Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und überregionalen Kontext - unipub

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Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und überregionalen Kontext - unipub
Der Bezirk Wiener Neustadt als
     Wirtschaftsstandort in einem
regionalen und überregionalen Kontext

                        Diplomarbeit

               zur Erlangung des akademischen Grades
        einer Magistra der Naturwissenschaften (Mag.arer.nat.)

           an der Karl-Franzens-Universität Graz

                             vorgelegt von

                       Jessica GNEIST

            am Institut für Geographie und Raumforschung
    Begutachter: Ao.Univ.Prof.Mag.phil.Dr.rer.nat. Gerhard Karl Lieb

                           Bad Erlach, 2017
Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und überregionalen Kontext - unipub
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

                 Wenn es einen Glauben gibt, der Berge verset-
       zen kann,
            so ist es der Glaube an die eigene Kraft.
                      (Marie von Ebner-Eschenbach)

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich, Jessica Gneist, erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den
Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die
Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder aus-
ländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende
Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Bad Erlach, 2017

                                                                  Jessica
                                                           Gneist

Gendererklärung

Aus Gründen der Sprachästhetik und der Praktikabilität wird im Folgenden das generische
Maskulinum verwendet. In diesem Sinne sind beispielsweise unter „Unternehmern“ auch
„Unternehmerinnen“ zu verstehen. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die
ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden wer-
den soll.

Bad Erlach, 2017

Jessica Gneist                                                                               2
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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

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                                                          Gneist

Jessica Gneist                                                                              3
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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

Vorwort
Bereits während meiner Schulzeit haben mich wirtschaftliche Themengebiete besonders
interessiert, was sicherlich auch mit jener Tatsache in Verbindung steht, dass ich ein wirt-
schaftskundliches Realgymnasium besucht habe und der Fokus verstärkt in diesem Bereich
gelegen ist. Während meines Studiums hat sich dieses Interesse noch stärker herauskristal-
lisiert und dementsprechend schnell war für mich klar, dass ich mich im Zuge meiner Diplo-
marbeit mit einem wirtschaftsgeographischen Thema beschäftigen möchte. Nach kurzer
Überlegung und in Zusammenarbeit mit meinem Diplomarbeitsbetreuer Herrn Professor
Mag. Dr. Gerhard Lieb habe ich mich für das Thema „Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirt-
schaftsstandort in einem regionalen und überregionalen Kontext“ entschieden. Der Bezug zu
diesem Bezirk ergibt sich, da ich in Bad Erlach aufgewachsen bin und dieser Ort im Bezirk
Wiener Neustadt liegt. Dementsprechend ist es für mich äußerst interessant, ein wirtschafts-
geographisches Thema zu schreiben, das noch dazu einen grundlegenden Heimatbezug
hat.
Außerdem werden wirtschaftliche Themen im Geographie- und Wirtschaftskunde-Unterricht
verstärkt behandelt und die Wirtschaft hat in der allgemeinen Gesellschaft einen hohen Stel-
lenwert. Umso wichtiger empfinde ich es, sich als angehende Geographie- und Wirtschafts-
kunde-Lehrerin im Bereich der Ökonomie gut auszukennen und dies so auch seinen Schü-
lern weiterzugeben.

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um etlichen Personen meinen Dank
auszusprechen.
In erster Linie möchte ich meinem Betreuer Ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Gerhard Lieb danken. Er
war nicht nur während des Studiums immer wieder für offene Fragen da, sondern auch be-
sonders in der Schreibphase der Diplomarbeit ist mir seine Tür immer offen gestanden und
er hat sich die Zeit genommen, die ich gebraucht habe, um meine Fragen zu klären. Danke
Herr Professor!
Ein besonderer Dank gilt meinen Eltern und Großeltern. Erst durch ihre mentale und finanzi-
elle Unterstützung konnte ich mein Studium in Graz in Mindeststudienzeit zu Ende bringen.
Alle sind mir mit Rat zur Seite gestanden und haben mir bestmöglich geholfen. Danke Mama
und Papa! Danke Oma, Danke „Opas“!
Ein weiterer großer Dank gilt meinen Studienkolleginnen und Freundinnen. Ohne euch hätte
ich meine Studienzeit nicht so gut und schnell meistern können. Ihr hattet immer ein offenes

Jessica Gneist                                                                              4
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Ohr für meine Probleme sowohl im universitären als auch im privaten Bereich, seid hinter mir
gestanden und habt mich bei allem unterstützt – Danke dafür liebe Lisi, Babsi und Carina!
Hervorzuheben sind außerdem mein Taufkind Emma und meine Cousine Katrin, denn sie
haben während schwieriger Phasen für die notwendige Ablenkung gesorgt. Außerdem hat
mir Emma durch ihr kindliches Sein gezeigt, dass das Studium nicht alles im Leben ist und
man alles schaffen kann, wenn man sich anstrengt. Danke kleine Maus! Danke Kati!
Weiters möchte ich meiner weiteren Familie und meinen Freunden zuhause danken, denn
auch sie waren während des Studiums und trotz der größeren Entfernung immer für mich da
und haben mich in jeder Hinsicht tatkräftig unterstützt. Danke euch allen!

Jessica Gneist                                                                              5
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Zusammenfassung
                 Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort
                  in einem regionalen und überregionalen Kontext

Das Ziel dieser Diplomarbeit ist, den Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in ei-
nem regionalen und überregionalen Kontext zu analysieren. Ein wichtiger Schlüsselbegriff
der Wirtschaftsgeographie ist der Begriff Standort – unter diesen fallen Standortfaktoren,
Standorttheorien sowie der Agglomerationsbegriff. Hinsichtlich der Standortfaktoren sind im
Raum Wiener Neustadt etliche Punkte positiv hervorzuheben – die Einbettung in Cluster, die
gute Verkehrsanbindung sowie die sehr gute Bildungsinfrastruktur sind an dieser Stelle zu
nennen. Weiters können die Standorttheorien nach von Thünen (hierbei die Lagerentenfunk-
tion), Christaller sowie die neuere Netzwerk- und Clustertheorie im Untersuchungsgebiet
bestätigt werden. Außerdem kann Wiener Neustadt als kleine Agglomeration definiert wer-
den, wodurch sich vorwiegend positive Effekte für die Stadt und das Umland ergeben. Des
Weiteren wird der Raum Wiener Neustadt hinsichtlich beeinflussender Faktoren untersucht.
Hierfür werden das magische Vieleck der Wirtschaft, Wirtschaftsbeziehungen, der Globalisie-
rungsprozess, Nachhaltigkeit und ländliche Wirtschaftsregionen herangezogen. Zwei der
Kennzahlen des magischen Vielecks, die Inflationsrate sowie das außenwirtschaftliche
Gleichgewicht, sprechen für den Standort, die anderen beiden dagegen. Wirtschaftsbezie-
hungen im Bezirk finden größtenteils mit anderen EU-Ländern statt. Den Globalisierungspro-
zess gibt es auch in Wiener Neustadt, wohingegen Nachhaltigkeit weniger Rolle zu spielen
schein. Der Raum Wiener Neustadt kann außerdem als typischer ländlicher Wirtschaftsraum
definiert werden. Diesen Ausführungen zufolge kann der Bezirk Wiener Neustadt inklusive
der namensgebenden Stadt als guter Wirtschaftsstandort mit langer Tradition resümiert wer-
den. Hervorzuhebende Stärken sind die Clustereinbettung, die gute Verkehrsanbindung, die
sehr gute Bildungsinfrastruktur sowie die höhere Zentralität Wiener Neustadts, trotz der gro-
ßen Nähe zur Bundeshauptstadt.

Jessica Gneist                                                                              6
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Abstract
                 The district of Wiener Neustadt as economic location
                            in a regional and national context
The aim of this thesis is to analyze the district of Wiener Neustadt as economic location in a
regional and national context. An important keyword in the Economic Geography is location –
location factors, location theories and the term of conurbation are part of it. Concerning the
location factors of the region of Wiener Neustadt, some aspects should be emphasized for
example the embedding in a cluster, a good traffic connection and very good educational
opportunities.
Furthermore, the location theories of von Thünen (specifically the “Lagerentenfunktion”),
Christaller, and the cluster theory can be used in the district of Wiener Neustadt. Additionally,
Wiener Neustadt can be defined as small agglomeration which implicates mainly positive
effects for the city and the surrounding region. Furthermore, the region of Wiener Neustadt is
examined regarding influencing factors. In doing so the “magic square” in economics, eco-
nomic relations, the process of globalization, sustainability and rural economic regions are
used. Two of the key figures of the “magic square”, the rate of inflation and the external bal-
ance plead for the location, the two other ones against it.
Economic relations mostly take place with other countries of the European Union. The pro-
cess of globalization is present in Wiener Neustadt, whereas sustainability is not that im-
portant. The region of Wiener Neustadt can also be defined as a typical rural economic re-
gion. Therefore, the district as well as the city of Wiener Neustadt with their long tradition can
be defined as a good economic location. Strengths of the region that should be emphasized
are the cluster embedding, the good traffic connection, very good educational opportunities
and the high centrality of Wiener Neustadt.

Jessica Gneist                                                                                  7
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Inhaltsverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung ................................................................................................... 2

Gendererklärung ................................................................................................................. 2

Vorwort................................................................................................................................. 4

Zusammenfassung .............................................................................................................. 6

Abstract................................................................................................................................ 7

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................... 8

Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... 11

Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... 12

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... 12

1     Einleitung .................................................................................................................... 13
    1.1      Problemstellung und Zielsetzung ...................................................................... 13
    1.2      Arbeitsgrundlagen und Methodik ...................................................................... 14

2     Die räumliche Organisation der Wirtschaft – Wirtschaftsgeographie .................... 15
    2.1      Die Wirtschaftsgeographie ................................................................................. 15
      2.1.1         Paradigmen in der Geographie/Wirtschaftsgeographie .................................. 16
      2.1.2         Die relationale Wirtschaftsgeographie ............................................................ 18
      2.1.3         Die Wirtschaftswissenschaften und die Wirtschaftsgeographie ...................... 19
    2.2      Begrifflichkeiten der Wirtschaft ......................................................................... 20
      2.2.1         Elemente der Wirtschaft ................................................................................. 21
      2.2.2         Der Wirtschaftskreislauf ................................................................................. 21
      2.2.3         Produktionsfaktoren ....................................................................................... 22
    2.3      Raum und (Wirtschafts-)Geographie ................................................................. 23
      2.3.1         Raum allgemein ............................................................................................. 23
      2.3.2         Raumkonstruktion im Zusammenhang mit Wirtschaftsgeographie ................. 24
      2.3.3         Orte und Räume der Wirtschaft ...................................................................... 24
      2.3.4         Räumliche Disparitäten .................................................................................. 25
      2.3.5         Nähe und Distanz als Raumkonzept .............................................................. 26

3     Standorte der Wirtschaft ............................................................................................ 27
    3.1      Standort – Begriffsklärung ................................................................................. 27
    3.2      Standortwahl ....................................................................................................... 28

Jessica Gneist                                                                                                                          8
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      3.2.1      Standortanforderungen, Standortgegebenheiten und Einflüsse ...................... 29
      3.2.2      Standortfaktoren............................................................................................. 29
      3.2.3      Standortsicherung .......................................................................................... 32
      3.2.4      Standortwechsel............................................................................................. 32
    3.3    Standorttheorien ................................................................................................. 33
      3.3.1      Traditionelle Standorttheorien ........................................................................ 33
      3.3.2      Neuere Standorttheorien ................................................................................ 38
    3.4    Agglomeration ..................................................................................................... 40

4     Wirtschaft(sstandorte) und beeinflussende Faktoren ............................................. 42
    4.1    Das Magische Vieleck der Wirtschaft(-spolitik)................................................. 42
      4.1.1      Vollbeschäftigung ........................................................................................... 43
      4.1.2      Preisstabilität .................................................................................................. 45
      4.1.3      Außenwirtschaftliches Gleichgewicht ............................................................. 46
      4.1.4      Wirtschaftswachstum ..................................................................................... 47
    4.2    Wirtschaftsbeziehungen ..................................................................................... 49
      4.2.1      Das Gravitationskonzept ................................................................................ 50
      4.2.2      Der Welthandel .............................................................................................. 50
      4.2.3      Österreichische Handelsbeziehungen ............................................................ 51
    4.3    Globalisierung ..................................................................................................... 52
      4.3.1      Ursachen und Erscheinungsformen der Globalisierung .................................. 52
      4.3.2      Akteure der Globalisierung ............................................................................. 53
      4.3.3      Folgen des Globalisierungsprozesses ............................................................ 53
    4.4    Nachhaltigkeit...................................................................................................... 54
      4.4.1      Dimensionen der Nachhaltigkeit ..................................................................... 54
      4.4.2      Ökonomische Nachhaltigkeit .......................................................................... 55
    4.5    Ländliche Regionen als Wirtschaftsräume........................................................ 56
      4.5.1      Ländliche Wirtschaftsräume und ihr Erfolgsrezept .......................................... 56
      4.5.2      Die Zukunft der ländlichen Wirtschaftsregionen.............................................. 57

5     Der Bezirk Wiener Neustadt....................................................................................... 58
    5.1    Zahlen und Fakten............................................................................................... 58
    5.2    Geographische Lage ........................................................................................... 58
    5.3    Historischer Abriss ............................................................................................. 59
    5.4    Bevölkerung ........................................................................................................ 61

6     Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort .............................................. 63

Jessica Gneist                                                                                                                      9
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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

    6.1     Wiener Neustadt – ein Standort der Wirtschaft ................................................. 64
      6.1.1        Standortfaktoren............................................................................................. 64
      6.1.2        Standorttheorien............................................................................................. 67
      6.1.3        Agglomerationskräfte ..................................................................................... 72
    6.2     Das Magische Vieleck der Wirtschaft angewendet ........................................... 74
      6.2.1        Vollbeschäftigung/Arbeitslosenzahlen ............................................................ 74
      6.2.2        Preisstabilität/Inflationsrate............................................................................. 75
      6.2.3        Außenwirtschaftliches Gleichgewicht/Import-Export-Zahlen ........................... 76
      6.2.4        Wirtschaftswachstum ..................................................................................... 76
    6.3     Wirtschaftsbeziehungen des Bezirkes Wiener Neustadt .................................. 77
    6.4     Der Globalisierungsprozess in und um Wiener Neustadt ................................ 78
      6.4.1        Erscheinungsformen der Globalisierung ......................................................... 78
      6.4.2        Akteure der Globalisierung ............................................................................. 79
      6.4.3        Folgen der Globalisierung .............................................................................. 80
    6.5     Nachhaltigkeit im Bezirk Wiener Neustadt ........................................................ 80
    6.6     Der Bezirk Wiener Neustadt als ländlicher Wirtschaftsraum ........................... 81

7     Fazit ............................................................................................................................. 82
    7.1     Stärken- und Schwächenanalyse des Bezirkes Wiener Neustadt.................... 82
    7.2     Beantwortung der Forschungsfragen................................................................ 85
    7.3     Abschließende Einschätzung ............................................................................. 87

Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 88

Jessica Gneist                                                                                                                          10
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Akteure im Wirtschaftsgeschehen ................................................................... 20
Abbildung 2: Vereinfachter Wirtschaftskreislauf ................................................................... 21
Abbildung 3: Bedeutung von Standortfaktoren .................................................................... 31
Abbildung 4: Industriestandorttheorie nach Weber .............................................................. 35
Abbildung 5: Lagerente bei einem Anbauprodukt ................................................................ 36
Abbildung 6: Zentrale Orte und ihre Ergänzungsgebiete am Beispiel von 3 Gütern ............. 37
Abbildung 7: Diamantenmodell nach M. Porter .................................................................... 39
Abbildung 8: Agglomerationseffekte .................................................................................... 41
Abbildung 9: Magisches Dreieck bzw. Viereck der Wirtschaft .............................................. 42
Abbildung 10: Arbeitslosenquote im europäischen Vergleich .............................................. 44
Abbildung 11: Inflation im Jänner 2017................................................................................ 45
Abbildung 12: Entwicklung des österreichischen Gesamthandels ....................................... 47
Abbildung 13: Internationales Wirtschaftswachstum ............................................................ 49
Abbildung 14: Struktur des Welthandels nach Sektoren 2005 ............................................. 50
Abbildung 15: Der intra- und extraregionale Welthandel mit Waren 2015 ............................ 51
Abbildung 16: Ursachen der Globalisierung......................................................................... 53
Abbildung 17: Schnittmengenmodell der Nachhaltigkeit ...................................................... 55
Abbildung 18: Der Bezirk Wiener Neustadt.......................................................................... 59
Abbildung 19: Bevölkerungsentwicklung Bezirk Wiener Neustadt 1900-2011 ...................... 61
Abbildung 20: Bevölkerungsentwicklung Wiener Neustadt Stadt 1900-2011 ....................... 62
Abbildung 21: Verkehrsnetz Wiener Neustadt-Stadt und Wiener Neustadt-Land ................. 64
Abbildung 22: Messung der Luftqualität ............................................................................... 66
Abbildung 23: Urban-Rural-Typologie.................................................................................. 70
Abbildung 24: Cluster und Netzwerke in den Bundesländern und überregionale Initiativen . 71
Abbildung 25: Aktive Betriebsstandorte 2016 in Wiener Neustadt (Stadt+Land) .................. 74
Abbildung 26: Arbeitslosenquoten im Jahresdurchschnitt 2016 nach Arbeitsmarktbezirken 75
Abbildung 27: Regionale Außenhandelsdaten 2013 ............................................................ 76

Jessica Gneist                                                                                                        11
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zentrale Orte nach Bobek und Fesl 1978 ............................................................ 69
Tabelle 2: Die 5 wichtigsten Handelspartnerländer Niederösterreichs 2012 ........................ 77
Tabelle 3: Die 5 wichtigsten Handelsgüter Niederösterreichs 2012 ..................................... 78
Tabelle 4: Ausländische Beschäftigung nach Bundesländern .............................................. 79
Tabelle 5: Tabelle Stärken und Schwächen Wiener Neustadt-Stadt und Bezirk .................. 84

Abkürzungsverzeichnis
AMS              Arbeitsmarktservice Österreich
BIP              Bruttoinlandsprodukt
EU               Europäische Union
EZB              Europäische Zentralbank
NGO              Non Governmental Organisation
NO2              Stickstoffdioxid
OECD             Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
SO2              Schwefeldioxid
WB               Wiener Neustadt-Land
WKO              Wirtschaftskammer Österreich
WN               Wiener Neustadt-Stadt
WTO              Welthandelsorganisation

Jessica Gneist                                                                                                12
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

1 Einleitung
               „Wiener Neustadt – die Allzeit Getreue“
Wiener Neustadt hat eine lange Geschichte und eine persönliche Bedeutung für mich, da es
der Verwaltungssitz meines Heimatbezirkes Wiener Neustadt-Land ist und der Bezirk eine
starke Abhängigkeit zur Stadt hat. Im folgenden ersten Kapitel der Diplomarbeit sollen zu-
nächst Problemstellung und Zielsetzung der vorliegenden Arbeit erläutert werden, um im
Anschluss auf die Arbeitsgrundlagen und Methodik eingehen zu können.

1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Die vorliegende Diplomarbeit soll den Bezirk Wiener Neustadt aus der Perspektive der Wirt-
schaftsgeographie betrachten und analysieren, inwiefern sich der Bezirk als Wirtschafts-
standort in einem regionalen und überregionalen Kontext eignet bzw. wie er sich zeigt. Ein
regionaler und ein überregionaler Kontext ergibt sich durch wiederkehrende Vergleiche mit
Niederösterreich und Gesamtösterreich. Ziel dieser Arbeit ist es, den Bezirk als Standort der
Wirtschaft beurteilen und einschätzen zu können, was in Form einer Stärken- und Schwä-
chenanalyse erfolgen soll. Dabei sollen die Stärken hervorgehoben und die Schwächen auf-
gezeigt werden.

Um den Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort betrachten zu können, muss vorerst
Allgemeines zu Wirtschaft und Wirtschaftsgeographie erläutert werden. Es folgt ein Kapitel
zu Standorten der Wirtschaft, in welchem der Begriff Standort, die Standortwahl, Standort-
theorien sowie der Begriff Agglomeration behandelt werden. Das abschließende Kapitel zur
Theorie bildet jenes über Wirtschaft(sstandorte) und beeinflussende Faktoren. Dabei spielen
vorwiegend beeinflussende Größen, Perspektiven und Prozesse eine wesentliche Rolle. Aus
diesem Theorieteil ergeben sich folgende drei größere Forschungsbereiche mit zugehörigen
Forschungsunterfragen, die im „praktischen“ Teil der Diplomarbeit behandelt werden sollen,
um im abschließenden Kapitel 7 zu einem Fazit zu gelangen.
      Der Bezirk Wiener Neustadt als Standort der Wirtschaft
           o     Welche Standortfaktoren sprechen für den Bezirk Wiener Neustadt?
           o     Welche Standorttheorien lassen sich auf den Wirtschaftsstandort Wiener
                 Neustadt anwenden?
           o     Kann Wiener Neustadt als Agglomeration gesehen werden?
           o     Welche räumlichen Disparitäten gibt es in diesem Wirtschaftsraum?
      Beeinflussende Faktoren im Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort

Jessica Gneist                                                                             13
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

           o     Wie sind die Kennzahlen des magischen Vielecks der Wirtschaftsgeographie
                 im Bezirk Wiener Neustadt zu beurteilen?
           o     Welche Wirtschaftsbeziehungen lassen sich im Bezirk Wiener Neustadt er-
                 kennen?
           o     Zeigt sich der Globalisierungsprozess im Bezirk Wiener Neustadt?
           o     Inwiefern spielt Nachhaltigkeit eine Rolle für den Standort Wiener Neustadt?
           o     Zeigt sich der Bezirk Wiener Neustadt als ländlicher Wirtschaftsraum?
      Welche Stärken und Schwächen lassen sich am Wirtschaftsstandort Wiener Neustadt
       erkennen und welches Fazit kann dementsprechend über den Bezirk als Wirtschafts-
       standort gefällt werden?

1.2 Arbeitsgrundlagen und Methodik
Hinsichtlich der Arbeitsgrundlagen und Methodik dieser Diplomarbeit müssen zwei große
Bereiche genannt werden – einerseits eine Literaturrecherche im Theorieteil und anderer-
seits eine Datenrecherche im „praktischen“ Teil.

Die Literaturrecherche beschränkt sich im Wesentlichen auf die Universitätsbibliothek in
Graz, die Universitätsbibliothek Wien sowie die Bibliothek der Fachhochschule Wiener Neu-
stadt. Wobei zuerst vor allem Basiswerke der Geographie und der Wirtschaftsgeographie im
Mittelpunkt stehen. Als grundlegend stellt sich das Werk zur Wirtschaftsgeographie von
Bathelt/Glückler (2002) heraus, da diese beiden Autoren einen guten zusammengefassten
Überblick hinsichtlich der Thematik geben. Im Kapitel zu Standorten der Wirtschaft stellt
„Standorttheorien“ von Farhauer/Kröll (2013) eine Basis für die Ausführungen der Diplomar-
beit dar. In Kapitel 4 Wirtschaft(sstandorte) und beeinflussende Größen wird vorwiegend mit
Internetquellen gearbeitet, wobei auch hier immer wieder auf Basiswerke der Wirtschaftsge-
ographie zurückgegriffen wird.

Im „praktischen“ Teil dieser Diplomarbeit ist die Datenrecherche im Internet essentiell. Dabei
sind Daten der Quellen Statistik Austria (2017 a-f), Wirtschaftskammer Österreich (2017 a-h)
und dem Amt der niederösterreichischen Landesregierung von besonderer Bedeutung. Die-
se Daten sind zum Teil im Internet zu finden und teilweise müssen zuständige Personen von
Gemeinden, Wirtschaftskammer oder Landesregierung telefonisch bzw. via E-Mail kontak-
tiert werden, um Zugriff auf die gewünschten Daten zu bekommen. Hierbei sind folgende
Personen namentlich zu erwähnen – meine Ansprechpartnerin hinsichtlich Luftqualitätsdaten
war Mag. Elisabeth Scheicher vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung und

Jessica Gneist                                                                              14
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

mein Ansprechpartner bezüglich Daten der aktiven Betriebsstandorte war Robert Rohrmüller
von der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Die Daten der Grundstückspreise wurden tele-
fonisch bei den jeweiligen Gemeindeämtern angefragt, die Auskunft wurde ebenso telefo-
nisch gegeben und für die Arbeit übernommen.

2 Die räumliche Organisation der Wirtschaft – Wirt-
    schaftsgeographie
Dieses zweite Kapitel soll als Einführung in die Wirtschaftsgeographie bzw. in die vorliegen-
de Diplomarbeit dienen. Zunächst wird das Thema Wirtschaftsgeographie behandelt, es folgt
ein Unterkapitel, das aktuelle wirtschaftliche Begrifflichkeiten beschreibt. Im letzten Unterka-
pitel rückt der Raum ins Zentrum. Dabei sind Raum allgemein, Raumkonstruktion und auch
räumliche Disparitäten zentral. Dies erfolgt, weil ein Wirtschaftsstandort immer auch als Wirt-
schaftsraum verstanden werden kann.

2.1 Die Wirtschaftsgeographie
Die Wirtschaftsgeographie ist Teil der Humangeographie. Diese zeigt eine enorme Vielfalt,
was Fluch und Segen zugleich ist – auf der einen Seite bietet diese Breite viele verschiedene
Möglichkeiten, aber auf der anderen Seite ist es so schwierig, Definitionen oder Grenzen
dieser wissenschaftlichen Teildisziplin zu finden. Die Humangeographie verändert sich stetig,
da die Gesellschaft und ihre Rahmenbedingungen wesentlicher Teil dieser Disziplin sind und
sie sich mit voranschreitender Zeit immer weiterentwickeln. Wie bereits erwähnt, ist es
schwierig, Humangeographie genauer zu definieren, wichtig diesbezüglich ist jedoch, dass
sich diese Teildisziplin der Geographie mit „raumbezogenen menschlichen Aktivitäten“ bzw.
in weiterer Folge mit dem „Zusammenhang von gesellschaftlichen und räumlichen Phäno-
menen“ beschäftigt. (GEBHARDT et al. 2011: 640 ff.)
Die Wirtschaftsgeographie ist ein ganz wesentlicher und großer Bereich der Humangeogra-
phie und sie lässt sich in Teilbereiche gliedern. Hierbei sind die allgemeine einerseits sowie
die speziellen Wirtschaftsgeographien andererseits zentral. Erstere beschäftigt sich mit ver-
schiedenen theoretischen Ansätzen und grundlegenden Fragen einer räumlichen Organisa-
tion der wirtschaftlichen Vorgänge wie beispielsweise der Standortwahl, Clusterbildungen,
regionalen Entwicklungen oder neuerdings auch globalen Vernetzungen. Die speziellen
Wirtschaftsgeographien sind in sich nochmals sehr vielfältig und können weiters in drei Teile
untergliedert werden. Sektorale Wirtschaftsgeographien, regionale Wirtschaftsgeographien

Jessica Gneist                                                                               15
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

und letztlich noch weitere spezielle Wirtschaftsgeographien. (GEBHARDT et al. 2011: 911
ff.)
Zentrale Themenbereiche der Wirtschaftsgeographie sind bzw. Schlüsselfunktion in dieser
wissenschaftlichen Teildisziplin haben folgende Ansätze (GEBHARDT et al. 2011: 911):
          Der Raum
          Wirtschaftliche Beziehungen
          Geographische Besonderheiten
          Geographische Ungleichheiten
          Organisation von Wirtschaft (Organisation der Produktion, Entwicklung etc.)
          Märkte
Generell kann hier festgehalten werden, dass sich die Wirtschaftsgeographie vorwiegend mit
der räumlichen Organisation der Wirtschaft beschäftigt.

2.1.1 Paradigmen in der Geographie/Wirtschaftsgeographie
Paradigmen spielen in jeder Wissenschaft eine wichtige Rolle. Unter diesem Begriff werden
ähnliche Denkweisen, Regeln oder Perspektiven einer Wissenschaft und ihrer grundlegen-
den Denkmodelle verstanden. Paradigmen sind jedoch nicht starr, sondern können auch
Paradigmenwechseln unterliegen. Dies ist ein ganz normaler wissenschaftlicher Prozess.
Die unterschiedlichen Paradigmen können entweder nebeneinander existieren oder sich
auch ablösen. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 17)
Im Bereich der Wirtschaftsgeographie sind drei verschiedene Paradigmen der Geographie
wichtig – der länderkundliche Ansatz, die Geographie als Raumwissenschaft sowie sozial-
theoretische Ansätze. Bei allen drei Perspektiven stehen der Raum und seine Rahmenbe-
dingungen im Mittelpunkt. Die einzelnen Paradigmen variieren hinsichtlich ihres Raumver-
ständnisses sowie der Beziehung zwischen Wirtschaft und Raum. (BATHELT/GLÜCKLER
2002: 17 f.) Außerdem muss hierbei noch ein Wandel des Menschenbildes und somit des
Handelnden in der Wirtschaft genannt werden, denn diese Veränderung hat ebenfalls Aus-
wirkungen auf ein wirtschaftsgeographisches Verständnis. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 23)

Länderkundlicher Ansatz
Die länder- bzw. landschaftskundliche Perspektive kann als Ausgangspunkt der heutigen
geographischen Wissenschaft gesehen werden. Ziel dieses Paradigmas war es, die Welt in
Länder einzuteilen und zu beschreiben. Hierfür wurden verschiedene Kategorien für die Be-
schreibung genutzt, eine davon war die Wirtschaft. Weiterführend haben in dieser Perspekti-
ve Wirkungszusammenhänge eine Rolle gespielt und der Raum wurde als Individuum ver-
standen. Die Entwicklung dieses länder- bzw. landschaftskundlichen Ansatzes ist jedoch

Jessica Gneist                                                                             16
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

nicht nur auf die Geographie beschränkt, sondern auch in anderen Wissenschaften zu finden
und steht in Zusammenhang mit einem allgemeinen Landschaftsbewusstsein der Gesell-
schaft in vorangegangener Zeit. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 18 ff.)
Im länder- bzw. landschaftskundlichen Paradigma der Wirtschaftsgeographie geht es vor-
wiegend darum, zu erfassen, inwiefern wirtschaftliches Handeln Auswirkungen auf die Struk-
tur des Raumes hat. Die Wirtschaftslandschaft, die Wirtschaftsinformation und letztlich auch
der Wirtschaftsraum sind von Bedeutung und werden erforscht. (BATHELT/GLÜCKLER
2002: 26)

Geographie als Raumwissenschaft
Ende der 1960er-Jahre hat sich in der Geographie eine grundlegende Veränderung vollzo-
gen – aus einer eher beschreibenden Vorgehensweise des länderkundlichen Ansatzes ist
eine problemorientierte Forschung geworden. Die Geographie wird als Wissenschaft des
Raumes verstanden, die es zur Aufgabe hat, Fragestellungen diesbezüglich zu beantworten.
Im Zuge dessen sind Verteilungen und Verflechtungen des Raums wichtig geworden.
(BATHELT/GLÜCKLER 2002: 20 f.)
In diesem Paradigma hat sich die Wirtschaftsgeographie stark entwickelt und ausgeweitet.
Hier ist beispielsweise der Name Weber zu nennen, der einen wesentlichen Beitrag zur Ent-
wicklung der Wirtschaftsgeographie geleistet hat. In den Fokus der geographischen Teildis-
ziplin sind in diesem Paradigma die räumlichen Strukturen und deren Veränderungen ge-
rückt. Es wurde versucht, Theorien und Modelle zu entwickeln, die in der realen Wirtschafts-
welt Anwendung finden. Die Wirtschaftsgeographie hat im Zuge dieses Ansatzes drei zentra-
le Aufgaben – die Verteilung wirtschaftlicher Aktivitäten, Veränderungen dieser Aktivitäten
und die Bewegung von wirtschaftlichen Akteuren zu erklären. (BATHELT/GLÜCKLER 2002:
26 f.)

Sozialtheoretische Ansätze
In den 1980er-Jahren hat sich ein weiterer Wandel in der Geographie vollzogen, der auch für
die Wirtschaftsgeographie bedeutsam ist. In diesem neuen sozialtheoretischen Ansatz rückt
der Handelnde in den Fokus. Ein solcher Handelnder kann ein menschliches Individuum
oder auch ein Unternehmen sein und er wird als zentral angesehen, da der Handelnde als
Ursache für vorhandene Strukturen verstanden wird. Dieses Paradigma sieht sich jedoch mit
einer Vielzahl an Kritik konfrontiert – menschliches Handeln könne beispielsweise nicht wis-
senschaftlich beschrieben werden, heißt es diesbezüglich. Wichtig im Sinne dieser Perspek-
tive ist, dass Unternehmen/Menschen und die Beziehungen dahinter von großer Bedeutung
sind. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 21 f.)

Jessica Gneist                                                                             17
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

2.1.2 Die relationale Wirtschaftsgeographie
Das Verständnis einer relationalen Wirtschaftsgeographie ist als Weiterentwicklung jenes
Paradigmas zu sehen, in dem die (Wirtschafts-)Geographie als Raumwissenschaft verstan-
den wird. Grundlegend für diese Modifizierung ist ein anderes Verständnis von Handeln – es
wird in diesem Paradigma – wie es der Name vermuten lässt – relational gesehen. Dement-
sprechend steht Handeln in diesem Fall immer in Beziehung zum Außen und hat Auswirkun-
gen auf seine Umwelt. Im Zuge dieses Ansatzes müssen drei wichtige Elemente genannt
werden – Kontextualität, Pfadabhängigkeit und Kontingenz. Erstere impliziert, dass Handlun-
gen und Entscheidungen immer von der jeweiligen Situation abhängen und somit keinen
allgemeinen Gesetzmäßigkeiten folgen. Pfadabhängigkeit meint in diesem Fall, Handlungen
bzw. Entscheidungen in der Vergangenheit haben Einfluss auf gegenwärtige und zukünftige.
Es herrscht also eine Abhängigkeit gegenüber einem einmal eingeschlagenen Weg. Kontin-
genz beschreibt, dass wirtschaftliches Handeln keinen allgemein streng gültigen Gesetzmä-
ßigkeiten unterliegt und die einzelnen Entwicklungspfade sehr stark variieren können.
(BATHELT/GLÜCKLER 2002: 33 ff.) Die relationale Wirtschaftsgeographie beinhaltet vier
wesentliche Theoriegegenstände – die Organisation, die Evolution, die Innovation sowie die
Interaktion. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 36 ff.)

Die Organisation
Die Theorie der Organisation beschäftigt sich mit der Arbeitsteilung bzw. mit dem Austausch
innerhalb eines oder mehrerer Unternehmen sowie auch zwischen Unternehmen und staatli-
chen Institutionen. Hierbei spielt beispielsweise das Schlüsselwort effiziente Arbeitsteilung
eine wesentliche Rolle. Die Organisation verschiedener Unternehmen hat in weiterer Folge
auch Auswirkungen auf die räumliche Struktur einer Wirtschaftsregion. Probleme, die sich in
dieser Theorie ergeben können, sind dadurch zu begründen, dass die Organisation von
mehreren Komponenten abhängig ist – beispielsweise von sozialen Strukturen oder techno-
logische Entwicklungen. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 37 f.)

Die Evolution
Die Theorie der Evolution geht mit der bereits erwähnten Pfadabhängigkeit einher. Es wird
davon ausgegangen, dass in der Wirtschaftsgeographie vergangene Entscheidungen großen
Einfluss auf gegenwärtige Entwicklungen haben. Natürlich gibt es im Zuge solcher Weiter-
entwicklungen auch Innovationen, um ein effizienteres Arbeiten/Wirtschaften zu ermöglichen.
Kommt es zu einer Innovation – egal welcher Art bzw. in welchem Bereich – so wird davon
ausgegangen, dass sich diese standortunabhängig entwickeln kann. Erst nachdem sich ein
Wirtschaftsstandort zu etablieren beginnt, gibt es an diesem Ort Vorteile gegenüber anderen

Jessica Gneist                                                                             18
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

Standorten und so können sich Cluster bzw. Ballungen ergeben. (BATHELT/GLÜCKLER
2002: 38 f.)

Die Innovation
In der Wirtschaftsgeographie sind im Bereich der Innovationen vor allem deren räumliche
Verbreitung von Bedeutung. Innovationen bzw. neue Technologien werden begünstigt, in-
dem es auch im Bereich der Forschung und Entwicklung zu einer Arbeitsteilung kommt. Je
stärker der Austausch zwischen Unternehmen sowie Unternehmen und Forschungseinrich-
tungen ist, desto besser können Innovationen sein. Unter Innovation wird hierbei entweder
völlig neues Wissen oder eine Veränderung von bestehendem Wissen verstanden.
(BATHELT/GLÜCKLER 2002: 38 f.)

Die Interaktion
Die vierte Dimension der wirtschaftsgeographischen Theorie kann als eine Art Zusammen-
führung der bereits genannten Begriffe gesehen werden. Interaktion ist vor allem für die Or-
ganisation als auch für Innovationen von wesentlicher Bedeutung. Erst durch die Zusam-
menarbeit zwischen Unternehmen sowie zwischen Unternehmen und staatlichen Institutio-
nen ist eine wirtschaftliche Innovation und in weiterer Folge eine positive wirtschaftliche Ent-
wicklung möglich. Je besser die Interaktion zwischen den Akteuren funktioniert, desto besser
stehen die Chancen für eine positive (Weiter-)Entwicklung. Im Bereich der Interaktion müs-
sen auch Beziehungen genannt werden, in die die Wirtschaftsakteure eingebettet sind.
(BATHELT/GLÜCKLER 2002: 39 f.)

2.1.3 Die Wirtschaftswissenschaften und die Wirtschaftsgeographie
Dieses Unterkapitel dient dazu, eine klare Unterscheidung zwischen den Wirtschaftswissen-
schaften und der Wirtschaftsgeographie zu treffen.
Lange Zeit haben diese beiden wissenschaftlichen Disziplinen unabhängig voneinander ge-
arbeitet, so als gäbe es die jeweils andere Disziplin nicht. Dies hat sich in den letzten Jahr-
zehnten jedoch geändert – die Wirtschaftswissenschaften und die Wirtschaftsgeographie
versuchen, in Verbindung zu treten und gemeinsam Neues zu erarbeiten. Jedoch gibt es
Unterschiede zwischen den einzelnen Wissenschaften. Die Wirtschaftswissenschaften be-
schäftigen sich eher mit Theorien, die sich auf die regionale Wirtschaftspolitik beziehen, die
Wirtschaftsgeographie ist hingegen vorwiegend in der Regionalplanung tätig und hat somit
Einfluss auf die räumliche Gestaltung von Regionen bzw. Wirtschaftsstandorten. (SCHÄTZL
1993: 17)

Jessica Gneist                                                                               19
Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

2.2 Begrifflichkeiten der Wirtschaft
Der Mensch hat bestimmte Bedürfnisse, die durch wirtschaftliches Handeln befriedigt werden
können. Meistens werden für die Bedürfnisbefriedigung Rohstoffe aus der Natur gewonnen,
damit diese in weiterer Folge in der Produktion verarbeitet werden können. Da unsere
menschlichen Bedürfnisse nicht zu jeder Zeit und an jedem Ort gestillt werden können, muss
der Mensch sich genau überlegen, was er wann und wie produziert bzw. konsumiert. Ein
solches Verhalten wird als Wirtschaft/Wirtschaften bezeichnet. (SEDLACEK 1994: 1)
Generell wird bei den Akteuren der Wirtschaft zwischen Hauswirtschaften, Betriebswirtschaf-
ten sowie staatlichen Institutionen unterschieden. Erstere beziehen sich auf den Haushalt.
Betriebswirtschaften haben sich durch Arbeitsteilung und Spezialisierung entwickelt, sie pro-
duzieren entweder Güter oder leisten einen Dienst. Betriebswirtschaften können sehr unter-
schiedlich sein, dazu zählen beispielsweise Banken oder Rohstoffgewinnungsbetriebe. Ein
weiterer wichtiger Akteur im Wirtschaftsgeschehen sind staatliche Institutionen, denn diese
beeinflussen das staatliche Wirtschaftsgeschehen sehr stark. Einerseits geschieht dies durch
die gesetzten Rahmenbedingungen und andererseits tritt der Staat selbst als Wirtschaften-
der auf. (SEDLACEK 1994: 1f.)

Abbildung 1: Akteure im Wirtschaftsgeschehen
(eigene Darstellung, Datengrundlage: SEDLACEK 1994: 3)

Wie Abbildung 1 zeigt, sind die einzelnen Akteure auf unterschiedliche Art und Weise mitei-
nander verbunden. Betriebe und staatliche Institutionen tauschen Güter und Dienstleistun-
gen aus, von den Betriebswirtschaften gelangen Steuern und Gebühren in den Staatshaus-
halt, wohingegen Betriebe durch staatliche Förderungen unterstützt werden. Die Betriebs-

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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

wirtschaften sind zusätzlich mit den Haushalten verbunden – von den Betrieben werden
Löhne/Gehälter an die Haushalte gezahlt, als Gegenleistung erhalten Betriebswirtschaften
eine Arbeitsleistung. Weiters gibt es einen Austausch zwischen dem Staat und den Haushal-
ten – Arbeit und Dienste werden gegeben. Haushalte müssen dem Staat Steuern und Abga-
ben zahlen, im Gegenzug bekommen sie dafür Sozialleistungen bzw. teilweise Einkommen
bezahlt.

2.2.1 Elemente der Wirtschaft
Zu den Elementen der Wirtschaft zählen einerseits die Subjekte, andererseits die Objekte
und zusätzlich noch Organisationen. Unter Subjekten der Wirtschaft werden alle handelnden
Akteure darin verstanden. Hierzu zählen Unternehmer, Arbeitnehmer, Konsumenten, Anle-
ger/Aktionäre und auch staatliche Akteure. Die Objekte der Wirtschaft sind Produkte oder
Dienstleistungen, die als Waren auf Märkten verkauft werden. Weiters sind in der Wirtschaft
verschiedene Organisationen wichtig, da sie mitunter großen Einfluss auf wirtschaftliche Ak-
tivitäten haben können. Darunter fallen Unternehmen/Betriebe, Gewerkschaften, NGOs, Ge-
bietskörperschaften oder auch Banken. (ERMANN 2013: 16)

2.2.2 Der Wirtschaftskreislauf

Abbildung 2: Vereinfachter Wirtschaftskreislauf
(eigene Darstellung; Datengrundlagen: BONTRUP 1998: 64 & ERMANN 2013: 17)

Der in Abbildung 2 vereinfacht dargestellte Güter- und Geldkreislauf zeigt zwei wichtige Ak-
teure – Haushalte und Unternehmen. Zusätzlich wird hierbei zwischen Faktor- und Güter-
märkten unterschieden. Erstere gehen von den Produktionsfaktoren aus, wohingegen es bei
den Gütermärkten um Konsumgüter geht. Zwischen den Haushalten und den Unternehmen
werden einerseits Konsumgüter und andererseits die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und
Kapital ausgetauscht. Im Gegenzug werden Zahlungen für die Faktoren und Güter geleistet.

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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

2.2.3 Produktionsfaktoren
Um ein Produkt produzieren zu können, fließen verschiedene Produktionsfaktoren in den
Produktionsprozess ein. Hierbei werden drei verschiedene Faktoren voneinander unter-
schieden – Boden, Arbeit sowie Kapital. Der Produktionsfaktor Kapital kann weiter unterglie-
dert werden in Sach- und Humankapital, wobei in neueren Theorien oftmals zusätzlich noch
das soziale Kapital angeführt wird. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 52)

Boden
Der Boden ist ein wichtiger Produktionsfaktor – und zwar in verschiedener Hinsicht bzw. aus
unterschiedlichen Gründen. Boden ist landwirtschaftliche Nutzfläche, beinhaltet Rohstoffe
und ist gleichzeitig Standort der Wirtschaft. Im Zusammenhang mit diesem Produktionsfaktor
sind etliche Probleme zu nennen. Hierbei muss beispielsweise bedacht werden, dass es zu
diversen Konflikten bezüglich der Nutzung dieses Faktors oder aufgrund von Ausbeutung der
Rohstoffe/des Bodens kommen kann. Außerdem wichtig bei diesem Produktionsfaktor ist die
Standortwahl von Unternehmen und die daraus resultierende Verteilung der Betriebe in einer
Region. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 53 f.) (Mehr Informationen zum Thema Standort fin-
den sich in Kapitel 3.)

Arbeit
Arbeit ist der zentrale Produktionsfaktor, denn durch Arbeit ist eine Produktion von Gü-
tern/Dienstleistungen erst möglich. Im Bereich der Arbeit ist das Prinzip der Arbeitsteilung
von großer Bedeutung, denn dieses Prinzip bringt etliche Vorteile mit sich und macht Pro-
duktion vielfach erst effizient. Bei der Arbeitsteilung geht es vordergründig darum, dass jeder
das macht, was er am besten kann und sich darauf konzentriert, sich in diesem Bereich im-
mer weiter zu verbessern, um möglichst viel Gewinn zu erzielen und effizienter arbeiten zu
können. Das Prinzip der Teilung der Arbeit ist aufgrund von technologischen Weiterentwick-
lungen einer permanenten Veränderung ausgesetzt und muss sich ständig an neue Bedin-
gungen anpassen. Oftmals werden Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt und gleichzeitig
entstehen aber in anderen Bereichen neue Arbeitsplätze. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 55
f.)
Die Arbeitsteilung kann in drei unterschiedliche Arten untergliedert werden – unternehmens-
interne, unternehmensexterne sowie die räumliche Arbeitsteilung. Unternehmensinterne Ar-
beitsteilung bezieht sich auf die Aufteilung der Arbeit des Produktionsprozesses innerhalb
eines Unternehmens. Unternehmensexterne Arbeitsteilung hingegen meint die Aufteilung der
Arbeitsschritte zwischen verschiedenen Betrieben. Hierbei spielen Zulieferer und Abnehmer
eine wichtige Rolle. Die räumliche Arbeitsteilung bezieht sich auf die Arbeitsteilung in der

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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

Perspektive Raum. Besonders zentral in diesem Bereich sind die Faktoren Nähe und Distanz
oder Verflechtungen innerhalb von Regionen, die zu Ballungen führen können.
(BATHELT/GLÜCKLER 2002: 55 f.) (Informationen zu diesem Thema angewendet auf den
Bezirk sind in Kapitel 6 zu finden.)

Kapital
Kapital ist ebenso bedeutsam wie die anderen beiden Produktionsfaktoren und kann weiter
unterteilt werden in Sach- und Humankapital. Ersteres meint Maschinen oder Anlagen, also
Materielles, das für die Produktion notwendig ist. Sowohl Produktionsbetriebe als auch
Dienstleistungsbetriebe benötigen ein hohes Maß an Sachkapital. Humankapital bezeichnet
das immaterielle Gut Wissen, wofür es allerdings keinen richtigen Preis gibt. In neueren
Theorien wird immer öfter von sozialem Kapital gesprochen, was auf zunehmendes sozial-
wissenschaftliches Interesse zurückzuführen ist. Unter sozialem Kapital werden Beziehun-
gen zwischen verschiedenen Wirtschaftsakteuren verstanden und es stehen die Chancen im
Vordergrund, die solche Verflechtungen bieten können. Hier bleibt anzumerken, dass sozia-
les Kapital immer von mehreren Parteien abhängig ist und somit niemals alleine akkumuliert
werden kann, was diese Art des Kapitals von Human- bzw. Sachkapital grundlegend unter-
scheidet. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 56 ff.)

2.3 Raum und (Wirtschafts-)Geographie

2.3.1 Raum allgemein
Der Raum-Begriff ist für die verschiedenen Wissenschaften vor allem im Zuge des Globali-
sierungsprozesses wichtig und interessant geworden, jedoch ist Raum an sich – entgegen
den Erwartungen – nicht verschwunden, sondern es haben sich neue/andere Raumkonzepte
entwickelt. Raum muss im Allgemeinen als Konstrukt der Gesellschaft verstanden werden,
das sich immer wieder neu bildet bzw. verändert. Die Geographie gilt als Raumwissenschaft,
dementsprechend wichtig ist das Verständnis bzw. die Auffassung dieses Begriffs für die
Geographie als Wissenschaft und auch für ihre Teildisziplinen wie die Wirtschaftsgeogra-
phie. (SEEBACHER 2012: 41f.)
Wie bereits in den vorangegangenen Unterkapiteln erwähnt, ist Raum sehr wichtig für die
Wirtschaftsgeographie. Räumliche Strukturen werden untersucht und als „Ergebnis sozialer
und ökonomischer Prozesse“ (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 44) gesehen. Es ist jedoch an-
zumerken, dass der Begriff Raum unterschiedlichen Auffassungen unterliegt und somit ver-
schiedene Perspektiven auch in der Wirtschaftsgeographie nebeneinander existieren. Raum

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Diplomarbeit: Der Bezirk Wiener Neustadt als Wirtschaftsstandort in einem regionalen und über-
regionalen Kontext

wird in der Wirtschaftsgeographie im Bereich des Sozialen, des Ökonomischen und des Poli-
tischen untersucht. (BATHELT/GLÜCKLER 2002: 44)

2.3.2 Raumkonstruktion im Zusammenhang mit Wirtschaftsgeographie
Bei der Raumkonstruktion können verschiedene Ordnungen unterschieden werden. Zu-
nächst sind Raumkonstruktionen erster Ordnung zu nennen. Hier wird Raum als „gedankli-
ches und sprachliches Konstrukt“ (SEEBACHER 2012: 128) verstanden und das Verständnis
von Gesellschaft und Raum wird erklärt, um in weiterer Folge Konstruktionen zweiter Ord-
nung durchführen zu können. Konstruktionen erster Ordnung sind also als Basis für weitere
Konzepte zu verstehen. Für die Wirtschaftsgeographie sind vor allem Raumkonstruktionen
zweiter Ordnung von Bedeutung. Hierbei wird zwischen fachspezifischen und gesellschaftli-
chen, sozialen Konstruktionen unterschieden. Bei den fachspezifischen Raumkonstruktionen
zweiter Ordnung ist der wissenschaftliche Forschungsprozess wichtig. Raum wird im Zuge
der wissenschaftlichen Forschung neu konstruiert und dient als Hilfsmittel für weiterführende
Untersuchungen. Gesellschaftliche, soziale Raumkonstruktionen zweiter Ordnung hingegen
„entstehen durch das Handeln verschiedenster Akteure (Wer?) mit unterschiedlichen Zielset-
zungen (Warum?)“ (SEEBACHER 2012: 129). Generell gibt es weiters noch Raumkonstruk-
tionen dritter Ordnung, die für diese Diplomarbeit jedoch nicht relevant sind. (SEEBACHER
2012: 128 ff.)
Sowohl fachspezifische als auch gesellschaftlich, soziale Raumkonstruktionen zweiter Ord-
nung kommen in der Wirtschaftsgeographie zum Tragen. Fachspezifisch kann beispielswei-
se der Begriff Region herangezogen werden. Region wird hierbei als Raum konstruiert und
dient als Hilfestellung für die Untersuchung eines Verbreitungsmusters in dieser Region. Für
die Wirtschaftsgeographie kann hier eine Wirtschaftsregion angenommen werden, in der
etwa die Verbreitung von bestimmten Unternehmensformen untersucht wird. Gesellschaftli-
che, soziale Raumkonstruktionen sind in der Wirtschaftsgeographie ebenso von Bedeutung,
weil in einer angenommenen Wirtschaftsregion viele verschiedene Akteure handeln und die-
se unterschiedliche Ziele verfolgen. Hierbei spielen sowohl Unternehmer als auch (Regio-
nal)Politiker eine wichtige Rolle, die in diesem Fall zusammenarbeiten müssen, um gemein-
sam eine wirtschaftlich erfolgreiche Region schaffen zu können.

2.3.3 Orte und Räume der Wirtschaft
Orte und Räume der Wirtschaft können in der Wirtschaftsgeographie ganz unterschiedlich
aufgefasst werden – je nachdem, was betrachtet wird. Die nachfolgende Aufzählung soll

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