Der Violette Weg der Via Alpina

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Der Violette Weg der Via Alpina
DAV Panorama 5/2011

        Der Violette Weg der Via Alpina

                                 Auf stillen
         Zu Fuß durch die ganzen Alpen? Was die verschiedenen Routen der
         Via Alpina ermöglichen, mag manchen eher erschrecken als ermutigen.
         Aber man kann ja mittelgroß anfangen und sich Rosinenstücke
         herausgreifen – etwa die Etappen vom Toten Gebirge zum Königssee:
         einsame Tage zwischen Karstwüsten und Genießer-Almen.
         Text von Evamaria Wecker, Fotos von Primus Wecker

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Der Violette Weg der Via Alpina
DAV Panorama 5/2011 Via Alpina | Unterwegs

         Märchensee: Mitten in der Karst-
         Einöde verstecken sich romantische
         Winkel wie die stille Wiesenlacke.

         V
                  or vier Jahren sind wir in Mo­
                  naco losgegangen. Seither wan­
                 dern wir jedes Jahr im Juli auf
                der Via Alpina nach Osten, so
               weit wir kommen, und machen
         im nächsten Jahr dort weiter. In ein,
         zwei Jahren sind wir in Triest.“ So be­
         richten vier Schweizer, denen wir am
         Prielschutzhaus begegnen. Wir kom­
         men auf der Via Alpina vom Osten,
         wollen nach Westen, Erfahrungen
         werden ausgetauscht: Den Schweizer
         Rat „Im Lungötzer Hof müsst ihr vor­
         bestellen, sonst ist die Küche kalt“ ho­
         norieren wir mit dem Tipp „Am War­
         scheneck braucht ihr gutes Wetter, da
         hat’s ein paar schöne Kletterstellen“.
            Das Warscheneck! Wir sehen es in
         der Abendsonne leuchten und erin­
         nern uns an den schönen Bergtag vor­
         gestern, der spannend begann: Von
         Spital am Pyhrn fahren wir mit der
         Standseilbahn auf die Wurzeralm.
         Nach einem Kälteeinbruch liegt Neu­
         schnee, der Steig ist rutschig, vorsich­
         tig steigend gelangen wir auf die Speik­
         wiese, eine herrliche Ebene vor dem
         felsigen Gipfelaufbau. Nebel umspie­
         len den Berg und geben plötzlich den

Pfaden
         Blick auf ein Rudel Gämsen frei. Wir
         sehen den friedlich äsenden Tieren zu
         und merken, wie sich langsam unsere
         Anspannung legt. Durch gebänderten
         Dachsteinkalk suchen wir den Auf­
         stieg, das Klettern macht Spaß. Wit­
         zig ist die Wegpassage zwischen zwei
         Felsmäuerchen, nur der Kopf schaut
         heraus und behält den Überblick. Am
         Gipfel dann strahlender Sonnenschein
         auf einem der schönsten Aussichts­
         berge des Toten Gebirges!

            Faszination Karst
            Vier große Karstplateaugebirge der
         Nördlichen Kalkalpen durchquert der
         violette Abschnitt der Via Alpina in 19
         Etappen: Als östlichstes das Tote Ge­
         birge, westlich anschließend das Dach­
         steinmassiv, und nach dem Tennenge­

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birge bilden die Berchtesgadener Alpen    lässt ihnen nur wenig Zeit, ihre Blü­     gebundene Eis ist ein riesiges Trink­
mit Hochkönig, Steinernem Meer und        te zu entfalten; so haben sie gelernt,    wasserreservoir. In den Randbereichen
Reiteralm den westlichen Abschluss.       trotz Wind, Schnee, Kälte und Hitze       dieser Pla­teaugebirge finden wir dank
So faszinierende und gleichzeitig ab­     zu überleben.                             des Wasserreichtums meist eine üppig
schreckende Namen wie „Totes Gebir­          Unterirdisch breitet sich ein rie­     grüne Landschaft mit blumenreichen
ge“ oder „Steinernes Meer“ beschreiben    siges Höhlensystem aus, vom Wasser        Almwiesen, geheimnisvollen Seen und
treffend diese ausgedehnten, vegeta­      herausgespült. Allein im Toten Gebir­     romantischen Mischwäldern.
tions­armen, lebensfeindlich wirken­den   ge wurden bisher über 2000 Höhlen
hochalpinen Steinwüsten. Aus dem          entdeckt, im Dachsteinmassiv und im
leicht löslichen Kalkgestein hat das      Tennengebirge gibt es riesige Schau­        Das sehr lebendige Tote Gebirge
Wasser der Jahrtausende spektaku­         höhlen mit faszinierenden Gebilden           Der Weg zum Prielschutzhaus
läre und bizarre Formen wie Kar­          aus Eis und Stein. Die größte Eishöh­     führt am Schiederweiher vorbei, dem
ren, Schächte und Dolinen heraus­         le der Welt, die Eisriesenwelt im Ten­    Kleinod von Hinterstoder. In seinem
gewaschen.                                nengebirge, umfasst ein Höhlenlaby­       klaren Wasser spiegeln sich zwei der
   Doch ganz tot sind sie nicht: In       rinth von über vierzig Kilometer Länge.   schönsten Gipfel des Toten Gebirges:
kleinen Felsspalten wurzeln zarte         In den Höhlen sammelt sich das versi­     Die Spitzmauer und der Große Priel,
Pflanzen, eine hochalpine Flora, teil­    ckerte Wasser, um in Talnähe aus was­     klingende Namen unter Klettersteig­
weise winzig und doch enorm wider­        serreichen Karstquellen wieder her­       fans, denn auf beide Gipfel führen be­
standsfähig. Der kurze Bergsommer         vorzusprudeln; das in den Höhlen          liebte Eisenrouten, die der Hütte volle

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                 Wildnis: Auf den tage-
                 weiten Karstflächen des
                 Toten Gebirges fühlt man
                 sich ganz weit draußen.

                                                Über wasserzerfressene Felsen Hütte. Wir setzen unseren ein­
                                             mit tiefen Karstrillen, aus denen uns samen Weg über den Karst fort, die
                                             gelbe Veilchen und violettes Lein­ Julihitze flimmert in der Luft und
                                             kraut entgegenleuchten, streben wir wir können gar nicht genug trinken.
                                             dem Temelbergsattel zu, als wir plötz­ Am Rotkogel­sattel endet das Karst­
                                             lich einem Menschen in                                  plateau, wir steigen ab
                                             voller Klettersteigmon­ Riesige, lebensfeindliche durch eine romantische
                                             tur begegnen. Er ist er­     Steinwüsten, umkränzt      Wald- und Wiesen­
                                             leichtert, uns zu sehen,        von üppig grünen,       landschaft, bis wir an
                                             er hatte beim Abkürzen         saftigen Almwiesen       der Pühringer Hütte
                                             den Weg verloren. Von                                   in ein wahres Paradies
                                             ihm erfahren wir auch den Grund, eintauchen: Dunkelgrün ruht der
                                             warum unsere Hütte so leer war: Am Elmsee inmitten üppiger Wiesen.
                                             Schermberg wurde ein neuer Klet­
                                             tersteig eröffnet, seitdem stehen dort
                                             die Aspiranten Schlange und die              Wald nach der Wüste
                                             Welser Hütte platzt Nacht für Nacht          Hier treffen wir unseren Mitwan­
                                             aus allen Nähten. Unser Klettersteig­ derer wieder. Er bittet den Hütten­
                                             ler läuft weiter, er will noch auf die wirt für den morgigen Tag um eine
                                             Spitzmauer. So viel Hektik und Ehr­ Flasche, damit er sich Trinkwasser
                                             geiz sind uns gut vertraut von frü­ abfüllen kann. „Ja hast du denn
                                             heren Touren, heute aber wandern nichts dabei?“, fragt überrascht der
                                             wir gelassen weiter. Nichts treibt Wirt. Unser Wanderer erklärt, dass
                                             uns, wir haben Zeit, die eigenwillige er zwar zwei Literflaschen Mineral­
                                             Landschaft in uns aufzunehmen.             wasser aus seiner Vorratskammer in
                                                Am Temelbergsattel rasten wir den Rucksack gepackt habe. Der In­
                                             auf grüner Wiese, hier steht die Sil­ halt der einen Flasche erwies sich
                                             berwurz in voller Blüte, ein robustes unterwegs jedoch als hochprozen­
                                             Hochgebirgspflänzchen. In der Fer­ tiger Selbstgebrannter …
                                             ne sehen wir die Gletscher am Dach­ Der Weg von der Pühringer zur Lo­
                                             stein leuchten, in ein paar Tagen serhütte führt durch romantische
                                             werden wir dort sein. Am Sattel be­ Lärchen- und Zirbenwälder, vorbei
                                             gegnet uns der zweite Mensch an die­ an lieblichen Seen und satten grü­
                                             sem Tag, auf dem Weg zur Pühringer nen Almwiesen. Welch ein Kon­

                                                                                                  Jausenparadies: Almwirt-
Betten garantieren. Aber heute über­                                                              schaften wie die Stuhlalm
nachten überraschend wenig Leute,                                                                 unter der Bischofsmütze la­-
so können wir ein gemütliches Zwei­                                                               den zur nahrhaften Pause.
bettzimmer beziehen und einen ru­
higen Hüttenabend genießen.
   Anderntags führt der Weg zunächst
durch bunte Blumenwiesen, aus de­
nen die Feuerlilien orange hervorleuch­
ten, und an blühenden Alpenrosen
vorbei hinauf zur Klinser Scharte. Als
riesige Geröllhalde zieht sich die Klinser
Schlucht unter den Wänden von Spitz­
mauer und Brotfall hinauf, unwirtlich
und karg, trotzdem von einer wilden,
ungewöhnlichen Schönheit. Auf gutem
Steig durchwandern wir die Steinwüs­te
und erreichen einen Sattel, an dem ein
gelber Wegweiser einen farbenfrohen
Tupfer setzt.

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trast zum gestrigen Tag! Die beschau­ kamms entlang wandern wir zur The­
liche Genusswanderung wird exakt in odor-Körner-Hütte, einem kleinen
der Mitte vom gemütlichen Albert- Schmuckstück zu Füßen der Bischofs­
Appelt-Haus unterbrochen. Wir gön­ mütze. Im Lager erwartet uns ein all­
nen uns eine ausgiebige Mittagspau­ seits bekanntes Alpenvereinsschild,
se, denn zum Loser ist es noch weit. das für den Aufstieg ins obere Stock­
Ganz zuletzt, wenn Kopf und Beine bett nochmals „Trittsicherheit und al­
schon müde sind, erfordert der aus­ pine Erfahrung“ einfordert, bevor wir
gesetzte Stöger-Steig noch mal volle endlich unsere müden Beine ausstre­
Konzentration, bevor wir auf der Lo­ cken können.
serhütte den Tag beschließen können.
Peter Rosegger hat sie als „Terrasse
des Herrgotts“ bezeichnet, so einma­          Johann Stüdls letzte Fahrt
lig schön ist ihre Lage: Hoch über dem Mit dem Austriaweg, einem herrlichen
tiefdunklen Altausseer See, dem geo­ Panoramaweg rund um die Bischofs­
grafischen Mittelpunkt Österreichs, mütze, nehmen wir Abschied vom
und vis-à-vis vom Dachstein. Wir ge­ Dachsteinmassiv und wenden uns
nießen den lauen Som­                                         dem Tennengebirge zu.
merabend mit Ausblick         Ruhetags-Abstecher zur          Hier nimmt uns der Salz­
auf der Hüttenterras­          Hallstatt-Kultur oder          burger Almenweg auf,
se wie ehemals Kaiserin       in die Rieseneishöhlen          eine Initiative des Lan­
Sisi, deren Namen ein             des Dachsteins              des Salzburg, um das Al­
Klettersteig am Loser­                                        mensterben zu verhin­
gipfel trägt. Auch Richard Strauss hat dern. Auf 350 Kilometer Länge berührt
dem Loser ein Denkmal gesetzt: Sei­ er 120 Almen, auf denen der Wande­
ne Alpensymphonie ist die musika­ rer mit almtypischen Produkten ver­
                                                                                           Glücksmoment: Der Dach-
lische Umsetzung einer Besteigung köstigt wird, ein willkommenes Zu­                       stein schwebt im Abend-
des Kalkzapfens.                           brot für die Almbauern. Die Via Alpina          licht – Zwischen-Rückblick
   Über Almen und durch eine bäuer­ folgt ihm von Lungötz über Werfen                      auf einen weiten Weg.
liche Kulturlandschaft führt der Ab­
stieg nach Bad Goisern. Nur wenige
Kilometer trennen den Ort vom Hall­            Legende: Sankt                              Andacht:
                                               Bartholomä un-                              Wallfahrer-
stätter See. Wer sich mit der Hallstät­        ter der riesigen                            Denkmal an
ter Kultur näher befassen möchte,              Watzmann-                                   der Etappe
legt einen Ruhetag ein und fährt nach          Ostwand                                     durchs Stei-
                                                                                           nerne Meer
Hallstatt: mit der Bahn zum See und
mit dem Schiff hinüber in den male­
rischen Ort. Auch die großen Dach­
steinhöhlen – Rieseneishöhle und
Mammuthöhle – sind nicht weit und
mit der Bahn bequem zu erreichen.
   Wieder zurück auf der Via Alpi­
na, geht es von Bad Goisern nach Go­
sau über die heimelige Goiserer Hüt­
te, die wie ein Puppenhaus auf einem
Kammausläufer des Hoch Kalmbergs
thront. Ihre Küche ist berühmt, an
diesem heißen Julitag halten wir uns
allerdings lieber an flüssige Nahrung
und geben dem duftenden Schweins­
braten einen Korb. Da ist der Apfel­
strudel am nächsten Tag auf der Zwie­ bis nach Maria Alm. Für die folgenden              nächsten vier Tage nicht zu schaffen!
selalm schon hitzetauglicher und der Etappen kommt der harte Bergstei­                   Von Alm zu Alm, von Speckknödeln
Dachstein gegenüber strahlt mit dem ger in uns, gut verpackt, in den Ruck­               zu Brettljausn, von der kuhwarmen
Gosaugletscher auch eine gewisse Küh­ sack, dafür holen wir den gemütlichen              Milch zum Obstler geht die Wande­
le aus. An den Felszacken des Gosau­ Genussspecht heraus – anders sind die               rung, vorbei an bunten Blumenwie­

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sen und durch lauschige Wälder, das      mit schönen Badegumpen. Alte Lär­         se in den Alpen, das Dorf ist umgeben
prachtvolle Panorama des Hochkönig­      chen und bunte Blumen begleiten den       von einem Kranz steiler Felsgipfel:
massivs vor Augen – das ist ein Leben!   Weg, urige Almhütten locken zur ge­       Selbhorn, Wildalmkircherl, Marterl­
   Im Abstieg von der Dr.-Heinrich-      mütlichen Einkehr und die Aussicht        kopf, Hochseiler, Hochkönig.
Hackl-Hütte nach Werfen halten wir       krönen Großglockner und Wiesbach­         Von Maria Alm führt ein alter Pilger­
inne: Eine Gedenktafel erinnert an Jo­   horn. Aus der Ferne blitzt der Dach­      weg über das Steinerne Meer nach St.
hann Stüdl, einen der vier Gründer des   stein herüber – welch gewaltige Stre­     Bartholomä. Anlass für diese ältes-
Deutschen Alpenvereins, der hier auf     cke sind wir in den letzten zwei Tagen    te, 32 Kilometer lange Gebirgswall­
seiner letzten Bergfahrt gerastet hat,   gegangen! An der Erichhütte erleben       fahrt war die Errettung der Pinzgauer
mit 85 Jahren! In Werfen bietet sich     wir einen herrlichen Sonnenunter­         von der Pest, die um 1600 im benach­
erneut ein Rasttag an: Die fast tau­     gang, rot färbt sich im Abendlicht der    barten Salzburgerischen gewütet hat­
sendjährige Burg Hohenwerfen und         Fels am Hochkönig.                        te; bis zum Königssee folgen wir den
die gigantische Eisriesenwelt locken        Der Sage nach befand sich am           Pfaden der Pilger. In der steilen Fels­
zur Besichtigung. Damit können wir       Hochkönig einst eine fruchtbare Alm,      flanke zum Riemannhaus erleichtern
die Vorfreude auf einen der schönsten    die, für den Hochmut der Sennen ver­      geschlagene Stufen und Drahtseilsi­
Abschnitte der Via Alpina noch etwas     flucht, unter ewigem Eis verschwand.      cherungen den Aufstieg. Nach den ge­
verlängern: den traumhaften Weg von      Seither heißt sie die „Übergossene        mütlichen Almwegen einmal wieder
der Mitterfeldalm über die Erichhütte    Alm“, ein abschmelzender Gletscher        eine willkommene alpine Aufgabe,
nach Hintertal.                          im Gipfelbereich des Hochkönig.           die Trittsicherheit und Schwindelfrei­
                                         Durch den Fluch verließen auch die        heit verlangt.
                                         Teufel die Alm und hinterließen dabei        Unendlich weit erscheint das Karst­
  Felszacken und Badegumpen              riesige Löcher im Fels. Diese Teufels­    plateau des Steinernen Meeres, vom
   Wir wandern am Mandlgrat ent­         löcher können wir von Hintertal aus       fernen Horizont grüßt König Watz­
lang mit seinen filigranen Felszacken,   mit bloßem Auge erkennen. Hintertal       mann herüber und begleitet unseren
vorbei an Wasserfällen und Bächen        gilt als einer der schönsten Talschlüs­   Weg. Hoch oben im Karst entspringt

                                                                                                                          49
Der Violette Weg der Via Alpina
DAV Panorama 5/2011

                                        Vielfalt: Saalfelden unter
                                        dem Steinernen Meer – mit
                                        Breithorn, Sommerstein
                                        und Schönfeldspitze – ist
                                        einer der letzten Etappen-
                                        orte auf dem Weg, der auch
                                        botanische und kulinarische
                                        Freuden bietet.

 die „Wunderquelle“ aus einem klei­ steiger und uns bei einem Zirben­              Abschied mit Rückblick auf das be­
 nen Felsspalt. Dort treffen wir eine schnapserl österreichische Lebensart         rühmte Postkartenmotiv: die weiße
 alte Dame mit 84 Jahren. Jedes Jahr erklärt hat; an die Pühringer Hütte, wo       Barockkirche mit den roten Zwiebel­
 kommt sie hierher und reibt ihre Knie der Wirt so begeistert von dem gera-        türmen von St. Bartholomä, überragt
 mit dem Wunderwasser ein, damit sie de besonders klaren Sternenhimmel             von der gewaltigsten Felswand der
 noch lange bergsteigen kann!                geschwärmt hat; an den fröhlichen     Ostalpen, der fast zweitausend Meter
    Der Funtensee und das Kärlinger­ Hüttenabend auf der Erichhütte, den           hohen Watzmann-Ostwand.
haus liegen bereits im Nationalpark wir mit dem Wirt und zwei ande­                   Im Ort Königssee angekommen
Berchtesgaden, hier steht der pracht­ ren Gäs­ten verbracht hatten, an den         hat uns die Zivilisation wieder: Völ­
volle Pannonische Enzian                                bunten Gera­nienschmuck    lig irritiert suchen wir die Bushalte­
in voller Blüte. Als wir        Nach Tagen beschau-     auf der Theodor-­Körner-   stelle zwischen Touristen und Souve­
am geheimnisvollen Fun- lichen Wanderns zurück Hütte …                             nirständen. Da wird uns erst bewusst,
­tensee entlangwandern,       in die touristische Zivi-    Durch einen roman­      welch erholsame Zeit wir auf der Via
 hören wir plötzlich ein       lisation am Königssee    tischen Urwald verläuft    Alpina verbracht haben. Weitab von
 dumpfes Grollen und                                    der Abstieg zum Königs­    Tourismusrummel und schlechten
 Gurgeln: Die unheimlichen Geräu­ see, am beeindruckenden Schrain­                 Nachrichten sind wir zur Ruhe ge­
 sche gaben dem unterirdischen Ab­ bachwasserfall vorbei. Das Gesicht des          kommen, haben unseren eigenen
 fluss den Namen Teufelsmühle. Wie Wassermanns, der hier hausen soll,              Rhythmus gefunden, vieles erlebt
 schon am Riemannhaus tummeln lässt sich in den bemoosten Felsen gut               und gesehen und eine Fülle an Erinne­
 sich auch am Kärlingerhaus zahlreiche erkennen. Am Königssee angekom­             rungen gesammelt, von denen wir im
 Wanderer, die großen Hütten wer­ men, kühlen wir zuerst die heiß ge­              Alltag noch lange zehren werden. Wir
 den dem Ansturm gut gerecht, die At­ laufenen Füße, dann die durstigen            brauchen keine Souvenirs zu kaufen,
 mosphäre allerdings bleibt anonym. Kehlen, und lassen uns im schattigen           die haben wir im Fotoapparat – und
 Wehmütig denken wir an die klei­ Gastgarten einen exzellenten Seesaib­            vor allem im Herzen!               o
 nen gemütlichen Hütten zurück: an ling schmecken. Der abschließende
                                                                                       Evamaria Wecker ist schon den Gelben und den
 die Zeller Hütte und den Hüttenwirt, Höhepunkt unseres Weges ist die                  Violetten Weg der Via Alpina gegangen — in Etappen —
 der einer Gruppe tschechischer Berg­ Schifffahrt über den Königssee, ein              und hat darüber jeweils einen Wanderführer verfasst.

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Der Violette Weg der Via Alpina
Die Via Alpina – am Stück oder in ausgewählten Etappen
       Die Via Alpina ist ein internationaler, alpen-    boden, mit 13 Etappen der kürzeste, und der       Führer/Literatur
       querender Fernwanderweg, der durch alle acht      Blaue Weg vom Basodino bis Monaco, der sich       n Evamaria Wecker: Die stillen Pfade der Via
       Alpenstaaten führt: Italien, Slowenien, Öster-    mit seinen 61 Etappen weitgehend am GTA und       Alpina – unterwegs auf dem Violetten Weg,
       reich, Deutschland, Liechtenstein, Schweiz,       am Walserweg orientiert.                          Bruckmann Verlag, München 2011
       Frankreich und Monaco. Dabei verteilen sich                                                         n Gerlinde und Hans Haid: Via Alpina – Totes
       341 Tagesetappen auf fünf internationale Wan-                   Der Violette Weg (Etappe 26-41)     Gebirge, Natur + Kultur im Ausseerland,
       derwege. Dem persönlichen Rhythmus folgend,                     zwischen Spital am Pyhrn und        Naturkundlicher Führer des OeAV, 2010
       erleben Wanderer dabei eine Entdeckungsrei-                     Königssee verläuft auf 66 Etappen   n Evamaria Wecker: Via Alpina Gelber Weg,
       se durch den landschaftlichen und kulturellen                   durch die östlichsten Gebiete der   Bruckmann 2009
       Reichtum der Alpen, wie sie vielfältiger nicht    Alpen, vom Triglav über die Karawanken, die
       sein könnte. Die Via Alpina wird betreut von      Koralpe und die Ennstaler Alpen ins Tote Ge-      Karten
       einem Netzwerk öffentlicher und privater Part-    birge und weiter in die Berchtesgadener Alpen.    n Alpenvereinskarten 1:25.000: Blatt 15/2 für
       ner, zu denen auch die alpinen Vereine gehö-      Er quert die Chiemgauer Alpen und die Baye-       das Tote Gebirge, Blatt 10/1 und 10/2 für die
       ren: Informationen unter www.via-alpina.org       rischen Voralpen bis ins Ammergebirge und         Berchtesgadener Alpen
                                                         führt von dort durch die Allgäuer Alpen nach      n Im Maßstab 1:50.000 gibt es für das be-
                   Der Rote Weg führt in 161 Etap-       Oberstdorf. Es sind überwiegend stille, genuss-   schriebene Gebiet österreichische Landeskar-
                   pen von Triest quer über den Al-      volle Wege, die von geübten Wanderern gut         ten, Kompass- und Freytag&Berndt-Karten.
                   penbogen nach Monaco, eine            bewältigt werden können.
                   echte Herausforderung für mehre-                                                        Übernachtung
     re Wandersommer.                                    Bahnverbindungen                                  Übernachtet wird auf Alpenvereinshütten (Infos
     Der Gelbe Weg benötigt 40 Etappen von Triest        Die Start-, End- und Zwischenziele Spital am      unter www.dav-huettensuche.de) und in Tal-
     nach Oberstdorf. Er erreicht an der Similaun-       Pyhrn, Bad Goisern, Werfen und Königssee          quartieren; in allen Talorten findet man zahl-
     hütte auf über 3000 Meter Höhe den höchs­ten        werden regelmäßig von Zügen angefahren,           reiche Beherbergungsbetriebe. Die Etappen
     Punkt der Via Alpina und weist einige schwie-       www.bahn.de, www.oebb.at                          sind zwischen 3 und 8 Stunden lang, mit Höhen-
     rige, hochalpine Abschnitte auf. Eine Route für                                                       unterschieden bis maximal etwa 1200 Meter,
     Entdecker und Pioniere. In den Westalpen fin-       Beste Jahreszeit                                  und lassen sich teilweise auch anders gliedern.
     den sich
Panorama      der Grüne Weg11:32
            19.08.2011        von Sargans
                                      Uhr bis  Adel- 2
                                            Seite        Juli bis September                                     Mehr Infos unter www.alpenverein.de -> Publika-
                                                                                                                tionen -> DAV Panorama -> Panorama online

                                       Aufregend vielseitig!

                                 ... da staunt sogar der Hirsch.

                            Wintergaudi in atemberaubend schöner Gebirgslandschaft:                             Information und Reservierungen:
                            Bei fantastischer Rundsicht auf dem Rossbrand in 1.600 m Höhe                       Tourismusverband Filzmoos
                            Langlaufen, mit den Schneeschuhen durch tief verschneite Wälder,                    5532 FILZMOOS / AUSTRIA
                            im Mondschein rodeln,                                                               T: +43 (0) 6453 8235 F: +43 (0) 6453 8685
                            spannend: Biathlon-Schnupperkurs mit Trainer,                                       M: info@filzmoos.at I: www.filzmoos.at
                            Skigebiet ideal für Kinder, Anfänger, Genussskifahrer; Transfer auch
                            nach Flachau und Flachauwinkl,
                            Winterwandern zu urigen Hütten, romantische Pferdeschlittenfahrt in
                                                                                                                                            Jetzt
                            die Hofalm, Gaudi beim Eisstockschießen und Aprés Ski
                                                                                                                                  Super Winterpackages
                            … köstliche heimische Schmankerl genießen.                                                              www.filzmoos.at
Der Violette Weg der Via Alpina Der Violette Weg der Via Alpina
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