DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL

Die Seite wird erstellt Helmut Schulze
 
WEITER LESEN
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Die Blumen wachSen
weil wir sie mähen
Die ÖPUL-NaturschutzmaSSnahme in Tirol
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
INHALTSVERZEICHNIS

                                                                                                            Vorwort ........................................................................................................................................................    4
                                                                                                            Neuerungen bei den Naturschutzmaßnahmen im ÖPUL 2015-20 ..........................................................                                                  5
                                                                                                            Wozu dient die Festlegung eines Schnittzeitpunktes? ...........................................................................                                     6

                                                                                                            Mähwiesen
                                                                                                            Glatt- und Goldhaferwiesen ........................................................................................................................                 8
                                                                                                            Trockene Magerwiesen ...............................................................................................................................               10
                                                                                                            Bergmähder ................................................................................................................................................        12
                                                                                                            Streuobstwiesen ........................................................................................................................................           14
                                                                                                            Lärchenwiesen ...........................................................................................................................................          16
                                                                                                            Kleinseggenrieder ......................................................................................................................................           18
                                                                                                            Pfeifengras- oder Streuwiesen ..................................................................................................................                   20

                                                                                                            Magerweiden ............................................................................................................................................           22

                                                                                                            Bodenbrütende Wiesen- und Ackervögel ..........................................................................................                                    24

                                                                                                            Landschaftselemente ...........................................................................................................................                    26

                                                                                                            Spezielle Beratungsangebote
                                                                                                            Ergebnisorientierter Naturschutzplan ......................................................................................................                        28
                                                                                                            Regionaler Naturschutzplan ......................................................................................................................                  28

                                                                                                            Tiroler Schutzgebiete ...........................................................................................................................                  29

                                                                                                            Praktische Umsetzung
                                                                                                            Vom Antrag zum Geld .................................................................................................................................              30
                                                                                                            Allgemeine Auflagen für Naturschutzförderflächen ................................................................................                                  31
                                                                                                            Kontakte .....................................................................................................................................................     31

Impressum
AUFTRAGGEBER UND HERAUSGEBER Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz,
Eduard-Wallnöfer-Platz 3,6020 Innsbruck
Für den Inhalt verantwortlich Mag.a Daniela Pöll, Amt der Tiroler Landesregierung,
Abteilung Umweltschutz
KONZEPT UND REALISIERUNG Mag.a Monika Jäger

FOTOS Archiv der Abteilung Umweltschutz der Tiroler Landesregierung, Archiv der Abteilung 13, Natur-
schutz Salzburg, Katharina Bergmüller, Andreas Danzl, Barbara Depsich, Holger Duty, Christa Engstler,
Johann Gatt, Patrick Gros, Gundi Habenicht, Inge Illich, Monika Jäger, Günter Jaritz, Christine Klenovec,
Otto Leiner, Elmar Mayr, Daniela Pöll, Ferdinand Pöll, Norbert Pühringer, Willi Seifert, Hermann Sonntag,
Andreas Thomasser, Christian Vacha, Klaus Wanninger/Büro Lacon, Franz Wierer
GRAFIK büro54, Innsbruck
DRUCK Druckerei Pircher GmbH, Ötztal-Bahnhof

                                                                                                                                                                                                                                                                                    3
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Vorwort                                                                                                         Neuerungen bei DEN NaturschutzmaSSnahmen
                                                                                                                    im ÖPUL 2015-20
                                         Durch die verschiedenen Formen der Bewirtschaftung der Wiesen sind         Die ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen werden in Tirol seit dem Jahr 2000 angeboten. Mittlerweile setzt sich
                                         Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowie Landschaften entstanden,          zunehmend die Idee durch, dass durch Förderverträge, die im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Be-
                                         die das charakteristische Bild von Tirol ausmachen. Diese von den Bäu-     wirtschaftern und Naturschutzberatern abgeschlossen werden, viel erreicht werden kann. 2014 nahmen
                                         erinnen und Bauern geschaffenen Lebensräume haben die Artenvielfalt        fast 15 % der Tiroler Betriebe mit insgesamt 6.000 ha Nutzfläche an der ÖPUL-Naturschutzmaßnahme teil.
                                         von Pflanzen und Tieren erhalten bzw. erst ermöglicht. Traditionelle
                                         Bewirtschaftungsformen haben unsere Landschaft seit Jahrhunderten          In der nun beginnenden Förderperiode 2015-20 werden die wesentlichen Auflagen für die Naturschutz-
                                         geformt und geprägt. Der ökologische Wert dieser Flächen ist letztlich     prämien fortgeführt. Auf Mähwiesen wird ein späterer Schnittzeitpunkt sowie ein Düngeverzicht oder eine
                                         von der Bereitschaft der Bäuerinnen und Bauern abhängig, die Wiesen        Festmistdüngung vereinbart. Beim Schnittzeitpunkt gibt es nun die Möglichkeit, von einem starren Mähter-
    entsprechend zu bewirtschaften. Ich erlebe ein hohes Bewusstsein für den Wert unseres Naturraumes bei           min abzuweichen und auf natürliche Schwankungen der Blühphasen der Wiesen einzugehen. Details dazu
    den LandwirtInnen, die ich treffe. Das Engagement der LandwirtInnen für unsere Natur soll durch entspre-        im nächsten Kapitel zum Thema „Flexibler Schnittzeitpunkt“ (Seite 7).
    chende naturkundliche Beratung und die Fördermittel aus der ÖPUL-Naturschutzmaßnahme unterstützt
    werden (ÖPUL = Österreichisches Programm zur Förderung einer Umweltgerechten, extensiven und den                Generell wird im Vergleich zur letzten Förderperiode der Arbeitsaufwand für steile oder arbeitsintensive
    natürlichen Lebensraum schützende Landwirtschaft).                                                              Wiesen höher als bisher abgegolten. Extensiv genutzte einmähdige Wiesen und Streuwiesen können für die
                                                                                                                    Betriebsprämie voll angerechnet werden.
    Die Landwirtschaft ist einem starken Wandel ausgesetzt. Die Bewirtschaftungsweise hat sich in den
    letzten 50 Jahren grundlegend geändert. Der Trend entwickelt sich zur Auflassung der Wiesen oder zur            Neu ist die Möglichkeit, die traditionelle Heutrocknung auf der Wiese mit einer Prämie abzugelten. Damit
    Umwandlung von Wiesen in zu steilen Lagen in Weiden sowie in günstigen Lagen zu Intensivwiesen. Wiesen          wird dem höheren Aufwand im Vergleich zu Silierung Rechnung getragen. Weil Insekten und andere Klein-
    in trockeneren Gegenden werden teilweise zusätzlich bewässert und jene an nässeren Standorten durch             tiere durch die langsame Trocknung des Heus geschont werden, ist die traditionelle Heumahd ökologisch
    Drainagen entwässert. All diese Bewirtschaftungsoptimierungen führen zu einer Vereinheitlichung der             sehr wertvoll. Zudem wird später blühenden Pflanzen ein natürlicher Samenausfall ermöglicht.
    Wiesentypen. Mit den heute konventionell eingesetzten Maschinen zur Grasernte werden im Rahmen des
    gesamten Ernteprozesses (vom Mähen, Zetten, Schwaden und Ballen) beispielsweise mehr als die Hälfte             Für die Landschaftselemente gelten ab 2015 zwei mögliche Förderansätze. Die Ausstattung der Wiesen
    der dort lebenden Heuschrecken zerstört. Die Konsequenzen der Mechanisierung sind für die an die traditi-       mit wertvollen Strukturen wie Hecken, Steinmauern, Gebüschgruppen, Streuobstbeständen, aber auch Ein-
    onelle Wiesennutzung angepassten Tierarten gravierend. Die Verdrängung der spezialisierten Wiesenarten          zelbäumen wird über die Maßnahme Umweltgerechte und Biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (UBB)
    führt aber nicht nur zu einer Verarmung der Wiesenkräuter sondern auch zu einer Vereinheitlichung der           abgegolten. Ist für die Landschaftselemente auch eine Pflege erforderlich, so kann diese weiterhin über die
    Landschaft. Moderne Bewirtschaftungstechniken wirken sich auch auf wichtige Bestäuber, wie Bienen und           Naturschutzmaßnahmen beantragt werden.
    Schmetterlinge aus. Mit jeder verlorenen Pflanzenart fehlt die Lebensgrundlage für 10 Tierarten.
                                                                                                                    Zum Schutz von Vögeln, die in Hecken und auf den Wiesen und Äckern brüten oder Nahrung suchen, werden
    Die traditionellen Bewirtschaftungsformen sind aufwändig und lassen oftmals auch geringeren Ertrag              spezielle Vogelschutzmaßnahmen angeboten. Hierbei ist es besonders sinnvoll, möglichst viele geeignete
    erwarten. Somit ist die Aufrechterhaltung der traditionellen Kulturlandschaft und der daraus entstandenen       Flächen oder Strukturen zu erhalten.
    Artenvielfalt für die kommenden Generationen keine Selbstverständlichkeit mehr. Hier müssen und werden
    wir aktiv werden, um die natürlichen Lebensräume gemeinsam zu schützen.                                         In den Tiroler Schutzgebieten wird nun die persönliche Beratung verstärkt angeboten. Die Schutzgebietsbe-
                                                                                                                    treuerInnen halten die Teilnehmer des Naturschutzprogramms auf dem Laufenden über aktuelle
    Deshalb sind ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen geschaffen worden. Die im ÖPUL-Naturschutzprogramm geför-                Informationen und spezielle Förderangebote im betroffenen Schutzgebiet. Durch individuelle Beratung
    derten Lebensräume werden vielfach von immer seltener werdenden Tieren und Pflanzen bewohnt. Um die             kann jeder Landwirt zum Erhalt der regionalen Schutzobjekte beitragen.
    teilweise arbeitsintensiven Bewirtschaftungsformen dieser Flächen zu ermöglichen, werden die Natur-             Einen ganz neuen Beratungsansatz stellt der „Ergebnisorientierte Naturschutzplan“ dar. Dabei werden
    schutzförderungen im Rahmen des ÖPUL-Programmes angeboten. Dabei soll der erhöhte Arbeitsaufwand                statt den klassischen Bewirtschaftungsauflagen naturschutzfachliche Ziele formuliert, die auf den teilneh-
    und der geringere Ertrag abgegolten werden.                                                                     menden Flächen erreicht werden sollen. Der Weg dahin bleibt den Landwirten überlassen (siehe Seite 28)

    Diese Broschüre soll eine Übersicht der möglichen Naturschutzmaßnahmen im ÖPUL geben. Mit der                   Wir möchten mit dieser Broschüre die Wertschätzung für unsere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sowie
    Teilnahme am Naturschutzprogramm im Rahmen des ÖPUL leisten Tiroler Bauern und Bäuerinnen einen we-             deren Lebensräumen erhöhen und den Beitrag, den Landwirte dazu leisten können, hervorheben.
    sentlichen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt Tirols und der Pflege der traditionellen Kulturlandschaft.
    Ich danke schon jetzt im Voraus all jenen Menschen, die sich um den Erhalt unserer Kulturlandschaft und         Dr. Kurt Kapeller, Mag.a Daniela Pöll, Abt. Umweltschutz
    gleichzeitig um die Artenvielfalt und die Beibehaltung des ökologischen Gleichgewichts engagieren!

    Mag.a Ingrid Felipe
4                                                                                                                                                                                                                                 5
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Wozu dient die Festlegung
                     eines Schnittzeitpunktes?
                     Unter den Bedingungen der modernen Wiesenbewirtschaftung können die vielfältigen Arten der blu-
                     menreichen Wiesen auf Dauer nicht mehr mithalten. Sie verschwinden zunehmend, weil sie von einer
                     Handvoll raschwüchsiger, nährstoffzehrenden Arten wie Gewöhnlichem Rispengras, Löwenzahn oder
                     Knäuelgras verdrängt werden. Aus Sicht des Naturschutzes ist die Artenvielfalt der Pflanzen nicht nur
                     per se wichtig, sie ist auch für viele Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge notwendig. Zudem ist es
                     für viele Tierarten wichtig, dass nicht alle Wiesen zur gleichen Zeit gemäht werden.

                     Durch neue Techniken in der Landwirtschaft und die immer häufiger angewendete Grassilage werden die
                     Wiesen vor dem natürlichen Ausfruchten der Pflanzen gemäht. Dabei wird das Schnittgut nicht vollstän-
                     dig getrocknet und die in den Kräutern und Gräsern gereiften Samen fallen nicht auf den Boden aus,
                     sondern bleiben in den Fruchtständen hängen und werden in die Siloballen verpackt. Der frühe Schnitt
                     hat dadurch den Nachteil, dass die natürliche Nachsaat durch standortangepasste Samen fehlt. Dies
                     führt längerfristig zu einer Artenverarmung des Grünlandes und zu lückigen Beständen.

                     Mit einem späteren Schnittzeitpunkt soll eine ungestörte Entwicklung der Pflanzenvielfalt durch das
                     Abwarten des Aussamens ermöglicht werden. Auch die Entwicklung einiger Tierarten ist von einem
                     späten Schnittzeitpunkt abhängig (z.B.Vögel, die in Wiesen brüten oder Schmetterlinge, deren Raupen
                     auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind).                                                                                          NEU ab 2015: Der flexible Schnittzeitpunkt:

                     Die Mahd stellt für Insekten und Kleintiere eine völlige Umgestaltung ihres Lebensraums dar. Aus diesem                              Für die Landwirte stellen die fixen Schnitttermine in manchen Jahren Probleme dar, vor allem, wenn die
                     Grund sind Wiesen, die später gemäht werden, ein wichtiger Rückzugsraum. Viele Tierarten spielen als                                 Pflanzenentwicklung durch ein besonders warmes Frühjahr schon zeitiger beginnt.
                     Nützlinge in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Wenn gefräßige Insektenvertilger, wie z. B. Spinnen
                     und Käfer, in ihrer Vielfalt und Häufigkeit erhalten bleiben, wirken sie als Gegenspieler von Schädlingen                            Das neue ÖPUL Naturschutzprogramm bietet jetzt eine Möglichkeit, von der bisher starren Festlegung
                     unserer Kulturpflanzen. Frösche und Kröten profitieren ebenfalls von der späten Mahd, da sie dann                                    eines Schnittzeitpunktes abzuweichen. Die neue Variante mit einem flexiblen Schnittzeitpunkt sieht
                     ungehindert in ihren bevorzugt waldigen Winterlebensraum wandern können.                                                             vor, dass nicht jedes Jahr zum gleichen festgelegten Datum gemäht werden muss. Das zuvor erwähnte
                                                                                                                                                          Schnittzeitpunkt-Modell wird nun jedes Jahr auf Basis der Frühjahrsentwicklung neu errechnet. Über In-
                     Der Schnittzeitpunkt wird ausgehend von einem tirolweit berechneten Modell (siehe Ähren-/Rispen-                                     ternet wird bekanntgegeben, um wieviel Tage früher gemäht werden kann, als in der Projektbestätigung
                     schieben Grafik), in welches mehrere Faktoren wie Höhenlage, Exposition, aber auch wärmebegünstigte                                  festgelegt wurde (siehe www.mahdzeitpunkt.at).
                     Sonderlagen eingehen, im Rahmen der naturkundefachlichen Beratung festgelegt.                                                        Wenn sich ein Landwirt für dieses Modell entscheidet, muss er in seine Projektbestätigung die Auflage
                                                                                                                                                          „NI40 – Vorverlegung des Schnittzeitpunktes möglich“ eintragen lassen. Damit ist auch für eine eventu-
                     Das Blühen bestimmter Pflanzenarten geht in der Regel einher mit der „Reife der Wiesen“. Wenn zum Bei-                               elle Kontrolle die Vorgangsweise nachvollziehbar.
                     spiel der Glatthafer in Vollblüte ist, wäre aus Naturschutzsicht der ideale Schnittzeitpunkt für die erste
                     Mahd von zweischnittigen Wiesen.                                                                                                     Als Ausnahme gelten hierbei: wurde der Schnittzeitpunkt auf Streuwiesen und vorrangig wegen des
                                                                                                                                                          Schutzes wiesenbrütender Vögel festgelegt, ist keine Vorverlegung möglich.

                                                                                                                                                          Phänologischer Schnittzeitpunkt – Mähen nach dem Naturkalender:
                                                                                                                                                          Schon in der letzten Förderperiode wurde die Möglichkeit eingeführt, dass der Schnittzeitpunkt durch
                                                                                                                                                          die Blühpase einer festgelegten Beobachtungspflanze bestimmt werden kann. Während der Beratung
                                                                                                                                                          wird eine geeignete Pflanze ausgewählt (z.B. Schwarzer Holunder am Feldstücksrand). Sobald dieser in
                                                                                                                                                          Vollblüte steht, kann das Feld gemäht werden. Auch damit kann dem jährlich unterschiedlichen Witte-
                                                                                                                                                          rungsverlauf Rechnung getragen werden.

                                                                                                                                                          Der Eintritt der Blüh- oder Fruchtphase der festgelegten Zeigerart wird von den Landwirten selbst beo-
                                                                                                                                                          bachtet und in einem „Rückmeldeblatt“ eingetragen. Dieses wird an die Naturschutzabteilung gesendet.

    Glatthafer Vollblüte, idealer Mähzeitpunkt   Perückenflockenblume Blühbeginn, idealer Mähzeit-   Schwarzer Holunder Vollblüte, idealer Mähzeitpunkt
6   für Glatt- und Goldhaferwiesen               punkt für trockene Wiesen, die früher ausfruchten   für Glatthaferwiesen                                                                                                                                          7
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Glatt- und Goldhaferwiesen

                       Glatt- und Goldhaferwiesen sind die typischen       der eher tiefere Lagen bevorzugt, und Goldhafer,
                       bunten „Blumenwiesen“. Früher wurden diese          der auch in höheren Lagen vorkommt. Stetige
                       Wirtschaftswiesen höchstens zweimal im Jahr         Begleiter sind zahlreiche Blumen, wie die Violette
                       gemäht und gelegentlich mit Festmist gedüngt,       Wiesenflockenblume, die Große Sterndolde, die
                       da einfach nicht mehr Dünger zur Verfügung          Margerite, die Gewöhnliche Schafgarbe und der
                       stand. Der Festmist gibt im Gegensatz zu Flüs-      Gelbe Wiesenbocksbart, dessen Blüten mit dem
                       sigdünger langsam aber stetig Nährstoffe an         milchigen Saft gegessen werden können. Diese
                       die Pflanze ab. Bei zu starker Düngung mit Gülle    Farben- und Blütenvielfalt zieht auch viele Blü-
                       verwandeln sich diese bunten Blumenwiesen in        tenbesucher an, wie Schmetterlinge, Hummeln
                       ein- bis zweifärbige artenarme Bestände. Es kön-    und Honigbienen.
                       nen dann auch unerwünschte Pflanzen, wie z. B.
                       der Ampfer, dominant auftreten und die Qualität     Inzwischen sind diese Wiesen selten geworden.
                       des Futters stark einschränken. Eine Rückfüh-       Durch Geländekorrekturen und starke Düngung
                       rung zu mäßig intensiven und damit artenreichen     wurden sie in intensivere Mehrschnittwiesen um-
                       Pflanzenbeständen durch „Ausmagern“ des             gewandelt. Am häufigsten findet man sie heute
                       Bodens kann in Abhängigkeit vom Bodentyp sehr       noch in Hang- und Berglagen. Auch die Grassilage
                       lange dauern.                                       führt längerfristig zur Artenarmut dieser Wiesen
                                                                           und zu einem lückigen Wiesenbestand, da der
                       In diesen traditionellen Heuwiesen findet man       natürliche Sameneintrag fehlt.
                       zwei charakteristische Grasarten: Glatthafer,

Glatthafer                     Goldhafer              Wiesenflockenblume           Große Sterndolde                  Margerite         Wiesenbocksbart           Rauer Löwenzahn                        Wiesen-Glockenblume   Biene

             Pflege
             Zweimalige Mahd mit Schnittzeitpunkt, mindestens 14 Tage nach der üblichen Mähreife. Als Richtwert dient die Vollblüte
             des Gold- bzw. Glatthafers. Abtransport des Mähguts. Verzicht auf die Ausbringung von Gülle, Jauche und Mineraldünger.           Prämienbeispiele:
             Mäßige Festmistdüngung und eine extensive Beweidung sind möglich. Für die traditionelle Heutrocknung auf dem Feld ist
             auch ein Prämienzuschlag möglich.                                                                                                Pflegeaufwand                    Prämie pro ha und Jahr

             TIPP                                                                                                                             schwer bewirtschaftbar           E   730-900,-
             Artenreiche Wiesen sind aus futterbaulicher Sicht flexibler in der Nutzung, weil die Futterqualität über mehrere Wochen          mittelschwer bewirtschaftbar     E   550-710,-
             erhalten bleibt. Zur Schonung von Bestäuber wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sollte idealerweise bei bedecktem             leicht bewirtschaftbar           E   270-430,-
             Himmel und kühlen Temperaturen abends oder frühmorgens gemäht werden. Eine Mahd mit Kreiselmäher, Traktorseiten-
  8          balken oder Motormäher schont diese Insekten mehr als moderne Mähtechniken.                                                                                                                                              9
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Trockene Magerwiesen

                   Magerwiesen entwickeln sich typischerweise             leben. Viele Schmetterlingslarven sind „Pflan-
                   auf trockenen und sonnigen Standorten. Sie sind        zenkenner“. Viele Schmetterlinge sind so heikel,
                   nährstoffarm, ungedüngt und werden regelmäßig          dass sie nur eine Pflanzenart als Futterpflanzen
                   im Spätsommer gemäht. Am häufigsten findet             fressen. Verschwindet diese Pflanze, stirbt auch
                   man diese Wiesen in Gebieten mit geringem              die Schmetterlingsart aus. Schmetterlinge, wie
                   Niederschlag oder auf seichtgründigen Standor-         der farbenprächtige Schwalbenschwanz, flattern
                   ten. Sie bieten eine bunte Blumenvielfalt, aber        auf so mancher trockenen Magerwiese. Durch die
                   einen relativ geringen Heuertrag. Der Futterwert       Pflanzenvielfalt bleiben auf trockenen Magerwie-
                   des Heus ist Dank des Kräuterreichtums (Thy-           sen auch viele Insektenarten erhalten.
                   mian, Wiesensalbei usw.) und der großen Anzahl
                   verschiedener Pflanzenarten sehr hoch. In Bezug        Aufgrund des geringen Heuertrags und der
                   auf einen verzögerten Mähtermin sind diese             arbeitsintensiven Bewirtschaftung wird die Mahd
                   Wiesen relativ tolerant, weil sich eine spätere        solcher Wiesen vielerorts aufgegeben. Werden
                   Mahd nur geringfügig auf die Futterwertqualität        trockene Magerwiesen nicht mehr gemäht ent-
                   auswirkt.                                              wickeln sich auf diesen Standorten wieder Wald
                                                                          oder Heiden, aus denen sie ursprünglich ent-
                   Auf solchen sonnigen und trockenen Wiesen kön-         standen sind. Durch die Aufgabe der Mahd aber
                   nen sich über 1000 Insektenarten tummeln. Al-          auch durch Düngung würde der Artenreichtum in
                   lein das Zirpen und Summen von Heuschrecken,           kurzer Zeit verlorengehen.
                   Bienen und Hummeln an sonnigen Sommertagen
                   verrät, dass in Magerwiesen unzählige Kleintiere

Wiesensalbei                Ruchgras                     Skabiosen-Flockenblume        Echtes Labkraut              Zittergras          Heuschrecke              Schwalbenschwanz                       Apollofalter auf Thymian   Biene

         Pflege
         Magerwiesen werden ein-bis zweimal im Jahr gemäht und nicht gedüngt. Die Prämie erhöht sich mit der Verlagerung des
         Schnittzeitpunktes nach hinten. Eine Beweidung ist auf mageren Standorten in der Regel nicht möglich. Dies trifft jedoch             Prämienbeispiele:
         nicht für jede Art von Magerwiese zu. Ob im Einzelfall eine Beweidung möglich ist, kann bei der Begehung der Flächen vor Ort
         festgestellt werden.                                                                                                                 Pflegeaufwand                    Prämie pro ha und Jahr

         TIPP                                                                                                                                 schwer bewirtschaftbar           E    830-900,-
         Um die zahlreichen Heuschrecken, Bienen, Hummeln und Schmetterlinge zu schonen, ist es auf diesen Wiesen besonders                   mittelschwer bewirtschaftbar     E    660-820,-
         wichtig, den Kreiselmäher, den Traktorseitenbalken- oder den Motormäher einzusetzen und auf die modernen Mähtechniken                leicht bewirtschaftbar           E    380-540,-
         zu verzichten. Die Mahd sollte auch hier vorzugsweise am Abend oder frühmorgens zur Schonung der Bestäuber erfolgen.
  10                                                                                                                                                                                                                                       11
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Bergmähder

                       Die blumenreichen Bergmähder zählen zu den           Durch die vielen verschiedenen Pflanzenarten
                       wertvollsten und attraktivsten Elementen             wird der Boden stark durchwurzelt und Hang-
                       unserer alpinen Kulturlandschaft. Geschaffen         lagen werden stabilisiert. Das Auflassen und
                       wurden Bergmähder durch das Abholzen von             Brachliegen dieser Wiesen bewirkt eine nachhal-
                       hochgelegenen sonnigen Hängen und durch die          tige Umgestaltung des Landschaftsbildes. Die
                       regelmäßige Mahd. Diese Form der Bewirtschaf-        Mahd der Bergwiesen vermindert unter anderem
                       tung wurde schon vor Hunderten von Jahren            die Gefahr von Rutschungen und Abschwem-
                       gepflegt. In der Regel werden Bergmähder nicht       mungen.
                       gedüngt, was einen relativ geringen Heuertrag
                       zur Folge hat. Durch die schwere Erreichbarkeit      Bergwiesen zählen zu den artenreichsten Wie-
                       und die Steilheit werden sie meist mit einem Mo-     sen. Viele dieser Pflanzen kennen wir als Heil-
                       tormäher oder von Hand mit der Sense gemäht.         kräuter, wie z. B. die Arnika. Ein Großteil der vor-
                       Das Mähgut wird meist händisch zusammenge-           kommenden Pflanzen auf Bergwiesen ist bereits
                       tragen und über einen Fahrweg oder vereinzelt        jetzt gefährdet und zählt zu den vom Aussterben
                       noch mit einem Heuschlitten im Herbst oder           bedrohten Pflanzenarten.
                       Winter ins Tal gebracht.
                                                                            Heu von Bergwiesen höherer Lagen verfügt über
                       Die Mahd ist sehr arbeitsintensiv und zeitauf-       einen höheren Gehalt an Rohfett, Roheiweiß und
                       wändig. Das Mähen der Bergwiesen ist ein bedeu-      einen höheren Stärkewert sowie über einen ge-
                       tender Teil der Kulturgeschichte von Tirol und hat   ringeren Gehalt an schwerverdaulicher Rohfaser.
                       die Landschaft und das bäuerliche Leben stark        Es bedarf daher einer geringeren Menge Heu für
                       beeinflusst.                                         die Sättigung des Viehs.

Kleiner Mohrenfalter           Gold Pippau                       Arnika                      Kalkglocken-Enzian                          Bergmahd                               Schwarzes Kohlröschen              Knäuel Glockenblume   Feuerfalter

          Pflege
          Jährliche Mahd oder Mahd jedes zweite Jahr ohne Düngung. Die Mahd erfolgt je nach Höhenlage im Juli oder August. Ein Mäh-
          termin wird für Bergmähder der höheren Lagen (subalpinen-alpinen Stufe) meist nicht vorgegeben, da sie traditionell nach den         Prämienbeispiele:
          Talwiesen gemäht werden. Im September liegt in diesen Höhenlagen teilweise schon Schnee. Für sehr abgelegene Bergwiesen
          wird ein Zuschlag für die Entfernung zur Hofstelle vergeben (ab 5 km).                                                               Pflegeaufwand                              Prämie pro ha und Jahr

          TIPP                                                                                                                                 schwer bewirtschaftbar, 1x Mahd            E    830-900,-
          Für die Wiederaufnahme der Bergmahd von brachgelegenen Wiesen wird über den Tiroler Naturschutzfonds eine Förderung                  mittelschwer bewirtschaftbar, 1x Mahd      E    520-720,-
          für das erstmalige Entbuschen angeboten. Dafür kann bei der Förderstelle der Abt. Umweltschutz ein Förderantrag gestellt             mittelschwer bis schwer bewirtschaftbar,   E    330-540,-
          werden (siehe Kontakte auf Seite 31).                                                                                                halbschürig
  12                                                                                                                                                                                                                                                   13
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Streuobstwiesen

                   Ökologisch wertvolle Streuobstwiesen sind ex-        Streuobstwiesen beleben nicht nur das Land-
                   tensiv genutzte Wiesen mit oft alten, mittel- und    schaftsbild, sondern dienen auch als wichtige
                   hochstämmigen Obstbaumsorten. Die Blüten-            Nahrungsquelle für Bestäuber, wie z. B. Bienen,
                   pracht dieser Wiesen ist besonders im Frühling       Hummeln und Schmetterlinge. Für viele Tierar-
                   eine „Augenweide“. Meist sind Streuobstwiesen        ten sind alte Streuobstbestände zum Wohn- und
                   in Hofnähe oder entlang von Feldrainen und           Lebensraum geworden. Es können bis zu 2000
                   Wegen angelegt. Durch ihre Nähe zum Hof bilden       verschiedene Tierarten in Streuobstwiesen ge-
                   sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Siedlungs-     zählt werden. Hier kommen einige seltene Vogel-
                   raum und offener Kulturlandschaft.                   arten wie der Wendehals, der Wiedehopf und der
                                                                        Gartenrotschwanz vor, die als Höhlenbrüter auf
                   Manche Streuobstwiese beherbergt die vielleicht      den Erhalt alter Hochstammsorten als Brutplatz
                   noch letzten Bestände alter Obstsorten, die nun      angewiesen sind. In den Baumhöhlen finden
                   immer mehr an Bedeutung gewinnen. Durch den          außerdem auch der Siebenschläfer, Haselmäuse
                   lichten Baumbestand können Streuobstwiesen           oder Fledermäuse einen Unterschlupf.
                   als Wiesen oder Weiden genutzt werden. Diese
                   Form der Bewirtschaftung ermöglicht eine tradi-
                   tionelle Doppelnutzung. Meist wird das Obst für
                   die Most- und Schnapserzeugung genutzt.

Gartenrotschwanz                  Wendehals                            Wiedehopf                         Streuobstwiese             Siebenschläfer                  Schnapsbrenner                     Apfelblüte   Biene

         Pflege
         Ein- bis zweimalige Mahd mit Schnittzeitpunkt (wie bei den Glatthaferwiesen) oder Beweidung, Erhaltung der Altbaumbe-
         stände und ökologisch wertvoller Strukturen wie Baumhöhlen. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Gülle ist eine              Prämienbeispiele:
         wichtige Voraussetzung für den Erhalt dieser Vielfalt. Eine mäßige Düngung mit Festmist ist möglich. Erhaltung der Baum-
         zahl, wobei es auch eine Abgeltung für einen Pflegeschnitt gibt.                                                                  Pflegeaufwand                             Prämie pro ha und Jahr

         TIPP                                                                                                                              schwer bewirtschaftbar, zweimähdig       E    800-900,-
         In Streuobstwiesen mit wenig Baumhöhlen, können durch das Aufhängen von Nistkästen zusätzliche Brutplätze geschaf-                mittelschwer bewirtschaftbar, zweimähdig E    740-840,-
         fen werden. Je nach Vogelart, die man fördern möchte kann man unterschiedlich große Nistkästen aufhängen, wobei die               leicht bewirtschaftbar, zweimähdig       E    520-640,-
         Größe des Einflugloches entscheidend ist.
  14                                                                                                                                                                                                                        15
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Lärchenwiesen

                      Lärchenwiesen, die in vielen Gegenden Tirols das    Lärchenwiesen sind sehr artenreich. Es können
                      Landschaftsbild prägen, sind ein Relikt aus einer   darin sowohl Pflanzen und Tiere des Waldes, als
                      vergangenen Epoche. Geschaffen wurden diese         auch der Wiesen und Weiden vorkommen.
                      vielgestaltigen „Wald-Wiesen“ durch die Tätigkeit
                      der Tiroler Bäuerinnen und Bauern. Durch das        Die Lärche bietet für die landwirtschaftliche
                      gezielte Schlägern der Fichte und Zirbe sind Lär-   Nutzung den Vorteil, dass sie steile Hänge, die
                      chenwiesen entstanden. Die Lärche lässt mit ih-     als Weide oder Mähwiese genutzt werden, stabi-
                      ren feinen Nadeln zwar mehr Licht auf die Wiesen,   lisiert. Im Gegensatz zur Fichte, die den Boden
                      verringert aber das Aufkommen von Sträuchern.       oft „auslaugt“, führt die Lärche die Nährstoffe
                                                                          wieder dem Boden zurück. Was dem Boden im
                      Der Untergrund der Lärchenwiesen ist sehr unter-    Frühjahr entzogen wird, kommt im Winter über
                      schiedlich ausgeprägt, er reicht von feuchten bis   die abfallenden, gut verrottenden Nadeln wieder
                      trockenen Böden, von hügeligen bis zu flachen,      der Wiese zugute. Diese Art der Bewirtschaftung
                      parkähnlichen Landschaften. Auch in steilen         ermöglicht somit eine Doppelnutzung von Holz
                      Hanglagen werden Lärchenwiesen als Weiden ge-       und Weide bzw. Wiese. Das Lärchenharz kann
                      nutzt oder gemäht. In diesen lichtdurchflutenden    zum Räuchern oder als Kaugummi verwendet
                      Hallenwäldern wird eine Weite vermittelt, die in    werden. Früher wurde das Harz zum Teil für medi-
                      keiner anderen Waldform so zu finden ist.           zinische Zwecke verwendet („Larget“).

Bergschaf                                                  Graslilie                                                                    Fingerhut                Grauvieh                                        Türkenbund

            Pflege
            Um Lärchenwiesen in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten, ist die Mahd oder eine extensive Beweidung erforderlich. Dafür
            sind das Räumen von herabfallenden Ästen und das Entfernen von aufkommenden Fichten notwendig. Zur Erhaltung des                   Prämienbeispiele:
            Wiesencharakters können auch vereinzelte Lärchen ausgelichtet werden. Die Düngung der Lärchenwiesen führt zu einer
            eingeschränkten Artenzusammensetzung und ist deshalb nicht erlaubt.                                                                Pflegeaufwand                            Prämie pro ha und Jahr

            TIPP                                                                                                                               Einmähdig, schwer bewirtschaftbar         E   800-900,-
            Das frühe Entfernen von Fichten und ein vereinzeltes Auflichten von Lärchen fördert Wiese und Weide. Die Überalterung              Halbschürig, mittelschwer bewirtschaftbar E   430-500,-
            des Lärchenbestandes soll durch laufende Verjüngung vermieden werden. Wichtige Verjüngungsmaßnahmen sind das                       Lärchenweide                              E   360-460,-
            „Verpflocken“ und Ausmähen von aufkommenden Junglärchen sowie der Schutz vor Wildverbiss.
  16                                                                                                                                                                                                                          17
DIE BLUMEN WACHSEN WEIL WIR SIE MÄHEN - DIE ÖPUL-NATURSCHUTZMASSNAHME IN TIROL
Kleinseggenrieder

                   Das Kleinseggenried ist meist durch Rodung              Die Bewohner dieser Wiesen brauchen – wie der
                   ehemaliger Feuchtwälder entstanden. Es kommt            Name „Feuchtwiese“ schon sagt – nasse Füße.
                   sowohl an Hangvernässungen mit Quellaustrit-            Manche Blume, mancher Schmetterling lebt
                   ten als auch im Flachland vor. Das Mähgut der           heute ausschließlich in Seggenriedern, wie z.B.
                   nährstoffarmen Nasswiesen wird bevorzugt als            der Schmetterling mit dem verwirrenden Namen
                   Einstreu oder Pferdefutter verwendet. Der Ertrag        „Großes Wiesenvögelchen“. Typische Pflanzen-
                   der Seggenrieder ist aufgrund des sauren Bodens         arten neben den Seggen sind Wollgräser, Mehlpri-
                   und der Nährstoffarmut relativ gering. Sie wer-         mel und verschiedene Orchideenarten. Für viele
                   den in der Regel einmal im Jahr gemäht und nicht        Schmetterlinge, Libellen und Vögel bieten diese
                   gedüngt. Kleinseggenrieder sollen nicht oder nur        Wiesen wichtige Standorte als Lebensraum und
                   soweit entwässert werden, dass eine traditi-            zur Nahrungssuche.
                   onelle und naturverträgliche Bewirtschaftung
                   noch möglich ist.

                   Seggen sind auch unter dem Begriff Sauergräser
                   bekannt. Alle Seggen haben einen dreikantigen
                   Stängel und relativ steife oder raue Blätter. Des-
                   halb sind sie kein beliebtes Futter.

Mehlprimeln                            Großes Wiesenvögelchen auf Segge   Schmalblättriges Wollgras         geflecktes Fingerknabenkraut   Sumpfherzblatt                   Sumpfständelwurz                Warzenbeißer   Laubfrosch

         Pflege
         Mahd einmal jährliche mit spätem Schnittzeitpunkt im August oder September sowie Abtransport des Mähguts. Keine
         Düngung und keine Beweidung. Das Ausbringen von Dünger sowie Veränderungen des Geländes oder des Bodenwasserhaus-                        Prämienbeispiele:
         haltes sind nicht zulässig. Um Trittschäden zu vermeiden, sollten diese sensiblen Lebensräume eingezäunt werden. Aufkom-
         mende junge Fichten sind zu entfernen. Instandsetzungsarbeiten an bestehenden Gräben oder Drainagen sind vorab bei der                   Pflegeaufwand                   Prämie pro ha und Jahr
         zuständigen Naturschutzbehörde zu melden.
                                                                                                                                                  schwer bewirtschaftbar          E    900,- (Obergrenze)
         TIPP                                                                                                                                     mittelschwer bewirtschaftbar    E 750-850,-
         Zur Schonung der Tierwelt nicht allzu tief mähen. Wenn nicht das ganze Feld auf einmal gemäht wird, sondern zeitlich und                 leicht bewirtschaftbar          E 620-750,-
         örtlich getrennt, können sich Insekten auf kleine Inseln zurückziehen. Das Belassen eines nicht gemähten Streifens über den
  18     Winter ist ebenfalls eine wichtige Tierschutzmaßnahme.                                                                                                                                                                         19
Pfeifengras- oder Streuwiesen

                    Eine typische Grasart auf Streuwiesen ist das             wie die Knabenkräuter, profitieren von dieser
                    Pfeifengras, das im Spätsommer schwarz-blaue              angepassten Bewirtschaftung. Bei ausbleibender
                    Blütenstände zeigt. Der Name Streuwiese leitet            Mahd würden diese Wiesen rasch verbuschen
                    sich von der Form der Nutzung des Mähguts ab,             und die seltenen Orchideen würden von Sträu-
                    welches traditionell meist als Einstreu verwen-           chern und Büschen verdrängt werden. Durch die
                    det wird. Streuwiesen werden nicht gedüngt und            Mahd werden lichtliebende und kleinwüchsige
                    höchstens einmal im Jahr gemäht.                          Pflanzen gefördert.

                    Da auf diesen artenreichen Wiesen vorwiegend              Oft spielen diese Wiesen auch eine wichtige Rolle
                    spät reifende Grasarten und Blütenpflanzen                als Puffer zwischen nährstoffarmen Moorflächen
                    vorkommen, stehen sie erst im Spätsommer in               oder Verlandungszonen und intensiv genutztem
                    voller Blüte. Im Herbst dominiert die Farbe Oran-         Wirtschaftsgrünland.
                    gebraun das Bild der Streuwiesen.
                    Die späte Mahd auf Streuwiesen fördert viele              Durch Entwässerung und Nutzungsintensivie-
                    stark gefährdete Blütenpflanzen und ermöglicht            rung wurden Feucht- und Nasswiesen stark
                    auch die Speicherung von mineralischem Stick-             zurückgedrängt und zählen heute zu den ge-
                    stoff in den Wurzelorganen der Gräser.                    fährdeten Lebensräumen in Tirol. Sie sind daher
                                                                              gesetzlich geschützt. Jegliche Änderungen des
                    Um die Vielfalt der Streuwiesen zu erhalten, müs-         Wasserregimes, das Ziehen von Gräben sowie
                    sen sie weiterhin in traditioneller Form bewirt-          Dränagen sind naturschutzrechtlich bewilli-
                    schaftet werden. Vor allem die Orchideenarten,            gungspflichtig.

Pfeifengras                 Breitblatt Fingerknabenkräuter   Lungenenzian-Ameisenbläuling   Hirsensegge                Braunkelchen   Wiesenknopf-Ameisenbläuling                Teufelsabbiß        Goldener Scheckenfalter

          Pflege
          Einmalige Mahd im Herbst je nach Höhenlage ab 1.8. bzw.15.8. sowie Verzicht auf Beweidung und Düngung. Die nassen Böden
          dürfen nicht entwässert werden. Das Mähgut muss auch abtransportiert werden.                                                       Prämienbeispiele:
          TIPP                                                                                                                               Pflegeaufwand                  Prämie pro ha und Jahr
          Oft ist es einfacher und kostengünstiger, Grabenränder und Bachufer abschnittsweise nur alle zwei Jahre zu mähen. Dies
          fördert zudem die Artenvielfalt am Gewässer. Fragen Sie Ihren Naturschutzberater über die Möglichkeit einjähriger Brache-          schwer bewirtschaftbar         E    900,-
          streifen auf Streuwiesen.                                                                                                          mittelschwer bewirtschaftbar   E 750-850,-
                                                                                                                                             leicht bewirtschaftbar         E 620-750,-

  20                                                                                                                                                                                                                           21
Magerweiden

                   Heute stellen Magerweiden meist Reste von ehe-            Boden. Steile und felsige Flächen sowie Buckel-
                   mals großflächigen Weiden dar. Daneben findet man         wiesen wurden vor allem von Jungvieh, Schafen
                   Magerweiden in steilen Hängen und von Fels und            und Ziegen „gepflegt“. Die Beweider und der karge
                   Steinen durchsetztem Gelände, das für die maschi-         Standort bestimmen das Vorkommen bestimmter
                   nelle Bewirtschaftung nicht geeignet ist.                 Pflanzen. Weil manche Pflanzen bevorzugt gefres-
                                                                             sen und andere strikt verweigert werden, hat sich
                   Bei standortangepasster Bewirtschaftung sind sie          eine eigene Artenzusammensetzung ergeben.
                   sehr vielfältige Lebensräume. Meist werden solche
                   Weiden nicht gedüngt, was im Laufe der Zeit zu            Auf den kargen Weiden blühen genügsame „Hun-
                   mageren Bürstlingsweiden oder Kalkmagerweiden             gerkünstler“, wie Enziane, Echtes Labkraut und
                   führt. Der „Bürstling“ oder Borstgras wie er auch         Silberdistel. Weil die Magerweiden überhaupt nicht
                   genannt wird, stellt für den Bewirtschafter keine         gedüngt werden, fehlen Weißklee, Löwenzahn
                   beliebte Pflanze dar. Dass er auf Weiden vorkommt,        oder Bärenklau. Um die Magerweiden zu erhalten,
                   hat seine Gründe. Sein Vorteil ist, dass der Bürstling    muss die Nutzung beibehalten werden. Dabei ist es
                   relativ schnell offene Grasnarben schließt, die zu        entscheidend, dass die Weide nicht zu intensiv mit
                   Abschwemmungen führen könnten. Eine offene                Vieh bestoßen wird. Eine mechanische Weidepflege
                   Grasnarbe, verursacht durch Trittschäden wird in          (Schwenden oder kleinflächige Pflegemahd) ist in
                   kurzer Zeit vom „Bürstling“ geschlossen. Weil er der      der Regel notwendig, damit sich Adlerfarn oder auf-
                   schnellste Besiedler offener Stellen ist, kommt er        kommende Gehölze nicht zu stark ausbreiten. Bei
                   typischerweise auf Weiden vor.                            der Weidepflege ist darauf zu achten, bestehende
                   Die Besonderheit dieser Lebensräume ergibt sich           Landschaftselemente zu erhalten.
                   durch die traditionelle Beweidung und den mageren

Tiroler Grauvieh                    Plobe Ziege                             Braunes Bergschaf                    Dornige Hauhechel   Silberdistel                     Borstgras                     Himmelblauer Bläuling   Sonnenröschen Bläuling

          Pflege
          Extensive Beweidung (eingeschränkter Viehbesatz, Weidetagebuch muss geführt werden) und periodische Entfernung
          von aufkommenden Gehölzen. Chemische Schwendung ist nicht erlaubt. Belassen ökologisch wertvoller Strukturen.                      Prämienbeispiel:
          Keine Zufütterung mit Grund- und Kraftfutter. Falls eine Weidepflege notwendig ist, wird je nach Ausmaß der Nachmahd
          ein Prämienzuschlag gewährt.                                                                                                       Pflegeaufwand                        Prämie pro ha und Jahr

          TIPP                                                                                                                               Hutweide mit Schwenden               E        360,-
          Um „Weideunkräuter“, wie Adlerfarn, Weißer Germer oder Ampfer, zurückzudrängen, müssen sie jung, vor dem Aussamen
          gemäht werden.

  22                                                                                                                                                                                                                                                 23
Bodenbrütende Wiesen- und Ackervögel

              Einige Vogelarten besiedeln bevorzugt offene         die Zahl der Insekten rapide ab, die als Nahrungs-
              Landschaften und legen ihr Nest am Boden oder        grundlage für viele Vogelarten dienten und von
              in der niederen Krautschicht an. Dazu gehören        denen sie gerade für das Füttern der Jungvögel
              z.B. das Braunkehlchen, ein typischer Wiesen-        viel beschaffen müssen.
              brüter sowie Feldlerche, Wachtel und Ortolan,
              die in Mitteleuropa vorwiegend in Ackerflächen       Das Braunkehlchen profitiert von späten Mäh-
              (besonders Getreideäcker) brüten. Der Ortolan,       terminen, wie z.B. bei feuchten Streuwiesen oder
              ein spatzengroßer Singvogel, kommt sogar nur in      ein- bis zweimähdigen Wiesen etwas höherer
              einem kleinen Gebiet bei Stams, Silz und Haiming     Lagen.
              vor. Die genannten Arten sind Zugvögel, Braun-       Auch spät gemähte Wiesenstreifen oder Acker-
              kehlchen und Ortolan fliegen jährlich tausende       raine dienen als Brutplätze und erhöhen zugleich
              Kilometer und überwintern in Afrika südlich der      durch ihre Insektenvielfalt das Nahrungsange-
              Sahara.                                              bot. Feldfrüchte wie Mais und Gemüse haben zur
                                                                   Nestanlage keine günstige Vegetationsstruktur,
              Ursprünglich gab es in Mitteleuropa nur natür-       Getreideäcker bieten hingegen ausreichend
              lich entstandene waldfreie Flächen. Dies waren       Deckung und werden daher von Vogelarten, die in
              vorwiegend feuchte Standorte, wie Niedermoore,       Äckern brüten, bevorzugt.
              Feuchtwiesen und Flussauen sowie Trocken-
              rasen. Die ersten Waldrodungen infolge der           Es wurde nun die Möglichkeit geschaffen, die
              Besiedelung durch den Menschen sind aus der          Nutzung auf einzelnen Feldstücken oder Teilen
              Bronzezeit bekannt. So wurden durch die damit        davon gezielt an die Bedürfnisse gefährdeter Vo-
              verbundene Bewirtschaftung nach und nach             gelarten anzupassen, während der Rest entspre-
              zusätzliche offene Lebensräume wie Wiesen,           chend der landwirtschaftlichen Notwendigkeit
              Weiden und Äcker geschaffen und einige Boden-        genutzt werden kann.
              brüter breiteten sich gleichzeitig mit der Entste-
              hung von Kulturland aus.

              Durch die Modernisierung der Landwirtschaft
              seit der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelten
              sich nun gänzlich andere Bewirtschaftungsme-
              thoden. Der Zeitraum der Bewirtschaftung wurde
              immer mehr in die Zeit der Jungenaufzucht verla-
              gert. Wenn solche Flächen während der Brutzeit
              bearbeitet werden (z.B. Mahd, Ernte), sind Eier
              oder Jungvögel gefährdet. Durch die frühere
              Mahd und den Einsatz von Pestiziden nahm auch
                                                                                                                              Braunkehlchen                        Ortolan                            Feldlerche   Wachtel

     Pflege
     Bewirtschafter und Berater vereinbaren solche Regelungen gemeinsam. Um den Bedürfnissen der Bodenbrüter gerecht zu              Prämienbeispiele:
     werden, werden je nach vorkommender Vogelart Maßnahmen vorgeschlagen wie z. B., dass beim Mähtermin auf das Brutge-
     schäft Rücksicht genommen wird und ein Schnittzeitpunkt nach dem Brüten vereinbart wird. Bei Zustimmung des Bewirt-             Pflegeaufwand                           Prämie pro ha und Jahr
     schafters können auch Ansitzwarten aufgestellt oder Brachestreifen im Ausmaß von 5 -10 % des Schlages belassen werden.
     Dies wird mit einem Zuschlag abgegolten.                                                                                        Zweimähdige Wiese mit Brachestreifen
                                                                                                                                     und Vogelansitzwarten                   E   410-530,-
     TIPP
     Werden Wiesen von innen nach außen gemäht, profitieren nicht nur die Vögel, sondern auch Rehe und Hasen. Böschungen,            Getreideacker mit Befahrungsverzicht
     Feldraine und Wegränder bieten eine Zufluchtsmöglichkeit, wenn sie nicht zu knapp ausgemäht werden.                             von 1.5.-10.7.                          E   370-440,-
24                                                                                                                                                                                                                           25
Landschaftselemente

                  Unsere traditionelle Kulturlandschaft ist mit ver-    gedüngt wird, wird der ganze Lebensraum für die
                  schiedenen Landschaftselementen ausgestattet.         „Bewohner“ attraktiver. Nasse Stellen in Wiesen
                  Dazu gehören Baumreihen, Einzelbäume, Feld- und       bieten wiederum verschiedensten Pflanzen der
                  Ufergehölze, Hecken, Feldraine, Gräben, Kleinge-      Feuchtgebiete Lebensraum oder sind Aufenthalts-
                  wässer und Quellfluren, Steinblöcke, Steinmauern,     orte für Amphibien.
                  Streuobstwiesen und Obstbaumreihen. Manche
                  dieser Landschaftselemente zählen bereits zu den      Der Erhalt von Kleinstrukturen und Landschaft-
                  gefährdeten Lebensräumen.                             selementen bringt aber auch Vorteile für die
                                                                        Landwirtschaft mit sich. Erdkröten verschlingen
                  Da diese Landschaftselemente die landwirtschaft-      massenhaft Insekten, und damit auch landwirt-
                  liche Nutzung mit Maschinen erschweren, wurden        schaftliche Schädlingen, wie z. B. den Kartof-
                  viele in der Vergangenheit beseitigt. Solche Ele-     felkäfer. Sie wurden früher oft von Gärtnern zur
                  mente in der Landschaft sind ein äußert beliebter     Vertilgung von Schädlingen gezüchtet. Umso mehr
                  Lebensraum, weil sich dort unzählige Tierarten        dieser Kleinstrukturen erhalten bleiben, umso mehr
                  sammeln. Vögel, Insekten, Reptilien und Amphibien     Schädlingsvertilger sind verfügbar. Flächen die
                  finden dort Lebensraum. Landschaftselemente           mit ökologisch wertvollen Landschaftselementen
                  dienen auch als Rückzugsraum für viele Kleintiere     ausgestattet sind, werden im ÖPUL 2015-20 über
                  während der Mahd oder bei der Düngung in den          die Maßnahme UBB („Umweltgerechte und biodi-
                  umliegenden Flächen. Besonders Reptilien siedeln      versitätsfördernde Bewirtschaftung“) abgegolten.
                  häufig im Bereich von Felsen, Steinmauern oder        Die erforderliche Pflege wird als Zuschlag zur Natur-
                  Steinriegeln. Wenn im Randbereich einer Hecke,        schutzprämie gesondert gefördert. Die Pflege wird
                  einer Lesesteinmauer oder einer Nassstelle nicht      im Rahmen des Beratungsgespräches erläutert.

Hundsrose                         Trockensteinmauer                    Goldammer                             Weißdorn                     Neuntöter                          Landschaftselemente                Nierenfleck-Zipfelfalter   Zauneidechse mit Eiern

        Pflege
        Je nach Art der Landschaftselemente sind individuell unterschiedliche Pflegemaßnahmen erforderlich, wie z. B. der Pflegeschnitt          Prämienbeispiele:
        bei Hecken, regelmäßige Erhaltung von Lesesteinmauern, oder die Pflegemaßnahmen von Einzelbäumen. Diese werden je nach
        den Gegebenheiten des Standorts und den notwendigen Voraussetzungen abgestimmt. Prinzipiell gilt, dass die Strukturen in ihrer           Pflegeaufwand                                          Prämie pro ha und Jahr
        Form und ökologischen Funktion erhalten bleiben müssen. Ein Düngeverzicht im Nahbereich der Strukturen ist einzuhalten.
                                                                                                                                                 1 ha große zweimähdige Wiese, leicht bewirtschaftbar,
        TIPP                                                                                                                                     mit Pflege von 150 lfm Hecke                          E    488-650,-
        Hecken sollen nur abschnittsweise auf Stock gesetzt werden. So werden sie schonend verjüngt. Dabei ist auf die Vogelbrut-
        zeit Rücksicht zu nehmen. Der Rückschnitt ist zwischen Oktober und Ende Februar vorzunehmen. Für den Neuntöter sollten                   1 ha große einmähdige Wiese, leicht bewirtschaftbar,
        Dornensträucher wie Weißdorn- oder Schlehe erhalten bleiben, weil sie einerseits beliebte Brutplätze sind und weil er auch die           mit Erhaltung von 50 lfm Steinmauer                    E   370-440,-
  26    Angewohnheit hat, große Insekten auf Dornen aufzuspießen um so einen Nahrungsvorrat anzulegen.                                                                                                                                                              27
ErgebnisorientierteR Naturschutzplan                                                                  Tiroler Schutzgebiete

     Ab 2015 gibt es über den Ergebnisorientierten Naturschutzplan die Möglichkeit, für ausgewählte        Die Tiroler Schutzgebiete dienen der Erhaltung möglichst ursprünglicher Lebensräume bzw. solcher
     Pilotbetriebe einen neuen Ansatz in der Naturschutzförderung zu erproben. Im Rahmen einer ausführ-    von besonderer naturwissenschaftlicher Bedeutung. Geläufige und seltenste Tiere und Pflanzen haben
     lichen Beratung werden Ziele für die einzelnen Flächen des Betriebes festgelegt und darüber infor-    dort ihren Lebensraum, vom Ameisenbläuling bis zur Zippammer, von der Arnika bis zur Zirbe. Fund-
     miert, mit welcher Bewirtschaftung diese erreicht werden können. Die tatsächlichen Pflegemaßnah-      stücke aus grauer Vorzeit bezeugen, dass auch unsere Vorfahren aus der Jungsteinzeit bereits diese
     men können aber vom Bewirtschafter frei gewählt werden.                                               Gebiete durchstreiften und nutzten.

     Die Ziele und auch die Kriterien, an denen die Zielerreichung gemessen werden kann, werden in einem   Die Bewahrung des Tiroler Naturerbes ist unsere gemeinsame Aufgabe. Dazu ist es notwendig der Natur
     „Fahrtenbuch“ festgehalten. Der Bewirtschafter dokumentiert seine Pflegemaßnahmen und Beobach-        und ihren Lebewesen genügend Raum zu geben. Naturschutz und Schutzgebiete sind jedoch vor allem
     tungen auf der Fläche.                                                                                für die Menschen da. Wie der Gesundheits- und Sozialbereich hat auch der Naturschutz die wichtige
                                                                                                           Aufgabe, Gesundheit, Wohlempfinden und Lebensqualität für uns zu erhalten und zu fördern.
     2-3 Jahre nach der ersten Beratung werden die Fortschritte gemeinsam von dem Berater und dem
     Bewirtschafter besprochen, am Ende der Förderperiode gibt es ein abschließendes Betriebsgespräch.     Die Natur und ihre nachhaltige Nutzung sind die Grundlage künftiger Generationen.
                                                                                                           Unsere Schutzgebiete sind besondere Plätze, die für die folgenden Generationen gesichert werden und
     Der Aufwand für die Einschulung und Dokumentation wird dem teilnehmenden Betrieb über einen           „enkeltauglich“ bleiben sollen. Geeignete Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Gestaltung helfen,
     Zuschlag zusätzlich zur Flächenprämie abgegolten.                                                     diese Natur- und Kulturlandschaften zu bewahren.

                                                                                                           In unseren Schutzgebieten findet aber keine Ausgrenzung des Menschen statt, sondern vielmehr ein Mitei-
                                                                                                           nander von Natur und Menschen, die dort wirtschaften. Eine Bäuerin, die in einem Naturschutzgebiet steile
                                                                                                           Magerwiesen mäht, fasst das in folgenden Worten zusammen: „Die Blumen wachsen, weil wir sie mähen.“
     Regionaler Naturschutzplan
                                                                                                           Um die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und den landwirtschaftlichen Bewirtschaftern in
     Über den regionalen Naturschutzplan können mehrere Betriebe gemeinsam an der Erreichung eines         Schutzgebieten zu unterstützen, gibt es für die meisten Tiroler Schutzgebiete eine Ansprechperson,
     Zieles in einem klar abgegrenzten Gebiet arbeiten. So kann z.B. in einem Schutzgebiet das Ziel de-    die sogenannten SchutzgebietsbetreuerInnen (Kontakte siehe www.tiroler-schutzgebiete.at). Diese
     finiert werden, möglichst viele geeignete Wiesenlebensräume und Strukturen für eine bestimmte         beraten auch Bauern und Bäuerinnen, wie sie mit der Unterstützung der Naturschutzförderungen
     Vogelart zu sichern. Die notwendigen landwirtschaftlichen Maßnahmen werden mit den Landwirten         zum Erhalt der Lebensräume in ihrer Region beitragen können.
     dieser Region ausgearbeitet. Jeder Betrieb, der dann mit seinen Flächen an dieser Projektgemein-
     schaft teilnimmt und auch die Fortbildungen dazu besucht, bekommt zusätzlich zur Förderprämie
     einen Naturschutzplanzuschlag.

28                                                                                                                                                                                                                     29
Vom Antrag zur Umsetzung                                                                    Allgemeine Auflagen
                                                                                                 für Naturschutzförderflächen
          Wenn Sie geeignete Flächen für die Naturschutzmaßnahmen bewirtschaften und             -   keine Neuentwässerung
          Interesse an der Teilnahme an diesem Förderprogramm haben, können Sie sich zur         -   keine maschinelle Entsteinung
     1    unverbindlichen Beratung anmelden. Formulare erhalten Sie bei der Abt. Umweltschutz,   -   keine Geländekorrekturen, Ablagerungen und Aufschüttungen
          bei der Landwirtschaftskammer oder bei Ihrer Schutzgebietsbetreuung. Die Beratung      -   keine Ausbringung von Klärschlamm und Klärschlammkompost
          erfolgt kostenlos.                                                                     -   keine Lagerung von Siloballen auf der WF-Fläche
          Link Formular https://www.tirol.gv.at/umwelt/naturschutz/oepul/                        -   keine Ein- oder Nachsaaten (ausgenommen mit Heublumen der gleichen Fläche)
                                                                                                 -   keine Gülle- oder Jaucheausbringung
          Ihre landwirtschaftlichen Flächen werden mit Ihnen gemeinsam begutachtet und die       -   beschneite Schipisten und Golfplätze werden nicht gefördert

     2    empfohlenen Pflegemaßnahmen und Fördermöglichkeiten besprochen. Die Verein-
          barung wird in der sogenannten „Projektbestätigung“ festgehalten und die förderbaren
                                                                                                 -   Dauerweiden werden nicht gefördert

          Flächen und Auflagen im AMA-System erfasst.

          Beim Herbstantrag nach der Begutachtung kreuzen Sie die Maßnahme „Naturschutz“
     3    an. Als Voraussetzung dafür müssen Sie entweder Teilnehmer der Umweltgerechte und      KONTAKTE
          biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (UBB) oder BIO-Betrieb sein.
                                                                                                 Amt der Tiroler Landesregierung
          Beim nächsten Mehrfachantrag können Sie dann die bestätigten Flächen durch die         Abt. Umweltschutz
          Codierung „WF“ zur Naturschutzförderung beantragen. Nehmen Sie dafür die Projekt-      Eduard-Wallnöfer-Platz 3
     4    bestätigung mit.                                                                       6020 Innsbruck
          Dadurch nimmt Ihr Betrieb bis zum Ende der Förderperiode der Ländlichen Entwicklung    Tel. 0512-508-3482
          2015-20 an der Naturschutzmaßnahme teil.                                               Fax. 0512-508-743455
                                                                                                 E-Mail: naturschutzfoerderung@tirol.gv.at

                                                                                                 Ansprechpersonen
                                                                                                 Mag.a Daniela Pöll
                                                                                                 Andrea Spiel
                                                                                                 Monika Egger

                                                                                                 Besuchen Sie auch unsere Homepage
                                                                                                 http://www.tirol.gv.at/naturschutz/foerderungen

                                                                                                 Formular zur Beantragung eines Beratungsgespräches
                                                                                                 https://www.tirol.gv.at/umwelt/naturschutz/oepul/

                                                                                                 Kontakte der Tiroler Schutzgebietsbetreuer
                                                                                                 http://www.tiroler-schutzgebiete.at/

30                                                                                                                                                                                31
Sie können auch lesen