AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL

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AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
INDUSTRIE 4.0

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0:
TECHNOLOGIETRANSFER
IN DEN MITTELSTAND
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
Mehr Infos finden Sie auf:
www.its-owl.de
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
VORWORT        |3

AUF DEM WEG
ZU INDUSTRIE 4.0
OHNE MITTELSTAND KEINE INDUSTRIELLE REVOLUTION

    Im Technologie-Netzwerk it’s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe –                   WISSENSCHAFTLICHER
                                                                                                             BEIRAT VON IT’S OWL
    bündeln Weltmarkt- und Technologieführer im Maschinenbau, der Elektro- und Elektronik­
    industrie sowie der Automobilzulieferindustrie ihre Kräfte. Gemeinsam mit regionalen For-
    schungseinrichtungen erarbeiten sie in 47 Projekten neue Technologien für intelligente
    Produkte und Produktionssysteme.

    Ausgezeichnet im Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und For-
    schung – dem Flaggschiff der Hightech-Strategie der Bundesregierung –, gilt it’s OWL bundes-
                                                                                                             Prof. em. Dr. Otthein Herzog
    weit als eine der größten Initiativen zu Industrie 4.0 und leistet einen wichtigen Beitrag,              Jacobs University
    Produktion am Standort Deutschland zu sichern.                                                           Bremen

    Auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats beleuchtet it’s OWL in Kooperation mit ver-
    schiedenen Clusterpartnern das Thema Industrie 4.0 aus unterschiedlichen Blickwinkeln und
    veröffentlicht wesentliche Ergebnisse in Form von Broschüren unter dem Titel »Auf dem Weg
    zu Industrie 4.0«. In 2014 (Lösungen aus dem Spitzencluster) und 2015 (Erfolgsfaktor Referenz­
    architektur) wurden die ersten Broschüren veröffentlicht.
                                                                                                             Prof. Dr. Edgar Körner
                                                                                                             Honda Research Institute
    Diese Broschüre führt die Reihe fort und fokussiert das Thema Technologietransfer. Sie gibt              Europe GmbH

    einen Überblick über die Chancen und Barrieren des Technologietransfers in den Mittelstand,
    zeigt aber zugleich auch konkrete Lösungen anhand von Beispielen auf. Die vorliegende
    Broschüre dokumentiert die bisherigen Erfahrungen bei der Planung und Umsetzung dieses
    wohl in Deutschland einzigartigen Transferprogramms im Kontext von Industrie 4.0. Folgende
    Fragestellungen werden dabei im Detail beleuchtet:

                                                                                                             Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Manfred Nagl
     S
       tatus quo: Wie weit ist das Thema Digitalisierung im Mittelstand angekommen und                      Software Engineering,
       welche Hindernisse bestehen?                                                                          RWTH Aachen

     Herausforderung: Woran scheitert ein wirkungsvoller Transfer von Technologien zwischen
       Wissenschaft und Industrie? Welche Konzepte sind im Stand der Technik bekannt?
     it’s OWL: Wie wurden diese Herausforderungen im Spitzencluster angegangen? Welche
       Bestandteile umfasst das Transferkonzept und wie wird es umgesetzt?
     Best Practice: Wie sehen aussagekräftige Beispiele von Transferprojekten aus? Welche
       Herausforderungen gab es in spezifischen unternehmensrelevanten Aufgabenstellungen
                                                                                                             Prof. Dr. Ir. Fred J. A. M. van Houten
       und wie wurden diese gelöst?                                                                          Professor for Design Engineering,
     Evaluation: Welche Erfahrungen haben Transferbeteiligte aus Wissenschaft und Industrie                University of Twente

       gemacht? Was kann daraus abgeleitet und gelernt werden?

                                                                                                     TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
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4|        INHALT

           INHALTSVERZEICHNIS
                                   VORWORT
                               3   Auf dem Weg zu Industrie 4.0
                                   Ohne Mittelstand keine industrielle Revolution

                               5   Herausforderung Industrie 4.0
                                   Erfolgsfaktor Technologietransfer

                               7   Technologietransfer in Deutschland
                                   Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

                          10       Transferkonzept des Spitzenclusters
                                   Transfer fördern, Innovation beschleunigen

                                   15	Transferunternehmen
                                        Industrie 4.0 für den Mittelstand

                                   16   Transferzentren in OstWestfalenLippe
                                        Technologien zum Ausprobieren

                          18       Erfolgsgeschichten
                                   Industrienahe Lösungen durch Transferprojekte

                                   19		 Selbstoptimierung
                                   		 Potenzialanalyse zur Entwicklung intelligenter Lackieranlagen

                                   20 Mensch-Maschine-Interaktion
                                   		 Intelligente Benutzungsschnittstellen für optimierte Fertigung

                                   21 Intelligente Vernetzung
                                   		 Kommunikationssysteme in Bearbeitungsmaschinen optimieren

                                   22 Energieeffizienz
                                   		 Effiziente Schaltung zur Nutzung von Bremsenergie

                                   23 Systems Engineering
                                   		 Mechatronik-Roadmap für eine Industriearmatur

                          24       Wirkung des Technologietransfers
                                   Ergebnisse und Impulse

                          28       Resümee und Ausblick
                                   Erfolgsfaktoren des Technologietransfers in OWL

                          29       Literatur

                          30       Clusterpartner

                          31       Impressum

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
HERAUSFORDERUNG INDUSTRIE 4.0   |5

HERAUSFORDERUNG
INDUSTRIE 4.0
ERFOLGSFAKTOR TECHNOLOGIETRANSFER

    Deutschland steht an der Schwelle zur vierten industri­ellen   Die Gründe für die Zurückhaltung des Mittelstands sind
    Revolution. Leistungserstellungsprozesse werden durch-         vielschichtig. Personen, die bisher nur wenige Berührungs-
    gängig digitalisiert und vernetzt. Ziel sind dynamische,       punkte mit dem Thema Industrie 4.0 hatten, fällt es schwer,
    echtzeitoptimierte und selbstorganisierte Wertschöpfungs-      Chancen und Risiken zu bewerten. Der wirtschaftliche Nut-
    netze. Dies umfasst nicht nur die Digitalisierung und Ver-     zen ist ihnen häufig unklar.
    netzung an einem Produktionsstandort, sondern zuneh-
    mend auch die Vernetzung unterschiedlicher Wertschöp-          »Im Spitzencluster it’s OWL finden wir die richtigen
    fungsstufen über Unternehmensgrenzen hinweg. Die               Partner, um Industrie 4.0-Technologien bewerten
    Gestaltung derartiger Strukturen ist eine anspruchsvolle       und nutzen zu können.«
    Aufgabe. Der deutsche Mittelstand muss sich auf die            KARL-ERNST VATHAUER | Geschäftsführer MSF-Vathauer
    zukünftigen Veränderungen vorbereiten und in die Digi­         Antriebstechnik
    talisierung investieren. Nur so kann der Anschluss an
    Technologien und die damit einhergehende Wettbewerbs-          Darüber hinaus fehlen oftmals konkrete Vorstellungen
    fähigkeit gesichert werden. Wie wichtig der Mittelstand        für die Umsetzung im eigenen Unternehmen: Sind die
    für den Produktionsstandort Deutschland ist, unterstrei-       technischen und organisatorischen Voraussetzungen er-
    chen folgende Zahlen: Der Mittelstand repräsentiert 99 %       füllt? Auch ungeklärte Rechtsfragen und das fehlende
    aller deutschen Unternehmen, 60 % aller Beschäftigten          Ver­trauen in die Datensicherheit stehen der Umsetzung
    und 55 % der gesamtdeutschen Wirtschaftsleistung               im Wege. Pioniere im Kontext Industrie 4.0 hemmt hinge-
    [BMWi14].                                                      gen maßgeblich die mangelnde Finanzkraft für notwen­
                                                                   dige Investitionen in relevante Technologien [VDMA15].
    INDUSTRIE 4.0 IM MITTELSTAND –                                 So sind gerade kleine und mittlere Unternehmen oft nicht
    AUSGANGSSITUATION                                              in der Lage, umfangreiche Innovationsprojekte zu starten.
                                                                   Sie neigen zunächst zu kleineren Projekten, bevor sie
    Einer aktuellen Studie zufolge erkennen 86 % der deut-         größere Investitionen in Forschung und Entwicklung
    schen Unternehmen die Potenziale und die Notwendigkeit         tätigen.
    der Digitalisierung [Com15]. Dies spiegelt sich auch im
    mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbau            ERFOLGSFAKTOR TECHNOLOGIETRANSFER
    wider: Immerhin 57 % dieser Unternehmen beschäftigen
    sich bereits konkret mit dem Thema Industrie 4.0 [VDMA15].     Dieser zögerlichen Haltung steht ein enormes Angebot an
    Jedoch haben lediglich 29 % aller Unternehmen eine             Industrie 4.0-Lösungen gegenüber, welches durch aktuelle
    konkrete Einführungsstrategie. Auch die Umsetzung von          Forschungsprojekte ständig erweitert wird. Allein in den
    Industrie 4.0-Lösungen verläuft bislang nur schleppend.        vergangenen sieben Jahren wurde durch die nationale
    So hat der Einsatz digitaler Technologien für 70 % des         Forschungsförderung ein Gesamtvolumen von mehr als
    Mittelstands noch keine bzw. nur geringe Relevanz              450 Mio. Euro in die Forschung und Entwicklung von Tech-
    [AFZ15].                                                       nologien und Lösungen im Kontext Industrie 4.0 investiert

                                                                                                          TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
6|        HERAUSFORDERUNG INDUSTRIE 4.0

                         [AFZ15]. Die Ergebnisse der Universitäten, Hochschulen            mensumfeld nachzuweisen. Dabei ist das Gespür für die
                         oder Forschungseinrichtungen münden jedoch nicht                  Bedarfe und die Leistungsfähigkeit der kleinen und mitt-
                         zwangsläufig in erfolgreiche Produkte, Dienstleistungen           leren Unternehmen von zentraler Bedeutung [Ple03],
                         oder Geschäftsmodelle, denn die Inventionen müssen noch           [PH13], [War13].
                         in Innovationen überführt werden.
                                                                                           Vor diesem Hintergrund setzt it’s OWL eine konsequent
                         In diesem Zusammenhang bildet der Technologietransfer             mittelstandsorientierte Transferstrategie um. Im Rahmen
                         einen entscheidenden Erfolgsfaktor. Will Deutschland den          des Spitzenclusters wurde in den vergangenen Jahren eine
                         Wandel zu Industrie 4.0 erfolgreich bewältigen, bedarf es         Vielzahl von Technologien und Methoden entwickelt, die
                         eines mittelstandsorientierten Technologietransfers aus           in der sogenannten »Technologieplattform« gebündelt
                         Forschung und Wissenschaft in die industrielle Anwen-             werden (Bild 1). Diese gliedert sich in fünf übergeordnete
                         dung [PH13], [War13]. Dieser muss es dem Mittelstand              Technologiefelder, die Querschnittsprojekte: Selbstoptimie­
                         durch passende Formate und Transfermechanismen erlau-             rung, Mensch-Maschine-Interaktion, Intelligente Vernet-
                         ben, an aktuellen Entwicklungen der Forschungslandschaft          zung, Energieeffizienz und Systems Engineering. Ziel des
                         teilzuhaben und diese wirtschaftlich zu nutzen. Exempla-          it’s OWL Technologietransfers ist die Verbreitung und
                         risch können hier Pilotanwendungen und Best-Practice-             Einführung dieser Technologien und Methoden in kleine
                         Beispiele genutzt werden. Es gilt, für Technologien und           und mittlere Unterneh­men. Wesentliches Instrument sind
                         Methoden zu sensibilisieren, deren Akzeptanz zu fördern           »Fokussierte Trans­fer­­projekte«, die den Kern des Transfer-
                         und die Wirtschaftlichkeit durch den Einsatz im Unterneh-         konzepts darstellen.

BILD 1
Technologie- und Innovationsplattform als Ausgangsbasis für den Technologietransfer

                                                            Intelligente Vernetzung
              Mensch-Maschine-Interaktion                       Selbstkonfiguration                  Energieeffizienz
                                        Bedienkonzepte           Fernüberwachung                     Leistungselektronik
                                    Interaktive Robotik             Plug & Play                      Energiemanagement
                              Virtuelle Design Reviews       Kommunikationsarchitekturen             Ressourceneffizienz
                                    Augmented Reality                                                Energy Harvesting

                      Selbstoptimierung                                                                      Systems Engineering
                               Potenzialanalyse                                                              Mechatronische Systembeschreibung
                 Intelligente Assistenzsysteme                                                               Modellierung und Analyse
                           Maschinelles Lernen                                                               Mechatronischer Baukasten
         Prozess- und Maschinenüberwachung                                                                   Schnittstellen-Standardisierung

                                                                TECHNOLOGIE-
         QUERSCHNITTSPROJEKTE                                        UND                                    NACHHALTIGKEITSMASSNAHMEN
                                                                INNOVATIONS-
                                                                  PLATTFORM
                      Marktorientierung                                                                      Arbeit 4.0
                             Conjoint-Analyse                                                                Arbeitsorganisation und -gestaltung
                               Marktanalysen                                                                 Interaktionstechniken
                                                                                                             Assistenzsysteme
                                                                                                             Qualifizierungen

                                      Vorausschau                                                    Technologieakzeptanz
                                      Szenario-Technik    Prävention Produktpiraterie                Usability-Studien
                                 Technologie-Roadmap        Produkt- und Know-how-Schutz             Technikfolgenabschätzung
                                     Geschäftsmodelle            Bedrohungsanalysen                  Technikgestaltung
                                                                  Schutzkonzeption

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
TECHNOLOGIETRANSFER IN DEUTSCHLAND     |7

TECHNOLOGIETRANSFER
IN DEUTSCHLAND
BRÜCKENSCHLAG ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND WIRTSCHAFT

    Das große Potenzial des Technologietransfers zur Über-        Technologien und Forschungsergebnisse. Der empfan­
    tragung neuer Technologien in die wirtschaftliche Nut-        gende Partner wird Transfernehmer genannt. Sie werden
    zung ist schon lange bekannt. Daher ist der Technologie-      auch als potenzielle Nachfrager (Unternehmen) des
    transfer seit jeher ein wichtiger Hebel zur Sicherung der     Technologietransfers bezeichnet [KS13]. Dabei wird zwi-
    Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Dieser            schen direktem und indirektem Transfer unterschieden. Im
    gewinnt vor dem Hintergrund der Herausforderungen von         Rahmen des direkten Transfers erfolgt eine unmittel­bare
    Industrie 4.0 zusätzlich an Bedeutung, will Deutschland       Zusammenarbeit zwischen Transfergeber und -nehmer.
    nicht nur Industrie 4.0-Technologien entwickeln und           Bei einem indirekten Transfer werden »Transfermittler«,
    exportieren, sondern diese als führender Produktions­         bspw. Kammern und Wirtschaftsförderungs­gesellschaften,
    standort auch selber einsetzen. Es bestehen aktuell sehr      zwischengeschaltet [Kor13].
    gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Technolo-
    gietransfer. Deutschland ist auf vielen Gebieten Spitzen-     Transfereinrichtungen sprechen unterschiedliche Ziel-
    reiter in der erkenntnisgetriebenen und innovativen           gruppen an und lassen sich in drei Kategorien einteilen
    Forschung [PH13]. Viele Forschungsförderprogramme             [PH13]:
    basieren bereits auf kooperativen Verbundprojekten
    zwischen Wissenschaft und Industrie.                          1 | Forschungsnahe Stellen: Universitäten, Hochschu-
                                                                       len oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
    Verschiedene Institutionen nehmen sich der Aufgabe an,             wie Fraunhofer-Institute vermitteln ihre Forschungs-
    die Partner aus Industrie und Wissenschaft zusammen-               dienstleistungen bzw. ‑ergebnisse direkt an interes-
    zuführen. Diese Initiativen führen zu in einer Vielzahl von        sierte Partner. Hierfür werden oftmals eigens gegrün-
    Transfereinrichtungen, geschaffen durch Forschungs­                dete Trägerorga­nisationen mit Demonstrations- und
    einrichtungen und -förderer [PH13]. Durch den Einsatz              Anwenderzentren aufgebaut.
    zielgerichteter Transferkanäle und -instrumente treiben
    sie den Technologietransfer in Deutschland voran. Dabei       2 | Intermediäre Technologietransferstellen: Inter­
    soll insbesondere durch den Abbau von Transfer­barrieren           mediäre Stellen sind Transferagenturen, Transfernetz-
    ein mittelstandsgerechter Technologietransfer erreicht             werke und Informationsvermittlungsstellen, welche
    werden.                                                            meist regional ausgerichtet sind. Sie verfolgen das
                                                                       Ziel, Innovationen, Unternehmensgründungen sowie
    AKTEURE DES TECHNOLOGIETRANSFERS                                   -entwicklungen zu unterstützen.

    Die verschiedenen Transfereinrichtungen verfolgen das         3 | Wirtschaftsnahe Stellen: Hierunter fallen Indust-
    gemeinsame Ziel, Erkenntnisse und Technologien, soge-              rie- und Handelskammern, Technologieagenturen,
    nannte Transferobjekte, an Unternehmen zu übertragen.              Techno­logiezentren und Forschungsvereinigungen von
    Der Partner, der die zu transferierende Leistung anbietet,         Indus­­trieverbänden. Im Fokus der Transferaktivitäten
    tritt als Transfergeber auf. Transfergeber sind die Know-          stehen Beratung und Organisation.
    how-Träger (Wissenschaft) und somit Besitzer der neuen

                                                                                                         TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
8|             TECHNOLOGIETRANSFER IN DEUTSCHLAND

* Eingang zur virtuellen   Der Brückenschlag, um Erkenntnisse und Technologien            Courses (MOOC) sind als Instrument etabliert und weit
  Fachausstellung des
                            aus der Wissenschaft an Unternehmen zu übertragen,             verbreitet. Ferner werden Technologie- und Projektpor­tale,
  SFB614 über:
  www.sfb614.de             kann über unterschiedliche Kanäle und Instrumente              Foren oder interaktive Videos erfolgreich für den Techno-
                            erfolgen. Die Transferkanäle reichen dabei von Service-        logietransfer eingesetzt. Das Heinz Nixdorf Institut in
                            leistungen, wie Beratungsgesprächen, bis hin zu unmit-         Paderborn stellt z. B. in einer virtuellen Fachausstellung
                            telbaren projektbezogenen Kooperationen.                       die Inhalte und Ergebnisse des Sonderforschungsbereichs
                                                                                           614* »Selbstoptimierende Systeme des Maschinenbaus«
                            KANÄLE DES TECHNOLOGIETRANSFERS                                zur Verfügung. Insbesondere der Breitentransfer kann durch
                                                                                           die Beschreibung von Forschungsergebnissen, z. B. auf
                            Voraussetzung für einen erfolgreichen Technologietrans-        Websites oder durch den Versand von Newslettern, geför-
                            fer in den Mittelstand ist der Einsatz unternehmens­           dert werden.
                            gerechter und flexibler Transferinstrumente, die sich
                            verschiedenen Kanälen zuordnen lassen (Bild 2).                BARRIEREN WIRKEN DEM TECHNOLOGIE-
                                                                                           TRANSFER ENTGEGEN
                            In Abhängigkeit der eingesetzten Kanäle und Instru­mente
                            wird ein erfolgreicher Breiten- und/oder Tiefentransfer        Trotz der herausragenden deutschen Spitzenforschung
                            ermöglicht. Der Breitentransfer umfasst Maßnahmen, die         und des damit einhergehenden großen Potenzials zur
                            das gesamte Transferangebot bekannt machen und                 wirtschaftlichen Umsetzung der Erkenntnisse bleibt das
                            interessierte Nachfrager darüber informieren. Der Tiefen-      Angebot vielfach ungenutzt. Verschiedene Transferbarri-
                            transfer bezeichnet dagegen die konkrete Lieferung um-         eren wirken einem effizienten und zielgerichteten Trans-
                            fassender, vertiefender Informationen an einen Nach­frager.    fer entgegen. Insbesondere der Transfer zu kleinen und
                            Er bezieht sich in der Regel auf einzelne Themengebiete        mittleren Unternehmen erweist sich als außerordentlich
                            bzw. Technologien. Instrumente des Tiefentransfers reichen     herausfordernd (Bild 3).
                            von der detaillierten Beschreibung einer Technologie bis
                            hin zur unmittelbaren Verwertung dieser in einem Unter­        »Große Forschungsprojekte sind für KMU inhaltlich
                            nehmen [Kor13], [WKL13].                                       oft überdimensioniert und schrecken durch formelle
                                                                                           Hürden und lange Vorlaufzeiten zusätzlich ab.«
                            Im Zuge der Digitalisierung bietet sich eine Vielzahl neuer    DR. CHRISTOPH VON DER HEIDEN | Geschäftsführer
                            Transferinstrumente: Vor allem Massive Open Online             IHK Ostwestfalen zu Bielefeld

BILD 2
Transferkanäle und -instrumente

     Aus- und                 Wissenschaftliche                Service-                   Schutzrechte            Unternehmens-             Projektbezogene
    Weiterbildung              Kommunikation                  leistungen                                           gründungen                 Instrumente
    Lehrmaterialien               Publikationen           Beratungsleistungen               Patente             Technologieorientierte       Auftragsforschung
     Gastvorträge                   Messen                Gutachtertätigkeiten              Lizenzen             Unternehmensgrün-            Forschungs- und
       Praktika                   Konferenzen                                                                    dungen von Wissen-            Entwicklungs­
      Lehrvideos                                                                                                     schaftlern                kooperationen
                                                                                                                                               Dissertationen

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND - INDUSTRIE 4.0 - it's OWL
TECHNOLOGIETRANSFER IN DEUTSCHLAND    |9
BILD 3
Barrieren des Technologietransfers

                          TRANSFERGEBER                                                                 TRANSFERNEHMER

                    Technologien und Methoden                                                     Erfahrungs- und Anwendungswissen

                    Barrieren der Transferanbahnung                               Barrieren der Transferumsetzung
                     Mangelnde Kontaktmöglichkeiten                               Mangelnde Fähigkeit oder Bereitschaft
                     Fehlende Informationsmedien                                  Fehlende Ressourcen
                     Schlechte Erfahrungen aus Vorgängerprojekten                 Gegensätzliche Ziele der Kooperationspartner
                     Vorurteile gegenüber Kooperationspartnern                    Unterschiedliche/ungeklärte Zeitvorstellungen
                     Geheimhaltungs- und Schutzrechtprobleme                      Fehlende Priorität des Technologietransfers

         Barrieren treten aufseiten beider Kooperationspartner auf,     arbeit zwischen Transfergeber und -nehmer. Mangelnde
         d. h. bei Transfergebern und Transfernehmern. Dabei be-        Fähigkeiten entstehen aufseiten der Forschung etwa durch
         treffen sie nicht nur den Transferprozess als solchen, son-    eine zu geringe Anwendungsnähe der Forschungsergeb-
         dern können eine mögliche Kooperation zwischen Wissen-         nisse. Aufseiten des Unternehmens können z. B. finanziel-
         schaft und Industrie bereits im Vorfeld verhindern. Zu den     le Aspekte den Transfer erschweren [Kor13], [Ple03],
         Barrieren der Transferanbahnung zählen mangelnde Kon-          [Rau13], [Mei01].
         taktmöglichkeiten und fehlende Informationsangebote,
         schlechte Erfahrungen, Vorurteile gegenüber den Koope-         ANFORDERUNGEN AN EINEN MITTELSTANDS­
         rationspartnern sowie Geheimhaltungs- und Schutzrecht-         ORIENTIERTEN TECHNOLOGIETRANSFER
         probleme. Vorherrschende Vorurteile können sich dabei
         aufseiten des potenziellen Transfernehmers z. B. in der Auf-   Wesentlicher Eckpfeiler eines erfolgreichen Technologie-
         fassung äußern, dass Universitäten vorrangig eigene For-       transfers ist demnach der Abbau der genannten Barrieren.
         schungsprojekte vorantreiben und sich nicht auf die Stär-      Hierfür ist ein zielgerichtetes, dauerhaftes und umfassen-
         kung des Unternehmens konzentrieren wollen. Aufseiten          des Konzept notwendig. Es müssen verschiedene Kanäle
         des Transfergebers wird dagegen oftmals befürchtet, dass       bedient und eine Auswahl an Transferinstrumenten bereit-
         Unternehmen ihr Know-how sichern und den Rückfluss in          gestellt werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine
         die Forschung behindern.                                       Zusammenführung sämtlicher Maßnahmen, um sowohl
                                                                        eine Tiefen- als auch Breitenwirksamkeit zu erreichen. Ein
         Neben den Barrieren der Transferanbahnung können die           für den Mittelstand geeigneter Technologietransfer muss
         Barrieren der Transferumsetzung zu einem ergebnislosen         zudem besonders die Bedürfnisse kleiner und mittlerer
         Transfer führen. So hemmen fehlende Fähigkeiten und Be-        Unternehmen berücksichtigen. Es gilt, zwischen der Nach-
         reitschaft, nicht ausreichende Ressourcen, gegensätzliche      frage und dem Technologieangebot zu vermitteln, um eine
         Ziele, unterschiedliche oder ungeklärte Zeitvorstellungen      größtmögliche Überdeckung zu erzielen.
         sowie mangelnde Priorität des Transfers die Zusammen-

                                                                                                              TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
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10 |       TRANSFERKONZEPT DES SPITZENCLUSTERS

           TRANSFERKONZEPT
           DES SPITZENCLUSTERS
           TRANSFER FÖRDERN, INNOVATION BESCHLEUNIGEN

                       Familiengeführte Betriebe und ein breiter Mittelstand          Mit dem Transferkonzept soll sowohl eine Breiten- als auch
                       bilden den Kern produzierender Unternehmen in OstWest-         Tiefenwirksamkeit der Transfermaßnahmen erreicht wer-
                       falenLippe. Ihre Innovationskraft ist der entscheidende        den. Dafür kommen verschiedene Kanäle und Instrumente
                       Erfolgsfaktor für die Region. Diesen Unternehmen muss es       zum Einsatz. Den Kern bilden sogenannte fokus­sierte Trans-
                       gelingen, die sich durch Industrie 4.0 bietenden Chancen       ferprojekte. Dabei handelt es sich um anwendungsorien-
                       zu nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu er-     tierte Kooperationsprojekte mit kurzer Dauer zwischen
                       halten und auszubauen. Sie benötigen einen Zugang zu           einem Unternehmen und einer Forschungs­stelle.
                       Schlüsseltechnologien, insbesondere im Kontext intelli-
                       genter technischer Systeme.                                    VIER STUFEN ZUM TRANSFERERFOLG

                       An diesem Punkt setzt das it’s OWL Transferkonzept an. Es      Die Grundlage des Transferkonzepts bildet ein vierstufiges
                       schafft einen ganzheitlichen Ansatz, der konsequent an         Modell des Technologietransfers (Bild 4) nach Warschat
                       den Bedarfen des Mittelstands ausgerichtet ist. So sollen      [WAR13] und Korell [KS13]. In einem ersten Schritt wer-
                       Transferbarrieren abgebaut, Impulse für nachhaltige For-       den die Unternehmen auf die it’s OWL Technologieplatt-
                       schungs- und Entwick­lungstätigkeiten gesetzt und die Koope-   form aufmerksam gemacht und grundlegende Informatio-
                       rationskultur der Region weiter gestärkt werden. Die Univer-   nen zur Verfügung gestellt. So fanden z. B. im Rahmen
                       sitäten und Forschungseinrichtungen stellen in der Techno-     der it’s OWL Strategietagung mit über 300 Teilnehmern
                       logieplattform erprobte Lösungen aus den Bereichen Selbst­     mehrere Workshops statt, in denen das Transferkonzept
                       optimierung, Mensch-Maschine-Interaktion, Intelligente         einem breiten Publikum vorgestellt wurde. Bei der Ver­
                       Vernetzung, Energieeffizienz und Systems Engineering be-       breitung der Inhalte spielen zudem die Transfermittler der
                       reit. Diesem Technologieangebot steht die Nachfrage bzw.       Region eine entscheidende Rolle. Die prominente Platzie-
                       der Bedarf der Unternehmen gegenüber. Die Herausforderung      rung des Technologietransfers in den verschiedenen Ver-
                       besteht darin, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen.         anstaltungen dieser Partner hat wesentlich zum hohen
                                                                                      Bekanntheitsgrad der Angebote des Technologietransfers
                                                                                      in OstWestfalenLippe beigetragen.
              ZIELE:
                                                                                      Im Rahmen der zweiten Stufe wird das Verständnis über
               Z ugang des Mittelstands zur Technologieplattform                    verfügbare Inhalte und Lösungen weiter vertieft. Dabei
               Technologiesprung von kleinen und mittleren Unter­nehmen             konzentriert sich die Informationsvermittlung auf einen
               Breite Nutzung der Forschungsinfrastruktur durch                     Technologiebereich. Primäres Transferinstrument dieser
                 Industrie 4.0-Transferzentren                                        Stufe sind Informationsveranstaltungen, auf denen Ver­
               Neue Impulse für Forschungsaktivitäten                               treter von Forschungseinrichtungen und Erstanwender im
               Abbau von Transferbarrieren                                          Sinne von Best-Practice-Beispielen über den erfolgreichen
               Etablierung einer Kooperationskultur                                 Einsatz von Technologien, Verfahren oder Methoden be-
               Stärkung des Wirtschaftsstandorts                                    richten. Ein Beispiel ist das OWL Forum für Technologie
                                                                                      und Innovation – »solutions«1. Die Veranstaltungsreihe

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
TRANSFERKONZEPT DES SPITZENCLUSTERS                    | 11
BILD 4
Vier-Stufen-Modell des Technologietransfers [WAR13, KS13]

                                                                                                                                             TIEFENTRANSFER
                                           Transferprojekte für
                                                                                                          Nutzung, Integration
                                  konkrete Aufgabenstellungen

                          Zielgerichtete Workshops
                                                                                                    Ausprobieren und Testen
                          zu ausgewählten Inhalten

          Erfahrungsaustauschgruppen

                                                                                                                                             BREITENTRANSFER
                  und Weiterbildungen                                                                   Vertieftes Verständnis

    Transferveranstaltungen,
    Veranstaltungsprogramm                                                         Aufmerksamkeit und erste Information
     »solutions« und Messen

         hat sich als Plattform etabliert, um neue Technologien aus     FOKUSSIERTE TRANSFERPROJEKTE
         dem Spitzencluster in die Breite zu tragen und neue An-
         wendungsfelder zu erschließen. In viele Veranstaltungen        In einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten fördern
         fließen Ergebnisse aus den Spitzencluster-Projekten ein.       fokussierte Transferprojekte die Einführung und Qualifika-
                                                                        tion von Technologien aus dem Spitzencluster. Dabei wird
         Die dritte Stufe beinhaltet die Identifikation konkreter       der Aufwand des Transfergebers, z. B. Personal und Reise-
         Angebote aus der Technologieplattform zur Lösung von           kosten, zu 100 % gefördert. Der Transfernehmer trägt ledig­
         Fragestellungen aus der betrieblichen Praxis der Unter­
         nehmen. Dazu werden bspw. Fachgespräche zwischen
         Transfergeber und potenziellem Transfernehmer vor Ort
         im Unternehmen durchgeführt. So wurde z. B. im Rahmen
         des Technologietransfers eine eigenständige Fachgruppe
         zum Themenfeld Systems Engineering2 gegründet. In der
         Fachgruppe werden Herausforderungen aktueller Entwick-
         lungsprozesse und Lösungsansätze diskutiert. Vorträge
         aus dem Spitzencluster it’s OWL liefern Praxisbeispiele.
         Ein weiteres geeignetes Instrument sind Workshops, in
         denen Unternehmen Technologien und Lösungen für indi-
         viduelle Fragestellungen unverbindlich testen können. So
         können Unternehmen relevante Themen im Kontext intel-
         ligenter technischer Systeme für ihren Betrieb bestimmen        1
                                                                             s olutions – In rund 30 Veranstal-      2
                                                                                                                           ie it’s OWL »Fachgruppe Systems
                                                                                                                          D
         und ein fokussiertes Transferprojekt planen.                         tungen informieren sich jeden               Engineering« bietet Projektmana-
                                                                              Herbst Unternehmen, Forschungs-             gern, Entwicklungsleitern und Füh-
         Die konkrete Durchführung der fokussierten Technologie-              einrichtungen und Organisationen            rungskräften ein Format für regel-
         transferprojekte bildet die vierte Stufe des it’s OWL Trans-         über aktuelle Entwicklungen auf             mäßigen Austausch und Diskussion
         ferkonzepts. Durch die projektbezogene Zusammenarbeit                dem Gebiet der intelligenten tech-          zur effizienten und vorausschauen-
         von Transfernehmern und -gebern wird eine zielgerich­tete            nischen Systeme.                            den Entwicklung intelligenter tech-
         Nutzung und Integration der neuen Technologien in Unter-                                                         nischer Systeme.
         nehmen gefördert.

                                                                                                                   TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
12 |       TRANSFERKONZEPT DES SPITZENCLUSTERS

                       lich seinen eigenen Aufwand. Ziel der Transferprojekte ist   im Spitzencluster wird durch Transfermittler geführt, die
                       es, Unternehmen der Region zu einem höheren technischen      in einem Transferteam organisiert sind. Die Mitglieder des
                       Reifegrad zu verhelfen.                                      Transferteams sind bei den Industrie- und Handelskam-
                                                                                    mern, den Wirtschaftsförderern und den Branchennetz­
                       Kleine und mittlere Unternehmen bevorzugen Projekte ohne     werken der Region beschäftigt und verfügen daher über
                       große formale Hürden oder lange Vorlaufzeit, die in über-    ausgezeichnete Kontakte zu Unternehmen. Gleichzeitig be-
                       schaubarer Zeit messbare Ergebnisse erzielen. Klassische     sitzen sie detaillierte Kenntnisse über die Technologieplatt-
                       Forschungsprojekte mit einer Projektlaufzeit von mehreren    form des Spitzenclusters. Der Aufbau einer persönlichen
                       Jahren sind dafür ungeeignet. Hier setzen fokussierte        Vertrauensbasis durch die Transfermittler ist ein wesent-
                       Transferprojekte an. Sie berücksichtigen den individuellen   licher Erfolgsfaktor des it’s OWL Technologietransfers.
                       Iststand der Unternehmen und bilden einen ersten kon­
                       kreten Schritt auf dem Weg zur Umsetzung von intelligen-     TRANCHENKONZEPT UND AUSWAHL­
                       ten technischen Systemen. Auf diese Weise ermöglichen        VERFAHREN
                       Transferprojekte kleinen und mittleren Unternehmen die
                       Durchführung von Projekten mit technischem Risiko, die       Im Rahmen der Clusterförderung werden in drei Jahren
                       diese z. B. aufgrund fehlender Ressourcen oder Kompeten-     über 150 Transferprojekte abgewickelt. Um ein Transfer-
                       zen andernfalls nicht durchführen würden.                    projekt umsetzen zu können, müssen sich Transfergeber
                                                                                    und ‑nehmer gemeinsam mit einer Projektskizze bewer-
                                                                                    ben. Projektskizzen können über das gesamte Jahr einge-
              BEISPIELE FÜR TRANSFERPROJEKTE:                                       reicht werden. Die Auswahl der Projekte erfolgt jedoch
                                                                                    zu festen Stichtagen in vier Tranchen. Nach dem Eingang
               P otenzialanalyse für den Einsatz von Selbstopti­mierung           werden die Projektskizzen anhand festgelegter Bewer-
               Erweiterung einer Anlagensteuerung um intelligente                 tungskriterien fachlich begutachtet. Das Auswahlverfah-
                 Regelungs- und Steuerungsfunktionen                                ren folgt einem festen Ablauf in drei Phasen (Bild 6).
               Lösungen zur vereinfachten Inbetriebnahme und
                 (Re-)Konfiguration von Anlagen                                     Phase 1: Projektdefinition. Die Transferpartner verfas-
               Implementierung von Betriebsstrategien für ein                     sen gemeinsam eine Projektskizze und reichen diese im
                 effizientes Energiemanagement                                      Transferbüro des Clustermanagements ein. Diese muss die
               Optimierung des Anforderungs- und Entwicklungsmanage-              übergeordneten Anforderungen erfüllen. Ein Unternehmen
                 ments für intelligente Produkte                                    darf pro Tranche max. zwei Projekte durchführen. Über die
                                                                                    Gesamtlaufzeit des it’s OWL Technologietransfers sind
                                                                                    max. drei Transferprojekte je Unternehmen zulässig. Wenn
                       Der erfolgreiche Abgleich von Technologieangebot und         ein Unternehmen verschiedene Transferprojekte beantragt,
                       -nachfrage zur Anbahnung des Transferprojekts erfordert      müssen diese grundsätzlich unterschiedliche Themen­
                       zahlreiche Einzelgespräche. Die Mehrzahl dieser Gespräche    bereiche adressieren.

BILD 5
Meilensteine des Technologietransfers im Spitzencluster

                                                                                                                                         Bekanntmachung:
                 Start des                    Konzeptentwicklung:                                         Standardisierter               Intensive Bewerbung in
                 Spitzenclusters:             Breitentransfer und                                         Prozess:                       Informationsveranstal-
                 10 Mio. Euro für den         Tiefentransfer bilden         Vorbereitungs­projekt:        Einführung einheitlicher       tungen, Messen, Fach-
                 it’s OWL Technologie-        eine Einheit (Vier-Stufen-    Start des Technologie-        Rahmenbedingungen für          workshops und persön­
                 transfer vorgesehen          Modell)                       transfers                     Transferprojekte               lichen Gesprächen

                2012                                                       2013

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
TRANSFERKONZEPT DES SPITZENCLUSTERS     | 13
       BILD 6
       Auswahlverfahren der Transferprojekte in drei Phasen

                                                       Entwicklung einer Projektskizze
                    PROJEKTDEFINITION
                                                       Fristgerechte Einreichung im Transferbüro

                                 1                                                                                      PROJEKTSKIZZE
                                                       Prüfung formaler Anforderungen

                   PROJEKTBEWERTUNG                    Fachliche Bewertung durch zwei Jurymitglieder
                                                       Drittgutachten bei stark abweichender Bewertung

                                 2                                                                                           RANKING

                     PROJEKTAUSWAHL                    Finale Projektauswahl durch Clusterboard

                                 3                                                                                    TRANSFERPROJEKTE

                Phase 2: Projektbewertung. Alle Projektskizzen werden         positiver Prüfung folgt die formale Bewilligung durch den
                von unabhängigen Gutachtern anhand fest definierter           Projektträger.
                Kriterien (z. B. Originalität, Hebelwirkung oder Dringlich-
                keit) bewertet. Es wird jeweils ein Gutachten von einem       DURCHFÜHRUNG UND ABSCHLUSS
                wissen­schaftlichen und einem wirtschaftlichen Experten       DER TRANSFERPROJEKTE
                erstellt. Bei starken Abweichungen der Bewertungen wird
                zusätzlich ein Drittgutachten eingeholt. Das Ergebnis der     Die Grundlage für eine zielgerichtete und zweckmäßige
                Projektbewertung ist ein Ranking der eingegangenen            Beantragung und Durchführung der Transferprojekte bildet
                Projektskizzen.                                               ein standardisiertes und im Vorfeld mit allen Partnern
                                                                              abgestimmtes Regelwerk. Eine einfache Struktur und eine
                Phase 3: Projektauswahl. Das it’s OWL Clusterboard            Reduzierung der formalen Hürden erleichtert dem Mittel-
                entscheidet als Gremium auf Basis des Rankings über die       stand die Beantragung. Insgesamt sind acht Anforde­rungen
                finale Auswahl der Transferprojekte einer Tranche. Nach       zu berücksichtigen, wie z. B. die Ansässigkeit der beteilig-

                             Projektstart:                                                 1. it’s OWL Transfertag:
1. Tranche:                  Formale Beantragung           2. Tranche:                     Konkrete Lösungen aus        Ausbau des Transfers:
Beantragung und Start        und Start des Gesamt-         Beantragung und Start           dem Mittelstand. Mit 39      Über 16 Mio. Euro,
mit 39 Transferprojekten     projekts it’s OWL             mit 34 Transferprojekten        Projektabschlüssen und       Ziel: 150 Projekte in
aus 60 Einreichungen         Techno­logietransfer          aus 66 Einreichungen            über 200 Teilnehmenden       vier Tranchen

2014                                                      2015

                                                                                                                      TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
14 |          TRANSFERKONZEPT DES SPITZENCLUSTERS

Über 200 Teilnehmer informierten sich auf dem it’s OWL Transfertag in Gütersloh über die Ergebnisse der ersten Transferprojekte.

*Das vollständige Re-      ten Partner in der Region. Die Entwicklung der max. zwölf-     Voraussetzung zur Durchführung eines fokussierten Trans-
 gelwerk für fokussierte
                            seitigen Projekt­skizze erfolgt in der Regel durch die Hoch-   ferprojekts ist ein Kooperationsvertrag zwischen Transfer-
 Transferprojekte sowie
 standardisierte Vorlagen   schulen und Forschungseinrichtungen, die mit diesen            geber und Transfernehmer. Dieser regelt die Zusammen-
 für die Projektskizze      Prozessen vertraut sind.                                       arbeit im Projekt (Rechte und Pflichten). Dazu zählen unter
 sind online verfügbar:
 www.its-owl.de/transfer
                                                                                           anderem der Umgang mit Schutzrechten wie Intellectual
                            Die Bereitstellung des Regelwerks* ist ein weiterer zen­       Property Rights (IPR) und die Dokumentation der Auf­wände
                            traler Erfolgsfaktor des it’s OWL Transferkonzepts. Es er-     des Transfernehmers. Die Bearbeitung der Aufgabenstel-
                            läutert die Rahmenbedingungen und beschreibt das               lung des Transferprojekts erfolgt stets in enger Abstim-
                            Vorgehen von der Beantragung über die Durchführung             mung beider Transferpartner.
                            bis hin zum Abschluss der Transferprojekte. Auf diese
                            Weise wird ein gemeinsames Verständnis über die Durch-         Den Abschluss der fokussierten Transferprojekte bilden
                            führung und Ziele der Transferprojekte geschaffen. Das         eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse und ein Ab-
                            Transferbüro des Spitzenclusters trägt ebenfalls wesent-       schlussbericht. Die Transferprojekte werden im Rahmen
                            lich zum Erfolg des Technologietransfers bei. Es infor-        des jeweils zum Abschluss einer Tranche stattfindenden
                            miert, berät und unterstützt Unternehmen während des           it’s OWL Transfertags präsentiert. An der Veranstaltung
                            gesamten Transferprozesses: von der Entwicklung einer          nehmen die Projektpartner, das Clustermanagement, wei-
                            Projektidee über die Vermittlung geeigneter Forschungs-        tere interessierte Teilnehmer sowie Vertreter des Förde-
                            partner bis hin zur Einreichung einer Projektskizze. Bei       rers (BMBF) und des Projektträgers teil. Zusätzlich findet
                            Bedarf vermittelt das Transferbüro auch während der            eine jährliche Evaluierung des Technologietransfers auf
                            Projektumsetzung zwischen den beteiligten Partnern. Als        Basis einer Online-Befragung statt. Dadurch wird der Ziel­
                            zentrale Koordi­nationsstelle organisiert es zudem Infor­      erreichungsgrad der Transferprojekte angefragt und eine
                            mationsveran­stal­tungen, Workshops sowie den it’s OWL         kontinuierliche Weiterentwicklung des it’s OWL Transfer-
                            Transfertag.                                                   konzepts gewährleistet.

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
TRANSFERUNTERNEHMEN                                             | 15

TRANSFERUNTERNEHMEN
INDUSTRIE 4.0 FÜR DEN MITTELSTAND

Mit dem Transferkonzept unterstützt it’s OWL besonders     Spitzencluster ein. Die Grundlage dafür bildet die von
kleine und mittlere Unternehmen, um sich auf die Her-      den Hochschulen und Forschungseinrichtungen entwi-
ausforderungen der Digitalisierung einzustellen. In den    ckelte Technologie- und Innovationsplattform für Intelli-
ersten zwei Tranchen führten 58 Unternehmen in insge-      gente Technische Systeme. Bis Ende 2017 sind zwei wei-
samt 73 Transferprojekten neue Technologien aus dem        tere Tranchen geplant.

UNTERNEHMEN (1. TRANCHE)

                                                                                                                                       Pro d u k te nt w i c k l u n g | Ko n s t ru k t i o n | Pro j e k t ma n a g e me nt

                                                                                                                                       w      w      w      .     m      a     d      l     e     h     n      .     d     e

                                                                                   Your Global Automation Partner
                                                     simply innovative

UNTERNEHMEN (2. TRANCHE)

                                     ®

                                                                                                                                                                 Your Global Automation Partner
                                                          Intelligent technology

                                                                                                                    TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
16 |       TRANSFERZENTREN IN OSTWESTFALENLIPPE

           TRANSFERZENTREN
           IN OSTWESTFALENLIPPE
                                                                                                                              ESPELKAMP

           TECHNOLOGIEN ZUM AUSPROBIEREN
           Die im Spitzencluster entwickelten Technologien gelangen durch Transferzentren
           in die Umsetzung. Unternehmen erleben die Anwendung von Forschungsergebnis-
           sen in der Praxis und identifizieren konkreten Nutzen. In OstWestfalenLippe bieten
           drei bestehende Demonstrationszentren Einblicke in Industrie 4.0-Lösungen.

                                                                                                                                    HERFORD

                                                                                                                        BIELEFELD

                                                                                                            GÜTERSLOH

                                                                                                OELDE

                                                                                                            LIPPSTADT
                                                      DAS MMI-TRANSFERLABOR
              Das Mensch-Maschine-Inter­aktion-Transferlabor wird im CITEC Forschungs-                                                 Paderborn-
               bau der Universität Bielefeld betrieben und bündelt die Kom­petenzen der                                                Lippstadt

                beteiligten Forschungsinstitute Heinz Nixdorf Institut (HNI) in Paderborn,
               Institut für Kognition und Robotik (CoR-Lab) und Exzellenzcluster Kognitive          SOEST
                 Interaktionstechnologie (CITEC). Im Transferlabor können interessierte
              Unter­nehmen neueste Interaktions- und Robotiktechnologien kennen­lernen
                    und Software zur Realisierung von Interaktion praktisch evaluieren.
                                                                                                             WARSTEIN
                         Kompetenzen: Virtual/Augmented Reality, Interaktive Robotik,
                       Maschinelles Lernen, Inter­aktionsdesign, Usability & Evaluation,
                                                         Automatische Bild­verarbeitung
                                Angebote: Demonstratoren, Beratungen und Schulungen
                                                                Kontakt: www.cor-lab.de

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
TRANSFERZENTREN IN OSTWESTFALENLIPPE          | 17

Mitt
       elland
                kan
                      al

                           MINDEN                 DIE SMARTFACTORYOWL
                                                  Die SmartFactoryOWL der Fraunhofer-Gesellschaft und der Hochschule OWL
                                                  ist ein herstellerunabhängiges Industrie 4.0-Anwendungs- und Demons­
                                                  trationszentrum und zugleich Testfeld für den Mittelstand. Unternehmen
                                                  können neue Industrie 4.0-Technologien ausprobieren, testen und mit Unter-
                                                  stützung eines fächerübergreifenden Expertenteams in ihre Produktions-
                                                  und Arbeitsprozesse integrieren. Im Mittelpunkt stehen die wichtigsten
                                                  Handlungsfelder der intelligenten Fabrik: Wandlungsfähigkeit, Ressourcen­
                                    HAMELN
                                                  effizienz und Mensch-Maschine-Interaktion.
                                                  Kompetenzen: Industrielle Kommunikation, Bildverarbeitung und
                                                  Mustererkennung, Analyseverfahren in der Automation
                                                  Angebote: Demonstratoren, reale Produktions- und IT-Umgebung,
                           LEMGO    BAD PYRMONT   Beratungen, Schulungen
                                                  Kontakt: www.smartfactory-owl.de

         DETMOLD

                                       HÖXTER

            PADERBORN

                                                          DAS SE LIVE LAB
                                                          Das Systems Engineering LIVE LAB des Fraunhofer IEM in Paderborn ist ein
                                                          Anwender- und Transferzentrum, in dem neuste Methoden und Werkzeuge
                                                          für die Entwicklung technischer Systeme erprobt, verglichen und angewendet
                                                          werden. Unternehmen lernen innovative Produkte und komplexe Systeme
                                                          erfolgreich zu entwickeln – im Umfeld von cyber-physischen Systemen und
                                                          Industrie 4.0.
                                                          Kompetenzen: SE-Methoden und -Sprachen, Model-Based Systems
                                                          Engineering (MBSE), PDM/PLM
                                                          Angebote: Pilotprojekte, Beratung, Schulungen, Zertifizierungen
                                                          Kontakt: www.selive.de

                                                                                           TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
18 |       ERFOLGSGESCHICHTEN

           ERFOLGSGESCHICHTEN
           INDUSTRIENAHE LÖSUNGEN DURCH TRANSFERPROJEKTE

                           Im Jahr 2015 wurde die erste Tranche der it’s OWL Trans-                  bieten dabei anderen interessierten Unternehmen eine
                           ferprojekte erfolgreich abgeschlossen sowie eine zweite                   wichtige Orientierung für eigene Transfer- oder Forschungs-
                           Tranche gestartet. In 73 fokussierten Transferprojekten                   projekte. Nachfolgend wird zu den fünf Querschnitts­
                           werden Innovationen und Methoden der Technologieplatt-                    themen (Selbstoptimierung, Mensch-Maschine-Interaktion,
                           form in kleinen und mittleren Unternehmen in OstWestfalen­                Intelligente Vernetzung, Energieeffizienz sowie Systems
                           Lippe eingeführt (Bild 7). Die abgeschlos­senen Projekte                  Engineering) je ein Transferprojekt vor­gestellt.

BILD 7
Infografik Transferprojekte 1. und 2. Tranche (Zeitraum: 1. Juli 2014 bis 30. Juni 2016)

                                                         VERTEILUNG NACH TECHNOLOGIEFELDERN

126 PROJEKTE                                                                                                                                                 €
                                                                                                                                                             €
                                                                                                              Mensch-
                                                    Intelligente                                            Maschine-
                                                                                                                                                              €
WURDEN BEANTRAGT                                    Vernetzung                                 13
                                                                         20                                 Interaktion

                                                                                                               Selbst-
                                                                                                                                 3.548.052 €
                                                                                                     11                          FÖRDERSUMME ALLER PROJEKTE
                                                                                                          optimierung
73 PROJEKTE                                         Systems
WURDEN UMGESETZT                                    Engineering               20               9       Energieeffizienz

 VERTEILUNG DER UNTERNEHMEN NACH BRANCHE                                                                                             VERTEILUNG NACH MITARBEITERN
                                                              hr

                                                                                                                  au
                                                                                          nik
                                                          ke

                                                                                                       ik
                                     e

                                                                                                               nb
                                                            r
                                    mi

                                                                                                     hn
                                                                                         tro
                                                         Ve

                                                                                                                                über 1.000                              bis 10
                                                                                                               ge
                                    he

                                                                                                    ec
                                                                                         ha
                                                     nd

                                                                                                            nla

                                                                                                                                                    9%     10 %
                                                                                                  et
                               dC

                                                                                     ec
                                                   ru

                                                                                               ud

                                                                                                          dA
                                                                                    M
                              un

                                                   ra

                                                                                              bä
                                                                        g

                                                                                                                                bis 1.000
                                                             ik

                                                                                                       un
                                                                                   ik,
                                               Ag

                                                                     un
                           nik

                                                          hn

                                                                                          Ge

                                                                                                                                             12 %
                                     ng

                                                                               hn

                                                                                                     n-
                                                                   ier
                                                         ec
                        ch

                                              e,
                                    tu

                                                                                         nd
                                                                              ec

                                                                                                    ine
              n

                                          tiv

                                                                  tis
                                                        et
                        te

                                 eis
          re

                                                                            ot

                                                                                     -u
                                                    ar
                       n

                                                                                               ch
                                         mo

                                                                ma
         tu

                               stl

                                                                         ktr
                   izi

                                                                                                                                                                   26% bis 50
                                                                                    us
                                                   ftw

                                                                                                                                bis 500
                                                                                              as
         ma

                                         to

                                                              to
                   ed

                               en

                                                                        Ele

                                                                                                                                            9%
                                                                                   Ha

                                                                                              M
                                     Au

                                                          Au
                                               So
     Ar

               M

                             Di

                                                                     %

                                                                               %

                                                                                          %
   3%

              5%

                        5%

                                    6%

                                              7%

                                                         9%

                                                                   15

                                                                              16

                                                                                         34

                                                                                                                                                                       bis 250
                                                                                                                                                    34 %

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
SELBSTOPTIMIERUNG      | 19

 TRANSFERPROJEKT

SELBSTOPTIMIERUNG
POTENZIALANALYSE ZUR ENTWICKLUNG INTELLIGENTER LACKIERANLAGEN

                                                                                                                                Die Lackieranlage
                                                                                                                                von Venjakob wurde
                                                                                                                                mit Funktionen zur
                                                                                                                                Selbst­optimierung
                                                                                                                                ausgestattet.

Zukünftige Maschinen und Anlagen werden in der Lage            Ein Ergebnis ist die Analyse und Optimierung des Reini-
sein, autonom und flexibel auf veränderte Betriebs­            gungsprozesses der Anlagen vor dem Lackieren. Während
bedingungen zu reagieren und ihr Verhalten optimal an          der Reinigung neutralisiert und entfernt ein Ionisierstab
veränderte Situationen anzupassen. Die Ansätze der             geladene Staubkörner auf dem Werkstück. Wenn die Leis-
Selbst­opti­mierung, wie z. B. fortgeschrittene Regelung,      tung des Ionisierstabs nachlässt und die Wartung nicht
mathematische Optimierung sowie maschinelles Lernen,           rechtzeitig erfolgt, beeinträchtigt dies den gesamten Lackier­
ermöglichen die Umsetzung dieser Vision.                       prozess. Staubkörner werden einlackiert und das Werk-
                                                               stück wird unbrauchbar. Der Einsatz maschineller Lernver-
Venjakob Maschinenbau, ein mittelständischer Hersteller        fahren ermöglicht eine vorausschauende Wartungsplanung
von Lackieranlagen aus Rheda-Wiedenbrück, hat die              (Condition Monitoring), bei der die Lackieranlage den Mit-
Chancen der Selbstoptimierung erkannt. Gemeinsam mit           arbeiter frühzeitig über die drohende Wartung informiert.
Wissenschaftlern des Heinz Nixdorf Instituts und des           Ausschuss und ungeplante Ausfallzeiten werden minimiert.
Fraunhofer IEM hat das Unternehmen erste Schritte zur
Entwicklung einer intelligenten Lackieranlage unter­           Im Rahmen des Transferprojekts wurde eine Vielzahl an
nommen. Diese soll bspw. frühzeitig den Verschleiß von         Potenzialen im Kontext der Selbstoptimierung ermittelt.
Bauteilen erkennen und dem Anlagenbediener selbst­             Diese bilden, neben der unternehmenseigenen Forschung,
ständig melden. Im Rahmen eines Transferprojekts wurden        die Grundlage für zukünftige Innovationen. Dadurch wird die
Verbesserungspotenziale bei aktuellen Anlagen identi­fiziert   Weiterentwicklung der Lackieranlagen sichergestellt und die
und Umsetzungsideen erarbeitet.                                Marktposition Venjakobs als Innovationsführer ausgebaut.

                                                                                                        TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
20 |        MENSCH-MASCHINE-INTERAKTION

                          TRANSFERPROJEKT

                         MENSCH-MASCHINE-INTERAKTION
                         INTELLIGENTE BENUTZUNGSSCHNITTSTELLEN FÜR OPTIMIERTE FERTIGUNG

                         Der zunehmende Einsatz von Informations- und Kommuni-        gentes und intuitives Assistenzsystem entwickelt, das die
                         kationstechnik führt zu einer höheren Komplexität von        Arbeitsabläufe über eine grafische Benutzungsschnitt­stelle
                         Produkten und Produktionssystemen. Die Folgen sind neue      erklärt. Über einen Touchscreen wird dem Mitarbeiter
                         Anforderungen an die Entwicklung bzw. Planung der Sys-       mithilfe von Bildern und Filmen gezeigt, wie die Einzel­
                         teme und eine veränderte Interaktion der Bediener mit den    komponenten korrekt zu montieren sind. Zur Qualitäts­
                         intelligenten technischen Systemen. Gleichzeitig eröffnet    sicherung können mit dem System ausgeführte Prozess-
                         die rasante Entwicklung moderner Interaktionstechno­logie    schritte überprüft und papierlos dokumentiert werden. Die
                         neue Möglichkeiten. So können Methoden der Mensch-           Architektur des Assistenzsystems basiert auf standar­
                         Maschine-Interaktion z. B. zur Verbesserung manueller        disierten Prozessmodellen und lässt sich mit anderen
                         Montageprozesse beitragen.                                   Ebenen der Unternehmens-IT verknüpfen. Darüber hinaus
                                                                                      ist eine dynamische Erweiterung des Systems möglich.
                         Das Unternehmen steute Schaltgeräte mit Sitz in Löhne        Dabei orientiert sich der Umfang der angezeigten Infor­
                         möchte diese Potenziale nutzen und die Fertigung von         mationen an der Fehlerhäufigkeit während der Montage
                         komplexen Fußschaltern verbessern. Die Schalter werden       eines Produkts oder am Erfahrungsstand der Mitarbeiter.
                         in der Medizintechnik z. B. bei der Durchführung von         Erfahrene Mitarbeiter werden so nicht in ihrer Produkti­
                         Augenoperationen eingesetzt. Die anspruchsvolle Mon­tage     vität eingeschränkt.
                         erfolgt in Handarbeit und erfordert höchste Präzi­sion. Es
                         gelten höchste Ansprüche an Qualität und Zuverlässigkeit.    Das entwickelte Assistenzsystem hat viele Vorteile. Die
                         Um Fehler – insbesondere bei selten gefertigten Produkt-     Mitarbeiter müssen nicht mehr in umfangreichen Arbeits-
                         varianten – zu vermeiden, müssen die Mitarbeiter im ma-      anweisungen blättern, um die korrekte Abfolge der Arbeits­
                         nuellen Montageprozess bestmöglich unterstützt werden.       schritte zu finden. Ablaufstörungen können direkt mit
                                                                                      Kamerabildern und weiteren Erläuterungen an den Ferti-
                         In einem Transferprojekt hat steute Schaltgeräte in Zu­      gungsleiter weitergegeben werden. Ferner kann das Sys-
                         sammenarbeit mit der Universität Bielefeld ein intelli­      tem auch zur Einarbeitung von Mitarbeitern genutzt werden.

steute Schaltgeräte
unterstützt die Hand­
montage durch visuelle
Assistenzsysteme.

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
INTELLIGENTE VERNETZUNG      | 21

 TRANSFERPROJEKT

INTELLIGENTE VERNETZUNG
KOMMUNIKATIONSSYSTEME IN BEARBEITUNGSMASCHINEN OPTIMIEREN

Die Vernetzung von Systemen bis hin zu ihrer Integration   wicklung neuer Anlagen und führt zu aufwendigen Inbe-       Brandt Kantentechnik
in das Internet der Dinge bildet für viele Unternehmen     triebnahme- und Wartungsarbeiten.                           vereinheitlichte die
einen Schlüssel zu mehr Wettbewerbsfähigkeit. Eine                                                                     Kommunikationsarchi­­-
intelligente Vernetzung erlaubt die Umsetzung innova­-     Gemeinsam mit dem Institut für industrielle Informations-   tektur von Kanten­anleim-
tiver Funktionen und die stetige Optimierung der indus­    technik (inIT) der Hochschule Ostwestfalen-Lippe hat das    maschinen.

triellen Produktion. Im Mittelpunkt stehen dabei die       Unternehmen in einem Transferprojekt Optimierungs­
Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit intelligenter tech-     potenziale in der Kommunikationsarchitektur identifiziert
nischer Systeme, z. B. durch automatische Konfiguration    und Strategien zur Umsetzung entwickelt. Auf Grundlage
und semantische Selbstbeschreibungsfähigkeit von Kom-      einer Beschreibung der internen Topologie einer Referenz-
munikationssystemen. Auf diese Weise kann z. B. der Auf-   maschine wurden Anforderungen an eine einheitliche
wand während der Inbetriebnahme, Konfiguration und         Architektur abgeleitet. Anschließend wurden in einer
Wartung wesentlich reduziert werden.                       Marktanalyse verfügbare Feldbussysteme hinsichtlich
                                                           Leistungsfähigkeit und Funktionsumfang bewertet und
Als Hersteller leistungsstarker Kantenanleimmaschinen      ein Integrationskonzept entwickelt. Das ausgewählte
ergeben sich für Brandt Kantentechnik aus Lemgo in die-    ethernet-basierte Feldbussystem verbessert die Wieder-
sem Zusammenhang Optimierungspotenziale für die            verwendbarkeit und Austauschbarkeit der eingesetzten
Automatisierung der eigenen Systeme. Der Einsatz ver-      Komponenten in den Maschinen. Dadurch werden sowohl
schiedener Feldbussysteme in den Maschinen führt zu        Entwicklungsprozesse als auch Inbetriebnahme- und
einer uneinheitlichen Kommunikationsarchitektur. Dies      Wartungsabläufe vereinfacht.
erhöht die Komplexität der Systeme, erschwert die Ent-

                                                                                                 TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
22 |        ENERGIEEFFIZIENZ

                         TRANSFERPROJEKT

                        ENERGIEEFFIZIENZ
                        EFFIZIENTE SCHALTUNG ZUR NUTZUNG VON BREMSENERGIE

                        Der effiziente Umgang mit vorhandenen Ressourcen und          entwickelte das Unternehmen ein innovatives Energy
                        besonders der benötigten Energie ist ein wichtiger Baustein   Recovery System (ERS), um Energieeinsparpotenziale durch
                        im Kontext von Industrie 4.0. Es wird eine Verbesserung       die Nutzung von Bremsenergie zu erschließen. Das ent­
                        von Fertigungsprozessen in Bezug auf deren Produktivität,     wickelte System stellt die zurückgewonnene Energie
                        Wirkungsgrad und Ressourceneffizienz angestrebt. Vernetzte    direkt und ohne Zwischenspeicherung mit sehr hohen
                        Systeme (Smart Grids, Micro Grids usw.), die in einem ener-   Wirkungsgraden wieder der Anlage zur Verfügung. Das
                        getischen Austausch mit ihrer Umgebung stehen, sind daher     elektrische Verhalten der Rückspeiseschaltung ähnelt dem
                        für zukünftige Produktionsanlagen von zentraler Bedeutung.    eines Bremswiderstandes, sodass Neuanlagen mit gerin-
                                                                                      gem Aufwand ausgerüstet und bestehende Antriebs­
                        MSF-Vathauer Antriebstechnik aus Detmold entwickelt           systeme einfach nachgerüstet werden können.
                        und fertigt Antriebs- und Automatisierungssysteme sowie
                        Antriebskomponenten, die häufig in fördertechnischen          Die Lösung ist besonders für kleinere Antriebe mit bis
                        Anwendungen zum Einsatz kommen. Förderanlagen zeich-          zu 5 kW Bremsleistung geeignet, da für diese bisher kei-
                        nen sich durch eine große Anzahl von Antrieben aus, die       ne wirtschaftlichen Lösungen am Markt existierten. Das
                        jedoch nicht kontinuierlich, sondern nur beim tatsächlichen   von MSF-Vathauer Antriebstechnik weiterentwickelte
                        Transport von Paketen, Behältern oder Paletten benötigt       System wurde inzwischen erfolgreich im Markt einge-
                        werden. Beim Abbremsen der elektrischen Antriebe wird         führt und bereits mehrfach ausgezeichnet: Finalist des
                        Energie durch Bremswiderstände in Wärme umgesetzt.            Energieeffizienzpreises 2016 der deutschen Unterneh-
                        Darunter leidet der Wirkungsgrad.                             mensinitiative Energieeffizienz e. V., Gewinner der Gold-
                                                                                      medaille auf der Automatisierungsmesse Automaticon
                        Gemeinsam mit dem Labor Leistungselektronik und Elek­         2016 in Polen sowie Preisträger des Transferpreises
                        trische Antriebe (LLA) der Hochschule Ostwestfalen-Lippe      OWL 2014.

Mit dem Energy
Recovery System (ERS)
können z. B. Förder-
anlagen energie­
sparender betrieben
werden.

AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0
SYSTEMS ENGINEERING      | 23

 TRANSFERPROJEKT

SYSTEMS ENGINEERING
MECHATRONIK-ROADMAP FÜR EINE INDUSTRIEARMATUR

                                                                                                                        Durch eine Mechatronik-
                                                                                                                        Roadmap werden
                                                                                                                        ARI-Armaturen auch
                                                                                                                        zu­künftig höchsten
                                                                                                                        Ansprüchen gerecht.

Intelligente technische Systeme stellen hohe Anforde­        für die Produktentwicklung. Im Rahmen des Transfer­
rungen an den Produktentwicklungsprozess, wie bspw. ein      projekts hat ARI-Armaturen untersucht, durch welche
ganzheitliches Systemverständnis und die Betrachtung         Funktionen sich zukünftige Industriearmaturen auszeich-
des gesamten Produktlebenszyklus. Durch Systems              nen und welchen Einfluss diese auf die Entwicklung haben
Engineering werden unterschiedliche Disziplinen zu einer     werden.
übergreifenden Entwurfssystematik zusammengeführt.
Dabei wird das zu entwickelnde System aus unter­             Gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM wurde eine Mecha-
schiedlichen Perspektiven betrachtet und alle Entwick-       tronik-Roadmap erarbeitet, die einen Leitfaden für den
lungs- und Projektmanagementaktivitäten berücksichtigt.      Aufbau zukünftig erforderlicher Kompetenzen im Unter-
Intelligente technische Systeme können so effizienter und    nehmen bildet. Nach Analyse der vorhandenen Projekt­
effektiver entwickelt werden.                                abwicklungssystematik wurden die Einsatzpotenziale be-
                                                             währter Methoden der Funktions- und Strukturmodellierung
Das Unternehmen ARI-Armaturen aus Schloß Holte-              untersucht. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Spezifi­
Stuken­brock bietet mit 20.000 Produkten in über 200.000     kationstechnik CONSENS. Die verschiedenen Methoden
Varianten eine enorme Vielfalt an Armaturen. Die Her­        wurden in Workshops mit Beteiligung mehrerer Unterneh-
stellung von geregelten Armaturen, die sich durch einen      mensbereiche (Vertrieb, Service, Elektronikentwicklung
stetig steigenden Anteil an Elektronik und Software aus-     usw.) angewendet, individuell angepasst und im Sinne der
zeichnen, gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung. Einer-      Organisationsentwicklung in die Mechatronik-Roadmap
seits erlaubt dies die Integration neuer Funktionen, z. B.   aufgenommen. So stehen sie für den Einsatz in zukünfti-
eine übergeordnete Kommunikation mit dem Leitsystem,         gen Entwicklungsprojekten auch nach dem Projektablauf
andererseits ergeben sich daraus neue Anforderungen          zur Verfügung.

                                                                                                  TECHNOLOGIETRANSFER IN DEN MITTELSTAND
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