Leonardo - Wissenschaft und mehr Sendedatum: 05. März 2014 Schwerpunkt: Hörsaal im Exil Deutsche Wissenschaftler in Istanbul von Maren Gottschalk

Die Seite wird erstellt Haimo-Haio Schott
 
WEITER LESEN
1

Leonardo - Wissenschaft und mehr
Sendedatum: 05. März 2014

Schwerpunkt: Hörsaal im Exil
Deutsche Wissenschaftler in Istanbul

von Maren Gottschalk

          Musik: Mustafa Kandirali

          O-Ton Ruben:
          „Wir kamen aus dem Dorf im Odenwald und wir mussten nun wegfahren,
          warum und wieso habe ich damals gar nicht so richtig mitgekriegt. Wir
          wurden in den Orientexpress gesetzt und wir sind dann mit der Bahn über
          Wien, Belgrad, Budapest, Sofia gefahren, mehrere Tage und schließlich
          eines Morgens waren wir dann in Istanbul und dann war vor uns das Meer,
          dahinter die Moscheen, Grünanlagen und das Leben lief dort rum, die
          Menschen, die Straßenbahn, die Esel, die Ausrufer, es brodelte nur so. Dann
          kam man zur Brücke, wo man vor sich den Bosporus und hinter sich das
          goldene Horn hatte, das machte schon Eindruck.“

          O-Ton Weber-Belling:
          „Wir hatten Nachbarn, die wir alle kannten in dieser Straße, das waren
          Professoren aus der Universität und andere deutsche Familien und dann sind
          wir in eine Wohnung gezogen. Wenn man dort aus dem Wohnzimmer
          geschaut hat, hat einem die Serail-Spitze zu Füßen gelegen, das war
          zauberhaft, wenn ich morgens in die Schule gegangen bin, hat mich der
          Muezzin geweckt.“

          Atmo: Muezzin

Sprecherin:
Erinnerungen von Gerhard Ruben und Elisabeth Weber-Belling von 2009. Beide
wuchsen in den 40er Jahren in der Türkei auf. Zwei von rund 275 Kindern deutscher
Wissenschaftler. Gastarbeiterkinder, wenn man es genau nimmt. Denn ihre Väter
waren von der Regierung Kemal Atatürks ausdrücklich eingeladen worden, in der
Türkei zu arbeiten. Für viele war das die Rettung vor KZ und Tod. Bis zum April 1933
waren die Väter noch angesehene Professoren an deutschen Hochschulen
gewesen. Dann erließen die Nazis das „Gesetz zur Wiederherstellung des
Berufsbeamtentums“. Paragraph 3 Absatz 1 bestimmte:

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
2

          Zitator1:
          „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu
          versetzen.“

          Musik: Mustafa Kandirali

Sprecherin:
In Frankfurt trifft das Nazi-Gesetz auch den Pathologie-Professor Philipp Schwartz.
Er geht nach Zürich und gründet dort im April 1933 die „Notgemeinschaft deutscher
Wissenschaftler im Ausland“.

          Zitator2:
          „Kaum acht Wochen nach meiner Ankunft in Zürich verfügten wir über ein
          imposantes Büro, hatten freiwillige und bezahlte Hilfen, die bis zu 14 Stunden
          am Tag arbeiteten, besaßen eine fast komplette Kartothek der aktuellen und
          der zukünftigen Opfer des Rassewahns auf wissenschaftlichem Gebiet und
          waren jedem bekannt geworden, der Hilfe und Hoffnung suchte.“

Sprecherin:
Philipp Schwartz lernt den Genfer Pädagogen Professor Albert Malche kennen, der
in genau diesem Moment eine Reform der türkischen Hochschulen plant. Die
türkische Republik ist gerade erst zehn Jahre alt und sucht Anschluss an
Westeuropa. Mit drastischen Mitteln, wie Enver Hirsch beschreibt:

          O-Ton:
          „Es gab also ganz radikale Reformen und in einer Geschwindigkeit, die man
          sich heute gar nicht vorstellen kann, es wurde von heute auf morgen die alte
          arabische Schrift abgeschafft und durch lateinische Buchstaben ersetzt, die
          alten islamisch geprägten Gesetze wurden alle abgeschafft, dafür wurden
          neue europäische Gesetze eingeführt.“

          Musik: Mustafa Kandirali

Sprecherin:
Präsident Kemal Atatürk verbot die Vielehe, das Kopftuch und den Fez. Er wollte den

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
3

türkischen Staat mit allen Mitteln von religiöser Bevormundung befreien. Damit war
auch das Ende der islamisch geprägten Hochschulen gekommen. Stattdessen sollen
jetzt Universitäten nach westlichem Vorbild entstehen, in denen die freie
akademische Forschung und Lehre blühen würde. Erziehungsminister Reşit Galip
erhielt den Auftrag, diese Pläne umzusetzen.

          O-Ton:
          „Und dieser Mann handelt ganz clever, anstatt das selber irgendwie auf die
          Beine zu kriegen, entschied er sich, jemand aus dem Ausland zu holen und
          so kam der Schweizer Pädagoge Malche nach Istanbul...“

Sprecherin:
… erläutert Volkswirt Mesut Ilgim aus Istanbul, der dieses Kapitel türkischer
Geschichte seit langem erforscht.

          O-Ton:
          „Und danach entschloss man sich ganz strikt, also jetzt müssen wir aus dem
          Ausland Fachkräfte holen, mit einem hiesigen Lehrkörper kann man das nicht
          auf die Beine kriegen.“

          Musik: Mustafa Kandirali

Sprecherin:
Am 6. Juni 1933 kommt es in Ankara zu einem folgenreichen Treffen von Albert
Malche, Reşit Galip und Philipp Schwarz:

          Zitator2:
          „Können Sie uns einen Professor vorschlagen? Diese Frage wurde im Laufe
          des Nachmittags 30 Mal gestellt. Wir vergaßen Zeit, Komplikationen und
          Widerstände. Ich wusste, dass die schmachvolle Vertreibung aus
          Deutschland in diesen Stunden einen schöpferischen Sinn erhielt. Ich
          entdeckte ein wunderbares, von der westlichen Pest unberührtes Land.“

Sprecherin:
Zuflucht in der Türkei? Arbeiten, leben am Bosporus? Für viele deutsche Akademiker

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
4

war das eine ganz fremdartige Vorstellung: Auch für den Frankfurter
Finanzwissenschaftler Professor Fritz Neumark. Freimütig bekannte er 1983:

          O-Ton:
          „Also ich musste erstmal meine geographischen Kenntnisse auffrischen, um
          festzustellen, wo die Türkei lag und ob das vielleicht schon tropisch war oder
          nicht. Ich sage das ganz offen, aber ich glaube, sehr vielen anderen Kollegen
          von mir ging es ähnlich.“

Sprecherin:
Doch welche Alternativen gab es? Wohin sollten die entlassenen Professoren gehen,
um arbeiten, forschen, lehren und ihre Familien ernähren zu können?

          O-Ton Ilgim:
          „Man wusste, dass Europa am Rande eines Krieges war, Asien war zu weit
          weg, Amerika war auch ganz ausgeschlossen, viele wissen das nicht, aber in
          den 30er Jahren war auch in Amerika keine Lehrkörper jüdischer Herkunft
          erwünscht und die Türkei war nicht unakzeptabel.“

Sprecherin:
30 deutsche Akademiker erhielten 1933 Lehraufträge in der Türkei. Bis 1945 sollten
es etwa 300 werden. Insgesamt wuchs die Emigrantengruppe auf 1200 Menschen
an. Darunter nicht nur die Professoren mit ihren Frauen und Kindern, sondern auch
Assistentinnen und Techniker. Akademiker aller Fachrichtungen. Sie waren Gäste.
Doch nicht überall willkommen. Denn ob sie das wollten oder nicht – sie verdrängten
viele türkische Professoren von ihren Posten. Keine einfache Situation, erzählt die
Kölner Historikerin Christiane Hoss.

          O-Ton:
          „Es gab erstmal natürlich große Vorbehalte von Seiten derjenigen türkischen
          Professoren, deren Universität geschlossen und die entlassen wurden, das ist
          ja wirklich normal, dann waren auch Vorbehalte, vor allem gegenüber denen,
          die also einen rigorosen Arbeitsstil hatten, so richtig deutsche Pünktlichkeit,
          das hat natürlich vielen nicht gepasst.“

          Musik: Mustafa Kandirali

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
5

Sprecherin:
Einer der ersten deutschen Professoren in Istanbul war der Jurist Ernst Eduard
Hirsch, der später viele türkische Gesetze entwarf, darunter das Handelsgesetzbuch,
das Universitätsgesetz und das Aktiengesetz. Sohn Enver Hirsch erinnerte sich 2009
daran, was sein Vater ihm erzählt hatte:

          O-Ton:
          „In dem ersten Vertrag war eine Sprachklausel drin, die besagte, dass die
          Professoren für die ersten drei Jahre einen Dolmetscher zur Seite gestellt
          bekamen, aber nach diesen drei Jahren ihre Vorlesung auf Türkisch zu halten
          hätten und auch in Türkisch zu publizieren hätten.“

Sprecherin:
Gleich nach der ersten Vorlesung von Hirsch trat ein Student an sein Pult. In
perfektem Deutsch erklärte er, was der Dolmetscher erzählt habe, habe wenig mit
dem Inhalt der Vorlesung zu tun.

          O-Ton:
          „Problem war, diese Dolmetscher waren ja keine Juristen oder keine
          Fachkräfte, sie verstanden, wenn man so will, das Fachchinesisch eigentlich
          gar nicht so richtig und es gab damals noch gar keine Rechtssprache, es
          fehlten die Begriffe, in die man aus dem Deutschen bestimmte Fachbegriffe
          übersetzen konnte.“

Sprecherin:
An den naturwissenschaftlichen Fakultäten gab es noch ganz andere Probleme.
Institute und Labore mussten ganz neu aufgebaut werden. Der Physiker und
Radiologe Friedrich Dessauer erinnerte sich 1959 an seine Pioniersarbeit:

          O-Ton:
          „Wir trafen natürlich Reste der alten Universität in teilweise primitiven
          Zuständen. Wir mussten von Anfang an wieder aufbauen. Es kamen die
          Kranken und auch Schüler nach Istanbul auf Eselsrücken, mit kleinen

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
6

          Schiffen, auf dem Rücken von Kamelen. Viele Studenten hatte noch niemals
          eine elektrische Lampe gesehen.“

          O-Ton Hoss:
          „Da war irgendwo ein Gouverneur, der hatte das Sagen und dem musste man
          notfalls ein Bakschisch geben, wenn der was für einen tun sollte, dieser
          ganze Schlendrian, das lief noch ziemlich lange weiter und das war auch ein
          Punkt, wo diese deutschen Professoren sehr großen Anstoß dran genommen
          haben. Vor allem, wenn man von ihnen verlangte, Examensnoten zu
          verbessern von prominenten Leuten, natürlich haben sie mit ihrer rigorosen
          Haltung dann auch sehr viele verärgert.“

Sprecherin:
Nicht jeder Emigrant besaß die menschliche Größe eines Friedrich Dessauer:

          O-Ton Dessauer:
          „Wir Abendländer haben immer zu leicht die Auffassung, dass die ganze Welt
          sich nach uns richten müsse, dass unsere Maßstäbe die Maßstäbe der Welt
          seien. Dann geht es nicht. Man muss sich selber erweitern, muss die geistige
          Haltung des Gastvolkes in sich selber einpflanzen oder erweitern, um gerecht
          zu sein und um Nutzen zu bringen.“

Sprecherin:
Nicht alle deutschen Emigranten blieben in Istanbul. Auch in Ankara wurden
Fachleute gebraucht, vor allem in den Ministerien. Ernst Reuter, später der erste
Regierende Oberbürgermeister von Berlin, lehrte an der Hochschule für politische
Wissenschaften in Ankara. Reuter war Oberbürgermeister von Magdeburg gewesen,
als die Nazis ihn 1933 aus dem Amt jagten und zweimal ins KZ schickten. Er
erinnerte sich 1951:

          O-Ton:
          „So habe ich zufällig auch einen Bekannten in der Türkei gehabt, habe ihm
          geschrieben und sechs Wochen darauf hatte ich eine Anstellung bei der
          türkischen Regierung, weil sie gerade so einen komischen Kerl wie mich
          brauchten. Dann mussten wir etwas warten, bis die Formalitäten fertig waren,
          und nach ein paar Monaten bin ich in die Türkei gefahren, habe immer nur
          einen Vertrag für ein Jahr gehabt, der ist jedes Mal erneuert worden und bin
          bis 1946 in der Türkei geblieben.“

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
7

Sprecherin:
In der Deutschen Botschaft von Ankara oder im Generalkonsulat in Istanbul trafen
die Emigranten auf die sogenannten „Reichsdeutschen“. Der Kontakt zwischen
diesen offiziellen Nazi-Anhängern und den Exil-Wissenschaftlern war meistens
angespannt:

          O-Ton Hoss:
          „Es gab die, die ihre Kinder nicht mit Emigrantenkindern spielen lassen
          wollten, was sicher auch, weil sie auch ständig überwacht wurden, bisschen
          Vorsicht war. Es gab das aus Reichsdeutschen und aus Emigranten
          bestehende Orchester, wo die zusammenspielen mussten und die mussten
          sich immer zusammenraufen.“

          Musik: Orchester stimmt Instrumente

Sprecherin:
Dieses Orchester zählte sicher zu den kuriosesten Einrichtungen der Exil-Zeit.
Komponist Paul Hindemith, seit 1927 an der Staatlichen Hochschule für Musik in
Berlin, kam 1935 nach Ankara, um den Aufbau des Konservatoriums und die neuen
Konzertreihen des Philharmonischen Orchesters zu gestalten.

          O-Ton:
          „Der hat für die Berufungen gesorgt und das hat in Berlin zu seinem Rücktritt
          geführt, dass er zum großen Teil halt Emigranten oder potentielle
          Emigranten, Leute, die in Deutschland rausgeflogen waren, genommen hat.“

          Musik: Paul Hindemith, Sinfonische Metamorphosen

Sprecherin:
Dass die deutsche Botschaft Emigranten aus Deutschland gerne als kommunistisch
denunzierte, um ihnen zu schaden, begriff die türkische Regierung rasch. Sie blieb
daher bei ihrer gastfreundlichen Haltung. Nach Atatürks Tod 1938 wurde es jedoch
schwieriger für rassistisch und politisch verfolgte Deutsche, in die Türkei einzureisen.
Gleichzeitig sorgte der sogenannte Anschluss Österreichs für eine neue

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
8

Emigrationswelle. 1942 erklärte der neue türkische Staatspräsident Ismet Inönü, die
Türkei sei kein Asyl für Menschen, die anderswo unerwünscht seien.
1944 schließlich, nach dem Abbruch der Diplomatischen Beziehungen zwischen der
Türkei und Deutschland und der Ausbürgerung der Emigranten, stempelte man ihnen
das Wort „Haymatloz“ in den Pass und internierte viele von ihnen in Anatolien. Die
Gäste wurden in Schutzhaft genommen.

          Musikakzent: Mustafa Kandirali

Sprecherin:
Die meisten Wissenschaftler verließen die Türkei nach dem Krieg. Philipp Schwartz,
der den ungewöhnlichen Wissenschaftstransfer 1933 eingefädelt hatte, findet eine
Stelle in den USA. Als er 1957 versucht, an die Frankfurter Universität
zurückzukehren, wird ihm dort eine Professur mit der Begründung verweigert, er sei
zu alt.

          Atmo: Universität Istanbul

Sprecherin:
Die Universität Istanbul ist heute mit über 70.000 Studenten die größte in der Türkei.
Hier lehrte auch Professor Ülkü Asrak, Schüler von Ernst Eduard Hirsch, der die
Leistungen der deutschen Wissenschaftler hoch einschätzt:

          O-Ton:
          „Sie haben der türkischen Universitätslandschaft sehr viel gegeben. Erstens
          haben sie sofort die Ärmel aufgekrempelt, um Lehrbücher zu schreiben.
          Zweitens haben sie die zukünftigen türkischen Wissenschaftler ausgebildet.
          Drittens haben einige von ihnen dazu beigetragen, dass an den Universitäten
          wissenschaftliche Forschungsinstitute gegründet wurden.“

Sprecherin:
Das Vermächtnis der Architekten ist auf besondere Weise präsent. Clemens

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
9

Holzmeister baute das Parlamentsgebäude in Ankara, drei Ministerien und den
Obersten Gerichtshof. Paul Bonatz errichtete das Opernhaus und plante den Umbau
der Technischen Universität Istanbul.
An der Universität Istanbul kennen heute nur wenige Studenten dieses Kapitel
deutsch-türkischer Geschichte. Täglich laufen sie achtlos an einem unscheinbaren
Gedenkstein vorbei.

          O-Ton Ilgim:
          „Im Haupteingang links ist eine Bronzeplatte in zwei Sprachen, unterzeichnet
          von Weizsäcker.“

Sprecherin:
Dabei könnte das Wissen um diese Geschichte die Freundschaft zwischen unseren
Ländern vertiefen. Die ersten Gastarbeiter waren Deutsche in der Türkei. Es ging
ihnen dabei nicht immer gut, aber sie fanden eine Zuflucht, die vielen von ihnen das
Leben gerettet hat.

          O-Ton Azrak:
          „Wenn wir die heutige Generation darüber nicht aufklären, wissen sie nichts
          davon und interessieren sich auch nicht dafür. Es ist einfach vorbei.“

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2014
 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder
    vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
Sie können auch lesen