Der Cashflow nach DRS 21 als Erfolgs- und Finanzierungskennzahl - Beck eLibrary
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Fallstudie Der Cashflow nach DRS 21 als Erfolgs- und Finanzierungskennzahl Teil 2: Lösung Katja Rade, Yvonne Oertel und Hans-Manfred Niedetzky Prof. Dr. Katja Rade ist Professorin für Beim vereinfachten Brutto-Cashflow wird das Periodener- Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, gebnis um die Abschreibungen und die Zu-/Abnahme der insbesondere Rechnungswesen und Con- Rückstellungen korrigiert (vgl. Tab. 1). Da keine Verände- trolling, an der Hochschule Pforzheim. rungen des Nettoumlaufvermögens enthalten sind, umfasst Bevorzugte Forschungsgebiete: Rech- diese Größe nachhaltige operative Zahlungsströme, die – nungslegung nach Handels- und Steuer- recht, Jahresabschlussanalyse, Kosten- sofern die richtigen Investitionsentscheidungen getroffen rechnung und Controlling. werden – auch auf lange Sicht realisierbar sind. Im Ver- gleich zum Periodenergebnis hat der Brutto-Cashflow häu- fig eine höhere Aussagekraft, weil er um zentrale bilanz- politische Maßnahmen bereinigt ist. Unterschiedliche Prä- missen über die Nutzungsdauern und die Wertminderung Dr. Yvonne Oertel ist bei HeidelbergCe- von Anlagegegenständen oder die Eintrittswahrscheinlich- ment als „Head of Controlling and Pro- cesses“ im Bereich Group Purchasing keit und die Schadenshöhe bei rückstellungspflichtigen tätig. Bevorzugte Forschungsgebiete: Sachverhalten können signifikanten Einfluss auf die Höhe Rechnungslegung nach IFRS, insbeson- des Periodenergebnisses haben. Diese Möglichkeiten zur dere Finanzinstrumente und Sicherungs- „Bilanzkosmetik“ verhindert die Cashflow-Analyse, die beziehungen, Jahresabschlussanalyse gerade im Zeitvergleich objektivere Informationen über und betriebswirtschaftliche Steuerlehre. die tatsächliche Finanz- und Ertragslage eines Unterneh- mens liefern kann. Lösung zum Aufgabenteil a) Prof. Dr. Hans-Manfred Niedetzky ist Pro- fessor für Allgemeine Betriebswirt- schaftslehre und Handelsbetriebslehre Vereinfachter Brutto-Cashflow der Krott AG an der Hochschule Pforzheim. Bevor- (alle Angaben in Mio. €) zugte Forschungsgebiete: Mittelständi- scher Einzelhandel, Rechnungslegung Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 nach Handelsrecht, Jahresabschlussana- Periodenergebnis 1.800 1.600 -3.300 lyse und Börsenwesen. +Abschreibungen/ 2.100 1.400 4.200 -Zuschreibungen +Zunahme/-Abnahme der 500 200 -300 Rückstellungen Die Lösung bezieht sich auf die in WiSt, Nr. 8/2015, =Vereinfachter Brutto- 4.400 3.200 600 S. 473 ff., veröffentlichte Fallstudie. In Teil 2 wird zu- Cashflow nächst der Brutto-Cashflow aus der Kapitalflussrech- Tab. 1: Vereinfachte Brutto-Cashflows der Krott AG nung der Krott AG nach DRS 21 abgeleitet und die Aus- sagefähigkeit gegenüber dem Periodenergebnis auf- Lösung zum Aufgabenteil b) gezeigt. In der Lösung zum Aufgabenteil b) und c) wird die Liquiditäts-, Finanz- und Ertragslage analy- Die aus dem Brutto-Cashflow (4.400 Mio. c) abzuleitende siert und anhand dieser der Wahrheitsgehalt der von sehr positive Ertragslage und das vielversprechende Er- der Krott AG vermittelten Informationen überprüft. folgspotenzial der Krott AG im ersten Jahr entsprechen Stichwörter: Konzern-Kapitalflussrechnung nach DRS 21, den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden. Es wurden hohe Vereinfachter Brutto-Cashflow, (Netto-)Cashflow aus der Rückstellungen und Abschreibungen (2.600 Mio. c) gebil- laufenden Geschäftstätigkeit, Cashflow aus der Inves- det, um den Jahresüberschuss niedriger erscheinen zu las- titionstätigkeit, Cashflow aus der Finanzierungstätig- sen und die Ausschüttungswünsche der Aktionäre zu zü- keit geln. Die überdurchschnittlich gute Ertragslage der Krott AG in der ersten Periode rechtfertigt aus der Finanzper- WiSt Heft 9 · September 2015 533 https://doi.org/10.15358/0340-1650-2015-9-533, am 27.03.2021, 04:47:13 Open Access – - https://www.beck-elibrary.de/agb
Fallstudie spektive auch den Bau des neuen Werks in Südafrika: Da Periode 2: Dramatischer Einbruch der Finanz- und Liqui- der hohe Brutto-Cashflow als Instrument zur Innenfinan- ditätslage durch überproportional steigende Investitions- zierung genutzt werden kann, scheinen die finanziellen Ri- ausgaben und sinkende Cashflows siken (bei einer entsprechend soliden Investitionsplanung) Im zweiten Jahr sinkt der Netto-Cashflow aus der laufen- gering. den Tätigkeit von 3.900 Mio. c auf 2.900 Mio. c. Die stei- Im zweiten Jahr stützt Meyer seinen insgesamt positiven genden Preise für Rohmaterialien und Energie führen zu Bericht über die wirtschaftliche Situation der Krott AG einer signifikanten Verschlechterung des „wahren“ Peri- primär auf das nur leicht gesunkene Periodenergebnis odenergebnisses der Krott AG, was durch niedrigere Ab- (-200 Mio. c). Der von ihm nicht erwähnte starke Rück- schreibungen und Zuführungen zu den Rückstellungen je- gang des Brutto-Cashflows von 4.400 Mio. c auf 3.200 doch nicht ausgewiesen wird. Die im Vergleich zum Plan Mio. c zeigt hingegen, dass das Periodenergebnis durch bi- deutlich gestiegenen Zahlungen für die Fertigstellung des lanzpolitische Maßnahmen höher ausgewiesen wurde, als Werks in Südafrika erhöhen die Investitionen in langfristi- es der tatsächlichen Ertragslage entspricht. Das damit auch ges Anlagevermögen um 95 %. Sie betragen nun mit 6.800 verbundene geringere zukünftige Erfolgspotenzial und die Mio. c fast das Fünffache der Abschreibungen (1.400 Mio. erheblich gestiegenen finanziellen Risiken werden von c) und können nur noch zum Teil (42 %) durch Innenfi- Meyer auf der Hauptversammlung nicht deutlich gemacht. nanzierung gedeckt werden. Die erheblich gestiegenen Der Wahrheitsgehalt seiner Aussagen auf der Hauptver- Auszahlungen für das neue Werk zwingen das Unterneh- sammlung des zweiten Geschäftsjahres ist somit als äu- men in Verbindung mit dem geringeren Netto-Cashflow ßerst gering einzustufen. zur Neubegebung von Anleihen und der Neuaufnahme von Finanzkrediten in Höhe von 4.400 Mio. c. Letztere Im dritten Jahr zeigen sowohl das Periodenergebnis als schlagen sich auch in steigenden Zinszahlungen nieder. auch der stark rückläufige Brutto-Cashflow die extrem Zur Vermeidung einer noch höheren Kreditaufnahme wur- schlechte Ertragslage der Krott AG. Diese Situation des den auch die Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquiva- Unternehmens kann Meyer nicht mehr beschönigen und lente von 500 Mio. c auf 100 Mio. c gesenkt. Die Dividen- legt diese auch offen. denzahlung in Höhe von 300 Mio. c ist in Anbetracht der kritischen Finanz- und Liquiditätslage nicht zu rechtferti- Lösung zum Aufgabenteil c) gen und wäre bei einem Ausweis des tatsächlichen Peri- Periode 1: Solide Finanz- und Ertragslage mit hohem Er- odenergebnisses wohl auch nicht erfolgt. folgspotenzial Periode 3: Offenlegung der Verluste und Versuch der Konsolidierung Der Netto-Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit (3.900 Mio. c) zeigt die sehr gute wirtschaftliche Lage der Im dritten Jahr sinken die Investitionen in langfristiges Krott AG im ersten Jahr. Der im Vergleich zum verein- Vermögen im Vergleich zum Vorjahr, auf ein Mindestni- fachten Brutto-Cashflow niedrigere Wert basiert auf dem veau (2.500 Mio. c), binden jedoch weiterhin alle freien umsatzbedingt steigenden Nettoumlaufvermögen (insb. Mittel. Allerdings erweist sich die Investition in das Werk Forderungen, Vorräte), das mit -600 Mio. c in den Netto- in Südafrika als nicht werthaltig, was sowohl über die ho- Cashflow einfließt. Der Saldo „Ertragsteuern“ ist mit 100 he Sonderabschreibung als auch über die geringe Produk- Mio. c positiv, da der Ertragsteueraufwand in der Periode tivität zu einem hohen Jahresfehlbetrag und zu einer wei- 1 die tatsächliche Ertragsteuerzahlung um 100 Mio. c teren Reduktion des Netto-Cashflows (auf 900 Mio. c) übersteigt. In Verbindung mit den Cashflows aus der In- führt. Das Erfolgspotenzial der Krott AG ist durch diese vestitions- und Finanzierungstätigkeit wird die hervorra- Investition mittel- bis langfristig nachhaltig geschädigt. gende Finanz- und Liquiditätssituation der Krott AG in Pe- Folglich ist die Krott AG gezwungen, weiteres Fremdkapi- riode 1 noch deutlicher: Die Investitionen (3.500 Mio. c) tal (2.600 Mio. c zusätzliche Kredite und Anleihen) aufzu- können vollständig aus dem Netto-Cashflow finanziert nehmen, um die höheren Auszahlungen im Zusammen- werden und die Krott AG ist in der Lage, hohe Dividenden hang mit den Problemen des Werkes in Südafrika auszu- (400 Mio. c) auszuschütten. Die Neuaufnahme von Kredi- gleichen. Dies führt nochmals zu höheren Zinsen und zu ten und Anleihen ist gering, der Cashflow aus der Finan- sehr hohen Zinszahlungen (Anstieg von 200 Mio. c in P1 zierungstätigkeit mit -400 Mio. c negativ. Die daraus ab- auf 1.000 Mio. c in P3). Dividendenzahlungen werden als zuleitende positive Finanz- und Liquiditätslage der Krott Folge dieser schlechten Ertrags- und Finanzlage vollstän- AG verspricht eine solide Finanzierungsbasis für das ge- dig ausgesetzt und in absehbarer Zeit auch nicht mehr auf- plante neue Werk in Südafrika. genommen werden können. 534 WiSt Heft 9 · September 2015 https://doi.org/10.15358/0340-1650-2015-9-533, am 27.03.2021, 04:47:13 Open Access – - https://www.beck-elibrary.de/agb
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