Dialog und Entscheidung - Darmstadt weiter voranbringen - Bündnis 90/DIE GRÜNEN Darmstadt CDU Darmstadt
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Dialog und Entscheidung – Darmstadt weiter voranbringen Koalitionsvertrag zwischen Bündnis 90/DIE GRÜNEN Darmstadt und CDU Darmstadt für die Legislaturperiode 2016 bis 2021
Inhalt Präambel 3 1. Für eine starke, verlässliche und inklusive Bürgerbeteiligungskultur 7 2. Nachhaltig wirtschaften, intelligent sparen – Stärkung der Gestaltungs- 9 kraft für ein Mehr an Generationengerechtigkeit 3. Soziale Verantwortung, solidarisches Handeln, Bildung von Anfang an 21 4. Gleiche Rechte, mehr Chancen – bessere Perspektiven für Frauen 32 5. Darmstadt interkulturell und international entwickeln 33 6. Willkommenskultur und Integration gemeinsam schaffen 35 7. Darmstadt lebenswert gestalten und 10.000 Wohnungen bauen 37 8. Intelligent vorankommen 40 9. Green Smart City gemeinsam ausbauen 46 10. Tradition und Moderne entfalten 52 11. Darmstadt in Bewegung halten 55 12. Bürgerservice – analog und digital 60 13. Sicheres Darmstadt – erst präventiv, dann repressiv 62 2
Präambel In der Wissenschaftsstadt Darmstadt haben die Wählerinnen und Wähler im März 2016 Bündnis 90/DIE GRÜNEN und der CDU den Auftrag erteilt, den erfolgreichen kommunalpolitischen Aufbruch, den das ökologisch-bürgerliche Bündnis seit 2011 in unserer Stadt begonnen hat, fortzusetzen. Gleichzeitig werden wir, GRÜNE und CDU, den eingeschlagenen Weg, Angebote an andere kommunalpolitische Akteurinnen und Akteure zu machen, einen fairen Stil der kommunikativen Auseinandersetzung zu gestalten und dialogische Entscheidungsfindungen für unsere Stadt zu suchen, weiter verfolgen. Der Koalitionsvertrag zwischen GRÜNEN und CDU ist die Grundlage für diese doppelte Aufgabe. Wir sind davon überzeugt, dass er eine trag- und anschlussfähige Basis für gemeinsame kommunalpolitische Diskussionen und Ent-scheidungen in den kommunalen Gremien ist und für den Souverän, die Darmstädter Bürgerschaft, verlässliche und zukunftsfähige Stadtentwicklungsperspektiven bietet. Wir werden zusammen mit der Darmstädter Stadtgesellschaft und der Stadtwirtschaft unsere Stadt als moderne und weltoffene Bürgerstadt und als dynamischen Wissen- schafts- und Wirtschaftsstandort stärken. Unser Ziel ist es, Darmstadt wirtschaftlich prosperierend, sozial gerecht, ökologisch verantwortlich und regional sowie international in Partnerschaft und mit Neugier auszurichten. Die Geschichte unserer Stadt hat immer wieder unter Beweis gestellt, dass Neues entstehen kann, dass Innovationen wirksam werden, dass Zukunftsweisendes nicht nur entworfen, sondern auch realisiert wird. In den dreizehn im Koalitionsvertrag beschriebenen kommunalen Handlungsfeldern 1. Bürgerbeteiligung 2. Wirtschaft und Wissenschaft, Finanzen und Verwaltung 3. Soziales und Bildung 4. Frauenpolitik 5. Interkulturelles und Internationales 6. Willkommenskultur und Integration 7. Stadtentwicklung und Wohnen 8. Mobilität und Verkehr 3
9. Klima-, Umwelt- und Energiepolitik 10. Kultur 11. Sport 12. Bürgerservice 13. Sicherheit und Ordnung sind für uns die zentralen Herausforderungen der Stadtpolitik der nächsten fünf Jahre dargelegt. Für eine wachsende, funktionierende Stadtgesellschaft gilt es, die Potenziale unserer Stadt weiter zu entfalten. Unser Koalitionsvertrag greift strukturelle und individuelle Perspektiven und Lösungsstrategien für die aktive Gestaltung der Stadt auf. Bürgerbeteiligung, moderne Verwaltungsstrukturen, stadtteilorientierte Arbeit und auf Ressourcen ausgerichtete Planung sind die prinzipiellen Leitlinien unseres Handelns. Vieles ist in der vergangenen Legislaturperiode erreicht und verbessert worden: Ausbau der Kinderbetreuung bis an die Spitze Hessens, Aufbau einer offenen Bürgerbeteiligungskultur, Haushaltsausgleich und Beginn des Schuldenabbaus, Stärkung und demokratische Kontrolle der Stadtwirtschaft, insbesondere im städtischen Klinikum und bei der ENTEGA, systematische Kommunikation zum Wirtschafts- und Wissenschaftsprofil, Straßensanierungsprogramm und Fortführung der Schulbausanierung, Planungssicherheit für kulturelle, soziale und sportliche Initiativen, Start der Konversion im Wohnungs- und Gewerbe-Bereich (Lincoln-Siedlung, Kelley-Barracks, Nathan-Hale-Depot), Verdreifachung des sozialen Wohnungsbaus, Einigung mit der Region und dem Land hinsichtlich der ICE-Anbindung Darmstadts, eine bundesweit beachtete Aufnahme und Integration von Geflüchteten, erfolgreiche Bewerbung für die Landesgartenschau und starke Leistungen auf dem Weg zum Welterbe Mathildenhöhe. Viele weitere Projekte könnten hier benannt werden. Neben dem Erreichten und Begonnenen gibt es Daueraufgaben, geplante Projekte und große Stadtentwicklungsmaßnahmen, die wir kraftvoll und entschlossen, aber auch mit der notwendigen Reflexion und Beteiligung der anderen kommunalen Partnerinnen und Partner sowie der Darmstädter Bürgerschaft anpacken und realisieren werden. Dies wird durch eine konsequente Fortsetzung der Haushaltskonsolidierung ermöglicht: Entwicklung 4
neuer Stadtteile (Lincoln, Jefferson, Cambrai-Fritsch) und Bau von 10.000 neuen Wohnungen, Neubau des Berufsschulzentrums Nord, Stärkung der Mobilität für alle durch Ausbau von Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Radwegenetz, Umbau des Böllenfalltor-Stadions, Neubau des Nordbads, Neugestaltung des Stadteingangs Rheinstraße und die kluge Entwicklung einer internationalen Stadt sind für uns teilweise schon in Angriff genommene, zentrale Entwicklungsanforderungen. Darüber hinaus sind im Koalitionsvertrag für unsere kommunalen Ziele differenzierte Vorschläge und Konzepte formuliert, die wir im Dialog mit der Stadtgesellschaft verbessern und realisieren werden. Beide Partner werden gemeinsam und unabhängig von der jeweiligen Magistrats- und Ressortzuständigkeit mit dem direkt gewählten Oberbürgermeister und jeweils zwei hauptamtlichen Dezernentinnen und Dezernenten für eine transparente, professionelle, effektive und effiziente Verwaltung zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger einstehen. Wir, GRÜNE und CDU, werden auch die kommende Legislatur-periode zusammen gestalten, im gegenseitigen Vertrauen, das in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Wir haben den festen Willen zu einer verlässlichen und verantwortlichen Kooperation. Wir sind bereit, im Interesse der Stabilisierung und Berechenbarkeit der Stadtpolitik, insbesondere in Haushaltsfragen und bei Wahlen von Dezernentinnen und Dezernenten, neue Modelle der Mehrheitsfindung mit einem oder weiteren Partnern zu vereinbaren und zu entwickeln. Wir, GRÜNE und CDU, werden für die gesamte Politik der Koalition gemeinsam Verantwortung übernehmen. Unterschiedliches Abstimmungsverhalten innerhalb der Koalition wird es nicht geben. Wir sind zuversichtlich, dass bei dem Vielen, was uns eint, und dem gegenseitigen Verständnis für das, was uns trennt, immer einvernehmlich Lösungen gefunden werden, für ein dynamisches, wirtschaftlich starkes, sozial gerechtes, ökologisch verantwortliches und internationales Darmstadt. 5
Darmstadt, 23. Juni 2016 Jochen Partsch Oberbürgermeister Hildegard Förster-Heldmann Dr. Jürgen Deicke Paul Georg Wandrey Parteisprecherin und Parteisprecher B'90/DIE GRÜNEN Kreisvorsitzender CDU Fraktionsvorsitzende B'90/DIE GRÜNEN Yücel Akdeniz Hartwig Jourdan Fraktionsvorsitzender B'90/DIE GRÜNEN Fraktionsvorsitzender CDU 6
1. Für eine starke, verlässliche und inklusive Bürgerbeteiligungskultur Eine starke parlamentarische Demokratie braucht auch eine starke und verlässliche Bürgerbeteiligung. Hier sind wir in Darmstadt in den letzten Jahren sehr weit vorangekommen und werden den Weg konsequent fortsetzen, um einen guten Dialog zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung zu ermöglichen. Der erfolgreich begonnene Prozess zur Umsetzung der Leitlinien zur Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Darmstadt wird fortgeführt, indem wir die erarbeiteten Vorgehensweisen weiter implementieren und bei Bedarf immer wieder nachsteuern. Die Verankerung der Regeln in der Stadtverwaltung hat bereits begonnen und ist in Form der Vorhabenliste, des 1. Bürgerbeteiligungsberichts der Wissenschaftsstadt Darmstadt und durch viele konkrete Beteiligungsverfahren sichtbar geworden. Die frühzeitige Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Planungen und Vorhaben in der Stadt ist für uns ein Grundprinzip politischen Handels. Bürgerbeteiligung bereitet parlamentarische Entscheidungen vor und ermöglicht eine breite Abwägung zwischen den verschiedenen Interessen und Einschätzung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Damit können wir das Wissen und die Erfahrungen möglichst vieler Menschen einbeziehen und in der Abwägung der besten Entscheidung berücksichtigen. Die Verantwortung über politische Entscheidungen liegt letztendlich beim Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung. Wir unterstützen den Ansatz einer Politik des Gehörtwerdens für alle. Bürgerbeteiligung ist für uns mehr als die Beteiligung an städtischen Planungen und Vorhaben, sie schließt auch die Beteiligung durch eigene Initiativen, politische Aktionen und Engagement für das Gemeinwohl ein. Wir wollen die Möglichkeiten stärken, dass Bürgerinnen und Bürger eigene Projekte und Themen auf die politische Agenda bringen können. Wir begrüßen es, dass sich die Darmstädterinnen und Darmstädter engagieren und mit ihren Ideen und Vorschlägen für eine nachhaltige, gute Entwicklung in den Darmstädter Quartieren, Stadtteilen und der Gesamtstadt einsetzen. Der Grundsatz der inklusiven Bürgerbeteiligung für alle in Darmstadt wird mit uns konsequent weiterentwickelt, indem 7
wir auf barrierearme Beteiligungsmethoden achten und den Ausbau der Gemeinwesenarbeit und der Stadtteilforen unterstützen. Wir werden eine starke, verlässliche und inklusive Bürgerbeteiligungskultur fortführen und weiterentwickeln, indem wir folgende Schwerpunkte setzen: Die Stabsstelle im Dezernat des Oberbürgermeisters wird zu einer zentralen Koordinations- und Servicestelle für alle Bürgerbeteiligungsfragen ausgebaut. Wir werden dafür sorgen, dass regelmäßig ein Bürgerbeteiligungsbericht vorgelegt wird, um Rechenschaft über die Bürgerbeteiligungsaktivitäten eines Jahres abzulegen, die Leitlinien zur Bürgerbeteiligung weiterzuentwickeln und Transparenz sicherzustellen. Die Vorhabenliste als zentrales Informationsangebot über Vorhaben und Planungen der Stadt wird als verlässliches Angebot ausgebaut. Wir werden Regeln und Möglichkeiten zur Einbringung von eigenen Vorschlägen durch Bürgerinnen und Bürger schaffen und den Bürgerhaushalt weiterentwickeln. Die Mitwirkungsmöglichkeiten der Beiräte, Ausschüsse, Stadtteilforen und -runden sowie anderer beratender Gremien werden erhalten und gestärkt. Sie stellen eine wichtige Schnittstelle zwischen Bürgerschaft und Magistrat dar. Die Beteiligung von Menschen, die sich bisher wenig oder gar nicht angesprochen fühlen bzw. mitmachen können, wollen wir stärken. Hierzu werden wir Barrieren analysieren und abbauen. Wir unterstützen den Ausbau der Gemeinwesenarbeit, um möglichst kleinräumige Prozesse zur Stärkung der politischen Teilhabe umzusetzen und dem Eindruck, dass die eigene Stimme nicht zähle, mit konkreten Erfahrungen entgegenzuwirken. Wir werden frühzeitige Beteiligungsangebote weiter ausbauen, damit die Ergebnisse der Beteiligungsverfahren gesichert werden und in die politische Beratung einfließen können. Wir werden weiterhin Bürgerinformationsveranstaltungen, repräsentative 8
Bürgerumfragen, Planungswerkstätten, Online-Beteiligung und weitere Verfahren der Bürgerbeteiligung anbieten und diese möglichst barrierearm gestalten. Wir werden die Organisationsform der Bürgerstiftung Darmstadt überprüfen und stärkere Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger suchen. 9
2. Nachhaltig wirtschaften, intelligent sparen – Stärkung der Gestaltungskraft für ein Mehr an Generationengerechtigkeit Eine solide Finanzpolitik ist die Basis für eine nachhaltige Entwicklung unserer Stadt. Wir wollen Darmstadt aktiv gestalten, ohne die Generationengerechtigkeit zu gefährden. Die Finanzlage der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat sich in der vergangenen Legislaturperiode durch eine entschlossene Konsolidierung des städtischen Haushalts und eine am Machbaren orientierte Politik deutlich verbessert. Der angestrebte Haushaltsausgleich konnte erreicht werden. Damit wurden wesentliche Grundlagen für eine Fortentwicklung unserer Stadt und der kommunalen Infrastruktur geschaffen. In den kommenden fünf Jahren wollen wir jährlich Überschüsse zum Abbau der Schulden und der Stärkung der Infrastruktur verwenden. Wir müssen handlungsfähig bleiben, den Sanierungsstau weiter abarbeiten und dem Wachstum der Stadt Rechnung tragen. Investitionen mit finanzieller Rendite für den Haushalt müssen sein, damit Darmstadt attraktiv und innovativ bleibt. Haushaltsausgleich Der jährliche Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben muss weiterhin ein wesentliches Hauptziel der Kommunalpolitik bleiben; nicht ausgeglichene Haushalte und eine Deckung der Ausgaben über Kassenkredite müssen auf jeden Fall vermieden werden. Um die finanzielle Lage der Stadt nachhaltig zu stabilisieren, ist der Haushaltsausgleich nicht ausreichend. Daher ist ab dem Haushaltsjahr 2017 im Ergebnishaushalt ein Überschuss von mindestens 10 Mio. Euro anzustreben, um die Kassenkredite abzusenken. Dies ist in der Haushaltssatzung zu verankern. Abbau der Verschuldung Nur durch die dauerhafte Erzielung von Überschüssen im Ergebnishaushalt ist es möglich, die hohe Verschuldung der Wissenschaftsstadt Darmstadt schrittweise zurückzuführen. Dies ist vor allem für die Kassenkredite dringend geboten, da diesen keine Sachwerte 10
gegenüberstehen und der Haushaltsausgleich derzeit auch durch das günstige Zinsniveau auf den Kapitalmärkten begünstigt wird. Der Höchstbetrag der Kassenkredite, derzeit 285 Mio. Euro, muss sukzessive zurückgeführt werden. Minimalziel ist eine Rückführung von 10 Mio. Euro pro Jahr. Mit der langfristigen Zinssicherung eines Großteils der Kassenkredite sind im Jahr 2015 eine wirksame Risikobegrenzung und der Einstieg in eine systematische Reduzierung der Kassenkredite gelungen. Dies wollen wir fortführen und bei Bedarf innovative Finanzierungsinstrumente nutzen. Für den Gesamtbestand aller Kredite des Kernhaushalts und der Eigenbetriebe soll ein mittel- und langfristiger Tilgungsplan entwickelt werden. Aufgrund des hohen Bestandes an städtischen Bürgschaften sollen diese in Zukunft nur noch in unumgänglichen Ausnahmefällen gewährt werden. Bestehende Bürgschaften sind mit dem Abbau der zugrunde liegenden Kreditgeschäfte zurückzuführen. Fortsetzung der Haushaltskonsolidierung Auch wenn der Haushaltsausgleich 2016 erstmalig gelungen ist und sich die Finanzlage der Stadt spürbar verbessert hat, begreifen wir die Konsolidierung der städtischen Finanzen als Daueraufgabe. Eine regelmäßige Überprüfung der kommunalen Leistungserstellung und Angebote sowie die Fortführung des erfolgreichen Konsolidierungspfades sind schon deshalb erforderlich, da den Kommunen regelmäßig neue Aufgaben und Herausforderung erwachsen, welche den zurückgewonnenen finanziellen Handlungsspielraum tendenziell wieder einengen und den Haushaltsausgleich gefährden. Auch weiterhin setzen wir auf den Dreiklang aus Einsparungen, Einnahmeerhöhung und Effizienzsteigerung. Alle Investitionen müssen auf ihre Folgekosten hin untersucht werden. Vorrang haben Bildung, Betreuung und der Erhalt und die Sanierung der vorhandenen Infrastruktur. Angesichts der hohen Verschuldungssituation unserer Stadt und der eingeschränkten Möglichkeit einer zusätzlichen Nettoneuverschuldung ist eine 11
stringente Investitionspriorisierung notwendig. Die angespannte Haushaltssituation lässt zurzeit keine Spielräume für die Senkung von Steuern und Abgaben zu. Darmstadt braucht vielmehr diese Einnahmen, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts zu gewährleisten. Es müssen alle Möglichkeiten zur Einnahmenerhöhung ausgeschöpft werden. Wir wollen das Finanzmanagement auf die Nutzung von Landes-, Bundes- und EU-Programmen zur Kofinanzierung kommunaler Aufgaben ausrichten. Beteiligungsverkäufe und Sondererlöse werden wir nicht konsumtiv im Ergebnishaushalt verwenden, sondern nur für wichtige Investitionen und zum Schuldenabbau einsetzen. Die Gespräche mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg zur gerechten finanziellen Lastenverteilung für die Leistungen des Oberzentrums Darmstadt, insbesondere hinsichtlich der Investitionen für den Neubau oder die Sanierung der Schulen und hinsichtlich der Angemessenheit der Gastschulbeiträge, werden fortgeführt. Städtische Gebühren müssen weiterhin regelmäßig auf Kostendeckung hin überprüft werden. Fairen Leistungen muss stets ein fairer Preis gegenüberstehen. In den letzten Jahren konnten die Abwassergebühren deutlich gesenkt und die Müllgebühren trotz jährlicher Kostensteigerungen stabil gehalten werden. Wir werden weiterhin bei allen städtischen Betrieben die Betriebsabläufe optimieren und Synergieeffekte heben, um die Gebühren für die Darmstädter Bürgerschaft so niedrig wie möglich zu halten. Zur Steigerung der Effizienz müssen Verwaltungsabläufe und -strukturen modernisiert werden. Möglichkeiten zur Kooperation mit anderen öffentlichen Einrichtungen und Gebietskörperschaften sowie privaten Akteurinnen und Akteuren wollen wir ausschöpfen. Die Beschäftigten der Wissenschaftsstadt Darmstadt sind die Garantinnen und Garanten sowie die Leistungsträgerinnen und -träger einer bürgernahen und modernen Verwaltung. Wir werden daher alle Instrumente zur Stärkung der Personalentwicklung nutzen und diese gemeinsam mit den 12
Beschäftigtenvertretungen (Personalrat und Gesamtpersonalrat) entwickeln. Wir werden die Verwaltungsstrukturen einem Benchmarking unterziehen. Die Anreizmechanismen für Einsparvorschläge seitens der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen verbessert werden. Dezentrale Finanz- und Ressourcenverantwortung soll dazu beitragen, dass alle Verwaltungseinheiten Anreize für eigenständige intelligente Konzepte erhalten. Doppelstrukturen in der Verwaltung müssen abgebaut werden. Haushaltsplanung fortentwickeln: transparent, früh, langfristig Nach wie vor gilt: Die Haushaltskonsolidierung kann nur gelingen, wenn sie von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen wird. Daher wollen wir mit den Menschen in der Stadt über Investitionen und Einsparungen auch weiterhin ins Gespräch kommen. In der abgelaufenen Legislaturperiode ist es gelungen, das städtische Finanzwesen auf einen aussagekräftigen Produkthaushalt umzustellen, ein unterjähriges Berichtswesen einzuführen und durch die zügigere Aufstellung der Jahresabschlüsse schneller Rechenschaft über abgelaufene Haushaltsjahre zu führen. Hierdurch wurde auch die Arbeit der Stadtverordnetenversammlung gestärkt. Der Produkthaushalt soll weiter verfeinert und unter Mitwirkung der Stadtverordnetenversammlung um weitere aussagekräftige Kennzahlen ergänzt werden. Auch der erfolgreich eingeführte Bürgerhaushalt soll unter Beteiligung der Stadtverordneten und der Bürgerschaft verfeinert und auf die Stadtteile in entsprechender Form angewandt werden. Eine Transparenz des Haushalts ist uns wichtig. Der Zugang zu den Daten und Informationen soll mit modernen Mitteln verständlich visualisiert und zugänglich gemacht werden. Die Stadtteilforen sollen in die Vermittlung des Haushalts einbezogen werden. 13
Der Ausbau des unterjährigen Berichtswesens wird fortgeführt, um das bereits bestehende Frühwarnsystem in seiner Funktionsfähigkeit zu stärken und Steuerungsinstrumentarien für die städtischen Finanzen und für die Produkterstellung zu erhalten. Ende 2016 werden die Jahresabschlüsse des Kernhaushalts und der Eigenbetriebe für die vorangegangenen Jahre vollständig vorliegen und ab dem Haushaltsjahr 2017 stets zeitnah erstellt. Um Außenstände zeitnäher einzubringen, ist das städtische Forderungsmanagement zu stärken und die Einbeziehung privater Unternehmen im Sinne eines Factorings zu prüfen. Durch eine rechtzeitige Einbringung des Haushalts mit allen erforderlichen Unterlagen in die Beratungen der städtischen Gremien werden wir auch in den kommenden Jahren die Grundlagen für eine schnelle Haushaltsgenehmigung durch die Kommunalaufsicht schaffen und somit weiterhin für eine hohe Planungssicherheit für Bürgerschaft, Kreative und Vereine sorgen. Investitionen in Effizienz und Substanzerhaltung haben Priorität Eine nachhaltige Verbesserung von Lebensqualität und Funktionalität der Infrastruktur muss Ziel aller Investitionen sein. Vorrang vor baulichen Erweiterungen und Neubauten hat eine nachhaltige Bestandserhaltung. Die Sanierung des Berufsschulzentrums Nord hat für uns oberste Priorität, da die Sicherung der beruflichen Ausbildung für die jungen Menschen in Stadt und Region zentrale Aufgabe der Kommunalpolitik ist und qualifizierte Fachkräfte in einem dynamischen Wirtschaftszentrum gebraucht werden. Das erfolgreiche Schulbausanierungsprogramm muss weitergeführt werden. Das Sanierungsprogramm für den öffentlichen Raum soll fortgeführt werden und insbesondere auch Fuß- und Radwege, Grünanlagen und Plätze berücksichtigen. Eine Reduzierung der Mittel führt zu erneutem Substanzverzehr. 14
Zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der sportlichen Infrastruktur werden wir konsequent den Umbau des Stadions am Böllenfalltor sichern. Falls rechtliche Einwände dies verhindern, werden wir in Abstimmung mit dem Verein eine alternative Lösung suchen. Wir werden das Nordbad neu bauen, um den Bedarfen der Bürgerinnen und Bürger (Familienbad), der Schulen und des Leistungssports gerecht zu werden. Die Verwaltungseinheiten der Wissenschaftsstadt Darmstadt sind in Gebäuden untergebracht, die über die ganze Stadt verteilt liegen und dem Anspruch einer barrierefreien und gut zugänglichen, bürgerfreundlichen Wissenschaftsstadt nicht überall genügen. Es besteht zudem ein hoher Sanierungsaufwand in energetischer und gesamtbaulicher Hinsicht. Daher muss geprüft und untersucht werden, ob und wie ein Zusammenlegen der Verwaltung unter den folgenden Kriterien gelingen kann: Barrierefreiheit, mögliche Zusammenfassung an einem Ort, gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und Finanzierbarkeit in Relation zu hohen Sanierungskosten. Die Überlegungen für ein zentrales neues Rathaus auf dem Marienplatz werden nicht weiter verfolgt, da hier Wohnungen entstehen sollen. Wir wollen die Sanierung der Abwasserkanäle fortsetzen. Bei Verwaltungsgebäuden, Versammlungs- und Sportstätten ist der Sanierungsstau abzuarbeiten. Die Förderung von Investitionen bei Sportvereinen soll mit energetischen Sanierungen verbunden werden. Auch bei anderen städtischen Gebäuden (Schulen, Verwaltung, Versammlungsstätten) sowie bei den Straßenlaternen und Lichtsignalanlagen ist die energetische Sanierung voranzutreiben. Wasser- und abwasserbezogene Sanierungen sollen umgesetzt werden, z.B. durch wassersparende Technik und Nutzung von Brauchwasser im städtischen Gebäudebestand und bei Bädern. Der Darmbach soll vom Kanalnetz abgekoppelt werden. 15
Nachhaltiges Beschaffungswesen und Green IT Die aktuellen Vergaberichtlinien der EU-Kommission und ihre Umsetzung ins deutsche Recht erlauben der öffentlichen Hand, Nachhaltigkeitskriterien in die Vergabe einfließen zu lassen. Diese Chance wollen wir nutzen, indem wir die in diesem Bereich zersplitterten, dezentralen Aktivitäten der Stadt zusammenführen und konsequent auf eine nachhaltige Beschaffung ausrichten. Dies wird zu einer Belebung der regionalen Wirtschaft und des Handwerks sowie zu Innovationen im Bereich der nachhaltigen Technologien führen. Aus der konsequenten Bündelung der Beschaffung an wenigen Stellen lassen sich neben der Verbesserung der Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien auch eine wirtschaftlichere Beschaffung und die Möglichkeit der Steigerung der regionalen Wertschöpfung erwarten. Darüber hinaus braucht die Stadt Darmstadt ein Gesamtkonzept für Green IT, d.h. für eine umwelt- und ressourcenschonende Informations- und Kommunikationstechnolo-gie für die gesamte Stadtverwaltung. Das umfasst auch so weit wie möglich die Unternehmen der Stadtwirtschaft. Neben der stadtkonzernweiten nachhaltigen Beschaffung von Hardware und Software sollte darauf hingearbeitet werden, vermehrt auf Thin Clients zu setzen, die Server-Ressourcen zu bündeln und die IT zur Unterstützung einer papierarmen Stadtverwaltung zu stärken. Deshalb werden wir das Projekt Green Smart City weiterverfolgen. Durch intelligente Stadtwirtschaft die Daseinsvorsorge sichern Die Stadt Darmstadt braucht eine starke Stadtwirtschaft. Wir werden in den nächsten Jahren die Mehrheitsbeteiligungen an den wesentlichen Unternehmen halten. Auch werden wir mit dem Klimabericht sicherstellen, dass die Leistungen der Stadtwirtschaft weiterhin klar unseren Nachhaltigkeitszielen entsprechen. Das umfasst auch Maßnahmen für die weitere Positionierung Darmstadts als Stadt der Energie-wende (insbesondere die Ausweitung der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten). Für die strategische und operative Entwicklung der Unternehmen wird die breit getragene Stadtwirtschaftsstrategie umgesetzt. Wir konzentrieren uns dabei auf ein Mehr an 16
Effizienz und ein Mehr an Innnovation bei den erbrachten Leistungen. Wir werden die Aufwandsstrukturen der Stadtwirtschaft überprüfen und weiter optimieren. Gerade in der Bündelung von Abteilungen aus dem Finanz- und Rechnungswesen sehen wir Chancen. Die intelligente Stadtwirtschaft wird auch durch innovative Leistungen gestärkt. Wir werden z.B. im Rahmen eines Forschungsprojektes prüfen, inwiefern die Busflotte der HEAG mobilo auf Elektrobusse umgestellt werden kann. Die Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger bei der ENTEGA (z.B. Bürgeraktien, Kooperationen mit Energiegenossenschaften) werden wir ausweiten und neue Angebote für eine digitale Infrastruktur gerade auch für Unternehmen anbieten. Wir nutzen unsere Steuerungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Strategie der Stadtrendite, die ökonomische, ökologische und soziale Wertschöpfung erbringt. Einen Verkauf von öffentlichem Eigentum lehnen wir ab, sofern damit die Grundversorgung der Bevölkerung eingeschränkt wird, dies mit dem Verlust von Steuerungsmöglichkeiten für elementare Bereiche der Entwicklung der Stadt verbunden ist oder wenn diese Beteiligungen Gewinn bringend sind. Die kommunale Stadtwirtschaft lebt wesentlich von der demokratischen Steuerung und Kontrolle. Daher werden wir überprüfen, ob und wie diese durch einen Rechtsformwechsel des Stadtteilmanagements verbessert werden können. Förderung von Wirtschaft und Wissenschaft in der Schwarmstadt Darmstadt hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Unsere Stadt zählt zu den wenigen Kommunen in Deutschland mit einem überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum und einem besonders hohen Anteil junger Menschen an der Einwohnerschaft. Sie gilt heute als eine der sogenannten Schwarmstädte der Bundesrepublik Deutschland. Namhafte Institute prognostizieren beste Zukunfts- aussichten. Beispielsweise kürten WirtschaftsWoche und Immobilienscout24 Darmstadt 2015 zum Gewinner ihres Zukunftsrankings. Und die Industrie- und Handelskammer (IHK) wählte die Wissenschaftsstadt im März 2015 als erstes Oberzentrum in der Region zum "Ausgezeichneten Wohnort für Fach- und Führungskräfte". 17
Begleitet wird die Zunahme der Bevölkerung von einem stetigen Wachstum der Beschäftigung. Bei aktuell über 157.000 Einwohnerinnen und Einwohnern bietet die Stadt mehr als 127.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Darmstadt ist wirtschaftlich und wissenschaftlich ein Hochkaräter. Diese Ausgangslage ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis der Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik der vergangenen Jahre, die auf Verlässlichkeit, Beharrlichkeit und auf das Konzept der Wissenschaftsstadt setzt. Diese Chance wollen wir nutzen. Gefragt ist fester Gestaltungswille, um Darmstadts Stärken zum Vorteil der gesamten Stadtgesellschaft zukunftssicher und konzentriert weiterzuentwickeln. Alle hier ansässigen Traditionsunternehmen wollen wir am Standort halten und neue hinzugewinnen. Die Profilierung unserer Stadt als bedeutender Wirtschafts-, Wissenschafts-, Forschungs- und Hightech-Standort wird fortgesetzt. Dabei setzen wir auch auf die Innovationskraft des Handwerks und des Mittelstandes. Abhängig von der Entwicklung des Kommunalen Finanzausgleichs wollen wir als verlässlicher Partner der heimischen Wirtschaft den Gewerbesteuer-Hebesatz möglichst unverändert lassen, um den vorhandenen Unternehmen Planungssicherheit und den Anreiz für zusätzliche Firmenansiedlungen zu bieten. Masterplan für die Stadt der kurzen Wege Mit dem Masterplan Darmstadt 2030+ werden wir der Stadt endlich das jahrzehntelang fehlende, ausformulierte Leitbild der Stadtentwicklung geben, auch in Bezug auf Wirtschaft und Wissenschaft. Eine Kernaufgabe der nächsten Jahre wird es dabei sein, in der wachsenden Stadt zunehmende Flächen- und Nutzungskonkurrenzen zu moderieren. Eine wirklich nachhaltige Stadtentwicklung muss die Lebensqualität im Blick haben und Raum für Wohnen, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Infrastruktur gleichermaßen bereitstellen. Sie darf dabei nicht einseitig auf eine einzelne Funktion blicken. Neben den großen Unternehmen benötigen gerade auch der leistungsfähige Mittelstand, Handel und Handwerk günstige Rahmenbedingungen. Deren Bedeutsamkeit für einen 18
funktionierenden, prosperierenden Stadtorganismus erkennen wir ausdrücklich an und wollen wir stärken. Dies werden wir im Masterplan Darmstadt 2030+ auf Basis breiter Bürgerbeteiligung und unter Hinzunahme externer Expertise umsetzen. Wir werden den Unternehmen und Institutionen vor Ort weiterhin bei der Erstellung von betrieblichen Mobilitätskonzepten zur Seite stehen, um moderne, zukunftsweisende Ansätze weiter zu verbreiten, und die Wirtschaft in die Umsetzung des kommunalen Klimaschutzkonzepts kooperativ einbeziehen. Wo Gewerbeflächen sinnvoller platziert sind als Wohnen, wie im Bereich der Konversion West, werden wir dies umsetzen. Wo nicht mehr zeitgemäße Bürostandorte in neues Wohnen umgewandelt werden können, wie vielfach im Verlagsviertel, werden wir diese Option begleiten. Hierzu werden wir ein Gewerbeflächenkataster erstellen. In den letzten Jahren hat im wissenschaftlichen Bereich im Besonderen die Technische Universität (TU) ein einzigartiges Bauvolumen realisiert und architektonische Qualitäten geschaffen. Dies wird sich für die TU, aber auch für die weiteren Forschungsinstitutionen in Darmstadt, fortsetzen und wir werden es weiter begleiten und fördern. Auch der Bau des Fair-Beschleunigers der GSI im Norden der Stadt bedarf weiterhin unserer besonderen Aufmerksamkeit und Unterstützung. Schwerpunkte in Wirtschaft und Wissenschaft Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen unserer „Wissenschaftsstadt“ und „Universitätsstädten“ klassischer Ausprägung ist, dass Darmstadt weiterhin über einen starken produzierenden Kern auf technologisch hohem Niveau verfügt. Die Produktion ist ein unverzichtbares Instrument, um die Vorteile einer wissens- und technologiegeprägten Stadtentwicklung für die gesamte Stadtgesellschaft nutzbar zu machen und dem Aufklaffen der sozialen Schere aktiv entgegenzutreten. Dazu bekennen wir uns ausdrücklich und halten an dem industriepolitischen Leitbild fest, das in der letzten 19
Legislaturperiode gemeinsam mit dem Unternehmerverband Südhessen und dem Deutschen Gewerkschaftsbund erarbeitet wurde. Die große strukturelle Stärke Darmstadts ist es, mehrere in Wirtschaft und Wissenschaft gleichermaßen vertretene Cluster auszubilden, die für Krisensicherheit und Chancenreichtum stehen. Wir wagen es, uns ein klares Profil zu geben und uns nicht in Beliebigkeit zu verlieren. Die Schwerpunktbranchen, auf die wir setzen, sind weiterhin Chemie/Pharma, IT, Maschinenbau und Elektrotechnik, Kosmetik sowie Weltraum- und Satellitentechnik. Das Leitunternehmen des Chemie-/Pharma-Clusters, die Merck KGaA, feiert als ältestes Unternehmen dieser Branche im Jahr 2018 sein 350. Jubiläum. Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro wird dort derzeit der Firmenstammsitz modernisiert und ausgebaut. Ein starkes Bekenntnis zum Standort Darmstadt und seinen Arbeitsplätzen, das wir ausdrücklich begrüßen. Wir nehmen mögliche Fragen in der Bevölkerung zu den Umfeld- und Verkehrswirkungen der Baumaßnahmen sehr ernst, unterstützen aber gleichzeitig die infrastrukturellen Entwicklungen der Firma Merck. Darmstadt als Innovationsmotor Auf Basis der bestehenden Stärken bieten sich der Wissenschaftsstadt Darmstadt derzeit an verschiedener Stelle Chancen, seine Position als führender Wirtschafts- und Innovationsstandort auszubauen. Diese werden wir nutzen, indem wir positive Rahmenbedingungen schaffen und mit Partnern zusammenarbeiten. Dies gilt für den Bereich Green Smart City, den wir in den kommenden Jahren konsequent verfolgen werden, um am Schnittpunkt zwischen den Möglichkeiten der Digitalisierung, Bürgernähe und nachhaltigen Entwicklung unsere Stadt effizienter und ökologisch noch verantwortlicher zu organisieren. Hierzu zählt auch der Energiesektor, auf dem die Koalition der letzten fünf Jahre mit starkem Gestaltungswillen wichtige Richtungsentscheidungen für die ENTEGA AG getroffen hat. Stadt, ENTEGA und die Handwerkskammer haben mit der Effizienz:Klasse GmbH ein Kompetenzzentrum für energieeffizientes und wirtschaftliches Bauen und Modernisieren geschaffen, das wir weiterführen werden. 20
Im Cluster der Informations- und Kommunikationstechnologien erlebt Darmstadt derzeit einen beispielhaften Aufstieg als europäisches Zentrum der IT-Sicherheit im Umfeld des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT und der Technischen Universität (TU). Diese Entwicklung werden wir weiter begleiten und fördern, wo dies möglich ist. Gleiches gilt für das Schlagwort Industrie 4.0., bei dem in Darmstadt die flexiblen, industriellen Abläufe der Zukunft erprobt werden und die Stadt erneut ihre Stärken in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und IT voll ausspielen kann. Im Bereich der Raumfahrt werden wir gemeinsam mit dem Land Hessen sowie Partnern aus Industrie und Wissenschaft im Centrum für Satellitennavigation Hessen Cesah weiter raumfahrtaffine Startups fördern. Wir bieten unsere Unterstützung bei der wichtigen Aufgabe der Etablierung eines BesucherInnen- zentrums am ESOC an und wollen in Darmstadt einen international wirksamen Kongress im Themenfeld "Gesellschaft und Raumfahrt" etablieren. Im Jahr 2014 wurde auf Initiative des Oberbürgermeisters, des Präsidenten der TU und der Schader-Stiftung der Runde Tisch "Wissenschaftsstadt" mit den Spitzen aller Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen in Darmstadt ins Leben gerufen. Dieses und andere Beispiele für aktive Innovationsnetzwerke in unserer Stadt werden wir weiter stärken. Ein Memorandum zur Wissenschaftsstadt soll Eingang in den Masterplan Darmstadt 2030+ finden. Im Segment Tourismus und Stadtmarketing ist der neu eingerichtete Marketingbeirat ein erfolgreiches Beispiel für die breite Beteiligungs-, Beratungs- und Konsultationskultur, die wir pflegen und an der wir festhalten. Tourismus, Kultur und Tagungswesen wollen wir enger miteinander verknüpfen, um uns im Wettbewerb mit anderen Städten und Regionen noch besser profilieren zu können. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass für das Kongresswesen und den Tourismus in Darmstadt eine Erweiterung der Hotelkapazitäten günstig wäre. Entsprechende Projekte werden wir unterstützen und im Rahmen der kommunalen 21
Entscheidungsspielräume befördern. Eine Tourismusabgabe nach dem kommunalen Abgabegesetz zur Finanzierung von Marketingaufgaben wollen wir prüfen. Neue Akzente der Wirtschaftspolitik Neben der Förderung der klassischen Wirtschaftscluster setzen wir mit der Unterstützung urbaner, ökologisch orientierter Unternehmen sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft zusätzliche Akzente. In den letzten fünf Jahren ist es beispielsweise gelungen, mit Alnatura ein Leitunternehmen der Bio-Lebensmittelbranche mit einem umfassenden Campus-Konzept einschließlich Kindergarten und Schulungsgärten für Darmstadt zu interessieren. Dies stärkt den Standort nicht nur, es trägt auch zur weiteren Profilierung in einem absoluten Zukunftssektor bei. Begleitend hat sich Darmstadt selbst mit vielfältigen Aktionen als Fairtrade-Stadt und als Gründungsmitglied des Netzwerks Deutscher Bio-Städte positioniert. Diesen Weg wollen wir weitergehen, nicht zuletzt da er im weiten Bogen von der Wirtschaftspolitik über bürgerschaftliches Engagement bis hin zum integrativen, biodynamisch geführten Lern- und Lebensort am Hofgut Oberfeld die Stadtgesellschaft weithin integriert. Die Kultur- und Kreativwirtschaft wiederum ist seit Gründung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe, für die wir den Welterbestatus anstreben, insbesondere in den Bereichen Design und Architektur, zunehmend aber auch Kommunikation und Werbung, in Darmstadt stark vertreten. Wir setzen uns auch in Zukunft für die Ansiedlung von Unternehmen dieser Bereiche ein, um die Standortfaktoren Design und Architektur weiter zu stärken und zu profilieren. Übergreifend ist es unser Ziel, die Gründung neuer, innovativer Unternehmen in Darmstadt verstärkt zu unterstützen. Innovation und kreativer Geist müssen aus dem universitären Umfeld in das Wirtschaftsleben überführt werden. Wir begrüßen deshalb Projekte wie "Highest" zur Gründungsförderung an der TU sehr und sehen die IHK als einen der bevorzugten Akteure für Kooperationen an. 22
In einem schlagkräftigen Partnerverbund wollen wir die Gründerszene beleben und an einem geeigneten Ort die Initiative der IHK für ein neues Technologie- und Gründerzentrum unterstützen. Aufmerksamkeit verdienen außerdem junge Initiativen wie das FabLab oder Makerspaces, die ebenso kreative Hotspots sind. Unsere Position zu TTIP, CETA und TISA Wir setzen uns in den Gremien der kommunalen Spitzenverbände sowie auf anderen Ebenen dafür ein, dass bei den derzeit geführten Verhandlungen über eine transat- lantische Handels-und Investitionspartnerschaft (TTIP) die Wahrung der europäischen Sozial- und Umweltstandards sowie der Schutz der kommunalen Daseinsvorsorge Beachtung finden. Das Subsidiaritätsprinzip und die Erhaltung der Gestaltungshoheit der Kommunen bei der Daseinsvorsorge sind für uns von großer Bedeutung. Wir setzen uns dafür ein, dass die kommunale Daseinsvorsorge, darunter insbesondere die nicht liberalisierten Bereiche, wie die öffentliche Wasserver- und Abwasserentsorgung, die Bereiche Abfall und ÖPNV, soziale Dienstleistungen sowie alle Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge im Kulturbereich, vom derzeit mit den USA verhandelten Freihandelsankommen und allen weiteren Handelsabkommen explizit ausgeschlossen werden. Wir sind im Einklang mit dem Deutschen Städtetag der Auffassung, dass die EU- Kommission über den Verhandlungsprozess regelmäßig zu berichten hat. Die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit müssen auch in Streitfällen gelten. Regional und International Darmstadt ist die einzige Stadt in der Metropolregion FrankfurtRheinMain, die sich wirtschaftspolitisch im Leitbild Wissenschaftsstadt ein klares Profil gibt. Unsere Stadt ist das Hightech-Zentrum der Metropolregion. Dieses Alleinstellungsmerkmal werden wir in der regionalen Zusammenarbeit weiter erfolgreich einsetzen und außerdem unsere Funktion als Brückenkopf in der Doppelregion Rhein-Main-Rhein-Neckar im Blick behalten. Die Internationalität und Weltoffenheit, die Darmstadt als Standort multinationaler Einrichtungen und global agierender Unternehmen positiv ausmacht, werden wir weiter aufgreifen. Dies gilt insbesondere für die Stärkung der Willkommenskultur und die 23
interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung, aber auch für die Weiterentwicklung von Städtepartnerschaften über den europäischen Tellerrand hinaus unter Einbeziehung von Bürgerschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. Explizit seien hier die vielversprechenden Kontakte in die USA genannt, die wir alsbald ausbauen werden. Beispielsweise wollen wir gemeinsam mit der Bürgerschaft eine neue Städtepartnerschaft mit der texanischen Metropole San Antonio begründen und die Kooperationen mit Milwaukee intensivieren. Alle Bürger-Dienste und Informationen, die über das Internet verfügbar sind, müssen mehrsprachig sein. Formulare darf es nicht nur in deutscher Sprache geben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Darmstadt werden ausgebildet, um Beratungsgespräche auch auf Englisch führen zu können. Einzelhandel stärken, wohnstandortnahe Versorgung sichern Darmstadt ist mit seiner Strategie der aktiven Steuerung des Einzelhandels überregional ein Best-Practice-Beispiel. Wir werden am bestehenden Einzelhandels- und Zentrenkonzept nicht nur festhalten, sondern ergänzend und zur Bestätigung ein Nahversorgungskonzept in die Gremien einbringen, das auf die Bedingungen einer wachsenden Stadt reagiert. Wir werden in den Stadtteilen und Quartieren weiter auf eine möglichst wohnstandortnahe Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Bedarfs setzen. Dies ist keineswegs nur ein Element einer bedarfsgerechten Wirtschaftspolitik. Es ist zugleich auch Stadtentwicklungsstrategie, weil Quartierszentren nicht nur dem Einkauf dienen, sondern auch soziale Treffpunkte sind und den Zusammenhalt ebenso wie die Identität des Stadtteils fördern. Außerdem erfüllen sie eine ökologische Funktion, weil sie helfen, Emissionen durch Einkaufsfahrten mit dem Pkw zu mindern. Bisher konnte die Darmstädter City der Herausforderung durch den wachsenden Online- Handel und die Einkaufszentren auf der "grünen Wiese" souverän entgegentreten. Wir werden die stringente Einzelhandelspolitik weiterentwickeln, im Citymarketing weiter intensiv mit den Einzelhändlerinnen und -händlern zusammenarbeiten und 24
das Pfund einer kompakten, sehr geschlossenen Baustruktur in der City nicht aus der Hand geben. Verbessern wollen wir die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Anknüpfungspunkte dafür sind beispielsweise der Umbau und die Aufwertung des Friedens- und des Luisenplatzes. Zur kulturellen Vielfalt im Kern der Stadt tragen wir unter anderem durch die Centralstation und das Staatstheater bei. Die Stadteingänge sollen gestalterisch aufgewertet werden. Wir befürworten die Ansiedlung einer IKEA-Filiale an regionalplanerisch vernünftiger und verkehrlich vertretbarer Stelle im Oberzentrum Darmstadt. Für ein solches Projekt werden wir uns in der Regionalversammlung Südhessen einsetzen. 25
3. Soziale Verantwortung, solidarisches Handeln, Bildung von Anfang an Wir werden – wie in den beiden Legislaturperioden zuvor – der Sozial-, Integrations- und Bildungspolitik einen zentralen Stellenwert in unserem politischen Handeln einräumen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung Darmstadts zu einer sozialen, solidarischen und inklusiven Stadt ist der Schwerpunkt des kommunalen Handelns. Bildung, Betreuung und Teilhabe, eine innovative Sozial- und Jugendpolitik, eine moderne Familien- und Gleichstellungspolitik sowie der Zugang zu Bildung sind Grundpfeiler, um Chancengleichheit und Teilhabegerechtigkeit für alle Menschen in Darmstadt sicherzustellen. Die Prämissen Sozialraumorientierung, Prävention und Partizipation – also die Orientierung der sozial- und jugendpolitischen Maßnahmen an den Lebenswelten, Lebenslagen und Lebensräumen der Menschen – sind für unsere Arbeit nach wie vor bindend. Auch weiterhin garantieren wir die finanzielle Absicherung der vielfältigen Trägerlandschaft in der Sozialpolitik. Die Kooperationen und die verantwortungsbewusste Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen zwischen freien Trägern, Vereinen, Verbänden der Wohlfahrtspflege usw. einerseits, der Bürgerschaft sowie Politik und Verwaltung andererseits sind eine wertvolle und stabile Basis für die Bewältigung der sozialpolitischen Herausforderungen und Garanten für eine soziale und solidarische Stadtgesellschaft. Bedarfsgerechte Sozialpolitik braucht verschiedene Komponenten. Planerische Analysen, Controlling, abgestimmte Projekte und Maßnahmen, eine verlässliche Basisinfrastruktur sowie angemessene Bürgerbeteiligung sind Feststellungs-kompetenzen für Bedarfe und Weiterentwicklung und garantieren einen adäquaten Mitteleinsatz. Durch die Schaffung der Koordinierungsstelle von Projekten und Planungsprozessen im Sozialdezernat werden alle relevanten Planungen im Sozial-, Jugend- und Altenhilfebereich zusammengeführt und mit Projekt- sowie anderen Koordinationsstellen 26
verknüpft. Dadurch entsteht, ohne Personalmehrung, eine Stabsstelle, die Planungsprozesse vorantreibt und Projekte beteiligungsorientiert umsetzen kann. Inklusives Darmstadt Wir werden die eingeleiteten Schritte zur Entwicklung Darmstadts zu einer inklusiven Stadt verstärkt fortführen und die Maßnahmen ausbauen. Wir arbeiten an einer verbindlichen Umsetzung und Fortschreibung des ersten Aktionsplanes entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention und den darin dargestellten Projekten und Rahmenbedingungen. Damit verbunden ist die Weiterentwicklung Darmstadts zu einer inklusiven Stadt in allen Bereichen: Bildung, Erwerbsarbeit, Freizeit, Sport und Kultur, Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Umsetzung des Aktionsplanes wird Inklusion als Querschnittsthema implementiert. Die Kooperation mit Trägern der Behindertenhilfe verstärken wir in konkreten Projekten, wie dem „Inklusiven Martinsviertel“, der überwiegend vom Land geförderten Modellregion „Barrierefreie Gesundheitsversorgung“ oder auch durch Aktionen und Maßnahmen im Rahmen der Umsetzung des Aktionsplanes. Die Weiterführung der Projektgruppe zur Stärkung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung bzw. der am Aktionsplan orientierten Arbeitsgruppen bedeutet die Systematisierung der Beteiligung und Mitsprache von Menschen mit Behinderung und deren Lobbyvertretungen. Durch die Einbindung der Koordinationsstelle „Inklusive Projekte“ und der Projektleitung „Modellregion Barrierefreie Gesundheitsversorgung“ in eine dezernatsübergreifende Arbeitseinheit wird das Thema Inklusion dezidiert und im Querschnitt gestärkt. Planungs- und Projektprozesse werden zusammengeführt. Die Arbeit des städtischen Eigenbetriebes Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen wird in Kooperation und in Vernetzung mit anderen Anbietern innerhalb der Behindertenhilfe fortgesetzt. 27
Die Dezentralisierung der Wohneinrichtung „Kurt-Jahn-Anlage“ wird in den nächsten Jahren kontinuierlich umgesetzt, um so dem Anspruch inklusiven Wohnens und Lebens sowie den Anforderungen des Landeswohlfahrtsverbandes gerecht zu werden. Teilhabegerechtigkeit und soziales Darmstadt Gemeinwesenarbeit und Soziale-Stadt-Projekte sind Kernelemente unserer emanzipatorischen Sozialpolitik und Beteiligungsstrategie. Dabei geht es um die Unterstützung von Menschen zur Wahrnehmung ihrer Rechte und Pflichten, zur Weiterentwicklung struktureller Rahmenbedingungen und sozialer Infrastruktur sowie um ein vernetztes und abgestimmtes Handeln von Politik, Verwaltung, den Trägern der Wohlfahrtspflege sowie den Vereinen. Im Sinne einer ausgewogenen, passgenauen und fein abgestimmten Sozialpolitik müssen Aufgaben fortgeschrieben und angepasst werden. Neue Quartiere wollen wir durch Gemeinwesenarbeit in ihrer Entwicklung unterstützen. Quartiere mit Entwicklungsbedarf werden wir durch Gemeinwesenarbeit weiterhin stützen und stabilisieren. Wir werden die Gemeinwesenarbeit als Instrument gegen Armut und soziale Ausgrenzung sowie als Instrument der politischen Bildung und Bürgerbeteiligung bei den beauftragten Trägern personell und institutionell stärken. Wir wollen Quartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf stützen und stabilisieren. Wir sehen eine Aufgabe darin, Solidarität und Gemeinschaft zu stärken und Segregation zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Wir werden Quartiersinfrastrukturen analysieren und – unterstützt durch Partizipationsprozesse – anpassen und ausbauen. Soziale-Stadt-Gebiete werden wir nachhaltig sichern und im Pallaswiesen- /Mornewegviertel neu auflegen. Teilhabe darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Deshalb wollen wir die Teilhabecard im soziokulturellen Bereich für alle Altersgruppen kontinuierlich ausweiten. Mobilität ist ein wesentlicher Faktor von Teilhabe. Das Wiener Modell (Jahreskarte für 365 Euro) wird geprüft, d.h. eine Machbarkeitsstudie zu finanziellen Auswirkungen (u.a. für HEAG mobilo), zu den Konsequenzen aus steigenden Fahrgastzahlen sowie eine Bewertung zur 28
Umsetzbarkeit unter dem rechtlichen Rahmen DADINA/RMV wird erstellt. Alternativ soll die Möglichkeit eines Sozialtickets (für Personen mit Teilhabekarte) sowie eines Kurzstreckentickets untersucht und eingeführt werden. Wir werden auch weiterhin die umfassende Unterstützung von Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen, z.B. durch Wohnungssicherung, Obdachlosenunterbringung, Schuldnerberatung, Unterstützung durch den städtischen Sozialdienst oder andere Beratungsangebote sicherstellen. Kommunale Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik Eigenständige Existenzsicherung und Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt sind zentrale Aspekte einer sozialen Sicherung. Wir wollen arbeitslose oder in prekärer Beschäftigung tätige Menschen durch kommunale Förderprojekte in Kooperation mit örtlichen Bildungsträgern bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt unterstützen. Die kommunalen Förderprojekte sollen mit dem Arbeitsmarktbudget sowie dem Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget des Landes Hessen verzahnt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei auf dem Arbeitsmarkt besonders benachteiligte Zielgruppen. Dabei nehmen wir auch die Beschäftigung von geflüchteten Menschen in den Fokus, um den Arbeitsmarktzugang dieser Zielgruppe zu fördern. Zusätzlich zur Verfügung stehende Mittel aus dem Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget des Landes werden für Beschäftigungsprojekte für geflüchtete Menschen eingesetzt und führen zu selbstbestimmter Arbeit. Wir werden uns auch weiterhin in der gemeinsamen Einrichtung im Jobcenter dafür einsetzen, Förderinstrumente für SGBII-Berechtigte so zu gestalten und mit kommunalen Angeboten zu verschränken, dass nachhaltige Integrations-effekte durch Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse erreicht werden. Wir wollen durch die Förderung von Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit in der Jugendberufsagentur und mit örtlichen Bildungsträgern junge Menschen in ihrer Berufswahl, ihrer Ausbildung und ihren beruflichen Perspektiven unterstützen und 29
stärken. Es gilt, Jugendarbeitslosigkeit zu vermeiden. Projekte wie „Jugend stärken im Quartier“ richten sich an besonders benachteiligte junge Menschen, die durch gezielte Ansprache an die Bildungssysteme herangeführt werden. Durch konkrete Förderprojekte und Vernetzungsstrukturen mit Unternehmen werden wir geflüchtete Menschen bei der Aufnahme einer Ausbildung bzw. Erwerbsarbeit unterstützen. Politik mit und für Seniorinnen und Senioren In Darmstadt leben immer mehr Menschen mit einem Alter über 65 Jahre. Die Lebensumstände und Lebensbedingungen sind sehr unterschiedlich. Dem entsprechend bedarf es einer differenzierten Betrachtung der Angebots- und Entwicklungsstruktur. Um die Anforderungen bedarfsgerecht umsetzen zu können, steht die Beteiligung älterer Menschen im Fokus unserer Politik. Die Interessenvertretung älterer Menschen in Darmstadt hat die Arbeit aufgenommen. Wir unterstützen dieses Beteiligungsgremium und setzen uns aktiv mit den Vorschlägen und Anregungen der älteren Menschen auseinander. Die Arbeit der Interessenvertretung wird die kommunale Sozialpolitik für und mit älteren Menschen begleiten und beeinflussen. Wir wollen in den Stadtteilen die Runden Tische bzw. die Kooperationen der Runden Tische mit den Stadtteilforen ausbauen und jeweils einen besonderen Fokus auf die Anliegen der älteren Bevölkerung richten. Wir werden die stadtteilbezogene Versorgungssicherheit im Alter und bei Pflege unterstützen und dies modellhaft am Beispiel des Vereins „Hiergeblieben“ in Kranichstein umsetzen. Bei allen Projekten wird die sozialraumbezogene Relevanz beachtet. Den Sozialplan für die Bedarfe Älterer setzen wir um und entwickeln die daraus resultierenden Angebote, Maßnahmen und Projekte bedarfsorientiert weiter, dabei spielen Themen wie demenzielle Erkrankung oder gerontopsychiatrische Angebote 30
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