Der Biodiesel-nachhaltiges Treibstoffsubstitut? - Lukas Pfeifer - Praxisteil: Herstellung verschiedener Biodiesel und
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Bischöfliches Gymnasium Paulinum Schwaz Der Biodiesel- nachhaltiges Treibstoffsubstitut? Praxisteil: Herstellung verschiedener Biodiesel und ihre Analyse Fachbereichsarbeit aus Chemie VORGELEGT BEI Mag. Thomas Heinzel Lukas Pfeifer 2007/2008
Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort............................................................................................... Seite 4 2. Einleitung............................................................................................ Seite 5 2.1. Klima und Umweltschutz in der EU............................................................... Seite 5 2.2. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU................................................ Seite 6 2.2.1. Die Reform der GAP im Jahre 1992............................................................... Seite 7 2.2.2. Die Flächenstilllegungsquote.......................................................................... Seite 7 2.2.3. Das Blair-House-Abkommen.......................................................................... Seite 8 2.3. Besteuerung von Biodiesel..............................................................................Seite 8 3. Hauptteil.............................................................................................. Seite 9 3.1. Synthese.......................................................................................................... Seite 9 3.2. Eigenschaften des Biodiesels.......................................................................... Seite 9 3.3. Rapsanbau/Biodieselproduktion in der EU…................................................. Seite 12 3.4. …und in Österreich......................................................................................... Seite 13 3.5. Bewertung der Wertschöpfungskette Biodiesel.............................................. Seite 14 3.5.1. Ökonomische Bewertung................................................................................ Seite 14 3.5.2. Ökologische Bewertung.................................................................................. Seite 14 3.5.2.1. Herstellung...................................................................................................... Seite 15 3.5.2.2. Verbrauch........................................................................................................ Seite 16 3.6. Auftretende Probleme......................................................................................Seite 17 3.6.1. Anbau.............................................................................................................. Seite 17 3.6.1.1. Verteuerung der Lebensmittel......................................................................... Seite 17 3.6.1.2. Abholzung des Regenwaldes...........................................................................Seite 18 3.6.2. Mindereinnahmen durch Subventionspolitik.................................................. Seite 18 3.6.3. Verbraucherrisiken.......................................................................................... Seite 18 3.6.3.1. Probleme bei Nichteinhalten der Qualitätsnorm............................................. Seite 19 3.6.3.2. Beachtenswertes beim Umstellen des Kfz auf Biodiesel................................ Seite 20 3.7. Alternativen zum Biodiesel............................................................................. Seite 21 2
3.7.1. Bioethanol....................................................................................................... Seite 21 3.7.1.1. Herstellung...................................................................................................... Seite 21 3.7.1.2. Eigenschaften.................................................................................................. Seite 22 3.7.1.3. Potential...........................................................................................................Seite 23 3.7.2. Biomass to Liquids (BtL)................................................................................ Seite 24 3.7.2.1. Herstellung...................................................................................................... Seite 24 3.7.2.2. Eigenschaften.................................................................................................. Seite 25 3.7.2.3. Potential...........................................................................................................Seite 25 3.7.3. H2-Auto............................................................................................................Seite 26 3.7.3.1. Bereitstellung des H2....................................................................................... Seite 26 3.7.3.2. Antriebssysteme.............................................................................................. Seite 27 3.7.3.3. Wasserstoffspeicherung...................................................................................Seite 28 3.7.3.4. Potential...........................................................................................................Seite 29 3.8. Fazit................................................................................................................. Seite 30 Anhang 1. Praxis............................................................................................................... Seite 31 1.1. Biodiesel zum Selbermachen.......................................................................... Seite 31 1.2. Ergebnisse....................................................................................................... Seite 35 1.3. Fazit................................................................................................................. Seite 46 2. Bildanhang....................................................................................................... Seite 48 3. Quellenverzeichnis.......................................................................................... Seite 52 3.1. Internetquellen.................................................................................................Seite 52 3.2. Weitere Quellen...............................................................................................Seite 54 Abbildungen Abb. 1 Schematische Darstellung des Umesterungsverfahrens................................... Seite 9 Abb. 2 Vergleich von Energiegehalt und Verbrennungseffizienz............................... Seite 10 Abb. 3 Eigenschaften des Biodiesels........................................................................... Seite 10 Abb. 4 Eigenschaften des E85..................................................................................... Seite 23 Abb. 5 Wasserstoffspeichersysteme.............................................................................Seite 29 Abkürzungen CO2: Kohlendioxid NOx: Stickoxid N2O: Lachgas RME: Rapsölmethylester, oft synonym für Biodiesel FAME (fatty acid methyl ester): Fettsäuremethylester 3
1. Vorwort Schon recht früh in meiner Kindheitsentwicklung begann ich ein größeres Interesse an der Chemie zu finden, als es den meisten Schülerinnen und Schülern innewohnt. Der Auslöser hierfür war ein Besuch des technischen Museums in München, im Rahmen dessen ich das Glück hatte, von einem zufällig anwesenden Professor der dortigen Universität durch den, die Chemie betreffenden, Teil des Museums geführt zu werden. In den folgenden Jahren wurde dieses Interesse, durch den Schulunterricht einerseits und den regen Gebrauch von Chemiekästen zur Durchführung einfacher Experimente andererseits, immer mehr geweckt. Als ich mich in der 9. Schulstufe entschied, Chemie als vertiefendes Wahlpflichtfach für zumindest einen Teil der Oberstufe zu wählen, dies aber mangels weiterer Teilnehmer nicht zu Stande kam, beschloss ich quasi als Ersatz dafür, an der an unserem Gymnasium neu angebotenen Chemieolympiade teilzunehmen, wobei es mir im letzten Jahr, nachdem ich mich durch einen Sieg in der Landesausscheidung qualifiziert hatte, gelang, den 14. Platz in der bundesweiten Konkurrenz zu belegen. Dies gab auch meinem vorher schon gefassten Entschluss, eine Chemie-Fachbereichsarbeit zu schreiben, Auftrieb, wobei ich mich begründet durch das Lesen der entsprechenden Artikel in den Ausgaben Juli, August und September der Fachzeitschrift Spektrum der Wissenschaft und durch Anraten meines Chemieprofessors Thomas Heinzel für das Thema „Der Biodiesel- eine Treibstoffalternative?“ entschied. Diese Arbeit hat, unterstützt durch den daran angeschlossenen Praxisteil, dessen Ergebnisse an den entsprechenden Stellen eingearbeitet vorzufinden sind, zum Ziel das Produkt Biodiesel von verschiedenen Seiten zu beleuchten und dem Leser dadurch zu erlauben, selbst ein Urteil zu fällen. Hierzu wird an deren Anfang eine ausführliche Beschreibung des Produktes Biodiesel zu finden sein und im Anschluss daran die Wertschöpfungskette Biodiesel in ihrer Gesamtheit betrachtet und ein Blick sowohl auf ihre ökologische als auch ihre ökonomische Verträglichkeit geworfen. Als Einleitung dient dabei ein Rückblick auf die Entwicklung des Rapsanbaus und der damit einhergehenden Produktion dieses alternativen Treibstoffs. Im Schlussteil werde ich den Biodiesel mit einigen anderen Vertretern der Kraftstoffsubstitute vergleichen. 4
2. Einleitung Hier soll es in erster Linie darum gehen, warum in der Europäischen Union begonnen wurde, Biodiesel und den damit verbundenen Rapsanbau als Alternative zum Diesel, der aus Erdöl gewonnen wird, zum Einsatz zu bringen und in der Weise zu fördern, in der es heute der Fall ist. Hauptursächlich können folgende fünf Argumente angeführt werden, deren Zustandekommen ich im Anschluss näher erläutern werde:1 1. Verringerung der Abhängigkeit von billigen Ölimporten, speziell aus Staaten, die sich politisch in einer prekären Lage befinden. 2. Reduktion der hohen CO2 Emissionen, um einen Beitrag gegen den scheinbar hauptsächlich davon ausgehenden Treibhauseffekt zu leisten. 3. Sicherung der Arbeitplätze in der Landwirtschaft. 4. Adäquater Umgang mit der endlichen Ressource Erdöl im Sinne der Generationengerechtigkeit. 5. Landwirtschaftliche Nutzung von für die Nahrungsmittelproduktion nicht verwendbaren Ackerflächen verbunden mit einer sinnvollen Auflockerung der bestehenden Fruchtfolgen mit der speziell für Getreide exzellenten Vorfrucht Raps. Wie wichtig Ersteres in Zukunft sein wird, merkten die Mitgliedsstaaten der EU spätestens bei der ersten großen Ölkrise im Jahre 1973, als der Preis für das „Schwarze Gold“ plötzlich auf das Vierfache anstieg. Daraufhin entschlossen sich viele, nationale Förderprogramme für erneuerbare Alternativen zum meistgenutzten Energielieferanten Erdöl zu initiieren, um solch drastischen Preissteigerungen ausgelöst durch Preisdiktate, Lieferungsengpässe, politische Spannungen mit den Förderungsstaaten, aber auch durch Naturkatastrophen, die bedeutende Förderungsgebiete bedrohten oder gar verwüsteten, besser begegnen zu können. Man denke dabei zum Beispiel nur an die jüngsten Spannungen mit dem Iran um dessen Urananreicherungsprogramm oder an den Hurrikan Rita, der im September 2005 die Küste Louisianas mit ihrer hohen Dichte an Ölbohrplattformen und -raffinerien bedrohte. 2.1. Klima- und Umweltschutz in der EU Wenige Jahre nach der oben erwähnten Ölkrise, gegen Ende der 70er, wurde die Menschheit durch Ereignisse wie dem Waldsterben oder der zunehmenden Verschmutzung der Luft, hervorgerufen durch die übermäßige Verbrennung von Erdöl bzw. Braunkohle, darauf aufmerksam gemacht, dass es so nicht weiter gehen konnte. Der Umweltschutz musste einen viel höheren Stellenwert bekommen und auch die Energieversorgung bedurfte einer Modernisierung. Ersterem tat man durch die Einführung von obligatorischen Kfz- Katalysatoren und einer Abgaswertbeschränkung für Kraftfahrzeuge Abhilfe. Zweiterem begegnete man mit einer zunehmenden Verlagerung auf die Atomenergie, welche sich 1 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 22 5
allerdings durch den dabei entstehenden radioaktiven Abfall als ebenso wenig generationengerecht bzw. umweltfreundlich herausstellte. In den 90ern folgten zwei weitere für den Klimaschutz sehr bedeutende Ereignisse: Die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro und der Klimagipfel von Kyoto im Jahre 1997. Bei diesen zwei Treffen internationaler Politiker und Experten wurde besonderes Augenmerk auf den hohen CO2-Ausstoß gelegt. Bereits in Rio machten viele sich für eine erhebliche Reduktion des CO2-Ausstoßes, der scheinbar einen Großteil des Treibhauseffektes verschuldete, stark. Diese Forderung wurde jedoch alsbald durch die Weigerung einiger Industriestaaten zu Fall gebracht. So einigte man sich im Jahre 1992 lediglich auf eine Stabilisierung des Kohlendioxidanteils in unserer Atmosphäre auf einem Niveau, das als unbedenklich hinsichtlich schwererer Beeinträchtigungen des Ökosystems Erde galt.2 In Kyoto aber trat wieder die alte Forderung nach einer Reduktion des CO2-Ausstoßes in den Vordergrund und diesmal führte sie zum ersten völkerrechtlich verbindlichen Vertrag im Sinne der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, der am 16. Februar 2005 in Kraft trat: dem so genannten Kyoto-Abkommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten 136 Staaten das Kyoto-Abkommen in ihren nationalen Parlamenten ratifiziert, nachdem dies durch weitere Verhandlungen in Dan Haag und Bonn, die im Bonner Beschluss gipfelten, möglich geworden war, andere wiederum wie zum Beispiel die USA und Australien3 hatten sich nach ursprünglichem Mitwirken am neuen gemeinsamen Ziel aus dem Vertrag zurückgezogen. Die EU verpflichtete sich damals zu einer Reduktion um 8 % im Jahre 2008 gegenüber 1990, wobei die EU-Kommission 70 % als langfristiges Ziel festlegte. Um die Erfüllung dieser Vorgabe zu gewährleisten, wurden folgende drei Dinge unternommen: 1. Die Einführung eines europäischen Emissionshandelssystems, welches am 1.1.2005, also noch vor Inkrafttreten des Kyoto-Abkommens, Realität wurde. 2. 2001 wurde eine EU-Direktive entworfen, deren Aufgabe es ist, erneuerbare Ressourcen und Wege der Energiegewinnung zu unterstützen. 3. Die so genannte Biofuels-Richtlinie, welche im November 2001 verabschiedet wurde, sieht einen Beimischungsgrad von Biokraftstoff (Bioethanol, Biodiesel) zu allen Otto- und Dieselkraftstoffmotoren von 2 % im Jahr 2005 vor, der sukzessive über 5,75 % im Jahr 2010 bis zu 20 % im Jänner 2020 angehoben werden soll. Wichtig hierbei ist, dass der reine Biokraftstoff bzw. dessen Mischungsanteil vollkommen steuerbefreit angeboten werden kann. Dies gilt so lange, bis die Mitgliedsstaaten ihr jeweiliges Umsatzziel erreicht haben. 2.2. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU In den folgenden Absätzen werde ich erläutern, warum die fünf oben genannten Gründe zwar durchaus der Wahrheit entsprechen, jedoch keineswegs den Hauptgrund für die Entstehung des Biodieselmarktes in seiner heutigen Form sind. Selbiger ist nämlich ausschließlich agrarpolitischer Natur. 2 Vgl. http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/weltgipfel_rio_de_janeiro_1992_539.htm 3 Trat nach Machtwechsel im Jahr 2007 auch bei. 6
Wie allgemein bekannt ist, beinhalteten die EWG-Verträge von 1957 auch die Gründung einer Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), woraufhin die wichtigsten die Landwirtschaft betreffenden Kompetenzen auf Institutionen der EU übertragen wurden. Zu Beginn ihrer Tätigkeit sah die GAP ihre Ziele hauptsächlich in der Einkommenssicherung und der Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe. So wurden an den EU-Außengrenzen Schutzzölle auf Importware eingehoben, europäische Exportprodukte wurden mittels Ausfuhrsubventionen konkurrenzfähig gemacht und last but not least führte die europäische Gemeinschaft, wenn die vorher festgelegten Preise auf dem europäischen Binnenmarkt durch Überproduktion unterschritten wurden, Interventionskäufe durch, um das ursprüngliche Preisniveau wieder herzustellen. Ausgelöst durch diese Deficiency Payments (Ausgleichszahlungen), die wie oben erwähnt mengengebunden waren, kam es in der EU unterstützt durch den technischen Fortschritt zu immer größeren Überproduktionen.4 Auch für Ölsaaten wie zum Beispiel Raps gab es einen solchen Richtpreis, der durch Interventionskäufe gestützt wurde, was auch in diesem Sektor zu einem enormen Zuwachs der Produktion führte. Die daraus resultierende erhöhte Umweltbelastung, durch den intensiven Einsatz von Dünger und Pestiziden, verbunden mit den stetig steigenden Kosten für die Gemeinschaft legten schnell eine Reformierung dieses Systems nahe. 2.2.1. Die Reform der GAP im Jahre 1992 Diese trat mit 1.7.1992 in Kraft und basierte hauptsächlich auf drei Grundsätzen: 1. Abschaffung der noch bestehenden Handelsbarrieren innerhalb der EU. 2. Aufrechterhaltung einer gemeinsamen Handelsaußengrenze zum Schutz des Binnenmarktes. 3. Anteilsmäßige Aufteilung aller im agrarpolitischen Bereich anfallenden Kosten auf die EU-Mitgliedsstaaten. Weiters wurden die Preisstützungen und Interventionskäufe schrittweise abgeschafft und durch direkte Einkommenstransfers ersetzt. Dies führte zu extensiven Formen des Anbaus, bei denen nicht mehr die stetige Produktionssteigerung angestrebt wurde, wodurch die Überproduktionen erheblich zurückgingen.5 Im Bereich der Ölsaaten sah man sich mit vermindertem Einkommen plötzlich dem Weltmarkt ausgesetzt, weshalb die so genannten flächenbezogenen Ausgleichszahlungen als Ersatz für die einstmaligen mengenbezogenen Förderungen eingeführt wurden. 2.2.2. Die Flächenstilllegungsquote Voraussetzung für den Erhalt dieser ursprünglich regional verschiedenen mittlerweile allerdings vereinheitlichten finanziellen Unterstützung ist aber die Stilllegung eines jährlich von der EU neu ermittelten Anteils der urbaren Ackerfläche. Dieser lag meist zwischen 5 % und 15 %. Ausgenommen von dieser Regelung war nur der Anbau von Non-Food-Produkten wie zum Beispiel Non-Food-Raps zur Biodieselproduktion.6 Für das angebaute Produkt musste allerdings schon im Vorhinein ein feststehender Abnehmer vorhanden sein. Einen 4 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 29 5 Vgl. http://www.eu-info.de/deutsche-europapolitik/europa/EU-Agrarpolitik/ 6 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 30 7
solchen, der immer Bedarf an Raps hat, stellte bzw. stellt natürlich die Produktionskette Biodiesel angefangen bei der Gewinnung des Rapsöls in den Ölmühlen dar, welche aufgrund der auf einmal in großen Mengen vorhandenen Rohstoffe in den letzten Jahren um ein Vielfaches an Bedeutung gewann. 2.2.3. Das Blair-House-Abkommen Eine weitere Folge war, dass die USA um ihre Führungsposition im Ölsaatenanbau fürchteten und deshalb im Zuge der 1993 stattfindenden GATT-Verhandlungen (heutige WHO) mit der EU eine maximale Anbaufläche von 5,484 Mio. ha für zu Nahrungsmittelzwecken verwendeten Ölsaaten innerhalb der EU vereinbarten.7 Auch der Non-Food-Sektor wurde mit einer Beschränkung belegt. Und zwar sollte die produzierte Menge an Ölschrot maximal 1 Mio. t Sojaäquivalent betragen. Dies entspricht ca. 1,4 Mio. t Rapsschrot.8 Im Falle einer Überproduktion dürfte der Rapskuchen weder zur tierischen noch zur menschlichen Ernährung verwendet werden, nur die Verbrennung zur Energiegewinnung wäre noch erlaubt. Mit diesem Vertrag wollten die USA den für sie wichtigen Sojaexport schützen, 2001 lief er allerdings nach 6 Jahren Gültigkeit aus. 2.3. Besteuerung von Biodiesel Die Besteuerung von Biodiesel, aber auch von anderen Treibstoffsubstituten war immer schon mit Konfliktpotential versehen. Auf der einen Seite trachtet ein Staat natürlich nach möglichst hohen Steuereinnahmen, die in Form der Mineralölsteuer (Österreich: 5,01 % im Jahre 20069) auch zu einem guten Teil aus dem privaten Verkehrssektor kommen. Andererseits strebt er aber auch einen möglichst hohen Absatz der in der Produktion wesentlich teureren Biokraftstoffe an, die nur durch staatliche Hilfe konkurrenzfähig waren bzw. sind. Diese Unterstützung erfolgte EU-weit mit Steuersenkungen bzw. -befreiungen für Biokraftstoffe, um sowohl den Verkauf derselben als auch die weitere Erforschung damit verbundener technologischer Verbesserungen zu gewährleisten, bis diese Produkte einmal als Folge dieser Weiterentwicklungen ohne staatliche Subventionen wettbewerbsfähig seien. Diese von der EU-Kommission als wettbewerbsverzerrend eingestufte Zuwendung hatte in manchen Fällen so zum Beispiel in Deutschland, wo Biodiesel bis Anfang 2008 vollkommen steuerbefreit angeboten wird, eine Aufforderung zur Angleichung der Steuerniveaus zur Folge. 7 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 30 8 Vgl. http://www.ernaehrungsdienst.de/archiv/onlinearchiv/pages/protected/show.prl?params=&id=8870 9 Vgl. http://www.statistik.at/web_de/statistiken/oeffentliche_finanzen_und_steuern/oeffentliche_finanzen/steuer einnahmen/019485.html 8
3. Hauptteil 3.1. Synthese Der geerntete Raps wird direkt vom jeweiligen landwirtschaftlichen Betrieb zu einer zentralen Ölmühle gebracht. In diesen großindustriellen Einrichtungen werden durch ein kombiniertes Press-Extraktionsverfahren über 98 % des in der Rapssaat enthaltenen Öles gewonnen. So erhält man aus 100 kg Rapssaat eine Ausbeute von 39,4 kg Rohöl.10 Zurück bleibt äußerst proteinreiches Rapsschrot, welches als Kuppelprodukt der Biodieselsynthese als hochwertiges Futtermittel speziell für Rinder und Schweine zum Einsatz kommt. Das hiermit erhaltene Rapsöl kann in diesem Zustand bereits als Kraftstoff für großvolumige Vorkammer- Dieselmotoren dienen, wie man sie in Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Maschinen findet, wobei aber nicht jede Traktortype dafür geeignet ist.11 Der Einsatz in einem herkömmlichen Dieselmotor eines Pkws würde allerdings sehr rasch zu Ablagerungen an Einspritzdüsen und –pumpen führen, wodurch es zuerst zu einem Leistungsabfall und schließlich zu einem vollkommenen Stillstand des Motors kommt. Aus diesem Grund müssen die ungelösten Partikel und Fettbegleitstoffe in einem angeschlossenen Raffinationsverfahren entfernt und anschließend das nun technisch reine Rapsöl chemisch verändert werden.12 Diese Veränderung findet in Form einer Umesterung statt. Dabei wird das Öl, welches aus mit drei Fettsäuren veresterten Glyzerinmolekülen besteht, mit Methanol dem kleinsten Vertreter der Alkohole unter Beimengung eines Katalysators (meist NaOH bzw. KOH) vermischt. Dabei bildet sich das Glyzerin zurück, welches als zweites so genanntes Koppelprodukt meist an die Pharma- bzw, an die Kosmetikindustrie weiterverkauft wird13, wobei das Methanol nun an Stelle des Glyzerins mit den Fettsäuren Ester bildet. H H H-C-OOC-R1 H-C-OH | Kat | H-C-OOC-R2 + 3 CH3-OH -------> H-C-OH + 3 CH3-OOC-R1,2,3 | | H-C-OOC-R3 H-C-OH H H Triglycerid Methanol Glycerin Biodiesel (z.B. Rapsöl) Abb.1: Schematische Darstellung des Umesterungsverfahrens 3.2. Eigenschaften des Biodiesels Biodiesel ist eine von den äußeren Erscheinungen her dem Diesel ähnliche Flüssigkeit von orange-brauner Farbe. Auch die physikalischen Eigenschaften entsprechen annähernd denen 10 Vgl. http://www.bioking-deutschland.com/fritten.html 11 Vgl. http://www.innovations-report.de/html/berichte/energie_elektrotechnik/bericht-52031.html 12 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 47 13 Vgl. http://www.biokraftstoffverband.de/downloads/377/Infoflyer 9
von fossilem Dieselkraftstoff, wohingegen die unterschiedlichen chemischen Charakteristika bei herkömmlichen Einspritzvorrichtungen zu Problemen führen. Ein weiterer, scheinbar großer Nachteil des Biodiesels ist der niedrigere Energiegehalt. Geht man von identischen Ausgangsmassen aus, so enthält 1 kg RME um 13,3 % weniger Energie als 1 kg fossiler Diesel. Bezieht man sich hingegen auf identische Volumina, so verringert sich dieser Wert auf 7,6 %. Das hätte einen spürbaren Mehrverbrauch zur Folge, da 1 L an getanktem RME nur 0,92 L Diesel entsprechen würden. Der spürbare Energieunterschied liegt allerdings noch tiefer, da Biodiesel in einem Motor um 6,5 % effektiver verbrannt wird (vgl. Tab.). Treibstoff Dichte Energiegehalt Effizienz 3 MJ/dm 3 MJ/kg MJ/dm % fossiler Diesel 0,83 42,9 35,6 38,2 Biodiesel 0,88 37,2 32,9 40,7 Abweichung -13,30% -7,60% 6,50% Abb. 2: Vergleich von Energiegehalt und Verbrennungseffizienz14 Eines der Hauptprobleme, als der Biodiesel auf den Markt kam, war das Nichtvorhandensein einer EU-weit geltenden Norm, die die Mindestanforderungen an dieses Produkt festlegte. Dies schadete einerseits den Pionieren unter den Konsumenten, die ihre Autos mit dem neuen Treibstoff betankten, aber auch der Fahrzeugindustrie, an die dutzende Anträge auf Schadenersatz gestellt wurden, wenn Kraftfahrzeuge durch den Einsatz von qualitativ unzureichendem Biodiesel nicht mehr (voll) funktionstüchtig waren. So sah man sich, um den neuen Treibstoff dauerhaft auf dem Markt etablieren zu können, gezwungen, eine Norm und passende Prüfverfahren für aus Pflanzenöl hergestellten Fettsäuremethylestern auszuarbeiten. Auch benötigte man eine solche Grundlage, um Biodiesel-Fahrzeuge entwickeln zu können, die den Anforderungen genügen, die der Treibstoff an die verwendeten Materialien stellt.15 Die daraufhin folgenden Bemühungen gipfelten schließlich in der EN 14214 (Europäische Norm), die im Zeitraum zwischen 2003 und 2011 in allen EU-Mitgliedsstaaten eingeführt werden muss. Im Folgenden nun eine Zusammenstellung der wichtigsten, in ihr festgelegten, Richtwerte: 16 Eigenschaft Einheit Min. Wert Max. Wert Estergehalt % 96,4 - 3 Dichte bei 288 K kg/m 860 900 Viskosität bei 313 K mm²/s 3,5 5 Flammpunkt K >101 - Cetanzahl 51 - Schwefelgehalt mg/kg - 10 Wassergehalt mg/kg - 500 14 Vgl. Friedrich, S.: A world wide review of the commercial production of biodiesel, S. 32f 15 Vgl. http://www.biodiesel.at/Userfiles/CourierPDF/2001_03_d.pdf 16 Vgl. http://www.abidag.at/pdfs/Biodiesel_Europanorm_EN14214.pdf 10
Oxidationsstabilität bei h 6 - 383 K Säurewert g/kg - 0,5 Jodwert g/100g - 120 Methanolgehalt % - 0,2 Phosphorgehalt mg/kg - 10 Glyzeringehalt % - 0,25 davon freies Glyzerin % - 0,02 Menge der Alkalimetalle mg/kg - 5 Mehrfach ungesättigte % - 1 Methylester Linolensäuremethylester % - 12 Abb. 3: Eigenschaften des Biodiesels An Estergehalt, Dichte, Viskosität und Flammpunkt kann man den Grad der Umesterung und die davon abhängige Reinheit des Biodiesels ablesen. Weiters wird man so sofort auf durch Unzulänglichkeiten im Arbeitsprozess verursachte Verunreinigungen aufmerksam und kann anhand einer wesentlich verringerten Viskosität bei hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren bereits eine ungefähre Aussage über deren Anteil machen. Die Cetanzahl gibt analog zur Oktanzahl bei fossilen Treibstoffen die Klopffestigkeit an. Als Referenz verwendet man hier allerdings an Stelle des Oktans das namensgebende Cetan (= Hexadecan). Handelsübliche Biodiesel erreichen hier Werte um 57, teurere fossile Dieselkraftstoffe mit Zündbeschleuniger hingegen maximal 54. Jeder Motor ist zwar nur mit einem bestimmten Wert kompatibel, allgemein gesprochen laufen jedoch sowohl Zündung als auch Verbrennung bei höherer Cetan- bzw. Oktanzahl besser ab.17 Der Schwefel-, Wasser-, Methanol, Phosphor-, Alkali- und Glyzeringehalt bzw. der Säurewert sind ein Maß für die angewandten Reinigungsverfahren im Anschluss an den Umesterungsprozess. Wenn die bei diesen möglichen Verunreinigungen aufgestellten Grenzwerte überschritten werden, kann dies zu einem erheblich ungünstigeren Brennverhalten und im schlimmsten Fall auch zu einer Beschädigung des Kraftfahrzeugs führen. Die Oxidationsstabilität ist wiederum abhängig von der Zusammensetzung des FAME. Andere Bestandteile der Rapspflanze und ein hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren fördern den Oxidationsprozess, dessen Produkte mitunter schädlich für Teile des Motors sein können. Der Jodwert gibt die Masse in Gramm an, die nötig ist, um die in 100 g Fett vorhandene Anzahl an ungesättigten Fettsäureestern in gesättigte zu überführen. Dabei bindet sich das Jod an die einstmalig ungesättigten Kohlenstoffatome und wird so verbraucht. So kann man mit Hilfe der am Ende fehlenden Masse die Anzahl der gelösten Doppelbindungen berechnen. Die Konzentration an mehrfach ungesättigten Fettsäureestern (mind. 4 Doppelbindungen) wird bestimmt, da diese mehrmals geknickten Moleküle die regelmäßige Aneinanderlagerung durch die Van-der-Waals-Kräfte besonders stark beeinträchtigen und zu einer zu geringen Viskosität führen können.18 17 Vgl. Schreier, P.: Biodiesel, S. 26 18 Vgl. http://biodieselproject.de/eigenschaften.html 11
Die Menge des dreifach ungesättigten Linolensäuremethylester ist auf Grund seiner Eigenschaft, die Zündeigenschaften des Biodiesels negativ zu beeinflussen, reglementiert. Weiters scheint er dessen Haltbarkeit erheblich zu verringern. Weiters enthält RME im Gegensatz zu Dieselkraftstoff weder Benzol noch andere giftige Aromaten, weshalb er auch den Auflagen der WGK (Wassergefährdungsklasse) 1 genügt. Des Weiteren ist er biologisch abbaubar. So wird er nach einem eventuellen Austreten innerhalb von 21 Tagen zu 98 % zersetzt.19 Ein anderer Vorteil gegenüber dem klassischen Diesel ist die bessere Schmierfähigkeit von Biodiesel, wodurch der Verbrauch an Motoröl erheblich reduziert wird.20 Die weiteren noch ungenannten Beschränkungen betreffen hauptsächlich die bei der Verbrennung im Motor entstehenden Abgase. Diesen werden wir später bei einer Analyse der durch RME verursachten Emissionen noch begegnen. 3.3. Rapsanbau/Biodieselproduktion in der EU… Die Rapspflanze (Brassica napus) stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wird heute allerdings erfolgreich in weiten Teilen Europas angebaut. So findet sie auch in Staaten, die nicht an das Mittelmeer grenzen, wie zum Beispiel Deutschland, Großbritannien, Dänemark und Polen, optimale Bedingungen vor. Raps ist heute der am stärksten wachsende Teilbereich der Landwirtschaft in der EU. So verzeichnet die europäische Gemeinschaft allein von 2006 auf 2007 eine Ausdehnung der Fläche auf der Raps angebaut wird, um 13,6 % auf 6,1 Mio. ha. Im Vergleich zum Jahr 2005, in dem auf 4,8 Mio. ha Raps angebaut wurde, entspricht dies sogar einem Wachstum von mehr als 27 %. Die bedeutendsten Produzenten sind Frankreich mit einer Zunahme von 11 % auf 1,5 Mio. ha, Deutschland mit einer Steigerung um 7 % auf 1,5 Mio. ha und Polen mit einem Plus von 8 % auf 674.000 ha. Die größte Ausweitung beobachtet man in Rumänien, dessen Anbaufläche für Raps in diesem Zeitraum von 110.000 ha ausgehend auf 349.000 ha mehr als verdreifacht wurde.21 Aber auch in Dänemark und Ungarn mit einem Zuwachs von 65 % bzw. 56 % entschieden sich immer mehr Landwirte für Raps. Dieser vermehrte Anbau findet meist auf Ackerflächen statt, die durch die Flächenstilllegungsquote eigentlich brach liegen müssten auf der allerdings, wie schon eingangs erwähnt, Non-Food-Produkte angepflanzt werden dürfen. Mit den durch den stetig wachsenden Bedarf steigenden Preisen für Raps wird dieser auf immer mehr Stilllegungsflächen angepflanzt.22 All dies führte zu einer Ertragssteigerung von geschätzten 11,3 % auf 17,6 Mio. t, was ca. 6,9 Mio. t Rohöl entspricht. Der prozentuelle Unterschied zwischen Flächen- und Ertragszuwachs ergibt sich zum einen aus den nicht überall optimalen Klima- und Bodenvoraussetzungen und zum anderen aus den niedrigeren Hektarerträgen in den Staaten der Osterweiterung, ausgelöst durch veraltete Maschinen und den geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger. 19 Vgl. http://www.rapsbiodiesel.de/Seite2.htm 20 Vgl. http://biosprit.schroll.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=62&Itemid=43 21 Vgl. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS-SF-07-086/DE/KS-SF-07-086-DE.PDF 22 Vgl. http://www.ufop.de/downloads/UFOP_Bericht_06.pdf 12
Wie viel Biodiesel wurde nun aber aus diesem Rohöl erzeugt? Im Jahr 2005 waren es in der gesamten EU 3,6 Mrd. L, davon allein gut 80 % in den drei in der Biodieselproduktion weltweit führenden Staaten Deutschland, Frankreich und Italien. Im Jahr 2006 waren bereits Produktionskapazitäten von mehr als 6 Mrd. L vorhanden, eine erneute Zunahme von knapp 70 %. Begründet wird diese enorme Zunahme durch den steigenden Bedarf an RME, der aufgrund der Biofuels-Richtlinie dem fossilen Diesel in bestimmten Mengen beigemischt werden muss. Dieser Faktor wird in den nächsten Jahren vermutlich weiter an Bedeutung gewinnen, wenn der Beimischungsgrad wie geplant weiter erhöht wird (s. S. 5). 3.4. …und in Österreich Auch in Österreich ist die Produktion an Biodiesel in den letzten Jahren stark gestiegen. 2003 betrug sie noch 55 Mio. L pro Jahr, eine Menge, die ab 1.10.2005, als die 5%-Beimischung verpflichtend wurde, bei weitem nicht mehr ausreichend war. Deshalb erweiterte man die Produktionskapazität durch den Bau einer neuen Anlage auf 95 Mio. L. Schätzungen besagen allerdings, dass bis zum Jahr 2010, wenn der Verkehr weiterhin ansteigt und 2008 europaweit ein Beimischungsgrad von 5,75 % erreicht werden muss, in Österreich jährlich ein Bedarf an 415.000 t oder umgerechnet 450 Mio. L vorhanden sein wird. Aus diesem Grund wurde in Wien Donaustadt am 16. Mai 2006 eine neue Anlage eröffnet, die seither die Produktion bis Anfang 2008 schrittweise auf 435 Mio. L anhebt. Mit Beginn dieses Jahres, in dem mit einem Dieselkraftstoffverbrauch von 6,72 Mio. t gerechnet wird, werden allein schon 420 Mio. L zur Deckung des erhöhten Beimischungsgrades vonnöten sein. Doch bei Miteinbeziehung der ferneren Zukunft wird auch diese Menge nicht ausreichend sein zumal unsere Bundesregierung plant, im Jahr 2010 bereits 10 % des Mineralöldiesels substituieren zu können. Wie viel aber können wir in unserem kleinen, gebirgigen Österreich eigentlich produzieren? Österreich hat eine Staatsfläche von 83.900 km2, von denen allerdings 35.000 km2 von oftmals als Schutzwald eingestuften Waldflächen bedeckt sind. Von der verbleibenden Fläche sind heute ca. 1,38 Mio. ha als Ackerland verwendbar. Die Rapspflanze hat zwar bezogen auf Getreide einen hohen Vorfruchtwert, ist mit sich selbst aber nicht verträglich. Deshalb darf in einer nachhaltigen Fruchtfolge der Anteil an Raps 25 % nicht übersteigen. Man kann also im Durchschnitt jedes Jahr maximal ein Viertel oder umgerechnet 345.000 ha der Ackerfläche zur Biodieselproduktion nutzen. Mit den heute eingesetzten 00-Rapssorten lassen sich so pro Hektar ca. 1.300 L RME herstellen. Hochgerechnet ergäbe dies für ganz Österreich eine Menge von nicht ganz 450 Mio. L. Wenn man hier noch mit einbezieht, dass dieser Ertrag in den nächsten Jahren durch die Züchtung ölhältigerer Rapssorten in Kombination mit einer effektiveren Verarbeitung um etwa 40 % gesteigert werden kann, können wir bis 2010 von einer rein inländischen Produktion von 630 Mio. L ausgehen.23 Das heißt, selbst wenn in Österreich der Rapsanbau auf ein Maximum gesteigert wird, reicht die heimische Ernte bei gleich bleibendem Verkehrswachstum gerade noch um den 23 Vgl. http://biosprit.schroll.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=115&Itemid=48 13
geforderten Beimischungsgrad der kommenden 2-3 Jahre zu decken, vorausgesetzt der Beimischungsgrad wird nicht weiter angehoben. Als Folge dieses Rohstoffmangels wird heute bereits ein Großteil des Rapsöls importiert bzw. durch Altöle ersetzt. Sollte sich das obige Szenario tatsächlich so ereignen, müsste man verstärkt auf diese Alternativen setzen, den Einsatz anderer Treibstoffsubstitute mit geringerem Platzbedarf forcieren oder den Kraftstoffverbrauch heutiger Fahrzeuge erheblich senken. 3.5. Bewertung der Wertschöpfungskette Biodiesel Diesem Abschnitt wird es vorbehalten sein, die Biodieselproduktion von der Einsaat des Rapses bis zum Verkauf an den Endabnehmer in sowohl ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht zu beleuchten. Miteinbezogen werden neben der Verarbeitung des Rapsöls hierzu auch die Kosten und Auswirkungen des verwendeten Düngers und der Pflanzenschutzmittel, die Fahrten, die der Bauer zum Wohle der Rapssaat unternehmen muss, die bei der Produktion anfallenden Nebenprodukte, die Belieferung der Tankstellen durch LKWs und der Vorfruchtwert der Rapspflanze. 3.5.1. Ökonomische Bewertung Eine Berechnung von UBA 1999 & Brocks 2001 befasst sich mit exakt dieser Problematik. Hier wird von einem Rapspreis von 13,5-21,5 €/100kg ausgegangen, woraus sich nach Addieren der Verarbeitungs- und Transport- und Verwaltungskosten und Subtrahieren der Erlöse für Rapsschrot und Glyzerin ein Biodieselpreis von 34,2-61,7 €/100L abzüglich jeglicher Steuern ergibt.24 Wenn man diese Vorgehensweise auf die heutige Situation überträgt, erhalten wir ausgehend vom derzeitigen Rapseinkaufspreis der Ölmühlen von ca. 34,2 €/100kg, sinkenden Einnahmen aus dem Schrot- und Glyzerinverkauf und der Möglichkeit einer billigeren Produktion durch die Errichtung neuer großindustrieller Ölmühlen ein Vergleichswert von ca. 72,4-74,6 €/100L.25 Würde man die Steuern noch dazuzählen, entspräche das Ergebnis ungefähr den österreichischen Tankstellenpreisen von Biodiesel, die derzeit ungefähr 1,1 €/L betragen.26 3.5.2. Ökologische Bewertung In den letzten Jahren rückte die so genannte ökologisch nachhaltige Entwicklung, speziell durch den mittlerweile für viele zum Begriff gewordenen Treibhauseffekt, immer öfter ins Blickfeld des öffentlichen Interesses. Einen wichtigen, diese Klimaveränderung verursachenden, Faktor sah man dabei im stetig steigenden Verbrauch an Erdöl, das größtenteils in Form von Benzin und Diesel als Treibstoff Verwendung findet. Dieses Kapitel dient nun der Untersuchung ob und gegebenenfalls wie viel die Substitution von Diesel durch Biodiesel zu einer solchen nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Hierzu werden Energiebilanzen und Emissionswerte der beiden Kraftstoffe miteinander verglichen, wobei ähnlich wie bei vorangegangenen ökonomischen Bewertung alle Produktionsschritte 24 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 48 25 Vgl. http://www.ufop.de/downloads/RZ_MI_0907.pdf 26 Vgl. http://www.oeamtc.at/sprit/ 14
miteinbezogen werden. Speziell in Bezug auf RME ist dies ein Punkt der die oft sehr unterschiedlichen Ergebnisse solcher Bilanzierungen verursacht. Während die einen nur den Verfeuerungsprozess betrachten in Bezug auf den die Nullemission von CO2 durchaus seine Richtigkeit hat, so ändert sich dieses Ergebnis schlagartig, wenn man die gesamte Herstellung inklusive der nötigen Transportwege berücksichtigt. 3.5.2.1. Herstellung In diesem Abschnitt werde ich auf die schon vor dem Verbrauch anfallenden Treibhausgasemissionen und die aufzuwendende Energie zur Bereitstellung des jeweiligen Kraftstoffs eingehen. Dies beinhaltet beim fossilen Diesel die Exploration, die Förderung sowie die Raffination und die damit einhergehenden Transporte. Beim Biodiesel handelt es sich hierbei um den Anbau, die Ölgewinnung in den Ölmühlen und die anschließende Umesterung. Auch hier werden natürlich die anfallenden Transportwege berücksichtigt. Fossiler Diesel Beim fossilen Diesel ergibt sich hier ein Ausstoß von 0,84 kg CO2/km, der hauptsächlich durch die Rohölförderung, die Raffination einschließlich Nachbehandlung und die Transportverluste verursacht wird.27 Weiters benötigt man mit 5 MJ/kg nur eine geringe Menge an Energie zur Erzeugung von fossilem Diesel. Geht man von einem Energiegehalt von 43 MJ/kg aus so errechnet sich daraus ein Verhältnis von k = 8,21.28 Biodiesel Beim Biodiesel gestaltet sich diese Erhebung auf Grund von oftmals nur spärlich vorhandenen Daten und den Kuppelprodukten, die auftreten und berücksichtigt werden müssen, erheblich schwieriger. Laut einer Erhebung von Levelton Engineering aus dem Jahr 2002 ergibt sich für RME eine Gesamtproduktionsemission (Düngerproduktion berücksichtigt) von 2,3 kg CO2/km, annähernd die dreifache Menge verglichen mit fossilem Diesel.29 Dabei geht der größte Anteil auf die Produktion der im Rapsanbau verwendeten Güter wie zum Beispiel Dünger und den eigentlichen Anbau zurück. Der Transport bzw. die Nahverteilung spielen in dieser Hinsicht eine untergeordnete Rolle. Ein Punkt, der in dieser Auflistung nicht aufscheint, ist die Emission von N2O (Lachgas), zu der es beim Anbau kommt und die hauptsächlich durch die vermehrte Stickstoffdüngung von Raps hervorgerufen wird. Die dabei ermittelten Mehremissionen im Vergleich zu einer brach liegenden Fläche gehen allerdings weit auseinander. Dies liegt einerseits an standortbedingten Faktoren und andererseits an den unterschiedlichen Vergleichsbrachen, bei denen es sich entweder um einjährige Stilllegungsflächen, in der noch Restdünger vorhanden ist, oder um eine über mehrere Jahre ungedüngte Wiese handelt, die in manchen Fällen bereits wieder 27 Vgl. Friedrich, S.: A world wide review of the commercial production of biodiesel, S. 19 28 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Biodiesel 29 Vgl. Friedrich, S.: A world wide review of the commercial production of biodiesel, S. 19 15
aufgeforstet wurde. Gemittelt errechnet sich ein ungefährer Wert von 2,4 kg N2O/ha30, was einer CO2-Äquivalenzmasse von 744 kg/ha entspricht. Ausgehend von einem Ertrag von 1300 L/ha und einem Durchschnittsverbrauch von 5,5 L/100km kämen so zu den 2,3 kg CO2/km noch weitere 0,03 kg CO2/km dazu. Auch beim Vergleich von erhaltener zu aufgewendeter Energie schneidet Biodiesel schlechter ab. Bei ihm stehen 25 MJ/kg an verbrauchter 37,2 MJ/kg an enthaltener gegenüber, woraus sich ein Verhältnis von k = 1,49 ergibt. Andere Quellen wiederum behaupten man benötige nur 14,9 MJ/kg, womit k = 2,531 wäre. 3.5.2.2. Verbrauch Dieser Teil behandelt die Emissionsbelastung, die beim Verwenden als Treibstoff entsteht. Fossiler Diesel Laut aktuellen Statistiken stößt ein PKW pro verbranntem Liter Diesel 2,62 kg CO2 aus.32 Hinzu kommt allerdings noch die Emission von durch die bei der Verbrennung herrschende Hitze entstandenen NOx, welche bei zu hoher Konzentration in der Luft zu Smog und saurem Regen führen. Hier beträgt die durch die Verordnung EURO-4 festgelegte Grenze derzeit 250 mg/km, was bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 5,5 L/100km einer Menge von 4,5 g/L entspricht. Dies erreicht man durch den Einsatz eines Katalysators, in dem NOx und CO zu CO2 und N2 umgewandelt oder die Stockoxide, wie in der von Mercedes-Benz entwickelten Bluetec-Technologie, mit Harnstoff zu H2O und N2 reduziert werden.33 Außer diesen Treibhausgasen werden noch Feinstaub und Kohlenmonoxid als Ergebnis einer unvollständigen Verbrennung, sowie elementarer Stickstoff und eventuell Wasser, welche durch die Reduktion von NOx entstanden, und Spuren von sowohl Methan als auch Schwefeloxiden freigesetzt. Letztgenannte können nach einiger Zeit die Arbeit des Rußfilters und der Katalysatoren beeinträchtigen und so den Ausstoß an Treibhausgasen und Feinstaub erhöhen. Biodiesel In Bezug auf CO2 kann man bei Biodiesel, wie schon erwähnt, fast von einer so genannten Nullemission sprechen, da beim Verbrennen nur das Kohlendioxid frei wird, das die Pflanze der Luft während des Wachsens entzogen hat. Wenn man aber die im RME enthaltenen Verunreinigungen (z.B.: freies Glyzerin, freies Methanol…) inkludiert, so errechnet sich ein Mehrausstoß an CO2 von 238 g/L.34 Allerdings ist beim Biodiesel eine intensivere Abgasnachbehandlung in Bezug auf NOx erforderlich, da deren Emission durchschnittlich um ca. 9 % höher liegt als beim konventionellen Diesel. Der Vorteil des RME ist hingegen, dass er keinen Schwefel enthält und sich so keine die Effektivität der Abgasreinigungssysteme einschränkenden Verbindungen bilden können. 30 Vgl. Kaup, F.: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel?, S. 70 31 Vgl. National Geographic, Oktober 2007, S. 54 32 Vgl. http://www.kfztech.de/kfztechnik/motor/klima/treibhauseffekt.htm 33 Vgl. Spektrum der Wissenschaft, August 2007, S. 66 34 Vgl. Friedrich, S.: A world wide review of the commercial production of biodiesel, S.19 16
Bezüglich Methan misst man dieselben Werte wie beim klassischen Diesel. 3.6. Auftretende Probleme In diesem Teil der Arbeit werde ich mich mit den Problemen beschäftigen, die in den verschiedenen Lebensstadien des Biodiesels auftreten. Dies beginnt bereits beim Anbau, wo er vermehrt anderen, zur Lebensmittelerzeugung verwendeten, Pflanzen vorgezogen wird, geht dann über die eben schon angesprochene Produktion und Mindereinnahmen durch die Subventionspolitik bis zum Verbraucher, der keineswegs von Diesel (mit einem geringen Anteil an Biodiesel) auf RME wechseln darf, ohne einige Dinge zu beachten. 3.6.1. Anbau Die folgenden Probleme sind keineswegs eine Besonderheit des europäischen, aus Rapsöl hergestellten, Biotreibstoffvertreters RME. Sie treten überall dort auf, wo sich Bauern durch den Anbau von Pflanzen, die zur Energieproduktion genutzt werden können, höhere Gewinne versprechen als von Lebensmittelpflanzen. Oftmals ist dies natürlich auch in Ländern der 3. Welt der Fall, deren Landwirte die Energiepflanzen größtenteils für den Export nach Europa oder in die USA produzieren. Bei den daraus erzeugten Treibstoffen, deren Produktion direkt mit der Lebensmittelherstellung konkurriert, spricht man von den so genannten Biokraftstoffen der 1. Generation. 3.6.1.1. Verteuerung der Lebensmittel Dies ist ein Effekt, von dem wir in der EU bisher weitgehend verschont geblieben sind. Begründung hierfür ist, dass bei uns nach wie vor ein Großteil der eigentlich unter die Stilllegungsquote fallenden Flächen zur Rapsproduktion genutzt wird.35 Dadurch geht kein Platz für Getreide und andere Lebensmittelpflanzen verloren, die dort nicht angebaut werden dürfen. Kommen hingegen noch andere unvorhersehbare Faktoren, wie die letztjährige Missernte in Australien, so führt dies gemeinsam mit der immer weiter steigenden Nachfrage zu rapiden Preisanstiegen. Andere Teile der Welt wie Mexiko, China oder Kolumbien, die in den letzten Jahren den Anbau von Energiepflanzen gefördert haben, obwohl sie bereits mit Unterernährung zu kämpfen hatten, sehen sich heute empfindlichen Preissteigerungen speziell bei einfachen Lebensmitteln wie Mais, Soja oder Getreide ausgesetzt.36 Die Folge davon ist natürlich eine Verstärkung der Unterernährung, die wie immer zuerst die Ärmsten betrifft. 35 Vgl. http://www.ufop.de/downloads/UFOP_Bericht_06.pdf 36 Vgl. http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/redakt/umre-082.html 17
3.6.1.2. Abholzung des Regenwaldes Diese Auswirkung betrifft hauptsächlich Brasilien, wo bereits seit 1975 Bioethanol (siehe: Alternativen zum Biodiesel) dem Benzin beigemischt wird. Heute wird bereits ein Viertel des jährlichen Benzinverbrauchs durch Bioethanol ersetzt und dementsprechend hoch ist auch die Nachfrage nach diesem Treibstoffsubstitut. Um diese zu stillen, werden immer größere Teile des Regenwaldes abgeholzt, um Platz für die Zuckerrohrmonokulturen zu schaffen. Derzeit beträgt die Anbaufläche ca. 5,6 Mio. ha, das entspricht mehr als zwei Dritteln der gesamten österreichischen Staatsfläche, von denen die Hälfte zur Ethanolproduktion verwendet wird. Laut Embrapa (Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária - Brasilianisches Landwirtschafts- und Umweltforschungsunternehmen) ist diese Fläche allerdings auf 90 Mio. ha ausbaubar37 – eine Unternehmung, die verheerende Auswirkungen auf die Umwelt Brasiliens hätte38, nicht zuletzt auch wegen der Tatsache, dass der durch Regenwald- Abholzung gewonnene Boden nach kürzester Zeit ausgelaugt ist. Außer Brasilien sind aber noch andere Staaten wie zum Beispiel Indonesien betroffen, wo der Regenwald hauptsächlich Ölpalmen zu Pflanzenölproduktion weichen muss.39 3.6.2. Mindereinnahmen durch Subventionspolitik Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wurde der Biodiesel in den letzten Jahren massiv gefördert, um sich auf dem Markt etablieren zu können. In Österreich gilt beispielsweise seit 1. 10. 2005 eine neue Besteuerungsrichtlinie, wonach für Dieselgemische mit einem Mindestanteil an biogenem Treibstoff 29,7 Cent/L und für reinen Diesel 32,5 Cent/L eingehoben werden. Die alte Verordnung sah einen Preisaufschlag von 30,2 Cent/L für jedweden Dieselkraftstoff vor. Vergleicht man also den alten Mineralölsteuersatz mit dem neuen für ein Gemisch, ergeben sich Mindereinnahmen in der Höhe von 30-37 Mio. €.40 Seit Beginn des Jahres 2007 entfaltet allerdings das Energiesteuerneuregelungsgesetz, das seit August 2006 in Kraft ist, seine volle Wirkung. Ob dieses Gesetz in der Lage ist die Überkompensation aufzuheben, wird sich erst in den nächsten Monaten genau beurteilen lassen, wenn hierzu konkrete Zahlen vorliegen. 3.6.3. Verbraucherrisiken Dieser Abschnitt dient der Erläuterung der größten, sich für den Konsumenten ergebenden, Risiken, wenn er sein Kfz mit Biodiesel betreiben bzw. von fossilem Diesel auf RME umsteigen möchte. 37 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ethanol-Kraftstoff#Brasilien 38 Vgl. http://www.kooperation-brasilien.org/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=62&Itemi d=57 39 Vgl. http://www.afrika.info/aktuell_detail.php?N_ID=374&kp=news2007-01-11 40 Vgl. Triebl, C.: Ökonomische Auswirkungen der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen bezüglich biogener Treibstoffe in Österreich, S. 24 18
3.6.3.1. Probleme bei Nichteinhalten der Qualitätsnorm Folgende Schäden können auftreten, wenn der eingesetzte Biodiesel die EN 14214 nicht erfüllt:41 • Wassergehalt: Bei Überschreitung des erlaubten Wassergehalts führt die Verwendung zu Korrosion. Bei einer Vermischung mit Diesel tritt meist eine leichte Trübung auf, im schlimmsten Fall trennt sich die Wasserphase von der Kraftstoffmischung und es kommt zur Inhomogenität, die die Verbrennungseigenschaften erheblich verschlechtern kann. • Oxidationsstabilität: Beim Reinkraftstoff führt eine Unterschreitung zur schnellen Zerstörung des eigentlichen Kraftstoffes und zur Bildung von Oxidationsprodukten des Fettsäuremethylesters. Diese führen bei einer Beimischung zum Diesel zur Bildung von Polymeren, die die Kraftstofffilter verstopfen. • Säurezahl: Bei einer zu hohen Konzentration an freien Fettsäuren treten ebenfalls vermehrt Korrosionsschäden auf. • Viskosität: Entspricht die Viskosität des RME nicht den Vorschriften, so kommt es bevorzugt zu Problemen mit der Kraftstoffbeförderung im Kfz (Pump- und Einspritzvorrichtungen). • Flammpunkt: Sollte der Flammpunkt unterschritten werden, gilt der Treibstoff durch die erhöhte Entzündungsgefahr als Gefahrengut. • Alkaligehalt: Eine erhöhte Menge an Alkali- bzw. Erdalkalimetallen wie Na oder Ca führt zur Seifenbildung mit den im RME enthaltenen Fettsäuren, welche sich dann in Einspritzpumpen und Filtern ablagern und diese nach und nach verstopfen. • Hoher Mehrfachbindungsanteil: Weicht der Mehrfachbindungsanteil von der Norm ab, treten häufig Verkokungen im Bereich der Einspritz- systeme auf, die zu einem verringerten Treibstoff- durchfluss und damit zu einem Leistungsabfall führen. • Aschegehalt: Wird der erlaubte Aschegehalt überschritten, kann dies zur erheblichen Beschädigung der Abgasnachbehandlungssysteme und somit zu einer gesteigerten Emission von Treibhausgasen beitragen. • Glyzeringehalt: Durch einen zu hohen Rückstand an freiem Glyzerin können Verkokungen im Bereich sowohl der Einspritzpumpe als auch der Kolbenringe auftreten. 41 Haupt, J., Bockey, D.: Fahrzeuge erfolgreich mit Biodiesel betreiben, S. 5f 19
3.6.3.2. Beachtenswertes beim Umstellen des Kfz auf Biodiesel Durch das sich teilweise vom fossilen Diesel unterscheidende Verhalten des RME bei Verbrennungsprozessen und beim Kontakt mit anderen Materialien, wie z.B. verschiedenen Kunststoffen, müssen sowohl das Fahrzeug wie auch eine eventuelle Eigentankanlage vor dem Gebrauch auf Biodiesel eingestellt werden. Kraftfahrzeug Der wichtigste, das Fahrzeug selbst betreffende, Punkt ist die Unverträglichkeit von Biodiesel mit gewissen Kunststoffpolymeren. Längerer Kontakt von Schläuchen und Dichtungen, die aus solchen bestehen, mit dem Treibstoff führt zu Porosität, wodurch sie undicht werden und ihre Verformbarkeit verlieren (siehe Anhang: Ergebnisse). Ein weiterer Aspekt ist der unterschiedliche Verbrennungsverlauf, der, sollten der Motor und die Abgasnachbehandlungssysteme des Kfz vorher nicht für die Biodieselverbrennung optimiert worden sein, zu einer massiven Zunahme der Treibhausgasemissionen führt, wodurch der größte Vorteil dieses Treibstoffes verloren ginge.42 Hinzu kommt noch dessen schwerere Verdampfbarkeit, die speziell bei Schwachlastbetrieb zur RME-Anreicherung im Motoröl führen kann43, wodurch dessen Schmierfähigkeit beeinträchtigt wird. Folgen einer solchen Verdünnung sind ein schnellerer Verschleiß von Teilen des Motors (z.B. Kurbelwelle) und damit verbundene Schäden. Auch noch zu erwähnen ist die Unverträglichkeit mancher Lacke mit Biodiesel, da dieser als Lösungsmittel wirkt (siehe Anhang: Ergebnisse). Wenn man hingegen sein Fahrzeug längere Zeit ausschließlich mit Mineralöldiesel betrieben hat und dann auf Biodiesel umsteigt, sollte man spätestens nach der dritten Tankfüllung, zusätzlich zu den üblichen Serviceintervallen, der Kraftstofffilter ausgetauscht werden, da RME mitunter zur Ablösung von Dieselablagerungen und so zur Verstopfung des Kraftstofffilters führen kann.44 Eigentankanlage Auch bei der Eigentankanlage gilt, nicht alle Kunststoffe sind biodieselbeständig. Deshalb muss hier genau wie beim Kfz besonderes Augenmerk auf Zapfschlauch und Dichtungen gerichtet werden. Identisches gilt für die Tankbeschichtungen und das bei der Dichtfläche zum Einsatz kommende Fugenmaterial. Weiters empfiehlt es sich die Dichtfläche aus Fertigplatten zu bauen, die mindestens eine Betongüte von B35 aufweisen. Besteht auch noch die Möglichkeit einer Vermengung von Regenwasser und RME auf der Dichtfläche, so ist die Einsetzung eines Leichtflüssigkeitsabscheiders im Abfluss vorgesehen. Sollte der verwendete Tank mehr als 1000 L Fassungsvermögen aufweisen und nicht doppelwandig konstruiert sein, ist für den Fall einer Beschädigung eine Auffangwanne zu installieren. 42 Vgl. Haupt, J., Bockey, D.: Fahrzeuge erfolgreich mit Biodisel betreiben, S. 7 43 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftstoff_Pflanzen%C3%B6l 44 Vgl. Haupt, J., Bockey, D.: Fahrzeuge erfolgreich mit Biodisel betreiben, S. 7 20
Sie können auch lesen