Handlungskonzept Wohnen - Kreisstadt Olpe - Bochum, 17.07.2020

Die Seite wird erstellt Pirmin Zander
 
WEITER LESEN
Handlungskonzept Wohnen - Kreisstadt Olpe - Bochum, 17.07.2020
Handlungskonzept Wohnen
Kreisstadt Olpe

Bochum, 17.07.2020
Handlungskonzept Wohnen - Kreisstadt Olpe - Bochum, 17.07.2020
Auftraggeber:              Stadt Olpe
Ansprechpartner:           Ingo Sondermann
                           Amt Bildung, Soziales, Sport
                           Franziskanerstraße 6
                           57462 Olpe
                           E-Mail: i.sondermann@olpe.de
                           Tel.: 02761 83-1240

Auftragnehmer:             InWIS Forschung & Beratung GmbH
Ansprechpartnerinnen:      Regina Höbel, Dipl.-Ing. Raumplanerin
                           Raza Hadzic, M.Sc. Geografie

                           InWIS Forschung & Beratung GmbH
                           Springorumallee 20a
                           44795 Bochum
                           Tel.: 0234 - 890 34-24/bzw. -23
                           Fax: 0234 - 890 34-49
                           E-Mail: regina.hoebel@inwis.de, raza.hadzic@inwis.de
                           Internet: www.inwis.de
                           © InWIS, Bochum. Alle Rechte vorbehalten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche Schreibweise
verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die
männliche als auch die weibliche Schreibweise für die entsprechenden Beiträge gemeint
ist.

2
Handlungskonzept Wohnen - Kreisstadt Olpe - Bochum, 17.07.2020
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Inhalt
Abbildungen.............................................................................................. 5
Tabellen        ............................................................................................... 7
Abkürzungsverzeichnis .............................................................................. 8
1. Einleitung ............................................................................................. 9
2. Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes .......................................... 11
   2.1. Soziodemografische Rahmenbedingungen ....................................... 11
   2.2. Die Bedeutung von regionalen Wanderungs- und
        Pendlerverflechtungen ................................................................... 14
   2.3. Sozioökonomische Rahmenbedingungen ......................................... 17
   2.4. Eckdaten zum Wohnungsbestand..................................................... 21
3. Situationsanalyse der Wohnungsteilmärkte ........................................... 28
   3.1. Der Markt für Wohneigentum .......................................................... 28
       3.1.1       Rahmenbedingungen des Eigenheimmarkts ........................... 28
       3.1.2       Rahmenbedingungen des Eigentumswohnungsmarkts ............ 33
   3.2. Der Markt für frei finanzierte Mietwohnungen ................................. 39
4. Soziale Wohnraumversorgung .............................................................. 45
5. Prognosen .......................................................................................... 55
   5.1. Bevölkerungsprognose ................................................................... 55
   5.2. Wohnungsbedarfsprognose ............................................................ 58
   5.3. Vorausschätzung des Bedarfs an preisgünstigen Wohnungen
        sowie Wohnformen im Alter ............................................................ 66
6. Marktbewertung.................................................................................. 70
7. Zielsetzungen in der Wohnungsmarktentwicklung ...................................73
8. Handlungsempfehlungen .......................................................................75
   8.1. Handlungsfeld: Attraktiveres Angebot in der Region schaffen ..........75
       8.1.1       Ausweisung von Bauplätzen für Familien ............................... 76
       8.1.2       Mehr verdichtete Wohnformen (insbesondere
                   Reihenhäuser) schaffen ..........................................................77
       8.1.3       Mehr moderne Mietwohnungen in zentralen Lagen
                   schaffen .................................................................................77
       8.1.4       Unterstützung der Eigentümer in der
                   Bestandsmodernisierung ....................................................... 78
   8.2. Handlungsfeld: Schaffung Wohnformen im Alter ............................. 79
       8.2.1       Stärkung der Aktivitäten zur Wohnraumanpassung im
                   Bestand ................................................................................. 79
       8.2.2       Barrierefreien Wohnungsneubau/-umbau an Standorten
                   mit Infrastruktur fördern ........................................................ 80
       8.2.3       Altengerechte Quartiersentwicklung initiieren .........................81
   8.3. Handlungsfeld: Sicherung preisgünstigen Wohnraums .................... 84
       8.3.1       Geförderten Wohnungsbau fördern ........................................ 84
       8.3.2       Bereitstellung preisvergünstigter kommunaler
                   Grundstücke .......................................................................... 87

                                                                                                                    3
Handlungskonzept Wohnen - Kreisstadt Olpe - Bochum, 17.07.2020
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

           8.3.3       Auf Erarbeitung eines aktuellen Schlüssigen Konzeptes
                       beim Kreis hinwirken ............................................................. 87
       8.4. Handlungsfeld: Stärkung des Wohnens im Ortskern ........................ 88
           8.4.1       Aktivierung von Bauflächen im Bestand ................................. 88
           8.4.2       Kopplungsmodelle im Neubau & Umbau umsetzen ................. 89
       8.5. Handlungsfeld: Baulandmanagement ............................................. 90
           8.5.1       Flächenreserven in Diskussion mit Bezirksregierung
                       sichern .................................................................................. 90
           8.5.2       Ausreichende Bereitstellung von baureifen Flächen &
                       Monitoring ............................................................................. 91
           8.5.3       Kommunaler Zwischenerwerb von Flächen ............................. 92
           8.5.4       Aktivierung von Bauflächen im Bestand ................................. 93
    9. Ausblick ............................................................................................ 94
    Quellenverzeichnis ...................................................................................95

4
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Abbildungen

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung 2009-2018 ...................................... 12
Abbildung 2: Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Olpe 2009-2018
                .......................................................................................... 13
Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im Kreis- und Landesvergleich 2009-
                2018 .................................................................................. 13
Abbildung 4: Zusammensetzung der Altersstrukturen 2009 und 2018 .......... 14
Abbildung 5: Wanderungsverflechtungen der Stadt Olpe 2008-2017 ............. 15
Abbildung 6: Altersspezifischer Wanderungssaldo der Stadt Olpe 2009-2018
                 ......................................................................................... 16
Abbildung 7: Pendlersaldo 2010-2018 .......................................................... 17
Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Olpe 2010-2019
                (Stand: März) .....................................................................18
Abbildung 9: Arbeitslosenquotient* in Olpe 2014-2018 (in Prozent) ............. 19
Abbildung 10: Haushaltsbezogene Kaufkraftkennziffern 2018 ...................... 20
Abbildung 11: Entwicklung des Wohnungsbestandes in Wohn-/
                Nichtwohngebäuden ........................................................... 21
Abbildung 12: Entwicklung des Wohnungsbestandes nach Segmenten* .........22
Abbildung 13: Struktur des Wohnungsbestandes in Olpe nach dem Baualter
                2011 ...................................................................................22
Abbildung 14: Struktur des Gebäudebestands nach Eigentumsform in Olpe
                2011 ...................................................................................23
Abbildung 15: Wohnungsgrößen nach Flächen in Olpe 2011 (in Prozent) .......23
Abbildung 16: Baufertigstellungs- und Genehmigungszahlen von Wohnungen*
                2009-2018 .........................................................................25
Abbildung 17: Baufertigstellungen* nach Segmenten in der Stadt Olpe 2009-
                2018 ..................................................................................25
Abbildung 18: Bauintensität nach Gebäudeart im regionalen Vergleich ........ 26
Abbildung 19: Durchschnittlicher Kaufpreis und Interesse für freistehende
                Einfamilienhäuser 2014-2019 ............................................. 31
Abbildung 20: Preis- und Nachfrageentwicklung im Segment der
                Eigentumswohnungen 2014 -2019 ..................................... 38
Abbildung 21: Preis- und Nachfrageentwicklung im Mietwohnungssegment in
                der Stadt und im Kreis Olpe 2014 – 2019 ........................... 43
Abbildung 22: Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften SGB II (Stand: Juli) .. 45
Abbildung 23: Bedarfsgemeinschaften nach Haushaltsgröße (Stand: 07/2019)
                ......................................................................................... 46
Abbildung 24: Fallzahlen nach SGB XII ........................................................ 47
Abbildung 25: Einkommensschwache Haushalte in Olpe 2019 ...................... 48
Abbildung 26: Entwicklung des preisgebundenen Wohnungsbestands .......... 49
Abbildung 27: Modellrechnung zur Entwicklung des preisgebundenen
               Mietwohnungsbestandes 2018 - 2030 ................................ 49
Abbildung 28: Baufertigstellungen im geförderten Geschosswohnungsbau ... 50
Abbildung 29: Prozentualer Anteil der Wohnungen nach KdU ........................ 51
Abbildung 30: Entwicklung der Angebotspreise in verschiedenen Preisklassen
                (ohne Neubau) ....................................................................52
Abbildung 31: Bevölkerungsprognose 2017 bzw. 2018 bis 2039 ................... 56

                                                                                                                5
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

    Abbildung 32: Veränderung der Altersgruppen 2017 bis 2039 ....................... 57
    Abbildung 33: Entwicklung der Haushalte mit Wohnungsbedarf in Olpe ....... 60
    Abbildung 34: Komponenten des quantitativen Wohnungsbedarfs ................ 61
    Abbildung 35: Kumulierte Entwicklung des Wohnungsbedarfs bis 2039
                    (IT.NRW-Variante) ............................................................. 62
    Abbildung 36: Kumulierte Entwicklung des Wohnungsbedarfs bis 2039 (InWIS-
                    Prognose).......................................................................... 63
    Abbildung 37: Korridor des Wohnungsbedarfs bis 2039 ............................... 64
    Abbildung 38: Neubaubedarf p.a. bis 2039 .................................................. 64
    Abbildung 39: Wohnraumbedarfe Einkommensschwacher (IT.NRW-Variante) 67
    Abbildung 40: Wohnraumbedarfe Einkommensschwacher (InWIS-Variante) . 67
    Abbildung 41: Wohnraumbedarfe Senioren (IT.NRW-Prognose) .................... 68
    Abbildung 42: Wohnraumbedarfe Senioren (InWIS-Prognose) ...................... 68
    Abbildung 43: Bedarfe am Wohnungsmarkt ................................................. 70
    Abbildung 44: Probleme/Risiken am Wohnungsmarkt ................................... 71
    Abbildung 45: Zielsetzungen in der Wohnungsmarktentwicklung .................. 73
    Abbildung 46: Handlungsfelder .................................................................... 75
    Abbildung 47: Überblick zu Empfehlungen im Handlungsfeld „Attraktives
                    Angebot in der Region schaffen“ ........................................ 76
    Abbildung 48: Überblick zu Empfehlungen im Handlungsfeld „Schaffung von
                   Wohnformen im Alter“ ....................................................... 79
    Abbildung 49: Überblick zu Empfehlungen im Handlungsfeld „Sicherung
                   preisgünstigen Wohnraums“ .............................................. 84
    Abbildung 50: Förderbedingungen für den Mietwohnungsneubau ................ 85
    Abbildung 51: Zusatzförderung für besondere Vorhaben .............................. 85
    Abbildung 52: Überblick zu Empfehlungen im Handlungsfeld „Stärkung des
                    Wohnens im Ortskern und in den Dörfern“ ......................... 88
    Abbildung 53: Überblick zu Empfehlungen im Handlungsfeld
                    „Baulandmanagement“ ...................................................... 90

6
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Tabellen
Tabelle 1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort 2009-2018
                  ..........................................................................................18
Tabelle 2: Kaufkraftindex für Olpe im Kreis- und Landesvergleich 2018 ........ 19
Tabelle 3: Wohnungsleerstandsprofil 2011 ................................................... 24
Tabelle 4: Vergleich der regionalen Nachfrage im Segment der Eigenheime .. 29
Tabelle 5: Kauffälle und Geldumsatz im Segment der Ein- und
                 Zweifamilienhäuser in Olpe 2013-2018 .............................. 29
Tabelle 6: Angebot und Nachfrage in Segmenten der Eigenheime in der Stadt
                Olpe .................................................................................. 30
Tabelle 7: Freistehende Einfamilienhäuser nach Baujahr .............................. 30
Tabelle 8: Preisklassen der freistehenden Einfamilienhäuser ........................ 31
Tabelle 9: Freistehende Einfamilienhäuser nach Wohnfläche .........................32
Tabelle 10: Objektzustand im Einfamilienhaussegment .................................32
Tabelle 11: Vergleich der Bodenrichtwerte für Wohnbauflächen des
                 individuellen Wohnungsbaus 2019 .................................... 33
Tabelle 12: Vergleich der regionalen Nachfrage im Segment der
                 Eigentumswohnungen ........................................................ 34
Tabelle 13: Kauffälle im Segment des Wohnungseigentums 2014-2018 ......... 34
Tabelle 14: Zusammengefasste Kauffälle im Segment des Wohnungseigentums
                2012-2018 ......................................................................... 35
Tabelle 15: Preisniveau im Wohnungseigentum ............................................ 35
Tabelle 16: Objektzustand im Segment der Eigentumswohnungen ................ 36
Tabelle 17: Baujahr im Segment der Eigentumswohnungen .......................... 36
Tabelle 18: Objektgröße im Segment der Eigentumswohnungen ....................37
Tabelle 19: Vergleich der regionalen Nachfrage im Mietwohnungssegment ... 39
Tabelle 20: Objektalter im Mietwohnungssegment ....................................... 40
Tabelle 21: Objektzustand im Mietwohnungsangebot ................................... 41
Tabelle 22: Objektgröße im Mietwohnungsangebot ...................................... 41
Tabelle 23: Nachfrage nach Objektgröße und Mietpreis ................................ 42
Tabelle 24: Empfänger von Asylbewerberleistungen und Wohngeld 2015-2019
                in Olpe .............................................................................. 47
Tabelle 25: Gegenüberstellung KdU/Versorgungsmöglichkeiten am freien
                Markt 2014-2019 ............................................................... 53

                                                                                                                 7
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

    Abkürzungsverzeichnis
    EZFH        Ein- und Zweifamilienhäuser
    IT.NRW      Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen
    ISEK        Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept
    Kap.        Kapitel
    KdU         Kosten der Unterkunft
    MFH         Mehrfamilienhaus
    MHKBG NRW   Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung
                des Landes Nordrhein-Westfalen
    NRW         Nordrhein-Westfalen
    SGB II      Zweites Sozialgesetzbuch
    vgl.        vergleiche
    z.B.        zum Beispiel

8
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

1. Einleitung

Die Mittelstadt Olpe, die im gleichnamigen Kreis im südwestlichen Sauerland
liegt, verfügt über eine Vielzahl an Lagequalitäten. Bewohner profitieren einer-
seits von einer urbanen Infrastruktur und der guten Arbeitsmarktsituation und
andererseits von nahen Erholungs- und Freizeiträumen, sowie dem ländlichen
Charme der Umgebung. Olpe ist deshalb ein beliebter Wohnstandort in der Re-
gion. Diese Attraktivität, aber auch die Fluchtzuwanderung in 2015/2016 haben
dazu geführt, dass sich auf dem örtlichen Wohnungsmarkt eine Marktanspan-
nung spürbar gemacht hat, die sich nachteilig auf die bedarfsgerechte Versor-
gung der Bevölkerung mit Wohnraum auswirkte.

Mit Blick auf die Zukunft der Wohnraumversorgung in Olpe sind auch die Aus-
wirkungen langfristiger Trends abzuschätzen und daraus resultierende Woh-
nungs- und Handlungsbedarfe abzuleiten. Nicht nur der anhaltende Trend zu
kleineren Haushalten, auch der Generationenwechsel in älteren Eigenheimquar-
tieren, die wachsende Zahl älterer Menschen und die Wohnraumbedarfe im
preisgünstigen Wohnen werden die Wohnraumnachfrage in Olpe weiterhin be-
einflussen.

Zusätzlich zu den Quantitäten am Wohnungsmarkt verändern sich auch die ge-
wünschten Qualitäten. Die demografischen Veränderungen und der Wertewan-
del verändern die Anforderungen und Wohnwünsche — so entstehen z.B. ver-
stärkt Bedarfe hinsichtlich der Barrierearmut, ambulanter Betreuung und ge-
meinschaftlicher Wohnformen. Im Hinblick auf die Versorgung weniger zah-
lungskräftiger Haushalte rückt auch in Olpe die Bezahlbarkeit des Wohnraums
wie auch die Frage, wie das Angebot an preisgünstigen Wohnungen ausgeweitet
werden kann, verstärkt in den Fokus.

Das Handlungskonzept Wohnen soll für die Kreisstadt Olpe die örtliche Woh-
nungsmarktsituation in ihren verschiedenen Facetten und Trends analysieren,
die Entwicklung zukünftiger Wohnraumbedarfe vorausschätzen und die Heraus-
forderungen einer auf veränderte Bedarfslagen ausgerichteten kommunalen
Wohnungspolitik herausarbeiten. Zielsetzung ist es, die maßgeblichen quanti-
tativen und qualitativen Rahmenbedingungen der Wohnraumversorgung der
kommenden Jahre zu ermitteln. Das Konzept soll die kommunalen wohnungs-
und sozialpolitischen Vorstellungen zum Ausdruck bringen und damit auch den
Wohnungsmarktakteuren eine erhöhte Planungssicherheit bieten.

Mehrere Fragestellungen sind Gegenstand des Konzeptes:

    ▪   Wie haben sich Angebot und Nachfrage am Olper Wohnungsmarkt
        entwickelt?

    ▪   Welche Wohnungsangebote fehlen derzeit am Markt? Für welche
        Zielgruppen? Wie ist die Situation in der sozialen
        Wohnraumversorgung derzeit zu bewerten?

    ▪   Wie wird sich der Wohnungsbedarf in Zukunft entwickeln? Mit welcher
        Nachfrage ist zu rechnen und welcher Neubaubedarf besteht?

                                                                                   9
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

         ▪   Mit welchen Strategien und Maßnahmen kann es gelingen, Olpe
             nachhaltig als attraktiven Wohnstandort zu erhalten und zu stärken?

     Zur Erstellung des Handlungskonzeptes wurde auf einen Methodenmix zurück-
     gegriffen. So sind in die Analyse und Bewertung verschiedene Informations-
     quellen eingeflossen, die sich gegenseitig ergänzt und validiert haben. Hierzu
     zählen Daten der Stadt Olpe und von IT.NRW, eine Wohnungsannoncenauswer-
     tung durch die Angebotsdatenbank des ImmobilienScout24, die Auswertung
     von Wohnungsmarktberichten (z.B. Grundstücksmarktbericht) und weiterer Li-
     teratur. Zusätzlich wurden Expertengespräche mit lokalen Marktakteuren ge-
     führt, um Markteinschätzungen und Versorgungslücken in Erfahrung zu bringen
     und die Ergebnisse der Wohnungsannoncenauswertung rückzukoppeln.

     Die Zielsetzungen des Handlungskonzeptes verlangen, im Hinblick auf eine zu-
     kunftsorientierte Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik, nach einem abge-
     stimmten Handlungskonsens, insbesondere zwischen den Planungen der Kom-
     munalverwaltung, der Kommunalpolitik und den Wohnungsmarktakteuren. Das
     Konzept wurde daher in einem intensiven Diskussionsprozess erarbeitet. Hierzu
     wurde ein begleitender Lenkungskreis mit Vertretern des Amtes für Bildung, So-
     ziales und Sport, des Bauordnungs- und Planungsamtes, der verschiedenen
     Fraktionen des Stadtrates sowie der Wohnungsgenossenschaft im Kreis Olpe,
     Südsauerland eG eingerichtet. In insgesamt drei Lenkungskreissitzungen wur-
     den die Analyseergebnisse, Situationsbewertungen und Handlungsempfehlun-
     gen diskutiert, ergänzt und abgestimmt.

10
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

2. Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes

Im Folgenden wird die Entwicklung der nachfrage- und angebotsseitigen Rah-
menbedingungen des Wohnungsmarktes der Kreisstadt Olpe dargestellt und be-
wertet. Dazu werden wesentliche Kernindikatoren analysiert.

2.1. Soziodemografische Rahmenbedingungen
Die Bevölkerungsentwicklung einer Stadt gilt bei der Analyse des Wohnungs-
und Immobilienmarktes als wichtige Determinante. Hierzu zählt neben der Ver-
änderung der absoluten Bevölkerungszahl auch die Entwicklung der Altersstruk-
tur einer Stadt, welche im besonderen Maße Einfluss auf wohnungswirtschaftli-
che Fragestellungen nimmt.

Die Stadt Olpe ist mit rund 25.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im gleich-
namigen Kreis. Die Daten des statistischen Landesamts IT.NRW zeigen seit
2009 eine Bevölkerungsabnahme um rd. 800 Einwohner, also um ca. 3 Prozent.
Der Rückgang lässt sich sowohl im Zeitraum 2008-2010 als auch danach fest-
stellen. Der starke Rückgang zwischen 2010 und 2011 ist auf die Datenumstel-
lung im Zusammenhang mit dem Zensus 2011 zurückführen.1 In den Jahren 2014
und 2015 war die Bevölkerungsentwicklung hingegen positiv, bedingt durch
Wanderungsgewinne im Rahmen der Fluchtzuwanderung. Das Wachstum
schwenkt jedoch zum Jahr 2016 wieder in eine leichte Bevölkerungsabnahme
um. Erst jüngst im Jahr 2018 ist die Einwohnerzahl wieder gestiegen (siehe Abb.
1). Betrachtet man nur den Zeitraum zwischen 2011 (Umstellung der Daten
durch die Zensus-Erhebung) und 2018, gingen die Bevölkerungszahlen in der
Stadt Olpe lediglich um 0,3 Prozent zurück, was einer Stagnation entspricht.

Die städtischen Einwohnerdaten weichen von den Daten von IT.NRW ab. Sie lie-
gen ab dem Jahr 2011 durchgehend über den Zahlen von IT.NRW. Bei Betrach-
tung der städtischen Statistik zeichnet sich im Gesamtverlauf jedoch ein sehr
ähnliches Bild. Die Bevölkerungsabnahme im Zeitraum 2009 bis 2018 betrug
insgesamt 0,1 Prozent.

Auch andere Städte im Sauerland waren zwischen 2015 und 2017 von einem
Bevölkerungsrückgang betroffen. Olpe ist demnach eher den Regionen mit
schrumpfender Bevölkerung in NRW zuzuordnen.2

1 Seit 2011 basieren die Daten des statistischen Landesamtes (IT.NRW) auf der Volkszählung Zen-
sus 2011.
2 Quelle: NRW.Bank 2019: Wohnungsmarktbericht NRW 2018, S. 18

                                                                                                  11
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung 2009-2018

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

     Die natürliche Bevölkerungsentwicklung (Verhältnis von Geburten und Sterbe-
     fällen) war in der Kreisstadt zwischen 2009 und 2018 durchgehend negativ. Die
     einzige Ausnahme stellt das Jahr 2014 dar, dort ist die natürliche Bevölkerungs-
     entwicklung einmalig mit zehn Personen positiv. In den übrigen Jahren beläuft
     sich der Sterbeüberschuss auf 9 bis 62 Personen im Jahr. Die Gründe für diese
     Entwicklung, die nahezu in allen Kommunen in Deutschland identisch ist, sind
     die seit Jahrzehnten gesunkene Fertilitätsrate und die in der Folge auch gerin-
     gere Anzahl nachkommender Frauen im gebärfähigen Alter. Dennoch weisen so-
     wohl die Stadt als auch der Kreis Olpe im Jahr 2017 ein teilweise geringeres
     Geburtendefizit als andere Städte und Gemeinden im Sauerland auf, wobei es
     in der Stadt selbst, im Vergleich zum Kreis, wiederum höher ist. 3 Dies spricht
     insgesamt dafür, dass Olpe ein interessanter Standort für Familien ist.

     Auch der Wanderungssaldo in Olpe ist von 2009 bis 2013 negativ und weist
     dabei eine stabile Tendenz auf. Seitdem ist eine dynamische Entwicklung zu
     verzeichnen: In 2014 ist der Wanderungssaldo mit 44 Personen leicht positiv
     und steigt im Jahr 2015 analog zur Bevölkerungszahl auf 132 Personen an. Die
     seit 2014 steigende Zuwanderung nach Olpe entspricht einem Trend, der in vie-
     len Kommunen Nordrhein-Westfalens zu beobachten und u.a. auf die gestei-
     gerte (Flucht-)Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen ist. Ein großer
     Einbruch der Wanderungszahlen ist im Anschluss in 2016 zu verzeichnen. Die-
     ser ist auf eine Datenumstellung bei der Landesdatenbank IT.NRW zurückzufüh-
     ren und fiel daher vermutlich nicht so stark aus, wie dargestellt. Dies bestätigt
     die städtische Statistik. Im Jahr 2018 entwickelten die Zuwanderungen sich wie-
     der deutlich positiv, sodass Olpe in diesem Jahr mit einem Zuwachs von fast 170
     Personen seinen höchsten Wert seit 2009 erreicht. Insgesamt zeigt sich, dass
     die kontinuierlich negative natürliche Bevölkerungsentwicklung in Olpe ledig-
     lich in 2014, 2015 und in 2018 durch starke Zuwanderungszahlen ausgeglichen
     werden kann.

     3   Ebd., S. 13

12
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Abbildung 2: Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Olpe 2009-2018

  300
                                                                                                            224
  200
                                                                           132                        166
                                                                     117
  100
                                                             54 44
                                                              10
     0
          -9                                            -8                                      -21
                   -18                                                -15
                               -45 -43      -45                                           -45
                         -70             -56      -62                            -53            -66    -58
  -100
            -110    -88          -88               -70                             -171
                                         -101
          -119
  -200
                                                                                 -224
  -300
          2009     2010         2011     2012     2013       2014     2015       2016      2017        2018

         natürliche Bevölkerungsentwicklung                   Wanderungen               Gesamtentwicklung

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

Der Vergleich der Bevölkerungsentwicklung der Stadt Olpe mit den Entwicklun-
gen im Kreis und im Land Nordrhein-Westfalen zeigt, dass die Stadt im Zeitraum
zwischen 2009 und 2018 stärkere Bevölkerungsverluste zu verzeichnen hat.
Nur in den Jahren 2014 und 2018 entwickelte sich die Stadt etwas besser als
der Kreis, im Vergleich zum Basisjahr 2009 ist die Bevölkerungszahl aber auch
in diesen Jahren niedriger. Nordrhein-Westfalen erfährt im langen Zeitraum da-
gegen im Verhältnis weniger Verluste und seit 2015 sogar einen positiven
Saldo. Im Kreis Olpe lag der Bevölkerungsrückgang im Betrachtungszeitraum
bei einem Prozent, das Land Nordrhein-Westfalen hingegen profitiert insgesamt
von einem Bevölkerungszuwachs um 2,2 Prozent.

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im Kreis- und Landesvergleich 2009-2018

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

                                                                                                                  13
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     Über quantitative Bevölkerungsentwicklungen hinaus, beeinflussen auch quali-
     tative Entwicklungen wie die Veränderung der Altersstruktur die Wohnbedarfe.
     In Olpe können solche altersstrukturellen Veränderungen beobachtet werden.
     Während die Bevölkerungszahl von 2009 bis 2018 insgesamt abnimmt, vergrö-
     ßert sich entsprechend dem Bundestrend die absolute Zahl der über 65-Jährigen
     und somit ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Besonders stark hat die Gruppe
     der 50- bis unter 65-Järhigen zugenommen, insgesamt um 25 Prozent. Jüngere
     Bevölkerungsgruppen verzeichnen hingegen eine Abnahme um 18,2 Prozent.
     Die Altersgruppen der 30- bis unter 50-Jährigen und der unter 18-jährigen sind
     dabei besonders von der Abnahme betroffen. Die rückläufige Anzahl von Fami-
     lienhaushalten weist, neben der Nachfrageveränderung im Zuge des demogra-
     phischen Wandels, auf möglichen Handlungsbedarf im Bereich des Familien-
     wohnens hin. Die Zunahme älterer Bevölkerungsgruppen zeigt zudem, dass es
     in Zukunft auch verstärkt Bedarf an entsprechenden Angeboten für diese Ziel-
     gruppe gibt.

     Abbildung 4: Zusammensetzung der Altersstrukturen 2009 und 2018

        30.000
                                                                                       65 und mehr
                                                                                       Jahre
        25.000
                              5.015                                                    50 bis unter
                                                              5.431                    65 Jahre
        20.000
                              4.710                                                    30 bis unter
                                                              5.919                    50 Jahre
        15.000
                                                                                       25 bis unter
                              7.558                                                    30 jahre
        10.000                                                5.984
                                                                                       18 bis unter
                              1.490
                                                              1.395                    25 jahre
         5.000                2.124                           1.822
                                                                                       unter 18
                              4.599                           4.137                    Jahre
             0
                              2009                                2018

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

     2.2. Die Bedeutung von regionalen Wanderungs- und
          Pendlerverflechtungen
     Wanderungsverflechtungen sind neben der natürlichen Bevölkerungsentwick-
     lung eine der entscheidenden Determinanten der Bevölkerungsentwicklung. Zu-
     künftig wird diese Determinante entscheidenden Einfluss auf die Bevölkerungs-
     entwicklung nehmen. Im Folgenden werden daher die Wanderungsverflechtun-
     gen der Stadt Olpe betrachtet.

     Den Wanderungsverflechtungen mit der Region im Betrachtungszeitraum 2008
     bis 2017 ist zu entnehmen, dass die Stadt Olpe sowohl Zuzüge aus den angren-
     zenden Gemeinden und Städten als auch Abwanderungen in diese verzeichnet.
     Die stärksten Verflechtungen bestehen mit den südlich angrenzenden Kommu-
     nen Drolshagen und Wenden in einer Größenordnung von 233 bzw. 314 Zu- und
     Fortzügen im Betrachtungszeitraum und jeweils einem negativen Saldo von ei-
     ner bzw. rd. 12 Personen. Auch an Lüdenscheid verliert die Stadt Olpe

14
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Einwohner. Der Wanderungssaldo betrug im Betrachtungszeitraum -3,3. Wande-
rungsgewinne generiert die Stadt hauptsächlich aus den nördlichen Kreisge-
meinden Attendorn, Lennestadt und Finnentrop mit einem positiven Wande-
rungssaldo zwischen rd. 7 und 14 Personen. Auch aus anderen Gemeinden in
der Region verzeichnet die Stadt Olpe mehr Zu- als Fortzüge, z.B. aus Bad Ber-
leburg, Hilchenbach, Meinerzhagen und Bergneustadt.

Abbildung 5: Wanderungsverflechtungen der Stadt Olpe 2008-2017

Quelle: InWIS 2020, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

Während die Bevölkerungsentwicklung zwar insgesamt eine Abnahme an Fami-
lienhaushalten zeigt, wird jedoch an der Altersstruktur der Wanderungsbewe-
gungen die Bedeutung der Stadt Olpe als Wohnstandort für Familien deutlich.
Zu schließen ist dies aus den deutlichen Zugewinnen an Kindern und Jugendli-
chen (unter 18-Jährige) sowie potenziellen Familiengründern und Eltern (25- bis
unter 30-Jähige sowie 30- bis unter 50-Jährige). Der Anteil der Familienhaus-
halte an allen Privathaushalten beträgt im Kreis Olpe im Jahr 2017 bis zu 25
Prozent. In dem Großteil der anderen Kreise des Sauerlandes (Märkischer Kreis,
Hochsauerlandkreis, Soest) liegt der Anteil zu diesem Zeitpunkt bei bis zu 23
Prozent und ist damit etwas geringer.4 Deutliche Wanderungsverluste verzeich-
net die Stadt Olpe hingegen bei den 18- bis unter 25-Jährigen (-502 Personen,
d.h. etwa 50 Personen pro Jahr), die nach dem Schulabschluss zur Aufnahme
einer Ausbildung oder eines Studiums in andere Städte (z.B. Siegen, Köln oder
Bonn) ziehen.

Die Altersgruppe 50 bis 65 Jahre umfasst die sogenannten Best-Ager. Sie kenn-
zeichnen sich im Vergleich zu anderen Altersgruppen durch eine vergleichs-
weise hohe Kaufkraft und eine noch hohe Mobilität. Diese Nachfrager suchen
auf dem Wohnungsmarkt zumeist qualitativ hochwertigen Wohnraum, wenn sie
ihre Wohnsituation verändern wollen. Bei der Altersgruppe der über 65-Jähri-
gen, welche sich in dieser Lebensphase ggf. noch einmal neu orientieren und
ihre Wohnsituation im Hinblick auf die eingetretene dritte Lebensphase neu
überdenken, sind wohnwertorientierte Gründe für das Wanderungsverhalten

4   Ebd., S. 21

                                                                                  15
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     von größerer Bedeutung. In Olpe überwiegen bei den Best-Agern leicht die Fort-
     züge gegenüber den Zuzügen, wobei bei den über 65-jährigen mehr Zuzüge ge-
     neriert werden und der Saldo mit 150 zugewanderten Personen den höchsten
     Wert im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen aufweist. Daraus lässt sich
     schließen, dass Olpe auch für Senioren einen bedeutenden Wohnstandort dar-
     stellt.

     Abbildung 6: Altersspezifischer Wanderungssaldo der Stadt Olpe 2009-2018

                                             816
           65 und mehr                      666
                                            150

                                                  1.207
         50 bis unter 65                          1.232
                                  -25

                                                                                         4.694
         30 bis unter 50                                                                4.607
                                            87

                                                                2.776
         25 bis unter 30                                      2.646
                                            130

                                                                      3.195
         18 bis unter 25                                                      3.697
                           -502

                                                                       3.255
                unter 18                                              3.163
                                            92

                      -1.000            0          1.000   2.000        3.000         4.000      5.000

                                             Zuzüge        Fortzüge             Saldo

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

     Wanderungsbewegungen stehen in einem engen Zusammenhang mit den Pend-
     lerbewegungen. Gerade im Umfeld von Kernstädten verlaufen die Pendlerbewe-
     gungen in der Regel in umgekehrter Richtung zu den Wanderungsbewegungen.

     Die Analyse der Pendlerverflechtungen (2010 bis 2018) zeigt, dass die stärks-
     ten Pendlerintensitäten mit den Nachbarkommunen Wenden, Drolshagen und
     Attendorn bestehen. Aber auch mit den anderen Städten des Kreises sowie mit
     Siegen sind die Pendlerverflechtungen vergleichsweise stark. Bei fast allen in
     der Karte dargestellten Kommunen und Gemeinden überwiegen die Berufsein-
     pendler, außer in Attendorn und Lüdenscheid.

     Die Bedeutung der Stadt Olpe als Arbeitsort in der Region zeigt sich insbeson-
     dere im Einpendlerüberschuss. Insgesamt standen 2018 6.733 Auspendlern
     13.467 Einpendlern gegenüber. Tagsüber befinden sich etwa 25 Prozent mehr
     Menschen in Olpe, als die Stadt Einwohner hat.5

     5   Quelle: IT.NRW (Hg.) 2018: Pendleratlas NRW

16
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Abbildung 7: Pendlersaldo 2010-2018

Quelle: InWIS 2020, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

2.3. Sozioökonomische Rahmenbedingungen
Die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung einer Stadt hat maßgeblichen
Einfluss auf die Attraktivität eines Wohnstandortes und fließen daher in die
Analyse mit ein.

In der Kreisstadt Olpe arbeitet die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten im Dienstleistungssektor, dazu kommen rd. 14 Prozent aus dem Be-
reich Handel, Gastgewerbe und Verkehr. Dass rd. 30 Prozent der Beschäftigten
im produzierenden Gewerbe tätig ist, zeigt die anhaltende Bedeutung als In-
dustriestandort. Es gibt einen starken Mittelstand mit einer Vielzahl von Hand-
werks- und produzierenden Unternehmen.

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt Olpe hat
sich von 2009 bis 2018 um über 22 Prozent auf 15.945 Beschäftigte gesteigert.
In diesem Zeitraum liegt der durchschnittliche jährliche Zuwachs bei rd. 324
Beschäftigten. Dabei stiegen die Beschäftigungszahlen in den Jahren 2016 bis
2018 deutlich stärker, um durchschnittlich 631 Beschäftigte pro Jahr. Lediglich
in den Jahren 2014 und 2015 ist die Anzahl der Beschäftigten im Vergleich zum
Vorjahr zurückgegangen.

                                                                                  17
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Olpe 2010-2019 (Stand: März)

     18.000
                                                                                                    1.300
     16.000                                                                        15.369 15.945
                                                                          14.718                    1.100
                          13.897            14.321 14.092
                                   14.021                 13.646 14.053
     14.000
                 13.030    867                                                                      900
     12.000                                                                665      651
                                                                                            576     700
     10.000
                                                                                                    500
         8.000                              300
                                                                                                    300
                                                                    407
         6.000                                                                                      100
                                    124
         4.000                                      -229                                            -100
                                                           -446
         2.000                                                                                      -300

             0                                                                                      -500
                  2010    2011     2012     2013    2014   2015    2016    2017     2018    2019
                 Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten      Veränderung zum Vorjahr

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung

     In der Stadt Olpe verzeichnet die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig
     Beschäftigten am Arbeitsort im Zeitraum zwischen 2014 und 2018 einen Zu-
     wachs von 12,3 Prozent und liegt damit oberhalb der prozentualen Zuwachsra-
     ten des Kreises Olpe (+11,5%) und des Landes Nordrhein-Westfalen (+9,4%).

     Tabelle 1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort 2009-2018

                              Beschäftigte         Beschäftigte     Beschäftigte       Veränderung          Veränderung
          Raumeinheit
                                 2009                 2014             2018            2009 - 2018          2014 - 2018
          NRW                    5.871.057         6.368.904         6.969.074             +18,7%            +9,4%

          Kreis Olpe               48.995            53.774              59.951            +22,4%           +11,5%

          Stadt Olpe               12.965            14.056              15.791            +21,8%           +12,3%

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW (jeweils zum 31.12.), eigene Darstellung

     Bei Betrachtung der mittleren jährlichen Entwicklung der Arbeitnehmerzahl seit
     2013 fällt auf, dass diese im Kreis Olpe bis zu 0,5 Prozent zunimmt und damit
     im Vergleich zum restlichen Sauerland insgesamt nur geringfügig schlechter
     ausfällt.6

     Der Arbeitslosenquotient ist in der Kreisstadt Olpe im Betrachtungszeitraum der
     vergangenen fünf Jahre abnehmend. Im Jahr 2014 lag dieser noch bei 4,2 Pro-
     zent und ist bis 2018 auf 2,9 Prozent gesunken. Damit liegt der Arbeitslosen-
     quotient in Olpe zuletzt weit unter dem Landesquotienten (5,6 Prozent) und auf
     ähnlichem Niveau wie der des Kreises Olpe (3,0 Prozent).

     6   Quelle: NRW.Bank 2019: Wohnungsmarktbericht NRW 2018, S. 27

18
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Abbildung 9: Arbeitslosenquotient* in Olpe 2014-2018 (in Prozent)

      6,0

      5,0

                  4,1
                                 3,8
      4,0
                                                  3,6
                                                                   3,4
                                                                                     2,9
      3,0

      2,0

      1,0

      0,0
                  2014          2015             2016             2017              2018
                                          Arbeitslosenquotient

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit, IT.NRW, eigene Darstellung (*der Arbeits-
losenquotient wird berechnet als Anteil der Zahl der Arbeitslosen an der erwerbsfähigen Bevölkerung
ab 15 bis unter 65 Jahren)

Auch die Anzahl der SGB II-Bezieher zwischen 2016 und 2018 ist in der Stadt
Olpe mit einem Rückgang von fünf bis zehn Prozent relativ stark rückläufig. Im
Vergleich zum Kreis selbst und zu den Kreisen der Region weist die Stadt Olpe
damit einen der besten Wertebereiche auf.7

Das verfügbare durchschnittliche Haushaltseinkommen (Kaufkraft) ist ein ent-
scheidender Indikator für die Bemessung der Sozialstruktur einer Stadt. Zudem
kann die Wohnkaufkraft abgeleitet werden, also der Anteil des Einkommens, der
für das Wohnen aufgewendet werden kann. Die folgenden Kaufkraftkennziffern
ergeben sich aus der Kaufkraft der Stadt in Relation zum Bundesdurchschnitt
(100). Bezogen auf die Haushalte ergibt sich für die Stadt Olpe ein Kaufkraftin-
dex von 119,1. Dieser ist nicht nur im Bundes- sondern auch im Landes- und
Kreisvergleich überdurchschnittlich hoch und erklärt sich u.a. durch die ver-
gleichsweise geringere Arbeitslosigkeit.

Tabelle 2: Kaufkraftindex für Olpe im Kreis- und Landesvergleich 2018

     Raumeinheit           Kaufkraftindex pro Person              Kaufkraftindex pro Haushalt
     NRW                                 98,7                                    100,0
     Kreis Olpe                         102,0                                    113,8
     Olpe                               109,1                                    119,1

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: Gesellschaft für Konsumforschung, eigene Darstellung

Im regionalen Vergleich werden Spreizungen der Kaufkraftwerte innerhalb des
Verflechtungsraums von Olpe deutlich. Bis auf die Stadt Lennestadt weisen alle
Kommunen des Kreises Olpe einen überdurchschnittlichen Kaufkraftindex pro
Haushalt auf, wobei die Ausprägung zwischen den Kommunen stark variiert. Die
Kreisstadt Olpe weist mit einem Kaufkraftindex pro Haushalt von 119,1 einen

7   Ebd., S. 32

                                                                                                      19
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     stark überdurchschnittlichen Wert auf. Im Kreisgebiet und den näheren Kommu-
     nen weist lediglich Attendorn (139,1) eine noch höhere Kaufkraft auf. Im Ver-
     gleich zu den anderen Kreisen der Region fällt der Kreis Olpe positiv auf.8

     Abbildung 10: Haushaltsbezogene Kaufkraftkennziffern 2018

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: Gesellschaft für Konsumforschung, eigene Darstellung

     Zwischenfazit Soziodemografie und -ökonomie

            ▪     Nach langjährigen Bevölkerungsrückgängen infolge von Sterbefallü-
                  berschüssen und Wanderungsverlusten zuletzt Stabilisierung der Be-
                  völkerungszahl durch zeitweise Wanderungsgewinne (Jahre 2014,
                  2015, 2018)

            ▪     Demografische Entwicklungstrends zeigen sich auch in Olpe: Insbeson-
                  dere die Zunahme der älteren Bevölkerung und wachsende Sterbeüber-
                  schüsse

            ▪     In der Wanderungsstatistik zeigt sich eine Abwanderung junger Er-
                  wachsener in Ausbildungs- und Arbeitsmarktzentren. Zugleich entste-
                  hen Wanderungsgewinne bei Familien und Senioren, die vornehmlich
                  aus den nördlich an Olpe angrenzenden Kommunen zuwandern

            ▪     Die Pendlerverflechtungen heben die Bedeutung der Stadt Olpe als Ar-
                  beitsort hervor

            ▪     Olpe verzeichnet im regionalen Vergleich eine sehr hohe Kaufkraft und
                  geringe Arbeitslosigkeit

            ▪     Insgesamt zeigen die dargestellten sozioökonomischen Rahmenbedin-
                  gungen eine positive Dynamik und lassen für Olpe eine stabile bis
                  schrumpfende, aber vielseitige Nachfrageentwicklung erwarten

     8   Ebd., S. 30

20
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

2.4. Eckdaten zum Wohnungsbestand
Der Wohnungsbestand in der Kreisstadt Olpe ist in den vergangenen Jahren im
Zuge der Neubautätigkeit, wie in den meisten nordrhein-westfälischen Kommu-
nen, angestiegen. Die Statistik wird ab 2010 gewählt, da diese auf der Fort-
schreibung der Zensus-Ergebnisse basiert.9 Seit 2010 ist der Wohnungsbestand
in Wohn- und Nichtwohngebäuden stetig gestiegen und auf 11.919 Wohnungen
im Jahr 2018 gewachsen.

Abbildung 11: Entwicklung des Wohnungsbestandes in Wohn-/ Nichtwohngebäuden

    12.500                                                                              160

                                                               11.788   11.824 11.919
    12.000                                                                              140
                              11.573 11.620    11.707 11.758
             11.462 11.528
    11.500                                                                              120

                                                                                95
    11.000                                      87                                      100

    10.500                                                                              80
                      66
    10.000                                               51                             60
                               45      47
                                                                         36
     9.500                                                       30                     40

     9.000                                                                              20

     8.500                                                                              0
             2010    2011     2012    2013     2014     2015    2016    2017   2018
                           Wohnungsbestand           Veränderung zum Vorjahr

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung

Die differenzierte Betrachtung des Wohnungsbestandes in Wohngebäuden nach
den Segmenten Ein- und Zweifamilien- sowie Mehrfamilienhäuser zeigt, dass
entsprechend der Gesamtzunahme des Wohnungsbestandes beide Segmente
von 2010 bis 2018 zugenommen haben. Obgleich die Anzahl der Mehrfamilien-
häuser (+6,5%) im Betrachtungszeitraum deutlich stärker gestiegen ist als die
Anzahl der Eigenheime (+2,7%), liegt der Bestandsfokus in Olpe mit rd. 60 Pro-
zent auf den Ein- und Zweifamilienhäusern.

9Die Zahlen ab 2010 basieren auf der Fortschreibung der Zensus-Ergebnisse. Im Rahmen des Zen-
sus 2011 fand eine bundesweite Erhebung des Wohnungsbestandes statt. Zusätzlich wurde eine
neue Definition von Wohnraum verwendet, nach der eine Wohnung nicht mehr zwangsläufig über
eine Küche oder Kochnische verfügt. IT.NRW hat den Wohnungsbestand 2010 an den Zensus ange-
passt und zurückgerechnet, sodass der Zuwachs durch die geänderte Definition schon 2010 ables-
bar ist.

                                                                                                 21
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     Abbildung 12: Entwicklung des Wohnungsbestandes nach Segmenten*

      14.000

      12.000

      10.000

                                                                                                              4.245
                                                                                                   4.175
                                                                                     4.156
                                                                            4.136
                                                                   4.102
                                                     4.051
                                            4.024
                             4.005
                   3.986
       8.000

       6.000

                                                                                                              7.043
                                                                                                   7.021
                                                                                     7.004
                                                                            6.994
                                                                   6.976
       4.000

                                                     6.940
                                            6.924
                             6.898
                   6.859
       2.000

            0
                 2010      2011            2012     2013       2014        2015     2016         2017        2018
                                     Ein- und Zweifamilienhäuser            Mehrfamilienhäuser

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung (*nur in Wohngebäuden)

     In Olpe existiert mit 49 Prozent ein hoher Anteil an Wohnungen aus den ersten
     Nachkriegs-Jahrzehnten (Baujahr 1949 bis 1978). Daraus lässt sich ein Hinweis
     auf Handlungsbedarfe hinsichtlich energetischer Modernisierungen und der An-
     passung von Grundrissen und Ausstattungsmerkmalen ableiten. Neuwertige
     Wohnungen (ab dem Baujahr 2001) mit modernen Ausstattungsstandards bil-
     den mit neun Prozent den geringsten Anteil des Wohnungsbestandes.

     Abbildung 13: Struktur des Wohnungsbestandes in Olpe nach dem Baualter 2011

                                      9%
                                                      14%

                                                                                             vor 1949

                                                                                             1949 bis 1978
                  28%

                                                                                             1979 bis 2000

                                                                                             2001 bis 2011
                                                             49%

     Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: Zensus 2011, eigene Darstellung

     In der Kreisstadt Olpe befinden sich laut Zensus im Jahr 2011 ca. 90 Prozent des
     Wohnungsbestands in Besitz von privaten Einzeleigentümern (68,3%) und Ge-
     meinschaften von Wohnungseigentümern (21,7%). Diese Werte sind vergleich-
     bar mit denen des Kreises, liegen aber deutlich über dem landesweiten Niveau
     (83,2%). Mit sieben Prozent spielen die Wohnungsgenossenschaften nach den
     privaten Eigentümern eine große Rolle am Wohnungsmarkt in Olpe. Bei den
     Wohnungsgenossenschaften nehmen die Wohnungsgenossenschaft Kreis Olpe

22
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Südsauerland e. G. und die Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen e.G. eine
zentrale Rolle ein. Andere Akteure spielen am Wohnungsmarkt in Olpe hingegen
eine untergeordnete Rolle.

Abbildung 14: Struktur des Gebäudebestands nach Eigentumsform in Olpe 2011

                                   1%
           2%
                      7%
                                         22%
                                                               Gemeinschaft von
                                                               Wohnungseigentümern
                                                               Privatperson/-en

                                                               Wohnungsunternehmen

                                                               Wohnungsgenossenschaften

                                                               Andere
                     68%

Quelle: InWIS 2019, Datengrundlage: Zensus 2011, eigene Darstellung

Im landesweiten Vergleich fällt auf, dass der Anteil kleinerer Wohnungen bis
unter 60 m² in der Stadt Olpe und dem Kreis deutlich geringer ausfällt. Damit
einhergehend ist Olpe durch einen vglw. hohen Anteil von Wohnungen ab 120
m² geprägt. Die Wohnungsgrößen sind maßgeblich von der Bebauungsstruktur
vor Ort abhängig und durch die ländliche Prägung sowie die Eigenheimdomi-
nanz in Olpe geprägt.

Abbildung 15: Wohnungsgrößen nach Flächen in Olpe 2011 (in Prozent)

    100
                                                                              12
     90               19                          22
                                                                              10
     80
                      14                                                      12
     70                                           15

     60               14
                                                  15                          18
     50
                      17
     40                                           18
                                                                              26
     30
                      21
     20                                           19

     10                                                                       23
                      14                          12
      0
                  Stadt Olpe                 Kreis Olpe               Nordrhein-Westfalen
                über 140                   120 bis unter 140             100 bis unter 120
                80 bis unter 100           60 bis unter 80               unter 60

Quelle: InWIS 2019, Datengrundlage: Zensus 2011, eigene Darstellung

                                                                                             23
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     Der Wohnungsleerstand lag im Jahr 2011 in der Stadt Olpe mit 2,8 Prozent deut-
     lich unterhalb des Niveaus des Kreis- (3,6%) und des Landesniveaus (3,7%) und
     damit in etwa auf der Höhe einer durchschnittlichen Fluktuationsreserve10.

     Betrachtet man den Leerstand nach der Anzahl an Wohneinheiten je Gebäude,
     ist der größte Leerstand in Zweifamilienhäusern vorzufinden. Dabei handelt es
     sich wahrscheinlich um „gewollten“ Leerstand, da die Privateigentümer die
     noch leerstehende Wohnung nicht vermieten möchten oder diese für Familien-
     mitglieder oder Besuch freihalten. Demgegenüber ist der Leerstand im Mehrfa-
     milienhausbestand im Vergleich zum Kreis- oder NRW-Durchschnitt eher unter-
     durchschnittlich und lässt auf eine gute Nachfragesituation schließen. Bei der
     Unterscheidung der Gebäude nach Baualtersklassen liegt die Leerstandsquote
     mit 52,8 Prozent bei Wohneinheiten in Gebäuden aus den Nachkriegsjahren
     (1949-1978) im Vergleich am höchsten; ein Ergebnis, dass jedoch im Kreis- und
     Landesvergleich unauffällig ist. Das insgesamt geringe Leerstandsniveau ist ein
     wichtiger Hinweis auf eine Wohnungsmarktsituation mit stabiler Nachfrage in
     der Stadt Olpe.

     Tabelle 3: Wohnungsleerstandsprofil 2011

                                                         Stadt Olpe                Kreis Olpe           NRW
                                            Anzahl Wohnun-
                                                                    Anteil in %    Anteil in %       Anteil in %
                                                 gen

      Leerstand insgesamt                          318                     2,8         3,6              3,7

       Leerstand                   1 WE             32                     10,1        12,9             11,3
      nach Zahl der
       WE im Ge-                   2 WE            169                     53,1        47,0             19,6
         bäude                   3+ WE             117                     36,8        40,1             69,1
                                < 1919              30                     9,4         15,4             18,6

                          1919 - 1948               24                     7,5         12,4             13,5
           Leerstand
          nach Baual-     1949 - 1978              168                     52,8        50,7             53,8
              ter
                          1979 - 1986               29                     9,1         8,8              5,9

                                > 1986              67                     21,1        12,6             8,3

     Quelle: InWIS 2019, Datengrundlage: Zensus 2011, eigene Darstellung

     Die jährlichen Baufertigstellungszahlen in der Stadt Olpe haben sich im Betrach-
     tungszeitraum von 2009 bis 2018 verdoppelt. Insgesamt schwankt die Bautä-
     tigkeit zwischen 35 und 98 Wohneinheiten pro Jahr. Auch die Anzahl der geneh-
     migten Wohneinheiten schwankt im Zeitverlauf stärker. Seit 2017 ist sie aller-
     dings wieder rückläufig. Zuletzt wurden im Jahr 2019 56 Wohneinheiten geneh-
     migt und 98 fertiggestellt.

     10Die Fluktuationsreserve ist für die Funktionstüchtigkeit des Wohnungsmarktes notwendig, da
     infolge von Wohnungswechseln oder Modernisierungen immer einige Wohnungen kurzfristig leer
     stehen.

24
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Abbildung 16: Baufertigstellungs- und Genehmigungszahlen von Wohnungen* 2009-2018

  120

  100

                                                                                                      98
                                                              90

                                                                             87
   80

                                                         81
                                               79

                                                                                       74
                                70
         67

                                                                        66
   60
                           60

                                     60

                                                    56

                                                                                                 56
                                                                   50
              46

   40
                                          45

                                                                                  41
                    39
                   37

                                                                                            35
   20

    0
         2009      2010    2011      2012      2013      2014      2015      2016      2017      2018

                            Genehmigte WE                     Fertiggestellte WE

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung (*nur in Neubau in Wohn- und Nicht-
wohngebäuden)

Die Baufertigstellungszahlen der vergangenen Dekade zeigen Schwankungen in
beiden Segmenten. Der Schwerpunkt der Bautätigkeit liegt in den meisten Jah-
ren mit sieben bis 51 Wohneinheiten auf dem Geschosswohnungsbau. Ausnah-
men stellen die Jahre 2009, 2011 und 2017 dar, in denen die Fertigstellungs-
zahlen von Wohnungen im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser (insgesamt
Fertigstellungen zwischen 13 bis 40 Wohneinheiten pro Jahr) etwa den Zahlen
im Geschosswohnungsbau entsprechen bzw. diese sogar überschreiten. Nach
einer sehr geringen Fertigstellungszahl im Segment der Mehrfamilienhäuser im
Jahr 2017, stieg diese in 2018 auf 48 Wohneinheiten an.

Abbildung 17: Baufertigstellungen* nach Segmenten in der Stadt Olpe 2009-2018

Quelle: InWIS 2019, Datenbasis: IT.NRW, eigene Darstellung (*nur in Neubau in Wohngebäuden)

Vergleicht man die Baufertigstellungen der Stadt Olpe mit denen der Gemein-
den gleicher Größenklasse in Nordrhein-Westfalen, zeigt sich nicht nur die Be-
deutung des Mehrfamilienhausbaus in der Kreisstadt (er dominiert die

                                                                                                           25
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     Bautätigkeit und hat früher als im Kreisdurchschnitt an Fahrt aufgenommen).
     Der Vergleich offenbart auch eine vergleichsweise geringe Bautätigkeit im Seg-
     ment der Ein- und Zweifamilienhäuser, die nach Auskunft der Marktexperten
     vornehmlich auf den bestehenden Baulandengpass in der Kreisstadt zurückzu-
     führen ist.

     Abbildung 18: Bauintensität nach Gebäudeart im regionalen Vergleich

     Quelle: NRW.Bank Wohnungsmarktprofil Olpe 2019, S. 12; Anmerkung: GGK = Gemeindegrößenklasse;
     Lesehilfe: die dunkelblauen Balken zeigen an, wie hoch die Bauintensität für Mehrfamilienhäuser in
     den letzten 3 Jahren im Durchschnitt pro Jahr war. Ein Wert von 0,1 bedeutet, dass der Bestand im Be-
     trachtungszeitraum durchschnittlich jedes Jahr um 0,1% gewachsen ist. Je höher der Wert, desto stär-
     ker der Zuwachs im Bestand

     Der Bodenrichtwert für baureife Grundstücke in guter Lage liegt in Olpe bei 220
     Euro/m² und damit deutlich über dem Kreisdurchschnitt, jedoch gleichauf mit
     der Stadt Attendorn (vgl. Grundstücksmarktbericht 2019, S. 39). Dabei tritt die
     Stadt Olpe in fast der Hälfte der Kauffälle als Verkäufer auf und kann dämpfend
     auf die jährliche Preisentwicklung einwirken (vgl. ebd. S. 40). Nach Angaben
     der Stadt Olpe weist der gesamte Kreis mit einem Wert von 1,063 im landeswei-
     ten Vergleich den höchsten Baupreisindex im individuellen Wohnungsbau auf 11.
     Sie führt diesen Umstand auf die Knappheit an Grundstücken und die hohe Zah-
     lungsbereitschaft in Verbindung mit der hohen Kaufkraft der Haushalte zurück.

     11
      Quelle: Baukosteninformationszentrum deutscher Architektenkammern 2018: BKI Baukosten.
     Regionalfaktoren 2018 für Deutschland und Europa.

26
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

Zwischenfazit

    ▪   Der Wohnungsmarkt der Stadt Olpe ist von einem großen Bestand an
        Ein- und Zweifamilienhäusern und einem dementsprechend großen An-
        gebot an familiengerechten Wohnungen geprägt

    ▪   Der durch Ein- und Zweifamilienhäuser dominierte Wohnungsbestand
        prägt die Eigentümerstruktur in Olpe. Neben der großen Mehrheit der
        Privateigentümer gibt es zwei bedeutsame institutionelle Wohnungs-
        anbieter. Erstens die Wohnungsgenossenschaft im Kreis Olpe,
        Südsauerland eG mit einem großen Angebot an bezahlbaren Mietwoh-
        nungen, zweitens die Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen e.G.

    ▪   Die Bautätigkeit im Mehrfamilienhausbau hat seit einigen Jahren an
        Fahrt aufgenommen und dominiert den Wohnungsbau. Der individuelle
        Wohnungsbau schöpft jedoch nicht das Nachfragepotenzial in Olpe und
        der Region aus. Ein Regionalvergleich und der Hinweis von lokalen
        Marktexperten auf die Angebotsknappheit bei Bauland zeigen, dass die
        Bautätigkeit deutlich hinter dem Niveau in Kommunen ähnlicher Grö-
        ßenordnung in NRW zurückbleibt. Eine erhebliche Erschwernis im Woh-
        nungsbau im Kreis Olpe stellt der für Nordrhein-Westfalen sehr hohe
        Baupreisindex von 1,063 dar

    ▪   Die Wohnungsleerstandszählung des Zensus 2011 weist für die Kreis-
        stadt einen im Kreis- und Landesvergleich geringen Wohnungsleer-
        stand aus. Die meisten Leerstände traten in Zweifamilienhäusern auf
        und betrafen vermutlich Einlieger- bzw. Dachgeschosswohnungen, die
        – so die Erfahrungen – häufig bewusst nicht mehr vermietet werden.
        Der relativ geringe Leerstand im Mehrfamilienhausbestand verweist
        auf eine gute Vermietungssituation

    ▪   Im durch Nachkriegsgebäude geprägte Wohnungsbestand zeigen sich
        Handlungsbedarfe in der energetischen und ausstattungsbezogenen
        Nachrüstung. Wenngleich lokale Experten die Investitionsbereitschaft
        der Privateigentümer in Olpe grundsätzlich als angemessen einschät-
        zen, stellt ihre Vielzahl eine Herausforderung in der stetigen Qualifizie-
        rung des Bestands dar. Auch etliche Bestände der institutionellen Ei-
        gentümer weisen einen Modernisierungsbedarf auf

                                                                                     27
Handlungskonzept Wohnen Stadt Olpe

     3. Situationsanalyse der Wohnungsteilmärkte

     3.1. Der Markt für Wohneigentum
     Ein umfassendes Bild des Wohnungsmarkts in der Stadt Olpe erfordert eine Un-
     tersuchung der einzelnen Marktsegmente. Neben dem Mietwohnungsmarkt ist
     der Markt für Wohneigentum eine relevante Komponente. Dieser umfasst wie-
     derum zum einen den Markt für Eigenheime und zum anderen den für Eigen-
     tumswohnungen. Zur Analyse des aktuellen Angebots und der Nachfrage werden
     insbesondere Angebotsdaten der Internetplattform ImmobilienScout24 ge-
     nutzt. Betrachtet werden alle angebotenen Objekte im Zeitraum von 2014 bis
     zum 3. Quartal 2019. Anhand der so genannten „Hits pro Monat“, also der durch-
     schnittlichen Aufrufe eines Exposés im Internet in einem Monat, können Inte-
     ressenstendenzen der Nachfrager abgebildet werden. Diese werden schließlich
     differenziert nach Objektmerkmalen wie Größe und Preis betrachtet und geben
     Aufschluss über die Struktur von Angebot und Nachfrage.12

     3.1.1 Rahmenbedingungen des Eigenheimmarkts
     Im Kreis Olpe wurden im Zeitraum 1. Quartal 2014 bis 3. Quartal 2019 über das
     Portal ImmobilienScout24 insgesamt 1.911 Eigenheime angeboten. Von diesen
     Eigenheimen lagen 270 in der Stadt Olpe. Die entsprechenden Inserate erreich-
     ten im Schnitt 691 Hits pro Monat und weisen damit im regionalen Vergleich
     einen durchschnittlichen Nachfrageindikatorwert auf. Der Wert bewegt sich je-
     doch im oberen Bereich dieser Kategorie. Der Mittelwert liegt auf Kreisebene
     bei 624 Hits pro Monat. Der durchschnittliche Angebotspreis ist mit 263.503
     Euro in der Stadt Olpe außerdem der höchste im gesamten Kreis. Eine höhere
     Nachfrage bei etwas niedrigeren Angebotspreisen erfahren Attendorn und Wen-
     den mit 713 und 898 monatlichen Hits. Die Marktexperten bestätigen die hohe
     Nachfrage nach Eigenheimen in Olpe. Insbesondere Familien und Paare, die
     eine Familie planen stellen eine große Nachfragegruppe dar. Die Käufer kom-
     men hauptsächlich aus der Stadt Olpe und schätzen die ländliche Umgebung, in
     der sich die Eigenheime in der Regel befinden. Die Verkäufer wiederum sind
     Senioren, die sich kleiner setzen möchten, Erbengemeinschaften oder Paare,
     die sich scheiden lassen. Aufgrund der hohen Nachfrage und des knappen An-
     gebots an Bauland sei der Markt für Eigenheime momentan generell als ange-
     spannt zu bewerten.

     12Bei der Auswertung der ImmobilienScout24-Daten werden Doppler (mehrere Anzeigen für das
     gleiche Objekt) mit einem aufwändigen Verfahren weitgehend eliminiert. Bezogen auf die „Hits
     pro Monat“ werden über die IP-Adressengleichheit Mehrfach-Klicks zwar weitgehend herausge-
     rechnet, gleichwohl kann dieser Indikator natürlich keine absolute „Nachfrage“ nach einem Objekt
     darstellen, erlaubt aber Rückschlüsse auf das Interesse v.a. in Relation zu anderen Objekten oder
     Teilräumen

28
Sie können auch lesen