Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
17. Januar 2017 | TaT in Rheine

Die Lücke von Paris –
Die deutsche Energiewende
zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Dipl.-Ing. Dietmar Schüwer
Forschungsgruppe Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen

Die Mission des Wuppertal Instituts:
„Forschung für eine nachhaltige Zukunft“

   Gemeinnützige Non-Profit-GmbH im Landeseigentum NRW
   Gründung 1991 unter der Leitung von Prof. Dr. Ernst Ulrich von
   Weizsäcker
   Präsident: Prof. Dr. Uwe Schneidewind
   Nachhaltigkeitsforschung:
   • Systemblick Ökologie – Ökonomie – Soziales
   • auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene                      Hauptsitz in Wuppertal
   Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
   Drei interdisziplinär besetzte Forschungsgruppen mit rund 200
   Mitarbeitern (davon 150 Wissenschaftler)
   ca. 150–170 Projekte pro Jahr
   Budget 2015:
   • 4 Mio. Euro Landesförderung
   • ca. 10 Mio. Euro von Drittmittelgebern
     (von UN, EU, Ministerien, Wirtschaft, NGOs)
   Forschungsgruppe SYS: Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen
                                                                                        Berliner Büro

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Gliederung

   Handlungsbedarf
   • Klima- und Ressourcenschutz
   Die Energiewende in Deutschland
   • Energieversorgung heute und Szenario-Ausblick
   • Die besondere Rolle der Windenergie
   • Exkurs zu externen Kosten und den „wahren Kosten der Energiewende“
   • Die Säulen nachhaltiger Energieversorgung
     (Energieeinsparung, Energieeffizienz, Suffizienz und Erneuerbare Energien)
   • Grenzen der Energiewende
     (Grenzen des Wachstums, neue Wohlstandsmodelle)
   Fazit

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Handlungsbedarf Klimaschutz:
Entwicklung der atmosphärischen CO2- Konzentration

                  1900: ca. 280 ppm
                                                                                               Projektion
                                                        Eisbohrkerndaten

                                                                           Direkte Messungen

                  2015: ca. 401 ppm (+ 0,9 °C)
                  Max. Stabilisierungslimit:
                  ca. 350 - 450 ppm (+ 2 °C / 1,5° C)
                  Erforderliche CO2-Minderung:
                  mind. - 50% global (ggü. 1990)
                  - 80% bis -95% Industrie-Nationen

                                                                                                            Quellen:
                                                                                                            IPCC Second Report 2001
                                                                                                            WBGU 2009
                                                                                                            http://co2now.org 2016

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
„Klimawandel hat es schon immer gegeben!“
 Also alles halb so schlimm?

IPCC 2013:
Höchstes Niveau an Treibhausgasen seit mind. 800.000 Jahren!
(IPCC 2007: 650.000 Jahre)

Strahlungsantrieb (relativ zu 1750)
Menschliches Handeln:                       2,29 Watt/m2 (gesamt)
                                            1,68 Watt/m2 (nur CO2)
Solare Strahlungsschwankung:                0,12 Watt/m2 (= 7%)

                                                                                                       400

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 Herausforderung Klimawandel
 aus Sicht der Wissenschaft
 Budgetansatz des Wissenschaftlichen Beirats WBGU:
 Jährliche THG-Reduktion abhängig vom Umkehrpunkt

                                   xx
                               x x
                            xx

                                                                        Globalemissionen in Mrd. t
                                                                          x 2010: 33,9
                                                                             2011: 34,9
                                                                             2012: 35,2
                                                                             2013: 35,9
                                                                             2014: 36,3
                                      CO2$Budget+                            2015: 36,2
                               für+Einhaltung+2°C$Limit:+
                                      750$Mrd.$t$

                                                                                                     ca. - 85%
                                                                                                       vs. 2010

         Grafik:           WBGU 2009 mit eigenen Ergänzungen              - 100%             - 100%
         Globalemissionen: PBL / JRC 2016

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
www.climate-lab-book.ac.uk/spirals
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Die COP 21 in Paris (Dez. 2015) im historischen Kontext
internationaler Klimaschutzverhandlungen:
Die Angst erneuten Scheiterns in einer Welt voller Krisen
        Politikherausforderung
            Zentrale Ergebnisse der Internationalen Klimaschutzverhandlungen und
            deren spezifische Übersetzung

                  Rio 1992              Kyoto 1997        Kopenhagen 2009    Paris 2015

              Historischer Kontext und die
              Angst vor dem erneuten
              Scheitern in einer Welt voller
               Hohe Relevanz neuer, starker
              Krisen
                                      Koalitionen
                          High Ambition
                 Hohe Relevanz            Coalition:
                                 neuer starker Koa-
             mehrlitionen
                    als 100 Länder
                          (High    des Südens
                                Ambition         und
                                         Coalition:
                 mehr als 100  Länderinkl.
                            Nordens   des Südens
                                           EU, USA
                      und Nordens inkl. EU, USA)
                   15 Februar 2016                                Seite 24   Wuppertal Institut

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
COP 21 in Paris (Dez. 2016)
  Zentrale Ergebnisse der Internationalen
  Klimaschutzverhandlungen und deren spezifische Übersetzung

  Positive Elemente:
     Zum ersten mal seit 25 Jahren int. Verhandlungen ein Vertrag, der Klimaschutzaktivitäten
     aller (!) Länder umfasst, u.a. durch Fokussierung auf freiwillige Maßnahmen (INDC:
     intended national determined contribution); auch aus Rücksicht auf US-Innenpolitik
     Zielsetzung: Begrenzung der Klimaerwärmung auf deutlich unter (!) 2°C;
     Vereinbarung, Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen
     Vereinbarung, Emissionsscheitelpunktes (Peak) so schnell wie möglich und
     Treibhausgasneutralität im Verlaufe der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu erreichen
     De facto damit Zielvorgabe der weitgehenden Dekarbonisierung des Energiesystems
     (falls keine großmaßstäbliche Einführung von CCS / BECCS)
     Das „fossile Zeitalter“ ist damit aus Klimaschutzgründen und nicht aus Gründen der
     physischen Knappheit zu Ende
     Starker Rückenwind von Seiten der Regionen, Städte und Unternehmen;
     positionieren sich zunehmend „Pro Klimaschutz“ und setzen Politik unter Druck (u.a.
     durch „Divestment“)

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Ressourcenproblematik

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Klimawandel als Realität:
Polareisschmelze

                  „Gefahr des vollständigen Abschmelzens der Arktis
                    im
                     im Sommer
                        Sommer bis
                                 bis zum
                                     zum Jahr
                                         Jahr 2100
                                              2050 ––NASA,  IPCC
                                                      IPCC 2013

                                                                       Quelle zur Abtaugeschwindigkeit: www.climate.nasa.gov April 2016
                  Meereisdecke: - 13,4% pro Dekade (im Sommer)
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Klimawandel als Realität:
Anstieg des Meeresspiegels

    Konsequenzen der Erhöhung
 des Meeresspiegels für Bangladesch

   17 Millionen Menschen < 1 m ü. N.N.
   Derzeitiger Meeresspiegelanstieg:
   3,1 cm pro Dekade
   Vollständiges Abschmelzen Grönlandeis:
   + 7 Meter!
   Realistisches Szenario:
   45 bis 75 cm bis 2100,
   danach weiter ansteigend! [IPCC 2013]

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Klimawandel als Realität:
   Extremwetterereignisse

                  Hurricanes, Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände
                                                                Hurricane Katrina Aug. 05

                                                                                                 Portugal 05

                  Alpen 05

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   Klimawandel als Realität:
   Orkan „Kyrill 2007

dpa 07

Orkan Kyrill
(18. Jan. 2007):
  47 Todesopfer
  ca. 5,8 Mrd. EUR
  Versicherungs-
  Schäden
    Munich RE 2007    SZ 07
                                       Unwetterzentrale.de 07

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Mögliche Klimaauswirkungen

          Schmelzen der Gletscher und des Nordpolareises

                  Anstieg des Meeresspiegels

                                Verschiebung von Vegetationszonen, Wüstenausbreitung, Artensterben
                                (z.B. Korallenriffe, Eisbären), Ausbreitung von Krankheiten

                                                     Zunahme der Häufigkeit und Stärke von Extremwetterereignissen
                                                     (Stürme, Dürren, Hitze, Überschwemmungen...)
                                                     Vier „Jahrhundertfluten innerhalb von nur 16 Jahren!
                                                                 1997: Oderhochwasser
                                                                 2002: Elbehochwasser
                                                                 2005: Hochwasser Bayrische Alpen / CH / A
                                                                 2013: Elbehochwasser

 Auftauen der sibirischen Permafrostböden (Rückkopplungseffekte!)

 Versauerung der Ozeane

 Gefahr irreversibler Kippelemente (abrupter Klimawandel):
 Absterben der Amazonas-Regenwälder, Destabilisierung der thermohalinen Strömung (Golfstrom),
 Monsunveränderungen…

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Das EEG-Paradoxon:
U.a. führt ein neuer Wälzungsmechanismus ab 2010 zum Auseinander-
driften von Auszahlungen an Anlagenbetreiber und EEG-Umlage

                   Quelle: Bund der Energieverbraucher 2014

   Beispiel: OBWOHL die realen Auszahlungen an die Anlagenbetreiber gesenkt werden
             konnten, wurde die EEG-Umlage von 2012 auf 2013 um rund 50% erhöht!

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Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Die „Kosten der Energiewende“:
  Die EEG-Umlage ist kein verlässlicher Indikator
  für die Kosten der Energiewende!

                        2013: 5,28 Ct/kWh
                        2014: 6,24 Ct/kWh

                                                     0,96 Ct

                                                               x+
                                                                      Quelle: Öko-Institut 2013

   Beispiel: Der sofortige Förderstopp neuer Windanlagen an Land würde einen durch-
             schnittlichen Haushalt (3.500 kWh/a) nur um 32 Cent pro Monat entlasten!
17. Januar 2017                             Rheine                                      17

EEG-Umlage
Gründe für einen kontinuierlichen Anstieg

   Gesunkene Börsenstrompreise
   Erweiterte Entlastung energieintensiver Industrie
   Änderung der Berechnungsmethode
   Nachzahlungen aufgrund falscher Prognosen

17. Januar 2017                             Rheine                                      18
Die Lücke von Paris - Die deutsche Energiewende zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Externe Kosten konventioneller Energiesysteme

 Sir Nicholas Stern: „Der Klimawandel ist das größte Marktversagen, das es je gab.

                                                                                         Quelle: BWE 2005

17. Januar 2017                                 Rheine                                    19

Externe Kosten für Stromerzeugung
belasten die Allgemeinheit und werden bisher nur
ansatzweise (verursachergerecht) internalisiert

„Bester Schätzwert“ für durch erneuerbare Energien vermiedenen Klimaschäden: 80 Euro pro Tonne CO2

                                                                                           Quelle: BMU 2012

17. Januar 2017                                 Rheine                                    20
Stromgestehungskosten
Erneuerbare versus Fossile

                             Erneuerbare              Fossile

                                                            Quelle: Fraunhofer ISE 2013

17. Januar 2017                            Rheine                                  21

Bruttostromerzeugung 2015:
646 Terawattstunden (Mrd. kWh), davon 29 % regenerativ 1)

                    645,5 TWh
                                                            187 TWh

                                                                          Quelle: BMWi Nov. 2016

17. Januar 2017                            Rheine                                  22
Entwicklung der Windenergie 1990 bis 2015

                                Ausbaupfade für Ersatz-Windenergieanlagen (nach 20 Jahren):
                                2015: 45 GW → 2.250 MW/a
                                2050: 100 bis 200 GW → 5.000 bis 10.000 MW/a

                                                                                                            2016: ca. 78 TWh
                                                                                                             Zubau ca. 4 GW

17. Januar 2017                                                      Rheine                                         23

Entwicklung Photovoltaik-Ausbau
Einbruch des Ausbaus nach 2012

                                8.000

                                7.000

                                6.000
   PV-Zubau Deutschland in MW

                                5.000

                                4.000

                                                                                                   Ausbaukorridor
                                3.000                                                                EEG 2014:
                                                                                                     2,5 GW/a

                                2.000

                                1.000

                                   0                                                                                 0
                                        2006   2007   2008   2009   2010      2011   2012   2013   2014    2015

Daten: Windbrief Südwestfalen Nr. 85 Aug. 2016                                                              2016: ca. 38 TWh
                                                                                                            Zubau ca. 1,2 GW

17. Januar 2017                                                      Rheine                                         24
EEG-Novelle 2016
 Wesentliche Kritikpunkte von NGOs, EE-Verbänden,
 Wissenschaftlern, Oppositionsparteien und Bundesländern

      Gesamt-Ausbaukorridor deutlich zu niedrig, um mittel- bis langfristige
      Klimaschutzziele zu erreichen
      Erneuerbaren-Ausbau wird durch Obergrenzen begrenzt, Zielerreichung selbst dieser
      Grenzen unsicher (Realisierungsquoten?)
      Bundesregierung sollte Möglichkeit der EU-De-Minimis-Regelung für Onshore-
      Projekte von bis zu 18 MW nutzen (Akteursvielfalt / Bürgerenergie / Akzeptanz)
      Onshore-Ausbau würde gegenüber letzten Jahren einbrechen; dies und Unsicherheit über
      zukünftigen Ausbau könnte langfristige Investitionen der Windenergieindustrie in
      Deutschland gefährden
      Risikoaufschläge und Gefahr der Marktkonzentration stellen potenzielle
      Kostensenkungspotenziale bei Ausschreibungen in Frage
      Weiter steigende Komplexität: Referentenentwurf hat über 250 Seiten

 17. Januar 2017                                                           Rheine                                            25

                        Entwicklung des Strombedarfs
 Entwicklung des Strombedarfs (Studie Sektorkopplung der HTW)
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

 Strom verdrängt fossile Energieträger für Wärme und Mobilität. Trotz
 Effizienzanstrengungen verdoppelt sich dadurch der Strombedarf.
    1400
     TWh
       1200

       1000
                                                                                                                Speicherverluste
          800
                                                                                                                Elektromobilität
          600                                                                                                   Prozesswärme

          400                                                                                                   Raumwärme/WW

                                                                                                                Stomverbrauch
          200
                                                                                                                 Quelle: Quaschning 2016
                0
                     1990

                                    1995

                                               2000

                                                      2005

                                                             2010

                                                                    2015

                                                                           2020

                                                                                    2025

                                                                                           2030

                                                                                                  2035

                                                                                                         2040

                                                                                                                     Prof. Dr. Volker Quaschning
                                                                                                                                            14

 17. Januar 2017                                                           Rheine                                            26
Entwicklung der Stromerzeugung
         Kein Klimaschutz mit aktuellen Ausbauzielen
Die Ausbaupfade des EEG 2017 reichen bei Weitem nicht, um die
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

eigenen Ziele der Bundesregierung zu erreichen
     1400
      TWh
     1200

     1000
                                                                                                                   Andere
        800                                                                                                        Photovoltaik
                                                                                                                   Windkraft offshore
        600                                                                             erneuerbarer
                                                                                        Anteil: 27 %               Windkraft onshore
        400                                                                                                        Biomasse
                                                                                                                   Wasserkraft
        200
                                                                                                                    Quelle: Quaschning 2016
              0
                   1990

                                  1995

                                               2000

                                                      2005

                                                             2010

                                                                      2015

                                                                              2020

                                                                                       2025

                                                                                              2030

                                                                                                     2035

                                                                                                            2040
                                                                                                                      EEG 2017
     Biomasse                                                Windkraft (onshore)                     Photovoltaik

               200 MW/a                                      2900 MW/a                                 2500 MW/a
               (brutto)                                      (brutto)                                  (brutto)
                                                                                                                         Prof. Dr. Volker Quaschning
                                                                                                                                                16
17. Januar 2017                                                               Rheine                                            27

Entwicklung der Stromerzeugung
          Klimaverträgliche Erneuerbare Zielkorridore
Um den steigenden Strombedarf (Sektorkopplung) zu decken, ist
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

ein erheblich stärkerer und schnellerer EE-Ausbau erforderlich
     1400
      TWh
     1200

     1000
                                                                                                                   Andere
        800                                                                                                        Photovoltaik
                                                                                                                   Windkraft offshore
        600
                                                                                                                   Windkraft onshore
        400                                                                                                        Biomasse
                                                                                                                   Wasserkraft
        200
                                                                                                                    Quelle: Quaschning 2016
               0
                   1990

                                  1995

                                               2000

                                                      2005

                                                             2010

                                                                       2015

                                                                              2020

                                                                                       2025

                                                                                              2030

                                                                                                     2035

                                                                                                            2040

      Biomasse                                               Windkraft (onshore)                     Photovoltaik

           200 MW/a 500 MW/a                                        2900 MW/a 6300 MW/a                2500 MW/a             15000 MW/a
           (brutto) (brutto)                                        (brutto)  (netto)                  (brutto)              (netto)
                                                                                                                         Prof. Dr. Volker Quaschning

17. Januar 2017                                                               Rheine                                            28              19
Meta-Analyse nationaler Strom-Szenarien (EE: 80 bis 100%)
Windenergie dominierender Energieträger in Klimaschutz-
Szenarien
                                  Bru,ostromerzeugung$in$TWh/a$(ohne$Speicher)

             Ist           Trend / CCS       Klimaschutz-Szenarien

              ca. 10%

                                                Anteile Wind: ca. 50 bis 80%

                                                                                                            Quelle: WI 2014

17. Januar 2017                                       Rheine                                           29

KomRev-Projekt (2012 bis 2016):
Solar-Institut Jülich (SIJ), DLR und WI im Auftrag des BMUB
Entwicklung zweier kommunaler Zielkonzepte für eine nachhaltige CO2-
arme Energieversorgung im Jahr 2050 am Beispiel von Rheine

      Maximal Dezentral (MAX)                                       Moderat Dezentral (MOD)

                      PV                                                            PV
            ST        35%                                                           100%
            65%

                                                                                              WP
                                                                                              100%
Wärmenetze
      95%                                                            100%
                                  100%                               Importiertes
                                  lokale                             EE-Methan
                                  Biomasse
                                                                                      PKW
                          PKW                                                         16.100
                          6.950

Quelle: SIJ und WI 2016                                                             www.wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/442
17. Januar 2017                                       Rheine                                           30
Strombedarf und Stromerzeugung (Mio. kWh) für Rheine
im KomRev-Klimaschutzszenario Maximal-Dezentral
                                                       419
                                                                             ca. 80%
                              390

                          Strombedarf            Stromerzeugung

Quelle: SIJ und WI 2016                                           www.wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/442
17. Januar 2017                         Rheine                                       31

Strombedarf und Stromerzeugung (Mio. kWh) für Rheine
im KomRev-Klimaschutzszenario Moderat-Dezentral

                                                                          ca. 70%

Quelle: SIJ und WI 2016                                           www.wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/442
17. Januar 2017                         Rheine                                       32
Und was ist, wenn der Wind mal nicht weht…?

 Optionen zur Systemintegration von Erneuerbaren Energien
     Verbesserung der Windleistungs-Prognosemodelle
     Netzausbau und -Monitoring (Temperatur- und Windmessverfahren)
     Regelbare Erneuerbare Energien (Biomasse, Biogas, Geothermie, Wasser,
     Solarthermische Kraftwerke in Südeuropa, Meeresströmungskraftwerke in der Nordsee…)
     Ausbau schnell regelbarer fossiler Spitzenlastkraftwerke (Erdgas)
     Ausbau Pumpspeicherkapazitäten und Umnutzung von Grundlaststromveredelung
     (Kernenergie- und Braunkohle) auf EE-Veredelung (Wind und Sonne)
     Ausbau weiterer Speichertechnologien (adiabate Druckluftspeicher, Akkumulatoren,
     Strömungsbatterien, H2, EE-Methan...)
     Virtuelle (dezentrale) Kraftwerke (regelbare BHKW)
     Lastmanagement (Smart Grids, Elektrofahrzeuge „Vehicle-to-Grid , Wärmepumpen…)

  … nicht in ein EE-System der Zukunft passen:
  ! schlecht regelbare Grundlastkraftwerke (Kernenergie, Braunkohle)!

 17. Januar 2017                                                             Rheine                                                            33

 System-Analyse
 Wann werden wie viele und welche Speicher benötigt?

                                     „Bis zu einem Anteil von 40% unterstützen Speicher
                                           eher konventionelle Grundlastkraftwerke“

                              Speicher im Verteilnetz                                      „EE-Anteile oberhalb von 75% können nicht
                                                                                                ohne Speicher erreicht werden“

                                            Speicher mit Doppel-Nutzung
                                              (z.B. Elektrofahrzeuge)                                                         „Zwischen 80 und 100%
                                                                                                                                verdreifacht sich der
                                                                                                                                  Speicherbedarf“
                    Batterien zur Erhöhung des                            Speicher zur Sicherung der Strom-
                    PV-Strom-Eigenverbrauchs                             qualität (anstelle rotierender Massen)

                                          Anteil Strom aus erneuerbaren Energien
0%                               25%                                      50%                                       75%                                   100%
                               heute (ca. 30%)                          Ziel 2030                                    Ziel 2050
              keine Speicher erforderlich,
                                                                        Speicher zunehmend                           Speicher zwingend
              andere Ausgleichsoptionen
                                                                            erforderlich                                erforderlich
                     ausreichend

  Grafik:          Wuppertal Institut
  Quellen:         H.P. Beck et al: “Eignung von Speichertechnologien zum Erhalt der Systemsicherheit”, EFZN, 2013; D. Fürstenwerth et al. “Stromspeicher in der
                   Energiewende” Agora Energiewende 2014; ETG “Energiespeicher für die Energiewende”, VDE, 2012

 17. Januar 2017                                                              Rheine                                                           34
Technische Erfolge bei Windenergieanlagen:
Ertragssteigerung um Faktor 200 in 25 Jahren!

                                                     3 m2 pro
                                                     Haushalt                 12.500 m2

                                                                       .

                                                                                                      Quelle: BWE 2008
17. Januar 2017                         Rheine                                        35

Ertrag einer WEA

                      produziert
                       pro Jahr
                                                      Das entspricht dem Verbrauch von:

                    ca. 7 Mio.                              ca. 2.000
                   Kilowattstunden
                                                     3-Personen-Haushalten
          Eine     sauberen Strom.
        3,0 MW
         Anlage

                                                                Grafik: BWE 2005 mit eigenen Änderungen

Datum                                Veranstaltung                                    36
92% der Befragten unterschätzen die Leistungsfähigkeit
einer durchschnittlichen Windenergieanlage (3 MW)
oder können sie gar nicht einschätzen.

  Quelle: BWE 2016

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Akzeptanz-Umfrage unter 1.000 Bürgern:
93 % halten weiteren EE-Ausbau für wichtig oder außerordentlich wichtig.
62 % finden Bau von EE-Anlagen in der Nachbarschaft gut oder sehr gut.

                            aber: sinkende Akzeptanz im Zeitverlauf!

Quelle: NS Emnid im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) / BWE 2016

17. Januar 2017                                             Rheine                  38
Fazit Windenergie

   Keine Form der Energieerzeugung ist ohne Auswirkung auf Umwelt und Gesellschaft
   Die Windenergie ist - neben der Photovoltaik - diejenige erneuerbare Stromquelle mit
   den niedrigsten (betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen) Kosten und den
   größten Potenzialen
   Von daher ist sie unentbehrlich für das Gelingen der Energiewende
   Eine umsichtige Planung und Bürgerbeteiligung hilft, Konflikte zu vermeiden und die
   Akzeptanz vor Ort zu erhöhen
   Energieeffizientes und suffizientes Verhalten der Bürger / Bürgerinnen in allen
   Lebensbereichen ist die beste Vorsorge
   • um die Energiewende zu stemmen und
   • den Ausbau von Erzeugungsanlagen (WEA, PV, Biogas) und Infrastrukturen
     (Stromtrassen, Speicher...) auf ein notwendiges Maß zu reduzieren.

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Effizienz - eine wichtige Säule der Energiewende
Beispiele Gebäude / PKW / Standby-Geräte / Beleuchtung

Primärenergiebedarf für Gebäude                                                                             Audi A2 1.2 Tdi

                                                               BINE-Info        Passivhäuser

                                                                                                                                    3 statt 6 Liter/100km
                                                                                                                                          → - 50 %
                                                                                 15 statt 70 kWh/(m2a)
                                                                                       → - 79 %

                                                                                     Standby-Geräte
                                     EnEV 2002

                                                 EnEV 2009
                           WSVO 95
                 WSVO 84
       Bestand

                                                             KfW 40

                                                                      Passiv-

                                                                                                                       ESL und LED
                                                                      Haus

                                                                                                                       IRC-Halogen
                                                                                         0,1 statt 5 Watt                     11 statt 60 Watt
     → www.ecotopten.de                                                                     → - 98 %                             → - 80 %

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Papst inside!

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Grenzen des Wachstums:
In einem begrenzten System ist kein grenzenloses
Wachstum möglich!

Um den ungezügelten Ressourcenverbrauch zu stoppen und
die Energiewende zu leisten, brauchen wir absolute Grenzen, z.B. für:
   CO2-Ausstoß von Kraftwerken (Kohle-Ausstiegskonzept)
   Wohnflächen
   Flächenversiegelung
   PKW (SUV)
   Straßenneubau
   Wirtschaftswachstum
   ...

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Fazit

Die Energiewende ist bisher beschränkt auf eine Stromwende
   Das EEG und sein Vorgänger (Stromeinspeisegesetz) haben zu erheblichen
   Kostensenkungen und zum starken Ausbau von EE-Stromerzeugungsanlagen geführt
   Die Umstellung auf Ausschreibungen (mit niedrigen Ausbaukorridoren) birgt erhebliche
   Risiken hinsichtlich Erreichen der Klimaschutzziele und Akzeptanz bei Bürgern
   Sowohl die Wärmewende als auch die Verkehrswende bleiben bisher aus
Wärmewende (Ursachen):
   niedrige Kosten für fossile Energieträger
   niedrige energetische Gebäudesanierungsraten
Verkehrswende (Ursachen):
   Wegducken der Politik (Emissionen aus Flug- und Schiffsverkehr, Güterverkehr, reale
   CO2-Minderung bei Pkw, Verkehrsvermeidung und Verlagerung...)
    Mutiges und zügiges Handeln ist auf allen Ebenen (international, national,
     regional, lokal) und von allen gesellschaftlichen Akteuren erforderlich!

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Meine persönliche Energiewende – mach‘ ich mit Links!
         Meine persönliche Energiewende – mach’ ich mit Links !
                        3 Kaufen Sie nur energieeffiziente Geräte !                                                 Top-Ten-Seiten:     www.ecotopten.de
                         - d.h. Geräte der Energieeffizienzklasse A                                                                     www.spargeraete.de
                         - bei Kühlgeräten Klasse A++ / A+++                                                                            www.topten.ch
          STROM

                        3 Vermeiden Sie Stand-by-Verbräuche !                                                    Aktion No-Energy:      www.no-e.de/html/alles_im_uberblick.html
                        3 Wechseln Sie zu einem unabhängigen Ökostrom-Anbieter !                              Aktion Stromwechsel:      www.atomausstieg-selber-machen.de
                                                                                                                Strompreisrechner:      www.verivox.de/oekostrom-preisvergleich
                        3 Installieren Sie auf Ihrem Dach eine Photovoltaik-Anlage !                          Energieagentur NRW:       www.energieagentur.nrw.de/solarrechner

                        3 Bei Fensterlüftung: Lüften Sie energiesparend (Stoßlüften statt Kipplüften) !    Portal rund ums Lüften:      www.energieagentur.nrw.de/lueftung/lueftungstipps-2637.asp
                        3 Realisieren Sie eine Lüftungsanlage, am bestem mit Wärmerückgewinnung ! Kontrollierte Wohnungslüftung:        www.iwu.de/fileadmin/user_upload/dateien/energie/espi/espi9.pdf
                        3 Lassen Sie Ihr Haus dämmen bzw. motivieren Sie Ihren Vermieter dazu !          Hess. Energiespar-Aktion:      www.impulsprogramm.de
          WÄRME

                        3 Verlangen Sie vom Vermieter einen qualifizierten Energiebedarfs-Ausweis !     Deutsche Energie-Agentur:       www.zukunft-haus.info/energieberatung-planung
                        3 Bringen Sie Ihre Heizung auf Vordermann!                                        Portal rund ums Heizen:       www.heizspiegel.de
                        3 Lassen Sie eine „Faktor-4-Umwälzpumpe“ einbauen !                                        Pumpen-Check:        www.sparpumpe.de
                        3 Installieren Sie auf Ihrem Dach eine Solarthermie-Anlage !                                   SolarServer:     www.solarserver.de/service-tools/online-rechner.html
                        3 Heizen Sie mit Holzpellets !                                                          Aktion Holzpellets:     www.aktion-holzpellets.de
                                                                                                           Energie-Pellet-Verband:      www.depv.de

                        3 Erledigen Sie Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder E-Bike !                                         ADFC:        www.adfc.de
                        3 Nutzen Sie soweit möglich die Bahn und den ÖPNV !                                        Deutsche Bahn:       www.reiseauskunft.bahn.de
          MOBILITÄT

                        3 Nehmen Sie am Carsharing teil !                                              Bundesverband CarSharing:        www.carsharing.de
                        3 Organisieren Sie Fahrgemeinschaften !                                               Mitfahrgelegenheit:       www.blablacar.de
                        3 Es geht nicht ohne eigenen PKW? Dann fahren Sie ein sparsames Auto !                      Top-Ten-Seite:      www.topten.ch
                                                                                                        Verkehrsclub Deutschland:       www.besser-autokaufen.de
                        3 Bei unvermeidbaren Flügen: Fliegen Sie klimabewusst !                                        Atmosfair:       www.atmosfair.de
          KAPITAL

                        3 Investieren Sie in ethisch-ökologische Geldanlagen !                                  Natur-Aktien-Index:     www.nai-index.de
                        3 Wechseln Sie zu einem unabhängigen Ökostrom-Anbieter (s. unter „Strom“) !                   Eco-Reporter:     www.ecoreporter.de
                        3 Wechseln Sie zu einer Bank mit ethisch-ökologischer Ausrichtung !                     Stiftung Warentest:     www.test.de/thema/oekofonds [Stichwort: Saubere Zinsangebote]

                        3 Nutzen Sie die zahlreichen Förderprogramme !                                                    BINE-Info:    www.energiefoerderung.info
          FÖRDERN

                                                                                                              EnergieAgentur NRW:       www.foerder-navi.de
                                                                                                            Fördermitteldatenbank:      www.foerderdata.de
                                                                                                                   KfW Förderbank:      www.kfw-foerderbank.de
                                                                                                              Solarförderung (BSW):     www.solartechnikberater.de/17-0-Foerderung.html

                        3 Nutzen Sie die zahlreichen Informationsangebote !                                                BINE-Info:   www.bine.info
                                                                                                        Bund der Energieverbraucher:    www.energieverbraucher.de
                                                                                                        Bundesumweltministerium:        www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/energieeffizienz
          INFORMATION

                                             Download:                                                Bundeswirtschaftsministerium:     www.erneuerbare-energien.de
                                                                                                         Deutsche Energie-Agentur:      www.dena.de
                                          www.wupperinst.org                                                     Effizienzkampagne:     www.stromeffizienz.de
                                   Such-Stichwort: „Klimaschutz Links                                          EnergieAgentur NRW:      www.ea-nrw.de
                                                                                                      Institut Wohnen und Umwelt:       www.iwu.de/downloads/buergerinfos/energiesparinfos/
                                                                                                                 Umweltbundesamt:       www.umweltbundesamt.de
                                                                                                                Verbraucherzentrale:    www.verbraucherzentrale-energieberatung.de

         Diese Linkliste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie steht als PDF-Datei mit Hyperlinks zum Download bereit unter: www.wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/439                  April 2016
         Stand: April 2016. © D. Schüwer / Wuppertal Institut
17. Januar 2017                                                                                       Rheine                                                                                 44
dietmar.schuewer@wupperinst.org
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