Diätassistenten 2020: Tätigkeitsspektrum im Wandel - VDD
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VDD-Berufsfeldanalyse Diätassistenten 2020: Tätigkeitsspektrum im Wandel Die letzte Berufsfeldanalyse für Diätassisten- ten liegt zehn Jahre zurück [1]. In dieser Zeit haben sich viele Veränderungen in der Berufs- gruppe selbst sowie im Gesundheitssystem vollzogen. Zeigen sich diesbezüglich Auswir- kungen im Berufsfeld? Anlass also für eine aktuelle Bestandsaufnahme. Die Vorstellung der Ergebnisse durch die VDD-Berufsfeldana- lyse 2020 war auf dem diesjährigen Kongress in Wolfsburg geplant. Alternativ werden erste Ergebnisse1 nun hier vorgestellt. 10 D&I · 4/2020
Abbildung 1: Gründe für eine Tätigkeit außerhalb des Berufsfeldes von Diätassistenten (n = 124) A nfang Februar rief der VDD Ich arbeite berufsfremd 43 in seinen Medien, so in der D&I 1/2020, über einen Newsletter sowie über Facebook Studium bzw. 37 und Instagram (VDD-Junioren) zur Weiterbildung in Vollzeit Beteiligung an der Online-Umfrage zur VDD-Berufsfeldanalyse 2020 Ich bin arbeitssuchend 13 auf. Dieser Appell wurde durch Mit- teilungen u. a. im DGE-Newsletter Ich bin Alters- bzw. unterstützt. Gleichzeitig wurde in 9 EU-Rentner*in allen Medien dazu aufgefordert, den Umfragelink auch im privaten und Mutterschutz/Elternzeit 8 beruflichen Umfeld an Diätassisten- ten weiterzugeben, um so eine zu- sätzliche Verteilung mittels Schnee- Ich bin 2 ballsystem zu ermöglichen. Die längerfristig erkrankt Mitgliedschaft im VDD war für die Teilnahme an der Umfrage unerheb- Sonstiges 12 lich. Die Befragung fand vom 3. Feb- ruar bis 1. März 2020 statt. 1.256 Di- 0 5 10 15 20 25 30 35 ätassistenten beteiligten sich an der Umfrage. Die meisten Teilnehmer Teilnehmende in Prozent wurden über den VDD-Newsletter (40 %, n = 1050) erreicht, weitere 25 Prozent über Facebook und In- stagram. An 29 Prozent wurde der Link durch bekannte Kolleginnen Praxis sind, fiel die Entscheidung tätig zu sein. So war die Anzahl der weitergeleitet oder sie wurden direkt diesmal für dieses Befragungsme- zu beantwortenden Fragen zum Teil per E-Mail kontaktiert. dium, auch in der Hoffnung, dass unterschiedlich. damit eine größere Teilnahmeaktivi- Im März und April erfolgte die sta- Befragung tät erreicht werden kann. Da es um tistische Auswertung mittels IBM Der Online-Fragebogen wurde Erfahrungen aus der beruflichen SPSS Statistics 25 (IBM, Armonk, durch eine Arbeitsgruppe entwi- Tätigkeit ging, wurden Schüler nicht New York, USA). Es fand eine de- ckelt, der Birgit Blumenschein, Dr. in die Umfrage einbezogen. Der in skriptive Auswertung statt, die bei Daniel Buchholz, Candy Cermak, mehreren Abstimmungsrunden den offenen und halboffenen Fragen Birgit Leuchtmann-Wagner, Ursula entstandene Fragebogen wurde zu- qualitativ ergänzt wurde. Einige Ant- Lukas, Dennis Papanouskas, Natha- nächst einem Pretest unterzogen, worten bei halboffenen Fragen unter lie Wayand sowie die Geschäftsfüh- an dem sich 20 Verbandsmitglie- „Sonstiges“ ließen sich nachträglich rerin des VDD Evelyn Beyer-Reiners der beteiligten und zum Teil wich- bereits vorgegebenen Kategorien zu- und die Präsidiumsmitglieder Uta tige Rückmeldungen gaben, für die ordnen. Alle neuen Antworten und Köpcke, Matthias Zöpke und Sabine sich das Präsidium an dieser Stelle die Antworten auf offene Fragen Ohlrich-Hahn angehörten. Es gab herzlich bedankt. Daraufhin wurde wurden kategorisiert und gemäß eine Orientierung an der Befragung der Fragebogen nochmals überar- der qualitativen Inhaltsanalyse nach von 2010, aber alle Arbeitsgruppen- beitet und über SurveyMonkey® pro- Mayring [2] ausgewertet. mitglieder brachten zusätzlich neue grammiert. Der Fragebogen hatte und aktuelle Impulse aus ihrer eige- insgesamt 48 Fragen. Ein Teil der Ergebnisse und Entwicklungen nen Tätigkeit ein, die in unterschied- Fragen richtete sich an alle Teilneh- Die Berufsgruppe ist weiterhin lichen Bereichen angesiedelt ist. Da mer. Zudem gab es spezielle Teile weiblich bestimmt, denn 96 Pro- die digitalen Medien sich mittler- zu den einzelnen Berufsfeldern, die zent (n = 1055) der Befragten sind weile enorm entwickelt haben und nur dann angezeigt wurden, wenn Frauen. Im Vergleich zu 2010 hat Online-Befragungen derzeit übliche der Befragte angab, in diesem Feld sich der Anteil männlicher Berufs- 1 Da weitere Veröffentlichungen in Vorbereitung sind, kann in diesem Beitrag nicht auf alle Ergebnisse eingegangen werden. 2 Ernährungstherapie, Prävention und Gesundheitsförderung sowie Rehabilitation. D&I · 4/2020 11
angehöriger von 2 auf 4 Prozent gungsteilnehmer arbeiten in einem beruflicher Tätigkeit. 26 Prozent erhöht. Der Anteil von Berufsan- Berufsfeld von Diätassistenten, wo- arbeiten freiberuflich im ambulan- gehörigen mit Hochschulzugang bei hier auch Ausbildung und Leh- ten Bereich, 9 Prozent übernehmen (Abitur/Fachhochschulreife oder re in der Diätetik inkludiert sind. Honoraraufträge, bei 3 Prozent wur- vergleichbar) liegt inzwischen bei 11 Prozent arbeiten derzeit nicht in de Sonstiges gewählt. Zum Ort der 60 Prozent (n = 1055) und ist im einem derartigen Berufsfeld. Die Angestelltentätigkeit wurden fol- Vergleich zu 2010 um 18 Prozent ge- Gründe zeigt Abbildung 1. gende Angaben gemacht: 31 Prozent stiegen. 99 Prozent (n = 1034) aller Bei den Arbeitsmodellen insgesamt (n = 598) sind in einem Medizini- Befragten haben ihre Ausbildung in bildet die Angestelltentätigkeit den schen Versorgungszentrum (MVZ), Deutschland absolviert, 19 Prozent Hauptanteil, 89 Prozent (n = 1050) einer Klinikambulanz oder in einem verfügen zusätzlich über einen aka- arbeiten Vollzeit oder Teilzeit als An- Zentrum für ambulante Rehabilita- demischen Abschluss. 34 Prozent gestellte. 10 Prozent sind ausschließ- tion, 11 Prozent in einer Arztpraxis, (n = 1033) üben eine Leitungs- bzw. lich selbstständig tätig, 0,4 Prozent 5 Prozent in einer Ernährungspraxis Führungsfunktion aus. 61 Prozent arbeiten als Unternehmer/-in und be‑ ohne ärztliche Leitung, 4 Prozent (n = 348) der Führungstätigkeiten schäftigen weitere Angestellte. Einen bei einer Krankenkasse und 2 Pro- sind im Bereich Ernährungsthe- genauen Überblick gibt Abbildung 2. zent in einer Apotheke beschäftigt. rapie, 26 Prozent im Bereich Ver- Geht es um die Tätigkeitsfelder, pflegungsmanagement, 8 Prozent Patientenbezogene Tätigkeiten dann sind 80 Prozent (n = 1051, in der Lehre angesiedelt. 5 Prozent Bei näherer Betrachtung der pa- Mehrfachnennungen möglich) der bekleiden sonstige Führungspositi- tientenbezogenen Tätigkeit2 im Diätassistenten in der ambulanten onen. Berufsangehörige, die in ei- ambulanten Bereich sind 53 Pro- und stationären Ernährungsthera- gener Praxis arbeiten, wurden nicht zent (n = 598) der Diätassisten- pie, weitere 21 Prozent in der Prä- mitgezählt, weil dies automatisch ten ausschließlich angestellt tätig, vention und betrieblichen Gesund- eine Führungsfunktion impliziert. 9 Prozent arbeiten in einem Misch- heitsförderung und 27 Prozent in 89 Prozent (n = 1254) der Befra- verhältnis aus angestellter und frei- der stationären und ambulanten Rehabilitation tätig. 31 Prozent ar- beiten im klinischen oder betrieb- lichen Verpflegungsmanagement, 17 Prozent im Bereich Ausbildung und Lehre. Im Gegensatz zu 2010 Abbildung 2: Am ehesten zutreffendes ist der Anteil der in Senioren- und Arbeitsmodell für Diätassistenten (n = 1050) Pflegeeinrichtungen Tätigen von 3 auf 5 Prozent gestiegen. 3 Prozent geben an, in der Forschung tätig zu VZ angestellt 411 sein (Abb. 3). Die Frage nach derzeit in ihrem Ar- VZ angestellt + frei- 124 beitsbereich unbesetzten Stellen ver- berufliche Einzelaufträge neinen 73 Prozent (n = 1050), 8 Pro- nur Selbstständigkeit 108 zent konnten auf diese Frage keine Antwort geben. 10 Prozent wiesen Arbeit als Unternehmerin auf unbesetzte Stellen im Bereich 4 mit Angestellten Verpflegungsmanagement, 8 Pro- zent im Bereich Ernährungstherapie TZ angestellt 221 und 1 Prozent im Bereich Ausbil- dung und Lehre hin. Im Hinblick TZ angestellt + frei- 110 auf die Entwicklung gaben 17 Pro- berufliche Einzelaufträge zent (n = 1050) an, dass eine Erwei- 50 % TZ + 18 terung des bestehenden Stellenpools 50 % freiberuflich in ihrem Arbeitsbereich geplant ist. > 50 % TZ + 12 Prozent der Stellen sollen gemäß < 50 % freiberuflich 39 diesen Angaben im Bereich Ernäh- < 50 % TZ + rungstherapie entstehen. > 50 % freiberuflich 15 Diätassistenten sind auch an Schu- lungs- und Fortbildungsmaßnah- 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 men beteiligt, die nicht zur Patien- Teilnehmende in Prozent
Abbildung 3: Tätigkeitsfelder von Diätassistenten (n = 1051) stationäre/ ambulante ET/EB 839 klinisches/ betriebliches VM 327 stationäre/ 281 ambulante Reha Prävention, betriebl. 216 Gesundheitsförderung Ausbildung und Lehre 183 Senioren-/ 56 Pflegeeinrichtung Forschung 27 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Teilnehmende in Prozent tenschulung und nicht zu regulären Ausbildungsmaßnahmen für Diät- assistenten zählen. Diese werden von 50 Prozent (n = 1051, Mehrfach- nennungen möglich) der Befragten durchgeführt, mit 25 Prozent am Abbildung 4: Prozentualer Anteil der Arbeitszeit, in der Tätigkeiten häufigsten für das Pflegepersonal, ausgeübt werden, die der fachlichen Qualifikation entsprechen dann folgen das Küchenpersonal (n = 1050) (22 %) sowie Verpflegungsassis- tenten und Servicekräfte (17 %). 17 Prozent der Diätassistenten sind an Schulungsmaßnahmen für Ärz- < 25 % 171 te, 18 Prozent für andere Berufs- gruppen im Gesundheitswesen und > 25 – 50 % 130 10 Prozent innerhalb der eigenen Berufsgruppe beteiligt. Auf die Frage nach der subjektiven > 50 – 75 % 175 Einschätzung, wie viel Prozent der Arbeitszeit der derzeit ausgeübten Tätigkeit der eigenen fachlichen > 75 – 100 % 301 Qualifikation (inkl. Fort- und Wei- terbildung) entsprechen, gab die Mehrheit (55 % n = 1050) mindes- 100 % 273 tens 75 Prozent an. Allerdings schät- zen auch 16 Prozent ein, weniger 0 5 10 15 20 25 30 35 als 25 Prozent der Arbeitszeit ihrer Qualifikation gemäß gefordert zu Teilnehmende in Prozent sein. Eine genaue Übersicht liefert Abbildung 4. D&I · 4/2020 13
Abbildung 5: Verpflegungssysteme in den Einrichtungen, in denen Diätassistenten im Verpflegungsmanagement arbeiten (n = 417, Mehrfachnennungen möglich) den die Antwortkategorien für Tätig- keiten zusammengezählt, die immer Cook and Serve 239 und häufig in den Aufgabenbereich fallen, ergibt sich folgendes Bild (Mehrfachnennungen möglich): Für Cook and Chill 133 63 Prozent gehören Allergenkenn- zeichnung, für 60 Prozent Qualitäts- sicherung inkl. Bandendkontrolle, Cook and Hold 76 für 54 Prozent Speiseplanerstellung und -berechnung (für weitere 42 % Rezepterstellung und -berechnung) Cook and Freeze 20 und für 52 Prozent Mitarbeit am Hygienekonzept bzw. bei der Hygi- Sous-vide-Verfahren 16 eneüberwachung zum Arbeitsalltag. 49 Prozent sind an Kochtätigkeiten beteiligt, 39 Prozent arbeiten am keine eigene Küche 11 Speisenverteilband, 29 Prozent in der Speisenausgabe oder am Buffet. Tätigkeiten im Zusammenhang mit 0 10 20 30 40 50 60 70 der betriebswirtschaftlichen Verant- wortung werden von 29 Prozent, Teilnehmende in Prozent für Wareneinkauf und Kalkulation von 24 Prozent der Befragten immer oder häufig ausgeführt. Befragte (n = 890), die ernährungs- therapeutische bzw. präventive Maßnahmen durchführen, schät- zen subjektiv ein, dass sie 51 Pro- Abbildung 6: Zufriedenheit mit der zent ihrer Arbeitszeit im direkten derzeitigen Tätigkeit (n = 1031) Patientenkontakt verbringen. Da es bisher keine Vorgaben gibt, welcher Zeitumfang für Vorbereitung sowie 4 3 Nachbereitung und Dokumentati- % % on der Tätigkeit für einen Patienten 8% 23 % zu veranschlagen wäre, wurde auch hierzu die subjektive Angabe zur aufgewendeten Zeit erfragt. Hier- bei ergaben sich im Durchschnitt jeweils 18 Minuten, also insgesamt mehr als eine halbe Stunde pro Pa- 28 % tient. Etwa ein Drittel der Befragten gab an, dass sie die ihnen gegenwär- tig zur Verfügung stehende Zeit je- 34 % doch für zu wenig halten. Verpflegungsmanagement 9 Prozent (n = 995) der Befragten sind ausschließlich, 35 Prozent für einen Teil ihrer Arbeitsaufgaben im sehr zufrieden überwiegend unzufrieden Verpflegungsmanagement tätig. Das zufrieden unzufrieden Aufgabenspektrum hierbei zeigt überwiegend zufrieden sehr unzufrieden sich sehr vielfältig und heterogen in Bezug auf die Anforderungen. Wer- 14 D&I · 4/2020
Abbildung 7: Zusammenhang zwischen der Berufszufriedenheit und einer Tätigkeit, die der Qualifikation entspricht p < 0,001* 100 80 Teilnehmende in Prozent 60 40 sehr zufrieden zufrieden 20 überwiegend zufrieden überwiegend unzufrieden unzufrieden 0 sehr unzufrieden 100 % > 75 – 100 % > 50 – 75 % > 25 – 50 % < 25 % Wie viel Prozent Ihrer wöchentlichen Arbeitszeit widmen Sie im Durchschnitt Tätigkeiten, die Ihrer fachlichen Qualifikation (inkl. Fort- und Weiterbildungen) und Ihrem Tätigkeitsprofil entsprechen? In Bezug auf die Verpflegungssyste- zent (n = 230, Mehrfachnennungen haben Fort- oder Weiterbildungen me wird von den Befragten Cook & möglich) übernehmen die Ausbil- abgeschlossen, die zur Führung ei- Serve am häufigsten genannt, dann dung von Diätassistenten, 34 Pro- ner Zusatzbezeichnung berechtigen. folgt Cook & Chill. Eine genaue Auf- zent für Pflegekräfte und andere 79 Prozent (n = 1034, Mehrfachnen- listung zeigt Abbildung 5. Gesundheitsberufe. 10 Prozent sind nungen möglich) sind fortbildungs- 48 Prozent (n = 410) der Einrichtun- in der hochschulischen Lehre tätig. zertifiziert, davon 66 Prozent beim gen der Gemeinschaftsverpflegung, 19 Prozent arbeiten in der Fort- und VDD. 56 Prozent (n = 1034) neh- in denen Diätassistenten arbeiten, Weiterbildung von Diätassistenten, men jährlich mehr als 20 Stunden sind nur für die Inhouse-Verpfle- 7 Prozent von Diabetesberatern bzw. an Fortbildungsveranstaltungen teil, gung zuständig, 40 Prozent sorgen Diabetesassistenten, 3 Prozent für 48 Prozent (n = 1034) nutzen ab und für Inhouse-Verpflegung und fun- andere, bisher nicht genannte Be- zu oder regelmäßig Online-Fortbil- gieren zudem als Verteilzentrum für rufsgruppen. dungen. weitere Einrichtungen, 4 Prozent 19 Prozent (n = 1008) der Befragten sind externer Produktionsstandort waren und sind im Rahmen ihrer Berufszufriedenheit für mehrere Einrichtungen, 3 Pro- beruflichen Tätigkeit an Forschungs- 23 Prozent (n = 1031) sind mit ihrer zent externes Verteilzentrum für aufgaben beteiligt. Die Bereiche sind derzeitigen Tätigkeit sehr zufrieden, mehrere Einrichtungen. 63 Prozent dabei vielfältig, sie erstrecken sich 34 Prozent zufrieden und weitere (n = 409) der Einrichtungen für die von Forschungen zu bestimmten 28 Prozent überwiegend zufrieden Gemeinschaftsverpflegung werden medizinischen Indikationen über (Abb. 6). in Eigenregie betrieben, 20 Prozent Prävention, Lehre, Berufspolitik bis Wird die Berufszufriedenheit unter von einer Servicegesellschaft, 15 Pro- zur Digitalisierung und zum Ver- dem Aspekt des subjektiven Gefühls zent von einem Caterer, der Rest pflegungsmanagement. einer der Qualifikation entsprechen- sind Misch- oder Sonderformen. den Tätigkeit betrachtet, sind Teil- Fort- und Weiterbildung nehmer mit einem hohen prozentu- Ausbildung und Lehre Wie schon bei der Befragung 2010 alen Anteil von Tätigkeiten, die ihrer sowie Forschung festgestellt wurde, ist die Fort- und Qualifikation entsprechen, zufriede- 24 Prozent (n = 980) der Befragten Weiterbildungsaktivität innerhalb ner (Abb. 7). Das lässt sich auch für arbeiten haupt- oder nebenberuflich der Berufsgruppe hoch. Zwei Drit- die Anzahl der aktiven Berufsjahre in Ausbildung und Lehre. 53 Pro- tel der Befragten (66 %, n = 1034) feststellen: Wer lange im Beruf ver- D&I · 4/2020 15
Abbildung 8: Häufige Gründe, die für oder gegen eine Berufszufriedenheit von Diätassistenten sprechen Ω Spaß Ω schlechte Vergütung Ω abwechslungsreich Ω zu wenig Wertschätzung Ω Teamarbeit Ω Tätigkeit entspricht nicht Ω Aufgabenfeld der Qualifikation Ω eigenverantwortliches Arbeiten Ω keine Zusammenarbeit im Ω interdisziplinäre Zusammenarbeit (interdisziplinären) Team Ω Traumberuf Ω zu wenig qualifiziertes Personal Ω Patientenkontakt Ω zu wenig Zeit Ω flexible Arbeitszeiten Ω hoher Küchenanteil Ω zu wenig Patientenkontakt weilt, ist zufriedener. Es könnte aber weisen [3, 4]. Der § 43 SGB V, über onskliniken [7]. Obwohl die Erar- auch ein Beleg dafür sein, dass Di- den im ambulanten Bereich noch beitung und Implementierung des ätassistenten, die zufrieden sind, ih- die meisten Leistungen finanziert prozessgeleiteten Handelns mittels ren Beruf langfristig ausüben. Häu- werden, stellt nur eine Kannleistung G-NCP deutlich machen, dass die fig genannte Gründe, die für oder dar [5]. Tätigkeiten im Bereich Prä- Ernährungsintervention nur erfolg- gegen die Zufriedenheit im Beruf vention und Gesundheitsförderung versprechend durchgeführt werden sprechen, sind in Abbildung 8 auf- sind mit einem hohen bürokrati- kann, wenn ein umfassendes Er- geführt. schen Aufwand verknüpft. Trotz al- nährungsassessment, die Stellung lem zeigt die Befragung, dass sich der Ernährungsdiagnose und eine Fazit und Implikationen Diätassistenten in den klassischen Interventionsplanung stattfinden, Der wissenschaftlich-technische Bereichen der Ernährungstherapie der Prozess durch Monitoring be- Fortschritt im Bereich Medizin eine feste Position gesichert und das gleitet wird und eine abschließen- und Ernährung, die demografische neu geregelte Feld Prävention und de Evaluation und Dokumentation Entwicklung und das gewandelte Gesundheitsförderung [6] mit er- erfolgen [8], gibt es hierfür nur sehr Krankheitsspektrum, die Etablie- obert haben. eingeschränkt Abrechnungskriteri- rung der Evidenzbasierung und eine Die Tendenz, dass sich im Bereich en. Einzig bei der Ausgestaltung der sich wandelnde Rolle der Patienten Ernährungstherapie neue Stellen er- Bedingungen für das Heilmittel Er- von „braven Befehlsempfängern“ geben und der derzeitige Stellenpool nährungstherapie für seltene ange- hin zu gut Informierten und kritisch in den Einsatzbereichen von 12 Pro- borene Stoffwechselstörungen und Hinterfragenden stellen hohe Anfor- zent der Befragten erweitert werden Mukoviszidose [9] konnten schon derungen an die berufliche Tätigkeit soll, sind ein positives Zeichen. Die bessere Bedingungen erreicht wer- von Diätassistenten. Zugleich haben zunehmende Verankerung von Er- den. Die Aufnahme weiterer Indika- sich die Rahmenbedingungen für nährungstherapie in diversen Leit- tionen für die Ernährungstherapie Tätigkeiten von Diätassistenten in linien und die Ergebnisse aus der in die Heilmittelrichtlinie könnte den letzten Jahren erheblich verän- Erprobungsphase des neuen OPS- perspektivisch zu einer Aufwertung dert. Die Bedingungen für Abrech- Kodes Ernährungsmedizinische der Leistungserbringung führen. nung und Leistungserbringung von Komplexbehandlung 8-98j [4] könn- Voraussetzung wäre jedoch, dass Tätigkeiten, die von Diätassistenten ten hier zu weiteren Verbesserungen sich ein Nutzennachweis für diese erbracht werden, sind sowohl im führen. Diese Entwicklung muss ab- Indikationen erbringen lässt. stationären als auch im ambulanten gewartet werden. Die strukturellen Dass subjektiv eine durchschnitt- Bereich nach wie vor unzureichend. Bedingungen für die Gestaltung von liche Vor- und Nachbereitungszeit Aufgrund nur sehr eingeschränkter Ernährungstherapie im stationären von jeweils 18 Minuten benötigt Abrechnungsmöglichkeiten im Rah- Bereich bedürfen ebenso einer Ver- und jeweils von rund einem Drittel men von DRG’s bzw. OPS-Kodes besserung. Stellenkennzahlen für der Teilnehmenden als nicht ausrei- können Diätassistenten ihren finan- einen Schlüssel, auf wie viele Pati- chend empfunden wird, kann nur ziellen Mehrwert im stationären Be- enten ein Diätassistent einzusetzen als erste Bestandsaufnahme gewer- reich bisher nur eingeschränkt nach- ist, existieren nur für Rehabilitati- tet werden. Hierzu wären detaillierte 16 D&I · 4/2020
und objektivierbare Erhebungen nö- hen Fort- und Weiterbildungsaktivi- [11], wäre ein probates Mittel, um tig, um aufzuzeigen, welche Zeiten täten der Berufsgruppe. Sie zeigen den bestehenden „Leistungserbrin- für eine qualitätsgesicherte Durch- das breite Spektrum und die Vielfalt gungsdschungel“ zu beenden und führung der Ernährungstherapie an- von Einsatzgebieten, in die Diätas- mehr Sicherheit für die Patienten zu gemessen und nötig sind. Die Anga- sistenten ihre Kompetenzen ein- schaffen. be, dass für Tätigkeiten im Bereich bringen können. Sie könnten jedoch Die seit langem bestehenden Forde- Ernährungstherapie nur 51 Prozent auch darauf hinweisen, dass be- rungen des VDD nach einer neuen der Arbeitszeit in direktem Patien- stimmte Kompetenzen derzeit eben Berufsbezeichnung, die sowohl dem tenkontakt stattfinden, erscheint re- nur über diesen Weg erlangt wer- Berufsfeld als auch der Eigenstän- alistisch, wenn Terminabsprachen, den können, weil sie in der Ausbil- digkeit der Leistungserbringung Auswertungen von Befunden und dung bisher nicht vorgesehen sind gerecht wird [11], können durch die Ernährungsprotokollen, interdiszi- und eine geregelte Aufstiegsquali- Umfrageergebnisse bekräftigt wer- plinäre Teamsitzungen, Dokumen- fizierung seitens des Gesetzgebers den. Die Befragung wies nach, dass tationsaufwand, Wegezeiten usw. fehlt. Die Angaben zur Nutzung von im Berufsfeld Tätigkeiten in Thera- berücksichtigt werden. Insofern Onlinemedien für die Fortbildung pie, Rehabilitation, Prävention und scheinen die aktuell üblichen Ver- stammen aus der „Vor-Corona-Zeit“. Gesundheitsförderung zu verzeich- gütungssätze im Rahmen des § 43 Hier dürfte sich in den letzten Mo- nen sind, was der Diätetik entspricht. mehr als überarbeitungsbedürftig. naten eine deutliche Zunahme er- Somit lassen sich Begründungen für Auch im Bereich Verpflegungsma- geben haben, die sicher auch weiter den vorgeschlagenen neuen Berufs- nagement haben sich Wandlungen bestehen bleibt und insbesondere namen „Diätologe“ ableiten. Die vollzogen. Das durch die Umfrageer- den Fortbildungsmarkt künftig ent- Umfrageergebnisse belegen aber in gebnisse belegte Tätigkeitsspektrum scheidend prägen wird. besonderem Maße die Ernährungs- weist darauf hin, dass für Diätassis- Der Trend zur Akademisierung hat therapie als Kernaufgabe unserer tenten, die in diesem Bereich tätig auch die Berufsgruppe der Diätassis- Berufsgruppe und stützen den Vor- sind, zunehmend Anleitungs-, Über- tenten erreicht; hier ist es dringend schlag, den Berufsnamen in „Ernäh- wachungs- und Steuerungsfunktio- an der Zeit, die Möglichkeit einer rungstherapeut“ zu verändern. nen zu verzeichnen sind; Aufgaben, grundständigen Ausbildung und die für eine qualitätsgesicherte und gleichzeitig die Durchlässigkeit der bedürfnisgerechte Ernährungsver- Ausbildung zum akademischen Ab- sorgung der Patienten unabdingbar schluss, wie vom VDD gefordert [11], sind. Die lange Zeit als klassisch an- im Zuge der geplanten Gesetzesno- Die Autorinnen gesehenen Tätigkeiten bei der Zube- vellierung festzuschreiben. reitung von Speisen und Gerichten Die Berufszufriedenheit fällt gegen- in der Diätküche sind zwar noch vor- über der Befragung von 2010 um Katrin Fuhse handen, dominieren dieses Berufs- 5 Prozent niedriger aus, das könn- Ω B.Sc. Diätetik feld jedoch nicht mehr. Allerdings te auch damit zusammenhängen, scheint gerade für dieses Berufsfeld dass sich der Anspruch und das kfuhse@gmx.de der Anteil von Aufgaben vergleichs- berufliche Selbstverständnis von Di- weise häufiger vorzukommen, die ätassistenten in den letzten Jahren nicht dem eigentlichen Qualifika- deutlich erhöht haben. Die Rolle als tionsanspruch von Diätassistenten eigenständig agierender Therapiebe- zugerechnet werden, wie einfache ruf wird zunehmend eingefordert, Tätigkeiten am Speisenverteilband, lässt sich aber unter den beschriebe- bei der Essensausgabe oder eben bei nen inhaltlichen und strukturellen der Zubereitung von Speisen und Rahmenbedingungen nicht unum- Gerichten in der Großküche. Wer schränkt wahrnehmen. Die Ausbil- Sabine Ohlrich-Hahn sich die Ausbildungsinhalte und das dungsinhalte von 1994 erweisen Ausbildungsziel [10] vergegenwär- sich immer mehr als reformbedürf- Ω Dipl. med. päd. tigt, dem dürfte klar sein, dass sich tig und somit wird die angekündigte Ω Hochschule bei Dominanz dieser Tätigkeiten auf Novellierung des Berufsgesetzes [12] Neubrandenburg Dauer ein Widerspruch ergibt, was mit hohen Erwartungen verbun- Studiengang Diätetik, sich auch bei Angaben zur Berufszu- den. Ein Tätigkeitsvorbehalt, der die Brodaer Straße 2, friedenheit widerspiegelt. Tätigkeit im Bereich Ernährungs- 17033 Neubrandenburg Unbedingt hervorzuheben und zu therapie an den gesetzlich regle- würdigen sind die unverändert ho- mentierten Berufsabschluss knüpft ohlrich@hs-nb.de Die Literaturliste ist zu finden unter: www.vdd.de → Presse und News D&I · 4/2020 17
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