Der ängstliche, unsichere Hund

 
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Der ängstliche, unsichere Hund
      von Monika Kaltner-Muschkiet ©2009
Inhaltsverzeichnis

Kapitel I      Grundlagen
      1.1.     Definition                           Seite 01
      1.2.     Ursachen Angststörungen              Seite 02
      1.3.     Überblick Therapieformen             Seite 04

Kapitel II     Gesichter der Angst
      2.1.     Hund                                 Seite 06
      2.1.1.   Anzeichen von Angst beim Hund        Seite 06
      2.1.2.   Körpersprache                        Seite 07
      2.2.     Mensch                               Seite 07

Kapitel III    Verhaltenstherapien
      3.1.     Kontrolle                            Seite 08
      3.2.     Körperliches Wohlbefinden            Seite 09
      3.3.     Führung                              Seite 09
      3.3.1.   Hausordnung                          Seite 09
      3.4.     Training/Lernen                      Seite 11
      3.4.1.   Lerntheorie                          Seite 11
      3.4.2.   Clickern                             Seite 17
      3.4.3.   Artgerechte Beschäftigung            Seite 18

Kapitel IV     Einzelne Ängste
      4.1.     Auto fahren                          Seite 19
      4.2.     fremde Menschen                      Seite 19
      4.3.     fremde Hunde                         Seite 19
      4.4.     Geräusche                            Seite 20
      4.5.     Trennung                             Seite 20
      4.6.     Gegenstände                          Seite 20
      4.7.     Tierarzt                             Seite 20
      4.8.     Treppen                              Seite 21
      4.9.     Boxen                                Seite 21

Anhang
     1         Medikamentelle Therapien             Seite 22
     2         Fragebogen                           Seite 25
Der ängstliche, unsichere Hund

Angststörungen beim Hund sind sehr häufig und sie beeinträchtigen das
Wohlbefinden entscheidend. Die Vielzahl der Symptome kann
unterschiedliche, körperliche und psychische Ursachen haben, sodass Hunde
mit Angststörungen tierärztlich untersucht werden müssen. Wenn auch
teilweise genetisch bedingt, sind die wichtigsten Ursachen in
Entwicklungsstörungen durch reizarme Aufzucht und schlechten Erfahrungen
zu suchen.

                             Kapitel 1 Grundlagen

1.1. Definitionen

Furcht:
Eine mäßige Verhaltensreaktion des Hundes vor einem bekannten oder
unbekannten Reiz, den er als wenig gefährlich betrachtet. Der Hund ist
psychisch und körperlich in der Lage, den Reiz zu erforschen oder zu flüchten.

Angst:
Ist im Gegensatz dazu eine heftige Verhaltensreaktion vor einem bekannten
oder unbekannten Reiz, den der Hund als sehr gefährlich ansieht. In dieser
Situation ist der Hund weder psychisch noch körperlich zur Erforschung oder
Flucht fähig. In solch einer ausweglosen Lage zeigt er körperliche Symptome
der Angst wie Speicheln, Hecheln, erhöhte Herzfrequenz, Schwitzen an den
Pfoten, emotional bedingten Harn- und Kotabsatz oder Entleeren der
Analbeutel.

Phobie:
Ist eine zeitlich kurzfristige Reaktion der Angst vor einem genau definierten
tatsächlichen Reiz wie bestimmte Geräusche, Männer, andere Hunde, etc.,
der aber für den Hund keine wirkliche Gefahr darstellt.

Ängstlichkeit:
Ist ein andauernder diffuser Zustand von Angst vor wechselnden und vielfach
minimalen Reizen der Umwelt. Sie ist verbunden mit Vorahnung und folglich
übersteigerter Wachsamkeit gegenüber kleinsten Veränderungen in der
alltäglichen Umgebung, und oftmals mit körperlichen Symptomen wie
Erbrechen, Durchfall, Speicheln, etc. Je nach Stadium der Erkrankung
reagieren Hunde sehr leicht reizbar und aggressiv, quasi in einer ständigen
Verteidigungshaltung gegenüber einer als feindlich angesehenen Umwelt,
oder sie werden in ihren Verhaltensweisen immer stärker gehemmt und
suchen Entlastung in Ersatzhandlungen wie dauerndes Trinken, Fressen, Pfoten
lecken oder übersteigerter Bindung an ihre Bezugsperson.
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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Stress:
Stresshormone sind für Hunde genauso wie für uns Menschen nötig, um durch
den Tag zu kommen, zu arbeiten und um dem Körper die notwendige Energie
für die täglichen Dinge des Lebens bereitzustellen. Wenn allerdings zu viele
dieser Hormone ausgeschüttet werden, z.B. bei Angst, Aufregung, Bedrohung
oder Schmerzen, ist der Hund gestresst, da der Körper die Hormone in einer
solchen Situation überdosiert.
Hunde empfinden Stress in Situationen, von denen sie meinen, sie nicht
meistern zu können. Sie werden gestresst, wenn der Besitzer wütend oder
gewalttätig wird oder auch durch Erregung, z.B. wenn ein Rüde den Geruch
einer läufigen Hündin aufnimmt.

1.2. Ursachen Angststörungen

Hätten Tiere in der Wildnis keine Angst, dann hätten sie keine wirkliche
Überlebenschance: Vorsicht heißt die Mutter der "Man-frisst-sich-Gesellschaft".
Auch Hunde tragen sowohl genetische als auch erworbene Ängste mit sich.
Zu den Urängsten zählt die Angst vor großen, aufrecht gehenden Lebewesen
(Bär!), vor dem Verlassen-Sein, Ängste vor Schüssen, Gewitter oder
zischenden Geräuschen, vor engen und dunklen Räumen oder Schatten.
Solche Urängste können schon durch gute Erfahrung verschwinden.
Bereits während der Trächtigkeit beeinflussen Berührungsreize wie Streicheln
durch die Bauchdecke der Hündin die Gehirnentwicklung des Welpen. Nach
der Geburt erwachen die Sinne des Welpen nach und nach: Tastsinn,
Wärme-, Geschmacks- und Geruchssinn sofort, Sehen und Hören etwas
später. Das erbliche Programm der Gehirnentwicklung wird in dieser
Sozialisation genannte Entwicklungsphase bis zur 12. Woche maßgeblich und
entscheidend durch die Umgebung beeinflusst. Ein Welpe, der in einer
reizarmen und eintönigen Umwelt aufwächst, hat ein bleibendes strukturelles
Defizit im Gehirn für sein ganzes weiteres Leben!

Eine zweite äußerst sensible Entwicklungsphase des Hundes ist die Pubertät, im
Alter von 5-12 Monaten. In diesem Alter finden neben körperlichen auch
psychische Ausreifungsvorgänge statt. Selbst aufgeschlossene und
freundliche Hunde werden auf einmal sensibel und reagieren sehr
empfindlich auf Neues, seien es Menschen, Objekte, Geräusche oder
Situationen. Kleinste unangenehme Erfahrungen haben starken Einfluss auf
das Weltbild des Hundes, Phobien zeigen sich häufig erstmals in diesem Alter.
Und schließlich nehmen Angststörungen im höheren Alter des Hundes zu. Im
gleichen Masse wie die geistige Flexibilität und die Sinnesleistungen des
Hundes abnehmen, werden sie durch emotionale Reaktionen – zum Beispiel
Furcht oder Angst – ersetzt. Wenn ein Hund die Umweltreize in seinem Weltbild
nicht mehr richtig einordnen kann, wird er unsicher und bekommt Angst.

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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Neben diesen „Umwelteinflüssen“ oder erblich bedingten psychischen
Störungen können auch physische Krankheiten Angst auslösen. Zu diesem
zählen insbesondere Erkrankungen der Schilddrüse, Epilepsie, Hyperaktivität
und Tumore im Gehirnbereich. Aber auch nicht erkannte Schmerzen können
zur Angst führen.

A) Deprivationssyndrom
Als Deprivationssyndrom wird die Gesamtheit der Symptome bezeichnet, die
durch eine reizarme Aufzucht entstehen, wenn sich der Hund in seinem
weiteren Leben in einer komplexen und anregenden Umwelt befindet. Durch
seine Defizite in der Gehirnstruktur kann er mit den vielen Umwelteinflüssen
nicht umgehen. Er reagiert zunächst mit einer Phobie vor allem, was neu ist
und aufgrund der dynamischen Vorgänge im Rahmen dieser Erkrankung lebt
er sehr bald in einem dauernden Zustand von Angst: deprivationsbedingte
Ängstlichkeit. Allzu schnell lernt ein Hund in diesem überwachsamen,
angespannten Zustand, dass aggressives Verhalten eine hervorragende
Methode ist, sich alles und jeden vom Leib zu halten. Da diesen chronisch
ängstlichen Hunden aufgrund ihrer Erkrankung eine vernünftige Selbstkontrolle
fehlt, stellen sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Öffentlichkeit
und, wenn die Kommunikation gestört ist, auch für ihre Familie dar! In
manchen Fällen finden diese ängstlichen Hunde für sich eine – scheinbar –
großartige Lösung. Sie kann die Ursache für das nächste Problem sein.

B) Trennungsbedingte Angststörungen
Ein unsicherer, ängstlicher Hund bindet sich übermäßig an seine
Bezugsperson. Aus der Anwesenheit und dem Körperkontakt mit seinem
Menschen bezieht er seine Stabilität und soziale Sicherheit. Sie, als Besitzer,
sind die Lösung all seiner Probleme ... ja, solange bis diese ohne Hund
weggehen. Dann stürzt die Welt für den Hund zusammen, er hat auf einmal
seine ganze Stabilität verloren. In seiner Verzweiflung beginnt er zu bellen und
zu heulen, um wieder Kontakt zu bekommen. Die körperlichen Symptome der
Angst können sich soweit steigern, dass er mehrfach Harn und vielfach
flüssigen Kot absetzen muss. Manche Hunde beruhigen sich sehr zum
Missfallen ihrer Besitzer selbst durch Kauen und Nagen – die Schäden in der
Wohnung können enorm sein. Bei der Rückkehr finden die Besitzer dann einen
geduckten, eingeschüchterten und ängstlichen Hund. „Er weiß ganz genau,
was er wieder angerichtet hat ...“. Auch wenn es aus menschlicher Sicht noch
so sehr danach aussehen mag: Der Hund weiß es nicht.

Er kombiniert schlicht und einfach: Wenn Frauchen und kaputter Teppich
zusammentreffen, bedeutet das nichts Gutes. Dass es sein, für ihn ja sinnvolles,
weil beruhigendes Verhalten vor zwei Stunden war, das Ihre Unfreundlichkeit
auslöst, kann er nicht erkennen. Dafür fehlen selbst einem sehr intelligenten
Hund die geistigen Fähigkeiten, zeitlich versetzt zu kombinieren.

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                                                          Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Mit einer – wie auch immer gearteten – unfreundlichen Reaktion vergrößert
man allerdings das Angstproblem des Hundes: Einerseits ist der Besitzer die
einzige Möglichkeit, wo er Beruhigung und Sicherheit findet, andererseits wird
er zurück gewiesen – eine ziemlich ausweglose Situation für einen ängstlichen
Hund.

1.3. Überblick Therapieformen

Der Leidensdruck und die Beeinträchtigung der Lebensqualität für Hund wie
Besitzer sowie die potentielle Gefahr für die Gesellschaft durch aggressives
Verhalten dieser Hunde sollten genug Gründe sein, Hunde mit Angststörungen
tierärztlich behandeln zu lassen.

Die Möglichkeiten der modernen Verhaltensmedizin erlauben zwar nicht
immer die vollständige Heilung – ein mangelhaft entwickeltes Gehirn oder
fehlende Selektion auf anpassungsfähige und psychische stabile Hunde kann
nicht mehr rückgängig gemacht werden – aber es gibt dennoch zahlreiche
Möglichkeiten, diesen Hunden zu helfen.

Die Ziele der Behandlung hängen im Einzelnen natürlich davon ab, was der
Besitzer des Hundes erreichen möchte. Aber im Wesentlichen möchte man
Folgendes erreichen:

   •   Wiederherstellung der psychischen Stabilität und des Wohlbefindens
       für den Hund
   •   Wiederherstellung einer harmonischen Beziehung zum Besitzer oder zur
       Familie
   •   Sicherheit für die Gesellschaft (z.B. bei aggressivem Verhalten)
   •   Keine weiteren Schäden in der Wohnung, Auto, etc.

Die Behandlung hängt natürlich immer von der genauen Diagnose, der
Dauer der Erkrankung und dem Grad der Beeinträchtigung ab.

Die unangenehmen körperlichen Symptome der Angst und die gesamte
ängstliche Stimmungslage des Hundes können – und sollten – zunächst mit
Medikamenten behandelt werden. Die Palette der medikamentellen
Möglichkeiten reicht von der Homöopathie, der Bachblütentherapie bis zu
sehr spezifisch auf die Botenstoffe im Gehirn wirkenden synthetischen
Psychopharmaka.

Auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel können die Therapie
unterstützen.

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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Ein vollkommen neuer Weg in der Verhaltensmedizin ist der Einsatz von
speziellen Geruchsstoffen, so genannten Pheromonen. Diese Pheromone
werden von der Hündin während der Säugeperiode produziert und haben
eine beruhigende und entspannende Wirkung auf die Welpen. Jüngste
Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Pheromone auch bei
erwachsenen Hunden Angst lösend wirken.
(siehe Anlage)

Eine zusätzliche Unterstützung ist die Physiotherapie. Gestresste Hunde leiden
genau wie wir Menschen an Verspannungen. Auch Therapieformen wie der
TTouch können begleitend helfen.

Dann beginnt die Phase der Verhaltenstherapie, wo der Hund langsam mit
verschiedenen Techniken, wie zum Beispiel der systematischen
Desensibilisierung, der Gegenkonditionierung oder der Spieltherapie an Angst
auslösende Reize gewöhnt wird. Eine Verbesserung ist oft schon nach den
ersten Wochen zu sehen, in manchen Fällen von schwerem
Deprivationssyndrom kann die Therapie einige Monate bis zu einem Jahr
dauern. Rückschläge sind häufig, mit Konsequenz, Ausdauer und der
Strategie der kleinen Schritte können jedoch auch diese Hunde mit ihrer
Beeinträchtigung leben.

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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Kapitel II Gesichter der Angst

2.1. Hund

2.1.1. Anzeichen von Angst beim Hund

   1. Hörbare Anzeichen

      Jaulen
      Winseln
      Knurren
      Bellen
      Heulen
      Kläffen
      Schreien

   2. Sichtbare Anzeichen

      erweiterte Pupillen
      angespannte Muskeln
      Zittern
      Hecheln
      starke Speichelbildung
      Gähnen
      Unruhe
      Grinsen
      Rastlosigkeit
      Beschwichtigungssignale

   3. subtile Anzeichen

      Schweißpfoten
      schlechtes Fell
      Unruhe oder gar Hyperaktivität
      flache Atmung
      verstärktes Kratzen und Schütteln
      Lippen bludern
      öffnen der Analdrüse
      Leeren der Blase

Es ist sehr wichtig, die Körpersprache des Hundes und seiner Stresssignale zu
verstehen, damit Sie ihm helfen können, seine Ängste zu überwinden.
Achten Sie auf seine Signale!

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                                                           Monika Kaltner-Muschkiet 2009
2.1.2. Körpersprache

2.2. Mensch

Lassen Sie den Hund auf Sie zukommen. Zwingen Sie ihn nicht.
Drehen Sie sich eher zur Seite, als Frontal auf ihn zu zugehen.
Bitte nicht starren!
Lehnen Sie sich nicht über den Hund!
Bücken, nicht herabschießen!
Streicheln, aber bitte richtig! Nicht Kopf tätscheln; nicht umarmen
Achten Sie auf Ihr Lächeln...Zähne zeigen heißt unter Hunden was anderes...

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                                                       Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Kapitel III Verhaltenstherapie

Die vier Säulen sind nach meiner Meinung Grundlage für die
Verhaltenstherapie.

3.1. Kontrolle

Setzen Sie Ihren Hund so selten wie möglich Dingen aus, die ihm Angst
machen.
Halten Sie eine gewisse Routine ein, damit Ihr Hund weiß, was ihn erwartet.
Weichen Sie aber auch immer mal wieder ein klein wenig ab.
Schränken Sie die Rechte Ihres Hundes zu seiner eigenen Sicherheit etwas ein.
Reagieren Sie auf einen unsicheren Hund mit Gelassenheit und
Selbstsicherheit. Belohnen Sie den Hund für ruhiges und entspanntes
Verhalten. Lassen Sie Ihren Hund nicht im Stich! Bindung ist unerlässlich!

3.1.1. Bindungsaufbau
Es ist egal ob ein Welpe in die Familie kommt oder ein erwachsener Hund, der
Mensch muss beweisen, dass er sorgen, schützen, helfen und anleiten kann.

Gefestigt wird die Bindung durch alle gemeinsamen positiv erlebten
Erlebnisse. Gemeinsames Spiel (auch Aufgaben, Sport, u.s.w.), gemeinsame
Ausflüge (aktive Spaziergänge, Reisen, Besuche) und Körperkontakt
(Pflege, Schmusen, u.s.w.).

Bei all den Erlebnissen, sollte man den Hund aktiv mit einbeziehen.
Durch wechselnde Anforderungen, spannende Spiele auf Ausflügen,
eingebaute Gehorsamkeitsübungen (zB Absitzen lassen) bleiben Mensch und
Hund in Kontakt. Machen Sie sich zum interessanten und begehrten
"Teampartner" für Ihren hochsozialen, wissbegierigen und neugierigen Schüler.
(Die Bindungsspannung auf Ausflügen, ist bei jagdbegeisterten Hunden sehr
wichtig, um sie vom Jagen abzuhalten.) Aber auch eine klare Hierarchie mit
einer verständnisvollen artgerechten Erziehung , stärkt die Bindung und das
Vertrauen zum Menschen. Nur wenn der Hund sanft und klar angeleitet wird,
fühlt er Sicherheit und kann sich entspannt auf seinen Menschen verlassen.

Hunde stimmen ihr Verhalten mit dem ihres Menschen ab. Im Laufe der Zeit
entsteht eine Harmonie im Umgang miteinander und die Bindung zwischen
Mensch und Hund wird immer enger. Der Hund kann seine Gefühle nicht
verbergen. Hunde reagieren mit Freundlichkeit auf Freundlichkeit, mit
Aggression auf Aggression, mit Misstrauen auf Misstrauen und mit Unsicherheit
auf Unsicherheit. Auch Vertrauen ist immer eine Sache auf Gegenseitigkeit.
Wenn Sie Ihren Hund von morgens bis abends mit misstrauischen Blicken
beobachten, wird er diese Distanz, diese latente Kritik spüren. Da er aber
nicht weiß, worauf sie sich bezieht, wird er unsicher werden und misstrauisch.
Der Hund kann nur so viel Vertrauen in Sie aufbauen, wie Sie ihm schenken.

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                                                          Monika Kaltner-Muschkiet 2009
3.2. Körperliches Wohlbefinden

Außergewöhnlich unsicher Hunden sollten dem Tierarzt vorgestellt werden.

3.2.1. Die Ernährung beeinflusst die Gesundheit Ihres Hundes und natürlich
auch sein Verhalten. Kauen z.B. baut Stress ab.

3.2.2. Bewegung nützt dem Hund in vielerlei Hinsicht. Sie ist für ängstliche
Hunde besonders wichtig, da sie zu einem ruhigen, friedlichen Gemütszustand
beiträgt.

3.2.3. Die geistige Auslastung des Hundes fast unumgänglich. Ein Hund dessen
Geist zu wenig ausgelastet ist, neigt eher dazu Angst zu haben.

3.2.4. Absolut unerlässlich sind Ruhephasen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund
entspannen kann.

3.3. Führung

Gute Hundeführer setzten eher Psychologie als körperliche Gewalt ein, um
den Hund zu führen und ihm was beibringen. Es gibt keinen Grund, den Hund
durch körperliche Überwältigung zu beweisen, wer das sagen kann. In einem
Wolfsrudel sind es die, die in der Ranfolge in der Mitte stehen, die zanken. Ein
wahres „Alphatier“ muss nichts beweisen. Es ist souverän und gelassen.
Auf den Mensch gebracht: Ruhige, knappe Sprache; die Körpersprache klar
und eindeutig und als oberstes Gebot: Konsequenz!
Bringen Sie ihrem Hund bei, dass es Konsequenzen hat, wenn er nicht
kooperiert.

Seien Sie nie ungeduldig oder gar ungerecht.

3.3.1. Hausordnung
oder NILIG: nichts im Leben ist gratis!

Die Hausordnung ist keine Übung, die man dann und wann auszuüben ist. Sie
ist vielmehr als regeln und Gewohnheiten zu sehen, die in die tägliche Routine
integriert werden sollte und das von allen Familienmitgliedern.

Futter
Weil Fressen für Hunde im wahrsten Sinne des Wortes Leben und Tod bedeutet
ist es wichtig, dass der Hund versteht, dass es von Ihnen kommt und nicht auf
wundersame Weise aus dem kleinen runden Ding am Boden kommt.
Also: Kein Futter zur freien Verfügung!

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                                                          Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Es stellen sich schnelle Erziehungserfolge ein, wenn dem Hund klar wird, dass
er arbeiten muss um fressen zu können. Unbedingt vor dem Hund zu essen ist
meines Erachtens überflüssig. Sie sind der Boss, also entscheiden Sie, wann
Dinge passieren.

Bevor der Hund die Mahlzeit bekommt soll er also „arbeiten“. Verlangen Sie
ein Sitz oder Platz, wenn er es prompt macht, geben Sie ihn wieder frei und
stellen Sie die Futterschüssel hin. Befolgt Ihr Hund das Hörzeichen nicht sofort,
d.h. spätestens beim 2. Mal, nehmen Sie den Napf weg. Einige Minuten später
versuchen Sie es noch einmal. Es ist wohl selbstverständlich das dafür nur
bekannte Kommandos verwendet werden.

Eine noch effektivere Methode ist die Handfütterung. Ein Sitz in der Küche ist
relativ unwichtig im Vergleich zu einem Sitz an der Hauptstraße.
Die Handfütterung macht deutlich, dass die wertvollste Ressource direkt von
Ihnen kommt. Sie werden bald merken wie sich die Bereitschaft Ihres Hundes
zur Kooperation ändert.

Ressourcen
Zentrale und erhöhte Liegeplätze sind ein Privileg. Der Hund muss sich dies
erarbeiten, wie wir Menschen eben auch.

Zentrale und erhöhte Liegeplätze wie z.B. die Couch, das Bett oder der
Eingangsbereich, sowie das Bedrängen an Türen und Treppen sind tabu.
Mögliche Abhilfen können sein:
Das Schlurfen, als ob der Hund nicht da wäre; ein Richtungswechsel; das
Wegschicken des Hundes oder der „Bodycheck“.
Sorgen Sie durch Körpereinsatz dafür, dass der Hund an Türen und Treppen
Ihnen der Vortritt lässt. Tut er das nach einiger Zeit automatisch, verlangen Sie
hin und wieder von ihm dass er vorangeht.

Territorium
Garten: Der Hund soll nicht alleine im Garten bleiben. Dort lernt er oft
unerwünschtes Verhalten wie Bellen, Löcher graben oder Vögel jagen.

Besucher
Der Hund soll Besucher nicht als Erster begrüßen. Legen Sie ihm eine Hausleine
an, bringen Sie ihn auf seinen Platz und binden ihn dort an. Geben Sie und
Ihre Besucher dem Hund keinerlei Aufmerksamkeit. Erst wenn der Hund zur
Ruhe gekommen ist, kann man ihn losmachen, aber weiterhin keinerlei
Beachtung schenken. Wenn er dann immer noch ruhig ist, darf er begrüßt
werden.

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                                                           Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Individualdistanz
Bürsten Sie den Hund, ob es nun notwendig ist oder nicht. Sie dürfen die
Individualdistanz jederzeit unterschreiten und Körperkontakt einfordern. Der
Hund nicht! Wenn der Hund Sie bedrängt, arbeiten Sie wieder mit
Körpereinsatz. „Schubsen“ und ein „Hallooo??“ helfen sicher.

Soziale Aktionen
Spielzeuge gibt’s nicht zur freien Verfügung; Kleidung oder gar Menschenhaut
sind kein Spielzeug.
Sie beginnen und Sie beenden das Spiel oder jegliche Interaktionen. Wird der
Hund zu wild oder lässt das Spiel nicht beenden sofort Abbrechen => keine
Beachtung.
Da das beste Spielzeug und die Möglichkeit dieses zu Nutzen nur durch Sie
erreichbar ist, wird Ihr Rang automatisch höher.

Das Selbe gilt für Spaziergänge und Schmuseeinheiten. Der Hund darf diese
nie einfordern (z.B. durch jaulen, bellen, Pföteln oder Kopf auflegen).
Ignorieren Sie den Hund völlig. Beachtung wäre dabei auch Tadel, Strafe
oder jeglicher Blickkontakt. Erst wenn Ihr Hund wieder ruhig ist oder sich sogar
ablegt, holen Sie ihn zu sich und gehen Gassi oder streicheln Sie ihn.

3.4. Training/Lernen

Benutzen Sie nur positive, sanfte Ausbildungsmethoden. Wenden Sie keine
körperliche Gewalt an.
Das Training sollte keine lästige Pflicht sein, sondern eine spaßmachende, das
Selbstbewusstsein stärkende und verbindende Erfahrung für Sie und Ihren
Hund sein. Überlegen Sie, welche Sportarten Ihnen und dem Hund Spaß
machen könnten.

3.4.1. Lerntheorie im Überblick

„ .....denn früh belehrt ihn die Erfahrung
.... sobald er schrie bekam er Nahrung!“
(Wilhelm Busch)

Die Natur hat zwei Strategien zur Anpassung eines Organismus an die Umwelt:
Vererbung und Lernen

    Vererbung ermöglicht Anpassung an relativ statische
     Umweltbedingungen
    Lernen ermöglicht Überleben in einer flexiblen Umgebung
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                                                          Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Die 3 grundlegenden Gesetzmäßigkeiten des Lernens

Gesetzt der Bereitschaft besagt, dass nur gelernt wird, wenn im Organismus
eine Bereitschaft dafür vorliegt, d.h. wenn ein Bedürfnis gestillt werden soll.
Versucht wird einen angenehmen Zustand herzustellen bzw. aufrecht zu
erhalten oder einen unangenehmen Zustand zu beseitigen bzw. zu
vermeiden.
Mit dem Effektgesetz ist gemeint, dass aus einer Menge von ausgeübten
Verhaltensweisen auf Dauer nur solche gezeigt werden, die den Organismus
befriedigende Konsequenzen mit sich bringen. Folgt keine befriedigende
Konsequenz, so wird ein Verhalten seltener bzw. gar nicht mehr gezeigt. Somit
bestimmen die Konsequenzen die Auftretenswahrscheinlichkeit eines
Verhaltens.
Frequenzgesetz ist, dass ein Verhalten nur durch mehrfache Übung erlernt
wird. Durch mangelnde, unregelmäßige Übung wird es abgebaut.

Lernkategorien

   •   Habituation (Gewöhnung/Desensibilisierung)
   •   Motorisches Lernen (Bewegungslernen)
   •   Prägung(Sozialisierung)
   •   Nachahmung bzw.„soziale Anregung“
   •   Lernen aus Einsicht (logisches Denken)
   •   Klassische Konditionierung – Operante Konditionierung

Klassische Konditionierung
„Verknüpfungs- oder Assoziationslernen“
„Pawlow´sche Konditionierung“
Iwan Pawlow (1849 – 1936) entdeckt in den 20-er Jahren des letzten
Jahrhunderts konditionierte Reflexe bei seiner Laborarbeit mit Hunden (sie
speicheln wenn der Assistent den Raum betritt, der sie regelmäßig füttert.
Anschließend erforscht er diese Konditionierungsvorgänge indem er einen
Glockenton mit der Futtergabe verknüpft!)

Klassische Konditionierung beschreibt einen Lernvorgang, bei dem ein
ursprünglich neutraler Reiz eine Bedeutung (einen „Vorhersagecharakter“)
bekommt

Ursprünglich ist/war K.K. per Definition nur gegeben, wenn ein Lebewesen auf
den erlernten Reiz mit angeborenen Reflexen reagiert (Speichelfluss,
Augenzwinkern......usw.)

In weiter gefassten Definitionen unterliegen aber auch Gefühle der K.K. (z.B.
Reaktion bei Wahrnehmung typischen Zahnarztgeruchs im Wartezimmer, oder
Aufregung eines Hundes beim Klingeln der Haustürglocke)

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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Wesentlich ist dabei, dass bei der K.K. das „konditionierte Lebewesen“
keinerlei Zusammenhang zwischen eigenen Handlungen und der Konsequenz
auf den Ankündigungsreiz zu erkennen vermeint.

Durch Erlernen ankündigender Ereignisse können durch K.K. ganze
Reizverkettungen entstehen (z.B.: bei Ängsten: Angst vor Autofahren - zuerst
nur wenn Hund im Auto mit Fahrgeräusch, dann bereits vor dem Auto, dann
im Treppenhaus, in der Wohnung wenn der Autoschlüssel klappert usw.)

Klassische Konditionierung kann nur stattfinden, bei ausreichender

    Kontiguität = zeitlicher Zusammenhang – konditionierter Reiz muss vor
     dem unkonditionierten Reiz kommen (optimal 0,5 sec. – max. 2 sec.)
    Kontingenz = konsequente Paarung der beiden Reize

Beim Erlernen der Konditionierung ist eine ausreichende Anzahl an
Verknüpfungen nötig (die Anzahl variiert je nach Bedeutung des
unkonditionierten Reizes)

Reize bei denen bereits Gewöhnung aufgetreten ist, sind schwerer neu zu
konditionieren (z.B. der Rufname des Hundes!)

Umkonditionierung und Löschung ist möglich!

Beispiele für Klassische Konditionierung:
Rascheln der Futtertüte, Schüsselklappern, Glocke an der Haustüre, Klingeln
des Telefons, Geräusche eines ankommenden Fahrzeugs, Gerüche,
Schreckreaktion auf Autohupe, Hundepfeife, Clickgeräusch usw.

Operante Konditionierung
(Instrumentelle Konditionierung)
„Lernen durch Versuch und Irrtum/Erfolg“

Edward Lee Thorndike (1874 – 1949) untersucht Anfang des 20. Jahrhunderts
das Lernverhalten von Katzen und entdeckt, dass diese durch Versuch und
Irrtum lernen einen Käfig mit einem Hebel zu öffnen. Gilt mit John B. Watson
als Begründer des Behaviorismus („die Lehre vom Verhalten des Menschen“)

Thorndike´s “Law of effect”
„Verhalten wird durch seine Konsequenzen bestimmt“

Die „Operante Konditionierung“ ist wohl die bedeutendste Lernform in der
Natur. Alle Lebewesen lernen anhand der Ergebnisse ihres Verhaltens dieses
nach Bedarf zu optimieren.

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                                                        Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Der wesentliche Unterschied zur „Klassischen Konditionierung“ ist, dass es
genau auf dieses Verhalten des Lebewesens ankommt! Es erkennt dabei den
Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und den Reaktionen der Umwelt.

„Erfolgreiches Verhalten“ wird wiederholt – „nicht lohnendes Verhalten“
reduziert sich und wird auf Dauer gelöscht!

Die „Kontinuität“ (der zeitliche Zusammenhang) zwischen Verhalten und
Umweltkonsequenz spielt wie bei der K.K. eine wesentliche Rolle
(„Verknüpfungszeit 0,5 – 2 sec.)

Die „Kontingenz“ (der konsequente Zusammenhang zwischen Verhalten und
Bestärkung) spielt eine geringere Rolle, als bei der K.K. (besonders lohnendes
Verhalten wird auch wiederholt, wenn es nur ganz selten Erfolg bringt!)
beeinflusst aber dennoch die Wahrscheinlichkeit von Lernerfolgen!

Burrhus Frederic Skinner(1904–1990)
Skinner, ein Schüler Pawlow´s, führt Thorndike´s Forschungen fort und
begründet die moderne „Lerntheorie“.

Er entdeckt bei seinen Versuchen unter anderem, dass Lernen über
Belohnung wesentlich zuverlässiger und dauerhafter funktioniert, als über
Bestrafung.

Skinner entdeckt bei seinen Versuchen die bestärkende Wirkung „klassisch
konditionierter Signale“ – wie das Klacken des Futterverschlusses und beginnt
damit zu experimentieren – insofern kann man ihn als „Vater des
Clickertrainings“ bezeichnen!

Im Folgenden bleiben diese Erkenntnisse aber nur einem kleinen Insiderkreis
vorbehalten. Tiere werden zu militärischen Zwecken, oder von Filmtiertrainern
mittels „Click & Treat“ ausgebildet, bis Karen Pryor, eine Delphintrainerin es
durch ihr Buch „Don´t shoot the Dog“ 1984 populär macht.

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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Die vier möglichen Umweltantworten auf „Verhalten“

B+: „Positive Bestärkung“
Verhalten wird bestärkt, weil etwas Angenehmes hinzugefügt wird. Der innere
Zustand des Tieres verändert sich von NEUTRAL (oder schlecht) nach GUT!
(Hund sitzt – und wird gefüttert, ABER auch Hund bellt -und wird beachtet)

Verhalten tritt öfter auf, da durch dieses angenehme Konsequenzen
herbeigeführt werden oder erhalten bleiben. (Darbietung eines Reizes)

B-: „Negative Bestärkung“
Verhalten wird bestärkt, weil etwas Unangenehmes entzogen wird. Der innere
Zustand des Tieres verändert sich von SCHLECHT nach NEUTRAL (oder gut)!
(Zwangsapport – Schmerz /Ohrenzwicken lässt nach, wenn Hund Apportel ins
Maul nimmt, oder Sitz/Platz mit Druck auf den Körper – dieser lässt nach, wenn
Position eingenommen wird)

Verhalten tritt häufiger auf, da durch dieses eine negative Konsequenz
vermieden, beendet oder geschwächt werden kann. (Entfernung eines
Reizes)

S+: „Positive Strafe“
Verhalten wird gehemmt, weil etwas Unangenehmes hinzugefügt wird. Der
innere Zustand des Tieres verändert sich von NEUTRAL (oder gut) nach
SCHLECHT!
(Jegliche aversive Einwirkung: von barschem NEIN bis Teletakt, aber auch die
„heiße Herdplatte“)

Verhalten tritt seltener auf, da durch dieses eine unangenehme Konsequenz
folgt.

S-: „Negative Strafe“
Verhalten wird gehemmt, weil etwas Angenehmes entzogen wird. Der innere
Zustand des Tieres verändert sich von GUT nach NEUTRAL (oder schlecht)!
(Entzug von Aufmerksamkeit, Beendigung einer Trainingseinheit, ABER auch
enttäuschte Erwartungshaltung, Konditionierung von Fisher-Disc´s)

Verhalten tritt seltener häufiger auf, da durch dieses ein angenehmer Zustand
beendet bzw. das Erreichen eines positiven Zustands vermieden wird.

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                                                        Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Lernen und Stress

Stress ist eine messbare physiologische Reaktion zur Mobilisierung von
körperlichen Leistungsreserven, die Lebewesen in Situationen zeigen, denen
sie eventuell nicht gewachsen sein könnten

In gewissem Maße gehört Stress zum Leben und ist nicht unbedingt schädlich,
wenn er in bewältigbarer Größenordnung auftritt.

Stress hemmt Lernvorgänge! Eine positive Grundstimmung fördert die
Lernfähigkeit!

Das „Wohlfühlhormon“ Serotonin spielt bei der Bildung neuer Synapsen
(Nervenverbindungen im Gehirn, die für neue Lernverknüpfungen zuständig
sind) eine wesentliche Rolle!

Lernen wird also dadurch begünstigt, dass wir uns um eine entspannte
Lernatmosphäre bemühen (bei „Zuckerbrot und Peitscheausbildung“ ist dies
kaum möglich)

Hingegen lernt ein Hund gerade beim Clickertraining schrittweise
Anforderungen zu bewältigen und dadurch mit „mildem Stress“ umzugehen.

Löschung und Löschungstrotz

Löschung bei Klassischer Konditionierung:

Verändert sich das erlernte Muster bei klassisch konditionierten Vorgängen,
also verschwindet plötzlich der unkonditionierte Reiz nach dem Signal, wird
die Reaktion mit der Zeit schwächer (z.B. hören die Pawlow´schen Hunde mit
0der Zeit zum Speicheln auf, wenn sie die Glocke eine Zeit lang hören -OHNE
dass ihnen Futter verabreicht wird. Wie lange dies dauert hängt von
verschiedenen Faktoren ab (Stärke, Intensität des Reizes, Dauer der
Lernerfahrung etc.). Im Grunde genommen findet dabei ein „Umlernen“ statt.
Der Hund lernt durch.„Gewöhnung“ dass ein ursprünglich wichtiger –
interessanter Reiz nun nicht mehr von Bedeutung ist.

„Uninteressanter“ wir das Signal aber auch eventuell schon, wenn die
Häufigkeit der Verknüpfung signifikant unter 50% absinkt (man denke daran,
wie stark unsere Lust sinkt, die Haustüre nach Ertönen der Klingel zu öffnen,
wenn mehr als jedes zweite Mal niemand draußen steht).

Deswegen ist es empfehlenswert bei gezielter Klassischer Konditionierung die
Bestärkungsrate dauerhaft hoch zu halten (siehe z.B. Verknüpfung CLICK +
BELOHNUNG)

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                                                         Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Löschung bei Operanter Konditionierung:

Löschung bei „Operanter Konditionierung“ ist hingegen wesentlich
schwieriger, weil hier die variable Bestärkung äußerst wirksam ist. Das heißt nur
wenige Erfolgserlebnisse verhindern ein Aussterben unerwünschten
Verhaltens. Im Gegenteil, die Bemühungen werden nach den Gesetzen des
Lernens sogar besonders intensiviert, wenn die erhoffte Bestärkung ausbleibt.
Man spricht dabei vom „Löschungstrotz“ – dieser wirkt sich mitunter fatal für
unsere erzieherischen Bemühungen aus, denn er tritt besonders heftig auf,
kurz bevor Löschung vielleicht stattfindet und lässt den Hundehalter gerade
dann besonders am eingeschlagenen Weg zweifeln. Gibt er nun nach – tritt
das unerwünschte Verhalten stärker auf, als zuvor. Künftige
„Löschungsversuche“ werden durch diese vereinzelten besonderen
Lernerfolge („ich muss mich nur ganz toll anstrengen“) umso mehr erschwert!

3.4.2. Clickern

Basiert auf dem Urprinzip des Lernens:
Das Formen von Verhalten nach versuch und Irrtum; das Formen von
Verhalten durch Erfolg!

A) Vorteile
   • Punktgenau, da schneller als Worte
   • Entfernung zum Hund egal
   • außergewöhnliches Geräusch und emotionslos
   • da ohne Leckerchen in der Hand gearbeitet wird ist die Konzentration
      beim Hund besser (100 Euroschein – Bahnhof)
   • rein positive Erziehung (Verhalten wird bestimmt durch Konsequenzen)
      Rote Ampeln – grüne Ampeln
   • Hund lernt agieren und nicht nur zu reagieren
      aktiver -> kreativer

B) Arten, den Clicker zu benützen
   • Einfangen
       Hund zeigt Übung von sich aus und man clickt dies
       (z.B. Strecken nach dem Aufstehen = Diener machen)
   • Locken
       Hund wird in eine bestimmte Position gelockt und dafür geclickt
   • Formen
       bestimmte Übungen hervorrufen in dem der erste Ansatz geclickt wird
       (z.B. leichtes Pfoteheben bis zu Give Five)

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                                                           Monika Kaltner-Muschkiet 2009
C) Wichtig beim Clickern
   • Weniger ist mehr
      (lieber mehrmals täglich kleine Einheiten – ca. 3 Minuten)
   • Click nie als „Hier“
   • Click heißt immer Belohnung
   • Signale einführen
      Beginn Signal: Action
      Keine Belohnung Signal: was anders
      Versuchsignal: Weiter
      Endsignal: Schluß
   • Nein gibt es nicht
   • Variabel bestärken (Einarmiger Bandit)
   • Signal erst einführen wenn Hund verstanden hat und sein erlerntes
      Verhalten zuverlässig zeigt (100€ Wette)
   • Zu Beginn ruhiges und bekanntes Umfeld wählen; danach wechseln
   • Falls der Hund nicht kreativ ist
      schnellere Clickerrate
      kleinste Kleinigkeiten clicken
      Bewegung reinbringen (z.B. durch Leckerchen werfen)

D) Belohnung
Hitliste der Belohnungen aufstellen.
Belohnung kann z.B. sein:
Futter
Lob
Spiel
Freigang

E) Shapen
Zum Aufbau des Selbstbewusstseins eignen sich vor allem das sog. Shapen.
Der Hund agiert, der Mensch reagiert.

3.4.3. Artgerechte Beschäftigung

Überlegen Sie, was Sie da zu sich nach Hause geholt haben. Für was wurde
die Rasse gezüchtet? Was würde den Hund artgerecht auslasten? Was macht
Ihnen und Ihrem Vierbeiner Spaß?

Hunde brauchen nicht nur ausreichend Bewegung, sondern auch eine
regelmäßige sinnvolle Unterhaltung und Beschäftigung ist wichtig. Unser Hund
ist ein Produkt seiner Umwelt, dies zu mindestens 70%. Der Rest ist ererbte
Veranlagung, die selbst wiederum höchst unterschiedlich ausfallen kann. Die
rassetypischen Verhaltensbesonderheiten sind dabei zu beachten.

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                                                       Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Durch die sorglose Nichtbeachtung rassespezifischer Verhaltensweisen
entstehen die größten Probleme. Der Terrier, der Nachbars Katze
„totschüttelt“; der Border Collie, der die Fliegen an der Wand hütet; der Spitz,
der dem Postboten eindeutig klar legt, wessen Revier das ist.

                        "Von einem Hund zu verlangen,
                       er müsse lernen, wie ein Mensch,
                       in unserer Gesellschaft zu leben,
                       hieße seine Natur zu missachten.
                          Um ihm gerecht zu werden,
                          müssen vielmehr wir lernen,
                    mit ihm wie ein Wolf im Rudel zu leben:
                    Dabei werden seine Grenzen erst durch
                    unsere Einsicht in sein Wesen erweitert "
                                 (Dr. Erik Zimen)

Einige Rasse-Beispiele

Retriever
Die Apportierhunde wurden gezüchtet, um erlegtes Wild (vor allem Flugwild)
zu suchen und dem Hundeführer zu bringen. Diese Aufgabe erfordert ruhige
und gut sozialisierte Hunde, welche hohe Intelligenz, Selbständigkeit und
Ausdauer mit guter Führigkeit und Freude am Wasser verbinden.
(Ursprungland: Kanada, Neuschottland)

Husky
Unter Husky werden zwei unterschiedliche Schlittenhundetypen geführt, zum
einen der ältere und auf kaltes Umfeld angepasste Siberian Husky, zum
anderen der ausschließlich auf Rennzwecke optimierte Alaskan Husky.

Beagle
Der Beagle ist ein Jagdhund, der ursprünglich in England als lauffreudiger
Meutehund speziell für die selbstständige Treibjagd auf Feldhasen und
Wildkaninchen gezüchtet wurde.

Elo
Eines der wichtigsten Zuchtziele ist es den Elo so zu züchten, dass er einen
geduldigen und kindergeeigneten Charakter aufweist und gegenüber
anderen Artgenossen und Tierarten ein verträgliches Verhalten zeigt. Das
Zuchtziel ist ein reiner Familienhund.

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                                                          Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Spitz
Spitze sind ausgesprochene Haus-, Familien- und Wachhunde. Sie wurden
darauf gezüchtet, sich eng an den Menschen und seinen Lebensraum zu
binden. Dementsprechend sind sie sehr menschenbezogen und immer für
Streicheleinheiten zu haben. Fremden gegenüber sind sie jedoch eher
misstrauisch, ein Aspekt der Wachhundeigenschaft. Dem Spitz entgeht nichts!
Und da Menschen nicht alles bemerken, meldet der Spitz, was ihm auffällt.

Dalmatiner
Dalmatiner zeigen im Allgemeinen ein freundliches Wesen. Sie gelten mitunter
als etwas lebhafte Familienhunde, wobei sie aber sehr anpassungsfähig sind.
Sie sind überaus sensibel, meist sehr verschmust und sollten mit Liebe und Lob
und nicht mit Autorität erzogen werden. Der bewegungsfreudige Hund kann
Verhaltensprobleme zeigen, wenn er dauerhaft unterfordert ist.

Collies
Ist er ein Hütehund
Unterschied:
Hütehund: Border-Collie, Collie
Hüte-/Treibhund: Kelpie, Cattle Dog
Hüte-/Schutzhund: Bearded-Collie, Australian Shepherd

Schäferhund
Laut F.C.I. Rassestandard muss der Deutsche Schäferhund " [...] vom
Wesensbild her ausgeglichen, nervenfest, selbstsicher, absolut unbefangen
und (außerhalb einer Reizlage) völlig gutartig sein, dazu aufmerksam und
führig. Er muss Triebverhalten, Belastbarkeit und Selbstsicherheit besitzen, um
als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehund geeignet zu sein."

Windhunde
Windhunde sind alle hochläufigen, schlanken und mit den Augen jagenden
Hunde (Hetzhunde).

Gesellschaftshunde
Gesellschaftshunde sind Hunde, die dem Menschen zur Gesellschaft (als
Sozialpartner) dienen. Unter diesem Begriff werden auch verschiedene
Hunderassen zusammengefasst, die traditionell meist die Funktion als
Gesellschaftshunde hatten oder haben und als solche gezüchtet wurden.

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                                                          Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Beschäftigungsbeispiele Hundeschule
   • Fährte
   • Apportieren (Dummy)
   • Dogdance
   • Treibball
   • Agility
   • Obedience
   • Diskdogging (Frisbee)
   • Flyball
   • Turnierhundesport (Gehorsamsübungen, Hürdenlauf, Slalomlauf,
     Hindernislauf)
   • Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde VPG
     Sparten Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst;
   • Tricktraining
   • Trial (Hüten)
   • Begleit- und Thearpiehunde (Behinderten-; Reit-; Blinden-)
   • Rettungshunde
     Flächen-, Trümmer-, Lawinen-Hunde, Wasserrettung; Mantrailing
   • Schlittenhundesport

Beschäftigungsbeispiele Daheim/Unterwegs

  •   Sport mit Menschen
      (Joggen, Wandern, Radfahren)
  •   Nasenarbeiten
      (Such-Spiele mit Futter, Menschen oder Gegenständen)
  •   Clickern/Tricktraining
      („Handlanger-Arbeiten“)
  •   Denk- und Geschicklichkeitsaufgaben
      (Ottosson Spielzeug; Futterball)
  •   Spielen
      (gemeinsames Toben, Zerren)

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                                                     Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Kapitel IV Einzelne Ängste

Hier noch ein kleiner Überblick          über   einzelne   Ängste       und     deren
Verhaltenstherapie-Ansatz.

4.1.   Auto fahren

       Viele Hund haben Angst, im Auto zu fahren. Sie zittern, hecheln oder
       wollen gar nicht einsteigen.

       Sorgen Sie für Sicherheit beim Fahren (Kennel oder Gurt). Machen Sie
       den Hund mit dem Auto vertraut, ohne zu fahren (Futtern im Auto; beim
       Autowaschen helfen lassen). Fahren sie Anfangs nur kurze Strecken, die
       mit etwas Tollem enden (Spiel, Spaziergang). Bei Übelkeit gibt es
       homöopathische Hilfsmittel.

4.2.   fremden Menschen

       Viele Hunde sind rassebedingt reserviert zu fremden Menschen. Aber
       Angst davor muss nicht sein.

       Eine Möglichkeit dabei ist die Bestechung (Leckerlie-Gabe) durch die
       fremde Person. Sie als Besitzer bleiben dabei absolut still und
       unbeteiligt.
       Die zweite Möglichkeit ist das erlernen des Handtouches. Diesen
       können Sie dann nützen, um den Hund (nach vielen Übungseinheiten in
       kleinen Schritten) Touch bei der fremden Person machen zu lassen und
       sich dann das Lerckerlie bei Ihnen abzuholen.

       Achten Sie bei den Personen auf alle Fälle auf starke Körpersignale. Der
       Mensch sollte nicht starren, frontal zum Hund stehen oder ähnliches.
       Fangen Sie mit Freunden oder Familie an und steigern Sie dann erst
       langsam zu fremden Menschen. „Sag Hallo“-Befehl einführen.

4.3.   fremde Hunde

       Manche Hunde haben, speziell nach schlechten Erfahrungen, Angst
       vor Artgenossen.

       Bei diesem Problem ist der Halter meist nicht unschuldig. Nach einer
       Beißerei wird jeder vorsichtig und überträgt dies leider auf seinen Hund.

       Langsame Zusammenführung mit gut sozialisierten Hunden, am Besten
       unter Aufsicht eines vertrauensvollen Trainers.

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                                                           Monika Kaltner-Muschkiet 2009
4.4.   Geräusche

       Das ist meines Erachtens der schwierigste Angstfaktor. Geräusche sind
       zahlreich und für uns manchmal nicht hörbar. Der Hund hört sie eben
       schon. Vorrangig sind dabei wohl Schüsse zu nennen, aber auch
       Autohupen, Schlittschuhgeräusche oder des Nachbarns Jalousie. Die
       Liste könnte wohl endlos fortgeführt werden.

       Sie können dabei versuchen, mit Geräusch-CDs zu arbeiten. Anfänglich
       ganz, ganz leise, dann immer lauter werdend.
       Das Clickern ist hierbei wiederum eine gute Gelegenheit den Hund mit
       seinen Ängsten zu konfrontieren. Shapen Sie mit Gegenständen, die
       Geräusche von sich geben.

4.5.   Trennung

       Die Trennungsangst ist ein sehr umfangreiches Thema. Hier muss erst
       überprüft werden, ob es Kontrollzwang oder tatsächlich Trennungsangst
       ist. Wählen Sie einen geeigneten Raum, in dem er sich aufhalten soll.
       Finden Sie heraus, was für ihn am angenehmsten ist. Fördern Sie das
       Sicherheitsgefühl Ihres Hundes. Üben Sie regelmäßig mit Ihrem Hund das
       Alleine sein. Steigern Sie den Zeitraum von zwei Sekunden auf zwei
       Minuten und so weiter. Seien Sie bei Ihrem Aufbruch und Ihrer Rückkehr
       zurückhaltend. Sie gehen, dass ist das normalste der Welt!

4.6.   Gegenstände

       Der leichteste Weg ist eine Leckerliespur zu dem Gegenstand. Zerren Sie
       den Hund niemals zu dem Angstobjekt hin. Setzten Sie ihn ab, gehen Sie
       selber hin und zeigen ihm, dass alles in Ordnung ist. Der beste Weg ist
       auch hier wieder, ihm zu lernen, den Gegenstand zu berühren.

4.7.   Tierarzt

       Machen Sie bei Ihrem Tierarzt auch einfach mal nur einen
       Freundschaftsbesuch. Üben Sie zuhause und in der Hundeschule
       Untersuchungen (Ohren anschauen, Pfote heben, usw.) und das
       festgehalten werden.
       Gewöhnen Sie Ihren Hund, falls nötig, an das Tragen eines Maulkorbes.

                                                                           Seite 23
                                                        Monika Kaltner-Muschkiet 2009
4.8.   Treppen

       Schließen Sie Schmerzen und gesundheitliche Probleme aus. Nehmen
       Sie wortwörtlich immer nur eine Stufe. Stellen Sie den hund nicht ganz
       oben hin, und erwarten, dass er die ganze Treppe auf einmal nimmt.
       Werfen sie Leckerchen auf die Stufen, machen Sie ein Spiel draus.
       Prüfen Sie den Belag der Treppe.

4.9.   Boxen

       Wählen Sie eine Box, die für ihren Hund die richtige Größe hat. Gehen
       Sie es langsam an, zwingen Sie ihn niemals dazu, hineinzugehen.
       Stellen Sie die Box in einen Raum, der oft genutzt wird, und lassen Sie
       Ihren Hund erstmal ein paar Tage an die Box gewöhnen. Machen Sie
       die Box dem Hund so angenehm wie möglich. Legen Sie Leckerlies
       oder sonstige Lockmittel in die offene Box., damit ihr Hund sie erkunden
       kann. Wenn dies erfolgreich war, können Sie damit beginnen, den hund
       in der Box zu füttern.
       Benutzen Sie die Box nie als Auszeit oder Bestrafung.

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Anhang 1

Medikamentelle Therapien/Nahrungsergänzungen:

Bachblüten
geeignete Essenzen wählen und variieren; nie mehr als 6 mischen und nicht
mit Alkohol (auch hier ist individuell abzustimmen)
Rescue-Tropfen bei Schockartigen Zuständen z.B. Unfall

Bei Angst besonders geeignet:
Mimulus
Star of Betlehem
Aspen
Impatiens
Rock Rose

Homöopathische Mittel
geeignet sind u.a.

Belladonna D30 bei Angstbeißern
Borax D3 bei Sylvesterknallern
Argentum nitricum D30 bei Platzangst
Cocculus D6 oder NuxVomica D6 bei Autofahr-Problemen

Schüssler Salze
Die Schüssler-Salze werden bei Hunden ähnlich angewendet wie beim
Menschen. Es gibt jedoch gewisse Unterscheide, vor allem bei der Art der
Einnahme.

Bei Ängsten werdenempfohlen:
Nr. 5 Kalium Phosphoricum
Nr. 22 Calcium carbonicum

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Medikamente und Nahrungsergänzungen:

(zur Verfügung gestellt von Dr. Mara Pielsticker 2009)

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Anhang 2

Fragebogen zu Ihrem Hund und seinem/eurem Problem

Dieser Fragebogen soll Ihnen und mir helfen bei eurer Vorstellung nichts zu
vergessen, denn je umfassender und vollständiger Ihr Euer Problem und die
gesamte Lebenssituation darstelltst, desto besser können wir euch mit Rat und
Tat zur Seite stehen.

Name: ________________________________________

Hund: _________________________________________

Fragen zu Ihrem Hund

Wie alt ist der Hund?

Woher haben Sie den Hund? (vom Züchter, aus dem Tierheim, aus dem
Ausland, von einer Tierschutzorganisation mit Pflegestelle usw.)

Wie lange lebt der Hund schon bei Ihnen bzw. deiner Familie?

Zu welcher Rasse gehört der Hund bzw. wissen Sie, welche Rassen in dem Mix
stecken?

Ist es ein Rüde oder eine Hündin?

Sind irgendwelche Krankheiten/Allergien bekannt?

Bekommt der Hund regelmäßig Medikamente? Wenn ja, welche?

Ist der Hund kastriert/sterilisiert?

Ist der Hund eher lebhaft/aufgedreht oder ruhig?

Bellt er viel?

Hatte der Hund vorher andere Besitzer?

Ist die Vorgeschichte des Hundes bekannt?

Kennen Sie die Wurfgeschwister oder die Eltern des Hundes?

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                                                       Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Fragen zu eurem Alltag

Lebt ihr in einer Wohnung, Haus mit Garten, in der Stadt oder eher ländlich?

Wird der Hund zu festen Zeiten gefüttert? Was und wie oft wird gefüttert?

Wie viel Personen leben im Haushalt? (Erwachsene, Kinder, Alter der Kinder)

Leben im Haushalt noch andere Tiere? (Hunde, Katzen, Kleintiere)

Sind Sie berufstätig bzw. wie lange muss der Hund am Tag alleine bleiben?

Wie oft, wann und wie lange geht ihr Gassi?

Geht ihr immer zu bestimmten Zeiten raus oder wechselt das öfter?

Wer geht mit dem Hund spazieren?

Hat der Hund einen festen Platz/Plätze in der Wohnung?

Darf der Hund aufs Sofa oder mit ins Bett?

Warum haben Sie sich für die Rasse/ den Hund entschieden?

Hatten Sie vorher einen oder mehrere Hunde? Sind Sie Ersthundebesitzer?

Gab es Veränderungen in diesem Haushalt, seit der Adoption des Hundes?
Wenn ja, welcher Art?

Wie viel bzw. wie lange ruht der Hund täglich?

Wie verhält sich der Hund in der Öffentlichkeit?

Was mag der Hund lieber? Futter oder Spieli?
Hitliste von 1 – 10

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Fragen zum Problem des Hundes

Welches Problem hat der Hund?

Beschreibe was es für Sie bedeutet: (Zutreffendes anstreichen):
1 – Das Problem ist nicht ernst
2 – Ich würde an dem Problem gern etwas ändern, es ist aber nicht ernst
3 – Das Problem ist ernst, und ich möchte es ändern, aber es ist nicht schlimm,
wenn sich nichts ändert
4 – Das Problem ist sehr ernst und ich möchte es ändern, wenn es aber
unverändert bleibt behalte ich meinen Hund dennoch
5 – Das Problem ist sehr ernst und ich möchte es ändern, wenn es unverändert
bleibt werde ich meinen Hund einschläfern lassen oder abgeben

Wann haben Sie das Problem zum ersten Mal festgestellt?

Wie reagieren Sie auf das Problem?

Wie sind Sie bislang damit umgegangen oder gehen damit um?

Wie versuchen Sie das Verhalten des Hundes zu beeinflussen?

Haben Sie schon mal mit professioneller Hilfe daran gearbeitet und was
wurde dabei geraten?

Hat sich das Problem danach eher verbessert oder verschlechtert?

Wie weisen Sie Ihren Hund zurecht, wenn dieses Problem auftritt, oder er sich
nicht gut benimmt?

Wie sieht ein Spaziergang bei euch aus? Was machen Sie und was macht der
Hund?

Was machen Sie sonst mit dem Hund? Welche Sportarten?

Wie gut „hört“ der Hund?

Hat der Hund schon mal gebissen? Mensch oder Hund?

Wenn ja, in welcher Situation?

Lässt sich der Hund am ganzen Körper anfassen?

Wie verhält sich der Hund gegenüber bekannten Menschen und Hunden?

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Wie verhält sich der Hund gegenüber unbekannten Menschen und Hunden?

Gibt es Situationen, in denen der Hund knurrt, fletscht oder gar zuschnappt?
(Knochen wegnehmen, strafen, schimpfen, Bürsten, usw.)

Andere bedeutende Vorkommnisse / Zwischenfälle (Verletzungen/Unfälle)?

Was gibt es sonst noch zu dem Hund zu sagen?

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1. Körpereigene Substanzen, die dabei eine Rolle spielen

1.1 eurotransmitter

eurotransmitter sind heterogene biochemische Stoffe, welche die Information von einer
Nervenzelle zur anderen über die Kontaktstelle der Nervenzellen, der Synapse , weitergeben. In
die Synapse einlaufende elektrische Impulse veranlassen die Ausschüttung der chemischen
Botenstoffe aus ihren Speicherorten, den synaptischenVesikeln. Durch die Fusion der
Vesikelmembran mit der präsynaptischen Membran gelangen die Transmittermoleküle in den
synaptischen Spalt, durch den sie zu den Rezeptoren des nachgeschalteten postsynaptischen
Neurons diffundieren. Die Neurotransmitter werden nach ihrer Ausschüttung schnell inaktiviert,
indem er entweder wieder in die Vesikel aufgenommen, oder mit Hilfe eines Enzyms chemisch
abgebaut wird.

Der wichtigste erregende Transmitter im zentralen Nervensynstems (ZNS) ist Glutamat. Die
wichtigsten hemmenden Transmitter im ZNS sind Gamma-Aminobuttersäure(GABA) und
Glycin. Andere bekannte Transmitter sind Noradrenalin oder Acetylcholin, Dopamin, Serotonin .
Häufig wird die Wirkung der Neurotransmitter noch durch weitere Stoffe moduliert, man spricht
von den sogenannten Neuromodulatoren.

Einteilung
Die Neurotransmitter können nach Stoffklassen in verschiedene Arten eingeteilt werden. Die
wichtigsten Neurotransmitter sind:

Neurotransmitter werden anhand ihrer chemischen Struktur eingeteilt:
   • Biogene Amine (Acetylcholin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin, Histamin)
   • Aminosäuren (Aspartat, Glutamat, Glycin, GABA)
   • Nukleotid (ATP)
   • Peptide (u.a. Substanz P, Opioide)

                                                                     Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Biosynthese der eurotransmitter:

Glutaminsäure         Phenylalanin   Phenylethylamin      Tryptophan

                      Tyrosin

                      L-DOPA                               5-Hydroxy-
                                                            tryptophan

                      Dopamin

                      Noradrenalin

GABA                  Adrenalin                             Serotonin

                                                       Monika Kaltner-Muschkiet 2009
Schematische Darstellung einer Synapse im ZS

                                                                       präsynaptische
                                                                       ervenendigung

                                           Synthese

                                      Neurotransmitter

                         Speicherung                           Abbau
                         (in Vesikeln)

                        Freisetzung

                                                      Wiederaufnahme

                          Bindung                           Abbau

                            Rezeptor

                                                           postsynaptische Membran

                                                                 Monika Kaltner-Muschkiet 2009
1.1.1 Serotonin:

Serotonin ist ein biogenes Amin, das als Neurotransmitter im peripheren und zentralen
Nervensystem vorkommt. Außerhalb des Nervensystems findet sich Serotonin u.a. in den
enterochromaffinen Zellen der Darm-Mukosa und in Thrombozyten.

Biochemie
Serotonin entsteht aus der Aminosäure Tryptophan. Es wird in den Endknöpfchen der Neuronen
in Vesikeln gespeichert.

L-Tryptophan        Aminosäure-5-Hydroxytryptophan

                    Serotonin

                         Monoaminooxidase (MAO-TypA)              wird gehemmt durch MAO-
                                                                  A Hemmer

                   5-Hydroxy-Indol-Acetylaldehyd

Physiologie
Die Wirkungen des Serotonins werden über sog. 5-HAT-Rezeptoren vermittelt. Überall, wo sich
5-HT Rezeptoren befinden, beeinflusst Serotonin physiologische Abläufe. Im ZNS entfaltet
Serotonin vielfältige Wirkungen. Unter anderem ist es an folgenden Prozessen beteiligt:
   • Schmerzempfindung
   • Gedächtnisleistung
   • Schlafsteuerung
   • Essverhalten
   • Sexualverhalten
   • Thermoregulation
Darüber hinaus beeinflusst Serotonin eine Vielzahl von emotionalen Prozessen, wie Aggression
und Angst. Ein gestörtes Serotonin-Gleichgewicht findet sich u.a. bei Krankheiten wie
Depressionen, Zwangserkrankungen und Angststörungen.
Außerhalb des ZNS bewirkt Serotonin u.a. eine Blutdrucksenkung, eine verstärkte
Thrombozytenaktivität und eine Steigerung der Darmperistaltik.
Wirkung auf ZNS: - erhöhter Spiegel lindert Depressionen und Angststörungen
                    - wird auch als „Glückshormon“ bezeichnet, da es Wohlbefinden und
                      Zufriedenheit bewirkt

                                                                   Monika Kaltner-Muschkiet 2009
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