................................... 31
Abbildung 15: Überwärmungseffekt von unterschiedlichen Flächen (Quelle:
Landeshauptstadt Stuttgart, 2019) ............................................................. 32
Abbildung 14: Ausschnitt aus der Hitzerisikokarte für Kaltenkirchen (Detailinfo
siehe Anhang Karte 2). Dargestellt ist das Zentrum von Kaltenkirchen. ........... 32
Abbildung 16: Ausschnitt aus der Karte zum Hitzerisiko in Bad Bramstedt
(Stadtzentrum) ........................................................................................ 35
Abbildung 17: Ausschnitt aus der Karte zum Hitzerisiko in Bad Bramstedt mit
dem Gewerbegebiet Nord. ......................................................................... 35
Abbildung 18: Erweiterungsparkplatz von Möbel Kraft in Segeberg (Eigene
Aufnahme). ............................................................................................. 38
Abbildung 19: Ausschnitt aus der Karte zum Hitzerisiko in Bad Segeberg. ....... 39
Abbildung 20: Ausschnitt aus der Karte zum Hitzerisiko in Henstedt-Ulzburg. .. 41

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Abbildung 21: Ausschnitt aus der Karte zum Hitzerisiko in Kaltenkirchen (Areal
um den Bahnhof) ..................................................................................... 43
Abbildung 22: Jährliche Anzahl der Starkregentage mit 10 mm Niederschlag
(Kreis Segeberg). ..................................................................................... 45
Abbildung 23: Darstellung der Niederschlagshöhe bei verschiedenen Dauerstufen
bezüglich einer Jährlichkeit von 5 Jahren. .................................................... 46
Abbildung 24: Legende der Karten zum Starkregenrisiko. .............................. 49
Abbildung 25: Ausschnitt aus der Karte zum Starkregenrisiko für Bad Bramstedt
.............................................................................................................. 50
Abbildung 26: Abflusslose Senken im Gebiet der Kliniken Bad Bramstedt. ....... 51
Abbildung 27: Ausschnitt aus der Karte zum Starkregenrisiko für Bad Segeberg.
.............................................................................................................. 53
Abbildung 28: Ausschnitt aus der Karte zum Starkregenrisiko in Henstedt-
Ulzburg ................................................................................................... 54
Abbildung 29: Ausschnitt aus der Karte zum Starkregenrisiko in Kaltenkirchen. 55

                                  Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Klimaprojektionen ausgewählter Parameter für die Szenarien RCP4.5
und RCP8.5 ............................................................................................. 15
Tabelle 2: Statistische Niederschlagsmengen je nach Häufigkeit und Dauer des
Niederschlagsereignisses (aus Kostra-DWD für Kreis Segeberg). .................... 46
Tabelle 3: Handlungsgruppe und Beispielmaßnahmen zur Verringerung der
Hitzebelastung. ........................................................................................ 57
Tabelle 4: Handlungsgruppe und Beispielmaßnahmen zur Verringerung des
Risikos durch Starkregen. .......................................................................... 58
Tabelle 5: Übersicht der planerischen Elemente zur Umsetzung verschiedener
Anpassungsmaßnahmen zur Minimierung des Risikos durch Starkregen und Hitze
.............................................................................................................. 62
Tabelle 6: Verwendung der Karten bei einzelnen Anpassungsmaßnahmen ....... 68

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1. Vorwort
Der Klimawandel ist ein globales Problem, welches sich lokal auswirkt. Er wird auch
im Kreis Segeberg spürbar sein. Steigende Jahresmitteltemperaturen und zuneh-
mende Extremwetterereignisse wie Hitze und Starkregen sind im Kreis Segeberg
bereits zu beobachten. Sie werden vermutlich auch zukünftig verstärkt auftreten.

Ein sehr nasser Sommer und Herbst 2017, gefolgt von Hitze und einer langanhal-
tenden Trockenheit im Sommer 2018 liegen bereits hinter uns. Die Folge war in
beiden Jahren Ertragseinbußen in der Landwirtschaft. Auch über trockengefallene
Teiche und kleinere Flächenbrände wurde berichtet. Im Frühjahr traten in einigen
Orten noch Starkregenfälle mit überfluteten Straßen und Kellern auf.

Auch wenn die Auswirkungen des Klimawandels hier im Vergleich zu anderen Re-
gionen in Deutschland und der Welt voraussichtlich schwächer ausfallen werden,
ist ein Handeln und ein - „sich Anpassen“ - auch hier notwendig.

Vorausschauendes Handeln kann mögliche Risiken senken oder negative Auswir-
kungen sogar abwenden. Mit diesem Ziel hat der Kreis Segeberg Risikokarten er-
stellen lassen. Sie werten vorhandene Daten aus und kombinieren diese mit ge-
sammeltem lokalem Wissen aus dem Kreis Segeberg. Die Analyse wurde exemp-
larisch für die Extremwettereignisse Hitze und Starkregen durchgeführt. Die Er-
gebnisse sollen eine Informationsgrundlage bilden, um Klimawandelfolgen zukünf-
tig mit Weitblick zu berücksichtigen.

Der Kreis Segeberg engagiert sich bereits seit mehreren Jahren im Klimaschutz
und in der Klimaanpassung. Zwei Klimaschutzmanager*innen initiieren und beglei-
ten seit 2013 die Umsetzung vielfältiger Maßnahmen. Der Kreis hat die Herausfor-
derung angenommen sich für den Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen
des Klimawandels einzusetzen.

Landrat Jan Peter Schröder

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2. Einleitung
Der Kreis Segeberg ist einer der Vorreiter der Klimaanpassung in Schleswig-Hol-
stein und hat bereits seit 2014 ein Klimaschutzteilkonzept „Anpassung an den Kli-
mawandel“. Darin wurden 21 Maßnahmen formuliert, mit denen der Kreis der Her-
ausforderung Klimawandel und Klimafolgen begegnet.

Eine der im Klimaanpassungskonzept formulierten Maßnahmen ist die Erstellung
einer Risikoanalyse, mit der Flächen identifiziert werden, die durch den Klimawan-
del besonders betroffen sein werden. Diese Maßnahme wurde von der GreenAdapt
Gesellschaft für Klimaanpassung mbH in enger Zusammenarbeit mit der Kreisver-
waltung und weiteren Akteuren aus dem Kreis Segeberg im Zeitraum von Septem-
ber 2018 bis Juli 2019 umgesetzt. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit auf Basis eines Beschlusses des
Deutschen Bundestages gefördert.

Im Projekt wurden Karten zu den Risiken durch Starkregen und den Risiken durch
Hitzebelastung erstellt. Außerdem wurden die zu erwartenden Klimaveränderun-
gen detailliert aufgearbeitet. Mit dem vorliegenden Bericht werden nun die Klima-
veränderungen sowie die Karten vorgestellt und die sich ergebenden Betroffenhei-
ten anhand der Karten diskutiert. Karten wurden dabei nicht nur für den gesamten
Kreis angefertigt, sondern auch und insbesondere für mehrere kreisangehörige
Gemeinden. Die Gemeinden Bad Segeberg, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und
Bad Bramstedt dienen als Fokusgebiete bzw. kleinräumige Lupen für die Risiko-
analysen. Zu ihnen wurden jeweils Risikokarten für Hitze und Starkregen erstellt.
Diese Karten können als Entscheidungshilfe für künftige Planungen in den vier Fo-
kusgebieten dienen. Für den restlichen Kreis können diese Karten als Beispiele für
die Identifikation von Risikogebieten und der exemplarischen Vorstellung von
Handlungsoptionen verwendet werden.

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3. Allgemeines zum Kreis Segeberg
Der Kreis Segeberg liegt im Süden Schleswig-Holsteins und befindet sich nördlich
von Hamburg. Im Kreis leben rund 260.000 Menschen auf einer Fläche von
1.344 km² (Kreis Segeberg 2019). Die Siedlungsstruktur im Kreis ist vielerorts
ländlich geprägt. Neben der Siedlungsachse Norderstedt – Henstedt-Ulzburg – Kal-
tenkirchen im Südwesten finden sich in den Städten Bad Bramstedt, Bad Segeberg
und Wahlstedt größere verdichtete Siedlungsflächen (Kreis Segeberg 2014; 2018).
Auf der Karte 9 im Anhang sind die genannten Ortschaften deutlich als stärker
versiegelte Flächen auszumachen.

Mit 67 % sind große Teile des Kreises landwirtschaftlich geprägt. 17 % der Fläche
des Kreises sind von Wald bedeckt (Kreis Segeberg 2019). Die Karte 11 im Anhang
zur Landbedeckung gibt einen Einblick in die räumliche Verteilung der unterschied-
lichen Landnutzungen. Auf den Karten 12 und 13 im Anhang sind die Flächenan-
teile für Landwirtschaft und Wald für die 95 Gemeinden berechnet und dargestellt.
Die Verkehrsinfrastruktur bedeckt etwa 4 % des Kreises (Kreis Segeberg 2019).
Karte 10 im Anhang stellt die Verkehrsflächenanteile je Gemeinde dar – diese spie-
gelt die oben angesprochenen größeren Siedlungsräume und die den Kreis durch-
querenden Autobahnen A7, A20 und A21 wider. Etwa 26 km² des Kreises sind von
Wasserflächen bedeckt (Kreis Segeberg 2019). Diese befinden sich hauptsächlich
im Norden und Osten des Kreises. Größere Seen sind beispielsweise der Mözener
See, der Große Segeberger See oder der Wardersee (siehe Karte 14 im Anhang).

Diese Seenregion im Norden und Osten zählt zum ostholsteinischen Hügel- und
Seenland. Der westliche und südliche Teil des Kreises zählt zur schleswig-holstei-
nischen Geest (MeineStadt.de 2019). Die Geestregionen sind von sandigeren Bö-
den geprägt, welche als weniger fruchtbar als die Böden im Hügelland gelten und
besonders anfällig für Winderosion sind (Rainer Duttmann et al. 2011).

Der Kreis Segeberg gilt aufgrund seines milden Klimas als Gesundheitsregion.
Zahlreiche Klinik- und Kurstandorte sind hier zu finden. Zu nennen sind beispiels-
weise der Erholungsort Seedorf, das Heilbad Bad Segeberg, welches auch ausge-
wiesener Luftkurort ist, und das Heilbad Bad Bramstedt. Letzteres ist bekannt als
Moorheilbad und beherbergt mit dem Klinikum Bad Bramstedt die größte Rheu-
maabteilung Norddeutschlands. In Bad Segeberg ist die Gesundheitswirtschaft so-
gar der größte Wirtschaftszweig (Stadt Bad Segeberg, o.J.).

Im Vergleich zur gesamten Metropolregion Hamburg ist die Wirtschaftsstruktur des
Kreises Segeberg durch einen relativ hohen Beschäftigtenanteil im produzierenden
Gewerbe gekennzeichnet (24,1%). Auch die Bruttowertschöpfung liegt in diesem
Sektor mit 22,7 % (ohne Baugewerbe) deutlich über dem Durchschnitt der Metro-
polregion (15,5 %). 72,8 % der Erwerbstätigen im Kreis Segeberg sind im Dienst-
leistungssektor beschäftigt, weitere 3 % sind in der Land- und Forstwirtschaft tä-
tig. Zu den Schlüsselsektoren des Kreises gehören das Baugewerbe, die Chemische
Industrie, die Energieversorgung sowie das Ernährungsgewerbe.

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4. Klimawandel
4.1 Klimawandel in Deutschland

Seit der Industrialisierung ist die globale Mitteltemperatur um 1 °C angestiegen
(WMO 2018). 15 der 16 heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
liegen in diesem Jahrhundert (WMO 2017), wobei die letzten vier Jahre die wärms-
ten gewesen sind (WMO 2018). Die Temperaturzunahme ist mit der Verstärkung
des Treibhauseffektes zu begründen. Durch die Lebensweise des Menschen hat
sich die Zusammensetzung der Atmosphäre aufgrund der Freisetzung von Treib-
hausgasen, wie beispielsweise Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4), verän-
dert (WMO 2017). Dies geschieht unter anderem durch die Verbrennung von fos-
silen Brennstoffen oder durch die Veränderung von Landbedeckungen und -nut-
zungen unter anderem durch Abholzung, Aufforstung und Versiegelung (DWD
2017). Auf diese Weise ist der CO2-Anteil in der Atmosphäre in den letzten Jahr-
zehnten stark angestiegen. Von 270 Anteilen pro 1 Million Luftmoleküle (engl. ppm
– parts per million) in vorindustriellen Zeiten auf mittlerweile über 400 ppm (WMO
2017). Die durchschnittliche jährliche Zunahme der CO2-Konzentration in der At-
mosphäre betrug dabei im Zeitraum 1997 bis 2006 noch 1,96 ppm, während sie
mittlerweile von 2007 bis 2016 auf 2,29 ppm angestiegen ist (NOAA 2017).

Der Klimawandel führt jedoch nicht nur zu einer globalen Temperaturzunahme,
sondern auch zu weiteren Folgeerscheinungen. So hat der vom Menschen verur-
sachte Klimawandel einen signifikanten Einfluss auf die Häufigkeit und Stärke von
Extremwetterereignissen, wie Trockenperioden, Hitzewellen und Starkniederschlä-
gen (Fischer& Knutti 2015; IPCC 2013). Die Temperatur der Meere steigt und in
Verbindung mit schmelzendem Gletscher, Schnee- und Eismassen führt dies zum
Ansteigen des Meeresspiegels (Abraham et al., 2013; Cazenave et al. 2014; IPCC
2013; Marcott et al., 2013; Marzeion et al. 2014). Die Auswirkungen auf die Pflan-
zen-, Tier-, und Menschenwelt sind und werden voraussichtlich weitreichend sein.

In Deutschland wurde im Zeitraum von 1881 bis 2014 ein durchschnittlicher An-
stieg der Jahrestemperatur von 1,3 °C verzeichnet, 0,3 °C mehr als im globalen
Durchschnitt (Brasseur et. al. 2017). Im Westen Deutschlands ist dabei ein höhe-
rer Temperaturanstieg als im Osten gemessen worden. Das Jahr 2018 war das
wärmste seit Messbeginn 1881 in Deutschland. Der Jahrestemperaturdurchschnitt
lag bei 10,4 °C und somit 2,2 °C über der international gültigen Referenzperiode
1961 bis 1990 (DWD 2018).

Auch die Niederschläge haben in dem Zeitraum von 1881 bis 2014 um 10,2 %
zugenommen (im Vergleich mit der international gültigen Referenzperiode 1961
bis 1990). Dies ist größtenteils auf die Zunahme der Winterniederschläge von 26
% zurückzuführen. Dahingegen fielen im Sommer 0,6 % weniger Niederschläge
(Brasseur et. al. 2017; DWD 2017). 2018 war das niederschlagsärmste Jahr in
Deutschland seit Messbeginn (DWD 2018). Eine detaillierte Betrachtung der Nie-
derschlagsentwicklung erfolgt kreisspezifisch in Kapitel 7.

Die klimatischen Veränderungen führten in der Vergangenheit bereits zu einer Viel-
zahl von Folgeerscheinungen in Deutschland, wie beispielsweise geringere Erträge
in der Landwirtschaft, gesundheitliche Belastungen und Veränderungen in den Le-
bensräumen für Pflanzen und Tiere (IPCC 2013).

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4.2 Klimawandel in Schleswig-Holstein
Die Beeinflussung des Klimas in Deutschland durch atlantische oder kontinentale
Luftmassen sorgt für unterschiedliche Klimaverhältnisse innerhalb des Landes.
Während der Südosten Deutschlands eher von höheren Lagen und Kontinentalität
geprägt ist, wird der nordwestliche Teil Deutschlands von der Meeresnähe und
niedrigeren Geländehöhe beeinflusst. Aufgrund Schleswig-Holsteins nördlicher
Lage innerhalb des Landes, sorgt die Nähe des Meeres durch die hohe Wärmeka-
pazität des Wassers für milde Winter und gemäßigte Sommer (DWD 2017).

Bis 1910 wurden konstante Lufttemperaturen verzeichnet, wobei sie seit 1910 und
verstärkt seit Mitte der 1980er anstiegen. Insgesamt wurde seit 1881 eine Erhö-
hung der Jahresdurchschnittstemperatur von 1,3°C notiert, sowie ein Anstieg von
warmen und sehr warmen Tagen und eine Abnahme von kalten und sehr kalten
Tagen verzeichnet (DWD 2017).

Im wärmsten Jahr Deutschlands, 2018, gehörte Schleswig-Holstein jedoch noch
zu den kühleren Bundesländern mit 10,1 °C Durchschnittstemperatur (DWD
2018). Von 1881 bis 2016 wurde eine Niederschlagszunahme von 18 % vernom-
men. Des Weiteren ist in den letzten 100 Jahren ein Anstieg des Meeresspiegels in
der Deutschen Bucht um 20 cm und an der deutschen Ostseeküste um 14 cm
gemessen worden (DWD 2017).

Die Entwicklung des zukünftigen Klimas hängt stark von den Klimaschutzbemü-
hungen ab. Sollten zum Beispiel weiterhin hohe Treibhausgasemissionen entste-
hen, ist laut Klimamodellen eine Änderung der Jahresdurchschnittstemperatur von
3 bis 4 °C in den nächsten 100 Jahren zu erwarten. Eine Abnahme von Kälteext-
remen und eine Zunahme von Hitzeextremen sind zu erwarten. Durch die anstei-
gende Lufttemperatur ist auch mit einem weiteren Anstieg der Meerestemperatur
zu rechnen. Dies wiederum sorgt u. a. für einen weiteren Anstieg des Meeresspie-
gels (Sterr 2007).

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4.3 Klimawandel im Kreis Segeberg
Für die Analyse der klimatischen Entwicklung in der Vergangenheit wurden Daten
vom Deutschen Wetterdienst (DWD) ausgewertet. Diese sind für ganz Deutschland
mit einer Auflösung von 1 km x 1 km verfügbar. Die Gitterzellen, welche innerhalb
des Kreises liegen, wurden gemittelt. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die
zeitliche Entwicklung von Jahreswerten verschiedener Klimaindikatoren für den
Zeitraum 1951 bis 2018. Zusätzlich ist eine Trendgerade über diesen Zeitraum
(lineare Regression, grau gestrichelt) eingetragen. Falls es sich um einen statis-
tisch signifikanten Trend handelt, ist die Angabe der Änderungsrate (oben links in
der Abbildung) grün hinterlegt, im nicht signifikanten Fall ist die Färbung orange.
Oben rechts in den Abbildungen ist der Mittelwert des Klimaindikators für den Zeit-
raum 1971 bis 2000 angegeben. Bei diesem Zeitraum handelt es sich um den
Referenzzeitraum, mit welchem die Entwicklungen in der Zukunft verglichen wer-
den.

Abbildung 1: Jahresmitteltemperatur (Kreis Segeberg).

Die Entwicklung der Jahresmitteltemperaturen im Kreis Segeberg zwischen 1951
und 2018 zeigt neben den natürlichen jährlichen Schwankungen einen deutlich
zunehmenden Trend (Abbildung 1). Die statistisch signifikante jährliche Tempera-
turzunahme beträgt 0,025 °C. Im Referenzzeitraum betrug die durchschnittliche
Jahrestemperatur 8,6 °C. Im betrachteten Zeitraum war im Jahr 2014 die höchste
Jahresmitteltemperatur im Kreis zu verzeichnen – gefolgt vom Jahr 2018.

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Abbildung 2: Temperaturmittel im Sommer (Juni, Juli, August) im Kreis Sege-
berg.
Abbildung 2 stellt die Entwicklung der gemittelten Temperatur der Sommermonate
Juni, Juli und August dar. Diese weist einen ähnlich zunehmenden Trend auf wie
die Jahresmitteltemperaturen. Der Trend ist ebenfalls statistisch signifikant. Die
durchschnittliche Jahresmitteltemperatur lag zwischen 1971 und 2000 bei 16,2 °C.
Der DWD-Datensatz für die Temperatur beginnt im Jahre 1881. Innerhalb dieses
Zeitraums waren im Kreis lediglich vier Sommer im Mittel heißer als 18°C. An ers-
ter Stelle liegt der Jahrhundertsommer 2003 und der vergangene Sommer des
Jahres 2018 – beide mit im Mittel 18,6 °C. Es folgen der Sommer 1997 und 2006
mit jeweils 18,2 °C. Bei dem Sommer 1907 handelt es sich mit 14,0 °C um den
kältesten Sommer im Zeitraum 1881 bis 2018.

Abbildung 3: Jährliche Anzahl von Eistagen (TX < 0 °C) (Kreis Segeberg).

Die Zunahme der Temperatur führt zu einer deutlichen Abnahme von Kälteereig-
nissen. So zeigt die jährliche Anzahl von Eistagen, also Tagen mit einer Höchst-
temperatur unter dem Gefrierpunkt, im Kreis Segeberg einen abnehmenden Trend
( Abbildung 3). Eistage traten im Referenzzeitraum in der Region etwa 18-mal im
Jahr auf. Innerhalb des betrachteten Zeitraums von 1951-2018 wurde bei Frost-
tagen ein jährlicher Rückgang von 0,15 Tagen verzeichnet, wobei zwischen den
einzelnen Jahren deutliche Schwankungen auftraten.

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Abbildung 4: Jahresniederschlag im Kreis Segeberg.

 Abbildung 4 zeigt die jährlichen Niederschlagssummen im Kreis. Der mittlere Jah-
resniederschlag betrug im Referenzzeitraum 1971 bis 2000 ca. 803 mm. Er hat
leicht, jedoch nicht signifikant zugenommen. Deutlich erkennbar ist die niedrige
Jahresniederschlagssumme im Jahr 2018. Im Mittel fallen in den Sommermonaten
223 mm Niederschlag, diese Menge hat sich im betrachteten Zeitraum nur unwe-
sentlich verändert – es gab eine geringe nicht signifikante Abnahme ( Abbildung
5). Zu den drei trockensten Sommern (seit 1881) zählt der Sommer 2018. Hier
fielen lediglich 109 mm Niederschlag, also etwa die Hälfte der üblichen Menge.
Lediglich in den Sommern 1976 und 1983 war mit 82 bzw. 67 mm eine noch ge-
ringere Niederschlagsmenge zu verzeichnen.

Abbildung 5: Niederschläge in den Sommermonaten (Juni, Juli und August) im
Kreis Segeberg.
Die zunehmende Temperatur wirkt sich auch auf Witterungsbedingungen wie bei-
spielsweise Schneetage aus (Abbildung 6). Diese stellen eine Kombination von
Niederschlag und Temperatur dar. In den zunehmend wärmeren Wintern fällt der
Niederschlag häufiger in Form von Regen. So verzeichnen die Tage mit Schneefall
in der Region einen deutlichen Rückgang von 0,3 Tagen pro Jahr, bei einer Häu-
figkeit von etwa 26 Tagen im Referenzzeitraum.

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Abbildung 6: Jährliche Anzahl von Schneetagen (Kreis Segeberg)
Eine andere Form der Darstellung der Temperaturentwicklung sind sogenannte
Warming stripes, zu Deutsch Erwärmung-Streifen oder „Barcode des Klimawan-
dels“. Diese Form der Darstellung als Warming stripes geht auf die Idee des briti-
schen Klimawissenschaftlers Ed Hawkins zurück.Abbildung 7 visualisiert die Ent-
wicklung der Lufttemperatur als Warming stripes zwischen 1881 (links) und 2017
(rechts). Jeder Streifen steht dabei für die durchschnittliche Temperatur eines Jah-
res. Sehr kühle Jahre im Kreis Segeberg sind blau dargestellt, weniger kühle Jahre
grün, wärmere hingegen gelb bis violett (heiß). Die steigenden Lufttemperaturen
sind dabei als deutlicher Trend in der Farbveränderung zu erkennen. Die Gelb- und
Rottöne haben in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen.

Abbildung 7: Warming stripes für den Kreis Segeberg (Darstellung von
GreenAdapt auf Basis von DWD-Daten).

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4.4 Zusammenfassung der Klimaprojektionen

Unter Verwendung eines Ensembles von Klimamodellen (Euro-CORDEX) wurden
folgende Entwicklungen für die nahe (2031-2060) und ferne Zukunft (2071-2100)
für die beiden Klimaszenarien RCP 4.5 und RCP 8.5 ermittelt. Bei diesen repräsen-
tativen Konzentrationspfaden (representative concentration pathways, RCPs) han-
delt es sich um Szenarien für die Treibhausgaskonzentration und damit indirekt
die Treibhausgasemissionen der Menschheit. Diese Szenarien können daher letzt-
lich für unterschiedliche Ausprägungen der weltweiten Klimaschutzbemühungen
angesehen werden. So müssten für RCP 4.5 relativ umfangreiche Maßnahmen zur
Reduktion der Treibhausgasemissionen umgesetzt werden. RCP 8.5 beschreibt den
„Weiter-wie-bisher“-Pfad, mit nur geringen Klimaschutzbemühungen. Die angege-
benen Intervalle beziehen sich auf das 15. Bzw. 85. Perzentil der betrachteten
Modelle.

Die Temperaturzunahmen in Frühjahr und Sommer liegen leicht unter den Ge-
samtjahreswerten und im Herbst und Winter leicht darüber. Bei den Niederschlags-
änderungen zeichnen sich das Frühjahr und der Winter mit stärkeren Zunahmen
aus. Im Herbst und Sommer sind die Aussagen der Modelle indifferent. Im Herbst
ist nach Aussage der Modelle eher mit zunehmenden und im Sommer eher mit
abnehmenden Niederschlägen zu rechnen. Die Änderungen in Temperatur und Nie-
derschlag sind zum Ende des Jahrhunderts stärker als zur Mitte und beim RCP 8.5
ebenfalls ausgeprägter als beim Klimaschutzszenario RCP 4.5.

Tabelle 1: Klimaprojektionen ausgewählter Parameter für die Szenarien RCP4.5
und RCP8.5
                               RCP4.5            RCP4.5              RCP8.5            RCP8.5
                               2031-2060         2071-2100           2031-2060         2071-2100
Mitteltemperatur               +0,9 bis +1,4°C    +1,6 bis +2,2°C    +1,3 bis +2,2°C    +2,8 bis +3,8°C
Jahresniederschlag                +2 bis +5%         0 bis +3%          +2 bis +6%        0 bis +12%
Kälteereignisse (≤0°C Tmax)      -20 bis -51%      -47 bis -62%       -33 bis -67%       -77 bis – 85%
Hitzeereignisse (≥30°C Tmax)    +59 bis +149%    +107 bis +227%      +83 bis +167%     +262 bis +435%
Starkregentage (≥30 mm)          -4 bis +49%        -4 bis +23%        -4 bis +60%      -14 bis +108%

Um diese möglichen Veränderungen im Klima greifbarer zu machen, wurden Kli-
maanaloge berechnet. Das heißt, auf Basis der zu erwartenden Klimaänderungen
bis zum Ende des Jahrhunderts wurden Regionen in Europa identifiziert, in denen
bereits heute (1971-2000) dieses zukünftige Klima vorherrscht, das in Zukunft
(bis 2100) im Kreis Segeberg vorherrschen kann. Dazu wurden sowohl die Klima-
projektionen monatsweise ausgewertet als auch WorldClim-Daten für das heutige
Klima verwendet. Es wird dann anhand von 12 Monatswerten für die Temperatur
und den Niederschlag nach den Regionen gesucht, welche die geringste Abwei-
chung zum zukünftig erwarteten Klima im Kreis Segeberg zeigt. Unter diesen An-
nahmen wird die Region Antwerpen als Analogon für das Klima des Kreises ermit-
telt.

In der folgenden Abbildung 8 ist das Ergebnis für die Analyse basierend auf den
drei Sommermonaten (Juni, Juli, August) dargestellt. In diesem Fall wird die Re-
gion Niederösterreich an der Grenze zur Slowakei als Klimaanalogon identifiziert.

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Eine Region, welche auch unter der Trockenheit des Sommers 2018 leiden musste
(noe.orf.at 2019).

Abbildung 8: Darstellung der Abstände des heutigen Klimas zum zukünftigen
Klima im Kreis Segeberg für die drei Sommermonate Juni, Juli und August 1.
Im weiteren Verlauf des Berichtes folgen Klimadatenanalysen zu Hitzeereignissen
und Starkregen.

Die Analysen zu den Änderungen in den verschiedenen Klimavariablen wurden mit
Medienrecherchen zu bereits eingetretenen Schadensereignissen, welche mit den
betrachteten Klimavariablen in Verbindung stehen, ergänzt. Es wurden ver-
schiedenste Quellen verwendet, u. a. die Kieler und auch die Lübecker Nachrichten.
Die Recherche wurde auf aktuellere Berichte aus dem Zeitraum 2001 bis 2018
beschränkt. Die Ergebnisse aus den Gemeindebefragungen fließen ebenfalls in die
Medienrecherche mit ein. Weiterhin wurden Schadensdaten des Gesamtverbandes
der Deutschen Versicherungswirtschaft für entsprechende Klimavariablen im Kreis
Segeberg aus dem Zeitraum 2002 bis 2016 angegeben (GDV 2018).

1 Die Abbildung rechts zeigt einen Ausschnitt von der linken Darstellung. Die dargestellten Werte entsprechen dem Logarithmus
    des quadrierten Abstandes der Monatswerte aus heutigem und zukünftigem Klima.

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4.5 Medienberichte über Schäden durch Schnee und Sturm
In diesem Bericht wird in den späteren Kapiteln 6 und 7 ausführlich das Risiko
durch Hitze und Starkregen thematisiert. Diese Klimafolgen sind jedoch nicht die
einzigen Extremwetterereignisse, die zu Schäden führen können. Auch Stürme und
starke Schneefälle führen wiederholt zu Schäden. Bei einer Anpassung an den Kli-
mawandel sind diese Extremwetterereignisse deshalb im Blick zu behalten. Trotz
Klimawandel werden Schneefälle auch in Zukunft stattfinden. Das Aufkommen von
Stürmen wird durch den Klimawandel kaum beeinflusst. Jedoch können lokale
Starkwindereignisse aufgrund von Gewitterzellen zunehmen.

Um die Relevanz der Herausforderung durch Schnee und Sturm zu verdeutlichen,
folgt hier ein Medienspiegel zu vergangenen Schadensereignissen durch diese Wet-
terereignisse im Kreis. Ausgewertet wurden dafür 60 Zeitungsberichte (online) mit
Schadensmeldungen durch Extremwetterereignisse aus dem Zeitraum 2001 bis
2018. Es wurde ein möglichst langer Zeitraum gewählt, der nach vorne durch die
lückenhaftere noch online abrufbare Berichterstattung in den Online-Medien be-
grenzt wird und in die jüngere Vergangenheit bis zum Beginn des Projektes reicht.
Die Medienrecherche kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, jedoch
konnte aus der Vielzahl an betrachteten Berichten bereits ein deutliches Bild der
potentiellen Schadenswirkungen von Extremwetterereignissen im Kreis gezeigt
werden. Eine entsprechende Auswertung der Medienberichte zu Hitze und Stark-
regen folgt in den Kapiteln 6 und 7.

Im Januar 2010 verursachte das Schneetief „Daisy“ mehrere Einsätze der Feuer-
wehr. Zahlreiche im Schnee festgefahrene Autos mussten in Bad Segeberg befreit
werden. Da der Schnee durch den Wind bis zu einem Meter aufgetürmt wurde,
wurde zeitweise die A20 gesperrt (THW Bad Segeberg 2010). Anfang 2018 wurde
aufgrund von Schneestürmen der Busverkehr eingestellt (Kieler Nachrichten
2018b). Das Schneetief „Irenäus“ verursachte im März 2018 Schäden an mehreren
Gebäudedächern (THW Bad Segeberg 2018).

Laut dem Klimaschutzteilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel herrscht im
Kreis Segeberg ein verhältnismäßig hohes Windaufkommen mit überdurchschnitt-
lich starken Böen. Dort wird von einer starken Vulnerabilität des Sektors Ver-
kehr/Infrastruktur gegenüber Stürmen ausgegangen (Kreis Segeberg 2014). So
wurde bspw. 2003 ein Tornado der Stufe F2 (Fujita-Skala2) registriert, welcher
zahlreiche Schäden an Autos, Gebäuden und Bäumen hinterließ. In den Stadtteilen
Glashütte und Harksheide in Norderstedt hinterließ er eine Schneise der Verwüs-
tung, wobei zwei Menschen verletzt wurden (Wetter Online 2003).

Auch im Jahr 2007 trat im Kreis Segeberg ein Tornado auf. Trotz geringerer Stärke
als der vorherige, zerstörte er in Bad Bramstedt Autos, Dächer und entwurzelte
mehrere Bäume (Welt 2007a). Im gleichen Jahr traten noch drei weitere Sturm-
tiefs, unter anderem der Orkan „Kyrill“, auf. In Kaltenkirchen, Sievershütten und
gleich zweimal in Geschendorf kam es zu Überflutungen von Kellern, Sporthallen,
Feldern und Straßen und Schäden an Dächern und Autos (THW Bad Segeberg
2007, THW 2007, Welt 2007b).

2 Fujita-Skala zur Einteilung von Schäden durch Starkwinderscheinungen. Theoretisch von Klasse F0 bis F12. Gemessene Stürme
    reichen nur bis zur Klasse F5. Bei einem Tornado der Stärke F2 sind Windgeschwindigkeiten zwischen 181 und 253 km/h zu
    verzeichnen (www.wikipedia.org).

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Im Jahr 2013 ereigneten sich zahlreiche Sturmereignisse, welche sich auf den gan-
zen Kreis Segeberg auswirkten. Anfang des Jahres führten orkanartige Windböen
zu zahlreichen entwurzelten Bäumen, Zäunen und Schildern (LN Online 2013a).
Den Medienberichten zufolge fand im Juni 2013 das schlimmste Unwetter seit 30
Jahren statt (Kieler Nachrichten 2013a). Die Feuerwehr und das Technische Hilfs-
werk notierten 350 Einsätze. Neben den Überflutungen von Kellern und Straßen,
drang in Bad Segeberg das Wasser in das Textilkaufhaus „Schwager“ und die Au-
tovermietung „Thode“ und in Klein Rönnau in die Autovermietung „Hoppe“ ein. Bei
letzterer entstand ein geschätzter Schaden von 100.000 Euro (LN Online 2013b).
Während in Kaltenkirchen acht Feuerwehrmänner beim Abpumpen eines vollge-
laufenen Kellers die Folgen eines Blitzeinschlags erlitten und ins Krankenhaus ein-
geliefert werden mussten, schlug ein weiterer Blitz in Henstedt-Ulzburg in ein
Wohnhaus ein, wodurch ein Feuer ausbrach (Kieler Nachrichten 2013a). Der Orkan
„Christian“ hinterließ im Oktober 2013 ebenfalls großes Chaos. Mehrere Menschen
wurden verletzt, unzählige Bäume entwurzelt, Dächer und Autos zerstört. Der Zug-
verkehr musste aufgrund von umgestürzten Bäumen auf Gleisen teilweise einge-
stellt werden, beispielsweise in Rickling. In Hartenholm fiel der Strom aus (Kieler
Nachrichten 2013b).

Im Jahr 2015 hinterließen die Orkantiefs „Elon“ und „Felix“ ihre Spuren im Kreis
Segeberg. In Großenaspe wurde ein Turnhallendach abgedeckt, wodurch ein ge-
schätzter Schaden von 100.000 Euro entstand (Kieler Nachrichten 2015a, Online
Focus 2015). In Kleinkummerfeld prallte ein Zug gegen einen umgestürzten Baum.
Ein paar Monate später erforderte Sturm „Niklas“ 184 Einsätze. Erneut gab es
zahlreiche entwurzelte Bäume, beschädigte Autos, Dächer wurden abgedeckt und
Dachziegel fielen herunter (Kieler Nachrichten 2015b). Im Juli desselben Jahres
führten Blitzeinschläge während eines Gewitters zur Entflammung eines Baumes
und eines Hauses (LN Online 2015).

Anfang des Jahres 2017 führte das Sturmtief „Thomas“ zu einer Zugkollision mit
einem auf die Gleise gestürzten Baum (LN Online 2017b). Überschwemmte Keller
und Straßen, entwurzelte Bäume, zerstörte Autos, Häuser und Dächer waren vor
allem in Bad Segeberg, Bornhöved, Schmalensee, Bad Bramstedt und Kaltenkir-
chen nach einem Unwetter im Mai 2017 die Folge (Feuerwache Kaltenkirchen 2017,
Hamburger Abendblatt 2017c). In Traventhal, Nahe und Stipsdorf brachen im sel-
ben Monat drei Feuer aus, aufgrund von Blitzeinschlägen und eines Kurzschlusses
durch Nässe im Keller. In Traventhal brannte das Haus dabei fast komplett ab
(Kieler Nachrichten 2017b, Hamburger Abendblatt 2017c, Hamburger Morgenpost
2017). Im Juni 2017 wurde ein Tornado der Stufe F0 (Fujita-Skala) registriert
(Kieler Nachrichten 2017c). Einen Monat später brannte aufgrund eines weiteren
Blitzeinschlags ein Stall in Wahlstedt ab, wodurch mehrere Menschen eine Rauch-
vergiftung erlitten (LN Online 2017c). Die Sturmtiefs „Xavier“ und „Herwart“ im
Oktober 2017 führten in Bad Segeberg, Bad Bramstedt und Bimöhlen zu erhebli-
chen Schäden durch entwurzelte Bäume, die auf Häuser, Straßen, Autos und Gleise
fielen und damit zur Einstellung der öffentlichen Verkehrsmittel führte (Kieler
Nachrichten 2017d & e).

In den Fragebögen an die Gemeinden des Kreises wurden folgende Schadenser-
eignisse durch Sturm als bereits in der Vergangenheit relevant für die Region ge-
nannt: Versperrte Rettungswege, umgewehte Mülltonnen, heruntergefallene
Dachziegel, Schäden an Freileitungen, Erosion auf landwirtschaftlichen Flächen so-
wie Schäden an Fahrzeugen. Auch bei besonders starken Schneeereignissen kam
es in der Vergangenheit laut Fragebögen bereits zu Überlastungen der

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Den Klimawandel erkennen – dem Klimawandel begegnen – Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg

Räumdienste, Schneeverwehungen, Schäden und Verletzte durch Unfälle sowie
Schäden im Forstsektor.

Von den 1.147 € durchschnittlicher Schadenssumme im Kreis Segeberg im Zeit-
raum 2002 bis 2016 wurden etwa 742 € durch Hagel- und Sturmereignisse verur-
sacht. Im Vergleich zu den acht umgebenden Kreisen ist dieser Betrag der dritt-
niedrigste und liegt weit unter dem Schadensdurchschnitt des gesamten Bundes-
landes, welcher sich auf 1.132,60 € beläuft (GDV 2018).

4.5 Verteilung der Schäden im Kreis

Die Schadensereignisse der 60 ausgewerteten Medienberichte wurden in einer
Karte des Kreises verortet (Abbildung 9). Die Schäden wurden den Gemeinden
zugeordnet, in denen der jeweilige Schaden aufgetreten ist. In der Karte sind die
unterschiedlichen Schadensarten bzw. Extremwetterereignisse in unterschiedli-
chen Farben dargestellt. Die unterschiedlichen Größen der Kreisdiagramme spie-
geln die Anzahl der Schadensereignisse innerhalb der Gemeinde wider. Auch wenn
die Grundgesamtheit an Medienberichten begrenzt ist und über viele Schäden nicht
berichtet wurde oder die Berichte der Auswertung entgangen sind, so zeigen sich
räumliche Muster.

Auffällig ist die Häufigkeit von Berichten über Extremwetterschäden in den Ge-
meinden Bad Bramstedt, Kaltenkirchen und in Bad Segeberg. Die Anzahl der beo-
bachteten Schäden in einer Gemeinde korreliert mit der Anzahl der Einwohner, in
den einwohnerstarken bzw. stärker besiedelten Gemeinden wurden mehr Schäden
gezählt. Dies ist jedoch auch nicht verwunderlich, da es hier mehr Häuser, Autos
usw. gibt, die von Extremwetterereignissen geschädigt werden können.

Des Weiteren sind die meisten Schäden durch das Extremwetterereignis Sturm
verzeichnet, bzw. die Medien berichten zahlreicher über Schäden durch Stürme.
Möglicherweise ist dies auf die Großräumigkeit von Sturmereignissen zurückzufüh-
ren, welche dann u.U. flächendeckend Schäden verursachen.

Die Karte zeigt, dass vor allem der Südwesten des Kreises von Schäden durch
Starkregen (Überschwemmungen etc.) betroffen ist (blau dargestellt). Die Schä-
den durch Starkregen treten tendenziell eher in den stärker versiegelten Gemein-
den auf (siehe Karte 18 im Anhang).

Die wenigen Schäden durch Hitze sind ebenfalls in den stark versiegelten Gemein-
den anzutreffen. Über Schäden durch Trockenheit (gelb) wurde hauptsächlich aus
dem ländlicheren und landwirtschaftlich geprägten Ostkreis berichtet (siehe Karten
12 und 13 im Anhang). Möglicherweise lässt sich dies auf die für Trockenheit an-
fälligeren Böden der Geest zurückführen (Landesportal Schleswig-Holstein 2019).

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Den Klimawandel erkennen – dem Klimawandel begegnen – Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg

Abbildung 9: Verteilung der Schäden durch Extremwetterereignisse im Kreis Se-
geberg (Stichprobe).

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5. Anpassung an den Klimawandel
5.1 Klimaanpassung in Deutschland

Das erste Konzept zur Anpassung an den Klimawandel auf nationaler Ebene wurde
2008 von der Bundesregierung veröffentlicht. In der „Deutschen Anpassungsstra-
tegie an den Klimawandel“ (DAS) wird der Rahmen für die bundesweite Klimaan-
passung festgelegt. Neben der Beschreibung der Risiken und Folgen des Klima-
wandels für die Gesellschaft und die Umwelt, verfolgt die Strategie das Ziel, mög-
liche Optionen für effektive Anpassungsmaßnahmen in unterschiedlichen Hand-
lungsfeldern aufzuzeigen, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels ab-
zuschwächen. Zur Konkretisierung der in der DAS beschriebenen Ziele, folgte 2011
der „Aktionsplan Anpassung“ der Deutschen Anpassungsstrategie. Der Aktionsplan
legt den Fokus stärker auf die Umsetzung konkreter Maßnahmen (Kreis Segeberg
2014).

Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) förderte das Bundesum-
weltministerium seit 2008 kommunale Klimaanpassungskonzepte. Über die Kom-
munalrichtlinie konnten sich Kommunen für das Förderprogramm „Klimaschutz-
teilkonzept Anpassung an den Klimawandel“ bewerben. In der überarbeiteten
neuen Version der Kommunalrichtlinie, welche ab Januar 2019 in Kraft ist, ist diese
Möglichkeit nicht mehr enthalten. Seit 2017 unterhält das BMU allerdings das För-
derprogramm für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, welches ver-
schiedene Akteure wie Unternehmen und Kommunen bei der Initiierung und
Durchführung von konkreten Projekten und Initiativen im Bereich der Klimaanpas-
sung unterstützen soll (BMU 2017).

5.2 Klimaanpassung in Schleswig-Holstein
Erste Ansätze zur Klimaanpassung auf regionaler Ebene wurden in Schleswig-Hol-
stein Ende der 1990er Jahre entworfen und in den folgenden Jahren kontinuierlich
weiterentwickelt. Der 2009 von der Landesregierung veröffentlichte Klimaschutz-
bericht enthält bereits erste Handlungsoptionen zur Anpassung an den Klimawan-
del. Eine detailliertere Analyse des Handlungsbedarfs folgte im Jahr 2011 mit dem
„Fahrplan Anpassung an den Klimawandel“, in welchem unterschiedliche Hand-
lungsfelder identifiziert und spezifische Anpassungsstrategien dargelegt werden.
Weiterhin werden erste konkrete regionale Projekte vorgestellt (siehe „Fahrplan
Anpassung an den Klimawandel“). Im Energiewende- und Klimaschutzgesetz des
Landes Schleswig-Holstein wird in §10 festgelegt, dass die Landesregierung eine
Strategie zur Anpassung an den Klimawandel erarbeitet und die Maßnahmen um-
setzt (Schleswig-Holsteinischer Landtag 2017).

Neben den publizierten Konzepten der Landesregierung wurden mittlerweile meh-
rere Großprojekte zum Thema Klimaanpassung durchgeführt. 2009 startete das
auf fünf Jahre angesetzte Verbund-Projekt KLIMZUG-NORD, welches zum Ziel
hatte, die gesellschaftlichen Risiken des Klimawandels in der Metropolregion Ham-
burg durch verbesserte Anpassungsmaßnahmen zu mindern. Ein wichtiger Punkt
war dabei die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema. Weiterhin wurde
vom Norddeutschen Klimabüro der Norddeutsche Klimaatlas entworfen, welcher

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Den Klimawandel erkennen – dem Klimawandel begegnen – Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg

Informationen über zukünftig zu erwartende Klimafolgen bis zum Jahr 2100 liefert
(Kreis Segeberg 2014).

Segeberg stellt mit dem Klimaanpassungskonzept einen Vorreiter für die anderen
Kreise in Schleswig-Holstein dar. Im restlichen Teil des Bundeslandes ist noch viel
Potenzial, da in den Kreisen Neumünster, Plön, Schleswig-Flensburg, Rendsburg-
Eckernförde, Ostholstein und der kreisfreien Stadt Flensburg keine weiteren kon-
kreten Klimaanpassungsaktivitäten in Bezug auf Klimaelemente wie steigende Mit-
teltemperatur, Hitze, Trockenheit, Starkregen, Sturm, Schnee und Eis erkennbar
sind.

Neben dem Kreis Segeberg waren fünf weitere Kreise in Schleswig-Holstein beim
oben genannten „KLIMZUG NORD“ beteiligt: Dithmarschen, Pinneberg, Steinburg,
Stormarn und das Herzogtum Lauenburg. Die Hansestadt Lübeck ist in an den
Projekten „RainAhead“ und dem Anschlussprojekt „l-quadrat“ beteiligt (Lübeck
Fenster, offizielle Website der Hansestadt Lübeck) und trägt somit zur Klimaan-
passung bei. Die Projekte werden im Laufe des Berichtes unter dem Handlungsfeld
„Wasserwirtschaft“ näher erklärt. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat eine Anpas-
sungsstrategie mit Handlungsempfehlungen für Fließgewässer entwickelt. Hier
werden der Einfluss von Starkregenereignissen, erhöhten Temperaturen und die
Folgen für das Einzugsgebiet thematisiert. Um diesen entgegenzuwirken, wird un-
ter anderem die Entwicklung von Retentionsräumen und die Erhöhung von Grund-
wasserständen empfohlen (BfN). Der Landkreis Nordfriesland ist Teil eines Klima-
anpassungsprogramms in der Wattenmeer-Region, welches durch den WWF ge-
fördert wurde. Drei Pilotprojekte, an der Festlandküste (Husum Dockkoog), den
Halligen und auf den Nordfriesischen Inseln, sollen zur Klimaanpassung starten.
Hier werden präventive Maßnahmen umgesetzt, um dem ansteigenden Meeres-
spiegel und dem in Zukunft zunehmenden Sturmflutrisiko zu begegnen. Letzteres
soll mit dem Bau von Deichen geschehen. Erste Bauvorhaben wurden bereits rea-
lisiert. Zwischen dem Festland und den Inseln wurden an einigen Stellen Dämme
erbaut, oder der Übergang zwischen Land und Meer durch Beton-, und Steinkon-
struktionen festgelegt. Der Schutz der Küste vor Sturmfluten ist jedoch mit starken
Eingriffen in die Natur verbunden, weshalb auch nach anderen Alternativen ge-
sucht wird.

5.3 Klimaanpassung im Kreis Segeberg

2012 veröffentlichte die Kreisverwaltung das integrierte Klimaschutzkonzept für
den Kreis Segeberg. Darauf aufbauend wurde 2014 das Klimaschutz-Teilkonzept
„Anpassung an den Klimawandel im Kreis Segeberg“ entwickelt. Im Rahmen des-
sen wurden drei Workshops im Kreis Segeberg durchgeführt, um die Auswirkungen
des Klimawandels auf den Kreis Segeberg zu erörtern und notwendige Anpas-
sungsmaßnahmen zu erarbeiten. Im resultierenden Klimaschutz-Teilkonzept wur-
den die formulierten Ziele zur Klimaanpassung aufgegriffen und für die speziellen
Gegebenheiten im Kreis Segeberg weiterentwickelt. Dabei wurden auch Ergebnisse
aus Projekten wie KLIMZUG-NORD einbezogen (Kreis Segeberg 2014).

Seit 2013 verfügt der Kreis Segeberg über eine Klimaschutzleitstelle mit zwei Kli-
maschutzmanager*innen. Hiermit wurde eine wichtige Grundlage geschaffen, um
die Ziele der Klimaschutz- und Anpassungskonzepte umsetzen zu können. Zu den
Aufgaben der Klimaschutzleitstelle gehören die Beratung von Unternehmen, Städ-
ten, Ämtern, Gemeinden und Bürger*innen, sowie die Informationsverbreitung von

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Den Klimawandel erkennen – dem Klimawandel begegnen – Mit Risikokarten für den Kreis Segeberg

aktuellen Projekten. Weiterhin unterstützt die Klimaschutzleitstelle die Vernetzung
unterschiedlicher Akteure.

Mittlerweile ist eine Vielzahl an Maßnahmen durchgeführt worden. Dabei konzent-
rieren sich die meisten Maßnahmen auf den Bereich Klimaschutz. Der selbstaufer-
legte Anspruch einer Vorbildfunktion des Kreises Segeberg im Bereich Klimaschutz
spiegelt sich unter anderem in der seit 2015 laufenden Mitgliedschaft im
Klimabündnis wider. Das Klimabündnis ist das größte europäische Städtenetzwerk,
welches sich dem Klimaschutz verschrieben hat (Kreis Segeberg 2018a).

Seit 2018 informiert die Website des Kreises Segeberg die Bürger*innen über die
Folgen des Klimawandels und darüber, welche Klimaanpassungsmaßnahmen auch
privat vorgenommen werden können. Dabei wird beispielsweise auf die Folgen von
Starkregen eingegangen und wie das Haus vor Überflutungen geschützt werden
kann. Online kann sogar ein dazugehöriger Fragebogen ausgefüllt werden, um
spezifische Ratschläge und Anweisungen zu erhalten, ob das eigene Haus gefähr-
det ist und welche präventiven Maßnahmen ergreifbar und durchführbar sind. Die
Leser*innen werden des Weiteren für ein klimagerechtes Wohnen sensibilisiert. Es
werden auch Tipps zur Garten- und Balkongestaltung gegeben, zum Beispiel wie
der Regen für die Trockenzeit gespeichert werden kann oder welche effektive Rolle
Fassaden- und Dachbegrünung für die Umgebungstemperatur einnimmt. Außer-
dem wird auf die hohe Gesundheitsbelastung bei Hitze und hohen Temperaturen
hingewiesen und im gleichen Zuge beschrieben, wie sich durch gezieltes Lüften bei
Abendtemperaturen oder durch eine Neuorientierung des Tagesablaufs, an die ho-
hen Temperaturen angepasst werden kann (Kreis Segeberg 2018c).

5.4 Klimaanpassung in den Gemeinden des Kreises
                                           Der Fahrplan Anpassung an den Klimawandel
                                           für Schleswig-Holstein wie auch das Klimaan-
                                           passungskonzept für den Kreis Segeberg blei-
                                           ben ihrer Betrachtungs- bzw. Maßstabsebene
                                           treu. In ihnen finden sich keine Aussagen zur
                                           lokalen Differenzierung im Kreis Segeberg.
                                           Jedoch können Aussagen wie etwa zu städti-
                                           schen Hitzeinseln oder zu den Möglichkeiten
                                           der Bauleitplanung in den Gemeinden auf die
                                           Situation in den Gemeinden des Kreises Se-
                                           geberg angewendet werden. Das vorliegende
                                           Projekt zur Erstellung von Risikokarten für
                                           den Kreis Segeberg zeigt nun erstmals eine
                                           räumliche Differenzierung von Risiken im
                                           Kreis Segeberg konkret auf. Der vorliegende
                                           Bericht soll helfen durch entsprechende Maß-
                                           nahmen die Risiken in Gebieten, welche als
                                           potentiell gefährdet für Hitzebelastung und
                                           Starkregenschäden identifiziert wurden, zu
                                           verringern. Die Gemeinden bzw. die dortigen
                                           Verwaltungen und Fachausschüsse sollten
Abbildung 10: Grünflächeninstal-
lationen in der Fußgängerzone
                                           deshalb von der Kreisebene nach Projektab-
von Bad Segeberg.                          schluss über die Ergebnisse des vorliegenden
                                           Projektes informiert werden, um etwaige

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