GESCHÄFTSBERICHT 2015 WALD UND FORSTWIRTSCHAFT - NEWSROOM ...
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I m pr ess um Herausgeber: Landratsamt Ostalbkreis Geschäftsbereich Wald und Forstwirtschaft Stuttgarter Str. 41 73430 Aalen Telefon 07361 503-1662 forstdezernat@ostalbkreis.de www.ostalbkreis.de Herstellung und Gestaltung: Landratsamt Ostalbkreis Bilder: S. Borchers, N. Borner, H. Fath, ForstBW, T. Glaser, W. Müller, W. Kienzle, W. Noack, M. Thorwarth, W. Vonhoff, G. Ziegler
I n h a lt Forstwirtschaftsjahr 2015....................................................................... 4 Die Bewirtschaftung des Staatswaldes im Ostalbkreis..................................................................................... 6 Leistungsbilanz des Geschäftsbereichs Wald und Forstwirtschaft im Landratsamt Ostalbkreis.................................. 8 Holzmarktsituation in 2015. . ................................................................... 9 20. Bopfinger Wertholzsubmission.......................................................... 10 Die Landespflanzschule Kitzinghof.......................................................... 12 Sicherheitscoaching ............................................................................ 14 Forstlicher Nachwuchs im Ostalbkreis: Traineeausbildung .............................................................................. 16 Seilkraneinsatz – Holzernte am Steilhang................................................. 18 Fertigstellung des Neubaus Hohenohl...................................................... 19 Windenergie. . ....................................................................................20 Die Genossenschaftswälder im Ostalbkreis. . .............................................. 21 Baumaterial für das Ulmer Münster.........................................................22 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 3
Fo r st w i rts c h a f ts ja h r 2 015 Bei einem insgesamt durchaus erfolgreichen che Kenntnis und das Rüstzeug fehlen und die Betriebsverlauf brachte das Forstwirtschafts- damit auf fachliche Unterstützung unabdingbar jahr 2015 seit etlichen Jahren erstmals wieder angewiesen sind. nennenswerte betriebliche Störungen mit sich. Zwar blieb der Ostalbkreis von gravierenden Als eine im wahrsten Sinne des Wortes große Folgen des März-Sturms Niklas einigermaßen „Baustelle“ erwies sich die forstliche Begleitung verschont. Im angrenzenden Bayerisch-Schwa- der Bauarbeiten für die Windenergieanlagen. ben und im Alpenvorland zeigte sich jedoch Die meisten der Vorrangbereiche im Ostalb- ein ganz anderes Bild. Die Schadholzmenge kreis liegen im öffentlichen Wald. Die Abwick- reichte aus, um den Holzmarkt empfindlich zu lung der notwendigen Waldumwandlungen, stören! das Bodenmanagement, die Sicherstellung der Zuwegungen, die Vertragsabwicklung bei Hinzu kam ein unerwartet extremer Witterungs- Leitungsverlegungen etc. erforderten eine stän- verlauf in der zweiten Jahreshälfte. Große Hitze dige Präsenz und Kommunikation mit den Bau- und lang andauernde Trockenheit erzeugten herren. Neben den Dezernatsmitarbeitern, die bei den Waldbäumen eine hohe Disposition sich inzwischen entsprechendes Spezialisten- gegenüber Forstschädlingen, die auch im Jahr wissen angeeignet haben, fungieren speziell 2016 nachwirken wird. die Revierleiter als wichtige Ansprechpartner, deren örtliche Kenntnis in vielerlei Hinsicht in Neben dem Eichenprozessionsspinner, der Anspruch genommen wird. Dieses außeror- wiederum in nennenswertem Umfang auftrat, dentliche Engagement wird auch im Jahr 2016 war ein massiver Borkenkäferbefall an Fich- gefragt sein. tenbeständen festzustellen. Buchdrucker und Kupferstecher sind die bedeutendsten Forst- Die Wälder im Ostalbkreis gehören zu den schädlinge in unserer Region. Speziell der ertragreichsten im Land. Speziell der hohe Buchdrucker zeichnet sich durch eine extrem Staatswaldanteil verlangt eine vorbildliche hohe Vermehrungsrate bei günstigen Klimabe- Forstwirtschaft. Dabei genießt der Boden- dingungen aus und befällt äußerst aggressiv schutz besondere Aufmerksamkeit. Ein ganzes auch stehende, vitale Bäume. Bündel an Maßnahmen, insbesondere innova- tive Forsttechnik kam im abgelaufenen Jahr zum Für die Forstverwaltung bedeutet eine solche Einsatz. Ziel ist es, die Befahrungsfläche bei Entwicklung eine äußerst anspruchsvolle Her- der Holzernte auf ein Minimum zu reduzieren ausforderung und Kraftanstrengung. So muss bzw. deren Belastungen gering zu halten. auf ganzer Fläche darüber gewacht werden, Mehrachsige Maschinen mit Breitreifen und dass in allen (!) Waldbesitzarten der Befall Bändern kamen auf schwierigem Terrain immer zuverlässig erkannt und in der Folge not- häufiger zum Einsatz. Darüber hinaus fanden wendige Bekämpfungsstrategien umgesetzt zwei beachtenswerte Seilkraneinsätze statt, werden. Dies erfordert eine intensive Kommu- die eine schonende Steilhangbewirtschaftung nikation speziell mit den zahlreichen Kleinpri- bei Bopfingen und Heubach ermöglichten. Die vatwaldbesitzern, denen zunehmend die örtli- dabei beteiligten privaten Forstunternehmen 4 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
Fraßbild buchdrucker sind qualifizierte Partner, ohne die der hohe Nach wie vor lastet die Unsicherheit des Kar- Anspruch an eine schonende Waldbehand- tellrechtsstreits auf allen forstlichen Akteuren. lung nicht realisierbar wäre. Hier haben sich in Nachdem im abgelaufenen Jahr nochmals die den vergangenen Jahren wertvolle Geschäfts- Positionen intensiv ausgetauscht wurden, steht verbindungen aufgebaut. im Mai 2016 ein erster Verhandlungstermin beim Oberlandesgericht Düsseldorf an. Es ist Große Aufmerksamkeit wurde wiederum auf an der Zeit, Klarheit zu schaffen! die Arbeitssicherheit in der Waldarbeit gerich- tet. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang Es muss politisches Ziel sein, auch in Zukunft ist der Einsatz eines vom Land (ForstBW) den strukturell benachteiligten Privat- und klei- gestellten und vom Landkreis mitfinanzierten nen Gemeindewäldern einen leistungsfähigen, Sicherheitscoaches. Angesichts immer noch fachkundigen Sachwalter in Form einer öffent- zu hoher Unfallzahlen, leider auch im Ostalb- lichen Forstverwaltung an die Seite zu stellen! kreis, ist dies eine wichtige Maßnahme zur Unterstützung der Forstwirte bei der täglichen Arbeit, zur Vermittlung und Vertiefung hand- werklicher Fähigkeiten und zur Schärfung des Sicherheitsbewusstseins. Erste Erfahrung mit dem „Instrument“ des Coachings sind sehr viel- versprechend und die Erwartung ist, dass sich zumindest gravierende Arbeitsunfälle merklich Klaus Pavel Johann Reck reduzieren lassen. Landrat Forstdezernent Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 5
D i e Be w i rts c h a f tu n g d es Sta ats wa ld es i m Osta l b k reis Das Forstwirtschaftsjahr 2015 wies, wie ein- Pflanzung junger Waldbestände notwendig, gangs erwähnt, einige Turbulenzen auf, die den weil die natürliche Verjüngung der Hauptbaum Betriebsablauf störten. Der Märzsturm „Niklas“ arten Fichte, Buche und Tanne durch Samen- und ein Tornado im Mai im Hochschwarzwald flug hervorragend funktioniert. beeinflussten den Holzmarkt negativ. Die Wit- terung war zu warm und niederschlagsarm. Auf 418 ha wurden Jungbestandpflegearbei- ten durchgeführt. Bei der Jungbestandspflege Im Staatswald wurden 149.931 Festmeter (fm) werden wichtige Weichen für die Zukunft der Holzsorten eingeschlagen. Unter Holzsorten Waldbestände gestellt. Die Mischungsanteile versteht man Sägeholz, Industrieholz (z.B. der Baumarten können beeinflusst werden und Papierholz) und Brennholz, also jene Holz- die Stabilität der Bestände wird gefördert; dies mengen, die aus dem Wald entnommen und alles jedoch zu einem Zeitpunkt in dem noch genutzt werden. Resthölzer, die nicht genutzt keine verwertbaren Holzsortimente anfallen. werden, verbleiben im Wald und werden dem Nährstoffkreislauf wieder zugeführt. Der Staatswaldbetriebsteil erzielte 2015 Der Anteil an zufälligen, d.h. außerplanmä- ein Nettokassenergebnis von rd. 4,1 Mio € ßigen Nutzungen betrug im Staatswald rund (Gesamteinnahmen abzüglich Gesamtausga- 23 % (=34.247 fm) und lag damit höher als ben). Die Vorgabe der ForstBW-Betriebsleitung in den Vorjahren (2014: 12.800 fm, 2013: wurde damit in vollem Umfang erreicht. Die 27.400 fm). 53 % der zufälligen Nutzungen betriebswirtschaftlich wichtige Kenngröße entfielen auf Sturmschäden, 35 % auf Insek- Deckungsbeitrag (Erträge abzüglich Kosten) tenschäden, wobei hier die Borkenkäferarten betrug rd. 3,45 Mio €. Buchdrucker und Kupferstecher die größte Rolle spielten. Auf einer Staatswaldfläche von 1.080 ha fand 2015 eine Regenerationskalkung statt. Die Aus- Für das verkaufte Holz wurden durchschnittlich bringung des Dolomit-Holzasche-Gemischs 73,88 €/fm erlöst (2014: 75,93 €/fm, 2013: erfolgte komplett mit dem Helikopter. Diese 72,84 €/fm, 2012: 76,87 €/fm). Gegenüber Bodenschutzkalkung hat das Ziel, der Versaue- dem Vorjahr hat sich das Erlösniveau ver- rung der Böden durch jahrelange saure Einträge schlechtert, was im wesentlichen durch die auf aus der Luft entgegenzuwirken. Die Wieder- den Holzmarkt drängenden Sturmholzmengen herstellung eines naturnahen Bodenzustands verursacht wurde. sichert dessen Funktion als Pflanzenstandort, Lebensraum und Trinkwasserfilter. Kalkungssen- Im Staatswald wurden 30 ha neue Waldbe- sitive Bereiche, wie natürlich saure Biotope stände gepflanzt. Dies geschieht auf Flächen, oder sensible Pflanzenstandorte werden von auf denen keine Naturverjüngung vorhanden ist der Kalkung ausgenommen. Die Bodenschutz- oder auf denen aus waldbaulich- ökologischen kalkung wird von der Forstlichen Versuchsan- Gründen ein Baumartenwechsel vorgesehen stalt Freiburg wissenschaftlich begleitet und aus ist. Auf großer Fläche ist im Staatswald keine EU- und Landesmitteln finanziert. 6 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
Nach der FSC-Zertifizierung des Staatswaldes Revisionsp rozesses genutzt, an dem sich Baden-Württemberg am 16.05.2014 haben ForstBW intensiv beteiligt. Sehr zeitaufwendig wir 2015 das erste Praxisjahr mit dem neuen sind die hohen Dokumentationserfordernisse, Zertifikat absolviert. Mit dem im März 2000 die sich aus der FSC-Zertifizierung ergeben. erworbenen PEFC-Zertifikat liegen schon län- Der Betriebsteil Ostalbkreis war 2015 nicht gere Erfahrungen vor. ForstBW befindet sich vom Überwachungsaudit betroffen. Dies wird immer noch in intensiven Gesprächen mit dem 2016 der Fall sein. Das Überwachungsaudit Zertifizierer bzw. FSC-Deutschland, um einige (Vorortkontrolle) wird dann parallel für FSC und FSC-Regelungen zu konkretisieren. Hierzu PEFC durchgeführt werden. wird auch das Verfahren des FSC-Standard- Abb. rechts: Bodenschutzkalkung – Helikopterausbringung Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 7
le Istu n gs BI l a nz D es G escHÄ F tsb erei cHs Wa L D U n D FO rst Wi rtscHa F t i m L an D r atsa mt Osta L b k reis 2015 Waldfläche im Ostalbkreis 59.000 ha (39 % der Gesamtfläche) mitarbeiterzahl 159 (beamte, angestellte, Waldarbeiter) davon ausbildung zum Forstwirt 17 besetzte ausbildungsstellen (stand 1.9.2015) 650.000 m³ im Jahr (Würfel mit 86,6 m kantenlänge) Holzzuwachs im Ostalbkreis bzw. 1,24 m³ in der minute (Würfel mit 1,07 m kantenlänge) Gesamtumsatz (euro) Für 2015 keine angabe möglich Holzerlös (euro) Gesamtwald: 19,04 mio. staatswald: 10,39 mio. Holzeinschlag (Festmeter) Gesamtwald: 283.450 staatswald: 166.418 Durchschn. Holzerlös (in euro je Fm) 73,88 (staatswald) außerplanmäßige nutzung (in %) 22,8 (staatswald) beratungsgespräche für Privatwaldbesitzer 996 Förderprogramm 24 anträge, „nachhaltige Waldwirtschaft“ Zuwendungsbetrag gesamt: 29.244 € 7 einzelvorträge / Podiumsdiskussionen Veranstaltungen für die Öffentlichkeit mit 314 teilnehmern 9 Waldführungen mit 217 teilnehmern 24 waldpädagogische Fortbildungen mit 492 teilnehmern, Waldpädagogische Veranstaltungen einsatz des „Waldmobil Ostalb-schwäbischer Wald“ 1.300 km, die auch den erholungssuchenden Forstwege im öffentlichen Wald zur Verfügung stehen Wiederaufforstungen 49.262 Pflanzen auf 30 ha Fläche (staatswald) Waldzustand Ungeschädigte bäume: 29 % (schäden durch Umwelteinflüsse) deutlich geschädigte bäume: 36 % schutzgebietsfläche im Wald 35.000 ha (Flächen teilweise überlagernd) 8 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
H o l zm a r k ts ituati o n Durchschnittspreise je Festmeter Holz i n 2015 Staatswald des Ostalbkreises Erlös je fm Das Wirtschaftsjahr 2015 war durch den Sturm Niklas geprägt, der am 29. März 2015 über Süddeutschland und Österreich fegte. Die Folgen waren stärkere Störungen des Rund- Zwangsnutzung durch Borkenkäfer und Dürre holzmarktes insbesondere auf der bayerischen Nadelholz in fm, Gesamtwald Ostalbkreis Seite sowie in Oberschwaben. Von den 280.900 fm, die im Gesamtwald des Ostalbkreises eingeschlagen wurden, lag der zwangsweise Nutzungsanfall durch Borkenkä- fer bei 26.370 fm ( 9,4 %; Vorjahr 5,1 %). Dies bedeutet einen Anstieg der Zwangsnutzungen ohne Sturmholz um 45 %. Die Sägewerksbranche leidet nach wie vor an Der trockene Sommer und Herbst 2015 mit Überkapazitäten am Markt und hatte Probleme, dem sehr milden Winter stellt die Forstwirt- die Preise für Schnittholz an die hohen Rund- schaft auch im Jahr 2016 vor große Herausfor- holzpreise anzupassen. Landesweit gingen die derungen. Zum Zeitpunkt der Berichterstellung Sägekapazitäten um 200.000 fm zurück. ist bereits ein Anstieg der zufälligen Nutzun- gen gegenüber dem Vergleichszeitpunkt des Zum 01. September 2015 wurde die Holzver- Vorjahres um 400 % und gegenüber 2013 um marktung des Nichtstaatswaldes (Ausnahme: 800 % feststellbar! Kirchenwälder < 100 ha und Laubholz für Kommunen) auf eine zweite Säule gesetzt und Die Nachfrage am Holzmarkt war im gesam- formell der Forstwirtschaftlichen Vereinigung ten Wirtschaftsjahr trotz der Zwangsnutzungen Schwäbischer Limes (FSL) übertragen. Dieser ordentlich. Der durchschnittliche Holzerlös über Schritt wurde notwendig aufgrund des laufen- alle Verkaufssorten verringerte sich um 2,05 €. den Kartellrechtsverfahrens. Einige Kunden nutzten die Möglichkeit, Holz in Nasslagern zu konservieren. Beim Brennholz, meist als Buchenholz einge- schlagen, wurde eine Masse von 30.300 fm Während die Nachfrage im Bereich des Nadel- (Vorjahr 25.350 fm) vermarktet. Der Anteil von stammholzes in unserer Raumschaft in einer Hackrohholz zur Verwendung in Hackschnitzel- Balance war, kam der Absatz von Buchenstamm- anlagen lag bei weiteren 13.100 fm (Vorjahr holz anfangs nur schleppend in Gang und ver- 13.300 fm), so dass die verbuchte Energie- besserte sich im Laufe der Saison leicht. Die holzmenge im Ostalbkreis bei 43.400 fm lag. Preise für Buchenstammholz zogen im Landes- Dies entspricht immerhin 15,4 % des Gesamt- durchschnitt um ca. 2 €/fm an. Stark laubholzge- einschlages an Holz. prägte Forstbetriebe sehen damit etwas Licht am Horizont. Die Preise für Brennholz hielten sich auf Der Gesamterlös des vermarkteten Holzes lag Vorjahresniveau bei leicht steigender Nachfrage. bei 19,04 Mio €. Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 9
2 0. Bo pfi n g e r W e rth o l zsu bm iss i o n Bei der Wertholzsubmission 2015 in Bopfin- Raritäten wie Nuss, Obsthölzer, Mammutbaum gen wurden 1.956 fm Stammholz in 1.207 und Mooreiche fanden ebenfalls zu guten Prei- Verkaufslosen (1.272 Einzelstämme mit durch- sen ihre Käufer. schnittlich 1,54 fm/Stamm) angeboten. Die angebotene Verkaufsmenge lag damit um 9 % Die Gesamtschau aller Baumarten sowie die über dem Vorjahr, der Durchschnittserlös je Spitzenpreise der Hauptbaumarten sind in den fm konnte um 2 % gesteigert werden. Die Ver- Tabellen ersichtlich. kaufsmenge verteilte sich auf 26 verschiedene Baumarten. 66 Bieter gaben zusammen 8.303 Gebote ab, dies waren durchschnittlich 6,9 Gebote je Los. Unbeboten blieben 44 Lose, v. a. Ahorn mit 36 fm. 63 Bietern konnte ein Zuschlag erteilt werden. Erfreulich für die Anbieter war, dass die vier Hauptbaumarten, auf die man gesetzt hatte (85 % der Angebotsmenge), allesamt mit Preis- steigerungen von 5 – 9 % abschlossen und restlos ausverkauft waren. Die über 1.000 fm Eiche erlösten im Durchschnitt 495 €/fm – gegenüber 2014 mit 463 €/fm ein Plus von 7 % trotz etwas geringerer Qualität! Ebenso konnten die knapp 200 fm Esche von 202 €/ fm in 2014 auf 220 €/fm klettern (plus 9 %). Auch bei 314 fm Douglasie mit durchschnittlich 217 €/fm und 146 fm Lärche mit knapp 281 €/fm waren um 5 % höhere Erlöse gegenüber dem Vorjahr möglich. Enttäuschend war lediglich die Buche (20 fm), die dominierende Laubbaumart der Wälder auf der Ostalb. Zwar konnten alle Buchenstämme verkauft werden. Bei einem Durchschnittspreis unter 100 €/fm kann aber kaum mehr von einer „Wertholz“- Versteigerung gesprochen werden. Marktbedingt blieben auch viele Abb. oben: Ahornstämme, v. a. mit leichtem Kern, unbe- Submissionsplatz am Tag boten. nach der Gebotseröffnung Abb. unten: Abtransport des Submissionsholzes 10 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
2015 2014 geliefert unverkauft im Durchschnitt Ø Veränderung BA Fm Fm EUR/Fm EUR/Fm in % 1 Ei 1.009,84 0,00 495,35 463,12 7% 2 Dgl 314,21 0,00 217,91 208,07 5% 3 Es 191,99 0,00 220,01 202,56 9% 4 Lä 146,07 0,00 280,81 267,61 5% 5 Kie 50,94 0,00 106,78 125,52 -15% 6 Fi 46,73 0,00 158,68 160,09 -1% 7 Ta 34,70 0,00 137,17 121,85 13% 8 BAh 61,90 27,60 297,57 282,95 5% 9 Bu 19,67 0,00 96,40 119,85 -20% 10 Li 15,41 0,00 129,65 142,28 -9% 11 Kir 9,40 1,02 131,93 243,81 -46% 12 Nuss 8,34 0,00 552,12 494,82 12% 13 Erle 5,38 0,00 116,78 110,00 14 Mammut 5,30 0,00 155,44 15 Mooreiche 4,90 0,00 134,43 16 Wey 4,85 0,00 142,03 149,00 17 SAh 8,77 4,00 146,09 276,00 18 REi 4,50 0,00 158,13 262,48 19 Birke 2,30 0,00 132,92 101,00 20 Zwets 2,05 0,00 264,11 349,79 21 Apfel 1,82 0,00 206,88 312,69 22 Birne 2,61 1,28 227,80 234,19 23 Elsb 0,60 0,00 372,20 250,71 24 Hasel 0,41 0,00 170,98 25 HBu 2,90 2,52 136,00 119,45 26 Weißdo. 0,08 0,00 333,00 Gesamt 1.955,68 36,42 362,37 355,6 2% Spitzengebote je Baumart Durchm. Menge Spitzen-Gebot Los Nr. Holzart Länge (m) (cm o. R.) Los €/Fm 4636 Ei 4,0 72 1,63 1.688 € 151 Dgl 5,8 82 3,06 318 € 154 Dgl 5,5 80 2,76 318 € 4743 Es 7,5 82 3,96 356 € 4181 Lä 9,6 55 2,28 843 € 4138 Kie 5,0 42 0,69 169 € 4200 Fi 4,5 67 1,59 498 € 4289 Ta 6,0 71 2,38 252 € 4014 Bu 8,0 71 3,17 141 € 4719 Nuss 3,0 80 1,51 949 € Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 11
D i e L a n d es pfl a nzs c h u le Kitzi n g h o f Ei n e B eso n d erh eit i m Sta atswa ld d es Osta l b k reises Früher besaßen viele Forstreviere eine kleine Pflanzschule, in der Pflanzen für den Eigenbe- darf nachgezogen wurden. Da im Laufe der Jahre die benötigten Pflanzenzahlen aufgrund immer stärkerer Nutzung natürlicher Verjün- gungsabläufe im Wald stark zurückgingen, wurde die Zahl der staatseigenen Pflanzschu- len begrenzt. ForstBW betreibt im gesamten Land mehrere Die Landespflanzschule Kitzinghof bei Bartho- eigene Forstpflanzschulen verschiedener Größe. lomä ist die größte der fünf noch vorhandenen Natürlich stellt sich die Frage, warum sich die landeseigenen Pflanzschulen. Die Nachzucht Forstverwaltung den vermeintlichen Luxus leistet von Nadelbäumen steht hier aufgrund von Forstpflanzen nachzuziehen, die auch im freien Boden- und Witterungsverhältnissen im Vorder- Handel bezogen werden könnten. grund. Da sich die Pflanzschule auf ca. 700 m NN befindet, treiben die Pflanzen spät aus, Grundsätzlich stellen sich den landeseigenen was die Pflanzperiode verlängern kann, ohne Pflanzennachzuchtbetrieben folgende Aufga- dass die Bäumchen in einem Kühlhaus gela- ben: gert werden müssen. Dies kann stellenweise Vorteile im Betriebsablauf der Reviere bieten. Es sollen frische Pflanzen bester Qualität und Andererseits kann es leider vorkommen, dass Herkunftssicherheit für einen Teil des Bedar- am Kitzinghof die Pflanzen noch unter Schnee fes im Staatswald angezogen werden, dies sind, während in tiefer gelegenen Bereichen so umweltschonend wie möglich. Das beson- schon längst gepflanzt werden könnte. dere Augenmerk liegt auf Sortimenten, die vom freien Handel nicht oder nur unter Mühen Jedes Jahr werden zwischen 50.000 und nachgezogen werden können. Zusätzlich kann 90.000 Pflanzen ins Freiland ausgeliefert. Da die Vermehrung von klimaflexiblen Baumarten „der Kitzinghof“ sich auch gut zur Nachzucht erprobt werden. von kleinen Pflanzen eignet, die dann in Pflanz- schulen weiterverarbeitet werden („Sämlinge“), Bei Kalamitäten (Borkenkäfer, Sturm) sollen sie kommen noch weitere 20.000 bis 30.000 eine schnelle und flexible Versorgung mit Jung- Pflanzen hinzu. Der größte Teil wird in den pflanzen gewährleisten. Ostalbkreis und die umliegenden Kreise gelie- fert. Jedoch umfasst der Absatzbereich das Gleichzeitig soll das Wissen über die Anzucht ganze Land Baden-Württemberg, bis hin nach von Forstpflanzen erhalten und weitervermittelt Waldshut. werden, z.B. bei der Ausbildung der Forstwirte. Bei Bedarf unterstützen die landeseigenen Da die Jungpflanzen zwischen einem und fünf Pflanzschulen die Forschung im Bereich der Jahren bis zur Auslieferreife benötigen, sind Pflanzengewinnung. immer annähernd 350.000 Pflanzen in den 12 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
Beeten vorhanden. Entsprechend groß ist die hierbei eine Vielzahl an Vorgaben und Rege- Fläche, die bearbeitet werden muss. lungen beachtet und eingehalten werden. Es wird beispielsweise ein Zertifizierungssystem Natürlich fällt viel Arbeit an: angewendet, im Rahmen dessen die Pflanzen Samen müssen ausgesät, kleine Pflanzen einge- genetisch einem Ausgangswaldbestand zuge- pflanzt werden. Die auszuliefernden Pflanzen ordnet werden können. sind auszuheben, zu sortieren, zu zählen und auszufahren. Es werden Pflänzchen in Töpfe Die Arbeit lohnt sich. Abgesehen von der Fri- verpflanzt, was den Anwuchserfolg verbes- sche und der hervorragenden Qualität sind sern soll. Das Unkraut muss im Zaum gehalten verschiedene spezielle Pflanzen besonders werden, Gründüngung wird ausgebracht (Zwi- gefragt, wie zum Beispiel kleine Eichenpflan- schensaat verschiedener Pflanzenarten zur Ver- zen mit einer unbeschädigten Pfahlwurzel, die besserung des Bodens). Zäune werden instand nach der Pflanzung im Wald eine möglichst gehalten und Maschinen gepflegt. naturnahe und ungestörte Wurzelentwicklung sicherstellen soll. Da solche Pflanzen für kom- Hierzu ist ein Forstwirt fest angestellt. Er ist merzielle Pflanzschulen aus verschiedenen seit 44 Jahren in der Pflanzschule tätig und Gründen kaum nachzuziehen sind, kann hier verfügt entsprechend über ein sehr fundiertes der Konkurrenzsituation aus dem Wege gegan- Fachwissen und eine intensive Bindung an den gen werden. Betrieb. Unterstützt wird er von einer freien Mitarbeiterin, die ca. 60 % einer vollen Stelle Die Landespflanzschule Kitzinghof bereichert abdeckt. den Wald des Ostalbkreises um eine Facette, die in vielen anderen Fortbetrieben aus dem In arbeitsintensiven Zeiten helfen weitere Forst- forstlichen Fokus verschwunden ist. wirte aus anderen Betrieben, Auszubildende und Ferienarbeiter aus. Auch für die Leitung der Pflanzschule erge- ben sich vielfältige Arbeiten im Bereich der Organisation, Steuerung und Verwaltung der Betriebsabläufe. Um eine hervorragende Qua- lität des Pflanzgutes sicherzustellen müssen Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 13
Si c h e r h e its coac h i n g zu r Verb esseru n g d er A rb eitssi ch erh eit Im Zuge der Umsetzung des „Aktionsprogramms und „Schwächen“ in einem Ergebnisprotokoll Arbeitssicherheit“ des Landes Baden-Württem- festgehalten. Für die „Schwächen“ werden berg und der Landkreise wurden zum 1.4.2015 Impulse zur Verbesserung gegeben und eben- dreizehn Sicherheitscoaches beim Landesbe- falls im Protokoll festgehalten. Am Ende der trieb ForstBW eingestellt. Coaching-Saison berichtet der Sicherheits- coach der UFB- Leitung über seine Tätigkeit. Herr Gerhard Ziegler ist als Sicherheitscoach Aus diesem Bericht entsteht ein landesweiter ausschließlich für den Ostalbkreis zuständig. Bericht zum Sicherheitscoaching. Vor Aufnahme ihrer eigentlichen Tätigkeit als Berater für die Waldarbeitergruppen wurden Eine weitere Möglichkeit der Beratung vor Ort die Sicherheitscoaches in verschiedenen Lehr- durch den Sicherheitscoach bietet ein mehrtä- gängen auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Alle giges Sicherheitstraining im Bedarfsfall oder Vorarbeiter der Waldarbeitergruppen wurden auf Anfrage. Beim Sicherheitstraining mit einer ebenfalls in einem zweitägigen Lehrgang Arbeitsgruppe werden Arbeitsverfahren und über das Sicherheitscoaching informiert und Arbeitstechniken erprobt. Anschließend beglei- geschult. tet der Sicherheitscoach die Übernahme der Verfahren und Techniken in den Arbeitsalltag. Ziele des Sicherheitscoachings sind: • die Verbesserung der Sicherheitseinstel- lung und des Sicherheitsverhaltens von Einzelnen und Arbeitsgruppen • die Optimierung von Arbeitstechniken und Abläufen • die Reduktion von Betriebsstörungen (Unfällen). Weitere wünschenswerte Synergieeffekte sind zu erwarten. Im Sommer stellte sich der Sicherheitscoach bei allen Waldarbeitergruppen und den zuständi- gen Revierleitern vor. So lernte er in kurzer Zeit fast 100 forstliche Mitarbeiter des Ostalbkrei- ses kennen. Mit den Coaching-Terminen bei den Waldarbeitern konnte er Ende September beginnen. Dabei begleitet er die Forstwirte bei der Arbeit in der Holzernte und beobachtet sie. Er bespricht mit ihnen Auffälligkeiten und berät sie vor Ort. Ihr Verhalten bei der Arbeit Stark beastete Alteiche, Übung spezieller wird am Ende des Arbeitstages als „Stärken“ Fälltechniken (unterschnittene Stützleiste) 14 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
Der Sicherheitscoach steht den Waldarbeiter- Im zurückliegenden Winter war ausschließlich gruppen auch kurzfristig außerhalb von Termi- die Holzernte Thema beim Sicherheitscoaching. nen zur Beratung zur Verfügung. So konnte er Künftig werden die Waldarbeitenden von den im November auf Anfrage im Revier Schäufele Sicherheitscoaches auch zu anderen Tätigkei- bei Abtsgmünd den Forstwirten den Einsatz der ten außerhalb der Holzernte beraten. Im Jahr Königsbronner-Stahlseil-Technik (KST) vorführen 2016 wird die Jungbestandspflege als weitere und das benötigte Arbeitsmaterial demonstrieren. gefahrengeneigte Betriebsarbeit der Forstwirte hinzukommen. Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 15
Fo r stl i c h e r N ac h w u c hs i m Osta lbk r e is T r a i n ee ausb i ldu n g Mit Abschluss des Bachelorstudiengangs an forstliche Laufbahn des gehobenen Forstdiens- den Hochschulen für Forstwirtschaft erlangen tes und des forstlichen Revierdienstes ein Qua- die Absolventen die Qualifikation und Befä- lifizierungsnachweis vorzulegen. Dieser Nach- higung für eine Tätigkeit in verschiedenen weis ist mit Ablauf der Traineezeit in Form einer Bereichen der Forstwirtschaft, so z.B. auch Projektarbeit zu erbringen. für eine Tätigkeit im Bereich des gehobenen technischen Forstdienstes bei den Kommunen, Analog gilt dies auch für Trainees des höheren bei ForstBW oder auch bei privaten Waldbe- Forstdienstes, die als Landesbedienstete einge- sitzern. stellt werden. Für eine dauerhafte Einstellung beim Land Während der Traineezeit wird der/die Trai- (ForstBW) und den Kreisen ist allerdings eine nee durch einen Traineebeauftragten betreut. zusätzliche 2-jährige Qualifizierungsphase Der Traineebeauftragte ist ständiger Ansprech- als Trainee erforderlich. In der zweijährigen partner und forstlicher Begleiter in dieser Traineezeit soll der/die Trainee an zukünftige Zeit. In Kooperation mit dem/der Trainee Aufgabengebiete herangeführt und in Verwal- fertigt er einen Zeit- und Einsatzplan für die tungsabläufe eingebunden werden. zweijährige Traineezeit. Dieser ist abzustim- men auf zu besuchende Fachlehrgänge. Zudem ist gemäß §21 Landeswaldgesetz für Hier ein Ausschnitt aus dem Qualifizierungs- den Erwerb der Laufbahnbefähigung für die plan als Beispiel: 15.07. 16.07.-20.07. 21.07.-24.07. 25.07.-31.07. 01.08.-23.08. 24.08.-26.08. 27.08.-22.09. Einstellung Dezernat Dezernat FBZ KA Dezernat Dezernat FBZ KA Dezernat/Rev. Erarbeitung Einarbeitung Einführungs- 1) Einarbeitung 1) Einarbeitung Grund- 1) Hiebsvorbe- Qualifizie- in allgemeine lehrgang in allgemeine Thematik lehrgang reitung/Aus- rungsplan Dienstvor- Traineepro- Dienstvorschriften Wind Fokus zeichnen schriften LRA gramm LRA OAK kraftanlagen. Rev. Weiler OAK 2) Einarbeitung in 2) Vergaberecht/ 2) KLR/PPV- Thematik Wind- Anwendung Planung ’16 kraftanlagen bei Aus- schreibungen Ausstattung Neubau Hohenohl 16 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
Des weiteren sind regelmäßige Gespräche Die Projektarbeit beinhaltet: vorgesehen wie z. B. Bilanz-und Qualifizie- • Vortrag und Darstellung der Maß- rungsgespräche zur „Standortbestimmung“ des nahme mittels Power-Point-Präsentation Trainees. • Vorzeigen der Hiebsfläche mit Erläu- terung der speziellen Schwierigkeiten Beim Geschäftsbereich Wald und Forstwirt- • Beantwortung von Fragen des schaft wurde erstmals zum 01.März 2014 eine Prüfungsgremiums Trainee eingestellt: Frau Sandra Borchers. Seit • Vorlage der Abschlussarbeit in gebun- 15. Juli 2015 unterstützt Frau Nicola Borner als dener Form zweite Trainee unsere vielfältigen Aktivitäten und dienstlichen Anforderungen. Nachdem die Effizienzrendite im Zuge der Verwaltungsreform mittlerweile erbracht ist, Frau Sandra Borchers hat im Februar 2016 kann der Geschäftsbereich Wald und Forstwirt- Ihre Traineezeit beendet und den erwähnten schaft seit 2015 frei werdende „Förster-Stellen“ Qualifizierungsnachweis erbracht mit der wieder besetzen. Diese Wiederbesetzung soll Projektarbeit „Planung und Auswertung eines zukünftig durch vorab eingestellte Trainees Seilkraneinsatzes im Forstrevier Heubach, erfolgen. Auf diese Weise wird eine gezielte Stadtwald Heubach“ Verjüngung des Personalkörpers erreicht. Die Trainees Sandra Borchers und Nicola Borner Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 17
S e i lk r a n e i n satz H olzernte a m Stei lh an g Während der M aß - nahme mussten öffent- liche Straßen für einige Wochen kom- plett gesperrt werden. Wohnbebauungen auf der Hangunterseite for- derten die Akteure auf eine ganz besondere Weise. Der Waldbesit- zer kommt damit seiner Verpflichtung nach, für die Verkehrssicherung in besonderem Maße Sorge zu tragen. Zum Jahreswechsel 2015/2016 fanden im Zeitgleich wurde im Stadtwald Heubach ein Staatswald bei Bopfingen Holzerntemaßnah- weiterer Seilkraneinsatz durchgeführt. Der men mit einer ganz besonderen Technik durch Unternehmer erntete dort mit seinem Team eine Schwarzwälder Firma statt. Es wurde ein und einem Mittelstreckenseilkran ca. 300 Fm sogenannter Seilkran eingesetzt, der in der Buchenholz. Dabei wurden Bestände im Alter Lage ist, in sehr steilem Gelände Holz aus von 90 bis 100 Jahren durchforstet, welche Waldflächen zu bergen, die ansonsten nicht an einem 30° steilen Hang stocken. Der milde bewirtschaftet werden könnten. Dabei wird im Winter erleichterte die Arbeiten in dem überaus Abstand von 40 bis 60 m ein dickes Tragseil anspruchsvollen Gelände. Die Verkehrssiche- gespannt, auf welchem ein beweglicher Schlit- rungsmaßnahmen mit über 13 Absperrungen ten fahren kann. An diesem Schlitten ist ein an den Forst- und Wanderwegen sorgten für dünnes Seil angebracht, das der Länge nach optimale Sicherheit rund um das betroffene beweglich ist. Damit ist es möglich, in einem Gebiet. Abstand von 30 m beiderseits dieser Linie ein- geschlagenes Holz zu bergen und im angeho- Bei den Seilkraneinsätzen kommen ausschließ- benen Zustand bergauf oder bergab zu trans- lich Spezialfirmen zum Zuge, die mit Hilfe eines portieren. Die Stämme werden am Ende der Zertifikats nachweisen, dass fachliche und Trasse von einem Kranfahrzeug übernommen soziale Standards eingehalten werden. und so abgelegt, dass die Kunden es direkt an der befestigten Waldstraße abfahren können. 18 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
Fe rti gste llu n g d es N eu baus H o h e n o h l b ei Gschwen d Nach einer Bauzeit von eineinhalb Jahren vom Stützpunkt angebotenen Fortbildungen für bezog die forstliche Ausbildungsstätte im private Waldbesitzer und andere am Wald November 2015 ihr neues Ausbildungsge- Interessierte können durch die neuen Räum- bäude in Gschwend-Hohenohl. lichkeiten jetzt direkt am Hohenohl stattfinden. Das vom Amt für Vermögen und Bau in Schwä- Der Neubau bietet auch hervorragende Vor- bisch Gmünd konzipierte Holzständergebäude aussetzungen für die Durchführung waldpäd- ist für die Ausbildung von zehn Forstwirtauszu- agogischer Angebote. bildenden und für die zusätzlichen Aufgaben eines forstlichen Stützpunktes ausgelegt. Die angebaute Wildkammer ist nach den heu- tigen wildbrethygienischen Erfordernissen mit Das Gebäude ist mit modernen Funktions- Aufbrech- und Zerwirkraum sowie einer Kühl- räumen ausgestattet. Die neuen Sanitär- und zelle ausgestattet und wird von den umliegen- Umkleideräume ermöglichen es nun auch weib- den Revieren mitgenutzt. liche Auszubildende einzustellen. Im Meister- büro sind PC-Arbeitsplätze eingerichtet. Das Die neu errichtete Garage bietet den vorhan- Büro des Revierleiters ist ebenfalls im neuen denen Fahrzeugen wie Schlepper und VW-Bus Gebäude untergebracht. Die Werkstatt und die erforderlichen Abstellmöglichkeiten. der Lehrsaal sind so konzipiert, dass Aus- und Fortbildungen für die Beschäftigten des Land- ratsamtes durchgeführt werden können. Die Neubau Forstliche Ausbildungsstätte und Forststützpunkt Hohenohl Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 19
Wi n d e n e rg i e Bereits in den Jahren 2014 und 2015 begann Insgesamt befinden sich im Ostalbkreis derzeit in einigen Windparks des Ostalbkreises die 68 Windkraftanlagen an 13 Standorten in Pla- Umsetzungsphase. Der Windpark „Oberko- nung oder im Bau. Die überwiegende Zahl chen-Büchle“ ging mit seinen 4 Anlagen noch der Windkraftanlagen liegt innerhalb Waldes. im Jahr 2015 in Betrieb. Im benachbarten Für das Forstpersonal stellen die Begleitung der Windpark Ebnat-Ochsenberg mit seinen 14 Planungsphase sowie die Überwachung der Anlagen (teilweise im Landkreis Heidenheim) Bauphase der Windkraftanlagen eine enorme startete die Bauphase. Die Windparks Bartho- zeitliche Belastung dar. Nach Inbetriebnahme lomä-Falkenberg und Ellwanger Berge sollen der Windkraftanlagen muss der Rückbau von im Jahr 2016 in Betrieb genommen werden. Arbeitsflächen überwacht werden. Dieses Ar- beitspensum muss zusätzlich zu den regulären Betriebsarbeiten geleistet werden. 20 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
D i e G e n oss e n s c h a f ts wä ld e r i m Osta l b k reis Neben dem, meist aus klösterlichem oder fürst- Ihre großflächige, professionelle Bewirtschaf- pröpstlichem Besitz im Zuge der Säkularisation tung führt zu einer optimalen Erfüllung aller 1803 durch Napoleon entstandenen Staats- Waldfunktionen: wald, dem häufig aus einstigen Allmenden • Nutzfunktion: Erträge aus der Holzernte, entstandenen Gemeindewald und dem über- Lieferung des umweltfreundlichen Roh- wiegend in Adelsbesitz befindlichen „Groß- stoffes Holz privatwald“ hat sich im Ostalbkreis über die • Schutzfunktion: Sicherung von Boden Jahrhunderte eine ganz besondere, historisch und Wasser gewachsene Form des „Kleinprivatwaldes“ er- • Sozialfunktion: Erholungsfunktion für halten: die Genossenschaftswälder. Ihre Wur- die gesamte Bevölkerung, Sicherung zeln reichen wahrscheinlich zurück bis in die der Arbeitsplätze für die Waldarbeiter alemannische Frühzeit im 3. Jahrhundert, also in die Zeit der Landnahme. Mit dem Begriff „Realgenossenschaft“ wird zum Ausdruck gebracht, dass nur Mitglied Im Ostalbkreis bestehen noch fünf Genos- bzw. Genosse werden konnte, wer Bürger der senschaftswälder: Der größte Wald mit rd. Gemeinde war und dort auch Immobilienbesitz 1.320 ha gehört der Realgenossenschaft („Realien“) hatte. Im Gegenzug für den Genuss Essingen. Es folgen nach der Flächengröße der Erträge aus dem gemeinsamen Eigentum die Realgenossenschaften Oberkochen mit rd. mussten die Genossen aber auch für alle Lasten 905 ha, Röttingen mit rd. 350 ha, Unterkochen der Gemeinde („Gemeindeschaden“) aufkom- mit rd. 320 ha und Schweindorf mit rd. 110 ha. men. Sie trugen und tragen bis heute also auch die Risiken ihres Eigentums gemeinsam. Geführt werden sie entsprechend ihrer Satzun- gen von ehrenamtlichen „Verwaltungsräten“ mit Die Verwaltungsorgane der Realgenossenschaf- einem Vorstand. Fachlich beraten und betreut ten werden in bester genossenschaftlich- demo- werden sie von den Forstleuten der Forstau- kratischer Tradition in einem satzungsgemäß ßenstellen Abtsgmünd und Bopfingen. Die vorgegebenen Rhythmus von der Vollversamm- Verwaltungsräte und Vorstände sind durchweg lung gewählt. Die Vollversammlung nimmt auch Miteigentümer ihrer Genossenschaften. Sie jährlich den Rechenschaftsbericht entgegen nehmen ihre Aufgaben- teilweise schon seit und entlastet die Führungsmannschaft. Jahrzehnten- überaus gewissenhaft wahr. Die Mitglieder der Realgenossenschaften fühlen Genossenschaftlicher Waldbesitz zeichnet sich traditionell eng mit ihrem Wald verbunden. sich dadurch aus, dass auf einer Gemarkung Sie pflegen sehr intensiv den Gedanken des eine Vielzahl von Waldbesitzern(insgesamt Generationenvertrages: Den Nutzen, den sie sind es rund 560) gemeinschaftliches Eigentum heute aus dem Wald ziehen, haben frühere haben, das jedoch nur aus ideellen Anteilen Generationen begründet. Daraus erwächst besteht. So können die Nachteile der Kleinpar- die gleiche Verpflichtung gegenüber künftigen zellierung in den Wäldern vermieden werden. Generationen. Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015 21
Baum ate r i a l fü r da s U l m e r M ü nste r Anfang 2015 wurde im Staatswalddistrikt Pfaf- fenloh der Forstaußenstelle Bopfingen ein Stein- bruch für den Probeabbau von Baumaterial für das Ulmer Münster freigegeben. In einem im Privatwald vorkommenden Steinbruch scheiter- ten die Verhandlungen an den Forderungen des Eigentümers. Das Ulmer Münster besteht aus Eisensandstein, der im Gebiet bei Lauchheim eine besonders gute Qualität hinsichtlich Härte und Farbe auf- weist. Im Verlauf des Jahres konnten rd. 300 t Baumaterial gewonnen werden. Die Gesteins- blöcke wurden bereits zur Münsterbauhütte Ulm transportiert. Dort werden marode Steine durch frisch gehauene Steine aus dem Ostalb- kreis ersetzt. Die Lauchheimer Bürger (und die Förster) sind stolz darauf, dass sie zum Erhalt des höchsten Kirchturms der Welt beitragen konnten. Im nächsten Jahr werden Vorbereitungen für eine weitere Abbaufläche getroffen. Besonders gut geeigneter, rd. 25t schwerer Gesteinsblock in der Bildmitte (Steinbruch Pfaffenloh) 22 Geschäftsbericht Wald und Forstwirtschaft 2015
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