Die US-Präsidentschaftswahl und der Aktienmarkt - Kapitalmarkttrends Februar 2020 - Deka

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Die US-Präsidentschaftswahl und der Aktienmarkt - Kapitalmarkttrends Februar 2020 - Deka
Kapitalmarkttrends
Die US-Präsidentschaftswahl
und der Aktienmarkt

Februar 2020

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Die US-Präsidentschaftswahl und der Aktienmarkt - Kapitalmarkttrends Februar 2020 - Deka
Februar 2020

US-Aktien in Wahljahren
Am 03. November wählen die Amerikaner ihren Präsidenten.             Zuletzt haben sich der 38-jährige Pete Buttigieg und Amy Klo-
Gewinnen wird Donald Trump. Das zumindest suggerieren                buchar durch einige gute Auftritte in Debatten und kluge
Wettbörsen wie PredictIt, der traditionelle Bonus für Amtsin-        Statements noch eine kleine Chance erarbeitet, aber die Um-
haber und die US-Finanzmärkte. Wir untersuchen im Folgen-            fragen für die nächsten Vorwahlen sehen nicht gut für sie aus.
den, wie gut die Chancen von Trump stehen, wer sein Gegen-           Alle vier können der Parteimitte zugerechnet werden.
kandidat werden dürfte und welche Kapitalmarktreaktionen
realistisch sind.                                                    Elizabeth Warren, die bis Ende November für die Akteure an
                                                                     der Börse PredictIt noch Favoritin war, scheint inzwischen zu-
Der amtierende Präsident Donald Trump kandidiert für vier            nehmend chancenlos. Sie ist, wie Sanders, eine Vertreterin des
weitere Jahre als US-Präsident. Wenn in den vergangenen 150          linken, progressiven Parteiflügels. Alle weiteren Kandidaten
Jahren ein Amtsinhaber zur Wahl stand, wurde er in 70 % der          haben inzwischen aufgegeben oder sind abgeschlagen und
Fälle wiedergewählt. Die Historie spricht somit klar für Trump       dürften schrittweise aufgeben. Um die Analyse möglicher Ka-
(Abb. 1).                                                            pitalmarktreaktionen zu vereinfach, teilen wir die verbleiben-
                                                                     den demokratischen Kandidaten in zwei Gruppen ein: Einer-
Abb. 1 Wahrscheinlichkeit der Wiederwahl eines amtie-                seits die Moderaten, andererseits die Progressiven.
renden US-Präsidenten in %
                                                                     Entwicklung der US-Wirtschaft in Wahljahren
 80                                                                  Das 4. Amtsjahr eines US-Präsidenten ist das Jahr mit der his-
 70                                                                  torisch geringsten Quote an Rezessionen. Die wirtschaftliche
 60                                                                  Entwicklung spielt bei der Wahlentscheidung in den USA eine
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                                                                     große Rolle. Der 1992 von der Clinton-Kampagne genutzte
                                                                     Slogan „The economy, stupid“ wird bis heute gerne zitiert.
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 30
                                                                     Abb. 3 Amtsjahre des US-Präsidenten und Rezessions-
 20
                                                                     häufigkeit
 10
  0
              Wiedergewählt             Abgewählt                     0,70

Quelle: DekaBank                                                      0,60
                                                                      0,50
Die Kandidaten der Demokratischen Partei                              0,40
Offen ist, gegen wen Donald Trump antreten darf. Aktuell
                                                                      0,30
läuft der Vorwahlkampf der Demokraten. Favorit ist inzwi-
schen Bernie Sanders, ein „demokratischer Sozialist“, der für         0,20
US-Verhältnisse ungewöhnlich weit links im politischen Spekt-         0,10
rum anzusiedeln ist. Innerhalb eines immer noch großen Kan-           0,00
didatenfeldes sind Milliardär Michael Bloomberg und Ex-Vize-                    1.      2.   3.   4.    5.     6.    7.     8.
Präsident Joe Biden weitere Kandidaten mit guten Aussichten.         Quelle: DekaBank
Die Chancen von Biden sind in den letzten Wochen allerdings
rapide gesunken (Abb. 2).                                            Aktuell sind keinerlei ernsthafte Risiken für eine US-Rezession
                                                                     vor dem Wahltag erkennbar. Der Handelsstreit ist (vorerst)
Abb. 2 Wahrscheinlichkeit Präsidentschaftskandidatur                 entschärft und andere Konflikte wird die US-Regierung nur in
einzelner Kandidaten der Demokraten (in %)                           moderatem Umfang forcieren. Eine stärkere Belastung für
                                                                     Märkte und Konjunktur wird sie nicht zulassen, um unnötige
 40                                                                  Risiken für die Wiederwahl zu vermeiden. Das Coronavirus
 30                                                                  verbreitet zwar weiterhin ein enormes Maß an wirtschaftlicher
                                                                     Unsicherheit, dürfte jedoch für eine relativ geschlossene Volks-
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                                                                     wirtschaft wie die USA weniger konjunkturrelevant sein wie
 10                                                                  für die außenwirtschaftlich orientierten Ökonomien Europas.
   0
   Jul 19          Sep 19      Nov 19    Jan 20                      Themen wie der Handelsstreit mit Europa und der Technolo-
                     Biden               Buttigieg                   giekonflikt mit China bleiben aber potenzielle Themen für eine
                     Warren              Sanders
                                                                     Eskalation in den Monaten nach einer etwaigen Wiederwahl
                     Bloomberg
                                                                     von Trump. In abgeschwächter Form gilt das auch für den
Quellen: PredictIt, DekaBank
                                                                     Wahlsieg eines (progressiven) Demokraten.

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Die US-Präsidentschaftswahl und der Aktienmarkt - Kapitalmarkttrends Februar 2020 - Deka
Februar 2020

US-Aktien in Wahljahren
Der Markt erwartet eine 2. Amtszeit für Trump                             Entwicklung des S&P 500 in Wahljahren
Seit Oktober sind die an Wahlbörsen gehandelte Wahrschein-                In der Vergangenheit haben die US-Aktienmärkte auf längere
lichkeiten für einen Wahlsieg der Republikaner von 42 % auf               Sicht immer zugelegt. Seit 1871 im Schnitt ca. 9 %. US-Wahl-
55 % gestiegen. Entsprechend deutlich sind die Werte für die              jahre sind da keine große Ausnahme, wenngleich die Gesamt-
Demokraten gefallen. Das hängt u.a. mit den verbesserten                  erträge mit 9,5 % leicht überdurchschnittlich sind.
Umfragewerten für die demokratische Präsidentschaftskandi-
datur für Bernie Sanders zusammen. Aus Sicht des Marktes                  Abb. 5 Performance S&P 500, in Abhängigkeit vom
hat dieser in den umkämpften und letztlich entscheidenden                 Wahljahr (Total Return in %, geometrisches Mittel)
Swing-States keine Chance gegen Trump.
                                                                           12,0                                                      9,8
                                                                                      9,1          9,5         9,0
Abb. 4 Wahrscheinlichkeit für Wahlsieg nach Parteien                       10,0                                           8,1
                                                                            8,0
 58                                                                         6,0
                                                                            4,0
 53                                                                         2,0
                                                                            0,0
 48

 43

 38
      Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb                     Quellen: Macrobond, DekaBank (ab 1871)
      19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20
                       Republikaner      Demokraten
                                                                          Auffällig ist allerdings die Entwicklung in den Monaten vor der
Quellen: PredictIt, DekaBank                                              Wahl: Im letzten halben Jahr vor dem Tag der Abstimmung ist
                                                                          eine Seitwärtsentwicklung zu verzeichnen. Von 6 Tage vor der
Der Aktienmarkt dürfte in dieser Zeit zunehmend die Erwar-                Wahl bis zum Wahltag ist dann wieder ein Zugewinn von
tung einer Wiederwahl von Trump eingepreist haben. Da im-                 2,4 % die Norm.
mer eine Vielzahl von Faktoren und Nachrichten die Kurse be-
einflussen, ist der Effekt natürlich nicht eindeutig zu belegen.          Abb. 6 Performance des S&P 500 vor und nach der Präsi-
Seit Oktober gab es unter anderem Fortschritte im Handels-                dentenwahl (Wahltag = 100, 1948-2016)
streit: In Gestalt des Phase-1-Handelsdeals zwischen den USA
und China sowie stärkere Wirtschaftsdaten. Die besseren                   120
Werte für die Republikaner sollten das Ausmaß der Kursge-                 115
winne ein wenig verstärkt haben, wie zuvor die schwächere                 110
Marktentwicklung zu einem kleinen Teil mit den besseren Um-               105
                                                                          100
fragewerten und Wahrscheinlichkeiten für die Demokraten
                                                                           95
und hier v.a. für Elizabeth Warren zusammenhingen. Grund ist               90
die marktfreundlichere Ausrichtung der Republikaner, vor al-               85
lem im Vergleich zu progressiven Demokraten wie Warren.                    80
                                                                           75
Für den amtierenden US-Präsidenten ist der US-Aktienmarkt                    -100 -80       -60   -40    -20   0     20   40    60   80    100
das Barometer für seinen Erfolg. Jeder Anstieg, jedes neue All-                               Anzahl Tage vor/nach der Wahl
zeithoch beweist den Erfolg seiner Politik, so verkündet er. Das
strahlt sicherlich auch auf die Wähler ab, zumal viele Amerika-           Quellen: Macrobond, DekaBank
ner stark in Aktien investiert sind, beispielsweise durch ihre Al-
tersvorsorge. Somit führen höhere Indexniveaus sicherlich                 Die ersten Tage nach der Wahl folgen historisch leichte Kurs-
auch zu besseren Chancen für Trump. Wähler, die auch Anle-                verluste (-1,8 %, 6 Tage nach der Wahl). Bis 100 Tage nach
ger sind, „bezahlen“ unter Umständen auch über die Aktien-                der Wahl ist eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. An-
marktentwicklung für ihre Wahlentscheidung. Der Status quo                schließend folgen die Kurse wieder dem gewohnten Aufwärts-
ist da attraktiver als ein Experiment. Das ist sicherlich einer von       drift: So standen US-Aktien zum Beispiel weitere 4 Monate
vielen Gründen für die hohe Wiederwahlquote von Amtsinha-                 später im Schnitt 4 % höher.
bern – und könnte 2020 ein wichtiger Faktor sein.

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Die US-Präsidentschaftswahl und der Aktienmarkt - Kapitalmarkttrends Februar 2020 - Deka
Februar 2020

US-Aktien in Wahljahren
Abb. 7 Performance des S&P 500 vor und nach der Präsi-                Buybacks stammen aus den Sektoren Tech und Finanzen. Ent-
dentenwahl (Wahltag = 100)                                            sprechend wären sie bei Änderungen in der Gesetzgebung
                                                                      überdurchschnittlich stark betroffen. Ohne eine Mehrheit im
 103                                        Ø 1948-2016
                                                                      Kongress könnten demokratische Kandidaten diese Überle-
 102                                                                  gungen aber nicht umsetzen.
 101
 100                                                                  Vieles deutet darauf hin, dass ein demokratischer Präsident,
  99                                                                  und sei es auch der Progressive Bernie Sanders, die Wirt-
  98                                                                  schaftsordnung der größten Volkswirtschaft der Welt nicht
  97                                                                  umkrempeln dürfte. Die großen makroökonomischen Trends
  96                                                                  bei Wachstum, Fiskalpolitik und Geldpolitik sollten auch nach
    -100 -80     -60 -40 -20 0         20 40 60     80    100
                                                                      dieser Wahl fortbestehen. Somit sollten die Chancen (und Risi-
                   Anzahl Tage vor/nach der Wahl
                                                                      ken) im breiten US-Aktienmarkt ebenfalls weniger von der
Quellen: Macrobond, DekaBank
                                                                      Wahlentscheidung als von den unterliegenden fundamentalen
                                                                      Wirtschaftstrends beeinflusst bleiben.
Demokratische Alternativen: Ist der Wahlausgang für
den breiten Aktienmarkt relevant?                                     Für Konjunktur und Aktienmärkte ist (abseits der beiden pro-
Die Ende 2017 beschlossene Steuerreform war für Unterneh-             gressiven Kandidaten) letztlich also gar nicht entscheidend,
men ein großes Geschenk. Die Steuersätze sanken spürbar               wer die Präsidentenwahl gewinnt. Die wichtigste Vorausset-
und von den höheren Gewinnen konnten sie u.a. noch mehr               zung dafür lautet, dass der Präsident keine Mehrheit in Reprä-
eigene Aktien zurückkaufen. Hierdurch stiegen Kurse und der           sentantenhaus und Senat hat, sondern nur in einer der beiden
Gewinn je Aktie weiter: Durch den Rückkauf sinkt die Anzahl           Kammern.
der Aktien, somit steigt der Gewinn je Aktie und das Kurs-Ge-
winn-Verhältnis sinkt – oder der Aktienkurs steigt, falls der         Auf Sektorenebene bleibt die Präsidentschaftswahl für den
Markt die Bewertung als Vielfaches vom Gewinn (KGV) beibe-            Aktienmarkt trotzdem ein wichtiges Ereignis: Denn die Pläne
halten möchte.                                                        der Demokraten, die bei einem Präsidentschaftswahlsieg eine
                                                                      Chance auf Realisierung haben, könnten in einzelnen Bran-
Die meisten Demokraten empfinden die Steuerreform als un-             chen die Geschäftsgrundlagen spürbar verändern.
gerecht und würden sie gerne zurückdrehen, selbst Milliardär
Bloomberg plädiert für höhere Steuern für Reiche. Dafür brau-         Abb. 8 Relative Performance Nasdaq Biotech phasen-
chen sie allerdings nicht nur einen Sieg bei den Präsident-           weise durch Wahrscheinlichkeit für Warren als demokra-
schaftswahlen, sondern müssen weiter die Mehrheit im Reprä-           tische Spitzenkandidatin beeinflusst
sentantenhaus stellen und die Mehrheit im Senat erringen.
                                                                       60%                                                            46
Letzteres erscheint aktuell unwahrscheinlich.
                                                                       50%                                                            45
                                                                                                                                      44
Ohne Mehrheit im Senat sind die Möglichkeiten eines demo-              40%
kratischen Präsidenten Entscheidungen zu treffen, die nach-                                                                           43
                                                                       30%
haltig und spürbar negativ für die US-Konjunktur oder Aktien-                                                                         42
                                                                       20%
märkte sind, deutlich reduziert. Im Konflikt mit China vertre-                                                                        41
                                                                       10%                                                            40
ten die Demokraten überwiegend ähnliche Positionen wie
Trump, ihr Vorgehen sollte aber weniger aggressiv bzw. un-              0%                                                            39
                                                                          Aug        Sep      Okt     Nov       Dez   Jan    Feb
konventionell sein als beim amtierenden Präsidenten. Positiv
für die Aktienmärkte, vor allem in Europa, dürfte die große                       W.keit Warren           Nasdaq Biotech vs Nasdaq (r.S.)
Bedeutung von Freihandel für die moderaten Demokraten                 Quellen: PredictIt, Macrobond, DekaBank
sein. Das sollte, im Falle eines Wahlsieges, vor allem zu einem
konstruktiveren Umgang mit der EU führen.

Die progressiven Kandidaten, insbesondere Bernie Sanders,
plädieren für höhere Mindestlöhne und mehr Macht für Ge-
werkschaften. Zudem fordern viele Kandidaten höhere Steu-
ern auf Aktienrückkäufe. Bislang sind Aktienrückkäufe steuer-
lich attraktiver als Dividendenzahlungen. Knapp 50 % der

                                                                  4
Februar 2020

US-Aktien in Wahljahren
Abb. 9 Mögliche Wahlausgänge und denkbare Marktreaktionen

Quelle: DekaBank

Für einige Branchen und Segmente ist der Wahlausgang                   beth Warren ein Ministerium oder eine wichtige Behörde lei-
besonders wichtig                                                      ten, die für die Finanzbranche zuständig ist, wäre das ein kla-
In seiner bisherigen Amtszeit hat die amtierende Regierung die         res Signal für die Branche.
Regulierung in vielen Bereichen abgebaut, zum Teil drama-
tisch. Unternehmen wurden damit von Bürokratie und Kosten              Zudem hat Elizabeth Warren angekündigt, bereits am ersten
entlastet. Die Risiken für Umwelt und Verbraucher sind hinge-          Tag ihrer Amtszeit, wenn sie denn Präsidentin werden würde,
gen vielfach gestiegen.                                                Fracking im ganzen Land zu verbieten. Während Sanders eine
                                                                       ähnliche Tendenz hat, vertreten die anderen demokratischen
Sollte ein progressiver Kandidat (Sanders, Warren) die Wahl            Kandidaten moderatere Positionen, Einschränkungen bzw. hö-
gewinnen, ist mit einer deutlich verschärften Regulierung in           here Umweltauflagen sind aber unter einem demokratischen
vielen Bereichen zu rechnen. Besonders betroffen sein dürften          Präsidenten durchaus zu erwarten, ein komplettes Verbot von
Banken, der Energiesektor und vor allem der Gesundheitssek-            Fracking erscheint hingegen unwahrscheinlich. Somit würde
tor: Beide Kandidaten streben einen völligen Umbau des Ge-             die US-Produktion von Erdgas und Erdöl weniger dynamisch
sundheitssystems an. Mit „Medicare-for-all“ sollen alle Bürger         steigen als bislang (oder ggf. sogar sinken) – mit entsprechen-
einen kostenlosen Zugang zu einer Krankenversicherung er-              den Auswirkungen auf Energiepreise, US-Jobs und natürlich
halten. Entsprechend sensibel reagieren Unternehmen aus den            auch einer geopolitischen Machtverschiebung, weil die USA
verschiedenen Segmenten des HealthCare-Sektors auf eine                wieder abhängiger von ausländischer Energieproduktion wer-
größere Wahrscheinlichkeit für einen Sieg von Warren oder              den würden.
Sanders.
                                                                       Die potenziell besonders negativ betroffenen Branchen haben
Warren hat im Zuge der Finanzkrise ein wichtiges Gesetz für            einen Anteil von 32,5 % am S&P 500: Gesundheitssektor
eine schärfere Bankenregulierung mit auf den Weg gebracht              13,8 % + Finanzen 12,5 % + Energie 3,7 % + Grundstoffe
und die dazugehörige Behörde aufgebaut. Es gilt als sicher,            2,5 %.
dass sie und Sanders die Regeln für Finanzprodukte weiter ver-
schärfen würden.                                                       Der mit 24,5 % sehr hoch gewichtete IT-Sektor wäre von
                                                                       Steuererhöhungen überdurchschnittlich stark betroffen. Zu-
Die Positionen der moderaten Kandidaten sind hierzu zum Teil           dem sprechen sich einige Demokraten für ein Aufbrechen von
schwammiger, aber naturgemäß weniger restriktiv. Das Aus-              Monopolen aus. Diese Aussagen richten sich vor allem an Fa-
maß der Regulierung dürfte auch davon abhängen, wie nach               cebook, Alphabet und Amazon. Ob aus diesen Wahlkampf-
der Vorwahl der Demokraten das Kräfteverhältnis von Mode-              aussagen auch tatsächlich Politik wird, ist ungewiss: auch un-
raten zu Progressiven genau aussieht. Sollte zum Beispiel Eliza-       ter Wettbewerbsökonomen besteht mittlerweile ein besonde-
                                                                       res Bewusstsein für die Unternehmensgröße als Erfolgsfaktor
                                                                       für so genannten Plattform-Geschäftsmodelle. Unabhängig

                                                                   5
Februar 2020

US-Aktien in Wahljahren
von der Umsetzungswahrscheinlichkeit würde die Nachricht              Abb. 10 Kursverlauf des S&P 500 vom Wahltag
vom Wahlsieg eines progressiven Demokraten die Kurse der              (07.11.2000) bis zum Handelstag nach der Vereidigung
Internet-Giganten zunächst belasten.                                  von George W. Bush am 22.01.2001

Amazon ist ein Sonderfall, denn auch im Fall einer Fortsetzung          1450
der Regierung Trump könnte es Gegenwind geben. Nach den
                                                                        1400
wiederholten kritischen Äußerungen des US-Präsidenten über
das Unternehmen und seinen Gründer und CEO, Jeff Bezos,                 1350
muss damit gerechnet werden, dass in einer zweiten Amtszeit
                                                                        1300
von Trump das Unternehmen durch kartellrechtliche Ermittlun-
gen oder andere Einschränkungen in seiner Entwicklung be-               1250
hindert wird.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist der „Green New Deal“. Die-
ser soll Klimawandel und wirtschaftliche Ungleichheit bekämp-
                                                                      Quelle: Bloomberg
fen und ist bei den Demokraten äußerst populär. Klobuchar,
Warren, Biden, Sanders und viele andere unterstützen ihn,
                                                                      Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen und die Polarisierung in
ebenso wie mehrere Nobelpreisträger. Die Marktauswirkun-
                                                                      der US-Politik und –Bevölkerung ist inzwischen wesentlich aus-
gen dürften besonders auf Sektoren- und Einzeltitel-Ebene zu
                                                                      geprägter. Es bleibt abzuwarten, ob Trump und seine Anhä-
spüren sein.
                                                                      nger eine knappe Niederlage akzeptieren würden – und wie
                                                                      sich die ihm ergebene republikanische Partei verhalten würde.
Donald Trump hat den Großteil seiner Agenda bereits in seiner
ersten Amtszeit umgesetzt. Steuerreform, Deregulierung, Neu-
                                                                      Fazit:
besetzung des Supreme Courts und der US-Notenbank sowie
die Demontage vieler Ergebnisse der Obama-Ära (Obama-
                                                                               Donald Trump hat aktuell sehr gute Chancen auf
Care, Iran, Pariser Klimaabkommen u.v.m.).
                                                                                eine Wiederwahl.
                                                                               Die Entwicklung der US-Konjunktur und der Aktien-
Inwieweit Trump nach dem Freispruch im Amtsenthebungs-
                                                                                märkte unterstreichen dies.
verfahren und nach einer Wiederwahl noch offensiver gegen
                                                                               Seine Wiederwahl dürfte kurzfristig positiv auf den
China, die EU, US-Institutionen und Migranten vorgeht als bis-
                                                                                US-Aktienmarkt wirken.
lang, ist offen. Seine Historie spricht jedoch für eine weitere
                                                                               Die Demokraten sind in zwei Lager gespalten: Mode-
radikale Umsetzung seiner Vorstellungen, solange dies nicht
                                                                                rate und Progressive.
negativ auf die Aktienmärkte ausstrahlt.
                                                                               Der Sieg eines moderaten Demokraten ohne eine
                                                                                Mehrheit im Senat wäre konstruktiv für die Aktien-
Risikoszenario: Knapper Wahlausgang
                                                                                märkte.
Bereits im letzten Wahlkampf hat Donald Trump häufig vor
                                                                               Der Wahlsieg eines progressiven Demokraten dürfte
Wahlbetrug durch die Demokraten gewarnt. Sollte es im Vor-
                                                                                hingegen kurzfristig belasten; für einzelnen Branchen
feld der Wahl nach einem knappen Ergebnis oder einer Nie-
                                                                                könnten diese Belastungen dauerhaft ausfallen.
derlage für ihn aussehen, dürfte er diese Rhetorik wiederholen
                                                                               Historisch zeigte der S&P 500 in den Monaten vor
oder verschärfen.
                                                                                der Wahl eine Seitwärtsbewegung.
                                                                               Zwischen 8 Tage vor der Wahl und dem Wahltag
Das Beispiel der 54. US-Präsidentenwahl im Jahr 2000 zeigt
                                                                                stiegen die Kurse in der Vergangenheit um durch-
die Problematik eines umstrittenen Wahlausganges. George
                                                                                schnittlich 2,5 % an.
W. Bush gewann damals mit einem der knappsten Ergebnisse
                                                                               Sollte es kein eindeutiges Ergebnis geben bzw. die
in der US-Geschichte gegen Al Gore. Die Auszählung in Flo-
                                                                                Legitimität der Wahl ernsthaft angezweifelt werden,
rida war dabei hochgradig umstritten und wurde letztlich vom
                                                                                dürfte das US-Aktien kurzfristig stark belasten.
republikanisch dominierten Supreme Court bestätigt. Die Unsi-
                                                                               Zwischenzeitliche Aktienmarktkorrekturen (z.B. nach
cherheit lastete zwischenzeitlich deutlich auf den Aktienmärk-
                                                                                kontroversen Aussagen, bei Unsicherheit über den
ten (Abb. 10).
                                                                                Wahlausgang oder Sorgen vor höheren Steuern) soll-
                                                                                ten schrittweise für strategische Zukäufe genutzt
                                                                                werden. Das Motto „buy-the-dips“ dürfte weiterhin
                                                                                Gültigkeit haben.
                                                                               Langfristig spricht vieles für Aktien. Ob unter Trump,
                                                                                Bloomberg, Biden oder auch Sanders.

                                                                  6
Februar 2020

US-Aktien in Wahljahren
Autor:
Jan Schmies, CIIA/ CEFA

Herausgeber:
Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater
DekaBank, Makro Research
Tel. (0 69) 71 47 - 28 49
E-Mail: economics@deka.de

Redaktionsschluss: 20.02.2020

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                                                                                                           DekaBank
                                                                                                           Deutsche Girozentrale
                                                                                                           Mainzer Landstraße 16
                                                                                                           60325 Frankfurt
                                                                                                           Postfach 11 05 23
                                                                                                           60040 Frankfurt

                                                                                                           Telefon: (0 69) 7147 - 0
                                                                                                           Telefax: (0 69) 7147 - 1376
                                                                                                           www.deka.de

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