Die US-Präsidentschaftswahl und der Aktienmarkt - Kapitalmarkttrends Februar 2020 - Deka
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Februar 2020 US-Aktien in Wahljahren Am 03. November wählen die Amerikaner ihren Präsidenten. Zuletzt haben sich der 38-jährige Pete Buttigieg und Amy Klo- Gewinnen wird Donald Trump. Das zumindest suggerieren buchar durch einige gute Auftritte in Debatten und kluge Wettbörsen wie PredictIt, der traditionelle Bonus für Amtsin- Statements noch eine kleine Chance erarbeitet, aber die Um- haber und die US-Finanzmärkte. Wir untersuchen im Folgen- fragen für die nächsten Vorwahlen sehen nicht gut für sie aus. den, wie gut die Chancen von Trump stehen, wer sein Gegen- Alle vier können der Parteimitte zugerechnet werden. kandidat werden dürfte und welche Kapitalmarktreaktionen realistisch sind. Elizabeth Warren, die bis Ende November für die Akteure an der Börse PredictIt noch Favoritin war, scheint inzwischen zu- Der amtierende Präsident Donald Trump kandidiert für vier nehmend chancenlos. Sie ist, wie Sanders, eine Vertreterin des weitere Jahre als US-Präsident. Wenn in den vergangenen 150 linken, progressiven Parteiflügels. Alle weiteren Kandidaten Jahren ein Amtsinhaber zur Wahl stand, wurde er in 70 % der haben inzwischen aufgegeben oder sind abgeschlagen und Fälle wiedergewählt. Die Historie spricht somit klar für Trump dürften schrittweise aufgeben. Um die Analyse möglicher Ka- (Abb. 1). pitalmarktreaktionen zu vereinfach, teilen wir die verbleiben- den demokratischen Kandidaten in zwei Gruppen ein: Einer- Abb. 1 Wahrscheinlichkeit der Wiederwahl eines amtie- seits die Moderaten, andererseits die Progressiven. renden US-Präsidenten in % Entwicklung der US-Wirtschaft in Wahljahren 80 Das 4. Amtsjahr eines US-Präsidenten ist das Jahr mit der his- 70 torisch geringsten Quote an Rezessionen. Die wirtschaftliche 60 Entwicklung spielt bei der Wahlentscheidung in den USA eine 50 große Rolle. Der 1992 von der Clinton-Kampagne genutzte Slogan „The economy, stupid“ wird bis heute gerne zitiert. 40 30 Abb. 3 Amtsjahre des US-Präsidenten und Rezessions- 20 häufigkeit 10 0 Wiedergewählt Abgewählt 0,70 Quelle: DekaBank 0,60 0,50 Die Kandidaten der Demokratischen Partei 0,40 Offen ist, gegen wen Donald Trump antreten darf. Aktuell 0,30 läuft der Vorwahlkampf der Demokraten. Favorit ist inzwi- schen Bernie Sanders, ein „demokratischer Sozialist“, der für 0,20 US-Verhältnisse ungewöhnlich weit links im politischen Spekt- 0,10 rum anzusiedeln ist. Innerhalb eines immer noch großen Kan- 0,00 didatenfeldes sind Milliardär Michael Bloomberg und Ex-Vize- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Präsident Joe Biden weitere Kandidaten mit guten Aussichten. Quelle: DekaBank Die Chancen von Biden sind in den letzten Wochen allerdings rapide gesunken (Abb. 2). Aktuell sind keinerlei ernsthafte Risiken für eine US-Rezession vor dem Wahltag erkennbar. Der Handelsstreit ist (vorerst) Abb. 2 Wahrscheinlichkeit Präsidentschaftskandidatur entschärft und andere Konflikte wird die US-Regierung nur in einzelner Kandidaten der Demokraten (in %) moderatem Umfang forcieren. Eine stärkere Belastung für Märkte und Konjunktur wird sie nicht zulassen, um unnötige 40 Risiken für die Wiederwahl zu vermeiden. Das Coronavirus 30 verbreitet zwar weiterhin ein enormes Maß an wirtschaftlicher Unsicherheit, dürfte jedoch für eine relativ geschlossene Volks- 20 wirtschaft wie die USA weniger konjunkturrelevant sein wie 10 für die außenwirtschaftlich orientierten Ökonomien Europas. 0 Jul 19 Sep 19 Nov 19 Jan 20 Themen wie der Handelsstreit mit Europa und der Technolo- Biden Buttigieg giekonflikt mit China bleiben aber potenzielle Themen für eine Warren Sanders Eskalation in den Monaten nach einer etwaigen Wiederwahl Bloomberg von Trump. In abgeschwächter Form gilt das auch für den Quellen: PredictIt, DekaBank Wahlsieg eines (progressiven) Demokraten. 2
Februar 2020 US-Aktien in Wahljahren Der Markt erwartet eine 2. Amtszeit für Trump Entwicklung des S&P 500 in Wahljahren Seit Oktober sind die an Wahlbörsen gehandelte Wahrschein- In der Vergangenheit haben die US-Aktienmärkte auf längere lichkeiten für einen Wahlsieg der Republikaner von 42 % auf Sicht immer zugelegt. Seit 1871 im Schnitt ca. 9 %. US-Wahl- 55 % gestiegen. Entsprechend deutlich sind die Werte für die jahre sind da keine große Ausnahme, wenngleich die Gesamt- Demokraten gefallen. Das hängt u.a. mit den verbesserten erträge mit 9,5 % leicht überdurchschnittlich sind. Umfragewerten für die demokratische Präsidentschaftskandi- datur für Bernie Sanders zusammen. Aus Sicht des Marktes Abb. 5 Performance S&P 500, in Abhängigkeit vom hat dieser in den umkämpften und letztlich entscheidenden Wahljahr (Total Return in %, geometrisches Mittel) Swing-States keine Chance gegen Trump. 12,0 9,8 9,1 9,5 9,0 Abb. 4 Wahrscheinlichkeit für Wahlsieg nach Parteien 10,0 8,1 8,0 58 6,0 4,0 53 2,0 0,0 48 43 38 Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Quellen: Macrobond, DekaBank (ab 1871) 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 Republikaner Demokraten Auffällig ist allerdings die Entwicklung in den Monaten vor der Quellen: PredictIt, DekaBank Wahl: Im letzten halben Jahr vor dem Tag der Abstimmung ist eine Seitwärtsentwicklung zu verzeichnen. Von 6 Tage vor der Der Aktienmarkt dürfte in dieser Zeit zunehmend die Erwar- Wahl bis zum Wahltag ist dann wieder ein Zugewinn von tung einer Wiederwahl von Trump eingepreist haben. Da im- 2,4 % die Norm. mer eine Vielzahl von Faktoren und Nachrichten die Kurse be- einflussen, ist der Effekt natürlich nicht eindeutig zu belegen. Abb. 6 Performance des S&P 500 vor und nach der Präsi- Seit Oktober gab es unter anderem Fortschritte im Handels- dentenwahl (Wahltag = 100, 1948-2016) streit: In Gestalt des Phase-1-Handelsdeals zwischen den USA und China sowie stärkere Wirtschaftsdaten. Die besseren 120 Werte für die Republikaner sollten das Ausmaß der Kursge- 115 winne ein wenig verstärkt haben, wie zuvor die schwächere 110 Marktentwicklung zu einem kleinen Teil mit den besseren Um- 105 100 fragewerten und Wahrscheinlichkeiten für die Demokraten 95 und hier v.a. für Elizabeth Warren zusammenhingen. Grund ist 90 die marktfreundlichere Ausrichtung der Republikaner, vor al- 85 lem im Vergleich zu progressiven Demokraten wie Warren. 80 75 Für den amtierenden US-Präsidenten ist der US-Aktienmarkt -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 das Barometer für seinen Erfolg. Jeder Anstieg, jedes neue All- Anzahl Tage vor/nach der Wahl zeithoch beweist den Erfolg seiner Politik, so verkündet er. Das strahlt sicherlich auch auf die Wähler ab, zumal viele Amerika- Quellen: Macrobond, DekaBank ner stark in Aktien investiert sind, beispielsweise durch ihre Al- tersvorsorge. Somit führen höhere Indexniveaus sicherlich Die ersten Tage nach der Wahl folgen historisch leichte Kurs- auch zu besseren Chancen für Trump. Wähler, die auch Anle- verluste (-1,8 %, 6 Tage nach der Wahl). Bis 100 Tage nach ger sind, „bezahlen“ unter Umständen auch über die Aktien- der Wahl ist eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. An- marktentwicklung für ihre Wahlentscheidung. Der Status quo schließend folgen die Kurse wieder dem gewohnten Aufwärts- ist da attraktiver als ein Experiment. Das ist sicherlich einer von drift: So standen US-Aktien zum Beispiel weitere 4 Monate vielen Gründen für die hohe Wiederwahlquote von Amtsinha- später im Schnitt 4 % höher. bern – und könnte 2020 ein wichtiger Faktor sein. 3
Februar 2020 US-Aktien in Wahljahren Abb. 7 Performance des S&P 500 vor und nach der Präsi- Buybacks stammen aus den Sektoren Tech und Finanzen. Ent- dentenwahl (Wahltag = 100) sprechend wären sie bei Änderungen in der Gesetzgebung überdurchschnittlich stark betroffen. Ohne eine Mehrheit im 103 Ø 1948-2016 Kongress könnten demokratische Kandidaten diese Überle- 102 gungen aber nicht umsetzen. 101 100 Vieles deutet darauf hin, dass ein demokratischer Präsident, 99 und sei es auch der Progressive Bernie Sanders, die Wirt- 98 schaftsordnung der größten Volkswirtschaft der Welt nicht 97 umkrempeln dürfte. Die großen makroökonomischen Trends 96 bei Wachstum, Fiskalpolitik und Geldpolitik sollten auch nach -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 dieser Wahl fortbestehen. Somit sollten die Chancen (und Risi- Anzahl Tage vor/nach der Wahl ken) im breiten US-Aktienmarkt ebenfalls weniger von der Quellen: Macrobond, DekaBank Wahlentscheidung als von den unterliegenden fundamentalen Wirtschaftstrends beeinflusst bleiben. Demokratische Alternativen: Ist der Wahlausgang für den breiten Aktienmarkt relevant? Für Konjunktur und Aktienmärkte ist (abseits der beiden pro- Die Ende 2017 beschlossene Steuerreform war für Unterneh- gressiven Kandidaten) letztlich also gar nicht entscheidend, men ein großes Geschenk. Die Steuersätze sanken spürbar wer die Präsidentenwahl gewinnt. Die wichtigste Vorausset- und von den höheren Gewinnen konnten sie u.a. noch mehr zung dafür lautet, dass der Präsident keine Mehrheit in Reprä- eigene Aktien zurückkaufen. Hierdurch stiegen Kurse und der sentantenhaus und Senat hat, sondern nur in einer der beiden Gewinn je Aktie weiter: Durch den Rückkauf sinkt die Anzahl Kammern. der Aktien, somit steigt der Gewinn je Aktie und das Kurs-Ge- winn-Verhältnis sinkt – oder der Aktienkurs steigt, falls der Auf Sektorenebene bleibt die Präsidentschaftswahl für den Markt die Bewertung als Vielfaches vom Gewinn (KGV) beibe- Aktienmarkt trotzdem ein wichtiges Ereignis: Denn die Pläne halten möchte. der Demokraten, die bei einem Präsidentschaftswahlsieg eine Chance auf Realisierung haben, könnten in einzelnen Bran- Die meisten Demokraten empfinden die Steuerreform als un- chen die Geschäftsgrundlagen spürbar verändern. gerecht und würden sie gerne zurückdrehen, selbst Milliardär Bloomberg plädiert für höhere Steuern für Reiche. Dafür brau- Abb. 8 Relative Performance Nasdaq Biotech phasen- chen sie allerdings nicht nur einen Sieg bei den Präsident- weise durch Wahrscheinlichkeit für Warren als demokra- schaftswahlen, sondern müssen weiter die Mehrheit im Reprä- tische Spitzenkandidatin beeinflusst sentantenhaus stellen und die Mehrheit im Senat erringen. 60% 46 Letzteres erscheint aktuell unwahrscheinlich. 50% 45 44 Ohne Mehrheit im Senat sind die Möglichkeiten eines demo- 40% kratischen Präsidenten Entscheidungen zu treffen, die nach- 43 30% haltig und spürbar negativ für die US-Konjunktur oder Aktien- 42 20% märkte sind, deutlich reduziert. Im Konflikt mit China vertre- 41 10% 40 ten die Demokraten überwiegend ähnliche Positionen wie Trump, ihr Vorgehen sollte aber weniger aggressiv bzw. un- 0% 39 Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb konventionell sein als beim amtierenden Präsidenten. Positiv für die Aktienmärkte, vor allem in Europa, dürfte die große W.keit Warren Nasdaq Biotech vs Nasdaq (r.S.) Bedeutung von Freihandel für die moderaten Demokraten Quellen: PredictIt, Macrobond, DekaBank sein. Das sollte, im Falle eines Wahlsieges, vor allem zu einem konstruktiveren Umgang mit der EU führen. Die progressiven Kandidaten, insbesondere Bernie Sanders, plädieren für höhere Mindestlöhne und mehr Macht für Ge- werkschaften. Zudem fordern viele Kandidaten höhere Steu- ern auf Aktienrückkäufe. Bislang sind Aktienrückkäufe steuer- lich attraktiver als Dividendenzahlungen. Knapp 50 % der 4
Februar 2020 US-Aktien in Wahljahren Abb. 9 Mögliche Wahlausgänge und denkbare Marktreaktionen Quelle: DekaBank Für einige Branchen und Segmente ist der Wahlausgang beth Warren ein Ministerium oder eine wichtige Behörde lei- besonders wichtig ten, die für die Finanzbranche zuständig ist, wäre das ein kla- In seiner bisherigen Amtszeit hat die amtierende Regierung die res Signal für die Branche. Regulierung in vielen Bereichen abgebaut, zum Teil drama- tisch. Unternehmen wurden damit von Bürokratie und Kosten Zudem hat Elizabeth Warren angekündigt, bereits am ersten entlastet. Die Risiken für Umwelt und Verbraucher sind hinge- Tag ihrer Amtszeit, wenn sie denn Präsidentin werden würde, gen vielfach gestiegen. Fracking im ganzen Land zu verbieten. Während Sanders eine ähnliche Tendenz hat, vertreten die anderen demokratischen Sollte ein progressiver Kandidat (Sanders, Warren) die Wahl Kandidaten moderatere Positionen, Einschränkungen bzw. hö- gewinnen, ist mit einer deutlich verschärften Regulierung in here Umweltauflagen sind aber unter einem demokratischen vielen Bereichen zu rechnen. Besonders betroffen sein dürften Präsidenten durchaus zu erwarten, ein komplettes Verbot von Banken, der Energiesektor und vor allem der Gesundheitssek- Fracking erscheint hingegen unwahrscheinlich. Somit würde tor: Beide Kandidaten streben einen völligen Umbau des Ge- die US-Produktion von Erdgas und Erdöl weniger dynamisch sundheitssystems an. Mit „Medicare-for-all“ sollen alle Bürger steigen als bislang (oder ggf. sogar sinken) – mit entsprechen- einen kostenlosen Zugang zu einer Krankenversicherung er- den Auswirkungen auf Energiepreise, US-Jobs und natürlich halten. Entsprechend sensibel reagieren Unternehmen aus den auch einer geopolitischen Machtverschiebung, weil die USA verschiedenen Segmenten des HealthCare-Sektors auf eine wieder abhängiger von ausländischer Energieproduktion wer- größere Wahrscheinlichkeit für einen Sieg von Warren oder den würden. Sanders. Die potenziell besonders negativ betroffenen Branchen haben Warren hat im Zuge der Finanzkrise ein wichtiges Gesetz für einen Anteil von 32,5 % am S&P 500: Gesundheitssektor eine schärfere Bankenregulierung mit auf den Weg gebracht 13,8 % + Finanzen 12,5 % + Energie 3,7 % + Grundstoffe und die dazugehörige Behörde aufgebaut. Es gilt als sicher, 2,5 %. dass sie und Sanders die Regeln für Finanzprodukte weiter ver- schärfen würden. Der mit 24,5 % sehr hoch gewichtete IT-Sektor wäre von Steuererhöhungen überdurchschnittlich stark betroffen. Zu- Die Positionen der moderaten Kandidaten sind hierzu zum Teil dem sprechen sich einige Demokraten für ein Aufbrechen von schwammiger, aber naturgemäß weniger restriktiv. Das Aus- Monopolen aus. Diese Aussagen richten sich vor allem an Fa- maß der Regulierung dürfte auch davon abhängen, wie nach cebook, Alphabet und Amazon. Ob aus diesen Wahlkampf- der Vorwahl der Demokraten das Kräfteverhältnis von Mode- aussagen auch tatsächlich Politik wird, ist ungewiss: auch un- raten zu Progressiven genau aussieht. Sollte zum Beispiel Eliza- ter Wettbewerbsökonomen besteht mittlerweile ein besonde- res Bewusstsein für die Unternehmensgröße als Erfolgsfaktor für so genannten Plattform-Geschäftsmodelle. Unabhängig 5
Februar 2020 US-Aktien in Wahljahren von der Umsetzungswahrscheinlichkeit würde die Nachricht Abb. 10 Kursverlauf des S&P 500 vom Wahltag vom Wahlsieg eines progressiven Demokraten die Kurse der (07.11.2000) bis zum Handelstag nach der Vereidigung Internet-Giganten zunächst belasten. von George W. Bush am 22.01.2001 Amazon ist ein Sonderfall, denn auch im Fall einer Fortsetzung 1450 der Regierung Trump könnte es Gegenwind geben. Nach den 1400 wiederholten kritischen Äußerungen des US-Präsidenten über das Unternehmen und seinen Gründer und CEO, Jeff Bezos, 1350 muss damit gerechnet werden, dass in einer zweiten Amtszeit 1300 von Trump das Unternehmen durch kartellrechtliche Ermittlun- gen oder andere Einschränkungen in seiner Entwicklung be- 1250 hindert wird. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der „Green New Deal“. Die- ser soll Klimawandel und wirtschaftliche Ungleichheit bekämp- Quelle: Bloomberg fen und ist bei den Demokraten äußerst populär. Klobuchar, Warren, Biden, Sanders und viele andere unterstützen ihn, Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen und die Polarisierung in ebenso wie mehrere Nobelpreisträger. Die Marktauswirkun- der US-Politik und –Bevölkerung ist inzwischen wesentlich aus- gen dürften besonders auf Sektoren- und Einzeltitel-Ebene zu geprägter. Es bleibt abzuwarten, ob Trump und seine Anhä- spüren sein. nger eine knappe Niederlage akzeptieren würden – und wie sich die ihm ergebene republikanische Partei verhalten würde. Donald Trump hat den Großteil seiner Agenda bereits in seiner ersten Amtszeit umgesetzt. Steuerreform, Deregulierung, Neu- Fazit: besetzung des Supreme Courts und der US-Notenbank sowie die Demontage vieler Ergebnisse der Obama-Ära (Obama- Donald Trump hat aktuell sehr gute Chancen auf Care, Iran, Pariser Klimaabkommen u.v.m.). eine Wiederwahl. Die Entwicklung der US-Konjunktur und der Aktien- Inwieweit Trump nach dem Freispruch im Amtsenthebungs- märkte unterstreichen dies. verfahren und nach einer Wiederwahl noch offensiver gegen Seine Wiederwahl dürfte kurzfristig positiv auf den China, die EU, US-Institutionen und Migranten vorgeht als bis- US-Aktienmarkt wirken. lang, ist offen. Seine Historie spricht jedoch für eine weitere Die Demokraten sind in zwei Lager gespalten: Mode- radikale Umsetzung seiner Vorstellungen, solange dies nicht rate und Progressive. negativ auf die Aktienmärkte ausstrahlt. Der Sieg eines moderaten Demokraten ohne eine Mehrheit im Senat wäre konstruktiv für die Aktien- Risikoszenario: Knapper Wahlausgang märkte. Bereits im letzten Wahlkampf hat Donald Trump häufig vor Der Wahlsieg eines progressiven Demokraten dürfte Wahlbetrug durch die Demokraten gewarnt. Sollte es im Vor- hingegen kurzfristig belasten; für einzelnen Branchen feld der Wahl nach einem knappen Ergebnis oder einer Nie- könnten diese Belastungen dauerhaft ausfallen. derlage für ihn aussehen, dürfte er diese Rhetorik wiederholen Historisch zeigte der S&P 500 in den Monaten vor oder verschärfen. der Wahl eine Seitwärtsbewegung. Zwischen 8 Tage vor der Wahl und dem Wahltag Das Beispiel der 54. US-Präsidentenwahl im Jahr 2000 zeigt stiegen die Kurse in der Vergangenheit um durch- die Problematik eines umstrittenen Wahlausganges. George schnittlich 2,5 % an. W. Bush gewann damals mit einem der knappsten Ergebnisse Sollte es kein eindeutiges Ergebnis geben bzw. die in der US-Geschichte gegen Al Gore. Die Auszählung in Flo- Legitimität der Wahl ernsthaft angezweifelt werden, rida war dabei hochgradig umstritten und wurde letztlich vom dürfte das US-Aktien kurzfristig stark belasten. republikanisch dominierten Supreme Court bestätigt. Die Unsi- Zwischenzeitliche Aktienmarktkorrekturen (z.B. nach cherheit lastete zwischenzeitlich deutlich auf den Aktienmärk- kontroversen Aussagen, bei Unsicherheit über den ten (Abb. 10). Wahlausgang oder Sorgen vor höheren Steuern) soll- ten schrittweise für strategische Zukäufe genutzt werden. Das Motto „buy-the-dips“ dürfte weiterhin Gültigkeit haben. Langfristig spricht vieles für Aktien. Ob unter Trump, Bloomberg, Biden oder auch Sanders. 6
Februar 2020 US-Aktien in Wahljahren Autor: Jan Schmies, CIIA/ CEFA Herausgeber: Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater DekaBank, Makro Research Tel. (0 69) 71 47 - 28 49 E-Mail: economics@deka.de Redaktionsschluss: 20.02.2020 Internet: https://deka.de/deka-gruppe/research Impressum: https://deka.de/deka-gruppe/impressum Rechtliche Hinweise: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfän- gers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumen- ten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragli- che oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Sie ersetzen keine (Rechts- und / oder Steuer-) Beratung. Auch die Übersendung dieser Darstellungen stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusam- mengestellt. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen aus oder beruhen (teilweise) auf von uns als vertrauenswürdig erachteten, aber von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quel- len. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich der rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlossen. Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuellen Einschätzungen der DekaBank zum Zeitpunkt der Erstellung wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern können. Jeder Empfänger sollte eine eigene unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. Insbesondere wird jeder Empfänger aufgefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich beraten zu lassen und seine eigenen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der rechtlichen, regulato- rischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Diese Informationen inklusive Einschätzungen dürfen weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch die DekaBank vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. DekaBank Deutsche Girozentrale Mainzer Landstraße 16 60325 Frankfurt Postfach 11 05 23 60040 Frankfurt Telefon: (0 69) 7147 - 0 Telefax: (0 69) 7147 - 1376 www.deka.de 7
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