Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung

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Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Das Magazin
2/2017

                                                             Aus der Heimstiftung

 ALADIEN –             QuartrBack          WohnenPLUS
 in Labor und Praxis   geht an den Start   Modernes Quartiershaus

 Evangelische Heimstiftung
 geht neue Wege
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Uns verbinden Werte
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Editorial

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

unsere Gesellschaft wird älter und bunter. Das Ge-
schenk eines langen Lebens und die damit verbun-
denen individuellen Erwartungen und Ansprüche
fordern uns als Evangelische Heimstiftung heraus
auch neue Betreuungs- und Versorgungsstrukturen
zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei Dienstleis­
tungen, die möglichst lange den selbstständigen
Verbleib in der eigenen Häuslichkeit, im gewohnten
Quartier oder Wohnort unterstützen.

70 Prozent aller Pflegearrangements finden in den
Familien statt. Bei einem Drittel davon unterstützt
ein ambulanter Pflegedienst. Wir wollen unseren
Beitrag dazu leisten, dass sich die Verantwortungs-
gemeinschaft pflegender Angehöriger mit bürger-
schaftlich engagierten Menschen und professio-
nellen Diensten zu einer „Caring Community“
weiterentwickeln kann, die vielfältige Lebensent-
würfe, Wohnformen und Assistenzsettings ermög-
licht. Wie das konkret aussehen kann, zeigt Ihnen
unser aktuelles Titelthema.

Neue Wege gehen wir aber nicht nur in der Pflege,
sondern auch politisch. Lesen Sie beispielsweise
von unserer engagierten Pflegekraft, die den Mut
findet sich in einer Live-Sendung für bessere Rah-
menbedingungen für Pflegekräfte und Bewohner
einzusetzen und damit den Kanzlerkandidaten
Martin Schulz herausfordert.

Das großartige Engagement der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter vor Ort zeigt sich auch in den
zahlreichen Berichten und Geschichten, die einen
kleinen Einblick in den Alltag unserer Häuser geben.

Wir danken allen Mitarbeitern von ganzem Herzen
für ihr Engagement und den Bewohnern, Angehö-
rigen, Kunden und Partnern für ihr Vertrauen im
vergangenen Jahr und wünschen für die kommen-
den Weihnachtsfeiertage ruhige und besinnliche
Momente. Für das Jahr 2018 alles Gute, Gesundheit
und Gottes Segen.

Ihr Bernhard Schneider

                                                       „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 3
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Inhalt

08                                                                                                            10

                                                                                         Inhalt 2/2017
                                                                                          6 | Standpunkt                      22 | Impuls
           Das Magazin
      2/2017

                                                                  Aus der Heimstiftung       P
                                                                                              flege-Auszubildende testen     		 Der Seele Raum geben
                                                                                             QuartrBack
       ALADIEN –             QuartrBack          WohnenPLUS
       in Labor und Praxis   geht an den Start   Modernes Quartiershaus

      Evangelische Heimstiftung
      geht neue Wege                                                                     		 Evangelische Heimstiftung über-   24 | Aus der Heimstiftung
                                                                                         		 nimmt ambulanten Pflegedienst
                                                                                                                              		 Fachgespräch mit
                                                                                         		 Bernhard Schneider als 			        		 Minister Hermann Gröhe
                                                                                         		 DEVAP-Vorsitzender zurück-­
                                                                                         		 getreten                          		 Kunst im Heim
                                                                                                                              		 Dreharbeiten im
                                                                                          8 | Titel                           		 Stephanuswerk Isny
                                                                                         		 Evangelischen Heimstiftung        		 Erfolgreiche Partnerschaft
                                                                                         		 geht neue Wege
                                                                                                                              		 Kooperation mit Hospizgruppe
                                                                                         		 Anfassen und Ausprobieren         		 Langenau
                                                                                         		 QuartrBack geht an den Start      		 Lokale Allianz für Menschen
                                                                                                                              		 mit Demenz
                                                                                         16 | Meinung                         		 Egli-Ausstellung in Freudenstadt
                                                                                         		 Danke
                                                                                                                              		 Personalien
                                                                                         		 Führungskräftetagung
                                                                                                                              		 Nach 25 Jahren verdient
                                                                                         		 mit Claus Fussek
                                                                                                                              		 im Ruhestand
                                                                                         20 | Perspektiven                    		 Wer macht was in der
                                                                                                                              		 Evangelischen Heimstiftung?
                                                                                         		 An einem Tisch
                                                                                         		 mit Martin Schulz

     4 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Inhalt

                 20               27                                                          30

30 | Bau                               Impressum
                                       „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“
		 Modernes Quartiershaus              Verantwortlich: Bernhard Schneider
		 nach WohnenPLUS                     Redaktion: Marina Rapp
                                       Mobil (01 51) 62 80 14 89
		 Einweihung                          magazin@ev-heimstiftung.de
                                       Nicht gekennzeichnete Artikel sind
		 Spatenstich/Grundsteinlegung        von der Redaktion verfasst
                                       Anschrift der Redaktion:
		 Richtfest                           „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“
                                       Hackstraße 12, 70190 Stuttgart
                                       Gestaltung:
                                       Amedick & Sommer GmbH, Stuttgart
34 | Übersicht
                                       Fotos:
                                       alle Fotos Evangelische Heimstiftung
		 Namen und Anschriften               mit Ausnahme von:
                                       Fotolia: Titel (großes Bild), 9 (o. links)
                                       www.tipronet.net: Seite 6
                                       Mit freundlicher Unterstützung der Firmen
                                       Kärcher und Leifheit: Seite 13 (o. links)
                                       Spiegel TV / RTL: Seite 20, 21
                                       Essinger Wohnbau: Seite 30
                                       Produktion und Druck:
                                       Henkel GmbH Druckerei, Stuttgart
                                       Nachdruck und elektronische Verwendung
                                       nur mit schriftlicher Genehmigung.
                                       „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“
                                       erscheint zweimal im Jahr.
                                       Auflage: 22.500
                                       Herausgeber:
                                       Evangelische Heimstiftung GmbH
                                       www.ev-heimstiftung.de
                                       Der Bezugspreis ist durch den Beitrag
                                       abgegolten.
                                       Im Magazin der Heimstiftung wird nur die männliche
                                       Form verwendet. Dies dient lediglich der Lesefreund-
                                       lichkeit und schließt die weibliche Form mit ein.

                                                         „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 5
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Standpunkt

                                  Pflege-Auszubildende testen QuartrBack
                                  „QuartrBack ist ein Modellprojekt und bislang         testeten, inwieweit die eingesetzte Technik für die
                                  in Deutschland einzigartig“, erklärt Dr. Susan        Benutzer gut verständlich ist, wie das Helfernetz
                                  Smeaton, wissenschaftliche Leiterin des Inno-         damit zurechtkommt – und auch, ob QuartrBack
                                  vationszentrums bei der Evangelischen Heim-           tatsächlich seinen Dienst erfüllt. Dafür schlüpften
                                  stiftung. Die Heimstiftung ist Konsortialführer       die Auszubildenden in alle beteiligten Rollen:
                                  des QuartrBack-Projekts, das vom Bundes­              Betroffene, Angehörige und Ehrenamtliche. Zum
                                  ministerium für Bildung und Forschung gefördert       Abschluss wurden die Auszubildenden am 10. Juli
                                  wird.                                                 in das Antonie-Kraut-Haus eingeladen, der Zen-
                                                                                        trale der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart.
                                  QuartrBack wurde speziell für Menschen mit nach­      Ihr Fazit nach den Pretests: Der Bürger-Profi-
                                  lassendem Gedächtnis oder demenziellen Ein-           Technik-­Mix funktioniert und kann Menschen
                                  schränkungen entwickelt. Ziel von QuartrBack ist,     mit Pflegebedarf im Alltag unterstützen.
                                  dass sich Menschen möglichst lange in ihrer eige-
                                  nen, gewohnten Umgebung aufhalten und selbst-         Nach der Abschlussdiskussion ging es weiter ins
                                  ständig leben können. Dafür wird ein Mix aus          Paul-Collmer-Heim nach Stuttgart-Untertürkheim.
                                  intelligenter Technik, professionellen Dienstlei-     In dieser Einrichtung hat die Heimstiftung im Mai
                                  stungen und einem Hilfsnetzwerk aus Angehöri-         2017 eine ALADIEN-Musterwohnung eröffnet.
  „So können sie
                                  gen, Nachbarn und Ehrenamtlichen eingesetzt.          ALADIEN ist ein selbst entwickeltes, technisches
    auch im Alter am              Dieses Netzwerk steht Nutzern von QuartrBack          Assistenzsystem, das darauf abzielt, Pflegebedürf-
    gesellschaftlichen            unterwegs zur Verfügung. So können sie auch im        tigen den möglichst langen Verbleib in der eigenen
    Geschehen teil-               Alter am gesellschaftlichen Geschehen teilhaben,      Häuslichkeit zu ermöglichen. Dienstleistungen wie

    haben, ganz im                ganz im Sinne des Mottos von QuartrBack „bewe-        Sturzsensoren, eine automatische Lichtsteuerung,
                                  gen – begegnen – bleiben“.                            automatische Herdabschaltung oder ein moderner
    Sinne des Mottos
                                                                                        Hausnotruf unterstützen den Bewohner individu-
    von QuartrBack                Mit dem sogenannten Bürger-Profi-Technik-Mix          ell im Alltag. ALADIEN wird über ein Tablet gesteu-
    ,bewegen – be-                sind individuelle Angebote möglich, erklärt Sme-      ert, über das je nach Bedarf weitere Dienstleis­
    gegnen – bleiben‘.“           aton: „Menschen möchten bis ins hohe Alter und        tungen hinzugefügt werden können. „Insofern ist
                                  auch bei Krankheit weiterhin Teil des Quartiers       QuartrBack eine Ergänzung zu ALADIEN, die den
                                  und der Gemeinschaft vor Ort bleiben, und zwar        Bewohner auch dann begleitet, wenn er seine
                                  nicht irgendwie, sondern so, wie sie es ihr Leben     Wohnung verlässt", erklärt Smeaton.
                                  lang gewohnt waren. Dazu steuert QuartrBack
                                  einen maßgeblichen Anteil bei“. So können Men-
                                                                                        QuartrBack geht in die nächste Phase
                                  schen mit nachlassender Gedächtnisleistung
                                  Ortungssysteme nutzen, die rund um die Uhr mit        Nachdem im März mit den Altenpflegeschulen in
                                  einer Serviceleitstelle verbunden sind. Dadurch       Calw, Freudenstadt und Dornstadt bereits erste
                                  entlastet QuartrBack die Angehörigen, erhöht den      Pretests liefen, ging QuartrBack im Oktober 2017
                                  Freiraum der Betroffenen und fördert die Einbin-      in die Feldtestphase über. Ein halbes Jahr lang
                                  dung von Ehrenamtlichen. Dadurch werden auch          werden an zwei Standorten das Helfernetz und die
                                  gemeinsame Aktivitäten im Quartier gefördert.         Technik auf Herz und Nieren geprüft. Ab sofort
                                                                                        werden in Calw und Besigheim weitere Helfer und
                                                                                        Anwender gesucht, die bei den Tests mitwirken
                                  Erste Pretests erfolgreich abgeschlossen
                                                                                        möchten, um erste Erfahrungen zu sammeln.
                                  In Zusammenarbeit mit Auszubildenden mehrerer         Denn QuartrBack ist vor allem eins: Ein lernendes
                                  Altenpflegeschulen fanden in diesem Jahr die er-      System, das sich aus Erfahrungswerten kontinu-
                                  sten Pretests statt. In verschiedenen Rollenspielen   ierlich optimieren lässt. Dafür ist die Unterstüt-
                                  wurden Alltagssituationen simuliert, in denen         zung in den Quartieren vor Ort von großer Bedeu-
                                  QuartrBack zum Einsatz kommt. Auszubildende           tung.

6 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Standpunkt

Evangelische Heimstiftung übernimmt ambulanten Pflegedienst
Die Evangelische Heimstiftung übernimmt alle           rund 150 Kunden in Lauda-Königshofen. „Die
Geschäftsanteile an der RUNDUM Pflege GmbH             Evangelische Heimstiftung ist mit ihren eigenen
in Lauda-Königshofen. Der Gesellschafterwechsel        Einrichtungen in der Region gut vertreten. Deshalb
wurde zum 1. Oktober vollzogen. Die Evange-            freuen wir uns, wenn wir unsere Leistungen mit
lische Heimstiftung betreibt in Tauberbischofs-        der Übernahme der RUNDUM Pflege sinnvoll er-
heim und Bad Mergentheim bislang bereits vier          weitern können“, betont Bernhard Schneider,
                                                                                                                „Deshalb freuen
stationäre Einrichtungen, zwei Tagespflegen und        Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstif-           wir uns, wenn
zwei Standorte der Mobilen Dienste.                    tung. Nach der Übernahme wird das Unternehmen              wir unsere Leis-
                                                       in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt.                    tungen mit der
Die Gesellschafterversammlung der RUNDUM
                                                                                                                  Übernahme der
Pflege GmbH hat ihre Geschäftsanteile zum 1.           Die Ausweitung ambulanter Leistungen gehört zur
Oktober an die Evangelische Heimstiftung verkauft.     Wachstumsstrategie der Evangelischen Heimstif-
                                                                                                                  RUNDUM Pflege
Die Heimstiftung übernimmt damit alle Rechte           tung. In der Region sind die Mobilen Dienste der           sinnvoll erwei-
und Pflichten der bisherigen Gesellschafter und        Heimstiftung fest etabliert, ebenso wie die statio-        tern können.“
tritt in bestehende Verträge als Partner ein. Außer-   nären Pflegeeinrichtungen in Tauberbischofsheim
dem werden alle Mitarbeiter von der Heimstiftung       und Bad Mergentheim sowie die Tagespflegen.
übernommen. Die RUNDUM Pflege wurde 1996               Dadurch ergeben sich sowohl für Mitarbeiter als
gegründet, hat derzeit zehn Gesellschafter und         auch für Kunden sinnvolle Synergieeffekte.

Bernhard Schneider als DEVAP-Vorsitzender zurückgetreten
Der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen             wurde deutlich, dass die Vorschläge des Vorstandes
Heimstiftung, Bernhard Schneider, legte sein           insbesondere auf Seite der diakonischen Landesver-
Amt als Vorstandsvorsitzender des Deutschen            bände keine Zustimmung fanden. Nun zog der
Evangelischen Verbands für Altenarbeit und             Vorstandsvorsitzende Bernhard Schneider die
Pflege (DEVAP) zum 1. Oktober 2017 nieder.             Konsequenz und legte sein Amt nieder.
Der Entscheidung geht eine Diskussion über die
Neuausrichtung des DEVAP voraus.                       Zu seiner Entscheidung erklärte Bernhard Schneider:
                                                       „Mein persönliches Ziel ist, der Altenhilfe auf Bun-
Seit Anfang 2016 setzt sich der Vorstand des Deut-     desebene eine starke, profilierte und werteorientierte
schen Evangelischen Verbands für Altenhilfe und        Stimme zu geben. Die Diskussion um die Satzungs-
Pflege (DEVAP) intensiv mit der Frage seiner Ziele,    reform hat aber gezeigt, dass die Landesverbände und
seiner Rolle und seiner Struktur auseinander. Eine     auch der Bundesverband die Chancen nicht sehen,
Mitgliederumfrage im Jahr 2016 sowie die Einschät-     die sich aus einem stärkeren Engagement und einer
zung mehrerer Mitglieder haben gezeigt, dass der       klaren Positionierung ihrer Altenhilfeträger für die
DEVAP die Altenhilfe auf Bundesebene schärfer          Diakonie ergibt. Wir können das Feld nicht allein
profilieren muss. Um dies zu ermöglichen, hat der      den Privaten und den Pflegekammern überlassen.
Vorstand eine Satzungsreform auf den Weg gebracht,     Die Mehrheit im DEVAP will diese Rolle aber nicht
mit der die Rolle des DEVAP als Einrichtungsverband    übernehmen. Als Verwalter einer bloßen Doppel­
gestärkt sowie die Mitglieder- und Beitragsstruktur    struktur im Diakonischen Werk, bestenfalls als
angepasst und deutlich vereinfacht werden sollten.     dessen Aushängeschild einer vorgeblich lebendigen
                                                       Unternehmerkultur, stehe ich aber nicht zur Verfü-
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung        gung.“ Bernhard Schneider war seit Ende 2015 Vor-
im September 2017 hat der Vorstand die Ziele und       sitzender des DEVAP. Die ordentliche Mitgliederver-
Eckpunkte der Satzungsreform erläutert und mit         sammlung wählte am 16. November Bodo de Vries
den Mitgliedern ausführlich diskutiert. Dabei          zum neuen Vorstandsvorsitzenden.

                                                                                                                „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 7
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Ehrenamt aktiv
    Titel

    Evangelische Heimstiftung
    geht neue Wege
    Geschäftsbereich „Neue Wohnformen und Dienste“ startet im Januar

    Zum 1. Januar 2018 führt die Evangelische Heimstiftung in ihrer Unternehmenszentrale in Stuttgart einen neuen
    Geschäftsbereich ein – „Neue Wohnformen und Dienste“. Der bisherige Stuttgarter Regionaldirektor Martin Schäfer
    wechselt damit zum Jahresbeginn als neuer Prokurist ins Antonie-Kraut-Haus.

                                  „Unsere Gesellschaft wird älter und bunter. Das       Martin Schäfer zum Prokuristen
                                  Geschenk eines langen Lebens und die damit
                                                                                        bestellt
                                  verbundenen individuellen Erwartungen und
                                  Ansprüche fordern uns als Evangelische Heim-          Martin Schäfer, der bisherige Regionaldirektor der
                                  stiftung heraus auch neue Betreuungs- und Ver-        Region Stuttgart wurde in der letzten Aufsichts-
                                  sorgungsstrukturen zu entwickeln. Im Fokus            ratssitzung im Oktober als neuer Prokurist bestellt
                                  stehen dabei Dienstleistungen, die möglichst          und verantwortet ab Januar den neuen Geschäfts-
                                  lange den selbstständigen Verbleib in der eigenen     bereich. Der 53-Jährige ist Karlshöher Diakon,
                                  Häuslichkeit, im gewohnten Quartier oder Wohn-        studierte „Diakonie und Pflegemanagement“ und
                                  ort unterstützen“, so Bernhard Schneider.             ist seit 1985 in verschiedenen Tätigkeiten bei der
                                                                                        Evangelischen Heimstiftung tätig. „Er engagiert
                                  „Der neue Geschäftsbereich vereint deshalb alle       sich darüber hinaus seit mehreren Jahren in zahl-
                                  Wohnformen und Dienste, die sich von klas-            reichen einrichtungsübergreifenden und für die
    Martin Schäfer                sischen stationären Einrichtungen abgrenzen. Es       gesamte Heimstiftung bedeutenden Projekten.
                                  geht uns zunächst darum die WohnenPLUS-Pro-           Martin Schäfer hat als Zivildienstleistender in der
                                  jekte erfolgreich an den Start zu bringen und für     Evangelischen Heimstiftung angefangen und ist
                                  die Zukunft wettbewerbsfähig zu machen, den           deshalb ein gutes Beispiel dafür, wie man in der
  „Es geht uns zu-               ambulanten Bereich weiter zu etablieren und die       Pflege Karriere machen kann“, freut sich Hauptge-
    nächst darum                  neuen Dienste, wie den EHS-Hausnotruf, ALADIEN        schäftsführer Bernhard Schneider über die Ent-
    die Wohnen-                   und die geplante Service-Hotline weiter zu entwi-     scheidung des Aufsichtsrats. Zum 1. Januar wech-
                                  ckeln und auszubauen. Außerdem nehmen wir die         seln auch die Mobilen Dienste der Evangelischen
    PLUS-Projekte
                                  Herausforderungen der digitalen Transformation        Heimstiftung und das ServiceCenterPflege in den
    erfolgreich an                von Unternehmen an und reagieren darauf mit           neuen Geschäftsbereich.
    den Start zu                  einer umfassenden Digitalisierungs­strategie. Das
    bringen und für               heißt, wir entwickeln beispielsweise neue Produkte,   Neue Wohnformen und Dienste
    die Zukunft                   Services und Apps, um Mitarbeitern und Kunden
                                  auch den digitalen Zugang zur Evangelischen           Zukünftig richtet die Evangelische Heimstiftung
    wettbewerbs­­-
                                  Heimstiftung zu ermöglichen, nutzen die Poten-        die Produktpolitik im stationären und ambulanten
    fähig zu machen.“             ziale sozialer Medien und ergründen Einsatzmög-       Bereich vorrangig auf Wohn- und Betreuungsan-
                                  lichkeiten der Robotik im Service- und Betreuungs-    gebote aus, die sich an der eigenen Häuslichkeit
                                  bereich sowie von Exoskeletten im Gesundheits-        orientieren, ein selbstbestimmtes Leben ermögli-
                                  management“, erklärt Martin Schäfer.                  chen und Teilhabe fördern.

8 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Titel

                                                                                                                                                      Zum Einzug in eine
                                                                                                                                                      ALADIEN-Wohnung
                                                                                                                                                      bekommen die Bewoh­­
                                                                                                                                                      ner ihr eigenes Tablet

                                                                                               LUS
                                                                                      WohnenP flegeheim
                                                                                                 P
                                                                                       ative zum
                                                                             Die Altern            – 55 m²                        30
                                                                                                                      nungen /                    ten
                                                                                                         e Mietwoh Klingel und Briefkas
                                                                                             eie autark             stür,
                                                                                  Barrierefr         eige ne r H au
                                                                                         Bad, WC,                          otruf
                                                                             mit Küche,                       mit Hausn
                                                                                                 ALADIEN
                                                                                                                                              W TP G)
                                                                                                                                 chaf t (§4f äude
                                                                                                            zt e W oh ngemeins        en im G  eb
                                                                                                       stüt                    Person                    Uhr
                                                                                          e trägerge               8 oder 12                  nd um die
                                                                               Ambulant        em eins chaften à            4 h oder 36 h) ru
Das heißt, sie investiert an neuen Standorten vor­                                          ng                        ft (2
                                                                               Max. 2 Woh d. einer Präsenzkra
                                                                                    enheit min
rangig in Seniorenwohnungen, die mit ALADIEN                              mit Anwes                                                                    tur
                                                                                                                                           Infrastruk
                                                                                                                          ge              fü r da s Quartier
ausgestattet sind und die nach dem Wohnen-                                                                    Tagesp  fle                               ff “
                                                                                                                                            „Bürgertre
                                                                              Mobiler D
                                                                                        ienst                    Mo. – So.
PLUS-Konzept oder als Betreutes Wohnen von der                                   der EHS
Evangelischen Heimstiftung betrieben werden. ALA-
                                                                                                                                                                           nPLUS
DIEN steht für alltagsunterstützende Assistenzsysteme                                                                                                          von Wohne
                                                                                                                                              Die Module
mit Dienstleistungen und wurde von der Evange-
lischen Heimstiftung speziell für Menschen mit Un-
terstützungs- und Pflegebedarf entwickelt. Es be­deutet,   Ausgangspunkt sind dabei seniorengerechte Miet-
dass technische Systeme wie eine automatische Licht-       wohnungen des Betreuten Wohnens, die mit mo-
und Rolladensteuerung, eine automatische Herdab-           dernster Hausnotruftechnik erschlossen sind und
schaltung, Sturzsensoren oder ein moderner Haus-           eine Vielzahl an Serviceleistungen für die Mieter
notruf die Bewohner im Alltag unterstützen.                bereithalten. Öffentliche Flächen (z. B. Quartiers-
                                                           treff, Gemeinschaftsraum) schlagen Brücken ins
Die bestehenden Pflegeheime werden im Rahmen               Quartier und ergänzen das ambulante und teilstati-
eines Masterplanes vorrangig baulich qualifiziert          onäre Angebot.
und durch Wohngruppen- oder Hausgemeinschafts-
modelle konzeptionell weiterentwickelt. Neue Ein-          „Einfach gesagt, ist WohnenPLUS die Kombination
richtungen werden ausschließlich in Form von               aus Betreutem Wohnen und einer an 365 Tagen im
Hausgemeinschaften oder Wohngruppen organi-                Jahr geöffneten Tagespflege für Betroffene, die bereits
siert. „Damit reagieren wir frühzeitig auf sozialpo-       einen Pflegebedarf haben. Diese wird von unseren
litische Tendenzen der Ambulantisierung und                Mobilen Diensten betrieben, die auch im Gebäude
wohnortnahen Versorgung im Gesundheits- und                mit einem Stützpunkt vertreten sind. Damit finden
Pflegesektor“, erklärt Martin Schäfer.                     sich alle Möglichkeiten der Grund- und Behandlungs-
                                                           pflege direkt bei den Kunden zuhause“, erklärt Schäfer.
Mit der Umsetzung beispielsweise von WohnenPLUS
werden räumliche und organisatorische Strukturen           Wer mehr über WohnenPLUS erfahren möchte,
geschaffen, die Einzelpersonen, Paaren oder Grup-          kann sich auf unserer Homepage umfassend infor-
pen auch bei zunehmendem Unterstützungsbedarf              mieren und dort auch das Konzept downloaden.
einen längstmöglichen Verbleib in der eigenen                                                                     Marina Rapp
Häuslichkeit, beziehungsweise in ihrem Quartier
und der gewohnten Umgebung mit ihren sozialen              www.ev-heimstiftung.de/leistungen/wohnen-im-alter/
Bezügen, ermöglichen.                                      wohnenplus/

                                                                                                                                          „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 9
Evangelische Heimstiftung - geht neue Wege Das MagazinAus der Heimstiftung
Titel

   Anfassen und
          Ausprobieren
    ALADIEN – in Labor
    und Praxis

    Moderne Technologien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie machen unseren Alltag vernetzter und
    komfortabler, bringen aber auch Regeln mit sich, an die man sich häufig erst dann erinnert, wenn ein Akku wieder leer ist
    oder der neue Fernseher andere Anforderungen an seine Fernbedienung stellt. Wenn man in diesem Bewusstsein moderne
    Technologien mit dem Ziel einsetzt mehr Teilhabe zu ermöglichen, schafft man Lebensräume, in denen sich Menschen
    zu Hause fühlen und wertvolle Begegnung erfahren. Mit ALADIEN verbindet die Evangelische Heimstiftung Alltagsunter-
    stützende Assistenzsysteme mit Dienstleistungen zu einem Bürger-Profi-Technik-Mix, der Menschen auch bei zunehmendem
    Unterstützungsbedarf ein Leben zu Hause ermöglichen soll.

                                                                              ALADIEN ist bereits in über 70 Betreuten Woh-
                                                                              nungen der Evangelischen Heimstiftung im Einsatz
                                                                              und kann auf vielfältige Weise kennen gelernt
    Eine Türkamera über-                                                      werden: In der Musterwohnung in Stuttgart-Unter-
    trägt das Bild von
                                                                              türkheim wird gezeigt, was heute und morgen
    Haus- und Wohnungs-
    tür – je nachdem, wo                                                      bereits möglich ist. Das angeschlossene Labor er-
    geklingelt wurde                                                          möglicht Besuchern und Mitarbeitern des Innova-
                                                                              tionszentrums ausgiebige Tests von Technologien
                                                                              auf Herz und Nieren, veranschaulicht Chancen und
                                                                              Grenzen des Technologieneinsatzes und ermöglicht
                                                                              Entscheidungen ob, wann und wie ein Einsatz in
                                                                              der Praxis gefördert werden soll. Wer ALADIEN
                                                                              selbst einmal hautnah erleben möchte, kann dies
                                                                              in der Probewohnung in Bad Sebastiansweiler tun.
                                                                              Nach dem Hotel-Prinzip kann man sich tage- oder
                                                                              wochenweise dort in Vollpension einmieten und
                                                                              den Aufenthalt mit Kur- und Rehaanwendungen
                                                                              verbinden und sich intensiv zur Anpassung der
                                                                              eigenen Häuslichkeit beraten lassen. Wie muss man
                                                                              sich das vorstellen?

                                                                              ALADIEN öffnet Türen und
                                                                              be­schreitet neue Wege
                                                                              Manchmal sind es die neuen Wege, die zu bewährten
                                                                              Zielen führen. Und manchmal erscheint ein Weg
                                                                              neu, weil er unter anderen Umständen oder mit
                                                                              anderer Ausrüstung gegangen wird. ALADIEN
                                                                              schlüpft mit Alltagsunterstützenden Assistenzsy-
                                                                              stem und Dienstleistungen auch in die Rolle des
                                                                              Begleiters. Er macht sich fit für die unterschiedlichs-
                                                                              ten Bedürfnisse und Bedarfe der Menschen, denen

10 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Titel

Video-Türkommunikationssysteme im Bürgerlabor

er dienen soll. Wie unterschiedlich die Bedürfnisse   Im Zuge der Führung entfaltet sich die Wohnung
auf den gleichen Wegen sein können, zeigt sich        Schritt für Schritt für den Betrachter. Ein Bett un­ter­
schon am barrierefreien Zugang zur Musterwoh-         stützt elektromotorisch beim Aufstehen, Schrank­
nung und der automatisierten Haustür, die mittels     türen öffnen sich wie von Zauberhand oder Küchen-
Transponder und motorgetrieben den Zugang zum         zeile und Schränke sind höhenverstellbar. Unschein-
Gebäude ohne Kraftanstrengung ermöglicht. Da-         bare Pflanzen reinigen die Luft, Bewegungsmelder
rüber sind nicht nur die Bewohner glücklich – auch    steuern das Licht und sind gleichzeitig Teil eines
Paketdienste, Handwerker oder Angehörige mit          Systems, das auf Hilfeszenarien hinweist. So kann ein
Kinderwagen erfreuen sich an dieser technischen       Sturzverdacht an die Hausnotrufzentrale gemeldet
Ausstattung. Gekoppelt mit dem Tür-Videosystem        werden, die über den Hausnotruf einen persönlichen
weiß man dann bereits vor dem Öffnen, wer vor         Kontakt bis in die Wohnung hinein ermöglicht.
der Tür steht und wem man Zutritt ins Gebäude
gewährt.                                              Die Wohnung veranschaulicht, dass es keine per se
                                                      gute oder schlechte Technik gibt. Es kommt immer
Reinkommen, ankommen und auf                          auf den Kontext an, in den die Technik eingebunden
                                                      wird. Was für den einen gut ist, kann für den anderen
einen Blick informiert sein
                                                      verheerend sein. Dies gilt sowohl für Helligkeit und
Während man auf den Aufzug wartet, informiert         Farbgebung des Nachtlichts als auch für die Lebens-
bereits das digitale Schwarze Brett im Eingangsbe-    situation, in der es zum Einsatz kommt. So macht es
reich Bewohner und Gäste über aktuelle Veranstal-     beispielsweise einen Unterschied, ob man alleine
tungen. Diese Informationen können Sie in der         wohnt oder eine Katze sein Eigen nennt: Vor allem
Musterwohnung auch in aller Ruhe auf dem ALA-         wenn, der geliebte Stubentiger die Nacht zum Tag
DIEN-Tablet ansehen und entscheiden, an welchen       macht, in dem er das mit Bewegungsmeldern gesteu-
gesellschaftlichen Veranstaltungen Sie gerne teil-    erte Nachtlicht immer wieder zum Leuchten bringt.
nehmen möchten. Die Tür zur Musterwohnung             In diesem Fall ist ein Funkschalter zur gezielten An-
steht Ihnen offen und auf den ersten Blick scheint    steuerung mit Sicherheit die bessere Alternative.
es, als würden Sie eine ganz normale Wohnung be­                                                                  Versteckter Sitzplatz für
                                                                                                                  bis zu zehn Personen
treten. Sie hängen Ihre Jacke an die Garderobe und    Das Führungskonzept der Musterwohnung orien-
Ihr Blick wandert durch die großzügige Wohn-Ess-      tiert sich deshalb an fiktiven Lebenslagen von
Küche. Es duftet nach Kaffee und die schlichte De-    Menschen, die mit ihren individuellen Zielen,
koration mit Pflanzen und Bildern ist ansprechend.    Ressourcen und Herausforderungen in dieser Woh-
Hier möchte man am liebsten sofort einziehen!         nung leben könnten. So wird der Blick der Besucher          >>>

                                                                                                                 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 11
Titel

Nachtlichtschaltung weiß – nur     Nachtlichtschaltung rot – erhält die           Nachtlichtschaltung grün – erhält den Schlaf   Nachtlichtschaltung blau – aktiviert
Fußbodenbeleuchtung                Nachtsicht

                                                                                                      können Tests alltagsnah durchgeführt werden und
                                                                                                      Nachbarn, Besucher und Gäste der Musterwohnung
                                                                                                      können auf Wunsch verschiedenste Technologien
                                                                                                      auf Herz und Nieren vor Ort testen oder ausleihen
                                                                                                      und ihr Feedback zu Weiterentwicklungspotentialen
                                                                                                      geben. Für das Innovationszentrum ist es darüber
                                                                                                      hinaus eine wichtige Option außerhalb von For-
                                                                                                      schungsprojekten und konkreten Anlässen voraus
                                                                                                      zu denken und zu testen. Aktuell suchen wir nach
                                                                                                      Lösungen für eine automatische Herdabschaltung
                                                                                                      bei höhenverstellbaren Küchen. Im Versuchsaufbau
                                                                                                      werden „brandgefährliche Situationen” in verschie-
                                                                                                      denen Herdpositionen simuliert. Die Auswertung
    Temperaturmessung mit verschiedenen Wärmequellen und bei verschiedenen Sensibilitätsein-          der Tests ermöglicht Herstellern, anhand beschrie-
    stellungen an der automatischen Herdabschaltung
                                                                                                      bener Anforderungen, die gezielte Weiterentwick-
                                                                                                      lung ihrer technischen Lösung.
                          >>>      auf das Wesentliche geschärft und eine Auseinan-
                                   dersetzung über einen sinnvollen, also ethisch und                 Gemeinsam begeistert und
                                   fachlich reflektierten Technikeinsatz, ermöglicht.
                                                                                                      kritisch Denken
                                   Das Labor der Evangelischen                                        Zusätzlich zu den eigenen Versuchen öffnet die
                                                                                                      ALADIEN-Musterwohnung ihre Türen auch für das
                                   Heimstiftung
                                                                                                      sogenannte Bürgerlabor. Damit schafft die Heim-
                                   Die Musterwohnung ist nicht nur Schauplatz für                     stiftung neben den (Technik-)Stammtischen und
                                   Technologien von heute und morgen, sondern dient                   (Technik-)Schulungen ein weiteres Format von
                                   auch als Experimentierraum für Mitarbeiter des                     Forschung und Teilhabe. Bei den Stammtischen
                                   Innovationszentrums sowie für interessierte Besucher               werden Themen in aller Breite in geselliger Runde
                                   und Entwicklungspartner. In der Laborum­gebung                     besprochen. Im Bürgerlabor werden Themen in der

                                                                      Höhenverstellbare Küchenoberschränke und Arbeitsplatte

12 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Titel

Welche Reinigungsgeräte unterstützen hauswirtschaftliche
Dienste?

Tiefe bearbeitet, immer mit dem Ziel, allparteiliche
Beurteilungskriterien zu finden. Hierzu werden
verschiedenste Lösungsoptionen nebeneinander               Tisch mit Handlauf – und Übungsstation für die „fünf Esslinger”
gestellt. Ziel ist dabei eine möglichst kontrastreiche
Vielfalt darzustellen. Dieser Kontrast wird schließ-
lich aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven
                                                           Mitmachen und Lernen in
beurteilt. Dies verbessert die Beratung, denn: Im
Einzelfall kann zunächst darüber gesprochen wer-
                                                           der Musterwohnung
den, welche Beurteilungskriterien überhaupt rele-          Die Evangelische Heimstiftung sieht sich als starker
vant sind, und im zweiten Schritt die passende             Partner der Bürger und der Pflege in Theorie und
Lösung ausgewählt werden. Das Bürgerbüro testet            Praxis. Wir wollen Wissen teilen, Wissen erweitern
also nicht einzelne Produkte, wie beispielsweise           und Wissen vermehren. Die Musterwohnung ist ein
Stiftung Warentest. Das Bürgerlabor entwickelt die         Ort dieses Wissensaustauschs. Von den Gästen ha-
Kriterien, auf deren Basis abgewogen werden kann,          ben wir den Impuls bekommen, dass mit einem
                                                                                                                                  Haben wir auch Ihr
welche Lösung für den Einzelfall die geeignetste           Glasboden der Schrankinhalt auch von unten gese-
ist. Mit diesen Kriterien soll nicht beurteilt werden,     hen werden kann. Von anderen Gästen haben wir                          Interesse geweckt?
ob eine Lösung „gut“ oder „schlecht“ ist. Vielmehr         die Anregung bekommen, dass der Tisch mit Hand-                        Schon im ersten Quartal nach
soll beurteilt werden, welche Lösung am besten zu          lauf geeignet ist, um die „fünf Esslinger“ als tägliche                Eröffnung der Muster­wohnung
den Zielen in der individuellen Lebenssituation            Gymnastik umzusetzen. Von diesem Wissen profi-                         ist die Nachfrage sehr groß.
passt. Das ist für uns der Schlüssel zu bedarfsge-         tieren alle anderen Besucher. Diese sind gleichzeitig                  Sofern wir auch Ihr Interesse
rechten Lösungen im Bürger-Profi-Technik-Mix.              eingeladen, ihr Wissen und ihre Eindrücke in ver-                      geweckt haben, freuen wir
                                                           schiedenen Teststellungen mit einzubringen. Im                         uns auf die Vereinbarung Ihres

Das Bürgerlabor –                                          Schlafzimmer können Sie die für Sie optimale Farbe                     persönlichen Besuchstermins.
                                                           und Helligkeit des Nachtlichts einstellen. Abgetrennt
eine saubere Sache                                                                                                                Hierzu steht Ihnen Josef M.
                                                           vom Labor- und Entwicklungsbetrieb der ALA-                            Huber gerne zur Verfügung j.
Bereits beim Ziel, eine saubere Wohnumgebung zu            DIEN-Musterwohnung, bietet die ALADIEN-Probe-                          huber@ev-heimstiftung.de.
haben, kommt der Bürger-Profi-Mix zum Tragen.              wohnung die Möglichkeit, sich hotelmäßig einzu-                        Immer mittwochs bieten wir
Auch wenn die Grundreinigung der Wohnung von               mieten. Die ALADIEN-Probewohnung ist an die Bad                        regelmäßig Führungen an, für
den Diensten der Evangelischen Heimstiftung über-          Sebastiansweiler GmbH, das moderne Zentrum für                         Gruppen vereinbaren wir auch
nommen wird, besteht der Wunsch, kleine Verun-             Rehabilitation, Pflege und Therapie angeschlossen.                     gerne gesonderte Termine.
reinigungen sofort zu beseitigen. Ob nun der               Damit können Lösungen im eigenen Alltag ange-                          Ab Februar 2018 besteht auch
Sprühwischer oder der Elektro-Kehrsauger die beste         wandt und auf längere Zeit erprobt werden. Diese                       die Möglichkeit, an verschie-
Ergänzung zur Dienstleistung sind, kommt nicht             Option bietet sich insbesondere im Anschluss an                        denen Tagen an einer Führung
nur auf die Wohnung an, sondern auch auf den               einen Reha- oder Wellness-Aufenthalt an. Dort                          durch die Musterwohnung
Lebensstil. Im Bürgerlabor nehmen wir mit freund-          können verschiedenste Möglichkeiten ausprobiert                        teilzunehmen. Besuchen Sie
licher Unterstützung von Herstellern verschiedenste        werden. Sie bildet damit eine Brücke zwischen dem                      unsere Musterwohnung gerne
Geräte unter die Lupe und entwickeln Kriterien, die        Labor der Musterwohnung und dem Einsatz von                            über unsere Homepage:
bei der Auswahl einer bestmöglichen Lösung helfen.         ALADIEN-Lösungen in der eigenen Wohnung.                               www.ev-heimstiftung.de
                                                             				                                       Josef M. Huber

                                                                                                                             „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 13
Titel

                                Carla Eisele* und ALADIEN –
                                Oder wie ich Carla Eisele ein Tablet erklärte

                                 „Ein Tablet hatte ich   doch heraus, dass sie das schon oft beobach-
                                 ja noch nie in der      tet hat. „Ich habe mich immer gefragt, was
                                 Hand“: Mit diesem       da meine Enkelin denn mit ihrem Zeigefinger
                                 Satz begrüßte mich      auf dem Telefon macht. Nun kann ich das auf
      Simone Maier               Carla Eisele, als ich   meinem Tablet auch“, sagt die Bewohnerin
                                 ihr das ALADIEN -­      voller Stolz.
      Tablet vorbei brachte. Die 82-Jährige wohnt in                                                      Bewohner entdecken die Welt des Tablets
      Stuttgart-Untertürkheim in einer Betreuten         Bei der Vorstellung der Videotelefonie kam
      Wohnung mit ALADIEN. Die Bewohner erhal-           sie dann ins Schwärmen. Sie spielte sofort       Ebenso wurde die technische Inbetriebnah-
      ten kurz nach ihrem Einzug in das Betreute         mit dem Gedanken ihren Enkel, der derzeit        me von ALADIEN als sehr interessant von
      Wohnen das Tablet, mit dem sie einige Funk-        in Australien lebt, darüber zu kontaktieren:     den Bewohnern empfunden. Unser ALA-
      tionen von ALADIEN nutzen können. Bereits          „Es wäre so schön, meinen Enkel mal wieder       DIEN-Techniker wurde in jeder Wohnung
      nach wenigen Minuten meiner Erklärungen            zu sehen und mit ihm zu sprechen. Ich habe       herzlich empfangen und stand für alle
      zur Funktionalität legten sich die Ängste der      ihn schon über ein Jahr nicht mehr gesehen       technischen Fragen rund um ALADIEN zur
      82-Jährigen das Tablet zu berühren. Nach und       außer auf Bildern“. Nach dem Einrichten des      Verfügung. Dies haben die Bewohner gerne
      nach erkannte sie die Vorteile des Tablets,        dazu notwendigen Zugangs, konnten wir ihr        in Anspruch genommen. Frau Eisele brachte
      obwohl sie in ihrem langen Leben noch nie          diesen Wunsch erfüllen. Ich weiß nicht, wer      ihm vollstes Vertrauen entgegen – schließlich
      ein Tablet bedient hatte, geschweige denn in       sich in diesem Moment mehr gefreut hat, ihr      kennt man ihn mittlerweile im Haus: „Ich
      der Hand hielt: „Selbst zum Zeitvertreib sind      Enkel oder sie selbst.                           habe den Techniker die letzten Wochen
      Spiele für uns angelegt“, freut sie sich.                                                           täglich gesehen und auch schon zu ALADIEN
                                                         Bei den ALADIEN-Stammtischen, die in der         Fragen gestellt. Daher war es für mich kein
      Über diese Aussage musste auch ihre Tochter        Einführungszeit ein- bis zweimal im Monat        Problem ihn in meine Wohnung zu lassen.“
      schmunzeln, die wie viele Angehörige bei der       angeboten werden, haben die Bewohner
      Übergabe des Tablets anwesend war. Denn            Gelegenheit sich kennenzulernen und auch         Weiter berichtet sie schmunzelnd: „Selbst
      sie hat vor ihre Mutter gelegentlich bei der       auszutauschen. Carla Eisele fällt es in diesem   als er nachmittags geklingelt hat und ich
      Nutzung zu unterstützen. Der Schwiegersohn         Rahmen besonders leicht, mit ihren Nach-         mich gerade für einen Mittagsschlaf hinle-
      von Carla Eisele hat auch schon angekündigt,       barn in Kontakt zu treten und sich einzubrin-    gen wollte, habe ich ihn hereingebeten. Mein
      dass er das Tablet gerne während seines            gen: „Bei den Stammtischen haben wir die         Mittagsschlaf scheint ihn während der
      Besuchs ausprobieren möchte.                       Möglichkeit uns untereinander auszutau-          Ausführung seiner Arbeit nicht gestört zu
                                                         schen und mitzuteilen, an welchen Stellen        haben.“
      Als ich in meinen Erklärungen die Wörter           es bei ALADIEN noch Unterstützung bedarf,
      „Wischen“ oder „App“ verwendete, schaute           und wo ALADIEN noch einfacher für uns            Insgesamt habe ich als zuständige Referen-
      mich Carla Eisele mit fragenden Blicken an.        gestaltet werden kann“, sagt die 82-Jährige      tin den Einführungsprozess als sehr positiv
      Schnell wurde mir klar, dass ihr diese Begriffe    und berichtet begeistert weiter: „Vor allem      erlebt. Nach meiner Einschätzung war der
      völlig neu waren. Jedoch stellte sich nach         für mich als „Tablet-Neuling“ ist es schön zu    wesentliche Erfolgsfaktor, dass wir mit ent-
      dem Aufklären des Begriffs „Wischen“ dann          erfahren, dass uns versierte Nutzer im Haus      sprechendem Zeiteinsatz und ganz individu-
                                                                          ihre Hilfe anbieten und sogar   ell die Technik zu den Bewohnern bringen.
      Vorstellung der Video-Telefonie
                                                                          Tablet­­nachmittage selbst­     Nur so kann die Akzeptanz, der Mehrwert
                                                                           ständig organisieren wollen,   oder der Spaßfaktor den Menschen vermit-
                                                                           so dass wir auch zu Profis     telt werden, die noch nie in ihrem Leben
                                                                           werden. Das Miteinander,       einen Tablet-PC bedient haben.
                                                                           das sich auch durch ALA-
                                                                           DIEN ent­wickelt, zeigt mir,   Aber deshalb heißt ALADIEN auch Alltags-
                                                                           dass es die richtige Ent-      unterstützende Assistenzsysteme und Dienst­
                                                                           scheidung war, hier einzu-     leistungen.                  Simone Maier,
                                                                           ziehen“.                                   Referentin ServiceCenterPflege

                                                         * Name von der Redaktion geändert
14 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Titel

QuartrBack geht an den Start
QuartrBack ist ein Forschungsprojekt,
gefördert vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung, das in einem
Bürger-Profi-Technik-Mix die Bewe-
gung von Menschen mit Demenz be-
jaht, auch und gerade bei zunehmender
Desorientierung. Technologien aus den
Bereichen Ortung und Mobiltelefonie
werden entwickelt und eingesetzt, um         Projekt nur Geräte eingesetzt, mit denen         oder in einem Funkloch unterwegs ist.
Freiheiten zu schaffen, Gesundheit zu        eine Sprachverbindung aufgebaut werden           Darüber hinaus erfahren wir, wo mögli-
fördern, Betroffene und Angehörige           kann.                                            cherweise auch Angebote in der Kommune
zu entlasten.                                                                                 fehlen, wie beispielsweise ein Fahrdienst
                                             Unabhängig vom Gerät kann wie beim               in die nahe gelegene Stadt sein, da der öf-
QuartrBack wurde als ein Modul von           klassischen Hausnotruf ein Hilferuf per          fentliche Verkehr nur bis 17:00 Uhr ver-
ALADIEN entwickelt. Während der              Knopfdruck ausgelöst werden, der dann an         kehrt. Somit verfolgen wir den Ansatz der
Schwerpunkt von ALADIEN auf der Häus-        das rund um die Uhr besetzte SCP weiter          Quartiersentwicklung, indem fehlenden
lichkeit liegt, zielt QuartrBack auf Akti-   geleitet wird. Darüber hinaus können die         Angeboten nachgegangen wird. Im Projekt
vitäten im Quartier, indem es die Per-       Ortungsgeräte auch automatisch Hilferufe         werden auch zu einem geringen Grad die
sonen auf Spaziergängen, Arztbesuchen        auslösen, da sie lernen, welche Wege je-         ambulanten Pflegedienste mit eingebun-
oder Einkäufen virtuell begleitet. Das       mand normalerweise geht und aufgrund             den, indem sie mit darauf achten, dass das
Konzept QuartrBack kann als erweiterter      dessen erkennen, wenn jemand einen un-           Ortungsgerät geladen ist und daran erin-
Hausnotruf verstanden werden, der es         gewöhnlichen Weg einschlägt oder sich            nern, dieses beim Verlassen des Hauses
ermöglicht, Hilfe auch außerhalb der         länger nicht vom Fleck bewegt. In diesem         auch mitzunehmen.
eigenen Wohnung über ein zentrales           Fall kann nicht ausgeschlossen werden, dass
ServiceCenterPflege (SCP) einzufordern.      die Person sich verlaufen hat bzw. gestürzt      Nachdem die Tracker und das System von
Hierzu werden sogenannte Ortungsgeräte       ist. Vom SCP kommt in solchen Fällen die         Auszubildenden der Altenpflege getestet
eingesetzt, mit denen sich die zurückge-     Nachfrage, ob alles in Ordnung ist, um           wurden, befinden wir uns derzeit im so-
legten Wege bzw. der ungefähre Standort      Fehlalarme zu erkennen und demzufolge            genannten Feldtest, in dem beides mit
der Personen nachvollziehen bzw. bestim-     kein Helfer umsonst losgeschickt wird.           realen älter werdenden Menschen bei
men lassen. Das Besondere am Projekt ist,                                                     unterschiedlich ausgeprägten kognitiven
dass das eigene Helfernetzwerk des Men-      Dies soll am Beispiel von Otto Ostermann*        Einschränkungen im Quartier getestet
schen in Anspruch genommen wird. Wer         verdeutlicht werden. Er ist autonom und          wird. Derzeit nehmen etwa zehn Proban-
zum Helfernetzwerk gehören soll, erfah-      weitestgehend selbstständig. Nach dem            den und 15 Helfer teil. Zu Testzwecken
ren wir in einem gemeinsamen Gespräch        Mittagessen geht er gerne spazieren. Er          werden seit Oktober 2017 einmal wö-
mit den Probanden. Die Helfer lassen sich    nimmt immer den gleichen Weg, von der            chentlich in den Regionen Besigheim, und
über ihre Handys ebenfalls vom SCP orten     Wohnung zum Friedhof, weiter bis zu den          Calw Probealarme ausgelöst. So können
und – sofern sie sich als erreichbar ge-     Eichen am Waldrand und zurück. Zum               die Probanden das Auslösen eines Notfalls
meldet haben – über eine Helfer-App auf      Zahnarzt fährt er mit dem Bus in die nahe        verinnerlichen. Nach Abschluss der Test-
dem Handy benachrichtigen, um gege-          gelegene Kleinstadt. Gelegentlich ist er auch    phase werden die Ergebnisse zeigen, ob
benenfalls Unterstützung zu leisten.         schon gestürzt, aber bislang hat er sich nicht   und wenn ja, welche Veränderungen
Diese kann erforderlich sein, wenn je-       ernsthaft verletzt. Otto Ostermann erzählt       QuartrBack bewirkt hat. Nach einer Phase
mand stürzt oder sich verläuft. Es stehen    uns im freien Interview seine Geschichte         der Nachbesserung könnte das Hil-
verschiedene Tracker zur Verfügung. Der      und seinen Tagesablauf. Mit dieser Methode       fe-System schätzungsweise ab 2020 auf
Markt bietet neben dem blauen Anhän-         des Erzählens erhalten wir Anhaltspunkte         dem Markt zur Verfügung stehen.
ger auch Uhren bzw. sehr einfach zu          dafür, wo er sich aufhalten könnte, wenn                                  Dr. Susan Smeaton,
bedienende Mobiltelefone. Es werden im       er sein Ortungsgerät nicht eingesteckt hat       Wissenschaftliche Leitung Innovationszentrum
                                             * Fiktive Person
                                                                                                               „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 15
Meinung

    DANKE

    Am 28. Juli 2016 erreichte
    Haupt­geschäftsführer Bernhard
    Schneider ein Brief einer An­­
    gehörigen, deren Mutter im
    Jahr zuvor in einer Einrichtung
    verstorben ist. Selbst ein Jahr
    danach hatte sie das Bedürfnis,
    ihre Gedanken und Erfahrungen
    nicht nur der Hausdirektion in
    Friedrichhafen, sondern auch
    der Geschäftsführung in Stutt-
    gart mitzuteilen.

    Auch Frieda Franke, Bewohnerin
    im Sonnenhof in Langenau, war
    es ein Bedürfnis den Mitarbeitern
    in der Einrichtung zu danken
    und aus ihrer Sicht zu beschrei-
    ben, wie sie ihr Leben in einem
    Pflegeheim bewertet.

                                   Ein Bericht 29. Juni 2017
                                   Gestern Abend sah ich im Fernsehen eine Sendung       ein schönes Zimmer, in einem sehr schönen Haus.
                                   über Senioren und ihre Pflegeheime, wie es in         Sehr gute Betreuung, liebevolle, hilfsbereite Schwe-
                                   manchen Heimen zugeht. Manche werden geschla-         stern. Ich muss schon sagen, hier ist alles bestens.
                                   gen, zur Strafe kein Essen gegeben, angebunden,       Es gibt viel Abwechslung, dass ich vieles nicht
                                   noch andere Sachen. Eine Frau beklagte sich über      mitmachen kann, liegt aber an meinem Befinden
                                   die Behandlung ihrer Mutter, das ging so weit, dass   und meinem hohen Alter mit über 94 Jahren und
                                   sie und noch andere Hausverbot bekamen, sie           meiner Behinderung. Ich bin froh, dass ich im Kopf
                                   bekam keinen Besuch mehr. Gut, wenn das der           noch klar bin. Ich bin oft überrascht, mit wie viel
                                   medizinische Dienst aufdeckt.                         Liebe und Geduld die Schwestern hier mit sehr
                                                                                         schwer behinderten Patienten umgehen. Manch-
                                   Ich bin seit dem 5. Oktober 2016 hier im Sonnen-      mal kommen Patienten ins Heim, weil die Ange-
                                   hof in Langenau. Ich bin sehr zufrieden. Ich habe     hörigen am Ende sind. Die Pflege ist schwer und

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Meinung

das mit ansehen zu müssen, wie die lieben guten       bin ich schon in dem schönsten. Ich habe noch
Angehörigen dahin siechen, die nichts dafür kön-      nie gehört, dass jemand festgebunden wäre, ge-
nen, wie sie heute sind. Für das Pflegepersonal ist   schlagen wurde oder kein Essen bekommen hätte,
es aber auch schwer solche Kranke zu betreuen.        im Gegenteil, es gibt Essen reichlich und gut. Das
Umso mehr müssen wir dankbar sein, dass es            ist aber jetzt ein sehr langer Bericht geworden und
Menschen gibt, die sich für diesen Beruf entschei-    will langsam zum Ende kommen. Es bleibt mir nur
den. Ich hatte in Weiden eine Verwandte im Heim       noch allen Beschäftigten hier in diesem Heim zu
und eine habe ich im Nürnberg. Mit denen bin          danken. Auch die sind für mich da, die ich selten
und war ich immer im Kontakt, telefonisch, ich        sehe. Besonders aber die im 2. Stock. Frieda Franke.
erfuhr nur immer Positives, beides evangelische
Heime. Ich war auch noch nie in anderen Heimen,
wo ich nie etwas Negatives gehört habe. Aber hier

                                                                                                             „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 17
Meinung

   Führungskräftetagung
   mit Claus Fussek
    Auf der diesjährigen Führungskräftetagung Anfang Oktober lud die Evangelische Heimstiftung den Pflegekritiker Claus Fussek
    zu einem Vortrag vor knapp 150 Führungskräften ein. Die einen fanden die Einladung mutig und gut, sich offen und transparent
    auch mit Kritikern auseinander zu setzen, für die anderen war es unzumutbar, sich in diesem Forum so pauschal kritisieren zu
    lassen. Im Nachgang der Tagung berichtet Claus Fussek von seinen eigenen Eindrücken – ein kleiner Auszug:

                                   Es ist schon ungewöhnlich, dass ein großer Alten-         meinem Büro stapeln sich inzwischen einige
                                   hilfeträger wie die Evangelische Heimstiftung             10.000 Schicksale aus der bundesdeutschen Pfle-
                                   einen Kritiker der eigenen Branche zu einem Vor-          geszene. Die meisten Menschen bitten mich um
                                   trag einlädt. Welche Erwartungen hatten Sie vor           Anonymität – es herrscht meistens ein gespens-
                                   der Führungskräftetagung?                                 tisches Klima der Angst und des Schweigens. Ich
                                   Ich bin schon häufig zu Vorträgen auch in Pflege-         bin immer wieder fassungslos, dass so viele Men-
                                   heimen eingeladen worden, aber eine Einladung             schen, die in der Pflege Verantwortung tragen,
                                   zu so einem Treffen war für mich schon eine               Bescheid wissen, mitmachen, wegschauen und
                                   Herausforderung. Nach zwei sehr angenehmen                schweigen. Es macht mich auch traurig, dass solche
                                   Vorgesprächen mit Herrn Schneider habe ich mich           Zustände leider auch in vielen Einrichtungen
                                   auf diese Tagung sehr gefreut und dafür auch gerne        kirchlicher Trägerschaft vorkommen. Und es sind
                                   unseren Urlaub verschoben. Außerdem war mir               keine „bedauerlichen Einzelfälle“ oder „nur ein
                                   klar, dass sicherlich auch die Führungskräfte über        paar schwarze Schafe“. Ich erwarte, dass kirchliche
    Claus Fussek und               die Situation in der Altenpflege Bescheid wissen.         Einrichtungen auch Schutzräume, wie zum Beispiel
    Bernhard Schneider
                                   Über Pflegenotstand, Missstände, Personalmangel,          beim Kirchenasyl, sein müssen.
                                   usw. wird doch seit Jahrzehnten auf unterschied-
                                   lichen Ebenen gesprochen und diskutiert. Eigent-          Wie waren die Reaktionen der Zuhörer auf der
                                   lich sind sich alle einig – kein Mensch ist für           Tagung?
                                   schlechte Pflege, gegen eine Verbesserung der             Ich möchte betonen, dass die Atmosphäre in Bad
  „Ich erwarte, dass              Rahmenbedingungen und gegen eine bessere Be-              Boll sehr angenehm, interessiert und aufgeschlossen
                                   zahlung der Pflegekräfte.                                 war. Zunächst war ich auch erstaunt, dass nach
    kirchliche Einrich-
                                                                                             meinem Vortrag nicht spontan mir sehr bekannte
    tungen auch
                                   Hatten Sie denn Angst vor dem Publikum?                   ritualisierte Reaktionen geäußert wurden, wie „Sie
    Schutzräume, wie               Nein – Angst hatte ich nicht, ich versuche selbst-        machen die Pflege schlecht“, „stellen die Mitarbeiter
    zum Beispiel beim              bewusst mit der Veröffentlichung persönlicher             pauschal an den Pranger oder unter Generalver-
    Kirchenasyl, sein              Schicksale denen eine Stimme zu geben, die keine          dacht“. Ich habe im Publikum sehr viel Nachdenk-
                                   Stimme mehr haben. Ich habe auch in Bad Boll              lichkeit, Betroffenheit, Sensibilität erlebt. Auch
    müssen.“
                                   deutlich gemacht, dass ich mich nicht als Sprecher        nach der Veranstaltung, beim Abendessen erfuhr
                                   oder Vertreter der Pflegekräfte sehe, sondern ein-        ich sehr viel freundliche Zustimmung und selbst-
                                   seitig, parteiisch und selbstverständlich auch emo­       kritische Rückmeldungen. Ich hatte auch das
                                   tional die wahren Opfer vertrete: pflegebedürftige,       Gefühl, dass die meisten Bescheid wissen und
                                   kranke, ausgelieferte, hilflose, besonders schutzbe-      einige forderten mich auf nicht aufzugeben.
                                   dürftige und sterbende Menschen. Ich muss mir
                                   übrigens diese Beispiele nicht ausdenken. Seit            Bescheid worüber?
                                   vielen Jahren erhalte ich beinahe täglich zahlreiche      Ich habe den Eindruck, dass „die Gesellschaft“ die
                                   „Hilferufe“ (E-Mails, Briefe, Anrufe) von verzweifelten   Zustände in zahlreichen Pflegeheimen, Kliniken,
                                   Pflegekräften und ohnmächtigen Angehörigen. In            aber auch in der häuslichen Pflege immer noch

18 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017
Meinung

kollektiv verdrängt. Es wissen doch (fast) alle Be-    Heime. Jedes Pflegeheim ist von Station zu Station,
scheid. Wir brauchen doch keine Medien oder „den       von Schicht zu Schicht verschieden. Es hilft auch             Kommentar:
Fussek“, damit wir erfahren, wie die Lebens- und       nichts, wenn wir verzweifelten Angehörigen er-                Welche Bilder und Vorstel­
Arbeitsbedingungen in den meisten Pflegeheimen         zählen, dass es auch gute Heime gibt, wenn diese              lun­gen laufen vor dem
sind. Wer es ehrlich wissen will, der kann sich doch   längere Wartezeiten haben oder weit entfernt sind.            geistigen Auge ab, wenn
täglich, unangemeldet zu jeder Tages- und Nacht-                                                                     Claus Fussek das Berufs-
zeit persönlich vor Ort erkundigen, wie es seinen      Stimmt es Sie aber nicht doch optimistisch, dass              umfeld von Pflege­kräften
Eltern und Angehörigen geht.                           es vorwärts geht? Der Träger verändert ja derzeit             ausschließlich mit schwar-
                                                       einiges in der Pflege, mit beispielsweise neuen               zen Farben malt? Wenn er
                                                                                                                     von „Missständen“ und
In vorbildlichen Pflegeheimen, und ich betone          Wohnformen und Unterstützung für mehr Häus-
                                                                                                                     „Menschenrechtsverlet-
noch einmal, geht es selbstverständlich auch an-       lichkeit.
                                                                                                                     zungen“ spricht? Wenn er
ders! Es gibt ein sogenanntes Frühwarnsystem: Viele    Sehr interessant finde ich die kreativen, fortschritt-
                                                                                                                     mit unser allertiefsten
Pflegekräfte, andere Mitarbeiter, kritische Angehö-    lichen Projekte der Evangelischen Heimstiftung                Ängste spielt. Und die
rige und engagierte Ehrenamtliche kümmern sich         WohnenPLUS. Allerdings benötigen wir keine                    gegenteilige Wirkung er-
und übernehmen Verantwortung für die schutzbe-         weiteren Modelle oder Studien, wir haben keinerlei            zielt, die er vermut­lich
fohlenen, alten Menschen.                              Erkenntnisprobleme mehr.                                      intendiert. Dass Pflegebe-
                                                                                                                     dürftigkeit zum Alptraum
Ute Leonie beschreibt in ihrem Brief an Herrn          Herr Fussek, Sie haben jetzt das letzte Wort:                 schlechthin wird.
Schneider ganz deutlich, dass man in der Öffent-       Ich erwarte mir von Vertretern der Kirchen, der               Ohne Frage: Diakonie hat
                                                                                                                     die Aufgabe der Anwalt-
lichkeit nur grauenhafte Bilder und Vorstellungen      Evangelischen Heimstiftung und den Pflegeein-
                                                                                                                     schaft. Aktuell in den
hat, was Pflegebedürftige im Heim erwartet. Scha-      richtungen in kirchlicher Trägerschaft, dass sie
                                                                                                                     Koalitionsverhandlungen
det man nicht dem Ansehen der Pflege, in dem           sich klar ethisch positionieren und sich selbstver-
                                                                                                                     um Prioritätensetzung in
man die Zustände immer nur einseitig darstellt?        ständlich von Menschenrechtsverletzungen in der               der Sozialpolitik. Diakonie
Ich werde sehr häufig von Seniorenclubs und            Pflege öffentlich abgrenzen und distanzieren.                 muss sich stark ma­chen,
Selbsthilfegruppen eingeladen. Ich nehme den           Kirchliche Pflegeheime müssen sich doch von                   dass Pflegeeinrichtun­gen
Vorwurf der Angst sehr ernst und frage die Anwe-       börsenorientierten Einrichtungen unterscheiden.               Orte der Beheimatung
senden. Ich stelle immer wieder fest, dass auch die    In allen kirchlichen Einrichtungen müssen palli-              und Begegnung mitten im
älteren Menschen alle Bescheid wissen, sie besu-       ative, geriatrische, pflegerische und medizinische            Quartier sind – nicht nur
chen Angehörige und Bekannte in den Einrich-           Versorgungsangebote selbstverständlich sein.                  „Schutzräume“ und „Asy-
                                                                                                                     le“. Diakonie hat Mythen
tungen. Ein älterer Mann erklärte in einer Diskus-
                                                                                                                     zu benennen, an einem
sion: „Herr Fussek, wir sind zwar alt, aber doch       Amnesty International hat vor einigen Wochen
                                                                                                                     realisti­schen Altersbild zu
nicht blöd!“ Übrigens – es sprechen sich selbstver-    in der Süddeutschen Zeitung mit einer großen
                                                                                                                     arbeiten. Dass nicht die
ständlich auch die positiven Beispiele herum!          Anzeige einen Leitsatz für die Koalitionsverhand-             „schwarze-­Schafe“-Dar­
                                                       lungen veröffentlicht: „Vieles ist verhandelbar –             stel­lung das Ventil laut-
Sie sehen in Ihrem Alltag immer nur die negati-        Menschenrechte sind es nicht“. Ich hoffe, dass                starker Empörung bedient
ven Beispiele. Gibt es Ihnen nicht Hoffnung,           damit auch die Grundrechte alter, pflegebedürf-               und geschieht, was nie-
wenn Sie sehen, dass es auch anders geht?              tiger Menschen gemeint waren. Ich erwarte von                 mand will: Problemlösung
Nicht nur in Bad Boll, sondern bei allen öffentli-     Mitarbeitern in kirchlichen Einrichtungen, dass               per Gesetz, Kontrolle und
                                                                                                                     DIN-Norm. Die bedeu-
chen Einladungen betone ich immer wieder, dass         sie für die ihnen anvertrauten Menschen Anwalts-
                                                                                                                     tendste anwaltschaftliche
es selbstverständlich auch anders geht, dass men-      funktion übernehmen, angstfrei und selbstbe-
                                                                                                                     Aufgabe der Diakonie ist
schenwürdige Pflege, auch unter den gegebenen          wusst im Sinne christlicher Nächstenliebe und
                                                                                                                     es, die Erzählperspektive
Rahmenbedingungen, möglich ist und ich dies bei        Barmherzigkeit arbeiten können und dürfen.
                                                                                                                     der Betroffenen wiederzu-
vielen Besuchen auch erleben durfte. Warum sollte                                                                    gewinnen. Erzählen aus der
ich das verschweigen? Ich kenne persönlich zahl-       Die evangelische Landesbischöfin Susanne Breit-­              Per­­­­spektive derer, die sich
reiche vorbildliche Einrichtungen, selbstbewusste,     Kessler hat bei einem unserer „Pflegestammtische“             Einrich­tungen der Diakonie
kompetente, empathische und (noch) motivierte          deutlich erklärt: „Von Christenmenschen erwarte               anvertraut haben. Erzählen
Pflegekräfte und Heimleitungen. In diesen „Leucht­     ich liebevolle, zärtliche und geduldige Begleitung,           statt Kla­gen oder Anklagen,
türmen“ (Zauberwort: „Wertschätzung“ aller Mitar­      bei Kranken bestmögliche Pflege, palliative Medi-             das wä­re eine Chance, auf
                                                                                                                     Zukunft hin das soziale
beiter) werden beispielsweise auch die Auszubil-       zin und Seelsorge – und das Schenken von Zeit
                                                                                                                     Klima anzuwärmen.
denden begleitet, „gepflegt“ und nicht ausgebeutet.    und Nähe!“
                                                                                                                     Dr. Thomas Mäule, Pfarrer
Es gibt nicht „die“ guten oder „die“ schlechten

                                                                                                                „Aus der Heimstiftung“ 2/2017 19
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