Der Umgang mit Corona Übergänge Rückblick auf Weihnachten 1/2021 - Hospizverein Kassel
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2 3 Editorial Corona im Hospiz Corona- Impfung im Hospiz Testen, testen, testen! Liebe Leserinnen und Leser, Selbstbestimmung im Urteil des BVG, den Anselm, Corona ist allgegenwärtig, ob in den Nachrichten, in Karle und Lilie sich unkritisch zu eigen machen wür- den Einrichtungen oder auch beim Einkaufen. Im De- es gibt ein Leben neben und den. Darbrock und Huber weisen darauf hin, dass der zember kam dann endlich die erfreuliche Nachricht, vor allem nach Corona. Begriff Selbstbestimmung im Grundgesetz nicht vor- dass es einen Impfstoff gegen das Coronavirus SARS- Dazu gehört im Blick auf kommt und nur über die Verbindung des Art. 2 GG CoV-2 geben soll. Ende Dezember sollte es dann für unsere hospizlich-palliative (Entfaltung der Persönlichkeit) mit Art. 1 GG (Unan- die stationären Pflegeeinrichtungen losgehen. Wir im Arbeit die erneute Debatte tastbarkeit der Menschenwürde) als Kombinations- Hospiz Kassel haben dann am 25. Januar 2021 unsere um den ärztlich assistierten grundrecht konstruiert werde. Dadurch erfahre dann erste Impfung im Hospiz erhalten. Zu uns kam ein mo- Suizid, ausgelöst durch das die Selbstbestimmung keinerlei Einschränkung mehr biles Impfteam, welches aus Mitarbeitern des Gesund- Urteil des Bundesverfas- und das Gericht könne dann sogar von „autonomer heitsamtes und unserer kooperierenden Hausarztpraxis sungsgerichts vom 26. Fe- Selbstbestimmung“ sprechen. Diese Absolutsetzung Dr. Klonk bestand. Um 9 Uhr rückte ein Bus mit den bruar 2020. Ich habe darauf stellen sie in Frage und weisen darauf hin, dass nach Mitarbeitenden vom Gesundheitsamt an. Sie nahmen in meinem letzten Editorial biblisch-christlicher Tradition Selbstbestimmung immer unseren Wintergarten und die Verwaltungsbüros in An- links bereits ausführlich hingewie- zusammengedacht wird mit der Sozialität des Men- spruch: ein Raum für die Verwaltung, ein Raum zur In voller Rüstung: sen. Mittlerweile wird die schen, was zu einer Begrenzung der Selbstbestimmung Aufbereitung des Impfstoffs und ein Raum zum Imp- Christina Günther Debatte lebhafter und kon- führe. Darbrock und Huber lehnen Suizidassistenz als fen. In kurzen Abständen wurden haupt- und ehren- troverser. Drei namhafte Theologen (Reiner Anselm, „erweiterte Kasualpraxis“ ab. Der Grenzfall dürfe nicht amtliche Mitarbeiter/innen geimpft. Alles verlief ohne Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwor- zum Regelfall werden. Der Gesetzgeber sei aufgerufen, Komplikationen. Außer kleinen Nebenwirkungen ha- tung der EKD und Prof. für Theologische Ethik an der bei der künftigen Ausgestaltung des Gesetzes eine ben alle die erste Impfung gut überstanden. Die zweite LMU München; Isolde Karle, Prof. für Praktische Schutzklausel gegen eine Pflicht freier Träger zur regel- Impfung hat am 15. Februar 2021 im Hospiz Kassel Theologie an der Ruhr-Universität Bochum; Ulrich Li- mäßigen Gewährleistung von Suizidassistenz zu berück- stattgefunden. lie, Präsident der Diakonie Deutschland) haben sich in sichtigen. Wir sind sehr dankbar, dass wir im Hospiz mitbedacht der FAZ vom 10. Januar 2021 dafür ausgesprochen, in wurden und nun ein wenig beruhigter in unseren Tag kirchlich-diakonischen Einrichtungen „neben einer Mittlerweile liegt ein erster interfraktioneller Gesetzent- starten können. bestmöglichen medizinischen und pflegerischen Ver- wurf vor. Die Debatte wird im Blick auf die bevorste- sorgung auch bestmögliche Rahmenbedingungen für hende Bundestagswahl alsbald Ergebnisse zeitigen. Un- Christina Günther eine Wahrung der Selbstbestimmung bereitzustellen“, ser Herbstforum (22. September 2021) wird sich mit Leitung Hospiz Kassel konkreter dann „abgesicherte Möglichkeiten eines as- dem Thema beschäftigen. sistierten Suizids … anzubieten oder zumindest zuzulas- sen und zu begleiten“. Dies hat insbesondere in den In der Hoffnung, dass wir uns irgendwann in diesem Mitgliedseinrichtungen und diakonischen Fachverbän- Jahr wieder real begegnen können, grüße ich Sie herz- den zu erheblicher Unruhe geführt und wird dort inten- lich als Ihr siv diskutiert. Worum es geht, macht eine kritische Re- plik auf die Position der drei genannten Theologen ebenfalls in der FAZ vom 25. Februar 2021 deutlich, die von nicht weniger renommierten Theologen stammt, nämlich von Peter Darbrock (Prof. für Syste- Dr. Eberhard Schwarz matische Theologie an der Universität Erlangen-Nürn- OLKR Landespfarrer für Diakonie i. R. berg und von 2016–2020 Vorsitzender des Deutschen Vorsitzender des Hospizvereins Kassel e. V. Ethikrates) und Wolfgang Huber (Prof. für Systemati- sche Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, von 1994 bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Titelbild links unten Frau Dr. Klonk, Christina Günther und Mitte Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und von Krokusse im Garten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes (von links) Herma Bergbauer, Friederike Höppner, Konrad Wittig, 2003 bis 2009 Ratsvorsitzender der EKD). Sie kritisie- rechts unten Janina Meier, Heike Trauernicht und Heike Irmgard Birkholz, Janina Meier, Heike Trauernicht (von links) ren insbesondere die Absolutsetzung des Begriffs der Hunold (von links)
4 5 Auf dass wir uns wiedersehen… Übergang 100. Schnelltest im Hospiz Ein Erfahrungsbericht aus dem Hospiz Ein Abschied vom Hospiz Seit letztem Jahr sind wir als Einrichtung verpflichtet, Hmmm, wo fange denn diese waren in diesen dichten Momenten oft un- Nicht nur der Tod ist ein Übergang. Das merke ich ge- unsere Mitarbeiter mit einem Antigen-Schnelltest auf ich an? Vielleicht nötig – im „normalen und gesunden“ Leben eigentlich rade jetzt, wenn ich plötzlich darin stecke und noch eine mögliche Corona-Infektion zu testen. Wir haben mit einer kurzen fast banale Dinge – in diesem Bereich zwischen Him- einmal die Erfahrung eines Übergangs in meinem Le- es schon schwer genug, dachten wir uns, und wollten Vorstellung meiner- mel und Erde jedoch etwas, das im wahrsten Sinn des ben mache. Aber die Erfahrung des Übergangs in den dem oder der 100. Getesteten eine Freude machen. seits: Mein Name ist Wortes „unbeschreibbare Geschenke“, ich möchte für Tod hat mich immer fasziniert und angezogen. Das Am 20. Januar war es dann soweit. Martina Schäfer, Daniela Gross, ich mich sagen: eine Gnade waren und sind. In diesen viel- Mysterium, das darin steckt. Die Universalität und die unsere Musiktherapeutin, wurde als 100. Person im bin 45 Jahre alt, leicht emotionalsten, schmerzhaftesten, schwierigsten, Unvermeidbarkeit. Da muss es doch einen Sinn geben, Hospiz getestet. Aus diesem Anlass gab es eine Flasche habe einige Berufs- intimsten und längsten Tagen und Stunden im Leben etwas, was das gelebte Leben in sich trägt und diesem Glühwein und etwas Süßes. Martina Schäfer hat sich ausbildungen hinter eines Menschen, eben diesen Menschen und auch sei- gerecht wird. Etwas, vor dem wir uns nicht fürchten sehr gefreut und das Ganze brachte eine Abwechslung mir und in verschie- ne Angehörigen ein kleines Stück begleiten zu dürfen, müssen, da bin ich sicher. in den Corona-Alltag. denen Bereichen ge- ihnen beistehen zu dürfen – die Erinnerung daran ruft arbeitet – aber mei- wieder in mir das Gefühl einer unendlich großen Dank- Nach acht Jahren an der Bettseite von unzähligen Ster- Christina Günther ne „Berufung“ barkeit und auch Ehrfurcht hervor. benden habe ich trotzdem keine klare Antwort gefun- Leitung Hospiz Kassel empfinde ich in der Und besonders dankbar bin ich auch, dass ich im Früh- den; nur der sichere Wandel der bei jedem anders „Sorge“, genauer ge- jahr nicht kommen konnte, wie es damals geplant war. kommt und physisch doch gemeinsame Zeichen setzt. sagt in der „Seelsor- Ich glaube daran, dass Dinge so kommen, wie sie kom- Und ich habe für mich darin die Überzeugung be- ge“ (am Anfang habe ich das Fach mit dem „Guten men sollen – und so durfte ich in den ersten vier Wo- wahrt, dass dieser Wandel eine Chance zur bewussten Hirten“ studiert) und in der „Tiersorge“ (nach dem chen eine besondere Freundschaft mit einer sterben- Auseinandersetzung, zu Rückblick und Verstehen in „Guten-Hirten-Studium“ wurde ich selbst ganz prak- den jungen Frau aufbauen. Ich hoffe sehr, dass ich ihr sich birgt, die Chance zu Verbindung und Versöhnung. tisch auch „gute Hirtin“ mit 400 Schafen). Ich lebe seit „guttat“ und dass ich ihr die letzten Tage und den Ab- Und auch der vorsichtige Blick nach vorne: Was 21 Jahren auf Island, mit meinen beiden Söhnen und schied ein wenig „ertragbarer“ machen konnte. kommt wohl? Wie begegne ich dem, wenn mein Ich ins deren sehr nettem Vater in der Nähe. Und hier habe Meine Idee zu Beginn war es, die Hospizarbeit in mög- Schwanken kommt? ich die letzten sechs Jahre zuletzt als Heilpädagogin mit lichst breiter Palette kennenzulernen. Aufgrund der Hund gearbeitet. Seit einigen Jahren beschäftigte mich doch relativ kurzen Zeit war es jedoch irgendwie nur Diese Aufgaben lassen sich angehen, wenn der der Gedanke, einmal näher in die Hospizarbeit hinein- ein „Hineinschnuppern“ – aber genug, dass ich den Schmerz und das Leiden durch die medizinische und zugucken. Dank meines Freundes Jan Uhlenbrock kam Traum weiterhin im Kopf habe, ein Hospiz hier auf Is- pflegerische Palliation reduziert ist. Nicht jeder nutzt ich in Kontakt mit Christina Günther. Als der erste An- land zu gründen, was es so noch nicht wirklich gibt. diese Chance, was mich immer wieder erstaunt, aber Martina Schäfer lauf im Frühling dieses Jahres „dank Corona“ (mehr zu Mit Düften und Tieren. (links) diesem „Dank“ später!) nicht klappte, konnte ich dann Jeder und jede, mit denen ich Kontakt hatte – ob Eh- und Maria Ates relativ spontan im Oktober meinen Dienst in der gro- renamtliche, Pflegepersonal, Leitungspersonal und Rei- Geschenktisch für die scheidende Merete Longfors ßen und sehr netten Riege der Ehrenamtlichen antre- nigungskraft, Musiktherapeutin, Ärzte, Gäste und ten. Geplant waren anfangs zwei Wochen – dann woll- Angehörige – haben mich freundlich und offen aufge- ten wir weitersehen, inwieweit ich sozusagen in „das nommen und mir auch hoffentlich schon verziehen, Gedicht große Ganze“ hineinpasste, ob ich eventuell länger blie- wenn ich mal, aus Unwissenheit, nicht deren Erwartun- be. Aus diesen zwei Wochen wurden dann ganze acht gen und Anforderungen entsprochen habe. Die Nacht wird nicht ewig dauern. – leider mit zwei Wochen Quarantäne dazwischen. Ich danke allen, die ich kennenlernen durfte, für alle Es wird nicht finster bleiben. Freundlichkeit und Herzlichkeit und für eure Offenheit. Die Tage, von denen wir sagen: Sie gefallen uns Berührungsängste hatte ich keine, ich wollte einfach Und um es mit den Worten zu sagen, die mir im Hos- nicht! werden nicht die letzten Tage sein. nur helfen, mit da sein, den Gästen ihre letzte Zeit auf piz in einem ganz neuen, hellen und mutmachenden Wir schauen durch sie hindurch vorwärts auf ein Erden so angenehm machen, wie das mit meinen doch Licht meines Glaubens aufgegangen sind, die ich voller Licht, zu dem wir jetzt schon gehören und das uns recht begrenzten Möglichkeiten eben ging. Ich war ein- Hoffnung und Zuversicht und ganz ernst gemeint sage: nicht loslassen wird. fach nur ich und versuchte, mich ein Stück weit zu ver- „Auf dass wir uns wiedersehen“ – ob hier oder bei Gott! Helmut Gollwitzer schenken: Ein Lächeln oder die Annahme meines An- Evangelischer Theologe 1908–1993 gebotes, ein wenig Zeit miteinander zu verbringen, Daniela Gross Nähe zu geben und zu spüren, oft auch ohne Worte, Praktikantin im Hospiz Kassel
6 7 Begleitung während der Pandemie ich denke, es ist unsere größte Aufgabe, dies zu ermög- Obwohl die Corona-Pandemie anhaltende Einschrän- ich den Begleiteten oder ihren Angehörigen kommen, jedoch vor allem vermisst, ist das Gefühl der Unbe- lichen. „Einen Raum dafür zu halten“, nennen wir es in kungen erfordert, durften die Ehrenamtlichen des Hos- um meine Aufgabe zu erfüllen, doch die Corona-Re- schwertheit. Jede Aktivität plant er im Vorfeld, über- unseren Leitlinien im Hospiz. In allem Respekt für die pizvereins Kassel e. V. Sterbende und ihre Angehörigen geln zu beachten?“, erinnert sich der Ehrenamtliche. legt, ob sie nötig ist, Corona-konform. Trotzdem: Eigenart und den Wert jedes Menschen. Hierfür begleiten – sowohl im Hospiz als auch ambulant. Doch Dieses Gefühl der Unsicherheit hat er auch bei seinem „Auch wenn ich mich für ein persönliches Treffen ent- braucht es ein starkes Pflegeteam, multiprofessionelle hat sich die Begleitung im einjährigen Geschehen ver- Gegenüber oft wahrgenommen. Er ist jedoch über- scheide, begleitet mich oft ein ungutes Gefühl“, erzählt Zusammenarbeit und ehrenamtlichen Einsatz. ändert? Zwei Ehrenamtliche erzählen. zeugt: Mit Corona hat das nicht zwingend etwas zu tun. er. Um seinem Alltag weiter Struktur zu geben, hat er „Von meinem Gefühl her haben sich die Umstände „Die Menschen, die wir begleiten, sind beim ersten einen neuen Job angenommen – und verabredet sich Immer wieder erlebe ich das Geschenk, genau dann zwar geändert. Für die Begleiteten spielt Corona aber Kontakt generell oft nervös.“ Um ein Gespür dafür zu mit Freunden online. Von digitalen Treffen ist er inzwi- dem Gast nahe zu sein, wenn die innere Öffnung pas- keine Rolle.“ Wenn die Ehrenamtliche Karla Wagner ihr entwickeln, wie es am besten passt, hilft eine Portion schen positiv überrascht. „Wir können auch online zu- siert und der Zugang genehmigt wird. Wenn Vertrauen Fazit von einem Jahr Pandemie zieht, klingt ihre Stimme Menschenkenntnis. sammenwachsen, offen sein“, findet Lucca Herbst, entstanden ist durch viele andere Tätigkeiten und Mo- fest und ruhig im Gedanken an die Gäste, die sie bei „und im Sommer wird es sicher wieder leichter.“ mente der Begegnung. Darum geht es in der hospizli- ihren Schichten im Hospiz unterstützt. Seit 2018 ist Kar- Maske verdeckt Gesicht chen Sterbebegleitung. Die kleinen und großen Licht- la Wagner im Dienst. Sie und ihre ehrenamtlichen Mit- Während seines Praktikums hat Lucca Herbst bei den Corona ändert nicht alles blicke des Fühlens, der Einsicht und der Dankbarkeit, streiter*innen sind froh, dass sie auch jetzt tätig sein Ehrenamtlichen oft Unsicherheiten im Hinblick auf die Für Karla Wagner sind es ebenfalls die Freunde, die ihr welche die innere Stärke freisetzen und dem Menschen dürfen. Selbstverständlich ist das nicht: Zwei Monate Maske wahrgenommen. Sie verdeckt einen wesentli- Kraft geben. Sie trifft sich mit ihnen draußen, wenn es ein bisschen neuen Mut auf seinem Weg mitgeben. So lang im Jahr 2020 war an ein Engagement nicht zu den- chen Teil des Gesichts. Den Begleiteten erschwert dies möglich ist, geht mit Hund Charli spazieren. Die Hos- werden auch die kleinsten Zuwendungen ein Akt der ken. Zu unsicher und ungewiss war die Situation. die Deutung der Mimik – und schafft Distanz. Doch pizarbeit und die ambulante Begleitung sind Aufgaben, Liebe. Das ist es, glaube ich, was uns alle treibt und was auch die Frage, ob die Hand des Begleiteten ergriffen die ihren Alltag auf besondere Weise bereichern – und uns auch die Kraft gibt, weiterzumachen. Sterbesituation bleibt werden dürfte, belastete viele Freiwillige. Was fehlt, ist ihr das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun. Denn „Natürlich ist die Lage weiter angespannt. Doch wir der uneingeschränkte persönliche Austausch – bei den dass die betroffenen Familien Hilfe brauchen, steht au- Ich lasse gerade vieles hinter mir, unglaublich starke entdecken immer neue Möglichkeiten, um die tägli- Reflektionstreffen, der Supervision, dem Programm ßer Frage. Die Ehrenamtlichen bieten ihnen Lebens- Jahre als Palliativ Care Pflegefachkraft im Hospiz Kas- chen Abläufe zu bestreiten“, stellt Karla Wagner fest. „17 & wir“. Wo sich sonst die Ehrenamtlichen begeg- qualität, emotionale Unterstützung, die im Alltag von sel. Eingebunden in kollegiales und persönliches Mit- Darüber ist sie erleichtert; die Begleiteten oder deren nen, um Antworten auf Fragen zu finden, gibt es jetzt Sterbenden oftmals zu kurz kommen. Ihren Dienst in einander, auch in schweren Zeiten, in das haupt- und Angehörige treffen die Kontaktbeschränkungen oft be- ein Hindernis: Kontaktbeschränkungen. dieser Zeit zu pausieren, kommt für Karla Wagner da- ehrenamtliche Team. Da ist viel Dankbarkeit. Ich habe sonders schwer. Für die moralische Unterstützung sind her nicht in Frage: „Die Situation der Betroffenen ist gelernt, wir brauchen einander, und wir brauchen Le- sie daher dankbar. Diese Erfahrung hat die 59-Jährige Die Unbeschwertheit fehlt unabhängig von der Pandemie. Ihr Wunsch, dass wir ben, um dem Sterben zu begegnen. Ich freue mich, sowohl im Hospiz als auch in der ambulanten Beglei- Gerade in diesen Zeiten ist es von Bedeutung, in Kon- sie auf ihrem Weg begleiten, besteht weiter. Ja, durch nach vorne zu schauen und zu wissen, dass ich dies tung gemacht. Neben Handschuhen finden sich jetzt takt zu bleiben. Lucca Herbst ist sich dessen bewusst. Corona ändert sich vieles; aber nicht alles.“ auch in meiner neuen Rolle als Koordinatorin zu Guns- stets auch Maske und Desinfektionsmittel im Gepäck. Dem Studenten der Sozialen Arbeit fehlen viele Kleinig- ten der Patienten fördern darf. Als Belastung empfindet sie die Maske nicht – im Ge- keiten: an die Universität zu gehen, mit Kommilitonen Denise Gundlach genteil: Durch die Pandemie sind die Ehrenamtlichen einen Kaffee zu holen, in der Mensa zu essen. Was er Ehrenamtl. Hospizbegleiterin im ambulanten Bereich sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hospizes, Merete Longfors die eine intensive und herzliche Beziehung verbindet, Ehem. Palliativ Care Pflegefachkraft im Hospiz Kassel noch enger zusammengerückt – trotz des Abstandes und der Maske, die sie tragen. Beim Erstkontakt nervös Dass die Situation für Sterbende und ihre Angehörigen auch ohne Corona drastisch ist, findet ebenfalls Lucca Herbst. Der 23-Jährige hat im Jahr 2020 den Vorberei- tungskurs für Sterbebegleiter besucht. Während seines Praktikums im Hospizverein, das er zwischen Mitte April und Ende September 2020 absolvierte, übernahm er Notfalleinsätze und Vertretungen. Eine Hürde war für ihn stets die erste Kontaktaufnahme. „Wie nah darf
8 9 Eine neue Koordinatorin: Ein Abschiedgruß Ein neuer Praktikant: Merete Longfors der Koordinatorin (Ul)Rike Zens Andris Potthoff Ich bin 52 Jahre alt, in Dä- Liebe dem Hospizverein verbundenen Menschen, en Zuhause zu machen. Ab Ostern werden wir in Ber- Bis vor gut einem nemark geboren und nahe kenthin – der „Perle am Elbe-Lübeck-Kanal“ – leben. Jahr hatte ich zu der deutschen Grenze auf- ich möchte die Gelegenheit hier nutzen, um mich von Dies ist ein kleines Dorf, in das wir uns von Anfang an den Bereichen gewachsen. Da hatte ich Ihnen zu verabschieden. Hinter uns allen liegt ein be- verliebt haben – nicht zuletzt aufgrund des aktiven Sterbe- und Trauer- früh Kontakt zur deutschen wegendes Jahr 2020 und auch dieses neue Jahr hat bis- Dorflebens dort. Wir haben erste freundschaftliche begleitung, Hos- Minderheit. Ich habe meine her noch nicht in vielen Bereichen Erleichterung ge- Bande geknüpft und nun ein altes Haus gekauft. Mein pizarbeit und auch Ausbildung zur Kranken- bracht. Sohn und ich können dann unkompliziert auf dem Rat- generell der letzten schwester in Kopenhagen Ende März letzten Jahres ist meine Mutter verstorben, zeburger See unserer Segelleidenschaft frönen und mei- Phase des Lebens gemacht und viele Jahre im die ich vor 3 Jahren nach Kassel zu meiner Familie ge- ne Tochter kann im naheliegenden Badesee ihr See- wenig Kontakt. Es Krankenhaus gearbeitet. Ich holt hatte. Ihr dann doch unerwartet rascher Tod war pferdchen machen. gibt bei mir in der bin evangelisch, wurde mit für mich und meine Angehörigen ein tiefer Einschnitt, Wir sind selbst zwischendurch verblüfft, wie schnell wir Heimat zwar ein 35 getauft und war fünfmal den es erstmal zu verarbeiten galt. unser Leben gänzlich auf den Kopf stellen und etwas Hospiz in der in Taize. Acht Jahre lebte ich Neues wagen. Aber wir alle freuen uns darauf … und es Stadt, aber außer in Norwegen und bin seit Nicht zuletzt hat die ganze Pandemiesituation meinen fühlt sich gut und richtig an. dass dort Men- 2009 in Deutschland. Die Mann und mich dann in schier unüberwindliche Be- schen wohnen, Liebe hat mich hierher gezo- treuungsproblematiken in Bezug auf unsere eigentlich Genau das wünsche ich Ihnen allen von ganzem Her- welche nicht mehr gen, inzwischen bin ich Single und eingebürgert, lebe den Kindergarten und die Grundschule besuchenden zen: Dass Sie trotz der herausfordernden Umstände et- lange leben, wuss- in Kirchditmold. Ich habe einen 31-jährigen Sohn in Kinder gestürzt. Ich habe mich völlig zerrissen zwi- was finden, worauf Sie sich freuen können. Und dass te ich früher sehr Kopenhagen, Vater und Bruder mit Familie in Jylland schen verschiedensten Anforderungen gefühlt. Schließ- Ihnen das die Kraft gibt, diese Krise zu meistern. Und wenig darüber. In und fahre öfters noch hin. Palliativ Care Fachkraft bin lich habe ich die Entscheidung zur Kündigung meiner falls auch Sie den Norden lieben: Ich freue mich auf meinem Umfeld ich seit 2011, da habe ich noch im Christopherus-Hos- hauptamtlichen Tätigkeit beim Hospizverein getroffen. Begegnungen und hoffe, dass sie bald wieder möglich war dieser Bereich zwar meiner Meinung nach auch piz in München gearbeitet. Ich war seit Juni 2013 im Das war eine Entscheidung, die mir wahrlich nicht sein werden. kein Tabuthema, aber wirklich darüber geredet wurde Hospiz Kassel tätig und habe am 1. März 2021 im Hos- leicht gefallen ist. Geben Sie gut auf sich Acht und bleiben Sie gesund! wenig und selten. In diesem Sinne bin ich froh, dass ich pizverein als Koordinatorin begonnen. Bei den meisten unserer ehrenamtlich engagierten Per- Mit herzlichen Grüßen, mich für das Studium der Sozialen Arbeit in Kassel ent- sonen konnte ich mich immerhin per E-Mail bedanken, schieden habe und dadurch auf das Seminar gestoßen Merete Lonfors auch wenn das nicht meine favorisierte Variante war. (Ul-)Rike Zens bin, welches die Themen Hospizarbeit und Soziale Ar- Koordinatorin des Hospizvereins Kassel e. V. Bedanken für viele einprägsame Momente in den letz- Ehem. Koordinatorin des Hospizvereins Kassel e. V. beit behandelt und kombiniert. Ich glaube, dass mein ten fünf Jahren. Ich habe meine Arbeit immer gerne ge- Interesse an dem Seminar und dem Thema vor allem macht und die Begegnungen mit vielen von Ihnen wer- dadurch angeregt wurde, dass es ansonsten wenig be- den mir unvergessen bleiben. Das Engagement unserer handelt wird. Ich habe es also als Chance gesehen, den vielen Mitarbeitenden beeindruckt mich immer wieder. Bereich kennenlernen zu können. Gleichzeitig wusste ich auch noch nicht so richtig, was mich erwartet, des- Die „Corona-Krise“ ist für meinen Mann und mich per- wegen war es ganz gut, das Ganze in Form eines Semi- sönlich auch eine Neuausrichtung geworden. Wir ha- nars kennenzulernen, also in einem für mich angeneh- ben uns die Frage nach dem, was wir eigentlich möch- men Rahmen. ten, von neuem gestellt. Durch den Tod meiner Mutter fühlten wir uns plötzlich geografisch wieder unabhän- Das Seminar war so interessant, dass ich nicht nur die gig und haben völlig neu zu denken gewagt. Theorie, sondern auch die Praxis kennenlernen wollte. Ich bin inzwischen 20 Jahre in Kassel und habe diese Dafür bot sich das Praxissemester des Studiums an. Die Stadt, die auf den zweiten Blick zu punkten weiß, sehr erste Hälfte der Praxiszeit absolvierte ich im Mehrgene- zu schätzen gelernt. Mein Mann ist damals sogar extra rationenhospiz in Kassel im Heilhaus. Dadurch bekam „wegen mir“ von Berlin nach Kassel umgezogen. Den- ich einen sehr guten Eindruck davon, wie die Arbeit in noch zieht es mich und meine Lieben in jedem Urlaub einem stationären Hospiz ist. Vor allem setzte ich mich zu Wind und Wasser. Recht kurzentschlossen haben hier das erste Mal aktiv und praktisch mit Menschen wir uns nun entschieden, den Norden zu unserem neu- auseinander, welche sterbenskrank sind. Meine im Vor-
10 11 Rückblick auf eine besondere Weihnachtszeit hinein bestehende Aufregung legte sich im Laufe des Die Weihnachtsfeier im Hospizverein ist immer etwas Praktikums zwar nie ganz, aber es war super mitzube- ganz Besonderes. Ein großes Wiedersehen, ein gemütli- kommen, wie offen, warmherzig, einfühlsam und auch ches Beisammensein und ein stimmungsvoller Aus- erfahren mit der letzten und häufig so schwierigen Le- klang des Jahres. Wir hauptamtlichen MitarbeiterInnen bensphase umgegangen werden kann, sowohl bei den sind bereits Wochen im Voraus mit den Vorbereitungen Gästen selbst als auch bei den Mitarbeitenden. beschäftigt und freuen uns, unsere ehrenamtlichen Mit- arbeiterInnen an diesem Treffen besonders zu verwöh- Auf die zweite Hälfte des Praktikums nun hier im Hos- nen, zu überraschen und ihnen für das gemeinsame pizverein freue ich mich besonders, da ich hier noch Jahr zu danken. einmal eine andere Perspektive der Hospizarbeit ken- nenlerne und damit zusammenhängend viele neue Aber wie geht eine Weihnachtsfeier ohne ein gemeinsa- Menschen und auch Aufgaben. Hierbei interessiert mes Treffen? Was passiert, wenn das alles nicht passie- mich vor allem der sozialarbeiterische und koordinative ren darf? Nun haben wir ein sehr spezielles Jahr hinter Aspekt. Die bisherigen Erfahrungen bei Erstkontakten, uns, mit vielen Herausforderungen. Aber auch mit viel Patientenverfügungsgesprächen und Ähnlichem zeigen kreativer Energie und der Erkenntnis, dass kleine Din- mir, dass es eine gute Entscheidung war und eine schö- ge, Gesten und ein ganz persönlicher Gruß viel bewir- ne Gelegenheit und ein Geschenk ist, dass ich das Prak- ken können. tikum in diesem Bereich und vor allem hier im Hospiz- verein absolvieren darf. Auch die super freundliche Die Lösung: Wir bringen die Weihnachtsfeier zu unse- Aufnahme im Team gibt ein schönes Gefühl! ren Ehrenamtlichen nach Hause. Ganz persönlich aus- geliefert von uns Hauptamtlichen. Klingt nach einer Ich bin sehr gespannt darauf, was mich in der nächsten „verrückten Idee“, aber auch nach einer guten Alternati- Zeit alles erwartet und welche weiteren, interessanten ve. Mit viel Freude haben wir Geschenke und leckere Erfahrungen ich machen werde. Ich hoffe, dass ich Kleinigkeiten zusammengestellt, mit einem persönlichen trotz der momentan schwierigen Situation viele Perso- Gruß versehen, hübsch eingepackt und ausgeliefert. nen, welche ehrenamtlich oder auch hauptamtlich im Hospizverein und drumherum tätig sind, kennenlernen Diese Weihnachtsfeier to go war auch für uns etwas werde. Ich habe großen Respekt davor, dass sich so sehr Besonderes, denn wir haben unsere Ehrenamtli- viele Menschen immer wieder bewusst und auch frei- chen gesehen, wir haben sie überrascht, ihnen eine klei- willig mit den Themen am Lebensende auseinanderset- ne Freude bereitet und uns bei ihnen bedankt. Eben zen. Bisher habe ich in meinem Leben zwar größten- mal anders, aber genauso herzlich wie immer! teils mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet (wodurch die Begegnungen mit hauptsächlich erwach- Und die vielen Rückmeldungen haben uns sehr gefreut, senen und meist älteren Menschen nebenbei einen be- berührt und sprachlos gemacht. Denn unsere Ehrenamt- sonderen Reiz haben), aber ich bin noch nicht sicher, lichen wären nicht unsere Ehrenamtlichen, wenn sie wo mein (beruflicher) Weg so hinführen soll. Daher nicht auch an andere Menschen denken würden. Im letz- bleibe ich diesbezüglich noch offen und nehme jede ten Jahr haben wir damit begonnen, Pakete mit persön- Erfahrung und Begegnung dankend an. lichen Grüßen in Form von Postkarten, Briefen und klei- nen Überraschungen an einige Altenheime zu senden. Diese Grußpakete wurden sehr gern gepackt, ausgelie- Andris Potthoff fert und haben den AdressatInnen ein Lächeln ins Ge- Praktikant des Hospizvereins Kassel e. V. sicht gezaubert. Und auch zu Weihnachten. Dank unse- rer liebevollen und fleißigen Ehrenamtlichen konnten wir ca. 150 ganz persönliche Weihnachtsgeschenke zu- sammenstellen und vielen AltenheimbewohnerInnen
12 13 Zwischen Weihnachten und „Lebenszeichen“ Ostern – Gedanken zur Unzeit Vom Zauber der Hoffnung eine ganz besondere Freude bereiten. Hierbei wurde be- Weihnachten liegt jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ter Zuschauer oder Zuhörer, sondern zeigte Erbarmen, Und jedem Anfang wohnt sonders an die BewohnerInnen gedacht, die auch vor etwa 7 Wochen zurück. Bis zum Osterfest sind es eben- Mitleid, Empathie. Und hatte dann ein aufbauendes, ein Zauber inne, der Corona-Pandemie Weihnachten allein verbracht ha- falls noch etwa 7 Wochen. Beide Feste markieren An- tröstendes, auch zurechtweisendes Wort, eine heilende Der uns beschützt und der ben, weil vielleicht keine Familienangehörigen mehr da fang und Ende einer ganz besonderen Biografie, des Geste. In all dem die Liebe Gottes repräsentierend, die uns hilft, zu leben. sind oder zu ihnen kein Kontakt mehr besteht. Dank der Lebens und Wirkens Jesu. Kaum haben wir versucht zu er verkündigte mit Worten und Taten. Damals kam die- Sozialdienste in den Altenheimen haben wir Namenslis- verstehen, was es heißt, dass Gott Mensch geworden se Verkündigung und eine ihr entsprechende Lebens- Diese zwei Verszeilen ten bekommen und konnten wirklich persönliche Weih- ist, da gehen wir schon auf das Leiden und Sterben praxis nicht gut an, erweckte Widerspruch, wurde als schreibt Hermann Hesse in nachtswünsche senden. Wichtig war uns auch bei dieser Jesu zu, bedenken, was dies für uns bedeutet. Um dann störend erlebt, mit den eigenen Werten und Normen seinem bekannten Gedicht Geschenke-Aktion die Pflegekräfte nicht zu vergessen. am Ostermorgen in den Jubelruf einzustimmen: „Er ist nicht konform gehend. Und endete dann durch Verrat, „Stufen“ am Ende der ers- Auch für sie gab es einen persönlichen Gruß vom Weih- auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Hallelu- Verhaftung mit Folter und Erniedrigung, mit einem ten Strophe. Was für ein nachtsmann. ja!“ Wichtig scheint mir, Anfang und Ende dieses We- Prozess, in dem gedungene falsche Zeugen den Aus- kluger Satz. Ein Satz für die ges nicht isoliert für sich zu betrachten, sondern als schlag gaben, und schließlich dem vernichtenden Ur- Seele. Und auch wir wurden beschenkt, mit vielen Weih- Ganzes mit all dem, was dazwischen liegt und den teil. Am Anfang die Krippe, am Ende das Kreuz. War nachtsgrüßen, Dankeskarten und Anrufen. Dafür Weg, das Reden und Tun Jesu ausgemacht hat. Wäh- also alles umsonst? „Nein!“ sagt der Osterglaube. Gott Denn der Zauber ist für möchten wir, das Team der hauptamtlichen Mitarbeite- rend meiner Zeit als Gemeindepfarrer habe ich im setzt dieses Leben ins Recht, bestätigt das Reden und mich die Hoffnung. Die rInnen, hier an dieser Stelle nochmal ganz besonders Konfirmandenunterricht den jungen Leuten versucht, Tun Jesu. Und ermutigt so zur Nachfolge auch und ge- Hoffnung auf Neues, auf danken. davon einen Eindruck zu vermitteln, indem wir eines rade in dunklen Zeiten. Ermutigt zu einer Kultur der Anderes, auf Besseres. Diese Hoffnung steckt tief in der Evangelien komplett gelesen haben. Manchmal ma- Barmherzigkeit. „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkün- uns Allen, sie ist unser Antrieb, unsere Energie. Und es geht kreativ weiter. Die Grußpakete für März che ich das immer wieder einmal. Jetzt in der Zeit des dige euch große Freude, die allem Volk widerfahren sind bereits unterwegs und auch für unsere Ehrenamtli- coronabedingten Lockdowns etwa ist dafür Zeit und wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, wel- Im Jahr 2020 mussten wir Menschen begreifen, dass es chen gab es wieder einen ganz besonderen Frühlings- Muße. Dann wird deutlich, wie sehr die Darstellung cher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ So Corona gibt. Eine unsichtbare Gefahr, die große Verän- gruß. Etwas zum Schmunzeln, zum Rätseln und zum des Anfangs und des Endes seiner Lebensgeschichte steht es als Engelwort über seiner Geburt. Und in sei- derungen, große Not, viel Leid und Pein in die ganze aneinander denken. aufeinander bezogen sind und wie sehr beide zu tun ner Abschiedsrede sagt der Auferstandene zu den trau- Welt gebracht hat. Ein Virus wütet. Und lässt uns erst- haben mit dem Auftreten und Wirken Jesu. Krippe und ernd zurück gebliebenen Jüngerinnen und Jüngern: „In mal hilflos zurück. Es dauert, bis wir wirksame Strategi- Kreuz etwa, jeweils Zeichen der Niedrigkeit, der Ar- der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die en gegen die unsichtbare Gefahr entwickelt haben. Bis Michaela Zernick mut, der Demut dieses Lebens. Es beginnt in der Unbe- Welt überwunden.“ Mir macht dies gerade in diesen wir akzeptieren, dass wir nicht so mächtig sind, wie wir Koordinatorin des Hospizvereins Kassel e. V. haustheit eines Stalles anstatt in einem Palast. Abgelegt Zeiten Hoffnung und Mut. es vielleicht manchmal glauben. Vergleiche zur Pest im Futtertrog anstatt in einer Wiege. Dies setzt sich fort drängen sich auf. Apokalyptische Szenarien. Corona in der Flucht der jungen Familie nach Ägypten, weil das hat eine Menge Hilflosigkeit und Angst in die Welt ge- Leben des Kindes von allem Anfang an bedroht wird Dr. Eberhard Schwarz bracht. von denen, die sich von ihm in Frage gestellt sehen. Vorstandsvorsitzender des Hospizvereins Kassel e. V. Trotz allem haben wir weitergemacht. Wie wir es im- Herodes zunächst, später andere, die das Sagen haben. mer tun. Seit ewigen Zeiten. Egal, was passiert. Wir fan- Und sie werden Erfolg haben! Sie werden dieses Leben gen immer wieder an. Wir erobern uns jeden Tag neu. vernichten, am Kreuz in einem qualvollen Tod. War- Mit Arbeit, Freude, Liebe, Schmerz, Trauer. Jeder Tag um? Darauf geben die Geschichten dazwischen Aus- ist ein Anfang. kunft. Geschichten seines Redens und Tuns. Geschich- Birgt Hoffnung in sich. Hoffnung auf wirksame Impf- ten der Zuwendung zu denen, die am Rand der stoffe, Hoffnung auf Frühling; Hoffnung auf Frieden; Gesellschaft standen; die getroffen waren von Schick- Hoffnung auf Leben. Wir Menschen sind nur ein klei- salsschlägen; die auf der Suche nach Sinn waren. Es war ner Teil des Welt-Geschehens. Wir haben nicht alles in eine liebende Zuwendung, das Gegenüber aufmerksam der Hand. Wir fliegen zwar zum Mond, aber wir kön- wahrnehmend, sich unterbrechen lassend. Immer wie- nen nicht in die Zukunft sehen. Und wir können die der heißt es zur Beschreibung seiner Reaktion: „und es Geschicke der Welt und unsere Schicksale nicht steu- jammerte ihn“. Es jammerte ihn, was er sah, hörte, ern, wie ein Mondmobil. Egal wie reich, mächtig oder wahrnahm. Es jammerte ihn, das heißt, Jesus reagierte intelligent wir sein mögen. emotional, er ließ sich anrühren, blieb nicht unbeteilig- (Fortsetzung auf Seite 14, unten links)
14 15 Nachruf Termine in der Corona-Pandemie Hans Kowalewsky Im Dezember erreichte uns die traurige Nachricht, dass Forum Palliativmedizin und Hospizarbeit Das Angebot ist kostenfrei. Über eine Spende freuen unser ehrenamtlicher Mitarbeiter, Hans Kowalewsky, Veranstalter: Akademie für Palliativmedizin, Palliativ- wir uns. am 10. Dezember 2020 verstorben ist. Er schloss den pflege und Hospizarbeit Nordhessen e.V. (APPH) Das Mitteilungsblatt des Hospizvereins Kassel e. V. erscheint in freier Folge. Vorbereitungskurs im Jahr 2014 ab und folgte so seiner Beachten Sie bitte die wechselnden Anfangszeiten und Die nächsten Termine (unter Vorbehalt): Frau Roswitha, die das Jahr zuvor Ehrenamtliche ge- den neuen Veranstaltungsort. Solange die Corona-Ab- 30. April 2021 Herausgeber: Hospizverein Kassel e. V. worden war, in die Hospizarbeit nach. Ich empfand ihn stands- und Hygieneregeln gelten, sind nur begrenzt 25. Juni 2021 Redaktion: Dr. Eberhard Schwarz (V.i.S.d.P.) immer als einen sehr aufmerksamen, freundlichen, tief- Teilnehmerplätze vorhanden. 30. Juli 2021 Christina Günther sinnigen Menschen mit Witz und der Liebe zur Litera- Wir bitten daher um schriftliche Voranmeldung beim Jeweils von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr im Regionalhaus Denise Gundlach Petra Nagel tur. Er schrieb einmal in den Begegnungen 2/2014, Veranstalter: info@apph-nordhessen.de Adolph Kolping, Die Freiheit 2, 34117 Kassel, Tel. 0561 Jan Uhlenbrock warum er sich im Hospizverein Kassel engagiert: 7004 162. Der Raum ist zum derzeitigen Zeitpunkt Ute Wagner Mittwoch, 21. April 2021, 17.30 Uhr noch nicht klar. Anschriften: Vorsitzender des Hospizvereins: „ weil ich Menschen begegne, die ihre Mitmenschen Umgang mit Todeswunsch Dr. Eberhard Schwarz Knüllweg 19, 34134 Kassel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Bereitschaft, Referentin: Dr. Nina-Kristin Eulitz – Ort: Apotheker- eine Rarität zu verschenken: die persönliche Zeit, haus, Frankfurter Str. 229 A, 34134 Kassel Geschäfts- und Beratungsstelle des Hospizvereins: bringt mich mit anderen Hospizbegleitern zusammen Trauercafé im Hospiz Kassel Die Freiheit 2, 34117 Kassel und lässt uns bei allen Unterschieden in Alter, Beruf Mittwoch, 12. Mai 2021, 17.30 Uhr Das Trauercafé des Hospiz Kassel kann zum derzeiti- Tel. 7004-162, Fax 7004-229 info@hospizverein-kassel.de und Mentalität in Augenhöhe begegnen. Unsere Erzäh- Umgang mit Ablehnung in Palliativversorgung und gen Zeitpunkt noch nicht wieder angeboten werden. www.hospizverein-kassel.de lungen beschreiben Schicksale. Unsere Betroffenheit Hospizbegleitung Bitte informieren Sie sich über die Webseite des Hospi- Spendenkonten: Evangelische Bank eG, Kassel ist nicht gespielt. Unsere Tränen sind echt. Wir geben Referent: Jan Gramm – Ort: Apothekerhaus, Frankfur- zes Kassel: www.hospiz-kassel.gesundbrunnen.org oder IBAN: DE 82 5206 0410 0000 0004 69 uns selbst. Wir begegnen Menschen in extremer inne- ter Str. 229 A, 34134 Kassel wenden Sie sich an: Hospiz Kassel, Konrad-Adenauer- BIC: GENODEF1EK1 Kasseler Sparkasse rer Not; das verbindet mit den anderen Begleitern, Str. 1, 34131 Kassel, Telefon: 0561-31 69 768. IBAN: DE 89 5205 0353 0001 0327 47 macht uns glaubhaft und schenkt Vertiefung des Glau- Mittwoch, 9. Juni 2021, 17.30 Uhr Ansprechpartnerinnen: Annegret Mittelbach, Pflege- BIC: HELADEF1KAS bens.“ Künstlerische Therapien in der Palliativversorgung fachkraft und Trauerbegleiterin; Ingrid Piper, ehren- Kasseler Bank IBAN: DE 30 5209 0000 0101 2257 04 Referentin: Anja Dürrschmid – Ort: Apothekerhaus, amtliche Mitarbeiterin BIC: GENODE51KS1 Sein Glaube trug ihn bis zuletzt, auch im Sterben und Frankfurter Str. 229 A, 34134 Kassel Zuschriften (Leserbriefe, Anregungen usw.) erbeten an die Tod. Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten Geschäftsstelle des Hospizvereins und wünschen seiner Frau und seiner Familie Kraft und Mittwoch, 14. Juli 2021, 17.30 Uhr Kirchendecke in St. Josef, Weiden in der Oberpfalz Kooperationspartner: Stationäres Hospiz Kassel Trost in diesem Glauben. Aller Ehren wert! Hospizliches Ehrenamt im Wandel Konrad-Adenauer-Straße 1, 34131 Kassel der Zeit Tel. 316 97 65, Fax 316 97 67 leitung@hospizkassel-gesundbrunnen.org Jan Uhlenbrock Referentin: Dr. Swantje Goebel – Ort: Apothekerhaus, www.hospizkassel-gesundbrunnen.org Leitender Koordinator des Hospizvereins Kassel e. V. Frankfurter Str. 229 A, 34134 Kassel Fotos: S. 1: Wolfgang Neumann; S. 2: Dominik Steinbrecher; S. 3: Ute Wagner; S. 4 links: Christina Günther; S. 4 rechts: Daniela Gross; S: 5, 8 oben: Merete Longfors; S. 7: Denise Gundlach; S. 8 unten, 9 unten, 12, 15: Jan (Fortsetzung von Seite 13, rechts) Frühstück für Trauernde Uhlenbrock; S. 9 oben: Vanessa Steinbrecher; S. 11 oben: Friederike Funk; S. 11 Mitte und Wir können zwar eine Menge tun, aber wenn wir nichts Wir hoffen, dass wir baldmöglichst unser Trauerfrüh- unten: Michaela Zernick; S. 13: Jörg Lantelmé. mehr tun können, bleibt die Hoffnung. Auf einen neu- stück wieder stattfinden lassen können. Trauernde en Anfang. Jeden Tag, jede Minute. Und egal, was pas- können sich aber immer bei uns melden und einen Layout: Wolfgang Neumann siert: Die Hoffnung mit ihrem Zauber und ihrem Trauergesprächstermin erhalten. Druck: Saxoprint GmbH, Dresden Schutz bleibt. Für jeden Menschen. Trauerfrühstück: Bei einem gemeinsamen Frühstück Ich wünsche Ihnen viel Hoffnung und ein gutes Jahr wollen wir trauernden Menschen die Möglichkeit ge- 2021, ben, sich zwanglos zu treffen, zu reden, sich zu erin- nern oder einfach zusammen zu sein. Das Angebot Petra Nagel wird von geschulten ehren- und hauptamtlichen Mitar- Mitglied in der Diakonie Hessen Journalistin und Mitglied des Hospizvereins Kassel e. V. beiter*innen des Vereins organisiert und begleitet.
HOSPIZVEREIN KASSEL E. V. Frühlingsglaube Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muss sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun, armes Herz, vergiss der Qual! Nun muss sich alles, alles wenden. Ludwig Uhland (1787-1862)
Sie können auch lesen