Die Vorhangfassade am Bauhaus: 1926, 1976, 2026 - Ikone, Denkmal und Klimawandel - Bauhaus

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Symposium

Die Vorhangfassade
am Bauhaus:
1926, 1976, 2026 –
­Ikone, Denkmal
 und Klimawandel
 [ 6 . 6 . 2021 ]

Abstracts

Bauhaus
Dessau
Begrüßung

Prof. Dr. Regina Bittner
Stiftung Bauhaus Dessau

Dr. phil. Regina Bittner ist Direktorin und Vorstand
a. i. der Stiftung Bauhaus Dessau. Zudem Leiterin
der Akademie und zuständig für Konzeption und
­Lehre der postgradualen Programme für Design-,
 Bauhaus- und Architekturforschung.

Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungen zum
Bauhaus und zur Kulturgeschichte der Moderne.

Sie studierte Kulturwissenschaften und Kunstge-
schichte an der Universität Leipzig und promovierte
am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-
Universität zu Berlin. Seit 2019 ist sie Honorarprofes-
sorin an der Martin-Luther-Universität Halle-Witten-
berg.

Symposium
Die Vorhang­fassade
am Bauhaus Dessau
1926 //
Ursprung und Anlass

Die Vorhangfassade des Bauhausgebäudes verkör-
pert die Entwicklung einer neuen Architektur mit den
damals modernen Materialien Stahl, Glas und Beton.
Von dieser Fassade gingen weltweit prägende Im-
pulse für die Erneuerung der Architektur im 20. Jahr-
hundert aus und sie gilt heute selbst als Ikone der
Moderne.

                  Moderation

                  M.Sc. Anne Stengel,
                  Atelier für Architektur und
                  Denkmalpflege, Dessau

Anne Stengel *1979, Magister Artium Kunstge-
schichte und MSc Bauen und Erhalten. Seit 2005
in verschiedenen Architekturbüros und Restaurie-
rungswerkstätten in Berlin im Bereich Bauforschung,
Denkmalpflege und Architekturfotografie tätig.
Zwischen 2016 und 2019 an der Universität Kassel
Teilprojektleitung im DFG Forschungsprojekt zu den
Laubenganghäusern in Dessau – Törten am FG
Architekturtheorie und Entwerfen. Aktuell Mitarbeite-
rin, wissenschaftliche Projektbetreuung und Baufor-
schung, bei AADe Atelier für Architektur & Denkmal-
pflege Stuve Architekten, Doktorandin.
Abstract          Vortrag

                  Von Fagus zum Bauhaus

Symposium         Als einleitender Beitrag zum Symposium stellt „Von Fagus zu
                  Bauhaus“ das geschoßübergreifende Fenster im Werk von Walter
Die Vorhang­      Gropius vor. Hierbei steht weniger die bautechnische Seite als
                  die Entwicklung vom Einzelelement über Fensterbahnen bis zur
fassade           membranhaften Vollverglasung im Vordergrund. Damit einher
                  geht die Bedeutung der neuen Baumaterialien Stahl, Beton und
am Bauhaus        Glas für Gropius sowie die demonstrative Zurschaustellung ihrer
                  Eigenschaften und Möglichkeiten in seinen Bauten. Zeitgleich mit
                  dem Entwurf des Bauhaus-Gebäudes in Dessau arbeitete das
                  Büro Gropius 1925 an einer (nie realisierten) Erweiterung des
Bauhaus           Fagus-Werks, die die enge formale Verbindung zwischen diesen
                  beiden UNESCO Welterbe Bauten, aber auch deren Unterschie-
Dessau            de deutlich macht.

                  Vita

                  Dr. Annemarie Jaeggi ist seit 2003 Direktorin des Bauhaus-
                  Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin. Nach dem Studium in Zü-
                  rich und Freiburg mit anschließender Promotion war sie Assisten-
                  tin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Karlsruhe. Ihrer
                  Habilitation folgten diverse Professur-Vertretungen, eine Stelle
                  als Privatdozentin an der TU Berlin und Lehrbeauftragte an der
                  Accademia di Architettura in Mendrisio/Schweiz. Sie kuratierte
                  zahlreiche Ausstellungen und ist Autorin verschiedener Veröffent-
                  lichungen zur Architektur der Moderne. Darüber hinaus ist sie als
                  denkmalpflegerische Gutachterin und Beraterin tätig.

Dr. Annemarie
Jaeggi

Direktorin
­Bauhaus-
 Archiv, Berlin
Abstract       Vortrag

               Die Glasfassaden am Bauhausgebäude – ein Überblick

Symposium      Die Architektur des Bauhausgebäudes, das Walter Gropius für
               den Umzug der Institution Bauhaus von Weimar nach Dessau
Die Vorhang­   plante, ist auch durch den kreativen Einsatz der damals mo-
               dernen Materialien Beton, Stahl und Glas geformt. Das Stahl-
fassade        betonskelett ermöglicht etwa großzügige Räume, den Verzicht
               auf tragende Außenwände und die Planung der gebäudehohen
am Bauhaus     Vorhangfassade. Deren filigrane Konstruktion aus Tragprofilen,
               Rahmen und Wendeflügeln aus Stahl stellte auch in der Aus-
               führung eine Herausforderung dar. Bei der Verglasung legte
               Gropius großen Wert auf die Verwendung von geschliffenem und
Bauhaus        poliertem Spiegelglas, das verzerrungsfreie Durchsicht und klare
               Reflexion ermöglicht. Die Architektur strebt mit der Vorhang-
Dessau         fassade als hauchdünner Membran weniger die Trennung, als
               vielmehr die Verbindung vom Innenraum mit dem „Allraum“ an,
               wie Walter Gropius es nennt. Die Komplexität der gegliederten
               Anlage des Gebäudes in Verbindung mit Transparenz und Refle-
               xion der großen Glasflächen bietet Möglichkeiten für eine neue
               Wahrnehmung von Raum. Am Gebäude befinden sich neben der
               Vorhangfassade weitere besondere Fensterflächen wie die groß-
               formatigen Glasflächen des Vestibüls am Werkstattflügel, die ge-
               kuppelten Schwingflügel der Festebene oder die vor der Fassade
               an Profilen befestigten Fensterbänder der Brücke und des Nord-
               flügels. Es sind nur wenige bauzeitliche Fenster am Gebäude
               erhalten, da viele im Krieg zerstört oder bei Sanierungsarbeiten
               entsorgt wurden. Für den Umgang mit dem komplexen Bestand
               an Glasflächen aus der Erbauungszeit und aus späteren Jahr-
               zehnten liegt eine differenzierte denkmalpflegerische Konzeption
               vor.

               Vita

               Monika Markgraf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Bau-
               forschung und Denkmalpflege bei der Stiftung Bauhaus Dessau.
               Davor war sie als Architektin mit den Arbeitsschwerpunkten Bau-
               forschung und Sanierung von denkmalgeschützten Bauten tätig.
               Heute gilt ihr besonderes Interesse der Erforschung von Architek-
               tur und Geschichte der Bauhausbauten sowie der Erhaltung und
Monika         Pflege dieser Bauten. Denkmalpflege der Moderne sowie Aufbau
               und Pflege eines Bauforschungsarchivs sind weitere Kernpunkte
­Markgraf      ihrer Tätigkeit. Ihre Arbeitsergebnisse werden regelmäßig publi-
               ziert und sie ist Mitglied bei ICOMOS und D­ OCOMOMO.

Stiftung
­Bauhaus
 ­Dessau
Abstract           Vortrag

                   Vom Bauhaus zum Lever House und darüber hinaus

Symposium          In Space, Time and Architecture (1941) stellt Sigfried Giedion
                   der Vorhangfassade des Bauhausgebäudes in Dessau ein ana-
Die Vorhang­       lytisch-kubistisches Gemälde Picasso von 1911–12 gegenüber,
                   um sein Konzept der modernistischen Raum-Zeit zu veranschau-
fassade            lichen. Diese Gegenüberstellung wird zum Ausgangspunkt eines
                   zweiteiligen Aufsatzes mit dem Titel „Transparency: Literal and
am Bauhaus         Phenomenal“, der Mitte der 1950er Jahre von einem englischen
                   Architekturhistoriker und einem amerikanischen Maler gemein-
                   sam verfasst wurde. Colin Rowe und Robert Slutzky setzten sich
                   mit dem auseinander, was sie als Giedions „confusion of species“
Bauhaus            (Verwechslung der Arten) ansahen und argumentierten, dass die
                   beiden Werke deutlich und signifikant unterschiedliche Ästhetiken
Dessau             repräsentierten. Der Vortrag verortet Rowes und Slutzkys Aufsatz
                   in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Vorhangfassaden
                   weit verbreitet waren und Hochhäuser wie das Lever House und
                   das Sekretariat der Vereinten Nationen in New York die Zukunft
                   der städtischen Skyline ankündigten. Als technologisch weiter-
                   entwickelte Nachkommen des Bauhauses und anderer singulärer
                   früher Vorhangfassaden waren die neuen Glasfassaden auf dem
                   Weg, eine „new vernacular“ (neue Fachsprache) – wie es 1957
                   im Architecture Review hieß – zu bilden. Während dies für einige
                   Architekten, wie Peter und Alison Smithson, keine schlechte
                   Sache war, bedeutete es für Rowe und Slutzky ästhetische
                   Monotonie und reflexartige Wiederholung. Ihre Reaktion gegen
                   eine im wahrsten Sinne des Wortes Architektur der Transparenz
                   war ein Aufruf zu einem visuell komplexeren Umgang mit der
                   architektonischen Oberfläche. Gleichzeitig waren die sich immer
                   weiter ausbreitenden Glasgitter emblematische Manifestationen
                   des Internationalen Stils der Nachkriegszeit.

                   Vita

                   Joan Ockman ist Vincent Scully Gastprofessorin für Architektur-
                   geschichte und Direktorin für Doktorandenstudien an der Yale
                   School of Architecture. Sie hat zudem verschiedene Stellen an
                   der University of Pennsylvania und der Cooper Union inne. Zuvor
                   lehrte sie zwanzig Jahre lang an der Columbia University Gra-
Prof. Dr.          duate School of Architecture, Planning and Preservation, wo sie
                   von 1994 bis 2008 als Direktorin des Buell Center for the Study
Joan Ockman        of American Architecture tätig war.

                   Zu ihren Büchern gehören: Architecture School: Three Cen-
                   turies of Educating Architects in North America, The Prag-
Yale ­University   matist ­Imagination: Thinking about Things in the Making und
                   ­Architecture Culture 1943–1968: A Documentary Anthology.
School of
­Architecture
1976 //
Das Denkmal

Heute ersetzt eine 1976 rekonstruierte Fassade aus
Aluminium das 1945 zerstörte Original aus Stahl von
1926. Diese ist in Material und Detail zwar abwei-
chend ausgeführt, aber heute selbst ein wichtiges
Dokument für die Wiederentdeckung des Bauhau-
ses und der Fokussierung der Denkmalpflege auf
Bauten der Moderne.

                 Moderation

                 Prof. Dr. Andreas Schwarting
                 HTWG Konstanz

1996 Architekturdiplom an der Universität (TH)
Karlsruhe, 2008 Promotion an der TU Dresden.
1996–1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Süd-
westdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieur-
bau. Planung und Bau eines Schutzmantels über rö-
mischen Mosaiken während der Pergamon-­Grabung
des Dt. Archäologischen Instituts von 1995–2004.
Wissenschaftliche Mitarbeit in der Stiftung Bauhaus
Dessau 1998–2002 und der TU Dresden 2002–
2011. Vertretungsprofessur für Baugeschichte an
der BTU Cottbus 2010/2011. Seit 2011 Professor für
Baugeschichte und Architekturtheorie an der HTWG
Konstanz.
Abstract       Vortrag

               „[...] es ging so schnell wie beim Bau
               vor einem halben Jahrhundert.“
Symposium      Anmerkungen zur Rekonstruktion des
               Dessauer Bauhausgebäudes 1976
Die Vorhang­
fassade        Im Mittelpunkt der Vorbereitung „des 50. Jahrestages der Er-
               öffnung des Bauhauses in Dessau im Dezember 1926“ und im
am Bauhaus     Focus der internationalen Berichterstattung stand die Rekonst-
               ruktion der Vorhangfassade des Werksattgebäudes. Die Wieder-
               herstellung seines ursprünglichen Erscheinungsbildes wurde als
               Zeichen für die neue Wertschätzung des Bauhauses in der DDR
Bauhaus        interpretiert. Mit der politischen Anerkennung als „humanistische
               und progressive Kulturleistung“ und „Erbe des deutschen Volkes“
Dessau         wurde das Bauhaus per Beschluss in „die sozialistische Natio-
               nalkultur der DDR“ eingeschlossen. Tatsächlich endete mit der
               Wiedereröffnung des Bauhausgebäudes ein politisch motiviertes
               Verdikt gegenüber der legendärsten Gestalterschule Deutsch-
               lands, das Anfang der Fünfziger Jahre verhängt worden war und
               die Schule über mehr zwei Jahrzehnte ins politische Abseits ge-
               stellt hatte.

               Die Rekonstruktion des Bauhausgebäudes 1976 bildete den
               Abschluss eines ebenso intensiven wie widersprüchlichen
               Prozesses und erzählt vom zuweilen grotesken Widerstreit der
               politischen und fachlichen Interessen. Wie konkret die Entschei-
               dungsprozesse abliefen, galt lange als Desiderat der Forschung.
               Der Vortrag knüpft an jüngere Veröffentlichungen zur Bauhaus-
               Rezeption in der DDR an und versucht, die Erzählung fortzu-
               schreiben. Neben den Bemühungen der Stadtverwaltung Dessau
               werden vor allem die hoffnungsvollen und oftmals gescheiterten
               Versuche von Akteuren der Weimarer Hochschule besprochen,
               die seit Anfang der Sechziger Jahre einen wesentlichen Beitrag
               leisteten, um die Vorhangfassade als „wichtiges Dokument für die
               Wiederherstellung des Bauhauses in der DDR” zu rekonstruieren.

               Vita

               Architekturstudium an der Hochschule für Architektur und Bau-
Dr. Norbert    wesen Weimar, danach Assistenz am Bereich Gestaltung und
               Entwerfen; Aspirantur am Bereich Theorie und Geschichte der
Korrek         Architektur, Promotion zur Geschichte der HfG Ulm; 1986 bis
               2009 Organisation der Internationalen Bauhaus-Kolloquien in
               Weimar; 1990 bis 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
               Professur Theorie und Geschichte der modernen Architektur.
Bauhaus        Forschungsschwerpunkte liegen im Rahmen der Weimarer
               Hochschulgeschichte, u. a. Henry van de Velde, Bauhaus und
Universität    Bauhaus-Rezeption in der DDR, Bauten des Nationalsozialismus
               in Weimar.
Weimar
Abstract       Vortrag

               Zum Stand der Technik.
               Aluminium-Glas-Fassaden der Nachkriegszeit heute
Symposium      Die nichttragende Metall-Glas-Fassade, wie sie u.a. am Bauhaus
Die Vorhang­   Gebäude in Dessau prominent umgesetzt wurde, gehört zu den
               konstruktiven Charakteristika der Architektur der Moderne. Ihre
fassade        technologische Reife erreichten Curtain Wall Fassaden jedoch
               erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts aufgrund mehrerer
am Bauhaus     technologischer Entwicklungen, u.a. der Einführung von Alumini-
               umlegierungen im Bauwesen, neuen Glasherstellungsmethoden
               und integrierten gebäudetechnischen Installationen. Zunächst
               dem amerikanischen Vorbild folgend, entwickelte sich die Firma
Bauhaus        Josef Gartner aus Gundelfingen an der Donau in der Zeit des
               Wirtschaftswunders zum führenden Anbieter. Mit ihren Alumi-
Dessau         nium-Glas-Fassaden ist die Firma mit einem bedeutenden Teil
               des westdeutschen und weltweiten architektonischen Erbe dieser
               Epoche verbunden. Fassaden der Firma Gartner bekleiden eine
               kaum überschaubare Zahl von Architekturikonen der zweiten
               Hälfte des letzten Jahrhunderts ebenso wie aktuelle Prestigepro-
               jekte. Seit einigen Jahren ist die Firma auch mit der Erneuerung
               und Erhaltung ihrer historischen Fassaden befasst, von denen
               nicht wenige mittlerweile denkmalgeschützt sind.

               Der Vortrag gibt einen Überblick über den Stand der Technik der
               Konstruktion von Aluminium-Glas-Fassaden bis Mitte der 1970er
               Jahre. Über den bautechnikgeschichtlichen Kontext der damali-
               gen Rekonstruktion der Fassade des Bauhaus Gebäudes hinaus
               soll auf aktuelle Tendenzen und Möglichkeiten der baudenkmal-
               pflegerischen Erhaltung dieser Fassaden hingewiesen werden.
               Der Vortrag basiert auf laufenden Forschungsvorhaben an der
               Professur für Neuere Baudenkmalpflege der TUM.

               Vita

               Prof. Dr. Andreas Putz studierte Architektur an der TU Dresden,
               der University of Edinburgh und an der ETH Zürich. Ab 2009
               betreute er den Umbau des ehemaligen Kaufhaus Schocken
               von Erich Mendelsohn in Chemnitz. Er war wissenschaftlicher
               Mitarbeiter am Institut für Bauforschung und Denkmalpflege der
               ETH Zürich, am IRS Erkner/Berlin und am Institut GTA der ETH
               Zürich. 2017 wurde er als Professor für Neuere Baudenkmalpfle-
               ge an die Technische Universität München berufen. Er ist Mitglied
               des Vorstands des Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denk-
Prof. Dr.      malpflege, Mitglied der Koldewey-Gesellschaft, des Deutschen
               Nationalkomitees von ICOMOS und deren Monitoring Gruppe für
Andreas Putz   das UNESCO Weltkulturerbe Das Bauhaus und seine Stätten in
               Weimar, Dessau und Bernau tätig.

TU München
Abstract       Vortrag

               Die Moderne als Gegenstand der Denkmalpflege

Symposium      Bauten der Moderne stellen die Denkmalpflege seit jeher vor
               große Herausforderungen, sowohl auf der theoretischen Ebene
Die Vorhang­   als auch in der denkmalpflegerischen Praxis: Auf der praktischen
               Ebene ist es der oft fragile Zustand der Substanz, der bei der
fassade        Restaurierung in Hinblick auf die verwendeten Materialien oder
               Konstruktionen eines besonderen Expertentums bedarf. Auf
am Bauhaus     der denkmaltheoretischen Ebene hingegen besteht die Heraus-
               forderung in der weitreichenden Entscheidung über das Res-
               taurierungsziel. Interessanterweise werden bei Inkunabeln der
               Moderne allseits akzeptierte Richtlinien denkmalpflegerischen
Bauhaus        Handelns wie die Charta von Venedig, nach denen „der Anteil
               jeder Zeit am Entstehen eines Baudenkmales [...] respektiert
Dessau         werden [muss]“ und „Stilreinheit [...] keinesfalls eines der im Zuge
               der Restaurierung anzustrebenden Ziele“ sei (Charta von Vene-
               dig 1964, Art.11), meist nicht angewendet. Im Gegenteil scheint
               das Ziel einer Sanierung oft zu sein, nicht nur spätere Verände-
               rungen zu entfernen, sondern auch dem Gebäude zumindest
               äußerlich wieder ein frisches Aussehen zu verleihen, so als sei
               es gerade erst fertig gestellt worden.

               Der Vortrag versucht, die Geschichte des denkmalpflegerischen
               Umgangs mit der Moderne nachzuzeichnen und denkmaltheore-
               tisch einzubetten. Darüber hinaus soll diskutiert werden, welchen
               Denkmalwert die Restaurierung des Bauhausgebäudes von 1976
               besitzt, den es bei der zukünftigen Restaurierung der Fassade zu
               berücksichtigen gilt.

               Vita

               Architekturhistorikerin mit Forschungsschwerpunkten in der
               Architektur- und Städtebaugeschichte und Denkmalpflege des
               20. Jahrhunderts.

               Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin promovierte
               sie über Neustadtgründungen des italienischen Faschismus. An-
               schließend lehrte und forschte sie an der Bauhaus-Universität
               Weimar, wo sie sich 2019 mit einer Arbeit über die Ferienarchi-
Dr. Daniela    tektur der DDR habilitierte.

Spiegel        Seit 2019 Professorin für Baugeschichte und Denkmalpflege an
               der Hochschule Anhalt.

               Sie ist Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs Identität und Erbe
Hochschule     und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Theorie & Lehre der
               Denkmalpflege.
­Anhalt,
 Dessau
2026 //
Die Sanierung

Nach 50 Jahren Standzeit ist auch der Fassaden-
nachbau „in die Jahre gekommen“. Den notwendigen
Sanierungsmaßnahmen muss eine sensible Unter-
suchung aller bautechnischen Probleme und deren
komplexen Ursachen vorausgehen. Insbesondere
den nachhaltigen Schäden durch die Auswirkungen
des Klimawandels auf die Struktur der Fassade.

                   Moderation

                   Dipl.-Ing. Frank Assmann
                   Stiftung Bauhaus Dessau

Dipl.-Ing. Frank Assmann ist Leiter der Bauabteilung.
Sein Interesse gilt den Disziplinen Architektur und
Städtebau als prägende Gestalt und Form gebauter
Kultur und Umwelt. Zuvor freiberuflich tätig als Archi-
tekt und Lehrbeauftragter an der School of Archi-
tecture Bremen. Seine Bauten und Projekte wurden
in vielfältigen Publikationen und Ausstellungen im
In- und Ausland veröffentlicht. Er ist ehrenamtlicher
Handelsrichter am Landgericht Berlin sowie an der
Architektenkammer Berlin Modulkoordinator und Re-
ferent der Fortbildungsreihe zur Qualitätssicherung
„Der Weg zum Bauwerk”.
Abstract          Vortrag

                  Der Klimawandel in direkter Analogie zu Schadensbildern
                  an bauzeitlichen Konstruktionen am Beispiel des Werkstattflügels
Symposium         Bauhaus Dessau.

Die Vorhang­      Der klimatische Wandel ist seit 2018 mit seinen Auswirkungen an
                  der bauzeitlichen Stahlbetonkonstruktion des Werkstattgebäudes
fassade           mit zunehmender Deutlichkeit wahrnehmbar. Zunächst 2018 als
                  unscheinbare Risse im 2. Obergeschoß an den Konsolen der
am Bauhaus        Ost- und Westfassade beobachtet, werfen diese heute Fragen
                  nach den Ursachen und zu den konstruktiven Grundlagen auf.
                  Mit einem Riss-Monitoring seit August 2020 lassen sich in den
                  Hitzemonaten und an warmen Wintertagen Bewegungen an der
Bauhaus           Unterseite der Betonauskragungen nachweisen. Die Fassaden-
                  konstruktion aus dem Jahr 1976 gliedert sich in eine 3-teilige Vor-
Dessau            hangfassade aus Aluminium-T-Profilen und aufstehende U-Stahl-
                  pfosten vor den Stahlbetonstützen des Werkstattflügels. Diese
                  dienen zur Rhythmisierung der Glasfassade und zur Aufnahme
                  der Kettenzugkräfte der Wendefenster. Die Abhängung der Alu-
                  minium-Hängestäbe wird an den Auskragungen der Stahlbeton-
                  decken jeweils mit verschraubten Laschen und am freien Ende
                  mit geplanten Langlochbohrungen in der 3-fach erhöhten Län-
                  genänderung kompensiert. Die Windbelastung der Stürme wird in
                  Rechenmodellen und mit einem weiteren Monitoring untersucht,
                  um die Verluste der Verkittungen in den Alu-Leiterelementen der
                  Glasausfachungen in den tatsächlichen Ursachen zu erkunden.
                  Neben den geänderten äußeren klimatischen Bedingungen sind
                  die Auswirkungen der verschlossenen Deckenränder zwischen
                  den Geschossen zu untersuchen. Die bauzeitlich frei vorgehäng-
                  te Glasfassade mit der Möglichkeit der Hinterlüftung wurde durch
                  Blechblenden und Installationszonen verändert. Weder Luftaus-
                  tausch im Gebäude zwischen heißer und kalter Seite, noch die
                  natürliche Nachabkühlung können zirkulieren. Neben Fragen der
                  bauphysikalischen, akustischen und brandschutztechnischen
                  Fragen werden Belange der künftigen Nutzbarkeit berührt. Für
                  die Stiftung Bauhaus Dessau stellt sich zunächst die Frage der
                  Fassaden-Sicherheit und deren Gebrauchstauglichkeit. Erste Er-
                  gebnisse können vorgestellt werden.
Dipl.-Ing.
­Heinfried        Vita
 Stuve            Architekt BDA Heinfried Stuve *1958, Studium an der FH
                  Hannover und TU Braunschweig, seit 1987 freischaffend in Nie-
                  dersachen und ab 1993 in Sachsen-Anhalt tätig mit Standorten
Atelier für       in Köthen, Dessau und Leipzig. Schwerpunkte in der Denkmal-
                  pflege u.a. zahlreiche Welterbe-Projekte, ab 2009 als Projekt-
Architektur und   steuerer in der Denkmalpflege für öffentliche Auftraggeber tätig.
                  Projektmanagement zum Bauhaus Jubiläum 2019 und fortgesetzt
Denkmalpflege,    zur Umsetzung von Landesmittel ab 2020. Deutscher Architek-
                  turpreis und Landesarchitekturpreis 2019 für die Sanierung und
Dessau            Erweiterung Schloß Wittenberg in der ARGE BFM und IfB.
Abstract       Vortrag

               Innovative Neugestaltung eines ikonischen Glashauses
               Umbau der Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam, 1926 – 31
Symposium      Gebäude der Moderne verdienen unsere Würdigung in Bezug auf
Die Vorhang­   ihren architektonischen Wert, die gesellschaftlichen Entwicklun-
               gen, die sie repräsentieren, und die innovativen Technologien, die
fassade        bei ihrer Herstellung zur Anwendung kamen. Dennoch schien das
               architektonische Erbe der Moderne im Laufe der Jahre gefährde-
am Bauhaus     ter zu sein als das jeder anderen Epoche. Dieses gebaute Erbe,
               das den dynamischen Geist des Maschinenzeitalters verherrlicht,
               verwendete fortschrittliche Technologien, die nicht immer langfris-
               tigen Belastungen standgehalten haben. Gleichzeitig haben sich
Bauhaus        die Funktionen, die diese Gebäude ursprünglich erfüllten, stark
               verändert. Zudem hat sich auch unsere Welt verändert und die
Dessau         Gesellschaft fordert andere Leistungswerte für unsere gebaute
               Umwelt, vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit. Steigende Anfor-
               derungen machen viele Gebäude aus der Neuzeit obsolet – auch
               wenn sie noch ihren ursprünglichen Spezifikationen entsprechen.
1              Es ist zu einfach zu sagen, dass sie schlecht entworfen wurden –
               und dies als Alibi für radikale Veränderungen zu nehmen. Als De-
von            signer müssen wir heute bereit sein, innovative Strategien für ihre
               adaptive Wiederverwendung und Umgestaltung zu erforschen.
2              Frühe Konservierungsprojekte in den 1980–90er Jahren betrafen
               zumeist bekannte Werke der Moderne, wobei der Ansatz für deren
               Konservierung und Restaurierung noch weitgehend auf Versuch
               und Irrtum basierte. Ein Beispiel dafür ist die Van-­Nelle-Fabrik, die
               zwischen 1999 und 2004 umgebaut und restauriert wurde. Das
               Gebäude wurde ursprünglich von den Architekten Brinkman &
               Van der Vlugt in den Jahren 1926–28 entworfen und 1931 fertig-
               gestellt. Die Architekten sahen eine große Menge an allgemeinem
               Raum vor, um den sich ständig ändernden Betriebsabläufen
               gerecht zu werden. Auf diese Weise konnte das Gebäude auf
               die ständigen Veränderungen am Markt sowie auf innovative
               Entwicklungen in den Fertigungsprozessen reagieren. Bemerkens-
               werterweise folgt ihr Ansatz heute weitgehend den Linien der
               aktuellen Philosophie „Long life – Loose fit“ (langes Leben – locke-
               re Anpassung) für die nachhaltige Gestaltung von Gebäuden. Die
               langfristige funktionale Lebensdauer der Struktur wurde durch
               Investitionen in qualitativ hochwertige und dauerhafte technische
               Lösungen gefördert, um eine lange Lebensdauer zu garantieren.
               Ziel war es, eine moderne und transparente Arbeitsumgebung im
Prof. Wessel   Grünen nach dem Vorbild der amerikanischen „daylight factory“
               (Tageslichtfabrik) zu schaffen. Das erklärt die geringen Kosten von
De Jonge       nur 19 Millionen, die lineare Anordnung des Grundrisses und die
               großflächige Verglasung. Die prototypische Stahl-Glas-Fassade
               bestand aus geschosshohen Bauteilen, die komplett vorgefertigt
               wurden. Die Fassadendetails wurden weitgehend von der landwirt-
WDJ            schaftlichen Gewächshaustechnik in den Niederlanden abgeleitet.
               1998 wurden die 60.000 m2 großen Gebäude von einem Bauträ-
Architekten,   ger mit dem Ziel erworben, ein Geschäftszentrum für die kreative
               Industrie der Stadt zu errichten, die auf den aufstrebenden Markt
Rotterdam      des digitalen Designs abzielt. Die Art der Restaurierung des Ge-
Abstract       bäudes war eher konzeptionell und zielte auf die Handhabbarkeit
               von Veränderungen ab, anstatt sich auf die materiellen Aspekte
               des Artefakts zu konzentrieren. Um angemessene Arbeitsräume
               für die heutige Büroarbeit zu schaffen, wurde das Prinzip einer
Symposium      Doppelfassade vorgeschlagen, die auf der Innenseite eine Se-
               kundärverglasung vorsieht. In Verbindung mit der ursprünglichen
Die Vorhang­   Fassade wurde eine klimaregulierende Wand geschaffen, die es
               ermöglicht, Solarenergie zu nutzen und den Lärm der nahegelege-
fassade        nen Eisenbahn zu dämpfen. Darüber hinaus wurde eine innovative
               Klimatisierung so konzipiert, dass sie weitgehend unsichtbar bleibt.
am Bauhaus     Wenn nur wenig Substanz vorhanden ist, ist es fast unmöglich,
               etwas zu verändern oder hinzuzufügen, ohne die Essenz der
               bestehenden Materialisierung zu stören. Die Strategie der Sekun-
               därfassade ermöglichte eine zukunftssichere neue Nutzung des
Bauhaus        Gebäudes unter Beibehaltung der wesentlichen Merkmale der ur-
               sprünglichen Gebäudehülle.
Dessau
               Vita

2              Wessel de Jonge (1957) ist ordentlicher Professor für Heritage &
               Design an der TU Delft in den Niederlanden und praktizierender
von            Architekt. 1999 gründete er WDJArchitecten aus der Überzeu-
               gung heraus, dass die Umgestaltung bestehender Gebäude eine
2              Architektur mit besonderer kultureller Bedeutung hervorbringt,
               die grundsätzlich nachhaltig ist. Zu seinem Portfolio gehören
               die Konservierung und adaptive Umnutzung des Waisenhauses
               von Aldo van Eyck in Amsterdam von 1960, der niederländische
               Pavillon auf der Biennale in Venedig von Gerrit Rietveld von 1954,
               das berühmte Sanatorium Zonnestraal in Hilversum von 1928 (mit
               Bierman Henket Architects) und, als koordinierender Architekt, die
               Sanierung der Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam von 1928. Er war
               Partner im Entwurfsteam für die Restaurierung und Anpassung
               des Olympiastadions von 1938 in Helsinki, das 2020 fertigge-
               stellt wurde. Er schloss 1985 sein Architekturstudium an der TU
               Delft ab. 1988 war er der Gründungssekretär von DOCOMOMO
               International und bis 2002 der Herausgeber der Fachzeitschrift
               DOCOMOMO Journal. Er ist derzeit Co-Vorsitzender des Inter-
               national Specialist Committee on Education & Training, Mitglied
               des ISC/Technology und Mitglied des DOCOMOMO Beirats. Er
               hielt zahlreiche Vorträge und veröffentlichte international Werke
               über die Herausforderung, das architektonische Erbe der jüngeren
               Vergangenheit zu erhalten. Wessel de Jonge wurde 2003 von
Prof. Wessel   der Königin der Niederlande für sein architektonisches Werk und
               für seine internationalen Bemühungen um die Erhaltung des jün-
De Jonge       geren architektonischen Erbes zum Ritter geschlagen. Für seine
               Verdienste und sein Engagement für die Revitalisierung von Ge-
               bäuden in Theorie, Praxis und Ausbildung wurde er 2004 mit dem
               BNA Kubus der Vereinigung Niederländischer Architekten aus-
WDJ            gezeichnet. Zu seinen internationalen Auszeichnungen gehören
               der Knoll / Modernism Prize 2010 für das Sanatorium Zonnestraal
Architekten,   und der Europa Nostra Grand Prix 2008 der EU für das Projekt
               der Van-Nelle-Fabrik, die 2014 auch als UNESCO-Weltkulturerbe
Rotterdam      anerkannt wurde.
Abstract            Vortrag

                    Grundinstandsetzung Neue Nationalgalerie Berlin

Symposium           Die Neue Nationalgalerie in Berlin ist eine Ikone der Architekturge-
                    schichte des 20. Jahrhunderts. Ludwig Mies van der Rohe plante
Die Vorhang­        und verwirklichte den Stahl-Glas-Bau von 1963 bis 1968 als sein
                    einziges Projekt in Europa nach seiner Emigration in die USA.
fassade             Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude benötigte nach
am Bauhaus          fast fünfzig Jahren der intensiven Nutzung eine umfassende
                    Grundinstandsetzung. Die bestehende Substanz wurde unter
                    Erhaltung des bauzeitlichen Erscheinungsbildes instandgesetzt
                    und ertüchtigt. Durch die Modernisierung wurde die Barrierefrei-
Bauhaus             heit, das Handling der Kunst sowie Service-Einrichtungen für
                    Besucher wie Garderobe, Café und Museumsshop verbessert.
Dessau              Klimatisierung, Kunstlicht und Sicherheit wurden heutigen tech-
                    nischen Standards angepasst. Für die umfangreiche Sanierung
                    der Stahl-Glas-Fassade, der Stahlbeton-Konstruktion sowie
                    der Kompletterneuerung der technischen Gebäudeausrüstung
                    waren tiefe Eingriffe erforderlich: Die Stahl-Glas-Fassade wurde
                    konstruktiv ertüchtigt. Die größtenteils nicht bauzeitlichen geteil-
                    ten Glasscheiben wurden ersetzt. Um den Rohbau freizulegen,
                    wurden rund 35.000 originale Bauteile demontiert, darunter die
                    Natursteinplatten im Sockelbereich sowie sämtliche Bauteile der
                    Innenausstattung. Nach ihrer Restaurierung und, soweit erforder-
                    lich, Modifikation wurden die einzelnen Bauteile wieder an ihre
                    ursprüngliche Position zurückgeführt.

                    Im Mittelpunkt des Planungsprozesses stand der angemessene
                    Interessensausgleich zwischen Denkmalschutz und Nutzung als
                    moderner Museumsbetrieb. Dabei mussten die unumgänglichen
                    Eingriffe damit in Einklang gebracht werden, so viel originale
                    Substanz wie möglich zu erhalten. Die unverzichtbaren Ergän-
                    zungen ordnen sich den gestalterischen Vorgaben des Bauwerks
                    unter, sind jedoch als zeitgenössische Elemente diskret ablesbar.
                    Es ging bei dem Bauvorhaben nicht um eine Neuinterpretation,
                    sondern um eine respektvolle Sanierung eines Hauptwerks der
                    Internationalen Moderne.

                    Vita
Dipl.-Ing.          Geboren 1971 in Soest, Deutschland. Nach einer Ausbildung zum
Daniel Wendler      Maurer und dem Architekturstudium an der Technischen Uni-
                    versität Berlin ist Daniel Wendler seit 2001 als Architekt tätig. Seit
                    2005 ist er Mitarbeiter bei David Chipperfield Architects. Daniel
                    Wendler war als Projektleiter für die Planung zahlreicher Projekte
David Chipper-      verantwortlich. Er war Projektleiter bei der Grundinstandsetzung
                    der Neuen Nationalgalerie in Berlin. 2017 wurde Daniel Wendler
field Architects,   Associate im Berliner Büro. Seit 2018 leitet er das Hochhaus-
                    projekt Elbtower in Hamburg. Darüber hinaus verantwortet er seit
Berlin              2021 das Projektmanager für eine Reihe von Großprojekten.
Abstract           Vortrag

                   Resilienz gegen Klimawandelfolgen für Kulturdenkmale
                   sind Herausforderung und Chance für die Denkmalpflege
Symposium          Der Klimawandel beeinträchtigt schon jetzt das kulturelle Erbe in
Die Vorhang­       vielfältiger Weise. Schadensursachen sind u.a. Trockenheit und
                   Hitze, Stürme, Starkregen, Grundwasserspiegeländerungen. Sie
fassade            erzeugen einzeln oder in Kombination Erosionen, Baugrundsen-
                   kungen, Rissbildungen, irreversible Trocknung organischer Mate-
am Bauhaus         rialien. Alle Denkmalgattungen sind betroffen: Kulturlandschaften,
                   Gärten, Bodendenkmale, Gebäude, wandfeste Ausstattungen
                   und ihrem Mobiliar sowie Sammlungen.

Bauhaus            Zu den durch den Klimawandel verursachten direkten Schäden
                   an Kulturdenkmalen kommen künftig die Folgen strengerer
Dessau             Rechtsnormen zur CO2-Einsparung. Bauliche Maßnahmen zur
                   energetischen Optimierung und zur dezentralen Erzeugung re-
                   generativer Energie werden mehr denn je Standard werden. Für
                   den Green Deal der EU mit seiner Renovation Wave werden
1                  hoffentlich Ausnahmeklauseln für Kulturdenkmale ausgehandelt
                   werden können. Doch die erhaltenswerte Bausubstanz und die
von                zahlreichen Baudenkmale werden in die Optimierungsprozesse
                   einbezogen werden müssen.
2
                   Resilienz gegen beide Folgen des Klimawandels muss künftig
                   ein weiterer Standard für den bewahrenden Umgang mit Bau-,
                   Garten-, Bodendenkmalen werden. Das ist keineswegs neu –
                   seit Jahrzehnten schon wurden Wege gesucht und gefunden,
                   um in Baudenkmalen erträgliches Raumklima bei gleichzeitiger
                   Energieeinsparung zu schaffen. Auf diesem Wissen und den
                   damit verbundenen, individuellen Optimierungsstrategien kann
                   aufgebaut werden. Denkmalpflegende Akteur*innen haben viel
                   Spezialwissen akkumuliert und sollten proaktiv die Maßnahmen
                   der energetischen Optimierungen und Klimawandelresilienz mit-
                   planen.

                   Die Prophylaxe gegen Beeinträchtigungen durch Klimawandel-
                   ereignisse und eine energetische Optimierung sind an Bauten
                   und Denkmalen der Moderne des 20. Jahrhunderts schwieriger
                   als an Bauten vorindustrieller Bauweisen. Doch auch hier sollte
Dr. Ulrike         künftig mehr denn je gelten, dass denkmalpflegende Expert*in-
                   nen nicht nur die Ziele der denkmalgerechten Konservierung und
Wendland           Instandsetzung, sondern auch die der energetischen Optimierung
                   und Resilienzerhöhung proaktiv in die Hand nehmen. Je stärker
                   die Kulturdenkmale eingebunden werden in die Ziele des Green
                   Deal und der Renovation Wave, um so eher können sie und ihre
Deutsches          Eigentümer auch profitieren von Unterstützungen vielfältiger Art.

­Nationalkomitee
 für
 ­Denkmalschutz
Abstract           Vita

                   Geboren 1960 in Braunschweig. Kunsthistorikerin und Denkmal-
                   pflegerin, Dr. phil. Studium in Hamburg und Bamberg, Volon-
Symposium          tariat im Denkmalschutzamt Hamburg, Assistentin an der TU
                   Berlin und ETH Zürich, Landeskonservatorin des Saarlandes
Die Vorhang­       (2002-2005) und Sachsen-Anhalts (2005-2020), seit Juni 2020
                   Geschäftsführerin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmal-
fassade            schutz. Spezialisierungen: Welterbe, Städtebauliche Denkmal-
                   pflege, Denkmaltheorie
am Bauhaus

Bauhaus
Dessau

2
von
2

Dr. Ulrike
Wendland

Deutsches
­Nationalkomitee
 für Denkmal-
 schutz
Abschlussdiskussion

Resümee – Statements,
Strategien und Ausblick

                  Moderation

                  Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier
                  Bauhaus Universität Weimar

Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier wurde in Zürich geboren.
Er ist Kunsthistoriker und Denkmalpfleger und seit
2008 Professor für Denkmalpflege und Baugeschich-
te an der Bauhaus-Universität Weimar, nachdem er
zuvor eine Professur für Denkmalkunde und ange-
wandte Bauforschung an der TU Dresden innehatte.
Er ist Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs „Identi-
tät & Erbe“ und Mitglied zahlreicher Fachgremien.
Von 2008–18 war er Vorsitzender des Arbeitskreis
Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. Er forscht
zur Theorie und Geschichte der Denkmalpflege und
zur Architektur des Mittelalters und der Moderne.

Symposium
Die Vorhang­fassade
am Bauhaus Dessau
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