Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
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Liebe Kolleginnen und Kollegen Das Departement Klinische Forschung (DKF) Weitere Höhepunkte haben uns durch das blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück. vergangene Jahr begleitet: Den Auftakt bil- Forschende am DKF haben neben zahlreichen dete wie immer der Tag der Klinischen For- Auszeichnungen, Preisen und hochrangigen schung mit beeindruckenden Beiträgen aus Publikationen wiederum eine Reihe von Zu- den verschiedenen klinischen Forschungs- sprachen für kompetitive Forschungsprojek- disziplinen. Im Sommer folgte das Sympo- te nach Basel geholt. Hervorzuheben ist der sium der Swiss Clinical Trial Organisation Doppelerfolg bei dem neuen Programm des anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Schweizerischen Nationalfonds für Investi- CTU-Netzwerks, zu dem wir knapp 180 Teil- gator-initiierte klinische Studien. Auch beim nehmende aus der ganzen Schweiz in Basel ersten Call des Swiss Personalized Health begrüssen konnten. Und schliesslich haben Networks waren klinische Forscherinnen und wir im Herbst das zehnjährige Jubiläum der Forscher aus Basel überdurchschnittlich er- CTU Basel mit einem grossen Rückblick und folgreich. Das DKF kann so die Zukunft der begleitenden Aktionen gefeiert. Personalisierten Medizin in der Schweiz pro- minent mitgestalten. Auf den nächsten Seiten finden Sie einen kurzen Abriss über die Hauptaktivitäten des Im Oktober 2017 haben die ersten Studieren- Departements im Jahr 2017. Wir möchten uns den im neuen PhD Programm in Clinical Re- an dieser Stelle bei allen bedanken, die mit search ihre Ausbildung abgeschlossen. Mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement zu den derzeit rund 40 Studierenden aus 19 Diszipli- zukunftsweisenden Entwicklungen im vergan- nen ist dieses Programm das am schnellsten genen Jahr beigetragen haben. wachsende PhD Programm an der Universi- tät Basel. Erstmals konnten sich zudem zwei PhD Studierende in diesem Programm bei der Bewerbung für ein MD-PhD Stipendium des SNF durchsetzen, mit dem bisher hauptsäch- Prof. Christiane Pauli-Magnus lich grundlagenwissenschaftliche Projekte ge- Prof. Mirjam Christ-Crain fördert wurden. Leiterinnen Departement Klinische Forschung
Inhalt GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS | 06 GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK | 12 ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS | 18 METHODISCHE FORSCHUNG | 26 BERATUNG & SERVICES | 30 AMBULANTES STUDIENZENTRUM | 34 AUS- & WEITERBILDUNG | 36 WEB- & APPLIKATIONSENTWICKLUNG | 38 CEB – INSTITUT FÜR KLINISCHE EPIDEMIOLOGIE & BIOSTATISTIK | 40 EBIM – EVIDENCE-BASED INSURANCE MEDICINE | 42 PUBLIKATIONEN | 44
6 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS Geförderte Projekte – Schweizerischer Nationalfonds «MEHRERE KLINISCHE Ebenfalls vom SNF honoriert wurde die Weiterfinanzierung zweier Kohortenstu- FORSCHUNGSGRUPPEN SETZTEN dien: die Schweizerische Transplanta- tionskohorte (STCS) unter Leitung von SICH 2017 BEI GROSSEN NATIONALEN Prof. Jürg Steiger (Transplantationsim- munologie und Nephrologie, USB) sowie AUSSCHREIBUNGEN DES SNF DURCH.» die Schweizerische Vorhofflimmerkohor- te (Swiss-AF), die von den Kardiologen PD Dr. Michael Kühne, Prof. Stefan Insgesamt 125 Forschungsgruppen zählt Osswald und Prof. David Conen geleitet das Departement Klinische Forschung wird. Der SNF richtet die Förderbeiträge (DKF) heute, davon sind 18 im Jahr 2017 an multizentrisch angelegte, populations- dazu gestossen. Die Fachleute des DKF basierte oder indikationsspezifische arbeiten kontinuierlich an der Weiterent- Longitudinalstudien in der Schweiz aus. wicklung idealer Rahmenbedingungen, die beste Forschungsprojekte ermögli- Im Rahmen des nationalen Forschungs- chen und der erfolgreichen Einwerbung programms NFP 72 «Antimikrobielle von Drittmitteln den Weg ebnen. Resistenz» konnte das Forschungs- team unter der Leitung von Prof. So konnten die DKF - Forschungsgruppen Andreas Widmer (Spitalhygiene, USB) unter der Leitung von Prof. Johannes van mit der randomisierten Studie zum den Anker (Pädiatrische Pharmakologie, Vergleich einer einmaligen und einer UKBB) und von Prof. Andreas Widmer dreitägigen Antibiotikaprophylaxe bei (Spitalhygiene, USB) je einen der hoch- Patienten mit transurethaler Prostata- dotierten «Investigator Initiated Clinical resektion mittels Greenlight Laservapori- Trial (IICT)» Grants des Schweizerischen sation einen grossen Erfolg verbuchen. Nationalfonds (SNF) nach Basel holen. Mit dem IICT-Programm fördert der SNF Neben zahlreichen bereits laufenden SNF klinische Studien zu Themen, die nicht im Projekten und Erfolgen bei der Einwer- Fokus der Industrie stehen und deshalb bung kompetitiver Drittmittel von priva- nur unzureichend erforscht werden. ten Stiftungen, erhielten vier Forschungs- gruppen im vergangenen Jahr eine neue Zusprache für eine SNF Projektförderung.
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 7 SNF – «NFP 72 Antimikrobielle Resistenz» Mitwirkende Kathrin Bausch, Claraspital Thomas Gasser, USB, Unibas Thomas Hermanns, USZ Maciej Krzysztof Kwiatkowski, KSA Jan A. Roth, USB Robin Ruszat, Claraspital Hans-Helge Seifert, USB ANDREAS WIDMER, USB Benjamin Speich, ceb Projekt Vergleich einer einmaligen und einer dreitägigen Antibiotikaprophylaxe bei Patienten mit transurethaler Prostataresektion mittels Greenlight Laservaporisation SNF – «Projektförderung» EMANUEL CHRIST, USB Projekt A comparison of two novel molecular MICHAEL KÜHNE, USB targeting systems for diagnosis and therapy in patients with medullary Projekt thyroid carcinoma (MTC) Health consequences of the burden of atrial fibrillation – The Swiss-AF-BURDEN study IRENE M. HÖSLI, USB Projekt CHRISTIAN MÜLLER, USB Screening of gestational diabetes melli- tus in early pregnancy by oral glucose Projekt tolerance test and glycosylated fibronec- BASEL IX (BAsel Syncope tin: An international, prospective, EvaLuation Study): Validation multi-centre cross-sectional study
8 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS JULIA BIELICKI JOHANNES VAN DEN ANKER SNF – «Investigator Initiated Clinical Trials» Projekt Bei Erwachsenen mit Pneumonie führt die Gabe von Titel Kortikosteroiden, wie in einer Studie1 unter der Leitung von Prof. Mirjam Christ-Crain gezeigt wurde, zu einer schnelleren Stabilisierung und zu einem rascheren KIDS-STEP Study – Eine randomisierte Austritt aus dem Spital. Unsere KIDS-STEP Studie, die placebo-kontrollierte multizentrische Studie der vom SNF im Rahmen des IICT-Programms finanziert ergänzenden Kortikosteroid-Therapie bei wird, knüpft hier an: auf der Grundlage der vorliegen- hospitalisierten Kindern mit Pneumonie den Ergebnisse soll in dieser ebenfalls nationalen multizentrischen klinischen Studie der Einfluss von Kortikosteroiden auf die Stabilisierung während des Spitalaufenthaltes und auf das Wiederauftreten von Symptomen bei mit Pneumonie hospitalisierten Kin- Co-Autoren dern untersucht werden. Svetlana Beglinger, UKBB Aufgrund der uns vorliegenden Daten von Erwach- Mirjam Christ-Crain, DKF, USB senen gehen wir von einer ebenfalls positiven Adrian Egli, USB Wirkung von Kortikosteroiden auf die klinische Ulrich Heininger, UKBB Stabilisierung bei Kindern aus. Es kann derzeit jedoch nicht abgeschätzt werden, ob bei Kindern eine schnellere Genesung unter Kortikosteroiden mit einem erhöhten Risiko des Wiederauftretens der Pneumonie verbunden sein könnte. Obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, besteht die Möglichkeit, Eckdaten dass ein solches Phänomen den positiven Effekt der Kortikosteroide in der akuten Phase aufwiegt. Projektstart: Juni 2017 Dies soll daher in der KIDS-STEP Studie ebenfalls gezielt Projektdauer: 60 Monate untersucht werden. Insgesamt wird KIDS-STEP 700 Geplante Anzahl Patienten: 700 in 8 Zentren Kinder in acht schweizerischen Zentren des Netzwerks SwissPedNet rekrutieren. 1 Blum CA*, Nigro N*, Briel M et al. The Lancet 2015;385:1511-1518
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 9 ANDREAS WIDMER SNF – «Investigator Initiated Clinical Trials» Projekt Eine kürzlich erschienene WHO-Richtlinie zur Haut- Titel desinfektion vor chirurgischen Eingriffen empfiehlt den Einsatz von Chlorhexidin-Alkohol und rät von der Prospektive randomisierte klinische Studie zur Verwendung von alkoholischem Jod ab.1 Grundla- Wirksamkeit von zwei Hautdesinfektionsmitteln ge für diese Empfehlung war eine Metaanalyse von sechs randomisierten Studien, die eine Überlegen- heit von Chlorhexidin zeigte. Dem gegenüber stehen Forschungsergebnisse, wie jene einer am Universi- tätsspital Basel an >1000 Patientinnen und Patienten durchgeführten Studie, die zeigen, dass alkoholisches Co-Autoren Povidon-Jod (PVP-Jod) die Infektionsrate ebenfalls sig- nifikant reduziert.2 Stefan Kuster, USZ Jonas Marschall, Inselspital Wir führen die Unterschiede zwischen Chlorhexidin Alexander Schweiger, USB und PVP-Jod in gewissen Studien darauf zurück, dass Jod in verschiedenen Präparaten an unterschiedliche Träger gebunden ist und der freie Anteil an Jod variiert. Tatsächlich würden Chlorhexidin- und Jodprodukte in alkoholischen Lösungen keine klinisch fassbaren un- Eckdaten terschiedlichen Wirkungen erzielen. Aus unserer Sicht steht die derzeitige WHO-Richtlinie deshalb auf keiner Projektstart: Juni 2018 soliden Datengrundlage.3 Projektdauer: 24 Monate Geplante Anzahl Patienten: 2000 in allen 3 Zentren Die von uns geplante und vom SNF im Rahmen der IICT-Initiative geförderte Studie soll die grundlegen- de Evidenz für die Entscheidung generieren, ob Jod weltweit aus dem Operationssaal verbannt werden muss oder als äquivalenter Partner zu den Chlorhexi- din-Alkohol-Präparaten weiterhin verwendet werden darf. Die Erkenntnisse aus dieser Studie werden einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung von postope- rativen Wundinfektionen leisten. 1 Allegranzi B. Lancet Infect Dis. 2016 Dec;16(12):e288-e303 2 Tschudin Sutter S, Widmer AF. Ann Surgery 2012 Mar;255(3):565-9) 3 Maiwald M, Widmer AF. Lancet Infect Dis. 2017 Oct;17(10):1023-1024
10 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS JÜRG STEIGER SNF – «Longitudinalstudien» Projekt Titel Die Swiss Transplant Cohort Study (STCS) ist eine der grossen, vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) The Swiss Transplant Cohort Study (STCS) geförderten Longitudinalstudien. Die STCS wurde im Jahr 2005 von Prof. Jürg Steiger (USB) und Prof. Ma- nuel Antonio Pascual (CHUV) gegründet und wird seit Co-Autoren 2007 vom SNF und dem Verband Universitäre Medizin Schweiz finanziell unterstützt. Wissenschaftlicher Er- folg und Nachhaltigkeit haben dazu geführt, dass der Isabelle Binet, KSSG SNF der STCS erneut 4.4 Mio. kompetitive Drittmittel Pierre-Yves Bochud, CHUV zugesprochen hat. Im Februar 2018 geht das Projekt Sabina De Geest, USB daher in seine fünfte Fundingperiode. Das Zentrum Ba- Günther F. L. Hofbauer, USZ sel spielt aufgrund der hier angesiedelten Infrastruktur Uyen Huynh-Do, Inselspital (Studienkoordination Madeleine Wick, MSc MPH, Da- Michael T. Koller, USB tenzentrum PD Dr. Michael Koller, Principle Investiga- Christian Lovis, HUG tor Prof. Jürg Steiger) seit jeher eine zentrale Rolle. Oriol Manuel, CHUV Nicolas Mueller, USZ Der Fokus der STCS ist die präzise Verlaufsbeobach- Manuel Pascual, CHUV tung aller Patientinnen und Patienten, die sich in ei- Stefan Schaub, USB nem Schweizer Transplantationszentrum einer soliden Christian van Delden, HUG Organtransplantation unterziehen. Seit Beginn der Rekrutierung im Mai 2008 wurden über 4600 Patien- tinnen und Patienten eingeschlossen (Stand 11/2017). Eckdaten Einzigartig ist, dass alle Typen solider Organtransplan- tationen in einem hochspezifischen System erfasst, Projektstart: Mai 2008 nachbeobachtet und damit umfassende Ergebnisse öf- Projektdauer: bis 2020 fentlich zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, die Er- Geplante Anzahl Patienten: 4600 (Stand gebnisse von Organtransplantationen zu verbessern. November 2017) Der STCS Annual Report zeigt in detaillierter Tiefe alle Transplantationsaktivitäten und den Outcome seit 2008. Aktuell laufen über 110 transplantationsmedizini- sche Forschungsprojekte in den Bereichen Infektions- krankheiten1, Immunologie, Onkologie, Genomics2, Epidemiologie- und Outcome3, psychosoziale Aspekte4 1 Manuel O, Kralidis G, Mueller NJ et al. Am J Transplant 2013;13:2402-10 aber auch randomisierte Studien und Projekte zur Ver- 2 Manuel O, Wojtowicz A, Bibert S et al. J Infect Dis 2015;211:906-14 sorgungsforschung. 3 Koller MT, van Delden C, Muller NJ et al. Eur J Epidemiol 2013;28:347-55 4 De Geest S, Burkhalter H, Berben L et al. Prog Transplant 2013;23:235-46
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 11 DAVID CONEN STEFAN OSSWALD SNF – «Longitudinalstudien» Titel Projekt Swiss Atrial Fibrillation Cohort Study (Swiss-AF) Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung in der Bevölkerung. In der Schweiz haben mehr als 100'000 Personen diese Erkrankung. Patientinnen und Co-Autoren Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Ri- siko, an einer Herzschwäche, einem Schlaganfall und/ oder einer eingeschränkten Hirnleistung zu erkranken. Mitwirkende USB Um bessere Erkenntnisse über den Zusammenhang Michael Kühne, PI für USB zwischen Vorhofflimmern und eingeschränkter Hirn- Stefanie Aeschbacher, Sebastian Berger, leistung zu gewinnen, führen wir eine langfristige Be- Raffaele Bernasconi, Steffen Blum, Leo Bonati, obachtungsstudie an mehreren medizinischen Zentren Lucien Eggimann, Lorin Fröhlich, Tobias Göldi, in der Schweiz mit insgesamt 2400 Patientinnen und Christine Meyer-Zürn, Pascal Meyre, Michel Mongiat, Patienten durch. Wichtigstes Einschlusskriterium für Christiane Pudenz, Andreas Reusser, Aleksandra Schweizer, die Studie ist ein dokumentiertes Vorhofflimmern und Anne Springer, Samuel Stempfel, Christian Sticherling, Alter über 65 Jahre. Christoph Stippich, Gian Völlmin Die Studienuntersuchungen werden in jährlichen Ab- ständen durchgeführt und umfassen neben einer Viel- Mitwirkende ganze Schweiz: zahl von Gesundheitsfragebögen eine Blutentnahme, Peter Ammann, Angelo Auricchio, Jürg Beer, Paul Erne, ein Elektrokardiogramm, Fragebögen zur Testung der Georg Ehret, Urs Fischer, Daniel Hayoz, Richard Kobza, Hirnfunktion und eine Magnetresonanztomographie Andreas Monsch, Giorgio Moschovitis, Andreas Müller, des Kopfs (jedes zweite Jahr). Ausserdem werden die Jan Novak, Ernst Wilhelm Radü, Nicolas Rodondi, wichtigsten klinischen Komplikationen wie Hirnschlag, Laurent Roten, Dipen Shah, Jürg Schläpfer, Ramun Schmid, systemische Embolie und Herzinsuffizienz systema- Matthias Schwenkglenks, Thomas Szucs, tisch erfasst und dokumentiert. Marcello Di Valentino, Fabienne Witassek, Jens Würfel Das Projekt ist vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert und läuft seit April 2014. Im Novem- Eckdaten ber hat der SNF bekannt gegeben die Swiss-AF Studie um weitere zwei Jahre bis März 2020 zu finanzieren. Projektstart: März 2014 Erste Resultate werden 2018 erwartet. Erfreulicher- Projektdauer: bis März 2020 weise startet 2018 die Swiss-AF BURDEN Studie, Geplante Anzahl Patienten: welche stark mit der Swiss-AF Kohorte verknüpft ist 2415 Patienten, rekrutiert zwischen 2014 (PI PD Dr. Michael Kühne). Die Swiss-AF BURDEN und August 2017 Studie wird vom SNF sowie von der Schweizerischen Herzstiftung unterstützt.
12 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK Geförderte Projekte – Swiss Personalized Health Network «MIT DREI INFRASTRUKTUR- ordinierten Technologien, Methoden und Infrastrukturen, die den Austausch und PROJEKTEN VON NATIONALER BEDEUTUNG die Nutzung von gesundheitsbezogenen Patientendaten für die Forschung er- LEISTET DAS DKF EINEN WESENTLICHEN möglichen («Infrastructure Development BEITRAG ZUR ENTWICKLUNG UND Projects») und in konkreten Forschungs- projekten aller Indikationsgebiete, die die FÖRDERUNG DER PERSONALISIERTEN Entwicklung von Systemen zum Manage- ment und Austausch von klinischen Daten MEDIZIN IN DER SCHWEIZ.» in allen Universitätsspitälern voran treiben («Driver Projects»). Das Swiss Personalized Health Network Die DKF- Forschungsgruppen von PD Dr. (SPHN) ist eine nationale Initiative, um die Adrian Egli (Labormedizin, USB) sowie Entwicklung der personalisierten Medizin von PD Dr. Andreas Wicki (Onkologie, und personalisierten Gesundheit in der USB) und Prof. Mohamed Bentires-Alj Schweiz zu fördern. Die Schweizerische (DBM) überzeugten mit ihren Projektein- Akademie der Wissenschaften leitet die gaben in der Kategorie «Driver Projects». Umsetzung der Initiative im Auftrag des Mehr über die Projekte folgt in diesem Bundes. Mit dem SPHN soll die Infrastruk- Kapitel. In der Kategorie «Infrastructure tur aufgebaut werden, die nötig ist, um die Development Projects» wurden alle drei vielfältigen gesundheitsbezogenen Daten vom Departement Klinische Forschung für die innovative Forschung nutzbar zu eingereichten Projekte mit einer Finan- machen. Die Swiss Clinical Trial Organisa- zierungszusage belohnt. Die Projekte zu tion mit ihrem CTU-Netzwerk gilt als eine den Themen «e-Generalkonsent», «Data der zentralen Partnerinnen des SPHN. Governance» und «Natural Language Pro- cessing» werden auf den folgenden Sei- Während der ersten Finanzierungspha- ten vorgestellt. se 2017-2020 liegen die Prioritäten vom SPHN in der Förderung von national ko-
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 13 E-General-Consent SPHN – «Infrastructure Development Project» Titel Entwicklung und Umsetzung eines schweizweiten elektronischen Generalkonsents für die Weiter- Durchführung verwendung von Patientendaten und -proben Das von SPHN geförderte Projekt des Departements Klinische Forschung sieht vor, durch eine komplette Digi- Ziele talisierung der Einwilligung einen effizienteren und res- sourcenschonenderen Prozess zu schaffen. Durch diese Die Nutzung und der schweizweite Austausch von ge- Entkopplung vom Spitaleintritt sollen mehr Patientinnen sundheitsbezogenen Daten in der Forschung benötigt eine und Patienten erreicht und die Einwilligungsraten erhöht einheitliche Infrastruktur, die durch das Swiss Personalized werden. Health Network (SPHN) gefördert wird. Um routinemässig erhobene gesundheitsbezogene Daten und Proben von Pa- Das Projekt wird getragen von einer nationalen Zusam- tientinnen und Patienten für die Forschung nutzen zu dür- menarbeit der fünf Schweizer Universitätsspitäler und des fen, müssen diese gemäss dem Humanforschungsgesetz Universitäts-Kinderspitals beider Basel. Es wird unterstützt vorgängig der Weiterverwendung ihrer Daten und Proben durch die Swiss Clinical Trial Organisation, das Swiss Rese- zustimmen. arch Network of Clinical Pediatric Hubs, Swissethics und die Swiss Biobanking Platform. Die Einwilligung der Patientinnen und Patienten wird am Universitätsspital Basel und anderen Schweizer Univer- Die breite nationale Abstützung schafft die Grundlage für sitätsspitälern über den sogenannten «Generalkonsent» eine schweizweit harmonisierte Lösung des Generalkon- eingeholt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Abgabe des sents als Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung Generalkonsents auf Papier kompliziert ist und wenig Flexi- der Initiative zur Personalisierten Medizin. bilität aufweist, so dass derzeit schweizweit nur ein Bruch- teil der an einem Universitätsspital behandelten Patientin- nen und Patienten angefragt wird. Autoren Principal Investigator Eckdaten Christiane Pauli-Magnus, DKF Mitwirkende Basel Projektstart: Mai 2018 Julia Maurer, DKF Projektdauer: 12 Monate Ramon Saccilotto, DKF Weitere mitwirkende Institutionen USZ, CHUV, Inselspital, HUG, SCTO, SwissPedNet, SBP
14 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK Data Governance SPHN – «Infrastructure Development Project» Titel Development of a governance and quality management system for exchange of patient Durchführung related data for research purposes Im geplanten regulatorischen Rahmen wird spezielle Aufmerksamkeit auf Datenqualität, Patientenrechte und Datenschutz im Einklang mit den gültigen gesetzlichen Ziele Bestimmungen gelegt. Gleichzeitig konzentrieren sich komplementäre Projekte im Spital auf die technische Um- Zweifellos kann die Analyse von patientenbezogenen Spital- setzung des Vorhabens. daten sehr hilfreich bei der Beantwortung von umfangrei- chen Gesundheitsfragen sein. Gleichzeitig sind aber auch Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Uni- Risiken mit der Bereitstellung von sensiblen Patientendaten versitätsspital Zürich (Dr. med. Michael Weisskopf, für die Forschung verbunden. Diese müssen durch eine Research Biobanking Service Center) und der Universität entsprechende regulatorische Rahmengebung, eben eine Bern (Verena Pfeiffer PhD, Insitute of Social and Preventive «data governance», adressiert werden. Medicine) durchgeführt. Darüber hinaus erfährt das Projekt Unterstützung von der Swiss Clinical Trial Organisation. Das Universitätsspital Basel (USB) plant eine einheitliche «data sharing platform» für Forschende mit dem Ziel, Daten kontrolliert und strukturiert für die Forschung zur Verfügung stellen zu können. Der so genannte «USB Data Hub for Per- sonalized Health» soll zur zentralen Drehscheibe zwischen Autoren dem Forschenden, der Daten anfragt, und den verschie- denen Datenspeichersystemen am USB werden. Ähnli- Principal Investigator che Bestrebungen gibt es auch an den anderen Schweizer Jörg Willers, DKF Universitätsspitälern, sodass der Aufbau von kompatiblen Mitwirkende Basel Strukturen gefördert werden kann. Thomas Fabbro, DKF Julia Maurer, DKF Christiane Pauli-Magnus, DKF Eckdaten Projektstart: Dezember 2017 Weitere mitwirkende Institutionen Projektdauer: 12 Monate USZ, Unibe, SCTO
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 15 NLPforTC SPHN – «Infrastructure Development Project» Titel Durchführung Natural language processing für Tumor-Klassifikation Im Projekt «NLPforTC» werden bestehende Open Source Software-Lösungen und Algorithmen für ein konkretes Beispiel, der Tumor Nodus Metastasen (TNM) Klassifika- tion basierend auf Radiologie- und Pathologieberichten, an Ziele die lokalen Gegebenheiten angepasst. Die TNM-Klassifika- tion wurde gewählt, weil sie von zentraler Bedeutung bei Um Informationen aus klinischen Berichten und Befunden der Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten ist für die Forschung zu nutzen, werden diese oft nachträglich und bei der Erforschung von Verlauf und Wirksamkeit von manuell in eine kodierte und strukturierte Form umgewan- Therapien und den Krebsregistern benötigt wird. Die für delt. Die Kodierung ist zeitaufwändig und meist auf das die Klassifikation relevanten Informationen über den Pri- Forschungsvorhaben zugeschnitten, sodass sie für andere märtumor, die Lymphknoten und die Metastasen werden Zwecke nicht nutzbar ist. Die Swiss Personalized Health in einem ersten Schritt auf die Snomed-CT- Terminologie Network Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die Zugäng- abgebildet. Aufbauend auf diesen Informationen wird da- lichkeit klinischer Informationen für Forschungszwecke, nach die TNM-Klasse bestimmt. insbesondere für die personalisierte Gesundheitsfor- schung, zu verbessern. Im Rahmen dieser Initiative wird das Das gewählte Vorgehen liefert damit auch Erkenntnisse Departement Klinische Forschung gemeinsam mit Onkolo- darüber, ob es sinnvoll und machbar ist, die benötigten gen, Radiologen und Pathologen der Universitätsspitäler Ba- Informationen in Snomed-CT -Codes zu überschreiben. sel und Zürich untersuchen, inwieweit Informationen, die für Diese Taxonomie hat in den letzten Jahren international die Tumor-Klassifikation benötigt werden, mit maschinellen zunehmend Verbreitung gefunden und erlaubt, klinische Verfahren aus unstrukturierten Berichten ausgelesen und in Informationen in einer maschinenlesbaren, standardisier- eine standardisierte Taxonomie überführt werden können. ten Form darzustellen. Dies ist eine Voraussetzung, um personalisierte Gesundheitsforschung auf nationaler Ebe- Zahlreiche klinische und epidemiologische Studien, insbe- ne zu etablieren. sondere aus dem angelsächsischen Raum, haben solche Verfahren, die auch unter «Text Mining» oder «Natural Langu- age Processing (NLP)» bekannt sind, erfolgreich eingesetzt. Diese Verfahren müssen jedoch für deutschsprachige Be- Autoren richte angepasst werden, weil sie an die Sprache, Fachrich- tung und die lokalen Erfassungsrichtlinien gebunden sind. Principal Investigator Thomas Fabbro, DKF Mitwirkende Basel Rita Achermann, DKF Michael Scharfe, DKF Eckdaten Bram Stieltjes, USB Andreas Wicki, USB Projektstart: April 2018 Projektdauer: 12 Monate Weitere mitwirkende Institutionen USZ, ZHAW
16 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK ADRIAN EGLI SPHN – «Driver Project» Projekt Bakterielle Infektionen können zu einer Sepsis führen, wel- Titel che mit einer hohen Morbidität, Mortalität und erhöhten Gesundheitskosten assoziiert ist. Zudem zieht eine Sepsis Personalized Swiss Sepsis Study (PSSS): häufig auch Einschränkungen der Lebensqualität nach sich. detection and modelling of sepsis using machine Der Verlauf der Sepsis ist allerdings sehr heterogen und learning to analyse continuous ICU monitoring, abhängig vom verursachenden Pathogen und variiert stark laboratory, microbiology, and -omics data for von Patient zu Patient. Insbesondere eine nicht rechtzeiti- personalized sepsis management. ge Behandlung oder antibiotikaresistente Erreger können tödlich sein. Die frühzeitige Erkennung, respektive eine Voraussage des Krankheitsverlaufs, sind heutzutage jedoch nur begrenzt möglich. Patientinnen und Patienten mit einer schweren bakteriellen Infektion würden deshalb stark von Co-Autoren personalisierten Diagnose- und Behandlungsstrategien pro- fitieren. Mitwirkende Basel Manuel Battegay, USB Unser Projekt wird hierfür eine interoperable Infrastruktur Karsten Borgwardt, D-BSSE, ETHZ zwischen den Intensivstationen der Schweizer Universitäts- Christoph Dehio, Unibas spitälern und verschiedenen Forschungsgruppen aufbauen, Stephan Marsch, USB um komplexe Informationen über Wirt und Pathogen wäh- Martin Siegemund, USB rend des gesamten Verlaufs einer Sepsis zu sammeln. Die Integration der kontinuierlichen Monitoring-Daten der Inten- Weitere mitwirkende Institutionen sivstationen wird uns erlauben, digitale Biomarker zu iden- USZ, UZH, ETHZ, CHUV, Inselspital, Unibe, HUG tifizieren. In Kombination mit den molekularen Biomarkern von Bakterien und der Patientinnen und Patienten werden in der Sepsis-Forschung für Wirt und Pathogen neue Wege eröffnet. Eckdaten Diese sehr umfangreichen und komplexen Datensets wer- Projektstart: Februar 2018 den in den SPHN Daten Hubs zusammengeführt, um eine Projektdauer: 3 Jahre feinkörnige, multidimensionale Analyse mittels «Machine Learning» Technologien zu ermöglichen. Ziel ist es, eine bakterielle Sepsis bei den einzelnen Patientinnen und Pa- tienten früher zu erkennen und ihren Verlauf präziser vor- herzusagen.
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 17 MOHAMED BENTIRES-ALJ ANDREAS WICKI SPHN – «Driver Project» Projekt Krebspatientinnen und -patienten im späten Stadium Titel der Tumorerkrankung stehen oft keine etablierten Standardtherapien mehr zur Verfügung. Deshalb ist M3C3.CH: Multidisciplinary multicentre diese Patientengruppe ganz besonders auf eine per- molecular and cellular cancer consortium sonalisierte Diagnose und Therapie angewiesen. Am molekularen Tumor-Board, einer Expertenrunde von Krebsspezialisten und Biologen, werden besonders schwierige Fälle diskutiert und individuelle Thera- Co-Autoren piekonzepte empfohlen. Diese umfassen auch den «off-label» Gebrauch von anderweitig zugelassenen Mitwirkende Basel Medikamenten oder den Einschluss in experimentelle Markus Heim, USB Studien. Viola Heinzelmann, USB Jakob Passweg, USB Das «Multidisciplinary Multicentre Molecular and Cel- Thierry Sengstag, Unibas lular Cancer Consortium (M3C3.CH)», ein Projekt der Luigi Terracciano, USB Universitätsspitäler und Universitäten von Basel und Walter Weber, USB Zürich sowie der ETH Zürich, wird im Rahmen des Andreas Wicki, USB SPHN ein gemeinsames molekulares Tumor-Board mit Jörg Willers, DKF Zugang zu einem erweiterten Satz an klinischen, mo- Alfred Zippelius, USB lekularen und zellulären Daten aufbauen. Eine grosse technische Herausforderung besteht darin, die spital- Weitere mitwirkende Institutionen eigenen, medizinischen Dateninformationssysteme USZ, UZH, ETHZ, UNIGE, IOSI, KSA, KSW, so zu modifizieren, dass die benötigten Daten dem Stadtspital Triemli, KSSG, SICHH Tumor-Board und der Forschung unter Einhaltung aller rechtlichen und ethischen Anforderungen zugänglich gemacht werden können. Die wissenschaftliche Auf- gabe wird es sein, aus der riesigen Menge an Daten wissenschaftlich fundierte Aussagen und verbesserte Empfehlungen für die Therapie zu generieren. Eckdaten Ziel ist es, jeder Patientin und jedem Patienten die für Projektstart: Januar 2018 sie oder ihn wirksamste Behandlung mit den geringst- Projektdauer: 3 Jahre möglichen Nebenwirkungen zukommen zu lassen.
18 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS Erfolgreicher Forschungsnachwuchs «GUT AUSGEBILDETER UND Ein Highlight im Jahr 2017 war die erstmalige Auszeichnung von klinisch- GEFÖRDERTER WISSENSCHAFTLICHER forschenden MD-PhD Studierenden durch ein gemeinsames Förderprogramm NACHWUCHS IST DIE VORAUSSETZUNG, der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften und UM DIE QUALITÄT DER KLINISCHEN des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Milica Popovic und Alain Amstutz FORSCHUNG ZU STEIGERN UND setzten sich in einem kompetitiven Auswahlverfahren mit jeweils einem kli- LANGFRISTIG ZU SICHERN.» nischen Forschungsprojekt durch und er- hielten beide ein dreijähriges SNF Stipen- dium. Auch ihre Projekte werden auf den Die erste Generation der PhD Studie- nächsten Seiten präsentiert. renden im Track «Klinische Forschung» hat erfolgreich ihre Arbeit verteidigt Aus dem Fonds zur Förderung des aka- und das Studium in der Regelzeit von demischen Nachwuchses der Universität drei Jahren abgeschlossen. Auf den fol- Basel wurden zudem sieben talentierte genden Seiten werden die Porträts und Forschende mit einem Grant bedacht. Projekte der frischgebackenen Doktoren Die Preisträger finden Sie nebenstehend. Vitalii V. Cozac, Patrick Dolder, Belinda von Niederhäusern und Christian Puelacher kurz vorgestellt. Das PhD Programm in Clinical Rese- arch hat sich damit weiter etabliert und die Nachfrage hält an. Aktuell sind fast 40 PhD Studierende im Studiengang Kli- nische Forschung eingeschrieben.
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 19 Universität Basel – «Fonds zur Nachwuchsförderung» PHILIPPE GLAUSER, USB Projekt Prophylaktische Netzeinlage bei Laparoto- mie - 5-Jahres Follow-up eines RCT ECKHARD MAUERMANN, USB Projekt 3D echocardiography-derived pressure-volume loops for assessing right ventricular perfor- mance: a feasibility study with broad clinical implications KIU YAN CHARLOTTE NG, DBM Projekt Dissecting the transcriptional effects of somatic mutations in human cancers REGINA MARIA MARGA SCHLÄGER, USB Projekt Spinal cord involvement in post-polio syndrome DANIEL STUDER, UKBB Projekt Intraoperative in-vivo assessment of spinal stiffness with a motorized programmable robotic device CHRISTOPHER TRÄNKA, USB Projekt Towards outcome predicition in cervical artery dissection – the importance of clinical, genetic and therpeutic variables CLAUDIA SUENDERHAUF, USB Projekt In-vivo determination of cytochrome P450 activities in patients with liver cirrhosis
20 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS ALAIN AMSTUTZ SAMW/SNF – «MD-PhD Programm» PhD Betreuer Titel Niklaus Daniel Labhardt, Swiss TPH Manuel Battegay, USB UNAIDS 90-90-90 targets: Operational and Matthias Briel, DKF clinical research addressing HIV/AIDS Thomas Klimkait, DBM care in resource-limited settings Herausforderungen Projekt Da es sich bei meinem Forschungsprojekt um ope- Mein PhD Projekt befasst sich mit der HIV-Behandlungs- rationelle Forschung handelt, sind viele verschiede- kaskade in Lesotho, einem ressourcenarmen Binnenstaat ne Akteure involviert, vom Gesundheitsministerium in Südafrika mit der zweithöchsten HIV-Prävalenz weltweit. über die lokale Spitalleitung bis hin zu Dorfgemein- UNAIDS (United Nations Programme on HIV/AIDS) lancier- schaften. Dies ist gleichermassen spannend wie an- te 2014 die 90-90-90-Strategie, die zum Ziel hat, die HIV-Epi- spruchsvoll. Eine weitere Herausforderung besteht demie bis 2020 drastisch zu reduzieren. Unterstützt durch darin, in einem Umfeld mit knappen finanziellen ein etabliertes Forschungskonsortium mit (inter)nationalen und personellen Ressourcen qualitativ hochstehen- Partnern untersuche ich in diversen Studien die Umsetzung de Forschung zu betreiben und dabei die klinische der UNAIDS Strategie in Lesotho. Arbeit in der HIV-Klinik nicht zu vernachlässigen. Konkret startet 2018 eine grosse cluster-randomisierte klini- sche Studie, welche untersucht, ob und wie man während HIV-Kampagnen mit HIV-Selbsttests und einer dezentrali- sierten HIV-Medikamentenabgabe einerseits mehr Dorfbe- wohner auf HIV testen und andererseits die neu diagnosti- zierten HIV-Patientinnen und Patienten danach erfolgreich unter Therapie halten kann. Eine zweite randomisiert-kon- trollierte Studie, welche bereits begonnen hat, hinterfragt die WHO-Definition von Behandlungsversagen und den Wechsel auf eine HIV-Zweitlinientherapie.
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 21 MILICIA POPOVIC SAMW/SNF – «MD-PhD Programm» PhD Betreuer Titel Mirjam Christ-Crain, DKF, USB The role of interleukin-1 in the pathophysiology of polycystic ovary syndrome Herausforderungen Da es sich beim PCOS nicht um ein einheitliches Krankheits- Projekt bild handelt, werden wir die Patientinnen vor Einschluss in unsere Studie gründlich untersuchen und bei der Definition In meiner klinischen Dissertation werde ich mich mit dem des PCOS die strengsten Klassifikationskriterien anwen- Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) beschäftigen. Dies den. Zudem werden die Patientinnen ihre aktuelle Therapie ist ein häufiges endokrinologisches Krankheitsbild bei für drei Monate sistieren müssen. Diese Einschränkungen Frauen im reproduktiven Alter. Die betroffenen Frauen lei- erlauben uns jedoch, am Ende der Studie eine zuverlässige den unter einer erhöhten Testosteronwirkung (männliche Aussage über die Wirkung dieses Medikaments zu treffen. Behaarung, Akne), Infertilität und Insulinresistenz sowie einem erhöhten kardiovaskulären Risiko. Zurzeit sind die Therapiemöglichkeiten äusserst beschränkt. Neuere Assoziationsstudien haben gezeigt, dass Patien- tinnen mit PCOS zusätzlich Zeichen einer chronischen Entzündung aufweisen. In meinem Projekt geht es nun darum zu erfahren, ob die chronische Entzündung zu die- sem Krankheitsbild beiträgt oder ob es sich hier lediglich um eine Begleiterscheinung handelt. Diese Fragestellung werden wir mittels einer randomisierten, placebo-kontrol- lierten, klinischen Studie beantworten. Wir werden bei 58 PCOS-Patientinnen ein Medikament (resp. ein Placebo) einsetzen, das die Wirkung des wichtigen Immunmediators Interleukin-1 aufhebt. Nach einem Monat Therapie können wir die Auswirkungen dieses Medikaments auf die wich- tigsten klinischen Merkmale der Studienteilnehmerinnen untersuchen.
22 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS VITALII V. COZAC MD-PhD Clinical Research 2014-2017 Titel PhD Betreuer Quantitative EEG and genetics as biomarkers of dementia in parkinson’s disease Peter Fuhr, USB Ute Gschwandtner, USB Projekt Ausblick Ziel meines Forschungsprojekts war die Entdeckung und Analyse verschiedener Biomarker, die für den kognitiven Die während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen sowohl Abbau bei Patientinnen und Patienten mit Parkinsonkrank- in der Forschung als auch in der klinischen Tätigkeit bilden heit verantwortlich sein könnten. Die Probanden der Studie eine gute Grundlage, um meine beruflichen Vorstellungen wurden prospektiv klinisch, neuropsychologisch und neuro- weiter verfolgen zu können. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, physiologisch (mit quantitativem Elektroenzephalogramm) als Kliniker zu arbeiten und so gut wie möglich klinische Ar- untersucht. beit mit Forschung zu kombinieren. Das Hauptaugenmerk lag auf der Frage, welche Parameter und Faktoren, wie zum Beispiel die Anwendung von Tie- fenhirnstimulation, das Risiko eines kognitiven Abbaus bei Publikationen Patientinnen und Patienten mit Parkinsonkrankheit beein- flussen können. Eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Cozac VV et al. The Verbal Fluency Decline After Deep Brain Studie war, dass eine EEG-Verlangsamung und exekutive Stimulation in Parkinson‘s Disease: Is There an Influence of Dysfunktionen prognostische Marker für Demenz sind. Age? Movement Disorders Clinical Practice 2015 Ausserdem hat sich gezeigt, dass die Verschlechterung der Sprachkompetenz eine frühe kognitive Folge der bei Par- Cozac VV et al. Quantitative EEG and Cognitive Decline in kinson Patientinnen und Patienten durchgeführten hoch- Parkinson’s Disease. Parkinson’s Disease 2016 frequenten subthalamischen Tiefenhirnstimulation (STN DBS – Deep Brain Stimulation) ist. Es konnte nachgewie- Cozac VV et al. Increase of EEG Spectral Theta Power Indi- sen werden, dass unter den früh auftretenden nicht-mo- cates Higher Risk of the Development of Severe Cogniti- torischen Symptomen der Parkinson-Krankheit nicht die ve Decline in Parkinson’s Disease after 3 Years. Frontiers in Veränderung des EEG-Spektrums, sondern das Nachlassen Aging Neuroscience 2016 des Geruchssinns mit der motorischen Funktion korreliert. Wir sind zum Schluss gekommen, dass ein «Compo- Cozac VV et al. Among Early Appearing Non-Motor Signs of site-Score-Ansatz» ein realistisches Ziel bei der Suche Parkinson‘s Disease, Alteration of Olfaction but Not Elec- nach Biomarkern für starken kognitiven Abbau darstellt. troencephalographic Spectrum Correlates with Motor Fun- ction. Frontiers in Neurology 2017
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 23 PATRICK DOLDER PhD Clinical Research 2014-2017 Titel Die Pharmakologie von D-Lysergsäure diethlyamid (LSD) PhD Betreuer Matthias Liechti, USB Katharina Rentsch, USB Projekt Nach erfolgreichem Abschluss meines Pharmaziestudiums Ausblick habe ich im April 2014 meine Dissertation in der Gruppe von Prof. Dr. med. Matthias Liechti in der Abteilung für Klinische Nun gehe ich den nächsten Schritt in meiner jungen For- Pharmakologie und in der Gruppe von Prof. Dr. sc. nat. Ka- scherkarriere und setze meine klinische Studientätigkeit mit tharina Rentsch in der Labormedizin am Universitätsspital psychoaktiven Substanzen im Rahmen eines Postdoktorats Basel begonnen. Durch die Arbeit in diesen Gruppen hatte an der Universität Maastricht in den Niederlanden fort. ich die Gelegenheit, grundlegende Kenntnisse in der Pla- nung und Durchführung von klinischen Studien sowie in der Entwicklung und Validierung von analytischen Methoden zu erwerben. Publikationen Dolder P et al. LSD Acutely Impairs Fear Recognition and Während meiner Doktoratsarbeit in klinischer Forschung Enhances Emotional Empathy and Sociality. Neuropsycho- habe ich in mehreren klinischen Studien die subjektiven, pharmacology 2016 emotionalen, und autonomen Effekte von psychoaktiven Substanzen wie MDMA (Ecstasy) und LSD (D-Lysergsäu- Dolder P et al. Development and validation of an LC-MS/MS re diethlyamid) bei gesunden Probanden untersucht. Dabei method to quantify LSD, iso-LSD, 2-oxo-3-hydroxy LSD, and haben wir herausgefunden, dass LSD in einem kontrollier- nor-LSD and identify novel metabolites in plasma samples in ten medizinischen Umfeld einen veränderten Bewusst- a controlled clinical trial. J Clin Lab Anal 2017 seinszustand erzeugt, welcher von positiven Gefühlen und Emotionen dominiert wird und eng mit der Konzentration Dolder P et al. Pharmacokinetics and Pharmacodynamics of von LSD im Blut zusammenhängt. Zudem unterdrückt LSD Lysergic Acid Diethylamide in Healthy Subjects. Clin Phar- die Erkennung von negativen Emotionen durch eine Deakti- macokinet 2017 vierung der Amygdala, dem Angstzentrum im Gehirn. Diese Resultate bilden eine wichtige wissenschaftliche Basis für Dolder P et al. Development and validation of a rapid tur- die aktuelle Forschung in der Anwendung von LSD bei Pa- boflow LC-MS/MS method for the quantification of LSD and tientinnen und Patienten mit Angststörungen und Depres- 2-oxo-3-hydroxy LSD in serum and urine samples of emer- sionen. gency toxicological cases. Anal Bioanal Chem 2015
24 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS CHRISTIAN PUELACHER MD-PhD Clinical Research 2014-2017 Titel PhD Betreuer Incidence, characteristics and outcome of perioperative myocardial injury after non-cardiac Christian Müller, USB surgery (BASEL-PMI) Mirjam Christ-Crain, DKF, USB Ausblick Projekt Nach Abschluss meines PhD Studiums habe ich meine Assistenzarztausbildung auf der Inneren Medizin (USB) be- Die BASEL-PMI Studie hat sich mit Herzmuskelschädigun- gonnen. Ich plane im Verlauf meiner Karriere weiterhin For- gen im Rahmen von grösseren Operationen beschäftigt. schung und Klinik zu kombinieren. Ganz zentral ist hier die Dabei wurde gezeigt, dass sogenannte perioperative tolle Zusammenarbeit innerhalb des Universitätsspitals und Myokardinfarkte (PMI) bei Risikopatienten, welche sich insbesondere mit dem Cardiovascular Research Institute Operationen unterziehen, die nicht am Herzen stattfinden, (CRIB). Ich freue mich auf die kommenden Jahre. eine relativ häufige, aber meist unerkannte Komplikation darstellen und mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert sind. Bei den untersuchten Risikopatienten (Alter > 65 Jahre oder kardiovaskuläre Vorerkrankung) wurden in ei- Publikationen nem von sieben Patientinnen oder Patienten ein PMI di- agnostiziert. Puelacher C et al. Perioperative myocardial injury after non-cardiac surgery: incidence, outcome, and characteri- Nur sechs Prozent davon verspürten Brustschmerz und zation. Circulation 2017 (in press) nur 20 Prozent andere verdächtige Symptome. Patientin- nen und Patienten mit PMI hatten im Vergleich zu Pati- Puelacher C et al. Prediction of major cardiac events after entinnen und Patienten ohne PMI ein dreifach erhöhtes vascular surgery. J Vasc Surg 2017 Risiko innerhalb von 30 Tagen zu versterben. Das Erken- nen von PMI als ein Risikofaktor für das Versterben nach Puelacher C et al. Perioperative myocardial infarction/in- Operationen kann dazu beitragen, die Sicherheit grosser jury after noncardiac surgery. Swiss Med Wkly 2015 Operationen weiter zu verbessern. Seit Beginn der Studie 2014 wurden insgesamt 9000 Fälle registriert, davon 1500 Puelacher C et al. Comparison of high-sensitivity cardiac im Kantonsspital Aarau, wo das Projekt 2016 ebenfalls er- troponin I and T for the prediction of cardiac complications folgreich gestartet ist. after non-cardiac surgery. European Heart Journal 2017
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 25 BELINDA VON NIEDERHÄUSERN PhD Clinical Research 2014-2017 Titel PhD Betreuer Improving value of clinical research – an evidence-based approach Christiane Pauli-Magnus, DKF Matthias Briel, DKF Matthias Schwenkglenks, USB Mirjam Christ-Crain, DKF, USB Projekt Meine PhD Arbeit am Departement Klinische Forschung Ausblick (DKF) hatte zum Ziel, eine akademische Antwort auf die «Value & Waste» Diskussion aus der «The Lancet» Serie zu Die vielen wertvollen Erfahrungen, die ich in meiner Zeit am formulieren. Im Rahmen dessen haben wir im Auftrag des DKF habe sammeln können sowie der Austausch mit den diver- Bundesamtes für Gesundheit empirische Daten zu Kosten- sen Interessensgruppen werde ich in meiner zukünftigen Tätig- treibern von randomisierten Studien in der Schweiz erhoben. keit in der Privatwirtschaft gewinnbringend einsetzen können. Erste Ergebnisse weisen auf konstant hohe Anteile der Per- sonalkosten hin, die ca. 80% der gesamthaften Auslagen ausmachen. In einem weiteren Projekt untersuchten wir den Mehrwert zweier innovativer Aspekte in der klinischen Forschung, dem risikobasierten Monitoring und der Daten- Publikationen erfassung mittels mobiler Applikationen. von Niederhäusern B et al. Generating evidence on a risk- Wir konnten zeigen, dass die angewendete Monitoring-Stra- based monitoring approach in the academic setting - lessons tegie – obwohl risikobasiert – nach wie vor kostenintensiv learned. BMC Med Res Methodol 2017 ist. Idealerweise sollte das risikobasierte Monitoring zu- künftig durch das «Central Monitoring» ergänzt werden. von Niederhäusern B et al. Towards the development of a Bei der Untersuchung des letztgenannten Aspekts erwies comprehensive framework: Qualitative systematic survey of sich die Datenerfassung mittels mobiler App als praktikabel definitions of clinical research quality. PLoS ONE 2017 für die Patientinnen und Patienten, allerdings nur für zei- tunkritische Daten. Ein zentrales Ergebnis meiner Arbeit ist von Niederhäusern B et al. Validity of mobile electronic data INQUIRE, ein Rahmenwerk zur Verbesserung der Qualität capture in clinical studies: A pilot study in a pediatric population. von klinischer Forschung (Siehe Seite 28). Zusammenfas- BMC Med Res Methodol 2017 send lässt sich festhalten, dass die aufgeführten Projekte das Bewusstsein für «Value» in der akademischen klini- Speich B*, von Niederhäusern B* et al. Cost and resource use schen Forschung, insbesondere in der Schweiz, schärfen evaluation of randomised clinical trials: a case study exem- und durch das DKF in der Zukunft weiter etabliert werden. plifying standardised assessment using a comprehensive cost item list. J Clin Epidemiol 2017
26 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I METHODISCHE FORSCHUNG Methodische Forschung «EMPIRISCHE ‹FORSCHUNG Des Weiteren wurde die Forschung zur Nutzung von routinemässig gesammel- ÜBER FORSCHUNG› SCHAFFT METHODISCHE ten Daten bei Untersuchungen von The- UND LOGISTISCHE INNOVATION UND IST EIN rapieoptionen weiter ausgebaut. Mit der Unterstützung des DKF wurde die SCHLÜSSEL ZUR QUALITÄTSVERBESSERUNG schweizweit grösste randomisierte und auf Versichererdaten basierende Studie VON KLINISCHEN STUDIEN.» realisiert, die mehr als 10 Millionen Pati- entenkontakte in der Hausarztmedizin un- So wie die evidenzbasierte Medizin ein tersuchte.1 Die zukünftigen Herausforde- wichtiger Pfeiler der klinischen Praxis ge- rungen und Lösungen solcher innovativer worden ist, möchte das Departement Kli- Studien ermitteln wir derzeit in internatio- nische Forschung (DKF) die Forschungs- nalen Forschungskollaborationen. methoden selbst evidenzbasierter machen. Die Themen und Forschungsfra- Im Folgenden werden zwei Beispiele von gen kommen dabei meist direkt aus dem gerade abgeschlossenen bzw. vor kurzem Forschungsalltag und den Beratungsge- begonnenen Methodikprojekten näher sprächen. vorgestellt: Ein Evaluationsprojekt des Humanforschungsgesetzes (HFG) in Zu- 2017 hat sich das DKF in einem Projekt- sammenarbeit mit dem Bundesamt für bereich mit empirischen Kosten von kli- Gesundheit (BAG) und Swissethics so- nischen Studien befasst und festgestellt, wie ein Rahmenwerk zur Verbesserung dass es praktisch keine transparent zu- der Qualität von klinischer Forschung gänglichen Kostendaten gibt, die klini- (INQUIRE). schen Forschern bei der detaillierteren Studienplanung Orientierung bieten könn- ten. Ein Ziel ist daher, eine Referenzdaten- bank für empirische Studienkosten aufzu- bauen. 1 Hemkens L et al. JAMA InternMed 2017;177:176-183
METHODISCHE FORSCHUNG I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 27 Evaluation des Humanforschungsgesetzes BAG – «Projektauftrag» Titel Beschreibende Statistik der Forschung im Ziele Geltungsbereich des Schweizer Humanforschungs- Seit 2016 werden sämtliche Bewilligungs- und Melde- gesetzes (HFG) und Befragung der Forschenden verfahren der Ethikkommissionen über das Business zur Umsetzung des HFG Administration System for Ethics Committees (BASEC) abgewickelt. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Evaluation des HFG werden in einem ersten Teilprojekt sämtliche im BASEC verfügbaren Daten analysiert. Mittels deskriptiver Statistik werden Art und Anzahl der von den Ausgangslage Ethikkommissionen begutachteten Forschungsprojekte und das Bewilligungsverfahren selbst charakterisiert. Ein Dreierkonsortium bestehend aus Swiss Clinical Trial Organisation, Institut für klinische Epidemiologie und Biost- Bei der Befragung, dem zweiten Teilprojekt des Auftrags, atistik sowie Cochrane Switzerland erhielt vom Bundesamt sollen Forscherinnen und Forscher berücksichtigt werden, für Gesundheit und Swissethics den Zuschlag für ein «Res- welche im Jahr 2017 ein Forschungsgesuch via BASEC sortforschungsprojekt». Für dieses Projekt wird die SCTO gestellt und einen vorläufigen oder definitiven Entscheid durch das DKF und die CTU Bern vertreten. erhalten haben. Im Fokus der Befragung stehen die Um- setzung der Gesetzgebung im Humanforschungsbereich und der Vollzug des HFG durch die Prüfbehörden bezüglich Zweckmässigkeit und Effizienz. Eckdaten Ein Nebenprojekt beschäftigt sich mit den von Forschen- den über BASEC eingereichten Anfragen, ob ihre geplante Projektstart: Dezember 2017 Studie in den Geltungsbereich des HFG fällt oder nicht. Projektdauer: bis 2020, wobei die Eine Analyse dieser sogenannten Zuständigkeitsabklärun- Analyse der BASEC-Daten jährlich gen soll die Grauzone der geltenden Gesetzgebung aus- wiederholt wird. leuchten. Autoren Pascal Benkert, DKF Matthias Briel, DKF, ceb Thomas Fabbro, DKF Benjamin Kasenda, ceb Thomas Zumbrunn, DKF Weitere mitwirkende Institutionen: SCTO, CTU Bern, Cochrane Switzerland
28 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I METHODISCHE FORSCHUNG Qualitätsframework für die klinische Forschung INQUIRE Titel INcreasing QUality In Clinical REsearch Operationalisierung Das Besondere an diesem Konsens ist, dass für die zukünftige Umsetzung von INQUIRE bereits Ziele explizit alle Vertreter der wichtigsten Schweizer Interessensgruppen (z.B. Patienten, Bundesamt INQUIRE ist die akademische Antwort auf die «Value für Gesundheit, nationale Forschungsinstitutionen, & Waste»-Diskussion, die seit 2014 in einer prominen- Ethikkommissionen, Universitätsspitäler, Clinical ten Publikationsserie in der Fachzeitschrift «The Lan- Trial Units, Methodiker und klinische Forscher) ein- cet»1-6 geführt wird. bezogen wurden. Das Ziel war es, die Zustimmung aller Gruppen zu finden und eine Operationalisie- Im Rahmen der PhD-Arbeit von Belinda von Nieder- rung spezifisch für die akademische Forschung zu häusern PhD wurde unter der Leitung von Prof. Chris- entwickeln, die sich unmittelbar im Studienalltag tiane Pauli-Magnus und PD Dr. Matthias Briel begon- niederschlägt. nen, die existierende Evidenz zum Thema «research value» zu sammeln, mit dem Ziel, eine gemeinsame Definition zu erarbeiten. Auf Basis einer systemati- schen Erhebung von bereits existierenden Qualitäts- konzepten wurde in einer Gruppe von über 100 inter- Publikationen nationalen Vertretern aus sieben Interessensgruppen eine erste übergreifende Matrix entworfen. von Niederhäusern B et al. Towards the development of a comprehensive framework: Nach über zwei Jahren Dialog mit den Experten konnte Qualitative systematic survey of definitions of Konsens bezüglich der Struktur und des Inhalts ei- clinical research quality. PLoS ONE 2017 nes Qualitätsframeworks, das INQUIRE (INcreasing QUality In Clinical REsearch) genannt wird, erreicht von Niederhäusern B et al. Academic response werden. INQUIRE besteht aus fünf Qualitätsdimensi- to improving value and reducing waste: A onen, die sich über alle Phasen einer klinischen Studie comprehensive framework to INcrease QUality erstrecken und die mit zwei Qualitätspromotoren in- In academic clinical REsearch (INQUIRE) teragieren. INQUIRE bezieht sich auf alle Studien, die (submitted) mit Patientinnen und Patienten durchgeführt werden. von Niederhäusern B et al. The impact of Clinical Trial Units on the value of clinical research in Switzerland (submitted)
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