Die Argo Bau und Jungfernflug eines Starrluftschiffmodells

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Die Argo Bau und Jungfernflug eines Starrluftschiffmodells
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                                           Die Argo
                     Bau und Jungfernflug eines Starrluftschiffmodells

    1.   Warum?
    2.   Plan
    3.   Bauabschnitte
              a. Gerüst
              b. Hülle
              c. Gassack
              d. Elektronik
              e. Programmierung
    4.   Die Kiste
    5.   Jungfernflug

    1. Warum ein Luftschiff bauen?

    Die Argo ist kein gewöhnliches Luftschiff, sie ist als Starrluftschiff geplant. Das bedeutet, so wie die
    alten Zeppeline hat sie ein starres aerodynamisches bespanntes Außengerüst in dessen Inneren sich
    mehrere Gassäcke befinden. Das hat einige Vorteile gegenüber normalen Ballons, aber gleichzeitig
    auch eine Reihe von Nachteilen die den Bau eines solchen Modells zu einem großartigen Problem
    machen. In dieser kleinen Projektdokumentation zeigen wir wie einige dieser Probleme gut, andere
    in Ansätzen gelöst wurden.

    Die Argo ist gleichzeitig ein experimentelles Luftschiff, bei dem eine Hüllenform getestet wird, die die
    Ruder, ähnlich wie bei einem Kanu direkt in die Form integriert. Das erhöht die Aerodynamik sowie
    das Volumen des Schiffs. Gleichzeitig soll die Argo zwei kleine diagonal drehbare Brushless Motoren
    nutzen um neben dem Vorwärtsflug auch extrem enge Kurven oder rückwärts Einparken zu
    beherrschen.

    Um die ganze Geschichte noch spannender zu machen soll die Argo ihren Jungfernflug auf der
    Luftschiffregatta der Airship Association in Sussex, UK antreten. Das heißt das fertige, höchst filigrane
    Luftschiff muss irgendwie unbeschadet von Deutschland, über die Beneluxländer und den Kanal bis
    ins Vereinigte Königreich kommen. Aber erst mal muss die Argo geplant werden.

    2. Plan:

    Die Argo wurde von ihrem Vorgänger „Hugin“ abgeleitet, der noch über 4 starre Ruderflächen am
    Heck verfügte, die aus der Hüllenform herausgezogen sind. Die Argo selbst wurde auf 3 größere
    Ruderflächen umgestaltet, von denen jede in eine bewegliche Fläche mündet, die von einem Servo
    angesteuert wird. Durch 3 Ruder spart das Schiff etwas Gewicht gegenüber der 4 Ruder Variante und
    verliert im Prinzip keine Freiheitsgrade. Etwas schwieriger ist die Ansteuerung dieses Lambda-
    Ruders, aber da ein Microcontroller zum Einsatz kommen wird, ist das kein größeres Problem.
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    Im Bild schon sichtbar ist die
    Zerlegung der Hülle in
    einzelne Querschnitte die
    später als Grundlage für das
    Gerüst dienen. Das Gerüst
    wird aus 1 mm starkem
    Balsaholz in 3 mm breiten
    Bahnen entstehen, mit
    Ponal      verklebt       und
    anschließend mit hauch-
    dünnem Papier bespannt.
    Die Gassäcke entstehen aus
    Rettungsdecke und werden
    formlos in die Hülle gestopft und mit Helium gefüllt. Die Elektronik kommt von Slowflyern und wird
    über einen Panstamp Micro-controller vom PC aus per Joystick gesteuert. Der Transport nach
    England schließlich soll in einer maßgeschneiderten Kiste passieren. Kommen wir also zur
    Realisierung.

    Die Argo wurde wie folgt berechnet. Bei einer Länge von 2,4 m und einem größten Durchmesser von
    ca. 0,6 m hat sie ein theoretisches Innenvolumen von 470 Litern. Dies entspricht, bei
    minderwertigem Ballongas, einem praktischen Auftrieb von 470 g. Auf diese 470 g verteilen sich die
    Gewicht der verschiedenen Baugruppen geschätzt folgendermaßen:

        Gerüst – 100 g
        Bespannung – 64 g
        Gassäcke – 80 g
        Elektronik – 80 g

    Das entspricht 324 g Gesamtgewicht. Da dies eine optimistische
    Rechnung ist, und es in der Praxis grundsätzlich schlechter wird,
    gingen wir beim Bau von über 150 g Redundanz in Gewicht aus,
    damit auch beim Auftreten von Problemen das Endkonstrukt in der
    Lage ist zu schweben. Das wird sich auszahlen, wie wir später sehen
    werden.

    3. Bauabschnitte:

    Das Gerüst

    Das filigrane Gerüst wird in zwei Abschnitten gebaut, eine Ober-
    und eine Unterseite, die anschließend in der Mitte verklebt werden.
    Als Schablone dienen 13 MDF Platten die dem 3D Modell
    entsprechend zugeschnitten wurden. Um die Querschnitte vom
    Computer auf die MDF Platten zu übertragen, wurde das
    referenzierte Bild mit einem Beamer auf die Holzplatten geworfen
    und abgezeichnet. Nun wird das Baumaterial produziert, aus nicht
    ganz 3 Platten 1 mm starkem Balsaholz 10 x 100 cm wurde ein
    riesiger Haufen filigraner Balsabalken geschnitten, die die Träger für
    das Gerippe bilden. Einer dieser Balsaholzbalken wiegt etwa 0.8g
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    und ist alleine recht zerbrechlich und flexibel. Der
    Verbund der Balken in einer großen Struktur mit
    Quer und Längsträgern ist jedoch erstaunlich
    stabil und kann einiges an Belastungen
    wegstecken. Gleichzeitig ist das Material flexibel
    und kann auf spezielle Weise in Form gebracht
    werden, was für den Bau der Argo mit ihrer
    komplizierten Hüllenform perfekt ist. Als ersten
    Schritt werden die Längsspanten auf der Vorlage
    fixiert. Im zweiten Schritt werden Querrippen der
    Form nach gebogen und aufgeklebt. Damit die
    Rippen die korrekte Form auch halten werden sie
    in Wasser eingelegt und anschließend an den
    Knickpunkten über einem Lötkolben gebogen.
    Diese Technik kommt etwas abgewandelt im
    Schiffsbau vor und so kann Holz dauerhaft in
    Form gebracht werden. Die getrockneten und in
    Form gebrachten Querrippen werden nun ganz
    einfach      mit    Ponal,    jeweils    an      den
    Kreuzungspunkten auf den Längsspanten
    aufgeklebt. Zur Fixierung verwenden wir
    Klammern aus dem Gartenbedarf, mit denen man
    eigentlich Kletterpflanzen dazu bringt an ihren
    Stangen zu bleiben. Diese Klammern sind leicht und haben einen guten Anpressdruck, außerdem
    hatten wir reichlich davon. In diesem Abschnitt ist die Geschwindigkeit des Baus prinzipiell nur durch
    die Menge der Klammern und das Abtrocknen des Klebers bestimmt.

    Bestimmte Bereiche des Schiffs wie die
    Ruderkonstruktion am Heck, oder die
    Ansatzpunkte der Motoren am Bug
    wurden      verstärkt,    indem      zwei
    Balsahölzer    übereinander     verklebt
    wurden. Das verleiht der Spante eine
    deutliche Steigerung in der Steifheit,
    bedeutet aber auch zusätzliches
    Gewicht. Auf diese Weise wurde also
    zuerst die Oberseite des Schiffs
    konstruiert und anschließend die
    Unterseite. Um Platz zu schaffen, ist nun
    der richtige Zeitpunkt gekommen eine
    Konstruktion von Schnüren an der Decke
    des Zimmers anzubringen, um das Luftschiff später dort hoch zu hängen. An zwei Seilen konnte so
    die Oberseite der Argo an die Decke gehängt werden und so über der fertigen Unterseite positioniert
    werden, dass beide Stücke, im genau richtigen Abstand verklebt werden können. Die so fertige
    Gerüststruktur wird nun wieder an der Decke hochgezogen und so kann das Schiff von allen Seiten
    bearbeitet werden. Verschiedene Ankerpunkt in der Struktur für die Haken, die von der Decke
    herabhängen machen es sogar möglich das Schiff zu drehen um es von verschiedenen Seiten zu
    bearbeiten. Hier wurde bereits deutlich, dass beim Bau des Gerüstes ein wenig zu sehr an Gewicht
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    gespart wurde und die Struktur dadurch zwar einiges an Steifheit besitzt, aber wahrscheinlich nicht
    genug um das Bespannpapier sauber aufzutragen. Aber das passiert im nächsten Bauabschnitt.

    Gesamtgewicht an dieser Stelle: 60 g (Geschätzt waren 80 g)

    Die Bespannung:

    Um die Aerodynamik eines Starrluftschiffs zu
    schaffen, muss das Gerüst bespannt werden. Für
    ein Modell in der Größe der Argo mit etwa 2,5m
    Länge ist beim Bespannmaterial einzig wichtig
    dass es so leicht wie möglich ist. Das leichtest
    mögliche Material ist eine Art Mylar
    Kondensatorfolie, die angeblich mit wenigen
    Gramm pro m² daherkommt, aber für uns nicht zu
    beschaffen war. Vorhanden war eine große Rolle
    extrem dünnes Brotpapier, das sich gut verkleben
    ließ und ein Gewicht von ca. 12 g pro m² auf die
    Waage brachte. Da eine geschätzte Oberfläche von 4.5 m² bespannt werden musste, und reichlich
    Abfall beim Zuschnitt anfällt haben wir uns für diese bezahlbare Lösung entschieden. Bahn für Bahn
    wird dieses Papier nun zugeschnitten und mit extrem dünn aufgetragenem Ponal mit dem Gerüst
    verklebt. Die ist eine langwierige meditative Arbeit, verlang hohe Sorgfalt und zog sich über viele
    Abende hinweg. Die komplizierte Struktur des Hecks und die Rundungen des Bugs sorgten für einige
    Probleme beim Anbringen der Papierstücke, die sich später in Faltenwurf bemerkbar machen, was
    der Ästhetik des Schiffs einen gewissen Abbruch tun sollte. Für Elektronik und die Gassäcke wurden
    einige Elemente der Struktur nicht zugeklebt, so dass der Innenbereich der Argo zugänglich blieb.
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    Nach dem Auftragen der Bespannung wurde das Luftschiff zu schwer für die exakte Feinwaage, aber
    die zur Verfügung stehende Ikea Waage brachte nur ungenaue Schätzungen zustande. Allem
    Anschein nach, ist das Gewicht aber deutlich über dem Schätzwert und ca. 220 g wiegt das Schiff mit
    der fertigen Bespannung, sowie dem vorher gebauten Gerüst. Schon eingerechnet sind 3
    Mikroservos die die Heckruder bewegen sollen. Kommen wir also zum nächsten Bauabschnitt, der
    Elektronik der Argo.

    Die Gassäcke:

    Der Auftrieb der Argo kommt von zwei Gassäcken die aus einer dünnen Alu beschichteten
    Kunststofffolie (16 g/m²) gefertigt sind. Diese wurden in etwa zugeschnitten und mit einem
    doppelseitigen Klebeband verbunden, das extrem starke und Gas-dichte Verklebungen zulässt. Im
    Prinzip wird ein großes Stück Folie einfach in der Mitte gefaltet und an den Rändern verklebt. Ein
    vorher eingelegter Folienschlauch ist der Füllstutzen und wird nach Füllung mit Klebeband
    verschlossen. Da die Form der Argo durch ihr Gerüst und die Bespannung festgelegt ist, kann der
    Gassack formlos das innere ausfüllen, was die Fertigung deutlich erleichtert.

    Elektronik:

    Grob skizziert besteht die Elektronik des Schiffs aus folgenden Komponenten:

        -   Ein 3,7 V 1S Lithium Polymer Akku am Bug, der das gesamte Schiff mit Strom versorgt
        -   Ein panstamp Modul, das zum einen die Funkverbindung zum Grund aufbaut und zum
            anderen die Servos ansteuert, im Prinzip also die Rolle eines flexiblen Empfängers
            übernimmt, der gleichzeitig Rechnen und auch noch Senden kann. Dieses panstamp Modul
            kontrolliert die anderen Komponenten:
        -   2 mikro Brushless Motoren mit ESC am Bug, die einzeln angesteuert werden können
        -   2 Servos, die jeweils die Richtung der Brushlessmotoren steuern und ein Schwenken des
            Schubstrahls von vorne nach Hinten ermöglichen.
        -   3 Servos am Heck die jeweils ein Ruder ansteuern.

    Insgesamt sind also 7 Fernsteuerkanäle zu belegen und recht komplex anzusteuern, aber dazu später
    mehr.

    Heckservos

    Als erstes wurden die Ruder ins Gerüst eingebaut
    und mit Servos verbunden. Um Gewicht zu sparen
    entschieden wir uns für micro Linearservos. Diese
    wogen mit Halterung nur 2.5 g und wurden mit
    dünnem Kuperlackdraht mit dem Controller im Bug
    verbunden. Alle 3 Servos im Heck teilen sich den
    Draht der die Versorgungsspannung liefert und
    haben je einen Draht für das Signal. Die 3 Servos
    können also mit 5 Einzeldrähten angesteuert
    werden. Nach Einbau der Ruder stellte sich heraus,
    dass die kleinen Linearservos zum einen zu
    schwach sind, und zum anderen recht zappelig,
    eine Kombination die sie von der Verwendung der
    Ruder ausschloss. Wir suchten also weiter und
    kamen zu den nächst größeren normalen RC Servos
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    (ca. 3 g), die direkt mit den Rudern verbunden einen Ausschlag von ca. 80° auf beide Seiten
    ermöglichten. Mithilfe des Controllers kann man den vollen Bereich der Servos nutzen, der
    normalerweise von handelsüblichen Fernsteueranlagen auf einen deutlich engeren Bereich begrenzt
    wurde. Im Fall der Ruder haben wir den Ausschlag schließlich auch wieder begrenzen müssen, da sie
    in Maximalauslenkung gerne miteinander kollidierten. Vor allem bei der Heckkonstruktion und deren
    Elektronik musste ein Maximum an Gewicht gespart werden, da im Vergleich weniger Traggas im
    Heck ist und dass erreichen einer horizontalen Balance des Schiffs nur mit viel Gewicht im Bug
    möglich ist.

    Motoren:

    Als Motoren verwendeten wir die kleinsten bezahlbaren Brushlessmotoren (2.3 g) die wir auf dem
    Markt ergattern konnten. Angesteuert werden diese von winzigen ESC(0.2 g), die über den
    Servodraht mit Strom versorgt werden. Das gesamte Bordnetz hängt direkt und ungeregelt am Akku,
    so dass Servos und Fahrtenregler mit einem Strom von, je nach Ladung des Akkus, 3.7 V – 4.2 V
    arbeiten, was im Experiment sehr gut funktioniert. Da die Motoren recht kräftig sind und rechnerisch
    bis zu 2 Ampere ziehen, entschieden wir uns zur Stromversorgung Kabel dickere und isolierte Kabel
    mit 0.14m² Querschnitt zu nutzen, während das Signal wieder über Kupferlackdraht zum ESC geleitet
    wird. Die kleinen Slowflyerluftschrauben wurden direkt auf die Motorwelle geklebt um das Gewicht

    für den Spinner zu sparen. Beide Motoren zusammen entwickeln trotz ihrer winzigen Größe
    ordentlich Schub und klingen durch den riesigen Resonanzkörper des Luftschiffs großartig.

    Motorservos:

    Zwei kräftigere 5g Servos regeln die Richtung des Motorschubs. Dies dient der besseren
    Manövrierbarkeit und funktioniert nach dem folgenden Prinzip. Die Motoren sind weit vorne im
    Schiff und ihre Schubachsen schräg angeordnet. Pusten die Propeller nach vorne, fliegt das Schiff
    nach hinten, pusten sie nach hinten, fliegt es vorwärts. Auf der Mittelstellung sind sie nach unten
    und nach Außen gerichtet. Ein Teil des Schubs geht also nach unten, ein anderer nach Links und
    Rechts. Wenn man nach oben fliegen will, wählt man diese Einstellung, will man zur Seite fliegen,
    wird einer der Motoren runtergeregelt, so dass durch den anderen Motor eine Kraft zur Seite
    entsteht. Dadurch dass die Motoren vorne angebracht sind, dreht sich das Schiff auf der Stelle. Die
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    Fassungen der Servos und Motorhalter wurden in FreeCAD designed und auf einem Ultimaker
    gedruckt. Da die Bauteile akkurat ausgeführt und wegen der Motorkräfte recht robust sein müssen,
    entschieden wir uns gegen eine Balsaholzkonstruktion und für die gedruckte Plastik Variante. Ein
    vollständiger Motorpod mit Propeller, Motor, ESC, Servo, Halterung und Kabeln wiegt so
    schlussendlich 15 g. Es kommen also 30 g für die beiden Pods zum Schiffgewicht hinzu.

    Der Akku:

    Um das Schiffsgewicht niedrig zu halten werden die kleinsten vertretbaren Batterien verwendet. Da
    die Motoren nicht sehr viel Strom benötigen, und Luftschiffe überhaupt außerordentlich sparsame
    Flieger sind, da sie keinerlei Energie für das Schweben verschwenden, sind 1S 300mAh Akkus perfekt
    geeignet und wiegen 8,5 g pro Stück.

    Die panstamp:

    Das Herzstück der Elektronik und Steuerzentrale des
    gesamten Luftschiffs ist ein panstamp Modul. Diese
    kleinen      Funkmodule         entstammen         einem
    Hausautomatisierungsprojekt und sind Freeware und
    werden per Arduino programmiert. Wir haben uns für
    diese Lösung entschieden, weil die Argo per Software
    über den PC gesteuert werden sollte, um völlig frei
    programmierbar die komplexe Ansteuerung der Motoren
    und Ruder zu schreiben. Gleichzeitig kann das
    Übertragungsprotokoll der Steuersignal frei geschrieben
    werden und ermöglicht so beliebig viele Kanäle und
    Funktionen einzubauen. Letzten Endes entschied aber
    das Gewicht von nur 2.2 g für die Panstamp als Lösung,
    genauso wie der niedrige Preis. Die Panstamp wurde mit
    einem 3.3 V Spannungswandler vom Bordnetz der Argo
    entkoppelt und mit den Signalkabeln der Servos
    verbunden. Eine dünne Kuperlackdrahtantenne bildet die
    leichtgewichtige Empfangseinheit und wir sind bis zu
    einer Entfernung von ca. 100 m Luftlinie nie in Empfangslücken gekommen.

    Die Programmierung:

    Auf dem panstamp modul läuft eine recht simple
    selbstgeschriebene Arduino Firmware, die sich einiger
    open source libraries bedient und im Prinzip nichts
    anderes tut als ständig auf Funksignale der
    Bodenstation zu warten. Gleichzeitig schreibt sie die
    letzten vernünftigen Signale an die jeweiligen Servos
    und Motoren raus. Das läuft mit einer Frequenz von
    etwa 16 ms pro Zyklus ab, was etwas schneller ist als
    die 20 ms, die handelsübliche Fernsteuerungen leisten. Die eigentliche Rechenarbeit und die
    Steuerung erfolgt am Boden. Dort ist ein weiteres Panstampmodul als Sender an einen Notebook
    angeschlossen. Auf diesem Notebook läuft eine Software die in der offenen Programmiersprache
    Processing geschrieben ist und Steuersignale von einem Joystick einließt, in Befehle für die einzelnen
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    Servos und Motoren der Argo umrechnet
    und dann als Paket an das Schiff sendet. Da
    der Steuercode recht komplex ist wird er
    hier nur in groben Zügen besprochen. Der
    eigentliche Sinn des Codes ist es, die
    Bewegungen aller Servos und Motoren auf
    die      Steuerbefehle      des     Piloten
    umzurechnen. Lenkt der Pilot also nach
    rechts, bewegen sich die 3 Servos des
    Heckruders entsprechend und wird die
    Position der Motorservos genauso wie der
    Schub der Motoren automatisch auf die
    Steuerbewegung angepasst. Dabei gibt es
    zwei Modi, den Hover und den Cruise
    Mode. Im Cruise Mode sind die Motoren
    starr nach Hinten gerichtet und es wird nur
    über den Schub und die Ruder gelenkt. Es
    ist also nur Vorwärtsflug möglich, ähnlich
    wie bei einem Flugzeug. Wird der Mode per Tastendruck zum Hover Mode umgestellt, werden die
    Motoren nach unten gerichtet und das Schiff schwebt auf der Stelle und kann durch
    Steuerbewegungen auch rückwärts fliegen oder eine Punktwende durchführen. Zum
    Steuerprogramm gehört eine Benutzeroberfläche, die Eingaben und Ausgaben sichtbar macht, sowie
    Trimmung ermöglicht. Damit ist die Argo theoretisch flugbereit und hat schon einige trockene
    Testflüge an den von der Decke herabhängenden Schnüren bewältigt. Bis zum Jungfernflug sollte die
    Argo aber noch auf eine lange Reise gehen.

    4. Die Kiste

    Im November 2013 veranstaltete die Airship Association ein Symposium, in dessen Rahmen auch
    eine Luftschiffregatta für Modelle stattfand. Dort sollte die Argo als Starrluftschiff mitfliegen und ihre
    innovative Hüllenform und Steuerung präsentieren. Außerdem würden wir erst dort erfahren ob sie
    überhaupt leicht genug ist, denn erst dort würden wir zum ersten Mal Helium in die Gassäcke füllen.
    Damit die filigrane Argo den Weg zur Regatta schafft musste eine Transportkiste konstruiert werden.
    Die epischen Ausmaße dieser Kiste von 2,6 x 0,6 x 0,6 Meter lassen sich nur schwer fassen und
    passten auf etwa 5 cm genau in den Laderaum des uns zur Verfügung stehenden Bullis mit langem
    Radstand und ausgebauter hinteren Sitzbank. Sogar der Baumarkt war nur schwer in der Lage
    Platten in der entsprechenden Größe zu liefern. Tatsächlich hat der Bau der Kiste etwa doppelt so
    viel Geld verschlungen wie der Bau der Argo, aber die Kiste wird vielleicht auch in Zukunft
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    Luftschiffmodelle beherbergen und ist somit eine echte Investition. Da es hier um ein Luftschiff und
    nicht um eine Kiste geht, sei hier nur grob die Bauweise beschrieben. 6 Multiplexplatten, mit
    Holzlatten verstärkt wurden geklebt und geschraubt und anschließend mehrfach mit Außenfarbe
    überstrichen. Prinzipiell ist die Kiste damit sogar als Dachbox einsetzbar. Griffe und Verschlüsse der
    Kiste kamen wieder aus dem 3D Drucker und trugen das „W“ als Emblem der Windreiter.

5. Der Jungfernflug

Damit war alles bereit und die Argo trat sicher verpackt in
einer gigantischen Kiste die Reise von Düsseldorf über
Holland und Belgien, nach Frankreich, dort von Dunkirchen
aus mit der Fähre nach Dover bis schließlich West Sussex an.
Dort trafen wir auf eine spannende Luftschifffahrer
Gemeinde und rüsteten die Argo zu ihrem Jungfernflug auf.
Die Regatta fand in einer Turnhalle statt, und allein der
Moment als die Kiste, von 4 Personen durch die Türen der
Halle getragen wurde und alle Augen sich auf den weißen
Koloss und die Geheimnisse die er barg richteten, entlohnte
für die Mühe des Baus. Die beiden Gassäcke der Argo
wurden mit Helium gefüllt und gewaltige Erleichterung
machte sich breit als das Starrluftschiff langsam zu ziehen
begann und nach oben zu entschwinden drohte. Die Argo
war leicht genug. Mit Hilfe des Akkus und einiger Cent
Münzen wurde sie austariert und mit Herzklopfen für den
ersten Start bereit gemacht. Die weiße Kiste, nun ihres
kostbaren Inhalts beraubt wurde zum Kommandoposten auf
dem der Notebook zur Steuerung, genauso wie der Joystick
und das Funkrelais einen guten Platz fand. Die Argo
schließlich, nach etlichen Funktionsschecks, warf surrend
ihre Motoren an und erhob sich mit langsamer, fast
majestätischer Beschleunigung in den Luftraum. Die erste
Runde flog sie völlig fehlerfrei und kehrte zum Ausgangspunkt zurück. In den folgenden Minuten
testeten wir alle Steuerfunktionen, trimmten hier und da die Ruder und lernten das Flugverhalten dieses
experimentellen Schiffes kennen und zu schätzen. Die Argo ist als Starrluftschiff träge, aber sehr
gefühlvoll zu steuern. Die Panstampübertragung funktioniert extrem schnell, so dass genaue
Steuerungen möglich sind. Der Wechsel von Cruise zu Hover ermöglicht das Anhalten in der Luft und
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Wenden auf der Stelle, sehr zum
Staunen der Besucher. Das Schiff
selbst hat natürlich einige Makel, so
hat der Innendruck der Gassäcke dazu
geführt, dass das Gerüst sich
verformte und unschöner Faltenwurf
die Hülle verzerrte. Damit einher
gingen einige Unstimmigkeiten beim
Flugverhalten, wie Schwanzlastigkeit
beim schnelleren Flug, die sich aber
durch das wunderschöne Gleiten des
Schiffs ohne weiteres übersteuern
ließen. Der Jungfernflug war großartig,
einzigartig und dabei viel zu kurz.
Eines noch, die Argo nahm am Rennen
teil, aber in dieser Baugröße sind Blimps den Zeppelinen überlegen und haben die Argo um Längen
geschlagen. Die Reise und den Bau war es dennoch wert und die Argo harrt nun, gut geschützt in ihrer
Kiste den Abenteuern die da kommen mögen.
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Danksagung:

Die Jungfernfahrt der Argo wäre nie möglich geworden ohne die Hilfe von unzähligen Helferinnen und
Helfern. Um irgendwo anzufangen, möchte ich Johannes Eißing den Ideengeber hinter der Argo und
vielen anderen Schiffen erwähnen, den harten Kern des Windreiter Teams, André Sobotta, Clemens
Mayer und Thomas Burkart. Dann möchte ich Anke und Kathi danken die eine großartige Hilfe bei der
Fahrt nach Sussex und dem Aufrüsten der Argo zum Rennen gewesen sind. Natürlich möchte ich der
Airship Association für die Veranstaltung der Regatta und das Sponsoring des Heliums danken. Auch
meinen WG-Mitbewohnerinnen bin ich zu Dank verpflichtet, die über Wochen hinweg verschiedene
Baustadien eines Zeppelins an der Decke unserer Wohnung wiederfanden. Und zuletzt meinen Eltern,
die geduldig den Bau einer riesigen Kiste auf ihrer Terasse ertrugen und mich tatkräftig dabei
unterstützten.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es auf www.windreiter.de

Und wer immer ein Modellluftschiff bauen möchte und fragen hat, einfach bei uns melden.

                                                                         08.12.2013 Andreas Burkart
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