Die Sprache der Objekte - Kulturelles Erbe bewahren, erforschen und vermitteln - Hausfragen
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1 Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Materielle Kultur erschließen, erforschen und vermitteln 4 Unsere materielle Kultur – warum es so wichtig ist, sie zu fördern von Friederike Fless......................................... 7 Die Sprache der Objekte 9 Neue theoretische Ansätze ................................................................................................................................................ 10 Digitale Methoden und Neue Medien ............................................................................................................................. 14 Naturwissenschaftliche Methoden .................................................................................................................................. 18 Öffentlichkeitswirksamkeit ............................................................................................................................................... 22 Museen als Kooperationspartner ..................................................................................................................................... 26 Internationalisierung .......................................................................................................................................................... 30 Forschende Museen 35 Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft ...................................................................................................... 36 Weitere Förderschwerpunkte 43 Allianz für universitäre Sammlungen .............................................................................................................................. 44 eHeritage – Digitalisierung des kulturellen Erbes ........................................................................................................ 46 Kleine Fächer – große Potenziale ..................................................................................................................................... 47 Innovative Einzelprojekte .................................................................................................................................................. 48 Standpunkte 51 Zur Sache – über Dinge in den Geistes- und Sozialwissenschaften von Till Förster............................................... 52 Unsere Sorgen – über Herausforderungen beim Sammeln von Ulrich Raulff ......................................................... 53 Digitale Methoden – wichtige Ergänzung zu traditionellen Arbeitsweisen in den Geistes- und Sozialwissenschaften – ein Interview mit Wolfram Horstmann ........................................................................ 54 Die Zusammenarbeit von Hochschulen, Sammlungen und Museen – ein Gewinn für alle – ein Interview mit Frank D. Steinheimer......................................................................................................................... 55 Ihre Ansprechpartner 56 Impressum 57
2 DIE Sprache der Objekte 3 Vorwort Was kann uns ein zweitausend Jahre altes Trinkgefäß erzählen? Es gibt uns einen Einblick in das Alltagsleben und die kulturellen Errungenschaften der Menschen in der damaligen Zeit. Ein bedeutender Teil unseres kulturellen Erbes wird in Museen, Archiven und Sammlungen aufbewahrt. Damit die Objekte dort nicht verstauben, son- dern den Wissenshorizont der Menschen erweitern, brauchen wir engagierte Geistes- und Kulturwissenschaftler, die die Bestände erschließen, zugänglich machen und verständlich aufbereiten. Die Geistes- und Kulturwissenschaften helfen uns, kulturelle Systeme und Ordnungen zu verstehen, gesellschaftliche Zusammenhänge zu durchdringen und historische Entwicklungen und Umbrüche zu analysieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt sie dabei. Mit dem Rahmenprogramm für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften stärken wir die Perspektive auf die Materialität von Kultur mit verschiedenen Förderaktivitäten. Das Spektrum reicht von der institutionellen Förderung der acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bis zur Projektförderung von Sammlungen an Universitäten. Letztere werden dabei unterstützt, ihre Bestände zu erschließen und für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Der Beitrag der sogenannten Kleinen Fächer ist dabei von erheblicher Bedeutung. Ein wichtiges neues Aufgabenfeld ist die Digitalisierung von Sammlungsbe- ständen. Sie eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten der kulturellen und wissenschaftlichen Nutzung der Sammlungen. Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick über unser breites Förder- spektrum im Bereich der Forschung zur materiellen Kultur und stellt die- se erstmals gebündelt dar. Außerdem kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Wort, die an Hochschulen, Museen, Archiven und anderen Forschungseinrichtungen die vielfältige „Sprache der Objekte“ erforschen. Ich wünsche Ihnen interessante Einsichten in einen sehr lebendigen, interdiszi- plinären und anschaulichen Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften. Prof. Dr. Johanna Wanka Fischfigur vom Stamm der Apalai-Wayana aus der Sammlung M. Rauschert (Bonner Bundesministerin für Bildung und Forschung Altamerika-Sammlung).
4 DIE Sprache der Objekte �������������������������������������������������������� 5 Materielle Kultur erschließen, erforschen Allianz für universitäre Sammlungen und vermitteln Der Wissenschaftsrat hat 2011 darauf aufmerksam gemacht, dass an deutschen Hochschulen teilweise einzigartige Sammlungen brachliegen und von der Wissenschaft nicht genutzt werden können. Deshalb unterstützt das BMBF diese Sammlungen seit 2012 in Der Mensch umgibt sich seit jeher mit Dingen, die er gende Sammlungen in den Bereichen ihrem Bemühen, gemeinsame Standards und dringend herstellt, um sie in den verschiedensten Kontexten zu Naturkunde sowie Kunst-, Kultur- erforderliche Kooperationsstrukturen aufzubauen. Die verwenden. Seien es Gegenstände der Alltagskultur, der und Technikgeschichte, sie sind auch Bekanntmachung „Vernetzen – Erschließen – Forschen. Kunst, Religion, Wissenschaft, Medizin oder Architek- national bedeutende Forschungsinsti- Allianz für universitäre Sammlungen“ (2015) stellt tur – die Fülle der materiellen Kultur spiegelt die Fülle tutionen (siehe S. 35 bis 41). darüber hinaus Projektmittel in Höhe von circa 8,9 Mio. vergangener wie gegenwärtiger menschlicher Gesell- Euro zur Verfügung, um die Hochschulen in die Lage schaften. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Disziplinen und Institutionen zu versetzen, ihre Sammlungen gemeinsam mit inner- unzählige materielle Zeugnisse menschlichen Tuns er- vernetzen und außeruniversitären sowie musealen Partnern halten. Dieses kulturelle Erbe gilt es zu erforschen, weil Neben der langfristig ausgerichteten exemplarisch für Forschung und Lehre aufzuarbeiten. sich in Artefakten komplexe gesellschaftliche, kulturelle institutionellen Förderung der For- (siehe S. 44–45). und wirtschaftliche Zusammenhänge materiell verdich- schungsmuseen der Leibniz-Gemein- ten. Indem sie die Spuren ihres Entstehens und ihrer schaft setzt das BMBF auf die zumeist Kleine Fächer – große Potenziale Verwendung in sich tragen und kulturelle Zuschreibun- auf drei Jahre angelegte Projektför- Etwa ein Viertel der an den sammlungsbezogenen gen spiegeln, können sie als wissenschaftliche Quellen derung. Kennzeichen der BMBF- Verbundvorhaben beteiligten Disziplinen können den genutzt und somit zum „Reden“ gebracht werden, um Projektförderung sind zum einen die sogenannten Kleinen Fächern zugerechnet werden. Geschichte und Gegenwart besser zu verstehen oder neu Arbeit in Forschungsverbünden mit Diese Fächer beschäftigen sich besonders häufig mit zu deuten. mehreren Kooperationspartnern und Objekten des kulturellen Erbes, zum Beispiel die zum anderen die Interdisziplinarität Ägyptologie, die Ostasiatische Kunstgeschichte oder Die Museen, Archive, Hochschulen und Bibliotheken in der Projekte. Beides zielt auf eine Ver- die Europäische Ethnologie. Diese Disziplinen sind in Deutschland verfügen über einen immensen Bestand netzung zwischen Museen, Archiven, Forschungsverbünden unverzichtbare Partner, weil an materiellen Kulturgütern: von künstlerischen und Hochschulen und Forschungsinstitu- sie sehr spezifische Kompetenzen einbringen. Um die ethnologischen Artefakten über wissenschafts- und ten sowie zwischen den unterschied- Kleinen Fächer weiter zu stärken, hat das BMBF 2016 medizinhistorische Gegenstände bis hin zu Objekten lichen Fächern. erstmals die Bekanntmachung „Kleine Fächer – Große der Natur- und Technikgeschichte. Das BMBF trägt Potenziale“ veröffentlicht, die Nachwuchswissenschaft- gezielt dazu bei, dass diese vielfältigen Sammlungs- Die Erforschung der vom Menschen lerinnen und -wissenschaftler dabei unterstützen soll, bestände erschlossen und erforscht werden. Seit der geschaffenen Dingwelten erfordert Forschungsvorhaben innerhalb dieser wichtigen, aber „Freiraum-Initiative“, 2007 im Jahr der Geisteswis- die Zusammenarbeit verschiedener oft bestandsgefährdeten Fachdisziplinen zu realisieren senschaften gestartet, hat das BMBF mehrere Förder- Disziplinen und möglichst auch (siehe S. 47). bekanntmachungen auf den Weg gebracht, um die verschiedener Institutionen. So sammlungsbezogene Forschung zu stärken. Über haben Fachwissenschaftlerinnen und Sammlungen als (digitale) Infrastrukturen Birgit Schorer und Maxime Rageot vom Projekt BEFIM bei der Entnahme von Proben im 44 Mio. Euro wurden seither in entsprechende Projekt- -wissenschaftler an den Museen in Archiv des Landesmuseums Württemberg. Wissenschaftliche Sammlungen sind Infrastrukturen vorhaben investiert. Auf diese Weise konnte in den letz- der Regel eine größere Nähe zu Sammlungs- für die Forschung. Um ihr Funktionieren zu gewähr- ten zehn Jahren ein neuer BMBF-Förderschwerpunkt objekten als jene, die vor allem theoriegetrieben an Hinzu kommen innovative Projekte wie der For- leisten, müssen sie wissenschaftlich erschlossen wer- im Bereich der Material Culture Studies entwickelt einer Universität forschen. Beide Expertisen gehören schungsverbund Marbach-Weimar-Wolfenbüttel, den. Das gilt für die Lagerung, Pflege, Konservierung werden, der die Förderlandschaft in Deutschland sicht- zusammen und sollen möglichst durch andere diszi- der Forschungsaktivitäten von drei herausragenden und Zugänglichkeit der konkreten Objekte sowie für bar und nachhaltig bereichert hat. plinäre Sichtweisen ergänzt werden, um zu neuen Einrichtungen des deutschen Kulturerbes bündelt, die Pflege der Katalogdaten. Da der Zugriff auf wissen- und überraschenden Erkenntnissen zu gelangen. ein Forschungsprojekt zu Alexander von Humboldts schaftliche Quellen zunehmend auf digitalem Wege Seit 2009 ist das BMBF zudem für die acht Forschungs- Mit dem Programm „Die Sprache der Objekte. Mate- amerikanischen Reisetagebüchern, das auch Aspekte erfolgt, stehen auch die Museen und Sammlungen vor museen der Leibniz-Gemeinschaft zuständig. Der rielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwick- der Materialität der Tagebücher berücksichtigt, sowie neuen Herausforderungen. Mit der Digitalisierung Bund beteiligt sich an der dauerhaften institutionellen lungen“, in dem aktuell 24 Verbundprojekte gefördert ein Verbundprojekt zu dem Kunsthistoriker Aby War- verbinden sich aber auch große Chancen für die For- Förderung dieser Museen mit 50 Prozent des jeweili- werden, soll die Vernetzung der Disziplinen und burg, das interdisziplinäre Bild- und Ideengeschichte schung, denn sie ermöglicht neue Forschungszugänge gen Forschungsetats. Die Forschungsmuseen verfügen Institutionen weiter vorangetrieben werden (siehe in einem internationalen Umfeld betreibt (siehe S. 48 und bietet den Museen die Möglichkeit, ihre Sammlun- nicht nur über national sowie international herausra- S. 9 bis 33). bis 49). gen über das Internet bekannt zu machen. Deshalb hat
6 DIE Sprache der Objekte �������������������������������������������������������� 7 gefördert, sondern anteilig auch Ausstel- Unsere materielle Kultur – warum es so wichtig ist, lungen als museumsspezifische Form des sie zu fördern – ein Statement von Friederike Fless Transfers von Forschungsergebnissen in eine breitere Öffentlichkeit. Kulturelles Erbe braucht starke Vor 3,3 Millionen Jahren setzt Deutschland verfügt in Förderer die Produktion von Werkzeu- bestimmten Disziplinen wie Das kulturelle Erbe in der Bundesrepublik gen ein. Damit beginnt eine der Archäologie über eine Deutschland kann in seiner Vielfalt und zunächst langsame Ent- lange Tradition und Erfah- Einzigartigkeit nur dann umfassend erhal- wicklung, die im Verlauf der rung in der Erforschung der ten, erforscht und vermittelt werden, wenn Menschheitsgeschichte jedoch materiellen Kultur sowie über sich verschiedene Förderer engagieren. zunehmend an Dynamik einmalige Sammlungen, die Zuallererst müssen die Träger von Samm- gewinnt. Heute leben wir in geradezu enzyklopädisch das lungseinrichtungen – seien es Kommune, einer Welt voller Dinge, eine Objektgedächtnis der Welt Land oder Bund – eine möglichst ausrei- Welt, in der über immer neue bewahren. Aktuell führt das chende Grundfinanzierung zur Erfüllung technologische Innovationen stärker werdende Interesse an dieser komplexen Aufgaben zur Verfügung neue Objekte hervorgebracht der materiellen Kultur dazu, stellen. Ergänzend kommen Drittmittelan- werden. Im „Internet der dass die Zusammenarbeit von gebote hinzu, die vom Bund, aber auch von Dinge“ verändert sich dabei universitärer Forschung und anderen Förderern wie der Deutschen For- der Charakter der Objekte, Museen intensiviert wird. Die Nahaufnahme eines typischen Granatzellwerks (Cloisonné), das im Projekt „Zellwerk“ schungsgemeinschaft oder den zahlreichen die selbst zu „Handelnden“ im Rahmen des Programms untersucht wurde. im Netzwerk „Kunst auf Lager“ organisier- werden. Kühlschränke werden „Die Sprache der Objekte“ ten Förderern angeboten werden. Als ein in die Lage versetzt, knap- durchgeführten Projekte lassen das BMBF dieser dringenden Zukunftsaufgabe mit der Förderer im weiten Feld des kulturellen Erbes steht das per werdende Lebensmittel dies ebenso wie das breite Bekanntmachung „eHeritage“ (2016) ein eigenes För- BMBF im Austausch mit diesen und anderen Geldge- nachzubestellen, oder defekte Spektrum der Fragestellungen derprogramm gewidmet, das Sammlungen unterstützt, bern, um auch in Zukunft koordiniert und effektiv die Geräte, einen Servicetechniker und beteiligten Disziplinen und Digitalisierungskonzepte zu erarbeiten und konkrete wissenschaftliche sowie öffentliche Nutzung materiel- zu bestellen. In einer Situa- Einrichtungen erkennen. Es Digitalisierungsmaßnahmen zu realisieren (siehe S. 46). ler Kulturgüter sicherzustellen. tion, in der eine Virtualisierung müssen aber noch viele weitere Keramikkrug aus Alt-Samarkand (siehe Projekt Khurasan). von Realität stattfindet, in der Projekte durchgeführt werden, Von der Forschung zur Vermittlung Mehr zu „Kunst auf Lager. Bündnis zur Erschließung und Objekte beginnen, scheinbar damit die große Kompetenz in Objektbezogene Forschung ist zumeist anschaulich Sicherung von Museumsdepots“ selbstständig zu handeln, und der Mensch einer Flut von Deutschland auch für die Bewältigung aktueller Heraus- und eignet sich damit hervorragend, einem breiteren → www.kunst-auf-lager.de Objekten gegenübersteht, stellt sich in ganz neuer Form forderungen in einer Welt voller Dinge wirksam werden Publikum vermittelt zu werden. An den Museen wer- die Frage: Was machen die Objekte mit den Menschen? kann. den im Rahmen von Ausstellungen Forschungsergeb- nisse zu Bildungserlebnissen aufbereitet, Museen sind Anders als Bilder und Texte prägt die materielle Kul- deshalb wichtige Orte des außerschuli- tur alle Bereiche des menschlichen Lebens. Menschen Friederike Fless schen Lernens. Dieses spezifische Poten- schaffen Objekte und werden von diesen wiederum in Die Klassische Archäologin zial der Museen gilt es, weiter zu entfalten. Das BMBF-Rahmenprogramm ihrem Handeln geprägt. In Objekten materialisieren sich begann ihre Laufbahn am So haben sich die Forschungsmuseen Geistes-, Kultur- und Sozialwissen- Erfahrungswissen und das technologische Wissen ihrer Archäologischen Institut in der Leibniz-Gemeinschaft die Aufgabe schaften Herstellung. Sie können Ergebnis von Innovationen sein. Mainz. Nach Stationen an gestellt, als Schaufenster der Forschung Mehr zum BMBF-Rahmenprogramm Sie sind Gegenstand sozialer und ritueller Praktiken. Sie den Universitäten in Köln neue Konzepte der Wissensvermittlung Geistes-, Kultur- und Sozialwissen- prägen die Kulturen, die sie hervorbringen. Sie sind aber und Leipzig nahm sie einen zu entwickeln. Auch das BMBF trägt schaften erfahren Sie auf den Seiten auch Gegenstand kulturellen Austausches. Die Material Ruf an die Freie Universität dieser Zielsetzung Rechnung, indem mit des BMBF auf www.bmbf.de/de/ Culture Studies können diese Sprache der Objekte Berlin an. Von 2007 bis 2011 war sie Sprecherin der Bekanntmachung „Die Sprache der geistes-und-sozialwissenschaf- mit ihren vielfältigen Bezügen aufdecken und so zum des Berliner Exzellenzclusters „Topoi – The Forma- Objekte“ ein Novum in die Förderpraxis ten-152.html. Dort steht auch das Verständnis der Kulturen beitragen. Der Blick in die Ver- tion and Transformation of Space and Knowledge eingeführt wurde: Neben der Forschung komplette Rahmenprogramm zum gangenheit erlaubt es wiederum, aktuelle Entwicklun- in Ancient Civlilization“ von Freier Universität und werden nicht nur Transferaktivitäten wie Download bereit. gen zu spiegeln und materielle Kultur in ihrer heutigen Humboldt-Universität. Seit 2011 ist Fless Präsi- Tagungen, Publikationen und Webseiten globalen Vernetzung besser zu verstehen. dentin des Deutschen Archäologischen Instituts.
8 9 Die Sprache der Objekte Die materielle Kultur mit ihrer Vielfalt an Objekten bildet eine zentrale Wissensquelle über Gesellschaften: Objekte geben über Wissens- und Produktionsstrukturen Auskunft, die sich im Gegenstand verkörpern. Und sie spiegeln Wertesysteme, die ihnen eingeschrieben sind oder zugesprochen werden. Um diese Wissenspotenziale zu bergen, braucht es interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kooperationen verschiedener Institutionen, insbesondere von Museen und Hochschulen. Genau dies fördert das BMBF mit dem Programm „Sprache der Objekte“. Ein Publikumsmagnet: Der Brachiosaurus brancai im Sauriersaal des Museums für Naturkunde Berlin.
10 DIE Sprache der Objekte Neue theoretische Ansätze 11 Neue theoretische Ansätze FARBAKS – die Sprache der Farbe Pflegedinge – drei Fragen an im Wandel der Jahrhunderte Projektleiter Andreas Kruse Pflegedinge – die Bedeutung Das Projekt nimmt diese Dinge der Pflege in den Blick: Farbe ist ein omnipräsentes, sinnliches Medium, das in von Objekten in Geschichte und vom Einmalhandschuh bis zu assistiven Technologien Sprechen Objekte? Wenn ja, wie kann ihre einer zunehmend bunter werdenden Welt in zahlrei- wie Notfallsystemen im Krankenhaus um 1900 oder Sprache verstanden werden? che Lebensbereiche Einzug gehalten hat. Das Projekt gegenwärtiger Praxis der Pflege in der Wohnung eines pflegebedürftigen Menschen Die Analyse von Diskursen, also des Sprechens FARBAKS erforscht im interdisziplinären Verbund die der Gegenwart. Untersucht wird, welche Bedeutung über Dinge, ist essenziell. Folgen wir den Farb-Licht-Entwicklung seit 1800 und den fundamen- Dinge spielten und spielen in der alltäglichen Pflege den verwendeten Objekten bei der Pflege zukommt Material Culture Studies, also den Forschun- talen Wandel, den diese seit Beginn der Industrialisie- von Menschen mit Behinderungen und Krankheit eine und wie sich die Nutzung dieser Dinge gewandelt hat. gen zur materiellen Kultur, so ist insbesondere ein sinnlicher, rung durch neue Produktions- und Anwendungsfor- große Rolle – seien es der Schnabelbecher oder innova- Ziel ist es, den Anteil der Dinge an der Pflege sichtbar haptischer Zugang angemessen, um Dinge – verstanden als men, durch theoretisch-wissenschaftliche Diskurse tive Technologien zur Unterstützung eines Lebens zu zu machen und zu erforschen, wie sich das Wissen der dreidimensionale materiale Gebilde – zu begreifen. Aus der und durch gesellschaftliche und kulturelle Bedeu- Hause. In solchen Pflegedingen drücken sich pflegeri- Pflege in diese Dinge einschreibt – sowohl in pfle- Materialität folgt ein bestimmter praktischer Umgang des tungszuweisungen durchlaufen hat. sche, medizinische und alltagsweltliche Wissensstände gerischen Tätigkeiten als auch in wissenschaftlichen Menschen mit den Objekten. Die Analyse von Dingen umfasst aus. Sie stellen im Zusammenspiel mit dem Menschen Sammlungen. Wie also strukturieren Objekte mögli- aus unserer Perspektive diese leibliche Erfahrungsdimension, Expertinnen und Experten aus den Geistes-, Kunst- Pflege her. cherweise die Pflegearbeit? die daraus resultierende praktische Handhabung der Dinge und Sozialwissenschaften sowie wissenschafts- und und Diskurse über die Dinge. technologiegeschichtlichen Disziplinen nehmen auf der Grundlage neuester Entwicklungen in der Ob- Inwiefern materialisieren oder spiegeln Objekte jekt-, Materialitäts- und Wahrnehmungsforschung die soziale und kulturelle Prozesse? Wir gehen davon aus, dass sich in Objekten Werte, Normen, soziale Ordnungen oder kulturelle Prozesse ausdrücken. Das lässt sich z.B. am sogenannten Blindthermometer zeigen. Dieses Objekt fand Anfang des 20. Jahrhunderts in Sanatorien bei Tuberkulosepatienten Verwendung: Am Glasgehäuse des Quecksilberthermometers war keine Temperaturskala ange- bracht, sodass der Fieberwert erst abgelesen werden konnte, wenn das Thermometer in eine mit einer Skalierung versehene Hülse eingeführt wurde. Hintergrund war die Überzeugung, dass Aufregung über den eigenen Gesundheitszustand vermie- den werden sollte. Wirken Objekte „selbsttätig“ oder ist ihre Wirkung von soziokulturellen Hintergründen abhängig? Objekte sind integrale Bestandteile sozialer Praktiken und Handlungen. Ohne sie können spezifische Tätigkeiten even- tuell gar nicht ausgeführt werden bzw. müssen auf andere Art realisiert werden. Dinge wirken also an Praktiken und Hand- lungen mit. Ziel des Projekts ist es u.a. zu untersuchen, wie sich Handlungsfähigkeit in verschiedenen Pflegesituationen zwischen Menschen und Dingen verteilt. Bei neuen „smarten“ Technologien, die für die Unterstützung älterer Menschen eingesetzt werden, gestaltet sich die Mitwirkung des Dings an der Handlungsfähigkeit des Menschen ganz anders als etwa bei einem Mundbefeuchtungsstäbchen. Hautfarben-Tafel nach Prof. Felix von Luschan von Puhl & Wagner, Rixdorf (ca. 1904/05). Scheinbar profan: Der Einmalhandschuh ist aus der Pflege nicht wegzudenken. Das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité bewahrt ihn für die Nachwelt.
12 DIE Sprache der Objekte Neue theoretische Ansätze 13 vielschichtigen Potenziale von Farbe und Licht in den Wirkung zunehmend immaterieller Farbinformatio- BIOFAKTE – Blick. Darüber hinaus erforschen sie Beständigkeit, nen auf individuelle Wahrnehmungen und kulturelle wie High-Tech- Alterung und Rückgewinnung von Farbmaterialien Codierungen an der Schnittstelle zwischen „analog“ bzw. farbigen Artefakten und thematisieren die und „digital“. Pflanzen Gesellschaft beeinflussen „Biofakte“ ist ein von der Technikphilosophin Nicole C. Karafyllis entwickelter Begriff. Es sind hybride Objekte, die wie „Klonschaf“ und „Gentomate“ die traditionelle Unterschei- dung von unbelebter Technik und lebender Natur unterlau- fen und damit immer wieder gesellschaftliche Konflikte aus- lösen. Die aktuellen Auseinan- dersetzungen um den Einsatz von Gentechnik im Agrar- und Ernährungssektor sind ein markantes Beispiel. Der Forschungsverbund BIO- Die Forschungsobjekte des Verbunds Biofakte: Tomaten, Mais, Kakao und Samen. FAKTE setzt sich mit hoch- technisch kultivierten Obst- und Gemüsesorten auseinander sowie den damit verbunde- chanismen unterliegt und wie Technik und Gesell- nen Fragen des Sortenschutzes und des Lebensmittel- schaft (z.B. Erwartungen der Konsumenten) wiederum designs. Ziel des Verbunds ist es herauszuarbeiten, in- die „Natürlichkeit“ der Dinge beeinflussen. Damit soll wieweit der scheinbar natürliche Prozess pflanzlichen auch ein besseres Verständnis aktueller Konflikte auf Wachstums technischen und sozialen Steuerungsme- dem Agrar- und Ernährungssektor erreicht werden. Während der Tagung des Projekts JuBri „Schaufenster in Jugendkulturen“ (2015). Projekte auf einen Blick JuBri – Techniken jugendlicher Bricolage: Pflegedinge – Die Pflege der Dinge: Interdisziplinäre Perspektiven auf jugend- JuBri – Jugendkulturen und Die Bedeutung von Objekten in Geschichte und kulturelle Praktiken des Umgangs mit alltagskultu- ihre alltagskulturellen Objekte gegenwärtiger Praxis der Pflege rellen Objekten In den vier thematischen Schwerpunkten der Inszenie- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität Universität Duisburg-Essen, Fachhochschule Kiel, rung von Jugendlichkeit, Gemeinsamkeit, Geschlecht Osnabrück, Universität Hildesheim, Charité – Berliner Technische Universität Dortmund, Hochschule Jugendliche Szenen haben den Ruf, moderne Gesell- und politischen Positionen werden Techniken der Medizinhistorisches Museum der Charité Magdeburg-Stendal, Archiv der Jugendkulturen e.V. schaften revolutionieren zu wollen. Dabei sind Ju- jugendlichen Bricolage aus den Perspektiven der www.pflegederdinge.de www.jugendkulturen.de/jubri.html gendkulturen weniger Brutstätten tief greifend neuer Erziehungswissenschaft, der Geschlechterforschung, Erfindungen als vielmehr Räume der Umdeutung, der Psychologie und der Soziologie untersucht. Eine FARBAKS – Farbe als Akteur und Speicher: BIOFAKTE – Die Sprache der Biofakte: Semantik und Verbindung und Umwandlung von Bestehendem. reflexiv angelegte Querschnittsstudie fragt aus kultur- Historisch-kritische Analyse der Materialität und Materialität hochtechnologisch kultivierter Pflanzen Anhand von Objekten des Archivs der Jugendkulturen wissenschaftlicher Sicht nach medialen und wissen- kulturellen Codierung von Farbe Technische Universität München, Technische Univer- untersucht der Forschungsverbund die Schaffung von schaftlichen Deutungen jugendkultureller Formen des Technische Universität Dresden, Hochschule für Bil- sität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Ludwig- (neuen) Sinnzusammenhängen in Szenen (z.B. Punks, Umgangs mit Objekten. Begleitet werden die For- dende Künste Dresden, Friedrich-Schiller-Universität Maximilians-Universität München Gamer, Metal, Skins). schungsarbeiten von zwei Ausstellungen. Jena, Technische Hochschule Köln www.biofakte.de www.farbaks.de
14 DIE Sprache der Objekte Digitale Methoden und neue Medien 15 Digitale Methoden und Neue Medien Portal – Figurenportale als Wesa – drei Fragen an Gesichter des mittelalterlichen Projektleiterin Eva-Maria Seng Kirchenbaus WeSa – was Sandstein über das Bauen in Wie verändern sich die Geistes- und Engel, die jubeln, Propheten, die schauen, Heilige, Sozialwissenschaften durch die Nutzung die lächeln. Das Projekt „Mittelalterliche Portale als vorindustrieller Zeit digitaler Methoden? Orte der Transformation“ befasst sich mit der Wir- erzählt Die Nutzung digitaler Methoden ermöglicht kung und Erhaltung von Figurenportalen gotischer neue Forschungsfragen und -zusammenhän- Kirchen. Zwei Arten von Wandlungen werden unter- Im letzten Jahrhundert gab es vor der ge, jenseits reiner Materialanhäufung. Es werden Verknüp- sucht: einerseits jene, die im Laufe der Jahrhunderte westaustralischen Küste einen spek- fungen höchst unterschiedlicher Quellengattungen und im Auge des Betrachters vorging, denn der heutige takulären Fund: das Wrack eines im Medien möglich, die neue, dynamische Prozesse deutlich Betrachter besitzt eine andere religiös inspirierte 17. Jahrhundert gesunkenen nieder- werden lassen. Perspektiven, die bisher gesondert unter- Seherfahrung als der Mensch im Mittelalter. Anderer- ländischen Handelsschiffes. An Bord sucht worden sind, lassen sich so interdisziplinär miteinan- seits werden historische Veränderungen der Portale in befand sich der vorgefertigte Bausatz der verbinden und durch die Einbeziehung der Informatik den Blick genommen, die sich durch unterschiedliche eines Portals aus 137 Sandstein-Ein- überhaupt erst einnehmen. Erhaltungszustände ergeben. Wie wirkt ein Portal, das zelteilen. Dieser Fund ist ein Beleg für eines Großteils seiner originalen Substanz beraubt die frühe Verbreitung des Wesersand- Welchen Mehrwert birgt die Nutzung digitaler Methoden wurde? Die parallele Auswertung von Portalen in Wien, steins. für die Geistes- und Sozialwissenschaften? Paris, Laon, Köln und Bamberg eröffnet die Möglich- Der Einsatz digitaler Methoden trägt in vielfacher Wei- keit, unterschiedliche Gestaltungskonzepte, ikonogra- In dem Projekt WeSa arbeiten Wis- se zur Forschung bei: Einerseits können mit ihrer Hilfe fische Systeme und Erhaltungszustände miteinander senschaftlerinnen und Wissenschaft- archivalische und immaterielle Befunde sowie die kon- zu vergleichen. Die Portale werden zunächst mit ler aus Kunst-, Kultur- und Wirt- kreten Objekte auf Übereinstimmung untersucht werden. unterschiedlichen Verfahren eingescannt, dann werden schaftsgeschichte sowie Architektur/ Andererseits machen digitale Methoden serielle Quellen skulpturale Elemente mit einem speziellen digitalen Digitale Gestaltung und Informatik für die statistische Auswertung verfügbar, sie strukturieren zusammen, um Präfabrikation, Ver- und verknüpfen Ergebnisse und erlauben unterschiedliche arbeitung, Verbreitung sowie Handel Präsentationsformen. und Verbau von Sandsteinelementen aus dem weiteren Wesergebiet seit Welche Möglichkeiten und Probleme birgt die Zusammen- der Frühen Neuzeit zu erforschen arbeit zwischen der Informatik und den Geistes- und und zu rekonstruieren. Sie wollen Sozialwissenschaften? damit das Wissen über Bauprozesse, Unterschiedliche Wissenschaftskulturen, insbesondere auch technische Innovation sowie Kultur- in begrifflicher Hinsicht, können überbrückt werden, sodass transfer und wirtschaftliche Vernet- eine fruchtbare Zusammenarbeit entsteht. Grundsätze zung im 16.–19. Jahrhundert aus geisteswissenschaftlicher Methodik und Theoriebildung wie globaler Perspektive vervollständigen. Kategorisierungen und Hierarchisierungen sollten jenseits Ausgehend von einer sehr heteroge- reiner Anwendungspragmatik auch gemeinsam diskutiert nen Quellenlage aus verschiedenen werden. Ein wünschenswertes Ziel gemeinsamer Projekte Wissensbereichen, stellt das Projekt könnte die Arbeit an einer Forschungsarchitektur sein, die mithilfe von 3D-Computermodellen zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und der und einer dynamischen Forschungs- Informatik einen geistigen Austausch während der For- datenbank Forschungstools zur Erar- schungsprozesse in Gang setzt und nicht nur Ergebnisse beitung dieses komplexen Bestandes oder Datenbestände erzeugt. bereit. Fotogrammetrische Aufnahmen am Tor der Zitadelle von Batavia im Western Australian Maritime Museum, Die Kathedrale Notre-Dame in Paris verfügt über bedeutende Figurenporta- Geraldton. le: hier das Tympanon des nördlichen Querhauses.
16 DIE Sprache der Objekte Digitale Methoden und neue Medien 17 Verfahren dreidimensional aufgenommen und mit der Zentrale Ziele des Verbundprojekts PolitCIGs – die Kulturen ursprünglichen Gesteinsoberfläche dargestellt. So ist es sind, ein digitales Lexikon von Objekt- der Zigarette und die Kulturen erstmals gelungen, die Querhausfassaden der Pariser gebrauchsgesten in der Alltagskom- Kathedrale Notre-Dame exakt aufeinander zu projizie- munikation zu erstellen, das zugleich des Politischen ren und die Baugeschichte in wesentlichen Punkten zu ein kulturelles Objektgedächtnis dar- korrigieren. stellt, sowie ein arbeitswissenschaft- Das Projekt PolitCIGs untersucht die Frage, welche liches Manual zur Gestensteuerung sozialen Leistungen und politischen Bedeutungen ein von Mensch-Maschine-Schnittstellen. zunächst so banal erscheinendes Erzeugnis wie die Dafür werden Videoaufnahmen von Zigarette während der letzten 150 Jahre erbracht und MANUACT – Hände und Gesten Gesten im traditionellen Handwerk hervorgerufen hat. Schließlich bleibt ihre Produkt(an)- im Spiegel von Arbeitsprozessen und in modernen Arbeitsprozessen sprache zwischen rasantem Aufstieg schon vor 1914 mit Software-Tools ausgewertet. In und der späteren gesundheitspolitisch motivierten Ein- und Produktgestaltung der Abschlussausstellung im Sächsi- dämmung heute noch immer gesellschaftlich wirksam. schen Industriemuseum in Chemnitz Kulturelle Objekte unterliegen Bearbeitungsprozes- werden die Ergebnisse in digitalen, Es wird untersucht, wie Kulturen des Rauchens mit sen, bei denen die menschliche Hand eine entschei- interaktiven Exponaten erfahrbar politischen Kulturen in Deutschland und Österreich dende Rolle spielt. Das Verbundprojekt MANUACT gemacht. des 20. und 21. Jahrhunderts verbunden sind. Ausge- widmet sich dem Objektgebrauch im Alltag, der hend von der Analyse der dinglichen Qualitäten wird Dokumentation und Rekonstruktion des Zusammen- das gesamte Spektrum der „Sprache der Zigarette“ im spiels von Traditionen des Objektgebrauchs, deren 20. und 21. Jahrhundert aufgefaltet – im Verhältnis Verkörperung in Gesten und der Gestaltung von Be- zu den Usancen der Konsumenten sowie den Orten dienkonzepten. Der interdisziplinäre Ansatz verbindet und Situationen des Konsums. Der Weg führt von linguistische, arbeitswissenschaftliche und künstleri- den Schützengräben des Ersten Weltkriegs über den sche Perspektiven. handels- und geschmackspolitisch motivierten Wandel von der Orient- zur American-Blend-Zigarette bis hin zur aktuellen Vorsorge- und Gesundheitspolitik. In einer Online-Ausstellung tritt die Zigarette als Ob- jekt und Akteur auf, um den Nutzern ihre Kulturen des Politischen als „große Erzählung“ sinnlich vorzuführen und begreifbar zu machen. Die ganze Welt in einer Zigarettenschach- tel: Zeitreise in vier Packungen vom Orient bis nach China (ca. 1920 bis 1960). Projekte auf einen Blick MANUACT – Hands and Objects in Language, Culture, and Technology: Manual Actions at Work- WeSa – Wesersandstein als globales Kulturgut: places between Robotics, Gesture, and Product Innovation in der Bauwirtschaft und deren Design weltweite Verbreitung in vorindustrieller Zeit Technische Universität Chemnitz, Zweckverband (16.-19. Jahrhundert) Sächsisches Industriemuseum Universität Paderborn, Technische Universität www.manuact.org Darmstadt www.uni-paderborn.de/forschungsprojekte/wesa PolitCIGs – die Kulturen der Zigarette und die Kulturen des Politischen: Zur Sprache der Pro- Portal – Mittelalterliche Figurenportale als dukte im 20. und 21. Jahrhundert Objekte der Transformation Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stiftung Histori- Otto-Friedrich-Universität Bamberg sche Museen Hamburg – Museum der Arbeit www.uni-bamberg.de/portalprojekt www.politcigs.uni-jena.de Viel Übung ist erforderlich, damit dem Töpfer das Formen leicht von der Hand geht.
18 DIE Sprache der Objekte Naturwissenschaftliche Methoden 19 Naturwissenschaftliche Methoden ISIMAT – das menschliche Abbild BEFIM – drei Fragen an in antiker und mittelalterlicher Projektleiter Philipp Wolf- Tafelmalerei BEFIM – Importschlager? Mediter- Um Funktionen und Bedeutungen der mediterra- gang Stockhammer rane Trinkgefäße bei den Kelten nen Importe zu verstehen, unternimmt das Projekt Das Tafelbild prägt bis heute unser Verständnis von umfangreiche naturwissenschaftliche Analysen von Inwiefern helfen Naturwissenschaften bei Malerei, wobei die Darstellung des Menschen seit jeher Nahrungsrückständen und Abnutzungsspuren an der Lösung von Forschungsfragen in der zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört. Die Bedeutung Vom 7. bis 5. Jahrhundert v. Chr. gelangte mediterrane importierten und einheimischen Gefäßen. Diese Er- Objektforschung? dieser Menschenbildnisse in der Antike und im Früh- Keramik wie Trinkgeschirr und Transportamphoren in gebnisse werden mit einer archäologischen Analyse der Die Naturwissenschaften – in unserem Falle mittelalter und deren Verwirklichung in der Tafelma- größerem Umfang in die Gebiete nördlich der Alpen, Gefäße verbunden. Die Untersuchung zeigt, in wel- Nahrungsrückstandsanalysen v.a. mittels Gaschromatografie- lerei sind Thema des Projekts ISIMAT. Welche Technik vor allem nach Südwestdeutschland, in die Schweiz chem – geringeren – Umfang mediterrane Gelagesitten Massenspektrometrie – erlauben, bislang unerkannte, weil wählte man für die Darstellung der menschlichen und nach Ostfrankreich. Bislang wurden diese Gefäße und der Konsum von Wein im früheisenzeitlichen molekulare und deshalb mit bloßem Auge unsichtbare Reste Haut, die sogenannten Inkarnate, um welche Wirkung als Hinweis für die Übernahme mediterraner Trink- Mitteleuropa tatsächlich verbreitet waren. Vor allem ehemaliger Nahrungsmittel in Gefäßen zu identifizieren. Die zu erzielen? Wie wurde dabei das aus der Antike tra- sitten durch die frühkeltischen Eliten angesehen. Das aber wird deutlich, dass die vormals fremden Objekte Bestimmung dieser Essensreste ermöglicht erstmals, die dierte Wissen verarbeitet? Wie spiegelt sich darin der Projekt BEFIM möchte diese Einschätzung hinterfra- auch auf eigene Weise genutzt und damit in die eigene Funktionen und Bedeutungen entsprechender Gefäße und gesellschaftliche Wandel? gen und den Wandel von Bedeutungen und Funktio- Lebenswelt übersetzt wurden. den Wandel ihrer Nutzung zu verstehen, über die bislang nur nen im interkulturellen Austausch untersuchen. anhand der jeweiligen Gefäßform spekuliert werden konnte. Welche Möglichkeiten bzw. Grenzen birgt die Zusammen- arbeit zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften und naturwissenschaftlichen Disziplinen? Die Potenziale einer solchen interdisziplinären Zusammen- arbeit sind enorm und bergen kaum Gefahren, solange ein permanenter Dialog zwischen beiden Partnern besteht und die Möglichkeiten und Risiken des jeweiligen Ansatzes und der entsprechenden Methodik offen und ehrlich thematisiert werden. Für BEFIM bedeutet dies, dass die Archäologinnen und Archäologen verstehen müssen, welche Lebensmittel überhaupt mit welcher Wahrscheinlichkeit mittels der Nahrungsrückstandsanalysen nachgewiesen werden können und wie Umnutzungen und Kontaminationen die erzielten Ergebnisse beeinflussen können. Die Naturwissenschaftle- rinnen und -wissenschaftler lernen ihrerseits, wie sehr der archäologische Kontext, von der Grabungstechnik bis hin zur Befundqualität, von vornherein die weitere Aussagekraft der erzielten naturwissenschaftlichen Ergebnisse einschränkt. Wie gestalten sich entsprechende Kooperationen, wer steuert dabei die Forschungsfragen? Die Verbundpartner stehen in einem ständigen Austausch – von der Auswahl der zu beprobenden Objekte über die Reali- sierung der invasiven Beprobung bis hin zur Auswertung der in der Gaschromatografie-Massenspektrometrie gewonnenen Ergebnisse. Gemeinsam werden die aus archäologischer bzw. naturwissenschaftlicher Perspektive denkbaren Lebensmittel (z.B. Trauben- oder sonstiger Obstwein, Met oder Honig etc.) diskutiert und räumlich und zeitlich eingeordnet. Madonna del Monasterium Tempuli, 6. Jahrhundert, Chiesa di Santa Maria del Rosario a Monta Mario, Rom. Trinkgefäße im Archiv des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart.
20 DIE Sprache der Objekte Naturwissenschaftliche Methoden 21 Um zu erfahren, welche Maltechniken jeweils für Röntgenfluoreszenzanalyse und Rasterelektronen- Hildesheim – Innovation Inkarnate genutzt wurden – z.B. sogenannte Ei-Tem- mikroskopie analysiert, Bindemittel mittels Gas- und Tradition in Kirche pera oder frühe Öltechniken –, untersucht das Projekt chromatografie-Massenspektrometrie und Amino- etwa Tafelbilder im Katharinenkloster auf dem Sinai, säureanalyse. Die Ergebnisse der Untersuchungen und Kloster frühe Madonnenbilder in Rom und mittelalterliche werden u.a. durch eine umfangreiche Bilddatenbank Tafelbilder der Toskana. Farbmittel werden durch im Internet vorgestellt. Das Gebäude von Dom und Klosterkirche St. Michaelis in Hildesheim, seit 1985 UNESCO-Weltkulturerbe, und deren Ausstattung mit Bronzegüssen, Emaille- Silk Road Fashion – und Metallarbeiten sowie Wandfresken was Kleider über Kultur und bilden ein europaweit einzigartiges Ensemble. Seine künstlerische und Gesellschaft aussagen liturgische Bedeutung wird nun interdis- ziplinär von Wissenschaftlerinnen und „Kleider machen Leute“, denn sie werden Wissenschaftlern aus Kunstgeschichte wahrgenommen, noch bevor das erste Wort und Geschichte, Montanarchäologie, Me- gesprochen ist. Sie sind Ausdruck von Lebens- tallurgie sowie Textilkunde erforscht. art und Denkweise, Zeichen von Zusammen- schluss oder Absonderung. Das Projekt „Silk Ziel der chemischen und metallurgischen Road Fashion“ widmet sich diesem Thema Untersuchungen ist es, Auskünfte über und untersucht bis zu dreitausend Jahre alte die Herkunft der Werkstoffe und den Textilien, die in China geborgen wurden und Entstehungsprozess der Kunstgegenstän- die sich durch extreme Trockenheit außerge- de zu erlangen. Ergebnisse montanar- Reliquiar mit Bergkristall (Hildesheim, um 1180) – heute im Dommuseum Hildesheim ausgestellt. wöhnlich gut erhalten haben. chäologischer Analysen erlauben Aussagen zur Herkunft von Metallerzen. Metallurgische Analy- tungsprozesse, etwa bei der Herstellung von Emaille. Mit verschiedenen naturwissenschaftlichen sen helfen, die Zusammensetzung der verarbeiteten Die Resultate des Projekts sollen modellbildend für Methoden werden Alter, Materialeigen- Legierungen zu klären. Schonende chemische Unter- ähnliche Überlieferungssituationen mittelalterlicher schaften und Herstellungsverfahren dieser suchungsmethoden geben Aufschluss über Verarbei- Kunst und Kultur sein. Kleidungsstücke aus organischem Material ermittelt. Mithilfe der Radiokarbonmethode werden die Kleidungsfunde zum ersten Mal direkt und zuverlässig datiert. Im Unter- Projekte auf einen Blick Silk Road Fashion – Kleidung als Kommunikations- schied zu bisherigen Verfahren liefert diese mittel im 1. Jahrtausend v. Chr. in Ostzentralasien Methode präzise Altersangaben, die für die Deutsches Archäologisches Institut, Landesamt für gesamte Kulturgeschichte Zentralasiens BEFIM – Bedeutungen und Funktionen mediterraner Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – bahnbrechend sind. Mit DNA-Studien konn- Importe im früheisenzeitlichen Mitteleuropa Landesmuseum für Vorgeschichte, Martin-Luther- ten die Arten von Tieren bestimmt werden, Ludwig-Maximillians-Universität München, Eberhard Universität Halle-Wittenberg, Berlin-Brandenburgi- deren Häute für die Fertigung von Mänteln Karls Universität Tübingen; Landesamt für Denkmal- sche Akademie der Wissenschaften, Freie Universität und Köchern verwendet wurden. Neu ist pflege Stuttgart, Landesmuseum Württemberg Berlin die Erkenntnis, dass es sich um Haustiere www.befim.de http://bridging-eurasia.org/de/node/295 handelte und dass die heute in dieser Region gehaltenen Schafe und Ziegen mit denen vor ISIMAT – Inkarnat und Signifikanz: Das mensch- Hildesheim – Innovation und Tradition: Objekte und 2800–2500 Jahren genetisch eng verwandt liche Abbild in der Tafelmalerei von 200 bis 1250 im Eliten in Hildesheim, 1130–1250 sind. Mittelmeerraum Universität Osnabrück, Christian-Albrechts-Universi- Technische Universität München, Zentralinstitut für tät zu Kiel, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Kunstgeschichte München, Doerner Institut – Bonn, Universität Potsdam, Bistum Hildesheim – Die Wollhose vom chinesischen Fundplatz Yanghai, Turfan, ist circa 3.000 Jahre alt. Bayerische Staatsgemäldesammlungen Dom-Museum Hildesheim www.zikg.eu/projekte/projekte-zi/isimat http://objekte-und-eliten.de
22 DIE Sprache der Objekte Öffentlichkeitswirksamkeit 23 Öffentlichkeitswirksamkeit MobiWe – Mobile Welten. WDWM – drei Fragen Zur Migration von Dingen in trans- an Projektleiter Hans- kulturellen Gesellschaften WDWM – wie werden Rudolf Meier Bauten zu Denkmälern? Unzählige Dinge wandern über den Erdball, in Form Was ist das Besondere an der Objekt- von Handelsware oder im Gepäck von Touristinnen forschung – auch im Vergleich zu anderen und Touristen oder Migrantinnen und Migranten. Die größten Objekte, die uns alltäg- Themengebieten der Geistes- und Sozial- Im Verlauf dieser Wanderbewegungen kann sich die lich begegnen, sind Bauwerke. Durch wissenschaften? Bedeutung der Dinge, aber auch ihre Gestalt verän- ihre Form und Symbolik, aber auch Die Objektforschung hat gegenüber anderen Ansätzen der dern. Auf der Ebene der materiellen Kultur offenbart ihre Materialität kommunizieren Geistes- und Sozialwissenschaften den Vorteil, sich mit sich somit eine gesellschaftliche Realität, die im sie mit Nutzern, Betrachtern und sinnlich erfahrbaren Dingen zu beschäftigen. Das erleichtert öffentlichen Bewusstsein vielfach vernachlässigt oder Passanten. Ein kleiner Teil der Bauten es, einer breiten Öffentlichkeit das Forschungsinteresse gar verdrängt wird: Seit jeher leben wir in transkultu- wird als erhaltenswert erkannt und zu erklären. Es ist evident, dass unser Forschungsfeld, die rellen Gesellschaften, die Versatzstücke unterschied- zu Denkmälern erklärt. Wie aber Denkmalforschung, größere öffentliche Beachtung findet lichster Herkunft in sich vereinen. Das Projekt „Mo- werden Bauten zu Denkmälern, mit und sehr viel stärker in gesellschaftliche Aushandlungspro- bile Welten“ geht diesen vielfältigen Vermischungs- welchen Begründungen gelangen sie zesse eingebunden ist als andere Bereiche der Architektur- und Verflechtungsprozessen nach und lässt sich dabei auf die Denkmallisten? Das Projekt und Kunstgeschichte. sowohl von der Sammlung des Museums für Kunst WDWM geht dieser Frage anhand und Gewerbe Hamburg als auch an den gegenwärti- von Bauwerken aus den Jahrzehnten Welche Strategien bezüglich Anwendungsnutzen gen bundesdeutschen Dingkulturen inspirieren. zwischen 1960 und 1980 nach, die den und Öffentlichkeitswirksamkeit sind für die öffentlichen Raum bis heute prägen. Objektforschung sinnvoll? Dazu ist ein Blick über den akademischen Tellerrand Es untersucht, welche Arten von Bau- Auch dazu ist an die Vorteile zu erinnern, sich mit sinnlich hinaus erforderlich. Neben Expertinnen und Experten ten für unterschiedliche Wertvorstel- erfahrbaren Dingen zu beschäftigen. Die Fragen, die man an lungen einer Gesellschaft als Denk- diese stellt, die Zuschreibungen, die damit verbunden sind, mal von Bedeutung sein können. sind Aspekte, die vergleichsweise einfach erfolgreich zu vermitteln sind. Die Bauten werden direkt vor Ort, aber auch mithilfe von Plänen, Besteht die Gefahr, dass sich geistes- und Modellen und anderen Archivalien sozialwissenschaftliche Forschung nur noch als aus Architektursammlungen er- Mittel zum Zweck von Anwendungsnutzen und forscht. Das Projekt entwickelt eine Öffentlichkeitswirksamkeit versteht? Ausstellung, die Bewertungsprozesse Es ist momentan wohl noch weniger die Gefahr, dass sie des spätmodernen Architekturerbes sich selber so versteht, als dass die Gesellschaft die Geistes- anschaulich macht. Die Ausstellung und Sozialwissenschaften darauf reduziert. Diese Gefahr findet nicht in einem herkömmli- besteht tatsächlich. Gegenwärtig scheint der Orientierungs- chen Museum statt, sondern in zwei bedarf in der Gesellschaft und bei den Menschen besonders Gebäuden, an denen sich exempla- groß zu sein, zugleich hat der Verwertungsdruck den risch fragen lässt: Worin besteht die Wissenschaftsbetrieb erreicht. Hinzu kommt verstärkter besondere Bedeutung dieser Bauten? politischer Druck, wenn mancherorts offen gegen eine Mit welchen Methoden bewertet sie nationale Mythen hinterfragende kritische Geschichts- die Denkmalpflege? wissenschaft vorgegangen wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen sich verstärkt bemühen, den Freiraum zur nicht unmittelbar anwendungsorientierten Forschung zu verteidigen. Gebäude im Wohnviertel Intervento IACP – Tor Sapienza in Rom, errichtet zwischen 1975 und 1979 Das Projekt MobiWe bezieht auch Schülerinnen und Schüler einer Hamburger nach Plänen des Architekten Alberto Gatti. Schule ein.
24 DIE Sprache der Objekte Öffentlichkeitswirksamkeit 25 aus Wissenschaft und Kunst werden daher unter- Objekte entstehen. Das Projekt untersucht, wie sich OMedeR – wie Objekte neues inhaltet Achtsamkeit in Bezug auf die Wirkung eigener schiedliche Expertinnen und Experten des transkultu- Handwerkerinnen und Handwerker Wissen aneignen, Denken anregen können Aktivitäten. Wer reflexiv ist, spielt Alternativen durch, rellen Alltags, darunter auch Hamburger Schülerinnen es erhalten und vermitteln und wie es zu Innovatio- schätzt das Neue, Andere, Abweichende und neigt nicht und Schüler, in die Forschung eingebunden. Während nen kommt. Gegenstand der Untersuchungen sind zum Verabsolutieren seiner eigenen Position. Grund- der gesamten Laufzeit werden die Forschungsfragen Betriebe des Orgel- und Lehmbaus, die heute noch Reflexivität ist eine zentrale Fähigkeit von Menschen. annahme des Projekts ist, dass Objekte – insbesondere und -ergebnisse in einer Ausstellung, die den Lernpro- traditionelles (Erfahrungs-)Wissen nutzen und es für Sie beschreibt die Offenheit gegenüber Informationen, wenn sie in ungewohnten Kontexten auftauchen oder zess abbildet und sich daher verändert, zur Debatte moderne Produkte anwenden. Wissen und Rückmeldungen aus der Umwelt und be- in ihrer Bedeutung erst entschlüsselt werden müssen gestellt. – neue Zugänge, Sichtweisen und Erkennt- Anhand von Objekten und Gewerken und unter nisse vermitteln können. Einbeziehung von Könnern erforscht das Projekt die OMAHETI – traditionelles Handwerk Entstehungsweisen, Ausbildungsformate und Überlie- In Workshops wird untersucht, wie diese als Schöpfer von Innovation ferungsformen handwerklicher Praxis und dokumen- Verfremdung von Dingen reflexive Prozes- tiert diese. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Aus- se auszulösen vermag. Wenn diese Prozes- und Weiterbildung sowie dem handwerkseigenen se neue Zugänge öffnen, andere Sichtwei- Handwerksobjekte zeugen von den Fähigkeiten und Gefüge aus Verbänden, Netzwerken und Traditionen. sen vermitteln, Distanz zur gewohnten Fertigkeiten der Personen, die sie geschaffen haben. Die Ergebnisse werden für die handwerkliche Aus- Routine ermöglichen, dann werden Aus der Auseinandersetzung mit dem überlieferten und Weiterbildung von Nutzen sein. Lehrfilme zu Objekte zu Mittlern der Reflexivität. Wissen, das durch die Nachahmung von Handgriffen Handwerkskönnen, Lehrmodule sowie eine Ausstel- und im Umgang mit Materialien entsteht, resultieren lung sollen erarbeitet werden. Das Projekt entwickelt eine Methode, wie nicht nur althergebrachte Formen: Wissen und Kön- Objekte systematisch für Distanzierungs- nen sind auch ein Ausgangspunkt, damit innovative prozesse eingesetzt werden können und das Einnehmen neuer Perspektiven damit letztlich problemlösendes Handeln för- dert. Einsatzmöglichkeiten sind etwa im Rahmen von Unternehmensberatungen, für Workshop- und Seminarformate, für die Konzeption von Ausstellungen und in Die Wirkung von Objekten hängt auch von ihrer Anordnung ab – dies wird im Projekt OMedeR pädagogischen Kontexten denkbar. getestet. Projekte auf einen Blick OMAHETI – Objekte der Könner: Materialisierun- gen handwerklichen Erfahrungswissens zwischen Tradition und Innovation WDWM – Welche Denkmale welcher Moderne? Georg-August-Universität Göttingen, Volkswirtschaft- Erfassen, Bewerten und Kommunizieren des liches Institut für Mittelstand und Handwerk an der baulichen Erbes der 2. Hälfte des 20. Jh. Universität Göttingen e.V., Forschungsinstitut für Be- Bauhaus-Universität Weimar, Technische Universität rufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln Dortmund www.uni-goettingen.de/de/506427.html http://welchedenkmale.info/wdwm OMedeR – Objekte als Medien der Reflexivität: MobiWe – Mobile Welten: Zur Migration von Dingen Neue „materialistische“ Perspektiven auf das Feld in transkulturellen Gesellschaften der Innovation und ihre sozialen Kontexte Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Johann Zeppelin Universität gemeinnützige GmbH, Univer- Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, sität der Künste Berlin, jambit GmbH – I+ Innovation Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Consulting www.mobile-welten.org http://omeder.de Pfeifenreihen in einer Orgel von Conrad Euler in der Kirche von Oedelsheim (ca. 1850).
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