Dialog über Daten Das Magazin für die ETH-Community April 2016 - Was die personalisierte Medizin für die ETH Zürich bedeutet - ETH Zürich
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Das Magazin für die ETH-Community April 2016 Dialog über Daten Was die personalisierte Medizin für die ETH Zürich bedeutet
Panorama Projekt refine Neue Datenbank für Personal- und Finanzdaten Bis 2018 will die ETH eine neue Ressourcen- und Finanzplattform (refine) aufbauen. Dazu werden derzeit alle Finanz- und Personaldaten auf eine SAP-Datenbank der neuesten Generation migriert. Die Nutzung von ETHIS ändert sich dadurch nicht. Illustration: Patric Sandri Mehr Infos ab Mitte April auf «Intern aktuell»: www.ethz.ch/internaktuell → Berufsbildung «Critical Thinking»-Initiative Fabienne Jaquet übernimmt die Leitung Mit dem neuen Jahresprogramm kommt auch ein neuer Leiter Das zweite Jahresprogramm zu «Critical Thinking in der Lehre» ist da: Es soll Studierende dazu anregen, über den Tellerrand des eigenen Fachgebiets zu blicken und Neues zu entdecken. Dozierende werden mit einem kleinen An- Foto: Andrea Schmits gebot auch angesprochen. Die Schulleitung hat den langjährigen Leiter des Collegium Helveticum, Gerd Folkers (D-CHAB), per 1. Januar 2016 zum Leiter der «Critical Thinking»-Initiative gewählt. www.ethz.ch/ct-jahresprogramm → Fabienne Jaquet heisst die neue Leiterin der Be- rufsbildung an der ETH Zürich. Sie wird am 1. Juni ETH Store die Nachfolge von Dieter Schorno antreten, der nach 18 Jahren an der ETH per 30. Juni 2016 pensioniert Pralinen in Kuppelform wird. Fabienne Jaquet bringt mehrjährige Erfah- rung aus der Firma login Berufsbildung AG mit, Im ETH Store an der Sonneggstrasse sind jetzt Pralinen die als Ausbildungsverbund die SBB und über 60 im Design des Hauptgebäudes erhältlich. Diese sind wahl- Partnerfirmen aus der Welt des Verkehrs vereint. weise mit Mandel-Gianduja-Füllung in Milchschokolade oder www.ethz.ch/berufsbildung → mit Haselnuss-Gianduja in dunkler Schokolade erhältlich und werden von der Luzerner Firma Max Chocolatier hergestellt. Grössere Mengen können über ein Formular im Webshop bestellt werden. Die Zahl www.eth-store.ch → 0,3% Impressum «life – Das Magazin für die ETH-Community» ist ein Medium der internen Kommunikation der ETH Zürich und wird von der Hochschulkom- munikation (HK) vierteljährlich auf Deutsch und Basiskonzept Agentur Paroli AG Druck Neidhart + Schön AG Auflage Die Masseneinwanderungsinitiative hat Englisch herausgegeben. 16 800 Expl. Kontakt Folgen für die Forschung: In Horizon 2020 Redaktion Magazin life, ETH Zürich, Norbert Staub (Leiter Interne Kommunikation) HG FO 37.6, 8092 Zürich werden nur noch 0,3 Prozent der Projekte Florian Meyer, Andrea Schmits, Clare Bourne, Mail an die Redaktion: life@hk.ethz.ch Inken De Wit Weitere Informationen: www.ethz.ch/life von der Schweiz aus koordiniert. Von 2007 Gestaltung Coverillustration Evelyn Graf Markus Roost & Roland Hausheer bis 2013 waren es noch 3,9 Prozent. Korrektorat www.sbfi.admin.ch → Beate Marder (deutsch), Lilian Dutoit (englisch) Übersetzung Louise Killeen Translations Limited 2 life 1 / 2016
Lokaltermin Archiv für Zeitgeschichte Wie die ETH Zürich den Nachwuchs fördert 50 Höhepunkte aus 50 Jahren Am 3. März 2016 hat der Lokaltermin der ETH Zürich zum Thema «Talent- Das Archiv für Zeit- schmiede ETH – Begabungen zur Entfaltung bringen» stattgefunden. ETH-Prä- geschichte wird 50 sident Lino Guzzella, Rektorin Sarah Springman und Detlef Günther, Vize- Jahre alt. Anhand von präsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, haben darüber referiert, 50 ausgestellten Do- Foto: Archiv für Zeitgeschichte was es für die erfolgreiche Aus- und Weiterbildung in Zeiten von Vernetzung, kumenten führt das Technologie und beschleunigtem Wandel braucht. afz im Jubiläums- www.ethz.ch/unterstuetzung-studium-laufbahn → jahr die Besucher am Hirschengraben 62 durch seine Ent- Cybathlon wicklung seit 1966. www.afz.ethz.ch → Human Resources Ihre Meinung zählt: Wirken Sie mit bei der ETH-Mitarbeitenden befragung vom 30. März bis zum 22. April 2016 www.ethz.ch/mitarbeitendenbefragung → Foto: Alessandro della Bella Vergünstigte Tickets für Mitarbeitende AVETH Ab sofort können Tickets für den Cybathlon in Kloten gekauft werden. Seien Physiker wird Präsident Sie dabei, wenn sich am 8. Oktober 2016 entscheidet, welche Teams mit den ausgeklügeltsten Technologien und geschicktesten Testpiloten den Wettkampf Arik Jung heisst der neue Präsident der AVETH. für sich entscheiden. ETH-Mitarbeitende erhalten die Einzeltickets zum Preis Die Mittelbau-Vereinigung wählte den Physikdokto von 15 Franken und Familientickets für 35 Franken an der Info-Loge im Haupt- randen am 2. März 2016 zum Nachfolger von F lorian gebäude oder in der Campus Info am ETH-Standort Hönggerberg. Bei der Thöle, Doktorand in der Materialwissenschaft. Veranstaltung messen sich Menschen mit körperlichen Behinderungen dank www.aveth.ethz.ch → neuester technischer Assistenzsysteme. www.cybathlon.com → Bildung, Forschung, Innovation Vertrauensperson Forschungspolitik in Diskussion Photo: Giulia Marthaler Bernhard Plattner gewählt Der Bundesrat hat die Bildungs-, Forschungs- und Innovationsbotschaft 2017–2020 veröffentlicht. Der emeritierte Professor für Technische Infor- Schwerpunkte sieht er u.a. beim wissenschaftli- matik (D-ITET) Bernhard Plattner ist neu die Ver- chen Nachwuchs und in der Humanmedizin. Zudem trauensperson der ETH Zürich für Fragen und beantragt er Anpassungen im ETH-Gesetz. Die Anliegen, welche die Integrität in der Forschung Hochschulen sind wegen der Finanzierung besorgt. und die gute wissenschaftliche Praxis betreffen. www.sbfi.admin.ch → www.ethz.ch/forschungsethik → www.swissuniversities.ch → life 1 / 2016 3
Thema Mit Blick auf den ganzen Menschen Weshalb können Krankheiten je nach Person völlig unterschiedlich verlaufen? Um solche Fragen möglichst individuell zu beantworten, arbeiten ETH-Forschende eng mit Medizinern zusammen. 4 life 1 / 2016
Text Florian Meyer Rehabilitation zu entwickeln. «Die perso- In den nächsten vier Jahren will die Illustration Markus Roost & Roland Hausheer nalisierte Medizin ist eine längerfristige ETH Zürich die medizinbezogene Lehre und sehr wichtige Aufgabe für die Wis- und Grundlagenforschung ETH-übergrei- Wir alle leben nur einmal. Das macht senschaft», sagt Detlef Günther, Vizeprä- fend fördern. Damit führt sie die Strategie unsere Gesundheit zu einem wertvollen sident Forschung und Wirtschaftsbezie- der vergangenen vier Jahre weiter, die Gut. Was für einen Menschen wirklich ge- hungen, «und es ist ebenso naheliegend 2012 zur Gründung des Departements sund ist, ist so individuell wie sein Körper wie notwendig, dass die ETH Zürich, die Gesundheitswissenschaften und Tech- und seine Persönlichkeit. Die «persona- Universitäten und die Universitätsspitäler nologie (D-HEST) geführt hat. Auch der lisierte Medizin» bezeichnet Ansätze, mit noch enger zusammenarbeiten.» Bund will die personalisierte Medizin von denen sich die Krankheitsmerkmale von Als analytischer Chemiker (D-CHAB) 2017 bis 2020 mit einer nationalen Förder Menschen individueller als bisher verste- arbeitete er vor zwei Jahren selber mit initiative unterstützen und namentlich die hen und behandeln lassen. Forschenden der Universität Zürich Datenbasis verbessern. Für Forschende der ETH Zürich er- und des Universitätsspitals Zürich an Eine Disziplin, die sich stark an die öffnet sie eine fruchtbare Perspektive, um einer hochauflösenden bildgebenden personalisierte Medizin annähert, ist die mit klinisch Forschenden neue Konzepte Messtechnik, mit der man Brustkrebs Biologie. Die Departemente Biosysteme der Prävention, Diagnose, Therapie und genauer nachweisen kann. (D-BSSE) und Biologie (D-BIOL) haben life 1 / 2016 5
Thema zuletzt die Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken und Universitäten ausgebaut. «In der Biologie erforschen wir die molekularen Ursachen, weshalb eine Person gesund bleibt oder krank wird», erklärt Rudolf Aebersold, der Vorsteher des Departements Biologie. «Heute bietet sich die Chance, unser Grundlagenwissen Foto: Gian Marco Castelberg zum Wohl der Patienten mit dem medizi- nischen Wissen zu verbinden.» Annäherungen an die Individualität Ein Treiber ist die Genom-Sequenzierung: Heutige Sequenziertechnologien können die Erbinformationen in den Genomen schneller und umfassender untersuchen. «Wie die Räder Dank sinkender Kosten werden sie zu- eines Schweizer Uhrwerks» nehmend zur Analyse des menschlichen Organismus eingesetzt. Daneben können solche Verfahren weitere molekulare Daten erzeugen. Zum Beispiel können die Für Detlef Günther, ETH-Vize- Zusammenarbeit von den Forschen- Forschenden auf mehreren molekularen präsident für Forschung und den selbst. Da muss ich nichts steu- Ebenen untersuchen, welche Nebenwir- Wirtschaftsbeziehungen, ist die ern. Als Vizepräsident konzentriere kungen bestimmte Medikamente auf Herz personalisierte Medizin eine ich mich auf die Rahmenbedingungen. und Leber haben. «Dabei entstehen Da- Gemeinschaftsaufgabe, die die Die personalisierte Medizin und die tensätze, die erstmals so umfassend sind, ETH Zürich, die Universitäten und Medizintechnologien eröffnen ein fast dass sie zuverlässige und dennoch indi- die Universitätsspitäler näher unerschöpfliches Potenzial für For- viduelle Ergebnisse ermöglichen», sagt zusammenführt. schungsprojekte. Die ETH unterstützt Ralph Schlapbach, Dozent am D-BIOL. schon viele medizinbezogene Pro- Wenn sich zwei Personen mit dersel- Welche Bedeutung hat die jekte und wird dieses Thema von 2017 ben Infektion anstecken, wieso wird die personalisierte Medizin für bis 2020 auch weiterhin als Schwer- eine sterbenskrank und die andere nicht? die ETH Zürich? punkt fördern. Zudem beteiligen wir Genetische Veränderungen verändern Die Natur- und Ingenieurwissen- uns aktiv an der nationalen Förder zwar auch das Risiko jedes einzelnen Men- schaften haben einen Stand des Wis- initiative, die den Umgang mit Patien- schen, bestimmte Krankheitsmerkmale sens erreicht, an dem sie wesentlich tendaten und biologischen Basisdaten auszubilden, doch sind sie selten allein die zum medizinischen Fortschritt bei- schweizweit vereinheitlichen soll. Krankheitsursache. Wie schwer jemand tragen können. Biologische, compu- erkrankt, hängt auch von Umwelteinflüs- tergestützte oder bildgebende Ver- Wo sehen Sie die sen und seinem Lebenswandel ab. fahren liefern Daten, die sich mit den Herausforderungen? Um komplexe, biochemische Prozesse klinischen Daten der universitären Wenn wir wirklich individuellere Dia- wie den Stoffwechsel oder die Entste- Spitäler verknüpfen lassen und neue gnosen oder Therapien entwickeln hung von Krebs zu untersuchen, haben Ansätze ermöglichen, um individuel- wollen, müssen die Forschungs- ETH-Biologen früh einen integralen An- lere Behandlungen für die Patienten gruppen zusammenarbeiten wie die satz verfolgt: Sie untersuchen das Genom zu entwickeln. Das ist eine fantasti- Räder eines Schweizer Uhrwerks. nicht separat, sondern ganzheitlich im sche Chance für die ETH und für die Das erfordert ein Bewusstsein für Zusammenhang mit lebensnotwendigen Medizin. das gemeinsame Ganze und eine Proteinen, Stoffwechselprodukten und Publikationsform, die alle Beteiligten anderen Biomolekülen. Der integrale An- Wie wollen Sie als Vizepräsident honoriert – wie heute am Cern. Bei satz ebnet einen Weg, um die individuellen diese Entwicklung unterstützen? den Daten gibt es ethische und recht- Krankheitsverläufe zu verstehen. «Biolo- Aufgrund der gemeinsamen Fragen liche Fragen, die man regeln und mit gisch stellt sich die Frage, wie die ‹geno- kommt der Hauptantrieb zur der Öffentlichkeit diskutieren muss. mische Variabilität› zu den individuellen 6 life 1 / 2016
Unterschieden in der Ausprägung einer (D-BSSE) und Co-Leiter des Kompetenz- (EXCITE Zürich). Neue Methoden erlau- Krankheit beiträgt», sagt Rudolf Aeber- zentrums Personalisierte Medizin UZH/ ben die Früherkennung von Krankheiten sold, Professor für Systembiologie. ETH (CC-PM), oder Gunnar Rätsch, Pro- und die Kontrolle des Therapieverlaufs. fessor für Biomedizininformatik (D-INFK). Aktuelle Forschungsergebnisse aus Der Dialog über Daten Weil sehr grosse Mengen komplexer Kozerkes Gruppe zeigen, dass man Stoff- Hier setzt der Dialog über Daten mit der Daten entstehen, sind neue Methoden der wechselveränderungen nichtinvasiv und in klinischen Forschung ein: Die Verknüp- Bioinformatik und Statistik notwendig, Echtzeit mittels Magnetresonanzspektro- fung der molekularbiologischen mit me- um die medizinisch relevante Information skopie (MRS) messen kann. Dieser Nach- dizinischen Daten kann individuellere vom blossen Rauschen zu trennen und um weis sei ein «Licht am Ende Tunnels», Behandlungen für Patienten ermöglichen. verschiedene Datensätze miteinander zu schrieben die Herausgeber der Zeitschrift Wichtig für diesen Dialog sind spezia verknüpfen. Dafür braucht es jedoch auch «Radiology» im März 2016, denn er führe lisierte Technologieplattformen wie das schweizweite rechtliche und ethische zu besseren Befunden, wenn Herzkranz- ETH Phenomics Center (EPIC), NEXUS Rahmenbedingungen. gefässe erkranken. Zum Schluss sagt Personalized Health Technologies oder Sebastian Kozerke: «Auch als Forscher das Functional Genomics Center (FGCZ), Licht am Ende Tunnels im Technologiebereich interessiert mich welche die notwendige Forschungs Daten erzeugen auch die bildgebenden der Blick auf die ganze Person und wie infrastruktur bereitstellen und deren Verfahren. Auch sie können zunehmend die Gesundheit mit Wohlbefinden und Mitarbeitende das Studiendesign und den Aufbau von Organen und die Ab- Lebenswandel zusammenhängt.» die Methoden gemeinsam mit den For- läufe im Körper abbilden, sagt Sebastian www.cc-pm.uzh.ch → schenden entwickeln. Kozerke, Professor für biomedizinische www.nexus.ethz.ch → Im Dialog über Daten gefragt sind Bildgebung (D-ITET) und Sprecher des www.fgcz.ch → Bioinformatiker wie Niko Beerenwinkel, Kompetenzzentrums für Experimentelle www.excite.ethz.ch → Professor für Computergestützte Biologie und Klinische Bildgebungstechnologien www.personalizedhealth.ch → Was kann die ETH Zürich zur personalisierten Medizin beitragen? «Die aussagekräftige Integration von «Bildgebung ist unser Fenster in den molekularen Daten und klinischer Körper. Das Zusammenspiel von Information ist für uns eine spannende Bildgebung, Therapieentwicklung und Herausforderung.» Therapiekontrolle wird immer wichtiger.» Daniel Stekhoven, Leiter Bioinformatik Sebastian Kozerke, Professor für und Statistik NEXUS und Blogautor Biomedizinische Bildgebung (D-ITET) «Der integrale, mehrdimensionale «Technologieplattformen sind Konden A nsatz und die Kreativität in der sationspunkte, die dazu beitragen, das Methodenentwicklung sind unser W issen der Forschungsgruppen Wettbewerbsvorteil.» unter e inem Dach zusammenzubringen Ralph Schlapbach, Leiter und zu verbinden.» Functional Genomics Center (UZH / ETH) Claudine Blaser, Leiterin ETH Phenomics Center «Wir Biologen sind keine Mediziner, «Für therapeutische Innovationen in der sondern spezialisiert auf die Personali- personalisierten Medizin ist es unab sierung und die molekularen Grundlagen dingbar, Molekularbiologie und -techno- der Individualität.» logie mit klinischer Entwicklung eng zu Markus Aebi, verknüpfen.» Professor für Mykologie (D-BIOL) Wilhelm Krek, Professor für Zellbiologie (D-BIOL) life 1 / 2016 7
im Gespräch «Wir sagen nicht, man solle nur Insekten essen» Carlos Mora und Monika Wehrli sehen sich als Vermittler von Forschung und Technologie im Hinblick auf gesellschaftliche Fragen der Schweiz. 8 life 1 / 2016
Text Florian Meyer Foto Marvin Zilm Was machen Sie im Zusammenhang mit essbaren Insekten? Wehrli: Insekten sind seit diesem Jahr in der Schweiz als Nah- Der Schweizer Think Tank reatch hat sich eine stärkere rung zugelassen. Wir werden dazu eine Ausstellung mit dem öffentliche Präsenz von Wissenschaft und Technolo- Titel «Insekten – Lebensmittel der Zukunft?» machen. Mit gie auf die Fahnen geschrieben. ETH-Studentin Monika Insekten zum Probieren. Wir sagen aber nicht, man solle nur Wehrli und ETH-Doktorand Carlos Mora sind im Vor- Insekten essen. stand von reatch aktiv. Im Interview sagen sie, was sie dabei antreibt. Sehen Sie sich eher als Lobbyisten oder als Aufklärer? Mora: Wir sehen uns als Vermittler zwischen Wissenschaft Was war der Auslöser für die Gründung von reatch? und Gesellschaft, nicht als politische Kraft. Wir sind nicht nur Mora: Wir waren eine Gruppe Studierender und wollten das an der ETH verankert, sondern an verschiedenen Universitäten. Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft und den techno- Wir zeigen die Möglichkeiten und Risiken einer Erkenntnis oder logischen Wandel stärken. Wir denken, dass die Wissenschaft einer Technologie auf, aber wir sagen nie, unser Standpunkt in politischen und öffentlichen Debatten nicht genug Aufmerk- sei die einzige Wahrheit. samkeit erhält und dass zum Teil wissenschaftliche Argumente Wehrli: Wir laden oft Gäste aus der Politik zu unseren Veran- nicht ernst genommen werden. So gründeten wir im Mai 2014 staltungen ein, aber reatch ist nicht politisch aktiv. Wir haben reatch als Denkfabrik für Wissenschaft und Technologie. keine Links-oder-Rechtspositionen. Unsere Standpunkte beru- hen auf wissenschaftlich fundierten Fakten. Die sind rationaler Spüren Sie Vorbehalte gegenüber der Wissenschaft? als Gefühlsargumente. Mora: Wir stellen eine verbreitete Wissenschaftsskepsis fest. In öffentlichen Debatten und TV-Formaten wie der «Arena» Sie befassen sich mit Tierversuchen oder Gentechnik. werden zwar wissenschaftliche Argumente zitiert, man de- Das sind emotionale Themen. Wie gehen Sie damit um? battiert aber nicht um die Sache, sondern um Emotionen und Wehrli: Wir ziehen Fakten vor, nicht Emotionen. In den Diskus- spielt Studie gegen Studie aus und Fakten gegen Fakten. Das sionen hat es aber Raum für emotionale Standpunkte. Das wertet die Wissenschaft an sich ab. lassen wir zu. Wehrli: Diese Skepsis wollen wir mit neuen Eventformaten Mora: Als Think Tank, der sich für die Wissenschaft einsetzt, abbauen, indem wir zu den Leuten hingehen, Fakten und Stand- möchten wir die Diskussionen ein wenig aus der Emotionalität punkte darlegen, diskutieren und offen sind für Fragen. hinausführen, damit man sich, wenn man sich nicht einig ist, wenigstens auf nachprüfbare Fakten und Argumente beruft. War die Gründung von reatch eine Reaktion auf die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative Welche Erfahrungen machen Sie mit umstrittenen im Februar 2014? Themen an Veranstaltungen? Wehrli: Nein. Entscheidend war, dass es wissenschaftliche Wehrli: Wir veranstalteten unlängst eine Diskussion zu Tier- Themen gibt wie Energie, Gentechnik, Präimplantationsdia versuchen. Da gab es keine vehementen Reaktionen. Wir gnostik, Lebensmitteltechnologie oder Insekten-Nahrung, bei argumentierten auch nicht dafür oder dagegen. Das wäre zu denen ein Dialog mit der Gesellschaft wichtig ist. einfach. Wir vermitteln den Menschen, die keine Experten sind, die Standpunkte so, dass sie sich selber eine Meinung bilden reatch – Denkfabrik für Wissenschaft und Technologie können. Wenn sie erkennen, dass es verschiedene Standpunkte gibt, haben wir schon viel erreicht. Carlos Mora (28) ist Biologe und doktoriert am Institut für Mora: Bioethik und Abstimmungsthemen interessieren sehr. Chemie- und Bioingenieurwissenschaften der ETH Zürich. Im Wir hatten eine Veranstaltung zu der neuen Gentechnologie Vorstand von reatch ist er Vizepräsident und leitet die Arbeits- «CRISPR/Cas9». Da kamen so viele wie noch nie. Mit dem Tool gruppe Wissenschaft, Technologie & Gesellschaft. lässt sich die Erbsubstanz viel gezielter verändern. Das eröff- net neue Möglichkeiten für die Grundlagenforschung und für Monika Wehrli (22) studiert Lebensmittelwissenschaften an der Gen-Therapien, es lässt aber auch Eingriffe an Embryonen zu. ETH Zürich. Im Vorstand von reatch leitet sie die Finanzen und Das ist heikel. Da muss man den Dialog mit der Gesellschaft die Arbeitsgruppe Lebensmitteltechnologie. führen, wenn man die Technologie auf gute Weise einführen will. reatch steht für «research and technology in Switzerland» und Wie vermitteln Sie komplexe Zusammenhänge, bezieht sich auf den Fokus der Denkfabrik, die wissenschaftliche ohne die Fakten zu verletzen? Themen mit Blick auf gesellschaftliche Fragen vermittelt. Mora: Wir vereinfachen so wenig wie möglich und so viel wie www.reatch.ch → nötig. life 1 / 2016 9
Einblick Alles aus einer Hand Veränderungen in den Zentralen verschiedene Schalter verteilt waren, «Wer zum Beispiel eine Veranstaltung Organen der ETH Zürich: Seit Januar bündeln zu können, wurde am Höngger- plant, erhält bei uns zum einen die Be- 2016 gibt es neu Abteilungen statt berg im Gebäude HIL ein Raum umgebaut, willigung, dann Unterstützung bei der Infrastrukturbereiche. «life» stellt der am 23. März 2016 mit einem Event Konzeption und Umsetzung inklusive drei von ihnen vor und zeigt, wie offiziell eröffnet wurde. Neben Infor- dem Druck von Plakaten und Einladun- sich Abläufe, Aufgaben und Dienst- mationen aller Art werden hier auch der gen und zum anderen auch Hilfe für den leistungsangebote verändert haben. Postdienst, die Ausgabe für Büromate- Transport von Mobiliar und Sonstigem rial und Serviceleistungen rund um die für das Event». Einzig Hausmeister und Text Inken De Wit Mobilität angeboten. Haustechnik mit Aufgaben wie Fundbüro Foto Oliver Bartenschlager Im Hauptgebäude der ETH verteilt oder Schlüsselverwaltung liegen nicht bei sich die Campus Info aus baulichen der Abteilung Services, sondern weiterhin Ein sichtbares Zeichen der organisato- Gründen auf zwei Orte. Dazu wurde bei den Info und Service Centers (ISC) der rischen Veränderungen in den Zentralen der bestehende Informationsschalter Abteilung Betrieb. Organen der ETH Zürich ist die Campus im Eingangsbereich an die Campus Info Info. Sowohl im Hauptgebäude als auch angebunden, deren Haupträume sich im Alles für die Studierenden auf dem Hönggerberg ist mit der Cam- D-Stock befinden. Nach umfassenden In den Zentralen Organen hat sich aller- pus Info eine zentrale Anlaufstelle für Umbauarbeiten wurde hier Platz für ei- dings noch mehr getan. Die Infrastruk- alle – seien es Besucher, Mitarbeitende nen Informationstresen, elektronische turbereiche wurden in Abteilungen um- oder Studierende – entstanden. «Egal, Postfächer sowie Beratungsräume ge- benannt und einzelne Stabsstellen in ob das Büro von Einstein oder eine Ver- schaffen. Gleich nebenan befindet sich Abteilungen umgewandelt (vgl. Box). anstaltung gesucht wird, Beratung beim zudem das Druckzentrum. Darüber hinaus So ist die neu entstandene Abteilung Versand eines Pakets oder Informationen verstecken sich hinter dem sichtbaren Studentische Dienste aus der vormali- zu Parkiermöglichkeiten, die Campus Bereich noch etliche Räume, in denen zum gen Stabsstelle Studienorientierung & Info hilft bei allen Fragen weiter», erklärt Beispiel die Post sortiert und Anfragen Coaching (SoC) entstanden. Stephanie Braunwalder, Leiterin Besu- bearbeitet werden. «Vieles ist über die Jahre organisch cher- und Informationsmanagement der gewachsen, so dass nicht immer alle Abteilung Services. Alle Dienstleistungen an einem Ort Aufgaben, die zusammengehören, in ei- Um die Dienstleistungen, die bisher Verantwortlich für die Campus Info zeich- ner Abteilung gebündelt waren», erläu- an beiden Standorten der ETH auf net die neu gebildete Abteilung Services, tert Regula Christen. Sie ist Leiterin der für die die Teams der Abteilung Dienste Studentischen Dienste (StS), die sich ge- Campus Info und des Stabs Veranstaltungen (VS) zu- meinsam mit der Abteilung Akademische sammengelegt wurden. «Alle Dienstleis- Dienste (zuvor Rektorat) um alle Belange Ob Copycard, Briefmarken, Veranstal tungen vor Ort kommen nun aus einer der Studierenden kümmert. Während tungshinweise oder weitere allgemeine Hand», fasst David Müller, Leiter Services, die Akademischen Dienste Ansprech- Informationen zur ETH Zürich – die zusammen. Die Campus Info stellt dabei partner für Studierende, Doktorierende Campus Info hilft weiter und dient zu- nur das Frontend dar. «Wir decken auch und Lehrende zum Lehrbetrieb sind, dem künftig als Treffpunkt für alle das gesamte dahinterliegende Backend stehen die Studentischen Dienste bei Gruppen. Die Campus Info wird auf dem ab», erläutert Müller. So kümmert sich allen weiterführenden Fragen zur Seite, Hönggerberg und im Zentrum jeweils die 110-köpfige Abteilung auch um das etwa bei der Suche nach Unterkünften, von Montag bis Freitag von 7:30–17:00 Veranstaltungsmanagement, die ETH- Fragen zu Finanzen und Stipendien, und Uhr geöffnet sein. Logistik inklusive der Post, das Trans- unterstützen durch Beratungsangebote. www.ethz.ch/campusinfo → portwesen sowie das Druckzentrum. «Durch die Reorganisation können wir 10 life 1 / 2016
Stephanie Braunwalder, David Müller und Evdokia Nazikidis Robert freuen sich über die neue Campus Info im ETH-Hauptgebäude. life 1 / 2016 11
Einblick bei der Entwicklung neuer Angebote «Wir können jetzt das Synergien besser nutzen», sagt Christen. Angebot von Gastro- Alles für den Einkauf nomie, Detailhandel Auch die Abteilung Finanzdienstleistun- gen wurde neu strukturiert. Sie bildet und Street Food neben den Abteilungen Rechnungswe- besser aufeinander sen und Controlling eine selbststän- dige Untereinheit des Schulleitungsbe- abstimmen.» reichs Finanzen und Controlling. «Fast Beat Schneiter alle unsere Tätigkeiten drehen sich um Leiter Finanzdienstleistungen Beschaffung – sprich den Einkauf von Waren und Dienstleistungen», erläutert der Leiter der Finanzdienstleistungen, Beat Schneiter. Neben dem Aushan- im Versicherungswesen und Risikoma- Abteilung Services zu Schneiters Team deln günstiger Konditionen durch den nagement sowie für die Unterstützung bei in die Scheuchzerstrasse gewechselt gebündelten Einkauf von Material und Reisen und von Partnerorganisationen. haben. «Wir können jetzt das Angebot Dienstleistungen fallen zudem rechtli- Ergänzend zur Koordination der über von Gastronomie, Detailhandel und Street che Fragen sowie die Erarbeitung von 20 Restaurants und Cafés sind seit Januar Food besser aufeinander abstimmen und Einkaufsrichtlinien ins Aufgabenfeld. auch die mobilen Verpflegungsstände hoffen, künftig auch die Erfahrungen mit «Wir stellen auch Tools für Einkaufs- im Zentrum und auf dem Hönggerberg dem Webshop für Bürobedarf auf die prozesse zur Verfügung und unterstüt- sowie der Einkauf von Büromateriali- wissenschaftlichen Verbrauchsmateri- zen bei Verhandlungen.» Zudem ist die en den Finanzdienstleistungen zuge- alien anwenden zu können», erläutert Abteilung zuständig für Dienstleistungen ordnet, wodurch zwei Kollegen aus der Schneiter. Dann könnten neben Stiften und Schreibblöcken auch weitere Ver- «Wir können bei der brauchsmaterialien online bestellt und direkt im Logistikzentrum verarbeitet Entwicklung neuer werden. «Bis wir das realisieren können, Angebote Synergien wird jedoch noch einige Zeit vergehen», besser nutzen.» räumt Schneiter ein. Ein bisschen dauern wird es noch, bis Regula Christen, die Veränderungen wirklich organisa- Leiterin Studentische Dienste torisch bis zur letzten E-Mail-Adresse, dem letzten Türschild und dem letzten Internetlink umgesetzt sind. Trotz mo- natelanger Vorbereitungen wollen neben den grossen Veränderungen auch ausge- sprochen viele Details bedacht sein. Änderungen der ETH-Organisationsstruktur Seit dem 1. Januar 2016 bestehen die Bezeichnung Rektorat für den gesamten Prozessverantwortung und substanzielle Zentralen Organe aus 14 Abteilungen und Zuständigkeitsbereich der Rektorin frei. formelle Finanzkompetenzen. 10 Stabsstellen. Aus vier bisherigen Stabs Seit Anfang 2015 zählen ETH Global und stellen wurden Abteilungen: Services , ETH Sustainability zu den Stabsstellen. Organisationsverordnung ETH Zürich: Studentische Dienste, Lehrentwicklung Alle Zentralen Organe unterstützen die www.rechtssammlung.ethz.ch → und -technologie sowie Sicherheit, Ge- Schulleitung und die Departemente. Im sundheit und Umwelt. Durch die Umbe- Unterschied zu den Stabsstellen verfü- Überblicksartikel auf «Intern aktuell»: nennung in Akademische Dienste wird die gen Abteilungen über abschliessende www.ethz.ch/neue-organisation → 12 life 1 / 2016
Übrigens Mehr Plätze für die Kleinen Die Kinderbetreuung an der ETH Zürich wird ausgebaut. Ab Herbst 2016 können etwa 450 K inder in Kitas der Stiftung kihz betreut werden. Text Andrea Schmits Foto Marcel Biefer anbieten können – vorausgesetzt natür- 30 Prozent. Da die meisten Kinder nicht lich, dass die Eltern hinsichtlich des Krip- die ganze Woche über anwesend sind, 330 Kinder sind derzeit bei kihz, der ge- penstandortes und der Betreuungstage profitieren von einem Betreuungsplatz meinsamen Stiftung der Universität Zü- flexibel sind», sagt kihz-Geschäftsfüh- meist mehrere Kinder. «So werden wir rich und der ETH Zürich angemeldet. Im rerin Monika Haetinger. ab Herbst etwa 450 Kinder bei uns be- Herbst werden es rund 120 Kinder mehr treuen können», sagt Haetinger. «Und das sein. Dieser Anstieg ist möglich durch ei- Ausbau auch im Zentrum während bis zu elf Stunden am Tag.» Der nen Ausbau der Betreuungsplätze an ver- Auch rund um das ETH-Hauptgebäude Ausbau sei nicht nur quantitativ: «Nach schiedenen Standorten: Auf dem Campus im Zentrum tut sich einiges. An der dem Umzug können wir auch qualita- Hönggerberg eröffnet am 1. September Sumatrastrasse entsteht im November tiv hochwertigere Räume anbieten, die die neue kihz-Kita Feyerabend im Par- 2016 eine neue Kita. Zudem wird der unsere pädagogische Arbeit optimaler terre des Gebäudes HWO, das bis dahin heutige Kindergarten Platten ab August unterstützen.» fertiggestellt sein wird und in dem sich schrittweise zur Kita umfunktioniert: Im Während die Kitas Kindern von vier vorwiegend Studierendenwohnungen Sommer 2017 schliesst der Kindergarten, Monaten bis zum Kindergarteneintritt zur befinden werden. Interessierte können weil aufgrund eines Entscheids des kan- Verfügung stehen, gibt es auch kihz-Ange- die Räume voraussichtlich am 27. Mai tonalen Volksschulamts private Kinder- bote, von denen Eltern mit schulpflichtigen besichtigen. In der kihz Feyerabend wird gärten nicht mehr subventioniert werden. Kindern profitieren: Die Schulferienbe- geprüft, ob auch ein sogenanntes betreu- Geschlossen werden auch die zwei treuung wurde von 12 auf 15 Themenwo- tes Kinderzimmer, in das Eltern ihre Kin- kihz-Tagesstätten Wolfbach und Irchel- chen im Jahr erhöht. Zudem steht mit kihz der spontan bringen können, angeboten park, weil die Universität Zürich die Räume mobil ein Pool von 40 Mitarbeiterinnen werden kann. anderweitig benötigt und es sich ausser- für flexible Betreuungseinsätze zur Ver- «Nach dem Ausbau sollten wir den dem um suboptimale Räume für eine Kita fügung – etwa zu Hause oder während Kindern, die aktuell auf der Warteliste ste- handelte. Dennoch steigt im gesamten Veranstaltungen an der Hochschule. hen, einen Platz in einer kihz-Tagesstätte die Zahl der Betreuungsplätze um rund www.kihz.ch → Hello Kids! Die Servicestelle «Hello Kids!» unterstützt ETH-Angehörige seit Oktober 2014 bei Fragen rund um die Kinderbetreuung. «Die Eltern schätzen das Angebot von Hello Kids! sehr», sagt die Leiterin Carole Siegfried. «Bis Ende Januar 2016 konnten Die kihz-Kinder besichtigen die wir rund 200 Anfragen beantworten.» Baustelle, auf www.ethz.ch/hellokids → der die neue Kita Feyerabend entsteht. life 1 / 2016 13
Portrait Paul Tanner Leiter der Graphischen Sammlung der ETH Zürich Abschied nach 24 Jahren Text Andrea Schmits Foto Florian Bachmann Tanners Berufsleben gehörten die Ausstellungen. Besonders thematische Ausstellungen, bei denen die Werke verschiedener Fast ein Vierteljahrhundert lang hat Paul Tanner die Graphische Künstler zu einem Thema gezeigt werden, haben es ihm – und Sammlung der ETH Zürich geleitet. Nun geht der 65-jährige auch dem Publikum – angetan. Kunsthistoriker in Pension. «Ich habe mich immer nach den vier Ende April beginnt für Tanner ein neuer Lebensabschnitt. Säulen einer Kunstsammlung gerichtet», sagt er rückblickend: Traurig ist er darüber nicht: «Ich freue mich darauf, mich «Sammeln, bewahren, forschen und vermitteln.» anderen Dingen zuzuwenden.» Die Kunst bleibt aber Teil Dabei war es ihm wichtig, Schwerpunkte zu setzen: «Wir seines Lebens: «Ich möchte weiterhin Ausstellungen besu- sammeln nicht ein Blatt hier und eines da, sondern ganze chen und die eine oder andere noch selber organisieren.» Werkgruppen bestimmter Künstler.» Rund 160‘000 Druckgra- Paul Tanners Nachfolgerin Linda Schädler tritt ihre neue fiken und Zeichnungen zählt die Graphische Sammlung heute Stelle am 1. Mai 2016 an. und ist damit die grösste der Schweiz. Zu den Höhepunkten in www.gs.ethz.ch → 14 life 1 / 2016
Forum Felicitas Pauss, Illustration: Kornel Stadler Präsidentin der Konferenz VSETH des ETH-Lehrkörpers (KdL) Achtung, die Goldene Eule! Eulen sind eigenartige Wesen – nacht aktiv, brillante Beobachter und mystisch angehaucht. So gelten sie seit jeher als Neue Lehrformen Symbol der Weisheit. Deshalb haben die Studierenden dieses Symbol für den Preis der exzellenten Lehre gewählt. zum Fliegen bringen Die ETH-Studierenden vergeben seit 10 Jahren die Goldene Eule. Sie zeich- net die beste Lehrveranstaltung der An der ETH Zürich habe ich das Privileg, Mit dieser Auszeichnung wollen wir 16 Departemente aus. Jedes Jahr am mit unglaublich kreativen Menschen zu- innovative Lehransätze würdigen, noch Ende des Frühlingssemesters dürfen die sammenzuarbeiten. Dies zeigt sich vor mehr Dozierende dazu motivieren, am rund 14 000 Bachelor- und Masterstu- allem in der Forschungszusammenarbeit. Umbruch mitzuwirken und so dazu bei- dierenden ein Urteil über die rund 2300 Im Gedankenaustausch mit Kolleginnen tragen, die Qualität der Lehre an der ETH Lehrveranstaltungen abgeben. Dann kü- und Kollegen wird aus einem Problem, weiter zu steigern. Soweit das theore- ren die Fachvereine der Studierenden die das sich als unlösbar darstellt, zunächst tische Konzept. Doch «the proof of the beste Leistung des Departements. Die eine Herausforderung und dann ein in- pudding is in the eating», wie die Eng- Eule soll die belohnen, die gute Arbeit novatives Projekt. länderin sagt. Wird der neue Preis die leisten und denen, die sich verbessern Die Innovationskraft einer Hochschule notwendige Resonanz finden, damit er können, einen Ansporn geben. wird auch von der Öffentlichkeit vor allem sein Ziel erreicht? Doch woran erkennt man eine Eule? mit Blick auf die Forschung beurteilt. Dabei Die ersten Anzeichen stimmen uns Die geehrten Dozierenden zeichnen sich geht vergessen, dass dieselben kreativen zuversichtlich. Auf die Ausschreibung vorwiegend durch ihren vorbildlichen Köpfe auch Dozierende sind, die junge des ersten KITE Award haben wir zwei Einsatz für die Lehre und die Studieren- Talente in ihr Fachgebiet einführen und Dutzend Eingaben aus 12 Departemen- den aus. Die Anwendung neuer Lehrme- sie darauf vorbereiten, als kritische Mit- ten erhalten. Darunter gibt es einzelne thoden und Unterrichtsarten wird dabei glieder der Gesellschaft Verantwortung Lehrveranstaltungen, ganze Studiengän- sehr geschätzt. Seit kurzem kann man zu übernehmen. ge, aber auch unterstützende Angebote die Preisträger an einer kleinen Eule er- Die Lehre findet grösstenteils hinter für die Lehre. Ein Auswahlkomitee hat kennen – die bisherigen Preisträger tra verschlossenen Türen statt. So kommt es, die Vorschläge begutachtet – und war fen sich zum Jahresbeginn und konnten dass der Umbruch, der in den Hörsälen begeistert von der Breite der Eingaben. sich über Innovation in der Lehre austau- und vor allem rund um die Auditorien Es hat drei Projekte für die Endauswahl schen. Diese Treffen werden in Zukunft stattfindet, weitgehend unbemerkt bleibt. erkoren, wovon eines… – Nun, ich würde öfter stattfinden und wer weiss, welche Neue Formen und Vorgehensweisen im Ihnen hier gerne mehr über die Projekte guten Lehrideen so entstehen werden. Lehrbetrieb werden von der ETH zwar erzählen. Doch das darf ich nicht. Dabei erhielten sie eine silberne Ansteck- seit Jahren gezielt gefördert, unter an- Die drei Projekte werden am 27. April nadel in Form der Goldenen Eule. derem durch den Innovedum-Fonds der im Audimax vorgestellt, bevor Rektorin Mit etwas Glück Rektorin. Doch wie innovativ die Wege in Sarah Springman der Gewinnerin oder dürfte es nun möglich der Lehre sein können und mit wie viel dem Gewinner den KITE Award 2016 über- sein, die eine oder an- Engagement und Esprit manche Dozie- reicht. Zu dieser Preisverleihung sind Sie dere Eule dabei zu er- rende diesen Weg gehen, wird generell herzlich eingeladen. wischen, wie sie durch zu wenig gewürdigt. Zu diesem Schluss die Flure der ETH sind wir zumindest in der Konferenz des flattert. Lehrkörpers (KdL) gekommen – und ha- ben den KITE Award ins Leben gerufen, Kay Schaller, Präsident VSETH einen zweijährlichen Preis für «Key Inno Felicitas Pauss www.vseth.ethz.ch → vation in Teaching at ETH». www.kdl.ethz.ch → life 1 / 2016 15
zum Schluss Strom aus Bioabfall Rund 1300 Kilogramm organische Abfälle haben ETH-Angehörige im HIL-Gebäude auf dem Hönggerberg seit April 2015 in speziellen A bfalleimern gesammelt. Mit dem daraus gewonnenen Biogas kann eine Vierzimmerwohnung 49 Tage lang mit Strom versorgt werden. Aufgrund des grossen Erfolgs wird das Projekt «Organic Energy» nun auf den gesamten Campus Hönggerberg ausgeweitet. www.ethz.ch/organic-energy →
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