Dok 5 - Das Feature, 10.06.2018 Alle elf Minuten .Das Geschäft mit dem Internet-Dating - WDR

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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
                                           Alle elf Minuten….Das Geschäft mit
                                           dem Internet-Dating

ATMO: Werbespot (Lovescout)

Musik: Por Una Cabeza

Andrea aus Hannover
„Gut, eh, ich suche jemanden Ü40 und Ü 1,90, naturverbunden, hunde-affin, lustig,
entspannt und gern Angler."
Anne und Kalle, Altenberge
Kalle: „Eine gute Freundin hat gesagt: 'Kalle, du musst mal was tun', und hat mir
diese Internetadresse gegeben. Und hat gesagt: Da meldest du dich an und da
guckst du mal. Und siehe da, es hat super geklappt.
Interview Marco
„Eher entmutigend und frustrierend."
Andrea aus Hannover
„Und Kinder sind kein Problem."
Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Wir liegen vom Umsatz über 100 Millionen Euro.“
Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Jetzt habe ich aber richtig Lust."
Anne und Kalle, Altenberge
Anne: „Nö, ist nichts bei rausgekommen. Da war für mich klar: Elitepartner mache ich
nicht weiter."
Interview Stefanie Rudolph
„'Mein Leben mit den Singlebörsen und der Wahnsinn geht weiter'."
Interview Stefanie Rudolph
„Und eben wirklich diese ganzen Vögel-Anfragen. Das finde ich so deprimierend an
der Geschichte, wenn die dann so massiv ankommen."

Musik: Whatta Man

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Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
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  vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
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                                           dem Internet-Dating

Till / Andrea Skype-Gespräch,
Andrea lacht

O-Ton-Tatort:
„Also ich hab‘ meine Frau noch ganz klassisch in ner Bar kennengelernt. Ohne
Algorithmus.“
„Sonst hätt sie dich wahrscheinlich auch nicht genommen.“
Chris Pleines
„Also, wir schätzen so insgesamt in Deutschland so zehn Millionen Nutzer, die
Online-Dating tatsächlich nutzen.“
Marco, Rheinland
„Also, mit 25 habe ich auf Gayromeo sozusagen die Liebe meines Lebens
getroffen."

Musik: La Violetera

Sprecher 2:
Alle elf Minuten…
Das Geschäft mit dem Internet-Dating
Ein Feature von Heiner Wember mit Frank Christian Starke

ATMO: Parship-Test Christiane und Heiner Wember

Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Gut, dann gehe ich jetzt mal auf Parship.de."

Sprecher 1:
Das ist meine Frau. Christiane. Wir sitzen auf dem Sofa, beide unsere Notebooks auf
den Knien. Und tun, was jeder dritte erwachsene Deutsche schon getan hat. Internet-
Dating. Wir machen den ultimativen Parship-Test. Nicht, weil wir was Neues suchen.
Sondern weil wir glauben, beurteilen können, ob er was taugt. 30 Jahre sind wir nun
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zusammen. Und haben´s nie bereut. Ob das Programm von Parship uns zusammen
brächte, wenn wir uns parallel als Singles anmelden?
Bei mir erscheint eine blonde Frau auf dem Bildschirm. Typ Model, so um die 30.
Dann ein passender Mann.

Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Komisch, der sieht bei dir viel brauner aus. Bei mir sieht der nicht so
schön braun aus."

Sprecher 1:
Was ich an meiner Frau liebe? Ihren wunderbaren Humor. Beispiel: als Passwort für
Parship wählt sie „Knutschfleck 1“

Musik: Lipstick Lady

Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Nun folgen Fragen zu Ihren Vorlieben und Interessen. So führen wir mit
unserem Matching genau die Menschen zusammen, die am besten zueinander
passen."

Sprecher 1:
20 Minuten lang Fragen über Vorlieben und Gewohnheiten. Aber auch Assoziationen
zu Traumbildern.

Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Oh. Ich bin fertig. Soll ich auf dich warten?"

Sprecher 1:
Parship verspricht uns Verschwiegenheit. „Ihre Angaben sind nicht sichtbar und
werden bestens geschützt“.

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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
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Sprecher 1:
Nach der Anmeldung findet meine Frau direkt einen Bekannten aus der Siedlung.
Auch ohne Namen und Foto wissen wir, dass er es sein muss: Seltener Beruf, das
Alter, Hund. Und er wohnt in der Nähe. Das kann nur er sein.

ATMO: Parship-Test Christiane und Heiner Wember

Sprecher 1:
Dann folgt der Moment der Wahrheit. Bei meiner Frau erscheinen 615 mögliche
Partner.

Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Und einen Arzt. 63. Und einen Psychologen. 56. Wollte ich schon immer
haben."

Sprecher 1:
Für jeden Kandidaten gibt es Matching-Punkte. Ab 100 Punkten sollte man sich
treffen, drunter eher nicht. Ich habe 2145 Frauen zur Auswahl. Bei mir locken eine
Sekretärin, eine Küchenhilfe. Und eine Lehrerin. Nein danke, hab ich schon.

Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Also, ich habe hier die wirklich Interessanteren."
Christiane: „Ich habe verdammt viele Diplom-Ingenieure. Das finde ich jetzt, das
wundert mich ein bisschen."
Christiane: „Arzt ist doch mal toll."
Christiane: „Ah, guck mal, da sind die Interessen auch stark zusammen passend.
Cello kann er spielen. Boah, fünf Kinder. Hahaha, ne, Junge. Da hast du keine
Chance bei mir."

Sprecher 1:
Und ich? Wo bleibe ich?
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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
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Parship-Test Christiane und Heiner Wember
Christiane: „Ich habe einen Radio-Journalisten dabei hier. Guck mal! Das bist du!"

Sprecher 1:
Na klar, das bin ich. Und auf welchen Plätzen landen wir beim jeweils anderen? Das,
ja das verraten wir erst am Ende der Sendung.

ATMO: Parship-Werbung
„Der erste Blick, der erste Klick. Das erste Date…“

Musik: Speed Dating

Sprecherin 1:
Internet-Dating ist der Oberbegriff für viele Arten der Partnersuche im Netz. Es gibt
ausgesprochene Partnerbörsen, die gegen Geld mit ausgeklügelten psychologischen
Tests versuchen, Mister oder Misses Right zu finden. In Singlebörsen können - mal
mit, mal ohne Kosten - virtuelle Kontaktanzeigen aufgegeben werden. Und beim
Casual- oder Mobile-Dating kann es - gern per Smartphone - um die Suche nach
einem Abenteuer gehen - oder auch mehr. Wer im Netz nach einem Mann oder einer
Frau suchen, probiert oft mehrere Arten und Portale aus. So war das auch bei den
Menschen, die wir bei unseren Recherchen getroffen haben. Wir erzählen ihre
Geschichten. Und berichten von unserer Suche nach den Chancen und Risiken auf
dem großen Markt der Möglichkeiten.

ATMO:
„Wir nehmen nicht jeden. Du ja auch nicht. Eliteparnter. Finde Akademiker und
Singles mit Niveau.“

Musik: Down The Road

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Sprecher 1:
Bleiben wir bei Parship. Der Mercedes unter den deutschen Portalen. Vor allem vom
Preis her. Fast 360 Euro für ein halbes Jahr. Die Geschäfte laufen gut. Entsprechend
wohlgelaunt ist Tim Schiffers aus Hamburg. Wirtschaftswissenschaftler,
Geschäftsführer von Parship und Elitepartner. Mitten in Hamburg, Nähe
Hauptbahnhof. 230 Menschen arbeiten hier am Glück anderer. Draußen in der
Straßen hängen die Plakate. Alle 11 Minuten…

Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Jeder, der sich dort draußen gerade bewegt, könnte unser Kunde sein weil er oder
sie sich heute Abend von dem Partner trennt und dann nach einem neuen Partner
sucht.“

Sprecher 1:
Parship möchte für Dating werden, was Google als Suchmaschine im Internet ist.
Parshippen als Synonym für Online-Dating. Die sehr aufwändigen Werbekampagnen
gehören dazu.

Sprecherin 1:
Parship wurde im Jahr 2000 gegründet. Von der Verlagsgruppe Holtzbrinck. Die
Zeitungsverleger machten damals viel Geld mit Kontaktanzeigen und beobachteten,
wie in den USA ein Dating-Markt im Internet entstand. Und Holtzbrinck zog das auch
für Deutschland und die Nachbarländer auf.

Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Wir haben dann Parship an einen britischen Finanzinvestor verkauft, mit dem wir
dann in der Folge Elitepartner gekauft haben, und haben jetzt im Oktober letzten
Jahres 50 Prozent der Anteile plus eine Aktie an die ProSiebenSat.1-Gruppe
veräußert."

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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
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Sprecherin 1:
Parship wanderte also von einem deutschen Zeitschriftenverlag über einen britischen
Investor zum deutschen Privatfernsehen-Anbieter Pro 7 und SAT 1.

Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Wir liegen vom Umsatz über 100 Millionen Euro, bei einer guten Profitabilität von
einer Profitmarge von 20 Prozent."

Sprecherin 1:
Wenn Parship 100 Millionen Euro Umsatz macht, sind davon 20 Millionen Gewinn.
Ein Erfolg, von dem andere Unternehmen nur träumen können.

Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Das ist nicht schlecht, nein."

Sprecherin 1:
Bei Parship gibt es allerdings auch wenig umsonst. Der Test ist noch kostenlos, doch
sobald die Mitglieder in einen direkten Kontakt miteinander kommen wollen, müssen
sie zahlen. Für mindestens sechs Monate.
Bei manchen Konkurrenten gibt es Grundfunktionen kostenfrei. Nur für Premium-
Dienste muss dann gezahlt werden. Dennoch kann Parship-Geschäftsführer Tim
Schiffers Millionen Menschen anlocken.

Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Bei Parship sind es pro Jahr ungefähr eins Komma fünf Millionen Neumitglieder, die
wir gewinnen können, und bei Elitepartner eine halbe Million."

ATMO: Parship-Werbung
„Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship.“

Musik: Stargazer
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Sprecherin 1:
Und? Verliebt sich wirklich alle 11 Minuten ein Single bei Parship? Klingt gut, aber
mit dieser Zahl kann Parship auch ganz schön alt aussehen. Das ist leicht
auszurechnen. Denn wenn alle 11 Minuten stimmt, dann verlieben sich nach Adam
Riese 47.500 Singles pro Jahr bei Parship. Und das bei 1,5 Millionen
Neuanmeldungen. Also verlieben sich dann nur 3,2 Prozent der Neuanmeldungen.
Was wäre das für ein Slogan: „Von jedem Single, der sich bei Parship anmeldet,
verliebt sich jeder 30te“.
Wie dem auch sei: die Zahl 11 ist in der Welt. Und in der Werbewelt gehört die elf
gefühlt inzwischen zu Parship.1 plus 1. Eine Zahl, die sich verselbständigt.

Interview Tim Schiffers, CEO Parship/ Elitepartner
„Also sagt man so schön: Alle elf Minuten entlässt der HSV einen Trainer und
derartige Stilblüten."

Sprecher 1:
Sören aus Berlin war auch bei Parship. Doch die Liebe zu der Parship-Frau hielt nur
acht Monate. Sören, 35 Jahre, Ingenieur, suchte neu. Aber woanders.

Interview Sören
„Weil bei Parship, das war mir zu, institutionalisiert. … Oh, jetzt kommt der erste
Schritt: Das Bild wird entpixelt, jetzt kommt der zweite Schritt: Wollen wir uns treffen,
da hatte ich den Eindruck: Ne, auf dieser Plattform werde ich nicht die Frau meines
Herzens treffen."

Sprecher 1:
Sören ging zu OKCupid. Ein Unternehmen aus den USA. Motto: „The best Dating
Site on Earth“. Eine Kontaktbörse, die ebenfalls mit einem Matching-Algorithmus
arbeitet, um Menschen zusammen zu bringen. Ungewöhnliche Fragen soll man dort
beantworten. Darunter auch ob man Horrorfilme mag. Ob man es mit unordentlichen
Menschen aushalten kann. Ob einen Rechtschreibfehler beim anderen stören. Der
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Computer hat ausgerechnet, dass Menschen besonders gut zusammenpassen,
wenn sie diese drei Fragen identisch beantworten.
Hier traf Sören auf die richtige.

Interview Sören
„Und ich glaube, dann hat es ungefähr zwei Wochen gedauert und ich habe meine
jetzige Partnerin da kennengelernt, die erste und einzige, die ich überhaupt getroffen
habe."

Sprecher 1:
Denn bei OKCupid war auch Katta, 37, Grafikerin in Berlin. Sie hatte vorher Finya
ausprobiert. Eine kostenlose deutsche Singlebörse, die sich vor allem über Werbung
finanziert. Bei Finya hatte Katta etwas Kurzfristiges gefunden. Anschließend tat sich
nichts mehr. Sie war zu beschäftigt, zu schüchtern.

Interview Katta
„Wenn man dann halt Leute trifft, sind die meisten eh vergeben oder schwul oder
was auch immer, gar kein Bock auf irgendwas. Und schüchtern bin ich auch.“

Sprecher 1:
Katta meldete sich auch bei OKCupid an.

Musik: Under Pressure

Interview Sören / Katta
Sören: „Sie hatte dann auch den Link zum YouTube-Video von Under Pressure von
David Bowie und das fand ich halt super. Ich kannte die Version nicht und fand´s
total cool. Und habe dann gleich euphorisch, glaube ich, zurück geschrieben."
Katta: „Hast du, ja."

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Interview Sören / Katta
Katta: „Und, ja, ich fand Sörens Ton eigentlich war sehr so sympathisch einfach so.
Sehr unkompliziert."
„Und dass er irgendwie Bock hat auf eine Beziehung.“
Sören: „Wir haben uns getroffen ziemlich schnell. Ich war ja die Notlösung."
Katta: „Sören war der Nachrücker ehrlich gesagt. Ich hatte eigentlich eine andere
Verabredung an dem Abend. Der hat dann eine Stunde vorher abgesagt. Und dann
habe ich halt Sören gefragt, ob er, dass gerade zufällig ein Termin frei geworden ist
und ob er vielleicht Bock hat.“
Sören: „Bin dann runter in den Park gefahren zu dir mit meinen Flip-Flops und kurzer
Hose, das war sehr sehr unsteif unser erstes Kennenlernen.“
Katta: „Ja, genau. Er hat dann geschrieben bei What`s App: Ich trage ein T-Shirt mit
einer Kuh drauf. Wo ich schon so dachte: Oha. Na gut."

Sprecher 1:
Sören und Katta kennen die ungeschriebenen Regeln im Netz. Langsam annähern,
den anderen etwa zappeln lassen. Sie hielten sich an keine.

Interview Sören / Katta
Katta: „Und das fand ich super. Diese Drei-Tage-Regel, die ist einfach fürn Arsch. Ich
weiß nicht, wer sich das mal ausgedacht hat. Zeig bloß kein Interesse, dann bist du
wahnsinnig spannend. Das ist einfach scheiße.“

Sprecher 1:
Die Drei-Tage-Regel: Den anderen drei Tage zappeln lassen. Erst dann eine
Nachricht schicken. Auch die K-Frage haben Sören und Katta früh besprochen. Die
Kinderfrage. Und mit ja beantwortet.

O-Ton Tatort:
Woran liegt es …

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Sprecherin1:
Fragt sich nur, wie Notlösung und Nachrücker überhaupt zusammenfinden. Ob es
nun Fragen nach der Vorliebe für Horrorfilme sind, nach Hobbys oder
Essenspräferenzen, viele Portale bemühen mehr oder minder komplizierte
Algorithmen um zusammenzubringen, was vielleicht bald zusammen gehört.

O-Ton Tatort:
Viele denken, Liebe sei ein Zufall … haben ein Computerprogramm entwickelt ...

Musik: Computer Love

Sprecherin1:
Die fiktive „Liebesformel“, die in dieser Tatort-Produktion von 2014 eine
entscheidende Rolle spielte, ist auch in der Realität ein großes Geheimnis.
Partnerbörsen und Dating-Plattformen wollen ihr Geheimnis nicht preisgeben.
Katharina Ohana ist Psychologin und Philosophin. Und Beraterin bei Lovescout24.
Einem der großen Anbieter von Online-Dating. Sie betont, dass Gemeinsamkeiten für
eine glückliche Beziehung wichtig sind.
Gleiche Stadt, gleicher Status, gleiche Interessen, gleicher Humor. Das zählt. Und
bestimmte Grundmuster, sagt die Psychologin, daran können wir ohnehin nichts
ändern.

Katharina Ohana, wissenschaftliche Beraterin Lovescout24
„Solche Grundleidenschaften, Empfindungen, Interessen, die legen sich relativ früh
fest in den ersten sechs Lebensjahren, weil sich das Gehirn da erst verknüpft nach
der Geburt, und die sind wirklich sehr konstant, das muss man sagen. Und
deswegen ist es definitiv konfliktfreier, wenn man jemanden trifft, der ähnlich
strukturiert ist. Und da helfen die Online-Portale enorm."

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Sprecherin 1:
Ähnliche Interessen führen zu glücklichen Paaren, Auch das, sagt
Entwicklungspsychologin Ohana, liegt unverrückbar seit langem in uns fest. Das
entzaubert Diskussionen, die beim Aufkommen des Online-Datings geführt wurden.
Nichts da mit Millionärin trifft Arbeiter im Netz. Online-Dating überwindet keine
Barrieren und reißt erst recht keine ein.

Sprecher 1:
Etwas weniger akademisch ausgedrückt, heißt das: Man paart sich in der gleichen
gesellschaftlichen Stellung, im gleichen Rang.
Die Stiftung Warentest sieht die Macht der Algorithmen, der „Liebesformeln“,
nüchtern. Sie hat 2016 zuletzt Online-Partnervermittlungen und Singlebörsen
getestet. Falk Murko:

O-Ton:
Unsere Psychologen haben zum Beispiel gesagt, das Matching, das Abgleichen
zweier Persönlichkeiten, die angeblich zusammenpassen … soll man nicht so hoch
bewerten, wenn man da theoretisch eine hohe Passgenauigkeit bekommt, gar nicht
achten., die bei allen Portalen zum Tragen kommen.

Sprecherin 1:
Rund 16 Millionen Singles gibt es in Deutschland. Davon nutzen etwa 10 Millionen
das Internet, um Männer oder Frauen zu finden. Schätzt Chris Pleines aus München,
Er ist Informatiker und Dating-Spezialist.

Chris Pleines
„Wir nehmen die Mitgliederzahlen der ganzen Online-Dating-Portale, gehen dann
davon aus, dass man unter Umständen auch bei zwei, dreien gleichzeitig
angemeldet sind und kamen dann so auf die rund 10 Millionen Mitglieder."

                                            © Westdeutscher Rundfunk Köln 2018
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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
                                           Alle elf Minuten….Das Geschäft mit
                                           dem Internet-Dating

Sprecherin 1:
Chris Pleines testet Single-Börsen. Die Ergebnisse kann jeder nutzen. Auf seiner
Internetseite „zu-zweit.de“.
Männer, so die Erkenntnisse von Chris Pleines, sind gleichmäßig in allen Varianten
des Online-Datings präsent. Frauen sind zu jeweils 40 Prozent bei Singlebörsen aktiv
und bei Partnervermittlung. Nur 20 Prozent nutzen das unverbindliche Mobile-Dating.
In diesem relativ neuen Geschäftsfeld sieht Chris Pleines große wirtschaftliche
Potentiale.

Chris Pleines
„Dass es immer kreativere Mobile-Dating-Apps gibt, die mit kreativen
Kontaktmöglichkeiten trumpfen und man hier eben ganz kreativ und auf neue
Möglichkeiten Partner kennenlernt."

Musik: I’m too sexy

Sprecherin 1:
Internet-Dating als gigantisches Computerspiel mit schnellen erotischen Abenteuern.
Mit Live-Radar wie bei der Plattform Lovoo. Ich kann dort, wo ich gerade mit meinem
Smartphone bin, sehen, ob und wo es in meiner Umgebung Menschen gibt, die
ähnliches wollen, wie ich.
Beim Casual Dating gibt es allerdings auch die meisten Fake-Profile, meist
vorgetäuschte Identitäten von Frauen, die angeblich Partner suchen.

Chris Pleines
„Hier gibt es viele schwarze Schafe, die dann tatsächlich, ja, Animateure einstellen,
bereitstellen, die Männer dann in die Premium-Mitgliedschaft locken sollen und hier
kommt es dann selbstverständlich auch nie zu Treffen. Deswegen ist es eben
wichtig, durch gezielte Recherchen da vorher sich zu informieren."

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Sprecherin 1:
Die bekannteste App für Casual- oder Mobile-Dating ist Tinder. Sie ist kostenlos.
Allein in Deutschland tindern nach Angaben eines der Gründer zwei Millionen
Menschen. Dort kann man Partner suchen nach dem Motto „Wisch und weg“. Vor
allem nach dem Foto, vielleicht noch nach dem kurzen Text, den man lesen kann.
Nach links wischen heißt weg, nach rechts: sieht interessant aus. Wenn sich zwei
nach rechts gewischt haben, werden sie gematched – und können nur dann Kontakt
miteinander aufnehmen.

Sprecher 1:
Gucken ist kein Verbrechen. Also kann ich mich da anmelden. Meine Frau mault
auch nur ein bisschen.
Der Weg zu Tinder führt über Facebook. Die App übernimmt, Name, Alter und
Profilfoto.
Sobald ich Tinder starte, taucht die erste Münsteranerin vor mir auf. Silke, 54. Jetzt
muss ich aufpassen, dass ich die Frauen in die richtige Richtung streiche. Nach links
heißt „Nein danke“, nach rechts „Ja bitte“. Alles nette Fotos. Einige lassen sich was
einfallen. Kim aus Holland zeigt nur ihr halbes Gesicht. Einige zeigen sich gar nicht.
Das finde ich blöd. Weg damit. Gefühlt 80 blocke ich nach links hin weg, die anderen
geschätzte 15 nach rechts. Die finde ich interessant. Ganz intuitiv. Im Schnitt werden
sie 10 Jahre jünger sein als ich. Das einzige, was bei mir blass bleibt, ist der Match-
Ordner. Wo die erscheinen sollen, die mich auch interessant finden. Denn nur wenn
beide Interesse bekunden, kommt überhaupt ein Kontakt zustande.
Ich gucke mich im Spiegel an. Eigentlich finde ich mich doch ganz sympathisch.
Liegt´s am weißen Hemd? Denken die: das ist bestimmt so ein Vertreter-Typ mit
weißem dicken BMW? Oder gucke ich einfach zu ernst?
Meine Frau lacht mich an – oder aus? Und fragt sich, ob sie vielleicht an
Geschmacksverirrung leidet. Wenn den doch keine andere haben will…

Musik: As time goes by

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Sprecher 1:
Aber siehe da, am nächsten Tag plötzlich erscheint Elke, genauso alt wie ich. Weiße
Bluse, Daumen in den Hosentaschen, BVB-Fan. Ich schiebe sie nach rechts …
Match. Na sowas. Leider weiß Elke nicht, warum ich diesen Match nun doch direkt
wieder per Tastendruck löse. Denn wir wollen niemandem etwas vorspielen. Das
ginge zu weit.

Andrea Skype-Gespräch
Wählgeräusche Skype
Till: „Hallo“ / Andrea: „Hi“

Sprecher 1:
Dass Tinder glücklich machen und auch feste Partnerschaften stiften kann, hat
unsere Gaststudentin bewiesen. Andrea Arrezola aus Mexiko. Hochintelligent, aber
schüchtern. Sie ging alleine aus dem Haus, kam alleine zurück. Bis plötzlich neben
der kleinen Studentin ein großer hagerer junger Mann stand. Till. Krankenpfleger aus
Münster. Inzwischen ist Andrea wieder in Mexiko. Aber per Skype schaltet sie sich
zu.

Till / Andrea Skype-Gespräch
Andrea lacht

Sprecher 1:
Till ist ein gesprächiger Typ. Doch wenn es ans Flirten geht, wird er starr.

Till / Andrea Skype-Gespräch
Till: „Ja, das fällt mir schwer. Also, ich bin ziemlich schüchtern, und wenn man dann
abgewiesen wird, das ist dann auch irgendwie, da hat man dann doch ziemlich Angst
vor sogar."

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Sprecher 1:
Doch schreiben, das kann Till gut. Und tat es, nachdem die beiden über Tinder in
Münster gematched wurden.

Till / Andrea Skype-Gespräch
Andrea: „Dann Till war die erste Mann, der mir geskyped hat."

Sprecher 1:
Und er fragte, aus welchem Land sie stamme. Andrea ließ ihn raten.

Till / Andrea Skype-Gespräch
Till: „Dann habe ich geraten, dass sie aus der Türkei kommt." (Lachen)
Andrea lacht.
Andrea: „Ja, ich dachte, er ist ein lustiger Person."
Till: „Und was ich wirklich liebe, ist, dass, wir können zusammen sehr viel Spaß
haben, aber gleichzeitig können wir auch sehr intelligente Gespräche führen, zum
Beispiel über Weltpolitik können wir auch ernsthaft diskutieren und das sind wirklich
dann auch sehr anregende Gespräche und gerade dieser Mix macht es dann einfach
und das ist wirklich immer supertoll."

Sprecher 1:
Allerdings: eine Fernbeziehung

Till / Andrea Skype-Gespräch
Till: „Ich glaube, wir haben nachgeguckt, das sind knapp unter 10.000 Kilometer."

Sprecher 1:
Liebende finden immer Wege zueinander. Sie wollen gemeinsam arbeiten und
studieren. In Ostwestfalen.

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Till / Andrea Skype-Gespräch
Andrea: „Ja, dann ich will nach Deutschland gehen und da einen Master studiert und
wir wollen nach Bielefeld."

Musik: La Violetera

Sprecher 1:
Für die einen hängt der Himmel voller Geigen, die anderen suchen jahrelang und
finden nichts Passendes. Eine andere Andrea, Andrea aus Hannover, ist frustriert,
zumindest was die Liebe anbetrifft. 43, öffentlicher Dienst. Eine große Frau, eins
zweiundachtzig. Mehrjährige Beziehungen hatte sie schon. Aber die große Liebe war
nicht dabei. Aus Langeweile ging sie ins Internet. Angebote gab es immer reichlich.

Andrea aus Hannover
„Ja. Ich habe das Gefühl, die melden sich immer bei jeder. Denken sich: Oh, super,
Frischfleisch, frage ich mal an. Vielleicht klappt`s."

Sprecher 1:
Mit sieben Männern hat sie sich in all der Zeit wirklich getroffen. Mit einem kam sie
zusammen. Den fand sie über friendscout24, heute lovescout24.

Andrea aus Hannover
„Genau. Der hatte ein Haus mit seiner damaligen Ex-Frau auch gebaut und da bin
ich dann reingezogen. Die Ex-Frau war aber schon lange weg."

Sprecher 1:
Auch das hielt nicht auf Dauer. Andrea sucht trotzdem weiter.

Andrea aus Hannover
„Aber nichts mehr online."

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Sprecherin 1:
Heute suchen im Internet Millionen nach dem Menschen fürs Leben. Kein
unterschwelliger Verdacht mehr, dass sich dort nur die Reste versammeln, die im
richtigen Leben keinen oder keine abbekommen haben. Oder dass es nur um die
Suche nach schnellem Sex gehe. Dieser negative Ruch, ja die Aufregung um das
Online-Dating insgesamt ist verloren gegangen.
Diese Entwicklung kann man sogar am Namen eines Portals aus München ablesen.
Bei dem Michael Pilzek Geschäftsführer ist.

Michael Pilzek, Geschäftsführer Lovescout24 Deutschland
„Die Marke Friendscout24 ist um die 2000er Jahr herum entstanden, damals war
Online-Dating noch nicht so gesellschaftlich akzeptiert wie heute, heutzutage ist es
normal, ist es gesellschaftlich akzeptiert, online zu daten, und insofern haben wir
gesagt: Love ist das klarere Wort, Friend ist es nicht so unbedingt. Die
Umbenennung in Lovescout24 macht Sinn, um das Produkt klarer zu positionieren."

ATMO: Lovescout-Werbung

Sprecherin 1:
Positionieren heißt für Pilzek: Position 1.

Michael Pilzek, Geschäftsführer Lovescout24 Deutschland
„Lovescout24 ist Deutschlands Partnerportal Nummer eins.“

Sprecherin 1:
Das ist eine steile These.
Michael Pilzek, Geschäftsführer Lovescout24 Deutschland
„Basiert einfach darauf, dass Lovescout24 die höchste Anzahl an Besuchern täglich,
aber auch monatlich hat in Deutschland von allen Partnerportalen. Wir sind
Deutschlands Partnerportal Nummer eins."

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Sprecherin 1:
Beim Konkurrenten Parship kostet das Daten für ein halbes Jahr Laufzeit 360 €, bei
Lovescout24 zahlt man 210 €. Bei beiden gibt es allerdings auch Sonderangebote.
Wer nicht rechtzeitig kündigt, dessen Abo verlängert sich automatisch um die
vorhergehende Laufzeit.
In der Öffentlichkeit wirkt allerdings Parship wie Deutschlands Partnerportal Nummer
1. Und ist mit Plakaten viel präsenter. Das lässt den Konkurrenten von Lovescout24
bissig werden.

Michael Pilzek, Geschäftsführer Lovescout24 Deutschland
„Für uns steht da nicht im Vordergrund, dass wir die Städte zukleistern mit Plakaten,
wir stecken das Geld in erster Linie lieber ins Produkt dass wir einen preisgünstigen
Service anbieten, der auch den vollen Funktionsumfang bietet."

Sprecherin 1:
Und? Verliebt sich auch bei Lovescout24 alle 11 Minuten ein Single?

Michael Pilzek, Geschäftsführer Lovescout24 Deutschland
"Bei Lovescout24 sind es unter vier Minuten.“

Musik: Still Like It Like That

Sprecherin 1:
Mit Umsatzzahlen ist der Lovescout-Chef allerdings zugeknöpfter als die Konkurrenz.

Michael Pilzek, Geschäftsführer Lovescout24 Deutschland
„Das ist ein bisschen ein Betriebsgeheimnis, genau.“

Sprecherin 1:
Er darf keine nennen, denn sein Unternehmen mit Sitz in den USA ist börsennotiert.
Zahlen könnten da den Kurs nach oben oder unten treiben.
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Sprecher 1:
Der Markt wächst. Online-Dating ist inzwischen auch keine Frage des Alters mehr.
Dieser Kaufmann aus dem Großraum München. 61 Jahre alt, datet seit letztem
Sommer bei den Münchner Singles. Die bieten alle möglichen Events an: Von Billard
bis Bergsteigen, von Kochen bis Klassik. Die Mitglieder organisieren das selber auf
dem Portal. Nennen auch die Zahl der freien Plätze. Immer gleich viele Plätze für
Männer und Frauen. Doch der Kaufmann war noch auf keinem Event. Er hat reichlich
mit den Anfragen aus dem Netz zu tun.

Kaufmann, München
„Es waren immerhin an die tausend Frauen, die mir dann schrieben, was ich für eine
schöne Seite hätte, beziehungsweise für ein hochinteressantes Profil, man wolle
mich kennenlernen. Und das machte mich sehr stutzig."

Sprecher 1:
Sehr viel Arbeit. Sehr viel Schreiberei.

Kaufmann, München
„Getroffen habe ich mich vielleicht mit 15.“

Sprecher 1:
Eine wirkliche Beziehung ist dabei bislang nicht entstanden. Der Kaufmann sucht
weiter: im Netz - und im realen Leben.

Kaufmann, München
„Ob das über das Internet geht oder ob das dann, weil ich endlich richtig loslasse,
über die Käsetheke beim Tengelmann geht, das weiß ich nicht. Das werden wir dann
sehen. Ich nütze zumindest die verschiedenen Möglichkeiten einfach aus."

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Sprecherin 1:
So wie es dem 61jährigen geht, geht es Millionen Singles, die bisher einfach nichts
gefunden haben. Auch weil die Strategie nicht stimmt, sagt Eric Hegmann, Single-
und Beziehungsexperte für Parship.

Eric Hegmann , Single- und Beziehungsexperte für Parship
„Dass Menschen mit einer Suchstrategie nicht erfolgreich sind, diese aber weiterhin
verfolgen. Jemand, der Samstagabend im Club niemals die Partnerin findet, der geht
dann stattdessen nicht mehr nur Samstags aus, sondern Donnerstag, Freitag und
Sonntag."

Sprecherin 1:
Durchschnittlich suchen jene, bei denen es dann funkt, bei seinem Portal zwischen
einem halben und einem Jahr, sagt Eric Hegmann. Attraktive Fotos kurbeln die
Nachfrage an. Können beim ersten Date aber auch zum Bumerang werden.

Eric Hegmann , Single- und Beziehungsexperte für Parship
„Model-Fotos würde ich nicht anraten für die Partnersuche. Ich würde viel lieber beim
ersten Date hören: `Das Foto wurde dir gar nicht gerech.t´ als den Satz: `Das Foto ist
aber schon ein Weilchen her, oder? ´"

Musik: Hitchhiker’s Choice

Sprecherin 1:
Der absolute Killer aber sind Lügen.

Eric Hegmann , Single- und Beziehungsexperte für Parship
„Ich hatte gerade eben eine Beratung über eine Frau, die hatte übers Internet jemand
kennengelernt und ein Mann, der nochmal ein Kind wollte. Sie hatte sich fünf Jahre
jünger gemacht. Sie war unglaublich verliebt. Als sie ihm dann gestanden hat: Sie
hat sich jünger gemacht, hat er sie verlassen und hat gesagt: Eine Beziehung kann
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nicht mit einer Lüge aufgebaut werden. Nach dieser Erfahrung glaube ich, schummelt
sie nicht nochmal.

Sprecherin 1:
Bei der Selbsdarstellung ist also die Nähe zur Realität empfehlenswert. Den meisten
Online-Datern ist das offenbar bewusst. Der Bonner Soziologe Andreas Schmitz
erforscht seit Jahren den Dating-Markt. Er berichtet: Beim Alter oder dem Body-
Mass-Index wird nicht nennenswert geschummelt. Einen Unterschied pro Geschlecht
gibt es dann aber doch:

Soziologe Schmitz
Eine systematische Abweichung ist, dass Männer sich ein wenig größer machen,
also 1 oder 2 cm. Frauen ein wenig leichter – sozusagen ein wenig entlang der
erwarteten Präferenzen der Partner.

Sprecherin 1:
Das Schummeln mag in der virtuellen Welt leichter fallen, offenbar gelten aber online
die gleichen Erwartungen wie offline: Frauen wollen oder sollen schlank sein, Männer
groß. Und wie sind die Präferenzen beim Alter?
Christian Rudder, Gründer der Plattform OKCupid, glaubt sie zu kennen. Er hat
gerade ein Buch geschrieben. Inside Big Data. Kernaussagen: Frauen verlieben sich
in Männer, die etwa gleich alt sind wie sie. Alle Männer hingegen stehen auf
20jährige, egal wie alt sie selber sind.

Sprecherin 1:
Eric Hegmann von Parship kann das nicht bestätigen. Die Menschen, die etwas
Dauerhaftes suchen, geben bei der Suche meist nicht mehr als fünf Jahre
Altersunterschied an.

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Eric Hegmann , Single- und Beziehungsexperte für Parship
„Es geht eher dahin sogar, dass es gleichaltrig ist, weil man viele Dinge im gleichen
Alter zusammen erleben möchte.
Interessanter finde ich eher, dass Frauen beispielsweise ab einem gewissen Alter
keine Partner mehr wählen, die älter sind als sie. Was einfach mit der
Lebenserwartung der Männer zu tun hat und dem Bedürfnis von Frauen, nicht die
Krankenpflegerin für den Mann dann später sein zu müssen."

Sprecherin 1:
Der Soziologe ergänzt einen weiteren Punkt: Gebildete Frauen stapeln beim Online-
Daten tief.

Soziologe Schmitz:
Was hier aber noch interessant ist, ist die soziologische Beobachtung, dass Frauen
beim Online-Dating, wenn sie hochgebildet sind, also sagen wir mal Diplom
mindestens oder noch höher, formal auf Doktortitel, wenn derartig hochgebildete
Frauen ein Profil ausfüllen beim Online-Dating, zeigen sie eine ganz spezielle Art und
Weise der Unaufrichtigkeit, würde ich sagen, nämlich sie verschweigen ihre hohe
Bildung.

Sprecherin:
Das mag auf den ersten Blick überraschen, sollte man doch meinen, dass ein
schmucker akademischer Titel die Chancen am Markt erhöht. Aber auch hier greifen
traditionelle konservative Mechanismen. Andreas Schmitz:

Soziologe Schmitz:
Weil tatsächlich einige Männer mit ner geringeren Wahrscheinlichkeit eine Frau
kontaktieren werden, die eine derart hohe Bildung an den Tag legt. Was natürlich,
wenn man an die Gleichberechtigung denkt, am Partnermarkt eher ein trauriger
Befund ist.

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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
                                           Alle elf Minuten….Das Geschäft mit
                                           dem Internet-Dating

Sprecher 1:
Nicht traurig, aber genervt durch ihre Erfahrungen mit Online-Dating zeigt sich
Stefanie aus Bayern. Seit fünf Jahren ist sie auf verschiedenen Portalen unterwegs.

Interview Stefanie Rudolph
„Ja, gefühlt war ich auch bei allen.“

Sprecher 1:
Und Kontakte hatte sie zu einigen Hundert Männern. Dauerhaft an einen Partner
kam Stefanie nicht. Aber ans Schreiben. Buchtitel:

Interview Stefanie Rudolph
„Mein Leben mit den Singlebörsen, oder bin ich genauso bekloppt wie die Anderen?"

Sprecher 1:
Stefanie beendet gerade ihr drittes Buch über das Internet-Dating.
Respektlosigkeit, das ist für Stefanie das Schlimmste. Wenn Männer zum Beispiel
virtuell die Hose runterlassen. Und Nacktfotos schicken.

Musik: I’m too sexy

Interview Stefanie Rudolph
„Es sind viele, die sich dort einfach komplett ausleben. Die der Meinung sind: 'Ach ja,
das Internet bietet so viele schöne Möglichkeiten, um irgendjemanden einfach
flachlegen zu können', und dafür kamen auch genug Anfragen, wo ich mir dann
denke: Wenn mich jemand anschreibt und mir einfach schreibt: 'Ey, haste Bock?',
und mir dann auch noch Geld dafür bietet, dass ich mit ihm eine Nacht verbringe und
dem ich halt dann leider antworten muss: 'Kerl, bei deiner Fresse brauchst du mir
Geld geben! Das ist dann Schmerzensgeld, dass ich mich überhaupt mit dir treffen
würde.'"

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Sprecher 1:
Entsprechend ruppig wird Stefanie dann.

Interview Stefanie Rudolph
„Vollpfeife, Vollpfosten, Amöbenhirn, das sind so die Worte, die dann einfach in dem
Moment, wenn man es erlebt, hat man die einfach im Kopf, die muss man nicht groß
erfinden."

Sprecher 1:
Neben dieser Dark Side im Netz hatte Stefanie allerdings auch schöne
Begegnungen.
Vor allem zwei Männer ließen ihr Herz höher schlagen. Der eine war ein
Strenggläubiger.

Interview Stefanie Rudolph
„Das ist auch ein unheimlich toller Mann. Aber ich kam einfach mit dem Muslimleben
nicht zurecht. Ich denke aber unheimlich gern an die Zeit mit ihm zurück. Also, es
war wirklich schön.“

Sprecher 1:
Er wohnte außerdem weit weg, in Hamburg. Und mit den Vorstellungen ihres
Liebhabers bekam Stefanie Probleme.

Interview Stefanie Rudolph
„Das ist einfach wirklich dieses mit dem Beten, mit dem ganzen rituellen Waschen,
mit dem Halal. Ich muss nur da einkaufen. Und so diese Eifersucht, die dann so
extrem da war, wo ich sage: 'Okay, damit werde ich nicht klar kommen.' Das war
leider Gottes halt der Fall, wo ich sagen musste: 'Es tut mir leid.' "

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Sprecher 1:
Eine strenge Auslegung der Religion, die Entfernung und extreme Eifersucht, drei
Gründe, die die Beziehung scheitern ließen. Bei Dino passte dagegen alles. Einziges
Problem: er hatte Frau und Kinder.

Interview Stefanie Rudolph
„Dino ist auch ein unheimlich toller Mann, gehört aber einfach zu einer anderen Frau.
Nicht zu mir. So einfach ist das."

Sprecher 1:
Eine On-Off-Beziehung. Mal trennte er sich, dann kamen Stefanie und er wieder
zusammen. Eifersuchtsdramen, Scheidungsdrohung. Das ganze Programm.

Interview Stefanie Rudolph
„Also, um ihn ist es sehr schade, ja. Wäre er Single gewesen, wäre es toll geworden,
glaube ich."

Sprecher 1:
Also ist Stefanie nach wie vor allein. Und schreibt und schreibt an ihren Büchern,
auch wenn sie fast keine davon verkauft. Was sie eigentlich will?

Interview Stefanie Rudolph
„Das ist das Schwerste im Moment, jemanden zu finden, der normal ist.“

Sprecherin 1:
Ihre Chancen, online jemanden zu finden sind grundsätzlich nicht schlecht. Hat die
Stiftung Warentest herausgefunden. Ihr Test ergab 2016, dass die Suche per
Mausklick ein probates Mittel ist. Reine Singlebörsen, bei denen die Teilnehmer
selbst nach einem Flirt, einer Freundschaft oder einer Beziehung Ausschau halten,
schnitten nicht schlechter ab als ausgesprochene Partnerbörsen, die mit ihren

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Dok 5 – Das Feature, 10.06.2018
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„Liebesformeln“ gezielt Menschen zusammenbringen wollen. Falk Murko von der
Stiftung Warentest:

Falk Murko
Nach unseren Erfahrungen sind sie nicht wirklich besser als die Singlebörsen, und
sogar die kostenlosen Singlebörsen schneiden auch nicht viel schlechter ab; also die
Chancen, dort einen Partner zu finden sind per se nicht unbedingt größer.

Sprecherin 1:
Allerdings gibt es beim Online-Dating ein generelles Problem und das ist ironischer
Weise erst durch den Erfolg der Börsen und Portale entstanden:

Falk Murko
Man hat eine große Menge zur Auswahl, das ist aber auch gleichzeitig ein Nachteil.
Weil viele sind dann verführt und sagen, jetzt kann ich den optimalen Partner finden
und schrauben ihre Erwartungen immer höher und immer theoretischer. So dass sie
dann doch niemanden finden, weil niemand ihren Vorstellungen entsprechen kann,
Aber grundsätzlich ist das ne gute Möglichkeit, es gibt wahrscheinlich nirgendwo so
viele Singles, die auf Suche sind. Wer da realistisch rangeht, ehrlich rangeht, der hat
auch eine Chance, einen Partner zu finden.

Sprecherin 1:
Die Unübersichtlichkeit, das Flüchtige, so manche Enttäuschung, geschönte
Geschichten und bisweilen auch gefälschte Profile, all das verleidet so manchem das
Online-Dating. Die ihr Glück dann ganz klassisch suchen:

Simone Janssen
Für uns ist es wichtig, dass man dem anderen gegenüber steht, das man merkt, der
ist charismatisch, der ist witzig, da funkeln die Augen, das kann ein Foto gar nicht
wiedergeben.

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Musik: Blackfish

Sprecher 1:
Keine Fotos, keine Telefonate, bei Simone Janssen geht es anders zu. Es zählt die
Begegnung, der persönliche Kontakt. Seit 25 Jahren betreibt sie eine klassische
Partnervermittlung in Köln. Die Kundschaft: anspruchsvoll, beruflich stark engagiert:
Unternehmer, Akademiker, Selbständige. Ihr Vorteil gegenüber Internet-Portalen:
Diskretion:

Simone Janssen
Man weiß nie, wer sieht einen, wer weiß das jetzt. Ich sag jetzt mal, der Richter in
Köln möchte es jetzt vielleicht nicht oder der bekannte Arzt oder die
Unternehmertochter möchte auch nicht, dass jeder weiß, so da suche ich jetzt. Dazu
kommt, dass sehr viel gelogen wird in den Onlinebörsen.

Sprecher 1:
Ihr Rezept: nach einem kurzen Abgleich – Alter – Familienstand – Raucher oder nicht
– geht es um Intuition. Die hat ihren Preis. Für die Betreuung – es werden
mindestens zehn qualifizierte Partner-Vorschläge garantiert – fallen 2.500 bis 3.000
Euro an. Deutlich mehr als bei Internet-Portalen. Dennoch ist sich Simone Janssen
sicher, dass ihr nicht virtuell das Wasser abgegraben wird:

Simone Janssen
Je mehr Wirrwarr im Internet herrscht, desto sicherer und safety ist es bei uns, dass
man weiß, Frau Janssen hat sich mit beiden Seiten unterhalten, hier kennt jeder
jeden, und das ist dann einfach ein ganz anderer Sicherheitsmodus.

Sprecherin 1:
Das glatte Gegenteil des klassischen Weges sind Spezial-Portale im Netz,
vergleichbar mit Meta-Suchmaschinen. Sie raten den Suchenden, zu welchem
Anbieter er oder sie am besten gehen sollten.
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