Der entspannte Mensch von Kingston
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Alex Baur über Irina Beller, Franz Klammer über das Lauberhorn Nummer 22 — 28. Mai 2020 – 88. Jahrgang Fr. 9.– (inkl. MwSt.) – Euro 6.90 Der entspannte Mensch von Kingston In der Karibik bei Usain Bolt, dem einst schnellsten Mann der Welt. Von Mark van Huisseling Lockdown, ich liebe dich Schade, dass es mit der Corona-Sperre zu Ende geht. Von Michael Bahnerth Eh re Zoo Frohe Kunde aus Italien nr d W et ire ür tu kto dig ng r A un de lex g Ex-Kommunist und Berlusconi-Freund Giuliano Ferrara r F Rü über die Rückkehr des Dolce Vita. Von Katharina Fontana le be de ls rm au s
Personenkontrolle Berset, Maurer, Portmann, Moret, Stöckli, Pfister, Gutzwiller, Mahrer, Brunner, Brenn, Brotz, Benkö, Infantino, Ceferin, Fasel, Gallera, Tyson, Holyfield Weiss er mehr? FDP-Nationalrat Portmann. Nähe zum Publikum: SRF-Chefredaktor Brenn. Alain Berset, Kommunikationsgenie, liess am Dienstag über verschiedene Medien streuen, er beantrage dem Bundesrat, den Corona-Not- stand zu beenden. Angesichts der stark zurück- gegangenen Infektionszahlen verkauft sich der SP-Gesundheitsminister der Bevölkerung da- mit als Vorreiter in Sachen Aufhebung des Not- rechts. In Tat und Wahrheit gehört er aber zu den Bremsern: Andere Bundesräte, allen voran Finanzminister Ueli Maurer (SVP), wollen die «ausserordentliche Lage» sofort beenden. (fsc) Hans-Peter Portmann, Orakel, könnte viel- «War toll»: CVP-Präsident Pfister. leicht Licht in die ominöse «illegale Party» brin- gen, die manche Parlamentarier laut Blick am Abschlussabend der vergangenen Corona-Son- dersession in Bern gefeiert haben sollen. Bis- lang stritten alle befragten Politiker Kenntnisse über eine solche Feier ab. Auch der Blick ver folgte das pikante Thema nicht weiter. Jetzt giesst Portmann, Zürcher FDP-Nationalrat, Öl ins Feuer. Auf Twitter schwadroniert er mit drei Wochen Verspätung: «Die Blick-Redaktion weiss genau, welche Fraktion inkl. Präsident zum Abschluss auf der Terrasse eng zusammen gefeiert hat. Man will es aber mit dieser Partei Abfuhr: Politikerin Mahrer, Grüne. Zurück in den Ring: Box-Idol Tyson. nicht verscherzen.» Auf Anfrage der Weltwoche führt Portmann seine ominöse Andeutung Gutzwiller, alt Ständerat der Zürcher FDP. Er letzten Wochen hat sich der SRF-Chefredaktor nicht weiter aus; in der Blick-Geschichte war je- empfahl mit «Ozark» eine Netflix-Serie, die gleich dreimal ans Publikum gewandt, um denfalls nicht von der Terrasse die Rede, son- sich um das Thema Geldwäsche dreht. (fsc) wortreich abzustreiten, dass seine Sender in dern von der Beiz «Henris» auf dem Gelände der Corona-Lage behördenfreundlich – um der Bernexpo. Klar ist nur: Am Ende der Session Anne Mahrer, Klimaklägerin, hat beim Bun- nicht zu sagen: staatsnah – berichten. Zuerst kam es zu feierartigen Szenen. Genau solche desgericht kein Gehör gefunden. Die ehemalige meldete sich Brenn per Social-Media-Video. hatten Nationalratspräsidentin Isabelle Moret grüne Genfer Nationalrätin und Co-Präsiden- Dann liess er sich in der «Arena» von seinem (FDP) und Ständeratspräsident Hans Stöckli tin des Vereins der Klimaseniorinnen hatte zu- Angestellten Sandro Brotz interviewen. Und verhindern wollen, indem sie anfangs versuch- sammen mit ihren Mitstreiterinnen, zu denen schliesslich, aller guten Dinge sind drei, folgte ten, Alkohol vom Gelände zu verbannen. Ent- auch die SP-Ikone Christiane Brunner zählt, abermals eine Videoschalte in die sozialen sprechend gespannt darf man auf die reguläre beim höchsten Gericht gegen den Bundesrat Medien. Das ging sogar Thomas Benkö, dem Sommersession sein, die nächste Woche wiede- geklagt und verlangt, dass dieser schärfere stellvertretenden Chefredaktor von Blick.ch, rum in der Bernexpo beginnt. (fsc) Klimaschutzmassnahmen ergreifen müsse. über die Hutschnur. Er empfahl Brenn, ein Frauen ab 75 Jahren seien von der Erderwär- paar kritische Interviews mit Bundesräten zu Gerhard Pfister, Netflix-Freund, schätzt offen- mung besonders betroffen und hätten in Hitze- bringen, anstatt «hier ständig rumzunölen». sichtlich nicht nur die aktive Rolle als Gestalter sommern ein deutlich erhöhtes Mortalitäts Mit der Lupe suchen muss man kritische der Schweizer Politik. Gelegentlich zieht sich risiko, weshalb der Staat sie schützen müsse. Bundesratsinterviews indes auch in Benkös ei- der CVP-Präsident auch gerne in die Zuschauer- Das Bundesgericht findet das Anliegen der Kli- genem Presseorgan. (fsc) ränge von Netflix zurück, einem Übertragungs- maseniorinnen zwar «gut begreiflich», gleich- dienst für Filme und Serien. Die viele Corona- wohl seien ältere Frauen nicht derart in ihrem Gianni Infantino, Vielflieger, hatte bei einem Zeit stellte Pfister am letzten Mittwoch vor die Recht auf Leben berührt, dass man ihre Be- Besuch im südamerikanischen Kleinstaat Su- Qual der Wahl: «Bin mit ‹Better Call Saul› schwerde gutheissen könne. (fon) rinam plötzlich Sehnsucht nach der Schweizer durch. War toll. What’s next on Netflix? Empfeh- Heimat. Und weil der Fifa-Obmann auf den ge- lungen willkommen», fragte Pfister seine Ge- Tristan Brenn, Dementi-König, missfällt die buchten Linienflug 24 Stunden hätte warten folgschaft auf Twitter. Ein Herz fasste sich Felix Kritik am Schweizer Fernsehen SRF. In den müssen, gönnte er sich den Rücktransfer im Pri- 12 Weltwoche Nr. 22.20 Bilder: (3) Keystone (Alessandro della Valle, Peter Schneider, Gaetan Bally), Oscar Alessio (SRF, Keystone) James Gilbert (Getty Images)
vatjet – zu Kosten im sechsstelligen Bereich. Be- gründung für den überstürzten Abflug: ein Nachruf Treffen mit Uefa-Präsident Alexander Ceferin. Gemäss der Süddeutschen Zeitung war dies aber und Politikern, der Gewaltenteilung und frei erfunden. Ceferin befand sich zu diesem den politischen Institutionen, der Defizit- Zeitpunkt in Armenien. Die Fifa beantwortet neigung staatlicher Entscheidungsträger die Vorwürfe mit einem Communiqué, betont, oder der Armutsbekämpfung und Migrati- dass alles rechtens sei – und kann sich dabei onspolitik. Er wird speziell für seine gros durchaus auf Erfahrungswerte stützen: dass sen Verdienste bei der Entwicklung und sich im Fifa-Komplex die Hauptdarsteller nicht Etablierung der modernen politischen mehr daran erinnern können, mit wem sie Ökonomik in Erinnerung bleiben. wann und wo abgemacht haben, ist ein mittler- Der in Italien geborene Alesina war für weile bekanntes Phänomen. (tre) seinen lebendigen und humorvollen Dis- kussionsstil ebenso wie für sein wohlwoll- René Fasel, Wandersmann, hätte eigentlich endes, aber forderndes Engagement für am vergangenen Sonntag den WM-Final im junge Forscher bekannt. Während meines Zürcher Hallenstadion verfolgen sollen. Nach Doktorats durfte ich dies als Gaststudent Absage des Turniers verbrachte der Präsident direkt e rfahren: Nachdem ich mich ein hal- des Internationalen Eishockey-Verbandes den Inspirationsquelle und Mentor. bes Semester nicht in seiner Sprechstunde Tag mit einem Ausflug in die Berge und da- in Harvard hatte blicken lassen, fragte er nach mit seinen Söhnen in der Sauna. Die Alberto Alesina (1957–2020) _ Alberto über eine Studienkollegin nach, wo ich Gedanken an den stornierten Saisonhöhe- Alesina war als Professor für Volkswirt- denn bliebe und ob alles in Ordnung sei. punkt schob er weit von sich: «Man soll nicht schaftslehre an der Harvard-Universität Oder als ich gegen Ende des Forschungs über Dinge lamentieren, an denen sich nichts einem breiteren Publikum bekannt als aufenthaltes noch ein paar Wochen Urlaub ändern lässt.» Das Coronavirus besitzt für den kritische Stimme in der letzten grossen eingeplant hatte: Alesina liess mich wissen, siebzigjährigen Freiburger, der nach 26 Jahren Schuldenkrise. Er zeigte auf, dass zur Ein- dass der Fortschritt meines Forschungs- seinen Rücktritt geben will, aber auch eine dämmung der Neuverschuldung Ausga- projekts noch keinen Urlaub zuliesse. Der amtsverlängernde Wirkung. Weil der Wahl- benkürzungen grosse Vorteile gegenüber Urlaub musste warten. Alesina stand für kongress in St. Petersburg von Ende Septem- Steuererhöhungen bringen. Ihn einfach als Pioniergeist, g rosses Arbeitsethos und ein ber kaum durchgeführt werden kann, dürfte bekannten Experten für Austeritätspolitik Gespür für die wichtigen Fragen, aber auch Fasel ein weiteres Jahr an der Spitze des zu bezeichnen, greift aber viel zu kurz. Ale- für Herzlichkeit, Nachsicht und etwas Verbandes bleiben. Der entsprechende Ent- sina hat viele Forschungsfelder nachhaltig Klatsch. scheid soll via Videokonferenz am 24. Juni geprägt. Er war Inspirationsquelle, Mentor und gefällt werden. (tre) Seine intellektuelle Neugier und Krea Antrieb für viele heute führende Wissen- tivität spiegeln sich in der thematischen schaftlerinnen und Wissenschaftler. Privat Giulio Gallera, Geistesblitz, beeindruckt mit Vielfalt seiner Forschung. Er befasste sich war er begeisterter Wanderer, Bergsteiger seiner Fähigkeit, komplizierte Dinge radikal beispielsweise mit der Unabhängigkeit und Wintersportler. Am 23. Mai ist er wäh- zu vereinfachen. Der Gesundheitsminister der von Zentralbanken, dem Einfluss der rend e iner gemeinsamen Wanderung mit von der Corona-Pandemie besonders schlimm Einkommens verteilung auf Politik und seiner Frau Susan mit 63 Jahren an einem getroffenen Region Lombardei erklärte seinen Wachstum, dem Verhalten von Wählern Herzversagen verstorben. Mark Schelker Landsleuten, dass die Reproduktionszahl auch in Norditalien erfreulicherweise gesun- ken sei und inzwischen bei 0,5 liege. Das sei positiv, denn betrage die Reproduktionszahl 1, stecke ein Infizierter eine weitere Person an. Die Zahl 0,5 bedeute also, «dass ich nur infi- ziert werde, wenn ich im selben Moment auf zwei infizierte Personen treffe. So einfach ist es nicht, gleichzeitig zwei Infizierte zu finden, um infiziert zu werden.» Bei diesem geballten Fachwissen ihres Gesundheitsministers dür- fen die Lombarden den nächsten epidemiolo- gischen Herausforderungen zuversichtlich entgegensehen. (fon) Mike Tyson, Box-Opa, will wieder in den Ring steigen. Der 53-Jährige erwägt derzeit offenbar das Angebot eines Promoters, der ihm mehr als zwanzig Millionen Dollar zahlen will. Tysons letzter Kampf, eine Niederlage, liegt schon fünfzehn Jahre zurück. Da ist es vielleicht ganz gut, dass sein möglicher nächster Gegner ebenfalls nahe am Rentenalter ist: Evander Holyfield – 57 Jahre. (ky) Weltwoche Nr. 22.20 Bild: laif 13
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