IN DUS TRIE 4.0 - DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH

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IN DUS TRIE 4.0 - DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
IN
DUS
TRIE
4.0

DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018
Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
IN DUS TRIE 4.0 - DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
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Inhalt
     02 EDITORIAL

1
                                       04 ÜBER DIE STUDIE

                         2
                06   DIE ERGEBNISSE

    3           10		 4.1 Erfahrungen mit Smart-Factory-Projekten nehmen rasant zu

                14		 4.2 Smart Business steht erst am Anfang

                18 		 4.3 Noch sind konservative Motive die Treiber

                20		 4.4 Industrie 4.0 erfüllt Erwartungen

                24		 4.5 Technologische Vision vs. ökonomische Realität

                26		 4.6 Big Data wird zum Qualitätsmanager

                30		 4.7 Plattformen mit erheblichem Zukunftspotenzial

                34		 4.8 Predictive Maintenance bleibt hinter den Möglichkeiten

                36		 4.9 Losgröße 1 ist bereits Realität

                38		4.10 Die jeweils eigene Branche schürt die Disruptionsängste

                40		4.11 Innovation wird von den Menschen getrieben

     42 FAZIT

4
                                       44 GLOSSAR INDUSTRIE 4.0

                         5
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                                           Editorial
                                           Liebe Leserinnen und Leser,

                                           Ein guter Index ist wie ein guter Wein – er reift mit dem Alter.
                                           Das gilt auch für den „Deutschen Industrie 4.0 Index“, der nun
                                           bereits das fünfte Jahr in Folge ermittelt wurde und somit viele
                                           interessante Zeitreihen liefert. Sie machen die enorme
                                           Dynamik der digitalen Transformation konkret sichtbar.
                                           Ergänzt durch die zahlreichen Statements aus den im Laufe
                                           der Jahre fast 1.500 für den Index befragten Unternehmen,
                                           für die ich mich an dieser Stelle einmal ausdrücklich bedanken
                                           möchte, ist aus der Studie mittlerweile ein spannendes Abbild
                                           der jüngsten „Wirtschaftsgeschichte“ geworden.
                                           Dem einen oder anderen mag das angesichts eines Zeitraumes
                                           von bisher 48 Monaten vielleicht eine Nummer zu groß sein.
                                           Doch hier lohnt ein Blick zurück auf unsere Analyse der Studien-
                                           ergebnisse anno 2014:

           „Die deutliche Mehrheit der Unternehmen verharrt in einer
            passiven Schockstarre oder staunt fasziniert,
            wie Konkurrenten selbstbewusst nach vorn preschen.“

2   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 EDITORIAL
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Aus der Sicht von heute ergänze ich da gedanklich entweder
                        positiv „Es war einmal“ oder negativ „Und wenn sie nicht
                        gestorben sind, dann staunen sie noch heute“.

                        Wenn ich Sie noch immer nicht davon überzeugt habe, in welch
                        epochaler und rasend schneller Phase der Veränderung wir
                        uns gerade befinden, ermitteln Sie doch einmal Ihren „Privat
                        4.0 Index“. Mögliche Fragen: Wann haben Sie zuletzt einen
                        Urlaub im Reisebüro gebucht? Lesen Sie noch eine gedruckte
                        Tageszeitung? Läuft Ihre Lieblings-Serie in der ARD oder bei

                                                                                          «
                        Netflix? Laden Sie Freunde in ein Restaurant ein, das im Netz
                        mit weniger als 4 Sternchen bewertet wird?
                        Klar, wie bei den Unternehmen gibt es auch im Privaten digitale
                        Pioniere und analoge Nostalgiker. Darüber, dass das nächste
                        Kapitel deutscher Industriegeschichte allerdings von Begriffen
                        wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Predictive
                        Analytics geprägt sein wird, herrscht unter den Teilnehmern
                        des „Deutschen Industrie 4.0 Index 2018“ große Einigkeit.

                                                                                          Martin Haas
                                                                                          CEO
                                                                                          STAUFEN.AG
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2
                    Über
                    die Studie

4   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 ÜBER DIE STUDIE
IN DUS TRIE 4.0 - DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
HINTERGRUND
        UND
                        RAHMEN
                        DER STUDIE
                        Für den „Deutschen Industrie 4.0 Index 2018“ befragte die Unter-
                        nehmensberatung Staufen AG zusammen mit der Staufen Digital
                        Neonex GmbH insgesamt 450 Unternehmen in Deutschland zum
                        Thema Industrie 4.0.
                        Die Befragung erfolgte zur Jahresmitte 2018. Gut zwei Drittel der
                        befragten Unternehmen entstammen dem Maschinen- und Anla-
                        genbau, der Elektro- und der Automobilindustrie.
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3
                    Die
                    Ergebnisse

6   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
IN DUS TRIE 4.0 - DEUTSCHER INDUSTRIE 4.0 INDEX 2018 Eine Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH
DIE ERGEBNISSE   Die digitale Transformation ist 2018 in Deutschlands Industrie-
                         IM ÜBERBLICK    betrieben angekommen. Auch wenn der konsequente Smart-
                                         Factory-Ansatz bisher lediglich von einigen Vorreitern verwirklicht
                                         wurde, hat erstmals seit der Erhebung des „Deutschen Industrie
                                         4.0 Index“ die Mehrheit aller befragten Unternehmen praktische
                                         Erfahrungen mit Industrie 4.0 vorzuweisen. Weitere Betriebe ste-
                                         hen kurz davor, in den operativen Einsatz einzutreten. Nicht ein-
                                         mal jedes zehnte Unternehmen verweigert sich noch dem Trend.
                                         Das zeigt sich auch an der Entwicklung des Index: Seit 2014 hat
                                         er von 16 Punkten kontinuierlich bis heute auf 42 Punkte zugelegt.

Der Industrie-4.0-Index steigt langsamer als in den Vorjahren

     16                 30                   35                            41                                  42

      2014              2015                 2016                           2017                               2018
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Betrachtet nach Branchen steht die Elektroindustrie dabei mit 49     Das Gefälle zwischen eigener Produktionstechnik und kunden-
Punkten an der Spitze, gefolgt von der Automobilindustrie mit        seitigen Angeboten wird auch in den Motiven der Unternehmen
46 und dem Maschinen- und Anlagenbau mit 45 Punkten. Bisher          deutlich. Dort liegt der Blick vorwiegend noch auf den eigenen
liegt der Fokus aber noch ganz klar im eigenen Haus. Während         Produktionshallen: Die Effizienz soll gesteigert werden, mehr
Produktionstechnik und langsam auch indirekte Bereiche von der       Transparenz in den Abläufen wird verfolgt. Die wirklich revoluti-
digitalen Transformation erfasst werden, kommt die neue Pro-         onären Möglichkeiten der neuen Technologien werden erst lang-
duktwelt noch zögerlich in Fahrt. Nur knapp ein Viertel der Un-      sam zum Motor unternehmerischen Handelns. Das mag nicht zu-
ternehmen hat bereits Industrie-4.0-Anwendungen im Leistungs-        letzt an der aktuell hervorragenden wirtschaftlichen Verfassung
portfolio. Entsprechend erreicht der 2018 erstmals erhobene          der deutschen Industrie liegen. Die Auftragsbücher sind weiter-
Smart Business Index der Staufen AG mit 35 Punkten einen deut-       hin prall gefüllt, daher konzentrieren sich die Betriebe darauf, das
lich geringeren Wert als der Industrie-4.0-Index. Doch es zeichnet   Bestehende zu optimieren. Für tiefgreifende Neuansätze bleiben
sich Bewegung ab. Fast ein Drittel der Betriebe entwickelt gerade    2018 nur wenige Ressourcen. Sieben von zehn Unternehmen ge-
Produkte mit digitalem Mehrwert, einige weitere testen bereits       ben an, dass sie vor allem fehlende Kapazitäten an der Verfolgung
beim Kunden. Ganz am Anfang steht dagegen noch die Suche             von Industrie-4.0-Zielen gehindert haben.
nach neuen Geschäftsmodellen.

Die Branchen im Vergleich

            Maschinen- und Anlagenbau                   Elektroindustrie                      Automobilindustrie

                         45                                     49                                     46

8   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
„Digitalisierung wird zur großen Chance für viele Unternehmen.
 Die Herausforderung dabei wird sein, das Richtige zu
 digitalisieren und Industrie 4.0 nicht nur als ‚Vorzeige-Objekt‘,
 sondern als Instrument zur Optimierung zu nutzen.“
Daniela Schäffer, Murrelektronik GmbH

Dennoch, die digitale Transformation ist eine Success Story. Fast    Was konkrete Technologien angeht, so liegt das Hauptaugenmerk
zwei Drittel der Betriebe haben hier Erfolge zu verzeichnen. Maß-    vor allem auf datengetriebenen Anwendungen, um Produktions-
geblich verdanken sie das dem gezielten Aufbau von Kompe-            prozesse zu überwachen oder zu verbessern. Die ersten Erfah-
tenzen. Die alte unternehmerische Weisheit, dass in das Personal     rungen sind positiv, doch viele Unternehmen glauben, dass Kon-
investierte Geld sich allemal rentiert, trifft also auch im Indus-   zepte wie Predictive Maintenance derzeit noch weit hinter ihren
trie-4.0-Zeitalter zu. Woran es allerdings noch etwas mangelt, ist   Möglichkeiten zurückbleiben. Insgesamt sind die deutschen Be-
die durchgehende Überzeugung bei den Mitarbeitern. Vor allem         triebe technologisch breit aufgestellt. Das Engagement, mit dem
die Angst, durch neue Technologien vom eigenen Arbeitsplatz          verschiedene neue Technologien verfolgt werden, ist lediglich
verdrängt zu werden, dürfte bei vielen Beschäftigten für Skepsis     graduell abgestuft. Eher geringe Bedeutung hat derzeit noch die
sorgen. Hier sind Führungskräfte gefragt, die begeistert vorange-    Plattformökonomie. Da hier allerdings ein großer Anteil auf Ver-
hen und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter sowie deren Wissen         triebskanäle entfällt, erstaunt das relativ geringe Interesse beim
und Ideen ernst nehmen. Denn darin sind sich fast alle Befragten     derzeitigen Auftragsboom wenig. Wer am Rande der Kapazität ar-
einig: Industrie 4.0 entsteht weniger in den Maschinen als viel-     beitet, legt selten große Anstrengungen in die Akquise.
mehr in den Köpfen. Dabei entwickelt sich ein harter Wettbewerb,
der bestehende Industrien revolutionieren könnte. Die Angst vor      Das wird allerdings nicht so bleiben, denn schon für die nahe Zu-
der Disruption beschäftigt die Unternehmen mehr als je zuvor,        kunft prognostizieren die Betriebe für industrielle Internetplatt-
und den Angriff erwarten die meisten nicht aus der agilen Soft-      formen einen gewaltigen Bedeutungszuwachs. Noch schneller
warebranche, sondern aus den eigenen Reihen.                         wird die Relevanz beim Thema künstliche Intelligenz zulegen,
                                                                     so die Erwartung der Unternehmen. Dem weiteren Anstieg des
                                                                     „Deutschen Industrie 4.0 Index“ steht also nichts im Wege.
4.1
Erfahrungen mit
Smart-Factory-Projekten
         nehmen rasant zu
Der Megatrend Industrie 4.0 hält auch 2018 seinen Kurs. Die Un-
ternehmen treten zunehmend aus der strategischen Planungs-
phase in den tatsächlichen Einsatz der neuen Technologien. Schon
43 Prozent der Betriebe gewinnen in operativen Einzelprojekten
wichtige Erfahrungen mit der digitalen Transformation, noch ein-
mal 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Entsprechend stark ist
die Zahl derjenigen, die noch beobachten und analysieren, fast im
gleichen Maß von 33 auf 24 Prozent gesunken.
Stabil ist der Anteil der Unternehmen in der Planungs- und Test-       Auffällig im Branchenvergleich ist vor allem der große Durch-
phase, der sich mit 8 Prozent nicht wesentlich verändert hat. Die-     dringungsgrad ganzheitlicher Industrie-4.0-Konzepte in der Auto-
jenigen, die sich Industrie 4.0 komplett verweigern, entwickeln        mobilindustrie. Fast ein Fünftel der Betriebe verzeichnet eine
sich zu einer deutlichen Minderheit. In nur einem Jahr sank ihr        umfassende operative Umsetzung. Vermutlich fällt es der seit
Anteil von 15 auf 9 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums             Jahrzehnten auf homogene Prozesse und störungsfreien Sup-
stagniert die Entwicklung derzeit leicht. Umfassend durchdrun-         ply Chains ausgerichteten Automobilindustrie vergleichsweise
gen hat die digitale Transformation weiterhin noch nicht einmal        leicht, durchgängige Industrie-4.0-Ansätze zu implementieren.
jedes zehnte Unternehmen. Doch auch hier gibt es leichte Fort-         Diese Interpretation stützt auch der recht geringe Wert des Ma-
schritte im Vergleich zu 2017. Erstaunlich ist dieser vergleichswei-   schinen- und Anlagebaus von 4 Prozent in dieser Kategorie. Im
se langsame Anstieg jedoch nicht, denn Industrie 4.0 entsteht in       Gegensatz zur Massenproduktion in der Automotive-Branche ist
den seltensten Fällen auf der grünen Wiese. Betriebe werden ihre       diese Industrie weit mehr auf die Erfüllung individueller Kunden-
Produktionstechnik im Regelfall Stück für Stück anpassen, schon        anforderungen ausgerichtet. Entsprechend komplex sind auch
allein aus Kostengründen.                                              die Herausforderungen, wenn es darum geht, die eigene Pro-
                                                                       duktionstechnik auf ein neues Niveau zu heben. Der hohe An-
                                                                       teil von Unternehmen in der Entwicklungsphase operativer Ein-
                                                                       zelprojekte mit Industrie-4.0-Fokus legt jedoch nahe, dass auch
                                                                       der Maschinen- und Anlagenbau zügig in Richtung Smart Factory
                                                                       voranschreitet. Ganz ähnlich verhält es sich in der Elektroindus-
                                                                       trie, die beim umfassenden Einsatz von Industrie 4.0 sogar schon
                                                                       ein Stück weiter ist.

10    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Industrie 4.0 / Digitalisierung ist nach wie vor das Topthema.
Wie weit ist Ihr Unternehmen auf dem Weg zur „Smart Factory”?
Vergleich nach Befragungsjahr

                                                   2018
                                                   2016
                                                   2014

                                                   9%
       Wir haben uns noch nicht konkret
                                                        15 %
                     damit beschäftigt.
                                                                       34 %

                                                                24 %
   Das Thema befindet sich bei uns in der
                                                                       33 %
     Beobachtungs- und Analysephase.
                                                                          39 %

                                                   8%
   Das Thema befindet sich bei uns in der
                                                   9%
             Planungs- und Testphase.
                                                  6%

                                                                               43 %
  Wir verfolgen operative Einzelprojekte
                                                                       33 %
                  in Sachen Industrie 4.0.
                                                        14 %

                                                   9%
     Industrie 4.0 wird bei uns umfassend
                                                  7%
                     operativ umgesetzt.
                                                  1%

                                                  7%
                           Keine Antwort      3%
                                                  6%

                                             0%                10 %           20 %     30 %          40 %          50 %           60 %
Industrie 4.0 / Digitalisierung ist nach wie vor das Topthema.
Wie weit ist Ihr Unternehmen auf dem Weg zur „Smart Factory”?
Vergleich nach Branchen

                                                    Maschinen- und Anlagenbau
                                                    Elektroindustrie
                                                    Automobilindustrie

                                                   7%
         Wir haben uns noch nicht konkret
                                                    9%
                       damit beschäftigt.
                                               3%

                                                                   26 %
     Das Thema befindet sich bei uns in der
                                                                23 %
       Beobachtungs- und Analysephase.
                                                                   26 %

                                                     11 %
     Das Thema befindet sich bei uns in der
                                               4%
               Planungs- und Testphase.
                                                         16 %

                                                                                     52 %
  Wir verfolgen operative Einzelprojekte
                                                                                      55 %
                  in Sachen Industrie 4.0.
                                                                       30 %

                                               4%
      Industrie 4.0 wird bei uns umfassend
                                                    9%
                      operativ umgesetzt.
                                                            18 %

                                               0%
                            keine Antwort.     0%

                                                   7%

                                              0%             10 %             20 %          30 %   40 %      50 %          60 %

12     STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
»   „Die Automobilindustrie ist durch den sehr vielseitigen und sich
     stetig weiterentwickelnden Megatrend Digitalisierung
     umfänglich betroffen, sodass unser Unternehmen als Zulieferer

                                                                                     «
     in dieser Branche sicherstellen muss, diese Entwicklungen
     mitzugehen, um nach wie vor als zeitgemäßer und professioneller
     Partner wahrgenommen zu werden.“
      Dennis Künkel, CEO, Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG
4.2
Smart Business steht
         erst am Anfang
                                             Während zahlreiche Industrieunternehmen bereits nennens-
                                             werte Erfahrungen mit der digitalen Transformation im eige-
                                             nen Haus gemacht haben, stehen die Firmen mit Industrie-4.0-
                                             Lösungen für ihre Kunden vielfach noch am Anfang. 17 Prozent
                                             bieten in diesem Bereich noch keinerlei Dienstleistungen oder
                                             Produkte an. Rund ein Drittel entwickelt gerade erst entspre-
                                             chende Angebote. 14 Prozent sind immerhin so weit, dass sie ihre
                                             Lösungen bereits beim Kunden testen.

Immer mehr Unternehmen digitalisieren ihre Produkte und
Dienstleistungen oder entwickeln 4.0-Geschäftsmodelle.
Wie sieht es damit in Ihrem Unternehmen aus?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

                Wir bieten keine Produkte/Dienstleistungen
                                                                          17 %
                                  mit 4.0-Eigenschaften an.

         Wir entwickeln gerade Produkte/Dienstleistungen
                                                                                      30 %
                                   mit 4.0-Eigenschaften.

                     Wir haben Produkte/Dienstleistungen
                                                                        14 %
                     mit 4.0-Eigenschaften im Kundentest.

                     Wir haben Produkte/Dienstleistungen
                                                                               21 %
                    mit 4.0-Eigenschaften fest im Angebot.

     Wir haben neben einzelnen Produkten/Dienstleistungen
                                                                   5%
            komplett neue Geschäftsmodelle auf 4.0-Basis.

                                             Keine Antwort              13 %

                                                              0%               10 %          20 %               30 %            40 %

16
14     STUDIE: INDUSTRIE
               BEST STRATEGY
                         4.0 2018
                             2018 DIE
                                  DIE ERGEBNISSE
                                      ERGEBNISSE
Dem gegenüber steht immerhin schon ein Viertel der Unter-          mation in die Angebotspalette Einzug gehalten, ebenso wie in
nehmen, die Industrie 4.0 bereits fest in ihrem Produktportfo-     der Elektroindustrie. Beide Branchen liegen auch bei den neu-
lio integriert haben. Dennoch, in weiten Teilen ist die digitale   en Geschäftsmodellen mit 5 Prozent gleichauf und zeigen ins-
Transformation ein unerschlossenes Terrain. Erst 5 Prozent der     gesamt ein vergleichbares, wenn auch in Entwicklungsgraden
Unternehmen haben auf ihrer Basis neue Geschäftsmodelle            abgestuftes Bild.
entwickelt – dabei liegt doch gerade hier das große Wertschöp-
fungspotenzial der vierten industriellen Revolution. Es scheint      Seit 2014 ermittelt die Staufen AG den „Deutschen In-
den Unternehmen also schwerzufallen, die durchaus umfangrei-         dustrie 4.0 Index“, um den Grad der Transformation der
chen Erfahrungen mit neuen Technologien im eigenen Betrieb           deutschen Industrie auf dem Weg zur Smart Factory zu er-
in innovative Konzepte für die Kundschaft umzumünzen. Hier           mitteln. Nachdem mittlerweile mehr als die Hälfte der Un-
herrscht schlichtweg eine gewisse Verunsicherung, die sich auch      ternehmen Industrie 4.0 operativ einsetzt, wird seit diesem
im großen Anteil (13 Prozent) von Betrieben zeigt, die sich der-     Jahr zusammen mit den Experten der Staufen Digital Neo-
zeit zu keiner Aussage fähig sehen.                                  nex GmbH zusätzlich abgefragt, wie viele Unternehmen
Im Smart Business Index führt der Maschinen- und Anlagenbau          schon Smart Business betreiben, also bereits Produkte
mit einem Wert von 45 Punkten. Nur 6 Prozent der Unterneh-           und Dienstleistungen digitalisiert oder auf 4.0-Basis sogar
men dieser Branche bieten noch überhaupt keine Industrie-4.0-        schon komplett neue Geschäftsmodelle aufgesetzt haben.
Lösungen an. Bei 26 Prozent hat dagegen die digitale Transfor-

Die Branchen im Vergleich

           Maschinen- und Anlagenbau                     Elektroindustrie                      Automobilindustrie

                        45                                         41                                  27
Neben der Steigerung der eigenen Effizienz durch Industrie 4.0 digi-
talisieren immer mehr Unternehmen auch ihre Produkte und Dienst-
leistungen oder entwickeln sogar komplette 4.0-Geschäftsmodelle.
Wie sieht es damit in Ihrem Unternehmen aus?
Vergleich nach Branchen; nur Teilnehmer, die sich schon konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

                                                    Maschinen- und Anlagenbau
                                                    Elektroindustrie
                                                    Automobilindustrie

                          Wir bieten keine         6%
                Produkte/Dienstleistungen                   19 %
                 mit 4.0-Eigenschaften an.                                33 %

                   Wir entwickeln gerade                                  33 %
               Produkte/Diensttleistungen                          26 %
                    mit 4.0-Eigenschaften.               17 %

      Wir haben Produkte/Dienstleistungen                       24 %
                    mit 4.0-Eigenschaften                   19 %
                         im Kundentest.
                                              3%

      Wir haben Produkte/Dienstleistungen                          26 %
                    mit 4.0-Eigenschaften                          26 %
                        fest im Angebot.
                                                        14 %

                                               5%
               Wir haben neben einzelnen
                                               5%
      Produkten/Dienstleistungen komplett
     neue Geschäftsmodelle auf 4.0-Basis.            11 %

                                                   6%
                            Keine Antwort      5%
                                                               22 %

                                             0%                10 %              20 %   30 %     40 %      50 %          60 %

16     STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Ganz anders wieder die Automobilindustrie. So setzen zwar die
OEMs und die großen Zulieferer bei Themen wie etwa Connec-
ted Car oder autonomes Fahren stark auf digitale Geschäfts-
modelle in Richtung Endkunden, sind aber ansonsten genau wie
viele ihrer vorgelagerten Zulieferer eher Anwender von Industrie-
4.0-Angeboten.
Trotz dieser Gemeinsamkeit stehen im Automotive-Sektor stär-        22 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie machen
ker als in anderen Branchen Hochtechnologie-Konzerne neben          keinerlei Angaben zu digitalen Produkten oder Dienstleistun-
kleinen, mittelständischen Betrieben, die in enger Verzahnung       gen. Neben den zuvor genannten Gründen spricht dies für eine
mit den Abnehmern vergleichsweise einfache mechanische Tei-         erhebliche Verunsicherung bei den Sublieferanten. Zusätzlich
le liefern. Solchen Zulieferern der unteren Ebenen fällt es aus     spielt auch das in der Branche traditionell hohe Bedürfnis nach
verschiedenen Gründen schwerer, High Potentials als Mitarbei-       Geheimhaltung eine nicht zu unterschätzende Rolle.
ter zu gewinnen und mit ihrer Hilfe technische Innovationen         Denn während man im Maschinenbau beispielsweise eher früh-
voranzutreiben. Nicht zuletzt zeichnet viele dieser Unterneh-       zeitig Begehrlichkeiten mit anstehenden Innovationen weckt
men ein Selbstverständnis als verlängerte Werkbank der OEMs         – nicht zuletzt aufgrund der viel längerfristigen Investitions-
aus, die vor allem auf die direkten Anforderungen eines einge-      planung –, hält man sich in der auf den privaten Autofahrer aus-
schränkten Kundenstammes reagieren, statt selbst den Markt          gerichteten Automobilindustrie im Vorfeld des Markteintritts
zu entwickeln.                                                      eines neuen Modells vergleichsweise bedeckt, um sich von der
                                                                    Konkurrenz nicht in die Karten schauen zu lassen.
4.3
Noch sind konservative
         Motive die Treiber
                                           Unternehmen, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäf-
                                           tigen, wurden im Rahmen der Studie nach ihren Motiven und
                                           Erfahrungen befragt. Dabei zeigt sich, dass weiterhin noch die
                                           „klassischen“ Erwartungen dominieren. Deutlich an der Spitze
                                           steht die Effizienzsteigerung infolge weiterer Automatisierung
                                           und Autonomisierung der eigenen Produktionstechnik. 80 Pro-
                                           zent der Unternehmen erhoffen sich von der neuen Technologie
                                           eine bessere Effizienz, dicht gefolgt von der Transparenz der Pro-
                                           zesse, etwa in der Produktion, die durch die digitale Verfolgung
                                           der Abläufe erreicht werden kann. Das Ziel geringerer Kosten
                                           treibt dagegen schon nur noch 54 Prozent der Unternehmen an.
                                           Hier stehen vermutlich die Einsparungen durch Effizienzsteige-
                                           rung den nicht zu vermeidenden hohen Investitionen für neue
                                           Maschinen und Anlagen gegenüber.

                                           Die weitere Hierarchie der Motive zeigt deutlich, in welchem
                                           Spannungsfeld sich Smart Factory und Smart Business derzeit
                                           noch bewegen. Während die Unternehmen Industrie 4.0 als Wei-
                                           terentwicklung der Automatisierungstechnik mit offenen Armen
                                           begrüßen, stehen sie ihrem Potenzial als technologischem Para-
                                           digmenwechsel vielerorts vergleichsweise ratlos gegenüber. Ein
                                           Wettbewerbsvorsprung durch innovative Produkte ist gerade
                                           einmal für die Hälfte der Unternehmen ein schlagendes Argu-
                                           ment. Noch etwas weniger können sich für eine bessere Ver-
                                           netzung mit den Kunden begeistern. Weniger als 40 Prozent der
                                           Unternehmen lassen sich vom Wertschöpfungspotenzial neuer
                                           Geschäftsmodelle und Services oder der individualisierten Ferti-
                                           gung überzeugen – und noch einmal deutlich weniger von einer
                                           neuen Dynamik in Forschung und Entwicklung, etwa durch den
                                           digitalen Zwilling.

18   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Insgesamt setzt die deutsche Industrie derzeit also noch auf                Rande ihrer Kapazitäten. Effizienz ist damit das Gebot der Stunde,
das Naheliegendste: die eigene Produktion mit neuen technolo-               für einen umfassenden technologischen Paradigmenwechsel und
gischen Möglichkeiten weiter zu optimieren. Dies ist vermutlich             eine grundlegende strategische Neuausrichtung fehlen vielerorts
auch der derzeitigen Wirtschaftslage geschuldet. Bei vollen Auf-            schlichtweg freie Ressourcen.
tragsbüchern arbeiten die Betriebe nun bereits über Jahre am

Was sind die Motive für Industrie-4.0- / Digitalisierungs-
maßnahmen in Ihrem Unternehmen?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

          Steigerung der internen Effizienz                                         80 %

             Transparenz in den Abläufen,
                                                                                 71 %
                    z. B. in der Produktion

                         Kostensenkungen                                  54 %

            Wettbewerbsvorsprung durch
                                                                     48 %
                     moderne Produkte

                 Stärkung der Schnittstelle
                                                                   44 %
                             zum Kunden

            Umsatzsteigerung durch neue
                                                               39 %
                       Geschäftsmodelle

      Umsatzsteigerung durch zusätzliche
                                                               38 %
     Services (z. B. Predictive Maintenance)

           Möglichkeit zur wirtschaftlichen
              individualisierten Fertigung                     37 %
                   (Stichwort Losgröße 1)

       Verkürzung der Entwicklungszeiten                    28 %
             (z. B. durch digitale Zwillinge)

    Anforderungen von Geschäftspartnern
                                                     15 %
                             (z. B. OEM)

                                                0%                 20 %                 40 %            60 %             80 %              100 %
4.4
Industrie 4.0 erfüllt
           Erwartungen
                                             Die Erfahrungen mit der digitalen Transformation verlaufen in
                                             der Industrie überwiegend positiv. Fast zwei Drittel berichten,
                                             dass die neuen Technologien ihre Erwartungen erfüllt oder sogar
                                             übertroffen haben. Mit 23 Prozent ist die Anzahl der Unschlüs-
                                             sigen vergleichsweise hoch, was sich zum Teil aber daraus erklärt,
                                             dass technologische Umbrüche eine gewisse Zeit benötigen, bis
                                             ihre Auswirkungen für die Unternehmen greifbar werden. Ein-
                                             deutig negative Erfahrungen mit Industrie 4.0 verzeichneten bis-
                                             her nur 14 Prozent der Befragten.

Wie erfolgreich sind Ihre Industrie-4.0- / Digitalisierungs-
aktivitäten bisher verlaufen?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

                                                                      Positiv      (∑ 63 %)

                                                                      Ergebnisse …

                                           10 %                           … liegen deutlich über den Erwartungen
                           23 %                                           … liegen über den Erwartungen
                                      1%                                  … entsprechen den Erwartungen

                             0%                                       Negativ        (∑ 14 %)

                                                                      Ergebnisse …
                    14 %
                                                  52 %                    … liegen unter den Erwartungen
                                                                          … liegen deutlich unter den Erwartungen

                                                                      Neutral        (∑ 23 %)

                                                                          Kann ich nicht beurteilen

20    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass Sie Ihre Ziele
erreicht oder sogar übertroffen haben?
Nur Teilnehmer, die sich schon konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen
und Industrie-4.0- / Digitalisierungsaktivitäten positiv bewerten

              Gezielter Know-how-Aufbau                              61 %

              Strukturiertes Vorgehen mit
                                                                     59 %
                         klaren Prozessen

     Hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern                   36 %

             Moderne Führungsmethoden                  29 %

        Zusätzliche Kapazitäten aufgebaut             28 %

           Leistungsstarke IT-Infrastruktur           26 %

                    Starke externe Partner          20 %

                            Keine Antwort      9%

                                              0%              20 %            40 %             60 %             80 %             100 %

Erfolgsfaktor Nummer eins ist nach Überzeugung der Befragten         Die Mehrheit von 59 Prozent der Betriebe verlässt sich zudem
der gezielte Aufbau von Kompetenzen. Das lässt vermuten, dass        auf eine bewährte Stärke: Auch im Industrie-4.0-Zeitalter ist die
sich die Technologiespirale in Zukunft sogar noch schneller          Grundlage für unternehmerischen Erfolg ein strukturiertes Vor-
drehen könnte. Auf der Basis des neu gewonnenen Know-hows            gehen mit klaren Prozessen. Unternehmen, die sich in den ver-
werden sich konkrete Industrie-4.0-Ansätze deutlich schneller im-    gangenen Jahren bereits in Lean Enterprises transformierten,
plementieren lassen als in der bisherigen Phase der Erprobung        dürften sich damit auch für den digitalen Wandel eine hervor-
und Auswertung.                                                      ragende Startposition gesichert haben. Für alle anderen drängt
                                                                     die Zeit, schlanke und belastbare Organisationsstrukturen auf-
                                                                     zubauen, andernfalls wird sich eine homogene IT-Landschaft mit
                                                                     reibungslosen Schnittstellen – eine entscheidende Vorausset-
                                                                     zungen für ganzheitliche Industrie-4.0-Ansätze – nur mit äußers-
                                                                     ten Anstrengungen erreichen lassen.
Weitgehend skeptisch geben sich derzeit noch die Mitarbeiter ge-
                     genüber der digitalen Transformation. Eine hohe Akzeptanz zeigt
                     nur rund ein Drittel. Tiefgreifende Veränderungen führen gene-
                     rell zur Verunsicherung beim Personal, zumal durchaus die Be-
                     fürchtung verbreitet ist, Arbeitsplätze könnten verloren gehen.
                     Hier ist es an den Führungskräften, die Chancen des digitalen
                     Wandels in die Unternehmen zu tragen – und die Erkenntnis zu
                     vermitteln, dass es ohne ein Umdenken nicht gehen wird. Im
                     Wettbewerb der nahen Zukunft wird derjenige, der sich Industrie
                     4.0 verweigert, nur äußerst schwer bestehen können.

                     Doch gerade die Führungskräfte haben noch an sich zu arbei-
                     ten. Nicht einmal ein Drittel der Unternehmen punktet in der
                     digitalen Transformation mit zeitgemäßen Führungsmethoden.
                     Doch so volatile und komplexe Veränderungen, wie sie Industrie
                     4.0 mit sich bringt, lassen sich nicht vom einsamen Entscheider
                     im Chefbüro meistern. Vielmehr müssen alle Mitarbeiter mit
                     ihren Kompetenzen, Ideen und ihrem Engagement eingebunden
                     werden. Ein klassisches Hierarchieverständnis gerät damit ra-
                     sant ins Hintertreffen.
                     28 Prozent der Unternehmen haben zusätzliche Kapazitäten auf-
                     gebaut und waren damit erfolgreich, fast ebenso viele führen
                     ihre positiven Erfahrungen auf eine leistungsstarke IT zurück.
                     Insgesamt liegen die Erfolgsfaktoren also weitgehend im eigenen
                     Haus. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern hält nur ein
                     Fünftel der Befragten für eine entscheidende Säule bei der digi-
                     talen Transformation ihres Unternehmens.
                     Diejenigen, die bei ihren Industrie-4.0-Aktivitäten bisher eher
                     Misserfolge zu verzeichnen hatten, führen das vor allem auf feh-
                     lende Kapazitäten zurück. 68 Prozent dieser Betriebe mangelt es
                     an Ressourcen – nicht zuletzt durch die bereits früher genannte
                     hervorragende Auftragslage, die alle verfügbaren Mittel im Hier
                     und Jetzt bindet. So erstaunt es nicht, dass es den Betrieben in
                     dieser Phase nicht gelingt, ihre IT-Infrastruktur neu auszurichten.
                     Fast die Hälfte sieht sich in diesem Bereich schlecht aufgestellt.

22   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass Sie Ihre Ziele
bisher nicht erreicht haben?
Nur Teilnehmer, die sich schon konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen
und Industrie-4.0- / Digitalisierungsaktivitäten negativ bewerten

                        Fehlende Kapazitäten                                 68 %

       Leistungsschwache IT-Infrastruktur                          46 %

                        Fehlendes Know-how                    38 %

               Unstrukturiertes Vorgehen
                                                             35 %
              mit mangelhaften Prozessen

             Veraltete Führungsmethoden                     30 %

                   Fehlende Akzeptanz bei
                                                           27 %
                         den Mitarbeitern

                 Fehlende externe Partner           14 %

                              Keine Antwort     8%

                                               0%                  20 %             40 %             60 %             80 %             100 %

Allerdings sind es nicht nur die fehlenden Ressourcen, die Be-            Laut Industrie-4.0-Index mangelt es in vier von zehn Unterneh-
triebe auf dem Weg zur Industrie 4.0 ausbremsen. Die eigentliche          men am passenden Know-how und bei 27 Prozent hemmt feh-
Herausforderung bei der Bewältigung von komplexen Digitalisie-            lende Akzeptanz in der Belegschaft die Innovationskraft. Noch
rungsprojekten sind sehr häufig die strukturellen und organisa-           mehr leiden unter schlechter Strukturierung und mangelhaften
torischen Rahmenbedingungen. Oft sind es die über Jahrzehnte              Prozessen. Insgesamt zeigt sich, dass nicht allein Technologien
gewachsene Heterogenität und Schnittstellenprobleme an den                die Eckpfeiler der digitalen Transformation sind, sondern vielfach
Bereichsgrenzen, die jetzt einem Zusammenwachsen und einer                menschliche Faktoren.
Vernetzung im Wege stehen.                                                Fehlende Kapazitäten, schlechte Strukturierung und der Um-
                                                                          gang mit menschlichen Faktoren sind klare Führungsthemen.
                                                                          Doch auch hier sind 30 Prozent der Betriebe nicht auf der Höhe
                                                                          der Zeit. Fehlt es an der richtigen Führung und an Strukturen,
                                                                          die Beschäftigte in ihrer Arbeit zu unterstützen, statt sie zu be-
                                                                          hindern, dann ist die gewaltige Innovationsherausforderung
                                                                          nicht zu stemmen.
4.5
Technologische Vision vs.
         ökonomische
         Realität
Unter den zahlreichen neuen oder sich gerade etablierenden
Technologien werden Predictive Analytics und Smart Data als
die wichtigsten betrachtet. Jeweils 49 Prozent der Befragten
messen diesen datengetriebenen Ansätzen eine große Bedeu-
tung zu. Dicht dahinter folgen künstliche Intelligenz und Machine
Learning, die durchaus als Weiterentwicklung der genannten
Datentechnologien verstanden werden können.                          Immerhin verfügen die meisten Firmen nicht nur über erhebliche
Geringere Bedeutung haben dagegen noch Technologien, die vor         Investitionsbestände, sondern auch in Jahrzehnten gewonnene
allem auf neue Produktformen abzielen: digitale Produktmerk-         Kompetenzen in anderen Produktionsverfahren. Ein rapider
male oder komplett digitale Produkte sowie Augmented oder Vir-       Wechsel zur additiven Fertigung dürfte daher in den wenigsten
tual Reality. Für 35 bis 37 Prozent spielen diese Konzepte schon     Branchen der Standard werden, selbst in den kommenden Jah-
heute eine wichtige Rolle. Auch das spiegelt den derzeitigen         ren nicht. Vielfach beschränken die Betriebe die additive Ferti-
Stand der deutschen Industrie-4.0-Entwicklung wider. Noch wird       gung auf spezielle Produkte. In der Massenproduktion sind die-
vor allem im Bestand verbessert, und das zumeist bezogen auf         jenigen die Vorreiter, die ihre bisherige Technologiekompetenz
die eigenen Produktionslinien.                                       in der additiven Fertigung einbringen können, beispielsweise die
Auch die unter dem Stichwort 3D-Druck bekannt gewordene              Hersteller von Lasermaschinen in der Metallbearbeitung.
additive Fertigung, neben der digitalen Transformation vielfach      Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen hält es für wichtig, Soft-
als die industrielle Revolution gepriesen, erreicht mit 37 Prozent   wareservices auf Internetplattformen zu platzieren, noch gerin-
einen vergleichsweise geringen Wert. Hier trifft technologische      gere Bedeutung hat die Entwicklung eigener Plattformangebote.
Vision auf ökonomische Realität: Bei Weitem nicht für jeden Be-      Ein klarer Widerspruch zum oft propagierten Trend? Oder wie-
trieb rentiert es sich bereits, von den klassischen Bearbeitungs-    derum eine Folge der prall gefüllten Auftragsbücher: Digitale
verfahren auf die additive Fertigung umzustellen.                    Industrieplattformen sind nicht zuletzt Vertriebskanäle und an
                                                                     neuen Aufträgen und Kundenanfragen mangelt es den Indus-
                                                                     trien in Deutschland im Moment wahrlich nicht. Im Gegenteil,
                                                                     viele Betriebe arbeiten am Rande der Belastungsgrenze, um ihre
                                                                     Verbindlichkeiten zu erfüllen.

24    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Rapid Prototyping ist für 25 Prozent der Befragten relevant, auch
                                               hier zeigt sich ein klarer Bezug zu den Motiven der Betriebe: Neue
                                               Technologien in der Forschung und Entwicklung spielen derzeit
                                               eine untergeordnete Rolle. Die geringste Zustimmung erfährt je-
                                               doch die Blockchain. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass die
                                               Vorstellungen zu dieser Technologie selbst bei Industrieinsidern
                                               noch eher nebulös zu nennen sind.

Über folgende Technologien wird viel diskutiert.
Welche sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

                        Predictive Analytics                             49 %

                                Smart Data                               49 %

                Künstliche Intelligenz oder
                                                                    43 %
                         Machine Learning

               Digitale Produktmerkmale*                          38 %

                         Additive Fertigung                       37 %

            Augmented and Virtual Reality                         37 %

                        Digitale Produkte**                   35 %

                         Rapid Prototyping                 25 %

      Platzierung eigener Softwareservices
                  auf bereits existierenden           18 %
                       Internetplattformen

                Entwicklung einer eigenen
                                                     16 %
                        Internetplattform

                                Blockchain          12 %

                                               0%                   20 %        40 %             60 %               80 %           100 %

 * z. B. elektronisches Typenschild, eindeutige Produkt-ID, Connectivity-Modul, Remote Service, ...
** z. B. Softwaredienste, Softwareplattformen, „As-a-Service“-Produkte
4.6
Big Data wird zum
          Qualitätsmanager
Konkrete Anwendung finden vor allem Technologien, die mit         eigenen Datenauswertung mit 69 Prozent die zentrale Nutzung.
naheliegenden Möglichkeiten umsetzbar sind und sich ver-          Zur Produktentwicklung greifen dagegen nur 44 Prozent auf
gleichsweise einfach in den laufenden Betrieb integrieren las-    Big-Data-Analysen zurück, 29 Prozent optimieren auf dieser
sen. Rund vier von zehn Unternehmen versehen Produkte mit         Grundlage den Vertrieb und 18 Prozent verbessern die Ver-
digitalem Mehrwert oder bieten komplett digitale Produkte,        knüpfung mit den Zulieferern. Big-Data-Auswertungen zeich-
beispielsweise Serviceplattformen im Umfeld vorhandener           nen sich dabei nicht nur durch die Geschwindigkeit der gleich-
Maschinen und anderer Güter. Sie optimieren ihre Produktion       zeitigen Verarbeitung sehr großer Datensätze aus, sondern
oder ihre Angebote mit Smart-Data-Lösungen und Predictive         auch durch die Möglichkeit der Analyse sehr unterschiedlicher
Analytics. Entsprechend ist das Qualitätsmanagement in der        Arten von Informationen.

Wofür nutzen Sie in Ihrem Unternehmen
Big-Data-Auswertungen?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

            69 %                            44 %                            29 %                        18 %
                                                                                                   Bereichsübergreifende
                                                                          Zur Optimierung
      Qualitätsmanagement              Produktentwicklung                                            Verknüpfung mit
                                                                           des Vertriebs
                                                                                                         Zulieferern

26    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Welche Bedeutung hat das Thema Künstliche Intelligenz für
die Industrie – heute und in drei Jahren?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

                                         2021              88 %
                                                           sehr große, große, eher große Bedeutung

       2018                                                40 %
                                                           sehr große, große, eher große Bedeutung

                                            Eine geringere Rolle spielen noch künstliche Intelligenz und
                                            Machine Learning, an denen 19 Prozent arbeiten. Wenig über-
                                            raschend, denn zumindest im Bereich des industriellen Alltags
                                            steckt die intelligente Maschine noch in den Kinderschuhen.
                                            Einige Kritiker bezweifeln sogar, dass man die hochkomplexe Er-
                                            fahrungswirklichkeit in der industriellen Produktion überhaupt
                                            in naher Zukunft digital ausreichend abbilden kann. Ohne Frage
                                            wird künstliche Intelligenz aber ihren Platz in den Fabriken finden.
                                            Das erwarten auch die Befragten: Während dem Thema in der
                                            Gegenwart 40 Prozent eine große Bedeutung zumessen, sind es
                                            für das Jahr 2021 bereits 88 Prozent.
Technologien, die komplett neue Ansätze benötigen oder in                Die additive Fertigung wird von etwa gleich vielen Unternehmen
Konkurrenz zum Bestand treten, werden weniger stark bearbei-             vorangetrieben. Bestehende Maschinenparks traditioneller Fer-
tet. Augmented und Virtual Reality sind darunter mit 30 Prozent          tigung dürften diese Technologie noch einige Zeit auf Distanz
noch am stärksten vertreten – wobei zu beachten ist, dass es sich        halten. Doch mit den nächsten Investitionszyklen ist durchaus
hier um ein weites Anwendungsfeld handelt. Es reicht von der             zu erwarten, dass der Anteil steigt. Mit zunehmender praktischer
einfachen Serviceunterstützung per Smartphone bis hin zur an-            Erfahrung dürfte dann auch das Thema Rapid Prototyping anzie-
spruchsvollen Entwicklung virtueller Realitäten. In konkreter An-        hen, das derzeit nur von 23 Prozent verfolgt wird.
wendung dürften sich vor allem Erstere befinden, was die starke
Positionierung des Themas bei den Befragten zum Teil erklärt.

Zu welchen dieser Technologien gibt es in Ihrem Unternehmen
bereits konkrete Projekte?
Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

               Digitale Produktmerkmale*                      39 %

                               Smart Data                     38 %

                       Digitale Produkte**                    38 %

                       Predictive Analytics                  37 %

            Augmented and Virtual Reality                  30 %

                        Additive Fertigung                 29 %

                        Rapid Prototyping             23 %

                Künstliche Intelligenz oder
                                                    19 %
                         Machine Learning

                Entwicklung einer eigenen
                                                    19 %
                        Internetplattform

      Platzierung eigener Softwareservices
                  auf bereits existierenden         17 %
                       Internetplattformen

                                Blockchain     7%

                                              0%                  20 %             40 %             60 %             80 %           100 %

 * z. B. elektronisches Typenschild, eindeutige Produkt-ID, Connectivity-Modul, Remote Service, ...
** z. B. Softwaredienste, Softwareplattformen, „As-a-Service“-Produkte

28    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
»   „Die Chancen, die sich mit Industrie 4.0 ergeben,
     müssen wir frühzeitig in unsere Strategien der
     nächsten zwei bis fünf Jahre integrieren.“
      Katja Berghahn, Global Lean Manufacturing Manager, Kiekert AG
                                                                                            «
4.7
Plattformen mit erheblichem
          Zukunftspotenzial
                                            Auch wenn eigene Softwarelösungen auf Plattformen in der
                                            Industrie im Moment noch eine vergleichsweise geringe Bedeu-
                                            tung haben, entwickeln sich Internetplattformen insgesamt stark.
                                            52 Prozent der Befragten sind in diesen Kanälen vertreten, vor
                                            allem, um Güter einzukaufen oder zu vertreiben.

Nutzen Sie im Rahmen Ihrer 4.0-Aktivitäten industrielle
Internetplattformen?
(Z. B. zum Verkauf von Hardware, von softwarebasierten Dienstleistungen oder zur
digitalen Unterstützung einer Wertschöpfungskette)

Nur Teilnehmer, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen

                                                                     Ja   (∑ 52 %)
                                            19 %
                        24 %
                                                                          Ja, wir nutzen eigene und fremde Plattformen.
                                                                          Ja, wir nutzen eine fremde Plattform.
                                                                          Ja, wir nutzen unsere eigene Plattform.
                                                        10 %

                                                                     Nein      (∑ 48 %)

                      24 %                                                Noch nicht, aber wir denken aktuell darüber nach.
                                                 23 %
                                                                          Nein, und es steht auch aktuell nicht zur Diskussion.

30   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Im Jahr 2018 haben industrielle Internetplattformen allerdings
                                               noch nicht ihr volles Potenzial entwickelt. 38 Prozent der Unter-
                                               nehmen halten die Angebote für ausbaufähig, 13 Prozent trau-
                                               en sich keine Einschätzung zu. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es
                                               damit nur eine geringe Entwicklung.

Wie beurteilen Sie allgemein die Relevanz industrieller
Internetplattformen für die Einsparung von Kosten
(z. B. im Einkauf) oder für die Hebung neuer Erlöspotenziale
(z. B. als neuen Vertriebskanal)?

Vergleich nach Befragungsjahr

                                    2018                                                 2017

                                        10 %                   Sehr hoch                    9%

                          33 %                                   Hoch                                     35 %

                        38 %                               Noch ausbaufähig                                38 %

                                          5%                  Eher gering               5%

                                          1%                    Gering                      2%

                                                     Traue mir eine Einschätzung
                                   13 %                                                     11 %
                                                               nicht zu

  40 %       30 %       20 %     10 %          0%                                      0%          10 %      20 %     30 %        40 %
Welche Bedeutung werden solche industriellen Internetplattformen
für Ihre Branche künftig haben?
Abgefragt auf einer 6-Punkte-Skala von „sehr große“ bis „gar keine“

      Sehr große / große Bedeutung
      in den Jahren ...

                                                     2028         74 %

                                                  2023            56 %

                                  2020                            20 %

          2018

                                             Was die Zukunft angeht, nimmt die Plattformökonomie allerdings
                                             eine gewichtige Position ein. Glauben für 2020 nur 20 Prozent an
                                             eine entscheidende Bedeutung für die eigene Branche, sind es
                                             für drei Jahre später bereits 56 Prozent. Für 2028 prognostizieren
                                             dies sogar 74 Prozent der Befragten.

32    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Welche Bedeutung werden solche industriellen Internetplattformen
für Ihre Branche künftig haben?
Vergleich nach Branchen. Abgefragt auf einer 6-Punkte-Skala von „sehr große“ bis „gar keine“

     Sehr große / große Bedeutung
     für folgende Branchen
                                                            Maschinen- und               Elektro-             Automobil-
     in den Jahren ...                                       Anlagenbau                 industrie              industrie

                                                  2028         80 %                    81 %                    68 %

                                              2023             59 %                    66 %                    51 %

                              2020                             16 %                    32 %                    18 %

      2018

Vor allem Maschinen- und Anlagenbau und Elektroindustrie er-         und Echtzeitoptimierung der gefertigten Fahrzeuge dürfte sich im
warten, dass Plattformen zunehmend relevant werden. Für sie          Endkundensegment erheblich schwieriger gestalten, schon allein
sind die Chancen dort vielfältig: Neben Vertrieb und Einkauf dürf-   aus den beim Verbraucher schwerwiegenden Datenschutzgrün-
ten in Zukunft vor allem datengetriebene Geschäftsmodelle zur        den. Möglicherweise ist die Automobilbranche aufgrund aktueller
Optimierung ihrer Produkte eine große Rolle spielen. Weit skep-      Diskussionen, nicht zuletzt rund um die Motorensteuerung, auch
tischer ist dagegen die Automobilindustrie. Die Überwachung          besonders vorsichtig mit Prognosen geworden.
4.8
Predictive Maintenance
bleibt hinter den
Möglichkeiten zurück
Predicitive Maintenance ist stets eine der ersten Anwendungen,   zufrieden mit der vorausschauenden Wartung, nur 16 Prozent
die genannt werden, wenn es um konkrete Industrie-4.0-Anwen-     sehen einen Grund zur Klage.
dungen geht. Doch tatsächliche Erfahrungen im realen Einsatz     Die recht hohe Zufriedenheit bezüglich der vorausschauen-
haben damit bisher noch längst nicht alle Unternehmen vorzu-     den Wartung basiert allerdings auf einem noch eher niedrigen
weisen: 42 Prozent der Befragten hatten bisher keine Berührung   Leistungsvermögen. Derzeit wird dieses nur von 7 Prozent als
mit Predictive Maintenance. Bei den Anwendern überwiegt ganz     hoch bewertet. 40 Prozent hingegen sehen noch Entwicklungs-
klar der positive Eindruck. 84 Prozent dieser Unternehmen sind   bedarf.

Eine häufig genannte Anwendung von Industrie 4.0 ist Predictive
Maintenance – also die vorausschauende Instandhaltung.

      Haben Sie bereits                               Wie sind Ihre Erfahrungen
      Erfahrungen damit?                              mit Predictive Maintenance?

                                                                              15 %
                                                             14 %                                  Ja   (∑ 84 %)

                                                                       2%
                                                                                                        Sehr gut
         Nein
                                                                                                        Gut
          42 %
                                   Ja
                                  58 %
                                                                                                   Nein     (∑ 16 %)

                                                                                                        Weniger gut
                                                                                                        Schlecht
                                                                       69 %

34    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Wie beurteilen Sie allgemein das Leistungsvermögen der aktuell
am Markt verfügbaren Predictive-Maintenance-Angebote?

                                                                  Hoch    (∑ 7 %)

                                    6%                               Sehr hoch
                                                                     Hoch
                                   1%
                 39 %                                                Noch ausbaufähig (42 %)

                                                42 %
                                                                  Gering    (∑ 12 %)

                                                                    Eher gering
                                                                    Gering
                        4%
                              8%                                    Traue mir eine Einschätzung nicht zu (39 %)

Die vorausschauende Wartung leistet also vielfach, was sie ver-   Solche Systeme müssen also mehr bieten. Hier ist beispiels-
spricht, doch das scheint noch zu wenig zu sein. Dafür gibt es    weise die Kombination mit Assistenzprogrammen für Bediener
verschiedene Erklärungen. Zum einen sind viele Produktions-       denkbar, die gleichzeitig Anwendungsfehler reduzieren können,
ausfälle nach wie vor oft auf Bedienfehler zurückzuführen, die    es werden Lösungen entwickelt zur gleichzeitigen Optimierung
Wartungssysteme nicht ausschließen können. Zum anderen            auf der Grundlage von Maschinendaten. Grundsätzlich bleibt
haben die Unternehmen umfassende Erfahrungen mit der Ab-          die Entwicklung aber relevant für Betriebe: 74 Prozent bewer-
nutzung und dem Verschleiß ihrer Maschinen sowie geeigneten       ten Predictive Maintenance, betrachtet im Hinblick auf die
Wartungsintervallen vor Ort, sodass der Mehrwert von Predictive   kommenden drei Jahre, für den eigenen Maschinenpark als
Maintenance weit geringer sein dürfte als vielfach behauptet.     wichtiges Thema.

Welche Bedeutung wird Predictive Maintenance für Ihr
Unternehmen in drei Jahren voraussichtlich haben?
Antworten „sehr große“ + „große“ + „eher große“, abgefragt auf einer 6-Punkte-Skala von „sehr große“ bis „gar keine“

     Zur Wartung des eigenen Maschinenparks
                                                         74 %
     Als Servicekomponente für Kundenprodukte
                                                         65 %
4.9
Losgröße 1 ist bereits
          Realität
                                              Die individualisierte Fertigung kann von Industrie 4.0 profitieren,
                                              wenn Prozesse aus Einkauf, Verkauf, Logistik und Produktion eng
                                              verzahnt und autonomisiert werden. Gleichzeitig eröffnet die ad-
                                              ditive Fertigung eine bisher nicht gekannte Flexibilität ohne lang-
                                              wierige Rüstzeiten. Die Zeichen für die Losgröße 1 stehen also
                                              gut. Bereits jetzt sind 16 Prozent der Betriebe in der Lage, die Los-
                                              größe 1 zu den Kosten einer Serienfertigung herzustellen. In den
                                              kommenden Jahren wollen hier zahlreiche Betriebe aufschließen:
                                              rund jeder vierte in den kommenden zwei bis fünf Jahren, weitere
                                              17 Prozent in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Nur 13
                                              Prozent glauben, dieses Ziel nie verwirklichen zu können.

Den ersten Unternehmen gelingt es bereits, Produkte mit
der Losgröße 1 zu Kosten einer Serienfertigung herzustellen.
Wann wird Ihr Unternehmen dazu in der Lage sein?

                       Ist bereits der Fall         16 %

                     Noch in diesem Jahr        1%

                         In 2 bis 5 Jahren            23 %

                        In 5 bis 10 Jahren          17 %

                                       Nie         13 %

                 Bei unseren derzeitigen
     Produkten/Leistungen ist das Thema                    30 %
              Losgröße 1 nicht relevant.

                                              0%                  20 %          40 %              60 %                80 %            100 %

36   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Für 30 Prozent der Befragten hat die Losgröße 1 keine Bedeutung.
                                        Vielfach dürfte es sich dabei um Zulieferer einfacherer Teile und
                                        Komponenten handeln. In diesem Bereich wird sicherlich die Mas-
                                        senfertigung in statischen Produktionslinien noch lange Zeit das
                                        Kerngeschäft bleiben. Doch ganz vernachlässigen sollten auch
                                        solche Unternehmen das Thema nicht, zumindest mit Blick auf die
                                        fernere Zukunft. Je ausgeklügelter, je autonomer die Industrie-4.0-
                                        getriebene Steuerung der Prozesse in Einkauf und Logistik werden,
                                        umso höher und spezifischer werden auch die Anforderungen an
                                        die Supply Chain. Jedenfalls definiert eine deutliche Mehrheit der
                                        Befragten die Losgröße 1 als strategisches Thema.

Ist das Thema individualisierte Fertigung für Ihr Unternehmen
bzw. in Ihrer Branche bereits ein wichtiges strategisches Thema?
Vergleich nach Unternehmen/Branche

           Für das eigene Unternehmen                                   Für die eigene Branche

                               42 %                         Ja                        35 %

                                 36 %                     Eher ja                        41 %

                                         17 %           Eher nein            19 %

                                                5%         Nein       5%

   50 %      40 %       30 %    20 %    10 %     0%                  0%        10 %         20 %     30 %      40 %         50 %
4.10
Die jeweils eigene Branche
schürt die Disruptionsängste
Industrie 4.0 bietet nicht nur eine Chance für Unternehmen, son-     Ressourcen über die Zukunft einer Industrie. Die Angst vor der
dern kann sich ohne Frage auch zur Bedrohung entwickeln. Je-         Disruption bewegt daher viele Betriebe – und zwar jährlich mehr.
dem technologischen Umbruch ist gemein, dass es Verlierer gibt –     Noch 2016 glaubte nur jedes zehnte Industrieunternehmen, dass
nicht selten sind es die etablierten Betriebe ihrer Branche, die     innerhalb der kommenden zwei Jahre disruptive Angreifer in den
sich zu lange an ihre Erfolgskonzepte der Vergangenheit klam-        Wettbewerb eintreten würden. Mittlerweile hat sich dieser Wert
mern. Und gerade in der digitalen Transformation entscheidet         auf 27 Prozent erhöht.
die passende Idee zur richtigen Zeit weit mehr als verfügbare

Stichwort Disruption: Für wie groß halten Sie die
Wahrscheinlichkeit, dass neue Wettbewerber mit Industrie-4.0-/
Digitalisierungsinnovationen Ihr Geschäft angreifen werden?
Vergleich nach Befragungsjahr; Antworten „groß“ + „eher groß“*

        2018          2017         2016
                                                                                                 63 %
                                                                                                           58 %
                                                                                                                     53 %

                                                      47 %
                                                                42 %

                                                                          32 %
               27 %

                        16 %

                                  10 %

                Kurzfristig innerhalb der             Mittelfristig innerhalb der                Langfristig innerhalb der
                   nächsten 2 Jahre                       nächsten 5 Jahre                          nächsten 10 Jahre

                                                                             * abgefragt auf einer 4-Punkte-Skala von „groß“ bis „gering“

38    STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
„Digitalisierung geschieht. Es ist nicht die Frage, wann ein
 Unternehmen die Digitalisierung nutzen soll, sondern ob und wie
 lange ein Unternehmen ohne die Nutzung der Digitalisierung
 wirtschaftlich überleben kann.“
Manfred Sieger, Siemens AG

Von wem erwarten Sie disruptive Angriffe auf Ihr Geschäftsmodell?
Vergleich nach Befragungsjahr; nur Teilnehmer, die in der Vorfrage „groß“ oder „eher groß“ geantwortet haben

    2018        2017

                                                                        70 %
             Von direkten Marktbegleitern
                                                                     59 %

                                                         33 %
           Von komplett Branchenfremden
                                                         32 %

                 Von Teilnehmern unserer                 32 %
                    Wertschöpfungskette                30 %

       Wir werden unser Geschäftsmodell           19 %
        durch disruptive Digitalisierungs-
                ansätze selbst angreifen.             29 %

                                             0%               20 %             40 %            60 %              80 %             100 %

                                             Auch mit Blick auf die abgefragten Zeiträume von fünf und zehn
                                             Jahren zeigt sich eine steigende Verunsicherung. Das hat sicher
                                             damit zu tun, dass die theoretische Bedrohung zunehmend durch
                                             praktische Erfahrungen konkretisiert wird. Und zwar vor allem aus
                                             der eigenen Branche: 70 Prozent sehen die Bedrohung 2018 aus
                                             den eigenen Reihen, das sind 11 Prozentpunkte mehr als noch im
                                             Vorjahr. Der technologische Umbruch wird also spürbar. Einzelne
                                             Vorreiter der verschiedenen Branchen preschen mit disruptiven
                                             Modellen vor und bringen ihre Wettbewerber in Bedrängnis. Vor
                                             allem im Maschinenbau erwartet man den Angriff aus Richtung
                                             der direkten Marktbegleiter, 80 Prozent der Befragten folgen dort
                                             dieser Einschätzung.
4.11
Innovation wird von
          den Menschen
          getrieben
                                           Bei allen neuen technischen Möglichkeiten ist das Credo in
                                           der Industrie: Der Mensch treibt die digitale Transformation
                                           voran, nicht die Technik. 94 Prozent der Befragten teilen diese
                                           Meinung. Vor allem sind es die Führungskräfte, die sich von
                                           Industrie 4.0 begeistern lassen. Neun von zehn sehen den
                                           Wandel als Chance. Bei den Mitarbeitern dagegen herrscht
                                           größere Skepsis. Ein Drittel betrachtet die technologische
                                           Revolution eher argwöhnisch. Vor allem die Angst um den ei-
                                           genen Arbeitsplatz dürfte dabei ins Gewicht fallen. Es ist also
                                           eine Aufgabe der Führungskräfte, diesen Befürchtungen zu
                                           begegnen und Mitarbeiter für die kommenden Innovationen
                                           zu begeistern. Wem es nicht gelingt, seine Belegschaft moti-
                                           viert in das neue Zeitalter zu führen, der wird es im Wettbe-
                                           werb der Ideen sehr schwer haben.
                                           Dass Führungskräfte generell umdenken und sich einer neu-
                                           en Unternehmenskultur stellen müssen, haben die meisten
                                           Unternehmen bereits verinnerlicht. 72 Prozent glauben, dass
                                           dies Hand in Hand mit der Digitalisierung verlaufen wird –
                                           quasi automatisch. Sicherlich werden neue Anforderungen
                                           viele Führungskräfte im Alltag zum Umdenken bringen, doch
                                           bei diesem Thema vollkommen auf die Eigendynamik der Be-
                                           triebe zu setzen, das könnte zu kurz greifen.

40   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 DIE ERGEBNISSE
Wie beurteilen Ihre Mitarbeiter und Führungskräfte das Thema
Industrie 4.0 / Digitalisierung? Wie ist Ihr Unternehmen insgesamt
bei diesem Thema aufgestellt?
Nur Antworten „trifft zu“ + „trifft eher zu“*

        Letztendlich entscheidet nicht die
    Technik bzw. die Technologie, sondern
                                                                                            94 %
          der Mensch über den Erfolg der
                 digitalen Transformation.

              Unsere Führungskräfte sehen
      Industrie 4.0 / Digitalisierung eher als                                          90 %
               Chance denn als Bedrohung.

         Die Digitalisierung verändert ganz
     automatisch auch die Unternehmens-                                        72 %
                        und Führungskultur.

   Unsere Mitarbeiter sehen Industrie 4.0 /
           Digitalisierung eher als Chance                                   67 %
                      denn als Bedrohung.

       Bei uns wird die Digitalisierung ganz
       bewusst mit einer Veränderung der                             49 %
               Führungskultur verbunden.

              Das Thema Digitalisierung ist
          bereits fester Bestandteil unserer                       45 %
                       Unternehmenskultur.

                                                 0%               20 %               40 %              60 %              80 %             100 %

                                                 * abgefragt auf einer 4-Punkte-Skala von „trifft zu“ bis „trifft nicht zu“

                                                 Tiefgreifende Lernprozesse werden nicht zuletzt von Misser-
                                                 folgen angestoßen und nur wenige Unternehmen werden sich
                                                 solche schmerzhaften Erfahrungen leisten wollen. Besser ist es,
                                                 Führungskräfte gezielt zu Mentoren und Multiplikatoren zu ent-
                                                 wickeln. Fast die Hälfte der Unternehmen strebt diese gezielte
                                                 Veränderung bereits bewusst an.
                                                 Wie auch immer Führungskräfte in ihre neue Rolle finden, sicher
                                                 ist, sie haben noch einiges zu tun. Bisher haben erst 45 Prozent
                                                 der Betriebe die Digitalisierung als Bestandteil der Unterneh-
                                                 menskultur begriffen – und das steht klar im Widerspruch zur
                                                 fast generellen Erkenntnis, der Mensch werde im Zentrum der
                                                 Industrie-4.0-Bewegung stehen.
4
                     Fazit

»               „Die Digitalisierung ist eine große Herausforderung für
                 ein Unternehmen und für die Menschen, die in den
                 bekannten Prozessen und Abläufen bis heute arbeiten.
                 Sie ist jedoch keine Bedrohung, wenn sie richtig und
                 vernünftig eingesetzt wird. Wir sollten uns alle mit

                                                                               «
                Augenmaß dieser neuen Technik stellen und deren
                Vorteile für uns nutzen.“
                  Reinhard Jenne, Director Customer Service, HF Mixing Group

42   STUDIE: INDUSTRIE 4.0 2018 FAZIT
Industrie 4.0 ist ohne Zweifel in den deutschen Unternehmen
                        angekommen. Deutlich mehr als die Hälfte hat bereits prak-
                        tische Erfahrungen gesammelt, zahlreiche weitere werden in
                        absehbarer Zeit folgen.
                        Etwas langsamer entwickelt sich die digitale Transformation
                        im Bereich des Kundengeschäfts. Auch 2018 liegt der Fokus
                        der Betriebe auf den eigenen Abläufen und Prozessen. Die Ef-
                        fizienz soll mit neuen technologischen Ansätzen gesteigert und
                        die Transparenz verbessert werden. Doch nach und nach steigt
                        das Bewusstsein für die echten Möglichkeiten von Industrie
                        4.0. Produkte werden zunehmend mit digitalem Zusatznutzen
                        versehen und Softwarelösungen treten neben den physischen
                        Gütern ins Portfolio.

                        Am Ziel angelangt ist man aber noch lange nicht. Nach wie vor
                        sind nur wenige Betriebe echte Smart Enterprises. Auch bei der
                        Suche nach neuen Geschäftsmodellen auf der Basis der digi-
                        talen Transformation gibt es noch viel zu tun – gerade dort liegt
                        das große Wertschöpfungspotenzial. Die Zeit drängt, denn ein-
                        zelne Vorreiter beginnen bereits damit, sich diese attraktiven
                        Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei sind es nicht nur neue
                        Wettbewerber aus dem IT-Umfeld, sondern auch Vertreter aus
                        den eigenen Reihen, die vorpreschen.
                        Es liegt vor allem an den Führungskräften, ihre Unternehmen
                        für diesen Technologiewettlauf zu rüsten. Sie müssen ihre Mit-
                        arbeiter für die digitale Transformation begeistern und ihnen
                        die Ängste nehmen, denn klar ist: Letztlich werden die Men-
                        schen den Wandel vorantreiben, nicht Maschinen. Das hat auch
                        die Mehrheit der Unternehmen bereits verinnerlicht.
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