IN DUS TRIE 4.0 - DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
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IN DUS TRIE 4.0 DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
Inhalt 02 EDITORIAL 1 04 ÜBER DIE STUDIE 2 06 DIE ERGEBNISSE 3 10 4.1 Erfahrungen mit Smart-Factory-Projekten nehmen rasant zu 14 4.2 Smart Business steht erst am Anfang 18 4.3 Noch sind konservative Motive die Treiber 20 4.4 Industrie 4.0 erfüllt Erwartungen 24 4.5 Technologische Vision vs. ökonomische Realität 26 4.6 Big Data wird zum Qualitätsmanager 30 4.7 Plattformen mit erheblichem Zukunftspotenzial 34 4.8 Predictive Maintenance bleibt hinter den Möglichkeiten 36 4.9 Losgröße 1 ist bereits Realität 38 4.10 Die jeweils eigene Branche schürt die Disruptionsängste 40 4.11 Innovation wird von den Menschen getrieben 42 FAZIT 4 44 GLOSSAR INDUSTRIE 4.0 5
1 » Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Ein guter Index ist wie ein guter Wein – er reift mit dem Alter. Das gilt auch für den „Deutschen Industrie 4.0 Index“, der nun bereits das fünfte Jahr in Folge ermittelt wurde und somit viele interessante Zeitreihen liefert. Sie machen die enorme Dynamik der digitalen Transformation konkret sichtbar. Ergänzt durch die zahlreichen Statements aus den im Laufe der Jahre fast 1.500 für den Index befragten Unternehmen, für die ich mich an dieser Stelle einmal ausdrücklich bedanken möchte, ist aus der Studie mittlerweile ein spannendes Abbild der jüngsten „Wirtschaftsgeschichte“ geworden. Dem einen oder anderen mag das angesichts eines Zeitraumes von bisher 48 Monaten vielleicht eine Nummer zu groß sein. Doch hier lohnt ein Blick zurück auf unsere Analyse der Studien- ergebnisse anno 2014: „Die deutliche Mehrheit der Unternehmen verharrt in einer passiven Schockstarre oder staunt fasziniert, wie Konkurrenten selbstbewusst nach vorn preschen.“ 2 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 EDITORIAL
Aus der Sicht von heute ergänze ich da gedanklich entweder positiv „Es war einmal“ oder negativ „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann staunen sie noch heute“. Wenn ich Sie noch immer nicht davon überzeugt habe, in welch epochaler und rasend schneller Phase der Veränderung wir uns gerade befinden, ermitteln Sie doch einmal Ihren „Privat 4.0 Index“. Mögliche Fragen: Wann haben Sie zuletzt einen Urlaub im Reisebüro gebucht? Lesen Sie noch eine gedruckte Tageszeitung? Läuft Ihre Lieblings-Serie in der ARD oder bei « Netflix? Laden Sie Freunde in ein Restaurant ein, das im Netz mit weniger als 4 Sternchen bewertet wird? Klar, wie bei den Unternehmen gibt es auch im Privaten digitale Pioniere und analoge Nostalgiker. Darüber, dass das nächste Kapitel deutscher Industriegeschichte allerdings von Begriffen wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Predictive Analytics geprägt sein wird, herrscht unter den Teilnehmern des „Deutschen Industrie 4.0 Index 2018“ große Einigkeit. Martin Haas CEO STAUFEN.AG
HINTERGRUND UND RAHMEN DER STUDIE Für den „Deutschen Industrie 4.0 Index 2018“ befragte die Unter- nehmensberatung Staufen AG zusammen mit der Staufen Digital Neonex GmbH insgesamt 450 Unternehmen in Deutschland zum Thema Industrie 4.0. Die Befragung erfolgte zur Jahresmitte 2018. Gut zwei Drittel der befragten Unternehmen entstammen dem Maschinen- und Anla- genbau, der Elektro- und der Automobilindustrie.
DIE ERGEBNISSE Die digitale Transformation ist 2018 in Deutschlands Industrie- IM ÜBERBLICK betrieben angekommen. Auch wenn der konsequente Smart- Factory-Ansatz bisher lediglich von einigen Vorreitern verwirklicht wurde, hat erstmals seit der Erhebung des „Deutschen Industrie 4.0 Index“ die Mehrheit aller befragten Unternehmen praktische Erfahrungen mit Industrie 4.0 vorzuweisen. Weitere Betriebe ste- hen kurz davor, in den operativen Einsatz einzutreten. Nicht ein- mal jedes zehnte Unternehmen verweigert sich noch dem Trend. Das zeigt sich auch an der Entwicklung des Index: Seit 2014 hat er von 16 Punkten kontinuierlich bis heute auf 42 Punkte zugelegt. Der Industrie-4.0-Index steigt langsamer als in den Vorjahren 16 30 35 41 42 2014 2015 2016 2017 2018
Betrachtet nach Branchen steht die Elektroindustrie dabei mit 49 Das Gefälle zwischen eigener Produktionstechnik und kunden- Punkten an der Spitze, gefolgt von der Automobilindustrie mit seitigen Angeboten wird auch in den Motiven der Unternehmen 46 und dem Maschinen- und Anlagenbau mit 45 Punkten. Bisher deutlich. Dort liegt der Blick vorwiegend noch auf den eigenen liegt der Fokus aber noch ganz klar im eigenen Haus. Während Produktionshallen: Die Effizienz soll gesteigert werden, mehr Produktionstechnik und langsam auch indirekte Bereiche von der Transparenz in den Abläufen wird verfolgt. Die wirklich revoluti- digitalen Transformation erfasst werden, kommt die neue Pro- onären Möglichkeiten der neuen Technologien werden erst lang- duktwelt noch zögerlich in Fahrt. Nur knapp ein Viertel der Un- sam zum Motor unternehmerischen Handelns. Das mag nicht zu- ternehmen hat bereits Industrie-4.0-Anwendungen im Leistungs- letzt an der aktuell hervorragenden wirtschaftlichen Verfassung portfolio. Entsprechend erreicht der 2018 erstmals erhobene der deutschen Industrie liegen. Die Auftragsbücher sind weiter- Smart Business Index der Staufen AG mit 35 Punkten einen deut- hin prall gefüllt, daher konzentrieren sich die Betriebe darauf, das lich geringeren Wert als der Industrie-4.0-Index. Doch es zeichnet Bestehende zu optimieren. Für tiefgreifende Neuansätze bleiben sich Bewegung ab. Fast ein Drittel der Betriebe entwickelt gerade 2018 nur wenige Ressourcen. Sieben von zehn Unternehmen ge- Produkte mit digitalem Mehrwert, einige weitere testen bereits ben an, dass sie vor allem fehlende Kapazitäten an der Verfolgung beim Kunden. Ganz am Anfang steht dagegen noch die Suche von Industrie-4.0-Zielen gehindert haben. nach neuen Geschäftsmodellen. Die Branchen im Vergleich Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Automobilindustrie 45 49 46 8 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
„Digitalisierung wird zur großen Chance für viele Unternehmen. Die Herausforderung dabei wird sein, das Richtige zu digitalisieren und Industrie 4.0 nicht nur als ‚Vorzeige-Objekt‘, sondern als Instrument zur Optimierung zu nutzen.“ Daniela Schäffer, Murrelektronik GmbH Dennoch, die digitale Transformation ist eine Success Story. Fast Was konkrete Technologien angeht, so liegt das Hauptaugenmerk zwei Drittel der Betriebe haben hier Erfolge zu verzeichnen. Maß- vor allem auf datengetriebenen Anwendungen, um Produktions- geblich verdanken sie das dem gezielten Aufbau von Kompe- prozesse zu überwachen oder zu verbessern. Die ersten Erfah- tenzen. Die alte unternehmerische Weisheit, dass in das Personal rungen sind positiv, doch viele Unternehmen glauben, dass Kon- investierte Geld sich allemal rentiert, trifft also auch im Indus- zepte wie Predictive Maintenance derzeit noch weit hinter ihren trie-4.0-Zeitalter zu. Woran es allerdings noch etwas mangelt, ist Möglichkeiten zurückbleiben. Insgesamt sind die deutschen Be- die durchgehende Überzeugung bei den Mitarbeitern. Vor allem triebe technologisch breit aufgestellt. Das Engagement, mit dem die Angst, durch neue Technologien vom eigenen Arbeitsplatz verschiedene neue Technologien verfolgt werden, ist lediglich verdrängt zu werden, dürfte bei vielen Beschäftigten für Skepsis graduell abgestuft. Eher geringe Bedeutung hat derzeit noch die sorgen. Hier sind Führungskräfte gefragt, die begeistert vorange- Plattformökonomie. Da hier allerdings ein großer Anteil auf Ver- hen und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter sowie deren Wissen triebskanäle entfällt, erstaunt das relativ geringe Interesse beim und Ideen ernst nehmen. Denn darin sind sich fast alle Befragten derzeitigen Auftragsboom wenig. Wer am Rande der Kapazität ar- einig: Industrie 4.0 entsteht weniger in den Maschinen als viel- beitet, legt selten große Anstrengungen in die Akquise. mehr in den Köpfen. Dabei entwickelt sich ein harter Wettbewerb, der bestehende Industrien revolutionieren könnte. Die Angst vor Das wird allerdings nicht so bleiben, denn schon für die nahe Zu- der Disruption beschäftigt die Unternehmen mehr als je zuvor, kunft prognostizieren die Betriebe für industrielle Internetplatt- und den Angriff erwarten die meisten nicht aus der agilen Soft- formen einen gewaltigen Bedeutungszuwachs. Noch schneller warebranche, sondern aus den eigenen Reihen. wird die Relevanz beim Thema künstliche Intelligenz zulegen, so die Erwartung der Unternehmen. Dem weiteren Anstieg des „Deutschen Industrie 4.0 Index“ steht also nichts im Wege.
4.1 Erfahrungen mit Smart-Factory-Projekten nehmen rasant zu Der Megatrend Industrie 4.0 hält auch 2018 seinen Kurs. Die Un- ternehmen treten zunehmend aus der strategischen Planungs- phase in den tatsächlichen Einsatz der neuen Technologien. Schon 43 Prozent der Betriebe gewinnen in operativen Einzelprojekten wichtige Erfahrungen mit der digitalen Transformation, noch ein- mal 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Entsprechend stark ist die Zahl derjenigen, die noch beobachten und analysieren, fast im gleichen Maß von 33 auf 24 Prozent gesunken. Stabil ist der Anteil der Unternehmen in der Planungs- und Test- Auffällig im Branchenvergleich ist vor allem der große Durch- phase, der sich mit 8 Prozent nicht wesentlich verändert hat. Die- dringungsgrad ganzheitlicher Industrie-4.0-Konzepte in der Auto- jenigen, die sich Industrie 4.0 komplett verweigern, entwickeln mobilindustrie. Fast ein Fünftel der Betriebe verzeichnet eine sich zu einer deutlichen Minderheit. In nur einem Jahr sank ihr umfassende operative Umsetzung. Vermutlich fällt es der seit Anteil von 15 auf 9 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums Jahrzehnten auf homogene Prozesse und störungsfreien Sup- stagniert die Entwicklung derzeit leicht. Umfassend durchdrun- ply Chains ausgerichteten Automobilindustrie vergleichsweise gen hat die digitale Transformation weiterhin noch nicht einmal leicht, durchgängige Industrie-4.0-Ansätze zu implementieren. jedes zehnte Unternehmen. Doch auch hier gibt es leichte Fort- Diese Interpretation stützt auch der recht geringe Wert des Ma- schritte im Vergleich zu 2017. Erstaunlich ist dieser vergleichswei- schinen- und Anlagebaus von 4 Prozent in dieser Kategorie. Im se langsame Anstieg jedoch nicht, denn Industrie 4.0 entsteht in Gegensatz zur Massenproduktion in der Automotive-Branche ist den seltensten Fällen auf der grünen Wiese. Betriebe werden ihre diese Industrie weit mehr auf die Erfüllung individueller Kunden- Produktionstechnik im Regelfall Stück für Stück anpassen, schon anforderungen ausgerichtet. Entsprechend komplex sind auch allein aus Kostengründen. die Herausforderungen, wenn es darum geht, die eigene Pro- duktionstechnik auf ein neues Niveau zu heben. Der hohe An- teil von Unternehmen in der Entwicklungsphase operativer Ein- zelprojekte mit Industrie-4.0-Fokus legt jedoch nahe, dass auch der Maschinen- und Anlagenbau zügig in Richtung Smart Factory voranschreitet. Ganz ähnlich verhält es sich in der Elektroindus- trie, die beim umfassenden Einsatz von Industrie 4.0 sogar schon ein Stück weiter ist. 10 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Industrie 4.0 / Digitalisierung ist nach wie vor das Topthema. Wie weit ist Ihr Unternehmen auf dem Weg zur „Smart Factory”? Vergleich nach Befragungsjahr 2018 2016 2014 9% Wir haben uns noch nicht konkret 15 % damit beschäftigt. 34 % 24 % Das Thema befindet sich bei uns in der 33 % Beobachtungs- und Analysephase. 39 % 8% Das Thema befindet sich bei uns in der 9% Planungs- und Testphase. 6% 43 % Wir verfolgen operative Einzelprojekte 33 % in Sachen Industrie 4.0. 14 % 9% Industrie 4.0 wird bei uns umfassend 7% operativ umgesetzt. 1% 7% Keine Antwort 3% 6% 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %
Industrie 4.0 / Digitalisierung ist nach wie vor das Topthema. Wie weit ist Ihr Unternehmen auf dem Weg zur „Smart Factory”? Vergleich nach Branchen Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Automobilindustrie 7% Wir haben uns noch nicht konkret 9% damit beschäftigt. 3% 26 % Das Thema befindet sich bei uns in der 23 % Beobachtungs- und Analysephase. 26 % 11 % Das Thema befindet sich bei uns in der 4% Planungs- und Testphase. 16 % 52 % Wir verfolgen operative Einzelprojekte 55 % in Sachen Industrie 4.0. 30 % 4% Industrie 4.0 wird bei uns umfassend 9% operativ umgesetzt. 18 % 0% keine Antwort. 0% 7% 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 12 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
» „Die Automobilindustrie ist durch den sehr vielseitigen und sich stetig weiterentwickelnden Megatrend Digitalisierung umfänglich betroffen, sodass unser Unternehmen als Zulieferer « in dieser Branche sicherstellen muss, diese Entwicklungen mitzugehen, um nach wie vor als zeitgemäßer und professioneller Partner wahrgenommen zu werden.“ Dennis Künkel, CEO, Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG
4.2 Smart Business steht erst am Anfang Während zahlreiche Industrieunternehmen bereits nennens- werte Erfahrungen mit der digitalen Transformation im eige- nen Haus gemacht haben, stehen die Firmen mit Industrie-4.0- Lösungen für ihre Kunden vielfach noch am Anfang. 17 Prozent bieten in diesem Bereich noch keinerlei Dienstleistungen oder Produkte an. Rund ein Drittel entwickelt gerade erst entspre- chende Angebote. 14 Prozent sind immerhin so weit, dass sie ihre Lösungen bereits beim Kunden testen. Immer mehr Unternehmen digitalisieren ihre Produkte und Dienstleistungen oder entwickeln 4.0-Geschäftsmodelle. Wie sieht es damit in Ihrem Unternehmen aus? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Wir bieten keine Produkte/Dienstleistungen 17 % mit 4.0-Eigenschaften an. Wir entwickeln gerade Produkte/Dienstleistungen 30 % mit 4.0-Eigenschaften. Wir haben Produkte/Dienstleistungen 14 % mit 4.0-Eigenschaften im Kundentest. Wir haben Produkte/Dienstleistungen 21 % mit 4.0-Eigenschaften fest im Angebot. Wir haben neben einzelnen Produkten/Dienstleistungen 5% komplett neue Geschäftsmodelle auf 4.0-Basis. Keine Antwort 13 % 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 16 14 STUDIE: INDUSTRIE BEST STRATEGY 4.0 2018 2018 DIE DIE ERGEBNISSE ERGEBNISSE
Dem gegenüber steht immerhin schon ein Viertel der Unter- mation in die Angebotspalette Einzug gehalten, ebenso wie in nehmen, die Industrie 4.0 bereits fest in ihrem Produktportfo- der Elektroindustrie. Beide Branchen liegen auch bei den neu- lio integriert haben. Dennoch, in weiten Teilen ist die digitale en Geschäftsmodellen mit 5 Prozent gleichauf und zeigen ins- Transformation ein unerschlossenes Terrain. Erst 5 Prozent der gesamt ein vergleichbares, wenn auch in Entwicklungsgraden Unternehmen haben auf ihrer Basis neue Geschäftsmodelle abgestuftes Bild. entwickelt – dabei liegt doch gerade hier das große Wertschöp- fungspotenzial der vierten industriellen Revolution. Es scheint Seit 2014 ermittelt die Staufen AG den „Deutschen In- den Unternehmen also schwerzufallen, die durchaus umfangrei- dustrie 4.0 Index“, um den Grad der Transformation der chen Erfahrungen mit neuen Technologien im eigenen Betrieb deutschen Industrie auf dem Weg zur Smart Factory zu er- in innovative Konzepte für die Kundschaft umzumünzen. Hier mitteln. Nachdem mittlerweile mehr als die Hälfte der Un- herrscht schlichtweg eine gewisse Verunsicherung, die sich auch ternehmen Industrie 4.0 operativ einsetzt, wird seit diesem im großen Anteil (13 Prozent) von Betrieben zeigt, die sich der- Jahr zusammen mit den Experten der Staufen Digital Neo- zeit zu keiner Aussage fähig sehen. nex GmbH zusätzlich abgefragt, wie viele Unternehmen Im Smart Business Index führt der Maschinen- und Anlagenbau schon Smart Business betreiben, also bereits Produkte mit einem Wert von 45 Punkten. Nur 6 Prozent der Unterneh- und Dienstleistungen digitalisiert oder auf 4.0-Basis sogar men dieser Branche bieten noch überhaupt keine Industrie-4.0- schon komplett neue Geschäftsmodelle aufgesetzt haben. Lösungen an. Bei 26 Prozent hat dagegen die digitale Transfor- Die Branchen im Vergleich Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Automobilindustrie 45 41 27
Neben der Steigerung der eigenen Effizienz durch Industrie 4.0 digi- talisieren immer mehr Unternehmen auch ihre Produkte und Dienst- leistungen oder entwickeln sogar komplette 4.0-Geschäftsmodelle. Wie sieht es damit in Ihrem Unternehmen aus? Vergleich nach Branchen; nur Teilnehmer, die sich schon konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Automobilindustrie Wir bieten keine 6% Produkte/Dienstleistungen 19 % mit 4.0-Eigenschaften an. 33 % Wir entwickeln gerade 33 % Produkte/Diensttleistungen 26 % mit 4.0-Eigenschaften. 17 % Wir haben Produkte/Dienstleistungen 24 % mit 4.0-Eigenschaften 19 % im Kundentest. 3% Wir haben Produkte/Dienstleistungen 26 % mit 4.0-Eigenschaften 26 % fest im Angebot. 14 % 5% Wir haben neben einzelnen 5% Produkten/Dienstleistungen komplett neue Geschäftsmodelle auf 4.0-Basis. 11 % 6% Keine Antwort 5% 22 % 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 16 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Ganz anders wieder die Automobilindustrie. So setzen zwar die OEMs und die großen Zulieferer bei Themen wie etwa Connec- ted Car oder autonomes Fahren stark auf digitale Geschäfts- modelle in Richtung Endkunden, sind aber ansonsten genau wie viele ihrer vorgelagerten Zulieferer eher Anwender von Industrie- 4.0-Angeboten. Trotz dieser Gemeinsamkeit stehen im Automotive-Sektor stär- 22 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie machen ker als in anderen Branchen Hochtechnologie-Konzerne neben keinerlei Angaben zu digitalen Produkten oder Dienstleistun- kleinen, mittelständischen Betrieben, die in enger Verzahnung gen. Neben den zuvor genannten Gründen spricht dies für eine mit den Abnehmern vergleichsweise einfache mechanische Tei- erhebliche Verunsicherung bei den Sublieferanten. Zusätzlich le liefern. Solchen Zulieferern der unteren Ebenen fällt es aus spielt auch das in der Branche traditionell hohe Bedürfnis nach verschiedenen Gründen schwerer, High Potentials als Mitarbei- Geheimhaltung eine nicht zu unterschätzende Rolle. ter zu gewinnen und mit ihrer Hilfe technische Innovationen Denn während man im Maschinenbau beispielsweise eher früh- voranzutreiben. Nicht zuletzt zeichnet viele dieser Unterneh- zeitig Begehrlichkeiten mit anstehenden Innovationen weckt men ein Selbstverständnis als verlängerte Werkbank der OEMs – nicht zuletzt aufgrund der viel längerfristigen Investitions- aus, die vor allem auf die direkten Anforderungen eines einge- planung –, hält man sich in der auf den privaten Autofahrer aus- schränkten Kundenstammes reagieren, statt selbst den Markt gerichteten Automobilindustrie im Vorfeld des Markteintritts zu entwickeln. eines neuen Modells vergleichsweise bedeckt, um sich von der Konkurrenz nicht in die Karten schauen zu lassen.
4.3 Noch sind konservative Motive die Treiber Unternehmen, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäf- tigen, wurden im Rahmen der Studie nach ihren Motiven und Erfahrungen befragt. Dabei zeigt sich, dass weiterhin noch die „klassischen“ Erwartungen dominieren. Deutlich an der Spitze steht die Effizienzsteigerung infolge weiterer Automatisierung und Autonomisierung der eigenen Produktionstechnik. 80 Pro- zent der Unternehmen erhoffen sich von der neuen Technologie eine bessere Effizienz, dicht gefolgt von der Transparenz der Pro- zesse, etwa in der Produktion, die durch die digitale Verfolgung der Abläufe erreicht werden kann. Das Ziel geringerer Kosten treibt dagegen schon nur noch 54 Prozent der Unternehmen an. Hier stehen vermutlich die Einsparungen durch Effizienzsteige- rung den nicht zu vermeidenden hohen Investitionen für neue Maschinen und Anlagen gegenüber. Die weitere Hierarchie der Motive zeigt deutlich, in welchem Spannungsfeld sich Smart Factory und Smart Business derzeit noch bewegen. Während die Unternehmen Industrie 4.0 als Wei- terentwicklung der Automatisierungstechnik mit offenen Armen begrüßen, stehen sie ihrem Potenzial als technologischem Para- digmenwechsel vielerorts vergleichsweise ratlos gegenüber. Ein Wettbewerbsvorsprung durch innovative Produkte ist gerade einmal für die Hälfte der Unternehmen ein schlagendes Argu- ment. Noch etwas weniger können sich für eine bessere Ver- netzung mit den Kunden begeistern. Weniger als 40 Prozent der Unternehmen lassen sich vom Wertschöpfungspotenzial neuer Geschäftsmodelle und Services oder der individualisierten Ferti- gung überzeugen – und noch einmal deutlich weniger von einer neuen Dynamik in Forschung und Entwicklung, etwa durch den digitalen Zwilling. 18 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Insgesamt setzt die deutsche Industrie derzeit also noch auf Rande ihrer Kapazitäten. Effizienz ist damit das Gebot der Stunde, das Naheliegendste: die eigene Produktion mit neuen technolo- für einen umfassenden technologischen Paradigmenwechsel und gischen Möglichkeiten weiter zu optimieren. Dies ist vermutlich eine grundlegende strategische Neuausrichtung fehlen vielerorts auch der derzeitigen Wirtschaftslage geschuldet. Bei vollen Auf- schlichtweg freie Ressourcen. tragsbüchern arbeiten die Betriebe nun bereits über Jahre am Was sind die Motive für Industrie-4.0- / Digitalisierungs- maßnahmen in Ihrem Unternehmen? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Steigerung der internen Effizienz 80 % Transparenz in den Abläufen, 71 % z. B. in der Produktion Kostensenkungen 54 % Wettbewerbsvorsprung durch 48 % moderne Produkte Stärkung der Schnittstelle 44 % zum Kunden Umsatzsteigerung durch neue 39 % Geschäftsmodelle Umsatzsteigerung durch zusätzliche 38 % Services (z. B. Predictive Maintenance) Möglichkeit zur wirtschaftlichen individualisierten Fertigung 37 % (Stichwort Losgröße 1) Verkürzung der Entwicklungszeiten 28 % (z. B. durch digitale Zwillinge) Anforderungen von Geschäftspartnern 15 % (z. B. OEM) 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %
4.4 Industrie 4.0 erfüllt Erwartungen Die Erfahrungen mit der digitalen Transformation verlaufen in der Industrie überwiegend positiv. Fast zwei Drittel berichten, dass die neuen Technologien ihre Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen haben. Mit 23 Prozent ist die Anzahl der Unschlüs- sigen vergleichsweise hoch, was sich zum Teil aber daraus erklärt, dass technologische Umbrüche eine gewisse Zeit benötigen, bis ihre Auswirkungen für die Unternehmen greifbar werden. Ein- deutig negative Erfahrungen mit Industrie 4.0 verzeichneten bis- her nur 14 Prozent der Befragten. Wie erfolgreich sind Ihre Industrie-4.0- / Digitalisierungs- aktivitäten bisher verlaufen? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Positiv (∑ 63 %) Ergebnisse … 10 % … liegen deutlich über den Erwartungen 23 % … liegen über den Erwartungen 1% … entsprechen den Erwartungen 0% Negativ (∑ 14 %) Ergebnisse … 14 % 52 % … liegen unter den Erwartungen … liegen deutlich unter den Erwartungen Neutral (∑ 23 %) Kann ich nicht beurteilen 20 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass Sie Ihre Ziele erreicht oder sogar übertroffen haben? Nur Teilnehmer, die sich schon konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen und Industrie-4.0- / Digitalisierungsaktivitäten positiv bewerten Gezielter Know-how-Aufbau 61 % Strukturiertes Vorgehen mit 59 % klaren Prozessen Hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern 36 % Moderne Führungsmethoden 29 % Zusätzliche Kapazitäten aufgebaut 28 % Leistungsstarke IT-Infrastruktur 26 % Starke externe Partner 20 % Keine Antwort 9% 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Erfolgsfaktor Nummer eins ist nach Überzeugung der Befragten Die Mehrheit von 59 Prozent der Betriebe verlässt sich zudem der gezielte Aufbau von Kompetenzen. Das lässt vermuten, dass auf eine bewährte Stärke: Auch im Industrie-4.0-Zeitalter ist die sich die Technologiespirale in Zukunft sogar noch schneller Grundlage für unternehmerischen Erfolg ein strukturiertes Vor- drehen könnte. Auf der Basis des neu gewonnenen Know-hows gehen mit klaren Prozessen. Unternehmen, die sich in den ver- werden sich konkrete Industrie-4.0-Ansätze deutlich schneller im- gangenen Jahren bereits in Lean Enterprises transformierten, plementieren lassen als in der bisherigen Phase der Erprobung dürften sich damit auch für den digitalen Wandel eine hervor- und Auswertung. ragende Startposition gesichert haben. Für alle anderen drängt die Zeit, schlanke und belastbare Organisationsstrukturen auf- zubauen, andernfalls wird sich eine homogene IT-Landschaft mit reibungslosen Schnittstellen – eine entscheidende Vorausset- zungen für ganzheitliche Industrie-4.0-Ansätze – nur mit äußers- ten Anstrengungen erreichen lassen.
Weitgehend skeptisch geben sich derzeit noch die Mitarbeiter ge- genüber der digitalen Transformation. Eine hohe Akzeptanz zeigt nur rund ein Drittel. Tiefgreifende Veränderungen führen gene- rell zur Verunsicherung beim Personal, zumal durchaus die Be- fürchtung verbreitet ist, Arbeitsplätze könnten verloren gehen. Hier ist es an den Führungskräften, die Chancen des digitalen Wandels in die Unternehmen zu tragen – und die Erkenntnis zu vermitteln, dass es ohne ein Umdenken nicht gehen wird. Im Wettbewerb der nahen Zukunft wird derjenige, der sich Industrie 4.0 verweigert, nur äußerst schwer bestehen können. Doch gerade die Führungskräfte haben noch an sich zu arbei- ten. Nicht einmal ein Drittel der Unternehmen punktet in der digitalen Transformation mit zeitgemäßen Führungsmethoden. Doch so volatile und komplexe Veränderungen, wie sie Industrie 4.0 mit sich bringt, lassen sich nicht vom einsamen Entscheider im Chefbüro meistern. Vielmehr müssen alle Mitarbeiter mit ihren Kompetenzen, Ideen und ihrem Engagement eingebunden werden. Ein klassisches Hierarchieverständnis gerät damit ra- sant ins Hintertreffen. 28 Prozent der Unternehmen haben zusätzliche Kapazitäten auf- gebaut und waren damit erfolgreich, fast ebenso viele führen ihre positiven Erfahrungen auf eine leistungsstarke IT zurück. Insgesamt liegen die Erfolgsfaktoren also weitgehend im eigenen Haus. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern hält nur ein Fünftel der Befragten für eine entscheidende Säule bei der digi- talen Transformation ihres Unternehmens. Diejenigen, die bei ihren Industrie-4.0-Aktivitäten bisher eher Misserfolge zu verzeichnen hatten, führen das vor allem auf feh- lende Kapazitäten zurück. 68 Prozent dieser Betriebe mangelt es an Ressourcen – nicht zuletzt durch die bereits früher genannte hervorragende Auftragslage, die alle verfügbaren Mittel im Hier und Jetzt bindet. So erstaunt es nicht, dass es den Betrieben in dieser Phase nicht gelingt, ihre IT-Infrastruktur neu auszurichten. Fast die Hälfte sieht sich in diesem Bereich schlecht aufgestellt. 22 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass Sie Ihre Ziele bisher nicht erreicht haben? Nur Teilnehmer, die sich schon konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen und Industrie-4.0- / Digitalisierungsaktivitäten negativ bewerten Fehlende Kapazitäten 68 % Leistungsschwache IT-Infrastruktur 46 % Fehlendes Know-how 38 % Unstrukturiertes Vorgehen 35 % mit mangelhaften Prozessen Veraltete Führungsmethoden 30 % Fehlende Akzeptanz bei 27 % den Mitarbeitern Fehlende externe Partner 14 % Keine Antwort 8% 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Allerdings sind es nicht nur die fehlenden Ressourcen, die Be- Laut Industrie-4.0-Index mangelt es in vier von zehn Unterneh- triebe auf dem Weg zur Industrie 4.0 ausbremsen. Die eigentliche men am passenden Know-how und bei 27 Prozent hemmt feh- Herausforderung bei der Bewältigung von komplexen Digitalisie- lende Akzeptanz in der Belegschaft die Innovationskraft. Noch rungsprojekten sind sehr häufig die strukturellen und organisa- mehr leiden unter schlechter Strukturierung und mangelhaften torischen Rahmenbedingungen. Oft sind es die über Jahrzehnte Prozessen. Insgesamt zeigt sich, dass nicht allein Technologien gewachsene Heterogenität und Schnittstellenprobleme an den die Eckpfeiler der digitalen Transformation sind, sondern vielfach Bereichsgrenzen, die jetzt einem Zusammenwachsen und einer menschliche Faktoren. Vernetzung im Wege stehen. Fehlende Kapazitäten, schlechte Strukturierung und der Um- gang mit menschlichen Faktoren sind klare Führungsthemen. Doch auch hier sind 30 Prozent der Betriebe nicht auf der Höhe der Zeit. Fehlt es an der richtigen Führung und an Strukturen, die Beschäftigte in ihrer Arbeit zu unterstützen, statt sie zu be- hindern, dann ist die gewaltige Innovationsherausforderung nicht zu stemmen.
4.5 Technologische Vision vs. ökonomische Realität Unter den zahlreichen neuen oder sich gerade etablierenden Technologien werden Predictive Analytics und Smart Data als die wichtigsten betrachtet. Jeweils 49 Prozent der Befragten messen diesen datengetriebenen Ansätzen eine große Bedeu- tung zu. Dicht dahinter folgen künstliche Intelligenz und Machine Learning, die durchaus als Weiterentwicklung der genannten Datentechnologien verstanden werden können. Immerhin verfügen die meisten Firmen nicht nur über erhebliche Geringere Bedeutung haben dagegen noch Technologien, die vor Investitionsbestände, sondern auch in Jahrzehnten gewonnene allem auf neue Produktformen abzielen: digitale Produktmerk- Kompetenzen in anderen Produktionsverfahren. Ein rapider male oder komplett digitale Produkte sowie Augmented oder Vir- Wechsel zur additiven Fertigung dürfte daher in den wenigsten tual Reality. Für 35 bis 37 Prozent spielen diese Konzepte schon Branchen der Standard werden, selbst in den kommenden Jah- heute eine wichtige Rolle. Auch das spiegelt den derzeitigen ren nicht. Vielfach beschränken die Betriebe die additive Ferti- Stand der deutschen Industrie-4.0-Entwicklung wider. Noch wird gung auf spezielle Produkte. In der Massenproduktion sind die- vor allem im Bestand verbessert, und das zumeist bezogen auf jenigen die Vorreiter, die ihre bisherige Technologiekompetenz die eigenen Produktionslinien. in der additiven Fertigung einbringen können, beispielsweise die Auch die unter dem Stichwort 3D-Druck bekannt gewordene Hersteller von Lasermaschinen in der Metallbearbeitung. additive Fertigung, neben der digitalen Transformation vielfach Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen hält es für wichtig, Soft- als die industrielle Revolution gepriesen, erreicht mit 37 Prozent wareservices auf Internetplattformen zu platzieren, noch gerin- einen vergleichsweise geringen Wert. Hier trifft technologische gere Bedeutung hat die Entwicklung eigener Plattformangebote. Vision auf ökonomische Realität: Bei Weitem nicht für jeden Be- Ein klarer Widerspruch zum oft propagierten Trend? Oder wie- trieb rentiert es sich bereits, von den klassischen Bearbeitungs- derum eine Folge der prall gefüllten Auftragsbücher: Digitale verfahren auf die additive Fertigung umzustellen. Industrieplattformen sind nicht zuletzt Vertriebskanäle und an neuen Aufträgen und Kundenanfragen mangelt es den Indus- trien in Deutschland im Moment wahrlich nicht. Im Gegenteil, viele Betriebe arbeiten am Rande der Belastungsgrenze, um ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen. 24 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Rapid Prototyping ist für 25 Prozent der Befragten relevant, auch hier zeigt sich ein klarer Bezug zu den Motiven der Betriebe: Neue Technologien in der Forschung und Entwicklung spielen derzeit eine untergeordnete Rolle. Die geringste Zustimmung erfährt je- doch die Blockchain. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass die Vorstellungen zu dieser Technologie selbst bei Industrieinsidern noch eher nebulös zu nennen sind. Über folgende Technologien wird viel diskutiert. Welche sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Predictive Analytics 49 % Smart Data 49 % Künstliche Intelligenz oder 43 % Machine Learning Digitale Produktmerkmale* 38 % Additive Fertigung 37 % Augmented and Virtual Reality 37 % Digitale Produkte** 35 % Rapid Prototyping 25 % Platzierung eigener Softwareservices auf bereits existierenden 18 % Internetplattformen Entwicklung einer eigenen 16 % Internetplattform Blockchain 12 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % * z. B. elektronisches Typenschild, eindeutige Produkt-ID, Connectivity-Modul, Remote Service, ... ** z. B. Softwaredienste, Softwareplattformen, „As-a-Service“-Produkte
4.6 Big Data wird zum Qualitätsmanager Konkrete Anwendung finden vor allem Technologien, die mit eigenen Datenauswertung mit 69 Prozent die zentrale Nutzung. naheliegenden Möglichkeiten umsetzbar sind und sich ver- Zur Produktentwicklung greifen dagegen nur 44 Prozent auf gleichsweise einfach in den laufenden Betrieb integrieren las- Big-Data-Analysen zurück, 29 Prozent optimieren auf dieser sen. Rund vier von zehn Unternehmen versehen Produkte mit Grundlage den Vertrieb und 18 Prozent verbessern die Ver- digitalem Mehrwert oder bieten komplett digitale Produkte, knüpfung mit den Zulieferern. Big-Data-Auswertungen zeich- beispielsweise Serviceplattformen im Umfeld vorhandener nen sich dabei nicht nur durch die Geschwindigkeit der gleich- Maschinen und anderer Güter. Sie optimieren ihre Produktion zeitigen Verarbeitung sehr großer Datensätze aus, sondern oder ihre Angebote mit Smart-Data-Lösungen und Predictive auch durch die Möglichkeit der Analyse sehr unterschiedlicher Analytics. Entsprechend ist das Qualitätsmanagement in der Arten von Informationen. Wofür nutzen Sie in Ihrem Unternehmen Big-Data-Auswertungen? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen 69 % 44 % 29 % 18 % Bereichsübergreifende Zur Optimierung Qualitätsmanagement Produktentwicklung Verknüpfung mit des Vertriebs Zulieferern 26 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Welche Bedeutung hat das Thema Künstliche Intelligenz für die Industrie – heute und in drei Jahren? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen 2021 88 % sehr große, große, eher große Bedeutung 2018 40 % sehr große, große, eher große Bedeutung Eine geringere Rolle spielen noch künstliche Intelligenz und Machine Learning, an denen 19 Prozent arbeiten. Wenig über- raschend, denn zumindest im Bereich des industriellen Alltags steckt die intelligente Maschine noch in den Kinderschuhen. Einige Kritiker bezweifeln sogar, dass man die hochkomplexe Er- fahrungswirklichkeit in der industriellen Produktion überhaupt in naher Zukunft digital ausreichend abbilden kann. Ohne Frage wird künstliche Intelligenz aber ihren Platz in den Fabriken finden. Das erwarten auch die Befragten: Während dem Thema in der Gegenwart 40 Prozent eine große Bedeutung zumessen, sind es für das Jahr 2021 bereits 88 Prozent.
Technologien, die komplett neue Ansätze benötigen oder in Die additive Fertigung wird von etwa gleich vielen Unternehmen Konkurrenz zum Bestand treten, werden weniger stark bearbei- vorangetrieben. Bestehende Maschinenparks traditioneller Fer- tet. Augmented und Virtual Reality sind darunter mit 30 Prozent tigung dürften diese Technologie noch einige Zeit auf Distanz noch am stärksten vertreten – wobei zu beachten ist, dass es sich halten. Doch mit den nächsten Investitionszyklen ist durchaus hier um ein weites Anwendungsfeld handelt. Es reicht von der zu erwarten, dass der Anteil steigt. Mit zunehmender praktischer einfachen Serviceunterstützung per Smartphone bis hin zur an- Erfahrung dürfte dann auch das Thema Rapid Prototyping anzie- spruchsvollen Entwicklung virtueller Realitäten. In konkreter An- hen, das derzeit nur von 23 Prozent verfolgt wird. wendung dürften sich vor allem Erstere befinden, was die starke Positionierung des Themas bei den Befragten zum Teil erklärt. Zu welchen dieser Technologien gibt es in Ihrem Unternehmen bereits konkrete Projekte? Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Digitale Produktmerkmale* 39 % Smart Data 38 % Digitale Produkte** 38 % Predictive Analytics 37 % Augmented and Virtual Reality 30 % Additive Fertigung 29 % Rapid Prototyping 23 % Künstliche Intelligenz oder 19 % Machine Learning Entwicklung einer eigenen 19 % Internetplattform Platzierung eigener Softwareservices auf bereits existierenden 17 % Internetplattformen Blockchain 7% 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % * z. B. elektronisches Typenschild, eindeutige Produkt-ID, Connectivity-Modul, Remote Service, ... ** z. B. Softwaredienste, Softwareplattformen, „As-a-Service“-Produkte 28 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
» „Die Chancen, die sich mit Industrie 4.0 ergeben, müssen wir frühzeitig in unsere Strategien der nächsten zwei bis fünf Jahre integrieren.“ Katja Berghahn, Global Lean Manufacturing Manager, Kiekert AG «
4.7 Plattformen mit erheblichem Zukunftspotenzial Auch wenn eigene Softwarelösungen auf Plattformen in der Industrie im Moment noch eine vergleichsweise geringe Bedeu- tung haben, entwickeln sich Internetplattformen insgesamt stark. 52 Prozent der Befragten sind in diesen Kanälen vertreten, vor allem, um Güter einzukaufen oder zu vertreiben. Nutzen Sie im Rahmen Ihrer 4.0-Aktivitäten industrielle Internetplattformen? (Z. B. zum Verkauf von Hardware, von softwarebasierten Dienstleistungen oder zur digitalen Unterstützung einer Wertschöpfungskette) Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen Ja (∑ 52 %) 19 % 24 % Ja, wir nutzen eigene und fremde Plattformen. Ja, wir nutzen eine fremde Plattform. Ja, wir nutzen unsere eigene Plattform. 10 % Nein (∑ 48 %) 24 % Noch nicht, aber wir denken aktuell darüber nach. 23 % Nein, und es steht auch aktuell nicht zur Diskussion. 30 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Im Jahr 2018 haben industrielle Internetplattformen allerdings noch nicht ihr volles Potenzial entwickelt. 38 Prozent der Unter- nehmen halten die Angebote für ausbaufähig, 13 Prozent trau- en sich keine Einschätzung zu. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es damit nur eine geringe Entwicklung. Wie beurteilen Sie allgemein die Relevanz industrieller Internetplattformen für die Einsparung von Kosten (z. B. im Einkauf) oder für die Hebung neuer Erlöspotenziale (z. B. als neuen Vertriebskanal)? Vergleich nach Befragungsjahr 2018 2017 10 % Sehr hoch 9% 33 % Hoch 35 % 38 % Noch ausbaufähig 38 % 5% Eher gering 5% 1% Gering 2% Traue mir eine Einschätzung 13 % 11 % nicht zu 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 0% 10 % 20 % 30 % 40 %
Welche Bedeutung werden solche industriellen Internetplattformen für Ihre Branche künftig haben? Abgefragt auf einer 6-Punkte-Skala von „sehr große“ bis „gar keine“ Sehr große / große Bedeutung in den Jahren ... 2028 74 % 2023 56 % 2020 20 % 2018 Was die Zukunft angeht, nimmt die Plattformökonomie allerdings eine gewichtige Position ein. Glauben für 2020 nur 20 Prozent an eine entscheidende Bedeutung für die eigene Branche, sind es für drei Jahre später bereits 56 Prozent. Für 2028 prognostizieren dies sogar 74 Prozent der Befragten. 32 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Welche Bedeutung werden solche industriellen Internetplattformen für Ihre Branche künftig haben? Vergleich nach Branchen. Abgefragt auf einer 6-Punkte-Skala von „sehr große“ bis „gar keine“ Sehr große / große Bedeutung für folgende Branchen Maschinen- und Elektro- Automobil- in den Jahren ... Anlagenbau industrie industrie 2028 80 % 81 % 68 % 2023 59 % 66 % 51 % 2020 16 % 32 % 18 % 2018 Vor allem Maschinen- und Anlagenbau und Elektroindustrie er- und Echtzeitoptimierung der gefertigten Fahrzeuge dürfte sich im warten, dass Plattformen zunehmend relevant werden. Für sie Endkundensegment erheblich schwieriger gestalten, schon allein sind die Chancen dort vielfältig: Neben Vertrieb und Einkauf dürf- aus den beim Verbraucher schwerwiegenden Datenschutzgrün- ten in Zukunft vor allem datengetriebene Geschäftsmodelle zur den. Möglicherweise ist die Automobilbranche aufgrund aktueller Optimierung ihrer Produkte eine große Rolle spielen. Weit skep- Diskussionen, nicht zuletzt rund um die Motorensteuerung, auch tischer ist dagegen die Automobilindustrie. Die Überwachung besonders vorsichtig mit Prognosen geworden.
4.8 Predictive Maintenance bleibt hinter den Möglichkeiten zurück Predicitive Maintenance ist stets eine der ersten Anwendungen, zufrieden mit der vorausschauenden Wartung, nur 16 Prozent die genannt werden, wenn es um konkrete Industrie-4.0-Anwen- sehen einen Grund zur Klage. dungen geht. Doch tatsächliche Erfahrungen im realen Einsatz Die recht hohe Zufriedenheit bezüglich der vorausschauen- haben damit bisher noch längst nicht alle Unternehmen vorzu- den Wartung basiert allerdings auf einem noch eher niedrigen weisen: 42 Prozent der Befragten hatten bisher keine Berührung Leistungsvermögen. Derzeit wird dieses nur von 7 Prozent als mit Predictive Maintenance. Bei den Anwendern überwiegt ganz hoch bewertet. 40 Prozent hingegen sehen noch Entwicklungs- klar der positive Eindruck. 84 Prozent dieser Unternehmen sind bedarf. Eine häufig genannte Anwendung von Industrie 4.0 ist Predictive Maintenance – also die vorausschauende Instandhaltung. Haben Sie bereits Wie sind Ihre Erfahrungen Erfahrungen damit? mit Predictive Maintenance? 15 % 14 % Ja (∑ 84 %) 2% Sehr gut Nein Gut 42 % Ja 58 % Nein (∑ 16 %) Weniger gut Schlecht 69 % 34 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Wie beurteilen Sie allgemein das Leistungsvermögen der aktuell am Markt verfügbaren Predictive-Maintenance-Angebote? Hoch (∑ 7 %) 6% Sehr hoch Hoch 1% 39 % Noch ausbaufähig (42 %) 42 % Gering (∑ 12 %) Eher gering Gering 4% 8% Traue mir eine Einschätzung nicht zu (39 %) Die vorausschauende Wartung leistet also vielfach, was sie ver- Solche Systeme müssen also mehr bieten. Hier ist beispiels- spricht, doch das scheint noch zu wenig zu sein. Dafür gibt es weise die Kombination mit Assistenzprogrammen für Bediener verschiedene Erklärungen. Zum einen sind viele Produktions- denkbar, die gleichzeitig Anwendungsfehler reduzieren können, ausfälle nach wie vor oft auf Bedienfehler zurückzuführen, die es werden Lösungen entwickelt zur gleichzeitigen Optimierung Wartungssysteme nicht ausschließen können. Zum anderen auf der Grundlage von Maschinendaten. Grundsätzlich bleibt haben die Unternehmen umfassende Erfahrungen mit der Ab- die Entwicklung aber relevant für Betriebe: 74 Prozent bewer- nutzung und dem Verschleiß ihrer Maschinen sowie geeigneten ten Predictive Maintenance, betrachtet im Hinblick auf die Wartungsintervallen vor Ort, sodass der Mehrwert von Predictive kommenden drei Jahre, für den eigenen Maschinenpark als Maintenance weit geringer sein dürfte als vielfach behauptet. wichtiges Thema. Welche Bedeutung wird Predictive Maintenance für Ihr Unternehmen in drei Jahren voraussichtlich haben? Antworten „sehr große“ + „große“ + „eher große“, abgefragt auf einer 6-Punkte-Skala von „sehr große“ bis „gar keine“ Zur Wartung des eigenen Maschinenparks 74 % Als Servicekomponente für Kundenprodukte 65 %
4.9 Losgröße 1 ist bereits Realität Die individualisierte Fertigung kann von Industrie 4.0 profitieren, wenn Prozesse aus Einkauf, Verkauf, Logistik und Produktion eng verzahnt und autonomisiert werden. Gleichzeitig eröffnet die ad- ditive Fertigung eine bisher nicht gekannte Flexibilität ohne lang- wierige Rüstzeiten. Die Zeichen für die Losgröße 1 stehen also gut. Bereits jetzt sind 16 Prozent der Betriebe in der Lage, die Los- größe 1 zu den Kosten einer Serienfertigung herzustellen. In den kommenden Jahren wollen hier zahlreiche Betriebe aufschließen: rund jeder vierte in den kommenden zwei bis fünf Jahren, weitere 17 Prozent in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Nur 13 Prozent glauben, dieses Ziel nie verwirklichen zu können. Den ersten Unternehmen gelingt es bereits, Produkte mit der Losgröße 1 zu Kosten einer Serienfertigung herzustellen. Wann wird Ihr Unternehmen dazu in der Lage sein? Ist bereits der Fall 16 % Noch in diesem Jahr 1% In 2 bis 5 Jahren 23 % In 5 bis 10 Jahren 17 % Nie 13 % Bei unseren derzeitigen Produkten/Leistungen ist das Thema 30 % Losgröße 1 nicht relevant. 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 36 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Für 30 Prozent der Befragten hat die Losgröße 1 keine Bedeutung. Vielfach dürfte es sich dabei um Zulieferer einfacherer Teile und Komponenten handeln. In diesem Bereich wird sicherlich die Mas- senfertigung in statischen Produktionslinien noch lange Zeit das Kerngeschäft bleiben. Doch ganz vernachlässigen sollten auch solche Unternehmen das Thema nicht, zumindest mit Blick auf die fernere Zukunft. Je ausgeklügelter, je autonomer die Industrie-4.0- getriebene Steuerung der Prozesse in Einkauf und Logistik werden, umso höher und spezifischer werden auch die Anforderungen an die Supply Chain. Jedenfalls definiert eine deutliche Mehrheit der Befragten die Losgröße 1 als strategisches Thema. Ist das Thema individualisierte Fertigung für Ihr Unternehmen bzw. in Ihrer Branche bereits ein wichtiges strategisches Thema? Vergleich nach Unternehmen/Branche Für das eigene Unternehmen Für die eigene Branche 42 % Ja 35 % 36 % Eher ja 41 % 17 % Eher nein 19 % 5% Nein 5% 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %
4.10 Die jeweils eigene Branche schürt die Disruptionsängste Industrie 4.0 bietet nicht nur eine Chance für Unternehmen, son- Ressourcen über die Zukunft einer Industrie. Die Angst vor der dern kann sich ohne Frage auch zur Bedrohung entwickeln. Je- Disruption bewegt daher viele Betriebe – und zwar jährlich mehr. dem technologischen Umbruch ist gemein, dass es Verlierer gibt – Noch 2016 glaubte nur jedes zehnte Industrieunternehmen, dass nicht selten sind es die etablierten Betriebe ihrer Branche, die innerhalb der kommenden zwei Jahre disruptive Angreifer in den sich zu lange an ihre Erfolgskonzepte der Vergangenheit klam- Wettbewerb eintreten würden. Mittlerweile hat sich dieser Wert mern. Und gerade in der digitalen Transformation entscheidet auf 27 Prozent erhöht. die passende Idee zur richtigen Zeit weit mehr als verfügbare Stichwort Disruption: Für wie groß halten Sie die Wahrscheinlichkeit, dass neue Wettbewerber mit Industrie-4.0-/ Digitalisierungsinnovationen Ihr Geschäft angreifen werden? Vergleich nach Befragungsjahr; Antworten „groß“ + „eher groß“* 2018 2017 2016 63 % 58 % 53 % 47 % 42 % 32 % 27 % 16 % 10 % Kurzfristig innerhalb der Mittelfristig innerhalb der Langfristig innerhalb der nächsten 2 Jahre nächsten 5 Jahre nächsten 10 Jahre * abgefragt auf einer 4-Punkte-Skala von „groß“ bis „gering“ 38 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
„Digitalisierung geschieht. Es ist nicht die Frage, wann ein Unternehmen die Digitalisierung nutzen soll, sondern ob und wie lange ein Unternehmen ohne die Nutzung der Digitalisierung wirtschaftlich überleben kann.“ Manfred Sieger, Siemens AG Von wem erwarten Sie disruptive Angriffe auf Ihr Geschäftsmodell? Vergleich nach Befragungsjahr; nur Teilnehmer, die in der Vorfrage „groß“ oder „eher groß“ geantwortet haben 2018 2017 70 % Von direkten Marktbegleitern 59 % 33 % Von komplett Branchenfremden 32 % Von Teilnehmern unserer 32 % Wertschöpfungskette 30 % Wir werden unser Geschäftsmodell 19 % durch disruptive Digitalisierungs- ansätze selbst angreifen. 29 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Auch mit Blick auf die abgefragten Zeiträume von fünf und zehn Jahren zeigt sich eine steigende Verunsicherung. Das hat sicher damit zu tun, dass die theoretische Bedrohung zunehmend durch praktische Erfahrungen konkretisiert wird. Und zwar vor allem aus der eigenen Branche: 70 Prozent sehen die Bedrohung 2018 aus den eigenen Reihen, das sind 11 Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Der technologische Umbruch wird also spürbar. Einzelne Vorreiter der verschiedenen Branchen preschen mit disruptiven Modellen vor und bringen ihre Wettbewerber in Bedrängnis. Vor allem im Maschinenbau erwartet man den Angriff aus Richtung der direkten Marktbegleiter, 80 Prozent der Befragten folgen dort dieser Einschätzung.
4.11 Innovation wird von den Menschen getrieben Bei allen neuen technischen Möglichkeiten ist das Credo in der Industrie: Der Mensch treibt die digitale Transformation voran, nicht die Technik. 94 Prozent der Befragten teilen diese Meinung. Vor allem sind es die Führungskräfte, die sich von Industrie 4.0 begeistern lassen. Neun von zehn sehen den Wandel als Chance. Bei den Mitarbeitern dagegen herrscht größere Skepsis. Ein Drittel betrachtet die technologische Revolution eher argwöhnisch. Vor allem die Angst um den ei- genen Arbeitsplatz dürfte dabei ins Gewicht fallen. Es ist also eine Aufgabe der Führungskräfte, diesen Befürchtungen zu begegnen und Mitarbeiter für die kommenden Innovationen zu begeistern. Wem es nicht gelingt, seine Belegschaft moti- viert in das neue Zeitalter zu führen, der wird es im Wettbe- werb der Ideen sehr schwer haben. Dass Führungskräfte generell umdenken und sich einer neu- en Unternehmenskultur stellen müssen, haben die meisten Unternehmen bereits verinnerlicht. 72 Prozent glauben, dass dies Hand in Hand mit der Digitalisierung verlaufen wird – quasi automatisch. Sicherlich werden neue Anforderungen viele Führungskräfte im Alltag zum Umdenken bringen, doch bei diesem Thema vollkommen auf die Eigendynamik der Be- triebe zu setzen, das könnte zu kurz greifen. 40 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Wie beurteilen Ihre Mitarbeiter und Führungskräfte das Thema Industrie 4.0 / Digitalisierung? Wie ist Ihr Unternehmen insgesamt bei diesem Thema aufgestellt? Nur Antworten „trifft zu“ + „trifft eher zu“* Letztendlich entscheidet nicht die Technik bzw. die Technologie, sondern 94 % der Mensch über den Erfolg der digitalen Transformation. Unsere Führungskräfte sehen Industrie 4.0 / Digitalisierung eher als 90 % Chance denn als Bedrohung. Die Digitalisierung verändert ganz automatisch auch die Unternehmens- 72 % und Führungskultur. Unsere Mitarbeiter sehen Industrie 4.0 / Digitalisierung eher als Chance 67 % denn als Bedrohung. Bei uns wird die Digitalisierung ganz bewusst mit einer Veränderung der 49 % Führungskultur verbunden. Das Thema Digitalisierung ist bereits fester Bestandteil unserer 45 % Unternehmenskultur. 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % * abgefragt auf einer 4-Punkte-Skala von „trifft zu“ bis „trifft nicht zu“ Tiefgreifende Lernprozesse werden nicht zuletzt von Misser- folgen angestoßen und nur wenige Unternehmen werden sich solche schmerzhaften Erfahrungen leisten wollen. Besser ist es, Führungskräfte gezielt zu Mentoren und Multiplikatoren zu ent- wickeln. Fast die Hälfte der Unternehmen strebt diese gezielte Veränderung bereits bewusst an. Wie auch immer Führungskräfte in ihre neue Rolle finden, sicher ist, sie haben noch einiges zu tun. Bisher haben erst 45 Prozent der Betriebe die Digitalisierung als Bestandteil der Unterneh- menskultur begriffen – und das steht klar im Widerspruch zur fast generellen Erkenntnis, der Mensch werde im Zentrum der Industrie-4.0-Bewegung stehen.
4 Fazit » „Die Digitalisierung ist eine große Herausforderung für ein Unternehmen und für die Menschen, die in den bekannten Prozessen und Abläufen bis heute arbeiten. Sie ist jedoch keine Bedrohung, wenn sie richtig und vernünftig eingesetzt wird. Wir sollten uns alle mit « Augenmaß dieser neuen Technik stellen und deren Vorteile für uns nutzen.“ Reinhard Jenne, Director Customer Service, HF Mixing Group 42 STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 FAZIT
Industrie 4.0 ist ohne Zweifel in den deutschen Unternehmen angekommen. Deutlich mehr als die Hälfte hat bereits prak- tische Erfahrungen gesammelt, zahlreiche weitere werden in absehbarer Zeit folgen. Etwas langsamer entwickelt sich die digitale Transformation im Bereich des Kundengeschäfts. Auch 2018 liegt der Fokus der Betriebe auf den eigenen Abläufen und Prozessen. Die Ef- fizienz soll mit neuen technologischen Ansätzen gesteigert und die Transparenz verbessert werden. Doch nach und nach steigt das Bewusstsein für die echten Möglichkeiten von Industrie 4.0. Produkte werden zunehmend mit digitalem Zusatznutzen versehen und Softwarelösungen treten neben den physischen Gütern ins Portfolio. Am Ziel angelangt ist man aber noch lange nicht. Nach wie vor sind nur wenige Betriebe echte Smart Enterprises. Auch bei der Suche nach neuen Geschäftsmodellen auf der Basis der digi- talen Transformation gibt es noch viel zu tun – gerade dort liegt das große Wertschöpfungspotenzial. Die Zeit drängt, denn ein- zelne Vorreiter beginnen bereits damit, sich diese attraktiven Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei sind es nicht nur neue Wettbewerber aus dem IT-Umfeld, sondern auch Vertreter aus den eigenen Reihen, die vorpreschen. Es liegt vor allem an den Führungskräften, ihre Unternehmen für diesen Technologiewettlauf zu rüsten. Sie müssen ihre Mit- arbeiter für die digitale Transformation begeistern und ihnen die Ängste nehmen, denn klar ist: Letztlich werden die Men- schen den Wandel vorantreiben, nicht Maschinen. Das hat auch die Mehrheit der Unternehmen bereits verinnerlicht.
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