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Integriertes Handlungskonzept Integriertes Handlungskonzept Duisburg-Marxloh März 2015 ..... ................
Integriertes Handlungskonzept Duisburg-Marxloh Inhaltsverzeichnis Seiten 1 Einleitung ....................................................................................... 1 2 Programmgebiet............................................................................ 3 2.1 Der Stadtteil Marxloh ............................................................................ 3 2.2 Sozialraumanalyse Marxloh ................................................................ 3 2.3 Akteursstruktur ..................................................................................... 6 2.4 Stärken-Schwächen-Analyse ............................................................... 10 3 Marxloh im Kontext anderer Planungen und Ziele ..................... 14 3.1 Gesamtstädtische Planungen und Ziele.............................................. 14 3.1.1 Duisburg2027 ................................................................................. 14 3.1.2 Grünordnungs- und Freiraumkonzept............................................. 16 3.1.3 Einzelhandels- und Zentrenkonzept ............................................... 17 3.1.4 Handlungskonzept der Stadt Duisburg zum Umgang mit Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa ........................... 18 3.1.5 Aktiv für Arbeit im Stadtteil ............................................................ 20 3.2 Ortsteilbezogene Planungen und Ziele ............................................... 21 3.2.1 Grüngürtel Duisburg-Nord Marxloh................................................. 21 3.2.2 Städtebauliches Entwicklungskonzept Duisburg-Marxloh .............. 23 4 Leitthema und Entwicklungsziele ................................................ 26 4.1 Armutsbekämpfung durch Bildung - der Bildungsstandort Marxloh 26 4.2 Entwicklungsziele ................................................................................ 27 4.3 Strategisches Vorgehen ...................................................................... 27
5 Handlungsfelder und Maßnahmen .............................................. 29 5.1 Nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung ................................... 29 5.1.1 Wohnen und Wohnumfeld ............................................................. 30 5.1.2 Öffentlicher Raum und Plätze ........................................................ 31 5.1.3 Umwelt, Grün und Mobilität ........................................................... 31 5.2 Zusammenleben im Quartier und Bildung ......................................... 33 5.2.1 Zusammenleben im Quartier ......................................................... 34 5.2.2 Bildung .......................................................................................... 37 5.3 Lokale Ökonomie und Arbeitsmarkt ................................................... 39 5.3.1 Lokale Ökonomie ........................................................................... 39 5.3.2 Arbeitsmarkt .................................................................................. 40 5.4 Maßnahmensteckbriefe ....................................................................... 44 5.5 Zusammenfassung .............................................................................. 61 6 Umsetzung .................................................................................... 62 6.1 Erarbeitung und Abstimmung des Konzeptes ................................... 62 6.2 Ortsteilmanagement und Teilhabe ...................................................... 62 6.2.1 EG DU Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH ........................... 62 6.2.2 Stadtteilausschuss Marxloh ........................................................... 62 6.2.3 Ortsteilmanagement ...................................................................... 63 6.2.4 Schaubild Stadtteilausschuss/Ortsteilmanagement ....................... 65 6.2.5 Trägerleistungen ........................................................................... 65 6.3 Verfügungsfonds ................................................................................. 66 6.3.1 Grundlagen ................................................................................... 66 6.3.2 Einsatzmöglichkeiten im Kontext der Zuwanderung ...................... 67 6.3.3 Mittelvolumen ................................................................................ 67 6.4 Evaluation ............................................................................................. 67 6.4.1 Das Evaluationssystem ................................................................. 67 6.4.2 Das Zielsystem des IHK Marxloh ................................................... 69
6.5 Finanzierung/Zeitplan .......................................................................... 72 6.6 Verstetigung ......................................................................................... 74 Anlagen Anlage 1 Übersichtskarte des Fördergebietes Anlage 2 Sozialraumanalyse Marxloh Anlage 3 Abgeschlossene städtebauliche Maßnahmen Anlage 4 Geplante städtebauliche Maßnahmen Anlage 5 Maßnahmenübersicht/Zeitplanung Anlage 6 Richtlinien Verfügungsfonds Anlage 7 Projektbogen Anlage 8 Kosten- und Finanzierungsübersicht (KuF) Impressum __________________________________________________________________________ Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird die geschlechtsspezifische Differenzierung (z. B. Bewohner/-innen oder Migrant/-innen) in diesem Handlungskonzept nicht angewendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.
1 Einleitung In Duisburg-Marxloh wurden seit Mitte der 90er Jahre Integrierte Handlungskonzepte der Stadtteilentwicklung, gefördert aus Programmen der Städtebauförderung (aktuell „Soziale Stadt“), zeitweise unter Einsatz des EU-cofinanzierten Programms URBAN I, umgesetzt. Durch die vielfältigen ineinandergreifenden Maßnahmen der verschiedenen Handlungsfelder wurden unter intensiver Bürgerbeteiligung insbesondere - Städtebauliche Aufwertungen, z.B. durch Umgestaltung Weseler Straße nach Bau der Umgehungsstraße Marxloh, Errichtung der Begegnungsstätte in der Moschee, Umbau des Bunkers Johannismarkt zum „Medienbunker“, Gestaltung von ca. 400 Fassaden u.a. Pollmann-Kreuz, Neubau von ca. 40 Eigenheimen Elisenstraße, Schaffung/Gestaltung öffentlicher Grünanlagen und Spielplätze - eine lokalökonomische Stabilisierung u.a. durch Leerstandsmanagement, Förderung des Clusters „Brautmoden-Meile“ und Schaffung ökonomischer Beteiligungsstrukturen - ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen durch die Stadt Duisburg unter Einsatz des Sanierungsträgers EG DU Entwicklungs- gesellschaft Duisburg mbH (EG DU, vormals tlw. EGM Entwicklungsgesellschaft Marxloh mbH) erreicht. Durch die in den letzten Jahren massive Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa (SOE) steht der bereits in der Phase der Verstetigung befindliche Stadtteil vor Heraus- forderungen, deren Bewältigung ausschlaggebend für die nachhaltige Sicherung der erreichten Erneuerungserfolge ist. Nach Abstimmung zwischen dem Land NRW und der Stadt Duisburg wurden daher die bisherigen Konzepte unter besonderer Berücksichtigung der Zuwanderung aus SOE mit diesem Integrierten Handlungskonzept fortgeschrieben. Eine „Soforthilfe“ zur Finanzierung kurzfristig bereits im Jahr 2015 umsetzbarer Maßnahmen wurde Ende 2014 aus dem Stadterneuerungsprogramm des Landes NRW (STEP) bewilligt. Vor dem Hintergrund der komplexen Problematik möchte sich die Stadt Duisburg darüber hinaus auf der Grundlage dieses IHKs um Aufnahme in das Programm „Starke Quartiere – starke Menschen“ im Rahmen des gemeinsamen Projektaufrufes EFRE, ELER, ESF (2014 - 2020) zur präventiven und nachhaltigen Entwicklung von Quartieren und Ortsteilen sowie zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung bewerben. Der Ansatz der Armutsbekämpfung und Prävention und damit der Zugang zu entsprechenden Förderprogrammen u. a. des EFRE und ESF ermöglichen einerseits direkte Hilfen für die vielen Menschen in äußerst prekären Lebensverhältnissen, andererseits die nachhaltige Verstetigung insbesondere von Strukturen.
Dies ist in den folgenden Handlungsfeldern dargestellt: 1. Nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung 2. Zusammenleben im Quartier und Bildung 3. Lokale Ökonomie und Arbeitsmarkt Während des Umsetzungszeitraums des IHKs sollen die bestehenden (Regel-)Strukturen im Stadtteil (städtebaulich, sozial, ökonomisch) so gestärkt werden, dass sie die neuen Heraus- forderungen durch die hohe Zuwanderung von Menschen aus SOE auch dauerhaft bewältigen können. 2
2 Der Stadtteil Duisburg-Marxloh 2.1 Ausgangslage Der Stadtteil Marxloh liegt im Norden Duisburgs und ist dem Stadtbezirk Hamborn zugeordnet. Im Westen des Stadtteils entlang des Rheins liegen industriell-gewerblich genutzte Flächen, die erheblichen Einfluss auf die Marxloher Entwicklung genommen haben. Marxloh ist ein typischer Arbeiterstadtteil, der sich mit dem Rückzug der Montanindustrie entsprechend gewandelt hat. Der erhebliche Verlust von Arbeitsplätzen, die sinkende Kauf- kraft und der Fortzug ökonomisch stabiler Bevölkerungsschichten prägen den Stadtteil bis heute. Zurück bleibt ein Stadtteil, in dem sich soziale Probleme mit schlechten Bildungs- und Zukunftschancen vermischen und das Lebensumfeld stark negativ wahrgenommen wird. Die komplexen Problemlagen führten dazu, dass sich Marxloh bereits seit den 1990er Jahren im Fokus der Städtebauförderung befindet. Die beginnende Stabilisierung des Stadtteils und die Aussicht auf eine Trendumkehr nach über 30 Jahren Niedergang sind durch die neuen sozialen Umbrüche nun allerdings wieder mehr als in Frage gestellt. Die Umsetzung der geplanten Verstetigungsstrategie ist durch die veränderten Rahmenbedingungen derzeit nicht möglich. Bereits erzielte Erfolge der integrierten Stadtteilentwicklung wie z. B. die langjährig aufgebauten und erprobten Strukturen, die gute Infrastrukturversorgung und die Integration von Migranten sind gefährdet. Aufgabe des neuen IHKs ist es demzufolge, erfolgreich aufgebaute Strukturen der lokalen Steuerung weiter zu unterstützen, sodass sie auch unter den veränderten Rahmenbedingungen zur Stabilisierung des Stadtteils fähig sind. Dies erfolgt durch Maßnahmen und Projekte in den Bereichen Städtebau, Zusammenleben im Quartier und Bildung sowie Lokale Ökonomie und Arbeitsmarkt und ferner über die Begleitung des Stadtteils durch das Ortsteilmanagement und die intensive Beteiligung der Bewohner an der Entwicklung ihres Lebensraums. Zum besseren Verständnis der Strukturen im Stadtteil folgen in diesem Kapitel eine Sozialraumanalyse, eine Darstellung der Akteursstruktur und ein erster Überblick über Stärken und Schwächen des Stadtteils. Diese werden in Kapitel 5 im Rahmen der Hand- lungsfelder vertiefend dargestellt. 2.2 Sozialraumanalyse Marxloh Für den Stadtteil Marxloh wurde im März 2015 durch die Stadt Duisburg/Stabsstelle für Wahlen, Europaangelegenheiten und Informationslogistik, eine umfassende Sozialraum- analyse erstellt, die diesem IHK als Anlage 2 beigefügt ist. Zusammenfassung: Duisburg-Marxloh ist in einem besonderen Ausmaß mit vielfältigen Problemlagen belastet. Die meisten Indikatoren aus den Bereichen „Bevölkerungs- und Sozialstruktur“, „Wirtschafts- und Erwerbsstruktur“, „Räumliche Umwelt“, „Bildungsteilhabe“ und „Zuwanderung aus Südosteuropa“ zeigen, dass dieser Ortsteil einen nahezu einheitlichen Sozialraum darstellt, der sich in wichtiger demografischer, sozialer, wirtschaftlicher und infrastruktureller Hinsicht von anderen Ortsteilen Duisburgs insgesamt zum Teil stark unterscheidet bzw. negativ abhebt. 3
Bevölkerungs- und Sozialstruktur Seit 2009 steigen die Einwohnerzahlen in Duisburg-Marxloh stetig an. Bis 2014 hat der Orts- teil 8 % seiner Einwohner von 2011 hinzugewonnen und beherbergt zurzeit 18.977 Perso- nen, so viele wie seit 2000 nicht mehr. Zusammen mit den Personen, die mit Nebenwohnsitz gemeldet sind, wohnen derzeit 19.179 Einwohner in Marxloh. Dieser Bevölkerungszugewinn ist allerdings ausschließlich auf den Zugewinn an Nichtdeutschen mit zu größten Teilen bul- garischer und rumänischer Staatsangehörigkeit zurückzuführen. So stieg der Ausländeranteil von 36,6 % in 2011 auf nun 45,0 %. Der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund stieg in diesem Zeitraum von 59,3 % auf aktuell 64,1 %. Der Anteil von Haushalten mit Kindern liegt mit 25,9 % deutlich über dem Anteil der Gesamtstadt, der Anteil der Alleinerziehenden liegt mit 6,3 % ebenfalls über der gesamt- städtischen Quote. 25,0 % der Bevölkerung in Marxloh sind unter 18 Jahre alt, deutlich mehr als in der Stadt insgesamt. Ein Resultat dessen ist auch das aktuelle niedrige Durchschnitts- alter von 37,2 Jahren. Marxloh ist im Vergleich zur Gesamtstadt ein „junger“ Ortsteil. Gerade die Zuzüge junger Bevölkerung seit 2009 führten dazu, dass der Anstieg der Altersgruppe unter 18 Jahren im Durchschnitt 25,3 % beträgt. In der Stadt insgesamt ist der Anteil dieser Altersgruppe dagegen um 2,6 % gesunken. Von den 2.419 in 2014 nach Marxloh zugewan- derten Bulgaren und Rumänen sind 1.102 unter 18 Jahre alt, das sind knapp 46 % dieser Zugewanderten. 92 weltweit unterschiedliche Bevölkerungsgruppen führen aktuell in Marxloh zu einem Gemisch an sprachlicher, religiöser und kultureller Orientierungen, welche sich durch die ent- sprechenden Orientierungen auf Seiten der Deutschen, die eingebürgert worden sind oder als (Spät-)Aussiedler gelten, ergänzen. Diese „Einwohner mit Migrationshintergrund“ machen die alltägliche wirtschaftliche, soziale und kulturelle Realität in Marxloh aus. Rund 64 % der Einwohner im Duisburger Ortsteil Marxloh haben einen Migrationshintergrund. Mit einem da- mit einhergehenden anderen generativen Verhalten zeigt der Ortsteil aktuell wieder einen positiven natürlichen Bevölkerungssaldo (Geburtenüberschuss). Eine bereits sehr lang vor- handene ethnische Segregation hat sich hier deutlich verstärkt. In Duisburg lebten in 2014 insgesamt 23,5 % der Personen von Transferleistungen nach SGB II, SGB II oder SGB XII. In Marxloh waren es zum gleichen Zeitpunkt 43,5 % aller Personen. Von den 18.977 Einwohnern Marxlohs beziehen zu diesem Zeitpunkt 5.311 Transferleistungen nach SGB II, das sind 33,2 % der Bewohner unter 65 Jahren im Ortsteil. Rund 46 % aller Marxloher unter 15 Jahren leben darüber hinaus von SGB II-Leistungen, i.d.R. als Mitglied einer der 2.390 Bedarfsgemeinschaften. Bei einem Ausländeranteil von 45 % ist der Anteil von 50 % ausländischer SGB II-Bezieher deutlich überrepräsentiert. Das absolute Ausmaß und der Anteil der Transferleistungsbezieher nach SGB weist Marxloh bis hierhin schon als sozial stark belasteten Ortsteil aus. Zuwanderung aus Südosteuropa Duisburg gehörte in den letzten Jahren zu den deutschen Kommunen mit der umfang- reichsten Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien. Die vermehrte Zuwanderung von im Heimatland benachteiligten bulgarischen und rumänischen EU-Angehörigen in einen Ortsteil, der bereits seit Jahrzehnten von einem großen Anteil Nichtdeutscher und einer hohen sozialen Belastung gekennzeichnet ist, führt dazu, dass die für die Stadt Duisburg insgesamt damit verbundenen Herausforderungen in Marxloh noch weitaus ausgeprägter sind. 4
Mit einer Anzahl von 2.950 am 31.12.2014 gemeldeten Bulgaren und Rumänen ist Marxloh der Duisburger Stadtteil mit der zweitgrößten Anzahl dieser beiden Gruppen. Damit leben 27,0 % aller in Duisburg gemeldeten Mitglieder beider Gruppen in Marxloh. Darüber hinaus hat sich in Marxloh die Anzahl der dort lebenden Bulgaren und Rumänen seit Ende 2012 mit einer Zunahme um 175 % nahezu verdreifacht. Besonders ins Gewicht fällt die altersmäßige Zusammensetzung der bulgarischen und rumänischen Zuwanderergruppen in Marxloh. Die Unter-15-Jährigen weisen dort mit 39,9 % einen deutlich höheren Anteil auf als in der Ge- samtstadt (32,0 %). Dementsprechend zeigt sich auch bei den eingerichteten Seiteneinsteigerklassen eine deutliche Konzentration in Marxloh: Von den im Schuljahr 2014/2015 in Duisburg insgesamt 44 eingerichteten Klassen an Grundschulen befinden sich 7 in diesem Ortsteil. Insgesamt ist Marxloh also von einer besonderen Kumulation und Verschärfung der für Duisburg in seiner Gesamtheit bestehenden Problemlagen für beide Gruppen gekenn- zeichnet. Wirtschafts- und Sozialstruktur Ein im Vergleich zu anderen Ortsteilen weit geringerer Besatz an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (32 von 100 erwerbsfähigen 15- bis Unter-65-Jährige) führt Begleiterschei- nungen mit sich: So weist Marxloh im Steuerjahr 2007 mit 25.100,- € an zur Verfügung stehenden Einkommen (je Steuerfall) neben den Ortsteilen Bruckhausen, Kaßlerfeld und Hochfeld das niedrigste Einkommen aus. Darüber hinaus lag die Quote der überschuldeten Personen in Marxloh in 2011 bei 27,3 % der erwachsenen Bevölkerung (Quelle: Credit- reform). Bei einem gesamtstädtischen Wert von 14,5 % liegt Marxloh mit Ruhrort (29,1 %) und Hochfeld (30,7 %) am oberen Ende eines Vergleichs. Der Einzelhandelskaufkraft-Index der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK, Nürnberg) weist in 2011 die Einzelhandelskauf- kraft pro Einwohner in Deutschland mit 100 aus. Für die Einwohner in Duisburg insgesamt errechnet die GFK einen Index-Wert von 93,8. Zu den vier Duisburger Ortsteilen, die am unteren Ende einer Skala rangieren, gehören Hüttenheim (79,3), Hochfeld (80,4), Bruckhau- sen (80,7) und Marxloh (83,2). Insgesamt sprechen die Beschäftigtendichte, das zur Verfü- gung stehende Einkommen, die Schuldenquote und die Einzelhandelskaufkraft in Marxloh von einem Ortsteil mit starker sozialer Belastung. 162 von 1.000 Einwohnern im erwerbsfähigen Alter in Marxloh sind zum 30.09.2014 arbeitslos gemeldet. Ein deutlich größerer Anteil der gemeldeten Arbeitslosen in Marxloh sind Ausländer. Nahezu die Hälfte der in den Berichtskreisen SGB II und SGB III verzeich- neten Arbeitslosen (49 %) haben in 2014 keinen deutschen Pass. Sozial schwache, arme, bildungsferne Personen und Familien – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund – haben Marxloh seit Jahren geprägt und prägen nun (mit der starken Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien) verstärkt den Ortsteil. Trotz der uneinge- schränkten Arbeitnehmerfreizügigkeit für EU-Angehörige passen Anforderungsprofile der Wirtschaft und Qualifikationsprofile der zugewanderten Bevölkerung – natürlich neben fehlender sprachlicher Kompetenz – nicht zusammen. Wenn darüber hinaus der Bezug von Transferleistungen nur dann möglich ist, wenn vorher in das Transferleistungssystem einge- zahlt worden ist, wenn also die sozialen Sicherungssysteme über eine wichtige Zeitspanne hinweg weitgehend verschlossen sind, geraten die Zugewanderten schnell in prekäre Lebenssituationen insofern es Lebensunterhalt, Wohnsituation, Gesundheitsversorgung, schulische und berufliche Qualifizierung und soziale Isolierung anbelangt. Räumliche Umwelt 5
Duisburg-Marxloh gehört nicht nur (bzgl. der Indikatoren: Feinstaub, Verkehr, Straßen- und Schienenlärm) zu den am stärksten umweltbelasteten Ortsteilen der Stadt. Gegenüber anderen Ortsteilen Duisburgs lassen sich große Teile der Bausubstanz in Marxloh als deutlich sanierungsbedürftig bezeichnen, mit einem beträchtlichen Investitionsbedarf. Eine Errichtung von Wohngebäuden und damit Wohnungsbau finden in Duisburg-Marxloh seit Jahren praktisch kaum noch statt. Bautätigkeiten im Bereich Mehrfamilienhäuser sind selten, nur vereinzelt werden Ein-/Zweifamilienhäuser hochgezogen. Im Jahre 2012 lag die Leer- standsquote im Ortsteil Marxloh bei 6,7 %, in der Stadt bei 4,4 %. Durch die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien werden vernachlässigte, marode, nur schwer vermietbare Wohnungen wieder wirtschaftlich attraktiv. In Marxloh hat die Stadt Duisburg 25 (Problem-)Immobilien gezählt, 19 davon mit deutlich erkennbaren baulichen Mängeln, sechs befinden sich bereits im Zustand der Verwahrlosung. Bildungsteilhabe Marxloh ist weiterhin einer der sozialen Brennpunkte in Duisburg. Kinder aus Marxloh erhalten wesentlich häufiger nur Empfehlungen für Schulformen mit niederschwelligem Schulcurriculum. Der Übergang in das Gymnasium ist daher vergleichsweise selten. Insbe- sondere Ausländer sind davon nochmals stärker betroffen und erreichen gegenüber Deutschen auch auf der gewählten Schulform öfter einen niedrigeren Abschluss. Diese Lage erfordert weitere finanziell unterfütterte Anstrengungen in Marxloh, um Kinder zu fördern und zu fordern. (Quelle: Stadt Duisburg, Stabsstelle für Wahlen, Europangelegenheiten und Informationslogistik (März 2015)) 2.3 Akteursstruktur Querschnittsziel der Stadterneuerung ist die „Förderung bürgerschaftlicher Aktivitäten und die Vernetzung“ insbesondere zur Schaffung selbsttragender Bewohnerorganisationen und stabiler nachbarschaftlicher Netze. Die Verstetigung der Stadtteilerneuerung in Duisburg-Marxloh baut wesentlich auf die dauerhafte Fortsetzung der Kommunikations- und Diskussionsprozesse der verschiedenen Akteure, die sich in einem über Jahre hinweg geknüpften engmaschigen Netz von formellen und informellen Beziehungen über die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Stadtteil- entwicklung austauschen und verabreden. Die bürgerschaftlichen Bemühungen werden mit Hilfe des Runden Tisch Marxloh e.V. im Stadtteilausschuss Marxloh mit der Politik verzahnt. Dazu wirkt der Vorsitzende des Runden Tisches gleichberechtigt, unterstützt durch ein redeberechtigtes Mitglied des Bürgerforums, im Stadtteilausschuss mit. Durch die gemeinsame Beratung aller relevanten Projekte der Stadtteilerneuerung werden die Bürgerbeteiligung institutionalisiert und die größtmögliche Transparenz und Akzeptanz der Stadtteilerneuerungsaktivitäten gewähr- leistet. Der Runde Tisch Marxloh e.V. (RT e.V.) ist ein offenes Bürgerforum, das sich bereits zu Beginn des seinerzeitigen „Projektes Marxloh“ Mitte der 1990er Jahre gegründet hat. 6
Im Rahmen des Verstetigungsprozesses wurden 2012 der Runde Tisch Marxloh e.V. und das Bürgerforum Marxloh neu ausgerichtet, mit dem Ziel alle Stadtteilakteure in einem Netzwerk zu vereinigen. Mitte 2015 gründete der RT e.V. die Sozialen Dienste Marxloh, welche sich zurzeit im Aufbau befinden. Hier werden regelmäßig Dienstleistungen wie Spiel- und Tanznachmittage für Jugendliche, Bürgerversammlungen und Beratungen angeboten. Der RT e.V. ist darüber hinaus bei der Planung und Durchführung von Stadtteilfesten beteiligt. Aktionen und Aktivitäten werden regelmäßig auf der Facebookseite des RT e.V. veröffentlicht. Neben dem Runden Tisch und dem Stadtteilausschuss existiert in Marxloh eine heterogene Akteurs- und Vernetzungsstruktur, in der mehrere themenbezogene Organisationsformen wichtige Rollen einnehmen: Der Förderverein Marxloh e.V. ist ein Zusammenschluss engagierter Bewohner und Vertreter örtlicher Institutionen, der sich schwerpunktmäßig zum Ziel gesetzt hat, die soziale und kulturelle Situation im Stadtteil zu verbessern. Viele Einzelpersonen aus dem Stadtteilleben sind in einer Doppelrolle im Förderverein präsent: Als Bewohner und als Funktionär. Andere Unterstützer, z. B. aus der kulturellen Szene, bringen ihre Erfahrungen und Kontakte in die Initiativarbeit ein. Die Teilnehmerzahl schwankt von Sitzung zu Sitzung, themenorientiert werden, falls erforderlich, Personen oder Institutionen zusätzlich eingeladen. Menschen mit Zuwande- rungsgeschichte sind selten anwesend, es dominiert das deutsche bürgerliche Milieu. Inhaltlicher Schwerpunkt der Arbeit des Fördervereins sind soziale Belange im Stadtteil, Stadtteilkultur, -image und -marketing. Darüber hinaus beschäftigt sich der Förderverein auch mit der Entwicklung im gewerblichen Bereich. Kleine Projekte in den oben angerissenen Schwerpunktgebieten werden gefördert bzw. es werden Unterstützer über persönliche Kontakte gewonnen. Der Förderverein beantragt keine öffentlichen Mittel. Die Projektfinanzierung erfolgt entweder aus den Mitgliedsbeiträgen oder indem Wege zu Stiftungsgeldern geebnet werden. Der Förderverein führt jährlich ein Kinderfest und den Martinszug im Stadtteil durch. Je nach finanziellen Möglichkeiten werden weitere Initiativen (Open Air in „Bad Marxloh“, Open Air-Kino) gestartet. Des Weiteren engagiert sich der AK DU 11 als Arbeitskreis der sozialen Einrichtungen in Marxloh. Er ist das älteste in Marxloh bestehende Netzwerk. Den AK DU 11 gibt es seit annähernd 30 Jahren, also bereits vor der Phase der Urban-Förderung. Er hat in den letzten Jahren immer wieder seine Aufgabenstellung diskutiert und den Bedürfnissen der Teil- nehmer angepasst. Während in der Frühphase kulturelle und soziale Projekte initiiert wurden, hat sich der AK DU 11 in den letzten Jahren auf die Beratung von allgemeinen sozialen Themen (Hartz IV und die Auswirkungen auf Marxloh), Austausch über konkrete Veränderungen im Stadtteil (Wegfall von Beratungsstellen) und den Informationstransfer, um Kooperationen im sozialen Bereich zu ermöglichen, konzentriert. Der AK DU 11 setzt sich aus Mitgliedern der sozialen Einrichtungen (Beratungsstellen, Kitas, Schulen, Jugendzentren etc.) und Vertretern der städtischen Fachämter (Jugendamt und Fachstelle für Wohnungsnotfälle) zusammen. Er spiegelt das Spektrum der Einrichtungen im Stadtteil wider. Die Kooperationsrunde Marxloh wird etwa einmal im Monat vom Kommunalen Integations- zentrum und der EG DU initiiert. Die Runde stellt die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Neuzuwanderung in den Fokus. Hier kommen primär Vertreter der städtischen Ämter, aber auch Stellvertreter der Stadtteilakteure zusammen, um sich über Probleme und Handlungsbedarfe, aber auch neue Projekte im Stadtteil auszutauschen. Jede Sitzung der Kooperationsrunde greift bestimmte Themen, wie bspw. die Arbeitsmarkt- oder Beschulungs- situation auf, führt die zentralen Akteure zusammen und ermöglicht dadurch Absprachen auf unbürokratischem Wege und schnelle Hilfen für den Stadtteil. 7
In Marxloh gibt es darüber hinaus Netzwerke, die sich auf die Gewerbesituation spezialisiert haben: Der Werbering Marxloh vertritt die Einzelhändler des Stadtteils und kooperiert eng mit dem Zusammenschluss der türkischen Gewerbetreibenden „TIAD“ und „MUT“. Nach einer Phase der Stagnation hinsichtlich der Anzahl der Mitglieder und damit der Wirkungs- möglichkeiten organisierte sich der Werbering durch die gezielte Ansprache von Gewerbe- treibenden mit Zuwanderungsgeschichte neu im Marxloher Einzelhandelbündnis MEB. Der Werbering ist Mitglied des RT e.V. Der Unternehmerverband TIAD e.V. mit dem Projekt Internationales Handelszentrum (IHZ) hat in den letzten Jahren eine herausragende Bedeutung erlangt. Der TIAD bemüht sich in den letzten Jahren verstärkt um die Qualifizierung der Gewerbetreibenden. Auch der Verein MUT e.V. konnte in den letzten Jahren seine Bedeutung in Marxloh ausbauen. Insbesondere das erfolgreiche Projekt „Straßenführer“ hat gezeigt, dass gemein- same Werbemaßnahmen der Geschäftsleute möglich und wirksam sind. Außerdem wurden durch den Verein zahlreiche Projekte (Ausbildung, Qualifizierung) selbständig durchgeführt. Als wichtiger Akteur im Stadtteil hat sich die DITIB Begegnungsstätte etabliert. Im Oktober 2008 wurde in Duisburg-Marxloh Deutschlands größte Moschee eröffnet. Unter einem Dach vereint der Neubau der „DITIB Türkisch Islamische Gemeinde zu Duisburg-Marxloh e.V.“ Gebetsräume für Gläubige und öffentliche Räume für die Begegnung von Menschen mit unterschiedlichem kulturellen und religiösen Hintergrund. Die Räume und Ausstattung der Bildungs- und Begegnungsstätte wurden mit Mitteln der Europäischen Union (Ziel 2-Pro- gramm NRW, 2000 - 2006) und der „Sozialen Stadt NRW“ gefördert und bieten nun regel- mäßig die Möglichkeit für Tagungen, Lesungen, Nachbarschaftstreffen etc. Die Bildungs- und Begegnungsstätte ist Ausdruck der Öffnung der Gemeinde in den Stadtteil und des Islams in die Bevölkerung, was in einem heterogenen Stadtteil wie Marxloh von besonderer Bedeutung ist. Zielgruppenübergreifend wird zur interkulturellen Begegnung und dem interreligiösen Dialog eingeladen. Marxloh entspricht damit ein Stück mehr dem Geist der europäischen Stadt, deren Stärke auch darin liegt, Zugewanderten die Teilhabe am sozio-kulturellen Leben zu ermöglichen und Chancengleichheit zu gewährleisten. Im Jahr 2014 hat das Projekt Tausche Bildung für Wohnen e.V. seine Arbeit in Marxloh aufgenommen und stellt kostenlosen Wohnraum für junge Menschen zur Verfügung, die sich im Gegenzug verpflichten, als Bildungspaten mit benachteiligten Kindern des Stadtteils zu arbeiten. Tausche Bildung für Wohnen initiiert die Bildung einer Präventionskette gegen kulturellen Ausschluss, Segregation, soziale Benachteiligung, Bildungsarmut und Verein- samung. Das Modellprojekt richtet sich gegen „soziale Reparaturkosten“ und steuert in Form von systematischer Nachmittags-, Hausaufgaben-, Sprach-, Lern- und Freizeit-Betreuung von sozial benachteiligten Kindern durch engagierte junge Menschen dagegen, um frühe Förderung, Teilhabe und Integration zu gewährleisten. Durch den Zuzug von jungen, gebildeten Menschen wird zudem ein Beitrag zur Revitalisierung des Stadtteils geleistet: Das Wohnen und Leben im Stadtviertel wird im besten Fall auch für andere junge Menschen wieder attraktiv. Gleichzeitig kann dem durch Abwanderung bedingten Wohnungsleerstand aktiv entgegengewirkt werden. Die tägliche Arbeit der Paten mit „ihren“ Kindern und Familien und die Tatsache, dass sie im Stadtteil leben, gewährleistet eine zügige Einbindung der jungen Menschen in das soziale Umfeld und führt damit zur angestrebten „sozialen Durchmischung“ und Befriedung. Durch ihre empathisch basierte Arbeit im Rahmen des Projekts werden die Paten zu Ansprechpartnern, Impulsgebern und Vorbildern der Kinder. Der Bunker am Johannismarkt, ein Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg, ist zum Medien- bunker Marxloh umgebaut worden. Neben Probenräumen für Musikgruppen und einem Ladenlokal ist der Medienbunker von Medienschaffenden angemietet worden, die in dieser besonderen Kulisse ihrer Arbeit nachgehen. Inzwischen hat sich der Medienbunker durch 8
Aktivitäten und geplante bzw. bereits umgesetzte Projekte im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 als „kreatives Herz“ des Stadtteils etabliert und sich im ganzen Ruhrgebiet einen Namen gemacht. Durch Kreierung der Marke „Made in Marxloh“ hat der Medienbunker zur überregionalen Bekanntheit des Stadtteils positiv beigetragen. Mit ihrem Engagement in dem Stadtteil (Marxloh-Film, „Made in Marxloh“-T-Shirts und -Taschen und diverse andere kulturelle Aktivitäten) stärken die Kreativen die Identifikation der Marxloher mit dem Stadtteil und tragen zur Imageverbesserung bei. Dadurch hat sich der Medienbunker auch zu einem wichtigen Akteur in der Stadterneuerung entwickelt und arbeitet mit der EG DU, der gemein- nützigen Gesellschaft für Beschäftigungsförderung mbH (GfB) und anderen städtischen Einrichtungen und Netzwerken zusammen. Insbesondere im Kontext der Neuzuwanderung ist zudem der Petershof ein wichtiger Akteur in Marxloh. Die Einrichtung des sozialpastoralen Zentrums im September 2012 ist eine Reaktion auf die Herausforderungen im Kontext einer sich ebenfalls gerade wandelnden Kirche, die sich im Duisburger Norden immer weiter zurückzieht. Die Initiative für ein sozialpastorales Zentrum erwuchs aus der Mitte der Gemeinde St. Peter heraus, die damit aktiver Teil des Prozesses ist. Die beiden zentralen Begriffe „sozial“ und „pastoral“ beschreiben die Hauptrichtung, die der Petershof, wie das Zentrum in Anlehnung an seinen Standort an der St. Peter-Kirche heißt, einschlägt. Diakonal-caritative Arbeit und pastorales Leben gehören zusammen. Ziele der Einrichtung sind unter anderem die Bündelung und Durchführung sozialer Hilfsangebote, die Weiterentwicklung, Evaluation und wissenschaftliche Begleitung von sozialen Projekten sowie die Vernetzung und Verankerung von Nachbarschaftlichkeit im Stadtteil. Zu Beginn des Jahres 2015 wurde eine Nachbarschaftsinitiative an der Kreuzeskirche etabliert. Dort sind überwiegend Menschen engagiert, die selbst rund um die Kreuzeskirche leben und zur Stabilisierung des Quartiers beitragen wollen. Dazu gehen sie sowohl aktiv auf die „alteingesessene Bewohnerschaft“ als auch auf Neuzuwanderer aktiv zu. Sie bemühen sich häufig zwischen verhärteten Fronten um die Vermittlung zwischen den Gruppen. Dies geschieht bspw. durch regelmäßige Sitzungen, die dem Austausch und der Diskussion dienen, aber auch verbindende Elemente wie Nachbarschaftsfeste für alle Bewohner des Quartiers sind in Planung. Die Nachbarschaftsinitiative kann abseits formeller Strukturen einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung und sozialen Befriedung des Stadtteils leisten. Die Gründung von weiteren aktiven Nachbarschaftsinitiativen in anderen Quartieren ist für den Stadtteil somit wün- schenswert und soll durch das Ortsteilmanagement unterstützt werden. Wichtige Akteure im Stadtteil sind darüber hinaus freie Träger wie die AWO Integrations gGmbH oder die Duisburger Werkkiste gGmbH und die Jugendzentren RiZ und Kiebitz. Sie sind seit Jahren im Stadtteil etabliert, führen in unterschiedlichsten Konstellationen Projekte im Stadtteil durch und werden auch für die zukünftige Umsetzung von Co- Programmen zur Sozialen Stadt wichtige Umsetzungspartner sein. Sowohl die Bürger als auch die institutionalisierten Akteure werden als Experten des Stadtteils von der Politik akzeptiert und ihre Empfehlungen bei politischen Entscheidungen berücksichtigt. Durch die enge Zusammenarbeit werden die meisten Entscheidungen in Marxloh im Konsens getroffen. 9
2.4 Stärken-Schwächen-Analyse Marxloh Die Tabelle gibt zusammenfassend einen Überblick über die Stärken und Schwächen des Stadtteils. Stärken Schwächen Baulich/Räumlich Isolierte Lage durch Barrieren: • Große Industrieareale zwischen Stadtteil und Rhein • Weseler Str. (ehem. B8) durchschneidet Ortsteilkern • A59 durchschneidet Stadtteil im Osten • Große Entfernung zur Innensta Kein direkter Zugang zum Rhein durch die umgebenden Industrieareale Räumliche Fragmentierung des Stadtteils, die sich auch in sozialer Fragmentierung widerspiegelt Entwicklungspotenzial auf der Brache Warbruck-/Elisenstraße Flächenpotential Thyssen Schacht 2/5 Grün und Umwelt Gute Grünausstattung im Randbereich mit Grünflächen befinden sich fast ausschließ- Schwelgernpark, Wolfsbahntrasse, Jubi- lich in Randlagen, kaum Freiflächen im Orts- läumshain und Kleingärten teilkern Grünflächen teilweise nicht bedarfsgerecht, Ausweichen auf Straßenraum o. ä., um Bedürfnisse zu erfüllen Entzerrung der Industrienahtlage im Nach wie vor industrielle und gewerbliche Entenkarree durch das Projekt Grüngürtel Umweltbelastungen Verkehrliche Umweltbelastungen Kaum Vernetzung von Grünflächen Teilweise extrem verdichtete Blockrand- bebauung Wohnen Günstiges Mietniveau, viele freie Wohnungen entsprechen häufig nicht Wohnungen heutigen Wohnstandards Gründerzeitliche Blockrandbebauung Schlechte und überalterte Bausubstanz; Häufung von Problem- und Schrott- immobilien Hohe Wohnungsleerstände 10
Stärken Schwächen Ein- und Zweifamilienhausbebauung im öst- lichen Marxloh mit großen Grundstücken und guter Wohnumfeldqualität Kleinteilige Eigentümerstruktur in Bereichen mit hohem Handlungsdruck, geringe Investi- tionsbereitschaft/-möglichkeiten in Privat- eigentum Im Ortsteilkern geringe Wohnumfeldqualität, hohe Lärmbelastung, Müllproblematik Verkehr Gute ÖPNV-Verbindung über Straßenbahn Fahrten in die Innenstadt und/oder zu DB- und Bus Haltepunkten ist im Vergleich zu anderen Standorten im Ruhrgebiet zeitaufwändig Teilweise schlechte fußläufige Erreichbarkeit der Haltestellen, insbesondere für körperlich eingeschränkte Personen Gute innerstädtische Anbindung über B8 LKW-Verkehr auf B8 durch den Ortsteilkern und A59 trotz Umgehungsstraße als dauerhaftes Brennpunktthema Gute regionale Anbindung über A59, A42 und ferner A3 und A40 Verkehrsberuhigung durch Durchfahrts- Konflikt zwischen Interessen der Einzel- verbote auf der Kaiser-Wilhelm- und Kaiser- händler und Anwohner, Öffnung der Straßen Friedrich-Straße als dauerhaftes Brennpunktthema Einzelhandel Brautmodenmeile auf der Weseler Straße Steigende Zahl von Bettlern, die als als überregional bekanntes Cluster mit geschäfts- und imageschädigend wahrge- positiver Imagewirkung nommen werden Ethnisch orientierte Angebote auf der Weseler Straße, multiethnisches Flair Stabiler Wochenmarkt Grund- und Nahversorgung ist gesichert Marxlohcenter mit Media Markt, Rossmann und Aldi auch über Stadtteilgrenzen hinaus beliebt Bäcker im Im-Brahm-Center etabliert sich als Im-Brahm-Center büßt zunehmend qualitativ Treffpunkt im Stadtteil gute Anbieter ein 11
Stärken Schwächen Kaiser-Friedrich- und Kaiser-Wilhelm-Straße profitieren nur in direkt angrenzenden Lagen von Brautmodenmeile, in entfernteren Berei- chen minder qualitative Nutzungen und Leerstand; Alleinstellungsmerkmal der Straßen fehlt Marxloh gemeinsam mit Hamborn als zweites Hauptzentrum Duisburgs; die Realisierung des FOC wird die Bedeutung des Hauptzentrums stärken Sozialstruktur Bunter Stadtteil mit multikulturellem Flair Deutliche Konflikte zwischen unterschied- lichen Bevölkerungsgruppen auf Grund unterschiedlicher Lebensweisen Sehr hohe und problembelastete Zuwande- rung aus Südosteuropa Junger Stadtteil Viele arme Kinder, mangelnde Möglichkeiten zur Teilhabe Hohe Arbeitslosigkeit, häufig perspektivlose Langzeitarbeitslosigkeit auch unter jungen Erwachsenen Gute Vernetzung der Bildungseinrichtungen Zu wenig Kindergartenplätze, nicht ausrei- chend Schulplätze Konzentration armer Bevölkerungsschichten, stetiger Fortzug von stabilisierenden Bevöl- kerungsschichten Schlechte Gesundheit(-sversorgung) und Ernährung Gutes informelles Netz für neuankommende Gefahr von Isolation und Segregation Zuwanderer Gewalt, Diebstahl, Vandalismus und Umgang mit Müll als dauerhafte Konfliktthemen Selbstorganisation im Stadtteil Verlässliche Kooperationsstrukturen im Stadtteil Gute Vernetzung zwischen Einrichtungen Zunehmende Netzwerkmüdigkeit ohne und Akteuren konkrete Projekte Hohe Zahl von engagierten Einrichtungen Gefahr von Parallelstrukturen und „dubiosen zur Integration von Migranten, viele mit Geschäftspraktiken“ zur Integration der Spezialisierung auf die Bedarfe von Neuzu- Neuzuwanderer aus SOE wanderern aus SOE 12
Stärken Schwächen Einrichtungen wie Medienbunker, Petershof oder Tausche Bildung für Wohnen mit erheblichen Positiveffekten auf den Stadtteil sowie regionaler und teils auch über- regionaler Aufmerksamkeit, die zur Image- verbesserung des Stadtteils beiträgt 13
3 Marxloh im Kontext anderer Planungen und Ziele 3.1 Gesamtstädtische Planungen und Ziele 3.1.1 Duisburg2027 Die Wirtschaftsstruktur Duisburgs hat sich in den zurückliegenden Dekaden zunehmend verändert. Bezeichnend für Duisburg bleiben weiterhin die Arbeitsplatzverluste im produzie- renden Bereich, die nicht durch ein entsprechendes Wachstum im Dienstleistungssektor aufgefangen werden konnten. Duisburg verfügt im Vergleich zu anderen Großstädten immer noch über einen relativ geringen Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter bezogen auf die Gesamtbevölkerung und eine geringe Kaufkraft in großen Teilen der Bevölkerung. Der Wandel der Stadt hat aber auch zahlreiche positive Entwicklungen ermöglicht, die Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Projekte wie der Innenhafen, der Landschaftspark Nord und der RheinPark, der Ausbau des Wirtschaftsstandortes zu einer bedeutenden Logistikdrehscheibe, die Profilierung des Sportparks und die Investitionen in die Innenstadt sind einige Beispiele, die Entwicklungschancen bieten. Vor dem Hintergrund der bestehenden gesamtstädtischen Problemlagen, Entwicklungs- ansätze und Chancen hat der Stadtrat am 11. Juni 2007 beschlossen, die anstehende Neuaufstellung des Flächennutzungsplans mit einer Strategie der nachhaltigen Stadt- entwicklung zu verbinden. Dazu wurde das Projekt „Duisburg2027“ gestartet. Mit einer gesamtstädtischen, strategischen Planung, ausgerichtet auf einen Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren, will Duisburg den tiefgreifenden Herausforderungen des absehbaren Wandels der Bevölkerung, der notwendigen Stabilisierung der Stadtgesellschaft, der zukunftsfähigen Entwicklung der Wirtschaft und den Erfordernissen an eine gesunde Umwelt aktiv begegnen. Um das Handeln aller an der Stadtentwicklung beteiligten Akteure zu koordinieren und auf gemeinsame Ziele auszurichten, sind die verschiedenen Interessen und fachlichen Belange durch die integrierte Arbeitsweise des Projekts und eine weitreichende Beteiligung frühzeitig einbezogen und offen diskutiert worden. Wichtige Kennzeichen des Projekts Duisburg2027 sind: • Ein integrierter gesamtstädtischer Ansatz, der die verschiedenen Handlungsfelder der Stadtentwicklung bei der Formulierung strategischer Ziele und Handlungsansätze für die Gesamtstadt sowie deren Umsetzung fachübergreifend berücksichtigt • Ein beteiligender und transparenter Ansatz, um die Zusammenarbeit mit der Stadt- gesellschaft und anderen Akteuren durch eine aktive Weitergabe von Informationen und die gemeinsame Suche nach guten Lösungen zu unterstützen • Die Ausrichtung an einer langfristigen finanziellen Tragfähigkeit von Aufgaben und Projekten, die die kommunale Leistungs- und Handlungsfähigkeit bei der Umsetzung der strategischen Ziele beachtet • Der sparsame und effiziente Umgang mit der Ressource Fläche mit der Zielsetzung, neue Entwicklungen vornehmlich auf bereits genutzten oder ehemals genutzten Flächen zu verwirklichen, um möglichst keine weiteren Flächen im Freiraum in Anspruch zu nehmen • Das Kriterium Qualität vor Quantität bei der räumlichen und infrastrukturellen Entwicklung der Stadt 14
Das Projekt Duisburg2027 legt mit der Strategie für Wohnen und Arbeiten – beschlossen vom Rat der Stadt Duisburg am 12. Dezember 2011 – 40 strategische Ziele für die zukünftige Stadtentwicklung vor, die 8 Zukunftsbildern zugeordnet sind. Diese Ziele werden unter Berücksichtigung der besonderen Potenziale der Ortsteile und Quartiere auf die räumliche Ebene übertragen. So entstehen kleinräumige Ziel- bzw. Flächenaussagen in Bezug zu gesamtstädtischen Rahmenbedingungen und Zielen sowie Vorschläge für bestehende, zu sichernde oder neue Nutzungen in Form von Teilräumlichen Strategiekonzepten (TSK). Die Entwürfe der Teilräumlichen Strategiekonzepte wurden im Zeitraum von Januar bis Mai 2013 in einem intensiven öffentlichen Beteiligungsprozess vorgestellt und diskutiert. Die umfangreichen Anregungen der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden durch die Verwaltung auf ihre Relevanz für die Darstellungsinhalte der TSK geprüft und Änderungsvorschläge erarbeitet. Die Entwürfe wurden sowohl vor als auch nach der Öffentlichkeitsbeteiligung und der damit verbundenen Überarbeitung verwaltungsintern abgestimmt. Die überarbeiteten Entwürfe wurden Ende 2014 in die politische Beratung eingebracht. Die Beschlussfassung ist für 2015 vorgesehen. Duisburg2027 – Teilräumliches Strategiekonzept Nord – Integrierte Karte (Ausschnitt); Beschlussvorlage vom 10.06.2014 Die Empfehlungen des TSK für den Bereich Marxloh greifen vor allem die im Städtebaulichen Entwicklungskonzept genannten Ziele auf. 15
3.1.2 Grünordnungs- und Freiraumkonzept Mit dem Grünordnungs- und Freiraumentwicklungskonzept (GFK) verfügt die Stadt Duisburg über ein zentrales Steuerungsinstrument für die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich für die Gesamtstadt und die Stadtteile. Neben einer Beschreibung der Freiraumsituation werden im Grünordnungs- und Freiraumentwicklungskonzept auch Leithemen und -ziele für die zukünftige Entwicklung in Duisburg-Marxloh benannt. Das GFK ist ein Fachkonzept im Rahmen des Projekts 2027. Das Konzept stellt Marxlohs Stärken im Hinblick auf die Freizeit- und Erholungsqualität der Grün- und Freiflächen dar. Bedeutsame Grünflächen und Freiräume in Marxloh sind der Schwelgern-Park, der Jubiläumshain und die Wolfsbahntrasse. Ergänzt werden sie durch eine Vielzahl kleinteiligerer Grünflächen, die überwiegend in den Randlagen zu finden sind. Ein größerer Freiflächenanteil ist im Stadtteil erstrebenswert. Ein direkter Zugang zum Rhein wäre ebenfalls wünschenswert, um Wassererlebbarkeit herzustellen, ist aber bei dem momentanen Bestand nicht zu realisieren. Im Hinblick auf den Biotop- und Artenschutz wirken sich Barrieren durch die Verkehrsinfra- struktur negativ aus. Als Leitthemen und -ziele für die Entwicklung in Marxloh werden benannt: 1 Wasser in die Stadt; Aufgreifen des Elementes Wasser in den Stadtquartieren 1 Nutzung und Ausschöpfung vorhandener Potenziale in Bezug auf die landschafts- bezogenen Angebote wie auch die Freizeitinfrastrukturangebote für eine "Stadt mit hohem Freizeitwert" 1 Erhöhung des bisherigen Durchgrünungsgrades durch z. B. Straßenbaumpflan- zungen, Rückbau von Siedlungsflächen oder Fassaden- und Dachbegrünungen 1 Erhöhung des Grünvolumens in stärker verdichteten Siedlungsbereichen sowie den Industrie- und Gewerbeflächen, dort wo Umweltbelastungen hoch sind und nur ein schlechter Zugang zum landschaftsbezogenen Freiraum existiert 1 Entwicklung unterschiedlicher Qualitäts- und Pflegestandards gemäß den Ansprüchen der verschiedenen Nutzergruppen. Extensivierung der Pflege in Teilbereichen, insbesondere in großflächigen Grünanlagen 1 Gewährleistung der Multifunktionalität und Attraktivität des Angebotes insbeson- dere in den zentralen Quartieren ohne direkten Zugang zum landschaftsbezogenen Freiraum. 1 Gewährleistung von Grün- und Freiflächenangeboten mit Erlebnisqualität für die unterschiedlichen Zielgruppen, wie z. B. Fitnessangebote im Freien, Veranstaltungen in Parks etc. 1 Verbesserung der Erlebbarkeit von "Natur" auch im siedlungsnahen Raum, z. B. durch Partnerschaften und Kooperationen mit Kindergärten und Schulen 1 Vermeidung der Siedlungsflächenerweiterung 16
Das IHK Duisburg-Marxloh greift diese Leitthemen und -ziele, die in einem längeren Prozess erarbeitet und abgestimmt wurden, auf und entwickelt in den entsprechenden Handlungs- feldern Maßnahmen, die eine Zielerreichung unterstützen. (Quelle: Grünordnungs-und Freiraumentwicklungskonzept Duisburg, Bericht Band II, Büro grünplan, Dortmund, Stadt Duisburg 2012, Seite 144 ff.) 3.1.3 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Die Stadt Duisburg verfügt mit dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept über ein wichtiges Steuerungsinstrument für den Bereich der Einzelhandelsentwicklung für die Gesamtstadt und die Stadtteile. Das Konzept ist ein Fachkonzept im Rahmen des Projekts Duisburg2027. Marxloh ist in diesem Konzept gemeinsam mit Hamborn als Hauptzentrum gem. LEPro NRW definiert und stellt somit in der Hierarchie der zentralen Versorgungsbereiche Duisburgs gemeinsam mit der Innenstadt die Spitze dar. Dem zentralen Versorgungsbereich sind die Stadtbezirke Walsum, Hamborn, Meiderich/Beeck sowie der Stadtteil Baerl funktional zugeordnet, was zu einem Einzugsbereich von gut 200.000 Einwohnern führt. Um diese Funktion dauerhaft übernehmen zu können, sollen die Handelslagen in Marxloh und Hamborn in Zukunft noch stärker zusammengeschlossen werden. Als Bindeglied dafür kann das geplante Factory Outlet Center auf der Fläche der ehemaligen Rhein-Ruhr-Halle dienen und dazu führen, dass Marxloh seine innerstädtische Bedeutsamkeit stärkt, aber auch regional weiter an Bedeutung gewinnt. Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept stellt darüber hinaus die Stärken und Schwächen des Standortbereichs Marxloh dar. Als Stärken gelten: • das Marxloh-Center mit Elektronikfachmarkt • die Fußgängerzone • der Wochenmarkt • die gute ÖPNV-Verbindung • die vielen spezialisierten Fachgeschäfte Als Schwächen werden gesehen: • die starken Trading-Down-Effekte entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße • die teilweise nicht ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes (Kaiser- Wilhelm-Straße, August-Bebel-Platz). Unter dem Grundsatz „Stärken stärken und Schwächen bearbeiten“ greift das IHK Duisburg- Marxloh die Empfehlungen auf und entwickelt Maßnahmen für den August-Bebel-Platz sowie die Kaiser-Wilhelm- und Kaiser-Friedrich-Straße. (Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement (2010): Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Duisburg. Kurzfassung mit Sonderteil Hamborn) 17
3.1.4 Handlungskonzept der Stadt Duisburg zum Umgang mit Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa Seit 2007 sind kontinuierlich Menschen aus Südosteuropa, überwiegend aus Rumänien und Bulgarien, nach Duisburg zugewandert. Dies führt zu steigender Segregation, zunehmend größerer Unzufriedenheit der Bewohner bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Der soziale Friede im Stadtteil ist massiv gefährdet. Die prekäre Lebenssituation der Zuwanderer stellt sich u. a. wie folgt dar: • extreme Armut • geringes Bildung- bzw. Qualifizierungsniveau • schlechte Zugangschancen zum Arbeitsmarkt • schlechte Wohnsituation in Wohnungen/Häuser, die nicht mehr als vermietbar gelten • Unkenntnis der deutschen Sprache • Kinder können aufgrund fehlender Schulplätze nicht beschult werden • Problematische Gesundheitssituation und -versorgung Vor diesem Hintergrund wurde das „Handlungskonzept zum Umgang mit der Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa“ von der Stadt Duisburg unter Federführung des Kommunalen Integrationszentrums (KI) entwickelt und vom Rat der Stadt am 26.03.2012 beraten und beschlossen. Durch effektive Kooperationen und Netzwerke und ein umfangreiches Maßnahmen-Bündel sollen die Lebensbedingungen der Zuwanderer verbessert werden. Dazu wurden Arbeits- gruppen in folgenden Handlungsfeldern eingerichtet: • Recht und Ordnung • Umgang mit Problemen im Wohnbereich/Problemimmobilien • Bildung und Jugend • Schule und Ausbildung • Akquise von Fördermitteln Die thematischen Schwerpunkte wurden mit Handlungsempfehlungen hinterlegt. Für die Umsetzung wurden und sollen Förderprogramme akquiriert werden. 2013 hat der Rat der Stadt 1 Mio. € als Soforthilfe zur Verfügung gestellt und Maßnahmen u. a. zur Sprachförderung von Kindern und Elternarbeit initiiert. Parallel werden weitere Förderanträge entwickelt, eingereicht und sind z. T. bereits bewilligt, wie Integrationslotsen, das Projekt „klarkommen! Chancen bieten durch Prävention vor Ort“ sowie Sprachförderung/ Alphabetisierung. Viele Maßnahmen sind gesamtstädtisch angelegt. Da sie aber dort umgesetzt werden, wo die EU-Neuzuwanderer wohnen, haben sie alle auch einen Umsetzungsschwerpunkt in Marxloh. Der im August 2014 veröffentlichte Abschlussbericht des Staatssekretärsausschusses zu „Rechtsfragen und Herausforderungen bei der Inanspruchnahme der sozialen Sicherungs- systeme durch Angehörige der EU-Mitgliedstaaten“ gibt Hinweise auf weitere Förder- programme, die im Rahmen der Thematik genutzt werden können und sollen. Die Programmaufstellungen und Aufrufe werden kontinuierlich verfolgt und auf Nutzbarkeit für Duisburg ausgewertet. 18
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