DIE SINNE SPIELEN - SPIELZEIT - Hans Otto Theater
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VOR STÜC WO RTE 4 KE 82 ENS ABON EM BLE 8 NE MENTS 94 STÜC SER KE A-Z 21 VI CE 102 OPER FÖRD & TA NZ 36 ER KREIS 114 ZUG TE AB EN 40 A M 116
LIEBE FREUNDINNEN UND SEHR GEEHRTE FREUNDE DES HANS OTTO DAMEN UND HERREN, THEATERS, die Potsdamer Schiffbauer- Eines ist sicher: Die Rück- zwar bin ich in den vergan- likum und Künstler*innen. gasse ist ein Zentrum der kehr in den Zuschauerraum, genen Monaten gar nicht Und, ja, ich freue mich auch vielfältigen brandenburgi- die Vorfreude auf die völlig theaterabstinent auf die Brezel in der Pause, schen Kunst- und Kultursze- Theaterstücke, deren Auf- gewesen, da es glücklicher- denn die schmeckt im HOT ne. Ob Festivaleröffnungen, führung wir schon in der weise hervorragende besonders gut. der Brandenburgische letzten Spielzeit mit Span- Stream-Aufführungen gab Sommerabend und natür- nung entgegengesehen und gibt – auch vom Hans Mit dem Hans Otto Theater lich die Inszenierungen des hatten, der erste Applaus – Otto Theater. Doch nichts verbinde ich eine malerisch Theaters – so viele unver- das wird ein Fest! ersetzt das direkte Erlebnis gelegene Spielstätte, poli- gessliche Momente verbin- im Saal, wenn man Schau- tisch ambitionierte Insze- den sich mit diesem Ort am In diesem Sinne: Auf bald spielerinnen und Schauspie- nierungen, Theaterleute, malerischen Ufer der Havel. im Hans Otto Theater! ler erlebt, die körperliche die mit- und sich einmi- Grenzen ausloten, denen schen. Kunst muss frei sein, Das traditionsreiche HOT beim Spielen der Schweiß und sie darf auch politisch steht als eine der erfolg- von der Stirn fliegt. Wenn sein. Mir imponiert Thea- reichsten Spielstätten des man sieht und spürt: ter, wenn es Haltung zeigt Landes und als Potsdamer Theater ist Leben! Das habe und Missstände wie Antise- Institution mit überregio- ich vermisst. mitismus, Rassismus oder nalem Ruf stellvertretend Sexismus intelligent hinter- für die Attraktivität des Zuallererst freue ich mich fragt. hiesigen Kulturbetriebs. Die für alle beteiligten Theater- Pandemie war und ist eine leute, dass in ihr Haus tiefe Zäsur – für die Kultur- wieder Menschen strömen schaffenden wie auch für und Aufführungen erleben das Publikum. Entsprechend dürfen. Ich freue mich groß ist die Sehnsucht auf exzessive Abende, auf nach einer wieder kulturrei- Inszenierungen, die Emoti- chen Zukunft. Das neue onen aus uns herauskitzeln, Spielzeitheft ist da ein sehr uns zum Lachen, Weinen, willkommenes Zeichen der DR. DIETMAR WOIDKE Streiten, Jubeln bringen – IHRE DR. MANJA SCHÜLE Zuversicht! Ministerpräsident des Landes und den anschließenden Ministerin für Wissenschaft, Forschung Brandenburg Austausch zwischen Pub- und Kultur des Landes Brandenburg 4 5
SEHR GEEHRTE LIEBES, DAMEN UND HERREN, VEREHRTES PUBLIKUM, LIEBES THEATERPUBLIKUM, der fest im Kalender ver- Vielleicht gewinnt ja gerade die Sehnsucht nach Nähe nen – Herzklopfen und Gän- merkte Gang ins Hans Otto jetzt in der aktuellen Situ- ist nach der langen Zeit sehaut – Endorphine und Theater, um sich die nächs- ation das Stadttheater auf Distanz ins Unermess- Erschöpfung – das Theater te mit Spannung erwartete mit seiner Verortung in der liche gewachsen: einander hat all das hautnah und live. Premiere anzuschauen, die Stadt wieder an Wichtig- spüren, die Welt wieder interessanten Gespräche keit. Uns allen sollte be- schmecken, alle Sinne hoch- Viele Stücke der letzten danach, das gemeinsame wusst werden, dass Kunst- leben lassen – das wäre Spielzeit haben das Licht Debattieren über die Auf- und Kulturorte als Räume jetzt ein großes Fest. der Welt noch nicht er- führung bei einem guten des Austausches und der blickt, erlebten bisher nur Glas Wein und mit dem un- Auseinandersetzung wieder Covid-19 hat Spuren hinter- digitale Premieren oder verwechselbaren Blick, den mehr ins Zentrum des lassen: in der Gesellschaft, waren in nur wenigen Vor- man aus dem Foyer unseres öffentlichen Lebens rücken aber auch in jedem ein- stellungen zu sehen. Sie Theaterhauses am Tiefen müssen. zelnen Menschen. Unsere alle haben an zeitpoliti- See erleben kann – das al- Sinne wurden ihrer Kräfte scher Bedeutung nichts les vermisse ich seit vielen Ich bleibe optimistisch und beraubt, zugunsten der eingebüßt: der Kampf zwi- Monaten schmerzlich. freue mich sehr darauf, mit Gesundheit und des Prag- schen den Religionen, die Ihnen allen gemeinsam in matismus. Wut darüber Frage nach Identität und Noch vor über einem Jahr hoffentlich absehbarer Zeit machte sich bei vielen Luft. Gleichberechtigung, die hätte ich keinen Gedanken die Öffnung unseres Thea- Und die politischen Lager Immobilienkrise, die Kor- daran verschwendet, die- terhauses beschwingt und drifteten noch weiter aus- ruption und Machtspiele in se Selbstverständlichkeit euphorisch mit einem viel- einander. Gleichzeitig der Politik … Nach wie vor einmal in Frage zu stellen. versprechenden Programm wurde das Leben kostbarer. ist die Welt ein verbesse- Wir alle hätten es kaum für zu feiern. rungswürdiger Ort, und das möglich gehalten, dass es Wie kommen wir wieder zu- Theater legt die Finger in eine Zeit geben wird, da einander? Müssen wir Nähe die offenen Wunden. wir auf Theater verzichten wieder erlernen? müssen und uns auf das Kommen Sie zurück in Ihr digitale Erlebnis in den Wo, wenn nicht auf der Theater. Wir sind heiß heimischen vier Wänden Bühne, kann die Klaviatur darauf, Sie wiederzusehen! beschränken müssen. IHR MIKE SCHUBERT der Emotionen ungebremst Oberbürgermeister der und vielfältig ausgelebt HERZLICHST, IHRE BETTINA JAHNKE Landeshauptstadt Potsdam werden? Schweiß und Trä- Intendantin 6 7
ENS „ Es gibt einen Moment (er gelingt nicht immer) während der Vorstellung oder auf der Probe, in dem die Figur übernimmt, wo EM ’es einen spielt‘ – nicht im BLE Sinne eines Kontrollver- lustes, aber als rauschhaf- tes Glücksgefühl absoluter Gegenwärtigkeit. “ „ Anrufung der Götter – die es in dieser Zahl nur hier gibt – die nicht immer antworten – aber wenn, dann – vielleicht in Sätzen – die Schauspieler*in heute ULRIKE anders spricht – einer Pause – die länger als sonst – einem Schweißperlen auf BEERBAUM die Stirn treibt – in der Anwesenheit eines Bühnentechnikers – der einem beim Abgehen, im Dunkel, zwei Sätze zumur- O rt der Handlung: die Bühne. Ein nackter, kahler Raum zunächst, dunkel und melt – Stück Text verschlossen vor der Welt. Doch eine Welt für sich, wenn er am Abend er- Die Gottheiten dieses Hauses – die dem Feuerwehrmann – über die Schulter wacht, sich mit Menschen, Bildern, Tönen füllt, die alle unsere Sinne ge- linsen – die auch schon mal, unter fangennehmen, sie bezaubern, betören, verstören und herausfordern. Denn jede*r schweren Lidern, in den Träumen von erfährt Theater anders. Die da oben und wir hier unten. Lampenfieber trifft auf ge- Zuschauer*in – 14. Reihe rechts außen – spannte Erwartung. Spiellust auf Verführtwerdenwollen. Blut, Schweiß und Tränen Platz nehmen – und – während wir auf fließen, Letzteres manchmal auf beiden Seiten. der Bühne um den – Furor des erwarteten Was aber erleben Schauspieler*innen in der Minute vor dem Auftritt? Was nehmen Dramas kämpfen – findet mit ihrer sie wahr, wenn sich die Scheinwerfer auf sie richten, wie erfahren sie sich selbst im Hilfe – die Manifestation des nie voraus zu Denkenden – im Kopf von Abonnent*in Moment ihrer Verwandlung auf der Bühne? Es gibt viele Antworten darauf – so viele, 24. Reihe Mitte – statt – in den Reihen wie unser Ensemble Mitglieder hat. Und doch verdichten sie sich am Ende zu einem zwölf fünf achtundzwanzig – und so Wort: INTENSITÄT! Theater spielen, so scheint es, ist in seinen besten Momenten ge- weiter – etwas das nur in diesem Haus steigertes Leben, das mal schmerzhaft, mal lustvoll als solches erfahren wird. Aber geschieht – nur jetzt – im Klang all der lesen und schauen Sie selbst: gesprochenen – und der noch nicht Lasset die Sinne spielen! JOACHIM gesprochenen Sätze – im Raum erspürt – BERGER unter Anwesenheit der Vielen – und morgen Abend – wieder – möglich “ 9
„ Da fragte kürzlich jemand: „ Die größtmögliche eigene Wie schmeckt Theater? Offenheit suchen, Klarheit, Da man ja Theater nicht Wahrheit und radikale essen kann, höchstens in Präsenz. Körper, Text, ihm, zielte die Frage wahr- Partner*in, Publikum – scheinlich auf meinen Atmen die einzige Chance. persönlichen Geschmack Ein. Aus. Ein. Nein, es will von Theater. Nun, meiner nicht gelingen. Nochmal. wäre: am Puls der Zeit, mit Aus. Ein. Aus. Nichts ande- herzlichstem Lachen und res als das totale Jetzt Heulen über die Abgründe zulassen. Ein. Aus. Da ist es! und Widersprüchlichkeit Und weiter: Ein. Aus … des Homo sapiens der LAURA Am Ende verschwitzte JÖRG Gegenwart. “ MARIA Erschöpfung. Erleichterung. Vielleicht Glück. “ DATHE HÄNSEL „ Ich mache so gern nach „ Für mich riecht Theater Premieren nochmal einen nach Staub, Holz, Schweiß Abstecher in den Saal. und Schminke. Gäbe es Das Schlachtfeld. davon einen Wunderbaum, Die Partyreste. ich würde ihn mir ins Auto Frisch verklungener hängen. “ Applaus. Das Echo der Spannung, das noch ein bisschen in der Luft flirrt. “ JAN JON-KAARE HALLMANN KOPPE 10 11
„ Es ist ein bisschen wie Bergsteigen – gleicher- maßen schön und anstren- gend. Es geht nur gemein- sam, mit Sorgfalt in der „ Theater ist wie Vorbereitung und verläss- lichen Partnern auf und mit einem gebro- hinter der Bühne. Den chenen Herzen ganzen Tag gibt es diese Grundspannung, diese über eine Lichtung Vorfreude, und dann zu gehen und einen kommt der besondere Moment, den ich so liebe, Sekt zu trinken. “ in dem die Zeit kurz still zu stehen scheint – höchste Konzentration, Ruhe und Einkehr bei jedem, bis end- JANINE lich der Vorhang sich öffnet. Die Reise ins Ungewisse, CHARLOTT KRESS das Spiel – beginnt … “ LEHMANN „ Bühne – dunkel, noch drei „ Ich höre nur ganz leise das Minuten, Kopf leer, ich Gemurmel im Zuschauer- denke: Ungehorsam, raum, während ich in der Zärtlichkeit, Konzentration, Gasse oder auf der Hinter- Wildheit, Augen des bühne im Halbdunkel Partners, kontrollierte auf meinen Auftritt warte. Selbstvergessenheit, Diese wachen, ange- Aggressivität, Spannungs- spannten Sekunden ganz feld mit dir – Zuschauer, kurz vor Beginn der Vor- sich ohne Deckung aus- stellung sind sehr einsam, liefern, Handwerk und aber wunderschön. “ dennoch keine Rücksicht aufs ’Material‘, Künstler GUIDO und Performer sein, nicht Spielen spielen, Hingabe. ARNE LAMBRECHT Ich denke: alles Krücken. LENK JETZT Rock and Roll LICHT. “ 12 13
„ In den letzten Minuten vor meinem Auftritt schwanken meine Gefühle zwischen höchster Euphorie und Lust. Außerdem frage ich mich, warum ich jetzt nicht an einem Schreibtisch „ Die Momente der Stille: sitze, es würde mein Nervenkostüm schonen. Aber ich muss mich wohl Die neugierige, manchmal noch immer ins Abenteuer stürzen. unruhige Stille des Publikums, Im letzten Moment, bevor zum Beispiel wenn das Zuschauerlicht erlischt und Cabaret‘ beginnt, warte ich, von das Stück beginnt. ’ den Füßen bis in die Haarspitzen durch Unsere spannungsgeladene Stille das Kostüm und eine wunderbare nach dem Schluss, im Black bis Maske verwandelt, auf meinen ersten zum Applaus, manchmal unerwartbar Auftritt. Das Zungen-Make-up freundlich oder gar euphorisch, schmeckt nach Erdbeere. So absurd manchmal erwartbar verhalten. es ist, aber ich stehe zu diesem Zeitpunkt vor einer Fluchttür außerhalb des Die panisch verheerende, im Nach- Theaters, auf einer kleinen Holzplatte, hinein meist komische Stille zwischen welche auf Kieselsteinen liegt, mit uns Spielern, wenn etwas nicht so einem Kollegen der Technik. Ich höre PHILIPP KRISTIN läuft, wie es laufen sollte, ein Text- über ein Walkie-Talkie die letzten sprung, ein Blackout, gefühlte Minuten MAURITZ MUTHWILL Anweisungen unserer lieben Inspizientin. lang, in Wahrheit oft nicht mal eine Muss nochmal den mit Zungenblut Sekunde der prall gefüllten Stille. “ angereicherten Speichel loswerden. Die Tür wird mir aufgemacht. Ein Schein- werfer lässt mich kurz erblinden, und ein warmer Geruch von Abendgarderobe der Zuschauer, gepaart mit freudig er- wartender Energie, kommt mir entgegen. „ Vor der Vorstellung sind meine Sinne Ich höre das Schlagzeug und beginne total geschärft, das kleinste Geräusch abzuheben. Mir bleibt nur noch, hinein- hört sich lauter an als sonst, kalte zuspringen in eine andere Zeit, eine oder warme Luft nehme ich stärker war, andere Geschichte. “ plötzlich spüre ich viel deutlicher den Unterschied der einzelnen Stoffe des Kostüms, selbst mein Blick wird wacher – „ Beim Spielen ist mein wachsamer. wichtigstes Organ die Haut. Alles erscheint intensiver als sonst. Ich verwandle mich in eine Wasserpflanze, und Da hilft nur: fokussieren! FRANZISKA die Luft wird zu Wasser. Alles, was passiert, bringt NADINE Und auf der Bühne, wenn alles passt, MELZER NOLLAU fühlt es sich manchmal an wie los- mich oder etwas in mir lassen, abgeben, frei sein. “ in Bewegung. “ 14 15
„ Als kleines Mädchen hatte „ Theater – das sind die ich meine erste Begeg- Blicke der Zuschauer, die nung mit dem Theater. An treffen, das Husten und der Hand meiner Mutter sich Räuspern, die Lacher, ging ich über dunkle Flure, die Gähner. Das sind die an den Wänden hingen Kollegen, ihre Sprache, die Tiermasken. Es war so auf- Körper, die sich bewegen, regend, mein Herz pochte die feinen Regungen in vor Anspannung und ihrem Gesicht, ihre Inten- Freude. Ich durfte die Tier- sität, ihre Leidenschaft köpfe sogar streicheln, und ihr Humor. Die Nähe. obwohl es mich etwas Und ich live dabei, direkt gruselte. So, dachte ich, daneben, aber trotzdem riecht Theater – nach wie im Auge des Tornados, Schminke, nach Kostümen mit allem irgendwie aus dem Fundus. Was für verbunden. Daher auch eine geheimnisvolle Welt! dieses Wahnsinnsgefühl, BETTINA Von da an wollte ich nur noch zum Theater. “ HANNES schneller, stärker und randvoll mit allem zu sein, RIEBESEL SCHUMACHER während man auf der Bühne steht – weil ich in Wahrheit dann mehr bin „ Du, mein größtes Opfer der als nur ich selbst. Oder Begierde. Schmeckst nach besser mehrere. In den Kippen, Kaugummi und guten Momenten natürlich Kaffee. Riechst nach: Nos- ... “ talgie und neuerdings nach Desinfektionsmittel. Siehst aus wie: Licht, Schwarz, Licht, Staub tanzt durch die Luft. Fühlst dich an wie: pures Sein. „ Theater schmeckt THEATER “ wie guter Wein – kräftig, komplex MASCHA RENÉ und mit langem SCHNEIDER SCHWITTAY Nachhall. “ 16 17
„ Theater ist ... ins Feuer „ In den besten Momenten starren, mit Bären schmu- fühlt Theater sich an sen, vor Aufregung nicht wie ’verdoppeltes Leben‘. schlafen und vor Vorfreude Als würde eine Art zeitliche nicht essen, harte Proben und räumliche Verdich- und leicht einen sitzen tung einsetzen. Alle Sinne haben, nie sterben müssen arbeiten tausendfach und unbedingt sterben aufmerksamer, gleichzeitig müssen. Die Ernsthaftig- tritt der kontrollierende keitsangebote der Er- Verstand einen Schritt wachsenheit ignorieren zurück, und die Instinkte und niemals eine Steuer- übernehmen das Steuer. erklärung machen. Dann kann ich den Moment Oder mit den Worten des gleichzeitig betrachten weltgrößten Juxemachers: und ihn gestalten. Das fühlt ’Knallen muss es tüchtig sich einen Moment lang und lustig will ich's haben, an wie Unendlichkeit. “ PAUL sonst mach ich nicht mit.‘ “ HENNING SIES STRÜBBE „ Sinngespräche mit der Inspizienz: „ Auf der Bühne zu stehen ist für ’Sinnen die Leute schon da? – Der Saal fühlt sich mich – wenn alles langsam. stimmt – sinnlich Riecht die Zeit noch für zwei Einsprechen? – Noch allumfassend. sehn Minuten. Das ist meine Einsprechen: Geh Virtual Reality. Schmackofatz. Geh Schmackofatz. Unplugged! (mit Zweisprechen: Da steh ich Suchtpotenzial) “ nun ich Amateur und ANDREAS PAUL bin so klug als wie zuv’hör. SPANIOL WILMS Sitzt.‘ “ 18 19
STÜC „ vor dem auftritt. alle sinne schärfen. konzentration auf das jetzt im hier. das schmeckt jeden abend anders. die sicht immer ge- weitet, die ohren rauschen nicht immer, manchmal KE absolute stille. ein knistern. A–Z wo ist meine nasenspitze? es geht gleich los. den puls fühlen. atmen. raus. unsicher sein. könig sein. im kleinen groß sein. aus wasser wird wein. trunken. immer bei sinnen. nie mich verlieren. die träne beim gegenüber zaubern. immer ALINA bewusst sein in diesem augenblick. ganz klar sein WOLFF im rausch. “ D „ Wenn ich spiele, höre ich das Rauschen er Ton der Glocke, die im Foyer zum Beginn läutet, nachklingend im Ohr. Sit- in meinen Ohren, meinen Atem, zen im Zuschauerraum auf samtbezogenem Stuhl. Schuhe, die auf dem Bo- meine Stimme und die der Anderen auf den scharren. Ein Programmzettel, der beim Umblättern raschelt. Jemand, der Bühne, Lachen im Publikum, das der hüstelt. Ganz nah Gespräche über Bewegendes draußen und zu Erwartendes Klatschen einer Ohrfeige, das Ruckeln drinnen. Licht, das dunkel wird oder ganz woanders angeht. Ein Geräusch, das Kon- der Drehbühne, Musik, einen Schuss, aufgeregtes Flüstern auf der Seiten- zentration provoziert. In dem Augenblick beginnt etwas. Bei zwanzig Inszenierun- bühne, weil die Drehbühne klemmt, gen anders. Der Raum. Die Bilder. Sprache und Stimmen. Geräusche. Bewegungen. lautes Herzklopfen, Schritte hinter der Atmosphären. Gefühle. Situationen. Konflikte. Die Art der inneren Haltung, die Form Bühne, das Klimpern eines Schlüssel- des Schweigens. Der Ausdruck des Schmerzes, der Sehnsucht. Zwanzig Mal anders … bunds auf dem Schnürboden, ein Traurige Clowns oder einsame Königinnen. Gesellschaft prägt Menschen oder der Husten, das Knistern von Bonbonpapier, Mensch macht Gesellschaft. Klimawandel oder Karrieredenken. Auf Recht pochen Erleichterung auf der Seitenbühne, weil die Drehbühne wieder dreht … “ oder gegen Unrecht aufbegehren. Ein Stück Fleisch nah am Herzen schneiden oder sein Herz verschenken. Gestrige Verletzungen verdrängen oder für den morgigen Tag eine Vision in Worte fassen. Zwanzig Mal anders … Spannung fühlen. Emotion KATJA PAUL wahrnehmen. Provokation aushalten. Aus vollem Herzen lachen. Unbeantwortetes ZINSMEISTER WILMS weiterdenken. Sich inspirieren lassen. Zwischen Fiktion und Wirklichkeit springen. Berührung erlauben. Gemeinsam im Theater sein. 20
89/90 DER VORNAME MARIA STUART von Peter Richter von Matthieu Delaporte und von Friedrich Schiller REITHALLE Alexandre de La Patellière GROSSES HAUS GROSSES HAUS AMADEUS MICHAEL KOHLHAAS von Peter Shaffer DIE LAGE nach der Erzählung von SCHLOSSTHEATER IM NEUEN PALAIS von Thomas Melle Heinrich von Kleist POTSDAM-SANSSOUCI GROSSES HAUS GROSSES HAUS CABARET DIE MITWISSER VÖGEL Buch von Joe Masteroff / Gesangstexte von Philipp Löhle von Wajdi Mouawad von Fred Ebb / Musik von John Kander REITHALLE GROSSES HAUS GROSSES HAUS DIE STÜTZEN DER VOR SONNENAUFGANG DAS IMPERIUM DES GESELLSCHAFT von Ewald Palmetshofer SCHÖNEN von Henrik Ibsen REITHALLE von Nis-Momme Stockmann GROSSES HAUS GROSSES HAUS WER HAT ANGST GENIE UND VERBRECHEN VOR VIRGINIA WOOLF? DER DIENER von George F. Walker von Edward Albee ZWEIER HERREN GASOMETER SCHIFFBAUERGASSE REITHALLE von Carlo Goldoni SOMMER OPEN AIR SOMMERBÜHNE AM TIEFEN SEE GOOD. BETTER. GRETA. DER GEIZIGE von Frank Abt und Natalie Driemeyer von Molière REITHALLE SOMMERBÜHNE AM TIEFEN SEE IN DEN GÄRTEN ODER DER KAUFMANN LYSISTRATA TEIL 2 VON VENEDIG von Sibylle Berg von William Shakespeare REITHALLE GROSSES HAUS LINDA von Penelope Skinner GROSSES HAUS Premieren 22 23
GOOD. WER HAT BETTER. ANGST VOR „ Ich will, GRETA. „ Im Knochen VIRGINIA WOOLF? dass ihr in Panik gibt es etwas … geratet. “ das Mark … „ Und die Antwort war: und da müssen klar, das Paradies. “ 89/90 Sie hin. “ DIE STÜTZEN DER DAS „ Wir kommen schon noch GESELLSCHAFT IMPERIUM raus aus dieser Totengruft. “ DES „ Man soll nur SCHÖNEN Fragen stellen, auf die es schmerzfreie „ Hamlet ist LINDA DIE langweilig. Antworten gibt? “ „ Ich will LAGE DER in meinem Leben Eine Wichsparty KAUFMANN wohnen, für Jungs. “ VON „ Hat nicht auch ein Jude Hände, VENEDIG nicht in Räumen Körper, Sinne, Triebe, Leidenschaften. “ leben “ VOR IN DEN GÄRTEN „ Du darfst nicht SONNENAUFGANG ODER LYSISTRATA immer so hässlich sein “ „ Ich gehe los, TEIL 2 und meine Haare haben MICHAEL einen solchen Elan, „ Der Blitz, der an einem KOHLHAAS dass sie eindeutig das Wintertag vom Himmel fällt, interessantere Leben kann nicht vernichtender führen als ich. “ treffen, als mich dieser Anblick. “ 24 25
89/90 von AMADEUS von CABARET Musical – DAS IMPERIUM Peter Richter / Theater- Peter Shaffer / Deutsch fassung von Fanny Brunner von Nina Adler Buch von Joe Masteroff / Gesangstexte von DES SCHÖNEN von Nis-Momme und Christopher Hanf Fred Ebb / Musik von John Stockmann Kander PREMIERE PREMIERE Sie sind 16 – und vor ihnen breitet sich Im Wien der 1780er Jahre gilt der Hofka- Das Musical „Cabaret“ erlangte durch die Welch eine spannende Reise! Die Brüder das Leben aus. Doch ihr Land, die DDR, pellmeister Antonio Salieri als der größ- Verfilmung mit Liza Minelli Kultstatus. Es Falk und Matze sind mit ihren Familien vor liegt im Sterben. Es ist der Sommer 89. te Komponist. Zeitgleich ringt das frü- führt in die pulsierende Hauptstadt Ber- wenigen Stunden in Japan angekommen – Überall ist von Widerstand und Auf- here Wunderkind Wolfgang Amadeus lin, die um 1930 greller und haltloser als der eine ein wohlhabender Philosophie- bruch die Rede. Auf den Demonstrati- Mozart um Anerkennung. Sein exaltier- jede andere Stadt permanent im Erre- dozent und der andere auf die Unterstüt- onen wird erst „Freiheit“ gerufen, bald tes Verhalten schockiert den Hof, aber gungszustand war und für sexuelle Frei- zung seines Bruders angewiesen. Falks aber vor allem: „Deutschland“ und „West- seine Kompositionen glänzen in genia- zügigkeit stand. Ein Conférencier herrscht Selbstverständnis beruht auf der Aner- geld“. Während die Jugendlichen nachts ler Vollendung. Salieri vernimmt in ihnen über die Vergnügungswelt des Cabarets, kennung durch die anderen. Schwierig in Kneipen über eine bessere Gesellschaft die Stimme Gottes und fragt sich, warum wo Cliff Bradshaw den Star des Kit-Kat- nur, dass Matzes neue Freundin Maja da diskutieren, drängen immer mehr Glat- es nicht ihm selbst, sondern Mozart ge- Klubs Sally Bowles kennenlernt und Ins- nicht mitmacht und das seit Jahren ein- zen mit Baseballschlägern auf die Stra- geben ist, solch göttliche Musik zu kom- piration für seinen neuen Roman findet. studierte Familienspiel ins Wanken bringt. ße. Es kommt zu blutigen Schlachten ponieren. Dazu verdammt, die eigene Cliff beobachtet aber auch den rasan- Während sich Falk mit seiner Frau Adria- zwischen Faschos und Punks. Und dann künstlerische Mittelmäßigkeit zu erken- ten Wandel des politischen Klimas und na sowie seinen Kindern Ignaz und Ismael ist plötzlich die D-Mark da. Der Kapita- nen, nimmt Salieri den Kampf gegen Gott den erstarkenden Nationalsozialismus. mit perfekt einstudierten Vorträgen auf lismus überrollt das Land. — Die Inszenie- auf. Jedes Mittel ist ihm recht, um die Kar- Die Beziehung der Pensionswirtin Fräu- die japanische Kultur vorbereitet, eska- rung erzählt auf überraschende, atmo- riere dieses „auserwählten Geschöpfes“ lein Schneider zu dem jüdischen Obst- liert die familiäre Situation in der kleinen sphärisch dichte und auch witzige Weise zu ruinieren. Wird Salieri einen Zipfel von händler Schultz steht genauso auf dem Ferienwohnung zunehmend. Liebe, Hass von einem Land im radikalen Wandel. Es Mozarts nahender Unsterblichkeit zu fas- Prüfstand wie Cliffs Zukunft mit Sally, als und Misstrauen offenbaren sich schmerz- geht um eine schwindelerregende, hoch- sen bekommen? — Das Stück des Briten sie ein Kind von ihm erwartet. haft. Eine Familie steht exemplarisch für politische Zeit zwischen Altem und Neu- Peter Shaffer erlebte 1979 in London seine die Weltgesellschaft. Was verbindet und em, Verheißung und Desillusion. Uraufführung, die spätere Verfilmung von was trennt sie? — Nis-Momme Stockmann, Miloš Forman wurde mit mehreren Oscars „Nachwuchsdramatiker des Jahres 2010“ prämiert. Mit diesem Erfolgsstück ist das (Theater heute), zeigt in diesem dicht ge- Ensemble des Hans Otto Theaters im ba- webten Stück Menschen mit all ihren Ab- rocken Ambiente des Schlosstheaters im gründen, Ängsten, Konflikten, Wünschen Neuen Palais zu Gast. und Träumen. REGIE Fanny Brunner Bühne & Kostüme Daniel REGIE Bettina Jahnke Bühne & Kostüme Juan León REGIE Bernd Mottl Musikalische Leitung Matthias REGIE Bettina Jahnke Bühne & Kostüme Dorit Angermayr Musik Alex Konrad Musik Achim Gieseler Choreografie Annett Scholwin Binner Bühne & Kostüme Friedrich Eggert Choreo- Lievenbrück Musik Achim Gieseler grafie Hakan T. Aslan SCHLOSSTHEATER IM NEUEN PALAIS REITHALLE POTSDAM-SANSSOUCI GROSSES HAUS GROSSES HAUS 26 27
DER DIENER DER DER KAUFMANN DER VORNAME ZWEIER HERREN GEIZIGE Komödie VON VENEDIG von von Matthieu Delaporte und Alexandre de La von Carlo Goldoni / von Molière William Shakespeare / Patellière / aus dem Neufassung von Martin aus dem Englischen von Französischen von Georg Heckmanns Werner Buhss Holzer PREMIERE 2022 PREMIERE PREMIERE Truffaldino steht im Dienste zweier Her- Wenn sich Vater und Sohn in die glei- Der Geschäftsmann Antonio will seinem Ein Abendessen im engsten Freundes- ren. Der eine ist Florindo, der andere Bea- che Frau verlieben, droht Ärger. Der als besten Freund Bassanio helfen, um die und Familienkreis. Der Literaturprofessor trice, die, unter falschem Namen und als Geizhals verspottete Harpagon plant die reiche Portia zu freien. Doch dafür ist Pierre Garaud und seine Frau Elisabeth Mann verkleidet, nach ihrem Geliebten Verheiratung seiner beiden Kinder, um Kapital vonnöten. Antonio, gerade nicht haben ihren Jugendfreund Claude, Elisa- Florindo sucht. Beide ahnen nicht, dass so sein eigenes Vermögen zu vermeh- flüssig, bittet um Kredit bei Shylock, den er beths Bruder Vincent und dessen Lebens- sie denselben Lakaien beschäftigen. Die ren. Seine Tochter Elise soll ohne Mitgift sonst als Jude bei jeder Gelegenheit be- gefährtin Anna zu sich nach Hause einge- daraus folgenden Konsequenzen lassen die Ehe mit einem alten Witwer einge- leidigt. Nach einem Disput unterschreibt laden. Weil Anna sich verspätet, kommt nicht lange auf sich warten. Truffaldino hen und sein Sohn Cléante eine reiche er einen sonderbaren Schuldschein: Er die Konversation über ihren „Zustand“ in gerät in zahlreiche Schwierigkeiten, um Witwe zur Frau nehmen. Aber beide ha- vermacht Shylock ein Pfund von seinem Gang – und die Frage, ob denn schon ein beiden Herren gerecht zu werden, und ben ihr Herz bereits anderweitig ver- Fleisch, sollte er nicht pünktlich das Geld Vorname für das Baby gefunden sei. Vin- versucht verzweifelt, sie niemals aufein- schenkt. Auf Umwegen versuchen sie zurückzahlen. Während Bassanios Pläne cent beginnt ein Ratespiel und provoziert andertreffen zu lassen. Je tiefer er sich nun, ihren Vater zu überlisten, um trotz von Erfolg gekrönt sind, gehen Antonios mit der Bekanntgabe, dass sein noch un- in seine Ausflüchte verstrickt, desto ver- aller Widrigkeiten ihr Glück in der Lie- Sicherheiten verloren. Und Shylock – ver- geborener Sohn Adolphe heißen soll. Die trackter werden die Situationen, in die er be zu machen und nicht auf das ihnen letzt durch alltägliche Demütigungen Debatte darüber, ob man sein Kind wie sich hineinmanövriert – sehr zur Freude zustehende Geld verzichten zu müssen. und den Schmerz über seine mit einem Hitler nennen darf, markiert erst den An- des Publikums. Eine Kupplerin und ein Makler mischen Christen durchgebrannte Tochter – be- fang einer Reihe scharfer Wortgefechte, tüchtig mit in diesem amüsanten Intri- harrt auf dem Schuldschein. Er zieht vor die im Laufe des Abends überraschen- genspiel, das menschlichen Schwächen Gericht und wetzt sein Messer. — Mit de Wahrheiten ans Licht bringen. — „Der den Spiegel vorhält. — 2022 wird der 400. Shakespeares Stück, das um 1596 erst- Vorname“ gehört seit der Uraufführung Geburtstag des großen französischen mals aufgeführt wurde, seziert Regisseur 2010 in Paris zu den meistgespielten zeit- Dramatikers Molière gefeiert, dessen be- Malte Kreutzfeldt eine Welt, in der alle genössischen Komödien und wurde zwei- rühmteste Theaterstücke am Hofe des Werte in Geld aufgerechnet werden. Da- mal verfilmt. Sonnenkönigs Ludwig XIV. das Licht der bei offenbart eine vermeintlich tolerante Welt erblickten. Gesellschaft ihre dunkle Seite: Unverhoh- lener Antisemitismus tritt zutage. REGIE Jan Jochymski Bühne & Kostüme Theresa REGIE Milena Paulovics Bühne Matthias Müller REGIE & BÜHNE Malte Kreutzfeldt Kostüme Katharina REGIE Moritz Peters Bühne & Kostüme Nehle Balk- Steinert Musikalische Einstudierung Rita Herzog Kostüme Pascale Arndtz Beth Musik & Sounds Marc Eisenschink hausen Musik & Sounds Marc Eisenschink SOMMERBÜHNE AM TIEFEN SEE SOMMERBÜHNE AM TIEFEN SEE GROSSES HAUS GROSSES HAUS 28 29
DIE LAGE von DIE MITWISSER DIE STÜTZEN DER GENIE UND Thomas Melle Komödie von Philipp Löhle GESELLSCHAFT VERBRECHEN von Henrik Ibsen / Deutsch von George F. Walker / von Angelika Gundlach Deutsch von Frank Heibert PREMIERE PREMIERE PREMIERE Der Wohnungsmarkt ist zum Schlacht- Theo hat einen neuen ständigen Begleiter: Karsten Bernicks Credo lautet: Wenn die Ein Motel irgendwo in Amerika. Hier stran- feld geworden. Wohnungsbesichtigun- Herrn Kwant. Diese Person hilft ohne ei- Wirtschaft floriert, profitiert die ganze den zwei Kleinkriminelle, die eigentlich ein gen gleichen Castingshows. Lange War- gene Ansprüche mit Informationen und Gesellschaft davon. Der erfolgreiche Un- Restaurant abfackeln sollten. Doch weil teschlangen vor den Eingangstüren, Diensten in jeder Lebenslage. Theo ist völ- ternehmer und Politiker ist auf ein gutes sie gegen Gewalt sind, haben sie nur die überdimensionierte Bewerbungsmappen lig begeistert, und auch seine Frau Anna Image angewiesen, weil er zur Durch- Köchin gekidnappt. Ihre Auftraggeberin und intime Fragen, denen sich niemand lernt nach anfänglicher Skepsis die Vor- setzung seines neuesten Stadtentwick- Shirley ahnt sofort, dass das ein großer entziehen kann. Die Konkurrenz ist hart, züge Herrn Kwants zu schätzen. Einige Zeit lungsprojekts korrupte Machenschaften Fehler war, denn die Köchin ist Amanda, und nur die Besten haben eine Chance später führt dessen Existenz zu weitrei- anwendet. Da kommt es für ihn höchst die Tochter eines Mafiabosses. Amanda auf ihre Traumwohnung. Die Nerven lie- chenden Veränderungen in Theos Leben, ungelegen, dass gerade jetzt sein Schwa- entkommt und schließlich brennen zwei gen blank, es gilt, sich im wahrsten Sinne und er beginnt, alles mit neuen Augen ger und dessen Schwester nach 15 Jahren Restaurants. Im Kampf gegen ihren ver- des Wortes nackt zu machen. Aber wie zu sehen. — Autor Philipp Löhle notierte: aus Amerika zurückgekehrt sind und in hassten Vater übernimmt Amanda das weit sind wir wirklich bereit zu gehen, um „Dieses Stück Science Fiction spielt in ihrer anarchischen Art die Atmosphäre in Kommando einer Truppe trauriger Helden, normal leben zu können? — „Die Miete ist der Vergangenheit.“ Das greift Regisseur der Stadt aufmischen. Die beiden kennen die nach dem Glück suchen. Eine absur- die soziale Frage unserer Zeit“, heißt es in Marc Becker auf und siedelt das Gesche- den dunklen Fleck in Bernicks Biografie. de, komisch-tragische Kriminalgroteske. Thomas Melles Text, in dem es nicht nur hen in einer Vergangenheit an, in der es Wenn sie auspacken, wäre sein Unter- um die ideale Lage einer Wohnung geht, noch keine Computer und Smartphones nehmen ruiniert. Bernick will das um je- sondern auch um den aktuellen Stand un- gab. So erzählt der Theaterabend ganz den Preis verhindern. — Ibsens Stück aus serer Gesellschaft. Poetisch überhöht und und gar analog und mit skurrilem Humor dem Jahre 1877 ist ein Politik- und Bezieh- zugleich unmittelbar politisch, hat der in von den Errungenschaften und Gefahren ungsthriller, der hellsichtig zentrale Fra- Berlin lebende Autor eine vielstimmige unserer digitalisierten Welt. gen unserer Gegenwart vorwegnimmt: Partitur komponiert, ein Gesellschafts- Welche Folgen bringt ein ungezügelter panorama quer durch alle Schichten. Bit- Kapitalismus mit sich? Sind Wirtschaft terböse beschreibt er den alltäglichen und Moral, Pragmatismus und Ideale Wahnsinn bei der Wohnungssuche und vereinbar? Welche Abgründe verbergen den langen, steinigen Weg ins neue Heim. sich hinter den scheinbar heilen Fassa- den der Mächtigen? REGIE Elina Finkel Bühne & Kostüme Ric Schachte- REGIE Marc Becker Bühne Harm Naaijer Kostüme REGIE Sascha Hawemann Bühne Sascha REGIE Elina Finkel Bühne & Kostüme Matthias Müller beck Choreografie Anja Kożik Alin Pilan Musik Johannes Winde Hawemann, Alexander Wolf Kostüme Ines Burisch Musik & Sounds Marc Eisenschink SOMMER OPEN AIR GROSSES HAUS REITHALLE GROSSES HAUS GASOMETER SCHIFFBAUERGASSE 30 31
GOOD. BETTER. IN DEN GÄRTEN LINDA von Penelope MARIA STUART GRETA. von Frank Abt ODER Skinner / Deutsch von Katharina Pütter von Friedrich Schiller und Natalie Driemeyer LYSISTRATA TEIL 2 von Sibylle Berg PREMIERE PREMIERE PREMIERE Greta Thunberg bewegt etwas in uns. Ei- Irgendwann in einer durch und durch poli- Linda Wilde hat es bis an die Spitze ge- Zwei Frauen ringen um die rechtmäßige nige sehen in ihr eine neue Jeanne d’Arc, tisch korrekten Zukunft: Die Welt befindet schafft. Als erfolgreiche „Senior Brand Herrschaft über England: auf der einen während andere sie verteufeln. Sie aber sich in tiefem Frieden, denn Sex und Lie- Managerin“ in einem Kosmetikkonzern, Seite die von Angst getriebene amtie- besitzt die Kraft, allen Anfeindungen zu be gibt es nicht mehr. Die Frauen haben inspirierende Mutter und liebende Ehe- rende englische Königin Elisabeth, die widerstehen. Wie war es möglich, dass die Macht übernommen. Die männliche frau ist es ihr gelungen, Karriere und Fa- unbedingt frei und unabhängig bleiben die Schülerin mit dem Schild „Skolstrejk Spezies steht kurz vor dem Aussterben. milie perfekt miteinander zu vereinbaren. will und dafür mit Einsamkeit bezahlt. för klimatet“ zum Symbol einer ganzen Bernd und Lysistrata unternehmen einen Jetzt, mit Anfang 50, hat sie alles erreicht, Auf der anderen Seite steht ihre Gegen- Generation wurde, die ihren Anspruch Streifzug durch einen museumsartigen was sie sich wünschen kann. Doch ihr Ehe- spielerin, die schottische Regentin Maria auf eine lebenswerte Zukunft einfordert? Garten der Lüste, um noch einmal zu er- mann Neil betrügt Linda, und das Leben Stuart, die als Gefangene des Landes Was hindert uns daran, dass unser Wissen leben, was die Menschheit früher wegen ihrer beiden Töchter gerät in Schieflage. ihren Anspruch auf die Krone geltend unser Handeln bestimmt? Welche psycho- ihrer hormongesteuerten Erregungszu- Auch in der Firma kriselt es. Linda soll der macht und mit allen Mitteln um ihr Leben logischen Mechanismen stecken dahin- stände so alles zu erleiden hatte. Denn neuen Generation weichen und wird von kämpft. Aufgerieben zwischen ihren Rat- ter? Und wo stehen wir jetzt, nach dem die Umsetzung dessen, was in Filmen und einer jüngeren Konkurrentin vom Thron gebern und deren politischen Interessen, Ausbruch des Coronavirus, der plötzlich Büchern so romantisch gewirkt hatte, mu- gestoßen. Privat und beruflich aus der scheitern beide Frauen. Maria Stuart ver- alles zum Erliegen brachte? Durch die Fol- tete eher kläglich an und endete gewöhn- Bahn geworfen, gerät ihr Bilderbuchle- liert ihren Kopf, Elisabeth ihren engsten gen des Klimawandels ist die Lage für die lich in Krisen, Katastrophen oder sexuel- ben aus dem Lot. Dennoch ist sie nicht Vertrauten. Menschen im globalen Süden unumkehr- ler Ödnis. — Mit Witz und sarkastischer bereit aufzugeben. — Mit Sensibilität bar existenziell bedrohlich. Greta sagt: Schärfe erzählt Sibylle Berg von der Lie- und bissigem Humor beschreibt Pene- „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ Aber be als Kampfzone, als Leistungsshow mit lope Skinner, eine der führenden bri- reicht diese Panik, um nachhaltig etwas akrobatischen Vortäuschungsnummern tischen Gegenwartsdramatikerinnen, zu verändern? Regisseur Frank Abt und zur Lustmaximierung und Bestätigung ei- weibliche Verhaltensmuster in Beruf, Fa- Dramaturgin Natalie Driemeyer gehen nes eigentlich tief verunsicherten Egos. Es milie und Gesellschaft. Dabei umschifft mit dem Ensemble auf eine Recherche- geht um Geschlechterrollen, Geschlech- sie geschickt die Klippen des Klischees reise ins Ungewisse. terliebe und Geschlechtsverkehr. und entwirft ein hochaktuelles Spiel um Schönheits- und Jugendwahn, Demüti- gung und Verrat. REGIE Frank Abt Bühne & Kostüme Susanne REGIE Anna-Elisabeth Frick Bühne & Kostüme REGIE Annette Pullen Bühne & Kostüme Iris Kraft REGIE Alice Buddeberg Bühne & Kostüme Martina Schuboth Musik Moritz Krämer und Francesco Mariam Haas, Martha Pinsker Choreografie Berit Küster Musikalische Leitung & Komposition Stefan Wilking (Die höchste Eisenbahn) Jentzsch Paul Goetsch REITHALLE REITHALLE GROSSES HAUS GROSSES HAUS 32 33
MICHAEL VÖGEL von Wajdi VOR WER HAT ANGST KOHLHAAS nach Mouawad / aus dem Fran- zösischen von Uli Menke SONNENAUF- VOR VIRGINIA der Erzählung von Heinrich von Kleist GANG von Ewald WOOLF? von Palmetshofer / nach Edward Albee Gerhart Hauptmann PREMIERE PREMIERE PREMIERE Die Decke der Zivilisation ist dünn: In nur Es ist wie ein „Big Bang“, als sich Wahida Thomas Hoffmann steigt durch seine Hei- Im Anschluss an eine Universitätsparty kurzer Zeit wird ein liebender Familienva- und Eitan in einer New Yorker Bibliothek rat mit der Unternehmertochter Martha empfangen Martha, die Tochter des Rek- ter und aufrechter Bürger zum wütenden begegnen, wo ein Buch zum Ursprung Krause gesellschaftlich auf. Die Position tors, und der Geschichtsdozent Geor- Mordbrenner, der das ganze Land mit Ter- ihrer kraftvollen Liebe wird. Frei wie Vögel als Firmenchef ist gesichert, der Nach- ge zuhause den Biologen Nick und sei- ror überzieht. Der Pferdehändler Michael fühlen sich die Amerikanerin arabischer wuchs im Anmarsch. Die ganze Fami- ne Frau. Das jüngere Paar ist neu in der Kohlhaas ist einer willkürlichen Schika- Herkunft und der jüdische Genetikstudent lie erwartet voller Vorfreude die Ge- Stadt und an nützlichen Kontakten in- ne durch regionale Machthaber ausge- aus Berlin. Aber ihre Beziehung stößt bei burt. Alles könnte so schön sein, aber teressiert. Ihr Kennenlernen bei hoch- setzt. Vor Gericht fordert er Gerechtigkeit. Eitans Vater auf Ablehnung, und dessen Martha kämpft mit Depressionen, Vater prozentigen Drinks nimmt unvermutete Durch Vetternwirtschaft in den oberen wütender Hass auf die Araber ist dem Egon trinkt zu viel und Schwester Helene Wendungen. Denn Martha und George Kreisen wird seine Klage höhnisch abge- jungen Mann ein Rätsel. Eitan will sei- steht wieder am Anfang. Und so hat An- verstricken ihre Gäste in einen persön- wiesen. Seine Frau will ihn im Kampf um nen familiären Wurzeln auf den Grund nemarie, die Stiefmutter, alle Hände voll lichen Zweikampf, in dem sie sich ge- seine elementaren Bürgerrechte unter- gehen und in Israel seine ihm unbekannte zu tun, um die Familie zusammenzuhal- genseitig voller bösartiger Begierde, mit stützen – und wird dabei tödlich verletzt. Großmutter treffen. Als er bei einem Ter- ten. Als Hoffmanns Studienfreund Alfred sehnsuchtsvollem Hass und ohne Rück- Jetzt ist die Welt für Kohlhaas endgültig roranschlag schwer verletzt wird, bewirkt Loth auftaucht und die politischen Po- sicht auf Verluste aus der Reserve locken. aus den Fugen geraten. Er verliert alles Wahida, dass Eitans Eltern und Großeltern sitionen der beiden aufeinanderprallen, Meisterhaft jonglieren sie dabei mit bit- Vertrauen in die Institutionen des Staates im Krankenhaus zusammenkommen. Sie droht die mühsam aufrecht erhaltene teren Wahrheiten und erschreckenden und sinnt nur noch auf Rache. Mit einer alle müssen sich der Vergangenheit stellen, Fassade vollends zusammenzustürzen. — Fiktionen. Niemand bleibt in dieser spä- Bande von Landsknechten zettelt er einen jahrelanges Schweigen brechen und die Ewald Palmetshofers Neubearbeitung ten Nacht verschont, in der Martha und blutigen Guerillakrieg an. Die Stimmung eigene kulturelle und religiöse Zugehörig- verlegt Hauptmanns soziales Drama „Vor George ihr Spiel, das seit über 20 Jah- in der Bevölkerung ist äußerst gereizt. Es keit neu bestimmen. — Wajdi Mouawad, Sonnenaufgang“ in die Gegenwart. Aus ren ihre Ehe prägt, zu einem erlösenden droht ein Bürgerkrieg. — Das Geschehen 1968 im Libanon geboren, wuchs in Frank- seiner Feder ist ein berührendes Famili- Ende führen. — Das bekannteste Stück in Kleists berühmter Erzählung aus dem reich und Kanada auf. Heute leitet er das enporträt entstanden, das gekonnt den des US-amerikanischen Autors Edward Jahr 1810 entwickelt einen ungeheuren Théâtre national de la Colline in Paris, Bogen von der Tragödie im Privaten zu Albee (1928-2016) wurde 1962 am Billy Rose Sog und spitzt sich mit enormer sprach- wo er „Vögel“ („Tous des oiseaux“) 2017 in den Problemen unserer heutigen politisch Theater in New York uraufgeführt. Es ist licher wie emotionaler Wucht zu. eigener Regie uraufführte. gespaltenen Gesellschaft schlägt. ein fulminantes Ehedrama voller Humor, Schmerz und Traurigkeit. mit Beteiligung von Studierenden der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF REGIE Christoph Mehler Bühne & Kostüme REGIE Bettina Jahnke Bühne Juan León Kostüme REGIE Marlene Anna Schäfer Bühne & Kostüme REGIE Moritz Peters Bühne Juan León Jennifer Hörr Video Stefano Di Buduo Musik David Yvonne Theodora Storm Musik Bojan Vuletić Juan León Musik Hekmat Alkassar Rimsky-Korsakow GROSSES HAUS GROSSES HAUS REITHALLE REITHALLE 34 35
OPER THE RAPE OF LUCRETIA Oper von Benjamin Britten / Libretto nach André Obeys Schauspiel & TA „Le Viol de Lucrèce“ von NZ Ronald Duncan / in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln PREMIERE 12-NOV-2021 Um 500 vor Christus leidet Rom unter der Fremdherrschaft der Etrusker. Während die Männer zum Kriegsdienst verpflich- tet sind und außerhalb der Stadt lagern, verlustieren sich die Frauen zu Hause. Nur Lucretia, verheiratet mit General Collati- nus, gilt als tugendhaft und keusch und wird dadurch zum Objekt der Begier- de. Der etruskische Prinz Tarquinius ver- schafft sich Zutritt in ihr Schlafgemach W as macht Musik mit uns, mit unserer Stimmung? Sie nimmt uns mit in eine und vergewaltigt sie. Lucretia wählt den andere Sphäre. Wohin? Zeit verschiebt sich, Raum löst sich auf, „zum Freitod und löst damit den Aufstand der Raum wird hier die Zeit“ … Sie versetzt uns in einen anderen Zustand. Mit Römer aus. Glücksgefühlen? Ja und nein. Denn auch wenn die Töne Schmerzen auslösen, spü- Brittens Komposition von 1946 basiert auf ren wir, dass die Seele lebt. Wir können sehen, wie das Instrument geblasen, gestri- der Tradition von Henry Purcell und ver- chen, geschlagen wird. Wie die Sängerin Töne produziert, wie Melodie und Rhyth- zichtet weder auf Tonalität noch auf Me- mus einen Tänzer in Bewegung versetzen. Funken springen über, ihre Energie und lodien. Ein Erzähler und eine Erzählerin, Strahlkraft strömen zu uns in den Saal. Unsere Sinne werden bewegt über Klang, den Chor repräsentierend, kommentie- Ton und Rhythmus. Der Atem stockt, der Puls setzt aus – nein, er wird beschleunigt! ren ähnlich den Bach’schen Evangelisten Mitatmen. Die Ohren scheinen sich zu weiten. Konzentration und Lauschen. Plötz- das Geschehen von einem christlichen lich dringt eine Stimme mitten ins Herz. Standpunkt aus. Im Neuen Palais hängt auch jenes barocke Gemälde von Artemisia Gentileschi, das Koproduktion mit der Kammerakademie Potsdam die Szene der Vergewaltigung festhält MUSIKALISCHE LEITUNG Douglas Boyd REGIE Isabel und das Bühnenbildmotiv prägt. Ostermann Bühne & Kostüme Stephan von Wedel SCHLOSSTHEATER IM NEUEN PALAIS POTSDAM-SANSSOUCI 37
MAZEPPA Oper von STRAW!NSKY Peter Tschaikowski / Ballette von Adriana Libretto von Peter Mortelliti, Uwe Scholz und Tschaikowski und Viktor Nils Christe / mit der Musik Burenin nach dem Poem von Igor Strawinsky „Poltava“ von Alexander Puschkin / Aufführung in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln Die Gutsbesitzertochter Maria liebt ihren Drei höchst unterschiedliche Choreogra- wesentlich älteren Patenonkel Mazep- fien vereint dieser Ballettabend, den das pa. Sie gibt ihm ihr Ja-Wort und wider- Philharmonische Orchester und der Pia- setzt sich damit dem Willen ihres Vaters. nist Christopher Cartner live begleiten. Mazeppa, Oberbefehlshaber der ukraini- Adriana Mortelliti zeigt in ihrer Urauffüh- schen Truppen, plant indessen eine Ver- rung, wie aktuell Handlung und Motive schwörung gegen den Zaren, die alles von „Petruschka“ heute noch sind. „Piano und jeden um ihn herum in den Abgrund Rag Music+Tango“ des früh verstorbe- reißen wird. Tschaikowski beschreibt den nen Uwe Scholz spielt unterhaltsam-iro- Untergang einer alten Welt, Krieg und Um- nisch mit der vertrackten Tanzmusik, die bruch, die Angst der Bevölkerung in Kri- Strawinsky in diesen beiden Klavierstü- senzeiten und die nahezu unbegrenzten cken realisierte. Nils Christe entwickelt Möglichkeiten, die nur einem Machtgieri- aus den explodierenden Rhythmen und gen wie Mazeppa offenstehen. Skrupel- farbenreichen Klängen von „Le Sacre du los nutzt er die Unwägbarkeiten der po- Printemps“ eine kraftvolle, überraschen- litischen Lage zu seinem Vorteil. Marias de Choreografie. Adriana Mortelliti und Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die Nils Christe feierten am Staatstheater großen Erwartungen der Jugend, wer- bereits mehrfach große Erfolge. den bitter enttäuscht, das neue System erbt die Fehler und nie verheilten Wunden Gastspiel Staatstheater Gastspiel Staatstheater des alten. Einfühlsam beleuchtet Tschai- Cottbus Cottbus kowski die Gefühle der einzelnen Figuren, MUSIKALISCHE LEITUNG GMD Alexander Merzyn MUSIKALISCHE LEITUNG GMD Alexander Merzyn die Bewegung der Massen – und schafft REGIE Andrea Moses Bühne Christian Wiehle CHOREOGRAFIE Adriana Mortelliti, Uwe Scholz und damit eine große gesellschaftliche Erzäh- Kostüme Meentje Nielsen Mitarbeit Kostüme Nils Christe Clementine Pohl Video René Liebert Lichtdesign Ballett des Staatstheaters Cottbus lung von bestechender Aktualität. Reinhard Traub Chöre Christian Möbius Philharmonisches Orchester Choreografie Dirk Neumann Klavier Christopher Cartner GROSSES HAUS GROSSES HAUS 38 39
ZUG BÜRGERBÜHNE BÜHNE AUF in Aktion in Workshops ZACK. hautnah Werkstätten HANS OTTO direkt Projekten IN DER STADT AB Produktionen EN Das deutsche Wort des Jahres 2020 war „Coronapandemie“, das der Jugend „lost“. „Mütend“ die Wortschöpfung einer Ärz- Sie können sich freuen! Zum Auftakt der neuen Spielzeit gehen wir auf Tour durch Potsdam und bauen unsere mobile, tin. Sie zeigen, was uns umtreibt: ein Vi- rot-zackige Minibühne an wechselnden rus, das einschneidende Veränderungen Orten dieser Stadt auf. Dort präsentieren zur Folge hat. Eine Politik, der es zuneh- Schauspieler*innen unseres Ensembles mend an nachvollziehbaren Konzepten, kurze Szenen, Monologe, Texte und Songs Stringenz und Glaubwürdigkeit fehlt. Ein als künstlerische Muntermacher und Ap- Lebensgefühl des Verlorenseins und der petithappen. Es erwartet Sie eine Wun- Perspektivlosigkeit. dertüte kleiner anregender Theater-Über- Was bedeutetet das für jede*n von uns, raschungen, die wir Ihnen als Geschenk was für unsere Stadtgesellschaft – auch mitbringen. Kommen Sie zu uns ins Offe- im Kontext einer globalen Welt? Fragen, ne! Wir sind gespannt auf erfrischende mit denen wir uns beschäftigen werden. Begegnungen auf ungewohntem Terrain. I nspirierender Bonus in vielgestaltiger Ausprägung! Perspektiven auf brennende Gleichzeitig wollen wir wie Phönix aus Themen erweitern sich. Debattiert wird über den Zustand der Demokratie, nach- der Asche steigen. Wir wollen den Atem Die Termine und die Spielorte gedacht über den globalen Klimawandel und darüber, was wir dabei, dagegen, der anderen spüren, die Wörter aus dem werden auf unserer Website und über dafür tun können. Persönliches kommt zur Sprache, Überraschendes verschafft Mund unseres Gegenübers strömen se- die Medien bekanntgegeben. sich in Improvisationen Ausdruck, und Literarisches erlebt mit wachem Blick auf hen. Wir wollen den Abstand aufgeben, Geschichte und Gegenwart eine (Neu-)Entdeckung. Selbst die Möglichkeit der Be- um uns wieder sicher zu fühlen. teiligung eröffnet sich: Bürger*innen erobern kreative Räume. Das Programm der Bürgerbühne für die Spielzeit 2021/22 wird auf unserer Website veröffentlicht. Es richtet sich an Menschen ab 16 Jahren. KONTAKT m.gerlach@hansottotheater.de 41
DIE DINGE DES WIE SOLLEN WIR AG KLIMA- NACHT- LEBENS Marion DEN RECHTEN WANDEL UND SCHWÄRMER Brasch im Gespräch mit … BEGEGNEN? THEATER Offene Late Night Theater unplugged mit dem Diskussion mit Per Leo und Arbeitsgruppe für Theater- Ensemble Mitgliedern des Ensembles schaffende, Expert*innen und Interessierte Worüber spricht man mit einem frem- Zum 88. Todestag des Schauspielers Hans Potsdam beheimatet diverse klimawis- Lassen Sie sich überraschen von mobi- den Menschen, den man besser kennen- Otto, der am 24. November 1933 infolge senschaftliche Institute und hat im Jahr len Theater-Guerilla-Aktionen unseres En- lernen möchte? Meist über Unverfäng- schwerster Misshandlungen durch SA 2019 selbst den Klimanotstand ausgeru- sembles! Mit Lust am Ausprobieren, ent- liches: Welche Filme magst du, welche und Gestapo verstarb, fragen wir nach fen. Ein Umdenken und Solidarität sind schlossen unfertig, sehr musikalisch und Musik hörst du, was liest du so? Hinter einem angemessenen Umgang mit der für kommende Generationen und den trunken vor Poesie präsentieren Schau- den Antworten stecken Geschichten, und Neuen Rechten. Wie sollen sich Künst- globalen Süden überlebensnotwendig. spieler*innen und Gäste szenische Lesun- diese Geschichten erzählen oft mehr und ler*innen hier positionieren? Ausgren- Die AG trifft sich dreimal im Jahr (nun vo- gen, Lyrik-Performances, Impro-Theater, anderes über ein Leben, als es die Chro- zen und verurteilen? Oder müssen wir mit raussichtlich per Zoom) und bietet Mög- Unplugged-Konzerte, Talkrunden und vie- nologie einer Biografie vermag. Und so Rechten reden, um der gesellschaftlichen lichkeiten des Austauschs sowie der Ver- les mehr. Frei nach dem Motto „Kurz ge- lädt Marion Brasch ihre Gäste – bekannte Spaltung entgegenzuwirken? Weil wir an netzung. Alle sind herzlich eingeladen – probt, heiß serviert!“ Gesichter aus Kunst, Kultur oder Gesell- die Kraft des Dialogs und der besseren ob mit Vorkenntnissen oder ohne. In entspannter Clubatmosphäre entsteht schaft – dazu ein, eine Lieblingsplatte, Argumente glauben? Oder machen wir sie an wechselnden Orten – in der Reithalle einen Lieblingsfilm und ein Lieblingsbuch so erst salonfähig? Unser Theater befasst Box, in der Kantine OTTO oder im Glasfoyer – mitzubringen und darüber überraschen- sich immer wieder auch mit Stücken, in ein Möglichkeitsraum für wild Gemixtes de Einblicke in Prägungen und Denkwei- denen uns rechte Positionen begegnen. aller Art: mindestens einmal pro Monat sen zu eröffnen. Marion Brasch wurde 1961 Ist das politisch korrekt? Über diese Fra- zu vorgerückter Stunde, im Anschluss an in Ostberlin geboren. Sie ist freie Mode- gen sprechen unsere Schauspieler*innen die regulären Vorstellungen. Komm her, ratorin bei radioeins und Buchautorin. mit dem Buchautor Per Leo, der die Pers- Sternschnuppe! pektive über den Theaterkontext hinaus erweitert. Für Aufsehen und kontroverse Diskussionen sorgte sein Sachbuch „Mit Rechten reden“. ANMELDUNG n.driemeyer@hansottotheater.de GLASFOYER TERMINE IM MONATSSPIELPLAN UND REITHALLE GROSSES HAUS UNTER HANSOTTOTHEATER.DE 42 43
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