Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Stahl
 
WEITER LESEN
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
Departement
Klinische Forschung

Jahresrückblick 2017
Departement Klinische Forschung
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
Liebe Kolleginnen und Kollegen

Das Departement Klinische Forschung (DKF)        Weitere Höhepunkte haben uns durch das
blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück.   vergangene Jahr begleitet: Den Auftakt bil-
Forschende am DKF haben neben zahlreichen        dete wie immer der Tag der Klinischen For-
Auszeichnungen, Preisen und hochrangigen         schung mit beeindruckenden Beiträgen aus
Publikationen wiederum eine Reihe von Zu-        den verschiedenen klinischen Forschungs-
sprachen für kompetitive Forschungsprojek-       disziplinen. Im Sommer folgte das Sympo-
te nach Basel geholt. Hervorzuheben ist der      sium der Swiss Clinical Trial Organisation
Doppelerfolg bei dem neuen Programm des          anlässlich des zehnjährigen Bestehens des
Schweizerischen Nationalfonds für Investi-       CTU-Netzwerks, zu dem wir knapp 180 Teil-
gator-initiierte klinische Studien. Auch beim    nehmende aus der ganzen Schweiz in Basel
ersten Call des Swiss Personalized Health        begrüssen konnten. Und schliesslich haben
Networks waren klinische Forscherinnen und       wir im Herbst das zehnjährige Jubiläum der
Forscher aus Basel überdurchschnittlich er-      CTU Basel mit einem grossen Rückblick und
folgreich. Das DKF kann so die Zukunft der       begleitenden Aktionen gefeiert.
Personalisierten Medizin in der Schweiz pro-
minent mitgestalten.                             Auf den nächsten Seiten finden Sie einen
                                                 kurzen Abriss über die Hauptaktivitäten des
Im Oktober 2017 haben die ersten Studieren-      Departements im Jahr 2017. Wir möchten uns
den im neuen PhD Programm in Clinical Re-        an dieser Stelle bei allen bedanken, die mit
search ihre Ausbildung abgeschlossen. Mit        ihrer Arbeit und ihrem Engagement zu den
derzeit rund 40 Studierenden aus 19 Diszipli-    zukunftsweisenden Entwicklungen im vergan-
nen ist dieses Programm das am schnellsten       genen Jahr beigetragen haben.
wachsende PhD Programm an der Universi-
tät Basel. Erstmals konnten sich zudem zwei
PhD Studierende in diesem Programm bei der
Bewerbung für ein MD-PhD Stipendium des
SNF durchsetzen, mit dem bisher hauptsäch-       Prof. Christiane Pauli-Magnus
lich grundlagenwissenschaftliche Projekte ge-    Prof. Mirjam Christ-Crain
fördert wurden.                                  Leiterinnen Departement Klinische Forschung
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
Verwendete Kürzel für Institutionen sind im Abkürzungsverzeichnis
auf Seite 50 erläutert.
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
Inhalt
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS | 06

GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK | 12

ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS | 18

METHODISCHE FORSCHUNG | 26

BERATUNG & SERVICES | 30

AMBULANTES STUDIENZENTRUM | 34

AUS- & WEITERBILDUNG | 36

WEB- & APPLIKATIONSENTWICKLUNG | 38

CEB – INSTITUT FÜR KLINISCHE EPIDEMIOLOGIE & BIOSTATISTIK | 40

EBIM – EVIDENCE-BASED INSURANCE MEDICINE | 42

PUBLIKATIONEN | 44
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
6 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS

                            Geförderte Projekte –
                                 Schweizerischer
                                   Nationalfonds
                                       «MEHRERE KLINISCHE                Ebenfalls vom SNF honoriert wurde die
                                                                         Weiterfinanzierung zweier Kohortenstu-
                         FORSCHUNGSGRUPPEN SETZTEN                       dien: die Schweizerische Transplanta-
                                                                         tionskohorte (STCS) unter Leitung von
                    SICH 2017 BEI GROSSEN NATIONALEN                     Prof. Jürg Steiger (Transplantationsim-
                                                                         munologie und Nephrologie, USB) sowie
                   AUSSCHREIBUNGEN DES SNF DURCH.»                       die Schweizerische Vorhofflimmerkohor-
                                                                         te (Swiss-AF), die von den Kardiologen
                                                                         PD Dr. Michael Kühne, Prof. Stefan
                            Insgesamt 125 Forschungsgruppen zählt        Osswald und Prof. David Conen geleitet
                            das Departement Klinische Forschung          wird. Der SNF richtet die Förderbeiträge
                            (DKF) heute, davon sind 18 im Jahr 2017      an multizentrisch angelegte, populations-
                            dazu gestossen. Die Fachleute des DKF        basierte oder indikationsspezifische
                            arbeiten kontinuierlich an der Weiterent-    Longitudinalstudien in der Schweiz aus.
                            wicklung idealer Rahmenbedingungen,
                            die beste Forschungsprojekte ermögli-        Im Rahmen des nationalen Forschungs-
                            chen und der erfolgreichen Einwerbung        programms NFP 72 «Antimikrobielle
                            von Drittmitteln den Weg ebnen.              Resistenz» konnte das Forschungs-
                                                                         team unter der Leitung von Prof.
                            So konnten die DKF - Forschungsgruppen       Andreas Widmer (Spitalhygiene, USB)
                            unter der Leitung von Prof. Johannes van     mit der randomisierten Studie zum
                            den Anker (Pädiatrische Pharmakologie,       Vergleich einer einmaligen und einer
                            UKBB) und von Prof. Andreas Widmer           dreitägigen Antibiotikaprophylaxe bei
                            (Spitalhygiene, USB) je einen der hoch-      Patienten mit transurethaler Prostata-
                            dotierten «Investigator Initiated Clinical   resektion mittels Greenlight Laservapori-
                            Trial (IICT)» Grants des Schweizerischen     sation einen grossen Erfolg verbuchen.
                            Nationalfonds (SNF) nach Basel holen.
                            Mit dem IICT-Programm fördert der SNF        Neben zahlreichen bereits laufenden SNF
                            klinische Studien zu Themen, die nicht im    Projekten und Erfolgen bei der Einwer-
                            Fokus der Industrie stehen und deshalb       bung kompetitiver Drittmittel von priva-
                            nur unzureichend erforscht werden.           ten Stiftungen, erhielten vier Forschungs-
                                                                         gruppen im vergangenen Jahr eine neue
                                                                         Zusprache für eine SNF Projektförderung.
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 7

SNF – «NFP 72 Antimikrobielle Resistenz»

                                                      Mitwirkende
                                                      Kathrin Bausch, Claraspital
                                                      Thomas Gasser, USB, Unibas
                                                      Thomas Hermanns, USZ
                                                      Maciej Krzysztof Kwiatkowski, KSA
                                                      Jan A. Roth, USB
                                                      Robin Ruszat, Claraspital
                                                      Hans-Helge Seifert, USB
 ANDREAS WIDMER, USB                                  Benjamin Speich, ceb

 Projekt
 Vergleich einer einmaligen und einer dreitägigen Antibiotikaprophylaxe bei Patienten mit
 transurethaler Prostataresektion mittels Greenlight Laservaporisation

                   SNF – «Projektförderung»

 EMANUEL CHRIST, USB
 Projekt
 A comparison of two novel molecular                        MICHAEL KÜHNE, USB
 targeting systems for diagnosis and
 therapy in patients with medullary                         Projekt
 thyroid carcinoma (MTC)                                    Health consequences of the
                                                            burden of atrial fibrillation –
                                                            The Swiss-AF-BURDEN study

IRENE M. HÖSLI, USB
Projekt                                                     CHRISTIAN MÜLLER, USB
Screening of gestational diabetes melli-
tus in early pregnancy by oral glucose                      Projekt
tolerance test and glycosylated fibronec-                   BASEL IX (BAsel Syncope
tin: An international, prospective,                         EvaLuation Study): Validation
multi-centre cross-sectional study
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
8 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS

                                      JULIA BIELICKI            JOHANNES VAN DEN ANKER

                            SNF – «Investigator Initiated Clinical Trials»

                                                                         Projekt
                                                                    Bei Erwachsenen mit Pneumonie führt die Gabe von
                                                   Titel            Kortikosteroiden, wie in einer Studie1 unter der Leitung
                                                                    von Prof. Mirjam Christ-Crain gezeigt wurde, zu einer
                                                                    schnelleren Stabilisierung und zu einem rascheren
                     KIDS-STEP Study – Eine randomisierte
                                                                    Austritt aus dem Spital. Unsere KIDS-STEP Studie, die
            placebo-kontrollierte multizentrische Studie der
                                                                    vom SNF im Rahmen des IICT-Programms finanziert
                  ergänzenden Kortikosteroid-Therapie bei
                                                                    wird, knüpft hier an: auf der Grundlage der vorliegen-
                   hospitalisierten Kindern mit Pneumonie
                                                                    den Ergebnisse soll in dieser ebenfalls nationalen
                                                                    multizentrischen klinischen Studie der Einfluss von
                                                                    Kortikosteroiden auf die Stabilisierung während des
                                                                    Spitalaufenthaltes und auf das Wiederauftreten von
                                                                    Symptomen bei mit Pneumonie hospitalisierten Kin-
                                         Co-Autoren                 dern untersucht werden.

                                    Svetlana Beglinger, UKBB        Aufgrund der uns vorliegenden Daten von Erwach-
                               Mirjam Christ-Crain, DKF, USB        senen gehen wir von einer ebenfalls positiven
                                             Adrian Egli, USB       Wirkung von Kortikosteroiden auf die klinische
                                      Ulrich Heininger, UKBB        Stabilisierung bei Kindern aus. Es kann derzeit
                                                                    jedoch nicht abgeschätzt werden, ob bei Kindern
                                                                    eine schnellere Genesung unter Kortikosteroiden
                                                                    mit einem erhöhten Risiko des Wiederauftretens
                                                                    der Pneumonie verbunden sein könnte. Obwohl es
                                                                    sehr unwahrscheinlich ist, besteht die Möglichkeit,
                                            Eckdaten                dass ein solches Phänomen den positiven Effekt
                                                                    der Kortikosteroide in der akuten Phase aufwiegt.
                                    Projektstart: Juni 2017         Dies soll daher in der KIDS-STEP Studie ebenfalls gezielt
                                  Projektdauer: 60 Monate           untersucht werden. Insgesamt wird KIDS-STEP 700
                Geplante Anzahl Patienten: 700 in 8 Zentren         Kinder in acht schweizerischen Zentren des Netzwerks
                                                                    SwissPedNet rekrutieren.

                                                                    1
                                                                        Blum CA*, Nigro N*, Briel M et al. The Lancet 2015;385:1511-1518
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 9

                                               ANDREAS WIDMER

              SNF – «Investigator Initiated Clinical Trials»

                                                                Projekt

                                                           Eine kürzlich erschienene WHO-Richtlinie zur Haut-
                                          Titel            desinfektion vor chirurgischen Eingriffen empfiehlt
                                                           den Einsatz von Chlorhexidin-Alkohol und rät von der
  Prospektive randomisierte klinische Studie zur           Verwendung von alkoholischem Jod ab.1 Grundla-
 Wirksamkeit von zwei Hautdesinfektionsmitteln             ge für diese Empfehlung war eine Metaanalyse von
                                                           sechs randomisierten Studien, die eine Überlegen-
                                                           heit von Chlorhexidin zeigte. Dem gegenüber stehen
                                                           Forschungsergebnisse, wie jene einer am Universi-
                                                           tätsspital Basel an >1000 Patientinnen und Patienten
                                                           durchgeführten Studie, die zeigen, dass alkoholisches
                               Co-Autoren                  Povidon-Jod (PVP-Jod) die Infektionsrate ebenfalls sig-
                                                           nifikant reduziert.2
                                Stefan Kuster, USZ
                        Jonas Marschall, Inselspital       Wir führen die Unterschiede zwischen Chlorhexidin
                         Alexander Schweiger, USB          und PVP-Jod in gewissen Studien darauf zurück, dass
                                                           Jod in verschiedenen Präparaten an unterschiedliche
                                                           Träger gebunden ist und der freie Anteil an Jod variiert.
                                                           Tatsächlich würden Chlorhexidin- und Jodprodukte in
                                                           alkoholischen Lösungen keine klinisch fassbaren un-
                                  Eckdaten                 terschiedlichen Wirkungen erzielen. Aus unserer Sicht
                                                           steht die derzeitige WHO-Richtlinie deshalb auf keiner
                           Projektstart: Juni 2018         soliden Datengrundlage.3
                        Projektdauer: 24 Monate
Geplante Anzahl Patienten: 2000 in allen 3 Zentren         Die von uns geplante und vom SNF im Rahmen der
                                                           IICT-Initiative geförderte Studie soll die grundlegen-
                                                           de Evidenz für die Entscheidung generieren, ob Jod
                                                           weltweit aus dem Operationssaal verbannt werden
                                                           muss oder als äquivalenter Partner zu den Chlorhexi-
                                                           din-Alkohol-Präparaten weiterhin verwendet werden
                                                           darf. Die Erkenntnisse aus dieser Studie werden einen
                                                           entscheidenden Beitrag zur Vermeidung von postope-
                                                           rativen Wundinfektionen leisten.

                                                           1
                                                               Allegranzi B. Lancet Infect Dis. 2016 Dec;16(12):e288-e303
                                                           2
                                                               Tschudin Sutter S, Widmer AF. Ann Surgery 2012 Mar;255(3):565-9)
                                                           3
                                                               Maiwald M, Widmer AF. Lancet Infect Dis. 2017 Oct;17(10):1023-1024
Jahresrückblick 2017 Departement Klinische Forschung
10 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS

                                                                                              JÜRG STEIGER

                                                                SNF – «Longitudinalstudien»

                                                                                                        Projekt
                                                                               Titel
                                                                                                       Die Swiss Transplant Cohort Study (STCS) ist eine der
                                                                                                       grossen, vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF)
                              The Swiss Transplant Cohort Study (STCS)
                                                                                                       geförderten Longitudinalstudien. Die STCS wurde im
                                                                                                       Jahr 2005 von Prof. Jürg Steiger (USB) und Prof. Ma-
                                                                                                       nuel Antonio Pascual (CHUV) gegründet und wird seit
                                                                Co-Autoren                             2007 vom SNF und dem Verband Universitäre Medizin
                                                                                                       Schweiz finanziell unterstützt. Wissenschaftlicher Er-
                                                                                                       folg und Nachhaltigkeit haben dazu geführt, dass der
                                                             Isabelle Binet, KSSG
                                                                                                       SNF der STCS erneut 4.4 Mio. kompetitive Drittmittel
                                                      Pierre-Yves Bochud, CHUV
                                                                                                       zugesprochen hat. Im Februar 2018 geht das Projekt
                                                           Sabina De Geest, USB
                                                                                                       daher in seine fünfte Fundingperiode. Das Zentrum Ba-
                                                     Günther F. L. Hofbauer, USZ
                                                                                                       sel spielt aufgrund der hier angesiedelten Infrastruktur
                                                     Uyen Huynh-Do, Inselspital
                                                                                                       (Studienkoordination Madeleine Wick, MSc MPH, Da-
                                                            Michael T. Koller, USB
                                                                                                       tenzentrum PD Dr. Michael Koller, Principle Investiga-
                                                            Christian Lovis, HUG
                                                                                                       tor Prof. Jürg Steiger) seit jeher eine zentrale Rolle.
                                                             Oriol Manuel, CHUV
                                                            Nicolas Mueller, USZ
                                                                                                       Der Fokus der STCS ist die präzise Verlaufsbeobach-
                                                          Manuel Pascual, CHUV
                                                                                                       tung aller Patientinnen und Patienten, die sich in ei-
                                                              Stefan Schaub, USB
                                                                                                       nem Schweizer Transplantationszentrum einer soliden
                                                      Christian van Delden, HUG
                                                                                                       Organtransplantation unterziehen. Seit Beginn der
                                                                                                       Rekrutierung im Mai 2008 wurden über 4600 Patien-
                                                                                                       tinnen und Patienten eingeschlossen (Stand 11/2017).
                                                                    Eckdaten                           Einzigartig ist, dass alle Typen solider Organtransplan-
                                                                                                       tationen in einem hochspezifischen System erfasst,
                                                   Projektstart: Mai 2008                              nachbeobachtet und damit umfassende Ergebnisse öf-
                                                  Projektdauer: bis 2020                               fentlich zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, die Er-
                                  Geplante Anzahl Patienten: 4600 (Stand                               gebnisse von Organtransplantationen zu verbessern.
                                                         November 2017)                                Der STCS Annual Report zeigt in detaillierter Tiefe alle
                                                                                                       Transplantationsaktivitäten und den Outcome seit
                                                                                                       2008. Aktuell laufen über 110 transplantationsmedizini-
                                                                                                       sche Forschungsprojekte in den Bereichen Infektions-
                                                                                                       krankheiten1, Immunologie, Onkologie, Genomics2,
                                                                                                       Epidemiologie- und Outcome3, psychosoziale Aspekte4
             1
                 Manuel O, Kralidis G, Mueller NJ et al. Am J Transplant 2013;13:2402-10
                                                                                                       aber auch randomisierte Studien und Projekte zur Ver-
                    2
                        Manuel O, Wojtowicz A, Bibert S et al. J Infect Dis 2015;211:906-14
                                                                                                       sorgungsforschung.
         3
             Koller MT, van Delden C, Muller NJ et al. Eur J Epidemiol 2013;28:347-55
         4
             De Geest S, Burkhalter H, Berben L et al. Prog Transplant 2013;23:235-46
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SCHWEIZERISCHER NATIONALFONDS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 11

                                    DAVID CONEN                    STEFAN OSSWALD

                                       SNF – «Longitudinalstudien»

                                                   Titel
                                                                     Projekt
        Swiss Atrial Fibrillation Cohort Study (Swiss-AF)
                                                                   Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung
                                                                   in der Bevölkerung. In der Schweiz haben mehr als
                                                                   100'000 Personen diese Erkrankung. Patientinnen und
                                        Co-Autoren                 Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Ri-
                                                                   siko, an einer Herzschwäche, einem Schlaganfall und/
                                                                   oder einer eingeschränkten Hirnleistung zu erkranken.
                                          Mitwirkende USB
                                                                   Um bessere Erkenntnisse über den Zusammenhang
                                  Michael Kühne, PI für USB
                                                                   zwischen Vorhofflimmern und eingeschränkter Hirn-
                    Stefanie Aeschbacher, Sebastian Berger,
                                                                   leistung zu gewinnen, führen wir eine langfristige Be-
              Raffaele Bernasconi, Steffen Blum, Leo Bonati,
                                                                   obachtungsstudie an mehreren medizinischen Zentren
               Lucien Eggimann, Lorin Fröhlich, Tobias Göldi,
                                                                   in der Schweiz mit insgesamt 2400 Patientinnen und
       Christine Meyer-Zürn, Pascal Meyre, Michel Mongiat,
                                                                   Patienten durch. Wichtigstes Einschlusskriterium für
Christiane Pudenz, Andreas Reusser, Aleksandra Schweizer,
                                                                   die Studie ist ein dokumentiertes Vorhofflimmern und
     Anne Springer, Samuel Stempfel, Christian Sticherling,
                                                                   Alter über 65 Jahre.
                            Christoph Stippich, Gian Völlmin

                                                                   Die Studienuntersuchungen werden in jährlichen Ab-
                                                                   ständen durchgeführt und umfassen neben einer Viel-
                             Mitwirkende ganze Schweiz:
                                                                   zahl von Gesundheitsfragebögen eine Blutentnahme,
    Peter Ammann, Angelo Auricchio, Jürg Beer, Paul Erne,
                                                                   ein Elektrokardiogramm, Fragebögen zur Testung der
    Georg Ehret, Urs Fischer, Daniel Hayoz, Richard Kobza,
                                                                   Hirnfunktion und eine Magnetresonanztomographie
    Andreas Monsch, Giorgio Moschovitis, Andreas Müller,
                                                                   des Kopfs (jedes zweite Jahr). Ausserdem werden die
          Jan Novak, Ernst Wilhelm Radü, Nicolas Rodondi,
                                                                   wichtigsten klinischen Komplikationen wie Hirnschlag,
Laurent Roten, Dipen Shah, Jürg Schläpfer, Ramun Schmid,
                                                                   systemische Embolie und Herzinsuffizienz systema-
                  Matthias Schwenkglenks, Thomas Szucs,
                                                                   tisch erfasst und dokumentiert.
     Marcello Di Valentino, Fabienne Witassek, Jens Würfel

                                                                   Das Projekt ist vom Schweizerischen Nationalfonds
                                                                   (SNF) finanziert und läuft seit April 2014. Im Novem-
                                           Eckdaten                ber hat der SNF bekannt gegeben die Swiss-AF Studie
                                                                   um weitere zwei Jahre bis März 2020 zu finanzieren.
                                   Projektstart: März 2014         Erste Resultate werden 2018 erwartet. Erfreulicher-
                              Projektdauer: bis März 2020          weise startet 2018 die Swiss-AF BURDEN Studie,
                              Geplante Anzahl Patienten:           welche stark mit der Swiss-AF Kohorte verknüpft ist
                   2415 Patienten, rekrutiert zwischen 2014        (PI PD Dr. Michael Kühne). Die Swiss-AF BURDEN
                                           und August 2017         Studie wird vom SNF sowie von der Schweizerischen
                                                                   Herzstiftung unterstützt.
12 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK

                            Geförderte Projekte –
                              Swiss Personalized
                                 Health Network
                               «MIT DREI INFRASTRUKTUR-                    ordinierten Technologien, Methoden und
                                                                           Infrastrukturen, die den Austausch und
           PROJEKTEN VON NATIONALER BEDEUTUNG                              die Nutzung von gesundheitsbezogenen
                                                                           Patientendaten für die Forschung er-
              LEISTET DAS DKF EINEN WESENTLICHEN
                                                                           möglichen («Infrastructure Development
                       BEITRAG ZUR ENTWICKLUNG UND                         Projects») und in konkreten Forschungs-
                                                                           projekten aller Indikationsgebiete, die die
                   FÖRDERUNG DER PERSONALISIERTEN                          Entwicklung von Systemen zum Manage-
                                                                           ment und Austausch von klinischen Daten
                               MEDIZIN IN DER SCHWEIZ.»
                                                                           in allen Universitätsspitälern voran treiben
                                                                           («Driver Projects»).

                            Das Swiss Personalized Health Network          Die DKF- Forschungsgruppen von PD Dr.
                            (SPHN) ist eine nationale Initiative, um die   Adrian Egli (Labormedizin, USB) sowie
                            Entwicklung der personalisierten Medizin       von PD Dr. Andreas Wicki (Onkologie,
                            und personalisierten Gesundheit in der         USB) und Prof. Mohamed Bentires-Alj
                            Schweiz zu fördern. Die Schweizerische         (DBM) überzeugten mit ihren Projektein-
                            Akademie der Wissenschaften leitet die         gaben in der Kategorie «Driver Projects».
                            Umsetzung der Initiative im Auftrag des        Mehr über die Projekte folgt in diesem
                            Bundes. Mit dem SPHN soll die Infrastruk-      Kapitel. In der Kategorie «Infrastructure
                            tur aufgebaut werden, die nötig ist, um die    Development Projects» wurden alle drei
                            vielfältigen gesundheitsbezogenen Daten        vom Departement Klinische Forschung
                            für die innovative Forschung nutzbar zu        eingereichten Projekte mit einer Finan-
                            machen. Die Swiss Clinical Trial Organisa-     zierungszusage belohnt. Die Projekte zu
                            tion mit ihrem CTU-Netzwerk gilt als eine      den Themen «e-Generalkonsent», «Data
                            der zentralen Partnerinnen des SPHN.           Governance» und «Natural Language Pro-
                                                                           cessing» werden auf den folgenden Sei-
                            Während der ersten Finanzierungspha-           ten vorgestellt.
                            se 2017-2020 liegen die Prioritäten vom
                            SPHN in der Förderung von national ko-
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 13

                                                  E-General-Consent
                      SPHN – «Infrastructure Development Project»

                                                  Titel

   Entwicklung und Umsetzung eines schweizweiten
      elektronischen Generalkonsents für die Weiter-              Durchführung
       verwendung von Patientendaten und -proben
                                                                Das von SPHN geförderte Projekt des Departements
                                                                Klinische Forschung sieht vor, durch eine komplette Digi-
                                                 Ziele          talisierung der Einwilligung einen effizienteren und res-
                                                                sourcenschonenderen Prozess zu schaffen. Durch diese
Die Nutzung und der schweizweite Austausch von ge-              Entkopplung vom Spitaleintritt sollen mehr Patientinnen
sundheitsbezogenen Daten in der Forschung benötigt eine         und Patienten erreicht und die Einwilligungsraten erhöht
einheitliche Infrastruktur, die durch das Swiss Personalized    werden.
Health Network (SPHN) gefördert wird. Um routinemässig
erhobene gesundheitsbezogene Daten und Proben von Pa-           Das Projekt wird getragen von einer nationalen Zusam-
tientinnen und Patienten für die Forschung nutzen zu dür-       menarbeit der fünf Schweizer Universitätsspitäler und des
fen, müssen diese gemäss dem Humanforschungsgesetz              Universitäts-Kinderspitals beider Basel. Es wird unterstützt
vorgängig der Weiterverwendung ihrer Daten und Proben           durch die Swiss Clinical Trial Organisation, das Swiss Rese-
zustimmen.                                                      arch Network of Clinical Pediatric Hubs, Swissethics und
                                                                die Swiss Biobanking Platform.
Die Einwilligung der Patientinnen und Patienten wird am
Universitätsspital Basel und anderen Schweizer Univer-          Die breite nationale Abstützung schafft die Grundlage für
sitätsspitälern über den sogenannten «Generalkonsent»           eine schweizweit harmonisierte Lösung des Generalkon-
eingeholt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Abgabe des      sents als Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung
Generalkonsents auf Papier kompliziert ist und wenig Flexi-     der Initiative zur Personalisierten Medizin.
bilität aufweist, so dass derzeit schweizweit nur ein Bruch-
teil der an einem Universitätsspital behandelten Patientin-
nen und Patienten angefragt wird.
                                                                  Autoren

                                                                Principal Investigator
                                          Eckdaten              Christiane Pauli-Magnus, DKF
                                                                Mitwirkende Basel
                                  Projektstart: Mai 2018        Julia Maurer, DKF
                                Projektdauer: 12 Monate         Ramon Saccilotto, DKF

                                                                Weitere mitwirkende Institutionen
                                                                USZ, CHUV, Inselspital, HUG, SCTO, SwissPedNet, SBP
14 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK

                                                             Data Governance
                               SPHN – «Infrastructure Development Project»

                                                              Titel

                      Development of a governance and quality
                    management system for exchange of patient                Durchführung
                             related data for research purposes
                                                                           Im geplanten regulatorischen Rahmen wird spezielle
                                                                           Aufmerksamkeit auf Datenqualität, Patientenrechte und
                                                                           Datenschutz im Einklang mit den gültigen gesetzlichen
                                                             Ziele
                                                                           Bestimmungen gelegt. Gleichzeitig konzentrieren sich
                                                                           komplementäre Projekte im Spital auf die technische Um-
           Zweifellos kann die Analyse von patientenbezogenen Spital-
                                                                           setzung des Vorhabens.
           daten sehr hilfreich bei der Beantwortung von umfangrei-
           chen Gesundheitsfragen sein. Gleichzeitig sind aber auch
                                                                           Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Uni-
           Risiken mit der Bereitstellung von sensiblen Patientendaten
                                                                           versitätsspital Zürich (Dr. med. Michael Weisskopf,
           für die Forschung verbunden. Diese müssen durch eine
                                                                           Research Biobanking Service Center) und der Universität
           entsprechende regulatorische Rahmengebung, eben eine
                                                                           Bern (Verena Pfeiffer PhD, Insitute of Social and Preventive
           «data governance», adressiert werden.
                                                                           Medicine) durchgeführt. Darüber hinaus erfährt das Projekt
                                                                           Unterstützung von der Swiss Clinical Trial Organisation.
           Das Universitätsspital Basel (USB) plant eine einheitliche
           «data sharing platform» für Forschende mit dem Ziel, Daten
           kontrolliert und strukturiert für die Forschung zur Verfügung
           stellen zu können. Der so genannte «USB Data Hub for Per-
           sonalized Health» soll zur zentralen Drehscheibe zwischen
                                                                             Autoren
           dem Forschenden, der Daten anfragt, und den verschie-
           denen Datenspeichersystemen am USB werden. Ähnli-
                                                                           Principal Investigator
           che Bestrebungen gibt es auch an den anderen Schweizer
                                                                           Jörg Willers, DKF
           Universitätsspitälern, sodass der Aufbau von kompatiblen
                                                                           Mitwirkende Basel
           Strukturen gefördert werden kann.
                                                                           Thomas Fabbro, DKF
                                                                           Julia Maurer, DKF
                                                                           Christiane Pauli-Magnus, DKF
                                                      Eckdaten

                                        Projektstart: Dezember 2017        Weitere mitwirkende Institutionen
                                           Projektdauer: 12 Monate         USZ, Unibe, SCTO
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 15

                                                               NLPforTC
                      SPHN – «Infrastructure Development Project»

                                                  Titel
                                                                      Durchführung
                           Natural language processing
                                für Tumor-Klassifikation
                                                                    Im Projekt «NLPforTC» werden bestehende Open Source
                                                                    Software-Lösungen und Algorithmen für ein konkretes
                                                                    Beispiel, der Tumor Nodus Metastasen (TNM) Klassifika-
                                                                    tion basierend auf Radiologie- und Pathologieberichten, an
                                                 Ziele              die lokalen Gegebenheiten angepasst. Die TNM-Klassifika-
                                                                    tion wurde gewählt, weil sie von zentraler Bedeutung bei
Um Informationen aus klinischen Berichten und Befunden              der Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten ist
für die Forschung zu nutzen, werden diese oft nachträglich          und bei der Erforschung von Verlauf und Wirksamkeit von
manuell in eine kodierte und strukturierte Form umgewan-            Therapien und den Krebsregistern benötigt wird. Die für
delt. Die Kodierung ist zeitaufwändig und meist auf das             die Klassifikation relevanten Informationen über den Pri-
Forschungsvorhaben zugeschnitten, sodass sie für andere             märtumor, die Lymphknoten und die Metastasen werden
Zwecke nicht nutzbar ist. Die Swiss Personalized Health             in einem ersten Schritt auf die Snomed-CT- Terminologie
Network Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die Zugäng-           abgebildet. Aufbauend auf diesen Informationen wird da-
lichkeit klinischer Informationen für Forschungszwecke,             nach die TNM-Klasse bestimmt.
insbesondere für die personalisierte Gesundheitsfor-
schung, zu verbessern. Im Rahmen dieser Initiative wird das         Das gewählte Vorgehen liefert damit auch Erkenntnisse
Departement Klinische Forschung gemeinsam mit Onkolo-               darüber, ob es sinnvoll und machbar ist, die benötigten
gen, Radiologen und Pathologen der Universitätsspitäler Ba-         Informationen in Snomed-CT -Codes zu überschreiben.
sel und Zürich untersuchen, inwieweit Informationen, die für        Diese Taxonomie hat in den letzten Jahren international
die Tumor-Klassifikation benötigt werden, mit maschinellen          zunehmend Verbreitung gefunden und erlaubt, klinische
Verfahren aus unstrukturierten Berichten ausgelesen und in          Informationen in einer maschinenlesbaren, standardisier-
eine standardisierte Taxonomie überführt werden können.             ten Form darzustellen. Dies ist eine Voraussetzung, um
                                                                    personalisierte Gesundheitsforschung auf nationaler Ebe-
Zahlreiche klinische und epidemiologische Studien, insbe-           ne zu etablieren.
sondere aus dem angelsächsischen Raum, haben solche
Verfahren, die auch unter «Text Mining» oder «Natural Langu-
age Processing (NLP)» bekannt sind, erfolgreich eingesetzt.
Diese Verfahren müssen jedoch für deutschsprachige Be-                Autoren
richte angepasst werden, weil sie an die Sprache, Fachrich-
tung und die lokalen Erfassungsrichtlinien gebunden sind.           Principal Investigator
                                                                    Thomas Fabbro, DKF
                                                                    Mitwirkende Basel
                                                                    Rita Achermann, DKF
                                                                    Michael Scharfe, DKF
                                          Eckdaten                  Bram Stieltjes, USB
                                                                    Andreas Wicki, USB
                                  Projektstart: April 2018
                                Projektdauer: 12 Monate             Weitere mitwirkende Institutionen
                                                                    USZ, ZHAW
16 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK

                                                         ADRIAN EGLI

                                         SPHN – «Driver Project»

                                                                       Projekt

                                                                  Bakterielle Infektionen können zu einer Sepsis führen, wel-
                                                  Titel
                                                                  che mit einer hohen Morbidität, Mortalität und erhöhten
                                                                  Gesundheitskosten assoziiert ist. Zudem zieht eine Sepsis
                 Personalized Swiss Sepsis Study (PSSS):
                                                                  häufig auch Einschränkungen der Lebensqualität nach sich.
         detection and modelling of sepsis using machine
                                                                  Der Verlauf der Sepsis ist allerdings sehr heterogen und
          learning to analyse continuous ICU monitoring,
                                                                  abhängig vom verursachenden Pathogen und variiert stark
             laboratory, microbiology, and -omics data for
                                                                  von Patient zu Patient. Insbesondere eine nicht rechtzeiti-
                        personalized sepsis management.
                                                                  ge Behandlung oder antibiotikaresistente Erreger können
                                                                  tödlich sein. Die frühzeitige Erkennung, respektive eine
                                                                  Voraussage des Krankheitsverlaufs, sind heutzutage jedoch
                                                                  nur begrenzt möglich. Patientinnen und Patienten mit einer
                                                                  schweren bakteriellen Infektion würden deshalb stark von
                                       Co-Autoren                 personalisierten Diagnose- und Behandlungsstrategien pro-
                                                                  fitieren.
                                       Mitwirkende Basel
                                    Manuel Battegay, USB          Unser Projekt wird hierfür eine interoperable Infrastruktur
                         Karsten Borgwardt, D-BSSE, ETHZ          zwischen den Intensivstationen der Schweizer Universitäts-
                                  Christoph Dehio, Unibas         spitälern und verschiedenen Forschungsgruppen aufbauen,
                                     Stephan Marsch, USB          um komplexe Informationen über Wirt und Pathogen wäh-
                                  Martin Siegemund, USB           rend des gesamten Verlaufs einer Sepsis zu sammeln. Die
                                                                  Integration der kontinuierlichen Monitoring-Daten der Inten-
                      Weitere mitwirkende Institutionen           sivstationen wird uns erlauben, digitale Biomarker zu iden-
            USZ, UZH, ETHZ, CHUV, Inselspital, Unibe, HUG         tifizieren. In Kombination mit den molekularen Biomarkern
                                                                  von Bakterien und der Patientinnen und Patienten werden
                                                                  in der Sepsis-Forschung für Wirt und Pathogen neue Wege
                                                                  eröffnet.
                                          Eckdaten
                                                                  Diese sehr umfangreichen und komplexen Datensets wer-
                                 Projektstart: Februar 2018       den in den SPHN Daten Hubs zusammengeführt, um eine
                                     Projektdauer: 3 Jahre        feinkörnige, multidimensionale Analyse mittels «Machine
                                                                  Learning» Technologien zu ermöglichen. Ziel ist es, eine
                                                                  bakterielle Sepsis bei den einzelnen Patientinnen und Pa-
                                                                  tienten früher zu erkennen und ihren Verlauf präziser vor-
                                                                  herzusagen.
GEFÖRDERTE PROJEKTE – SWISS PERSONALIZED HEALTH NETWORK I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 17

                MOHAMED BENTIRES-ALJ                    ANDREAS WICKI

                           SPHN – «Driver Project»

                                                  Projekt

                                                 Krebspatientinnen und -patienten im späten Stadium
                                 Titel           der Tumorerkrankung stehen oft keine etablierten
                                                 Standardtherapien mehr zur Verfügung. Deshalb ist
  M3C3.CH: Multidisciplinary multicentre         diese Patientengruppe ganz besonders auf eine per-
molecular and cellular cancer consortium         sonalisierte Diagnose und Therapie angewiesen. Am
                                                 molekularen Tumor-Board, einer Expertenrunde von
                                                 Krebsspezialisten und Biologen, werden besonders
                                                 schwierige Fälle diskutiert und individuelle Thera-
                      Co-Autoren                 piekonzepte empfohlen. Diese umfassen auch den
                                                 «off-label» Gebrauch von anderweitig zugelassenen
                       Mitwirkende Basel         Medikamenten oder den Einschluss in experimentelle
                       Markus Heim, USB          Studien.
                  Viola Heinzelmann, USB
                     Jakob Passweg, USB          Das «Multidisciplinary Multicentre Molecular and Cel-
                 Thierry Sengstag, Unibas        lular Cancer Consortium (M3C3.CH)», ein Projekt der
                    Luigi Terracciano, USB       Universitätsspitäler und Universitäten von Basel und
                       Walter Weber, USB         Zürich sowie der ETH Zürich, wird im Rahmen des
                       Andreas Wicki, USB        SPHN ein gemeinsames molekulares Tumor-Board mit
                         Jörg Willers, DKF       Zugang zu einem erweiterten Satz an klinischen, mo-
                     Alfred Zippelius, USB       lekularen und zellulären Daten aufbauen. Eine grosse
                                                 technische Herausforderung besteht darin, die spital-
      Weitere mitwirkende Institutionen          eigenen, medizinischen Dateninformationssysteme
 USZ, UZH, ETHZ, UNIGE, IOSI, KSA, KSW,          so zu modifizieren, dass die benötigten Daten dem
         Stadtspital Triemli, KSSG, SICHH        Tumor-Board und der Forschung unter Einhaltung aller
                                                 rechtlichen und ethischen Anforderungen zugänglich
                                                 gemacht werden können. Die wissenschaftliche Auf-
                                                 gabe wird es sein, aus der riesigen Menge an Daten
                                                 wissenschaftlich fundierte Aussagen und verbesserte
                                                 Empfehlungen für die Therapie zu generieren.
                         Eckdaten
                                                 Ziel ist es, jeder Patientin und jedem Patienten die für
             Projektstart: Januar 2018           sie oder ihn wirksamste Behandlung mit den geringst-
                Projektdauer: 3 Jahre            möglichen Nebenwirkungen zukommen zu lassen.
18 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS

                               Erfolgreicher
                       Forschungsnachwuchs
                              «GUT AUSGEBILDETER UND                       Ein Highlight im Jahr 2017 war die
                                                                           erstmalige Auszeichnung von klinisch-
                GEFÖRDERTER WISSENSCHAFTLICHER                             forschenden MD-PhD Studierenden
                                                                           durch ein gemeinsames Förderprogramm
              NACHWUCHS IST DIE VORAUSSETZUNG,                             der Schweizerischen Akademie der
                                                                           Medizinischen Wissenschaften           und
                    UM DIE QUALITÄT DER KLINISCHEN                         des     Schweizerischen      Nationalfonds
                                                                           (SNF). Milica Popovic und Alain Amstutz
                        FORSCHUNG ZU STEIGERN UND                          setzten sich in einem kompetitiven
                                                                           Auswahlverfahren mit jeweils einem kli-
                             LANGFRISTIG ZU SICHERN.»                      nischen Forschungsprojekt durch und er-
                                                                           hielten beide ein dreijähriges SNF Stipen-
                                                                           dium. Auch ihre Projekte werden auf den
                           Die erste Generation der PhD Studie-            nächsten Seiten präsentiert.
                           renden im Track «Klinische Forschung»
                           hat erfolgreich ihre Arbeit verteidigt          Aus dem Fonds zur Förderung des aka-
                           und das Studium in der Regelzeit von            demischen Nachwuchses der Universität
                           drei Jahren abgeschlossen. Auf den fol-         Basel wurden zudem sieben talentierte
                           genden Seiten werden die Porträts und           Forschende mit einem Grant bedacht.
                           Projekte der frischgebackenen Doktoren          Die Preisträger finden Sie nebenstehend.
                           Vitalii V. Cozac, Patrick Dolder, Belinda von
                           Niederhäusern und Christian Puelacher
                           kurz vorgestellt.

                           Das PhD Programm in Clinical Rese-
                           arch hat sich damit weiter etabliert und
                           die Nachfrage hält an. Aktuell sind fast
                           40 PhD Studierende im Studiengang Kli-
                           nische Forschung eingeschrieben.
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 19

Universität Basel – «Fonds zur Nachwuchsförderung»

 PHILIPPE GLAUSER, USB
 Projekt
 Prophylaktische Netzeinlage bei Laparoto-
 mie - 5-Jahres Follow-up eines RCT
                                                          ECKHARD MAUERMANN, USB
                                                          Projekt
                                                          3D echocardiography-derived pressure-volume
                                                          loops for assessing right ventricular perfor-
                                                          mance: a feasibility study with broad clinical
                                                          implications

 KIU YAN CHARLOTTE NG, DBM
 Projekt
 Dissecting the transcriptional effects of
 somatic mutations in human cancers

                                                          REGINA MARIA
                                                          MARGA SCHLÄGER, USB
                                                          Projekt
                                                          Spinal cord involvement in post-polio syndrome

 DANIEL STUDER, UKBB
 Projekt
 Intraoperative in-vivo assessment of spinal
 stiffness with a motorized programmable
 robotic device

                                                          CHRISTOPHER TRÄNKA, USB
                                                          Projekt
                                                          Towards outcome predicition in cervical artery
                                                          dissection – the importance of clinical, genetic
                                                          and therpeutic variables

 CLAUDIA SUENDERHAUF, USB
 Projekt
 In-vivo determination of cytochrome P450
 activities in patients with liver cirrhosis
20 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS

                                                              ALAIN AMSTUTZ

                                   SAMW/SNF – «MD-PhD Programm»

                                                                          PhD Betreuer
                                                          Titel          Niklaus Daniel Labhardt, Swiss TPH
                                                                         Manuel Battegay, USB
                    UNAIDS 90-90-90 targets: Operational and             Matthias Briel, DKF
                       clinical research addressing HIV/AIDS             Thomas Klimkait, DBM
                             care in resource-limited settings

                                                                          Herausforderungen
                                                     Projekt
                                                                         Da es sich bei meinem Forschungsprojekt um ope-
      Mein PhD Projekt befasst sich mit der HIV-Behandlungs-             rationelle Forschung handelt, sind viele verschiede-
      kaskade in Lesotho, einem ressourcenarmen Binnenstaat              ne Akteure involviert, vom Gesundheitsministerium
      in Südafrika mit der zweithöchsten HIV-Prävalenz weltweit.         über die lokale Spitalleitung bis hin zu Dorfgemein-
      UNAIDS (United Nations Programme on HIV/AIDS) lancier-             schaften. Dies ist gleichermassen spannend wie an-
      te 2014 die 90-90-90-Strategie, die zum Ziel hat, die HIV-Epi-     spruchsvoll. Eine weitere Herausforderung besteht
      demie bis 2020 drastisch zu reduzieren. Unterstützt durch          darin, in einem Umfeld mit knappen finanziellen
      ein etabliertes Forschungskonsortium mit (inter)nationalen         und personellen Ressourcen qualitativ hochstehen-
      Partnern untersuche ich in diversen Studien die Umsetzung          de Forschung zu betreiben und dabei die klinische
      der UNAIDS Strategie in Lesotho.                                   Arbeit in der HIV-Klinik nicht zu vernachlässigen.

      Konkret startet 2018 eine grosse cluster-randomisierte klini-
      sche Studie, welche untersucht, ob und wie man während
      HIV-Kampagnen mit HIV-Selbsttests und einer dezentrali-
      sierten HIV-Medikamentenabgabe einerseits mehr Dorfbe-
      wohner auf HIV testen und andererseits die neu diagnosti-
      zierten HIV-Patientinnen und Patienten danach erfolgreich
      unter Therapie halten kann. Eine zweite randomisiert-kon-
      trollierte Studie, welche bereits begonnen hat, hinterfragt
      die WHO-Definition von Behandlungsversagen und den
      Wechsel auf eine HIV-Zweitlinientherapie.
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 21

                                                    MILICIA POPOVIC

                           SAMW/SNF – «MD-PhD Programm»

                                                                       PhD Betreuer
                                                 Titel               Mirjam Christ-Crain, DKF, USB

       The role of interleukin-1 in the pathophysiology
                          of polycystic ovary syndrome

                                                                       Herausforderungen

                                                                     Da es sich beim PCOS nicht um ein einheitliches Krankheits-
                                            Projekt
                                                                     bild handelt, werden wir die Patientinnen vor Einschluss in
                                                                     unsere Studie gründlich untersuchen und bei der Definition
In meiner klinischen Dissertation werde ich mich mit dem
                                                                     des PCOS die strengsten Klassifikationskriterien anwen-
Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) beschäftigen. Dies
                                                                     den. Zudem werden die Patientinnen ihre aktuelle Therapie
ist ein häufiges endokrinologisches Krankheitsbild bei
                                                                     für drei Monate sistieren müssen. Diese Einschränkungen
Frauen im reproduktiven Alter. Die betroffenen Frauen lei-
                                                                     erlauben uns jedoch, am Ende der Studie eine zuverlässige
den unter einer erhöhten Testosteronwirkung (männliche
                                                                     Aussage über die Wirkung dieses Medikaments zu treffen.
Behaarung, Akne), Infertilität und Insulinresistenz sowie
einem erhöhten kardiovaskulären Risiko. Zurzeit sind die
Therapiemöglichkeiten äusserst beschränkt.

Neuere Assoziationsstudien haben gezeigt, dass Patien-
tinnen mit PCOS zusätzlich Zeichen einer chronischen
Entzündung aufweisen. In meinem Projekt geht es nun
darum zu erfahren, ob die chronische Entzündung zu die-
sem Krankheitsbild beiträgt oder ob es sich hier lediglich
um eine Begleiterscheinung handelt. Diese Fragestellung
werden wir mittels einer randomisierten, placebo-kontrol-
lierten, klinischen Studie beantworten. Wir werden bei 58
PCOS-Patientinnen ein Medikament (resp. ein Placebo)
einsetzen, das die Wirkung des wichtigen Immunmediators
Interleukin-1 aufhebt. Nach einem Monat Therapie können
wir die Auswirkungen dieses Medikaments auf die wich-
tigsten klinischen Merkmale der Studienteilnehmerinnen
untersuchen.
22 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS

                                                           VITALII V. COZAC

                                  MD-PhD Clinical Research 2014-2017

                                                       Titel
                                                                        PhD Betreuer
                Quantitative EEG and genetics as biomarkers
                          of dementia in parkinson’s disease           Peter Fuhr, USB
                                                                       Ute Gschwandtner, USB

                                                  Projekt
                                                                        Ausblick
      Ziel meines Forschungsprojekts war die Entdeckung und
      Analyse verschiedener Biomarker, die für den kognitiven
                                                                       Die während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen sowohl
      Abbau bei Patientinnen und Patienten mit Parkinsonkrank-
                                                                       in der Forschung als auch in der klinischen Tätigkeit bilden
      heit verantwortlich sein könnten. Die Probanden der Studie
                                                                       eine gute Grundlage, um meine beruflichen Vorstellungen
      wurden prospektiv klinisch, neuropsychologisch und neuro-
                                                                       weiter verfolgen zu können. Ich habe mir zum Ziel gesetzt,
      physiologisch (mit quantitativem Elektroenzephalogramm)
                                                                       als Kliniker zu arbeiten und so gut wie möglich klinische Ar-
      untersucht.
                                                                       beit mit Forschung zu kombinieren.

      Das Hauptaugenmerk lag auf der Frage, welche Parameter
      und Faktoren, wie zum Beispiel die Anwendung von Tie-
      fenhirnstimulation, das Risiko eines kognitiven Abbaus bei        Publikationen
      Patientinnen und Patienten mit Parkinsonkrankheit beein-
      flussen können. Eines der wichtigsten Ergebnisse dieser          Cozac VV et al. The Verbal Fluency Decline After Deep Brain
      Studie war, dass eine EEG-Verlangsamung und exekutive            Stimulation in Parkinson‘s Disease: Is There an Influence of
      Dysfunktionen prognostische Marker für Demenz sind.              Age? Movement Disorders Clinical Practice 2015
      Ausserdem hat sich gezeigt, dass die Verschlechterung der
      Sprachkompetenz eine frühe kognitive Folge der bei Par-          Cozac VV et al. Quantitative EEG and Cognitive Decline in
      kinson Patientinnen und Patienten durchgeführten hoch-           Parkinson’s Disease. Parkinson’s Disease 2016
      frequenten subthalamischen Tiefenhirnstimulation (STN
      DBS – Deep Brain Stimulation) ist. Es konnte nachgewie-          Cozac VV et al. Increase of EEG Spectral Theta Power Indi-
      sen werden, dass unter den früh auftretenden nicht-mo-           cates Higher Risk of the Development of Severe Cogniti-
      torischen Symptomen der Parkinson-Krankheit nicht die            ve Decline in Parkinson’s Disease after 3 Years. Frontiers in
      Veränderung des EEG-Spektrums, sondern das Nachlassen            Aging Neuroscience 2016
      des Geruchssinns mit der motorischen Funktion korreliert.
      Wir sind zum Schluss gekommen, dass ein «Compo-                  Cozac VV et al. Among Early Appearing Non-Motor Signs of
      site-Score-Ansatz» ein realistisches Ziel bei der Suche          Parkinson‘s Disease, Alteration of Olfaction but Not Elec-
      nach Biomarkern für starken kognitiven Abbau darstellt.          troencephalographic Spectrum Correlates with Motor Fun-
                                                                       ction. Frontiers in Neurology 2017
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 23

                                                        PATRICK DOLDER

                                   PhD Clinical Research 2014-2017

                                                    Titel

                                 Die Pharmakologie von
                        D-Lysergsäure diethlyamid (LSD)
                                                                          PhD Betreuer

                                                                        Matthias Liechti, USB
                                                                        Katharina Rentsch, USB

                                               Projekt

Nach erfolgreichem Abschluss meines Pharmaziestudiums
                                                                          Ausblick
habe ich im April 2014 meine Dissertation in der Gruppe von
Prof. Dr. med. Matthias Liechti in der Abteilung für Klinische          Nun gehe ich den nächsten Schritt in meiner jungen For-
Pharmakologie und in der Gruppe von Prof. Dr. sc. nat. Ka-              scherkarriere und setze meine klinische Studientätigkeit mit
tharina Rentsch in der Labormedizin am Universitätsspital               psychoaktiven Substanzen im Rahmen eines Postdoktorats
Basel begonnen. Durch die Arbeit in diesen Gruppen hatte                an der Universität Maastricht in den Niederlanden fort.
ich die Gelegenheit, grundlegende Kenntnisse in der Pla-
nung und Durchführung von klinischen Studien sowie in der
Entwicklung und Validierung von analytischen Methoden zu
erwerben.
                                                                          Publikationen

                                                                        Dolder P et al. LSD Acutely Impairs Fear Recognition and
Während meiner Doktoratsarbeit in klinischer Forschung
                                                                        Enhances Emotional Empathy and Sociality. Neuropsycho-
habe ich in mehreren klinischen Studien die subjektiven,
                                                                        pharmacology 2016
emotionalen, und autonomen Effekte von psychoaktiven
Substanzen wie MDMA (Ecstasy) und LSD (D-Lysergsäu-
                                                                        Dolder P et al. Development and validation of an LC-MS/MS
re diethlyamid) bei gesunden Probanden untersucht. Dabei
                                                                        method to quantify LSD, iso-LSD, 2-oxo-3-hydroxy LSD, and
haben wir herausgefunden, dass LSD in einem kontrollier-
                                                                        nor-LSD and identify novel metabolites in plasma samples in
ten medizinischen Umfeld einen veränderten Bewusst-
                                                                        a controlled clinical trial. J Clin Lab Anal 2017
seinszustand erzeugt, welcher von positiven Gefühlen und
Emotionen dominiert wird und eng mit der Konzentration
                                                                        Dolder P et al. Pharmacokinetics and Pharmacodynamics of
von LSD im Blut zusammenhängt. Zudem unterdrückt LSD
                                                                        Lysergic Acid Diethylamide in Healthy Subjects. Clin Phar-
die Erkennung von negativen Emotionen durch eine Deakti-
                                                                        macokinet 2017
vierung der Amygdala, dem Angstzentrum im Gehirn. Diese
Resultate bilden eine wichtige wissenschaftliche Basis für
                                                                        Dolder P et al. Development and validation of a rapid tur-
die aktuelle Forschung in der Anwendung von LSD bei Pa-
                                                                        boflow LC-MS/MS method for the quantification of LSD and
tientinnen und Patienten mit Angststörungen und Depres-
                                                                        2-oxo-3-hydroxy LSD in serum and urine samples of emer-
sionen.
                                                                        gency toxicological cases. Anal Bioanal Chem 2015
24 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS

                                                        CHRISTIAN PUELACHER

                                   MD-PhD Clinical Research 2014-2017

                                                       Titel
                                                                       PhD Betreuer
                   Incidence, characteristics and outcome of
            perioperative myocardial injury after non-cardiac        Christian Müller, USB
                                        surgery (BASEL-PMI)          Mirjam Christ-Crain, DKF, USB

                                                                       Ausblick
                                                   Projekt           Nach Abschluss meines PhD Studiums habe ich meine
                                                                     Assistenzarztausbildung auf der Inneren Medizin (USB) be-
       Die BASEL-PMI Studie hat sich mit Herzmuskelschädigun-        gonnen. Ich plane im Verlauf meiner Karriere weiterhin For-
       gen im Rahmen von grösseren Operationen beschäftigt.          schung und Klinik zu kombinieren. Ganz zentral ist hier die
       Dabei wurde gezeigt, dass sogenannte perioperative            tolle Zusammenarbeit innerhalb des Universitätsspitals und
       Myokardinfarkte (PMI) bei Risikopatienten, welche sich        insbesondere mit dem Cardiovascular Research Institute
       Operationen unterziehen, die nicht am Herzen stattfinden,     (CRIB). Ich freue mich auf die kommenden Jahre.
       eine relativ häufige, aber meist unerkannte Komplikation
       darstellen und mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert
       sind. Bei den untersuchten Risikopatienten (Alter > 65
       Jahre oder kardiovaskuläre Vorerkrankung) wurden in ei-         Publikationen
       nem von sieben Patientinnen oder Patienten ein PMI di-
       agnostiziert.                                                 Puelacher C et al. Perioperative myocardial injury after
                                                                     non-cardiac surgery: incidence, outcome, and characteri-
       Nur sechs Prozent davon verspürten Brustschmerz und           zation. Circulation 2017 (in press)
       nur 20 Prozent andere verdächtige Symptome. Patientin-
       nen und Patienten mit PMI hatten im Vergleich zu Pati-        Puelacher C et al. Prediction of major cardiac events after
       entinnen und Patienten ohne PMI ein dreifach erhöhtes         vascular surgery. J Vasc Surg 2017
       Risiko innerhalb von 30 Tagen zu versterben. Das Erken-
       nen von PMI als ein Risikofaktor für das Versterben nach      Puelacher C et al. Perioperative myocardial infarction/in-
       Operationen kann dazu beitragen, die Sicherheit grosser       jury after noncardiac surgery. Swiss Med Wkly 2015
       Operationen weiter zu verbessern. Seit Beginn der Studie
       2014 wurden insgesamt 9000 Fälle registriert, davon 1500      Puelacher C et al. Comparison of high-sensitivity cardiac
       im Kantonsspital Aarau, wo das Projekt 2016 ebenfalls er-     troponin I and T for the prediction of cardiac complications
       folgreich gestartet ist.                                      after non-cardiac surgery. European Heart Journal 2017
ERFOLGREICHER FORSCHUNGSNACHWUCHS I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 25

                                            BELINDA VON NIEDERHÄUSERN

                                 PhD Clinical Research 2014-2017

                                                  Titel
                                                                         PhD Betreuer
                   Improving value of clinical research –
                           an evidence-based approach                  Christiane Pauli-Magnus, DKF
                                                                       Matthias Briel, DKF
                                                                       Matthias Schwenkglenks, USB
                                                                       Mirjam Christ-Crain, DKF, USB
                                             Projekt

Meine PhD Arbeit am Departement Klinische Forschung
                                                                         Ausblick
(DKF) hatte zum Ziel, eine akademische Antwort auf die
«Value & Waste» Diskussion aus der «The Lancet» Serie zu
                                                                       Die vielen wertvollen Erfahrungen, die ich in meiner Zeit am
formulieren. Im Rahmen dessen haben wir im Auftrag des
                                                                       DKF habe sammeln können sowie der Austausch mit den diver-
Bundesamtes für Gesundheit empirische Daten zu Kosten-
                                                                       sen Interessensgruppen werde ich in meiner zukünftigen Tätig-
treibern von randomisierten Studien in der Schweiz erhoben.
                                                                       keit in der Privatwirtschaft gewinnbringend einsetzen können.
Erste Ergebnisse weisen auf konstant hohe Anteile der Per-
sonalkosten hin, die ca. 80% der gesamthaften Auslagen
ausmachen. In einem weiteren Projekt untersuchten wir
den Mehrwert zweier innovativer Aspekte in der klinischen
Forschung, dem risikobasierten Monitoring und der Daten-                 Publikationen
erfassung mittels mobiler Applikationen.
                                                                       von Niederhäusern B et al. Generating evidence on a risk-
Wir konnten zeigen, dass die angewendete Monitoring-Stra-              based monitoring approach in the academic setting - lessons
tegie – obwohl risikobasiert – nach wie vor kostenintensiv             learned. BMC Med Res Methodol 2017
ist. Idealerweise sollte das risikobasierte Monitoring zu-
künftig durch das «Central Monitoring» ergänzt werden.                 von Niederhäusern B et al. Towards the development of a
Bei der Untersuchung des letztgenannten Aspekts erwies                 comprehensive framework: Qualitative systematic survey of
sich die Datenerfassung mittels mobiler App als praktikabel            definitions of clinical research quality. PLoS ONE 2017
für die Patientinnen und Patienten, allerdings nur für zei-
tunkritische Daten. Ein zentrales Ergebnis meiner Arbeit ist           von Niederhäusern B et al. Validity of mobile electronic data
INQUIRE, ein Rahmenwerk zur Verbesserung der Qualität                  capture in clinical studies: A pilot study in a pediatric population.
von klinischer Forschung (Siehe Seite 28). Zusammenfas-                BMC Med Res Methodol 2017
send lässt sich festhalten, dass die aufgeführten Projekte
das Bewusstsein für «Value» in der akademischen klini-                 Speich B*, von Niederhäusern B* et al. Cost and resource use
schen Forschung, insbesondere in der Schweiz, schärfen                 evaluation of randomised clinical trials: a case study exem-
und durch das DKF in der Zukunft weiter etabliert werden.              plifying standardised assessment using a comprehensive cost
                                                                       item list. J Clin Epidemiol 2017
26 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I METHODISCHE FORSCHUNG

                    Methodische Forschung

                                 «EMPIRISCHE ‹FORSCHUNG                         Des Weiteren wurde die Forschung zur
                                                                                Nutzung von routinemässig gesammel-
          ÜBER FORSCHUNG› SCHAFFT METHODISCHE                                   ten Daten bei Untersuchungen von The-
         UND LOGISTISCHE INNOVATION UND IST EIN                                 rapieoptionen weiter ausgebaut. Mit
                                                                                der Unterstützung des DKF wurde die
           SCHLÜSSEL ZUR QUALITÄTSVERBESSERUNG                                  schweizweit grösste randomisierte und
                                                                                auf Versichererdaten basierende Studie
                                VON KLINISCHEN STUDIEN.»
                                                                                realisiert, die mehr als 10 Millionen Pati-
                                                                                entenkontakte in der Hausarztmedizin un-
                            So wie die evidenzbasierte Medizin ein              tersuchte.1 Die zukünftigen Herausforde-
                            wichtiger Pfeiler der klinischen Praxis ge-         rungen und Lösungen solcher innovativer
                            worden ist, möchte das Departement Kli-             Studien ermitteln wir derzeit in internatio-
                            nische Forschung (DKF) die Forschungs-              nalen Forschungskollaborationen.
                            methoden       selbst      evidenzbasierter
                            machen. Die Themen und Forschungsfra-               Im Folgenden werden zwei Beispiele von
                            gen kommen dabei meist direkt aus dem               gerade abgeschlossenen bzw. vor kurzem
                            Forschungsalltag und den Beratungsge-               begonnenen Methodikprojekten näher
                            sprächen.                                           vorgestellt: Ein Evaluationsprojekt des
                                                                                Humanforschungsgesetzes (HFG) in Zu-
                            2017 hat sich das DKF in einem Projekt-             sammenarbeit mit dem Bundesamt für
                            bereich mit empirischen Kosten von kli-             Gesundheit (BAG) und Swissethics so-
                            nischen Studien befasst und festgestellt,           wie ein Rahmenwerk zur Verbesserung
                            dass es praktisch keine transparent zu-             der Qualität von klinischer Forschung
                            gänglichen Kostendaten gibt, die klini-             (INQUIRE).
                            schen Forschern bei der detaillierteren
                            Studienplanung Orientierung bieten könn-
                            ten. Ein Ziel ist daher, eine Referenzdaten-
                            bank für empirische Studienkosten aufzu-
                            bauen.

                            1
                             Hemkens L et al. JAMA InternMed 2017;177:176-183
METHODISCHE FORSCHUNG I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I 27

                    Evaluation des Humanforschungsgesetzes
                                              BAG – «Projektauftrag»

                                                   Titel

           Beschreibende Statistik der Forschung im
                                                                 Ziele
   Geltungsbereich des Schweizer Humanforschungs-
                                                                Seit 2016 werden sämtliche Bewilligungs- und Melde-
      gesetzes (HFG) und Befragung der Forschenden
                                                                verfahren der Ethikkommissionen über das Business
                            zur Umsetzung des HFG
                                                                Administration System for Ethics Committees (BASEC)
                                                                abgewickelt. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen
                                                                Evaluation des HFG werden in einem ersten Teilprojekt
                                                                sämtliche im BASEC verfügbaren Daten analysiert. Mittels
                                                                deskriptiver Statistik werden Art und Anzahl der von den
                                   Ausgangslage
                                                                Ethikkommissionen begutachteten Forschungsprojekte
                                                                und das Bewilligungsverfahren selbst charakterisiert.
Ein Dreierkonsortium bestehend aus Swiss Clinical Trial
Organisation, Institut für klinische Epidemiologie und Biost-
                                                                Bei der Befragung, dem zweiten Teilprojekt des Auftrags,
atistik sowie Cochrane Switzerland erhielt vom Bundesamt
                                                                sollen Forscherinnen und Forscher berücksichtigt werden,
für Gesundheit und Swissethics den Zuschlag für ein «Res-
                                                                welche im Jahr 2017 ein Forschungsgesuch via BASEC
sortforschungsprojekt». Für dieses Projekt wird die SCTO
                                                                gestellt und einen vorläufigen oder definitiven Entscheid
durch das DKF und die CTU Bern vertreten.
                                                                erhalten haben. Im Fokus der Befragung stehen die Um-
                                                                setzung der Gesetzgebung im Humanforschungsbereich
                                                                und der Vollzug des HFG durch die Prüfbehörden bezüglich
                                                                Zweckmässigkeit und Effizienz.

                                           Eckdaten             Ein Nebenprojekt beschäftigt sich mit den von Forschen-
                                                                den über BASEC eingereichten Anfragen, ob ihre geplante
                             Projektstart: Dezember 2017        Studie in den Geltungsbereich des HFG fällt oder nicht.
                        Projektdauer: bis 2020, wobei die       Eine Analyse dieser sogenannten Zuständigkeitsabklärun-
                         Analyse der BASEC-Daten jährlich       gen soll die Grauzone der geltenden Gesetzgebung aus-
                                          wiederholt wird.      leuchten.

                                                                 Autoren

                                                                Pascal Benkert, DKF
                                                                Matthias Briel, DKF, ceb
                                                                Thomas Fabbro, DKF
                                                                Benjamin Kasenda, ceb
                                                                Thomas Zumbrunn, DKF

                                                                Weitere mitwirkende Institutionen:
                                                                SCTO, CTU Bern, Cochrane Switzerland
28 I JAHRESRÜCKBLICK 2017 I METHODISCHE FORSCHUNG

               Qualitätsframework für die klinische Forschung
                                                                  INQUIRE

                                                           Titel

                        INcreasing QUality In Clinical REsearch

                                                                              Operationalisierung

                                                                            Das Besondere an diesem Konsens ist, dass für
                                                                            die zukünftige Umsetzung von INQUIRE bereits
                                                          Ziele             explizit alle Vertreter der wichtigsten Schweizer
                                                                            Interessensgruppen (z.B. Patienten, Bundesamt
              INQUIRE ist die akademische Antwort auf die «Value
                                                                            für Gesundheit, nationale Forschungsinstitutionen,
              & Waste»-Diskussion, die seit 2014 in einer prominen-
                                                                            Ethikkommissionen, Universitätsspitäler, Clinical
              ten Publikationsserie in der Fachzeitschrift «The Lan-
                                                                            Trial Units, Methodiker und klinische Forscher) ein-
              cet»1-6 geführt wird.
                                                                            bezogen wurden. Das Ziel war es, die Zustimmung
                                                                            aller Gruppen zu finden und eine Operationalisie-
              Im Rahmen der PhD-Arbeit von Belinda von Nieder-
                                                                            rung spezifisch für die akademische Forschung zu
              häusern PhD wurde unter der Leitung von Prof. Chris-
                                                                            entwickeln, die sich unmittelbar im Studienalltag
              tiane Pauli-Magnus und PD Dr. Matthias Briel begon-
                                                                            niederschlägt.
              nen, die existierende Evidenz zum Thema «research
              value» zu sammeln, mit dem Ziel, eine gemeinsame
              Definition zu erarbeiten. Auf Basis einer systemati-
              schen Erhebung von bereits existierenden Qualitäts-
              konzepten wurde in einer Gruppe von über 100 inter-             Publikationen
              nationalen Vertretern aus sieben Interessensgruppen
              eine erste übergreifende Matrix entworfen.                    von   Niederhäusern      B   et   al. Towards     the
                                                                            development of a comprehensive framework:
              Nach über zwei Jahren Dialog mit den Experten konnte
                                                                            Qualitative systematic survey of definitions of
              Konsens bezüglich der Struktur und des Inhalts ei-
                                                                            clinical research quality. PLoS ONE 2017
              nes Qualitätsframeworks, das INQUIRE (INcreasing
              QUality In Clinical REsearch) genannt wird, erreicht          von Niederhäusern B et al. Academic response
              werden. INQUIRE besteht aus fünf Qualitätsdimensi-
                                                                            to improving value and reducing waste: A
              onen, die sich über alle Phasen einer klinischen Studie
                                                                            comprehensive framework to INcrease QUality
              erstrecken und die mit zwei Qualitätspromotoren in-
                                                                            In academic clinical REsearch (INQUIRE)
              teragieren. INQUIRE bezieht sich auf alle Studien, die
                                                                            (submitted)
              mit Patientinnen und Patienten durchgeführt werden.
                                                                            von Niederhäusern B et al. The impact of
                                                                            Clinical Trial Units on the value of clinical research
                                                                            in Switzerland (submitted)
Sie können auch lesen