Wissen und Werkzeug für Frauengesundheit - Leitfaden für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltungen in den "Gesunden Gemeinden" - FGZ ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Wissen und Werkzeug für Frauengesundheit Leitfaden für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltungen in den „Gesunden Gemeinden“ www.gesundheitsland.at
Impressum und Entstehung Herausgeberin: Frauengesundheitszentrum Kärnten GmbH Völkendorfer Straße 23, 9500 Villach Tel.: 042 42 – 53 0 55 fgz.sekretariat@fgz-kaernten.at www.fgz-kaernten.at Autorinnen: Prof.in Dr.in Birgit Buchinger MSc, Solution, Sozialforschung & Entwicklung, www.solution.co.at Mag.a Nicole Schaffer, Schaffer Research, www.schaffer-research.at Mag.a Regina Steinhauser, Frauengesundheitszentrum Kärnten, www.fgz-kaernten.at Grafische Umsetzung: Dipl.-Designerin (FH) Karen Fachmann DRUCKL A N D Lektorat: onlinelektorat.at KAeRNTEN Druck: Kreiner Druck- und Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Villach P E R F E CT PRI NT Bildnachweis Titelseite: lisalucia – stock.adobe.com, stphotography – 123rf.com, photopitu – stock.adobe.com, Eugenio Marongiu – stock.adobe.com, Evasilieva – stock.adobe.com, Christian Jung – stock.adobe.com, GordonGrand – stock.adobe.com, Carlush – stock.adobe.com, Racle Fotodesign – stock.adobe.com Entstehung: Wissen und Werkzeug für Frauengesundheit - Leitfaden für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltun- gen in den „Gesunden Gemeinden“ Kärntens, wurde im Rahmen der Basisarbeit des Frauengesundheitszentrum Kärnten im Auftrag vom Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 5 - Gesundheit und Pflege, Sachgebiet Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung erstellt. Villach, 2021 Gefördert aus Mitteln des Landes Kärnten
Foto: Gernot Gleiss Gesundheitspolitik beginnt bei jenen Maßnahmen, Gesundheitsinformationen für Frauen an ihren die mithelfen, Gesundheit zu erhalten – nicht erst spezifischen Interessen orientieren und dabei ihre bei der Behandlung von Krankheit. Gesundheits- Lebenslagen, ihre Lebensstile und ihre gesund- förderung ist also ein wesentlicher Baustein: Er heitlichen Probleme berücksichtigen. zielt darauf ab, Potenziale und Ressourcen von Menschen zu stärken und g esundheitsförderliche Nicht zu unterschätzen ist das Thema „Gewalt“: Lebenssituationen bewusst zu machen. Sie und Ihre Rund ein Viertel der österreichischen Frauen Gemeinde arbeiten bereits seit Jahren im R ahmen leidet unter einer gesundheitlichen Beeinträch- unserer Initiative „Gesunde Gemeinde“ an der tigung infolge einer physischen oder psychischen Stärkung und Erhöhung der Gesundheitskompe- Gewalterfahrung. Frauen sollen und müssen nicht tenz Ihrer Gemeindebürgerinnen und Gemeinde- nur lernen, ihren Körper besser zu verstehen, son- bürger. Und dafür danke ich Ihnen herzlich! dern auch, sich gegen jede Art von Gewalt zur Wehr zu setzen. Dazu gehört auch ein positives Selbstbild Das Thema Frauengesundheit war für mich als Ä rztin, von jungen Frauen und Mädchen. ist für mich als Gesundheitsreferentin und als M utter dreier Töchter täglich präsent. Obwohl Frauen eine Der vorliegende „Leitfaden für f rauengerechte höhere L ebenserwartung aufweisen als Männer, g esundheitsförderliche Veranstaltungen in den verbringen sie weniger Jahre in guter Gesundheit. Gesunden Gemeinden Kärntens“ soll dazu beitra- Die Gesundheit von Frauen hat viele Dimensionen. gen, individuelle frauenspezifische Angebote im Sie ist abhängig von persönlichen, gesellschaftlichen, Bereich der Gesundheitsförderung in Kärnten zu sozialen und biologischen Einflussfaktoren. So gibt schaffen. Die übersichtlich ausgearbeiteten Checklis- es Erkrankungen, die nur Frauen oder nur Männer ten leisten sehr gute Ansatzpunkte für die Planung betreffen oder geschlechtsspezifisch gehäuft auftre- und Umsetzung zukünftiger gendergerechter Ver- ten. Unterschiede sind auch in der Wirksamkeit von anstaltungen in Ihrer „Gesunden Gemeinde“. Medikamenten sowie bei geschlechts spezifischen Lebensphasen wie z.B. Schwangerschaft und Legen wir gemeinsam die Basis für eine nachhaltige Wechseljahren auszumachen. Daher müssen sich genderspezifische Gesundheitsförderung in Kärnten! LHStv.in Dr.in Beate Prettner Gesundheitsreferentin des Landes Kärnten
Foto: Daniel Waschnig „Gesundheit fördern, wo Gesundheit passiert“ - so Aus diesem Grunde haben wir mit dem Frauen- lautet das Motto der „Gesunde Gemeinde“- Initiative gesundheitszentrum Kärnten beschlossen, e inen des Landes Kärnten. Durch innovative Angebote zur Leitfaden zu erstellen, der Ihnen das T hema Gesundheitsförderung durch das Gesundheitsland Frauengesundheit gut vermittelt und Anleitung Kärnten wird die Lebensqualität und das Wohlbe- bietet, frauenspezifische Gesundheitsförderung in finden der Menschen seit Jahren in Ihrer G emeinde Ihrer Gemeinde umzusetzen. Frauen sind ande- nachhaltig gesteigert. Die Bedürfnisse sind von ren psychosozialen Belastungsfaktoren ausgesetzt Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich. Um als Männer und sie haben andere gesundheitliche eine wirksame Gesundheitsförderung zu etablieren Bedürfnisse. So können zukünftig Ihre gesundheits- und um auf die regionalen Bedürfnisse, Ziele und fördernden Maßnahmen in den B ereichen E r- Problemlagen einzugehen, stehen Ihnen die Mit- nährung, Bewegung, Sicherheit und seelisches arbeiterinnen und Mitarbeiter des G esundheitslandes Wohlbefinden auch unter dem Fokus Frauenge- Kärnten seit fast 20 Jahren unterstützend zur Seite. sundheit umgesetzt werden. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, optimale Rahmenbedingungen für die Erhaltung, Verbesse- Der Leitfaden für frauengerechte gesundheits- rung und Förderung der Gesundheit Ihrer Bürgerin- förderliche Veranstaltungen in den „Gesunden nen und Bürger zu schaffen. Unser Fokus lag bisher Gemeinden Kärntens“ basiert auf einem g eschlech- auf den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung terdifferenzierten Gesundheitsverständnis und ver- und psychosoziale Gesundheit. Dieses Jahr möch- mittelt Ihnen in einfachen Schritten frauenspezifi- ten wir einen weiteren Schwerpunkt hinzufügen. sche Aspekte, die in die Planung und Umsetzung Die Corona Krise hat uns aufgezeigt, dass Frauen von g esundheitsfördernden Maßnahmen eingebet- durch Homeschooling, häusliche Versorgungsarbeit, tet werden können. Homeoffice und die Betreuung von älteren Men- schen sehr oft Mehrbelastungen ausgesetzt sind, Wir hoffen, Ihnen damit ein weiteres Werkzeug in die ihre Lebensqualität und Ihr Wohlbefinden redu- der Gesundheitsförderung zur Verfügung zu stellen, zieren. Psychische Belastungen führen dann schnell dass Sie dabei unterstützt, die Gesundheitskompe- zu Erschöpfungszuständen und anderen Krank- tenz Ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zu stärken. heitssymptomen. Reg.Rat Franz Wutte Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung Amt der Kärntner Landesregierung - Abteilung 5 Gesundheit und Pflege
Foto: Henry Welisch Es war im November 2019, als meiner Idee für den Bürger um. Der vorliegende Leitfaden unterstützt vorliegenden Leitfaden positiv zugestimmt w urde Sie dabei, Ihr Veranstaltungsangebot zielgruppen- und ein Auftrag mit Zukunftsperspektive folg- spezifischer zu schärfen. Warum? te. Im Rahmen eines Schwerpunktes e rarbeitete das F rauengesundheitszentrum Kärnten für die Weil gesundheitsbezogene Bedürfnisse, Belastun- „Gesunden Gemeinden“, Wissen und W erkzeuge gen und gesundheitsrelevantes Verhalten bei Frau- mit dem Fokus auf Frauengerechtigkeit und en und Männern unterschiedlich sind. Gendersensibilität. Lebensbedingungen, Handlungsmöglichkeiten, Gender ist eines von vielen Diversitätsmerkmalen, Erkrankungsrisiken u. v. m. sind aber auch von Frau die in der Gesundheitsförderung zu berücksichti- zu Frau unterschiedlich. gen sind, um der Bevölkerung in ihrer Vielfalt ge- recht zu werden. Diesen Anspruch auf Vielfalt setzt Der Leitfaden begleitet Sie zukünftig dabei, diese der Leitfaden selbst, auch durch drei Autorinnen Unterschiedlichkeiten bei der Planung Ihrer gesund- um. Ich bedanke mich sehr bei Frau Prof. Dr.in Birgit in heitsförderlichen Veranstaltungen zu berücksich- Buchinger und Frau Mag.a Nicole Schaffer für den tigen. Mit der Anwendung dieses „Werkzeuges“ intensiven gemeinsamen Arbeitsprozess, der pan- erhöhen Sie die Teilnahme-Chancen für unter- demie bedingt zumeist digital stattfand. Durch die schiedliche Frauen und unterschiedliche Frauen- Zusammenarbeit von drei Fachfrauen gelang es, gruppen. Sie stehen ein für Fairness und Gerech- Expertisen aus mehreren Jahrzehnten Forschung, tigkeit beim Zugang zu Gesundheitsressourcen. Sie Bildung und Praxis rund um Frauengesundheit, in verbessern die Erreichbarkeit von seriösen Gesund- den Leitfaden einfließen zu lassen und Ihnen nun heits-Informationen. Mit frauengerechten Veran- zur Verfügung zu stellen. staltungen in Ihrer „Gesunden Gemeinde“ erhöhen Sie die g esundheitliche Chancengerechtigkeit für Sie setzen bereits vielfältige Veranstaltungen als Frauen. „Gesunde Gemeinde“ für Ihre Bürgerinnen und Mag.a Regina Steinhauser Geschäftsführerin Frauengesundheitszentrum Kärnten
Wie ist der Leitfaden zu verwenden? Mit diesem Leitfaden wollen wir Sie, die A rbeits- tionsplans Frauengesundheit. Darüber hinaus ent- kreisleiterInnen der „Gesunden G emeinden“, bei spricht er auch den 15 Qualitätskriterien für Gute der Planung und Durchführung von frauengerechten Gesundheitsinformation Österreich. gesundheitsfördernden Veranstaltungsangeboten unterstützen. Mittels Grundlagen und einer Check- Im ersten Teil des Leitfadens wird erläutert, was liste wird Ihr Blick auf Frauengesundheit in ihrer Viel- sich hinter Ausdrücken wie „Gesundheitsbe- falt geschärft. Dadurch können Nutzerinnen dieser griff“, „Gesundheitsförderung“, „gesundheitliche Angebote in ihren unterschiedlichen Gesundheits- Chancengerechtigkeit“, „Frauengesundheit“ oder bedürfnissen wahrgenommen, in ihrer Gesundheit „Gendermedizin“2 verbirgt. gestärkt und in ihrer Gesundheitskompetenz geför- dert werden. Im zweiten Teil erwartet Sie eine Checkliste: Diese Insofern unterstützt dieser Leitfaden mehrere Ge- unterstützt Sie mit konkreten Fragen und Beispielen sundheitsziele Österreichs und Kärntens1 sowie dabei, Ihre gesundheitsförderliche Veranstaltung ausgewählte Wirkungsziele des bundesweiten Ak- frauengerecht zu planen und durchzuführen. Grundlagen G esu n dh ei t sfö rde rung und Ge s undh ei ts beg r i ff Gesundheitsförderung, wie sie auch von der Welt- Die Verhütung beziehungsweise die Vorbeugung gesundheitsorganisation (WHO) verstanden wird, von Krankheiten und Erkrankungsrisiken hingegen zielt darauf ab, Potenziale und Ressourcen von Men- ist Gegenstand von Maßnahmen der Prävention. schen zu stärken und diese dabei zu ermächtigen, Dieser Leitfaden unterstützt unter anderem das Ge- ihre Lebenssituationen förderlicher für Gesundheit sundheitsziel 3 „Die Gesundheitskompetenz (Health und Wohlergehen zu gestalten. Im Fokus steht die Literacy) der Bevölkerung stärken“. Dabei geht es Erhaltung von Gesundheit (= „Salutogenese“), und auch darum, Bevölkerungsgruppen in ihrer Rolle als nicht, wie Krankheiten vermieden werden können. NutzerInnen des Gesundheitssystems zu stützen Gesundheitsförderung hat keinen Krankheits- oder (PatientInnen-Souveränität). Daher ist es sinnvoll, Risikobezug. Die Leitfrage lautet: Welches Verhalten frauengerechte, gesundheitsförderliche Veranstal- und welche Verhältnisse – damit sind nichtkrankma- tungen zu Themen der G esundheitsförderung chende Lebenswelten (Settings) gemeint – halten (Bewegungsangebot, Koch-Workshop) wie auch gesund? zu solchen der Prävention (Stressbewältigung, Impfen, Krebsfrüherkennungsmethoden) in „Gesun- Empfehlung aus der Praxis den Gemeinden“ anzubieten. Im Rahmen Ihrer Veranstaltungsangebote können die Gesundheits- ressourcen durch die Einleitung persönlicher Veränderungsprozesse, Gesundheit und Krankheiten sind nicht geschlechts- etwa durch eine Änderung des Lebensstils, gestärkt werden. So kön- neutral. Einerseits unterscheiden sich Frauen und nen zum Beispiel Vorträge zur psychischen Gesundheit ein positives Männer3 etwa in genetischen und biologischen Selbstwertgefühl fördern oder ein Bewegungsprogramm ein stabile- res Immunsystem unterstützen. Gemeinschaftliche Aktivitäten sind Merkmalen. Andererseits spielen die sozialen und darüber hinaus ein bewährtes Mittel, etwaige soziale Isolation und ökonomischen Arbeits- und Lebensbedingun- Einsamkeit zu durchbrechen. gen eine wichtige Rolle, ob und wie Frauen und Männer gesund bleiben können oder krank wer- 1 Angaben zu Quellen im Internet sowie verwendeter Literatur finden sich im 3 Aussagen über das dritte Geschlecht können aufgrund fehlender valider Anhang. wissenschaftlicher Untersuchungen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit aktuell noch nicht vorgenommen w erden. Daher beschränken wir uns auf 2 In der englischen Sprache gibt es zwei unterschiedliche Begriffe für Ge- jene zwischen dem weiblichen und männlichen G eschlecht, in der Hoffnung, schlecht: „sex“ steht für das biologische, „gender“ für das soziale Geschlecht. zukünftig auch das dritte Geschlecht einbeziehen zu können.
Grundlagen den. Hier sind auch regionale und ökologische Fak- Daher gilt es, die Chancen auf Gesundheit für alle toren mitzuberücksichtigen. Darüber hinaus zeigen Menschen zu erhöhen und Ungleichheiten, ver- sich auch im Umgang mit gesundheitlichen Be- ursacht zum Beispiel durch geringe Einkommen, einträchtigungen und Erkrankungen deutliche ge- schlechtsspezifische Unterschiede. Dieser Leitfaden In der Ottawa-Charta für Gesundheitsförderung defi- basiert also auf einem g eschlechterdifferenzierenden niert die WHO bereits 1986: „Gesundheitsförderung i Gesundheitsverständnis. zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu er- Außerdem gehen wir von einem ganzheitlichen möglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit Gesundheitsbegriff aus: Gesund zu bleiben oder zu befähigen.“ krank zu werden hängt von körperlichen, psychi- schen sowie sozialen Aspekten ab. Wichtig hier- medizinische Unterversorgung in abgelegeneren bei ist, dass all diese Aspekte relevant und in ihrem Regionen oder Sprachbarrieren, durch umfassende Zusammenspiel zu berücksichtigen sind. So etwa Gesundheitsförderung zu verringern. Auch in den ist das Gesundheitsrisiko höher, wenn Frauen und Gesundheitszielen Österreichs ist die Förderung von Männer in finanziell prekären Situationen leben, die Chancengleichheit als Grundprinzip definiert: „Förde- sie psychisch belastend empfinden und die ihnen rung von Chancengleichheit, d. h. Berücksichtigung kaum ermöglichen, gesundheitsförderliche Ange- der Reduktion von gesundheitlichen und sozialen bote (wie etwa Stressbewältigungskurse oder auch Ungleichheiten als durchgängige Anforderung.“ gesunde Ernährung) in Anspruch zu nehmen. Das folgende Schaubild illustriert die individuellen, sozialen und gesellschaftlichen Faktoren, welche in ihrer Verknüpfung die gesundheitliche Situation beeinflussen. t u re l l e u n d ö nom ische, kul kolo öko gisc o he ozi Gesetz- s Handel Be din ine gebung e gu em nd Arbeitsbedingu ng lg ns- u nge en Al Le b e Arbeits- n Arbeits- losigkeit Wohnen Umwelt- umfeld schutz schaftliche nd gemein Net le u zw erk zia Gehalts- politik So e eller Lebens ividu Nachbarschaft Freundeskreis Wasser & stil Bildung Familie Ind Gemeinde Hygiene Ernährung Bewegung echt und E s chl rb Ge a Krieg Wirtschaft nl , ag er Alt en Gesund- Rauchen & sichere Agrarkultur & heitsdienst- Alkohol Sexualität Lebensmittel- leistungen produktion © Frauengesundheitszentrum Kärnten: Was beeinflusst Frauengesundheit? in Anlehnung an: Dahlgren, Göran; Whitehead, Margaret: Policies and strategies to promote social equity in health. Stockholm. 1991.
Grundlagen Fr au en g esund he i t Lebensbedingungen zu beachten. So etwa stellen Benachteiligungen in wirtschaftlicher und beruflicher Ein frauengerechter Ansatz in der Gesundheits- Hinsicht eine Gefahr für die Gesundheit von Frauen förderung trägt zur Förderung gesundheitlicher dar. Frauen verdienen durchschnittlich weniger als Chancengerechtigkeit für Frauen bei. Männer, was auch zu deutlich geringeren Pensionen So haben etwa Frauen in Kärnten mit durchschnitt- von Frauen führt. Viele ältere Frauen sind daher von lich 84 Lebensjahren zwar eine um fünf Jahre h öhere Armutsgefährdung bedroht. Armutsgefährdung kann Lebenserwartung als Männer, verbringen jedoch vielfach mit prekären Lebens- und Wohnverhältnis- mehr Jahre mit chronischen Krankheiten und funk- sen, Isolation, mangelhafter Ernährung und schlech- tionalen Beeinträchtigungen, zum Beispiel Rücken- terer Gesundheitsversorgung einhergehen. Zugleich und Nackenschmerzen, Arthrose, Seh-, Hör- und verrichten Frauen einen Großteil der unbezahlten Gehbeeinträchtigungen. Kärntnerinnen e rkranken Sorge- und Pflegearbeit, was zu einer deutlichen häufiger an Krebs als Kärntner und versterben Mehrfachbelastung beiträgt. Die COVID-19-Krise zudem häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat dies nochmals sehr sichtbar gemacht. Aber auch (betrifft Frauen unter 60 Jahren beziehungsweise ein Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung ist unter 70 Jahren).4 Auch leiden Frauen in Kärnten tendenziell krankmachend. häufiger an Depression (insbesondere ab 30 Jahren) und sind öfter und länger aufgrund psychischer Die Förderung von Frauengesundheit beinhaltet Erkrankungen im Krankenstand. demnach Maßnahmen, die auf Verhaltensänderun- Andererseits pflegen Kärntnerinnen (bis 59 Jahre) gen einzelner Frauen abzielen (etwa Förderung von einen gesünderen Lebensstil hinsichtlich Ernährung, Bewegung, Änderung des Essverhaltens, A bge- Alkohol und Nikotin und sind weniger häufig von Blut- wöhnen von Rauchen). Mindestens so wichtig sind hochdruck und Übergewicht betroffen als Kärntner jedoch auch Maßnahmen, die eine Verbesserung Männer; Kärntnerinnen gehen aber auch seltener als der sozialen und ökonomischen Lebensbedingun- empfohlen gesundheitswirksamer Bewegung nach. gen von Frauen bewirken. Solche Maßnahmen sind etwa der flächendeckende Ausbau von qualitätsvol- len Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtungen, Empfehlung aus der Praxis die eine Vereinbarkeit zwischen v ollzeitiger Berufs- Wir laden Sie herzlich ein, eigene Bilder über Frauen und Männer tätigkeit und privaten Erfordernissen ermöglichen. zu hinterfragen, Rollenstereotype zu durchbrechen, sich also auf Weiters könnten durch gesetzliche Maßnahmen Reflexionsprozesse einzulassen. oder Vereinbarungen der SozialpartnerInnen jene Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt wer- den, höher bewertet und damit auch höher entlohnt In Anbetracht der geschlechtsspezifischen Unter- werden: Einkommensunterschiede zwischen Frauen schiede unterstreicht der Aktionsplan F rauen- und Männern würden somit abgebaut, und die gesundheit, dass „Genderaspekte in der Ge- Armutsgefährdung, etwa bei Alleinerziehenden sundheitsforschung und Planung sowie in der und besonders bei Frauen im Alter, würde d eutlich Gesundheitsförderung, Krankenversorgung und reduziert. Alle diese Maßnahmen, ob verhaltens- Rehabilitation mitberücksichtigt werden“ müssen. oder verhältnisorientiert, sollten mit Bewusst- Dies ist eine Grundbedingung für die Realisierung seinsbildung und Stärkung von Frauen begleitet gesundheitsbezogener Chancengleichheit. werden, um tendenziell krankmachende traditionel- Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind le Rollenzuschreibungen durchbrechen zu können jedoch auch bei sozioökonomischen Faktoren und (Empowerment). Siehe Kärntner Gesundheitsbericht 2016 (Griebler et al. 2017, 197f.). 4
Grundlagen Zu bedenken ist, dass Frauen – ebenso wie Männer – Zu den Lebensphasen keine einheitliche Gruppe bilden. Sie unterscheiden Jede Lebensphase zeichnet sich durch unterschied- sich hinsichtlich ihrer Lebenslagen, der Lebensphasen liche Herausforderungen sowie kritische Momente sowie der Lebensformen. Dies bei gesundheitsförder- aus. Bei jüngeren und jungen Frauen steht oftmals lichen Angeboten zu berücksichtigen, ist ein wesent- die Ausbildung im Vordergrund. Bei Frauen im Alter licher Erfolgsfaktor. zwischen 30 bis 40 Jahren kommt viel zusammen: Frauen zwischen 30 und 40 Jahren stehen vor der Zu den Lebenslagen großen Herausforderung, die Balance zwischen Unter dem Begriff der „Lebenslagen“ lassen sich viele Familiengründung und beruflicher Entwicklung zu unterschiedliche Aspekte zusammenfassen, die das finden. In den Wechseljahren erleben Frauen das Alltagsleben von Menschen beeinflussen und prägen Ausziehen der Kinder, zugleich kann die Phase der und daher auch für die Gesundheit relevant sind. Ein Pflege von Angehörigen beginnen. Für berufliche Aspekt etwa betrifft das Wohnen: Der Wohnort kann Tätigkeiten bleibt da oftmals wenig Zeit, obwohl eher im städtischen Raum liegen oder in alpinen, länd- gerade dies für ein besseres Pensionseinkommen lichen Regionen. Manche wurden in dem Dorf gebo- für viele Frauen wichtig wäre. Schließlich eröffnen ren, wo sie jetzt noch leben; a ndere kommen von sich mit dem Pensionsantritt neue Chancen, wie- weiter her, eventuell auch aus einer anderen Kultur. der mehr Zeit für sich zu haben. Zugleich kann es Ein anderer Aspekt betrifft die berufliche Situation: herausfordernd sein, auf einmal den ganzen Tag mit Frauen haben unterschiedliche Berufe erlernt, dem Partner oder der Partnerin zu verbringen oder arbeiten Vollzeit oder Teilzeit, sind als Einzelperso- eben ganz allein, ohne berufliche Kontakte zu leben. nen selbstständig, haben ein größeres Unternehmen Mit dem Älterwerden können dann gesundheitliche oder sind als Hausfrauen tätig oder schon in Pension. Einschränkungen zunehmen, die auch das soziale Manche haben ein gutes finanzielles Auskommen, Leben, etwa FreundInnen zu treffen oder Wanderun- andere müssen jeden Euro dreimal umdrehen. Auch gen zu machen, behindern. die Berücksichtigung der jeweiligen g esundheitlichen Situation ist zu bedenken; dabei sind etwa chronische Gendermedizin Erkrankungen ebenso bedeutsam wie verschiedene Gendermedizin ist ein neues Fachgebiet der Medizin i Formen von Beeinträchtigungen. Schließlich ist auch und erforscht biologische, soziale und psychologische noch relevant, wen Frauen lieben und wie diese Be- Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Ihr Ziel ist ziehungen gelebt werden können. die geschlechtsspezifische Erforschung von G esundheit und Krankheiten, eine frauen- bzw. m ännergerechte optimierte Vers orgung (D iagnose, Therapien, Betreu- Zu den Lebensformen ung, Prävention et cetera) sowie eine entsprechend Diese wurden im Verlauf der letzten 20, 30 Jahre informierte geschlechtergerechte Gesundheitspolitik. viel bunter. Da gibt es Frauen, die mit ihren Part- So wurden zum Beispiel Medikamente jahrzehnte- nern – verheiratet oder in einer Lebensgemein- lang nur an Männern getestet und mussten für Frauen schaft – leben, dies mit Kindern oder ohne; andere nachgetestet werden. Herzinfarkt ist keine Männer- Frauen leben mit Partnerinnen, ebenfalls mit Kindern sache – kardiologische Diagnostik und Therapien oder ohne; dann gibt es die sogenannten „Patch- mussten für Frauen erst angepasst werden. Anderer- seits ist Osteoporose keine Frauensache, sie betrifft workfamilien“, in denen Frauen mit Part nerInnen auch Männer – umfassendes Wissen zu Frauen- und und Kindern leben, die teilweise eigene, teilweise Männergesundheit ermöglicht individuelle Vorbeugung jene der PartnerInnen sind; besonderes Augenmerk und Früherkennung von Erkrankungen. ist weiters den Alleinerziehenden beizumessen. Weitere Schwerpunkte der Gendermedizin sind unter Aber auch alleinlebende Frauen sind im Blick zu anderem Autoimmunkrankheiten, psychische Erkran- haben, nicht zu selten ist hier die Gefahr der Verein- kungen, Suchtverhalten, aber auch postoperative samung gegeben, dies vor allem in höherem Alter. Betreuung von Menschen mit Krebserkrankung und immer auch Gesundheitsförderung.
Grundlagen Fazit: Geschlechter- und Chancengerechtig- wie Problemen und Herausforderungen einher, prägen keit in der Gesundheitsförderung deren Erwartungen an gesundheitsförderliche Ange- bote und beeinflussen ihre Möglichkeiten des Zugangs Zu bedenken ist: Die diversen Lebenssituationen der und der Erreichbarkeit derselben. All diese Unterschie- Frauen in Kärnten gehen mit unterschiedlichen Be- de sind bei der Planung und Durchführung von ge- dürfnissen, Interessen, Fähigkeiten, Kompetenzen so- sundheitsförderlichen Angeboten zu berücksichtigen. Checkliste für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltungen in den „Gesunden Gemeinden“ Kärntens Wie funktioniert die Checkliste? Sie haben sich dafür entschieden, Frauengesundheit in Ihrer Gemeinde zu fördern und als wichtiges Thema sichtbar zu machen. Die Checkliste hilft Ihnen bei der Planung und Umsetzung Ihrer nächsten Frauengesundheitsveranstaltung – unabhängig davon, ob es sich um einen Vortrag, einen einmaligen Workshop oder einen Bewegungskurs mit mehreren Terminen handelt. Die Checkliste begleitet 1 Vorbereitung: Sie durch die wesentlichen Themenfindung und Konkretisierung der Zielgruppen Schritte in der O rganisation 2 Planung und Umsetzung: Auswahl der TrainerInnen, Ihrer Frauengesundheits Gestaltung der Rahmenbedingungen (Fixierung Ort oder veranstaltung: Termine der Veranstaltung) und Bewerbung 3 Feedback und Reflexion: Zufriedenheit der Teilnehmerinnen Bitte achten Sie darauf, dass Ihre Veranstaltungen unter Einhaltung der jeweils geltenden COVID-19-Hygienevorschriften ! und Verordnungen für Veranstaltungen geplant und abgehalten werden. Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz5. 1 Vorbereitung: Warum will ich das Thema „Frauengesundheit“ aufgreifen? Mit der Beantwortung dieser Frage konkretisieren Sie Ihre Motivation und Ihre Zielvorstellung für die Veranstaltung. konkreter Bedarf oder Versorgungslücke in der Gemeinde aktuelles Gesundheitsthema, bei dem Bürgerinnen Unterstützung und Information brauchen Beschluss des Arbeitskreises Ihrer „Gesunden Gemeinde“. Aufgreifen einer Handlungsempfehlung aus Gesundheitsprogrammen oder Gesundheits- strategien (zum Beispiel Gesundheitsziele Österreich, Aktionsplan Frauen- gesundheit) anderer Grund, wie zum Beispiel persönliches Interesse, Erfahrung, „Herzensangelegenheit“ 5 https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Neuartiges-Coronavirus-(2019-nCov).html
Checkliste 1 Vorbereitung: Welche Frauengruppen möchte ich mit der Veranstaltung erreichen? (Mehrfachnennungen möglich) Diese Frage unterstützt Sie, die Zielgruppe für Ihre Veranstaltung ge- nauer zu fassen, damit Sie die Planung und Umsetzung passgenau (zielgruppenspezifisch) ausrichten können. alle Frauen junge Frauen Frauen im mittleren Erwachsenenalter Frauen in den Wechseljahren ältere Frauen alte Frauen Frauen in herausfordernden Lebenssituationen, wie zum Beispiel: Alleinerzieherinnen Frauen, die Angehörige pflegen Frauen mit sehr niedrigem Einkommen (Armutsgrenze, Armutsgefährdung trotz Erwerbsarbeit) Frauen in Arbeitslosigkeit Frauen mit chronischen Erkrankungen Frauen mit psychischen Erkrankungen Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen Frauen mit eingeschränkter Mobilität Frauen in systemrelevanten Berufen (etwa 24-Stunden- Betreuerinnen, Frauen in Gesundheits- und Pflegeberufen, Frauen in Reinigungsberufen, Verkäuferinnen) Frauen in ländlichen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer erreichbaren Gemeinden schwangere Frauen Frauen mit Kindern alleinlebende Frauen lesbische Frauen Frauen mit Migrationshintergrund/mit anderer Erstsprache als Deutsch
Checkliste für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltungen in den „Gesunden Gemeinden“ Kärntens 1 Vorbereitung: Welches Frauengesundheitsthema möchte ich mit der Veran- staltung aufgreifen? Dem Konzept von Gesundheitsförderung folgend können Sie bei der Themenwahl Ihrer Veranstaltung sowohl auf gesundheitsförderliche Verhaltensänderungen („Lebensstil“, zum Beispiel gesundes Ess- verhalten) abzielen als auch Rahmenbedingungen für Gesundheit („ Verhältnisse“, zum Beispiel Selbstbehalte und Kostenbeiträge für Gesundheitsleistungen) ansprechen. Das Thema „Frauengesundheit“ ist so vielfältig, wie es die Einflussfak- toren auf Gesundheit (Determinanten) und Frauen beziehungsweise Frauengruppen selbst sind. Um diese Vielfalt zu illustrieren, haben wir eine breite Palette an möglichen Frauengesundheitsthemen zusam- mengestellt.6 Zu Ihrer Orientierung sind diese Themen jeweils einem der vier Be- reiche für gesundheitsförderliche Maßnahmen zugeordnet, die Ihnen bereits vom Gesundheitsland Kärnten vertraut sind: Ernährung, Bewe- gung und körperliche Gesundheit, Sicherheit und soziales Wohlbefin- den sowie seelisches Wohlbefinden. Die Auswahlmöglichkeiten sind als Anregungen zu verstehen, eine vollständige Aufzählung aller Frauen- gesundheitsthemen ist nicht das Ziel. Wie Sie sehen werden, können einzelne Themenvorschläge mehreren Bereichen zugeordnet werden. Das hängt von der Schwerpunktsetzung Ihrer Veranstaltung ab. Die Auswahl der Themenstellungen und Festlegung der Zielgruppen hat we- sentliche Auswirkungen auf die folgende Planung der Veranstaltungen. 6 Die Themenvorschläge entstammen den Gesundheitszielen Österreich, dem Aktionsplan Frauengesundheit, dem Kärntner Gesundheitsbericht und dem Gender-Gesundheitsbericht, Schwerpunkt Gesundheit am Bei- spiel Depression und Suizid (siehe Literatur- und Quellenangaben im Anhang).
Checkliste Ernährung Bewegung und körperliche Ernährung in unterschiedlichen Gesundheit Lebensphasen Schwimmen, Laufen, Nordic Walking, Radfahren, Tanz gesundes Essverhalten Beweglichkeit und Mobilität im Alter Nahrungsergänzungsmittel Zyklus, Fruchtbarkeit gesundheitskompetentes Konsum- verhalten gynäkologische Erkrankungen und Operationen Lebensmittelkennzeichnung und Gesundheitskompetenz Beckenboden Obst und Gemüse regional und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, saisonal: Anbau, Verwendung Herzinfarkt Allergien und Unverträglichkeiten Blasenschwäche ernährungsassoziierte Erkrankungen Osteoporose und Begleiterkrankungen (etwa Adipositas, Bluthochdruck, Atherosklerose, metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus Typ 2) Ernährung bei unterschiedlichen Erkrankungen Sicherheit und soziales Wohl- (etwa der Schilddrüse oder bei Neurodermitis) befinden barrierefreie Gesundheitsinformationen Hochgewicht, Niedriggewicht Selbstbehalte und Kostenbeiträge für Gesundheitsleistungen Krebsfrüherkennungsmethoden Seelisches Wohlbefinden Unfälle im Haushalt, Stolperfallen, Stress und Entspannung Sturzprävention Mehrfachbelastung und Entlastung sicher unterwegs: Auto, E-Bike, zu Fuß Frauenbilder, Geschlechterrollen ungeplante Schwangerschaft, E mpfängnis- Empowerment/(Selbst-)Ermächtigung verhütung Lust und Sexualität soziale Isolation, Einsamkeit sexuelle Identitäten Trennungen und Trauerprozesse Essstörungen bezahlte und unbezahlte Fürsorgearbeit, Einkommensunterschiede, Armut Schlafstörungen und Erschöpfung Gewalt gegen Frauen, Fluchterfahrung, Depression und Angsterkrankung Diskriminierung, Selbstverteidigung Abhängigkeiten (etwa Medikamente) und Suchterkrankungen
Checkliste für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltungen in den „Gesunden Gemeinden“ Kärntens In der Planungsphase werden Vortragende und gerechte Zugangsmöglich keiten zu schaffen und TrainerInnen ausgewählt, Veranstaltungsorte, auf die Erfordernisse von den vorab konkretisier- Termine und Kosten der Veranstaltung fixiert so- ten Zielgruppen wie Tageszeit, barrierefreie Räume, wie die Bewerbung für die Veranstaltung gestartet. Kinderbetreuung et cetera Rücksicht zu nehmen. Nun geht es darum, die passenden Vortragenden Die folgenden F ragen und Auswahlmöglichkeiten für Ihre Gesundheitsveranstaltung zu finden, frauen- sollen dabei behilflich sein. 2 Planung und Umsetzung: Worauf muss ich bei der Auswahl von ReferentInnen und TrainerInnen achten? Die ReferentInnen und TrainerInnen sind für das ausgewählte Frauengesund- heitsthema qualifiziert. Die ReferentInnen und TrainerInnen haben Erfahrungen mit dem ausgewählten Veranstaltungsformat (Vortrag, Kurs, Training). Die ReferentInnen und TrainerInnen haben einen Überblick über die Angebote zum jeweiligen Thema in der Gesundheitslandschaft Kärntens. Die ReferentInnen und TrainerInnen benützen eine geschlechtergerechte Sprache in Wort, Schrift und Bild. Die ReferentInnen und TrainerInnen haben einen ganzheitlichen Gesund- heitsbegriff. Was sollte bei der Gestaltung von f rauengerechten R ahmen- bedingungen für die Veranstaltung (Ort, Termine, Kosten) berücksichtigt werden? Der Veranstaltungsort ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Für Frauen mit geringer Mobilität oder aus schwer erreichbaren Wohngegenden werden Mitnahmemöglichkeiten über Nachbarschaftshilfe oder kostenfreie Shuttlebusse organisiert. Beim Veranstaltungsort wird auf barrierefreie Zugänge für Frauen mit ein- geschränkter Mobilität oder Wahrnehmung geachtet, zum Beispiel Rollstuhl- rampen, großer Aufzug, gute Beleuchtung, gute Akustik, adäquate Sitzmög- lichkeiten, Toiletten. Die Veranstaltungen sind zeitlich so geplant, dass sie auch von berufstätigen Frauen oder von Frauen mit Betreuungspflichten wahrgenommen werden können, zum Beispiel Abendveranstaltung für berufstätige Frauen. Bei den Veranstaltungen wird kostenfreie Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltungen sind möglichst kostenfrei besuchbar. Bei Bedarf kann auch ein zweisprachiges Angebot, Dolmetsch und/oder Gebärdensprache angeboten werden.
Checkliste Empfehlung aus der Praxis Gerade in COVID-19-Zeiten ist das Entdecken und Nutzen neuer Veranstaltungsorte wichtig. Parkanlagen und Grünflächen bieten sich für Bewegungs- und Entspannungsangebote an (natürlich witterungsabhängig). Aber auch Kultur- und Freizeitstätten wie Lehmkegelbahnen, Pavillons, Minigolfplätze oder Strand- bäder können für Gesundheitsveranstaltungen in Betracht gezogen werden. Diverse Bewegungs- und Entspannungsprogramme wie Laufen, Nordic Walking, Spazierengehen, Taiji, Yoga et cetera können als Nachbarschaftsprojekte am Abend oder am Morgen in der naheliegenden Parkanlage organisiert werden. 2 Planung und Umsetzung: Wie sieht eine frauengerechte Bewerbung von gesundheitsförder- lichen Veranstaltungen aus? Worauf ist bei der Sprache zu achten? Bei der Bewerbung und Beschreibung Ihrer Gesundheitsveranstaltung werden die vorab konkretisierten Frauen beziehungsweise Frauengrup- pen explizit angesprochen. Die Bewerbung für die Gesundheitsveranstaltung ist g eschlechtergerecht formuliert, zum Beispiel Ansprache als „Teilnehmerinnen“ (statt „Teilnehmer“). In der Bewerbung und Beschreibung Ihrer Gesundheitsveranstaltung wird auf Geschlechterklischees verzichtet; so sind zum Beispiel nicht alle F rauen automatisch Hausfrauen, nicht alle Frauen sind an Kochkursen und Natur- kosmetik, aber nicht an Sport wie Fußball interessiert. In der Bewerbung und Beschreibung Ihrer Gesundheitsveranstaltung wird auf abwertende und diskriminierende Darstellungen in Bild und Schrift verzichtet, zum Beispiel „humoristische“ Darstellung von Frauen mit Hoch- und Niedriggewicht. Sie bewerben Ihre Gesundheitsveranstaltung mit unterschiedlichen Inst- rumenten und an verschiedenen Orten (etwa Aushang im Lebensmittel- geschäft oder im Kindergarten). Sie haben für allfällige Rückfragen Kontaktmöglichkeiten (per Telefon und per E-Mail) in der Veranstaltungsinformation angegeben. So: Ihrer frauengerechten Veranstaltung in der „Gesunden Gemeinde“ steht nun nichts mehr im Wege! Aufgrund der Planung und Vorbereitung haben Sie veranstaltung frauengerecht zu leiten. Auch die in ein für Frauen in ihrer Vielfalt attraktives Frauen- der Veranstaltung verwendeten Unterlagen sind für gesundheitsthema ausgewählt sowie die für dieses die Zielgruppen passend und geschlechtergerecht Thema relevanten Frauenzielgruppen angespro- formuliert. Die Ö rtlichkeiten sind für alle Teilnehme- chen und erreicht. Die TrainerInnen und Referent- rinnen gut zu erreichen, die Zugänglichkeit ist bar- Innen bringen das nötige fachliche und didaktische rierefrei garantiert. Für besondere Wünsche, etwa Know-how mit, um diese Gesundheitsförderungs- Kinderbetreuung, haben Sie vorgesorgt.
Checkliste für frauengerechte gesundheitsförderliche Veranstaltungen in den „Gesunden Gemeinden“ Kärntens Um mehr über Wirkung und Qualität Ihrer Gesund- sönlich (etwa am Ende der Veranstaltung durch die heitsveranstaltungen zu erfahren, können Sie die TrainerInnen oder ReferentInnen) oder schriftlich, zum Teilnehmerinnen, aber auch die ReferentInnen be- Beispiel mit einem kleinen Feedback-Bogen, abgefragt ziehungsweise TrainerInnen um ein kurzes Feedback und dokumentiert werden. bitten. Erfahrungen und Zufriedenheit können per- 2 Feedback und Reflexion: Die Teilnehmerinnen werden schriftlich oder mündlich um ihr Feedback gebeten, zum Beispiel zur Relevanz oder Aktualität der Frauengesundheitsthemen, welchen Nutzen sie durch die Teilnahme hatten, zur Qualität der ReferentInnen oder TrainerInnen, zur geschlechtergerechten Sprache in Wort, Schrift und Bild, zu Veranstaltungsunterlagen und Equipment, zu Ort und Zeit der Veranstaltung (Erreichbarkeit, Ausstattung, Kinderbetreuung), ob mehr Frauengesundheitsveranstaltungen in der Gemeinde erwünscht sind, und wenn ja, zu welchen Themen. Die ReferentInnen oder TrainerInnen werden schriftlich oder mündlich um ihr Feedback gebeten, zum Beispiel zur Qualität des Veranstaltungsortes und dessen Ausstattung, zur Betreuung in der Planungs- und Umsetzungsphase durch die Veranstalterin und gegebenenfalls zu Verbesserungsvorschlägen. Ziel der Veranstaltungsbewertung ist es, gelungene Sportveranstaltungen generell frauen- beziehungs- frauengerechte Veranstaltungen zu wiederholen weise geschlechtergerecht(er) zu gestalten. beziehungsweise weniger gut gelungene in verbes- serter Form weiterzuführen. Selbstverständlich können die Fragen und Hinweise Wir hoffen, Ihnen mit diesem Leitfaden der Checkliste auch dazu dienen, Gesundheits- und Lust auf die Organisation spannender frauengerechter Gesundheitsveranstal- tungen in Ihrer „Gesunden Gemeinde“ zu machen!
Literatur und Quellen Literatur Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Kon- Kolip, Petra/Hurrelmann, Klaus (HgInnen) (2016), Handbuch sumentenschutz (Hg.) (2019), Gender-Gesundheitsbericht, Geschlecht und Gesundheit, Männer und Frauen im Vergleich, Schwerpunkt Psychische Gesundheit am Beispiel Depression 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Bern und Suizid, Ergebnisbericht, Wien Regitz-Zagrosek, Vera/Schmid-Altringer, Stefanie (2020), Criado-Perez, Caroline (2020), Unsichtbare Frauen, Wie eine Gendermedizin: Warum Frauen eine andere Medizin brauchen. von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung igno- Mit Praxistipps zu Vorsorge und Diagnostik, München riert, München Griebler, Robert/Winkler, Petra/Gaiswinkler, Sylvia/Bengough, Theresa/Delcour, Jennifer/Juraszovich, Brigitte/Nowotny, Mo- nika/Pochobradsky, Elisabeth/Schleicher, Barbara/Schmutte- rer, Irene/Wachabauer, David (2017), Kärntner Gesundheits- bericht 2016, Berichtszeitraum 2005–2014, Amt der Kärntner Landesregierung, Klagenfurt Quellen im Internet Aktionsplan Frauengesundheit: https://www.sozialministeri- Gute Gesundheitsinformationen Österreich: https://oepgk.at/ um.at/Themen/Gesundheit/Frauen--und-Gendergesundheit/ gute-gesundheitsinformation-oesterreich/ Aktionsplan-Frauengesundheit.html Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung der WHO (Welt- Fonds Gesundes Österreich – Glossar: https://fgoe.org/glossar gesundheitsorganisation): https://www.euro.who.int/__data/ assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter_G.pdf Gender Medicine an der Medizinischen Universität Innsbruck: https://fgz.i-med.ac.at/ Aktuelle Informationen zu COVID-19-Einschränkungen bezie- hungsweise Vorgaben hinsichtlich Veranstaltungsorganisation: Gender Medicine an der Medizinischen Universität Wien: https://www.meduniwien.ac.at/hp/gender-medicine/ Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Kon- sumentenschutz: https://www.sozialministerium.at/Informatio- Gesundheitsland Kärnten: http://www.gesundheitsland.at/ nen-zum-Coronavirus/Neuartiges-Coronavirus-(2019-nCov). Gesundheitsziele Kärnten: https://www.gesundheitsfonds.at/ html images/downloads/gesundheitsziele_kaernten.pdf Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Gesundheitsziele Österreich: https://gesundheitsziele-oester- Sport: https://www.bmkoes.gv.at/Themen/Corona/Häufig-ge- reich.at/10-ziele/ stellte-Fragen-Sport-Veranstaltungen.html
Frauengesundheit ist unser Thema Das Frauengesundheitszentrum Kärnten unterstützt Frauen bei einem selbstbestimmten, verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Ge- sundheit. Gesundheitsförderung und Prävention sind die A rbeitsfelder. Ver- trauenswürdige Gesundheits- Informationen, regionale Veran- staltungen, Publikationen, Orientierungshilfe, eine Leih-Bibliothek, Expertisen und Fortbildungen für MultiplikatorInnen sowie Gesund- heits-Beratungen sind die Angebote. Höhere Gesundheitskompetenz bei den Anspruchsgruppen und mehr gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Frauen sind die übergeord- neten Ziele des Frauengesundheitszentrum Kärnten. Das Frauengesundheitszentrum Kärnten vertritt die gesundheitlichen Interessen von Frauen in Gremien und übergeordneten Programmen wie dem österreichischen „Aktionsplan Frauengesundheit“. Diese gesellschaftspolitische und feministische Arbeit erfolgt im Hinblick auf die sozialen Determinanten von Gesundheit, insbe- sondere durch das Aufzeigen und Hinterfragen von traditionellen Geschlechtsrollenbildern, Geschlechterverhältnissen und strukturellen Benachteiligungen von Frauen und Mädchen. Respekt für die Individualität und Vielfalt von „Frausein-Wie-Frau- en-Sein-Wollen“ ist ein hoher Wert im Frauengesundheitszentrum Kärnten. Frauengesundheitszentrum Kärnten GmbH Völkendorfer Straße 23 9500 Villach Tel.: 04242 – 53 0 55 fgz.sekretariat@fgz-kaernten.at www.fgz-kaernten.at Gefördert aus Mitteln des: Landes Kärnten und des Sozialministeriums
Dieser Leitfaden unterstützt: • Die Gesundheitsziele Österreich und des Landes Kärnten: 2, 3, 8 und 9 Gesundheitliche Chancengerechtigkeit für alle Menschen in Österreich sicherstellen Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken Gesunde und sichere Bewegung im Alltag fördern Psychosoziale Gesundheit fördern • Den Aktionsplan Frauengesundheit www.gesundheitsland.at
Sie können auch lesen