Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008

 
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Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
Nr. 4/2008

Diabetes: die neue Epidemie
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
2                                                                                                                                                                                                                                                                        3
                                                Editorial                                                                                                            Artmutsbedingte Krankheiten und Behinderung
    Impressum

                                                                                                                                                                                                                                         Zahlen
    Redaktion
    Friederike Pölcher (verantwortlich)
    Sabine Zintel
                                                                                                                                                   DIABETES
                                                                                                                                                                                                                                         und
    Eva Maria Fischer
    François De Keersmaeker

    Lektorat
                                                                           Liebe Leserinnen und Leser,                                             Die neue Epidemie
    Sabine Zintel

    Konzept & Layout                                                       Das Thema diese Heftes heißt Diabetes mellitus. Jawohl, Sie haben
                                                                                                                                                                                                                                         Fakten
    Doris Rasevic                                                          richtig gelesen: Es geht um die Zuckerkrankheit und zwar in den
                                                                           armen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.                       Die Zahl der Menschen, die an Diabetes mellitus erkranken, steigt stetig an.          Mindestens 171 Millio-
    Titel                                                                                                                                          Kaum jemand weiß, welches Ausmaß die Krankheit weltweit inzwischen ange-              nen Menschen weltweit
                                                © Handicap International

    Marktstände und Getränkeladen
                                                                              Auch ich als Arzt bin erst darüber gestolpert. Dachte man doch
    auf den Philippinen                                                    immer, Diabetes sei allein ein Problem der reichen, „überfütterten“     nommen hat und welche schwerwiegenden Folgen damit verbunden sind. Die                haben Diabetes. Diese Zahl
    © Handicap International                                               Länder.                                                                 Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der Diabetiker auf der-
                                                                                                                                                                                                                                         wird sich voraussichtlich bis
                                                                              Viele unserer Mitarbeiter berichten aber aus den Projekten, dass     zeit etwa 170 Millionen weltweit. Eine Zahl, die sich voraussichtlich bis 2030
    Herstellung
                                                                                                                                                   verdoppeln wird. Diabetes wird bereits heute als neue Epidemie bezeichnet.            2030 mehr als verdoppeln.
    Druckerei Präbst, Dorfen                                               nicht Mangel an Kalorien (also Hunger im eigentlichen Sinne) das
    Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier                              Problem ist, sondern eine sehr minderwertige Ernährung. Und vor al-     80 % der Betroffenen leben in Entwicklungsländern. Ursache sind vor allem             In Entwicklungsländern wird
                                                lem mangelndes Wissen! Durch eigenes Verhalten vorbeugen kann nur, wer die Zusammenhänge           Faktoren wie unausgewogene Ernährung und mangelnde Bewegung in der                    die Zahl der Diabetiker in
    Herausgeber                                                                                                                                    fatalen Kombination mit fehlender Früherkennung und unzureichenden Be-                den nächsten 25 Jahren so-
    Handicap International e.V.                 von Ernährung und Erkrankung kennt.
    Ganghoferstr. 19                               Wenn nach Jahrzehnten der Entbehrung endlich ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung           handlungsmöglichkeiten.                                                               gar um 150 % anwachsen.
    80339 München
    Telefon: 089/54 76 06 0
                                                stehen, haben die Menschen einen großen Nachholbedarf. Und verständlicherweise achten sie          Nicht erkannter und nicht behandelter      Handicap International ist eine der we-
    Fax: 089/54 76 06 20                        dann kaum auf Qualität. Das war im Nachkriegsdeutschland nicht anders, als es jetzt in vielen      Diabetes schreitet sehr schnell fort und   nigen Nicht-Regierungs-Organisatio-        Der weltweite Anstieg ist
    E-Mail                                      sich entwickelnden Ländern ist. Man spricht hier bereits von einer neuen Epidemie.                 führt zu schweren Schäden oder sogar       nen, die seit einigen Jahren intensiv      auf eine immer älter wer-
    info@handicap-international.de                 Unbehandelter Diabetes führt unter anderem oft zu Blindheit oder zum Verlust von Gliedma-       zum Tod: Blutgefäße und Nerven wer-        versuchen, dieser neuen Epidemie in        dende Bevölkerung und
    Internet                                    ßen, also zu massiven Behinderungen. So gesehen fällt diese chronische Krankheit in den Kern-
    www.handicap-international.de
                                                                                                                                                   den zerstört, als Folge müssen Glied-      speziellen Projekten auf den Philippi-     eine zunehmende Tendenz
                                                bereich von Handicap International. Von den Aktivitäten, die unsere Organisation hier entfaltet,   maßen amputiert werden oder die            nen, in Nicaragua, Thailand, Mali, In-     zu Fettleibigkeit, auf unge-
    Kosten im Mitgliedsbeitrag enthalten        lesen Sie in diesem Heft.                                                                          Menschen erblinden. Auch Herz-Kreis-       dien, Madagaskar, Kenia und Burundi        sunde Diäten und zu wenig
                                                   Das Titelthema steht stellvertretend dafür, dass Handicap International sich ständig an neue    lauf- und Nierenversagen sind häufige      etwas entgegenzusetzen. Unser Ansatz
    Erscheint vierteljährlich
                                                Situationen in den Projektländern anpassen muss. Genau hinsehen und offen sein für die jewei-
                                                                                                                                                                                                                                         Bewegung zurückzuführen.
                                                                                                                                                   Folgen. Bei Diabetes-Patienten ist zu-     umfasst Prävention, die Behandlung
                                                ligen Bedürfnisse der Menschen – auch wenn diese ganz andere sind, als wir sie in unserem          dem die Anpassung von Prothesen            und soziale Integration der PatientInnen
                                                Denken erwartet haben.
                                                                                                                                                                                                                                         In Industrieländern sind
                                                                                                                                                   durch schlechte Narbenbildung oft          sowie Lobbyarbeit auf lokalem und in-
                                                   Außerdem berichten wir Ihnen in diesem Heft u. a. über unseren Nothilfe-Einsatz in Myanmar,     schwierig und birgt das Risiko neuer       ternationalem Level. Auf diese Weise       die meisten Diabetiker im
                    Spendenkonto 595            Streubomben in Laos, und wir stellen Ihnen Möglichkeiten vor, wie Sie selbst aktiv werden          Wundinfektion und nötiger Folgeam-         können wir die Zahl der Neuerkran-         Pensionsalter, in Entwick-
                    Bank für Sozialwirtschaft
                    BLZ 700 205 00              können, um Handicap International zu unterstützen.                                                 putationen. Diabetes ist inzwischen zu     kungen und die Komplikationen bei          lungsländern sind vor allem
                                                Danke für Ihr Interesse                                                                            einer der Hauptursachen für bleibende      bereits Erkrankten reduzieren und          Menschen im Alter zwischen
                                                                                                                                                   Behinderungen geworden. Doch durch         schwere bleibende Behinderungen ver-       35 und 64 Jahren betroffen.
                                                                                                                                                   Früherkennung und angemessene Be-          meiden.
                                                                                                                                                   handlung wäre die Hälfte aller Ampu-                                                  Quelle: WHO
                                                Georg Kiechle                                                                                      tationen der unteren Gliedmaßen zu
                                                Vorstand von Handicap International Deutschland                                                    vermeiden, so die WHO.
                                                                                                                                                                                              Bitte lesen Sie weiter auf Seite 4 und 5
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 5
    Artmutsbedingte Krankheiten und Behinderung

    DIABETES
                    Auf den Philippinen war Diabetes bis vor
                    wenigen Jahren noch keine außergewöhn-
                                                                    nicht ändern, andere jedoch, wie Ernäh-
                                                                    rung, Übergewicht oder hohen Blutdruck
                                                                                                                      Was ist Diabetes ?
                    lich häufig auftretende Krankheit. Inzwi-       kann man sehr wohl beeinflussen. Doch             Diabetes mellitus ist      Insulin ist ein Hormon,                                            Diabetes Typ 1 ist für                                   Diabetes Typ 2 tritt meist im

    auf den         schen spricht man von einer nationalen
                    Geißel. Schätzungsweise drei Millionen
                    Menschen sind bereits erkrankt und täg-
                                                                    diese Zusammenhänge müssen die Men-
                                                                    schen erst einmal verstehen. Viele kennen
                                                                    die Krankheit nicht, und viele Erkrankte
                                                                                                                      eine chronische Krank-
                                                                                                                      heit, die entsteht, wenn
                                                                                                                      die Bauchspeicheldrüse
                                                                                                                                                 das den Blutzuckerspiegel
                                                                                                                                                 reguliert. Ist dieser er-
                                                                                                                                                 höht, kommt es im Laufe
                                                                                                                                                                                                                    etwa 10 % der Fälle
                                                                                                                                                                                                                    verantwortlich und tritt
                                                                                                                                                                                                                    vor allem bei Kindern
                                                                                                                                                                                                                                                                             Erwachsenenalter auf (zunehmend
                                                                                                                                                                                                                                                                             aber auch bei übergewichtigen
                                                                                                                                                                                                                                                                             Kindern), wenn der Organismus

    Philippinen     lich werden etwa 500 neu diagnostiziert.
                       Dieses enorme Ausmaß ist auch armuts-
                    bedingt: Bei der fortschreitenden Indus-
                                                                    wissen gar nicht, dass sie bereits Diabetes
                                                                    haben.
                                                                       Und hier setzt die Arbeit von Handicap
                                                                                                                      nicht genug Insulin pro-
                                                                                                                      duziert oder es vom
                                                                                                                                                 der Zeit zu ernsthaften
                                                                                                                                                 Schädigungen, beson-
                                                                                                                                                                                                                    und Jugendlichen auf.
                                                                                                                                                                                                                    Hier wird zu wenig Insulin
                                                                                                                                                                                                                                                                             das Insulin nicht mehr gut verwer-
                                                                                                                                                                                                                                                                             tet. 90 % der Diabetiker leiden
                                                                                                                      Körper nicht effektiv      ders der Nerven und                                                produziert. Ohne tägliche                                an dieser Form, meist als Folge
       Manila       trialisierung des Landes arbeiten die           International an: Entscheidend für die            verwertet werden kann.     Blutgefäße. Es drohen                                              Zufuhr von Insulin führt                                 von starkem Übergewicht (immer
                    Menschen zunehmend in Jobs ohne aus-            Prävention bzw. die Kontrolle von Dia-                                       Erblindung oder Ampu-                                              dieser Typ-1-Diabetes                                    mehr durch falsche Ernährung) in
                    reichende körperliche Bewegung. Nach            betes sind umfassende Sensibilisierungs-                                     tationen, Herz-Kreislauf-                                          schnell zum Tode.                                        Kombination mit nicht ausreichen-
                    wie vor leben aber 60 % der Menschen            kampagnen, die der Bevölkerung die große                   1                 und Nierenversagen.                                                Diabetes vom Typ1                                        der Bewegung. Diese Risikofakto-
                    von weniger als zwei Euro pro Tag. Das          Bedeutung von genügend Bewegung und                                                                                                             kann man noch nicht                                      ren können gut beeinflusst und die
                    reicht nicht aus für eine ausgewogene Er-       gesunder Ernährung nahe bringen, die                                         2                                                                  verhindern.                                              Krankheit so verhindert werden.
                    nährung, und die Menschen essen immer           Symptome und Risiken erklären und wie
                    mehr billiges Fast Food. Eine Coca Cola         man Diabetes vorbeugen kann.
                    kostet auf den Philippinen weit weniger            Dazu gehört auch die Ausbildung von                                                     Links: Aufklärungsplakate aus den Phillipinen in der Landessprache Visayan und
                    als eine Flasche Wasser, Garküchen und          lokalem medizinischen Personal, vor allem                                                  Englisch: 1: Haben Sie Diabetes? Lassen Sie sich monatlich vom Arzt untersuchen, um eine
                                                                                                                                                               Amputation zu vermeiden. 2: Haben Sie Diabetes? Lernen Sie die Symptome kennen !
                    Süßigkeiten sind um einiges billiger als fri-   für die Früherkennung bei Risikogruppen.
                    sches Obst und Gemüse vom Markt. Die            Darüber hinaus unterstützen wir lokale
                    Folge dieser Kombination aus Fehlernäh-         Einrichtungen bei der Anpassung der Pro-
                    rung und zu wenig Bewegung ist ein deut-        thesen speziell für amputierte Diabeti-                                                    Unten: 3: Bei Laurin (rechts) wurde im Januar 2008 Diabetes festgestellt. Sie braucht täglich
                                                                                                                                                               Insulin, und ihr Blutzuckerspiegel muss regelmäßig kontrolliert werden. 4: Diese 45-jährige
                    lich höheres Risiko, an Typ 2-Diabetes          kerInnen und setzen uns ein für einen                                                      Patientin musste vor drei Jahren als Folge ihrer Diabetes-Typ-2-Erkrankung amputiert werden.
                    zu erkranken – der häufigsten Art von           besseren Zugang zu medizinischer Versor-                                                   Bisher konnte ihr noch keine Prothese angepasst werden. 5: Unser Team des Diabetesprojekts
                    Diabetes.                                       gung, Medikamenten und Nachsorge.                                                          auf den Philippinen
                       Einige Risikofaktoren wie das Alter          Friederike Pölcher
                    oder eine familiäre Disposition kann man                                                      3                                                                                             4                                                        5

                                                                                                                                                                 © J .Lynn Hernandez / Handicap International
                         Besuchen Sie doch auch die Website unseres

                                                                                                                                                                                                                                 © E.Pasquier / Handicap International
                         Teams auf den Philippinen mit vielen Informationen
                         (auf Englisch) direkt aus dem Diabetes-Projekt:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      © Handicap International
                         www.handicapinternational.ph
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
6                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   7
    10 Jahre Handicap International Deutschland

                                                                                                     © U. Meissner für Handicap International

                                                                                                                                                                                                             © J. L. Rossier für Handicap International
                             © A. Carle für Handicap International

                                                                                                                                                    © Aktionsbündnis Landmine

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    © Handicap International
1                                                                    2                                                                          3                               4                                                                         5   6
                                                                                                                                                                                    Von links nach rechts: 1: 2003 – Minenaufklärungs-Flyer im Irak 2: 2003 – Sierra Leone: Ein amputierter Frieden 3: 2004 – Ulrike Folkerts
                                                                                                                                                                                    im Kosovo 4: 2005 – Pakistan: Notversorgung von Frauen im Erdbebengebiet 5: 2006 – Titeuf: „Liberté, Egalité, Handicapés“-Ausstellungsplakat
                                                                                                                                                                                    6: 2007 – VertreterInnen von ComIn und Oberbürgermeister Ude bei der Verleihung des Preises „Münchner Lichtblicke“

    DIE HIGHLIGHTS, Teil I1: 2003–2007
    2003         Nach den Angriffen auf den Irak bleiben viele
                 nicht explodierte Bomben zurück. Handicap Inter-
                                                                         Die Schauspielerin Ulrike Folkerts besucht das Projekt von Han-
                                                                         dicap International im Kosovo, wo fünf Jahre nach Kriegsende                                               2006          Zusammen mit der Christoffel Blindenmission
                                                                                                                                                                                                  entwickeln wir das Handbuch „Making PRSP                        2007         Der Wirbelsturm Sidr zerstört die Küstenregionen
                                                                                                                                                                                                                                                                               Bangladeschs. Wir unterstützen den Wiederaufbau
    national verteilt in Bagdad 200.000 Aufklärungs-Flyer und            die Überreste der NATO-Bombardierungen, v. a. US-amerika-                                                  Inclusive“, das zeigt, wie Menschen mit Behinderung in die Ar-                unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse von Men-
    räumt Minen und Blindgänger.                                         nische und britische Streubomben mit enorm hoher Fehlerquo-                                                mutsbekämpfungsstrategien integriert werden können.                           schen mit Behinderung.
    Zusammen mit anderen Organisationen gründen wir die Cluster          te, ein noch größeres Problem darstellen als Landminen.                                                    Mit der Ausstellung „Liberté, Egalité, Handicapés“ des Comic-                 Unser Deutschlandprojekt ComIn für behinderte Flüchtlinge
    Munition Coalition für das Verbot von Streumunition.                                                                                                                            Zeichners und „Titeuf“-Vaters Zep thematisieren wir die Rech-                 und MigrantInnen wird mit dem Preis „Münchner Lichtblicke“
    ComIn wird eröffnet: In München bieten wir MigrantInnen
    und Flüchtlingen mit Behinderung sprachliche und informa-            2005          Das Jahr ist bestimmt von Nothilfeeinsätzen für
                                                                                       die Opfer des Tsunami in Südostasien und des Erd-
                                                                                                                                                                                    te von Menschen mit Behinderung.
                                                                                                                                                                                    Belgien verbietet als erstes Land Streubomben. Die israelische
                                                                                                                                                                                                                                                                  für den Einsatz gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aus-
                                                                                                                                                                                                                                                                  gezeichnet!
    tionstechnische Fortbildungen, Beratung und Begleitung an.           bebens in Pakistan.                                                                                        Armee setzt bei den Kämpfen mit der Hisbollah massiv Streu-                   Der „Oslo-Prozess“ für ein Verbot von Streubomben beginnt.
    Unsere Ausstellung „Ein amputierter Frieden“ über Sierra Leo-        Die Streubombenkampagne wird intensiver: Prominente wie                                                    munitionen über dem Libanon ein.                                              Unser Kampagnenbus fährt zur Streubombenkonferenz nach
    ne nach dem Bürgerkrieg mit Fotos von Ursula Meissner wird           Ulrike Folkerts oder Anne Will unterstützen uns auf der Kam-                                               Handicap International veröffentlicht „Fatal Footprint“ – den                 Wien. Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul nimmt 1 Million
    in München, Leipzig, Bremen und Augsburg gezeigt.                    pagnenwebsite www.streubomben.de.                                                                          ersten weltweiten Bericht über die Opfer von Streumunition,                   im Aktionsbündnis Landmine gesammelte Unterschriften gegen
    Zum ersten Mal erhalten wir vom DZI das Spendensiegel.               Die Fotoausstellung „NachKrieg“ von John Rodsted zeigt ein-                                                der zeigt: 98 % sind Zivilisten.                                              Landminen und Streubomben entgegen.
                                                                         drucksvoll das Minen- und Streubombenproblem in verschie-                                                                                                                                Ein von der EU gefördertes Projekt zur Sensibilisierung für Be-

    2004        In 26 Schulen im Bundesgebiet sensibilisiert un-
                sere pädagogische Mitarbeiterin Jugendliche für
                                                                         denen Ländern, ein Expertenpodium beschäftigt sich mit dem
                                                                         Thema „Rechte der Opfer von Minen und Streubomben “ – und
                                                                                                                                                                                                                                                                  hinderung und Entwicklung ermöglicht u.a. die Ausweitung
                                                                                                                                                                                                                                                                  unseres Angebots für Schulen und die Entwicklung einer neuen
    die Gefährdung ihrer Altersgenossen in von Minen betroffenen         wir veranstalten wieder einen Aktionstag mit Schuhpyramide.                                                                                                                              Website für Jugendliche.
    Ländern.
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
8                                                                                                                                                                                                                                                                                                             9
    Streubomben
                                                                 Wendy Batson, Direktorin von
                                                                  Handicap International USA

                                                                                                                                                                  Handicap International in Laos
    DIE BOMBEN TÖTEN                                                                                                                                              1996 begann Handicap International mit der Räumung von nicht explodierten Kriegsresten entlang

    WEITER IN LAOS                                                                                                                                                des Ho Chi Minh-Pfades. In den folgenden Jahren wurden weitere Programme entwickelt:
                                                                                                                                                                   Öffentliche Gesundheit: Mutter-Kind-Versorgung, Prävention von HIV/Aids und Malaria-Bekämpfung;
    Ein persönliches Plädoyer gegen Streubomben                                                                                                                    Weiterbildung von medizinischem Personal und Medizinmännern und -frauen in den Dörfern;
    von Wendy Batson                                                                                                                                               Landwirtschaftliche Entwicklung, Schutz der Wasserqualität und Nahrungsmittelsicherheit;
                                                                                                                                                                   Ausbildung und Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderung und ihre Rechte.

    Wendy Batson, heute Direktorin von Handicap International USA, arbeitete von                                                                               frei zu räumen, damit die Truppenfahr-      nicht explodierte Kriegsreste 164 neue        Ich wünschte, ich hätte ein anderes Ende

                                                                                                                                              © Wendy Batson
    1981 bis 1984 in Laos für das American Friends Service Committee (AFSC). Dort                                                                              zeuge passieren können. Doch niemand,       Opfer, 36 Tote und 128 Verletzte. 2004        für diese Geschichte, aber es gibt sie nicht.
    lernte sie unmittelbar die Wirkung von Streubomben kennen – ohne zunächst zu                                                                               so sagte er, niemand habe auch nur die      und 2005 stieg die Zahl der Unfälle stark     Die Lektion, die wir lernen müssen:
    wissen, worum es sich bei diesen Waffen genau handelte, die die Menschen noch
                                                                                                                                                               leiseste Ahnung, wie man Laos von so        an. Experten führen dies auf die Bevöl-          Wir dürfen den Einsatz von Streumu-
    nach Kriegsende terrorisierten.
                                                                                                                                                               vielen Kriegsresten befreien könnte – ob    kerungszunahme und die Armut zurück:          nitionen nicht erlauben, nicht jetzt und
                                                                                                                                                               die Ebene der Tonkrüge oder die ande-       Immer mehr Menschen sind so verzwei-          nie mehr wieder!
    1981 zogen mein Mann und ich mit unse-         genau an die Hitze und die fürchterlichen     jagten ? Wir wollten endlich wissen, was                      ren hochverseuchten Gebiete entlang des     felt, dass sie die gefährlichen Metallreste
    rem kleinen Sohn Jonah nach Laos, um           Gerüche in diesem Raum und daran, dass        das für Dinger waren, wie wir dieses Mas-                     ehemaligen Ho Chi Minh-Pfads, der Ver-      sammeln und verkaufen. Fast ein Viertel
    die Bevölkerung beim Wiederaufbau ihrer        ich so darauf konzentriert war, mich nicht    saker stoppen konnten. Es musste doch                         sorgungsroute der Vietnamesischen Streit-   der Opfer sind Jungen im Alter von sechs
    vom Krieg zerstörten Dörfer zu unter-          zu übergeben.                                 irgendeine technische Lösung geben! Wir                       kräfte, von dem ein Teil durch laotisches   bis 15 Jahren.
    stützen.                                          Wenig später besuchte mein Mann eini-      glaubten, wir müssten nur herausfinden,                       Territorium führte.                            Jonah, unser kleiner Sohn, ist inzwi-
       Bald nach unserer Ankunft flogen            ge im Luftkrieg schwer beschädigte Dör-       um was für Waffen es sich handelte, wie                          Von 1964 bis 1973 warfen die USA in      schen längst erwachsen. In dem Jahr, in
    wir auf die Ebene der Tonkrüge, einem          fer an einem Nebenfluss des Mekong. Er        man das Problem aus der Welt schaffen                         580.000 Einsätzen 90 Millionen Spreng-      dem er 25 wurde, säuberte ein gleichaltri-
    weiten Plateau in der Zentralregion, das       traf dort eine traumatisierte Frau mit zwei   konnte, was es kosten würde und dann                          körper aus Streubomben über Laos ab. Bis    ger Reisfarmer in der Provinz Savannakhet
    während des US-Luftkrieges sehr stark          kleinen Kindern an der Hand. Ihr Mann         das Geld dafür zusammenkriegen.                               zu 30 Prozent explodierten beim Aufprall    sein Reisfeld, als seine Schaufel einen
    bombardiert worden war. Im kleinen,            hatte tags zuvor mit einem Freund Heil-          Monatelange Recherchen führten zu                          nicht. Das heißt: Rund 25 Millionen         nicht-explodierten Sprengkörper berühr-
    schäbigen Provinzkrankenhaus trafen wir        kräuter gesammelt, war auf einen Baum         nichts. Die US-Regierung wollte uns kei-                      scharfe Kriegsreste verseuchen noch im-     te. Nachbarn trugen ihn in einer Hänge-

                                                                                                                                                                                                                                                         © Mette Eliseussen
    vier verletzte Brüder. Ihre Mutter saß trau-   geklettert, um Zweige abzuschneiden, und      nerlei Informationen über die Bombar-                         mer fast 40 Prozent des Landes. Bis heute   matte ins drei Stunden entfernte Kran-
    rig in der Ecke des stickigen Raums. Ihre      beim Herunterspringen auf einer vergra-       dierungen herausgeben. Ein schwedischer                       gilt Laos als das am stärksten bombar-      kenhaus. Er verlor seinen Unterarm, sein
    Söhne hatten auf einem Reisfeld in den         benen „bombie“ gelandet. Er war sofort        Militäringenieur schließlich erklärte uns,                    dierte Land in der Geschichte...            Gehör und sein rechtes Auge.
    Hügeln gearbeitet, als der älteste auf eine    tot, sein Freund schwerst verletzt.           dass eine schnelle Lösung des Problems                           Seit dem Kriegsende vor 35 Jahren             Laut dem UN-Entwicklungspro-
                                                                                                                                                                                                                                                         „Das Ausmaß der Bombardierungen von Laos mit
    Streumunition stieß. Sein Arm wurde weg-          1983 – zehn Jahre nach den letzten         schlicht unmöglich war: Die so genann-                        wurden mehr als 12.000 Zivilisten getötet   gramm wird die komplette Räumung
                                                                                                                                                                                                                                                          Streumunition entspricht der Ladung eines B52 Bom-
    gesprengt, sein Augenlicht zerstört. Die       Bombardierungen: Wie war es möglich,          ten Streumunitionen seien nie zuvor in so                     oder verstümmelt. Hunderte neuer Opfer      der Streumunitionen in Laos – bei den der-     bers, die über neun Jahre lang alle acht Minuten abge-
    drei jüngeren Brüder erlitten Schrapnell-      dass Waffen aus einem lange vergangenen       großem Ausmaß eingesetzt worden. Ar-                          kommen jedes Jahr hinzu. Laut Land-         zeit zur Verfügung stehenden finanziellen      worfen wird.“ Wandplakat auf der Streubombenver-
    Verletzungen. Ich erinnere mich noch           Krieg weiterhin Menschen in die Luft          meen seien zwar in der Lage, einen Weg                        mine Monitor forderten im Jahr 2005         Mitteln – ungefähr 100 Jahre dauern.           botskonferenz in Dublin im Mai 2008
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
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                Nachgefragt:                MYANMAR NACH DEM ZYKLON NARGIS
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                                                                                                                                                                                 übrigen Wasserbüffel sind die einzige Überlebenschance für Kleinbauern. Doch nach dem Zyklon

                                                                                                                                                                                                                                                                                             © Thomas Calvot / Handicap International
                                                                                                                                                                                 sind auch die Tiere verstört und erschöpft und haben schon nach kurzer Zeit im Pflug keine Kraft

                                                                                           © J. P. Bremaud / Handicap International

                                                                                                                                      © J. P. Bremaud / Handicap International
                                                                                                                                                                                 mehr. Rechts: 3: Nach dem Zyklon für Hilfe schwer erreichbares Dorf im Irrawaddy-Delta

                                                                                                                                                                                 Unser Einsatz in Kürze
      Am 1. und 2. Mai 2008 traf                                                                                                                                                 Die wichtigsten Fragen und Antworten
           der Zyklon Nargis das
                                                                                                                                                                                 Warum hat Handicap International nicht           auf die besonderen Bedürfnisse von Men-
     ostasiatische Land Myanmar 1                                                    2                                                                                           direkt nach dem Zyklon Hilfe geleistet?          schen mit Behinderung spezialisiert sind.
              und verwüstete das                                                                                                                                                 Da wir noch keine Projekte in Myanmar            Hier werden sie untersucht, man kann un-
       am dichtesten bevölkerte   Kune Tee Chaung: ein Dorf im Flussdelta                                                                                                        hatten, waren wir zum Zeitpunkt der Ka-
                                                                                                                                                                                 tastrophe nicht vor Ort. In Thailand war-
                                                                                                                                                                                                                                  behandelte Verletzungen und chronische
                                                                                                                                                                                                                                  Krankheiten erkennen, und dann werden
               Gebiet des Landes, Ein Bericht von unserem Kollegen Thomas Calvot aus Myanmar                                                                                     teten wir, zum Einsatz bereit, bis Juli auf      sie zur Weiterbehandlung an Spezialisten
             das Irrawaddy-Delta.                                                                                                                                                die Einreiseerlaubnis. Auf der ersten Eva-       überwiesen. Technische Hilfe, wie die
                                  Diese Katastrophe hat die ganze Welt überrascht. Die Einheimischen können sich                                                                 luierungsreise konnten wir dann feststel-        Bereitstellung von Gehhilfen zum Beispiel,
          Es war die erste Natur- nicht daran erinnern, so etwas schon einmal erlebt zu haben, denn dieses Gebiet                                                                len, was wir insbesondere für Menschen           kann meist gleich hier geleistet werden.
     katastrophe dieser Größen-   wird eigentlich nicht von Zyklonen dieser Stärke heimgesucht. Die Bevölkerung                                                                  mit Behinderung tun können.                      Um den vielen Menschen zu helfen, die
                                  wurde vollkommen unvorbereitet und daher besonders schwer getroffen. In Kune                                                                                                                    durch das Erlebte schwer traumatisiert
      ordnung in der Geschichte   Tee Chaung, einem Dorf auf einer Insel im Flussdelta, erzählt die Dorfälteste, dass                                                            Warum ist die spezielle Beachtung von            sind, bieten wir psychosoziale Unterstüt-
         Myanmars: Sie forderte   von den 40 Kindern, die sie zur Welt gebracht hatte, nur drei überlebt haben … Viele                                                           Menschen mit Behinderung in so einer             zung an. Darüber hinaus versuchen wir,
               Zehntausende Tote  Eltern standen während des Sturms vor der Wahl, ein Kind zu retten und ein anderes                                                             Situation so wichtig?                            die lokalen Institutionen, andere Nicht-
                                  zurückzulassen.                                                                                                                                Menschen mit Behinderung, Verletzte              Regierungs-Organisationen und Vereini-
          und Vermisste, radierte    Die Einwohner der zerstörten Gebiete brauchen also vor allem auch psycholo-                                                                 und chronisch Erkrankte sind die Bevöl-          gungen immer wieder daran zu erinnern,
            ganze Dörfer von der  gische Hilfe, um mit dieser Katastrophe, ihrer Trauer und dem Grauen fertig zu                                                                 kerungsgruppen, die während einer sol-           in ihren Projekten die Menschen mit Be-
                                  werden. Gleichzeitig geht es aber auch um ganz praktische Unterstützung zum                                                                    chen Katastrophe besonders schutzlos             hinderung nicht zu vergessen – egal ob
        Landkarte und zerstörte   Überleben. Viele Häuser sind wieder aufgebaut, die Menschen haben sich dabei                                                                   sind und bei den Hilfsmaßnahmen da-              es um Barrierefreiheit, Arbeitschancen,
        die Lebensgrundlage der   gegenseitig unterstützt. Aber die Bauern und Fischer im Dorf haben keinerlei Ein-                                                              nach oft erst einmal vergessen werden.           medizinische Behandlung oder Ausbil-
                                  kommensmöglichkeiten mehr: Die überlebenden Wasserbüffel – Lebensgrundlage                                                                     Wir kümmern uns als erstes darum, ihre           dung geht.
                   Überlebenden.  der meisten Kleinbauern – sind seit der Katastrophe vollkommen verstört und ge-                                                                grundlegenden Bedürfnisse zu erfahren
                                             schwächt. Man kann sie höchstens eine Stunde zum Arbeiten einsetzen, bevor sie                                                      und sie zu sichern.                      Wie lange wird der Einsatz von Handi-
             Über 2,5 Millionen              erschöpft aufgeben. Außerdem wurden die Felder vom Salzwasser verseucht, die                                                                                                 cap International dauern?
       Menschen sind von dieser              Ernten sind zerstört. Die meisten Fischer haben ihre Arbeitsausrüstung verloren.                                                    Was genau macht Handicap Internatio- Wir haben die Finanzierung zunächst für
                                             Doch auch den Wenigen, die Boot und Ausrüstung retten konnten, nützt das nicht                                                      nal jetzt in Myanmar?                    sechs Monate gesichert. Aber wenn wir
            Katastrophe schwer               viel: Der Fluss ist durch die Zerstörungswut des Zyklons stark verschmutzt, es trei-                                                Wir bauen die drei bereits bestehenden eine Anschlussfinanzierung finden, kön-
        betroffen. Fast jeder hat            ben Zweige, Balken, Bleche, ganzen Bäume und Abfälle jeder Art darin. Fischen                                                       Referenz-Zentren im Irrawaddy-Delta aus nen wir den Einsatz verlängern, weiter
                                             ist hier unmöglich. Man wird erst das Niedrigwasser abwarten müssen, um die Fische-                                                 und errichten zwei weitere in den Ge- entwickelt nach den bisherigen Erfahrun-
       Angehörige verloren oder              reizone zu säubern. Doch diese schwierige Arbeit wird erst in ungefähr drei Monaten                                                 meinden Labutta und Pyapon. Diese gen und weiter angepasst an die Bedürf-
          Verletzte zu betreuen.             möglich sein. Die Folgen dieser Katastrophe reichen noch weit in die Zukunft.                                                       Referenz-Zentren sind Anlaufstellen, die nisse der Menschen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    3
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  13
          Nothilfe                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Anregungen

                                                                                 KATASTROPHEN BETREFFEN ALLE –                                                                       UNSERE ANGEBOTE
                                     © J. P. Bremaud / AHandicap International
                                                                                 besonders Menschen mit Behinderung !                                                                für interessierte Jugendliche

                                                                                                                                                                                                                                                                                         © Handicap International
                                                                                                                                                                                     und Erwachsene
                                                                                 Unser Einsatz in der humanitären Nothilfe                                                           Wir kommen zu Ihnen!                                     Wir gehen in die Schule!                   Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule
                                                                                                                                                                                                                                                                                         in München lernen anschaulich die Gefahr
                                                                                 Humanitäre Notsituationen sind keineswegs beit mit und für Menschen mit Behinderung                 Wollten Sie auch schon einmal die Arbeit von Han-        Seit sechs Jahren gibt es nun schon        von Minen kennen.
     Dieser Dorfbewohner in Kune Tee                                             vereinzelte Ereignisse, im Gegenteil: Naturkatas- ist unsere Nothilfe-Abteilung heute hoch spezi-   dicap International in Ihrem Freundeskreis bekannt       unser Schulprojekt – ein besonderes
       Chaung, Myanmar, kann sich mit                                            trophen wie nach dem Tsunami, Wirbelstürme, alisiert. Dank direkter Kontakte und Koopera-           machen? Oft hat man das Bedürfnis, für eine gute         Angebot für alle, die mit Jugendli-
     seinem Rollstuhl bei dem Zustand
       der Straßen nach „Nargis“ nicht                                           Überschwemmungen oder Erdbeben, Epidemien tionen und der erprobten Logistik sind wir im             Sache Interessenten zu gewinnen, aber es fehlt an der    chen arbeiten. Fachkräfte von Handicap International besuchen Schulklas-
                          fortbewegen                                            und bewaffnete Konflikte treten immer häufiger Katastrophenfall sehr schnell einsatzbereit und      Möglichkeit der Präsentation und vielleicht auch ein     sen und Jugendgruppen, um sie in unsere zentralen Themen Landminen/
                                                                                 auf. Immer treffen sie die ärmsten Bevölkerungs- auf die vielfältigen Herausforderungen in einer    bisschen an Mut.                                         Streubomben oder Behinderung/Entwicklung einzuführen. Wie anschau-
    Aktion Deutschland Hilft e.V.
                                                                                 gruppen am härtesten. Und unter ihnen ganz Notsituation eingerichtet. Das umfasst sowohl               Hierfür wurde jetzt in München ein Kreis von          lich und interessant diese Veranstaltungen sind, zeigen begeisterte Kom-
       (ADH) wurde 2001 von zehn
       renommierten deutschen Hilfs-                                             besonders Menschen mit Behinderung. Denn die Identifizierung von besonders gefährdeten              ehrenamtlichen Referentinnen und Referenten aus-         mentare von Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie Clemens Czesnik aus
    organisationen gegründet, um im                                              Menschen mit Behinderung werden bei den Personen als auch die Verteilung von Hilfsgütern            gebildet, die bei Ihnen vor Ort über Idee, Geschichte    Greifswald:
     Falle großer Katastrophen ohne                                              Hilfsmaßnahmen nach wie vor vernachlässigt und den Aufbau von Notunterkünften. Wir leis-            und die aktuelle Arbeit von Handicap International
       unnötige Zeitverzögerung den                                              und bei Evakuierungsplänen und in Notunter- ten unmittelbare medizinische Versorgung der            berichten oder den Verlauf der erfolgreichen Streu-        „… Irgendwie ließ sie uns dort die drei Stunden in unserem einfachen
 Notleidenden helfen zu können. Die                                              künften nicht oder nur sehr unzureichend berück- Betroffenen und bieten Reha-Maßnahmen und          bombenkampagne nachzeichnen können. So kom-                Klassenraum zu einem Teil des Weltgeschehens werden. Es gelang ihr nicht
   beteiligten Organisationen führen                                             sichtigt. So wundert es nicht, dass sie kaum in orthopädische Hilfe an. Besonders wichtig sind      men dann nicht nur Plakate und Broschüren zu Ihnen,         nur, uns mit ihrem spürbar ehrlichen Interesse emotional zu berühren, sie
     ihre langjährige Erfahrung in der
                                                                                 der Lage sind, solche Situationen zu bewältigen: auch die schnelle Hilfe für psychisch traumati-    sondern auch eine beteiligte Person, die nach Kräften       bewegte uns mit ihrer freundlichen offenen Art auch zu einem konstrukti-
humanitären Auslandshilfe zusammen.
Die bestehenden Verwaltungsstruktu-                                              Unter den Todesopfern einer Katastrophe sind sierte Menschen und schwer Verletzte und die           Rede und Antwort steht.                                     ven Austausch unserer Gedanken und Gefühle. Ich war begeistert !“
   ren und Kapazitäten der Mitglieds-                                            immer besonders viele Menschen mit Behinde- psychosoziale Unterstützung, ebenso wie die                Ob politische oder kirchliche Gruppe, ob Sport-
     organisationen helfen, Kosten zu                                            rung.                                              Aufklärung über Gefahren durch Minen und die     oder Gesangverein, ob Alten- oder Studentenwohn-         „Sie“, der dieses Lob gilt, ist unsere langjährige Referentin Cordula Schuh
  senken und einen möglichst hohen                                                  Aufgrund dieser Erfahrungen hat es sich Han- Minenräumung in betroffenen Gebieten.               heim – die verschiedensten Kreise bieten sich an, ein-    aus Berlin. Seit September 2008 wird sie von Heiko May aus München
    Teil der gesammelten Spenden in                                              dicap International zur Aufgabe gemacht, das Au-      Auch bei Nothilfeeinsätzen haben wir immer    mal einen Abend lang über den eigenen Tellerrand          unterstützt. Er löst Heike Fischer ab, die das Projekt in den letzten Jahren
        direkte Hilfe umzusetzen. Seit                                           genmerk in Notsituationen speziell auf besonders unser längerfristiges Ziel im Auge: von der aku-   hinauszusehen und sich mit den Zielen von Handicap        mit gestaltet hat – und die einen Schatz für alle interessierten Lehrerinnen
        September 2008 trägt Aktion
            Deutschland Hilft das DZI-
                                                                                 gefährderte Personen wie Menschen mit Behin- ten Hilfe über die Rehabilitation zur nachhalti-       International, mit den Rechten von Menschen mit           und Lehrer hinterlässt: Zu beiden Themenbereichen hat sie lebendige An-
  Spendensiegel. Im Rahmen unserer                                               derung, ältere Menschen, schwangere Frauen und gen Entwicklungszusammenarbeit zu gelangen.          Behinderung oder mit der Landminen- und Streu-            leitungen zur Gestaltung von Unterrichtsstunden entwickelt, die auf unse-
       Mitgliedschaft im Paritätischen                                           unbegleitete Kinder zu legen. Das bedeutet, sie zu Wir entwickeln daher von Beginn einer Krise      bombenkampagne zu beschäftigen. Und wer weiß:             rer Website zum Download bereitstehen:
     Wohlfahrtsverband sind wir seit                                             identifizieren, ihnen den Zugang zu den gerade an immer in Zusammenarbeit mit lokalen Part-         So ein Abend könnte auch dazu dienen, an Ihrem            www.handicap-international.de/schulen
        2007 auch Mitglied bei Aktion                                            stattfindenden Hilfsmaßnahmen und zu Hilfs- nern und parallel zu den direkten Hilfsmaßnah-          Wohnort auf Gleichgesinnte zu treffen, und damit             Übrigens: Als Teil unseres EU-Projekts zu Behinderung und Entwick-
                     Deutschland Hilft.                                          mitteln zu ermöglichen und ihren Bedürfnissen men eine Strategie, wie wir uns nach und nach         vielleicht sogar der Auftakt für eine Ortsgruppe von      lung ist eine sehr nützliche DVD-Rom mit Filmen, Spielen und vielen
                                                                                 entsprechende medizinische und technische Maß- zurückziehen und die Projekte den lokalen Ak-        Handicap International werden.                            Informationen entstanden – Sie können sie gerne bei uns anfordern!
                                                                                 nahmen einzuleiten.                                teuren überlassen können.                        Georg Kiechle, Vorstand, Aktivist und Referent            Eva Maria Fischer
                                                                                    Durch die lange Erfahrung in der Projektar- Claudia Bell
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
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          Anregungen

                                                                                                                                                                                     Sind Sie ONLINE-SHOPPER?

                                            © Handicap International

                                                                                       © Handicap International

                                                                                                                                                          © Handicap International
                                                                                                                                                                                     Dann lesen Sie hier, wie Sie online einkaufen und die Geschäfte
                                                                                                                                                                                     dafür spenden lassen können!

1                                                                           2                                     3                                                                  Im Internet gibt es inzwischen zahlreiche Spendenplattformen, auf denen sich gemeinnützige Organisationen wie Handicap
                                                                                                                                                                                     International präsentieren und SpenderInnen sich das Projekt aussuchen können, das sie unterstützen möchten. Wir sind

         Machen Sie mit !                                                                                                                                                            zum Beispiel vertreten auf Charitylabel.de, HelpDirect.org oder Elargio.de.
                                                                                                                                                                                     Heute wollen wir Ihnen eine neue, für alle Internet-Einkäufer sehr interessante Möglichkeit vorstellen, uns zu unterstützen,
                                                                                                                                                                                     gratis und ohne jeden Aufwand: Einegutesache.de
         Rund 60.000 Euro haben wir im vergangenen Jahr allein aus privaten Spendenaktionen erhalten! Diesen großartigen
         Betrag haben wir den vielen einzelnen, ganz unterschiedlichen Aktivitäten zu verdanken, die unsere UnterstützerInnen                                                        Tun Sie einfach weiterhin, was Sie vielleicht schon fast täglich      Und so werden Sie zum „AidMaker“ für Handicap International:
         immer wieder zu unseren Gunsten veranstalten. Herzlichen Dank dafür! Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, möchten wir                                                       tun: im Internet einkaufen. Ob ein Buch bei amazon oder
         anregen: Greifen Sie doch auch eine der folgenden Ideen auf, wie Sie ganz einfach zu Fundraisern, also zu Spendensamm-                                                                                                                            1) Besuchen Sie die Seite von Einegutesache.de und informieren
                                                                                                                                                                                     buecher.de, eine Reise bei tui.com, einen Artikel bei eBay oder       Sie sich über das Konzept, die Transparenz und die Sicherheit
         lern für Handicap International werden können. Kinder und Jugendliche in der Schule, Erwachsene am Arbeitsplatz oder                                                        tchibo: Ganz nebenbei können Sie damit Handicap Internatio-
         im privaten Rahmen: Es gibt viele ganz einfache Möglichkeiten, unsere Projekte zu unterstützen !                                                                                                                                                  der Software – oder fragen Sie bei uns nach!
                                                                                                                                                                                     nal unterstützen. Wie? Alles was Sie dafür brauchen, ist die klei-
                                                                                                                                                                                     ne Software „AidMaker“, die Sie sich auf Ihren PC herunterla-         2) Laden Sie sich den „AidMaker“ einfach von unserer Website
         Insbesondere die Weihnachtszeit bietet sich                   Sprechen Sie an Ihrem Arbeitsplatz doch ein-                                                                                                                                        herunter: www.handicap-international.de/aidmaker
         an: Verkaufen Sie doch einfach einmal Selbst-                 mal Ihre Geschäftsführung an und schlagen       Orthopädie-Sachspenden                                        den. Diese Software ist gratis, leicht zu installieren, und Einsgu-
         gemachtes – gebastelt, gekocht oder gebacken –                Sie eine gemeinsame Spendenaktion von Be-       Einige Orthopädiefirmen                                       tesache.de garantiert, dass der Download anonym erfolgt und           3) Geben Sie Handicap International als die Organisation ein,
         auf einem Weihnachtsbasar oder stellen Sie eine               legschaft und Firmenleitung vor: Ein unter      unterstützen uns bereits mit                                  keine Spyware, Adware, Spams, unerwünschten Popups oder               die Sie mit Ihren Online-Einkäufen unterstützen möchten.
         Spendendose an einem Stand auf. Verwandeln                    den KollegInnen gesammelter Betrag könnte       Sachspenden, die – weil wir                                   Werbung übertragen werden.                                            4) Und dann los-shoppen und damit spenden!
         Sie die Weihnachtsfeier im Kindergarten oder                  von der Geschäftsführung verdoppelt werden.     einen günstigen Transportweg                                     Dieser „AidMaker“ macht Sie zum Spender oder zur Spen-
                                                                                                                                                                                     derin für Handicap International, denn er informiert Sie auto-        Vielen Dank!
         im Sportverein oder ein geplantes Konzert in                  Oder regen Sie an, die Werbegeschenke für die   finden – im Kosovo und in
         eine Benefizveranstaltung, indem Sie Publi-                   Kunden zu Weihnachten durch eine Firmen-        Afghanistan wertvolle Ver-                                    matisch, wenn das Geschäft, dessen Seite Sie besuchen, bei
         kum und TeilnehmerInnen um einen Spenden-                     spende an Handicap International zu ersetzen.   wendung finden. Wir können                                    Einegutsache.de mitmacht. Auf Ihrem Bilschirm erscheint ein
         beitrag bitten. Und schlagen Sie Ihrer Kirchen-                  Haben Sie weitere Ideen für Spendenaktio-    z. B. Prothesenteile (wie                                     Hinweis darauf, wie viel Prozent oder welcher Betrag bei
         gemeinde vor, die nächste Kollekte Handicap                   nen? Wir freuen uns, sie demnächst hier zu      Kniegelenke und Fußteile)                                     Ihrem Online-Einkauf von diesem Shop an uns gespendet wird.
         International zukommen zu lassen.                             veröffentlichen!                                oder funktionierende Geräte                                   Je nach Online-Shop werden bis zu 30 Prozent des Einkaufs-
            Ein besonderer Anlass eignet sich immer                    Bei all Ihren Aktionen unterstützen wir Sie     für Orthopädiewerkstätten                                     betrags als Spende an die von Ihnen angegebene Hilfsorgani-
         gut zum Spendensammeln. Bitten Sie beim                       natürlich gern mit Infomaterial, Spenden-       gut gebrauchen. Wenn sich                                     siaton weiter geleitet. Einegutesache.de wird bereits von über
         nächsten Geburtstag, Jubiläum oder bei einer                  dosen und Tipps für die Planung.                Ihre Firma diese unmittelbare                                 5.000 Online-Shops unterstützt und arbeitet mit 300 gemein-
         Hochzeit Ihre Gäste, Ihnen eine Spende an                     Wenden Sie sich bitte an Irmgard Czech,         Hilfe vorstellen kann, melden                                 nützigen Organisationen weltweit zusammen.
         Handicap International zu „schenken“. Auch                    Telefon 089/54 76 06 24,                        Sie sich bitte bei
         bei einem traurigen Anlass wie einer Beerdi-                  iczech@handicap-international.de.               Kathrin Wendt,
         gung bitten viele um Spenden statt Kränze                                                                     Tel. 089/54760618,                                            Haben Sie noch Fragen zu den Spendenmöglichkeiten im Internet? Dann melden Sie sich gerne bei Sabine Zintel,
         und Blumen.                                                   Vielen Dank für Ihr Engagement !                kwendt@handicap-international.de                              Tel.: 089/54 76 06 11, szintel@handicap-international.de
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
Über
Wir stellen vor                                                                                                 Rückm Ihre
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Handicap International dreifach im                                                                                     wir u
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WORLD WIDE WEB
Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen der deutschen Sektion von
Handicap International präsentiert sich unser Internetauftritt im neuen Gewand.
Die wichtigste Änderung: Die Website ist nun weitgehend barrierefrei! Das heißt, dass durch
bestimmte technische Lösungen auch Menschen zum Beispiel mit einer Sehbehinderung problem-
los auf unserer Seite surfen können. Durch die veränderten Anforderungen haben wir nun
für den Inhalt eine breitere, „luftigere“ Darstellung gewählt. Natürlich finden Sie auch
auf der neuen Seite aktuelle und interessante Inhalte zu unseren Projektländern und unserer
Arbeit. Unter „Material“ stehen für Sie zahlreiche informative Dokumente zum Download
bereit. Und selbstverständlich steht Ihnen auch die Online-Spendenmöglichkeit weiterhin
in einem SSL-verschlüsselten Bereich zur Verfügung! Hier haben wir uns besonders bemüht, die
Benutzerführung zu optimieren. Besuchen Sie uns auf www.handicap-international.de

                                         Auch auf unserer Kinderseite hat sich einiges getan: Für Kinder im Alter von acht bis elf gibt
                                         es hier neue Spiele und neue Aktionsvorschläge. Und auch diese Seite ist nun barrierefrei!
                                         www.kids.handicap-international.de

… aller guten Dinge sind drei ! Nicht nur in unserem Schulprojekt können Jugendliche
viel über Behinderung und Entwicklung oder die Gefahren durch Landminen und Streumuni-
tion erfahren – für sie haben wir nun auch eine spezielle Internetseite entwickelt. Hier finden
Jugendliche von zwölf bis 17 JahrenTipps für Referate, Videos, Online-Spiele und vieles mehr.
www.jugend.handicap-international.de

    026.390                                   Besuche verzeichneten wir dieses Jahr
                                              bis Ende September auf unserer Website
Diabetes: die neue Epidemie - Nr. 4/2008
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