Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse

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Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Investment Solutions & Products
            Swiss Economics

           Die Kantone
           der Zentralschweiz
           Perspektiven regionaler Wirtschaftsräume | Dezember 2019

Zur ausschliesslichen Verteilung in der Schweiz

Standortqualität                                  Branchenentwicklung        Immobilienmarkt
Ein Trumpf im Standort-                           Hohe Krisenresistenz       Eigentumspreise dürften
wettbewerb schwindet                              und Innovationsfähigkeit   weiter zulegen

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Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Impressum

Herausgeber: Credit Suisse AG, Investment Solutions & Products
Dr. Nannette Hechler-Fayd'herbe
Head of Global Economics & Research
+41 44 333 17 06
nannette.hechler-fayd'herbe@credit-suisse.com

Dr. Oliver Adler
Chefökonom Schweiz
+41 44 333 09 61
oliver.adler@credit-suisse.com

Redaktionsschluss
25. Oktober 2019

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Copyright
Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden.
Copyright © 2019 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr
verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.

Autoren

Dr. Sara Carnazzi Weber, +41 44 333 58 82, sara.carnazzi@credit-suisse.com
Dr. Jan Schüpbach, +41 44 333 77 36, jan.schuepbach@credit-suisse.com
Emilie Gachet, +41 44 332 09 74, emilie.gachet@credit-suisse.com
Tiziana Hunziker, +41 44 333 03 74, tiziana.hunziker2@credit-suisse.com
Alexander Lohse, +41 44 333 73 14, alexander.lohse@credit-suisse.com
Gabriel Staub, +41 44 333 46 22, gabriel.staub@credit-suisse.com
Pascal Zumbühl, +41 44 334 90 48, pascal.zumbuehl@credit-suisse.com

Mitwirkung

Tomasz Limberger
Katharina Schlatter
Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Editorial

            Geschätzte Leserinnen und Leser

            Die zentrale Lage im Herzen der Schweiz, idyllische See- und Berglandschaften, urbane Gebiete
            und unberührte Natur: Dies alles bietet die Zentralschweiz. Dieser Raum ist aber auch einer der
            attraktivsten Wirtschaftsstandorte der Schweiz, der mit einer tiefen Steuerbelastung, einem soli-
            den Fachkräftereservoir und vielerorts guten Verkehrsverbindungen punkten kann. Die hohe
            Standortqualität widerspiegelt sich auch in einer erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung. Allen
            Zentralschweizer Kantonen ist es in den letzten Jahren gelungen, ihre Finanzkraft zu erhöhen.
            Nach dem Aufstieg des Kantons Obwalden stammen mittlerweile vier von den sieben Geberkanto-
            nen im nationalen Finanzausgleich aus der Zentralschweiz. Auch die Wirtschaftsstruktur hat sich
            als vergleichsweise krisenresistent erwiesen. Sowohl die Industrie als auch die Tourismusbranche
            haben die schwierige Zeit von der Eurokrise und dem Frankenschock überwunden und die Region
            konnte eine überdurchschnittlich starke Beschäftigungsentwicklung verzeichnen.

            Die Zentralschweiz beherbergt auch eine innovative Unternehmenslandschaft. Neben etablierten
            Hightech-Branchen beobachtet man zunehmend auch eine rege Gründungstätigkeit und die An-
            siedlung von Startups, nicht nur im Kanton Zug. In keiner anderen Schweizer Grossregion sind
            zudem die Aufwendungen der Privatwirtschaft für Forschung und Entwicklung in den letzten Jah-
            ren so stark gewachsen wie in der Zentralschweiz.

            Eine solch gute Ausgangslage im Standortwettbewerb muss aber laufend gepflegt und weiterent-
            wickelt werden. Die jüngsten Bewegungen in der Unternehmensbesteuerung zeigen, dass
            Standorttrümpfe auch kleiner werden können. Zahlreiche Kantone haben als Antwort auf die Ab-
            schaffung der Steuerprivilegien für Statusgesellschaften Steuersenkungen geplant und teilweise
            bereits implementiert. Dadurch rückt das Feld bei der attraktiven Unternehmensbesteuerung nä-
            her zusammen. Eine aufmerksame und vorausschauende Wirtschaftspolitik ist heute von grösster
            Bedeutung, sollten zunehmend dunkle Wolken am Schweizer Konjunkturhorizont aufziehen.

            Als in der Schweiz stark verwurzelte Bank ist es für uns zentral, die einzelnen Regionen mit ihren
            Stärken, Schwächen und Opportunitäten genau zu kennen. Deshalb haben wir unseren Ökono-
            men den Auftrag gegeben, die sechs Zentralschweizer Kantone aus volkswirtschaftlicher Sicht im
            Detail zu analysieren. Mit der vorliegenden Regionalstudie möchten wir einen aktiven Beitrag zur
            Debatte über die Zukunft der Zentralschweiz leisten und gleichzeitig zu ihrem wirtschaftlichen Er-
            folg beitragen. Unsere regionale Verbundenheit im Bankgeschäft und unsere vielfältigen Engage-
            ments in Kultur, Sport und Gesellschaft sind uns sehr wichtig. Wir sind stolz, zahlreiche Zentral-
            schweizer Privatpersonen und Firmen zu unseren wertvollen Kunden zählen zu dürfen.

            Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre

            Roger Suter                                        Christoph Baggenstos
            Leiter Region Zentralschweiz                       Leiter Firmenkunden Zentralschweiz

                                                                     Swiss Economics | Dezember 2019         3
Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Inhalt

REGIONALER KONTEXT
Von Altdorf bis Zug                                               7

STANDORTQUALITÄT
Ein Trumpf im Standortwettbewerb schwindet                        8

FINANZKRAFT
Zentralschweizer Finanzstärke                                    13

UNTERNEHMEN UND BRANCHENSTRUKTUR
Stellenwachstum, Firmengründungen: Zug liegt vorne               15

EXPORTINDUSTRIE
Dem Protektionismus zum Trotz                                    19

TOURISMUS
Tourismus zieht positive Bilanz                                  21
Die Airbnb-Welle rollt an                                        24

BEVÖLKERUNG UND MIGRATION
Zentralschweiz im Mittelfeld                                     27
Wer sind die Zuwanderer in die Zentralschweiz?                   30

IMMOBILIEN
Wohneigentum: Hohe Preise an den Seen                            32
Mietwohnungen: Stabiler Mietwohnungsmarkt                        34

KANTONSPROFILE
Kanton Luzern                                                    36
Kanton Nidwalden                                                 37
Kanton Obwalden                                                  38
Kanton Schwyz                                                    39
Kanton Uri                                                       40
Kanton Zug                                                       41

                                                     Swiss Economics | Dezember 2019   5
Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Weinland                        Frauenfeld
                                                  Brugg/Zurzach                                                                                       Thurtal

                                                                                       Unterland
                    Fricktal                                                                                         Winterthur-Stadt

                                                           Baden                                                                                                    Wil
    Oberes                                                                      Furttal
   Baselbiet                                                                                                           Winterthur-Land

                                                                                                           Glattal
                                                                             Limmattal         Zürich
                               Aarau
                                                                                          Zürich-Stadt
        Olten/Gösgen/Gäu                                       Mutschellen                                                                 Oberland-Ost
                                                                                                                                                                     Toggenburg
                                       Aarau
                                                                                                                               Oberland-West

                                                              Freiamt
                                                                                                             Pfannenstiel

                                                                                    Knonaueramt
                                                                                                                                                                Linthgebiet
                                                                                                         Zimmerberg

                                                                            Lorzenebene/Ennetsee
                                   Sursee/Seetal                                               Zug
                                                                                                                                           March/Höfe
                                                                                                       Zuger
Oberaargau                                                                                     Berggemeinden

                   Willisau                                                                                                                                          Glarner
                                                                                                                                                                    Mittel- und
                                                             Luzern                                                            Einsiedeln                           Unterland
                                                                   Luzern
                                                                                                                                                                          Glarus
                                                                                                                      Schwyz
 Burgdorf
                                                                                                            Innerschwyz

  Oberes                                                                    Stans
 Emmental                                                          Nidwalden/Engelberg
                   Entlebuch                                                                                                                                         Glarner
                                                                                                                                                                    Hinterland
                                                          Sarnen
                                                                                                                     Altdorf

                                               Sarneraatal

                                                                                                                     Uri
 Thun

                                                                                                                                                       Surselva

                                  Berner
                                Oberland-Ost

                 Wirtschaftsregionen
                 Kanton Luzern
                 Kanton Nidwalden
                 Kanton Obwalden
                                                                                                                                                            Domleschg/Hinterrhe
 andertal
                 Kanton Schwyz
                                                                                                                                                Tre Valli
                 Kanton Uri                        Goms
                 Kanton Zug
                                                                                                          Locarno
     Visp
                 Verkehrsachsen
                       Brig

                                                                                                                                                                           Mesolci
Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Regionaler Kontext

Von Altdorf bis Zug
Zwischen ländlichen                      Der Vierwaldstättersee verbindet die Kantone Luzern, Obwalden, Nidwalden, Schwyz und Uri.
und städtischen                          Zug, der flächenmässig kleinste Kanton der Region, komplettiert das Sextett der Zentralschweizer
Gebieten                                 Kantone. Wie die Schweiz profitieren die Kantone der Region von ihrer zentralen Lage. Die Nähe
                                         zum Grossraum Zürich sowie zur Natur und idyllischen Landschaften sorgen für eine hohe Le-
                                         bensqualität in vielen Gemeinden der Zentralschweiz. Der urbane Charakter der Städte Zug und
                                         Luzern steht im Gegensatz zu den Alpenregionen in Uri, Ob- und Nidwalden und der voralpinen
                                         Hochtallandschaft des Kantons Schwyz, die einen vorwiegend ländlichen Charakter aufweisen.

Zentralschweiz                           Heterogen ist die Zentralschweiz auch aus wirtschaftlicher Sicht. Abgesehen von ihrer Ausrichtung
wirtschaftlich                           auf den Tourismus unterscheiden sich die zentralschweizerischen Kantone in Bezug auf ihre Wirt-
heterogen                                schaftsstruktur relativ stark. Der Kanton Luzern steht sinnbildlich für diese Heterogenität. Die
                                         Stadt Luzern ist ein wichtiger Standort für unternehmensbezogene Dienstleistungen, die für einen
                                         grossen Teil der Wirtschaftsleistung in der gesamten Region verantwortlich sind und damit den
                                         gesamten Wirtschaftsraum anregen. Auf der anderen Seite ist der Landwirtschaftssektor in den
                                         ländlichen Regionen, etwa in Willisau und im Entlebuch, ein bedeutender Arbeitgeber im Kanton.

Gewisse Stabilität in                    Die Zentralschweiz erwirtschaftet rund 9% der nationalen Wirtschaftsleistung. Auch wenn die Re-
turbulenten Zeiten                       gion nicht unmittelbar ans Ausland grenzt, ist die lokale Wirtschaft durch die Aufwertung des
                                         Schweizer Frankens stark unter Druck gekommen. Insbesondere die exportorientierten Unterneh-
                                         men und die Tourismusbranche, die in der Region relativ bedeutsam ist, bekamen die Franken-
                                         stärke zu spüren. Gleichzeitig blieben kapitalintensive Tätigkeiten von der Aufwertung des Schwei-
                                         zer Frankens weitestgehend verschont und verhalfen damit zu einer relativ raschen Erholung der
                                         Zentralschweizer Wirtschaft (vgl. Abb.). Stabilisierende Wirkung hatte zudem das vergleichsweise
                                         tiefe Steuerniveau. Der Standort bleibt attraktiv für Unternehmen, was sich nicht zuletzt in einer
                                         überdurchschnittlichen Beschäftigungsentwicklung nach dem Frankenschock bemerkbar machte.

Regionale und                            Um die wirtschaftlichen Entwicklungen regional erfassen zu können, fokussieren wir uns neben
kantonale Indikatoren                    der kantonalen Ebene auch auf die Ebene der Wirtschaftsregionen. Diese wurden auf der Basis
im Überblick                             von wirtschaftlichen Zusammenhängen erstellt und entsprechen nicht unbedingt den politischen
                                         Grenzen. So wird etwa die Obwaldner «Exklave» Engelberg gemeinsam mit Nidwalden zur Wirt-
                                         schaftsregion Nidwalden/Engelberg zusammengefasst. Die wichtigsten wirtschaftlichen Indikato-
                                         ren zu den betrachteten Kantonen und Wirtschaftsregionen sind in übersichtlichen Kantonsprofilen
                                         zusammengefasst (vgl. S. 36 – 41).

Relativ rasche Erholung nach turbulenten Zeiten                                  Zentralschweiz: ein Zehntel der nationalen Wirtschaftsleistung
Bruttoinlandprodukt zu laufenden Preisen, Index: 2008 = 100                      Bruttoinlandprodukt zu laufenden Preisen (links; 2016) und Beschäftigungszahl
                                                                                 (rechts; 2017), Anteile am Schweizer Total in %

110
                                Zentralschweiz    Schweiz                                            5%                                     4%
                                                                                                          9%                                      10%
108                                                                                          12%                                    13%

106                                                                                                               19%                                         19%

104
                                                                                    21%                                       20%
102

100                                                                                                            20%                                      21%
                                                                                               14%                                     13%
 98

 96
                                                                                    Zentralschweiz        Genferseeregion     Espace Mittelland   Nordwestschweiz
 94
                                                                                    Zürich                Ostschweiz          Tessin
        2008    2009     2010     2011     2012     2013    2014   2015   2016

Quelle: Credit Suisse, Bundesamt für Statistik                                   Quelle: Credit Suisse, Bundesamt für Statistik

                                                                                                            Swiss Economics | Dezember 2019                         7
Die Kantone der Zentralschweiz - Credit Suisse
Wirtschaft – Standortqualität

Ein Trumpf im Standort-
wettbewerb schwindet
                                                   Die Zentralschweizer Kantone sind für Unternehmen im kantonalen Vergleich steuerlich
                                                   sehr attraktiv. Infolge der Unternehmenssteuerreform reduziert sich der relative Vorteil
                                                   aber deutlich. Im Standortwettbewerb um Unternehmen erstarkt die Konkurrenz
                                                   insbesondere aus den beiden Basel sowie aus Genf, die vor allem im Vergleich zu den
                                                   periphereren Regionen der Zentralschweiz zusätzlich eine hohe Erreichbarkeit und
                                                   bessere Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften bieten.

Standortqualität                                   Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Standorts bestimmen die langfristige Entwicklung
als Basis für                                      von Wertschöpfung und Wohlstand. An attraktiven Orten siedeln sich neue Unternehmen an, und
Wohlstand                                          bereits ansässige Firmen investieren stärker als in weniger attraktiven Gebieten. Neben den un-
                                                   veränderbaren natürlichen Voraussetzungen zählen staatliche Regulierungen, die Verfügbarkeit
                                                   von Arbeitskräften und das Geschäftsumfeld zu den zentralen Kriterien der Standortqualität.

Sieben «harte»                                     Um die Attraktivität der Schweizer Regionen und Kantone aus Unternehmersicht zu messen, ha-
Kriterien                                          ben wir einen Standortqualitätsindikator (SQI) entwickelt.1 Dieser stellt die Attraktivität eines Ge-
                                                   biets in Form eines relativen Index dar und basiert auf den folgenden sieben quantitativen Teilindi-
                                                   katoren: Steuerbelastung von natürlichen und juristischen Personen, Verfügbarkeit von Hochquali-
                                                   fizierten und Fachkräften sowie Erreichbarkeit der Bevölkerung, der Beschäftigten und von Flug-
                                                   häfen. Landpreise und Lohnkosten fliessen nicht ein, da sie in gewissem Sinne nichts anderes als
                                                   das Spiegelbild der Attraktivität sind. Die touristische Attraktivität einer Region orientiert sich an
                                                   anderen Kriterien als die Standortgunst für Unternehmen. Solche Merkmale können auch nur be-
                                                   dingt quantitativ erfasst werden, weshalb wir sie im SQI bewusst nicht berücksichtigen.

Attraktive Rahmen-                                 Neben Basel-Stadt, Zürich und Aargau bietet auch die Zentralschweiz Unternehmen eine hohe
bedingungen in                                     Standortqualität (vgl. Abb.). Der Kanton Zug stand seit Beginn der Standortqualitätsanalyse 1997
weiten Teilen der                                  unangefochten an der Spitze des Kantonsrankings. Durch die deutliche Senkung der Gewinnsteu-
Zentralschweiz                                     erbelastung auf 13.04% rückwirkend per Anfang Jahr konnte der Kanton Basel-Stadt jedoch von
                                                   Rang 4 vorrücken und sich 2019 knapp vor Zug auf dem Spitzenplatz positionieren. Nidwalden,
                                                   Schwyz und Luzern belegen Rang 5 bis 7 und liegen damit deutlich über dem Schweizer Mittel,
                                                   während der Kanton Obwalden eine durchschnittliche Standortqualität bietet. Aufgrund

Hohe Standortqualität in weiten Teilen der Zentralschweiz                                                       Stadt/Land-Gefälle, nicht zuletzt bei Erreichbarkeit und Bildung
Standortqualität 2019, synthetischer Indikator, CH = 0                                                          Standortqualität der Wirtschaftsregionen 2019, synthetischer Indikator, CH = 0
2.5
                                                                                                                                            Basel                                                          Frauenfeld
        BS ZG
                                                                                                                                                     Liestal
2.0
                                                                                                                                                                                                                                     St.Gallen
                                                                                                                                                               Aarau                    Zürich                                   Herisau
                                                                                                                             Delémont
1.5             ZH                                                                                                                                                                                                                         Appenzell

1.0                  AG                                                                                                                  Solothurn
                          NW SZ LU                                                                                                                                                      Zug

0.5
                                     VD
                                          AR TG BL                                                                                                                        Luzern                                        Glarus
                                                   OW SH GE                              Schweizer Mittel                                                                                        Schwyz
    0
                                                                                                                                  Bern                                          Stans

                                                                                                                                                                       Sarnen
-0.5                                                          SG AI SO                                                                                                                           Altdorf
                                                                                                                                                                                                                                                   Chur

                                                                                                                  Fribourg
                                                                         BE NE                                          > 1.5
-1.0                                                                             UR                                     1.0 – 1.5
                                                                                      GL TI
                                                                                            FR                          0.3 – 1.0
                                                                                                 GR                     -0.3 – 0.3
-1.5                                                                                                                    -1.0 – -0.3
                                                                                                                        -1.5 – -1.0
                                                                                                      VS
                                                                                                                        -2.0 – -1.5
-2.0                                                                                                       JU           < -2.0

Quelle: Credit Suisse                                                                                           Quelle: Credit Suisse, Geostat

                                                   1
                                                     Vgl.: «Standortqualität 2019: Basel-Stadt übernimmt vorerst den Spitzenplatz», Credit Suisse, Oktober 2019, Download
                                                   via www.credit-suisse.com/standortqualitaet.
8                         Swiss Economics | Dezember 2019
seiner anspruchsvollen Topografie erreicht der Kanton Uri als einziger Zentralschweizer Kanton
                                         eine unterdurchschnittliche Platzierung. Im Vergleich zu anderen Gebirgskantonen, etwa Graubün-
                                         den und Wallis, ist Uri jedoch klar attraktiver aufgestellt. Bei den 110 Schweizer Wirtschaftsregio-
                                         nen (vgl. Karte auf S. 8) erreichen Lorzenebene/Ennetsee (Rang 2 hinter der Region Zürich-
                                         Stadt) sowie March/Höfe (Rang 10) Top-Ten-Platzierungen. Die Regionen Zuger Berggemein-
                                         den, Luzern, Sursee/Seetal sowie Nidwalden/Engelberg erreichen Platzierungen im oberen Vier-
                                         tel (Ränge zwischen 12 und 26). Deutlich geringer fällt die Standortqualität im Entlebuch und in
                                         Uri aus (Ränge 64 bzw. 67).

 Unwegsames                              Die Qualität eines Standorts ist stark vom wirtschaftlichen Potenzial in seinem Einzugsgebiet ab-
 Gelände als                             hängig. Produktionsseitig sind die meisten Unternehmen auf Zulieferer, Geschäftspartner und
 Standortnachteil                        subsidiäre Dienstleister angewiesen. Auf der Verkaufsseite stehen entsprechend Absatzmärkte im
                                         Vordergrund. Die Erreichbarkeit der Bevölkerung trägt diesem Punkt Rechnung. Aufgrund ihrer
                                         Topografie schneiden die Gebirgskantone Uri, Obwalden und Nidwalden im Bereich Erreichbarkeit
                                         unterdurchschnittlich ab. Schwyz, Luzern, und vor allem Zug erreichen bessere Werte, was auf
                                         höhere Bevölkerungs- und Beschäftigungsdichten sowie kürzere Wege in die Ballungszentren so-
                                         wie an den Flughafen Zürich zurückzuführen ist.

 Investitionen in die                    Mit der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels Ende 2020 rückt die Schweiz nochmals etwas näher
 Verkehrsinfrastruktur                   zusammen. In Erwartung eines höheren Verkehrsaufkommens hat der Kanton Uri 2019 mit dem
                                         Bau eines neuen Kantonsbahnhofs in Altdorf begonnen. Ende 2021 soll der Bahnhof fertiggestellt
                                         werden und sogleich zur zentralen Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs am Gotthard werden.
                                         Die Reisezeiten ins Tessin bleiben jedoch zu lang, als dass sich dies künftig gross im SQI nieder-
                                         schlagen dürfte. Im Kanton Luzern dürfte die Autobahnumfahrung Bypass langfristig für positive
                                         Impulse sorgen. Bis 2030 soll das Grossprojekt in die Tat umgesetzt werden und den nördlichen
                                         Teil der Stadt Luzern besser in das nationale Strassennetz einbinden. Noch weiter in der Zukunft,
                                         voraussichtlich ab 2040, könnte der Luzerner Durchgangsbahnhof die Reisezeiten nach Zürich so-
                                         wie nach Osten und Westen verkürzen. Auch im Regionalverkehr würden dadurch neue und
                                         schnellere Verbindungen ermöglicht.

 Grosse                                  Grosse Unterschiede gibt es in der Zentralschweiz bei der Verfügbarkeit von Hochqualifizierten.
 Unterschiede bei                        Arbeitskräfte mit tertiärem Abschluss sind in Uri und Obwalden mit Anteilen von 25% bzw. 32%
 Verfügbarkeit von                       vergleichsweise rar. Der Kanton Zug hingegen verfügt mit 48% schweizweit über die höchste
 Hochqualifizierten                      Dichte an Hochqualifizierten. Die städtischen Zentren, insbesondere die Stadt Zürich mit 55%,
                                         weisen jedoch einen noch grösseren Pool an Personen mit Tertiärabschluss auf (vgl. S. 12).

Faktoren der Standortqualität
Synthetische Indikatoren, 2019

               Kanton Zug
                SQI: 2.05
            Rang 2/26 Kantone

          Erreichbarkeit der Bevölkerung
          Erreichbarkeit der Beschäftigten
          Erreichbarkeit von Flughäfen

                                                       Kanton Nidwalden                  Kanton Schwyz                     Kanton Luzern
                                                          SQI: 0.61                        SQI: 0.59                         SQI: 0.54
                                                      Rang 5/26 Kantone                Rang 6/26 Kantone                 Rang 7/26 Kantone

              Verfügbarkeit von
              Hochqualifizierten
              Verfügbarkeit von
                   Fachkräften
         Steuerliche Attraktivität
        für juristische Personen
        Steuerliche Attraktivität                     Kanton Obwalden                      Kanton Uri                      Kanton Zürich
        für natürliche Personen                           SQI: 0.04                        SQI: -0.83                        SQI: 1.35
                                                     Rang 12/26 Kantone                Rang 20/26 Kantone                Rang 3/26 Kantone
                Schweizer Mittel

Quelle: Credit Suisse

                                                                                                    Swiss Economics | Dezember 2019          9
Bei der Verfügbarkeit von Fachkräften schneidet in der Zentralschweiz der Kanton Zug ebenfalls
                                         am besten ab: 89% aller Arbeitskräfte verfügen zumindest über ein sekundäres Bildungsdiplom.
                                         Auch in Sursee/Seetal, March/Höfe und Luzern liegt die Quote mit 85% bis 86% über dem
                                         Schweizer Durchschnitt von 83%. Nur im Entlebuch und in Uri ist sie unterdurchschnittlich (81%
                                         bzw. 79%).

Hohe steuerliche                         Die Zentralschweiz ist steuerlich sehr attraktiv, sowohl für Privatpersonen als auch für Unterneh-
Attraktivität für                        men. Bei den Privatpersonen bieten Zug, Schwyz, Nidwalden, Uri und Obwalden die tiefste Steu-
natürliche                               erbelastung. Auch im Kanton Luzern liegt sie unter dem Schweizer Mittel. Die Abbildung links
Personen…                                zeigt die Steuerbelastung ausgedrückt als Anteil des Bruttoeinkommens für ein kinderloses Ehe-
                                         paar für verschiedene Einkommensklassen. Die Steuerbelastung liegt in den Zentralschweizer
                                         Kantonen praktisch immer deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt. Mit Ausnahme der tiefsten
                                         betrachteten Einkommen im Kanton Obwalden profitieren auch tiefe Einkommen von einem Steu-
                                         ervorteil, auch wenn dieser in der Regel mit steigendem Einkommen zunimmt. Im Kanton Zug be-
                                         zahlt ein Ehepaar mit einem Haushaltseinkommen von CHF 100'000 fast 7 Prozentpunkte weni-
                                         ger Steuern als im Schweizer Mittel. Bei einem Einkommen von CHF 300'000 liegt der Steuer-
                                         vorteil bei über 8 Prozentpunkten. In Luzern sind es je nach Einkommenskategorie 0.7 bis 2 Pro-
                                         zentpunkte Steuervorteil.

                                         Die beobachteten Unterschiede in der Steuerbelastung resultieren in erheblichen Frankenbeträgen
                                         (vgl. Abb.). Ein Zuger Ehepaar mit einem Einkommen von CHF 100'000 müsste im Kanton Neu-
                                         enburg etwa CHF 11'000 mehr Steuern entrichten, in Zürich wären es CHF 3900 mehr. Bei ei-
                                         nem Einkommen von CHF 300'000 beträgt die Differenz gegenüber Neuenburg CHF 40'000
                                         und gegenüber Zürich über CHF 15'000. Auch durch einen Umzug von Neuenburg nach Uri lässt
                                         sich die Steuerlast deutlich reduzieren. Im Vergleich zu Zürich fallen dort für Einkommen um CHF
                                         100'000 aber leicht höhere Steuern an. Für eine umfassende Beurteilung der finanziellen
                                         Wohnattraktivität müssen allerdings nebst der Steuerbelastung weitere Faktoren, etwa die Wohn-
                                         kosten, betrachtet werden – im entsprechenden Indikator der Credit Suisse liegt der Kanton Uri an
                                         der Spitze (vgl. S. 29).

… und tiefe Unter-                       Auch für juristische Personen ist die Zentralschweiz steuerlich sehr attraktiv. Nidwalden weist seit
nehmenssteuern                           Jahren die tiefste Unternehmenssteuerbelastung auf. Luzern, Obwalden, Zug, Schwyz und Uri la-
                                         gen im Steuerindex für Unternehmen 2018 ebenfalls weit vorne (Ränge 3, 4, 6, 7 und 9). Mit den
                                         deutlichen Steuersenkungen per Anfang 2019 in Basel-Stadt und in der Waadt hat die Umset-
                                         zung der vom Schweizer Volk am 19. Mai dieses Jahres angenommenen Unternehmenssteuerre-
                                         form jedoch definitiv begonnen. Die privilegierte Besteuerung von Statusgesellschaften (Holding-,
                                         Verwaltungs-, Domizilgesellschaften sowie gemischte Gesellschaften) wird 2020 abgeschafft. Um
                                         die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz zu erhalten, werden auf Kantonsebene neue
                                         Massnahmen zur Förderung innovativer Tätigkeiten eingeführt, die auch im Ausland anerkannt
                                         sind (z.B. Patentbox, zusätzlicher Abzug für Forschung & Entwicklung, Zinsabzug auf Eigenkapi-
                                         tal). In der Zentralschweiz sind Statusgesellschaften insbesondere in den Kantonen Zug und
                                         Schwyz, aber auch in Nidwalden, Luzern und Obwalden von erheblicher Bedeutung. Diese Kan-
                                         tone positionieren sich einerseits durch tiefe ordentliche Steuersätze, andererseits durch eine

Zentralschweiz steuerlich attraktiv für alle Einkommensklassen                Steuerreduktion durch einen Umzug in die Zentralschweiz
Steuerbelastung* in % des Bruttoeinkommens, nach Einkommensklassen, 2019,     Abweichung zur mittleren Schweizer Steuerbelastung* in CHF, nach Einkommens-
Ehepaar ohne Kinder                                                           klasse, 2019, Ehepaar ohne Kinder

 30%                                                                           20'000        Bruttoeinkommen (CHF)                   Steueraufschlag relativ
        gestrichelte Linien =                                                                  50'000                                 zum Schweizer-Mittel
        CH-Mittel der Einkommensklasse                   CHF 300'000           15'000          100'000                                      (CHF)
 25%                                                                                           150'000
                                                                               10'000
                                                                                               200'000
                                                         CHF 250'000
                                                                                5'000          250'000
 20%                                                                                           300'000
                                 CHF 200'000                                        0

 15%                                                                            -5'000
                                 CHF 150'000
                                                                               -10'000
 10%
                                                                               -15'000
                CHF 100'000
                                                                               -20'000           Steuerersparnis relativ
  5%
                                                                               -25'000           zum Schweizer-Mittel
                CHF 50'000                                                                              (CHF)
  0%                                                                           -30'000
        BL

                                                                                          BL
        SZ

       SH

                                                                                          SZ

                                                                                         SH
                                                                                         CH
       ZG

       BE
        JU

                                                                                         ZG

                                                                                         BE
                                                                                          JU
         AI

       AG

        AR
       BS
       SG

                                                                                           AI

                                                                                         AG

                                                                                          AR
                                                                                         BS
                                                                                         SG
       SO

                                                                                         SO
       ZH

                                                                                         ZH
       NE

                                                                                         NE
       UR

        TG

         TI

                                                                                         UR

                                                                                          TG

                                                                                           TI
       NW
       OW

                                                                                         NW
                                                                                         OW
        VS

       VD

                                                                                          VS

                                                                                         VD
        LU

       GE

                                                                                          LU

                                                                                         GE
       GR

        FR

                                                                                         GR

                                                                                          FR
       GL

                                                                                         GL

* Einkommens- und Vermögenssteuern auf Stufe Gemeinde, Kanton und Bund
Quelle: TaxWare, Credit Suisse                                                Quelle: TaxWare, Credit Suisse

10               Swiss Economics | Dezember 2019
attraktive Ausgestaltung der steuerpolitischen Massnahmen. So nutzen Obwalden, Schwyz und
                                            Zug den gemäss Steuerreform zulässigen Spielraum bei den neuen Steuerinstrumenten voll aus.2

Ein Trumpf im                               Trotz der neu eingeführten Steuerprivilegien werden die Möglichkeiten, die Bemessungsgrundlage
Standortwettbewerb                          zu verringern, unter dem Strich kleiner. Zudem werden viele Unternehmen eher nicht von den ge-
schwindet                                   planten neuen Steuerinstrumenten profitieren können. Um der Abwanderung von Statusgesell-
                                            schaften entgegenzuwirken und im Steuerwettbewerb attraktiv zu bleiben, plant die Mehrheit der
                                            Kantone deshalb eine Reduktion der ordentlichen Unternehmenssteuersätze (vgl. Abb.). Sofern
                                            die Stimmberechtigten die Steuerstrategien denn bestätigen, werden die Karten im kantonalen
                                            Wettbewerb um Unternehmen neu gemischt. Ein Trumpf der Zentralschweiz im Standortwettbe-
                                            werb um Unternehmen wird kleiner.

Reform der Unter-                           Mit der Senkung der Unternehmenssteuern verändert sich eine von sieben Komponenten im
nehmenssteuern:                             Standortqualitätsranking in den nächsten Jahren deutlich. Basierend auf den von den Kantonsre-
Deutliche Aus-                              gierungen beabsichtigten Anpassungen bei der Unternehmensbesteuerung, die in vielen Fällen
wirkungen auf die                           schrittweise bis etwa 2025 implementiert würden, haben wir einen Ausblick auf die Standortquali-
Standortqualität                            tät im Jahre 2025 gewagt. Dafür haben wir den Standortqualitäts-Teilindikator «steuerliche Attrak-
                                            tivität für juristische Personen» neu berechnet. Dieser misst die Belastung mit ordentlichen Ge-
                                            winn- und Kapitalsteuern, nicht aber die geplante Ausgestaltung der neuen Steuerinstrumente.
                                            Berücksichtigt wurden auch Veränderungen der Erreichbarkeitsindikatoren infolge der Fertigstel-
                                            lung der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) bis 2020.

SQI 2025: ZG ab                             In diesem hypothetischen Standortqualitätsindikator für das Jahr 2025 steht der Kanton Zug wie-
2020 wieder an der                          der an der Spitze (vgl. Abb.). Mit der bereits auf Anfang 2020 in Kraft tretenden Senkung der Ge-
Spitze, Rangverluste                        winnsteuerbelastung auf rund 12% dürfte Zug den Kanton Basel-Stadt sogar bereits nächstes
für LU, OW, NW und                          Jahr wieder auf Rang 2 verweisen. Senkungen der Unternehmenssteuern erhöhen im Allgemei-
SZ                                          nen die Standortqualität. Aufgrund der relativen Betrachtung können Kantone trotz Entlastungen
                                            dennoch Ränge im Standortqualitätsindikator verlieren. Die heutigen Spitzenreiter bei den Unter-
                                            nehmenssteuern werden ihres relativen Vorteils zumindest teilweise beraubt, weil die Unterschiede
                                            insgesamt geringer werden und sich einige Kantone steuerlich gar noch attraktiver positionieren
                                            möchten. Der Kanton Genf strebt z.B. eine Reduktion der Gewinnsteuerbelastung auf 13.99% an
                                            und würde ganze zehn Ränge gutmachen. Basel-Landschaft, heute auf Rang 11, zöge mit einer
                                            geplanten Gewinnsteuerbelastung von 13.45% unter anderem an Nidwalden, Schwyz und Luzern
                                            vorbei auf Rang 5. Mit Ausnahme von Zug und Uri, sinkt der Indikatorwert für alle Zentralschwei-
                                            zer Kantone. Die stärksten Rangverluste der Zentralschweiz – ganze drei Plätze – würden Obwal-
                                            den und Luzern erleiden.

Tiefste Unternehmenssteuern voraussichtlich in Nidwalden und                            Standortqualität 2025: Die meisten Zentralschweizer Kantone verlie-
Zug, doch das Feld rückt zusammen                                                       ren an Attraktivität
Gesamtbelastung* in % des Reingewinns, 2019, sowie unter Berücksichtigung der           Standortqualität, synthetischer Indikator, CH = 0, 2019, und bei Neuberechnung der
von den Kantonsregierungen bereits kommunizierten Anpassungen bei der Unterneh-         Teilindikatoren der Erreichbarkeit sowie der Steuerbelastung für juristische Personen
mensbesteuerung (Stand 5. September 2019)

                    Durchschnittliche Gesamtbelastung:      Angekündigte ungefähre       2.5
 25%                                                                                           ZG
                                                2019        Steuersatzreduktion                     BS
                                           nach STAF                                     2.0
                                                                                                                                   2019         2025
                                                                                         1.5             ZH
 20%
                                                                                                              GE
                                                                                         1.0
                                                                                                                   BL
                                                                                                                        AG NW SZ
 15%                                                                                                                               SH LU
                                                                                         0.5
                                                                                                                                           TG
                                                                                                                                                VD                                        Schweizer Mittel
                                                                                          0
 10%                                                                                                                                                 AR SO
                                                                                                                                                             OW SG
                                                                                        -0.5                                                                         AI
                                                                                                                                                                          FR
                                                                                        -1.0                                                                                   NE UR GL
  5%                                                                                                                                                                                      TI
                                                                                                                                                                                               BE
                                                                                                                                                                                                    GR
                                                                                        -1.5
                                                                                                                                                                                                         JU
                                                                                                                                                                                                              VS
  0%                                                                                    -2.0
       CH
        JU

       BE
         AI

       AR

       BS

       SG

       AG
        BL

       SO
       SH

        SZ

       ZH
       NE
       ZG

        TG

         TI
       NW

       OW
       UR
       LU
       VD

        FR

       GR
        VS
       GL
       GE

                                                                                        -2.5

* Durchschnittliche effektive Belastung durch Gewinn- und Kapitalsteuern für eine       Quelle: Credit Suisse
Kapitalgesellschaft mit einem Kapital von CHF 2 Mio. und einem Reingewinn zwi-
schen CHF 80'000 und CHF 1'040'000
Quelle: TaxWare, BDO, Credit Suisse

                                            2
                                              Vgl.: «Standortqualität 2019: Basel-Stadt übernimmt vorerst den Spitzenplatz», Credit Suisse, Oktober 2019, Download
                                            via www.credit-suisse.com/standortqualitaet.
                                                                                                                             Swiss Economics | Dezember 2019                                                  11
Wirtschaft – Standortqualität

Tiefe Steuerbelastung in allen Zentralschweizer Kantonen          Kantonale Steuerindizes für natürliche und juristische Personen
                                                                  Entwicklung der Steuerbelastung* 2018 – 2019, synthetische Indizes, CH = 100

Alle Steuersubjekte profitieren in den Zentralschweizer Kan-                                                  140
                                                                                                                     jur. Personen: tief                                                                                                            hoch für alle

                                                                   Steuerbelastung der natürlichen Personen
                                                                                                                                                                                      NE
tonen von einer tiefen Steuerbelastung. Allerdings rückt das
                                                                                                                                                                        NE
                                                                                                              130    nat. Personen: hoch                                                                                                            Steuersubjekte
Feld bei den Unternehmenssteuern angesichts der in diver-                                                     120
                                                                                                                                                       VD                                                                        VD

                                                                                                                                                                                                                                          FR JU
sen Kantonen geplanten Reduktionen näher zusammen.
                                                                                                                                                                                                                              FR

                                                                                                              110                                                                                                      VS          BE                      JU
                                                                                                                                                                                                                                   BL BE
                                                                                                                                                                                                                  VS
                                                                                                                                                                                                                   BL                                 GE
                                                                                                                                                                                                                                                                GE
Auch im internationalen Vergleich ist die Zentralschweiz                                                      100
                                                                                                                                                       BS                                                                                                  BS
                                                                                                                                                                                        SH                              SO
steuerlich sehr attraktiv, nur einzelne Niedrig- oder Nullsteu-                                                                                                                   SH                              SO
                                                                                                                                                 AR           AR                     SG
                                                                                                                                                                                         SG                            TI TI
                                                                                                              90                                                                 AG   TG GR                                                                     2018
erländer sind steuerlich noch besser positioniert. Sorgen be-                                                                                           LU
                                                                                                                                                              LU              AG
                                                                                                                                                                                 TG GL
                                                                                                                                                                                        GL
                                                                                                                                                                                                                 GR
                                                                                                                                                                                                                                                                2019
                                                                                                              80
reiten dürften jedoch auch in der Zentralschweiz die jüngsten                                                                                          OW
                                                                                                                                                              AI    AI                                                                  ZH    ZH
                                                                                                              70                                                   OW           UR     UR
Pläne der OECD, wonach multinationale Konzerne in Zu-                                                                                     NW
                                                                                                                                                       NW
                                                                                                                                                               SZ
                                                                                                              60 tief für alle          SZ
kunft nicht mehr am Unternehmenshauptsitz besteuert wür-                                                                                                              jur. Personen: hoch
                                                                                                                  Steuersubjekte ZG                                   nat. Personen: tief
den, sondern dort, wo sie Umsatz machen. Der Zeitplan für                                                     50                       ZG
                                                                                                                 50      60     70     80      90       100      110     120     130      140
die Umsetzung ist allerdings noch offen.                                                                                         Steuerbelastung der juristischen Personen
                                                                  * Natürliche Personen: Einkommens- und Vermögenssteuern, juristische Personen: Gewinn- und Ka-
                                                                  pitalsteuern
                                                                  Quelle: TaxWare, Credit Suisse

Stadt/Land-Gefälle bei den Hochqualifizierten                     Anteil der Personen mit einer Tertiärausbildung
                                                                  Anteil der Personen im Erwerbsalter mit einer Tertiärausbildung, 2013 – 2017, in %
Der Bildungsstand hat in der Schweiz in den letzten Jahren                                                    43% – 55%
                                                                                                                                                                                                    Schaffhausen

stetig zugenommen – die regionalen Unterschiede bleiben                                                       39% – 43%
                                                                                                              35% – 39%
                                                                                                                                                              Basel
                                                                                                                                                                    Liestal
                                                                                                                                                                                                                 Frauenfeld

aber beträchtlich. In der Zentralschweiz erreichen einzig die                                                 31% – 35%
                                                                                                              27% – 31%                            Delémont
                                                                                                                                                                              Aarau              Zürich                     Herisau
                                                                                                                                                                                                                                      St.Gallen

                                                                                                                                                                                                                                        Appenzell

Zuger Regionen eine überdurchschnittliche Verfügbarkeit an                                                    23% – 27%
                                                                                                              21% – 23%                                     Solothurn
                                                                                                                                                                                                 Zug

Fachkräften mit höherer Berufs- oder Hochschulausbildung.                                                                            Neuchâtel
                                                                                                                                                                                        Luzern
                                                                                                                                                                                                       Schwyz
                                                                                                                                                                                                                        Glarus

In den Regionen Luzern und March/Höfe ist sie durch-                                                                                                   Bern                               Stans
                                                                                                                                                                                      Sarnen           Altdorf                               Chur

schnittlich. Wissensgetriebene Industrie- und Dienstleis-
                                                                                                                                            Fribourg

tungsunternehmen sind auf qualifizierte Arbeitskräfte ange-                                                               Lausanne

wiesen. In den ländlicheren Regionen ist das Angebot an
Stellen für Hochqualifizierte begrenzt, was zur Abwanderung                                           Genève                                       Sion
                                                                                                                                                                                                                       Bellinzona

dieser Fachkräfte führen und die Ansiedlung von wissensin-
tensiven Unternehmen erschweren kann.

                                                                  Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Credit Suisse

Die Schweiz ist wettbewerbsfähig, aber die Konkurrenz holt auf    Attraktivität für Unternehmen im Ländervergleich
                                                                  Ranglisten der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gemäss WEF, EIU, und Welt-
                                                                  bank, geordnet nach dem Ranking des WEF
In zahlreichen globalen Ranglisten positioniert sich die          100
                                                                                                                          Global Competitiveness Index 2019 (WEF)
Schweiz unter den attraktivsten Wirtschaftsstandorten.             90
                                                                                                                          Business Environment Ranking 2019-2023 (EIU)
                                                                   80
Gleichwohl ist ein leichter Abwärtstrend erkennbar. Die                                                                   Doing Business 2019 (WB)
                                                                   70
Schweiz hat etwa im diesjährigen Ranking des Weltwirt-             60
schaftsforums gegenüber dem Vorjahr einen Rang verloren,           50
im Ranking der Weltbank sogar fünf Ränge (neu Rang 5               40
bzw. 38). Moniert werden insbesondere mangelnde Marktef-           30
                                                                   20
fizienz aufgrund von Handelsbarrieren sowie die hohe Kom-
                                                                   10
plexität des Schweizer Tarifsystems. Zu den Stärken der                           0
Schweiz zählen traditionell die politische Stabilität, hochste-
                                                                                                                   Malaysia
                                                                                                                 Schweden

                                                                                                                     Taiwan

                                                                                                                 Österrreich
                                                                                                                    Belgien
                                                                                                                          UK
                                                                                                                  Dänemark
                                                                                                                   Finnland

                                                                                                                        Chile
                                                                                                                  Australien

                                                                                                                       Irland

                                                                                                                       Katar
                                                                                                                        USA

                                                                                                               Deutschland

                                                                                                                      China

                                                                                                               Griechenland
                                                                                                                   Singapur

                                                                                                                    Schweiz
                                                                                                                 Hongkong

                                                                                                                 Frankreich
                                                                                                                Niederlande

                                                                                                                    Kanada

                                                                                                                Neuseeland

                                                                                                                    Spanien
                                                                                                                  Norwegen

                                                                                                                      Italien

hende Infrastrukturen und Bildungsinstitutionen sowie ge-
sunde öffentliche Finanzen. Positiv stimmen dürfte auch die
hohe Innovationskraft, die der Schweiz attestiert wird.
                                                                  Quelle: World Economic Forum (WEF), Economist Intelligence Unit (EIU), Weltbank
                                                                  (WB)

12           Swiss Economics | Dezember 2019
Wirtschaft – Finanzkraft

Zentralschweizer Finanzstärke
Ressourcenpotenzial                                  Ein finanzstarker Kanton ist langfristig erfolgreich – und anhaltender Erfolg ist Ausdruck einer ho-
als Indikator für                                    hen Wettbewerbsfähigkeit im Kampf um finanzkräftige Steuerzahler. Ein guter Massstab, um die
Finanzstärke                                         absolute Finanzstärke von Kantonen möglichst einfach zu messen, ist das Ressourcenpotenzial,
                                                     das im Rahmen des nationalen Finanzausgleichs (NFA) erarbeitet wird. Das Ressourcenpotenzial
                                                     errechnet sich aus der Summe der steuerbaren Einkommen und steuerbaren Vermögen von na-
                                                     türlichen Personen sowie der steuerbaren Gewinne von Unternehmen. Entscheidend dabei ist,
                                                     was ein Kanton besteuern könnte – nicht aber, wie hoch seine Steuereinnahmen tatsächlich sind.
                                                     Ein Anstieg des Durchschnittsvermögens führt also zu einer Zunahme des Ressourcenpotenzials
                                                     pro Einwohner. Kantone mit vergleichsweise hohem Ressourcenpotenzial pro Einwohner gelten im
                                                     System des Finanzausgleichs als Geberkantone, die über den Ressourcenausgleich die wirtschaft-
                                                     lich schwächeren Kantone finanziell unterstützen (für Erklärungen siehe Textbox auf S. 14).

Zug, Schwyz und                                      Weil Zug, Schwyz und Nidwalden die höchsten Durchschnittsvermögen der Schweiz haben, über-
Nidwalden sind die                                   rascht es kaum, dass alle drei Zentralschweizer Kantone hohe Pro-Kopf-Ressourcenpotenziale
finanzstärksten                                      aufweisen und entsprechend hohe Beiträge im Rahmen des Ressourcenausgleichs zahlen müs-
Kantone                                              sen. Das höchste Ressourcenpotenzial pro Einwohner weist der Kanton Zug auf, der das Feld seit
                                                     2008 ununterbrochen anführt. Die Finanzstärke von Zug äussert sich in einer voraussichtlichen
                                                     Pro-Kopf-Belastung der Einwohner von CHF 2'676 für das Jahr 20203. Schwyzer und Nidwald-
                                                     ner dürften 2020 im Durchschnitt CHF 1'454 und CHF 1'037 an ressourcenschwache Kantone
                                                     zahlen müssen. Bemerkenswert ist die Entwicklung des Kantons Schwyz, der im Jahr 2008 noch
                                                     hinter finanzstarken Kantonen wie Basel-Stadt, Zürich oder Genf anzutreffen war, diese heute
                                                     aber hinter sich gelassen hat.

Der Wandel                                           Wie eindrücklich die Entwicklung im Kanton Schwyz auch ist, die augenscheinlichste Transforma-
Obwaldens zum                                        tion vollzog sich im Kanton Obwalden. Seit 2008 hat sich Obwalden vom finanziell zweitschwächs-
Geberkanton                                          ten Nehmerkanton – nur Uri war im Jahr 2008 finanzschwächer – zu einem Geberkanton gemau-
                                                     sert. Der Aufstieg des kleinen Kantons legt die Vermutung nahe, dass der Grund bei der imple-
                                                     mentierten Steueroffensive zu suchen ist. Tatsächlich übte das milde Steuerklima eine derart hohe
                                                     Anziehungskraft aus, dass wohlhabende Einwohner und Firmen in den Kanton Obwalden zogen.
                                                     Im Ressourcenausgleich 2020 dürften die Obwaldner im Durchschnitt CHF 276 an ressourcen-
                                                     schwächere Kantone zahlen müssen, nach CHF 43 und CHF 356 in den Jahren 2018 und 2019.

Obwalden auf der Überholspur                                                                                           Innerschweizer Kantone mit dynamischer Finanzkraftentwicklung
Ein- bzw. Auszahlungen im Ressourcenausgleich in Franken pro Einwohner. Negative                                       Ressourcenpotenzial pro Einwohner der Zentralschweizer Kantone im Vergleich zum
Werte = Kanton erhält Geld; positive Werte = Kanton muss einzahlen                                                     Schweizer Durchschnitt, Index 2008 = 100

  3’000                                                                                                                 250
          ZG

  2’000                                                                                                                 225

                NW                                                                                                      200
  1’000                  GE
                               OW                                                                                       175
                                         BL         AI        LU    GR   AG        FR    BE        UR        VS
      0
               SZ   BS        ZH    VD        TI                                                                        150
                                                         SH
 -1’000                                                                 NE
                                                                   AR         SG                                        125
                                                                                        TG
                                                                                              SO
                                                                                                        GL              100
 -2’000
                                                                                                                  JU
                                                                                                                         75
 -3’000
                                                   2020        2008                                                      50
                                                                                                                              2008   2009   2010   2011   2012   2013   2014   2015   2016   2017   2018   2019   2020

                                                                                                                                              LU     UR      SZ         OW     NW      ZG      CH

Quelle: Credit Suisse, Eidgenössische Finanzverwaltung                                                                 Quelle: Credit Suisse, Eidgenössische Finanzverwaltung

                                                     3
                                                      Der Bericht zum Ressourcen-, Lasten- und Härteausgleich 2020 wurde den Kantonen zur Stellungnahme unterbreitet. Aufgrund der
                                                     Anhörung sind Änderungen in den Zahlen möglich.
                                                                                                                                                     Swiss Economics | Dezember 2019                                13
Uri und Luzern              Auch die restlichen zwei Zentralschweizer Kantone haben seit 2008 auffällig stark zugelegt. Das
runden die positive         damalige Schlusslicht Uri hat mittlerweile die rote Laterne abgegeben und weist höhere Ressour-
Entwicklung der             cenpotenzial-Wachstumsraten auf als der gesamtschweizerische Durchschnitt (vgl. S. 13). Inte-
Zentralschweiz ab           ressant ist auch die Entwicklung des Kantons Luzern, der zwischen 2010 und 2012 seine Unter-
                            nehmensgewinnsteuern stark reduzierte. Zwar wird Luzern 2020 noch immer ein Nehmerkanton
                            sein, doch auch hier hat die Tiefsteuerstrategie die Finanzkraft deutlich verbessert.

Entwicklung in              Eine höhere Finanzstärke führt bei den betroffenen Kantonen zwangsläufig zu Einbussen im Res-
Zentralschweiz hat          sourcenausgleich. Geberkantone zahlen bei überdurchschnittlicher Zunahme der Finanzstärke
Implikationen für Rest      mehr ein, Nehmerkantone beziehen weniger. Die rasante Entwicklung der Zentralschweiz hat aber
                            auch Implikationen für die anderen Kantone. Durch die Verbesserung der Finanzkraft in dieser Re-
                            gion ist die Differenz zu den anderen Kantonen angestiegen. Daraus folgt, dass manche Nehmer-
                            kantone trotz grösserer Finanzstärke nun trotzdem mehr Beiträge erhalten als zu finanzschwäche-
                            ren Zeiten. Basel-Landschaft gehörte 2015 beispielsweise zu den Geberkantonen und wird im
                            Jahr 2020 zu den Nehmerkantonen gehören, obschon sich das Ressourcenpotenzial pro Einwoh-
                            ner im Jahresvergleich vergrösserte.

Relative Position           Dieser Vergleich zeigt auf eindrückliche Art und Weise, dass der Ressourcenausgleich bzw. der
massgebend                  darauf aufbauende Finanzausgleich auf relativen Werten basiert. Kantone mit überdurchschnittli-
                            cher Finanzkraft müssen einzahlen, die anderen werden unterstützt. Würden alle Kantone eine
                            Verdoppelung ihres Ressourcenpotenzials verzeichnen, gäbe es nach wie vor Geber- und Neh-
                            merkantone.

                               Durch den Ressourcenausgleich werden Kantone mit unterdurchschnittlichen eigenen Res-
                               sourcen – sogenannte ressourcenschwache Kantone – mit ausreichend zur Verfügung stehen-
                               den Finanzmitteln unterstützt. Für die Finanzierung kommen der Bund (vertikaler Ressourcen-
                               ausgleich) und die ressourcenstarken Kantone (horizontaler Ressourcenausgleich) auf. Die
                               Ausgleichsleistungen an die Nehmerkantone dürften 2020 um 1.7% gegenüber dem Vorjahr
                               zulegen, was einer Umverteilung von insgesamt CHF 4.3 Mrd. entspricht. Diese Zahlung wird
                               zu 60% durch den Bund und zu 40% durch die ressourcenstarken Kantone Zug, Schwyz,
                               Nidwalden, Basel-Stadt, Genf, Zürich und Obwalden entrichtet. Als Grundlage für den Res-
                               sourcenausgleich 2020 dienten die steuerlichen Bemessungsjahre 2014, 2015 und 2016.

                               Setzt man das Ressourcenpotenzial pro Einwohner ins Verhältnis zum schweizerischen Mit-
                               tel, resultiert daraus der Ressourcenindex. Der Ressourcenindex ist eine Kennzahl, die über
                               die wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit eines Kantons im Vergleich zum Schweizer
                               Durchschnitt informiert. Daher dient der Index einerseits zur Bestimmung der Nehmer- bzw.
                               Geberkantone und andererseits zur Bestimmung der Höhe der Ausgleichszahlungen. Da die
                               Punktzahl 100 im Ressourcenindex gleichbedeutend mit dem schweizerischen Mittel ist, gilt ein
                               Kanton mit einer Punktzahl von über 100 als Geberkanton. Analog klassifiziert sich ein Kanton
                               mit weniger als 100 Punkten als Nehmerkanton im Ressourcenausgleich. Zug erreicht mit ei-
                               ner Punktzahl von 249.7 im Jahr 2020 den Höchstwert im Ressourcenindex, gefolgt von
                               Schwyz (181.3 Punkte) und Nidwalden (158.0 Punkte). Die Schlusslichter bilden die Kantone
                               Jura (64.9 Punkte) und Wallis (65.4 Punkte). Je höher die Differenz zum schweizerischen Mit-
                               tel ist, desto höher ist der Ein- bzw. Auszahlungsbetrag des jeweiligen Kantons.

                               Der Ressourcenausgleich wird durch den Lastenausgleich (geografisch-topografische
                               Sonderlasten) und den Härteausgleich (Abmilderung von finanziellen Einbussen bei der Um-
                               stellung auf den neuen Finanzausgleich) ergänzt. Die Kombination aus allen drei Gefässen be-
                               stimmt den Zahlungsumfang im Nationalen Finanzausgleich (NFA), wobei angemerkt werden
                               muss, dass der Ressourcenausgleich das weitaus wichtigste System darstellt.

14         Swiss Economics | Dezember 2019
Wirtschaft – Unternehmen und Branchenstruktur

Stellenwachstum, Firmen-
gründungen: Zug liegt vorne
                                            Die Zentralschweiz verzeichnete in den letzten Jahren ein überdurchschnittliches
                                            Beschäftigungswachstum. Besonders dynamisch zeigte sich dabei die Zuger Wirtschaft.
                                            Diese sticht durch eine hohe Produktivität und eine hohe Startup-Konzentration hervor.

Landwirtschaft                              Die Wirtschaftsstruktur einer Region ist von zentraler Bedeutung für ihr Leistungspotenzial. Die
vielerorts noch                             Zentralschweiz bildet in dieser Hinsicht bei weitem keine homogene Einheit. Je nach Kanton und
prägend, Industrie in                       Gegend variiert der Branchenmix zum Teil stark (vgl. Abb.). Vielerorts ist die Landwirtschaft noch
UR, OW und NW stark                         überdurchschnittlich stark vertreten, wie etwa im Entlebuch oder in der Region Willisau, wo sie
vertreten                                   Ende 2017 über 20% bzw. über 10% der Gesamtbeschäftigung ausmachte. In den Kantonen
                                            Uri, Obwalden und Nidwalden haben zudem die Hotellerie/Gastronomie und die Industrie ein
                                            überdurchschnittlich hohes Gewicht. Während in Uri der industrielle Fokus vorwiegend auf der
                                            Metall- und der Kunststoffverarbeitung liegt, dominieren in Obwalden die Elektrotechnik und die
                                            Lebensmittelindustrie und in Nidwalden der Flugzeugbau. Auch in den ländlicheren Regionen der
                                            Kantone Luzern und Schwyz sind Industrie- und Tourismusbetriebe wichtige Arbeitgeber.

Überdurchschnittlich                        In den urbanen Zentren von Luzern und Zug dominiert der Dienstleistungssektor. Über ein Viertel
grosser Tertiärsektor                       aller Stellen in der Region Luzern fallen auf administrative und soziale Dienste wie das Gesund-
im Kanton Zug und in                        heits- und Unterrichtswesen sowie die öffentliche Verwaltung. Auch der Grosshandel gehört dort
der Region Luzern                           zu den wichtigsten Branchen. Im Kanton Zug stellt Letzterer sogar den beschäftigungsmässig
                                            grössten Wirtschaftszweig dar. Auch Unternehmens- (Berater, Personalvermittler, Hauptsitztätig-
                                            keiten), IT- und Finanzdienstleister sind in Zug überproportional vertreten – ähnlich wie in der Re-
                                            gion March/Höfe rund um Freienbach SZ. Als deindustrialisiert kann man den Kanton Zug aller-
                                            dings nicht bezeichnen. Mit einem Beschäftigungsanteil von über 6% stellt die Elektronik- und
                                            Präzisionsinstrumentenindustrie, welche auch die Medizintechnik umfasst, die zweitgrösste Bran-
                                            che im Kanton dar. In einem Punkt zeigt sich die Zentralschweiz indes relativ homogen: die hohe
                                            Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden (KMU).
                                            Mit Ausnahme der Region Luzern stellen KMU überall mehr als drei Viertel aller Arbeitsplätze, weit
                                            über dem Schweizer Durchschnitt von rund zwei Dritteln. Im Entlebuch und in den Zuger Bergge-
                                            meinden betrug der KMU-Anteil 2017 sogar 100%.

Produktivität nur in                        Was die Produktivität der Wirtschaft anbelangt, verzeichnet der Kanton Zug mit seinem Fokus auf
BS höher als in ZG                          besonders wertschöpfungsintensiven Branchen wie Grosshandel, Medizintechnik und Finanz-
                                            dienstleistungen schweizweit den zweithöchsten Wert (vgl. Abb.). Pro Vollzeitstelle wurde

Regionale Unterschiede in der Branchenstruktur                                         Zuger Wirtschaft besonders wertschöpfungsintensiv
Anteil an der Gesamtbeschäftigung (Vollzeitäquivalente), in %, 2017                    Bruttowertschöpfung pro Vollzeitstelle, in CHF, 2016
                                                                                       250’000
 LU 5%         17%        10%     13%            23%          14%        18%

 UR     6%        21%           13%     9%          22%          10%    19%
                                                                                       200’000
 SZ 4%         17%        12%         14%        19%         15%        18%

OW      6%         25%            13%       9%       18%         10%    19%            150’000
NW 4%             25%           9%      13%         18%       14%        18%

 ZG 1% 15%           7%         20%           15%          22%          20%            100’000

 CH 3%       16%        8%    13%             24%          15%          21%
                                                                                        50’000
      0%            20%             40%             60%            80%          100%
       Landwirtschaft                               Industrie/Energie
       Baugewerbe                                   Handel und Verkauf
                                                                                              0
       Administrative und soziale Dienste           Unternehmensdienstleistungen
                                                                                                  NW

                                                                                                  OW
                                                                                                  NE

                                                                                                   FR

                                                                                                  UR
                                                                                                  VD

                                                                                                   VS
                                                                                                  LU

                                                                                                   JU
                                                                                                  GL
                                                                                                   BL
                                                                                                  GE

                                                                                                  BE

                                                                                                  GR
                                                                                                  BS

                                                                                                    TI
                                                                                                  SG
                                                                                                  TG
                                                                                                  AG
                                                                                                  AR
                                                                                                   SZ
                                                                                                  ZG
                                                                                                  SH

                                                                                                  ZH

                                                                                                  CH

                                                                                                  SO

                                                                                                    AI

       Sonstige Dienstleistungen

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse                                         Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

                                                                                                                  Swiss Economics | Dezember 2019   15
2016 eine Wertschöpfung von rund CHF 207'400 erwirtschaftet. Nur im Kanton Basel-Stadt ist
                                       die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten dank der gewichtigen Pharmaindustrie noch höher. Im
                                       Kanton Nidwalden lag die Produktivität 2016 mit CHF 157'600 insgesamt ungefähr im Schweizer
                                       Durchschnitt. Unter dem Einfluss des Fahrzeugbaus weist allerdings der Nidwaldner Sekundär-
                                       sektor eine im nationalen Vergleich überdurchschnittliche Produktivität auf. Für die anderen Zent-
                                       ralschweizer Kantone fällt die Bilanz hingegen nüchterner aus.

Absolut am meisten                     Diese Wirtschaftsstruktur ist Ergebnis eines jahre-, sogar jahrzehntelangen, Strukturwandels mit
neue Stellen in LU,                    wachsenden und schrumpfenden Branchen. Zwischen 2012 und 2017 wurden in der ganzen
Wachstum in ZG pro-                    Zentralschweiz insgesamt fast 26'000 neue Vollzeitstellen geschaffen, was einem Beschäfti-
zentual am stärksten                   gungswachstum von über 7% entspricht. Damit gehört die Region mit dem Genferseeraum zu den
                                       dynamischsten der ganzen Schweiz. Alle Zentralschweizer Kantone und Wirtschaftsregionen re-
                                       gistrierten in diesem Zeitraum eine positive Beschäftigungsentwicklung. Absolut sind die meisten
                                       Stellen im Kanton Luzern entstanden, mit einem Plus von rund 11'500 (+6.5%). Prozentual war
                                       das Wachstum mit knapp 10% im Kanton Zug am stärksten, gefolgt vom Kanton Schwyz mit 8%
                                       (vgl. Abb.). Diese Dynamik widerspiegelt nicht zuletzt die günstigen Rahmenbedingungen, welche
                                       Unternehmen in Zug, aber auch in der Zentralschweiz allgemein vorfinden (vgl. Kapitel «Standort-
                                       qualität» auf S. 8).

Eine relativ krisen-                   Über die ganze Zentralschweiz hinweg verzeichneten zwischen 2012 und 2017 die Landwirtschaft
resistente Industrie                   und die Industrie Beschäftigungsrückgänge, welche jedoch durch die Zuwächse in den anderen
                                       Sektoren, allen voran bei Unternehmensdienstleistern und im öffentlichen Sektor, mehr als kom-
                                       pensiert wurden. Mit einem Abbau von «nur» rund 300 Vollzeitstellen (–0.5%) zeigte sich die Zent-
                                       ralschweizer Industrie in dieser von der Eurokrise und dem Frankenschock von 2015 geprägten
                                       Zeit allerdings vergleichsweise krisenresistent. In der gleichen Periode gingen in der ganzen
                                       Schweiz rund 29'000 Industriearbeitsplätze verloren (–4.5%). Diese Robustheit ist in erster Linie
                                       auf weniger konjunktursensitive Hightech-Branchen – wie etwa den Flugzeugbau in Nidwalden,
                                       die Elektrotechnik und die Chemie in Obwalden sowie die Medizintechnik und die Pharmaindustrie
                                       in Zug – zurückzuführen, die in diesem Zeitraum Stellen aufbauen konnten. Die Schweizer und die
                                       Zentralschweizer Industrie haben sich inzwischen vom Frankenschock erholt. Sie profitierten vom
                                       starken Weltwirtschaftswachstum der beiden letzten Jahre, und auch die derzeitige Abkühlung der
                                       globalen Konjunktur hat sich bisher kaum auf den Zentralschweizer Arbeitsmarkt ausgewirkt
                                       (vgl. S. 18). Zwischen Ende 2017 und Mitte 2019 wurden im Zentralschweizer Sekundärsektor
                                       (inkl. Bau und Energieversorgung) gemäss den aktuellsten verfügbaren Zahlen auf Ebene Gross-
                                       region über 3000 Vollzeitstellen geschaffen. Auch im Dienstleistungssektor setzte sich das Be-
                                       schäftigungswachstum bis Mitte 2019 fort.

Unternehmensdemo-                      Weitere Aussagen zur Wirtschaftsdynamik der Zentralschweizer Kantone nach 2017 erlauben die
grafie: Wachstum in                    Daten zu den Neueintragungen im Handelsregister und den Konkursen. Im Zeitraum von Ja-
ZG, Stabilität in OW,                  nuar 2018 bis September 2019 wurden in der Zentralschweiz insgesamt fast 10'700 neue Fir-
NW und UR                              men im Handelsregister eingetragen, während knapp 980 Unternehmen Konkurs gingen (ohne
                                       Liquidationen wegen Organisationsmängeln). Wie ein Blick auf die rechte Abbildung unten zeigt,
                                       weisen alle sechs Zentralschweizer Kantone eine im nationalen Vergleich unterdurchschnittliche

Dienstleistungssektor als Wachstumstreiber                                      Konkursrate in allen sechs Kantonen unterdurchschnittlich
Beschäftigungswachstum 2012–2017, Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten           Anzahl Konkurse* und Neueintragungen im Handelsregister im Zeitraum Ja-
                                                                                nuar 2018–September 2019, im Verhältnis zum Bestand aktiver Firmen Ende 2017

10%                                                        Landwirtschaft                         17%                                           Durchschnitt CH
                                                                                                        Wachstum                                                          Fluktuation
                                                                                                  16%
 8%                                                        Industrie/Energie                                                                                         VD             GE
                                                                                                  15%
                                                                                                  14%                           ZG
 6%                                                        Baugewerbe
                                                                                Neueintragungen

                                                                                                                              LU         ZH      NE       BS
                                                                                                  13%                   SZ
 4%                                                        Handel und Verkauf                                                              VS    AG SO FR             Durchschnitt CH
                                                                                                  12%                               SH
                                                                                                                   AR                             BL
                                                                                                  11%                    TG
 2%                                                        Administrative und                                                                       JU
                                                                                                                        GR          BE SG                       TI
                                                           soziale Dienste                        10%
                                                                                                                                                  AI
 0%                                                        Unternehmens-                                          UR
                                                                                                  9%
                                                           dienstleistungen                                             NW      GL
                                                                                                             OW
 -2%                                                       Sonstige                               8%
                                                                                                       Stabilität                                                     Bereinigung
                                                           Dienstleistungen                       7%
 -4%                                                       Wachstum Total                           0.4%         0.8%        1.2%         1.6%           2.0%        2.4%         2.8%
         OW     UR      CH     NW      LU        SZ   ZG                                                                                 Konkurse

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse                                  Quelle: CRIF AG, Credit Suisse; *ohne Konkurse nach Art. 731b OR

16               Swiss Economics | Dezember 2019
Konkursrate (gemessen am Bestand der aktiven Firmen Ende 2017) auf. Im Kanton Zug ist
                                         gleichzeitig die Eintrittsrate überdurchschnittlich. Diese Konstellation deutet auf eine von Wachs-
                                         tum geprägte Unternehmenslandschaft hin. Neueintragungen liegen in den Kantonen Luzern und
                                         Schwyz in etwa im Schweizer Durchschnitt, während Obwalden, Nidwalden und Uri zu den Kanto-
                                         nen mit den tiefsten Eintrittsraten gehören. In diesen Fällen kann man von Stabilität sprechen.

Konkurse vor allem                       Spannende Einblicke liefert auch eine Auswertung der Handelsregisterdaten nach Branchen. Bei
im Bau, im Handel                        den Konkursen 2018/2019 zeigt sich in den einzelnen Zentralschweizer Kantonen ein relativ ähn-
und in der Gastro-                       liches Muster. Die meisten konkursiten Unternehmen waren im Bau (Hochbau, Bauinstallation),
nomie                                    im Grosshandel, im Detailhandel und in der Gastronomie tätig. Bei den Neueintragungen ist das
                                         Bild weniger homogen. Zu den Top-5-Branchen auf Ebene Zentralschweiz gehören die Unterneh-
                                         mensberatung/Hauptsitztätigkeiten, Finanzdienstleistungen, die IT-Branche, das Immobilienwesen
                                         und der Grosshandel. Das Total wird dennoch stark von der Entwicklung im Kanton Zug geprägt,
                                         auf den 40% der Neueintragungen in der Region fallen. In Luzern, Uri und Nidwalden sind relativ
                                         viele der neu im Handelsregister eingetragenen Unternehmen indes Detailhändler. Auch im Aus-
                                         baugewerbe werden vielerorts neue Firmen gegründet. In Uri liegen zudem Gastronomie- und Be-
                                         herbergungsbetriebe ganz vorne bei den Neueintragungen.

Rund 5% der                              Unter diesen Neugründungen befinden sich auch sogenannte Startups. Bei einem Startup handelt
Schweizer Startups                       es sich vereinfacht gesagt um ein Jungunternehmen mit einem innovativen, wissenschafts- und
sind im Kanton Zug                       technologiebasierten Geschäftsmodell und hohem Wachstumspotenzial. Eine Auswertung der
zuhause                                  Plattform Startupticker.ch aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Startups in der ganzen Schweiz präsent
                                         sind. Es lassen sich dennoch gewisse Cluster ausmachen (vgl. Abb.). Absolut gesehen sind die
                                         meisten Startups im Kanton Zürich zuhause, gefolgt von der Waadt, Genf und Bern, wo sie unter
                                         anderem von der Nähe zu den Eidg. Technischen Hochschulen und den Universitäten profitieren.
                                         Der Kanton Zug folgt auf Rang 5 (Stichwörter Fintech, Crypto Valley). Gemessen an der Anzahl
                                         pro Einwohner ist Zug aber bei weitem derjenige Kanton mit der höchsten Startup-Dichte. Im
                                         Kanton Schwyz liegt diese Konzentration knapp über dem Schweizer Durchschnitt, in Obwalden
                                         knapp darunter.

Steigende F&E-                           Die Ausgaben der privaten Unternehmen für Forschung und Entwicklung sind ein weiteres Indiz
Ausgaben als                             für die Innovationskraft der Zentralschweizer Wirtschaft (vgl. Abb.). Im Jahr 2017 haben Zentral-
Zeichen von                              schweizer Firmen insgesamt CHF 1.6 Mrd. in Intramuros-F&E-Aktivitäten investiert (d.h. For-
Innovationskraft                         schungstätigkeiten, welche in den Unternehmen selbst stattfinden). Es sind 44% mehr als noch
                                         fünf Jahre zuvor. In keiner anderen Schweizer Grossregion sind die F&E-Aufwendungen der Pri-
                                         vatwirtschaft in diesem Zeitraum so stark gewachsen.

Kanton Zug mit höchster Startup-Konzentration schweizweit                         Zentralschweizer Unternehmen investieren in Innovation
Anzahl zwischen 1995 und 2017 gegründeter Startups, absolut und pro 10'000 Ein-   Intramuros-F&E-Aufwendungen der Privatwirtschaft nach Grossregion: durchschnitt-
wohner (Stand 2018), nach Kanton                                                  liches jährliches Wachstum 2012–2017 in %, Wert 2017 in CHF Mio.

  Anzahl Startups pro 10'000 Einwohner                                             10%                                                                                                                             1’600
       10                                                                          0%

                                                                                   -5%                                                                                                              1’878

                                                                                  -10%
                                                                                                                                                       Total Schweiz                                  1’929                   7’147
                                                                                  -15%
                                                                                                    Ostschweiz

                                                                                                                                                                                   Zentralschweiz
                                                                                                                 Espace Mittelland

                                                                                                                                     Genferseeregion

                                                                                                                                                                          Zürich
                                                                                                                                                        Nordwestschweiz
                                                                                           Tessin

                                                            Anzahl Startups
                                                                     1
                                                                                                                                                                                                    Nordwestschweiz     Genferseeregion
                                                                     10                                                                                                                             Espace Mittelland   Zürich
                                                                     50                                                                                                                             Zentralschweiz      Ostschweiz
                                                                     100
                                                                                                                                                                                                    Tessin
                                                                    1’000

Quelle: Crunchbase, HEC Lausanne und Startupticker.ch (Swiss Startup Radar        Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse
2018/2019), Bundesamt für Statistik, Credit Suisse, Geostat

                                                                                                                                                       Swiss Economics | Dezember 2019                                                17
Wirtschaft – Unternehmen und Branchenstruktur

MEM-Industrie spürt Verlangsamung der globalen Konjunktur         Exporte der MEM-Industrie
                                                                  Exporte von Metallen, Maschinen, Elektronik, Fahrzeugen und Präzisionsinstrumenten
                                                                  (inkl. Medizinprodukten), 12-Monats-Durchschnitte, Index Jan. 2015 = 100
                                                                   115
Rund 60% der Zentralschweizer Warenexporte sind auf die
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie)          110

zurückzuführen, in Nidwalden sind es sogar über 90% (ge-          105

genüber 30% schweizweit). Der Branche machten in den              100
letzten Monaten die Abkühlung der Weltwirtschaft und die           95
erneute Frankenaufwertung zu schaffen: Im Zeitraum Ja-             90
nuar–August 2019 lagen die Schweizer MEM-Exporte ins-              85
gesamt 1.2% unter ihrem Vorjahresniveau. Mit einem Plus            80
                                                                                                                                           Total Schweiz
von 2.7% zeigte sich die Zentralschweizer MEM-Industrie            75                                                                      Zentralschweiz
bisher jedoch resistenter, was nicht zuletzt dem Kanton            70
                                                                                                                                           LU
                                                                                                                                           ZG
Nidwalden zu verdanken ist. Die Nidwaldner Ausfuhren sind                                                                                  OW/NW/UR/SZ
                                                                   65
bedeutend durch Grossaufträge der Firma Pilatus Flugzeug-            2011        2012     2013     2014      2015     2016      2017     2018     2019
werke AG geprägt und schwanken im Zeitverlauf entspre-
chend stark.
                                                                  Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse

Rohstoffhandel-Cluster im Kanton Zug                              Umsätze im Schweizer Grosshandel
                                                                  Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

Mit rund 12'300 Vollzeitstellen (2017) stellt der Grosshandel      50%
                                                                                 Grosshandel Total      Rohstoffhandel
im Kanton Zug die beschäftigungsmässig grösste Branche             40%
dar. 15% dieser Arbeitsplätze sind auf den Rohstoffhandel          30%
zurückzuführen (Grosshandel mit Erzen, Metallen, Brenn-            20%
stoffen und Mineralölerzeugnissen), womit Zug nach Genf
                                                                   10%
der zweitwichtigste Schweizer Standort für Rohstoffhändler
ist. Umsatzmässig dürfte die Bedeutung des Rohstoffhan-             0%

dels für den Kanton Zug noch deutlich höher sein. Unseren         -10%
Schätzungen zufolge machte der Rohstoffhandel 2018 im             -20%
Schweizer Durchschnitt rund 55%–60% der gesamten                  -30%
Grosshandelsumsätze aus. Der Geschäftsgang der Branche
                                                                  -40%
ist – der Entwicklung der Rohstoffpreise auf den Weltmärk-               2011      2012     2013     2014      2015      2016     2017     2018     2019
ten folgend – allerdings starken Ausschlägen unterworfen.
                                                                  Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Zentralschweizer Arbeitsmarkt in robuster Verfassung              Beschäftigung im zweiten und dritten Sektor
                                                                  In Vollzeitäquivalenten (4-Quartals-Durchschnitte), Index 1. Quartal 2011 = 100
Die derzeitige Konjunkturabkühlung hat bisher noch kaum           120
                                                                                Schweiz – Total                 Zentralschweiz – Total
Spuren am Zentralschweizer Arbeitsmarkt hinterlassen. Das
                                                                                Zentralschweiz – 2. Sektor      Zentralschweiz – 3. Sektor
Beschäftigungswachstum hat sich zwar seit dem Höhepunkt           115
Anfang 2018 laufend verlangsamt, im ersten Halbjahr 2019
wurden jedoch sowohl im Sekundär- als auch im Tertiärsek-         110
tor weiterhin Stellen geschaffen (+1.8% bzw. +0.9% ggü.
Vorjahr). Der 2017 eingesetzte Rückgang der Arbeitslosig-
                                                                  105
keit setzte sich im bisherigen Jahresverlauf fort, die Arbeits-
losenquote erreichte jüngst sogar ein rekordtiefes Niveau
                                                                  100
(Sept. 2019: 1.3% im Zentralschweizer Durchschnitt, 2.1%
schweizweit). Zudem war zur Jahresmitte 2019 die Anzahl
offener Stellen in der Region – wie in der Schweiz allgemein       95
                                                                        2011      2012     2013      2014     2015       2016    2017      2018     2019
– gemäss Umfrage so hoch wie nie seit dem Jahr 2000.
                                                                  Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

18           Swiss Economics | Dezember 2019
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