Die Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich - Jänner 2014 Machbarkeitsstudie
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Die Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich Machbarkeitsstudie Jänner 2014 Auftraggeber: Bearbeitung: Abteilungen Naturschutz & Land- und Forstwirtschaft
Die Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich Machbarkeitsstudie Bearbeitung Sabine Pinterits, David Melcher, Daniel Bogner eb&p Umweltbüro GmbH Franz-Josef-Straße 19/7 5020 Salzburg Tel. +43 – 662 – 872704 Fax +43 – 463 – 516614- 9 email: salzburg@umweltbuero.at Auftraggeber Amt der Oö. Landesregierung Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung Abteilung Naturschutz und Abteilung Land- und Forstwirtschaft Bahnhofplatz 1 4021 Linz Salzburg, am 13.02.2014
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Inhaltsverzeichnis Seite 1 Einleitung ...........................................................................................................................................9 2 Landschaftspflegeheu ......................................................................................................................9 2.1 Begriffe ............................................................................................................................................9 2.2 Heuqualitäten ................................................................................................................................10 2.3 Organisation der Mahd .................................................................................................................10 2.4 Trends in der Bewirtschaftung ....................................................................................................11 3 GIS-Modellierungen zur Darstellung von Mengen und Verteilung des Landschaftspflegeheus in OÖ .......................................................................................................12 3.1 Aufgabenstellung und Methode ..................................................................................................12 3.2 Daten und Auswertungsparameter .............................................................................................12 3.2.1 Ermittlung des Brutto-Trockenmasseertrag .................................................................................12 3.2.2 Ermittlung der Heuqualität............................................................................................................13 3.2.3 Ermittlung der Anzahl an Wiesenflächen .....................................................................................13 3.3 Die Bewertung im Detail ...............................................................................................................14 3.3.1 Schlagflächen ...............................................................................................................................14 3.3.2 Feldstücke ....................................................................................................................................14 3.3.3 Ökoflächen ...................................................................................................................................16 3.4 Ergebnisse der GIS Modellierung ...............................................................................................16 3.4.1 Visualisierung ...............................................................................................................................16 3.4.2 Bilanzierung..................................................................................................................................20 4 Budgeteinsatz bei der Pflege von Naturschutzwiesen ................................................................21 4.1 Aufgabenstellung..........................................................................................................................21 4.2 Daten und Methode.......................................................................................................................21 4.3 Ergebnisse.....................................................................................................................................21 4.3.1 Förderungen nach ÖPUL und PAG .............................................................................................21 4.3.2 Hoheitliche Aufträge - Landschaftspflegeprojekte .......................................................................22 5 Die Verwertung von Landschaftspflegeheu .................................................................................23 5.1 Aufgabenstellung..........................................................................................................................23 5.2 Daten und Methode.......................................................................................................................23 5.3 Die Verwertung von Landschaftspflegeheu in den Regionen – Einblicke in die gängige Praxis ..............................................................................................................................24 5.3.1 Naturschutzgruppen .....................................................................................................................24
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 5.3.2 Landschaftspflegeunternehmen ...................................................................................................25 5.3.3 Naturraumanager, Bezirksbeauftragte des Naturschutzes, Gewässerbezirke ............................27 5.3.4 Zusammenfassung .......................................................................................................................28 6 Darstellung der Verwertungsmöglichkeiten .................................................................................29 6.1 Die Futternutzung .........................................................................................................................29 6.1.1 Heu als Futter ...............................................................................................................................29 6.1.2 Technische Machbarkeit, Organisation und Logistik ...................................................................31 6.1.3 Naturschutzfachliche Aspekte ......................................................................................................32 6.1.4 Regionale Nachfrage ...................................................................................................................32 6.1.5 Weitere Anknüpfungspunkte – Ideen aus den Regionen.............................................................33 6.2 Einstreu..........................................................................................................................................33 6.2.1 Technische Machbarkeit und Organisation, Logistik ...................................................................33 6.2.2 Regionale Nachfrage ...................................................................................................................34 6.2.3 Naturschutzfachliche Aspekte ......................................................................................................34 6.3 Kompostieren, Einackern und Deponieren ................................................................................34 6.3.1 Technische Machbarkeit und Organisation, Logistik ...................................................................34 6.3.2 Rechtliche Aspekte.......................................................................................................................34 6.3.3 Regionale Nachfrage ...................................................................................................................35 6.3.4 Naturschutzfachliche Aspekte ......................................................................................................35 6.3.5 Weitere Anknüpfungspunkte – Ideen aus den Regionen.............................................................35 6.4 Energetische Nutzung ..................................................................................................................36 6.4.1 Die Verbrennung von Landschaftspflegeheu – Fallstudien .........................................................36 6.4.2 Die Erzeugung von Biogas...........................................................................................................40 6.5 Nischenprodukte...........................................................................................................................41 6.5.1 Landschaftpflegeheu im Wellnessbereich ...................................................................................41 6.5.2 Landschaftspflegeheu als Kleintierfutter ......................................................................................42 6.6 Industrielle Produkte ....................................................................................................................43 6.7 Heu zur Renaturierung von Standorten......................................................................................44 7 Bewertung der Verwertungsmöglichkeiten ..................................................................................46 7.1 Daten und Methode.......................................................................................................................46 7.2 Ergebnisse.....................................................................................................................................47 7.3 Zusammenfassung .......................................................................................................................49
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 8 Empfehlungen für weiterführende Projekte .................................................................................50 8.1 Qualitätsoffensive für Landschaftspflegeheu ...........................................................................50 8.2 Evaluierung von Projekten mit lokaler Bedeutung ...................................................................51 8.3 Vernetzung von Angebot und Nachfrage ...................................................................................52 8.4 Gemeinsame Entsorgungsstrukturen entwickeln .....................................................................53 8.5 Verbrennen des Heus in Großanlagen .......................................................................................53 8.6 Änderung von Förderbedingungen ............................................................................................53 8.7 Wissen über die Verwertung sammeln .......................................................................................54 9 Anhang .............................................................................................................................................55 9.1 Projektbeteiligte ............................................................................................................................55 9.2 Workshop-Protokolle ...................................................................................................................59 9.3 Gesprächsprotokolle ....................................................................................................................60 9.4 Tabellen zu Heumengen und –verteilung – GIS Modellierung .................................................61 10 Literatur ............................................................................................................................................76 11 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................................77 12 Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................77
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 8
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 1 Einleitung Der Naturschutz fördert bereits seit vielen Jahren die Pflege von wertvollen Wiesen, die auf Grund der Intensivierung in der Landwirtschaft aus der Bewirtschaftung fallen und verbrachen oder aufgeforstet würden. Im Laufe der Jahre sind neben den Pflegekosten auch zunehmend Kosten für die Entsorgung des Mähgutes angefallen, das im landwirtschaftlichen Betrieb immer weniger Verwendung findet. Der Grund dafür liegt zum einen darin, dass eine intensive Landwirtschaft auf energiereiches Futter angewiesen ist. Zum anderen sind die Pflege von Grenzertragsstandorten (oft steile Flächen) und die Arbeitsschritte zur Gewinnung von qualitativ hochwertigem Heu mit einem Mehraufwand verbunden, der sich für viele Betriebe nicht mehr rechnet. Um die wertvolle regionale Ressource „Heu“ wieder mehr in einen Stoffkreislauf zu bringen und damit auch den Anteil an Entsorgungskosten bei den Naturschutzförderungen zu verringern, wurde von der Abteilung Naturschutz in Zusammenarbeit mit der Abteilung Land- und Forstwirtschaft eine Machbarkeitsstudie zur fachlich und wirtschaftlich sinnvollen Verwertung des Landschaftspflegeheus beauftragt. Ziel der Studie ist es darzustellen, welche Mengen an Landschaftspflegeheu in Oberösterreich jedes Jahr anfallen, wie sie derzeit genutzt werden und welche (neuen) Verwertungswege oder -strategien helfen können, das Heu wieder verstärkt in Nutzung zu bringen. Die Einbeziehung regionaler Akteure spielt dabei eine wichtige Rolle, um mit der Studie eine Grundlage für konkrete Umsetzungsprojekte mit regionalem Bezug zu schaffen. 2 Landschaftspflegeheu 2.1 Begriffe Als Landschaftspflegeheu im Sinne dieser Studie wird jenes Material bezeichnet, das auf extensiv genutzten Standorten anfällt (1-3 mähdig). Es handelt sich dabei sehr oft um Grenzertragsstandorte, die auf Grund der Standortbedingungen (z.B. zu feucht oder zu trocken) und/oder der Lage (sehr steile Hänge, sehr periphere Lage) in der Bewirtschaftung einen hohen Einsatz erfordern, dem aus landwirtschaftlicher Sicht ein zu geringer Ertrag gegenübersteht. Vor allem findet das gewonnene Heu immer weniger Einsatz in der intensiven Landwirtschaft, die auf energiereiches Futter angewiesen ist. Bei einigen dieser Flächen handelt es sich um artenreiche Wiesen oder um Wiesen mit besonderen Artenvorkommen. Ziel des Naturschutzes ist es, ihren Erhalt über die Förderung der Pflege weiterhin zu sichern. Durch den späten Schnittzeitpunkt weist das Material im Vergleich zum Grünschnitt einen höheren Ligninanteil auf, wodurch manche Folgenutzungen von vornherein ausgeschlossen sind (zum Beispiel Biogas). Die Extensivstandorte werden im Bericht auch mit dem Sammelbegriff „Naturschutzwiesen“ bezeichnet und umfasst 3- und mehrmähdige Futterwiesen, 2-3 mähdige magere „bunte“ Fettwiesen, nährstoffreiche Feuchtwiesen (inkl. Waldsimsensümpfe), Kalk-Halbtrockenrasen (einschl. Furchenschwingelreiche 9
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Trockenrasen), Pfeifengras-Streuwiese, Großseggensumpf, Borstgrasrasen, Silikat-Grusrasen und nährstoffarme Niedermoorwiesen (Kleinseggenriede). Neben dem Begriff der Naturschutzwiesen wurde in den Gesprächen aus landwirtschaftlicher Sicht auch der Begriff der Restgrünflächen verwendet. Es handelt sich dabei um landwirtschaftliche Flächen, die auf Grund von Betriebsaufgabe der Lage und dem damit verbundenen Pflegeaufwand oder einer Betriebsumstellung zu einer Tierhaltung, die kaum Rohfaserfutter benötigt nicht mehr bewirtschaftet werden. Diese oft kleinen Flächen liegen sehr verstreut, sind von der Standortqualität sehr unterschiedlich (sehr trocken – bis sehr feucht) und weisen nicht zwangsläufig eine hohe Artenvielfalt auf. Nur ein ganz kleiner Teil der Restgrünflächen wird über Umweltprogramme erfasst und gepflegt, der überwiegende Teil dieser Flächen verbracht im Laufe der Jahre. 2.2 Heuqualitäten Um aus dem Mähgut hochwertiges Heu zu gewinnen, sind einige Arbeitsschritte und das entsprechende Ausgangsmaterial notwendig. Hochwertiges Heu, das als Futter eingesetzt werden kann, zeichnet sich im Wesentlichen durch Reinheit und Trockenheit aus. Ein solches Heu gewinnt man an geeigneten Standorten bei guter Witterung und mit entsprechender Aufbereitung bei der Trocknung. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, ist das gewonnene Heu für eine weitere Nutzung nur eingeschränkt geeignet. Auch sind für die weitere Verwendung Qualitätsunterschiede zwischen dem ersten und den weiteren Schnitten zu beachten. Der erste Schnitt ist stärker verholzt und das Material daher grober. Im landwirtschaftlichen Betrieb wird der erste Schnitt daher im Regelfall als Einstreu genutzt. Anders beim Thema Pferde, wo der nährstoffarme erste Schnitt als Futter bevorzugt wird. 2.3 Organisation der Mahd Die Pflege von Naturschutzwiesen ist unterschiedlich organisiert. Ein großer Teil der Flächen wird von Bauern gepflegt und das Heu im eigenen Betrieb genutzt. Sofern sie dafür Naturschutzförderungen erhalten, ist die Pflege vertraglich mit einer jährlichen Mahd und dem Abtransport des Mähgutes von der Fläche festgelegt. Gibt der Bauer die Pflege der Wiese auf, so übernehmen in einigen Fällen Naturschutzvereine die Pflege von wertvollen Wiesen, in Einzelfällen können Naturschutzvereine aber auch selbst Eigentümer der Flächen sein. Wo die Pflege hochwertiger Naturschutzflächen über die zuvor genannten Wege nicht mehr möglich ist, wird die Pflege hochwertiger Wiesen seitens des Landes Oberösterreich ausgeschrieben und die Mahd sowie die Verwertung des Heus an Landschaftspflegefirmen vergeben. 10
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 2.4 Trends in der Bewirtschaftung1 Die Nachfrage nach Naturschutzwiesen könnte sich im Laufe der nächsten Jahre aus landwirtschaftlicher Sicht ändern, wenn der vor rund 3 Jahren eingesetzte Trend der weiteren Intensivierung von Wiesen in Gunstlagen zunimmt. Um Erträge von bis zu 6 Schnitten pro Jahr erzielen zu können, müssen die Wiesen entsprechend gedüngt werden. Nachdem die Betriebe entsprechend EU-Richtlinien einen durchschnittlichen Stickstoffeintrag von 210kg/ha/a aber nicht überschreiten dürfen, beginnen erste Betriebe nun damit, Grenzertragsflächen zum Ausgleich der betriebsinternen Nährstoffbilanz zuzupachten und extensiv zu nutzen. Es kann daher in den nächsten 10 Jahren wieder zu einer vermehrten Nachfrage an Restgrünflächen kommen. Das dabei anfallenden Landschaftspflegeheu wird tendenziell betriebsintern genutzt, die Extensivflächen werden von den Bauern – manchmal mit Unterstützung der Bezirksbauernkammer – in ihrem regionalen Umfeld selbst gesucht. Primär werden dabei Flächen ausgesucht, die leicht erreichbar und leicht bewirtschaftbar sind. Sehr steile oder entlegene Wiesenflächen werden weiterhin tendenziell brachfallen. Diese Trends sind in den Regionen Sauwald oder den Bezirken Vöcklabruck und Rohrbach bereits erkennbar. Zur Intensivierung der Nutzung könnten in der nächsten Förderperiode von ÖPUL einige Betriebe aus den Verträgen ausstiegen, um ihre betriebliche Entwicklung zu stärken. Jedenfalls kann dieser Trend – sofern er sich tatsächlich durchsetzt – in den nächsten Jahren zu einer Veränderung der Pflege- und Verwertungssituation für den Naturschutz führen, indem wieder mehr landwirtschaftliche Betriebe die Pflege von Extensivstandorten übernehmen und das anfallenden Heu in ihren Betrieben einbringen. 1 siehe Protokoll 5im Anhang – Workshop mit Vertretern der Landwirtschaftskammer 11
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 3 GIS-Modellierungen zur Darstellung von Mengen und Verteilung des Landschaftspflegeheus in OÖ 3.1 Aufgabenstellung und Methode Grundidee der GIS Modellierung ist die digitale Verortung von extensiven Wiesenstandorten mit hohem ökologischem Wert. Untersuchungsgegenstand ist im Speziellen der Biomasseaufwuchs dieser zumeist landwirtschaftlich genutzten Flächen mit weitgehend schlechten Standortbedingungen. Die Modellierung erfolgt mit der Software ArcGis10. Die Modellparameter werden auf Basis der erhaltenen digitalen Grundlagendaten ausgewählt. Der Informationsgehalt wird stichprobenmäßig anhand von Orthofotos verifiziert. Die geometrischen Analysen werden mittels Verschneidungswerkzeugen sowie Topologieregel- Werkzeugen durchgeführt. Die Methode der räumlichen Verknüpfungsanalyse (Spatial Join) ermöglicht die Auswertung der Attributinformationen der Grundlagendaten. Die Bilanzen werden im Access durchgeführt und zur Visualisierung der Ergebnisse ins ArcGis importiert. Das Ziel ist die digitale Erfassung der relevanten Standorte auf Gemeinde- bzw. Bezirksebene. Dadurch wird eine Auswertung der gesamten Flächengröße ermöglicht. Ebenso wird durch die Verknüpfung des vorherrschenden Biotoptyps zu einem Bewertungsschlüssel die anfallende Heumenge sowie Heuqualität abgeschätzt. 3.2 Daten und Auswertungsparameter Die digitalen Daten wurden vom Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-System (DORIS) und der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich zur Verfügung gestellt und zur weiteren Bearbeitung aufbereitet. Digitale Standortbasisdaten Datentyp Modellierungsparameter Vertragspflegeflächen Oberösterreich Vektor Schlagflächen und Feldstücke laut ÖPUL Ökoflächen Vektor Mager- Feucht und Halbtrockenwiesen Digitaler Bodenatlas - Ebod Vektor Natürlicher Bodenwert Landschaftserhebung Oberösterreich – LEO Vektor Ausgewählte Biotoptypen Biotopkartierung Oberösterreich Vektor Ausgewählte Biotoptypen Kompostieranlagen Vektor Standorte der Kompostieranlagen in OÖ Abfallvergärungsanlagen Vektor Standorte der Abfallvergärungsanlagen Gemeindegrenzen Oberösterreich Vektor Gemeindegrenzen Oberösterreich WF-Flächen Zusatzinfo Dbf-Datenbank Biotoptypen, WF-Code Tabelle 1: Auflistung der digitalen Standort Basisdaten 3.2.1 Ermittlung des Brutto-Trockenmasseertrag Die Daten zu den Vertragspflegeflächen (Schlagflächen, Feldstücke) sowie den Ökoflächen sind die Basis für die Errechnung der Heumengen in Oberösterreich. Mittels Attributinformationen und der räumlichen Verortung dieser Datensätze wird versucht, die Ist-Situation der anfallenden Menge des Landschaftspflegeheus sowie dessen Qualität darzustellen. Da für die konkrete Fragestellung des Projekts keine vollständig kompatiblen digitalen Grundlagendaten zur Verfügung standen, werden verschiedene 12
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] GIS-Datensätze gefiltert und miteinander verknüpft. Die Attributinformationen der digitalen Landschaftserhebung, der Biotopkartierung sowie des digitalen Bodenatlas sollen als Zusatzinformation, eine möglichst aktuelle und realitätsnahe Einstufung des Biotoptyps eines Standortes gewährleisten. 3.2.2 Ermittlung der Heuqualität Zusätzlich wird mittels einer Experteneinstufung die Zuordnung des vorherrschenden Biotoptyps bzw. die Nutzungsform einer untersuchten Fläche zu einer Qualitätsklasse durchgeführt. Dadurch kann eine räumliche Mengenverteilung einzelner Heuqualitäten dargestellt werden. Die Definition der Qualitätsklassen resultiert aus den Rechercheergebnissen zu möglichen Heuverwertungen bzw. den Inhalten der geführten Interviews. Nutzungsart Qualitätsklasse Streu, Pferde 1 Rinder intensiv, Biogas 2 Rinder ext., Schafe, Qualitätsheu 3 Tabelle 2: Einstufung des Heus nach Nutzungsart , die Klassen 1-3 sind dabei nicht als Reihung zu verstehen 3.2.3 Ermittlung der Anzahl an Wiesenflächen Auf Basis der digitalen Eingangsdaten von Vertragspflegeflächen sowie Ökoflächen wird auch eine Bilanzierung der Flächenanzahl pro Bezirk durchgeführt. Die Detailschärfe der Bilanzierung ist somit von der Genauigkeit der digitalen Abgrenzung einer Fläche abhängig. Sie kann unter Umständen von der Realität abweichen. Zur Veranschaulichung der Abgrenzsystematik soll Abbildung 1 dienen. Obwohl in der Natur ein Standort als eine gemeinsame räumliche Einheit angesehen wird, kann die digitale Flächeninformation aus mehreren Teilflächen bestehen. Abbildung 1: Abgrenzung der Vertragspflegeflächen und Ökoflächen 13
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Um den Arbeitsaufwand möglichst in Grenzen zu halten, wurde im Rahmen des Projektes die GIS Bearbeitung auf Basis der von den Auftraggebern zur Verfügung gestellten digitalen Daten durchgeführt. Flächen, die nicht über eine idente Grenzlinie verfügen oder einem anderen Standorttyp zugewiesen sind, werden als Einzelflächen gezählt. Sind gegenteilige Polygoneigenschaften zutreffend, so werden etwaige Einzelpolygone mittels dem GIS Befehl „Dissolve“ zu einer gemeinsamen Fläche zusammengefügt. 3.3 Die Bewertung im Detail Zur Berechnung der zuvor genannten Parameter wurden aus den Daten drei wesentliche Größen herangezogen: die Schlagflächen, die Feldstücke und die Ökoflächen. Der Unterschied zwischen diesen drei Flächenarten liegt in der Anzahl der vorhandenen Attributinformationen sowie der Genauigkeit der Abgrenzung. Die höchste Genauigkeit weisen die Schlagflächen auf, die allerdings nicht für ganz Oberösterreich vorliegen. In zweiter Hierarchie wurden daher die Feldstücke verwendet und in letzter Hierarchie die Ökoflächen. Folgend werden die Kenngrößen zur Errechnung von Ertrag und Qualität erläutert. Grundlage für die Abschätzung des Ertragspotentiales ist die Referenzeinstufung (vgl. Abbildung 2) nach BUCHGRABER (2000). 3.3.1 Schlagflächen Die Schlagflächen wurden primär nach ihrer Nutzung eingestuft (SNAR-Code). Zur zusätzlichen Differenzierung wurde der Biotoptyp (WF-Flächen, Zusatzinfo Biotoptyp) als Informationsgrundlage verwendet (vgl. Tabelle 10 im Anhang). Da nicht alle Flächen einem Agrarstrukturtyp zugewiesen sind, wurde bei fehlender Information der Biotoptyp als Basiswert heran gezogen. Ausschlussflächen (Constraints) sind alle Schläge die nicht als WF-Flächen ausgewiesen sind und Standorte mit dem Biotoptyp „Hutweide“. 3.3.2 Feldstücke Bei jenen Betrieben zu denen es keine digitale Schlagflächeninformation gibt wird der Feldstückdatensatz als Grundlage zur Auswertung der Flächen herangezogen. Die Feldstücke wurden primär nach dem Biotoptyp eingestuft (WF-Flächen Zusatzinfo Biotoptyp) (vgl. Tabelle 11). Da nicht alle Flächen einem Biotoptyp zugewiesen sind, wird bei fehlender Information die Einstufung der Fläche gemäß des LEO- Datensatzes verwendet. Ausschlussflächen (Constraints) sind wie bereits angemerkt jene Flächen die über den Schlagflächendatensatz ausgewertet wurden und Standorte die nicht als WF-Flächen ausgewiesen sind. 14
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Abbildung 2: Brutto-Trockenmasseerträge am österreichischen Grünland (BUCHGRABER 2000, S. 182) 15
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 3.3.3 Ökoflächen Der dritte Datensatz zur Bilanzierung der anfallenden Heumengen ist der „Ökoflächen“ Datensatz. Er beinhaltet Informationen zur Lage hochwertigen Mager-, Feucht- und Halbtrockenwiesen. Die Attributinformation zu diesen Flächen ist jedoch gering, vor allem Auskünfte zum Biotoptyp sind nur spärlich vorhanden. Da sich Ökoflächen teilweise mit den Feldstücken überlagern (Deckungsgleichheit), wurden diese gefiltert. Ausgeschlossen wurden jene Standorte, deren Flächenschwerpunkt innerhalb der Feldstücke liegt. Darüber hinaus sind alle Feldstücke von den verbliebenen Ökoflächen abgezogen worden, um eine doppelte Flächenauswertung auszuschließen. Die Biotoptypeninformation zur Abschätzung des Ertragspotentiales und der Qualität stammen von der Biotopkartierung Oberösterreich und der LEO. Zur Spezifizierung der Bilanzierung wurde zusätzlich die Information des natürlichen Bodenwertes (eBod) verwendet (vgl. Tabelle 12). 3.4 Ergebnisse der GIS Modellierung Das Resultat der GIS Modellierung ist ein Kartensatz, in dem die extensiven Wiesenstandorte auf denen Landschaftspflegeheu anfällt, auf Gemeindeebene dargestellt werden. Diese Darstellung basiert auf den statistischen Auswertungen der einzelnen Eingangsparameter und der Verknüpfung mit den digitalen Gemeindegrenzen. Ein weiteres Resultat der GIS Modellierung sind Access-Abfragen und Tabellen, deren Grundlage die Attributinformationen der digital abgegrenzten extensiven Wiesenstandorte (Polygonshape) sind. 3.4.1 Visualisierung Mittels der digital abgegrenzten extensiven Wiesenstandorte und einer Flächenbilanz dieser pro Bezirk, ergibt sich die kartographische Darstellung der Anzahl von Landschaftspflegeheuflächen (Abbildung 3). Naturgemäß zeigt sich eine hohe Flächendichte in den ländlicheren Regionen im Südosten Oberösterreichs. Im dicht besiedelten Zentralraum sind aufgrund der wirtschaftlichen Prägung weniger extensive Wiesenstandorte zu finden. Entscheidend für den Ertrag und eine wirtschaftlich sinnvolle Verwertung von Landschaftspflegeheu ist auch die Flächengröße eines Standortes. Zur allgemeinen Einordnung soll die summierte Flächengröße pro Bezirk in Abbildung 4 dienen. 16
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Abbildung 3: Kartographische Darstellung der Flächen mit Landschaftspflegeheu eingeteilt in Anzahlklassen pro Bezirk 17
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Abbildung 4: Kartographische Darstellung der summierten Flächengrößen von Standorten mit Landschaftspflegeheu pro Bezirk in Klassen 18
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Ein wesentlicher Faktor der Verwertungsmöglichkeiten von Landschaftspflegeheu ist die Qualität des Biomasseaufwuchses (vgl. Tabelle 2). Die räumliche Verteilung der Heuqualität 1 und 3 wird in folgender Karte dargestellt. Abbildung 5 und 6: Kartographische Darstellung Flächensummen für die Heuqualität 1 und 3 pro Bezirk 19
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 3.4.2 Bilanzierung Durch die Überführung der Attributinformationen der Eingangsdaten (vgl. Tabelle 1) ins Access wurden Abfragen zur Beantwortung der Hauptfragestellung des Projekts – „wo, in welchem Umfang und in welcher Qualität fällt Landschaftspflegeheu an“ - durchgeführt. Die folgenden zwei Tabellen geben einen Überblick im Bezirksvergleich zu Anzahl, Flächengröße und Trockenmasseertrag von extensiven Wiesenstandorten. Weitere Tabellen der statistischen Auswertung finden sich aufgrund besserer Lesbarkeit im Anhang. Bezirk Flächenanzahl Flächengesamtgröße (ha) Brutto-Trockenmasseertrag (dt.) LINZ-STADT 24 16 631 STEYR-STADT 19 9 554 WELS-STADT 21 2 111 BRAUNAU AM INN 528 803 38.952 EFERDING 231 240 15.002 FREISTADT 715 875 35.673 GMUNDEN 329 629 30.044 GRIESKIRCHEN 338 528 36.467 KIRCHDORF 510 1.140 58.378 LINZ-LAND 203 473 20.131 PERG 555 628 35.650 RIED 127 192 12.481 ROHRBACH 710 793 34.866 SCHÄRDING 191 257 13.207 STEYR-LAND 955 3.008 186.384 URFAHR-UMGEBUNG 367 601 26.698 VÖCKLABRUCK 652 1.059 50.852 WELS-LAND 158 156 6.634 SUMMEN 6.633 11.409 602.715 Tabelle 3: Flächenanzahl und -größen sowie Ertrag zum Landschaftspflegeheu nach Bezirken. Die dargestellten Zahlen sind auf Basis der digitalen Daten errechnet worden, sind aber auf Grund der mäßigen Datenqualität nur als Annäherungswerte zu sehen. Bruttotrockenmasseertrag (dt.) Schlagflächen Feldstücke Ökoflächen Gesamtsumme Qualität 1 23.835 18.292 18.614 60.742 Qualität 2 253.332 72.522 25.073 350.929 Qualität 3 22.355 55.469 6.997 84.822 Summe 299.524 146.284 50.686 496.494 Tabelle 4: Einstufung des Bruttotrockenmasseertrages nach Nutzungsart; auch diese Zahlen sind als Näherungswerte zu betrachten. 20
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 4 Budgeteinsatz bei der Pflege von Naturschutzwiesen 4.1 Aufgabenstellung Bei der Pflege von Naturschutzwiesen fallen Kosten für die Mahd und Entsorgung an. Das folgende Kapitel stellt die verschiedenen Ausgaben im Bereich Naturschutz dar und gibt eine Übersicht über deren Entwicklung. 4.2 Daten und Methode Um Daten für eine Einschätzung des Budgetaufwandes zu erhalten, wurden Daten beim Amt der OÖ Landesregierung (Abteilungen Naturschutz und Wasserwirtschaft) und Naturschutzvereinen recherchiert und qualitative Aussagen aus Gespräche mit Pflegevereinen und Landschaftspflegefirmen zur Abschätzung der Verteilung von Pflege- und Entsorgungskosten herangezogen 4.3 Ergebnisse Detailaussagen konnten letztendlich nur bei der Abteilung Naturschutz erhoben werden. Aus den Gesprächen kann aber grundsätzlich festhalten, dass die Kosten abhängig von der Lage und Größe der Flächen variieren: je kleinteiliger und je verstreuter die Flächen, desto höher liegen die Kosten je ha. Bei den Pflegeausgaben des Naturschutzes im Land Oberösterreich sind im Wesentlichen zwei Formen zu unterschieden: Förderung der Pflege über ÖPUL oder Landesmittel (PAG): bei diesen Förderungen handelt es sich zum einen um Gelder aus dem Österreichischen Programm zur Förderung einer umweltgerechten Landwirtschaft (ÖPUL) und zum anderen um Landesmittel, die zum Ausgleich des Aufwandes bei Kleinstflächen und zum Abschluss von Spontanverträgen bei Brutvogelwiesen über Antrag ausgeschüttet werden; Hoheitliche Bewirtschaftungsaufträge: Diese Pflegeaufträge werden bei Flächen vergeben, die aus naturschutzfachlicher Sicht einen hohen Wert besitzen (vor allem in Schutzgebieten), aber keine Bewirtschaftung mehr besteht oder um Brachen in die Wiesennutzung zurückzuführen. Daneben können einzelne Pflegekosten auch über andere Programme oder Beiträge finanziert werden (z.B. Mitgliedsbeiträge etc.), die im Rahmen der Studie auf Grund fehlender Aussagen nicht erfasst werden konnten. Viele der Arbeitsstunden in den Naturschutzvereinen fallen auf ehrenamtliche Mitarbeit, wodurch Kosten reduziert werden. 4.3.1 Förderungen nach ÖPUL und PAG Das folgende Diagramm zeigt die Ausgaben des Landes Oberösterreich für die Förderung von Extensivstandorten aus dem Bereich Naturschutz. Nachdem die Entsorgungskosten in die Fördersätze eingepreist sind, können aus den vorliegenden Daten keine detaillierten Aussagen zu den 21
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Entsorgungskosten getroffen werden. Nach Schätzungen der Experten kann von einem Anteil von rund einem Viertel der Gesamtkosten ausgegangen werden. Das Diagramm zeigt die Ausgaben an Naturschutzförderungen für die Pflege von Extensivwiesen in Oberösterreich ab dem Jahr 2000. Im Wesentlichen ist eine kontinuierliche Zunahme der Ausgaben zu erkennen, wobei das Verhältnis zwischen ÖPUL-Mitteln und Landesmittel relativ gleichbleibend ist. Der Anstieg ab dem Jahr 2007 ist damit verbunden, dass sprunghaft mehr Flächen in das Programm aufgenommen worden sind. 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 PAG 1.500.000 ÖPUL 1.000.000 500.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Tabelle 5: Darstellung der Naturschutzförderungen von 2000 bis 2002 4.3.2 Hoheitliche Aufträge - Landschaftspflegeprojekte Hoheitliche Pflegeaufträge werden grundsätzlich nicht nur von der Abteilung Naturschutz vergeben, sondern auch von anderen Abteilungen (z.B. Abt. Wasserwirtschaft). Nach Einschätzung der Abteilung Naturschutz werden in ihrem Zuständigkeitsbereich Flächen im Ausmaß von 120-150 ha über hoheitliche Aufträge mit einem jährlichen Budget von rund 150.000 Euro gepflegt. Die folgende Abbildung zeigt für das Jahr 2012 eine Verteilung der Ausgaben im Bereich der Förderungen und der hoheitlichen Pflegeaufträge, die einen geringen Anteil der Gesamtausgaben darstellen. Im Vergleich zu den Förderungen liegen bei der Direktvergabe die Kosten/ha jedoch fast doppelt so hoch. 2012 5% 12% ÖPUL PAG 83% hoheitliche Pflegeaufträge Abbildung 7: Aufteilung der Geldmittel nach Förderungen und hoheitlichen Aufträgen 22
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] 5 Die Verwertung von Landschaftspflegeheu 5.1 Aufgabenstellung Gemeinsam mit der Aufbereitung der digitalen Daten zu Heumengen und -verteilung ist die Darstellung der Verwertungsmöglichkeiten (Kapitel 5 und Kapitel 6) das Kernstück der Machbarkeitsstudie. Die Einbeziehung von Fachexperten, Interessensvertretern, Pflegeverbänden und –firmen sowie lokalen Akteuren ermöglicht einen Einblick in die gängige Praxis bei der Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich. Über Gespräche wird ein Eindruck zur Ist-Situation bei der Heuverwertung gewonnen und Erfahrungen mit unterschiedlichen Verwertungswegen gesammelt. Sie bilden die Grundlage zur Bewertung der unterschiedlichen Verwertungsmöglichkeiten und zur Auswahl weiterführender Projekte. 5.2 Daten und Methode Um alle möglichen Verwertungswege zu erfassen, wurden zunächst Grundlageninformationen zusammengetragen und Studien sowie konkrete Projekte recherchiert. Die wesentlichen Inhalte für die folgenden Darstellungen wurden aber über Gespräche mit Experten und Schlüsselpersonen aus den verschiedenen oberösterreichischen Regionen gesammelt. Es wurden Einzelgespräche (persönlich, Telefonate) geführt, in 6 Workshops (siehe Anhang 9.2) diskutiert und weitere Akteure schriftlich kontaktiert. In Summe sind in den Prozess über 50 Personen eingeladen worden, ihre Erfahrungen einzubringen (siehe Übersichtliste im Anhang). Die folgenden Aussagen stellen eine Zusammenfassung der detaillierten Protokolle im Anhang dar. Workshop Inhalte Einladung erging an Hannes Kunisch Michael Strauch, Ernst Simader, Josef Startworkshop Verwertungsmöglichkeiten Forstinger, Barbara Neßlböck, Albert Reisenberger, Felix 8.10.2013 GIS-Daten: Quellen und Auswertung Weingraber, Josef Ruspeckhofer, Christian Kneidinger, Michael Nagl (alle Amt der OÖ Landesregierung) Energetische Verwertung Projekterfahrungen, technische und Hermann Reingruber, Gunter Labner, Manfred Leitgeb, von Landschaftpflegeheu rechtliche Machbarkeit der Michael Nagl, Albert Reisenberger (alle Amt der OÖ 23.10.2013 Verbrennung, Kompostierung Landesregierung) August Engleder (Projekt Heubriketts) Michael Strauch (Abt. Naturschutz), Alois Schmalzer, Erwin Hauser, Claudia Arming, Albin Lugmair, Gerhard Kleesadl, Norbert Pühringer, (Naturraummanager); Josef Regionale Verwertung des Regionale Akteure Eisner, Rupert Fartacek (Gebietsbetreuer Natura 2000); Landschaftpflegeheus und 27.11.2013 David Priller (Stiftung Natur), David Bock (coopnatura), innovative Ideen Erich Zimmerhackl (NJ Haibach), Herbert Weissenbacher (NJ Vöcklabruck), Evelyn Arthofer (NPV Ennstal), Johann Weinzinger (NPV Freiwald/Maltsch), Erich Hörtenhuemer Zwischenabstimmung Auswertung der GIS-Daten, Budget Hannes Kunisch Michael Strauch, Ernst Simader, Josef 28.11.2013 und Bewertungsvorschlag Forstinger (Amt der OÖ Landesregierung) Landwirtschafts- Potentiale zur Futternutzung Hannes Kunisch (Abt. Naturschutz), Peter Frühwirth, kammer in der Landwirtschaft, Kompostierung Volker Krennmair, Heimo Strebl, Peter Zechner, Alois 10.12.2013 innovative Ideen Voraberger, Stefan Rudlstorfer (alle LWK) Hannes Kunisch Michael Strauch, Josef Forstinger, Erich Simader, Hermann Reingruber, Felix Weingraber, Walter Zwischenbericht Vorstellen der Erhebungsergebnisse Torben, Michael Nagl, Gunter Labner, Manfred Leitgeb, 19.12.2013 und des Bewertungsvorschlags Albert Reisenberger, Christian Kneidinger (alle Amt der OÖ Landesreg.) Endpräsentation Ergebnisse und nächste Gottfried Schindlbauer, Hubert Huber, Hannes Kunisch, 18.3.2014 Umsetzungsschritte Michael Strauch, Ernst Simader (Amt der OÖ Landesreg.) 23
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Folgende Fragen wurden als grundlegender Leitfaden für die Workshops herangezogen: Welche Verwertungs-/Nutzungsmöglichkeiten von Landschaftspflegeheu haben sich aus Ihrer Praxis als erfolgreich herausgestellt? Was waren dabei aus Ihrer Sicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren, insbesondere in wirtschaftlicher/ökologischer/logistischer/technischer/rechtlichter Sicht Gibt es noch weitere wichtige Erfolgsfaktoren? Welche Verwertungsmaßnahmen haben sich in der Praxis für Sie nicht bewährt? Was waren die ausschlaggebenden Gründe/Hindernisse dafür? Welche Rahmenbedingungen gehörten geändert, um die Praxis zu vereinfachen? Gibt es neue Ideen zur Verwertung von Landschaftspflegeheu und welche Rahmenbedingungen bräuchte es aus Ihrer Sicht dazu? Wer könnte aus Ihrer Erfahrung noch wertvolle Hinweise zum Thema einbringen? Eine wichtige fachliche Grundlage für die vorliegende Machbarkeitsstudie bildet auch der Abschlussbericht „Offenhaltung der Kulturlandschaft in der Nationalparkregion Kalkalpen Region“, die 2008 durch das Umweltbüro im Auftrag der ARGE Nationalpark Kalkalpen erstellt wurde. Die darin vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verwertung von Biomassen an Grenzertragsstandorten wurden aufgegriffen, auf ihre Aktualität überprüft und in den Gesprächsrunden diskutiert. 5.3 Die Verwertung von Landschaftspflegeheu in den Regionen – Einblicke in die gängige Praxis2 5.3.1 Naturschutzgruppen Stiftung Naturschutz Die Stiftung Naturschutz pflegt rund 33ha Naturschutzwiesen im allen Regionen Oberösterreichs mit einem Ertrag von rund 1900m3 Heu pro Jahr. Etwa die Hälfte des darauf anfallenden Heus wird als Futter genutzt, die zweite Hälfte der Kompostierung zugeführt. Aus der Sicht von David Priller, Geschäftsführer der Stiftung Natur, ist die Futternutzung als primäre Nutzung des Landschaftspflegeheus zu bevorzugen. Die Kompostierung bringt aus seiner Sicht einen hohen Aufwand und Kosten. Naturschutzjugend Haslach, Bezirk Rohrbach Die Naturschutzjugend Haslach besitzt rund 61 ha Naturschutzwiesen in der Region Mühlviertel, die überwiegend von Bauern selbst gemäht und als Futter im eigenen Betrieb genutzt werden. Darüber hinaus werden von der Naturschutzjugend eigene Flächen im Ausmaß von gut 3 ha gepflegt. Das Heu wird entweder über den Maschinenring einer Kompostieranlage zugeführt, bei Böschungen vor Ort kompostiert oder an Bauern übergeben. Ein Bauer hat beispielsweise auf Schafzucht umgestellt, wo er gute Verwendung für das gemähte Heu findet. 2 siehe Gesprächsprotokolle in Anhang 0 24
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Naturschutzjugend Vöcklabruck Die Naturschutzjugend Vöcklabruck pflegt in Summe rund 27ha Naturschutzflächen. Durch gute persönliche Kontakte mit den Landwirten wird das Mähgut zur Fütterung, als Unterstreu, oder zur Kompostierung verwendet. Die Nutzung des Heus für Renaturierungsmaßnahmen bei der Straßenverwaltung ist in manchen Fällen möglich. Landschaftspflegeverein Bergmandl, Bezirk Kirchdorf an der Krems Der Landschaftspflegeverein pflegt in Summe fast 8ha Naturschutzflächen und erbringt dabei einen Ertrag von rund 380m3 Heu/a. Der Abtransport des gesamten Mähgutes wird durch das Tierparadies Schabenreith kostenlos übernommen, die das Heu als Futter für ihre Tiere verwenden. Landschaftspflegeverein Ennstal, Bezirk Steyr-Land Im Landschaftspflegeverein Ennstal werden von den Pflegegemeinschaften rund 220 ha Naturschutzwiesen gepflegt und zum überwiegenden Teil selbst in der Milchviehhaltung oder in der Pferdewirtschaft verwendet. Nur in Einzelfällen ist es notwendig, sich um eine Verwertung oder Entsorgung zu bemühen. Es handelt sich dabei um externe Flächen, die vom Verein mitgepflegt werden. Um das Heu als gutes Pferdefutter zu verwenden braucht es entsprechende Qualität, die sich bislang noch nicht durchgesetzt hat. Dabei spielt das richtige Heuen eine wichtige Rolle. Auch gibt es viele kleine Einzelflächen, was zu einem hohen logistischen Aufwand führt. Das Futter kann daher nur lokal bzw. regional Verwertung finden. 5.3.2 Landschaftspflegeunternehmen Im Zuge des Prozesses wurden auch Landschaftspfleger, die im Auftrag des Landes, der NGO´s oder von Bauern Naturschutzwiesen mähen, befragt. Im Folgenden ein Abriss der wichtigsten Aussagen zur Ist-Situation. Alois Sigl, Waldkirchen (Bezirk Schärding) Hr. Sigl besitzt selbst einen Biobetrieb und bewirtschaftet dabei rund 28 ha eigene Flächen mit einem Ertrag von ca. 270 Rundballen Landschaftspflegeheu. Wenn das Heu trocken geerntet wird, nutzt er es als Einstreu in seiner Mutterkuhhaltung, wenn es allerdings feucht ist, dann entsorgt er es über die AVE. Dabei fallen Kosten von ca. 70 Euro pro Tonne an. Wiesen, die er für Albin Lugmair (Naturraummanager Nord) mäht, nutzt er ebenfalls als Einstreu. Nur bei einer Fläche wird das Heu an einen Landwirt weitergegeben. Die Zukunft der Streunutzung hängt sehr von der weiteren finanziellen Förderung der Mahd ab. Derzeit wird die Mahd über Fördermittel der EU, des Landes und der Gemeinden getragen. Alois Sigl nutzt das Heu nur dann weiterhin als Einstreu, wenn keine weiteren Kosten damit verbunden sind, sonst würde er auf Stroh umstellen. Für die Nutzung des Landschaftspflegeheus als Pferdefutter sind aus seiner Sicht Schnittpunkte spätestens Ende Juni anzusetzen, Anfang Juli ist es schon zu spät. 25
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Erwin Wiesinger, Peilstein im Mühlviertel (Bezirk Rohrbach) Erwin Wiesinger produziert auf den Naturschutzwiesen ca. 30-50 m3 Heu pro Jahr und übergibt diese entweder an Bauern vor Ort (Straßwalchen), kompostiert es in Mieten am Böschungsfuß oder liefert es als Mulchmaterial im Gemüsebau. Durch die späte Mahd kann er das Heu nicht mehr an Wiederkäuer verfüttern, es eignet sich aber ganz gut zur Gemüseabdeckung. Wichtig ist aus seiner Sicht eine gute Logistik, um weite Wege zu vermeiden. Er berichtet auch über bäuerliche Gemeinschaften, die gemeinsam Kompostieranlagen zur Düngerproduktion betreiben. (Recherche UB: z.B. Kompostieranlagen in Enns http://www.derkompost.at; hier kann sowohl privater als auch gewerblicher Grasschnitt angeliefert werden. Die fertige Pflanzenerde kann dann über eine Einwurfkasse von jedem sehr einfach abgeholt werden. Preisbeispiel: 50l Biogartenerde oder Biogartenkompost kosten 2,- Euro). Manfred Luger, Buchkirchen (Bezirk Wels Land) Hr. Luger mäht zurzeit nur Flächen für die Stiftung Natur mit einer Größe von ca. 10ha. Die meisten seiner Wiesen sind Feuchtwiesen und –brachen, die bestenfalls als Einstreu Verwendung finden. Das meiste Material führt er allerdings in die Kompostieranlage. Nur auf einer Teilfläche in der Größe von 1,2 ha wird das Material von einem Bauern als Futter verwendet, der die Fläche selbst mäht und als Heu aufbereitet. Josef Großteßner-Hain, Reichraming (Bezirk Steyr-Land) Hr. Großteßner-Hain bewirtschaftet seit ca. 15 Jahren Wiesenflächen im Raum Reichraming. Dabei arbeitet er sowohl für Bauern und für die Naturschutzabteilung. Die Belieferung der Bauern mit dem von ihm gemähten Heu ist seiner Erfahrung nach auf Grund der Heuqualität nicht möglich. Das Heu besitzt nicht jene Spitzenqualität, die von der Landwirtschaft nachgefragt wird. Um eine bessere Qualität zu erzielen, muss der richtige Schnittzeitpunkt (vor allem trocken) erwischt werden. Zu einem solchen Zeitpunkt liegt der Vorrang aber bei der Mahd der ertragreicheren Wiesen und die oft in Hang- und Steillagen befindlichen Magerstandorte werden erst danach gemäht. Eine weitere große Problematik bei der Heuqualität ist die Verschmutzung durch Abfälle. Insbesondere dort, wo Erholungswege durch die Wiesen verlaufen oder sie in der Nähe von Straßen und Städten liegen, ist in den letzten 5-6 Jahren die Müllproblematik wieder gestiegen. Um bessere Heuqualitäten zu erzielen, würde in vielen Fällen schon die Möglichkeit der Heutrocknung helfen (z.B. mit der Abwärme von Bioheizkraftwerken), nachdem das gemähte Landschaftspflegeheu einen hohe Feuchtegehalt aufweist. Ein solches Heu könnte dann als Futter in der Pferdehaltung Verwendung finden. Die Nutzung des Landschaftspflegeheus als Einstreu ist aus seiner Sicht möglich. Es muss zuvor allerdings gehäckselt werden. Es gab schon Jahre, wo Heu zur Einstreu aus Deutschland gekauft wurde. Als vorrangiges Ziel muss aber die Futternutzung stehen und je peripherer die Wiesen liegen, desto besser sind sie dafür geeignet. Bei kleineren Betrieben ist es oft so, dass sie Hangflächen nur mulchen, da sie für die aufwendige Handarbeit keine Zeit haben. Aus seiner Sicht wird die Spätmahd nur noch dort durchgeführt, wo Förderungen ausgeschüttet werden. Sobald diese zurückgenommen werden, würden viele der Magerstandorte aufgeforstet. 26
Umweltbüro GmbH [Verwertung von Landschaftspflegeheu in Oberösterreich] Erich Hörtenhuemer, Thalheim bei Wels (Bezirk Wels-Land) Hr. Hörtenhuemer hat sich im Laufe der Jahre sehr breit mit der Frage der Verwertung von Landschaftspflegeheu auseinandergesetzt. Aus seiner Sicht sind nur zwei Wege bei der Verwertung des Heus sinnvoll: dezentrale Biogasanlagen für den Hausgebrauch oder die Futterverwertung mit extensiven Tierrassen. Er selbst plant nach dem Vorbild eines Mühlviertler Bauernhofs den Aufbau einer Rinderzucht mit traditionellen Rassen. Diese werden auf einem Hof gehalten und dort mit dem gemähten Landschaftspflegeheu gefüttert. Durch den hohen Kräuteranteil soll das Fleisch seine eigene Geschmacksnote erhalten. Die Schlachtung kann dann am Hof samt Selbstvermarktung erfolgen. Auch die Nutzung als Einstreu ist möglich, die in weiterer Folge zur Kompostierung am Misthaufen genutzt wird. Ganz wichtig für die Futternutzung ist eine „saubere“ Arbeit bei der Mahd, wobei auf die Trockenheit des Heus großer Wert gelegt werden muss. Bezüglich der extensiven Energienutzung sprach Erich Hörtenhuemer ein ihm bekanntes Projekt an, bei das Landschaftspflegeheu in dezentralen Biogasanlagen verwertet wird. Dabei wird in Maissilos am Hof mit Hilfe einer einfachen Haube Biogas produziert, das dann im Hausgebrauch genutzt wird. Das Festmaterial wird als Vorkompost für die Felder genutzt. 5.3.3 Naturraumanager, Bezirksbeauftragte des Naturschutzes, Gewässerbezirke Auch die Naturraummanager, Naturschutzbeauftragte und ausgewählte Gewässerbezirke wurden um eine Einschätzung der Heuverwertung in ihrem Zuständigkeitsbereich anhand einer Matrix gebeten (siehe Tabelle 6). Die Rückmeldungen waren in der Detaillierung unterschiedlich, in vielen Bereichen waren letztendlich auf Grund der fehlenden Daten gar keine Aussagen möglich. Dort wo Daten vorhanden waren, nehmen die Futternutzung, die Kompostierung und die Einstreu den höchsten Stellenwert bei der Verwertung des Heus ein. Die Futternutzung (betriebsintern oder als Futter für andere Betriebe) liegt dabei zwischen 37% und 70%! Im Zentralraum werden die anfallenden Heumengen zur Gänze kompostiert, im Bezirk Rohrbach zu 100% für die Renaturierung der Schipisten im Böhmerwald herangezogen. Dort wo qualitative Aussagen vorliegen, wird der Futternutzung ein nur mehr geringer Stellenwert eingeräumt, am ehesten noch in extensiven Betrieben als Beifutter für Pferde, Eseln und Schafe. Gerade in peripheren Lagen nimmt nach Einschätzung der Experten die Ablagerung im Wald zu. Auffallend zeigt sich, dass keiner der Befragten die Weidenutzung, Thermische Verwertung (Biogas oder Verbrennen) oder Nischenprodukte als Verwertungsweg angeführt hat. 27
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