Die Kirche steckt im Stand-by-Modus

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Die Kirche steckt im Stand-by-Modus
9/2020
                                                                                       17. bis 30. Mai

OBWALDEN

                                                                                                (Bild: df )

Die Kirche steckt                                                  Sarnen Seite 9/10

                                                                   Schwendi Seite 11

im Stand-by-Modus                                                  Kägiswil Seite 12

                                                                   Alpnach Seite 13/14
Keine Flurprozession, kein Feldgottesdienst, keine Maiandacht,
                                                                   Sachseln Seite 15
kein Apéro an Feiertagen: Das kirchliche Leben steht aufgrund
                                                                   Flüeli Seite 16
der Pandemievorschriften praktisch still. Spirituelle Angebote
bieten gerade noch TV-Gottesdienst-Übertragungen oder Messen       Melchtal Seite 17

im Internet. Beliebt ist der Livestream-Gottesdienst in Echtzeit   Kerns • St. Niklausen S. 18/19/20
aus dem Kloster Engelberg am Sonntag um 9.30 Uhr:                  Giswil Seite 21
www.kloster-engelberg.ch
                                                                   Lungern • Bürglen Seite 22/23
Die Kirche steckt im Stand-by-Modus
2        Thema

Auffahrt

Der Abschied Jesu?
An Christi Himmelfahrt geht es um          ben, auf den Platz zur Rechten des
mehr als Bittgänge und Maikäfer.           Vaters. So sprechen wir es in unse-
Wir gedenken der Himmelfahrt               rem Glaubensbekenntnis aus: «Am
Jesu. Es ist das letzte Mal, dass die      dritten Tage auferstanden von den
Jünger ihren Meister sehen. Doch           Toten, aufgefahren in den Himmel;
diese letzte Begegnung ist nicht ge-       er sitzt zur Rechten Gottes, des all-
prägt von Abschiedsschmerz. Viel-          mächtigen Vaters.» Für mich bedeu-
mehr geht es um einen wichtigen            tet diese Aufzählung nicht nur eine
Auftrag und um die Zusage des Hei-         Aneinanderreihung von Bibelstellen
ligen Geistes, bevor Jesus in den          und Glaubenssätzen, sondern sie bie-
Himmel emporgehoben wird.                  tet eine Zusammenfassung der Ereig-
                                           nisse des Osterfestkreises. In diesen
Vierzig Tage nach Ostern, genauer am       Osterfestkreis ist Christi Himmelfahrt
40. Tag der Osterzeit –, also 39 Tage      eingebettet. Das bedeutet, dass sich
nach dem Ostersonntag – feiern wir         der Festtag nicht isoliert betrachten
Christi Himmelfahrt. In der Schweiz        lässt, sondern eingebunden ist in den
                                                                                                                    (Bild: Wikimedia)
ist Christi Himmelfahrt besser unter       grösseren Festkreis, der bis Pfingsten
dem Namen «Auffahrt» bekannt. Mit          dauert. Die Ereignisse um Tod und         Fritz von Uhde: Christi Himmelfahrt
diesem Feiertag verbinde ich schöne        Auferstehung Jesu, Himmelfahrt und        (1897).
Kindheitserinnerungen. Ich erinnere        Pfingsten stehen in einer engen Ver-
mich gut an den Bittgang, zu dem           bindung und müssen im selben Licht        Die Jünger erhalten den Auftrag,
meistens auch viele Maikäfer gehör-        betrachtet werden.                        Zeugnis über Jesus abzulegen, in Je-
ten. Daher nannten mein Grosi und                                                    rusalem und in ganz Judäa. Jesus er-
ich diesen Bittgang auch «Käferrund-       Die einstigen Schüler                     teilt seinen Jüngern diesen Auftrag,
gang». Worum es in den Bittgängen          werden zu Lehrern                         durch den die einstigen Schüler zu
geht, erfuhr ich erst später: Man betet    Über das Ereignis der Himmelfahrt         Lehrern und Aposteln werden.
für gutes Wachstum und eine reiche         berichten das Lukasevangelium (Lk
Ernte dessen, was vor Kurzem aus-          24,50–53) und die Apostelgeschichte       Längst nicht alle wissen, was der Be-
gesät wurde. Dabei haben Saat und          (Apg 1,1–11). Beide Schriften stam-       griff Apostel meint (griechisch após-
Ernte mehr mit der Jahreszeit als          men höchstwahrscheinlich vom sel-         tolos: Gesandter). Apostel sind Men-
mit dem eigentlichen Anlass für den        ben Verfasser. Er erzählt, wie Jesus in   schen, die Jesus nachfolgen, die auf
Feiertag zu tun.                           den Himmel auf den Platz zur Rech-        seinen Spuren gehen. Sie sind von
                                           ten Gottes emporgehoben wurde.            Christus ausgesandt, um in seinem
Ostern und Himmelfahrt                     Dieses Bild von Jesus zur Rechten         Namen und als seine Stellvertreter
Das Ereignis des Feiertages erschliesst    Gottes hat seinen Ursprung in der         das Evangelium zu verkünden. Und
sich klar aus dessen Namen: Christi        Antike, wo der Platz zur Rechten des      gemäss Jesu Auftrag tun sie das mit
Himmelfahrt. Obwohl das Thema so           Hausherrn für den Thronfolger oder        der Hilfe des Heiligen Geistes.
offensichtlich ist, war der Feiertag für   für den Ehrengast bestimmt war.
mich lange ein Rätsel. Denn Christus                                                 Der Heilige Geist als Kraft-
aufersteht ja bereits an Ostern von        Was sich äusserlich ereignete, ist        quelle und Herausforderung
den Toten. Aber damit endet seine          schnell gesagt. Aber Christi Himmel-      Für mich ist der Heilige Geist Kraft-
Geschichte mit den Menschen noch           fahrt beschreibt mehr als nur den Ab-     quelle und Hoffnungsträger: Als junge
nicht. Während 40 Tagen erscheint          schied Jesu von seinen Jüngern. In        Theologin, gerade erst mit dem Stu-
er seinen Jüngern und will ihnen so        der Apostelgeschichte kündigt Jesus       dium fertig geworden, möchte auch
sagen: «Ich bin bei euch.» Und dann        den Heiligen Geist an, der schon bald     ich die Botschaft Jesu zu den Men-
wird er in den Himmel emporgeho-           auf die Jünger herabkommen soll.          schen bringen. Das ist eine der schöns-
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Thema               3

ten Aufgaben, die ich mir vorstellen                                                    Welt, die zwar unsichtbar, aber doch
kann. Manchmal aber fällt es alles                                                      spürbar ist. Himmelfahrt meint dann
andere als leicht, den Menschen als                                                     nicht, dass Jesus seinen Job gemacht
Christin Rede und Antwort zu stehen.                                                    hat und im Himmel bei Gott ausru-
Dann frage ich mich, ob ich dem wirk-                                                   hen kann, sondern dass er sich jetzt
lich gewachsen bin. Doch die Vorstel-                                                   der ganzen Welt zuwendet, weil das,
lung, dass ich meinen Auftrag nicht                                                     was sich in Galiläa und Jerusalem ab-
alleine meistern muss, sondern Gott                                                     spielte, weltweit Bedeutung erlangt.
selbst durch seinen Heiligen Geist in
der Gemeinde und auch in mir gegen-                                                     Was gibt es da zu sehen?
wärtig ist, gibt Kraft und Mut. Denn                                                    Die Apostelgeschichte erzählt zudem
Jesus erteilt an Himmelfahrt nicht nur                                                  von zwei Boten Gottes, welche die
einen Auftrag, sondern er sagt uns                                                      Jünger aus ihrer Erstarrung wecken
auch den Heiligen Geist zu.                            (Bild: Dnalor_01 auf Wikimedia   mit der Frage: «Ihr Männer von Gali-
                                                              Commons, CC-BY-SA 3.0)
                                                                                        läa, was steht ihr da und schaut zum
Leider wissen viele Menschen mit         Selbst Christen wissen oft wenig               Himmel empor? Dieser Jesus, der von
dem Heiligen Geist nicht viel anzu-      anzufangen mit dem Heiligen Geist.             euch fort in den Himmel aufgenom-
fangen; er ist wenig greifbar. Keiner    Bild: «Die Taube des Hl. Geistes»,             men wurde, wird ebenso wiederkom-
kann ihn sehen, und doch soll er da      Petersdom.                                     men, wie ihr ihn habt zum Himmel
sein. Lässt sich der Geist erkennen?                                                    hingehen sehen» (Apg 1,11). Mich
Oder handelt es sich vielmehr um         zwischen sichtbarem und unsichtba-             bringt diese Szene im ersten Moment
eine Illusion? Meine Überzeugung ist,    rem Himmel bestand. Die deutsche               zum Schmunzeln. Jesus wird vor den
dass wir den Heiligen Geist nur erken-   Sprache macht diesen Unterschied               Augen der Jünger in den Himmel em-
nen, wenn wir auch mit ihm rechnen.      bis heute auch nicht. Doch im eng-             porgehoben, und zwei Boten Gottes
Wir müssen an ihn glauben und auf        lischen Wörterbuch finden wir zwei             fragen allen Ernstes, was es da zu
ihn vertrauen, damit er in unserem       Begriffe. Das Wort «sky» bezeichnet            sehen gibt. Doch den beiden Boten
Leben wirken kann. Das fordert mich      den geografischen oder sichtbaren              geht es bei ihrem Auftreten um etwas
immer wieder neu heraus.                 Himmel. Unter dem Wort «heaven»                ganz anderes, nämlich um die Frage,
                                         verstehen wir hingegen den unsicht-            was wir Menschen tun sollen, nach-
«Antike Globalisierung»                  baren Himmel. Für uns ist Himmel –             dem Jesus nicht mehr sicht- und
Die Geschichte Jesu mit den Men-         heaven – als Bereich Gottes kein be-           greifbar ist. Die beiden machen uns
schen beginnt in Galiläa und ver-        stimmter Ort. Und so müssen wir                klar, dass sich der christliche Glaube
breitet sich von dort aus über das       uns die Himmelfahrt Jesu nicht als             in der Welt bewähren muss und nicht
ganze Römische Reich. Dank dieser        eine räumliche Bewegung von der                im Himmel. Wir sollen nicht untä-
Globalisierung der Frohen Botschaft      Erde weg in entfernte Höhen vor-               tig stehen bleiben und zum Him-
wissen auch wir heute von ihr.           stellen, sondern eher als Erhöhung             mel blicken, sondern uns – wie die
                                         Christi in diese göttliche Sphäre. Die         Apostel – auf den Weg machen, auf
Dass Jesus sich von den Jüngern ver-     Erhöhung ist dann vielmehr symbo-              den Spuren Jesu gehen und ihn mit
abschiedet und entfernt, lässt diese     lisch zu verstehen in Bezug auf die            Wort und Tat bekennen. Ich bin si-
anfangs ratlos zurück. Für sie scheint   hohe Ehre, die Jesus bei Gott geniesst,        cher, uns fallen verschiedene Mög-
Jesus fern und entrückt und sie se-      und die hohe Bedeutung, die er für             lichkeiten dazu ein.
hen keinen Sinn dahinter. Auch uns       uns damit erlangt.                                                       Anna Furger
mag diese Tatsache rätselhaft er-
scheinen.                                Durch Himmelfahrt                                                   Die 25-jährige
                                         zur Allgegenwart                                                    Theologin
Altes und neues Weltbild –               In Israel, wo alles begann, wurde                                   Anna Furger ist
«heaven» oder «sky»?                     Jesus nach seiner Auferweckung                                      in Erstfeld UR
Die Erzählungen aus dem ersten           sichtbar. Durch die Ausbreitung der                                 aufgewachsen.
Jahrhundert nach Christus gehen von      Frohen Botschaft will Jesus allen Men-                              Seit einem Jahr
einem völlig anderen Weltbild aus, in    schen nahe sein, nicht nur in Israel.                               arbeitet sie als
dem der Himmel über der Erde ver-        Aufgrund seiner Erhöhung hat er An-            Pastoralassistentin in der Pfarrei
ortet wurde und wo kein Unterschied      teil an der Allgegenwart Gottes in der         Alpnach.
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4       Thema

1400 Jahre St-Ursanne

Mit Ursicinus das Leben ordnen
Im Jahr 620 soll der Eremit Ursici-                                                 keit und Innerlichkeit», ist Charmillot
                                                                                    überzeugt.

                                          U
nus gestorben sein, nach dem das                rsicinus suchte
jurassische Städtchen St-Ursanne                                                    Für das Jubiläumsjahr haben sich
                                                ein Leben
benannt ist. Auf einem Rundgang er-                                                 die «Ursiniens» viel vorgenommen:
läutert Diakon Philippe Charmillot              in Einsamkeit                       Mit Konzerten, Kunstausstellungen,
die spirituelle Dimension des Jubel-      und Innerlichkeit.                        Tagungen, Pilgerreisen, Erzählungen
jahres.                                                                             und Theaterstücken soll ein möglichst
                                                                                    breites Publikum angesprochen wer-
«Es sind 190 Stufen bis zur Grotte»,      sus» (Bär) wurde auf Französisch Ur-      den. Um die Bevölkerung einzube-
sagt Philippe Charmillot, Diakon in       sanne, auf Deutsch Ursicinus.             ziehen, wurden die örtlichen Vereine
St-Ursanne, und steigt flink die stei-                                              und Schulen eingeladen, einen Bei-
len Treppen hinauf. Er ist Mitglied im    Ein Jahr lang Jubiläum feiern             trag zum Jubiläum zu leisten.
Komitee für das 1400-Jahr-Jubiläum        «Ich komme ab und an zur Grotte
des Städtchens am Clos du Doubs.          hoch und bete zum heiligen Ursici-        Eremit für 14 Stunden
Die Grotte, in der Ursicinus gelebt       nus, bitte ihn um Unterstützung bei       Eines der Angebote ist eine Übernach-
haben soll, befindet sich in einem Fel-   den Vorbereitungen zum Jubiläum»,         tung in der kleinen Kapelle, die unter-
sen direkt über der Stadt. Unter einem    so Charmillot. Für ihn steht die spiri-   halb der Grotte liegt. Auf dem Weg
Marienaltar liegt in einer Felsnische     tuelle Dimension des Jubiläums im         zurück in die Stadt öffnet Charmillot
die Statue des heiligen Ursicinus.        Vordergrund. «Ursicinus hat sein Le-      diese und erzählt, dass auch er ab
Rechts davor steht ein hölzerner Bär      ben ganz auf Gott ausgerichtet.» In       und zu eine Nacht hier verbringe. Wer
auf den Hinterbeinen.                     Zeiten der Verzettelung, wie wir sie      das Eremitendasein für 14 Stunden
«Der Legende nach soll ein Bär den        heute kennen, könne die Beschäfti-        erproben möchte, kann sich in den
Esel gefressen haben, den der Heilige,    gung mit dem Eremiten helfen, «Prio-      Sommermonaten für eine Nacht ein-
der als Wandermönch hierherkam,           ritäten zu setzen und das Puzzle unse-    schreiben. In der Kapelle werden ein
mit sich führte», erläutert Charmillot.   res Lebens neu zu ordnen». Charmillot     Bett und ein kleiner Schreibtisch ste-
Daraufhin habe dieser zum Bären ge-       geht davon aus, dass Evangelisierung      hen. «Es gibt jedoch kein Wasser,
sagt: «Jetzt musst du mir als Gehilfe     nicht das Ziel von Ursicinus war. «Er     keinen Strom, keine Toilette», warnt
dienen.» Aus dem lateinischen «ur-        suchte vielmehr ein Leben in Einsam-      Charmillot.

                                                                                    Relief aus 12. Jahrhundert
                                                                                    Zurück in der Stadt führt Charmillot
                                                                                    die Besucher durch den eindrucks-
                                                                                    vollen Kreuzgang zum Lapidarium,
                                                                                    wo die erste Kirche von St-Ursanne
                                                                                    stand, die Peterskirche. In den Bo-
                                                                                    den sind Gitter eingelassen, sodass
                                                                                    die darunterliegenden Sarkophage aus
                                                                                    der Merowinger- und Karolingerzeit
                                                                                    sichtbar sind. Beim Verlassen des La-
                                                                                    pidariums weist Charmillot auf das
                                                                                    Tatzenkreuz über dem Eingang hin.
                                                                                    «Es ist das älteste christliche Zeichen,
                                                                                    das man im Kanton Jura gefunden
                                                                                    hat», erklärt er nicht ohne Stolz. «Man
Das romanische Tympanon zeigt Ursicinus als knienden Mönch                          vermutet, dass es von einem Sarko-
(links von der Christusfigur).                                                      phag stammt und später hier einge-
Die Kirche steckt im Stand-by-Modus
Thema               5

                                                                                                 (Bilder: Jean-Claude Gadmer)

Der Legende nach soll ein Bär den Esel von Ursicinus gefressen haben. Darauf sagte dieser zum Bären:
«Jetzt musst du mir als Gehilfe dienen.»

setzt wurde.» Auf dem Weg in die ro-     ben wird. Heute steht dieser hinter     feierlichkeiten im Jahr 2021 erneut
manische Stiftskirche weist Charmillot   dem Hauptaltar und ist für Besu-        geöffnet und einer Analyse unterzo-
auf das Tympanon, das Relief über        cher zugänglich. Er bleibt allerdings   gen werden kann, um völlige Trans-
dem Südportal hin, ein eindrückli-       verschlossen. «1507 wurde der Sar-      parenz über das darin enthaltene Ske-
ches Werk aus dem 12. Jahrhundert.       kophag letztmals geöffnet», erzählt     lett zu erhalten. Für das Jubiläumsjahr,
Es zeigt den thronenden Christus,        Charmillot. Er hofft, dass der Sarko-   sagt er, «wollen wir das Geheimnis
umgeben von den Aposteln Petrus          phag nach Abschluss der Jubiläums-      bewahren».         Sylvia Stam/kath.ch
und Paulus sowie sieben Engeln. Der
Mönch links zu seinen Füssen, er-
kennbar an der Tonsur, sei Ursicinus.                                              Ein Schüler Kolumbans
Charmillot wüsste noch viel zu er-                                                 Ursicinus war mit grosser Wahr-
zählen, beschränkt sich aber auf die                                               scheinlichkeit ein Schüler des hei-
Erläuterung eines Kapitells. Dieses                                                ligen Kolumban, der als Eremit am
zeigt einen Wolf, der auf dem Weg zur                                              Ufer des Doubs lebte und dort um
Schule durch das Auftauchen eines                                                  620 gestorben sein soll. Um 630 soll
Lammes abgelenkt wird. «Damit wird                                                 der heilige Wandregisel an Ursi-
verdeutlicht, dass ein Leben gemäss                                                cinus’ Grab ein Kloster gegründet
dem Evangelium manchmal gegen                                                      haben, das im 12. Jh. in ein Chor-
die eigene Natur geht.»                                                            herrenstift umgewandelt wurde.
                                                                                   Archäologisch nachgewiesen sind
Das Geheimnis bewahren                                                             Särge aus dem 7. Jh. Der Sarkophag
Der Rundgang endet in der Krypta                                                   in der Stiftskirche wird Ursicinus
unterhalb der Stiftskirche. Hier be-     Für Philippe Charmillot steht die         zugeschrieben.
fand sich früher der Sarkophag, der      spirituelle Dimension des Jubiläums       www.ursanne1400.ch
dem heiligen Ursicinus zugeschrie-       im Vordergrund.
Die Kirche steckt im Stand-by-Modus
6       Thema

Rück- und Ausblick auf die Seelsorge in schwierigen Zeiten

Der Corona-Krise mit kreativen Ideen
trotzen
In Zeiten, in denen die Leute zu         langt gerade einiges von uns allen ab,
Hause bleiben und ihre sozialen          aber es ist auch eine gemeinschafts-
Kontakte aufs Minimum reduzieren         bildende Zeit. Es entwickeln sich
sollen, spielen Seelsorger/-innen        viele kreative Ideen», sagt Pascal Eng.
eine wichtige Rolle. Doch die Ein-       So wird unter anderem über Video-
schränkungen und Verbote stellen         konferenz-Tools gemeinsam gebetet,
auch sie vor grosse Herausforde-         es gibt Predigten per Whatsapp aufs
rungen. Wie Pfarreimitarbeitende         Mobiltelefon oder Videobotschaften
gerade jetzt Nähe zu den Menschen        vom Pfarrer auf der Website: Die
herstellen.                              Einschränkungen durch die Corona-
                                         Pandemie treiben auch bei der Kir-
«Ostern findet statt». Daneben ein       che die Digitalisierung voran.
einsames Pflänzchen, das aus dem
Boden wächst. Die Karte mit einem        Sie vermissen wirkliche
                                                                                                              (Bild: Hans Hug)
Schreiben des römisch-katholischen       Kontakte
Pastoralraums Schaffhausen-Reiat         Seelsorge findet jetzt per Telefon statt.   Schon kleine Zeichen können Grosses
ging an rund 6000 Haushalte. In          «Die Leute freuen sich, wenn der            bewirken.
locker-vertrautem Ton rief der Brief     Pfarrer am Telefon ist», sagt Pascal
zum gemeinsamen Feiern an Ostern         Eng, der jetzt rund 40 Personen regel-      spräch, dass zurzeit andere für sie
auf – wegen des Coronavirus dieses       mässig anruft – einzelne kannte er          einkaufen oder Botengänge erledi-
Jahr nicht in der Kirche, sondern im     vorher noch gar nicht. Von einigen          gen sollen.»
eigenen Wohnzimmer. Neben dem            Gläubigen hatte man in Schaffhau-
Livestream auf der Pastoral-Website      sen bereits die Telefonnummern,             Während ältere Leute im Heim wei-
übertrugen das lokale Radio und          weitere Nummern wurden mit Hilfe            terhin auf feste Strukturen zählen
Fernsehen die Gottesdienste – da-        von Frauen- und Seniorengemein-             können und versorgt sind, ist der
mit auch diejenigen ohne Internet-       schaften, Vereinen und Gruppierun-          Lockdown besonders für Betagte pro-
anschluss mitfeiern können. «Nor-        gen zusammengetragen. «Viele ältere         blematisch, die in ihren eigenen vier
malerweise geben die Kirche und das      Leute leiden darunter, dass sie ihre        Wänden leben und alleinstehend
Pfarreileben Gläubigen einen Rah-        Enkelkinder nicht mehr sehen dür-           sind. «Es ist wichtig, dass wir uns um
men und Halt. Jetzt, wo die Rituale      fen. Oder sie vermissen die Gesell-         sie kümmern. Sie fallen sonst durch
weggefallen sind, zeigen wir, dass       schaft von Bekannten», sagt Pascal          alle Maschen. Die meisten sind äus-
wir trotzdem für sie da sind – mit den   Eng. «Noch drehen sich die Gesprä-          serst dankbar, wenn wir sie anrufen.»
vertrauten Menschen, mit der ver-        che um Einsamkeit und fehlende So-          Bereits vor ein paar Wochen stellten
trauten Musik. Das schafft Gebor-        zialkontakte. Doch längerfristig wer-       Ministranten und andere Jugendliche
genheit», sagt Pascal Eng, Vikar in      den auch die wirtschaftlichen Sorgen        den Älteren Primeli mit einer Gruss-
Schaffhausen.                            und Folgen ein Thema sein», ist der         karte vor die Türe.
                                         Priester überzeugt.
Schweizer Pfarreiseelsorger/-innen                                                   Die Trauer nicht aufschieben
haben sich einiges einfallen lassen,     Hilfe annehmen fällt schwer                 Beerdigungen sind noch erlaubt, aber
um trotz Einschränkungen nahe bei        Neben dem Zuhören und Mutma-                nur direkt am Grab und im kleinen
den Menschen zu sein. Denn Ge-           chen sehe er es auch als seine Auf-         Kreis. «Gerade wegen der Schlicht-
spräche vor Ort sind ausser bei einem    gabe an, die Leute auf Hilfsangebote        heit der Feier und dem stark einge-
Sterbefall nicht mehr erlaubt, auch      hinzuweisen. «Gerade ältere Leute           grenzten Teilnehmerkreis zeigen wir
Gottesdienste, Taufen oder Hochzei-      tun sich schwer damit, Hilfe anzu-          den Trauernden zusätzlich Möglich-
ten sind verboten. «Die Situation ver-   nehmen. Wir erklären ihnen im Ge-           keiten auf, wie sie sich, auch nach der
Die Kirche steckt im Stand-by-Modus
Thema            7

Beisetzung, in einem breiteren Rah-        um mit der Trauer umzugehen», be-        gen eine sinnvolle Unterstützung bie-
men von der verstorbenen Person            tont Edith Birbaumer.                    ten. Slaby hat vor Ostern allen In-
verabschieden und auch andere da-                                                   sassen einen persönlichen Brief mit
ran teilhaben lassen können», sagt         Auch die Luzerner Pfarreiseelsor-        Texten und Impulsen geschrieben.
Pascal Eng.                                gerin telefoniert jetzt oft mit ihren
                                           Mitmenschen oder schreibt ihnen          Durch die Einschränkungen entwi-
Stirbt jemand, finden Trauergesprä-        E-Mails. «Nachdem ich ein paar Zei-      ckelten auch andere Menschen ver-
che zurzeit nur per Telefon statt, erst    len darüber geschrieben habe, was        mehrt ein Gefühl dafür, was es heisse,
bei der Bestattung sieht man sich am       diese Zeit mit mir macht und wie die     in seinen eigenen vier Wänden ein-
Grab. Das ist auch für Edith Birbau-       kollektive Erfahrung die Gesellschaft    gesperrt zu sein, sagt Marek Slaby.
mer, Pfarreiseelsorgerin in den Luzer-     verändern könnte, haben viele den        «Einige Leute sagen mir, sie fühlten
ner Pfarreien St. Anton und St. Michael,   Ball aufgenommen und es entstand         sich wie im Gefängnis. Sie spüren,
gewöhnungsbedürftig. «Bei Beiset-          ein sehr schöner, spannender Aus-        was Einsamkeit und Isolation bedeu-
zungen schwingt zurzeit immer zu-          tausch. So erfahre ich zum Beispiel      tet, und werden bedürftiger.»
sätzliche Wehmut mit – bei den Trau-       von Grosseltern, wie sehr ihnen die
ernden, aber auch bei mir.» Aber es        Enkel fehlen. Sie vermissen deren        Noch weiss niemand, wann wieder der
sei dennoch wichtig, den Abschied          quirlige Welt und das angenehme          Normalzustand eintritt. Die fehlende
nicht auf später zu verschieben.           Chaos.»                                  Planungssicherheit sei eine kommu-
«Man kann die Trauer nicht verta-                                                   nikative Herausforderung, sagt Vikar
gen. In drei Monaten ist sie nicht         Ausstellung statt Gottesdienst           Pascal Eng. «Man muss Tag für Tag
mehr dieselbe wie unmittelbar nach         Auch Marek Slaby sucht nach neuen        schauen, was und vor allem wie man
einem Todesfall.»                          Wegen. Der gebürtige Pole ist Dia-       kommuniziert.» Aber die jetzige Zeit
                                           kon in der Pfarrei St. Niklaus in Hom-   sei auch eine Chance für die Kirche.
Vor allem am Anfang wollten Trau-          brechtikon und auch als Gefängnis-       «Wir erfahren eine neue, breitere
ernde auf eine Bestattung verzichten,      seelsorger tätig. Auf Ostern hin hat     Wahrnehmung in der Gesellschaft.
oft aus Verunsicherung, sagt Edith         das Seelsorgeteam zusammen mit           Die Leute sehen, dass wir nicht nur
Birbaumer. «Wir haben ihnen auf-           der Kirchenpflege Kerzen in Brief-       Gottesdienste feiern, sondern uns
gezeigt, dass Beisetzungen auch in         kästen gelegt. Man müsse jetzt sehr      auch diakonisch-sozial engagieren.»
Pandemiezeiten möglich sind.» Und          kreativ sein und sich den Bedürfnis-                        Corinne Landolt,
dass es trotz der Einschränkungen          sen immer wieder neu anpassen:                       «Chance Kirchenberufe»
Lösungen für alle gebe. «Wir haben         «Wir fragen uns immer wieder: Ma-
zum Beispiel ein einfaches Gebet ent-      chen wir genug? Was wird nächste
worfen, das Trauerfamilien im Vor-         Woche sein?»                              Für Menschen da sein
feld verschicken können – damit an-                                                  Mitarbeitende von Pfarreien haben
dere im Moment der Bestattung in           Trotz Corona bleibt die katholische       ein offenes Ohr für Sorgen und
Gedanken dabei sein können.»               Kirche in Hombrechtikon tagsüber          Ängste, geben Mitmenschen Halt.
                                           geöffnet. Statt Gottesdiensten gibt es    Doch die katholische Kirche hat
Ein Gartenfest zum Abschied                dort jetzt eine Ausstellung mit spiri-    Nachwuchssorgen. «Chance Kir-
In der katholischen Kirche der Stadt       tuellen Texten. «Die Menschen brau-       chenberufe» macht die Vielfalt der
Luzern gibt es Überlegungen, nach          chen vertraute Räume.»                    Arbeitsmöglichkeiten in der katho-
dem Lockdown einen grossen Got-                                                      lischen Kirche bekannt. Engagierte
tesdienst zu feiern für alle, die wäh-     Briefe an Häftlinge                       Berufsleute wecken in Porträts auf
rend der Pandemie gestorben sind.          Besonders Gefängnisinsassen macht         der Website www.chance-kirchen-
Für konkrete Pläne sind allerdings         die Situation zu schaffen, sie sind in    berufe.ch oder auf Plakaten das In-
noch zu viele Bedingungen unklar.          der Corona-Krise noch isolierter als      teresse am Arbeiten in der katholi-
Trauernde haben ihre eigenen Ideen,        sonst. «Ich merke, wie schwierig das      schen Kirche. Damit die Pfarreien
wie sie zu einem späteren Zeitpunkt        für sie ist», sagt Marek Slaby. Er be-    ihre Stellen auch in Zukunft be-
in einem grösseren Kreis Abschied          sucht die Häftlinge nach wie vor und      setzen können – mit engagierten
nehmen wollen – zum Beispiel mit           ist überzeugt, dass besonders in sol-     Mitarbeitenden, die nicht nur in
einem Sommerfest im Schrebergar-           chen Momenten die Begegnung, das          Krisenzeiten für ihre Mitmenschen
ten des Verstorbenen. «Wir ermuti-         Gespräch, das Zuhören, das Gebet          da sind.
gen die Leute, eigene Wege zu finden,      und miteinander die Situation zu tra-
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AZA 6064 Kerns
                                                          Post CH AG

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                                                          änderungen: Administration
                                                          Pfarreiblatt Obwalden,
                                                          Unterbalmstr. 8, 6064 Kerns,
                                                          Tel. 079 575 10 12
                                                          tamaramay@gmx.ch

52. Jahrgang. Erscheint vierzehntäglich. – Redaktion Pfarreiseiten: Für die Pfarreiseiten sind ausschliesslich die Pfarrämter zuständig. –
Redaktion Mantelteil: Donato Fisch, Judith Wallimann, Monika Küchler, Vreni von Rotz. Adresse: Redaktion Pfarreiblatt Obwalden,
Pilatusstrasse 3, 6072 Sachseln, E-Mail pfarreiblatt@ow.kath.ch – Druck/Versand: Brunner Medien AG, 6011 Kriens, www.bag.ch
Redaktionsschluss Ausgabe 10/20 (31. Mai bis 13. Juni): Montag, 18. Mai.

Leider abgesagt oder                           Das Museum Bruder Klaus öffnet wieder
verschoben:
                                               Am Dienstag, 12. Mai darf das Mu-
17. Mai: Festgottesdienst in Lungern           seum nach einer ungeplant langen
mit Abt Christian Meyer und                    Winterpause wieder öffnen. Nun
«Männerstimmen Obwalden»                       besteht Gelegenheit, die vielfältige
19. Mai: Landeswallfahrt nach                  Dauerausstellung «Niklaus von Flüe
Sachseln                                       – Vermittler zwischen Welten» (wie-
28. Mai: Maiandacht des Lourdes-               der) zu entdecken. Das weitläufige
pilgervereins                                  Haus und die strengen Hygiene-
29./30. Mai: Fusswallfahrt nach                massnahmen sorgen für einen si-
Einsiedeln                                     cheren und entspannten Museums-                Videoführung
6. Juni: Begegnungstag der Bistums-            besuch.                                        «Die Brüder vom Flüeli».           (Bild: zvg)
region Urschweiz in Goldau
9. Juni: Delegiertenversammlung                Ab 28. Juni zeigen zwölf zeitgenös-            lern. Auch nach Wiedereröffnung
des Kirchgemeindeverbands                      sische Kunstschaffende historische,            des Museums im Mai wird dieses
Obwalden                                       visionäre und fantastische Welten.             Angebot weiter ausgebaut und er-
6. September: Schweizer                        Die Wechselausstellung «Welten-                gänzt die hoffentlich bald wieder
Ministrantentag in St. Gallen                  machen» nimmt Museumsgäste mit                 stattfindenden Führungen und Ver-
                                               auf eine aussergewöhnliche Ent-                anstaltungen vor Ort.
                                               deckungsreise – von wissenschaft-
                                               lichen Miniaturmodellen zu Colla-
                                                                                               Öffnungszeiten Museum
                                               gen monumentaler Grösse und von
                                                                                               12. Mai bis 1. November 2020
                                               Paillettenbildern zu computergene-
                                               rierten Panoramen.                              Di–Sa:
                                                                                               10.00–12.30 / 14.00–17.00 Uhr
                                               Neu lässt sich das Museumsgesche-
                                                                                               So und Feiertage:
                                               hen auch zu Hause mitverfolgen.
                                                                                               11.00–17.00 Uhr
                                               Auf der Museumswebsite sind regel-
                                               mässig virtuelle Begegnungen auf-
                                               geschaltet: etwa Videoführungen, ein                   www.museumbruderklaus.ch
2020 muss die Landeswallfahrt                  virtueller Museumsbesuch oder Bei-                                Carmen Kiser,
nach Sachseln ausfallen.                       träge von Künstlerinnen und Künst-                              Museumsleiterin
Die Kirche steckt im Stand-by-Modus Die Kirche steckt im Stand-by-Modus
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