AUF KURS BLEIBEN. WO IMMER SICH MÄRKTE VERÄNDERN - MARKTBERICHT 2015 NATIONALER BERICHT AN DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION - E-Control

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MARKTBERICHT 2015
  NATIONALER BERICHT AN DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION

AUF KURS BLEIBEN.
WO IMMER SICH MÄRKTE VERÄNDERN.

                                            PROFITIEREN. WO IMMER SIE ENERGIE BRAUCHEN.
INHALT
Maßgebliche Entwicklungen                     6
> Strom- und Gasmarkt in Kennzahlen           6
> Maßgebliche Marktentwicklungen              8
> Maßgebliche regulatorische Entwicklungen   10

Der Strommarkt                               12
> Netzregulierung                            12
> Funktionsweise des Marktes                 14
> Internationales                            22
> Wettbewerb am Großhandelsmarkt             25
> Wettbewerb am Endkundenmarkt               29

Der Gasmarkt                                 38
> Netzregulierung                            38
> Funktionsweise des Marktes                 40
> Wettbewerb am Großhandelsmarkt             55
> Wettbewerb am Endkundenmarkt               63

Gemeinsame Strom- und Gasthemen              68
> Endkundenservice                           68
> Konsumentenschutz                          73
> Internationales                            74
> Überwachung des Energiegroßhandels         76
Abbildungsverzeichnis
    Abbildung 1:    Änderungen der Gasbilanzkomponenten 2014 gegenüber dem Vorjahr in TWh                           7
    Abbildung 2:    Änderungsraten des Verbraucherpreisindexes in Österreich und der Gas- bzw. Stromindizes in %    8
    Abbildung 3:    Netzentgeltentwicklung – Österreichstruktur                                                    13
    Abbildung 4:    Entwicklung der Brutto-Investitionen im Stromnetz inkl. Übertragungsnetzbetreiber              18
    Abbildung 5:    Preise am EXAA Day-ahead-Markt                                                                 26
    Abbildung 6:    EEX Base Terminmarkt                                                                           26
    Abbildung 7:    Jahreskosten Regelreserve                                                                      27
    Abbildung 8:    Einsatz Regelenergie: Mengen und durchschnittliche Abrufpreise                                 28
    Abbildung 9:    Entwicklung des Strom-VPI (Index Oktober 2001 = 100)                                           29
    Abbildung 10:   Entwicklung – Stromkosteneinsparpotenzial beim Wechsel vom regionalen zum
                    günstigsten Anbieter, jeweils monatliches Maximum/Minimum österreichweit                       30
    Abbildung 11:   Energiepreise der Endverbraucher vs. EEX Terminmarktpreise Year-ahead                          31
    Abbildung 12:   Haushaltsstrompreis (Energie, Netz, Steuern und Abgaben) im europäischen Vergleich
                    (2. Halbjahr 2014, Gruppe DC 2.500 kWh – 5.000 kWh/Jahr)                                       33
    Abbildung 13:   Näherungswert für die österreichische Stromkennzeichnung 2014                                  37
    Abbildung 14:   Entgeltveränderung für Musterkunde auf Ebene 2                                                 38
    Abbildung 15:   Entgeltveränderung für Musterkunde auf Ebene 3                                                 39
    Abbildung 16:   Mengen in der Tagesbilanzierung des Marktgebietsmanagers in Kaufrichtung je Bilanzgruppe       40
    Abbildung 17:   Mengen in der Tagesbilanzierung des Marktgebietsmanagers in Verkaufsrichtung je Bilanzgruppe   41
    Abbildung 18:   Phys. Ausgleichsenergiemengen MG Ost                                                           42
    Abbildung 19:   Phys. Ausgleichsenergiemengen MG Tirol und MG Vorarlberg                                       43
    Abbildung 20:   Ausgleichsenergiepreise für Tagesbilanzierung im Marktgebiet Ost                               44
    Abbildung 21:   Ausgleichsenergiepreise für Stundenbilanzierung im Marktgebiet Ost                             45
    Abbildung 22:   Jahresverbrauch Mrd. Nm3                                                                       50
    Abbildung 23:   Entwicklung der Brutto-Investitionen – Gas                                                     51
    Abbildung 24:   Erdgas in Österreich – Bilanz                                                                  52
    Abbildung 25:   Mittlere Tagestemperatur Wien                                                                  53
    Abbildung 26:   CEGHIX Day-ahead-Markt                                                                         55
    Abbildung 27:   Handelsvolumina am CEGH-Hub                                                                    56

4
Abbildung 28:   CEGH OTC gehandelte Volumina 2014                                                   57
Abbildung 29:   CEGH Exchange gehandelte Volumina 2014                                              57
Abbildung 30:   CEGH OTC Day-ahead-Bid/Ask-Spread                                                   58
Abbildung 31:   Prämie CEGH gegenüber NCG Day-ahead                                                 59
Abbildung 32:   Veröffentlichte Speicherentgelte bezogen auf Arbeitsgasvolumen für Standardbündel
                in Österreich, 1-Jahresvertrag, in EUR/MWh AGV/a                                    61
Abbildung 33:   Veröffentlichte Speicherentgelte bezogen auf die Entnahmeleistung pro Stunde für
                Standardbündel in Österreich, 1-Jahresvertrag, in EUR/MW Entnahmeleistung pro h/a   62
Abbildung 34:   Energiepreise der Endverbraucher vs. Großhandelspreise                              64
Abbildung 35:   Entwicklung – Gaskostensparpotenzial beim Wechsel vom regionalen zum günstigsten
                Anbieter, jeweils monatliches Maximum und Minimum im Bundesländervergleich          65
Abbildung 36:   Haushaltsgaspreis (Energie, Netz, Steuern und Abgaben) im europäischen Vergleich
                (Gruppe D2 5.555 kWh bis 55.555 kWh)                                                66
Abbildung 37:   Anfragegründe Energie-Hotline                                                       70

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:      Indikatoren der Stromwirtschaft                                                      6
Tabelle 2:      Indikatoren der Gaswirtschaft                                                        6
Tabelle 3:      Entwicklung der unterstützten Ökostrommenge                                         20
Tabelle 4:      Entwicklung der Engpassleistung                                                     21
Tabelle 5:      Wechselraten und Anzahl der gewechselten Zählpunkte                                 32
Tabelle 6:      Margen ohne „Erzeuger“                                                              36
Tabelle 7:      Speicherunternehmen und Speicherkapazitäten in Österreich, Stand 1.4.2015           60
Tabelle 8:      Wechselraten und Anzahl der gewechselten Zählpunkte                                 66

                                                                                                         5
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

         MASSGEBLICHE
         ENTWICKLUNGEN
                                Strom- und Gasmarkt in Kennzahlen
                                INDIKATOREN DER STROMWIRTSCHAFT                    langjährigen Vergleich etwa der Stromerzeu-
                                Die Stromerzeugung ist 2014 das zweite Jahr        gung der späten 80er-Jahre und liegt knapp
                                in Folge zurückgegangen und lag mit 65,1 TWh       11,5 TWh unter dem Spitzenwert des Jahres
                                etwa auf dem Niveau von 2011. Während die          2010. Die Erzeugung aus erneuerbaren Ener-
                                Wasserkrafterzeugung um lediglich 1 TWh            giequellen (Wind, Photovoltaik und Geother-
                                zurückging, verringerte sich die Wärmekraft-       mie) hat im Jahresvergleich um 870 GWh zu-
                                erzeugung um 2,8 TWh. Diese entspricht im          genommen.

                                 INDIKATOREN DER STROMWIRTSCHAFT
                                                                                       GWh (2014)            Veränderung zu 2013
                                 Brutto Stromerzeugung                                     65.111                       –4,27 %
                                 Physikalische Importe                                     26.712                         7,02 %
                                 Physikalische Exporte                                     17.437                       –1,42 %
                                 Pumpstromverbrauch                                         5.466                         1,71 %
                    Tabelle 1    Inlandsstromverbrauch                                     68.920                       –1,42 %
       Indikatoren der Strom­
                                 Jahresspitze (3. Mittwoche; MW)                           10.752                       –1,10 %
                   wirtschaft

                                Quelle: E-Control

                                 INDIKATOREN DER GASWIRTSCHAFT
                                                                                        GWh (2014)           Veränderung zu 2013
                                 Importe                                                    468.087                     –9,86 %
                                 Produktion                                                  13.207                     –9,07 %
                                 Ausspeicherung (Speicherentnahme)                           49.320                    –27,70 %
                                 Exporte                                                    385.239                    –14,65 %
                                 Einspeicherung                                              62.889                       3,91 %
                                 Eigenverbrauch, Verluste                                     3.699                     14,38 %
                                 Abgabe an Endkunden                                         78.732                     –9,39 %
                                 Max. Tagesverbrauch                                          427,4                    –12,67 %
                   Tabelle 2
                                 Min. Tagesverbrauch                                           94,2                     17,02 %
Indikatoren der Gaswirtschaft

                                Quelle: E-Control

6
INDIKATOREN DER GASWIRTSCHAFT                         mischen Endverbraucher von den Lieferein-
Im Jahr 2014 kam es erneut zu einem Rück-             schränkungen nicht betroffen waren:
gang des Gasverbrauchs in Österreich. Die             > Der milde Winter 2014/2015 und bereits
Abgabe von Erdgas an Endkunden hat mit                  oben genannte Effekte haben die Abgabe
78,7 TWh ein so niedriges Niveau erreicht,              von Erdgas an Endkunden um 9,4% oder
wie es zuletzt im Jahr 1995 (mit 79,6 TWh)              8,2 TWh sinken lassen;
zu beobachten war. Gründe dafür waren der             > Erdgasspeicher waren zu Beginn der Win-
milde Winter, greifende Energieeffizienzmaß-            terperiode 2014/2015 beinahe zur Gänze
nahmen und nicht zuletzt der verminderte                befüllt;
Einsatz von gasbefeuerten Kraftwerken zur             > Exporte sind gegenüber dem Vorjahr um
Stromerzeugung. Ab September 2014 kam                   66,1 TWh gesunken.
es für mehrere Monate zu nennenswerten
Liefereinschränkungen von russischem Erd-             Diese Effekte genügten, um die Liefer-
gas, welche allerdings zu keinem Zeitpunkt            einschränkungen und die sinkende hei-
die Versorgung von österreichischen Kunden            mische Produktion auszugleichen (siehe
mit Erdgas gefährdet haben. Mehrere Fak-              Abbildung 1).
toren haben dazu beigetragen, dass die hei-

 ÄNDERUNGEN DER GASBILANZKOMPONENTEN 2014 GEGENÜBER DEM VORJAHR in TWh

                                                                                                          Veränderung mit positivem
         66.117        8.158                                                                              Bilanzeffekt
                                                                                                          Veränderung mit negativem
                                                                                                          Bilanzeffekt

                                   51.175

                                                18.894
                                                                  2.368
                                                                                 1.318       465       Abbildung 1
                                                                                                       Änderungen der Gasbilanz­
         Exporte    Endverbrauch   Importe   Ausspeicherung   Einspeicherung   Produktion   Verluste
                                                                                                       komponenten 2014 gegen­
                                                                                                       über dem Vorjahr in TWh

Quelle: E-Control

                                                                                                                                      7
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                                PREISENTWICKLUNGEN                                                              preisindex zumeist in etwa auf dem Wert des
                                Sowohl Gas als auch Strom haben im Jahr                                         vorangegangenen Jahres. Erst im Oktober
                                2014 durch konstante oder sinkende Prei-                                        2014 änderte sich die Situation; ab diesem
                                se zur Preisstabilität beigetragen. Während                                     Zeitpunkt lagen die Gaspreise 0,6% über dem
                                Gas über weite Strecken niedrigere Preisin-                                     Vorjahr und die Strompreise 0,8% unter dem
                                dizes zeigte als im Vorjahr, blieb der Strom-                                   Vergleichswert des Jahres 2013.

                                 VERÄNDERUNG VPI VS. VPI STROM UND VPI GAS in %

                                     20
         Gesamte Inflation
        Strompreisinflation          15
          Gaspreisinflation
                                     10

                                      5

                                      0

                                     –5

                 Abbildung 2        –10

        Änderungsraten des
                                    –15
  ­Verbraucherpreisindexes­
                                          01 / 09

                                                    07 / 09

                                                              01 / 10

                                                                        07 / 10

                                                                                  01 / 11

                                                                                            07 / 11

                                                                                                      01 / 12

                                                                                                                  07 / 12

                                                                                                                            01 / 13

                                                                                                                                      07 / 13

                                                                                                                                                01 / 14

                                                                                                                                                          07 / 14

                                                                                                                                                                    01 / 15

                                                                                                                                                                              07 / 15
       in Österreich und der­
Gas- bzw. Stromindizes in %
         (Index 2000 = 100)

                                Quelle: Statistik Austria

                                Maßgebliche Marktentwicklungen
                                STROMMARKT                                                                      sen sind einerseits Importe gestiegen und
                                Der Stromgroßhandelspreis für den Base-                                         die produzierten Mengen aus thermischer
                                Day-ahead-Kontrakt ist auch 2014 weiter                                         Erzeugung gesunken, da vor allem auch die
                                gesunken, und zwar um 12,1 Prozent auf                                          Erzeugung aus Windkraft und Photovoltaik
                                durchschnittlich 32,9 Euro/MWh. Infolgedes-                                     in Deutschland preisdämpfend wirkte, ande-

8
rerseits konnten neue Endkundenlieferanten      konnte im Rahmen der Marktuntersuchung
günstige Stromprodukte über kurzfristig getä-   nicht geklärt werden.
tigte Einkäufe anbieten.
                                                Die gestiegene Dynamik fällt auch mit dem
Besonders hervorzuheben ist daher auch          Markteintritt zahlreicher neuer Anbieter aus
die Entwicklung des Endkundenmarktes            dem In- und Ausland zusammen.
2014. Seit dem Jahr 2013 hat sich das Ein-
sparpotenzial für Haushalte bei einem Lie-      Auf dem Regelreservemarkt waren markt-
ferantenwechsel österreichweit kontinuier-      seitige Kostensteigerungen zu verzeichnen.
lich erhöht. Während zu Beginn des Jahres       Obwohl die gesetzten Maßnahmen wie die
2013 noch einige Bundesländer Einspar-          Marktintegration, die Informationskampagne
potenziale von weit unter 50 Euro pro Jahr      der E-Control zur Gewinnung neuer Marktteil-
aufwiesen, liegt das Minimum jetzt bei etwa     nehmer und der Bilanzausgleich mit Nach-
100 Euro, das Maximum sogar bei mehr als        barländern erste Erfolge zeigten, stiegen
200 Euro jährlich. Diese Preisentwicklung       die Kosten dennoch um 32 Millionen auf
hat auch dazu geführt, dass sich die Wech-      203 Millionen Euro. Hauptverantwortlich für
selzahlen im Jahr 2014 von 1,7% auf 3,7%        diese Entwicklung ist die negative Sekundär-
mehr als verdoppelten. Obwohl eine der-         regelenergie, das heißt der kurzfristige Abruf
artige Wechselquote möglicherweise auch         von Energie aus dem Stromsystem. Die Vor-
Einmaleffekte enthält, zeigte sich erstmals     haltung dieses Dienstes (Sekundärregelleis-
eine Reaktion des Marktes. Bisher konnte        tung) ist hingegen günstiger geworden. Die
kein statistischer Zusammenhang zwischen        E-Control wird auch 2015 in enger Zusam-
Einsparpotenzial und Kundenwechsel fest-        menarbeit mit dem Regelzonenführer APG
gestellt werden.                                alle sinnvollen Maßnahmen zur Reduktion
                                                der Kosten setzen.
Im Rahmen einer Marktuntersuchung konnte
die Vermutung, dass derart hohe Einsparpo-      GASMARKT
tenziale auf einem missbräuchlichen Verhal-     Auch am Gasmarkt waren die Großhandels-
ten der angestammten Lieferanten gegen-         preise gegenüber 2013 um 18,2% niedriger.
über ihren Kunden basieren, nicht bestätigt     Trotz der Liefereinschränkungen ab Septem-
werden. Hohen Preisen stehen typischerwei-      ber 2014 zeigte sich der Markt entspannt, die
se tatsächlich auch hohe Einstands- oder Ver-   Ausspeichermengen konnten sogar reduziert
triebskosten gegenüber. Warum jedoch gera-      werden. Demzufolge ist es nicht verwunderlich,
de einige angestammte Lieferanten so hohe       dass sich der maximale Monatsdurchschnitts-
Einstands- und Vertriebskosten aufweisen,       preis bei ungefähr 24 Euro/MWh einpendelte,

                                                                                                 9
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                          einem Preis, der sogar 1,9 Euro/MWh unter            2,2 Prozentpunkte auf 4,6%. Die Wettbe-
                          dem vergleichbaren Vorjahreswert liegt. Hin-         werbsintensität lässt sich daher als etwas
                          zu kommt, dass geringe Ausspeichermengen             höher als in der Vergangenheit einschätzen.
                          und ein milder Winter den Bedarf an saisona-         Dieser Umstand beruht auf der Tatsache,
                          ler Flexibilität gering halten. Die Preise für die   dass Haushalte derzeit öfters ihren Lieferan-
                          Speicherdienstleistung konnten daher nicht           ten wechseln als Kleinverbrauchergruppen,
                          gehalten und mussten an die niedrigeren              wie Gewerbeunternehmen. Obgleich das
                          Winter/Sommer-Spreads angepasst werden.              Wechselverhalten typischerweise eigentlich
                          Die von den Speicherunternehmen veröffent-           umgekehrt ist, ist dies auch dadurch zu er-
                          lichten Preise dürften dabei generell über           klären, dass sich ein Durchschnittshaushalt
                          den entsprechenden Auktionsergebnissen               derzeit jährlich maximal 374 Euro und immer-
                          liegen.                                              hin etwa mindestens 138 Euro durch einen
                                                                               Wechsel ersparen kann.
                          Die Wettbewerbseffekte am Gasmarkt sind
                          zwar ausgeprägter, können aber mit jenen             Ausländische Markteinsteiger waren primär
                          des Strommarktes verglichen werden. Die              am Gasendkundenmarkt interessiert.
                          Wechselquote bei Haushalten stieg um

                          Maßgebliche regulatorische Entwicklungen
                          Im Jahr 2014 lag der Schwerpunkt der regu-           raum drei Kapitel der sonstigen Marktregeln
                          latorischen Entwicklungen in einer weiteren          adaptiert.
                          Standardisierung der Datenflüsse zwischen
                          den Marktteilnehmern einerseits und der Im-          Die sonstigen Marktregeln beschreiben die
                          plementierung eines österreichischen Melde-          „Software“ zum Funktionieren eines liberali-
                          wesens für Informationen über Energiegroß-           sierten Strommarktes und definieren Angaben
                          handelsprodukte andererseits.                        über Fahrpläne, Lastprofile, Prozessbeschrei-
                                                                               bungen, Informationsübermittlung und Be-
                          MARKTREGELN STROM                                    ziehungen zwischen den Marktteilnehmern.
                          Im Zuge der erwähnten Standardisierung der           Die Kapitel 7 „Elektronischer Austausch von
                          Datenübertragung wurden im Berichtszeit-             Netzabrechnungsdaten“ und 11 „Datenfor-

10
mat zur Übermittlung von Verbrauchsdaten        sem Zeitpunkt sind auch Regelreservekon-
intelligenter Messgeräte vom Netzbetreiber      trakte an die Regulierungsbehörde zu über-
an den Lieferanten“ wurden veröffentlicht       mitteln.
und verpflichten nun grundsätzlich zur elekt-
ronischen Rechnungslegung. Weiters wurden       Nicht-Standardverträge sind von den Markt-
die Übertragungssysteme für den elektroni-      teilnehmern oder von beauftragten Dritten ab
schen Datenaustausch näher spezifiziert. Ziel   dem 1. Oktober 2015 zu übermitteln.
dieser Maßnahmen war es unter anderem,
der Forderung vieler Marktteilnehmer nach       Die Übermittlungsverpflichtungen gelten
standardisierten     Unternehmensprozessen      grundsätzlich als erfüllt, sobald die Informa-
nachzukommen. Unzureichend standardisier-       tionen an ACER übermittelt werden. Die ös-
te bzw. in weiterer Folge automatisierbare      terreichische Rechtslage sieht auch über das
Prozesse stellen eine wesentliche Eintritts-    EU-Recht hinausgehende Ausnahmen von
barriere für Marktteilnehmer dar.               der Meldeverpflichtung vor, die für das heimi-
                                                sche Meldewesen gelten.
REMIT ENERGIEGROSSHANDELS-
DATENVERORDNUNG
Im Laufe des Jahres 2014 wurde die gesetz-
lich vorgeschriebene Datensammlung für die
Überwachung der Energiegroßhandelsmärk-
te in Österreich entwickelt und am 28. Jän-
ner 2015 schlussendlich veröffentlicht. Ziel
der EGHD-VO der E-Control war es, die Über-
wachung möglichst gemäß den EU-weiten
REMIT-Vorgaben zu gestalten.

Obwohl die zu meldenden Inhalte weitgehend
ident sind, gibt es dennoch einige wesentli-
che Abweichungen:

Standardverträge und diesbezügliche Han-
delsaufträge sind seit dem 1. Mai 2015 von
den Handelsplätzen zu übermitteln. Seit die-

                                                                                                 11
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

     DER STROMMARKT
                          Netzregulierung
                          Seit 1. Jänner 2014 läuft die dritte Anreizregu-     gerichtshof wurden die Verfahren vor den
                          lierungsperiode für österreichische Stromver-        ordentlichen Gerichten fortgeführt. Gegen-
                          teilernetzbetreiber. Die Kostenentwicklungen         stand dieser Verfahren war die Ermittlung
                          der Verteilernetzbetreiber werden nunmehr            des – nach erfolgter Aufhebung der Verord-
                          auf Basis eines weiterentwickelten Regulie-          nungen – „angemessenen“ Entgelts, das die
                          rungsmodells reguliert. Die Ausgestaltung der        Erzeuger nunmehr anstelle des verordneten
                          Regulierungssystematik wurde in zwei Papie-          Netzentgelts dem jeweiligen Netzbetreiber
                          ren dargestellt und öffentlich konsultiert. Das      zu entrichten haben.
                          Schlussdokument ist auf der Homepage der
                          E-Control zu finden.                                 Nicht zuletzt über mehrfache Anregung der
                                                                               E-Control wurden zwischen Netzbetreibern
                          Wie auch im Vorjahr wurden im Jahr 2014 Be-          und Erzeugern Vergleichsverhandlungen
                          schwerden gegen einige Kostenbescheide von           aufgenommen, die auf eine vorzeitige Be-
                          Netzbetreibern eingelegt. Die vorgebrachten          endigung dieser Gerichtsverfahren abziel-
                          Beschwerdepunkte entsprechen im Wesent-              ten. Da die Kosten der Netzbetreiber gemäß
                          lichen jenen aus den Bescheidbeschwerden             § 48 ElWOG 2010 von der E-Control anzuer-
                          des Jahres 2013, die noch beim Bundesver-            kennen sind, haben die Netzbetreiber eine
                          waltungsgericht (BVwG) anhängig sind.                Einigung mit den Erzeugern davon abhängig
                                                                               gemacht, dass etwaige Mindererlöse, die
                          Im Übertragungsnetz wurde die Kostenbasis            sich aufgrund eines Vergleichs ergeben, bei
                          wie gehabt auf Basis einer jährlichen Kos-           der Kostenanerkennung durch die E-Control
                          tenprüfung bestimmt und als Grundlage für            Berücksichtigung finden. In zahlreichen Ge-
                          die Ermittlung der Übertragungsnetzentgelte          sprächen konnte letztlich eine sachgerechte
                          2015 herangezogen.                                   Lösung gefunden werden, die in weiterer Fol-
                                                                               ge zur vergleichsweisen Beendigung zahlrei-
                          Von Elektrizitätserzeugern wurden seit dem           cher Gerichtsverfahren führte. Erzeugern wur-
                          Jahr 2009 zahlreiche Gerichtsverfahren an-           de dabei ein Teil des strittigen Netzentgelts
                          hängig gemacht, die im Wesentlichen das              vom Netzbetreiber rückerstattet. Seitens der
                          Netzverlustentgelt für Einspeiser sowie das          E-Control werden in weiterer Folge Minderer-
                          Systemdienstleistungsentgelt zum Gegen-              löse, die sich aufgrund eines Vergleiches auf
                          stand haben. Nach der Aufhebung der Sys-             Basis der akkordierten Eckpunkte ergeben,
                          temnutzungstarife-Verordnungen der Ener-             bei der Feststellung der Kostenbasis des
                          gie-Control Kommission für die Jahre 2009,           Netzbetreibers im Wege des Regulierungs-
                          2010 und 2011 durch den Verfassungs-                 kontos § 50 ElWOG 2010 (gesetzlich gebote-

12
ne Aufrollung von Mindererlösen in der Ver-                     Regulierungskontos gemäß § 50 ElWOG
gangenheit) Berücksichtigung finden.                            2010 führen zwar auch hier meistens zu ei-
                                                                ner Kostensteigerung, allerdings wirken die
Damit konnten zahlreiche, jahrelang währen-                     teils massiven Senkungen der Netzverlust-
de Gerichtsverfahren letztlich doch noch vor-                   entgelte aufgrund einer abermals starken
zeitig beendet werden.                                          Reduktion des Beschaffungspreises, den
                                                                Netzbetreiber für Netzverluste zu bezahlen
Im Rahmen der Systemnutzungsentgelte-                           haben, an dieser Stelle entgegen. Insgesamt
Verordnung 2012 – Novelle 2015 (SNE-VO                          betrachtet kommt es daher in den meisten
2012-Novelle 2015) entwickelten sich die                        Netzbereichen vorrangig zu Entgeltsenkun-
Netznutzungs- und Verlustentgelte im Ös-                        gen. Mit einer größeren Entgeltsteigerung
terreich-Durchschnitt mit einem leichten                        stellen Klagenfurt, die Steiermark und Wien
Anstieg von 0,33% relativ stabil. Dabei fal-                    Ausnahmen dar. In Wien lässt sich diese Er-
len die Entgeltanpassungen je Netzbereich                       höhung auf eine verstärkte Investitionstätig-
sehr unterschiedlich aus: In Linz, Vorarl-                      keit zurückführen, im Netzbereich Klagenfurt
berg, Niederösterreich und Oberösterreich                       auf die Anwendung des Regulierungskontos.
konnten deutliche Senkungen von bis zu                          In der Steiermark basiert die Entgeltsteige-
7,4% erzielt werden. Die Auswirkungen des                       rung auf beiden genannten Faktoren. Insge-

 NETZENTGELTENTWICKLUNG – ÖSTERREICHSTRUKTUR in Cent/kWh

    6
                                                                                                                             SNE-VO Stand: 01.01.2014
                                                                                             0,27 %
                                                                                                                             SNE-VO Stand: 01.01.2015
    5

                                                                           –0,33 %
    4

                                                           1,28 %
    3
                                                                                                            –1,00 %
                                                                                          4,91 % 4,92 %
                                            0,51 %
    2                                                                    3,80 % 3,79 %

                            1,28 %                       2,75 % 2,79 %
                                                                                                          2,43 % 2,41 %
    1       0,56 %
                                         1,77 % 1,78 %
                         1,07 % 1,09 %
         0,66 % 0,66 %
    0
           Ebene 3         Ebene 4         Ebene 5         Ebene 6         Ebene 7           Ebene 7         Ebene 7      Abbildung 3
                                                                          gemessen       nicht gemessen   unterbrechbar
                                                                                                                          Netzentgeltentwicklung –
                                                                                                                          Österreichstruktur

Quelle: E-Control

                                                                                                                                                     13
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                          samt stiegen die Netzkosten im Jahr 2015 in          höhung und langfristige Vereinheitlichung des
                          Österreich um rund 5,3 Millionen Euro (bei           Pauschalentgelts in Österreich erforderlich.
                          einer Gesamtsumme von ca. 1,6 Milliarden             Hierbei entstehen keine zusätzlichen Einnah-
                          Euro) im Vergleich zum Vorjahr.                      men für Netzbetreiber und es wurde auch dar-
                                                                               auf geachtet, dass keine signifikante Mehrbe-
                          Im Bereich der nicht gemessenen Kunden               lastung für Kleinkunden entsteht.
                          kommt es bei allen Netzbetreibern zu einer Er-
                          höhung des pauschalen Anteils des Netznut-           Seit dem Start der Regulierungstätigkeit der
                          zungsentgeltes. Hierbei wurden Stellungnah-          E-Control im Jahr 2001 konnten die Entgelte
                          men von Netzbetreibern berücksichtigt, die           gesenkt werden, sodass für Kunden eine jähr-
                          eine Anpassung der pauschalen Komponen-              liche Ersparnis von knapp 633 Millionen Euro
                          ten im Sinne der verbesserten Verursachungs-         erzielt wird. Im Durchschnitt liegen die Entgel-
                          gerechtigkeit forderten. Neben der Vorgabe           te um mehr als 28% unter den Basiswerten
                          der Verursachungsgerechtigkeit ist gem. § 51         aus dem Jahr 2001. Ergänzend ist hierbei da-
                          Abs. 1 ElWOG 2010 auch die Energieeffizienz          rauf hinzuweisen, dass diese Senkung auf no-
                          zu berücksichtigen, die eine Kostentragung           minellen Werten beruht – unter Berücksich-
                          durch verbrauchsabhängige Komponenten                tigung der generellen Inflationsentwicklung
                          vorgibt und somit eine reine Pauschalabgel-          liegen die Entgelte um rund 40% unter den
                          tung der Netznutzung nicht zulässt. Vor die-         Basiswerten aus dem Jahr 2001.
                          sem Hintergrund erscheint allerdings eine Er-

                          Funktionsweise des Marktes
                          MARKTREGELN                                          ckelt. Die Allgemeinen Bedingungen sind gem.
                          Die Marktregeln in ihrer Gesamtheit umfas-           § 41 ElWOG 2010, § 39 ÖkostromG 2012
                          sen technische und organisatorische Regeln           sowie § 11 VerrechnungsstellenG 2000 von
                          (TOR), sonstige Marktregeln und die Allgemei-        der E-Control zu genehmigen. Rechtswirksam
                          nen Bedingungen (AB) für Netzbetreiber, die          werden die Marktregeln erst durch die Einbin-
                          Ökostromabwicklungsstelle (AB-ÖKO) sowie             dung in privatrechtliche Verträge zwischen
                          den Bilanzgruppenkoordinator (AB-BKO).               den Marktteilnehmern.

                          Die sonstigen Marktregeln und die TOR                TECHNISCHE UND ORGANISATORISCHE
                          wurden auf Basis des § 22 Abs. 1 und 2               REGELN (TOR)
                          E-ControlG 2010 in Zusammenarbeit mit den            Die TOR stellen ein mehrteiliges und umfas-
                          Marktteilnehmern bzw. Netzbetreibern erar-           sendes nationales technisches Regelwerk dar
                          beitet und werden kontinuierlich weiterentwi-        und wenden sich gleichermaßen an die Be-

14
treiber aller Übertragungs- und Verteilernetze   den am 13.5.2015 in den Versionen 2.0 und
sowie an sämtliche Netzbenutzer. Die TOR         1.1 veröffentlicht und verpflichten nun grund-
sind angewandte Betriebs- und Erhaltungsre-      sätzlich zur elektronischen Rechnungslegung.
geln für Stromnetze zur Erzielung einer ange-    Weiters wurden die Übertragungssysteme für
messenen Versorgungssicherheit und eines         den elektronischen Datenaustausch näher
störungsfreien Verbundbetriebes und regeln       spezifiziert und das Übertragungsschema
das Zusammenwirken von Erzeugungsanla-           und der Produktnummernkatalog geändert.
gen, Übertragungs- und Verteilernetzen sowie
von Anlagen von Netzbenutzern.                   Eine Änderung des Kapitels 10 „Informations-
                                                 übermittlung von Netzbetreibern an andere
Im Berichtszeitraum wurden die TOR Teil E        Marktteilnehmer; Grundsätze des 1. und 2.
„Technische Maßnahmen zur Vermeidung             Clearings“ trat in der Version 2.3 mit 1.3.2015
von Großstörungen und Begrenzung ihrer           in Kraft. Darin wurde der Datenaustausch für
Auswirkungen“ adaptiert. Die Version 2.2 trat    die Abrechnung des mit der Novelle 2014 der
am 25.8.2014 in Kraft und enthält Anpassun-      SNE-VO eingeführten Netznutzungsentgelts
gen auf Basis des „Operation Handbook“ der       für Regelreserve näher geregelt.
ENTSO-E.
                                                 REGELRESERVEMARKT
SONSTIGE MARKTREGELN                             Der Ausgleich von Prognoseabweichungen
Die sonstigen Marktregeln beschreiben die        und ungeplanten Ausfällen bei Erzeugung
„Software“ zum Funktionieren eines liberali-     und Verbrauch erfolgt durch die Einspeisung
sierten Strommarktes. Sie definieren die Be-     oder Entnahme von Regelenergie. Je nach
ziehungen zwischen den Marktteilnehmern,         zeitlicher Dauer der Abweichung kommen
Angaben über Fahrpläne, Lastprofile, Pro-        unterschiedliche Anlagen und Produkte zum
zessbeschreibungen und Informationsüber-         Einsatz:
mittlung. Im Berichtszeitraum wurden die Ka-     > Primärregelung: Anlagen der Primärre-
pitel 3, 7 und 10 der sonstigen Marktregeln         gelung gleichen automatisch Systemun-
adaptiert. Das Kapitel 3 „Fahrpläne“ trat in        gleichgewichte innerhalb der ersten 30 Se-
der Version 5.6 am 1.7.2015 in Kraft und            kunden aus und sollen Abweichungen der
beinhaltet Änderungen und Klarstellungen zu         Netzfrequenz verhindern.
externen Fahrplänen, Erzeugungsfahrplänen        > Sekundärregelung: Anlagen der Sekun-
und Verfügbarkeitsfahrplänen.                       därregelung kommen zum Einsatz, wenn
                                                    Ungleichgewichte länger als 30 Sekunden
Die Kapitel 7 „Elektronischer Austausch von         andauern und sollen die Netzfrequenz von
Netzabrechnungsdaten“ und 11 „Datenfor-             50 Hz wiederherstellen.
mat zur Übermittlung von Verbrauchsdaten         > Tertiärregelung: Anlagen der Tertiärre-
intelligenter Messgeräte vom Netzbetreiber          gelung oder „Minutenreserve“ lösen die
an den Lieferanten gem. §2 DAVID-VO“ wur-           Anlagen der Sekundärregelung ab, wenn

                                                                                                   15
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                            Ungleichgewichte länger als 15 Minuten             rungsbehörde, die Geschäftsbedingungen
                            bestehen.                                          der APCS zu genehmigen.
                          > Ungewollter Austausch: Ist die Anpassung
                            innerhalb der Regelzone nicht ausreichend          Die Beschaffung der Regelreserveprodukte er-
                            bzw. nicht möglich, so erfolgt der Ausgleich       folgt über wettbewerbliche Ausschreibungen
                            durch einen ungewollten Austausch mit              durch den Regelzonenführer APG. Die teilneh-
                            den umliegenden Regelzonen im ENTSO-E-             menden Anlagen müssen hohe technische
                            Verbund.                                           Anforderungen erfüllen. Primär- und Tertiär-
                                                                               regelung werden bereits seit dem Jahr 2010
                          Die Abweichung vom abgegebenen Fahrplan,             (Primärregelung) bzw. 2001 (Tertiärregelung)
                          zum Beispiel aufgrund von Prognoseabwei-             auf diese Weise kontrahiert. Die Sekundärre-
                          chungen in einer Bilanzgruppe, verursacht            gelung wurde bis zum Jahr 2011 durch bilate-
                          Ausgleichsenergie. Die saldierte Ausgleichs-         rale Verträge mit einzelnen Kraftwerksbetrei-
                          energie über alle Bilanzgruppen einer Regel-         bern beschafft. Mit 1. Januar 2012 erfolgte
                          zone ergibt den Regelenergiebedarf, für des-         auch hier die Umstellung auf einen wettbe-
                          sen Bereitstellung der Regelzonenführer zu           werblichen     Ausschreibungsmechanismus.
                          sorgen hat.                                          Der ungewollte Austausch im ENTSO-E-Ver-
                                                                               bund wird mittels Kompensationsprogramm
                          Die Bilanzierung der Ausgleichsenergie er-           über die Strombörse EXAA ausgeglichen.
                          folgt in Österreich, im Gegensatz zu den
                          meisten anderen Mitgliedstaaten, über eine           Um den mengen- und preisbedingten Kosten-
                          unabhängige Verrechnungsstelle, die vom              steigerungen bei der Beschaffung der Regel-
                          Regelzonenführer beauftragt wird. Seit In-           reserve entgegenzuwirken, hat die E-Control
                          krafttreten der Kooperationsvereinbarung             eine Informationskampagne für potenzielle
                          zwischen der APG und der Vorarlberger Über-          Marktteilnehmer am österreichischen Re-
                          tragungsnetz GmbH wird diese Aufgabe für             gelreservemarkt gestartet. Diese Kampagne
                          das gesamte österreichische Netzgebiet von           wird von weiteren Maßnahmen begleitet, wie
                          der Austrian Power Clearing and Settlement           der Erhebung und ggf. der Beseitigung mög-
                          (APCS) ausgeführt.                                   licher Markteintrittsbarrieren, der Förderung
                                                                               einer verbraucherseitigen Beteiligung am Re-
                          Die Marktregeln für Ausgleichsenergie sind           gelreservemarkt, der Senkung der minimalen
                          in den „Sonstigen Marktregeln“ bzw. in den           Poolgröße, der Abschaffung der minimalen
                          „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ der               Größe pro Anlage, der Anpassung von Markt-
                          Verrechnungsstelle festgelegt. Während die           regeln in Abstimmung mit dem Regelzonen-
                          Marktregeln von der Regulierungsbehörde in           führer sowie der Förderung von Initiativen zu
                          Zusammenarbeit mit den Marktteilnehmern              grenzüberschreitenden Vernetzungen des
                          erstellt werden, ist es Aufgabe der Regulie-         Regelreservemarktes.

16
Ein Beispiel hierfür stellt die „Imbalance-       damit einhergehende Energiepreisentwick-
Netting-Cooperation“ dar, die seit Mai 2013       lung sowie die reduzierte Stromproduktion
gemeinsam mit dem slowenischen Übertra-           aus konventionellen Kraftwerken.
gungsnetzbetreiber ELES durchgeführt wird.
Im Rahmen der Zusammenarbeit werden               Während der Übertragungsnetzgesellschaft
Erzeugungsüberschüsse oder -unterdeckun-          APG im Winter aufgrund der an das Netz an-
gen in einer Regelzone zum Ausgleich der          geschlossenen und in Betrieb befindlichen
jeweils anderen Regelzone verwendet, um           Wärmeerzeugung ausreichend thermische
notwendige Sekundärregelenergieabrufe zu          Kapazitäten zur Verfügung stehen, müssen
verringern. Diese Maßnahme führte bereits         im Sommer zunehmend Kapazitäten expli-
zu Kosteneinsparungen im einstelligen Mil-        zit gesichert werden, um den vorhandenen
lionenbereich. Darüber hinaus nimmt Öster-        Kraftwerkspark bei der Bewältigung dieser
reich seit April 2014 an der International Grid   Herausforderungen zu ergänzen.
Control Cooperation (IGCC) teil, die Regelzo-
nenabweichungen mit neun Übertragungs-            Nach einem mit der E-Control abgestimmten
netzbetreibern aus Deutschland, Dänemark,         Auswahlprozess sicherte sich die APG auch
den Niederlanden, der Schweiz, Tschechien         für diesen Sommer thermische Kraftwerkska-
und Belgien saldiert. Die Einsparungen liegen     pazitäten. Zur Stabilisierung des Stromnetzes
inzwischen im zweistelligen Millionenbereich.     wurden zwei Kraftwerke mit einer Kapazität
Angesichts dieser positiven Entwicklungen ist     von zusammen ca. 800 Megawatt (MW) aus-
eine Ausdehnung der Kooperation auf weite-        gewählt. Dies entspricht in etwa der Leistung
re Nachbarländer geplant.                         von vier großen Donaukraftwerken. Die bei-
                                                  den Anlagen mit einer installierten Leistung
Die eingeleiteten nationalen Initiativen zur      von jeweils ca. 400 MW stehen damit vom
Belebung des Regelreservemarktes und die          1. Mai bis zum 30. September als sogenann-
internationalen Kooperationen bewirken            te Sommerreserve zur Verfügung. Diese Ver-
nachweislich eine Eindämmung der Kosten           einbarung wurde für einen Zeitraum von drei
für Regelreserve.                                 Jahren getroffen. Der Auswahlprozess wurde
                                                  transparent und nach einem klaren wirtschaft-
VERSORGUNGSSICHERHEIT,                            lichen und auf die technische Wirksamkeit be-
SOMMERRESERVE                                     zogenen Kriterienkatalog durchgeführt.
Zusätzlich zu den bekannten bestehenden
Nord-Süd-Lastflüssen stellten zunehmend           Bereits 2014 sicherte sich die APG erstmals
auch die Ost-West-Lastflüsse die Netze vor        über einen Zeitraum von sieben Wochen ther-
neue Herausforderungen. Gründe für die            mische Kraftwerke. Die vorrätig gehaltenen
über die Jahre geänderten Lastflüsse sind die     Kapazitäten wurden phasenweise auch abge-
Erzeugung aus erneuerbaren Energien, die          rufen.

                                                                                                  17
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                               INVESTITIONEN IN DIE ÖSTERREICHISCHE                       Größere Investitions- bzw. Erneuerungspro-
                               STROMNETZINFRASTRUKTUR                                     jekte wurden vor allem bei Verteilernetzbe-
                               Aufgrund des liberalisierten Strommarktes                  treibern in Oberösterreich und der Steiermark
                               und der damit verbundenen dynamischen                      abgeschlossen. Es wurde überwiegend in Lei-
                               Veränderungen sind sowohl die Anforde-                     tungserneuerung sowie Kapazitätserweite-
                               rungen an die Verteilnetz- als auch jene an                rung investiert, um der Versorgungssicherheit
                               die Übertragungsnetzinfrastruktur stark                    und dem hohen Anschluss- und Einspeisebe-
                               gestiegen. Der marktpreisbestimmte Kraft-                  darf der erneuerbaren Energien (vorrangig
                               werkseinsatz, steigender Stromverbrauch,                   Windenergie) gerecht zu werden. Wiederum
                               neue Kraftwerksprojekte und der enorme                     gestiegen, aber weiter auf moderatem Ni-
                               Ausbau erneuerbarer Energieträger führen                   veau, waren Investitionen in „smarte“ Tech-
                               zunehmend zu hohen Netzbelastungen und                     nologien (Smart Meter, Smart Grids).
                               Engpässen. Zur zukünftigen Gewährleistung
                               der Versorgungssicherheit sind deshalb Netz-               Im Übertragungsnetz werden derzeit vorran-
                               ausbauten im Übertragungsnetz in Öster-                    gig Projekte zur Erweiterung und zum Aus-
                               reich, aber vor allem auch in den Nachbarlän-              bau der Umspannwerke durchgeführt. Ein
                               dern dringend erforderlich.                                weiterer Schwerpunkt liegt auf den Kapazi-
                                                                                          tätserweiterungen des Leitungsnetzes. Im

                                ENTWICKLUNG DER BRUTTO-INVESTITIONEN IM STROMNETZ in TEUR

                                   800.000
         Übertragungsnetz
               Verteilnetz         700.000

                                   600.000

                                   500.000

                                   400.000

                                   300.000

                                   200.000

                 Abbildung 4       100.000

    Entwicklung der Brutto-­
                                        0
 Investitionen im Stromnetz                  2001   2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009   2010   2011   2012   2013   2014
     inkl. Übertragungsnetz­
                   betreiber

                               Quelle: E-Control – aggregierte Unternehmensdaten Anlageklassen 2014; AHK inkl. BKZ

18
Jahr 2015 kann mit einem ähnlich hohen          bereits erwähnt, primär Aufrüstungsinvesti-
Niveau der Investitionstätigkeit wie 2014       tionen im Vordergrund. Die vorteilhaften re-
gerechnet werden. Dies ist vor allem auf die    gulatorischen Rahmenbedingungen für die
schon erwähnte Umrüstung der Netzinfra-         Unternehmen bieten weiterhin nicht nur die
struktur sowie den erhöhten Kapazitäts- und     entsprechende Abgeltung in Form kosten-
Netzanschlussbedarf aufgrund erneuerbarer       orientierter Netzentgelte, sondern auch die
Energien im Verteilnetzbereich zurückzufüh-     nötigen Anreize, notwendige Investitionen
ren. Für den Übertragungsnetzbereich wird       zeitgerecht durchzuführen.
die Entscheidung über die Investition für den
„380-kV-Ringschluss“ in Form der Umsetzung      NETZENTWICKLUNGSPLAN (NEP)
des      380-kV-Salzburg-II-Leitungsprojektes   Gemäß § 39 Abs. 1 ElWOG ist die E-Control
Ende dieses Jahres relevant sein. Eine Rea-     mit der Überwachung der Netzentwicklungs-
lisierung dieses Projektes würde in den kom-    pläne (NEP) der Übertragungsnetzbetreiber
menden Jahren zu einem markanten Inves-         beauftragt. In diesem Zusammenhang wur-
titionsanstieg im Übertragungsnetzbereich       den 2014 von den Übertragungsnetzbetrei-
führen und gleichzeitig die Versorgungssi-      bern Austrian Power Grid (APG) und Vorarl-
cherheit deutlich verbessern.                   berger Übertragungsnetz (VÜN) gemäß § 37
                                                ElWOG erneut Netzentwicklungspläne einge-
Abbildung 4 stellt die Entwicklung der Inves-   reicht und Ende des Jahres vom Vorstand der
titionen im Stromverteil- und Übertragungs-     E-Control per Bescheid genehmigt.
netz der vergangenen elf Jahre dar. Bis zum
Jahr 2013 ist ein kontinuierlicher Anstieg      Übertragungsnetzbetreiber sind verpflichtet,
der Investitionstätigkeiten erkennbar. Einer-   jährlich Zehnjahresnetzentwicklungspläne zu
seits basiert dies auf neuen Projekten im       erstellen. Diese haben Szenarien als Grund-
Übertragungs- und Verteilernetz, anderer-       lage für Projekte von nationalem und interna-
seits haben auch vermehrte Erneuerungs-         tionalem Interesse, Kostenabschätzungen,
investitionen in das Bestandsnetz zu dieser     Risikoanalysen sowie die einzelnen Projekte
Entwicklung beigetragen. Für die kommen-        mit detaillierter Beschreibung zu beinhalten.
den Jahre wird ein leichtes Abflachen des In-   Die Netzentwicklungspläne sind sowohl von
vestitionsniveaus erwartet, da der Großteil     den Übertragungsnetzbetreibern selbst als
der Erweiterungs- sowie Erneuerungsprojek-      auch von der E-Control zu konsultieren. An-
te abgeschlossen sein wird. Der zukünftige      schließend erfolgt eine Prüfung auf techni-
Fokus im Verteilnetz wird vor allem auf der     sche und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der
Integration erneuerbarer Energien (Wind &       Projekte durch die E-Control, die in einem wei-
Solar) sowie dem Roll-out der Smart Meter       teren Schritt positiv bewertete Projekte per
liegen. Im Übertragungsnetz stehen, wie         Bescheid genehmigt. Netzentwicklungspläne

                                                                                                  19
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                                  beinhalten Projekte in nationalem bzw. euro-             von „Projects of Common Interest (PCI)“ auf
                                  päischem Interesse, Netzverbund- und Netz-               europäischer Ebene, basierend auf dem Ener-
                                  anschlussprojekte sowie seit 2012 auch Pro-              gieinfrastrukturpaket der EU, ist eine fundier-
                                  jekte, die keinen vollständigen Neubau von               te Analyse der österreichischen Netzausbau-
                                  Leitungen erfordern, sondern die Adaption                projekte wichtig und eine intensive und gute
                                  des bestehenden Netzes zur Leistungsstei-                Zusammenarbeit der unterschiedlichen Be-
                                  gerung und zu einem optimierten Betrieb be-              teiligten ausschlaggebend für eine optimale
                                  inhalten. Dieses Vorgehen nach dem „NOVA                 Förderung der österreichischen Interessen.
                                  Prinzip“ (Netzoptimierung vor -verstärkung
                                  und -ausbau) wurde seitens der E-Control po-             ÖKOSTROM
                                  sitiv bewertet.                                          Bei den unterstützten Ökostrommengen
                                                                                           konnte im Jahr 2014, verglichen mit dem
                                  Im heurigen Jahr wurde der Prozess der NEP-              Jahr 2013, eine Steigerung um 15% erzielt
                                  Genehmigung in mehreren Punkten weiter                   werden. Der größte mengenmäßige Zuwachs
                                  entwickelt. Die Abfrage erfolgt nun nach einem           wurde mit 670 GWh, wie in den Jahren zuvor,
                                  standardisierten Schema. Dies ermöglicht eine            im Bereich der Windkraft verzeichnet. Den
                                  strukturiertere und detailliertere Prüfung der           größten prozentuellen Zuwachs innerhalb
                                  Daten und bietet künftig einen leichteren Da-            einer Kategorie gab es bei der Photovoltaik
                                  tenvergleich aufeinanderfolgender Jahre.                 mit einer Steigerung um 63 Prozent. Im Be-
                                  Vor allem in Zusammenhang mit der Auswahl                reich fester Biomasse und Biogas kam es bei

 UNTERSTÜTZTE ÖKOSTROMMENGEN in GWh

 Energieträger            2003     2004      2005     2006      2007     2008      2009        2010     2011     2012      2013     2014
 Windkraft                 366      924     1.328     1.738    2.019     1.988     1.915       2.019    1.883    2.386     2.970    3.640
 Biomasse fest              99      313       553     1.086    1.631     1.900     1.958       1.987    1.969    1.983     2.013    1.941
 Biogas                     42      102       220      358       440      503       525         539      520      554       544      543
 Biomasse flüssig            2       18        33       54        71       36        39          30       12        0         0        0
 Photovoltaik               11       12        13       13        15       17        21          26       39      101       215      351
 Anderer unterstützter      78       76        65       55        54       52        46          45       41       32        26       21
 Ökostrom
 Summe „Sonstiger“         598     1.445    2.212     3.304    4.230     4.496     4.503       4.647    4.464    5.057     5.769    6.496
 Ökostrom
 Kleinwasserkraft        3.386     3.995    3.561     1.806    1.527      945       644        1.258     988     1.095     1.371    1.703
 Summe unterstützter     3.984     5.440    5.773     5.110    5.757     5.441     5.147       5.905    5.452    6.152     7.140    8.199
 Ökostrom

Tabelle 3
Entwicklung der unterstützten Ökostrommenge

Quelle: OeMAG

20
den eingespeisten Mengen zu einem leichten                                   überwiegend zu leichten Rückgängen. Eine
Rückgang. In Tabelle 3 wird die Entwicklung                                  Ausnahme stellt die flüssige Biomasse dar,
der unterstützten Ökostrommengen darge-                                      deren Leistung sich um 44% verringerte.
stellt.
                                                                             Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der
Die Entwicklung der Engpassleistung jener                                    Anzahl der Anlagen wider, am deutlichsten im
Anlagen, die in einem Vertragsverhältnis mit                                 Bereich Photovoltaik und Windkraft. In diesen
der OeMAG stehen, wird in Tabelle 4 dar-                                     Bereichen wurden 1.711 neue Photovoltaik-
gestellt. Parallel zur Entwicklung der einge-                                und 80 neue Windkraftanlangen registriert.
speisten Menge wurde auch hier der größte                                    Die Anzahl der Anlagen im Bereich der flüs-
Zuwachs im Bereich der Windkraft realisiert.                                 sigen Biomasse ging von 32 auf 27 zurück.
Die installierte Leistung bei der Photovoltaik                               Insgesamt standen 2014 um 1.840 Anlagen
konnte um 25% gesteigert werden, wobei die                                   mehr unter Vertrag bei der OeMAG als 2013.
Photovoltaik hinter der Windkraft rangierte,                                 Mit 1.711 Anlagen stellten Photovoltaikanla-
die eine Steigerung von 27% verzeichnen                                      gen wie auch in den vergangenen Jahren die
konnte. Bei den übrigen Technologien kam es                                  überwiegende Mehrheit der Neuanlagen dar.

 ENTWICKLUNG DER ENGPASSLEISTUNG JENER ÖKOSTROMANLAGEN IM VERTRAGSVERHÄLTNIS
 MIT ÖKO-BGV (bzw. OeMAG) ZUM ANGEGEBENEN STICHTAG in MW
                             Vertragsverhältnis mit Öko-BGVs                                                       Vertragsverhältnis mit OeMAG 1)
                             zum Jahresende (Stand 31.12.)                                                         zum Jahresende (Stand 31.12.)
 Energieträger                   2003          2004          2005          2006          2007          2008          2009          2010          2011          2012           2013           2014
 Biogas                          15,0           28,4         50,7           62,5          74,9          76,2          77,0          79,2          79,8          81,2           82,5           80,5
 Biomasse fest                   41,1           87,5        125,9         257,9         309,1         311,7          313,4        324,9          325,4         319,8          321,5         318,6
 Biomasse flüssig                  2,0           6,8         12,4           14,7          16,5          14,5            9,6          9,4            9,4           8,7            5,0           2,8
 Deponie- und Klärgas            22,7           20,3         21,2           13,7          21,4          21,2          21,1          21,2          16,0          16,6           15,8           14,3
 Geothermie                        0,9           0,9           0,9            0,9          0,9            0,9           0,9          0,9            0,9           0,9            0,9           0,9
 Photovoltaik                    14,2           15,1         15,4           15,3          18,8          21,7          26,8          35,0          54,7         172,1          323,9         404,4
 Windkraft                      395,6         594,6         816,9         953,5         972,0         960,9          984,1        988,2       1.055,8       1.306,8        1.555,4        1.980,6
 Summe „Sonstiger“              491,4         753,6       1.043,4       1.318,5       1.413,6       1.407,1       1.432,9       1.458,7       1.542,1        1.906,2       2.305,0        2.802,1
 Ökostrom
 Kleinwasserkraft bis           858,1         851,5         709,7         320,9         380,2          124,7         200,9        303,8          242,2         276,0          342,3         390,9
 10 MW (unterstützt) 2)
 Summe„Sonstiger“             1.349,5       1.605,1       1.753,1       1.639,3       1.793,8       1.531,8       1.633,8       1.762,5       1.784,3       2.182,2        2.647,3        3.193,0
 Ökostrom und
 Kleinwasserkraft

1) Ökostromanlagen mit Vertragsverhältnis mit OeMAG, die bereits in Betrieb sind
2) Diejenigen Kleinwasserkraftanlagen, die in keinem Vertragsverhältnis mit den Öko-BGVs bzw. mit der OeMAG stehen und anstelle der verordneten Einspeisetarife Marktpreise in freier Vereinbarung
		 mit Stromlieferanten beziehen, sind in diesen Werten nicht enthalten.

Tabelle 4
Entwicklung der Engpassleistung

Quelle: E-Control, Öko-BGV, OeMAG – vorläufige Werte, Stand April 2015

                                                                                                                                                                                                21
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                          ENERGIELENKUNG                                       Die in diesen Übungen gemachten Erfahrun-
                          Gemäß Energielenkungsgesetz 2012 (EnLG               gen bilden eine Ausgangsbasis für weiter-
                          2012) idF des BGBl. I Nr. 41/2013 obliegen           gehende Aktivitäten.
                          der E-Control die Vorbereitung und Koordinie-
                          rung der wesentlichen im Rahmen der Ener-            IKT UND CYBER-SICHERHEIT
                          gielenkung notwendigen Aktivitäten sowohl            Eine funktionierende und rund um die Uhr
                          im Elektrizitäts- als auch im Erdgasbereich.         verfügbare Energieversorgung ist zunehmend
                          Die dafür erforderlichen Daten werden auf            von intakten Informations- und Kommunikati-
                          Basis der Energielenkungsdaten-Verordnung            onstechnologien (IKT) abhängig. Dies gilt im
                          erhoben, die im Jahr 2014 angepasst wur-             Besonderen für einen sicheren Netzbetrieb.
                          de, um mehr Informationen über vorhandene            Zum Schutz gegen potenzielle Bedrohungen
                          Flexibilitäten bzw. Randbedingungen im Fern-         für diese IKT-Systeme wurden die gemeinsam
                          wärme-Bereich zu bekommen.                           mit der heimischen Elektrizitäts- und Erd-
                                                                               gaswirtschaft etablierten Initiativen zur Ver-
                          Weiters werden regelmäßig Übungen zur Da-            besserung des Schutzniveaus weitergeführt
                          tenübermittlung im Engpassfall in Koopera-           und Maßnahmen zur Risikoidentifikation, -be-
                          tion mit den Marktteilnehmern und den Be-            wertung und -minderung umgesetzt. Mit der
                          hörden durchgeführt. Dabei werden Abläufe            Teilnahme der E-Control an der bisher größ-
                          zwischen den bundesweiten, regionalen und            ten europäischen Cyber-Sicherheitsübung
                          lokalen Organisationen insbesondere im               „Cyber Europe 2014“, bei der mehr als 600
                          Zusammenhang mit generellen Einschrän-               Sicherheitsakteure aus ganz Europa mitwirk-
                          kungen im Rahmen des Landesverbrauchs                ten, wurden technische und organisatorische
                          sowie im Falle konkreter Kontingentierungs-          Maßnahmen für den Krisenfall in einem si-
                          maßnahmen für einzelne Industriestandorte            cheren Umfeld getestet und so das Schutzni-
                          getestet.                                            veau verbessert.

                          Internationales
                          REGIONAL INITIATIVES –                               von den Projektpartnern eine Projektstruktur
                          ENGPASSMANAGEMENT                                    und ein Projektmanagement errichtet werden,
                          In der Region CEE wurden die Projektarbeiten         zusätzlich wird am konkreten Projektplan und
                          der TSOs und Börsen zur Vorbereitung eines           -budget gearbeitet. Besonderes Augenmerk
                          lastflussbasierten Market-Couplings fortge-          richtet sich auch auf die Frage, wie angrenzen-
                          setzt. Die Fortschritte dazu gestalten sich je-      de Nachbarländer, zum Beispiel Rumänien
                          doch noch nicht wie erhofft. Bislang konnte          oder Kroatien, involviert werden können. Die-

22
se Strukturfragen führen jedoch gleichzeitig     auch diese Grenzen kurzfristig in das europä-
zu Verzögerungen, sodass zumindest bis zum       ische Market-Coupling-System eingebunden
Jahr 2016 keine Umsetzung zu erwarten ist.       werden.
Eine wesentliche Aufgabe besteht in weiterer
Folge darin, einen Zeitplan inklusive Testpha-   Lastflussbasierte Kapazitätsberechnungen
sen zu spezifizieren, der durch eine möglichst   waren, obwohl als europäisches Zielmodell
enge Koordination mit benachbarten Regio-        definiert, praktisch nicht umgesetzt worden.
nen gekennzeichnet ist.                          Nach längerfristiger Vorarbeit konnten die
                                                 TSOs der Region Central-West Ende des Jah-
Wesentliche Fortschritte konnten in der Re-      res 2014 ein System vorstellen und mit Mai
gion Central-South erzielt werden. Im Jahr       2015 erfolgreich implementieren. Durch un-
2014 wurde von TSOs und Börsen ein Mar-          geplante Ausfälle von relevanten Kraftwer-
ket-Coupling vorbereitet, das nach einer po-     ken in Belgien musste die Einführung im Jahr
sitiv verlaufenen Testphase im Februar 2015      2014 noch verschoben werden. Durch zu-
erstmals direkt an einer österreichischen        sätzliche Überprüfungen und Verbesserungs-
Grenze (zu Italien) in Betrieb genommen wer-     maßnahmen konnte aber Anfang des Jahres
den konnte. Die bisherigen Ergebnisse sind       2015 der Start von den Regulierungsbehör-
zufriedenstellend und zeigen eine effizien-      den genehmigt werden. Die Teilnahme der
tere Vergabe der täglichen grenzüberschrei-      APG hat sich insofern verstärkt, als seit Ende
tenden Kapazitäten. Nachdem lediglich die        des Jahres 2014 auch die Daten über die ös-
Grenze zwischen Italien und Österreich von       terreichische Netzsituation direkt eingeliefert
dieser Entwicklung betroffen ist, wird als       und berücksichtigt werden.
nächster Schritt eine Ausweitung auf die
Grenze zwischen Slowenien und Österreich         Österreich ist auch für Intraday-Vergaben
geprüft bzw. vorbereitet.                        an der Entwicklung der zukünftigen euro-
                                                 päischen Handelsplattform beteiligt. Durch
Parallel wurde von den TSOs und Börsen           die große Anzahl der involvierten Börsen
aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz         und TSOs sowie die komplexen Prozesse zur
und Österreich die Anbindung der Schweizer       Beschaffung der erforderlichen IT-Lösung
Nordgrenzen über implizite Auktionen an das      kommt es jedoch immer wieder zu Verzö-
bestehende europäische System vorbereitet.       gerungen. Mehrere geplante Projektmeilen-
Wegen politisch nicht geklärter Fragen zur       steine konnten im Jahr 2014 nicht eingehal-
Einbindung der Schweiz in den rechtlichen        ten werden. Durch die enge Einbindung der
Rahmen der Europäischen Union konnte je-         Europäischen Kommission und ACER soll
doch bisher keine praktische Anwendung an        ein rascherer Projektfortgang ermöglicht
diesen Grenzen erfolgen. Sobald die politi-      werden.
schen Diskussionen beendet sind, können

                                                                                                   23
// Maßgebliche Entwicklungen // Der Strommarkt // Der Gasmarkt // Gemeinsame Strom- und Gasthemen

                          In Bezug auf die Marktintegration im Groß-           nahmen in kritischen Netzsituationen beglei-
                          handelsbereich sind in den vergangenen               tet. Neben der kurzfristigeren Abstimmung
                          Monaten verstärkt Diskussionen über die              wird nunmehr auch die Kostentragung auf
                          gemeinsame deutsch-österreichische Preis-            eine verursachungsgerechtere Basis gestellt.
                          zone entstanden. In diesem Zusammenhang              Im Zuge des von den TSOs Ende des Jahres
                          forderte ACER ENTSO-E auf, eine Evaluie-             2014 entwickelten Verfahrens erteilten die
                          rung der Gebotszonen in Europa durchzu-              Regulierungsbehörden die Zustimmung, die
                          führen. Der Prozess hierfür wird noch bis in         Berechnungsmethode in eine Testphase
                          das Jahr 2016 reichen. Darüber hinaus hat            überzuführen. Diese beginnt voraussichtlich
                          die Bundesnetzagentur im Rahmen der Er-              Mitte 2015.
                          mittlung des Reservebedarfs für Redispatch
                          nach der Reserve-Kraftwerksverordnung für            NETWORK CODES
                          den Winter 2019/20 ein Szenario mit einer            Die Network Codes sind ein Kernstück des
                          Kapazitätsvergabe an der deutsch-österrei-           dritten Binnenmarktpaketes und sollen die
                          chischen Grenze ermittelt. Für eine allfällige       technische Zusammenarbeit und die Marktin-
                          Entscheidung über eine Kapazitätsvergabe             tegration in Europa verbessern. Im Jahr 2014
                          sind jedenfalls die Vor- und Nachteile der           wurde erstmals ein Network Code (Guideline)
                          unterschiedlichen Varianten vollständig ab-          für den Elektrizitätsbereich im sogenannten
                          zuwägen. Grundsätzlich entsprechen grenz-            „Cross-Border Committee“ der Mitgliedstaa-
                          überschreitende Marktgebiete dem Ziel des            ten beschlossen. Die Guideline zu Kapazitäts-
                          europäischen      Elektrizitätsbinnenmarktes         vergabe und Engpassmanagement wird etwa
                          und den Zielen der Energie-Union-Initiative          Mitte 2015 in Kraft treten und die Engpass-
                          der Europäischen Kommission.                         managementverfahren weiter harmonisieren
                                                                               bzw. effizienter gestalten.
                          REDISPATCH – TSO SECURITY
                          COOPERATION (TSC)                                    Da der Prozess zur Vorbereitung der Codes,
                          Die Kooperation der APG in der TSC-Initiati-         zur Beschlussfassung und zum Inkrafttreten
                          ve, an der sich auch eine große Anzahl von           eine umfassende und detaillierte Zusammen-
                          Übertragungsnetzbetreibern (aus Dänemark,            arbeit zwischen Europäischer Kommission,
                          den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz,          Übertragungsnetzbetreibern und Regulato-
                          Kroatien, Slowenien, Ungarn, Tschechien              ren erfordert, ist es in den vorangegangenen
                          und Polen) beteiligen, wurde weiter verfolgt         Jahren zu Verzögerungen gekommen. Mittler-
                          und intensiviert. Maßgeblich hierfür war die         weile existiert aber eine Reihe von Dokumen-
                          Gründung eines im gemeinsamen Eigentum               ten, deren Beschlussfassung für die kom-
                          der TSOs stehenden Unternehmens. Diese               menden Monate vorgesehen ist. Einerseits
                          positive Entwicklung wurde von einer verbes-         handelt es sich hierbei um Network Codes
                          serten Abstimmung von multilateralen Maß-            zu Netzanschlüssen von Erzeugungsanlagen,

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Verbrauchern und Hochspannungs-Gleich-             Kapazitätsvergabe. Damit ergibt sich für die
strom-Kabelverbindungen, andererseits um           Marktgestaltung in Österreich mittelfristig ein
Network Codes zu Übertragungsnetzbetrieb           entsprechender Umsetzungsbedarf.
und Betriebsplanung und zu langfristiger

Wettbewerb am Großhandelsmarkt
Am Day-ahead-Markt für die Lieferzone              32,76 Euro/MWh an der EPEX kaum einen
Deutschland/Österreich findet der börsliche        merklichen Unterschied aus. Dies war in beiden
Handel sowohl an der EXAA als auch an der          Fällen ein Rückgang von rund 5 Euro/MWh
europäischen Strombörse EPEX Spot statt.           gegenüber dem Vorjahr. Die Peakstunden
Im Jahr 2014 wurden an der österreichischen        bewegten sich 2014 im Mittel um rund
EXAA 7,83 TWh Strom gehandelt, an der EPEX         38 Euro/MWh. Im Vergleich zu den benach-
262,9 TWh für die Handelszone DE-AT bei            barten Marktgebieten war dies etwas günsti-
einem Gesamt-Day-ahead-Handelsvolumen              ger, die Vergleichswerte für Grundlast lagen
von 382 TWh. Während das Handelsvolumen            in Frankreich bei 34,63 Euro/MWh und in der
für die EXAA gleich blieb, konnte die EPEX ihre    Schweiz bei 36,79 Euro/MWh. Abbildung 5
Volumina weiter steigern. An der EXAA wurde        zeigt dabei die Preisentwicklung im Zeitab-
im Jahr 2014 in kleinerem Umfang ebenfalls         lauf, wobei vor allem in den Sommermonaten
ein Grünstrom-Produkt gehandelt, wobei hier,       ein deutlicher Preisrückgang zu beobachten
wie zu erwarten, Aufschläge gegenüber dem          ist. Hauptgründe für die entspannte preisli-
Standardprodukt zu beobachten waren. Im            che Situation waren die Rekord-Einspeisung
September 2014 startete die EXAA zudem             der günstigen Braunkohle und der Erneuerba-
mit dem Viertelstundenhandel, wobei das            ren. Auch die Preise für Emissionszertifikate
Prinzip der Arbitrage-Freiheit gilt, so dass der   lagen im Jahr 2014 durchwegs auf äußerst
Preis für die Stunde immer dem Mittelwert          niedrigem Niveau.
aus den Viertelstunden entspricht. Auch die
EPEX startete im deutschen Intraday-Markt          Deutlich geringer fiel das Volumen am Intra-
einen Viertelstundenhandel.                        day-Markt aus, hier belief sich der Fließhan-
                                                   del für die Lieferzonen AT/DE auf 26,4 TWh,
Da die Preisunterschiede an der EXAA und           allerdings war der Zuwachs gegenüber dem
der EPEX lediglich durch unterschiedliche          Vorjahr mit über 33% beträchtlich. Die Ur-
Preislimits und Auktionszeiten bedingt sind,       sache dafür lag in einer weiteren Zunahme
wiesen die Durchschnittswerte für „Base“           der Einspeisung von fluktuierenden Erneu-
mit 32,90 Euro/MWh an der EXAA und                 erbaren und der Notwendigkeit des kurzfris-

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